Rede von Prof. Dr. Max Fuchs in PDF - Unesco
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nicht bloß die Europäische Union se<strong>in</strong>erzeit bei ihrer Diskussion über „Dienstleistungen<br />
<strong>von</strong> allgeme<strong>in</strong>en Interesse“ verwendet hat, sondern mit dem auch <strong>in</strong>sbesondere die<br />
kommunale Ebene ihr (auch kulturelles, aber auch ihr soziales) Engagement beschreibt.<br />
Der zweite Begriff ist der erst <strong>in</strong> jüngster Zeit <strong>in</strong> die Diskussion gebrachte Begriff der<br />
„Grundversorgung“.<br />
Bei beiden Begriffen kann man nunmehr fragen, ob sie als zentrale Trägerbegriffe für<br />
dieses ambitionierte Anliegen dienen können, sowohl e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme, als auch<br />
e<strong>in</strong>en begründeten Forderungskatalog für e<strong>in</strong>e zukünftige Kulturpolitik zu formulieren. Bei<br />
dem Begriff der Dase<strong>in</strong>svorsorge führt e<strong>in</strong>e historische Analyse se<strong>in</strong>er Genese zu e<strong>in</strong>er<br />
Schrift des Verfassungs- und Verwaltungsrechtler Ernst Forsthoff aus dem Jahre 1938,<br />
bei dem die spezifischen historischen Bed<strong>in</strong>gungen des Ersche<strong>in</strong>ungsjahres deutlich<br />
spürbar s<strong>in</strong>d. Trotzdem hat man ihn <strong>in</strong> der Nachkriegszeit wieder aufgegriffen und<br />
verwendet, und dies sowohl <strong>in</strong> der politischen als auch <strong>in</strong> der wissenschaftlichen<br />
Fachsprache (vgl. me<strong>in</strong>en Artikel „Kultur als Dase<strong>in</strong>svorsorge?“ <strong>in</strong> „Politik und Kultur“,<br />
1/04)<br />
Sehr viel mehr Probleme machte das Konzept der „Grundversorgung“, das durchaus als<br />
Schutzbegriff <strong>in</strong> die Diskussion e<strong>in</strong>gebracht worden ist, das aber offenbar <strong>in</strong> weiten Teilen<br />
der kulturpolitischen Akteure falsche Assoziationen auslöste, die etwa <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er –<br />
dann auch noch paternalistisch verantworteten – M<strong>in</strong>imalversorgung auf niedrigem<br />
Niveau gehen. Trotz dieser sprachlichen Probleme hat sich herausgestellt, dass das<br />
Philologische oft nur vordergründig e<strong>in</strong>e Rolle spielte: Im Kern geht es um das <strong>in</strong>haltliche<br />
Problem e<strong>in</strong>er Begründung, warum und wie viel, für wen und zu welchem Preis e<strong>in</strong><br />
Kunst- und Kulturangebot gemacht werden soll.<br />
Wir haben dieses Papier unter dem Titel „Kultur als Dase<strong>in</strong>svorsorge“ <strong>in</strong>zwischen<br />
verabschiedet und veröffentlicht ( www.kulturrat.de)<br />
Schlussbemerkung<br />
Schwierig ist die Diskussion um die Konturkonvention zur kulturellen Vielfalt, weil es natürlich<br />
zwar auch um kulturelle Vielfalt geht, aber <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Grundproblem unsrer Gegenwart diskutiert wird: Das zukünftige Verhältnis zwischen Markt<br />
und Staat. Dies ist schon schwierig auf nationaler Ebene und liegt allen Reformdiskussionen<br />
der letzten zwanzig Jahren zu Grunde. Im Kern geht es dabei um die Zukunft unseres<br />
Sozial- bzw. Wohlfahrtsstaates, also um die Frage, <strong>in</strong> welcher Weise sich der Staat zukünftig<br />
um soziale Gerechtigkeit kümmern will. Auf der Ebene der UNESCO ist diese Diskussion<br />
noch schwieriger, weil sehr verschiedene Traditionen im Verständnis <strong>von</strong> Staat, Gesellschaft<br />
und Wirtschaft <strong>in</strong> dieser <strong>in</strong>ternationalen Staatengeme<strong>in</strong>schaft vorhanden s<strong>in</strong>d. Insbesondere<br />
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