LUDWIG-UHLAND-INSTITUT für Empirische Kulturwissenschaft der ...
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<strong>LUDWIG</strong>-<strong>UHLAND</strong>-<strong>INSTITUT</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Empirische</strong> <strong>Kulturwissenschaft</strong><br />
<strong>der</strong> Universität Tübingen<br />
Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium im Rahmen des ERASMUS-Programms<br />
Caroline Chojnowski<br />
Roskilde Universität<br />
Erfahrungsbericht über den Studienaufenthalt an <strong>der</strong> Roskilde Universität von August 2004 bis Juni<br />
2005.<br />
Gründe <strong>für</strong> meinen Aufenthalt<br />
Ich habe im Wintersemester 2004/2005 und Sommersemester 2005 an dem<br />
Erasmusaustauschprogramm teilgenommen und an <strong>der</strong> Roskilde Universität "International<br />
Communication" studiert.<br />
Durch die persönliche Beratung von Dr. Kaspar Maase habe ich mich aus zwei Gründen <strong>für</strong> den<br />
Aufenthalt an <strong>der</strong> Roskilde Universität entschieden.<br />
Zum einem hat mich <strong>der</strong> Studiengang "International Communication" sehr interessiert. Da ich nach<br />
meinem Studium im Bereich <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit tätig sein möchte, sah ich in diesem Studiengang<br />
eine passende Zusatzqualifikation. Die Tatsache, dass <strong>der</strong> gesamte Studiengang in englischer<br />
Sprache angehalten wird, machte mir meine Entscheidung umso leichter.<br />
Den zweiten entscheidenden Grund an die Roskilde Universität zu gehen, sah ich in dem<br />
Lehrprogramm <strong>der</strong> Uni. Nahezu alle Studiengänge <strong>der</strong> Roskilde Universität sind auf Projektarbeiten<br />
aufgebaut. Dies bedeutete <strong>für</strong> mich auch eine völlig neue Art des Lernens kennen zu lernen, was mich<br />
gleichermaßen neugierig machte und reizte.<br />
Die Struktur <strong>der</strong> Roskilde Universität<br />
Die Roskilde Universität wurde 1972gegründet. Hintergrund war es, eine neue innovative<br />
Bildungsstätte zu gründen, die mit den traditionellen Universitätsstrukturen brechen sollte.<br />
An <strong>der</strong> Roskilde Universität studieren <strong>der</strong>zeit um die 8.000 Studenten. An die 500 Hochschullehrer<br />
und Forscher sind dort beschäftigt sowie 250 Mitarbeiter in <strong>der</strong> Verwaltung und Technik.<br />
Die verschiedenen Fakultäten <strong>der</strong> Uni umfassen Fächer <strong>der</strong> Naturwissenschaften,<br />
Sozialwissenschaften sowie humanistische (geisteswissenschaftliche) Fächer.<br />
Der gesamte Unikomplex liegt etwas außerhalb von Roskilde. Ein mo<strong>der</strong>ner Campus bietet genügend<br />
Raum <strong>für</strong> viele an<strong>der</strong>e Univeranstaltungen und schafft eine angenehme Atmosphäre. Die<br />
verschiedenen Institute und Studentenbüros sowie die Mensa liegen sehr nah beieinan<strong>der</strong> und sind<br />
leicht zu erreichen.<br />
Aufbau <strong>der</strong> Studiengänge im Allgemeinen<br />
Wie bereits erwähnt, bauen die Studienfächer an <strong>der</strong> Roskilde Universität auf Projektarbeiten auf. Den<br />
Hauptteil eines jeden Semesters bildet ein Projekt, das von den Studenten selbst gewählt und<br />
durchgeführt wird. Diese Arbeit glie<strong>der</strong>t sich in drei Elemente. Zu Beginn des Semesters erklären<br />
sowohl die Studenten als auch die Lehrenden unter einan<strong>der</strong> ihre Interessen, und welche Art von<br />
Projekt sie gerne angehen möchten. Daraus werden die sinnvollsten und interessantesten Projekte<br />
gewählt und Gruppen zu den Themen formatiert. Die Durchführung des Projekt liegt von Anfang an in<br />
den Händen <strong>der</strong> Studierenden. Jede Projektgruppe muss allerdings einen Lehrenden zur<br />
Beaufsichtigung und Hilfestellung des Projekts haben. Nachdem die Studenten ihre Vorstellungen und<br />
weiteren Vorhaben sortiert und zu Paper gebracht habe, müssen sie sich sozusagen bei einem <strong>der</strong><br />
zuständigen Lehrer um seine Aufsicht des Projekt bewerben. In <strong>der</strong> folgenden Zeit liegt die<br />
Projektarbeit, neben den andren Seminar- und Vorlesungsveranstaltungen, ganz in den Händen <strong>der</strong><br />
Projektgruppe. Selbstverständlich steht <strong>der</strong> verantwortliche Lehrer immer zu Besprechungen bereit. Er<br />
o<strong>der</strong> sie beurteilt und kritisiert, wenn es den sein muss, die voran schreitende Arbeit etappenweise.<br />
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Den Abschluss bildet eine Verschriftlichung des Projekts, worin sowohl die theoretischen als auch alle<br />
praktischen Untersuchungen zu einem Ergebnis führen sollten. Nach Abgabe <strong>der</strong> Arbeit, die um die<br />
60 bis 80 Seiten umfassen sollte, bleibt den Studierenden bis zu eine Woche um sich auf die<br />
mündliche Prüfung vorzubereiten. Diese wird von dem projektbegleiteten Lehrer sowie einem<br />
auswärtigen Experten abgenommen. Dieser wird von <strong>der</strong> uni selbst ausgesucht und zu <strong>der</strong> Prüfung<br />
geladen. Gegenstand <strong>der</strong> Prüfung ist das Projekt. Allerdings sollte nicht noch einmal das wie<strong>der</strong>holt<br />
werden, was schon in <strong>der</strong> arbeit geschrieben steht, son<strong>der</strong>n neue Ideen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Ergebnisse<br />
diskutiert werden. Auch eigene Kritik an <strong>der</strong> Vorgehensweisen, beispielsweise die Frage ob an<strong>der</strong>e<br />
Forschungsmethoden passen<strong>der</strong> gewesen wären, können Gegenstand des Prüfungsgesprächs sein.<br />
Insgesamt gilt die mündlich Prüfung weniger als eine reine Frage-Antwort Prüfung. Die Prüfer ziehen<br />
es vor, die Studierenden berichten und miteinan<strong>der</strong> über ihre Arbeit sachlich und qualitativ diskutieren<br />
zu lassen. Detaillierte Fragen zur ausgewählten Theorie können müssen aber nicht dran kommen.<br />
Die Projekte "One Country - Two Destination" und "Rhetoric or Reality? Development<br />
Communication".<br />
Während meines Studiums an <strong>der</strong> Roskilde Universität habe ich das Glück gehabt, an zwei<br />
verschieden aufgebauten Semestern in International Communication teilzunehmen. In meinem ersten<br />
Semester, Wintersemester 2004/05, habe ich das so genannte "Workshop Package with Project"<br />
besucht. Mir wurde die Entscheidung selbst überlassen, ob ich lieber an dem Workshop Package mit<br />
einem vergleichsweise klein gehaltenen Projekt o<strong>der</strong> an dem, <strong>für</strong> die Roskilde Uni üblichen, großen<br />
Projekt arbeiten möchte. Ich habe mich <strong>für</strong> das Workshop Package entschieden, da das Semester<br />
straffer organisiert ist und man durch die Workshops und Seminare auch viel neues lernen kann.<br />
Das erste Workshop hieß " Theory and Practice of Netmedia and web Publishing". Es handelte von<br />
den Techniken <strong>der</strong> Websites, ihren Vor- und nachteilen in <strong>der</strong> Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und<br />
den unterschiedlichen Designmöglichkeiten. Was wir zuerst nur auf Papier brachten, durften wir in<br />
kleinen Dreiergruppen später auch mit dem Computer visualisieren. Wir arbeiteten mit dem gängigen<br />
Computerprogramm "Dreamweaver" von Macromedia, mit dem man eigene Websites gestalten kann.<br />
Zum Abschluss des dreiwöchigen Workshops wurde eine Präsentationsnachmittag veranstaltet, wobei<br />
jede einzelne Gruppe ihre Arbeit im großen Hörsaal vorstellen musste. Dies war eine sehr spannende<br />
Aufgabe <strong>für</strong> mich, da ich zuvor noch nie in englischer Sprache und vor so vielen Menschen referiert<br />
hatte. Überhaupt habe ich durch das Workshop mein Wissen in Sachen Webmedien um ein<br />
Vielfaches erweitern können. Dass man in <strong>der</strong> Uni auch mit dem Computer arbeiten musste, war <strong>für</strong><br />
mich eine völlig neue und willkommene Überraschung.<br />
Gleich darauf folgte das zweite Workshop "Theory and Practice of Print Media". Hierbei standen wie<br />
schon <strong>der</strong> Name sagt, die Print Medien im Mittelpunkt. Aber nicht nur das Schreiben knackiger<br />
Zeitungsartikel stand auf dem Programm. Unser Fokus lag vor allem auf <strong>der</strong> äußeren und textlichen<br />
Gestaltung von Infobroschüren. Im Bereich <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit gelten Plakate und Broschüren als<br />
wichtige werkzeuge. Wir konnten haben nicht nur gelernt wie diese anzuwenden sind, son<strong>der</strong>n<br />
darüber hinaus, wie man sie selbst gestaltet und produziert. Von <strong>der</strong> richtigen Farbmischung bis hin zu<br />
eigenen Forschung über unsere Zielgruppe, alles konnten und mussten wir auch selbst erarbeiten. Ich<br />
habe mit an<strong>der</strong>en zusammen eine Infobroschüre <strong>für</strong> dänische Studenten, die im Ausland studieren<br />
möchten, konzipiert. Heraus kam eine Broschüre mit dem Aussehen eines dänischen Reisepasses,<br />
worin viele Tipps und Ratschläge standen, wie man seinen Auslandsaufenthalt planen soll. Daneben<br />
haben wir noch drei verschiedene Plakate gestaltet, mit denen wir die Studenten zu einem<br />
Auslandsstudium motivieren wollten.<br />
Im dritten Teil des Semesters widmeten wir uns unseren Projekten, <strong>für</strong> die wir noch rund zwei Monate<br />
Zeit hatten. Ich habe zusammen mit drei an<strong>der</strong>en dänischen Studentinnen an dem Projekt einer<br />
Zielgruppenanalyse über junge Reisende in <strong>der</strong> Öresund Region gearbeitet. Entscheidendes Kriterium<br />
<strong>für</strong> das Projekt war die Frage, ob es ein Kommunikationsproblem zwischen den reisenden und ihrem<br />
Reiseziel, in diesem Fall <strong>der</strong> Öresund Region, gibt. Durch Focus Groups Interviews mit internationalen<br />
Studenten und jungen Backpackern in drei verschiedenen Jugendherbergen haben wir feststellen<br />
können, dass <strong>der</strong> Wunsch nach mehr Information über die Region besteht. Während die Städte<br />
Kopenhagen und Malmö jeweils sehr gute aber eigene separate Infobroschüren herausgeben, fehlen<br />
gemeinsame Informationen über die Region als ein Urlaubziel. Unsrer empirische Forschung<br />
untermauerten wir mit einem Theorieteil, wobei wir den Schwerpunkt auf Forschungen und Analysen<br />
postmo<strong>der</strong>ner Gesellschaften und europäischer Städte legten.<br />
Zu meinem Erstaunen gelang die Verständigung in <strong>der</strong> Arbeitsgruppe auf englisch problemlos.<br />
Obwohl meine Kommilitoninnen Däninnen waren, sprachen sie in <strong>der</strong> Gruppe ausnahmslos englisch.<br />
Nur manchmal, wenn ich es wollte, versuchten wir ein wenig dänisch zu sprechen, damit ich es auch<br />
etwas lernen konnte. Dementsprechend gut war auch unsere Zusammenarbeit. Wir haben nicht nur in<br />
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<strong>der</strong> Uni, son<strong>der</strong>n uns auch abwechselnd zum arbeiten in unseren Wohnungen getroffen, was die<br />
Atmosphäre zwischen uns noch mehr auflockerte und Freundschaften entstehen ließ.<br />
Die schriftliche Arbeit sowie die mündliche Prüfung verliefen <strong>für</strong> uns alle erfolgreich. Die Prüfer<br />
können, wenn es denn nötig erscheint, Einzelnoten verteilen, obwohl die Studenten immer nur in <strong>der</strong><br />
Gruppe geprüft werden Da bei uns glücklicher weise eine rege Diskussion entstand, und niemand von<br />
uns mehrmals aufgefor<strong>der</strong>t werden musste, etwas zu sagen, bekamen wir alle 10 Punkte, was ein<br />
"sehr gut" bedeutet.<br />
Nicht nur wegen <strong>der</strong> entspannten Arbeitsweise in <strong>der</strong> Gruppe, habe ich mein erstes Projekt als sehr<br />
angenehm und lehrreich empfunden. Ich habe nicht nur durch meine eigene Arbeit zu dem Projekt,<br />
son<strong>der</strong>n auch durch den ständigen Austausch mit den an<strong>der</strong>en sehr viel gelernt. Zu wissen dass man<br />
gemeinsam an etwas arbeitet, hilft auch dabei sich große Mühe zu geben. Man trägt nicht nur die<br />
Verantwortung <strong>für</strong> sich selbst, son<strong>der</strong>n muss seine Arbeit und Überlegungen dazu ständig vor<br />
an<strong>der</strong>en präsentieren, die Ratschläge aber auch Kritik nicht scheuen.<br />
In meinem zweiten Semester stand das große Projekt auf dem Semesterplan. Sehr zu meinem<br />
Bedauern rutschte ich bei <strong>der</strong> Suche nach einem geeigneten Projekt <strong>für</strong> International Communication<br />
in eine Gruppe internationaler Studenten. Zwei Kanadier und ich nahmen uns vor, eine Fallstudie über<br />
die Kommunikationsstrategien einer dänischer Hilfsorganisation zu machen. Dieses Projekt erwies<br />
sich als außerordentlich interessant, zumal wir nebenbei noch einen Kurs hatten, <strong>der</strong> über dieses<br />
Thema handelte. Insgesamt hatten wir neben unserer Projektarbeit noch drei weitere Kurse, zu denen<br />
wir auch schriftliche Arbeiten abgeben mussten. "Globalisation, Development and Strategic<br />
Communication" hieß <strong>der</strong> Kurs, bei dem es zum Teil auch um die Kommunikation von<br />
Hilfsorganisationen ging. Beson<strong>der</strong>s interessant war <strong>der</strong> darin enthaltene Besuch im UN-Gebäude in<br />
Kopenhagen. Unsere Lehrer hatte dort einen Vortagraum organisiert und Vertreter verschiedener<br />
dänischer Organisationen eingeladen, die Vorträge über ihre Arbeit und Kommunikationsweisen<br />
hielten. Der zweite Kurz ging in eine völlig an<strong>der</strong>e, aber auch durchaus interessante Richtung.<br />
"Buzzwords and trends in organizational Marketing Communication", so hieß <strong>der</strong> Kurs, bei dem wir mit<br />
zwei Lehrer, einem von <strong>der</strong> Roskilde uni und einem von <strong>der</strong> Copenhagen Business School über<br />
Marketing- strategien diskutierten. Ein eigenständiger Vortrag zu beginn des Kurses sowie ein Essay<br />
über ein behandeltes Thema, waren Pflicht <strong>für</strong> jeden. Im dritten Kurs " Communication in Theory and<br />
Practice" lernten wir eine Menge über die Kommunikationstheorien im allgemeinen, <strong>der</strong>en historischer<br />
Verlauf und Zukunft.<br />
Doch nun zurück zu dem schon bereits erwähnten Projekt. Während ich meine Kurse besuchte,<br />
arbeiten wir auch an unserem Projekt. Wir hatten uns die dänische Hilfsorganisation "Ibis" <strong>für</strong> unsere<br />
Fallstudie ausgesucht. Dazu mussten wir selbst diese Organisation kennen lernen und ein Porträt<br />
über sie erstellen. Unser Projekt basierte, nicht wie in meinem ersten, weniger auf eigene empirische<br />
Daten, son<strong>der</strong>n auf Theorien. Wir arbeiten vornehmlich mit den gängigen Kommunikationstheorien.<br />
Diffusion of Innovation (top down), Participatory Communication (bottom up) und Multiplicity Paradigm<br />
( ein Mix aus beiden vorher genannten), das waren die Theorien mit denen wir uns beschäftigten.<br />
Nachdem wir uns auch mit <strong>der</strong> aktuellen Arbeit von Ibis beschäftigt hatten, galt unser Interesse vor<br />
allem einem Hilfsprojekt in Mozambique, dem MIRAC - Media in rural Community Development and<br />
Civil society Empowerment. Dieses Projekt war <strong>für</strong> uns als Kommunikationswissenschaftler sehr<br />
interessant, da Ibis darin selbst mit Kommunikation als Entwicklungselement arbeitet. Der Aufbau<br />
mehrer Radiostationen, die von den Einheimischen selbst betrieben werden sollen, gehörte zu dem<br />
Projekt. Unser Ziel war es die Arbeit von Ibis auf die aktuellen Kommunikationstheorien hin zu<br />
analysieren und heraus zu finden, wie die Organisation vorgeht. Dazu überließen uns die Mitarbeiter<br />
von Ibis den Kommunikationsplan von MIRAC. Der über hun<strong>der</strong>t Seiten lange Projektplan gab uns<br />
einen genauen Einblick in die Intention, Ziele und Methoden des Projekts.<br />
Was in unserem Projekt lei<strong>der</strong> zu kurz kam, war dieses mal die empirische Forschung. Wir wollten<br />
durch Interviews mit den Verantwortlichen noch mehr über den aktuellen Stand des Projekts und auch<br />
ihrer persönlichen Betrachtung erfahren. Allerdings stand keiner <strong>der</strong> Projektmitarbeiter zur Verfügung,<br />
da sie zur Zeit allein Mozambique waren. Eine eingehende Feldstudie vor Ort wäre wahrscheinlich<br />
auch nötig gewesen, doch ein Ausflug nach Mozambique, war selbst bei den großzügigen finanziellen<br />
Mitteln, über die die Roskilde Universität <strong>für</strong> die Projekte verfügt, nicht möglich. Somit beschränkten<br />
wir unseren empirischen Teil auf mehrer email Interviews mit den Mitarbeitern in Mozambique. Sie<br />
antworteten uns sehr genau, doch es war uns von vorne herein klar, dass die Aussagen, genauer<br />
wären, hätten wir sofort nachfragen können. Trotzdem kamen einige erstaunliche Erkenntnisse<br />
heraus, mit denen wir gut arbeiten konnten.<br />
Die abschließende mündliche Prüfung sowie das verschriftlichte Projekt übertrafen unsere<br />
Erwartungen, denn wir schlossen alle mit 10 Punkten ab.<br />
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Studentenleben an <strong>der</strong> Roskilde Universität<br />
Die Roskilde Universität liegt etwas außerhalb von Roskilde. Da die Uni nur etwa 30 km von<br />
Kopenhagen entfernt ist, leben fast alle Studenten in <strong>der</strong> dänischen Hauptstadt und ziehen es vor,<br />
jeden Morgen mit dem Zug zur Uni zu pendeln.<br />
Die Uni bietet internationalen Studenten eine Zimmervermittlung, wobei die Wohnungen und Zimmer<br />
unterschiedliche Preiskategorien haben. Zudem sind die Unterkünfte in <strong>der</strong> ganzen Stadt in<br />
verschiedenen Wohnheimen verstreut. In meinem ersten Semester habe ich die Zimmervermittlung<br />
<strong>der</strong> Uni in Anspruch genommen. Mit meinem Zimmer war ich auch sehr zufrieden, allerdings reizte es<br />
mich auch einmal in so einer großen Stadt wie Kopenhagen zu leben. Deshalb zog ich im zweiten<br />
Semester in eine Dreier-WG nach Kopenhagen. Eine Wohnung o<strong>der</strong> ein Zimmer in Kopenhagen zu<br />
finden, ist zwar nicht leicht, aber keinesfalls unmöglich. Die Mietpreise sind Tübingen ähnlich, um die<br />
2.100 dänische Kronen, umgerechnet 300 Euro. Allerdings können die Wohnungen und Zimmer <strong>der</strong><br />
Uni genauso teuer sein, darauf hat man vor <strong>der</strong> Vermittlung keinen Einfluss. Und in Kopenhagen zu<br />
leben, ist, auch wenn Roskilde eine schöne am Fjord gelegene Stadt ist, um einiges aufregen<strong>der</strong> und<br />
abwechslungsreicher.<br />
Was die studentischen Aktivitäten angeht, so kommt die Freizeit an <strong>der</strong> Roskilde Universität sicher nie<br />
zu kurz. Ein eigens von den dänischen Studenten <strong>für</strong> die internationalen Studenten gegründeter<br />
"International Club" sorgt <strong>für</strong> ein umfangreiches Party- und Ausflugsprogramm während des ganzen<br />
Semesters. Ausflüge nach Arhaus, <strong>der</strong> zweit größten Stadt Dänemarks, ins Legoland und auf die Insel<br />
Bornholm, werden jedes Semester angeboten. Ich bin selbst bei drei Wochenendausflügen dabei<br />
gewesen und war jedes Mal begeistert.<br />
Die Uni überlässt den Studenten einen gewissen Etat, mit dem sie die Aktivitäten planen. So kommt<br />
es, dass die internationalen Studenten höchstens 100 Euro <strong>für</strong> einen Wochenendausflug, Kost und<br />
Logie inklusive, zahlen müssen. Mit Uni eignen VW-Vans geht es dann mit bis zu 25 Mann los. Die<br />
internationalen Studenten können überdies ihre eignen Wünsche <strong>für</strong> das Semester äußeren und<br />
Veranstaltungen selbst organisieren. So lange das Ausflugsziel in Dänemark liegt und auch kulturell<br />
etwas bietet, ist das Vorhaben schon so gut wie von <strong>der</strong> Uni finanziert.<br />
Besuche ins Königliche Theater, in die zahlreichen Museen Kopenhagens o<strong>der</strong> ins berühmte Tivoli<br />
gehören ebenso zum Programm und werden jedes Semester angeboten.<br />
Die größte und bekannteste Studentenparty, das so genannte Arsfest, findet jedes Jahr Mitte<br />
September statt. Auf dem gesamten Campus werden riesige Zelte aufgestellt, in denen fast alle<br />
Musikrichtungen gespielt werden.<br />
Nicht zu vergessen ist das Roskilde Festival, das europaweit bekannt ist, und jedes Jahr im Juni<br />
Tausende Besucher nach Rosklide holt.<br />
Die Uni bietet neben den Freizeitaktivitäten allen Austauschstudenten einen kostenlosen Dänischkurs<br />
an. Zum Abschluss des Semesters folgt eine staatlich anerkannte Prüfung, die aus einem schriftlichen<br />
und mündlichen Teil besteht.<br />
Ich habe in beiden meiner Semester an den Sprachkursen teilgenommen. Da Dänisch, zumindest<br />
schriftlich, dem deutschen ähnlich ist, und eine unkomplizierte Grammatik hat, habe ich relativ leicht<br />
etwas Dänisch lernen können.<br />
Resümee<br />
Abschließend möchte ich festhalten, dass ich mein Jahr in Dänemark genossen habe, und es mich an<br />
Erfahrungen und schönen Erlebnissen sehr bereichert hat. Ich bin freundlich aufgenommen worden<br />
und habe mich die ganze Zeit über sehr wohl gefühlt. Dementsprechend viel mir <strong>der</strong> Abschied aus<br />
Dänemark, und vor allem Kopenhagen, sehr schwer.<br />
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn meines Auslandsaufenthaltes nicht gedacht hätte, dass ein so<br />
kleines Land wie Dänemark so viel an Kultur, Architektur und landschaftlichen Reizen zu bieten hat.<br />
Obwohl Dänemark ein "nur" kleiner Nachbarstaat Deutschlands ist, und sogar mit dem Auto erreicht<br />
werden kann, überraschten mich die Unterschiede, und gaben mir das angenehme Gefühl endlich<br />
einmal etwas neues und an<strong>der</strong>es kennen zu lernen.<br />
Da die Dänen ein perfektes Englisch sprechen, war die Kommunikation zu keinem Zeitpunkt ein<br />
Problem.<br />
Ich nutzte meinen Aufenthaltsort auch als das "Tor zu Skandinavien" und reiste mit dem Zug einige<br />
Tage durch Norwegen und Schweden, was <strong>für</strong> jeden <strong>der</strong> in Dänemark studieren sollte, ebenfalls sehr<br />
empfehlenswert ist.<br />
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