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Risikomanagement bei Projektfinanzierungen ... - Scope

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<strong>Risikomanagement</strong> und<br />

Risikodiversifikation <strong>bei</strong> New Energy<br />

Investments<br />

Jörg Böttcher, Senior Manager<br />

Kreditrisikomanagement, HSH Nordbank<br />

SCOPE CIRCLES<br />

General Conference Geschlossene Fonds


<strong>Scope</strong> Analysis GmbH<br />

<strong>Risikomanagement</strong> und<br />

Risikodiversifikation <strong>bei</strong><br />

New Energy Investments<br />

Frankfurt, 23. September 2010<br />

HSH Nordbank AG<br />

HSH Nordbank AG<br />

Jörg Böttcher


Agenda<br />

1. <strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

2. Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong> im Bereich<br />

Erneuerbare Energien<br />

1. Stabilität des Rechts- und Regulierungsumfeldes<br />

2. Einsatz bewährter Technik<br />

3. Standortqualität<br />

3. Risikoquantifizierung – Zusammenspiel von Cashflow-<br />

Modell und Rating-Tool<br />

4. Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

23. September 2010<br />

Seite 0


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Unternehmensfinanzierung versus<br />

Projektfinanzierung<br />

Unternehmensfinanzierung Projektfinanzierung<br />

Kreditgeber Kreditgeber<br />

Kredit / Schuldendienst<br />

Kredit /<br />

Schuldendienst<br />

Beschränkter (oder kein)<br />

Rückgriff<br />

Sponsoren = Kreditnehmer Sponsoren<br />

Fremdkapital und Eigenkapital Eigenkapital<br />

Projekt (Verwendungszweck)<br />

Projekt (Zweckgesellschaft)<br />

= Kreditnehmer<br />

23. September 2010<br />

Seite 1


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

<strong>Risikomanagement</strong> I<br />

Chance-Risikoprofil eines Projektes<br />

Schaffung einer Interessengemeinschaft<br />

Endogene Risiken, z.B. Exogene Risiken, z.B.:<br />

Risiko Fertigstellungsrisiko<br />

Betriebsrisiko Technologisches Risiko Ressourcenrisiko Länderrisiko Marktrisiko<br />

Risikoinstrument z.B.<br />

z.B. Sponsoren, die Grundsatz: Einsatz nur Einschätzung durch Einschaltung von Take-or-Payund<br />

Risikoträger Fertigstellungs- auch als Betreiber bewährter Technik Gutachter der Banken Exportkreditgesell Abnahmevertrag<br />

garantie auftreten<br />

schaften<br />

Versicherungen<br />

Voraussetzung: Abbau von Informationsasymmetrien<br />

Restrisiken, die nicht einer Partei zugeordnet werden können<br />

23. September 2010<br />

Seite 2


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

<strong>Risikomanagement</strong> II<br />

Informationsebene:<br />

Verhältniszahlen<br />

informieren über die<br />

Projekt-Performance<br />

zu einem<br />

verhältnismäßig<br />

frühen Zeitpunkt<br />

Restrisiken, die nicht einer Partei zugeordnet werden können<br />

Kern: Quantifizierung von Projektrisiken<br />

Entwicklung einer<br />

Finanzierungsstruktur,<br />

die eine angemessene<br />

IRR <strong>bei</strong> akzeptabler<br />

Robustheit auch in<br />

einem Downside<br />

Szenario ermöglicht<br />

23. September 2010<br />

Etablierung von<br />

anreizkompatiblen<br />

Verträgen, die die<br />

Projektbeteiligten<br />

dazu anhalten, den<br />

Projekterfolg zu<br />

verfolgen<br />

Seite 3


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

<strong>Risikomanagement</strong> im Zeitablauf<br />

Projekt-Performance<br />

Unterstützungs-<br />

Maßnahmen<br />

<strong>Risikomanagement</strong>-Prozess<br />

Quantifizierung von Chancen und<br />

Risiken<br />

Projektbeteiligte<br />

Umfang der<br />

vertraglichen<br />

Verpflichtungen<br />

Kreditwürdigkeit der<br />

verpflichteten Partei<br />

tatsächliche Performance-Erwartete<br />

Projekt-<br />

Daten Performance<br />

Abweichungen und Abweichungsanalyse<br />

Anpassungs-<br />

Mechanismus<br />

23. September 2010<br />

Seite 4


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Die Finanzkrise I<br />

Folgen der Krise:<br />

1. Finanzierungsmöglichkeiten <strong>bei</strong> Banken sind schwieriger geworden:<br />

1. Verfügbarkeit von Mitteln an sich: Die langfristige Refinanzierungsmöglichkeit der Banken ist<br />

praktisch nicht gegeben. Damit beschränken sich die Banken auf kürzere Laufzeiten (bzw.<br />

vereinbaren Margennachverhandlungsklauseln), was zu einem Zinsänderungsrisiko <strong>bei</strong> den<br />

Projekten führt.<br />

2. Bepreisung: Bei den drei Komponenten des Zinssatzes Refinanzierungssatz („Euribor“),<br />

Risikomarge und Liquiditätskosten ist die letztere Komponente eher die variable Komponente.<br />

3. Laufzeiten der Darlehen: Aufgrund der eingeschränkten Refinanzierungsmöglichkeiten sind die<br />

Laufzeiten der Darlehen zum Teil begrenzt (siehe 1.).<br />

4. Notwendigkeit von Club Deals: Viele Banken sind nicht bereit, Vorhaben als alleiniger Kreditgeber<br />

zu begleiten, so dass Finanzierungsanfragen von Anfang an durch mehrere Banken begleitet<br />

werden müssen, damit insgesamt die Fremdfinanzierung sichergestellt ist.<br />

5. Abstimmungsprozesse dauern wesentlich länger, da mehrere Beteiligte eingebunden sind und die<br />

internen Risikoprüfungsprozesse umfangreicher ausgeführt werden.<br />

23. September 2010<br />

Seite 5


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Die Finanzkrise II<br />

Folgen der Krise II:<br />

2. Zum Teil entfallen auch Eigenkapitalgebergruppen, zum Teil treten neue auf:<br />

Beispielsweise entfallen in den USA Investorengruppen, die bisher Steuerabschreibungen genutzt<br />

haben, nunmehr aber keinen Gewinn mehr ausweisen. Dies bedeutet für das Jahr 2009 etwa einen<br />

Entfall von einem Drittel der Investorengruppen, die noch im Vorjahr aktiv war. Andere Nachfrager,<br />

wie etwa große europäische Energieversorger, treten verstärkt im Markt auf und kaufen massiv<br />

Vorhaben oder ganze Entwickler.<br />

3. Anlagenpreise sind tendenziell rückläufig, auch im Windenergie-Bereich:<br />

Durch den Entfall von Investoren und schwieriger werdenden Finanzierungen ist die Nachfrage nach<br />

Projekten im Bereich Erneuerbare-Energien rückläufig. Zudem sind die Rohstoffpreise ebenfalls<br />

deutlich gesunken, wenn auch nicht so stark wie im PV-Bereich. In 2010 sieht man wieder ein<br />

deutliches Anziehen der Rohstoffpreise.<br />

23. September 2010<br />

Seite 6


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Die Finanzkrise - EE<br />

Die eigentliche Risikoeinschätzung von Projekten im Bereich Erneuerbare Energien<br />

hat sich nicht verändert.<br />

Weder waren die Methodik der Projektfinanzierung, noch Engagements im Bereich Erneuerbare<br />

Energien die Auslöser der Krise. Im Gegenteil, es gibt es eine Reihe von Gründen, warum die<br />

Erneuerbaren Energien langfristig als Gewinner aus der Krise hervorgehen sollten:<br />

Erneuerbare Energien fördern die Erreichung der energiepolitischen Ziele Versorgungssicherheit,<br />

ökologische Verträglichkeit und preisgünstige Energieversorgung. Konsequenterweise werden<br />

Erneuerbare Energien über eine Reihe von Maßnahmen gefördert, die stabile und<br />

konjunkturunabhängige Cashflows erwarten lassen.<br />

Weiter bietet die Methode der Projektfinanzierung eine Reihe von Vorteilen, die sie in den Augen<br />

von Kreditgebern attraktiv machen sollte: Insbesondere die weitgehende Einbindung der Banken <strong>bei</strong><br />

der Gestaltung der Projektverträge ist hier zu nennen, aber auch die Beurteilung eines sehr genau<br />

spezifizierten Individualrisikos.<br />

Der Bezug des „Brennstoffs“ ist <strong>bei</strong> Solar- und Windenergieprojekten kostenlos.<br />

23. September 2010<br />

Seite 7


<strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> Projektfinanzierung<br />

Historische Skizzierung<br />

Strukturelle Entwicklung des Projektfinanzierungsmarktes<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

- Industrieanlagen<br />

- Bergbau<br />

- Öl und Gas<br />

- Stromerzeugung<br />

zunehmendes<br />

Länderrisiko Industrienationen<br />

B<br />

Industrienationen<br />

- Industrieanlagen - Mautstraßen<br />

- Bergbau - Telekom<br />

- Öl und Gas - Bahn / Infrastruktur<br />

- Stromerzeugung - Hotel / Freizeit<br />

- Wasser / Abwasser<br />

- PPP<br />

zunehmende Projektrisiken<br />

A<br />

23. September 2010<br />

Seite 8


Agenda<br />

1. <strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

2. Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong> im Bereich<br />

Erneuerbare Energien<br />

1. Stabilität des Rechts- und Regulierungsumfeldes<br />

2. Einsatz bewährter Technik<br />

3. Standortqualität<br />

3. Risikoquantifizierung – Zusammenspiel von Cashflow-<br />

Modell und Rating-Tool<br />

4. Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

23. September 2010<br />

Seite 9


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Übersicht<br />

Kritische Erfolgsfaktoren einer Projektfinanzierung:<br />

1. Verlässlichkeit und Prognostizierbarkeit des Rechts- und Regulierungsumfeldes /<br />

Durchsetzbarkeit von Verträgen Qualitative Projekt-Prüfung<br />

2. Angemessene Risikozuordnung zu einzelnen Projektbeteiligten<br />

3. Einsatz nur von bewährter Technik<br />

4. Rechnerische Wirtschaftlichkeit des Vorhabens<br />

4.1. Volatilitäten der Hauptrisikotreiber<br />

4.1.1. Einzahlungen und Auszahlungen CF-Modell / Rating-Tool<br />

4.1.2. Volatilitäten der Preise und Mengen Rating-Tool<br />

4.1.3. Makroökonomische Faktoren (i.w. Zinssatzentwicklung)<br />

4.2. Unsicherheit über das Niveau der Prognose für die Cashflows, so genannte<br />

Rating-Tool<br />

Banking Case Uncertainty (BCU)<br />

4.3. Korrelationen zwischen den Hauptrisikotreibern, insbesondere zwischen den<br />

Rating-Tool<br />

Kosten und Erlösen CF-Modell / Rating-Tool<br />

23. September 2010<br />

Seite 10


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Rechts- und Regulierungsumfeld I<br />

Energiepolitik<br />

Zielgrößen Günstige Preise Umwelt- / Klimaschutz Versorgungssicherheit<br />

/Diversifizierung von<br />

Energieträgern<br />

Deregulierung von<br />

Energiemärkten<br />

Instrument Marktunterstützungsma<br />

ßnahmen<br />

Internalisierung von<br />

sozialen Kosten<br />

Mengen-basierte Festpreis-Systeme<br />

Systeme (Grüne<br />

Zertifikate,<br />

Tenderverfahren)<br />

23. September 2010<br />

Seite 11


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Rechts- und Regulierungsumfeld II<br />

Grüne Zertifikate Belgien (hier:<br />

Flandern)<br />

Solarstrahlu Höhe in €<br />

Laufzeit Sonstiges:<br />

ng (in<br />

kWh/qm)<br />

Cents/kWh<br />

1.040 45 unbefristet<br />

Festpreissysteme Deutschland Berlin: 1.019 38 - 54 20 Jahre<br />

Frankreich Paris: 1.150 30 - 55 20 Jahre a) 30 € Cents <strong>bei</strong> Freiflächenanlagen, b) Inflationierung,<br />

c) zusätzlich regional unterschiedliche<br />

Investitionszuschüsse<br />

Griechenland Athen: 1.630 40 - 50 10 Jahre +<br />

10 Jahre<br />

(optional)<br />

Portugal Porto: 1.500 35 - 55 15 Jahre<br />

Spanien (bis<br />

09/08)<br />

Spanien (ab<br />

10/08)<br />

Barcelona:<br />

1.575<br />

Italien Mailand: 36 - 46<br />

1.377 zuzüglich<br />

Strompreis<br />

45,5 25 Jahre,<br />

danach 80 %<br />

unbefristet<br />

32 25 Jahre,<br />

danach 80 %<br />

unbefristet<br />

a) Freiflächenanlagen auf dem Festland: 40 Cents; B)<br />

Zuschüsse zwischen 40 - 50 % der<br />

Gesamtinvestitionskosten [sofern Haushaltsmitel<br />

verfügbar sind], c) Jährliche Anpasssung an die Inflation<br />

Inflationierung<br />

Inflationierung, 10 MW Obergrenze für Projekt (strenge<br />

Auslegung), 133 MW Obergrenze p.a. für<br />

Freiflächenanlagen (in 2009 plus 100 MW)<br />

20 Jahre a) 36 Cents <strong>bei</strong> nicht gebäudeintegrierten Anlagen, die<br />

größer als 20 kW sind. b) zusätzliche unbefristete<br />

Vergütung der Stromproduktion<br />

23. September 2010<br />

Seite 12


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Rechts- und Regulierungsumfeld III<br />

Installierte Kapazität an Windenergie in MW<br />

Festpreissystem 2006 2007 2008 2010 G<br />

Deutschland 20.662 22.247 23.912 25.624<br />

Spanien 11.623 15.145 16.754 20.000<br />

Frankreich 1.567 2.454 3.456 5.300<br />

Portugal 1.716 2.150 2.833 3.500<br />

Griechenland 746 871 985 1.500<br />

Mengenregulierungssystem<br />

Dänemark 3.136 3.125 3.180 4.150<br />

Italien 2.123 2.726 3.736 4.500<br />

Großbritannien 1.962 2.389 3.317 5.115<br />

Niederlande 1.558 1.746 2.216 3.000<br />

Österreich 965 982 995 1.200<br />

Irland 746 805 1.047 1.326<br />

Schweden 571 788 1.021 1.665<br />

Norwegen 325 323 353 n.v.<br />

Belgien 194 287 384 800<br />

Polen 153 276 405 1.000<br />

23. September 2010<br />

Seite 13


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Fertigstellungsrisiko I<br />

Grundsatz:<br />

- Der Fertigstellungszeitpunkt markiert den Risikoübergang, <strong>bei</strong> dem die Haftung der Sponsoren / des<br />

Generalunternehmers gegenüber der Bank auf die Projektgesellschaft und deren Cashflows übergeht.<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Fertigstellung<br />

Gesamtinvestitionen<br />

Projektdarlehen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

23. September 2010<br />

Seite 14


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Fertigstellungsrisiko II<br />

Verteilung des Fertigstellungsrisikos:<br />

Fertigstellungsgarantien Nachschussverpflichtung<br />

Gegenstand: Die Sponsoren stehen solange für die Werden die gepanten Kosten überschritten,<br />

Rückführung der Kredite ein, bis das<br />

Projekt fertiggestellt ist.<br />

verpflichten sich Sponsoren oder Kreditgeber, dem<br />

Projekt zusätzliches Eigenkapital oder Fremdkapital<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Umfang: Der Umfang der Fertigstellungs- Fertigstellungs- 1. Completion Undertaking: Die Sponsoren<br />

garantie kann sich auf den müssen so lange weiteres Kapital zuführen, bis die<br />

Gesamtbetrag der Projektkredite oder Fertigstellung erreicht ist. Ist diese Verpflichtung<br />

auch nur auf einen bestimmten unbegrenzt, entspricht dies wirtschaftlich einer<br />

Prozentsatz beziehen Fertigstellungsgarantie.<br />

2. Pool-of-Funds-Vereinbarung: Ökonomisch<br />

handelt es sich um eine betragsmäßig begrenzte<br />

Nachfinanzierungsverpflichtung der Sponsoren.<br />

Verteilung von Fertigstellungsrisiken auf Sponsoren und Fremdkapitalgeber<br />

23. September 2010<br />

Seite 15


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Technologisches Risiko I<br />

Grundsatz:<br />

- Es kann nur bewährte Technik („proven technology“) im Rahmen einer Projektfinanzierung<br />

finanziert werden.<br />

- Bewährt ist eine Technik dann, wenn sie über mehrere Jahre großindustriell in einer<br />

hinreichenden Stückzahl zur Zufriedenheit der Beteiligten eingesetzt worden ist.<br />

Aber:<br />

- Andererseits soll auch keine veraltete Technik eingesetzt werden, da ansonsten die<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Vorhabens leidet (gilt insbesondere in deregulierten Märkten).<br />

Insofern ist es auch immer ein Diskussionspunkt zwischen Banken und Projekten, ob es sich<br />

um eine hinreichend bewährte Technik handelt. Dazu zunächst folgendes Beispiel aus dem<br />

Bereich Windenergie…<br />

23. September 2010<br />

Seite 16


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Technologisches Risiko II<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1990<br />

1991<br />

Durchschnittliche Nennleistung von WEAs<br />

in Europa<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

23. September 2010<br />

Seite 17


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Technologisches Risiko III<br />

Was kann im Bereich Windenergie heute als bewährte Technik gelten?<br />

1. Onshore<br />

Regelmäßig die Anlagen der großen Anbieter (damit sollten etwa 95 % der Anlagen des Weltmarktes<br />

abgedeckt sein)<br />

2. Offshore<br />

Die Erfahrungen <strong>bei</strong> Offshore-Anlagen sind deutlich eingeschränkter zu sehen:<br />

Hersteller Repower<br />

Systems AG<br />

Multibrid<br />

GmbH<br />

Bard<br />

Engineering<br />

Vestas Siemens<br />

Wind<br />

Nordex<br />

Nennleistung 5 MW 5 MW 5 MW 3 MW 3,6 MW 2,5 MW<br />

Anzahl Onshore 10 2 2 > 500 k.A. > 600<br />

Anzahl Offshore 2 0 0 98 min. 25 2<br />

23. September 2010<br />

Seite 18


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Standortqualität I<br />

Grundsatz: Die Einstrahlungsdaten müssen regelmäßig über zwei Ertragsgutachten ermittelt<br />

werden, das typischerweise spezifische Verlustgrößen angeben muss (hier Photovoltaik).<br />

Simulationsschritt Toleranz<br />

Horizontale Einstrahlung 4,00%<br />

Umrechnung auf geneigte Fläche 1,10%<br />

Verschmutzungsverluste 0,20%<br />

Verschattungsverluste 0,90%<br />

Module Anfangsdegradation 0,60%<br />

Reflexionsverluste 0,40%<br />

Spektralverluste 0,40%<br />

Modulverluste (Temperatur, Teillast) 0,40%<br />

Abweichung von Herstellerangaben 0,30%<br />

DC-Leitungsverluste 0,10%<br />

Wechselrichter Umwandlungsverluste 0,40%<br />

MPP-Anpassungsverluste 0,10%<br />

Temperaturverluste 0,10%<br />

AC-Leitungsverluste 0,10%<br />

Transformatorverluste 0,00%<br />

Gesamttoleranz 4,38%<br />

23. September 2010<br />

Seite 19


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Standortqualität II<br />

Regelmäßig werden standortspezifische Gutachten angegeben, die auf Volatilitäten an dem<br />

jeweiligen Standort basieren.<br />

1,06<br />

1,04<br />

1,02<br />

1<br />

0,98<br />

0,96<br />

0,94<br />

Badajoz<br />

Andalusien<br />

Barcelona<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

Im Beispiel sind Zeitreihen für drei Standorte in Spanien angegeben. Sie zeigen unter anderem,<br />

dass selbst in einem Land die jahresspezifischen Ausprägungen durchaus unterschiedlich sein<br />

können.<br />

Die Standardabweichungen der Globalstrahlung an den drei genannten Standorten liegen <strong>bei</strong><br />

3,07 % (Badajoz), 3,15 % (Andalusien) und 2,24 % (Barcelona).<br />

23. September 2010<br />

Seite 20


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Standortqualität III<br />

Windstandorte weisen eine Volatiltät im Energieangebot auf, die wesentlich höher ist als <strong>bei</strong><br />

Solarprojekten. Als Beispiel haben wir die Energieproduktion am Standort Malin Head<br />

abgebildet.<br />

39000<br />

37000<br />

35000<br />

33000<br />

31000<br />

29000<br />

27000<br />

25000<br />

Energy Production in kWh<br />

1979<br />

1980<br />

1981<br />

1982<br />

1983<br />

1984<br />

1985<br />

1986<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

Die Standardabweichungen der Energieproduktion liegt hier <strong>bei</strong> 7,8 %, die Standardabweichung<br />

der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit <strong>bei</strong> 3,8 %.<br />

23. September 2010<br />

Seite 21


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Vergleich Solar- und Windenergieprojekt<br />

Cash<br />

Flow<br />

Robustheit des Cashflows bestimmt die Verschuldungskapazität<br />

Kapitaldienst (Annuität)<br />

Best Case<br />

Base Case<br />

Worst Case<br />

Cash<br />

Flow<br />

Best Case<br />

Base Case<br />

Kapitaldienst (Annuität) Worst Case<br />

Jahre Jahre<br />

Solarpark Windpark<br />

23. September 2010<br />

Seite 22


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Visualisierung der Einflussfaktoren<br />

Einnahmen Betriebskosten Finanzierungskosten<br />

Preis Energiemenge<br />

Rechts- und<br />

Regulierungs-<br />

Regulierungsumfeld<br />

Ressourcenangebot am Verfügbarkeit und<br />

Standort (Sonne), Zuverlässigkeit der<br />

Nebenaspekte: Technik<br />

Ausrichtung und<br />

Neigung<br />

Zuverlässig und Einschätzung durch Qualität der<br />

vorhersagbar? Gutachter Solarmodule, ggf.<br />

Nachführung<br />

Einflussfaktoren für die Wirtschaftlichkeit<br />

z.B. Betriebs- und Zins und Tilgung der<br />

Wartungskosten Darlehen<br />

Grundlage:<br />

Schätzungen,<br />

Verträge und<br />

Erfahrungswerte<br />

23. September 2010<br />

Weitgehende Fixierung <strong>bei</strong><br />

Financial Close<br />

Seite 23


Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

Sicht der Kapitalgebergruppen<br />

Traditioneller Ansatz<br />

Investor Kreditgeber<br />

Interne Verzinsung / Barwert Schuldendienstdeckungsgrad /<br />

DSCR<br />

Definition: Zinssatz, der zu einem Netto-Cashflow<br />

Barwert von Null führt Schuldendienst<br />

Übliche<br />

Anforderung:<br />

Spanne zwischen 7 und 15 % Anfänglich > 1,25, häufig steigend<br />

Vergleich: Interne Verzinsung / Schuldendienstdeckung<br />

23. September 2010<br />

Seite 24


Agenda<br />

1. <strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

2. Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong> im Bereich<br />

Erneuerbare Energien<br />

1. Stabilität des Rechts- und Regulierungsumfeldes<br />

2. Einsatz bewährter Technik<br />

3. Standortqualität<br />

3. Risikoquantifizierung – Zusammenspiel von Cashflow-<br />

Modell und Rating-Tool<br />

4. Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

23. September 2010<br />

Seite 25


Risikoquantifizierung<br />

Einordnung<br />

Systematisches Vorgehen <strong>bei</strong> der Risikoquantifizierung<br />

Schritte: Besonderheiten und Hinweise: Bankenspezifika:<br />

CF-Modell Plausibilisierung und Übernahme der Daten des 1. Nicht überoptimistisch sein, aber Es bestehen bankenspezifische<br />

Entwicklers in ein Cashflow-Modell (im Prinzip auch nicht das Projekt schlechter Unterschiede hinsichtlich der<br />

soll die wahrscheinlichste Entwicklung des machen; 2. Ausnahme:<br />

Laufzeit der Term Loans und<br />

Projektes angegeben werden)<br />

Wartungskosten werden mindestens zu Belastbarkeitskriterien<br />

Full-Service-Preisen eingestellt<br />

Rating-Tool Übertragung des Cashflow-Modells in ein<br />

Rating-Tool und Vornahme von automatisierten<br />

Simulationsrechnungen => Ziele: Objektive<br />

Risikoeinschätzung<br />

Kalkulations- Einstellung der Risikoeinschätzung und der<br />

Tool Margenbestandteile in ein weiteres Bewertungs-<br />

Tool, das die Wirtschaftlichkeit aus Bankensicht<br />

bewertet<br />

1. Variabilität und Untergrenzen von<br />

Projektverträgen berücksichtigen; 2.<br />

Explizite Angabe der Gutachter-<br />

Unsicherheit im Solargutachten<br />

verlangen<br />

23. September 2010<br />

Risikobewertung sollte <strong>bei</strong><br />

demselben Projekt <strong>bei</strong><br />

unterschiedlichen Banken<br />

identisch sein<br />

Je nach<br />

Verzinsungsanforderungen der<br />

Banken können sich<br />

unterschiedliche Preise für das<br />

Risiko ergeben<br />

Seite 26


Risikoquantifizierung<br />

Grundsätze I<br />

1. Die Kreditvergabe <strong>bei</strong> einer Projektfinanzierung ist davon abhängig, dass<br />

die zukünftigen Cashflows des Vorhabens stabil und sicher prognostizierbar<br />

sind.<br />

2. Zwei wesentliche Themenfelder stehen da<strong>bei</strong> im Mittelpunkt: Einmal das<br />

„Wollen und Können“ der dem Projekt verpflichteten Projektbeteiligten<br />

(„Risk Sharing“) und die aus den Projektverträgen abgeleiteten zukünftigen<br />

Cashflows.<br />

3. Die Banken beurteilen die Projektqualität – ausgehend von dem als<br />

wahrscheinlich angesehenen Basisfall – anhand von<br />

Simulationsrechnungen und ermitteln auf Basis eines Downside-Szenarios<br />

das tragfähige Finanzierungsvolumen für den Term Loan.<br />

23. September 2010<br />

Seite 27


Risikoquantifizierung<br />

Grundsätze II<br />

4. Ein Downside-Szenario kann <strong>bei</strong>spielsweise sein, dass unterstellt wird, dass<br />

die Einnahmen durchgängig um 20 % niedriger sind als im Basisfall. Auf<br />

diesem Niveau müsste das Vorhaben in der Lage sein, den Kapitaldienst<br />

gerade noch zu bedienen.<br />

5. Rechnerisch ergibt sich damit ein aus Bankensicht tragfähiges<br />

Fremdfinanzierungsvolumen, das dem Vorhaben als langfristiges Darlehen<br />

(Term Loan) zur Verfügung gestellt werden könnte.<br />

6. Mit Kenntnis dieses Betrages und der Gesamtinvestitionskosten ergibt sich<br />

der für ein Vorhaben rechnerisch notwendige Eigenmittel<strong>bei</strong>trag der<br />

Sponsoren.<br />

7. Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass die Banken<br />

regelmäßig einen bestimmten minimalen Eigenmittel<strong>bei</strong>trag erwarten.<br />

23. September 2010<br />

Seite 28


Agenda<br />

1. <strong>Risikomanagement</strong> <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong><br />

2. Erfolgsfaktoren <strong>bei</strong> <strong>Projektfinanzierungen</strong> im Bereich<br />

Erneuerbare Energien<br />

1. Stabilität des Rechts- und Regulierungsumfeldes<br />

2. Einsatz bewährter Technik<br />

3. Standortqualität<br />

3. Risikoquantifizierung – Zusammenspiel von Cashflow-Modell<br />

und Rating-Tool<br />

4. Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

23. September 2010<br />

Seite 29


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Grundsätzliche Hinweise<br />

1. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, die Finanzierungsstruktur so anzupassen, dass die<br />

Belastbarkeit bzw. die interne Rendite verbessert wird.<br />

2. Zum Teil geht es da<strong>bei</strong> um die Verteilung von freien Cashflows, so dass es einen Wettbewerb<br />

zwischen den Kapitalgebergruppen gibt. Hierzu gehören Anpassungen:<br />

1. der Laufzeit,<br />

2. des Tilgungsbeginns und der Tilgungsstruktur und<br />

3. der Höhe der Schuldendienstreserve.<br />

3. Zum Teil genügen aber auch vertragliche Gestaltungen, um eine bessere Belastbarkeit zu<br />

erreichen:<br />

1. Flexibilisierung von Versorgungsverträgen während der Betriebszeit<br />

4. Auch wenn wir im Folgenden mehrheitlich den Aspekt der Belastbarkeit betrachten, ist dies doch<br />

gleichermaßen interessant für den Investor, da ihm eine höhere Belastbarkeit Spielraum <strong>bei</strong> der<br />

Verhandlung von anderen Finanzierungsparametern gibt (z.B. der Höhe der<br />

Eigenmittelausstattung).<br />

23. September 2010<br />

Seite 30


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Laufzeit<br />

1. Je länger die Laufzeit gewählt wird, um so höher wird die interne Rendite ausfallen und umso<br />

besser werden die Deckungsrelationen sein.<br />

2. Es gibt regelmäßig Restriktionen der Banken hinsichtlich einer maximalen Laufzeit des Term<br />

Loans, die sich wesentlich aus dem Regulierungsumfeld und der verwandten Technik ableiten<br />

lassen.<br />

3. Es lässt sich der allgemeine Hinweis ableiten, die Laufzeit des Term Loans so lange zu wählen, wie<br />

es die anderen Beteiligten zulassen.<br />

4. Die für eine Bank maximale Laufzeit des Term Loans ist noch aus einem anderen Grunde<br />

interessant: Aus ihrer Kenntnis und der Kenntnis des geforderten Belastbarkeitsabschlages lässt<br />

sich mit dem restlichen Annahmen-Set ableiten, wie die Eigenkapital-/Fremdkapitalausstattung<br />

aussehen sollte.<br />

23. September 2010<br />

Seite 31


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Tilgungsfreie Zeit<br />

1. Bereits leichte Veränderungen der tilgungsfreien Zeit haben deutliche Änderungen der internen<br />

Rendite zur Folge und noch größeren Einfluss auf die Belastbarkeit.<br />

2. Die Auswirkungen auf die Belastbarkeit fallen um so größer aus, je flacher der DSCR-Verlauf ist.<br />

3. Für die meisten Projekte ist eine tilgungsfreie Zeit von 18 Monaten eine erste gute Näherung; die<br />

allermeisten Vorhaben sollten mit einer tilgungsfreien Zeit zwischen 18 und 24 Monaten realisiert<br />

werden.<br />

4. Die Dimensionierung der tilgungsfreien Zeit muss auch im Zusammenhang mit der Höhe und<br />

Dotierung der Schuldendienstreserve gesehen werden.<br />

23. September 2010<br />

Seite 32


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve<br />

1. Der Einbau einer Schuldendienstreserve führt regelmäßig zu einer erheblichen Verbesserung der<br />

Belastbarkeit, was wiederum Raum für Gestaltungen der Finanzierungsstruktur <strong>bei</strong> anderen<br />

Elementen lässt (Z.B. EK/FK-Ausstattung). Dies setzt voraus, dass die Banken <strong>bei</strong> ihren Stress-<br />

Szenarien die Schuldendienstreserve mit berücksichtigen, was im Regelfall so ist.<br />

2. Eine Obergrenze der Ausstattung der Schuldendienstreserve wird dann erreicht, wenn in einem<br />

unterstellten Belastungsszenario die Schuldendienstreserve nicht mehr angespart werden kann. In<br />

diesem Fall entfaltet die SDR keine Sicherungswirkung mehr für die Banken, verschlechtert aber<br />

die interne Rendite der Investoren.<br />

23. September 2010<br />

Seite 33


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Wartungskosten und weitere var. Kosten<br />

1. Wenn operative Kosten performance-abhängig sind, besteht ein natürlicher Puffer <strong>bei</strong><br />

Einnahmenrückgängen.<br />

2. Dieser Puffer ist umso ausgeprägter, je größer der Anteil dieser performance-abhängigen Kosten<br />

von den Einnahmen ist. Die Belastbarkeit kann sich <strong>bei</strong> einigen Projekten um mehrere<br />

Prozentpunkte verbessern, was wiederum Spielraum <strong>bei</strong> anderen Finanzierungsparametern<br />

eröffnet.<br />

3. Variable Kosten müssen nicht vollständig variabel sein, um als „variabel“ im Sinne von Rating-<br />

Verfahren der Banken angesehen zu werden. Wird etwa ein Floor in der Größenordnung von max.<br />

75% des Wertes der jeweiligen Kostenposition im Vergleich zum Base Case vereinbart, wird der<br />

gesamte Kostenblock als variabel angesehen.<br />

Beispiele zu verschiedenen Finanzierungsgestaltungen habe ich im Anschluss<br />

im Anhang dargestellt, die die jeweiligen Auswirkungen auf die Belastbarkeit<br />

und die interne Rendite darstellen.<br />

23. September 2010<br />

Seite 34


Projektfinanzierung<br />

Fragen jederzeit gerne an:<br />

HSH Nordbank AG<br />

UB Energie<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Jörg Böttcher – Tel.: +49 (0) 40 3333 12333<br />

Gerhart-Hauptmann-Platz 50 Martensdamm 6<br />

20095 Hamburg 24103 Kiel<br />

Joerg.boettcher@hsh-nordbank.com<br />

joergboettcher@gmx.de<br />

23. September 2010<br />

Seite 35


Anhang<br />

23. September 2010<br />

Seite 36


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Laufzeit I<br />

Grundsätzliche Anmerkungen zur Laufzeit:<br />

Je länger die Laufzeit….<br />

Sponsoren Kreditgeber<br />

Deckungs- Deckungs-<br />

werden optisch höher ausgewiesen, damit<br />

relationen<br />

bessere Belastbarkeit<br />

Interne Rendite Verbessert sich (meistens), da pro<br />

Kapitaldiensttermin ein geringerer<br />

Kapitaldienst anfällt<br />

Zinsdienst Steigt an, da die Darlehen länger verzinst<br />

werden müssen und ggf. die<br />

Risikoprämie ansteigt.<br />

Risiko Steigt tendenziell an, da die<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit mit längerer<br />

Laufzeit ansteigt => Anstieg der<br />

Risikoprämie<br />

Was beschreibt die Kompromiss-Linie?<br />

1. Das regulatorische Umfeld - üblicherweise möchten die Banken einen zeitlichen Puffer sehen.<br />

2. Die Lebensdauer der Technik - innerhalb der Lebensdauer müssen die Term Loans getilgt sein.<br />

23. September 2010<br />

Seite 37


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Laufzeit II<br />

Die Sponsoren hatten eine Laufzeit von 18 ½ Jahren nach Inbetriebnahme vorgeschlagen.<br />

Wir stellen im Folgenden die Wirkungen dar, wenn wir die Laufzeiten variieren:<br />

- 20 Jahre<br />

- 16 Jahre<br />

Erkennbar ist, dass es tendenziell für den Sponsor vorteilhaft ist, eine möglichst lange Laufzeit zu<br />

vereinbaren.<br />

23. September 2010<br />

Seite 38


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Laufzeit III<br />

Wie ändert sich das Bild, wenn eine Laufzeit von<br />

20 Jahren vereinbart wird?<br />

2,50 1. Sponsors Case<br />

2,30<br />

2,10<br />

DSCR-Verlauf<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber Laufzeit 20 Jahre:<br />

4. w ie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %:<br />

1,90<br />

1,70<br />

1,50<br />

1,30<br />

1,10<br />

0,90<br />

0,70<br />

0,50<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

2022<br />

2023<br />

2024<br />

2025<br />

Min. DSCR Durchs.<br />

DSCR<br />

IRR<br />

1. Sponsors Case 1,06 1,80 14,95%<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %: 0,77 1,45 8,01%<br />

3. wie 1, aber Laufzeit 20 Jahre: 1,12 1,72 15,60%<br />

4. wie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %: 0,92 1,42 8,14%<br />

23. September 2010<br />

Seite 39


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Laufzeit IV<br />

Und nun die Betrachtung <strong>bei</strong> 16 Jahren:<br />

2,50 1. Sponsors Case<br />

2,30<br />

2,10<br />

DSCR-Verlauf<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber Laufzeit 16 Jahre:<br />

4. w ie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %:<br />

1,90<br />

1,70<br />

1,50<br />

1,30<br />

1,10<br />

0,90<br />

0,70<br />

0,50<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

2022<br />

2023<br />

2024<br />

2025<br />

Min. DSCR Durchs. IRR<br />

DSCR<br />

1. Sponsors Case 1,06 1,80 14,95%<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %: 0,77 1,45 8,01%<br />

3. wie 1, aber Laufzeit 16 Jahre: 1,00 1,47 14,28%<br />

4. wie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %: 0,47 1,05 7,93%<br />

23. September 2010<br />

Seite 40


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Laufzeit V / Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten:<br />

1. Je länger die Laufzeit gewählt wird, um so höher wird die interne Rendite ausfallen und umso<br />

besser werden die Deckungsrelationen sein.<br />

2. Es gibt regelmäßig Restriktionen der Banken hinsichtlich einer maximalen Laufzeit des Term<br />

Loans, die sich wesentlich aus dem Regulierungsumfeld und der verwandten Technik ableiten<br />

lassen.<br />

3. Es lässt sich der allgemeine Hinweis ableiten, die Laufzeit des Term Loans so lange zu wählen, wie<br />

es die anderen Beteiligten zulassen.<br />

4. Die für eine Bank maximale Laufzeit des Term Loans ist noch aus einem anderen Grunde<br />

interessant: Aus ihrer Kenntnis und der Kenntnis des geforderten Belastbarkeitsabschlages lässt<br />

sich mit dem restlichen Annahmen-Set ableiten, wie die Eigenkapital-/Fremdkapitalausstattung<br />

aussehen sollte.<br />

23. September 2010<br />

Seite 41


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Tilgungsfreie Zeit I<br />

Grundsätzliche Überlegungen zur tilgungsfreien Zeit:<br />

Wahl der Tilgungsfreien Zeit:<br />

Sponsoren Kreditgeber<br />

Belastbarkeit Gegenläufige Effekte: 1. Je früher getilgt wird,<br />

um so mehr Tilgungszeitpunkte bestehen =><br />

geringere Tilgung pro Tilgungszeitpunkt (der<br />

Interne Rendite Verbessert sich, je<br />

später der<br />

Tilgungsbeginn<br />

erfolgt<br />

Nenner sinkt), 2. Je früher getilgt wird, um so<br />

geringer ist die Chance, die<br />

Schuldendienstreserve in einem Stress-<br />

Szenario aufzubauen => der Zähler sinkt<br />

23. September 2010<br />

Seite 42


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Tilgungsfreie Zeit II<br />

Die Sponsoren hatten eine tilgungsfreie Zeit von achtzehn Monaten vorgeschlagen.<br />

Wir stellen im Folgenden die Wirkungen dar, wenn wir den Beginn der tilgungsfreien Zeit variieren:<br />

- 12 Monate<br />

- 24 Monate<br />

23. September 2010<br />

Seite 43


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Tilgungsfreie Zeit III<br />

Wie ändert sich das Bild, wenn die tilgungsfreie Zeit 12 Monate beträgt statt 18 Monate?<br />

2,50 1. Sponsors Case<br />

2,30<br />

2,10<br />

DSCR-Verlauf<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber 12M t-frei<br />

4. w ie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %:<br />

1,90<br />

1,70<br />

1,50<br />

1,30<br />

1,10<br />

0,90<br />

0,70<br />

0,50<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

Min. DSCR Durchs.<br />

DSCR<br />

IRR<br />

1. Sponsors Case 1,06 1,80 14,95%<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %: 0,77 1,45 8,01%<br />

3. wie 1, aber 12M t-frei 1,05 1,83 14,64%<br />

4. wie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %: 0,70 1,45 7,98%<br />

2022<br />

2023<br />

2024<br />

2025<br />

23. September 2010<br />

Seite 44


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Tilgungsfreie Zeit IV<br />

Und nun <strong>bei</strong> 24 Monaten:<br />

2,50 1. Sponsors Case<br />

2,30<br />

2,10<br />

DSCR-Verlauf<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber 24M t-frei<br />

4. w ie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %:<br />

1,90<br />

1,70<br />

1,50<br />

1,30<br />

1,10<br />

0,90<br />

0,70<br />

0,50<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

Min. DSCR Durchs. IRR<br />

DSCR<br />

1. Sponsors Case 1,06 1,80 14,95%<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %: 0,77 1,45 8,01%<br />

3. wie 1, aber 24M t-frei 1,03 1,79 15,32%<br />

4. wie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %: 0,64 1,38 8,11%<br />

2022<br />

2023<br />

2024<br />

2025<br />

23. September 2010<br />

Seite 45


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Tilgungsfreie Zeit V / Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten:<br />

1. Bereits leichte Veränderungen der tilgungsfreien Zeit haben deutliche Änderungen der internen<br />

Rendite zur Folge und noch größeren Einfluss auf die Belastbarkeit.<br />

2. Die Auswirkungen auf die Belastbarkeit fallen um so größer aus, je flacher der DSCR-Verlauf ist.<br />

3. Für die meisten Projekte ist eine tilgungsfreie Zeit von 18 Monaten eine erste gute Näherung; die<br />

allermeisten Vorhaben sollten mit einer tilgungsfreien Zeit zwischen 18 und 24 Monaten realisiert<br />

werden.<br />

4. Die Dimensionierung der tilgungsfreien Zeit muss auch im Zusammenhang mit der Höhe und<br />

Dotierung der Schuldendienstreserve gesehen werden, wie wir im Folgenden darstellen werden.<br />

23. September 2010<br />

Seite 46


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve I<br />

Die Sponsoren hatten vorgeschlagen, keine Schuldendienstreserve einzubauen.<br />

Wir vergleichen auf den folgenden Folien diesen Vorschlag der Sponsoren mit<br />

- der Möglichkeit, in einem unterschiedlich hohen Maße eine Schuldendienstreserve in<br />

die Gesamtstruktur zu integrieren sowie<br />

- zwei unterschiedlichen Möglichkeiten, die Schuldendienstreserve darzustellen – einmal<br />

aus dem Cashflow des Projektes, einmal aus der Zurverfügung einer eigenen SDR-<br />

Fazilität.<br />

Ziel ist zu erkennen, dass der Aufbau einer SDR ein wesentliches Element <strong>bei</strong> der<br />

Ausgestaltung einer flexiblen, aber auch robusten Finanzierungsstruktur ist.<br />

23. September 2010<br />

Seite 47


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve V<br />

Zwischenergebnis:<br />

1. Der Einbau einer Schuldendienstreserve führt regelmäßig zu einer erheblichen Verbesserung der<br />

Belastbarkeit, was wiederum Raum für Gestaltungen der Finanzierungsstruktur <strong>bei</strong> anderen<br />

Elementen lässt (Z.B. EK/FK-Ausstattung). Dies setzt voraus, dass die Banken <strong>bei</strong> ihren Stress-<br />

Szenarien die Schuldendienstreserve mit berücksichtigen, was im Regelfall so ist.<br />

2. Eine Obergrenze der Ausstattung der Schuldendienstreserve wird dann erreicht, wenn in einem<br />

unterstellten Belastungsszenario die Schuldendienstreserve nicht mehr angespart werden kann. In<br />

diesem Fall entfaltet die SDR keine Sicherungswirkung mehr für die Banken, verschlechtert aber<br />

die interne Rendite der Investoren.<br />

3. Bisher hatten wir unterstellt, dass die SDR aus dem Cashflow des Projektes aufgebaut wird.<br />

Alternativ – wenn auch seltener – kann diese als Stand-By-Fazilität zur Verfügung gestellt werden.<br />

23. September 2010<br />

Seite 48


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve II<br />

Wie hat sich das Ergebnis geändert – zunächst <strong>bei</strong> 3 Monaten SDR?<br />

3,00 1. Sponsors Case<br />

2,50<br />

DSCR-Verlauf<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber 3M SDR:<br />

4. w ie 2, aber mit 3M SDR:<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

2009 2009<br />

2010 2010<br />

2011 2011<br />

2012 2012<br />

2013 2013<br />

2014 2014<br />

2015 2015<br />

2016 2016<br />

2017 2017<br />

2018 2018<br />

2019 2019<br />

2020 2020<br />

2021 2021<br />

2022 2022<br />

2023 2023<br />

2024 2024<br />

2025 2025<br />

Min. DSCR Durchs.<br />

DSCR<br />

IRR<br />

1. Sponsors Case 1,06 1,80 14,95%<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %: 0,77 1,45 8,01%<br />

3. wie 1, aber 3M SDR: 1,31 2,02 14,11%<br />

4. wie 2, aber mit 3M SDR: 1,01 1,69 7,66%<br />

Die Belastungskennziffern haben sich auch mit Einführung der Schuldendienstreserve von 3<br />

Monaten durchgängig gebessert. Der Rückgang der IRR fällt geringer aus als im Beispiel mit 6<br />

Monaten.<br />

23. September 2010<br />

Seite 49


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve III<br />

Wie hat sich das Ergebnis geändert?<br />

1. Auffällig ist zunächst, dass sich die Belastungskennziffern mit Einführung der<br />

Schuldendienstreserve durchgängig gebessert haben.<br />

2. Andererseits hat sich die Interne Rendite (IRR) des Vorhabens verschlechtert. Dies ist darauf<br />

zurückzuführen, dass nunmehr zum Teil Liquidität des Projektes erst in die Schuldendienstreserve<br />

überführt wird, sich nicht zur internen Rendite verzinst und erst sukzessive freigegeben wird.<br />

3. Damit ergibt sich zunächst ein Wettbewerb der <strong>bei</strong>den Kapitalgebergruppen um die Liquidität.<br />

Fraglich ist, ob es eine optimale Dotierung der Schuldendienstreserve gibt. Hierzu seien die <strong>bei</strong>den<br />

folgenden Beispiele betrachtet, die eine Dotierung von 3 bzw. 9 Monaten im Sponsors Case und<br />

einem Belastungsfall abbilden:<br />

23. September 2010<br />

Seite 50


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve IV<br />

Wie hat sich das Ergebnis geändert – jetzt <strong>bei</strong> 9 Monaten SDR?<br />

3,00 1. Sponsors Case<br />

2,50<br />

DSCR-Verlauf<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber 9M SDR:<br />

4. w ie 2, aber mit 9M SDR:<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

2009 2009<br />

2010 2010<br />

2011 2011<br />

2012 2012<br />

2013 2013<br />

2014 2014<br />

2015 2015<br />

2016 2016<br />

2017 2017<br />

2018 2018<br />

2019 2019<br />

2020 2020<br />

2021 2021<br />

2022 2022<br />

2023 2023<br />

2024 2024<br />

2025 2025<br />

Min. DSCR Durchs.<br />

DSCR<br />

IRR<br />

1. Sponsors Case 1,06 1,80 14,95%<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %: 0,77 1,45 8,01%<br />

3. wie 1, aber 9M SDR: 1,80 2,47 12,71%<br />

4. wie 2, aber mit 9M SDR: 1,48 2,13 6,98%<br />

Die Belastungskennziffern haben sich auch mit Einführung der Schuldendienstreserve von 3<br />

Monaten durchgängig gebessert. Der Rückgang der IRR fällt geringer aus als im Beispiel mit 6<br />

Monaten.<br />

23. September 2010<br />

Seite 51


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve V<br />

Zwischenergebnis:<br />

1. Der Einbau einer Schuldendienstreserve führt regelmäßig zu einer erheblichen Verbesserung der<br />

Belastbarkeit, was wiederum Raum für Gestaltungen der Finanzierungsstruktur <strong>bei</strong> anderen<br />

Elementen lässt (Z.B. EK/FK-Ausstattung). Dies setzt voraus, dass die Banken <strong>bei</strong> ihren Stress-<br />

Szenarien die Schuldendienstreserve mit berücksichtigen, was im Regelfall so ist.<br />

2. Eine Obergrenze der Ausstattung der Schuldendienstreserve wird dann erreicht, wenn in einem<br />

unterstellten Belastungsszenario die Schuldendienstreserve nicht mehr angespart werden kann. In<br />

diesem Fall entfaltet die SDR keine Sicherungswirkung mehr für die Banken, verschlechtert aber<br />

die interne Rendite der Investoren.<br />

3. Bisher hatten wir unterstellt, dass die SDR aus dem Cashflow des Projektes aufgebaut wird.<br />

Alternativ – wenn auch seltener – kann diese als Stand-By-Fazilität zur Verfügung gestellt werden.<br />

23. September 2010<br />

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Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve VI<br />

Wie hat sich das Ergebnis geändert – jetzt <strong>bei</strong> Vorabdotierung der SDR-Fazilität in Höhe von 50 %?<br />

Zunächst ein Blick auf die veränderte Investitions- und Finanzierungsübersicht:<br />

Investition:<br />

45000000<br />

GU-Preis (schlüsselfertig) 45.000.000 Eigenmittel<br />

Angaben in<br />

Ursprungswährung Finanzierung in Euro Betrag:<br />

10100000 10.100.000<br />

0<br />

0<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

Baumaßnahmen<br />

0<br />

Fördermittel, Zuschüsse<br />

0<br />

Installation- und Anschlusskosten 0 KfW-Erneuerbare Energien Standard 0<br />

Transportkosten 0 Kommerzielles Darlehen 37050000 37.050.000<br />

Liquiditätsreserve 2.150.000 2150000 Nachrangdarlehen 0<br />

Sonstige Kosten 0 Darlehen Kommerziell I: 0<br />

Finanzierungskosten (inkl. Bauzeitzinsen) 0 Darlehen Kommerziell II: 0<br />

Disagio 0 Darlehen Kommerziell III: 0<br />

Fondskosten 0<br />

Summe: 47.150.000 47.150.000<br />

Summe ohne Disagio: 47.150.000 Rückbauavale 0<br />

23. September 2010<br />

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Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve VII<br />

Und so sehen die Ergebnisse aus, die einer etwas weitergehenden Interpretation bedürfen:<br />

3,00 1. 6 M SDR aus Cashflow<br />

2,50<br />

DSCR-Verlauf<br />

2. w ie 1, Einnahmen <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber 6M SDR-Faz.:<br />

4. w ie 2, aber mit 6M SDR-Faz.:<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

2022<br />

2023<br />

2024<br />

2025<br />

Min. DSCR Durchs.<br />

DSCR<br />

IRR<br />

1. 6 M SDR aus Cashflow 1,55 2,25 13,37%<br />

2. wie 1, Einnahmen <strong>bei</strong> 85 %: 1,27 1,92 7,28%<br />

3. wie 1, aber 6M SDR-Faz.: 1,49 2,13 13,80%<br />

4. wie 2, aber mit 6M SDR-Faz.: 1,00 1,73 7,29%<br />

23. September 2010<br />

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Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve VIII<br />

Die Ergebnisse bedürfen einer etwas weitergehenden Interpretation:<br />

1. Zunächst einmal ist in diesem Beispiel die interne Verzinsung mit einer Vorab-Dotierung leicht<br />

besser als <strong>bei</strong> Dotierung aus dem Cashflow, die Belastbarkeit hingegen etwas schlechter.<br />

Begründung für den IRR: Dies hängt damit zusammen, dass eine Vorab-Dotierung es zulässt, zu<br />

einem früheren Zeitpunkt freie Cashflows an die Sponsoren auszuschütten. Für den DSCR: Eine<br />

Vorab-Dotierung lässt es im Prinzip zu, dass Cashflows an die Sponsoren abfließen können,<br />

auch wenn die Schuldendienstreserve in Anspruch genommen wird (dies ist eine Frage der<br />

vertraglichen Regelung). In diesem Fall wird das Vorhaben durch zwei Effekte belastet: a) freie<br />

Liquidität wird ausgeschüttet und b) das Vorhaben muss den Kapitaldienst für die SDR tragen.<br />

2. Eine <strong>bei</strong>spielhafte Vorteilhaftigkeit der Vorab-Dotierung der Schuldendienstreserve lässt sich<br />

nicht verallgemeinern. Positiv wirkt die frühere Ausschüttung, negativ die unterstellte sofortige<br />

Inanspruchnahme mit den entsprechenden Kreditkosten. Das Bild wird allerdings noch positiver<br />

für die Vorab-Dotierung der SDR, wenn man berücksichtigt, dass die SDR erst dann in Anspruch<br />

genommen wird, wenn sie auch benötigt wird und bis dahin nur Bereitstellungsprovision anfällt.<br />

3. Regelmäßig wird eine Vorab-Dotierung dann vorteilhaft sein, wenn a) das Vorhaben sehr<br />

belastbar ist oder b) von steigenden DSCR-Relationen z.B. durch steigende Tarife profitiert.<br />

23. September 2010<br />

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Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Schuldendienstreserve IX<br />

Die Ergebnisse bedürfen einer etwas weitergehenden Interpretation:<br />

4. Regelmäßig wird eine Vorab-Dotierung dann vorteilhaft sein, wenn a) das Vorhaben sehr<br />

belastbar ist oder b) von steigenden DSCR-Relationen z.B. durch steigende Tarife profitiert.<br />

5. Wenn man zum Ergebnis kommt, dass eine Vorab-Dotierung der SDR vorteilhaft ist, sollte man<br />

darauf achten, dass diese als Stand-By-Fazilität vereinbart wird, so dass <strong>bei</strong> Nicht-<br />

Inanspruchnahme nur die Bereitstellungsprovision anfällt.<br />

6. Eine weitere grundsätzliche Alternative wäre die Stellung einer SDR in Form eines Avals. Hierzu<br />

ist anzumerken: a) Aus rechtlichen Gründen – Verbürgung einer eigenen Verbindlichkeit - kann<br />

dies regelmäßig nicht die Bank sein, die die Projektfinanzierung stellt. b) Ein dritte Bank wird<br />

dafür unter Rückgriff auf das Projekt alleine kaum bereit sein, da sie im Regelfall eine<br />

schlechtere Risikoposition innehat als die projektfinanzierende Bank, gleichwohl aber eine<br />

vollständige Due Diligence machen müsste. Eine wirkliche Alternative könnte es sein, wenn das<br />

SDR-Aval als Unternehmenskredit für die Sponsoren zur Verfügung gestellt wird.<br />

23. September 2010<br />

Seite 56


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Wartungskosten und weitere var. Kosten I<br />

Grundsätzliche Anmerkungen zu variablen Kosten:<br />

1. Wenn operative Kosten performance-abhängig sind, besteht ein natürlicher Puffer <strong>bei</strong><br />

Einnahmenrückgängen.<br />

2. Dieser Puffer ist umso ausgeprägter, je größer der Anteil dieser performance-abhängigen Kosten<br />

von den Einnahmen ist. Die Belastbarkeit kann sich <strong>bei</strong> einigen Projekten um mehrere<br />

Prozentpunkte verbessern, was wiederum Spielraum <strong>bei</strong> anderen Finanzierungsparametern<br />

eröffnet.<br />

3. Variable Kosten müssen nicht vollständig variabel sein, um als „variabel“ im Sinne von Rating-<br />

Verfahren der Banken angesehen zu werden. Wird etwa ein Floor in der Größenordnung von max.<br />

75% des Wertes der jeweiligen Kostenposition im Vergleich zum Base Case vereinbart, wird der<br />

gesamte Kostenblock als variabel angesehen.<br />

4. Im Sponsors‘ Case waren die Pachtzahlungen mit 180.000 € p.a. angegeben – wie ändert sich das<br />

Bild, wenn diese Position nunmehr variabel ist (mit einem Floor von € 140.000 €)?<br />

23. September 2010<br />

Seite 57


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Wartungskosten und weitere variable Kosten II<br />

Und so sehen die Ergebnisse aus:<br />

2,10<br />

1,90<br />

1,70<br />

1,50<br />

1,30<br />

1,10<br />

0,90<br />

0,70<br />

DSCR-Verlauf<br />

1. Sponsors Case<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %:<br />

3. w ie 1, aber Pachtzahlungen var.<br />

4. w ie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %:<br />

2009 2009<br />

2010 2010<br />

2011 2011<br />

2012 2012<br />

2013 2013<br />

2014 2014<br />

2015 2015<br />

2016 2016<br />

2017 2017<br />

2018 2018<br />

2019 2019<br />

2020 2020<br />

2021 2021<br />

2022 2022<br />

2023 2023<br />

2024 2024<br />

2025 2025<br />

Min. DSCR Durchs.<br />

DSCR<br />

IRR<br />

1. Sponsors Case 1,06 1,80 14,95%<br />

2. Sponsors Case <strong>bei</strong> 85 %: 0,77 1,45 8,01%<br />

3. wie 1, aber Pachtzahlungen var. 1,06 1,80 14,95%<br />

4. wie 3, aber <strong>bei</strong> 85 %: 0,79 1,47 8,28%<br />

23. September 2010<br />

Seite 58


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Wartungskosten und weitere variable Kosten III<br />

Die Ergebnisse sind wie folgt zu interpretieren:<br />

1. Der Vergleich der <strong>bei</strong>den Basisfälle (1 und 3) zeigt keine Veränderung. Dies liegt darin, dass die<br />

Flexibilisierung der Pachtzahlungen im Basisfall noch keine Veränderung zeigt, sondern nur in<br />

den vom Basisfall abweichenden Szenarien.<br />

2. Obwohl die vertragliche Veränderung scheinbar gering ist und sich nur auf maximal T€ 40 p.a.<br />

der gesamten operativen Kosten bezieht, ergibt sich doch ein merklicher Effekt <strong>bei</strong> der internen<br />

Rendite und der Belastbarkeit.<br />

3. Daher kann der Rat gegeben werden, möglichst weitgehend performance-abhängige Verträge<br />

(mit einem angemessenen niedrigen Floorpreis) abzuschließen. Dies ist meist für die<br />

Vertragspartei nicht mit übermäßigen Einschränkungen verbunden, verbessert aber die<br />

Belastbarkeit des Vorhabens erheblich und eröffnet so eine höhere Fremdkapitalausstattung.<br />

23. September 2010<br />

Seite 59


Hinweise zur Optimierung einer Finanzierung<br />

Verhandlungsmodell<br />

Alle vorher genannten Gestaltungsaspekte werden in der ein oder anderen Form Eingang in die<br />

vereinbarte Finanzierungsstruktur finden. Im Folgenden stellen wir ein mögliches<br />

Verhandlungsergebnis vor, das sich durch folgende Rahmendaten auszeichnet:<br />

Vorschlag des Sponsors Verhandlungsmodell<br />

Laufzeit des Term Loans 18,5 Jahre nach Fertigstellung 17,5 Jahre nach<br />

Fertigstellung<br />

Tilgungsfreie Zeit 18 Monate 18 Monate<br />

Schuldendienstreserve nein 50 % des Kapitaldienstes des<br />

Folgejahres<br />

Flexibiliserung der<br />

operativen Kosten<br />

nein ja<br />

Term Loan: T€ 34.900 T€ 35.750<br />

Belastbarkeit des<br />

Vorhabens <strong>bei</strong>:<br />

94,55% 83,00%<br />

Interne Rendite: 14,95% 13,59%<br />

23. September 2010<br />

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Literaturhinweise<br />

Für weitergehend Interessierte:<br />

1. Böttcher, Jörg; Blattner, Peter<br />

Projektfinanzierung, 2. Auflage<br />

Oldenbourg 2009, ISBN 3-486-59137-1, € 39,80<br />

2. Böttcher, Jörg<br />

Finanzierung von Erneuerbare-Energien-Vorhaben<br />

Oldenbourg 2009, ISBN 3-486-58720-X, € 34,80<br />

3. Böttcher, Jörg (Hrsg.):<br />

Solarvorhaben – Rechtliche, technische und<br />

wirtschaftliche Rahmendaten<br />

erscheint Mitte 2011, ISBN 978-3-486-70432-7<br />

Oldenbourg 2011<br />

23. September 2010<br />

Seite 61

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