hofer gedenkjahr - wia
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<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
ihrer Männer.“<br />
Forschungsprojekte zu Einzelpersonen.<br />
Während der Großteil der Frauenschicksale<br />
somit undokumentiert blieb,<br />
würde sich die historische Forschung,<br />
so Doz. DDr. Schennach wiederum auf<br />
Einzelpersonen konzentrieren. Womit er<br />
sicherlich Recht hat. So setzen sich vier<br />
Forscherinnen mit den Biografien von<br />
Frauen im Freiheitskrieg auseinander, die<br />
bereits bekannt sind: Dr. Margareth Lanzinger<br />
und Dr. Raffaella Sarti arbeiten<br />
zu Katharina Lanz, dem „Mädchen von<br />
Spinges“. Über Giuseppina Negrelli, der<br />
kämpfenden Frau in Männerkleidung,<br />
forscht Prof. Dr. Cecilia Nubola, während<br />
Dr. Christine Roilo und Mag. Siglinde<br />
Clementi Material über Anna von Menz,<br />
die „Franzosenbraut“, zusammentragen.<br />
Die Innsbrucker Historiker Dr. Maria<br />
Heidegger nimmt die Adlige Therese von<br />
Sternbach ins Visier.<br />
Der Rolle zweier Adeliger bei den Geschehnissen<br />
um 1809 widmet das Südtiroler<br />
Schloss Wolfsthurn eine Sonderausstellung.<br />
Therese von Sternbach aus Mühlau<br />
bei Innsbruck, die 1820 von Kaiser Franz<br />
I für ihren mutigen Einsatz die goldene<br />
Ehrenmedaille erhielt, steht mit dem Offizier<br />
und Kaiserjäger Eduard von<br />
Sternbach, der 1823 bei der Überführung<br />
der Gebeine Andreas Hofers von<br />
Mantua nach Innsbruck beteiligt war,<br />
im Mittelpunkt.<br />
Die Rolle der „Marketenderinnen.<br />
Frauen in Traditionsvereinen“, die<br />
Historiker Schennach bereits angesprochen<br />
hat, hinterfragt das Südtiroler<br />
Forschungsprojekt der Historikerinnen<br />
Dr. Astrid von Schlachta<br />
und Dr. Ellinor Forster sowie der<br />
Ethnologin Dr. Elisabeth Tauber. Das<br />
Projekt kombiniert die historischen<br />
34<br />
Recherchen mit einer Feldforschung zur<br />
aktuellen Situation in Südtirol. Dabei geht<br />
es um gegenwärtige Praktiken in Schützenvereinen<br />
und die historische Praxis, die<br />
Rolle von Frauen im frühneuzeitlichen<br />
Söldnerwesen sowie die Beteiligung der<br />
Frauen an den antinapoleonischen Aufständen.<br />
entkräftet einige Mythen<br />
über die kämpfenden frauen,<br />
Dr. Martin schennach vom<br />
Tiroler landesarchiv: „einige<br />
Geschichten waren reine<br />
kriegspropanda, um die Männer<br />
zum kampf zu motivieren.“<br />
Foto: <strong>wia</strong><br />
Die Frauen im Hintergrund. Nicht<br />
nur das Frauenleben um 1809, sondern<br />
rund 200 Jahre weibliches Schicksal beleuchtet<br />
ab Juni die Ausstellung „Helden-<br />
Frauen - FrauenHelden. Kunst, Kultur<br />
und Geschichten von Frauen in Tirol“ in<br />
der Innsbrucker Hofburg. Kuratoriumsmitglied<br />
Dr. Petra Streng umreißt das Projekt,<br />
das sich um die drei Schwerpunkte<br />
Kunst, Literatur und Kulturgeschichte<br />
dreht: „Dem Ausstellungsteam war wichtig,<br />
einen Gegenpol zur Heldenverehrung<br />
und dem Männlichkeitsakzent zu setzen.<br />
Die über 1000 Quadratmeter große Ausstellung<br />
lädt zu einem Streifzug durch<br />
200 Jahre Frauenleben in Tirol ein. Dabei<br />
behandeln wir unterschiedliche Themenbereiche,<br />
durchwegs mit modernen Querverweisen:<br />
etwa das ,hässliche Frauenzimmer’,<br />
Schönheitsüberhöhung, Ankämpfen<br />
wider Norm und Alter. Gerade in diesem<br />
„frauenHelden - Heldenfrauen“in der innsbrucker<br />
Hofburg: 200 Jahre frauengeschichte.<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Bereich gibt es viel moderne Literatur,<br />
die sich stark mit der Körperlichkeit auseinander<br />
setzt. Das Phänomen Kleidung<br />
als Bedeutungsträger führt natürlich zum<br />
,Kampf um die Hosen’ und dem Mieder,<br />
das die Frauen einschnürte.“ Zugleich will<br />
die Ausstellung weggehen von den „Parade-Frauen“<br />
und zeigen, was die Frauen im<br />
Hintergrund machten. Die Kuratorinnen<br />
wünschen sich hier eine Ent-Mystifizierung<br />
der „kriegsbegeisterten“ Frauen,<br />
womit sich der Bogen wiederum über<br />
die napoleonische Zeit hinaus spannt bis<br />
hin zu Beispielen im Ersten und Zweiten<br />
Weltkrieg: „Die Kriegsproblematik soll<br />
in all ihren Facetten gezeigt werden“, so<br />
Dr. Streng. Überhaupt stellt das Jahr 1809<br />
nur einen Teilbereich der Ausstellung dar.<br />
Fragen wie Heiratspolitik, Unterdrückung<br />
der Frauen und Befreiungsschläge ziehen<br />
sich schließlich bis in die heutige Zeit<br />
herauf. Durchgängig stellt die Ausstellung<br />
zudem die Frage „Warum gibt es keine<br />
Heldenfrauen?“ und beleuchtet Alltagsleben<br />
ebenso Religion, Bildung, Sozialpolitik<br />
und Arbeitswelten der Frauen in den<br />
letzten 200 Jahren.<br />
Auch das offizielle Tirol nimmt sich des<br />
Frauenthemas heuer verstärkt an. Mit<br />
einem Vortrags- und Diskussionsprogramm<br />
widmet das Juff-Frauenreferat den<br />
stillen weiblichen Heldinnen heuer einen<br />
Schwerpunkt. Die Reihe „Geschichte<br />
trifft Zukunft. 1809 – 2009.FRAUEN.<br />
SICHTEN“ lädt zu Fachreferaten und<br />
Mitsprechen über Themen wie Männerbilder<br />
und Männerkrisen, Frauenrechten,<br />
der Frage warum die Zukunft weiblich<br />
ist, zu einer Stadtführung mit Per Pedes,<br />
der Besichtigung der Ausstellung „Hofer<br />
wanted!“ und vielem mehr ein. Das detaillierte<br />
Programm kann auf der Homepage<br />
unter www.tirol.gv.at/frauen abgefragt<br />
werden.<br />
Wie die Initiatorinnen der Ausstellung<br />
„HeldenFrauen-FrauenHelden“<br />
erklären, die Projekte, die sich mit<br />
dem Thema „Frauen um 1809“ auseinander<br />
setzen, wollen nicht nur historische<br />
Fakten auflisten und die<br />
weibliche Seite jener Zeit präsentieren.<br />
Sie möchten auch „gegen den<br />
Strich lesen, hinter die Spiegel schauen,<br />
quer zu den Rollen aufrollen.“<br />
Spannende Aussichten also für alle,<br />
die heuer das Motto „Geschichte trifft<br />
Zukunft“ wirklich ernst nehmen.