StEcKBriEf - Mikado
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E<br />
Einführung Schulen<br />
Holz wirkt positiv<br />
auf das Wohlbefinden<br />
Zahlreiche Schulen sind sanierungsbedürftig. Ganztägiger Unterricht und<br />
eine Mittagsbetreuung erfordern zudem Umbauten oder Erweiterungen.<br />
Damit rückt die Frage nach dem Einfluss der gebauten Räume in den Fokus.<br />
PROF. DR. jOHAnnA FORStER ist<br />
Erziehungswissenschaftlerin und<br />
Humanethologin mit Lehraufträgen<br />
an den Universitäten Erlan-<br />
gen-Nürnberg und Graz. Sie beschäftigte<br />
sich intensiv mit der<br />
Wirkung gebauter Umwelt auf<br />
Menschen. Unter anderem leitete<br />
sie das mehrjährige Forschungsprojekt<br />
„Schulbau und Gestaltung<br />
von Pausenhöfen“ und verfasste<br />
die Publikationen „Gestaltung von<br />
Schulbauten“ für das Züricher<br />
Schulamt. Ihr Beratungsunternehmen<br />
„Andrago“ unterstützt Schulen<br />
bei Neu- und Umbauten.<br />
mikado: Frau Prof. Forster, welchen<br />
Einfluss hat die Gestaltung einer Schule auf das Lern- und Sozialverhalten?<br />
Prof. Johanna Forster: Jede bauliche Umgebung hat Einfluss auf<br />
das Wohlbefinden und damit auf das Verhalten – also auch ein<br />
Schulgebäude. Wie sich welche Maßnahme konkret auswirkt, ist<br />
jedoch nur schwer vorhersagbar, denn das menschliche Verhalten<br />
ist eine komplexe Angelegenheit. Abgesicherte Erkenntnisse gibt<br />
es aber z. B. über den Zusammenhang zwischen vernachlässigter<br />
Bausubstanz und Vandalismus. Eine heruntergekommen Umgebung<br />
provoziert zerstörerisches Verhalten. Das gilt für einzelne<br />
Räume und Gebäude genauso wie für ganze Stadtviertel. Eine<br />
vernachlässigte Bausubstanz gibt dem Nutzer das Gefühl, selbst<br />
nicht wertgeschätzt zu sein, und als Reaktion kann Aggression<br />
gegen die gebaute Umgebung entstehen.<br />
Welche Bedeutung hat bei Schulgebäuden das Oberflächenmaterial?<br />
Und ist Holz dafür besonders geeignet?<br />
Da muss ich Sie jetzt wahrscheinlich enttäuschen: Erwachsene<br />
lieben Holz wesentlich mehr, als Kinder das tun. Kinder lieben vor<br />
allem: bunte Farben. Je kleiner die Kinder sind, desto ausgeprägter.<br />
Wenn Sie denen Holzspielzeug und quietschbuntes Plastikspielzeug<br />
anbieten, wählen sie meist das quietschbunte. Vor allem in<br />
10 mikado edition 2012<br />
„Je kleiner die Kinder,<br />
desto wichtiger<br />
ist, dass ihnen das<br />
Gebäude ein<br />
Gefühl von Heimat,<br />
Schutz und<br />
Geborgenheit gibt.“<br />
Kindergärten und in Grundschulen ist deshalb die Farbgestaltung<br />
sehr wichtig. Die haptische Qualität der Oberflächen hat aber<br />
durchaus eine Bedeutung: Holz strahlt Wärme und Lebendigkeit<br />
aus, wirkt einladend und animiert die Kinder, es zu berühren. Das<br />
wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus.<br />
Welche Bedeutung hat das Licht?<br />
Tageslicht ist sehr wichtig. Es wirkt sich direkt auf den Hormonhaushalt<br />
aus und beeinflusst das Wohlbefinden maßgeblich. In<br />
den 1970er-Jahren gab es Schulen mit Klassenzimmern ohne<br />
Fenster, weil man sich von der ablenkungsfreien Atmosphäre eine<br />
Verbesserung der Konzentrations- und Lernfähigkeit versprach.<br />
Die Schüler jedoch wurden stattdessen nervös und aggressiv. Das<br />
ist glücklicherweise schon lange kein Thema mehr.<br />
Gibt es so etwas wie eine ideale Schule?<br />
Nein, es gibt nur eine Reihe von Qualitätsmerkmalen. Es kommt<br />
dabei auch immer auf die richtige Mischung an – und die hängt<br />
wiederum maßgeblich vom Standort der Schule, von den Schülern<br />
und vom pädagogischen Konzept der Schule ab. Eine Schule im<br />
Zentrum einer Großstadt muss anders aussehen als eine Schule<br />
auf dem Land.