Rede von Prof. Dr. Max Fuchs in PDF - Unesco
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Eigentlich müsste vor diesem H<strong>in</strong>tergrund die Idee, mit e<strong>in</strong>er solchen Konvention e<strong>in</strong>e<br />
Waffe gegen e<strong>in</strong>e voranschreitende Ökonomie, gegen e<strong>in</strong>e ökonomische Globalisierung<br />
im Kulturbereich zu bekommen, bei den ökonomiekritischen Akteuren <strong>in</strong> der Kulturpolitik<br />
offene Türen e<strong>in</strong>rennen. Das Problem besteht jedoch dar<strong>in</strong>, dass auch die Konvention es<br />
nicht vermeiden kann ihr anti-ökonomisches Anliegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ökonomischen Sprache zu<br />
formulieren. So ist nicht nur ganz selbstverständlich <strong>von</strong> kulturellen „Gütern und<br />
Dienstleistungen“ die <strong>Rede</strong>, was deutschen KünstlerInnen oft schon erhebliche<br />
Akzeptanzprobleme bereitet, sondern es wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anhang e<strong>in</strong>e zwar als<br />
unvollständig charakterisierte, nichtsdestotrotz jedoch sehr umfassende Liste <strong>von</strong><br />
künstlerischen Ausdrucksformen und Angeboten präsentiert, die auf den ersten Blick<br />
ke<strong>in</strong>e Lücken hat. Zwar wird zudem ausdrücklich <strong>in</strong> der Konvention formuliert, dass<br />
Kulturwaren e<strong>in</strong>en Doppelcharakter hätten, nämlich nicht bloß als Waren e<strong>in</strong>en<br />
bestimmten ökonomischen (Tausch-)Wert auszudrücken, sondern dass sie zusätzlich<br />
e<strong>in</strong>en kulturellen Wert hätten, nämlich Träger <strong>von</strong> Kultur-Werten und Identitäten zu se<strong>in</strong>.<br />
Doch ist auch diese Formulierung weniger orig<strong>in</strong>ell und schon gar ke<strong>in</strong> besonderer<br />
Schutz der „Kulturwaren“ vor der ökonomischen Denkweise. Denn spätestens seit Karl<br />
Marx weiß man, dass alle marktfähigen Waren e<strong>in</strong>en Doppelcharakter haben, nämlich<br />
neben e<strong>in</strong>em Tauschwert e<strong>in</strong>en spezifischen Gebrauchswert, der erst die Grundlage<br />
dafür ist, dass man mit ihnen erfolgreich Tauschprozesse durchführen kann. Also selbst<br />
<strong>in</strong> dieser Formulierung, <strong>in</strong> der man die besondere Spezifik der Kunst vermuten könnte,<br />
bewegt man sich auf der ganz banalen Ebene der Politischen Ökonomie.<br />
Man muss also feststellen, dass selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em völkerrechtlichen Instrument, das<br />
ausdrücklich e<strong>in</strong>e Sicherung <strong>von</strong> Kultur ermöglichen soll, dies nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kulturellen,<br />
sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ökonomischen und bestenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er juristischen Sprache geschieht,<br />
so dass man nachempf<strong>in</strong>den kann, wenn dies Kulturakteure – gerade <strong>in</strong> Deutschland –<br />
als Niederlage der Eigenwertigkeit <strong>von</strong> Kunst und Kultur empf<strong>in</strong>den.<br />
5. Wie wenig die grundsätzliche Gefahr für e<strong>in</strong>e nationale Kulturpolitik, die <strong>von</strong> der WTO<br />
und <strong>von</strong> GATS ausgehen, <strong>in</strong> Deutschland bekannt ist, kann man <strong>in</strong> der häufiger<br />
vorgetragenen Annahme erkennen, mit Hilfe der Konvention solle mehr Geld für die<br />
Kultur durch den Staat bereitgestellt werden. Diese Annahme ist verständlich vor dem<br />
H<strong>in</strong>tergrund des erheblichen Engagements der öffentlichen Hand für die Kultur, so wie es<br />
<strong>in</strong> kaum e<strong>in</strong>em andern Staat auf der Welt zu f<strong>in</strong>den ist. Die Tatsache, dass sich die<br />
öffentliche Hand nicht nur aus der Kulturförderung zurückziehen, sondern dies auch noch<br />
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