30.11.2014 Aufrufe

Energie in Südtirol (15.10.2008) - wia

Energie in Südtirol (15.10.2008) - wia

Energie in Südtirol (15.10.2008) - wia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Energie</strong> <strong>in</strong> Südtirol<br />

Foto: Südtirol Market<strong>in</strong>g<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

71


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Südtirol: Zukunftsweisende <strong>Energie</strong>politik<br />

Erneuerbare <strong>Energie</strong> im Aufw<strong>in</strong>d<br />

Foto: Südtirol Market<strong>in</strong>g<br />

Südtirol hat sich im <strong>Energie</strong>bereich ehrgeizige Ziele gesteckt. Zurzeit werden bereits 56 Prozent<br />

des <strong>Energie</strong>verbrauchs im Strom- und Wärmebereich aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>quellen gewonnen.<br />

Bis 2013 sollen es 75 Prozent se<strong>in</strong>. Langfristig wird die <strong>Energie</strong>autarkie angestrebt.<br />

von Monika Pichler<br />

Der <strong>Energie</strong>verbrauch steigt weltweit<br />

rapide an. Südtirol setzt<br />

<strong>in</strong>des alles daran, <strong>Energie</strong> wo<br />

immer möglich e<strong>in</strong>zusparen, die <strong>Energie</strong>effizienz<br />

deutlich zu verbessern und<br />

den Anteil der erneuerbaren <strong>Energie</strong>träger<br />

zu erhöhen. Auf diese drei Säulen –<br />

höhere <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparung, Steigerung der<br />

<strong>Energie</strong>effizienz und E<strong>in</strong>satz von erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>quellen – stützt sich die<br />

<strong>Energie</strong>politik der Autonomen Prov<strong>in</strong>z<br />

Bozen. „Unser Ziel <strong>in</strong> Südtirol ist, die Abhängigkeit<br />

von den fossilen Brennstoffen<br />

nach und nach zu reduzieren und durch<br />

erneuerbare <strong>Energie</strong>träger zu ersetzen“,<br />

erklärt <strong>Energie</strong>landesrat Dr. Michl Laimer.<br />

„Denn spätestens seit dem alarmierenden<br />

IPCC-Klimabericht im Februar 2007 ist<br />

die Welt wachgerüttelt worden, konkrete<br />

Maßnahmen gegen den Klimawandel zu<br />

ergreifen. In Zeiten knapper und teurer<br />

Rohstoffe sowie globaler Klimaerwärmung<br />

ist es unumgänglich, stimmige Antworten<br />

auf die Herausforderungen im Bereich<br />

<strong>Energie</strong> zu geben.“<br />

Auf lange Sicht soll für Südtirol die größtmögliche<br />

Unabhängigkeit von fossilen<br />

Brennstoffen und e<strong>in</strong>e sichere und umweltverträgliche<br />

<strong>Energie</strong>versorgung garantiert<br />

werden. 44 Prozent der <strong>in</strong> Südtirol<br />

verbrauchten <strong>Energie</strong> wird derzeit noch<br />

72<br />

aus fossilen <strong>Energie</strong>trägern wie Erdöl<br />

oder Erdgas gewonnen. Aus erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>trägern, vornehmlich Wasserkraft,<br />

aber auch Biomasse, Biogas, Solarenergie<br />

und Geothermie kommen h<strong>in</strong>gegen mittlerweile<br />

bereits ganze 56 Prozent. Damit<br />

nimmt Südtirol im Bereich der Nutzung<br />

erneuerbarer <strong>Energie</strong> nicht nur e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle<br />

<strong>in</strong> Italien, sondern auch e<strong>in</strong>e<br />

Spitzenposition <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong>. Im europäischen<br />

Schnitt wird nämlich nur sechs<br />

bis sieben Prozent des <strong>Energie</strong>bedarfs über<br />

erneuerbare <strong>Energie</strong>n abgedeckt.<br />

Wasserkraft, Biomasse, Solarenergie.<br />

Der weitere Ausbau der Alternativenergie<br />

ist das Gebot der Stunde. „Bis 2013 haben<br />

wir uns die 75 Prozentmarke zum Ziel<br />

gesetzt“, so Landesrat Laimer. Vor allem <strong>in</strong><br />

den Bereichen Wasserkraft, Biomasse und<br />

Solarenergie stecke noch e<strong>in</strong>iges Potenzial.<br />

Derzeit ist 29 Prozent der <strong>in</strong> Südtirol<br />

produzierten <strong>Energie</strong> „grüner Strom“,<br />

der ausschließlich aus Wasserkraft gewonnen<br />

wird. „Wasserkraft ist nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

enorme Ressource für erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>, sondern auch e<strong>in</strong> entscheidender<br />

Wirtschaftsfaktor, der dem gesamten<br />

Wirtschaftsraum Südtirol zugute kommt“,<br />

spricht sich der <strong>Energie</strong>landesrat für e<strong>in</strong>e<br />

schonende Nutzung der Wasserkraft <strong>in</strong><br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

Südtirol aus. „Zum e<strong>in</strong>en geht es darum,<br />

die Wertschöpfung im Lande zu behalten,<br />

zum anderen wollen wir gewährleisten,<br />

dass bei allen neuen Projekten die Umweltauflagen<br />

zu 100 Prozent respektiert<br />

werden.“<br />

Auch <strong>in</strong> puncto Biomasse plant das Land<br />

e<strong>in</strong>en konstanten Ausbau dieses <strong>Energie</strong>trägers.<br />

Derzeit entspricht die <strong>Energie</strong>erzeugung<br />

aus dem nachwachsenden Rohstoff<br />

rund 19 Prozent, Tendenz steigend.<br />

„Vor kurzem haben wir das 57. Biomasse-Fernheizwerk<br />

Südtirols <strong>in</strong> Obereggen<br />

e<strong>in</strong>geweiht – und e<strong>in</strong> Ende ist noch nicht<br />

abzusehen. Sämtliche Anlagen im Land<br />

zeigen, dass Fernwärme äußerst <strong>in</strong>teressant<br />

se<strong>in</strong> kann, sowohl aus energetischer<br />

wie auch aus wirtschaftlicher Sicht“, ist<br />

Laimer überzeugt.<br />

Biomasse als Brennstoff hat mehrere Vorteile.<br />

„Wir schaffen damit für die Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> Südtirol <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Versorgungssicherheit<br />

mit e<strong>in</strong>em Rohstoff, der<br />

vor unserer Tür wächst“, erklärt der <strong>Energie</strong>landesrat.<br />

Die regionale Verfügbarkeit<br />

br<strong>in</strong>gt kurze Transportwege, die Stärkung<br />

der heimischen Wirtschaft und als Zusatznutzen<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Nebenerwerb<br />

für die Landwirtschaft mit sich. Zum anderen<br />

ist Holz CO 2<br />

-neutral, vorteilhaft für<br />

die Umwelt, wenn die Verbrennung richtig


energie<br />

SÜDTIROL<br />

funktioniert, und der Wirkungsgrad der<br />

modernen Anlagen ist ausgesprochen<br />

hoch. „Auch wenn wir ger<strong>in</strong>ge Anteile der<br />

Biomasse aus dem Ausland importieren,<br />

bleibt die Umweltbilanz unterm Strich<br />

positiv. Vor allem, wenn man bedenkt, welche<br />

langen Wege derzeit fossile Brennstoffe<br />

wie Öl und Erdgas zurücklegen müssen.<br />

Ganz abgesehen von den hohen Preisen<br />

der fossilen Brennstoffe, die sich <strong>in</strong> den<br />

nächsten Jahrzehnten dem Ende zuneigen<br />

werden, wobei Verteilungskämpfe und<br />

Versorgungsengpässe vorprogrammiert<br />

s<strong>in</strong>d“, so Laimer. Durch den Anschluss von<br />

Innichen an das bestehende Fernheizwerk<br />

<strong>in</strong> Toblach und das Fernheizwerk <strong>in</strong> Bruneck<br />

mit e<strong>in</strong>er komb<strong>in</strong>ierten Hackschnitzel-Methangas-Anlage<br />

s<strong>in</strong>d gleich zwei<br />

der größten Fernheizkraftwerke Europas<br />

<strong>in</strong> Südtirol entstanden.<br />

Nicht zuletzt hat Südtirol im Bereich<br />

Sonnenenergie mit e<strong>in</strong>er Kollektorfläche<br />

von 0,33 Quadratmeter pro E<strong>in</strong>wohner<br />

e<strong>in</strong>en der höchsten Durchschnittswerte<br />

europaweit. Dank der Förderprogramme<br />

der Prov<strong>in</strong>z betrug die Kollektorfläche<br />

Mitte 2006 <strong>in</strong>sgesamt 158.000 Quadratmeter.<br />

Damit bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Drittel der<br />

gesamten Sonnenkollektorfläche Italiens<br />

auf den Dächern Südtirols.<br />

<strong>Energie</strong>sparen mit Klimahaus und<br />

energetischer Gebäudesanierung. Um<br />

den <strong>Energie</strong>verbrauch nachhaltig zu senken<br />

und e<strong>in</strong>en Beitrag zum Klimaschutz<br />

zu leisten, setzt Südtirol seit sechs Jahren<br />

auf das KlimaHaus-Konzept. In der Zwischenzeit<br />

gibt es mehr als 1.000 Klimahäuser<br />

im Land. Mit ihnen spart Südtirol jährlich<br />

drei Millionen Liter Heizöl und damit<br />

6.000 Tonnen Kohlendioxid, das nicht<br />

<strong>in</strong> die Luft geblasen wird. Für Landesrat<br />

Michl Laimer „die beste Antwort auf<br />

knappes Öl und steigende Preise“.<br />

<strong>Energie</strong>landesrat<br />

Dr. Michl Laimer: „Bis 2013<br />

soll 75 Prozent der <strong>in</strong> Südtirol<br />

verbrauchten <strong>Energie</strong> ohne<br />

Verkehr aus erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>trägern kommen.“<br />

Foto: Land Südtirol<br />

Nachdem der KlimaHaus-Standard für<br />

Neubauten vorgeschrieben wurde, setzt<br />

das Land nun vor allem auf die energetische<br />

Sanierung bestehender Gebäude.<br />

Dort liegt das größte <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparungs-<br />

Potenzial der Zukunft. „Über 80 Prozent<br />

unseres Gebäudebestandes s<strong>in</strong>d Bauten<br />

aus den sechziger, siebziger und achtziger<br />

Jahren, wo so gut wie ke<strong>in</strong>e Dämmung<br />

e<strong>in</strong>gebaut wurde und fast nur fossile<br />

<strong>Energie</strong>träger zum E<strong>in</strong>satz kamen. Wer<br />

e<strong>in</strong>en Altbau energetisch saniert, kann<br />

beim heutigen Stand der Technik bis zu<br />

80 Prozent des herkömmlichen <strong>Energie</strong>verbrauchs<br />

e<strong>in</strong>sparen“, betont Landesrat<br />

Laimer. „Während man für e<strong>in</strong> ‚normales’<br />

130-Quadratmeter-Gebäude 2800 Liter<br />

Heizöl jährlich braucht, kommt e<strong>in</strong> KlimaHaus<br />

C mit 800 Litern aus, e<strong>in</strong> Klima-<br />

Haus Gold gar mit hundert.“ Dank staat-<br />

1.000 Klimahäuser sparen 6.000 Tonnen Kohlendioxid und drei Millionen Liter<br />

Heizöl jährlich: „Die beste Antwort auf knappes Öl und steigende Preise.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

licher Abschreibungsmöglichkeiten und<br />

den Beiträgen der Landesregierung ist die<br />

Gebäudesanierung zudem so günstig wie<br />

noch nie: Bis zu 70 Prozent der Kosten<br />

würden von der öffentlichen Hand übernommen.<br />

Die Investitionen <strong>in</strong> die <strong>Energie</strong>effizienz<br />

e<strong>in</strong>es Gebäudes rechnen sich<br />

so gleich mehrfach: Wer <strong>Energie</strong> spart,<br />

spart nicht nur viel Geld, sondern schont<br />

auch die Umwelt und erhöht zugleich die<br />

Behaglichkeit.<br />

Visionen für die <strong>Energie</strong>zukunft.<br />

„Wir bef<strong>in</strong>den uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Umbruchphase<br />

– noch nie waren die Chancen und<br />

die Bereitschaft, diese zu nutzen, im Bereich<br />

erneuerbare <strong>Energie</strong> so groß“, blickt<br />

der <strong>Energie</strong>landesrat optimistisch <strong>in</strong> die<br />

Zukunft. Aus dieser Vorbildfunktion für<br />

andere Regionen Europas soll Südtirol<br />

den größtmöglichen ökonomischen Nutzen<br />

ziehen.<br />

Dr. Michl Laimer: „Wir wollen über die<br />

Grenzen h<strong>in</strong>aus zu e<strong>in</strong>em Musterland <strong>in</strong><br />

Sachen nachhaltiger <strong>Energie</strong>erzeugung<br />

und technologischem Know-how werden.<br />

Hand <strong>in</strong> Hand damit sollen nicht nur<br />

Umweltbelastungen reduziert, sondern<br />

auch die lokale Wertschöpfung gesteigert<br />

und neue, qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden. Denn <strong>Energie</strong> ist e<strong>in</strong>e<br />

Schlüsseltechnologie für die Industrie, und<br />

wird damit <strong>in</strong> vielen Fällen e<strong>in</strong> entscheidendes<br />

Kriterium bei der Standortwahl<br />

se<strong>in</strong>.“<br />

73


energie<br />

74<br />

SÜDTIROL<br />

KLIMAENERGY 2008: 8.-10. Oktober 2008<br />

Neue Messe zeigt Südtirols <strong>Energie</strong>-Kompetenz<br />

Messe Bozen feiert e<strong>in</strong>e Premiere: Im Oktober f<strong>in</strong>det dort die neue Fachmesse „Klimaenergy“<br />

statt. Neben e<strong>in</strong>em begleitenden Fachkongress und Besichtigungsfahrten zu verschiedenen<br />

Anlagen im Land wird der „Klimaenergy-Award“ vergeben.<br />

von Monika Pichler<br />

Klimaenergy 2008: Das Thema der neuen Fachmesse trifft den Puls der Zeit.<br />

Als e<strong>in</strong>zige Fachmesse zu diesem<br />

Thema <strong>in</strong> Italien zielt „Klimaenergy“<br />

re<strong>in</strong> auf die gewerbliche<br />

Nutzung der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n ab.<br />

Die Messe richtet sich daher <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie an Verantwortliche aus den Bereichen<br />

Umwelt und <strong>Energie</strong>versorgung<br />

der öffentlichen Hand und an Vertreter<br />

energie<strong>in</strong>tensiver Branchen wie Industrie,<br />

Handwerk und Hotellerie.<br />

Zudem ist sie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

Plattform für F<strong>in</strong>anzierungsunternehmen,<br />

Ingenieure und Anlagenplaner,<br />

die auf erneuerbare <strong>Energie</strong>n setzen.<br />

Aufgrund steigender <strong>Energie</strong>kosten<br />

gew<strong>in</strong>nen alternative<br />

<strong>Energie</strong>quellen <strong>in</strong> der <strong>Energie</strong>versorgung<br />

immer größere Bedeutung.<br />

Über 110 Aussteller aus den Bereichen<br />

Photovoltaik, Solarthermie,<br />

Biomasse, Biogas, Geothermie, W<strong>in</strong>dkraft,<br />

Wasserkraft, Kraft-Wärme-Kopplung,<br />

Brennstoffzellen, Wasserstoff und <strong>Energie</strong>dienstleistungen<br />

(Contract<strong>in</strong>g) werden auf<br />

der „Klimaenergy 2008“ ihre Neuigkeiten<br />

präsentieren.<br />

„Unser Land nimmt bei den regenerativen<br />

<strong>Energie</strong>n im Vergleich zu den anderen<br />

Prov<strong>in</strong>zen Italiens sowie im europäischen<br />

Vergleich e<strong>in</strong>e Schlüsselposition e<strong>in</strong>. Man<br />

kann durchaus sagen, dass sich<br />

Südtirol <strong>in</strong> diesem Bereich zu<br />

e<strong>in</strong>er Vorbildregion entwickelt<br />

hat. Deshalb kommt der Austragung<br />

der Fachmesse „Klimaenergy“<br />

am Messestandort Bozen e<strong>in</strong>e<br />

besondere Rolle zu. Sie bietet die<br />

ideale Plattform, die über die<br />

Grenzen h<strong>in</strong>aus anerkannte<br />

Kompetenz Südtirols <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich darzustellen und<br />

so die Werbetrommel für beispielhaften<br />

Klimaschutz zu rühren“, freut sich Messe-<br />

Direktor Re<strong>in</strong>hold Marsoner.<br />

Klimaenergy Award. Im Rahmen der<br />

neuen Fachmesse hat Messe Bozen <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit der Landesumwelt-<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

agentur der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen<br />

und der EURAC e<strong>in</strong>en Wettbewerb<br />

ausgeschrieben. In <strong>Energie</strong>fragen fortschrittliche<br />

Geme<strong>in</strong>den und Prov<strong>in</strong>zen<br />

aus ganz Italien können sich im Rahmen<br />

des „Klimaenergy-Awards“ messen und<br />

ihre Erfahrungen austauschen. E<strong>in</strong>gereicht<br />

werden konnten Projekte zur <strong>Energie</strong>produktion<br />

mit erneuerbaren <strong>Energie</strong>trägern<br />

sowie für Maßnahmen zur <strong>Energie</strong>e<strong>in</strong>sparung,<br />

die im Zeitraum von Anfang 2005<br />

bis Ende 2008 fertig gestellt werden. Der<br />

Wettbewerb gliedert sich <strong>in</strong> drei Kategorien:<br />

Kle<strong>in</strong>-Geme<strong>in</strong>den mit bis 20.000<br />

E<strong>in</strong>wohnern, Geme<strong>in</strong>den mit 20.000 bis<br />

150.000 E<strong>in</strong>wohnern und Großgeme<strong>in</strong>den<br />

mit mehr als 150.000 E<strong>in</strong>wohnern<br />

und Prov<strong>in</strong>zen. In jeder Kategorie werden<br />

die drei besten Projekte nom<strong>in</strong>iert und<br />

im Rahmen der „Klimaenergy“ <strong>in</strong> Bozen<br />

vorgestellt und prämiert.<br />

„Mit Spannung wird erwartet, wer und<br />

wo die fortschrittlichsten Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

Italien se<strong>in</strong> werden“, berichtet Messe-Direktor<br />

Marsoner. „Zudem ist der ‚Klimaenergy-Award’<br />

e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit, die<br />

zahlreichen <strong>in</strong> Südtirols Geme<strong>in</strong>den bereits<br />

erprobten Projekte vorzustellen.“<br />

Die Fachmesse ist von 8. bis 10. Oktober<br />

von 9 bis 18 Uhr geöffnet Nähere Informationen<br />

zum Programm und zu den Begleitveranstaltungen<br />

f<strong>in</strong>den sich unter<br />

www.klima-energy.it.<br />

www.energie-sparen.it<br />

Das neue Onl<strong>in</strong>e-Portal des Ressorts<br />

für <strong>Energie</strong> und Umwelt der Autonomen<br />

Prov<strong>in</strong>z Bozen bietet Wissenswertes<br />

rund um das Thema <strong>Energie</strong>:<br />

Neben den verschiedenen <strong>Energie</strong>-<br />

Spartipps f<strong>in</strong>det man dort auch umfangreiche<br />

Informationen zu effizienter<br />

<strong>Energie</strong>nutzung, erneuerbarer <strong>Energie</strong>,<br />

Altbausanierung und KlimaHaus sowie<br />

zur <strong>Energie</strong>politk des Landes Südtirol.


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

75


energie<br />

SÜDTIROL<br />

SEL AG: Historisches Abkommen mit Edison besiegelt<br />

<strong>Energie</strong> „made <strong>in</strong> Südtirol“ gesichert<br />

Die Mehrheit an sieben Südtiroler Großkraftwerken wechselte von der Edison an die landeseigene<br />

SEL AG. Nach mehrjährigen Verhandlungen setzt der Deal wirtschaftlich, gesellschaftlich<br />

und autonomiepolitisch e<strong>in</strong>en Meilenste<strong>in</strong> für Südtirols <strong>Energie</strong>zukunft.<br />

von Monika Pichler<br />

Foto: SEL AG<br />

Der Stausee bei Olang des Wasserkraftwerks Bruneck-Olang.<br />

76<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Der 11. April 2008 geht als historischer<br />

Tag <strong>in</strong> die Südtiroler<br />

<strong>Energie</strong>geschichte e<strong>in</strong>: An diesem<br />

Tag hat die Südtiroler Landesenergiegesellschaft<br />

SEL AG im Auftrag des Landes<br />

e<strong>in</strong>en Vertrag mit dem <strong>Energie</strong>giganten<br />

Edison geschlossen, mit dem sieben Kraftwerke<br />

zu 60 Prozent <strong>in</strong> die von SEL und<br />

Edison neu zu bildende Gesellschaft „Hydros“<br />

übergehen, wobei 40 Prozent Anteil<br />

der Edison verbleiben. Als Ablösesumme<br />

zahlte die SEL 177 Millionen Euro.<br />

„Das ist zweifellos e<strong>in</strong>e Riesensumme, wir<br />

schlagen mit diesem Vertrag aber e<strong>in</strong> neues<br />

Kapitel <strong>in</strong> der Südtiroler <strong>Energie</strong>politik<br />

auf“, erklärt Landeshauptmann Luis<br />

Durnwalder die Tragweite der Vertragsunterzeichnung.<br />

„Die Wasserkraft <strong>in</strong> Südtirol<br />

ist mehr als nur Strom. Sie ist e<strong>in</strong> vitales<br />

Interesse unseres Landes. Jetzt können wir<br />

e<strong>in</strong>e autonome, sichere und ökologische<br />

Versorgung mit <strong>Energie</strong> gewährleisten.“<br />

Immerh<strong>in</strong> verschafft der Vertrag Südtirol<br />

Zugang zu <strong>in</strong>sgesamt rund e<strong>in</strong>er Milliarde<br />

Kilowattstunden Strom pro Jahr. Diese<br />

<strong>Energie</strong> wird der SEL AG nach e<strong>in</strong>em<br />

genau vere<strong>in</strong>barten Zeitplan zur Verfügung<br />

stehen und macht sie zum größten<br />

Stromproduzenten im Lande. „Der Preis<br />

entsteht aus dem Wert der <strong>Energie</strong>, der <strong>in</strong><br />

den nächsten Jahren produziert wird, und<br />

all jenen Vermögenswerten, die bei Ablauf<br />

der Stromkonzessionen nicht an das<br />

Land übergehen werden“, so Durnwalder,<br />

der unterstrich, dass alle kostenlos übergehenden<br />

Güter nicht <strong>in</strong> den Kaufpreis<br />

e<strong>in</strong>geflossen seien.<br />

Schritt <strong>in</strong> Richtung unabhängige<br />

<strong>Energie</strong>politik. Bei den vom Vertrag<br />

e<strong>in</strong>geschlossenen Großkraftwerken<br />

handelt es sich um Graun und Laas im<br />

V<strong>in</strong>schgau, Marl<strong>in</strong>g im Burggrafenamt,<br />

Waidbruck und Brembach im Eisacktal,<br />

Wiesen/Pfitsch im Wipptal und Bruneck<br />

im Pustertal. Gleichzeitig gehen die Edison-Immobilien<br />

<strong>in</strong> Bozen, Fischereirechte<br />

im V<strong>in</strong>schgau und im Pustertal, die zentrale<br />

Leitstelle <strong>in</strong> Bozen Süd, sowie die 82<br />

Mitarbeiter <strong>in</strong> die neue Gesellschaft über.<br />

Auch Anteile an weiteren bereits erbauten<br />

oder noch zu erbauenden E-Werken<br />

(V<strong>in</strong>tl/Terenten, Ahrntal, Wiesen/Pfitsch)<br />

werden <strong>in</strong> die neue Gesellschaft e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Ebenso wird Südtirol über die SEL<br />

<strong>in</strong> den Entscheidungsgremien der neuen<br />

Gesellschaft die Mehrheit erhalten.<br />

„Mit diesem Abkommen wird e<strong>in</strong>e Idee<br />

Wirklichkeit, der wir uns 2004 verschrieben<br />

haben: nämlich e<strong>in</strong>e der wertvollsten<br />

Ressourcen Südtirols, die Wasserkraft, nach<br />

vielen Jahrzehnten der Nutzung ohne<br />

B<strong>in</strong>dung an das Territorium wieder unserem<br />

Land Südtirol zurückzugew<strong>in</strong>nen“,<br />

freut sich SEL-Präsident Klaus Stocker,<br />

der gleichzeitig betont, dass die SEL dabei<br />

nicht für sich selbst, sondern im Auftrag<br />

des Landes für Südtirol und se<strong>in</strong>e Bewohner<br />

handle. „Darum hat Südtirol seit<br />

Jahrzehnten – eigentlich seit den zwanziger<br />

Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

– gerungen.“<br />

Foto: LPA/Pertl<br />

Seit dieser Zeit war Südtirols Wasserkraft <strong>in</strong><br />

ihrer großen Mehrheit „fremdbestimmt“.<br />

Italienische Stromkonzerne (Montecat<strong>in</strong>i,<br />

Edison, später Enel) nutzten die Wasserkraft<br />

über Jahrzehnte für die Versorgung<br />

Oberitaliens bzw. italienischer Industrie<strong>in</strong>frastrukturen.<br />

„Für Südtirol blieb<br />

immer nur das Gefühl, dass e<strong>in</strong> enormer<br />

natürlicher Reichtum ohne Gegenleistung<br />

abfließt, während die ökologischen<br />

und sonstigen Belastungen auf Land und<br />

Leute drückten“, so Stocker.<br />

Auswirkungen auf <strong>Energie</strong>- und<br />

Preispolitik. Zu e<strong>in</strong>er Wende kam es<br />

erst mit dem zweiten Autonomiestatut,<br />

das 1972 <strong>in</strong> Kraft getreten ist und 1977<br />

mit dem Erlass der Durchführungsbestimmung<br />

operativ wurde. Damit erhielt<br />

Südtirol Befugnisse auf dem Sachgebiet<br />

<strong>Energie</strong>, die <strong>in</strong> den folgenden Jahrzehnten<br />

ausgebaut werden konnten. Nunmehr<br />

entscheidet Südtirol bei der Vergabe der<br />

Großwasserkraft-Konzessionen mit und<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

hat mit der 1997 gegründeten SEL bzw.<br />

mit ihrer Tochtergesellschaft Seltrade den<br />

Handel und die Lieferung von Elektroenergie<br />

aufgenommen. Auch das SEL-<br />

Edison Abkommen hat se<strong>in</strong>e Grundlage <strong>in</strong><br />

dieser Autonomiezuständigkeit Südtirols.<br />

„Wir haben schon vor 20 Jahren gesagt,<br />

dass wir so weit kommen möchten, dass<br />

wir über e<strong>in</strong>en Großteil der Wasserenergie,<br />

die <strong>in</strong> Südtirol produziert wird, auch<br />

verfügen können“, blickt Landeshauptmann<br />

Durnwalder zurück. Der Ankauf<br />

der Kraftwerke br<strong>in</strong>gt Südtirol e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Teil des Wasserkrafteigentums<br />

Wichtigen Schritt gesetzt: LR Michl Laimer, SEL-Präsident Klaus Stocker, LH Luis<br />

Durnwalder, Edison-Präsident Zuccoli und Edison-Geschäftsführer Quadr<strong>in</strong>o (v.l.).<br />

zurück. „Südtirol verfügt nun über e<strong>in</strong>e<br />

eigene große <strong>Energie</strong>produktion. Die<br />

Verfügbarkeit von <strong>Energie</strong> bedeutet, dass<br />

das Land jetzt nicht nur <strong>Energie</strong>politik<br />

machen, sondern maßgeblich auch die<br />

Preispolitik im Bereich der erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong> bee<strong>in</strong>flussen kann.“<br />

Volksaktien vergeben. Als sehr positiv<br />

bezeichnet <strong>Energie</strong>landesrat Michl Laimer<br />

jenen Teil des Abkommens, der vorsieht,<br />

dass die Geme<strong>in</strong>den sowie Private – auch<br />

<strong>in</strong> Form von Volksaktien – an der Gesellschaft<br />

beteiligt werden können. Der Griff<br />

nach diesen enormen Strommengen sei<br />

e<strong>in</strong> strategisch wichtiger: „Die fossilen<br />

<strong>Energie</strong>träger werden knapp, die Preise<br />

steigen, die Unsicherheit auch. Die <strong>Energie</strong><br />

wird <strong>in</strong> Zukunft noch stärker als bisher<br />

zum Schlüsselsektor“, so Laimer. „Dank<br />

der E<strong>in</strong>igung mit Edison ist es uns <strong>in</strong> Zukunft<br />

möglich, e<strong>in</strong>en Großteil der <strong>in</strong> Südtirol<br />

produzierten <strong>Energie</strong> im Land zu<br />

behalten.“<br />

77


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Erneuerbare <strong>Energie</strong> <strong>in</strong> Südtirol: Kooperationen & Vertrieb<br />

Wege zum Wachstumsmarkt Italien<br />

Foto: TIS<br />

Unternehmen des <strong>Energie</strong>sektors haben jetzt gute Chancen, <strong>in</strong> den italienischen <strong>Energie</strong>markt<br />

e<strong>in</strong>zusteigen. In Italien soll nämlich <strong>in</strong> den nächsten zwölf Jahren mit Hilfe erneuerbarer <strong>Energie</strong>träger<br />

doppelt so viel Strom und Treibstoff produziert werden wie heute. Im Wärme- und Kältebereich<br />

soll sich die Produktion aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>quellen sogar verfünffachen.<br />

Für Südtirol als Grenzgebiet eröffnen<br />

sich durch das vorprogrammierte<br />

Wachstum im italienischen<br />

<strong>Energie</strong>sektor neue Aufgaben und Chancen“,<br />

erklärt Stefano Dal Savio vom Zentrum<br />

Regenerative <strong>Energie</strong> (Renertec)<br />

des TIS <strong>in</strong>novation park <strong>in</strong><br />

Bozen. „Durch die Nähe zum<br />

deutschsprachigen Raum können<br />

Südtiroler Unternehmen<br />

Know-how und Technologien<br />

aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz auf dem italienischen<br />

Markt e<strong>in</strong>führen,<br />

und mit unserer Unterstützung Vertriebspartner<br />

suchen und vor allem Unternehmenskooperationen<br />

<strong>in</strong> Gang br<strong>in</strong>gen“,<br />

so Dal Savio. In diesem System des Wissens-<br />

und Technologietransfers komme,<br />

so Dal Savio weiter, Südtirol und dem<br />

Zentrum Regenerative <strong>Energie</strong> e<strong>in</strong>e nicht<br />

zu unterschätzende Brückenfunktion zu.<br />

78<br />

„Die Maxime heißt: eigenes Know-how<br />

durch neues Wissen ergänzen, also<br />

Unternehmenskooperationen fördern.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

Schließlich kennen die Südtiroler Unternehmer<br />

den italienischen Markt und die<br />

italienische Mentalität sehr gut, sprechen<br />

sowohl deutsch als auch italienisch und<br />

s<strong>in</strong>d daher für deutschsprachige Unternehmen,<br />

die den italienischen Markt erobern<br />

möchten, die idealen Partner. Die<br />

Prov<strong>in</strong>z Bozen zählt mittlerweile über 100<br />

Unternehmen, die im <strong>Energie</strong>sektor tätig<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Das Zentrum Regenerative <strong>Energie</strong> des<br />

TIS unterstützt mit regelmäßigen Kooperationsgesprächen<br />

Unternehmen bei<br />

der Suche nach Vertriebs- und Kooperationspartnern<br />

<strong>in</strong> Südtirol – und zwar auch<br />

solche, die ihren Firmensitz nicht dort<br />

haben. Neben dieser Tätigkeit unterstützt<br />

Renertec die Südtiroler Unternehmen<br />

aus der <strong>Energie</strong>branche mit Dienstleistungen<br />

wie Machbarkeitsstudien, Technologieberatungen<br />

und<br />

praxisorientierten Forschungs-<br />

und Entwicklungsprojekten.<br />

Das Zentrum ist<br />

e<strong>in</strong>e der zentralen Anlaufstellen<br />

<strong>in</strong> Südtirol, wenn es<br />

um den E<strong>in</strong>satz neuer Technologien<br />

für die Nutzung<br />

erneuerbarer <strong>Energie</strong>formen oder um<br />

Fragen der <strong>Energie</strong>effizienz geht.<br />

Vorreiterrolle <strong>in</strong> Italien. Die Autonome<br />

Prov<strong>in</strong>z Bozen deckt etwa die Hälfte<br />

des <strong>Energie</strong>verbrauchs mit erneuerbarer<br />

<strong>Energie</strong> ab. Im Bereich der Photovoltaik<br />

beispielsweise verfügt Südtirol mit elf Megawatt<br />

Leistung bereits heute über etwa


energie<br />

SÜDTIROL<br />

<strong>Energie</strong>tourismus <strong>in</strong> Südtirol<br />

„Enertour“ ist e<strong>in</strong> Projekt des Zentrums<br />

für Regenerative <strong>Energie</strong> des<br />

TIS <strong>in</strong>novation park. Im Rahmen<br />

verschiedener, <strong>in</strong>dividuell organisierter<br />

Erlebnis- und Fachexkursionen<br />

können Südtirols Vorzeigeanlagen und<br />

-gebäude im Bereich der erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong> und des energieeffizienten<br />

Bauens (Biomasse- W<strong>in</strong>d-, und Photovoltaikanlagen<br />

sowie KlimaHäuser)<br />

besichtigt werden. Dabei gewähren<br />

die Betreiber und Planer E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong><br />

die energieeffizienten und ökologisch<br />

nachhaltigen Anlagen und erläutern<br />

praxisnah deren Funktionsweise. Zielgruppen<br />

von „enertour“ s<strong>in</strong>d Unternehmer,<br />

Techniker und Mitarbeiter<br />

der öffentlichen Verwaltung, aber auch<br />

Schüler- und Studentengruppen sowie<br />

<strong>in</strong>teressierte Bürger. Neben dem Transfer<br />

von technischem Know-how, der<br />

im Vordergrund steht, können bei jeder<br />

„enertour“ auch Kulturstätten besucht<br />

und bei Südtiroler Spezialitäten Erfahrungen<br />

ausgetauscht werden. Bisher<br />

nahmen 2.700 Interessierte an den<br />

Besichtigungstouren teil. Seit 2007 ist<br />

„enertour“ Teil der Kampagne „Nachhaltige<br />

<strong>Energie</strong> für Europa.“ Infos unter<br />

www.enertour.bz.it.<br />

Foto: Oscar Da Riz<br />

Fernheizwerk Sexten: „enertour“<br />

zeigt regenerative <strong>Energie</strong>anlagen.<br />

Stefano Dal Savio:<br />

„Unternehmen des <strong>Energie</strong>sektors<br />

aus Südtirol und dem<br />

deutschsprachigen Ausland<br />

haben gute Chancen, um von<br />

den Entwicklungen auf dem<br />

italienischen <strong>Energie</strong>markt<br />

zu profitieren.“<br />

Foto: TIS<br />

e<strong>in</strong> Zehntel der Gesamtleistung Italiens<br />

– e<strong>in</strong>e beachtliche Zahl für e<strong>in</strong>e Prov<strong>in</strong>z<br />

mit 480.000 E<strong>in</strong>wohnern. Bis 2015 soll<br />

<strong>in</strong> Südtirol 75 Prozent der benötigten<br />

<strong>Energie</strong> aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>quellen<br />

erzeugt werden. In den letzten 15 Jahren<br />

wurden im Bereich erneuerbare <strong>Energie</strong><br />

etwa 1,2 Milliarden Euro <strong>in</strong>vestiert.<br />

Damit nimmt Südtirol italienweit e<strong>in</strong>e<br />

Vorreiterrolle im Bereich der erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong> e<strong>in</strong>. Das Land verfügt über<br />

Know-how und Technologien, die e<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>nvolle Verb<strong>in</strong>dung und Ergänzung mit<br />

e<strong>in</strong>em aus dem deutschsprachigen Ausland<br />

ermöglichen. „Renertec ist Teil e<strong>in</strong>es<br />

konsolidierten Netzwerks aus Unternehmen,<br />

Institutionen und Forschungse<strong>in</strong>richtungen.<br />

Unser oberstes Ziel ist es, dass<br />

Südtiroler Unternehmen vom Wachstum<br />

im <strong>Energie</strong>sektor profitieren, und das ist<br />

nur möglich, wenn das eigene Know-how<br />

durch neues Wissen ergänzt wird. Die<br />

Maxime heißt daher: Unternehmenskooperationen<br />

ermöglichen“, erklärt Stefano<br />

Dal Savio.<br />

Dass Unternehmenskooperationen gel<strong>in</strong>gen<br />

können, hat das Zentrum Regenerative<br />

<strong>Energie</strong> <strong>in</strong> der Vergangenheit bereits<br />

mehrfach bewiesen. Im Bereich Biomasse<br />

hat es bereits erste Kooperationsgespräche<br />

zwischen Unternehmen aus Venetien und<br />

Südtiroler Planungsbüros gegeben. Hier<br />

geht es um die Projektierung von Fernheizwerken.<br />

Noch im September 2008<br />

treffen sich e<strong>in</strong> deutsches und vier Südtiroler<br />

Unternehmen aus dem Photovoltaik-Sektor,<br />

um über Kooperationsmöglichkeiten<br />

zu diskutieren. Und schließlich<br />

gelang es e<strong>in</strong>em Unternehmen aus Kalifornien,<br />

das auf der Suche nach Vertriebspartnern<br />

für so genannte ORC-Module<br />

war (Module also, die Abwärme <strong>in</strong> Strom<br />

umwandeln), diese über das Zentrum<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

Regenerative <strong>Energie</strong> des TIS <strong>in</strong>novation<br />

park <strong>in</strong> Bozen zu f<strong>in</strong>den.<br />

Beste Zukunftsperspektiven. Für die<br />

Zukunft stellen sich die Aussichten <strong>in</strong> Italien<br />

<strong>in</strong> allen Teilbereichen – von Photovoltaik<br />

bis Biomasse – positiv dar. Eng damit<br />

verbunden ist die Tatsache, dass Kooperationen<br />

mit Südtiroler Unternehmen aus<br />

der <strong>Energie</strong>branche gute Geschäftsmöglichkeiten<br />

bieten. Greift man den Bereich<br />

Photovoltaik heraus, wird offensichtlich,<br />

welche Wachstumschancen alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem<br />

Sektor stecken: Denn während <strong>in</strong><br />

Italien zurzeit Anlagen mit e<strong>in</strong>er Leistung<br />

von etwa 150 Megawatt <strong>in</strong>stalliert s<strong>in</strong>d,<br />

sollen daraus bereits <strong>in</strong> vier Jahren 1.200<br />

Megawatt werden.<br />

In e<strong>in</strong>em Strategiepapier der italienischen<br />

Regierung aus dem Jahr 2007 geht man<br />

davon aus, dass die Megawattleistung im<br />

Photovoltaikbereich <strong>in</strong> den nächsten zwölf<br />

Jahren um das 50-fache gesteigert werden<br />

kann. H<strong>in</strong>ter dieser Zahl verbirgt sich grob<br />

gerechnet e<strong>in</strong> zu erwartender Umsatz von<br />

etwa 30 Milliarden Euro. Für die Wärmeproduktion<br />

erwartet man, dass 2020 <strong>in</strong><br />

Italien fast 40-mal mehr Wärme aus Solarthermie<br />

und sechsmal mehr Wärme aus<br />

Biomasse gewonnen wird.<br />

TIS <strong>in</strong>novation park<br />

Zentrum Regenerative <strong>Energie</strong> | Renertec<br />

Tel.: +39 0471 068046<br />

email: stefano.dalsavio@tis.bz.it<br />

www.tis.bz.it<br />

79


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Noch ist es e<strong>in</strong> vorsichtiger Trend.<br />

Bald schon werden „Green<br />

Meet<strong>in</strong>gs“ allerd<strong>in</strong>gs an der<br />

Tagesordnung se<strong>in</strong>. „Das Thema Umweltschutz<br />

spielt auch bei der Organisation<br />

von Tagungen e<strong>in</strong>e immer größere<br />

Rolle. Reduktion der CO 2<br />

-Emissionen,<br />

umweltverträgliche Locations und nachhaltige<br />

Events lautet das Gebot der Stunde<br />

<strong>in</strong> der Kongresswirtschaft“, erklärt Pierpaolo<br />

Mariotti, Leiter des EURAC convention<br />

centers <strong>in</strong> Bozen. „In den nächsten<br />

Jahren wird man auch <strong>in</strong> diesem Sektor<br />

nicht mehr um die Nachhaltigkeit herumkommen.“<br />

Dabei müssen alle wichtigen<br />

Schritte bei der Organisation e<strong>in</strong>es Events<br />

berücksichtigt werden – von der Auswahl<br />

der Kongressstruktur, der Unterkunft und<br />

der Transportmittel bis h<strong>in</strong> zur Gestaltung<br />

des Events selbst und der Sensibilisierung<br />

der Teilnehmer.<br />

Ausgeklügeltes <strong>Energie</strong>system. Dank<br />

der Europäischen Akademie (EURAC) <strong>in</strong><br />

Bozen ist es bereits möglich, Öko-Events<br />

80<br />

EURAC convention center: Green Meet<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Bozen<br />

Grün ist die Event-Zukunft<br />

Nicht nur die <strong>in</strong>novative Architektur macht das EURAC convention center <strong>in</strong> Bozen zu e<strong>in</strong>em<br />

außergewöhnlichen Kongresszentrum: Mit der Organisation von ökologisch nachhaltigen Veranstaltungen<br />

setzt das Team e<strong>in</strong> Zeichen für die Zukunft. Der Umwelt und der Brieftasche zuliebe.<br />

von Monika Pichler<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Öko-Location <strong>in</strong> Südtirol zu veranstalten.<br />

Die Forschungs<strong>in</strong>stitution erhielt<br />

2002 e<strong>in</strong>en neuen Sitz an der Schnittstelle<br />

zwischen Alt- und Neustadt. Dazu wurde<br />

die bestehende, auf die 30er Jahre zurückgehende<br />

rationelle Architektur nach<br />

den Plänen des Grazer Architekten Klaus<br />

Kada umfassend restauriert und mit e<strong>in</strong>em<br />

modernen Glasbau ergänzt. Bereits bei der<br />

Errichtung wurde auf e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung<br />

der <strong>Energie</strong>kosten sowie auf die Verwendung<br />

von ökologischen Materialien geachtet.<br />

„Um den Gebäudekomplex mit<br />

1.300 Quadratmetern und 36.000 Kubikmetern<br />

zu heizen und zu kühlen, verfügt<br />

der EURAC-Sitz über e<strong>in</strong> ausgeklügeltes<br />

e<strong>in</strong>zigartiges <strong>Energie</strong>system, das so weit<br />

wie möglich auf regenerative <strong>Energie</strong>n<br />

setzt“, erklärt Pierpaolo Mariotti.<br />

Die passive Nutzung der Sonnenstrahlung<br />

erfolgt durch die Doppelfassade am<br />

Hof- und Ostgebäude. Im W<strong>in</strong>ter wirkt<br />

diese als transparenter Wärmepuffer, der<br />

die Sonnenstrahlung für die Räume sehr<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

gut nutzbar macht. Im Sommer h<strong>in</strong>gegen<br />

wird der Großteil der Strahlungsenergie<br />

an den Sonnenschutzlamellen zwischen<br />

den Glasflächen abgefangen. Die aktive<br />

Sonnenenergienutzung beruht auf e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>novativen Heiz- und Kühlsystem. Dazu<br />

wurden auf dem Flachdach Sonnenkollektoren<br />

mit e<strong>in</strong>er Absorberfläche von<br />

472 Quadratmetern <strong>in</strong>stalliert. Die Anlage<br />

dient ganzjährig der Brauchwassererwärmung<br />

und <strong>in</strong> den Übergangszeiten Frühjahr<br />

und Herbst der Grundbeheizung.<br />

Hauptwärmeproduzent im W<strong>in</strong>ter ist e<strong>in</strong><br />

Blockheizkraftwerk, dem zwei Gas-Brennwertkessel<br />

für Spitzenlasten zur Verfügung<br />

stehen. Im Sommer wird die Solaranlage<br />

mit Temperaturen von über 90 Grad Celsius<br />

gefahren und gibt ihre Leistung an<br />

e<strong>in</strong>e Absorptionskältemasch<strong>in</strong>e ab. Diese<br />

erzeugt Kälte nicht wie üblich mit Strom,<br />

sondern mit Hilfe von Sonnenenergie<br />

und sorgt damit für die nötige Kühlung<br />

der Gebäude. Daneben wurden auf dem<br />

Dach der EURAC Photovoltaik-Paneele


energie<br />

SÜDTIROL<br />

zur Stromerzeugung errichtet: Seit 28.<br />

August 2006 konnten 10.050 Kilowattstunden<br />

Strom erzeugt und 4.723 Kilogramm<br />

CO 2<br />

vermieden werden.<br />

Kompetenter Partner für „Green<br />

Meet<strong>in</strong>gs“. Nicht nur das energiefreundliche<br />

Gebäude alle<strong>in</strong> macht das dar<strong>in</strong> untergebrachte<br />

EURAC convention center<br />

zu e<strong>in</strong>er optimalen Location für „Green<br />

Meet<strong>in</strong>gs“. Auch das an der<br />

EURAC angesiedelte Institut<br />

für Erneuerbare <strong>Energie</strong> sowie<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von „nachhaltigen“<br />

Details sprechen<br />

für die <strong>in</strong>novative Tagungsdest<strong>in</strong>ation.<br />

So betreibt die EURAC seit<br />

geraumer Zeit Mülltrennung, benutzt<br />

ökologisches Papier und auch biologisch<br />

abbaubare Kugelschreiber. Tagungstaschen<br />

werden wieder e<strong>in</strong>gesammelt und e<strong>in</strong>em<br />

guten Zweck zur Verfügung gestellt, Kongress-Badges<br />

recycelt, Tagungsunterlagen<br />

großteils elektronisch und nicht <strong>in</strong> Papierform<br />

versandt und elektrische Geräte nur<br />

dann e<strong>in</strong>geschaltet, wenn sie auch wirklich<br />

benutzt werden.<br />

In puncto Cater<strong>in</strong>g setzt das junge, dynamische<br />

convention center Team auf lokale<br />

Bio-Produzenten und gibt der Nutzung<br />

von Keramik und Glas anstelle von Wegwerfgeschirr<br />

den Vorzug. Schließlich bietet<br />

das Kongresszentrum im Herzen von Bozen<br />

Tagungsteilnehmern die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er „ökologischen“ Anreise mit dem<br />

Zug oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

und bei der Unterbr<strong>in</strong>gung der Gäste setzt<br />

man auf Hotels <strong>in</strong> der Umgebung, die<br />

„Green Meet<strong>in</strong>gs wirken sich positiv auf<br />

die Umwelt und die Brieftasche aus.“<br />

e<strong>in</strong>e klare L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> puncto Umweltschutz<br />

verfolgen. „Gerne unterstützen wir <strong>in</strong>teressierte<br />

Kunden mit unserem Wissen bei<br />

der Planung ihres ökologischen Meet<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> allen se<strong>in</strong>en Details“, betont convention<br />

center Leiter Mariotti.<br />

Warum „grün“ gut ist. Warum allerd<strong>in</strong>gs<br />

sollte e<strong>in</strong> Unternehmen oder e<strong>in</strong>e<br />

Organisation sich für die Ausrichtung<br />

e<strong>in</strong>es „Green Meet<strong>in</strong>gs“ entscheiden?<br />

„Firmen, die e<strong>in</strong> nachhaltiges Event organisieren,<br />

stärken ihre Marke und verbessern<br />

ihr Image auf nachhaltige Art und<br />

Weise“, ist Mariotti überzeugt. Doch damit<br />

nicht genug: Langfristig schlagen sich<br />

Green Meet<strong>in</strong>gs nicht nur positiv auf die<br />

Umwelt, sondern auch auf die Brieftasche<br />

nieder und punkten mit messbaren wirtschaftlichen<br />

Vorteilen. „Green Meet<strong>in</strong>gs<br />

s<strong>in</strong>d nur auf den ersten Blick aufwändiger<br />

und kostspieliger als herkömmlich organisierte<br />

Tagungen. Auf den zweiten Blick<br />

lassen sich mit umweltfreundlichen<br />

Maßnahmen viele Kosten<br />

reduzieren.“<br />

In Zukunft wird die neue Art<br />

umweltfreundlicher Tagungen<br />

zum Standard werden. E<strong>in</strong>e<br />

Zertifizierung mit dem Label „nachhaltige<br />

Events“ gibt es bereits <strong>in</strong> den USA. In<br />

Großbritannien legt der British Standard<br />

BSI 8901 fest, was sich „susta<strong>in</strong>able event“<br />

nennen darf und was nicht. „In Italien<br />

wird darüber zur Zeit viel diskutiert. Bisher<br />

war es nur möglich, Kongress-Strukturen<br />

zum Beispiel nach ISO 14001 zertifizieren<br />

zu lassen, und nicht das Event<br />

selbst. E<strong>in</strong>e entsprechende E<strong>in</strong>richtung<br />

dafür wäre notwendig“, stellt Mariotti fest,<br />

denn: „Der Trend h<strong>in</strong> zu grünen Events<br />

zeigt e<strong>in</strong>deutig nach oben.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

81


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Etschwerke AG: Wasser, Photovoltaik und Biomasse<br />

Mit erneuerbarer <strong>Energie</strong> Zeichen setzen<br />

Es geht darum, den <strong>Energie</strong>bedarf<br />

unseres Landes immer effektiver<br />

zu decken, und zwar mit absoluter<br />

Rücksicht auf die Natur“, erklärt Siegfried<br />

Tutzer, Generaldirektor der Etschwerke<br />

AG. „Daher <strong>in</strong>vestieren wir <strong>in</strong> Anlagen zur<br />

Erzeugung umweltfreundlicher <strong>Energie</strong>.“<br />

Und das nicht erst seit gestern. Schon seit<br />

Jahren denkt die Geschäftsleitung der Etschwerke<br />

an die weiteren Möglichkeiten,<br />

die sich <strong>in</strong> Südtirol für die Stromgew<strong>in</strong>nung<br />

bieten. „Neben Photovoltaik arbeiten<br />

die Etschwerke auch konkret an e<strong>in</strong>em<br />

Biomasse-Projekt für die Stromgew<strong>in</strong>nung.<br />

Dieses Projekt ist zwar außerhalb<br />

Südtirols angesiedelt, künftig möchten wir<br />

jedoch Anlagen dieser Art auch bei uns realisieren“,<br />

berichtet Siegfried Tutzer. Wobei<br />

der Menge der Biomasse (Mist, Gülle,<br />

Holzschnitzel) <strong>in</strong> Südtirol natürliche<br />

Grenzen gesetzt s<strong>in</strong>d. Dasselbe gilt für die<br />

Photovoltaik und die W<strong>in</strong>dkraft. Dazu<br />

Siegfried Tutzer weiter: „Betrachtet man<br />

mittelfristig die Stromproduktion bei uns,<br />

so wird ersichtlich, dass die Wasserkraft<br />

auch künftig deutlich über 90 Prozent der<br />

Stromgew<strong>in</strong>nung ausmachen wird. Alle<br />

82<br />

Das Wasserlaufkraftwerk Töll g<strong>in</strong>g am 5. April 1898 ans Netz.<br />

Stromproduktion aus Wasserkraft ist die Kernkompetenz der Etschwerke AG. Die Wasserkraft<br />

bleibt bis auf weiteres der <strong>Energie</strong>träger Nummer E<strong>in</strong>s, doch die Zukunft hat mit Photovoltaik<br />

schon begonnen und auch Biogas und W<strong>in</strong>dkraft s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Thema.<br />

anderen Formen zusammen bewegen sich<br />

im e<strong>in</strong>stelligen Prozentbereich.“<br />

Wasserkraft im Vormarsch. Der Grund<br />

für die vorherrschende Stellung der Wasserkraft<br />

ist, dass die Bed<strong>in</strong>gungen, die<br />

für ihre Nutzung <strong>in</strong> Südtirol herrschen,<br />

überaus günstig s<strong>in</strong>d. Zum e<strong>in</strong>en verfügt<br />

Südtirol über e<strong>in</strong>en großen Wasserreichtum,<br />

zum anderen ist auf kurzen Strecken<br />

Siegfried Tutzer:<br />

„Der Erzeugung<br />

umweltfreundlicher<br />

<strong>Energie</strong><br />

verschrieben.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

e<strong>in</strong> relativ hohes Gefälle vorhanden. Bei<br />

Kraftwerksprojekten wie im Passeiertal, <strong>in</strong><br />

Welsberg und vielen anderen wird danach<br />

gestrebt, dass sich der E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Natur<br />

<strong>in</strong> verträglichen Grenzen hält. Auch durch<br />

die E<strong>in</strong>haltung der gesetzlichen Bestimmungen<br />

samt den Genehmigungsverfahren,<br />

der Restwassermenge usw. gibt es laut<br />

Tutzer kaum E<strong>in</strong>wände für neue Kraftwerkprojekte.<br />

Die umweltfreundlichste Form der <strong>Energie</strong><br />

ist jedoch jene, die man erst gar nicht<br />

verbraucht. Daher kommt den <strong>Energie</strong>sparmaßnahmen<br />

immer größere Bedeutung<br />

zu. „Das Potential der E<strong>in</strong>sparungsmöglichkeiten<br />

ist e<strong>in</strong> Vielfaches von<br />

dem, was mit Sonne, Biomasse und W<strong>in</strong>dkraft<br />

an Strom bei uns produziert werden<br />

kann“, ist Siegfried Tutzer überzeugt.<br />

„Beispielsweise bei der Photovoltaik ist<br />

derzeit der ideologische Wert noch wesentlich<br />

höher als der energietechnische.<br />

Trotzdem halten wir es für wichtig und<br />

richtig, <strong>in</strong> diese Technologie nachhaltig zu<br />

<strong>in</strong>vestieren.“<br />

Etschwerke AG<br />

39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 225 111<br />

Fax +39 0471 980 419<br />

<strong>in</strong>fo@ae-ew.it - www.ae-ew.it


Interview: Innovation im E<strong>in</strong>klang mit der Natur<br />

<strong>Energie</strong>geladen <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Vor über 100 Jahren schalteten die<br />

Etschwerke zum ersten Mal stromgespeiste<br />

Glühbirnen e<strong>in</strong>. Im Laufe<br />

der Zeit entwickelten sie sich von e<strong>in</strong>em Stromversorgungsbetrieb<br />

zu e<strong>in</strong>em <strong>Energie</strong>unternehmen.<br />

<strong>wia</strong> sprach mit Geschäftsführer<br />

Ingenieur Peter Calò über den Auftrag des<br />

Südtiroler Traditionsunternehmens.<br />

<strong>wia</strong>: Herr Calò, welche Aufgabengebiete<br />

decken die Etschwerke ab?<br />

Ing. Peter Calò: Die Etschwerke AG<br />

besitzt vier betriebseigene Wasserkraftwerke<br />

<strong>in</strong> Bozen, Naturns, Töll und<br />

Schnals, <strong>in</strong> denen sie elektrische <strong>Energie</strong><br />

erzeugt. Weiters verfügen wir über<br />

e<strong>in</strong>e 25-prozentige Beteiligung an den<br />

neun Kraftwerken der Petrovilla GmbH<br />

<strong>in</strong> Bulgarien, die Mehrheit an der Biopower<br />

<strong>in</strong> Sard<strong>in</strong>ien, e<strong>in</strong>e Beteiligung am<br />

neuen Wasserkraftwerk im Passeiertal und<br />

weitere Beteiligungen an stromerzeugenden<br />

Unternehmen. Zudem s<strong>in</strong>d die<br />

Etschwerke für die Gasversorgung der<br />

Städte Bozen und Meran verantwortlich,<br />

<strong>in</strong> Meran auch für die Gasverteilung. Für<br />

die Stromverteilung <strong>in</strong> Südtirol zeichnet<br />

die Etschwerke Netz AG verantwortlich,<br />

während die Etschwerke Trad<strong>in</strong>g GmbH<br />

italienweit im Stromverkauf an Großkunden<br />

tätig ist.<br />

Ing. Peter Calò:<br />

„Wir wollen<br />

weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

größere Photovoltaikanlagen<br />

<strong>in</strong>vestieren.“<br />

Foto: Etschwerke AG<br />

Wie viele Haushalte und Unternehmen<br />

versorgen Sie mit Strom und<br />

Gas?<br />

Das Versorgungsgebiet erstreckt sich auf<br />

etwa dreißig Geme<strong>in</strong>den, darunter Bozen<br />

und Meran. Wir versorgen über 140.000<br />

Kunden mit Elektroenergie und über<br />

energie<br />

SÜDTIROL<br />

43.000 Kunden mit Gas. H<strong>in</strong>sichtlich der<br />

unbeabsichtigten Unterbrechungen der<br />

Stromversorgung s<strong>in</strong>d die Etschwerke<br />

europaweit als bestes Unternehmen anerkannt.<br />

Welche Maßnahmen planen Sie im<br />

Bereich erneuerbare <strong>Energie</strong>n?<br />

Wir wollen weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Photovoltaik-<br />

Anlagen, und zwar <strong>in</strong> solche größeren<br />

Umfangs, <strong>in</strong>vestieren und s<strong>in</strong>d dabei, Angebote<br />

zu sondieren. Diese betreffen unter<br />

anderm. große Grundstücke <strong>in</strong> Süditalien,<br />

wo die Sonnensche<strong>in</strong>dauer und -<strong>in</strong>tensität<br />

sehr hoch ist und m<strong>in</strong>destens drei Megawatt<br />

produziert werden sollen. Zudem haben<br />

wir e<strong>in</strong> Angebot für e<strong>in</strong>e Beteiligung<br />

an e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>dpark im Ausland. Im Mittelpunkt<br />

aller unserer Investitionen steht<br />

immer die Kundenzufriedenheit und der<br />

Umweltschutz, die <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mit unserem<br />

ständigen Streben nach Innovation<br />

gebracht werden müssen.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

Bahn frei für Photovoltaik: Etschwerke und Stadt kooperieren<br />

Fünf Photovoltaikanlagen <strong>in</strong> Bozen <strong>in</strong> Betrieb<br />

Als jüngstes Umweltprojekt errichteten<br />

die Etschwerke Photovoltaikanlagen<br />

auf den Dächern öffentlicher<br />

Schulen <strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />

und auf jenen des Umspannwerkes Reschen<br />

<strong>in</strong> der Eisackuferstraße. Die seit<br />

kurzem <strong>in</strong> Betrieb genommenen Anlagen<br />

wurden auf dem Walmdach der Leonardoda-V<strong>in</strong>ci-Schule<br />

<strong>in</strong> der Neapelstraße, auf<br />

den Flachdächern der Schweitzer-Schule<br />

<strong>in</strong> der Europaallee sowie auf den Dächern<br />

der Longon-Schule <strong>in</strong> der Roenstraße<br />

und der Archimede-Schule <strong>in</strong> der Ducad’Aosta-Straße<br />

angebracht. Zur Sicherstellung<br />

e<strong>in</strong>es optimalen Ergebnisses wurde<br />

sowohl <strong>in</strong> der Planungsphase als auch<br />

während der Ausführung besonderes Augenmerk<br />

auf die regendichte Ausbildung<br />

der betroffenen Flächen und gleichzeitig<br />

auf die Sicherheit gerichtet. Es handelt<br />

sich um die ersten Anlagen, die im Rahmen<br />

der Kooperation der Etschwerke mit<br />

Photovoltaik-Elemente auf dem Walmdach der Leonardo da V<strong>in</strong>ci Schule <strong>in</strong> Bozen.<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

der Bozner Stadtverwaltung errichtet<br />

wurden. Weitere – auch größere – sollen<br />

<strong>in</strong> Zukunft folgen. E<strong>in</strong>es der Ziele des<br />

Strategischen Entwicklungsplans im Bereich<br />

von Innovation und von Umwelt-<br />

<strong>Energie</strong> ist es, die Südtiroler Landeshauptstadt<br />

Bozen als „Stadt der Sonne“ zu<br />

positionieren. <br />

83


energie<br />

84<br />

SÜDTIROL<br />

Zipperle AG: Konsequente <strong>Energie</strong>spar-Schritte<br />

Größte private Photovoltaik-Anlage Südtirols<br />

Als e<strong>in</strong>er der führenden<br />

europäischen Hersteller<br />

von Fruchtsäften, -pürees<br />

und -konzentraten verfolgt<br />

die Hans Zipperle AG schon seit<br />

e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>e sehr aufmerksame<br />

Umweltpolitik. Bereits Anfangs<br />

der neunziger Jahre wurde<br />

die thermische Verwertung der<br />

Fruchtrückstände durch den Bau<br />

e<strong>in</strong>er Trocknung und Verbrennung<br />

realisiert. Durch diese Investition<br />

konnte die Abfallmenge<br />

um 85 Prozent reduziert - und<br />

dadurch circa 1.000 Lkw von der<br />

Straße geholt –, der Verbrauch von<br />

Methangas zur Herstellung von Prozessdampf<br />

um 35 Prozent verm<strong>in</strong>dert und damit<br />

jährlich über 6.000 Tonnen CO 2<br />

e<strong>in</strong>gespart<br />

werden. Ende der neunziger Jahre<br />

folgte der Bau e<strong>in</strong>er Anlage zur Vorklärung<br />

der Abwässer. Dabei wird e<strong>in</strong> großer<br />

Teil der im Abwasser enthaltenen Feststoffe<br />

herausfiltriert und nur mehr e<strong>in</strong> schon<br />

Photovoltaik-Paneele auf dem Dach der Zipperle AG:<br />

Jährlich können 400 Tonnen CO 2<br />

e<strong>in</strong>gespart werden.<br />

vorbehandeltes Abwasser <strong>in</strong> die übergeme<strong>in</strong>dliche<br />

Kläranlage <strong>in</strong> S<strong>in</strong>ich bei Meran<br />

e<strong>in</strong>geleitet. E<strong>in</strong> weiteres Projekt im Bereich<br />

<strong>Energie</strong> betraf die Zusammenarbeit<br />

mit den Etschwerken bei der Realisierung<br />

des Fernwärmekraftwerks <strong>in</strong> der Handwerkerzone<br />

Mais. Durch die Komb<strong>in</strong>ation<br />

Dampfverbrauch im Sommer/Herbst bei<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

der Firma Zipperle und Fernwärmebedarf<br />

<strong>in</strong>sbesondere im<br />

W<strong>in</strong>ter für Heizzwecke für die<br />

Meraner Haushalte konnten für<br />

diese Anlage optimale Synergien<br />

geschaffen werden.<br />

Als nächster Schritt <strong>in</strong> der <strong>Energie</strong>politik<br />

der Firma Zipperle<br />

wurde im Juli 2008 die größte<br />

private Photovoltaikanlage Südtirols<br />

<strong>in</strong> Betrieb genommen: die<br />

Module, die von der Firma Leitner<br />

Solar AG, Bruneck, <strong>in</strong>stalliert<br />

wurden, umfassen e<strong>in</strong>e Fläche<br />

von 4.825 Quadratmetern. Mit<br />

e<strong>in</strong>er Nennleistung von 618<br />

KWp werden voraussichtlich 750.000 Kilowattstunden<br />

Strom pro Jahr produziert<br />

und 400 Tonnen CO 2<br />

e<strong>in</strong>gespart. Diese<br />

und viele weitere kle<strong>in</strong>ere <strong>Energie</strong>spar-<br />

Projekte haben dazu geführt, dass die Zipperle<br />

AG 1998 als e<strong>in</strong>e der ersten <strong>in</strong> Italien<br />

die Umweltzertifizierung EMAS II und<br />

ISO 14001 erhalten hat.<br />

Eco-center AG: <strong>Energie</strong>effiziente Umweltdienste<br />

Biomüllvergärung produziert Strom und Wärme<br />

Die eco-center AG betreibt Abfallentsorgungsanlagen<br />

für 77 Südtiroler<br />

Geme<strong>in</strong>den und den<br />

Abwasserdienst für 58 Südtiroler Geme<strong>in</strong>den.<br />

Sie wurde 1994 von der Geme<strong>in</strong>de<br />

Bozen, der Autonomen Prov<strong>in</strong>z Bozen<br />

und weiteren 53 Geme<strong>in</strong>den Südtirols gegründet<br />

und<br />

b e s c h ä f t i g t<br />

derzeit 120<br />

Mitarbeiter.<br />

In den letzten<br />

Jahren s<strong>in</strong>d<br />

ihre Zuständigkeiten<br />

und<br />

die Anzahl<br />

der von ihr<br />

betriebenen<br />

Anlagen kont<br />

i nu i e r l i c h<br />

g e s t i e g e n .<br />

2007 wurden<br />

<strong>in</strong> den von<br />

der eco-center AG betriebenen Anlagen<br />

59 Prozent aller <strong>in</strong> Südtirol erzeugten und<br />

entsorgten Abfälle (135.000 Tonnen) und<br />

46 Prozent des <strong>in</strong> Südtirol anfallenden Abwassers<br />

(28 Millionen Kubikmeter) behandelt.<br />

Über diesen Prozess wurden 55.000<br />

Megawattstunden <strong>Energie</strong> erzeugt.<br />

Das Modell der neuen Müllverbrennungsanlage der eco-center AG.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Stellung dabei nimmt die<br />

Biomüllvergärungsanlage Tisner Auen <strong>in</strong><br />

der Geme<strong>in</strong>de Lana e<strong>in</strong>. Sie ist derzeit auf<br />

die jährliche Aufnahme von rund 10.000<br />

Tonnen Biomüll und rund 7.000 Tonnen<br />

Grünabfällen ausgelegt, die aus Bozen und<br />

Meran sowie aus den Bezirken Burggrafenamt<br />

und Salten-Schlern angeliefert<br />

werden. Nun wurde das Projekt zur Erweiterung<br />

der Anlage auf 25.000 Tonnen<br />

genehmigt, um auch den V<strong>in</strong>schgau und<br />

das Eisacktal bedienen zu können. Die Erweiterung<br />

soll Ende 2010 abgeschlossen<br />

se<strong>in</strong>. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e Nassvergärung,<br />

aus dem entstandenen Biogas wird<br />

Wärme und Strom erzeugt, der selbst genutzt<br />

bzw. verkauft wird. Damit ist es<br />

möglich, circa 60 Prozent der Betriebskosten<br />

der Biomüllvergärungsanlage zu<br />

decken. Zusätzlich dazu werden die erhaltenen<br />

Bioschlämme kompostiert. Als Endprodukt<br />

fallen rund 3.500 Tonnen Qualitätskompost<br />

an.


3. Energy Forum<br />

zur Solararchitektur<br />

energie<br />

SÜDTIROL<br />

Beispiel e<strong>in</strong>er gebäude<strong>in</strong>tegrierten Photovoltaikanlage<br />

Das Economic Forum, München, veranstaltet vom 9.<br />

bis 10. Dezember 2008 das 3. Energy Forum zur Solararchitektur<br />

<strong>in</strong> Brixen, Südtirol. Die Tagung richtet sich<br />

an Architekten, Planer, Ingenieure, Hersteller und Baufirmen.<br />

Alle Vorträge werden deutsch-italienisch simultan gedolmetscht.<br />

Solararchitektur berücksichtigt Sonnenenergie bereits im Entwurf:<br />

Sie ist Teil e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegralen Gebäudeplanung und beachtet<br />

das Zusammenwirken von <strong>Energie</strong>, Licht, Luft und neuen Materialien.<br />

Wenn Systeme zur aktiven Solarenergiegew<strong>in</strong>nung wie<br />

Photovoltaik und Solarthermie nicht additiv auf das Dach geständert<br />

sondern als <strong>in</strong>tegraler Bestandteil des Gebäudes und der Anlagentechnik<br />

bereits <strong>in</strong> der Planung berücksichtigt werden, lassen<br />

sich wirtschaftlich <strong>in</strong>teressante Ergebnisse erzielen.<br />

Wie das erfolgen kann und wie sich der thermische und visuelle<br />

Komfort mit ansprechenden architektonischen und gleichzeitig<br />

energieeffizienten Lösungen optimieren lässt, steht im Mittelpunkt<br />

der Tagung. Insbesondere werden neueste Entwicklungen<br />

<strong>in</strong>tegrierter Bauteile und deren Anwendungen <strong>in</strong> der Gebäudehülle<br />

<strong>in</strong> folgenden Themenblöcken erörtert:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Gebäude<strong>in</strong>tegrierte Photovoltaik<br />

Intelligente Gebäudehüllen<br />

Tageslichtnutzung und Sonnenschutz<br />

Das Programm wird abgerundet durch e<strong>in</strong>e Diskussion zum<br />

Thema „Anforderungen der Architekten und Planer an Solarsysteme<br />

- Anspruch und Wirklichkeit der Gebäude<strong>in</strong>tegration“.<br />

Teilnehmer s<strong>in</strong>d unter anderem Prof. Me<strong>in</strong>hard von Gerkan, gmp<br />

Architekten (Hamburg) und Prof. Manfred Hegger von der TU<br />

Darmstadt.<br />

Zudem werden 2 Workshops angeboten (siehe Anzeige).<br />

Die Teilnahmegebühr für das Energy Forum beträgt 480 Euro<br />

zzgl. MwSt. und be<strong>in</strong>haltet die Konferenzdokumentation, zwei<br />

Mittagessen und die Kaffeepausen. Die Teilnahme an e<strong>in</strong>em der<br />

beiden Workshops beträgt 120 Euro zzgl. MwSt. Bis zum 20.10.<br />

gewährt der Veranstalter e<strong>in</strong>en Frühbucherrabatt von 20 Prozent.<br />

Anmeldung unter:<br />

www.energy-forum.it - <strong>in</strong>fo@economic-forum.eu<br />

Tel: +39 0471 051920 - Fax: +39 0471 089703<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

85


energie<br />

SÜDTIROL<br />

10 Thesen zur Solarstadt: Wichtige Weichen gestellt<br />

Brixen auf dem Weg zur Solarstadt<br />

Die Stadt Brixen will <strong>in</strong> den kommenden Jahren zu e<strong>in</strong>er solaren<br />

Modellstadt werden. Ende Juli präsentierte dazu die Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Brixen AG und der<br />

Europäischen Akademie Bozen (EURAC) e<strong>in</strong>en zehn Thesen<br />

umfassenden Aktionsplan.<br />

von Monika Pichler<br />

Stadtwerke-Präsident Peter W<strong>in</strong>kler, Bgm. Albert Pürgstaller, Wolfram Sparber<br />

(EURAC) und Moritz Schorn bei der Projektvorstellung am Tor zum Solarzeitalter.<br />

Das Wetter spielte mit und die<br />

Sonne ließ sich nicht zweimal<br />

bitten. Schließlich stand sie im<br />

Mittelpunkt der Präsentation der Stadt<br />

Brixen zur solaren Zukunft. Die Details<br />

dazu wurden passenderweise an e<strong>in</strong>em<br />

symbolträchtigen Ort erläutert: am Tor<br />

zum Solarzeitalter <strong>in</strong> den Rappanlagen,<br />

das im Jahr 2002 anlässlich der 1.100-<br />

Jahr-Feier der Stadt Brixen entstand. Die<br />

e<strong>in</strong>drucksvolle Stahlkonstruktion <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es Torbogens ist mit e<strong>in</strong>er transparenten<br />

Photovoltaikanlage und e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>drad<br />

versehen und soll den Übergang vom<br />

Zeitalter der fossilen <strong>Energie</strong>träger zu<br />

jenem der erneuerbaren umweltfreundlichen<br />

<strong>Energie</strong> vers<strong>in</strong>nbildlichen.<br />

„Die Geme<strong>in</strong>de Brixen ist bereits Klimabündnisgeme<strong>in</strong>de.<br />

Als solche haben wir<br />

uns <strong>in</strong> unserem Leitbild klar zur Mitverantwortung<br />

im Klimaschutz bekannt und<br />

die Nutzung erneuerbarer <strong>Energie</strong>quellen<br />

als Bauste<strong>in</strong> der zukünftigen <strong>Energie</strong>versorgung<br />

verankert. Nun möchten<br />

wir e<strong>in</strong>en Schritt weiter gehen“, erklärte<br />

Bürgermeister Albert Pürgstaller die H<strong>in</strong>tergründe<br />

der Initiative.<br />

Dank ihrer günstigen geografischen Lage<br />

und der Sonnene<strong>in</strong>strahlung habe die Bischofsstadt<br />

optimale Voraussetzungen, um<br />

Solarenergie auf vielfältige Weise zu nutzen.<br />

In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken<br />

AG und dem Institut für Erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong> der EURAC wurden daher<br />

e<strong>in</strong> Grundsatzpapier und e<strong>in</strong> Aktionsplan<br />

entwickelt, um Brixen zur ersten Solarstadt<br />

der Region zu machen. In e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Ansatz soll dabei Solartechnologie<br />

<strong>in</strong> den Bereichen Forschung,<br />

Ausbildung, Stadtplanung und öffentliche<br />

Verwaltung genutzt und gefördert werden.<br />

Zehn Thesen für die Solarstadt Brixen.<br />

In zehn Thesen wird die Solarenergie als<br />

wichtiger Bauste<strong>in</strong> der zukünftigen <strong>Energie</strong>versorgung<br />

verankert: Dazu gehört der<br />

schrittweise Ausbau der direkten und <strong>in</strong>direkten<br />

Nutzung von Solarenergie zur Erzeugung<br />

von Strom, Wärme und Kälte im<br />

E<strong>in</strong>klang mit der historischen Bausubstanz<br />

und des Brixner Stadtbildes. Die öffentlichen<br />

Gebäude sollen hierbei <strong>in</strong> Zukunft<br />

86<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008


energie<br />

SÜDTIROL<br />

e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion übernehmen. Zudem<br />

wird die Etablierung der Solarenergie als<br />

Standard für e<strong>in</strong>e weitgehende <strong>Energie</strong>-<br />

Eigenversorgung für neue Gebäude befürwortet.<br />

Dabei wird e<strong>in</strong>e weitgehende<br />

Eigenf<strong>in</strong>anzierung der Maßnahmen als<br />

wichtig erachtet. Durch die Realisierung<br />

der Anlagen mit Hilfe von privaten Investoren<br />

bzw. durch F<strong>in</strong>anzierungssysteme<br />

können diese auch ohne Mehrbelastung<br />

für die Bürger durchgeführt werden. Auch<br />

Bgm. Albert<br />

Pürgstaller:<br />

„Solarenergie<br />

hilft, die <strong>Energie</strong>kosten<br />

der Stadt<br />

zu senken.“<br />

die Ansiedlung und Förderung von unternehmerischen<br />

Tätigkeiten sowie die Ausund<br />

Weiterbildung im Bereich Solarenergie<br />

und die Realisierung von Test- und<br />

Demonstrationsanlagen <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

zur Unterstützung der technischen und<br />

wirtschaftlichen Entwicklung werden<br />

festgehalten. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Projektteam<br />

wird sich um die Planung und<br />

Umsetzung der e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen<br />

kümmern. Dafür wird auch im Rahmen<br />

der Haushaltsplanung der kommenden<br />

Jahre e<strong>in</strong>e bestimmte Grundf<strong>in</strong>anzierung<br />

zur Verfügung stehen. Zudem haben bereits<br />

Gespräche mit den Landesressorts für<br />

Innovation und Bildung, aber auch mit<br />

Privat<strong>in</strong>vestoren stattgefunden, die großes<br />

Interesse an der Unterstützung des Projekts<br />

bekundeten. Der Grundsatzbeschluss<br />

mit den zehn Thesen zur solaren Modellstadt<br />

wurde vom Geme<strong>in</strong>derat am 31. Juli<br />

2008 e<strong>in</strong>stimmig genehmigt.<br />

„Damit ist der Startschuss gefallen“, freut<br />

sich Wolfram Sparber, Leiter des Instituts<br />

für Erneuerbare <strong>Energie</strong>n an der EURAC<br />

<strong>in</strong> Bozen. „Die nächsten Monate werden<br />

wir dazu nutzen, die Themen mit konkreten<br />

Aktionen zu h<strong>in</strong>terlegen.“ Bei<br />

Null anfangen müssen die Bündnispartner<br />

der Stadt, der Stadtwerke AG und der<br />

EURAC dabei nicht.<br />

Stadtwerke als lokaler Klimaakteur.<br />

Dass Brixen bereits wichtige Akzente im<br />

Bereich der Nutzung von erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>trägern gesetzt hat, betonte auch<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

der Präsident der Stadtwerke Brixen AG,<br />

Peter W<strong>in</strong>kler: „Mit den derzeit bestehenden<br />

Anlagen können <strong>in</strong>sgesamt 40 Tonnen<br />

jährlich an Kohlendioxid e<strong>in</strong>gespart werden.<br />

Nun wollen wir geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

Geme<strong>in</strong>de und der EURAC auf diesem<br />

Weg weitergehen, um Brixen als erste<br />

Stadt der Region mit dem Prädikat ‚Sonnenstadt’<br />

auszuzeichnen.“<br />

Die zu 100 Prozent im Eigentum der Geme<strong>in</strong>de<br />

Brixen stehenden Stadtwerke setzen<br />

seit Jahren im Rahmen des Möglichen<br />

auf erneuerbare <strong>Energie</strong>. 2002 wurde zu<br />

e<strong>in</strong>em Zeitpunkt, <strong>in</strong> dem die Photovoltaik<br />

noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen steckte,<br />

das Brixner Solartor errichtet. „Diese Anlage<br />

– unter der wir uns heute bef<strong>in</strong>den<br />

– funktioniert seit sechs Jahren e<strong>in</strong>wandfrei<br />

und liefert im Jahr circa 11.000 Kilowattstunden<br />

Strom“, so W<strong>in</strong>kler. „Im Jahr<br />

2007/2008, nach Erlass der staatlichen<br />

Förderungsbestimmungen, nahmen die<br />

Stadtwerke zwei weitere Projekte <strong>in</strong> Angriff.“<br />

Es wurden zwei Anlagen <strong>in</strong>stalliert,<br />

e<strong>in</strong>e auf dem Dach des Firmengebäudes<br />

der Stadtwerke AG <strong>in</strong> der Industriezone<br />

mit e<strong>in</strong>er Jahresleistung von 54.000 Kilowattstunden<br />

und e<strong>in</strong>e weitere auf dem<br />

Dach des Hallenbades Aquarena mit e<strong>in</strong>er<br />

Jahresleistung von rund 75.000 Kilowattstunden.<br />

„Beide Anlagen s<strong>in</strong>d zur vollen<br />

Zufriedenheit <strong>in</strong> Betrieb und liefern derzeit<br />

mehr als die prognostizierte Menge an<br />

‚ökologischem’ Strom.“<br />

Positives Image der Stadt fördern.<br />

Parallel dazu hat die Stadtwerke AG beim<br />

Beratungsunternehmen Orrizonti aus<br />

Verona e<strong>in</strong>e detaillierte Konzeptstudie<br />

<strong>in</strong> Auftrag gegeben, die im Herbst 2007<br />

vorgelegt wurde. Die 200-Seiten-Studie<br />

enthält Details für Maßnahmen, Zeitpläne<br />

und Kosten. Auf der Basis dieses Konzepts<br />

wurden <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der EU-<br />

RAC die zehn nun vorgelegten Thesen<br />

erarbeitet.<br />

„Das erarbeitete Dokument zur Solarstadt<br />

Brixen dient uns als Ausgangspunkt zur<br />

Erarbeitung e<strong>in</strong>es mehrjährigen Aktionsplanes“,<br />

blickt Bürgermeister Pürgstaller<br />

zuversichtlich <strong>in</strong> die Stadtzukunft. In<br />

Zeiten steigender Brennstoffpreise sei die<br />

Nutzung von Solarenergie e<strong>in</strong>e ausgezeichnete<br />

Alternative, um <strong>Energie</strong>kosten<br />

zu senken und gleichzeitig die Umwelt zu<br />

schonen. „Wir möchten Brixen <strong>in</strong> den<br />

kommenden Jahren auf nationaler Ebene<br />

als Solarstadt positionieren und dadurch<br />

zu e<strong>in</strong>em positiven Image der Stadt im<br />

technologischen, umweltpolitischen und<br />

wirtschaftlichen Bereich beitragen.“<br />

<strong>Energie</strong>versorgung über die Sonne: Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der<br />

Stadtwerke AG kommt auf e<strong>in</strong>e Jahresleistung von 54.000 Kilowattstunden.<br />

87


energie<br />

SÜDTIROL<br />

<strong>Energie</strong>technik aus Sterz<strong>in</strong>g<br />

88<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

89


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Leitner Technologies: Zukunftsorientiert und Ökologisch<br />

Mit Leitw<strong>in</strong>d & M<strong>in</strong>iMetro<br />

<strong>in</strong> die <strong>Energie</strong>-Zukunft<br />

Leitw<strong>in</strong>d-Anlage <strong>in</strong> Bulgarien: Pfähle<br />

garantieren die nötige Stabilität trotz<br />

des lehmhaltigen Untergrunds.<br />

90<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008


Das Interesse <strong>in</strong>ternationaler<br />

Kunden ist geweckt“, freut sich<br />

Anton Seeber, Geschäftsführer<br />

der Firma Leitw<strong>in</strong>d. Leitw<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

der Leiter Technologies, entwickelt<br />

(seit 2000) und produziert (seit<br />

2003) W<strong>in</strong>dkraftanlagen, <strong>in</strong>dem unter anderem<br />

Synergien aus der Seilbahntechnik<br />

genutzt werden. „Nach den beiden Prototypen<br />

auf der Malser Heide im V<strong>in</strong>schgau<br />

hat unsere Firma mit der Produktion<br />

von W<strong>in</strong>dkraftgeneratoren<br />

begonnen.“<br />

Mitte Juni 2008 wurde die<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

energie<br />

SÜDTIROL<br />

Leitner Technologies ist nicht nur <strong>in</strong> den Geschäftsfeldern Seilförderanlagen<br />

und Pistenfahrzeuge <strong>in</strong>ternational tätig. Auch <strong>in</strong> die Bereiche urbane Transportsysteme<br />

und W<strong>in</strong>denergie wurde zuletzt stark <strong>in</strong>vestiert. Diese empfehlen<br />

sich als ideale Lösungen für künftige Herausforderungen.<br />

von Monika Pichler<br />

Montage der W<strong>in</strong>dkraftanlage<br />

LTW77 IEC IIA am Monte<br />

Pecora <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Badia<br />

Calavena (Verona) abgeschlossen.<br />

Diese Anlage ist mit e<strong>in</strong>er Nennleistung<br />

von 1,35 Megawatt die<br />

erste Megawatt W<strong>in</strong>dkraftanlage<br />

Norditaliens. „Sie nimmt, neben<br />

den beiden Prototypen <strong>in</strong><br />

Mals, e<strong>in</strong>e weitere Pionierrolle<br />

e<strong>in</strong>: Während die beiden W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

im V<strong>in</strong>schgau Prototypen<br />

waren, ist jene <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de Badia Calavena die<br />

erste verkaufte Kundenanlage<br />

<strong>in</strong> Italien“, me<strong>in</strong>t Anton Seeber<br />

weiter. Obwohl die W<strong>in</strong>de <strong>in</strong><br />

dieser Region relativ schwach<br />

s<strong>in</strong>d, haben W<strong>in</strong>dstudien ergeben,<br />

dass e<strong>in</strong>e Produktion von<br />

2,3 Millionen Kilowattstunden<br />

pro Jahr möglich se<strong>in</strong> wird. Dies<br />

entspricht der Hälfte des gesamten<br />

<strong>Energie</strong>bedarfs der Geme<strong>in</strong>de.<br />

Das Projekt wurde von der<br />

Geme<strong>in</strong>de geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er<br />

Reihe von weiteren kommunalen<br />

Initiativen rund um das Thema „erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>n“ realisiert.<br />

Anfang des Jahres 2008 hat Leitw<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Bulgarien zwei weitere W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

des Typs LTW77, die e<strong>in</strong>e Nennleistung<br />

von je 1,5 Megawatt br<strong>in</strong>gen, errichtet; sie<br />

stehen an der Küste des Schwarzen Meeres<br />

bei Kavarna. Pfähle garantieren trotz<br />

lehmhaltigen Untergrunds Stabilität. Es<br />

ist dort zum Beispiel gelungen, e<strong>in</strong>e der<br />

beiden Anlagen <strong>in</strong> nur 48 Stunden zu errichten.<br />

Der Transport der Bauteile und<br />

die Montage der Anlage wurden von der<br />

Bevölkerung <strong>in</strong>teressiert verfolgt. „Das Interesse<br />

an Leitw<strong>in</strong>d Anlagen ist <strong>in</strong> Bulgarien<br />

seither erheblich gewachsen“, berichtet<br />

Anton Seeber.<br />

Technologie, die neue Maßstäbe<br />

W<strong>in</strong>denergie „auf der anderen Seite der Welt“: Seit<br />

Herbst 2007 steht e<strong>in</strong>e Leitw<strong>in</strong>d-Anlage mit e<strong>in</strong>er<br />

Leistung von 1,5 Millionen Megawatt im Süden Indiens.<br />

setzt. Derzeit bietet Leitw<strong>in</strong>d zwei Anlagentypen<br />

an, den Typ LTW70 und den<br />

Typ LTW77. Der Prototyp e<strong>in</strong>er leistungsstärkeren<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlage steht kurz vor<br />

der Fertigstellung. Es handelt sich dabei<br />

um den Typ LTW80, nach dem Rotordurchmesser,<br />

also 80 Meter, so benannt.<br />

Diese W<strong>in</strong>dkraftanlage wird nach Abschluss<br />

der Entwicklungsarbeiten mit im<br />

Angebot se<strong>in</strong>.<br />

Leitw<strong>in</strong>d Anlagen bestechen durch die<br />

Verb<strong>in</strong>dung von Qualität und E<strong>in</strong>fachheit<br />

und ausgefeiltes technologisches Knowhow.<br />

Nabe und Generator s<strong>in</strong>d direkt mite<strong>in</strong>ander<br />

verbunden, damit fällt vor allem<br />

das Getriebe weg, das e<strong>in</strong>e Schwachstelle<br />

bei herkömmlichen W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

darstellt. „Der von Leitner entwickelte<br />

und patentierte Direktantrieb<br />

mit permanenterregtem, modular<br />

aufgebautem Synchrongenerator<br />

m<strong>in</strong>imiert die Verluste und<br />

maximiert den Wirkungsgrad<br />

<strong>in</strong> jedem Leistungsbereich. Ger<strong>in</strong>ge<br />

Drehzahlen der wenigen<br />

Bauteile führen zu m<strong>in</strong>imalem<br />

Verschleiß, reduzieren den Wartungs-<br />

und Serviceaufwand und<br />

gewähren somit die Verfügbarkeit“,<br />

so Seeber. „Das Ergebnis<br />

ist e<strong>in</strong>e effiziente und leistungsstarke<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlage mit m<strong>in</strong>imalen<br />

Betriebskosten und hoher<br />

Lebensdauer.“<br />

Die Technik des getriebelosen<br />

Generators hat ihren Ursprung<br />

<strong>in</strong> der Seilbahntechnik. „Unsere<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlage ist e<strong>in</strong> umgedrehter<br />

Seilbahnmotor. Während<br />

der Direktantrieb bei der Seilbahn<br />

mit Hilfe von Strom die<br />

Seilscheibe bewegt, übersetzt er<br />

beim W<strong>in</strong>dgenerator die Drehungen<br />

des W<strong>in</strong>drads <strong>in</strong> <strong>Energie</strong>.“<br />

Drei Jahre beschäftigte sich<br />

e<strong>in</strong> 16-köpfiges Team mit der<br />

Entwicklung der Leitw<strong>in</strong>d Anlagen,<br />

<strong>in</strong> die an die acht Millionen<br />

Euro <strong>in</strong>vestiert wurden.<br />

Der modulare Aufbau und die kompakte<br />

Bauweise ermöglichen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache,<br />

schnelle Errichtung und ger<strong>in</strong>gere Transport-<br />

und Montagekosten. Leitw<strong>in</strong>d Anlagen<br />

eignen sich daher auch für Installationen<br />

<strong>in</strong> schwer zugänglichen Gebieten. Der<br />

Generator ist Teil der tragenden Struktur<br />

und br<strong>in</strong>gt damit Gewichtsersparnis. Ex-<br />

91


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Ökologische Skidest<strong>in</strong>ation dank W<strong>in</strong>dkraft made <strong>in</strong> Südtirol: Die LTW77 W<strong>in</strong>dkraftanlage auf 1.750 Metern Höhe <strong>in</strong> Salzstiegl<br />

auf der steirischen Stubalpe liefert erstmals den Strom für e<strong>in</strong> ganzes Skigebiet samt Seilbahn- und Hotelanlagen.<br />

terne Zubauten entfallen, da die gesamte<br />

Leistungselektronik und die Trafostation<br />

im Turmfuß <strong>in</strong>tegriert werden können.<br />

Das firmen<strong>in</strong>tern entwickelte Steuerungssystem<br />

ermöglicht durch variable Drehzahl<br />

und harmonische Pitch-Regelung e<strong>in</strong>en<br />

optimalen Betrieb sowohl im Teil- als<br />

auch im Volllastbereich.<br />

Das Yaw-System der<br />

Anlage ermöglicht die<br />

optimale Ausschöpfung<br />

des W<strong>in</strong>dpotenzials.<br />

Speziell angefertigte<br />

Frequenzumrichter gewährleisten e<strong>in</strong>e<br />

hohe Netzverträglichkeit, wodurch Leitw<strong>in</strong>d<br />

Anlagen auch bei schwachen und<br />

<strong>in</strong>stabilen Netzen optimal e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />

Innovative Stromversorgung von<br />

Skigebieten. Seit Herbst 2007 stellt die<br />

LTW77 Leitw<strong>in</strong>d Anlage im Skigebiet<br />

Salzstiegl (Steiermark) <strong>in</strong> hochalp<strong>in</strong>em<br />

Gelände unter Beweis, dass sie selbst extremen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen gewachsen ist: Auf<br />

1.750 Metern Seehöhe ist sie e<strong>in</strong>e der<br />

höchstgelegenen W<strong>in</strong>dkraftanlagen der<br />

92<br />

Welt. Sie speist nicht nur die Seilbahnanlagen,<br />

sondern auch die gesamte Infrastruktur<br />

des Skigebietes. „Die Errichtung e<strong>in</strong>er<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Skigebiet ist für<br />

Leitw<strong>in</strong>d der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Abenteuers, das<br />

global an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen wird“, so<br />

Seeber.<br />

„Der <strong>in</strong>dische Markt ist attraktiv.<br />

Auch wenn wir unsere Anlagen dort gegen<br />

giftige Schlangen absichern müssen.“<br />

Die Betreiber der Salzstieglbahnen waren<br />

„auf der Suche nach e<strong>in</strong>er umweltverträglichen<br />

Lösung für den immer energie<strong>in</strong>tensiveren<br />

Liftbetrieb“, erzählt Friedl<br />

Kaltenegger. „Dabei s<strong>in</strong>d wir auf die W<strong>in</strong>denergie<br />

gestoßen, die sich auf unserem<br />

Berg gut nutzen lässt. Durch erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong> s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> der Lage Fixkosten erheblich<br />

zu reduzieren. Der vom Generator<br />

erzeugte überschüssige W<strong>in</strong>dstrom und<br />

der während des Stillstandes der Bahnen<br />

unverbrauchte Strom werden <strong>in</strong> das lokale<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

Stromnetz e<strong>in</strong>gespeist und vergütet. „Dadurch<br />

verfügen wir über e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

E<strong>in</strong>nahmequelle.“<br />

E<strong>in</strong>e Innovation stellt das Eiserfassungssystem<br />

dar, das an den Rotorblättern <strong>in</strong>stalliert<br />

wurde. Durch dieses System wird<br />

die Entstehung von Eis, das sich an den<br />

Rotorblättern bilden<br />

kann, erfasst. Sobald<br />

die Messungen e<strong>in</strong>en<br />

gewissen Grenzwert<br />

überschreiten, schaltet<br />

die Anlage automatisch<br />

ab, um Mensch und Tier nicht zu gefährden.<br />

Immerh<strong>in</strong> könnten sich lösende Eisbrocken<br />

e<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeit von 300<br />

Stundenkilometern erreichen.<br />

Indischer Leitw<strong>in</strong>d. In Uthumalai (Indien)<br />

sah sich Leitw<strong>in</strong>d 2007 vor ganz andere<br />

Herausforderungen gestellt: heftige<br />

Monsunw<strong>in</strong>de, Temperaturen um die 50°<br />

Celsius und hohe Luftfeuchtigkeit. Aber<br />

nicht nur das - die elektrischen und elektronischen<br />

Schalttafeln müssen zusätzlich<br />

eigens vor giftigen Schlangen gesichert


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Ursprung <strong>in</strong> der Seilbahntechnik: Mit e<strong>in</strong>er revolutionären Technik, bei der der Direktantrieb als Generator zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommt, entstanden 2003 zwei Leitw<strong>in</strong>d-Prototypen für den Oberv<strong>in</strong>schgau. Seit 2007 werden erste Kundenanlagen errichtet.<br />

werden, die den Technikern zum Beispiel<br />

bei der Wartung zum Verhängnis werden<br />

könnten. Bei e<strong>in</strong>er Nennleistung von<br />

1,35 Megawatt beträgt die Jahresproduktion<br />

hier vier Millionen Kilowattstunden.<br />

Damit sichert dieser Leitw<strong>in</strong>d W<strong>in</strong>dkraftgenerator<br />

LTW77 den jährlichen Strombedarf<br />

für 4.000 Haushalte<br />

an der Südspitze<br />

Indiens.<br />

Diese erste W<strong>in</strong>dkraftanlage<br />

Asiens haben die<br />

Techniker der Sterz<strong>in</strong>ger<br />

Firma mit ihren <strong>in</strong>dischen Partnern<br />

aufgebaut. Wichtig dabei war, die Typenzertifizierung<br />

TÜV Süd für die LTW77<br />

als Qualitätssiegel zu erhalten. Weitere<br />

Anlagen <strong>in</strong> Indien s<strong>in</strong>d bereits fest e<strong>in</strong>geplant.<br />

In Kürze wird <strong>in</strong> Indien e<strong>in</strong>e weitere<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlage <strong>in</strong> Betrieb gehen. Für das<br />

Jahr 2009 ist sogar e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dpark mit e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtleistung von 60 Megawatt <strong>in</strong><br />

Planung. Um direkt vor Ort W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

bauen zu können, errichtet Leitner<br />

Shriram Manufactur<strong>in</strong>g Ltd. bei Chennai<br />

derzeit drei Leitw<strong>in</strong>d Fabrikshallen. Auch<br />

wenn der <strong>in</strong>dische Markt äußerst attraktiv<br />

ist, der Hauptsitz der Firma Leitw<strong>in</strong>d<br />

mit den technischen Büros und dem Bereich<br />

Forschung und Entwicklung bleibt<br />

<strong>in</strong> Südtirol.<br />

Positive Zukunftsaussichten. Seit dem<br />

„Italien hat Aufholbedarf im Bereich<br />

grüner Strom. Bis 2012 will man die<br />

Megawattleistung aus W<strong>in</strong>dkraft verdoppeln.“<br />

1. August 2008 ist die Leitw<strong>in</strong>d AG e<strong>in</strong><br />

eigenständiges Unternehmen <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Leiter Technologies. Leiter Technologies<br />

ist <strong>in</strong> den Geschäftsfeldern Seilförderanlagen,<br />

Pistenfahrzeuge, urbane<br />

Transportsysteme und W<strong>in</strong>denergie <strong>in</strong>ternational<br />

tätig und beschäftigt aktuell circa<br />

1.800 Mitarbeiter. Jedes Geschäftsfeld hat<br />

dabei se<strong>in</strong>e operative Eigenständigkeit.<br />

„Das Leitw<strong>in</strong>d Team blickt mit Stolz auf<br />

die letzten Monate zurück, da <strong>in</strong> mehreren<br />

Ländern W<strong>in</strong>dkraftanlagen errichtet<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

werden konnten. Die Erfolge der Jahre<br />

2007 und 2008 haben uns gezeigt, dass<br />

Entwicklungen von Leitw<strong>in</strong>d auf <strong>in</strong>ternationaler<br />

Ebene Zuspruch f<strong>in</strong>den“, stellt<br />

Anton Seeber zufrieden fest. „Die jahrelange<br />

Forschung und Entwicklung hat<br />

sich gelohnt, Aufträge aus aller Welt gehen<br />

<strong>in</strong> Sterz<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>.“<br />

Ebenso viel versprechend<br />

sche<strong>in</strong>t die Zukunft.<br />

Laut Anton<br />

Seeber ist die Tendenz<br />

positiv und das Wachstum<br />

stetig. Diese Tatsachen haben die Vergrößerung<br />

des technischen Teams nötig<br />

gemacht. Mit 29 Mitarbeitern, Stand Dezember<br />

2007, hat sich die Anzahl der für<br />

W<strong>in</strong>dkraftanlagen zuständigen Fachkräfte<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahres nahezu verdoppelt.<br />

„Als e<strong>in</strong>ziger Hersteller <strong>in</strong> Italien werden<br />

wir uns <strong>in</strong> den kommenden Jahren auch<br />

zunehmend auf den heimischen Markt<br />

konzentrieren. In Süd- und Mittelitalien<br />

herrschen zum Teil ausgezeichnete W<strong>in</strong>dverhältnisse.<br />

Das Land hat außerdem Auf-<br />

93


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Innovatives Transportsystem für das<br />

urbane Umfeld: Die M<strong>in</strong>iMetro <strong>in</strong> Perugia<br />

verzeichnet e<strong>in</strong>en großen Zustrom.<br />

94<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

holbedarf im Bereich „grüner Strom“.<br />

Von den 4.000 Megawatt Leistung, die die<br />

Regierung bis zum Jahr 2012 aus W<strong>in</strong>dkraftanlagen<br />

sichergestellt haben möchte,<br />

ist erst gut die Hälfte realisiert. In dieser<br />

Tatsache steckt Marktpotenzial, und das<br />

„vor der Haustür“.<br />

Der Anteil am Leiter Technologies Jahresumsatz<br />

aus W<strong>in</strong>dkraftanlagen soll <strong>in</strong> den<br />

nächsten vier Jahren um 30 Prozent wachsen.<br />

2007 lag der konsolidierte Konzernumsatz<br />

erstmals bei 550 Millionen Euro.<br />

Auch die Investitionen <strong>in</strong> die Unternehmensgruppe<br />

fielen kräftig aus. 18 Millionen<br />

Euro – seit den letzten fünf Jahren e<strong>in</strong><br />

absoluter Spitzenwert – flossen alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

das betriebliche Wachstum. Unter anderem<br />

wurde damit der Bau der neuen Produktionsstandorte<br />

<strong>in</strong> Chennai (Indien), <strong>in</strong><br />

Grand Junction (USA) und <strong>in</strong> Telfs (Tirol)<br />

f<strong>in</strong>anziert. In Grand Junction entstehen,<br />

<strong>in</strong> der Nähe zum bestehenden Firmensitz<br />

der Leitner Poma of America, auf e<strong>in</strong>er<br />

Fläche von 7,3 Hektar neue Hallen. Auch<br />

<strong>in</strong> Telfs schreiten die Bauarbeiten auf der<br />

1,8 Hektar großen Fläche zügig voran.<br />

Dort f<strong>in</strong>det das weltweite Servicecenter<br />

für Pistenfahrzeuge und die Produktion<br />

der Seilförderanlagen- und W<strong>in</strong>dkraftanlagenkomponenten<br />

Platz. Insgesamt<br />

werden auch hier 100 neue Arbeitsplätze<br />

geschaffen.<br />

M<strong>in</strong>iMetro <strong>in</strong> Perugia. Großes Augenmerk<br />

gilt bei Leiter Technologies auch<br />

den urbanen Personen Transportsystemen<br />

und damit M<strong>in</strong>iMetro. Michael Seeber,<br />

Präsident bei Leitner Technologies, ist<br />

überzeugt: „Unser Engagement <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich setzt e<strong>in</strong>en weiteren Akzent für<br />

zukunftsorientiertes, ökologisches Handeln“.<br />

M<strong>in</strong>iMetro ist e<strong>in</strong> automatisches<br />

Personen Transportsystem für kurze und<br />

mittellange Strecken, das <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren und<br />

mittelgroßen Städten als Haupttransportsystem<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird. Oder aber um<br />

belebte Zentren, wie E<strong>in</strong>kaufsparks, Universitäten<br />

oder Schnellbahnstationen mit<br />

Parkplätzen und/oder der Peripherie zu<br />

verb<strong>in</strong>den.<br />

Am 29. Januar 2008 feierte die „kle<strong>in</strong>e<br />

Bahn“ <strong>in</strong> Perugia ihre große Premiere.<br />

Die Hauptstadt Umbriens war bislang für<br />

ihre Rolltreppen aus den achtziger Jahren<br />

bekannt, die <strong>in</strong> das höher gelegene historische<br />

Zentrum führten. Mit der ersten<br />

M<strong>in</strong>iMetro gibt es nun e<strong>in</strong>e weitere<br />

Möglichkeit, den Stadtkern zu erkunden.


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Anfang 2008 nahm die M<strong>in</strong>iMetro <strong>in</strong> Perugia den Betrieb auf: Sie fügt sich architektonisch gut <strong>in</strong> das bestehende Stadtbild e<strong>in</strong>.<br />

Der Besucherandrang war <strong>in</strong> den ersten<br />

Monaten nach der E<strong>in</strong>weihung groß. Alle<strong>in</strong><br />

im Februar 2008 wurden 300.000<br />

Fahrgäste <strong>in</strong> silbernen Kab<strong>in</strong>en über die<br />

roten Schienen mit dem Spitznamen „l<strong>in</strong>ea<br />

rossa“ befördert. Das moderne rote<br />

Design der Schienenbahn stammt vom<br />

renommierten französischen Architekten<br />

Jean Nouvel.<br />

M<strong>in</strong>iMetro ist e<strong>in</strong> Automated People Mover<br />

(APM). Damit wurde e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives<br />

Transportsystem für das urbane Umfeld<br />

entwickelt, das flexibel, auch außerhalb<br />

der Städte e<strong>in</strong>setzbar ist“, me<strong>in</strong>t Michael<br />

Seeber. „Das Know-how stammt aus dem<br />

Bereich der automatisch kuppelbaren<br />

Seilförderanlagen. Die Herausforderung<br />

war groß, es galt nämlich 25 Fahrzeuge<br />

gleichzeitig auf e<strong>in</strong>er drei Kilometer langen<br />

Strecke mit zwei Fahrtrichtungen zu<br />

bewegen.“ Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e effiziente,<br />

umweltfreundliche Verb<strong>in</strong>dung zwischen<br />

verschiedenen Stadtteilen mit äußerst<br />

kurzen Wartezeiten. Die Geme<strong>in</strong>deverwaltung<br />

kann damit nicht nur den öffentlichen<br />

und privaten Verkehr, sondern auch<br />

den <strong>Energie</strong>verbrauch wesentlich reduzieren.<br />

Die Kab<strong>in</strong>en, die äußerlich U-Bahn Waggons<br />

verblüffend ähnlich s<strong>in</strong>d, verkehren<br />

im 1,5 M<strong>in</strong>utentakt zwischen den Haltestellen.<br />

An der Endstation, die im Außenbezirk<br />

„Pian di Massiano“ liegt, gibt<br />

es e<strong>in</strong>en großen Parkplatz und e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kaufszentrum.<br />

Gleich daneben liegen die<br />

Sportanlagen und das Fußballstadion von<br />

Perugia. Von dort führt die Bahn zum Term<strong>in</strong>al<br />

„P<strong>in</strong>cetto“, direkt <strong>in</strong>s 2.000 Jahre<br />

alte Zentrum.<br />

Die drei Kilometer lange L<strong>in</strong>ie hat fünf<br />

Haltestellen. M<strong>in</strong>iMetro bewältigt, auf ihrem<br />

Weg <strong>in</strong>s Stadtzentrum, zum Teil unterirdisch,<br />

e<strong>in</strong>en Höhenunterschied von<br />

161 Metern. Gerade diese Anpassungsfähigkeit<br />

zeichnet M<strong>in</strong>iMetro aus. Sie fügt<br />

sich elegant <strong>in</strong> das bestehende Stadtbild<br />

e<strong>in</strong> und ist durch das Design von Jean<br />

Nouvel mehr als nur e<strong>in</strong> von Seil gezogenes<br />

öffentliches Verkehrsmittel auf<br />

Schienen.<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

Der Mechaniker Gabriel Leitner eröffnete<br />

1888 <strong>in</strong> Sterz<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Werkstätte<br />

für Landmasch<strong>in</strong>en, Materialseilbahnen,<br />

Wasserturb<strong>in</strong>en und Sägewerke. 1925<br />

wurde diese zu e<strong>in</strong>em Serienproduktionsbetrieb<br />

für Landmasch<strong>in</strong>en ausgebaut.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg sattelte die<br />

Firma von Materialseilbahnen auf den<br />

Personentransport um. 1947 errichtete<br />

Leitner den ersten Sessellift <strong>in</strong> Corvara.<br />

1970 trat an die Stelle der Produktion<br />

von Landmasch<strong>in</strong>en jene von Pistenfahrzeugen.<br />

Kuppelbare Bahnen lösten 1983<br />

die festgeklemmten ab. 2000 feierte der<br />

Direktantrieb bei Seilförderanlagen Premiere<br />

und Seilbahnen fanden E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong><br />

städtische Gebiete. Seit 2003 nützt Leitner<br />

Synergien aus der Seilbahntechnik<br />

für W<strong>in</strong>dkraftanlagen.<br />

LEITWIND AG<br />

Brennerstraße 34, I - 39049 Sterz<strong>in</strong>g<br />

Tel. +39 0472 722 111<br />

<strong>in</strong>fo@leitw<strong>in</strong>d.com<br />

www.leitw<strong>in</strong>d.com<br />

95


energie<br />

SÜDTIROL<br />

<strong>in</strong>nterieur<br />

Fürstenweg 165, 6020 Innsbruck<br />

Tel & Fax: +43 (0)512 589 177<br />

www.<strong>in</strong>nterieur.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag - Freitag, 10 - 18 Uhr<br />

und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

96<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

97


energie<br />

SÜDTIROL<br />

10 Jahre V<strong>in</strong>schgauer <strong>Energie</strong> Konsortium: Positive Bilanz zum Jubiläum<br />

V<strong>in</strong>schger streben nach <strong>Energie</strong>autarkie<br />

Der V<strong>in</strong>schgau übernimmt <strong>in</strong> Südtirol e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle <strong>in</strong> der lokal organisierten <strong>Energie</strong>versorgung.<br />

Jetzt kämpfen die engagierten <strong>Energie</strong>akteure um e<strong>in</strong>e eigenständige Verteilung.<br />

von Monika Pichler<br />

Starker Zusammenhalt: Die <strong>Energie</strong>akteure des V<strong>in</strong>schgaus ziehen seit zehn Jahren an e<strong>in</strong>em Strang. Alter Grauner Kirchturm (r.).<br />

Schauplatz Reschensee: Ende September<br />

trafen sich die lokalen <strong>Energie</strong>akteure<br />

des V<strong>in</strong>schgaus, um<br />

Bilanz zu ziehen und die Publikation<br />

„<strong>Energie</strong> im V<strong>in</strong>schgau lokal organisiert“<br />

vorzustellen. Genau zehn Jahre waren seit<br />

der Protestkundgebung am Staudamm<br />

des Reschensees vergangen, die sich gegen<br />

die jahrzehntelange, rücksichtslose<br />

Vere<strong>in</strong>nahmung der Wasserkraft durch die<br />

italienischen Strommonopolisten richtete.<br />

1998 war auch das Jahr, <strong>in</strong> dem der<br />

„<strong>Energie</strong>gipfel“ auf Kloster Marienberg<br />

stattfand, auf dem alle 13 Geme<strong>in</strong>den des<br />

V<strong>in</strong>schgaus mit Experten erstmals die<br />

Verwirklichung e<strong>in</strong>er eigenständigen <strong>Energie</strong>versorgung<br />

im Tal diskutierten. Nur<br />

e<strong>in</strong> Jahr später gründeten sie zusammen<br />

mit e<strong>in</strong>em Großteil der damals bestehenden<br />

<strong>Energie</strong>unternehmen das V<strong>in</strong>schgauer<br />

<strong>Energie</strong> Konsortium (VEK).<br />

„Nach zehn Jahren Kampf um e<strong>in</strong>e lokale<br />

<strong>Energie</strong>versorgung können wir die ersten<br />

Früchte ernten“, so Josef Noggler, Bürgermeister<br />

von Mals und VEK-Obmann.<br />

„<strong>Energie</strong> ist im V<strong>in</strong>schgau zu e<strong>in</strong>em breiten<br />

Thema geworden.“ Seit 1998 ist die<br />

98<br />

Zahl der energiewirtschaftlichen Unternehmen<br />

von sieben auf 27 angewachsen.<br />

Heute werden im Tal rund 117 Millionen<br />

Kilowattstunden Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen produziert. Die Wärmeerzeugung<br />

<strong>in</strong> den Fernheizwerken des V<strong>in</strong>schgaus<br />

liegt h<strong>in</strong>gegen bei 127 Millionen Kilowattstunden.<br />

Insgesamt beläuft sich der<br />

Jahresumsatz der e<strong>in</strong>heimischen <strong>Energie</strong>unternehmer<br />

auf 22,5 Millionen Euro.<br />

Lokale Produktion und Verteilung.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d immer dafür e<strong>in</strong>getreten, dass<br />

die V<strong>in</strong>schger Bevölkerung für den Raubbau,<br />

der durch Stauseen und Hochspannungsleitungen<br />

entstanden ist, entschädigt<br />

wird und von der lokalen <strong>Energie</strong> profitieren<br />

soll“, betonte Albrecht Plangger,<br />

Bürgermeister von Graun. „Mit der Beteiligung<br />

der V<strong>in</strong>schger Geme<strong>in</strong>den an<br />

den Großkraftwerken des Reschenstausees<br />

wurde e<strong>in</strong>e wichtige Etappe geschafft.<br />

Nun geht es darum, den beschrittenen<br />

Weg konsequent weiterzugehen, denn es<br />

gibt noch viel zu tun.“ Neben der Stromproduktion<br />

ist nun die strategisch bedeutsame<br />

Stromverteilung im Visier der V<strong>in</strong>schger<br />

<strong>Energie</strong>akteure. Gefordert wird,<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

dass das Verteilernetz der ENEL von den<br />

Geme<strong>in</strong>den übernommen und die Stromverteilung<br />

künftig vom VEK durchgeführt<br />

wird. „Das ist der Beg<strong>in</strong>n der zweiten Stufe“,<br />

so Plangger.<br />

Mit den großen Wasserkraftwerken werden<br />

im Bezirk rund 1,3 Milliarden Kilowattstunden<br />

Strom erzeugt, wie <strong>Energie</strong>-<br />

Experte und Obmann des E-Werks Prad<br />

am Stilfserjoch, Georg Wunderer, betonte.<br />

Verbraucht werden von den Familien und<br />

Betrieben des V<strong>in</strong>schgaus h<strong>in</strong>gegen nur<br />

rund 180 Millionen Kilowattstunden.<br />

„Diese sollen unter Nutzung lokaler erneuerbarer<br />

<strong>Energie</strong>ressourcen erzeugt und<br />

verteilt werden. Dafür eignet sich e<strong>in</strong>e dezentrale<br />

Organisationsstruktur am besten.“<br />

E<strong>in</strong>e Vorbildfunktion komme <strong>in</strong> dieser<br />

H<strong>in</strong>sicht den <strong>Energie</strong>genossenschaften zu,<br />

die im S<strong>in</strong>ne der Subsidiarität den Versorgungsauftrag<br />

vor Ort wahrnehmen. „Dass<br />

dar<strong>in</strong> Dynamik steckt, beweisen die Entwicklungen<br />

im V<strong>in</strong>schgau <strong>in</strong> den letzten<br />

zehn Jahren“, so Wunderer. „Mittlerweile<br />

zählt der V<strong>in</strong>schgau 13 <strong>Energie</strong>genossenschaften,<br />

die rund 4.000 Mitglieder mit<br />

<strong>Energie</strong> versorgen.“


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Besuchen Sie uns auf folgenden Messen!<br />

04.10. - 12.10.08 / Herbstmesse Innsbruck<br />

08.10. - 10.10.08 / Klimaenergy Bozen<br />

23.10. - 26.10.08 / Herbstmesse Salzburg<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

99


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Toblacher Gespräche 2008: In memoriam Hans Glauber<br />

Grenzenlos wachsen im Solaren<br />

Zeitalter?<br />

Foto: Land Südtirol<br />

Seit über 20 Jahren wird im herbstlichen Toblach über ökologische Innovationen, die Folgen des<br />

Klimawandels und die Herausforderungen des Solaren Zeitalters diskutiert. Mit dem Tod ihres<br />

Gründervaters Hans Glauber bricht für die Toblacher Gespräche 2008 e<strong>in</strong>e neue Ära an.<br />

von Monika Pichler<br />

Es waren die ersten ohne ihn. Die 19.<br />

Auflage der Toblacher Gespräche,<br />

die Ende September im Kulturzentrum<br />

Grand Hotel Toblach stattfanden,<br />

g<strong>in</strong>g erstmals ohne den großen Umweltpionier,<br />

Gründer und langjährigen Vorsitzenden<br />

des Öko<strong>in</strong>stituts Südtirol über<br />

die Bühne. Hans Glauber war Ende April<br />

2008 unerwartet verstorben.<br />

Das Thema der Toblacher Gespräche für<br />

diesen Herbst hatte er bereits skizziert:<br />

„Das rechte Maß. Die Begrenzung als<br />

Herausforderung für das Solare Zeitalter“,<br />

so der zentrale Inhalt der diesjährigen Veranstaltung,<br />

die unter der Leitung von Wolfgang<br />

Sachs stand. Der Mitstreiter Glaubers<br />

und mehrmalige Referent an den Toblacher<br />

Gesprächen arbeitet seit vielen Jahren<br />

am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt,<br />

<strong>Energie</strong> und ist Honorarprofessor an der<br />

Universität Kassel. „Vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

des spürbaren Klimawandels, der nicht nur<br />

prognostizierten Ressourcenknappheit<br />

und der nationenübergreifenden Bankenkrise<br />

ist das diesjährige Tagungsthema aktueller<br />

denn je“, betonte Sachs.<br />

100<br />

In der Tat stehe die westliche Welt am<br />

Übergang von e<strong>in</strong>er Epoche der Maßlosigkeit<br />

zu e<strong>in</strong>er Epoche der neuen<br />

Bescheidenheit. „Weil der Vorrat an<br />

<strong>Energie</strong>stoffen, die das Industriezeitalter<br />

vorangetrieben haben, begrenzt ist, s<strong>in</strong>d<br />

dem Wachstum Grenzen gesetzt“, skizziert<br />

Sachs die Thematik. „Öl und Gas werden<br />

„Wir stehen am Übergang<br />

von e<strong>in</strong>er Epoche der<br />

Maßlosigkeit zu e<strong>in</strong>er Epoche<br />

der neuen Bescheidenheit.“<br />

knapp und superteuer. Es sieht so aus, als<br />

ob die glorreichen Zeiten des Wachstums<br />

h<strong>in</strong>ter uns liegen.“ Auch das Solare Zeitalter<br />

vertrage sich nicht mit Maßlosigkeit:<br />

Zu viel Essen, zu viele Fernsehkanäle, zu<br />

viele Getränkemarken, zu viel Arbeit: „Da<br />

drängen sich e<strong>in</strong>e Menge Fragen auf: Was<br />

ist zu viel und was ist noch zuträglich? Wo<br />

liegt das rechte Maß? Zudem kommt es<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

auf Alternativen an, nicht alle<strong>in</strong> auf Verzicht“,<br />

erklärt der neue Leiter der Toblacher<br />

Gespräche.<br />

Die Frage nach dem rechten Maß.<br />

Die hochkarätigen Referenten der diesjährigen<br />

Tagung g<strong>in</strong>gen den Gründen und<br />

Formen der Begrenzung im Solaren Zeitalter<br />

nach. So sprach Re<strong>in</strong>hard Pfriem,<br />

Professor für Betriebswirtschaftslehre,<br />

über neue Perspektiven für e<strong>in</strong> ökonomisches<br />

Handeln. Re<strong>in</strong>hard Loske, Senator<br />

für Umwelt der Hansestadt Bremen,<br />

beschrieb das politische Szenario, wie Begrenzung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie konsensfähig<br />

se<strong>in</strong> kann. Carlo Petr<strong>in</strong>i, der große<br />

Initiator der Slow Food Bewegung, fasste<br />

se<strong>in</strong>e Forderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Satz:<br />

„Weniger Quantität kann zu mehr Qualität<br />

führen.“ Provokant wie zu Beg<strong>in</strong>n<br />

der Toblacher Gespräche <strong>in</strong> den achtziger<br />

Jahren brachte Hermann Knoflacher se<strong>in</strong>e<br />

Thesen für e<strong>in</strong>e Entschleunigung vor und<br />

zeigte die Verkürzung von Entfernungen<br />

als Zielmarken für die Verkehrspolitik auf.<br />

Schließlich wurden positive Beispiele für<br />

nachhaltiges Wirtschaften <strong>in</strong> Südtirol, der


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Lombardei und der Steiermark<br />

vorgestellt.<br />

Mit diesen Schwerpunktthemen<br />

rund um die Begrenzung<br />

als Herausforderung schließt<br />

die Veranstaltung 2008 an die<br />

programmatische Formel an,<br />

die Hans Glauber für den<br />

Übergang vom fossilen <strong>in</strong>s<br />

Solare Zeitalter geprägt hatte:<br />

„langsamer, weniger, besser,<br />

schöner“. Noch bei se<strong>in</strong>en<br />

letzten „Gesprächen“ im vergangenen<br />

Jahr forderte der<br />

gebürtige Toblacher, der e<strong>in</strong>en<br />

großen Teil se<strong>in</strong>es Lebens <strong>in</strong><br />

Frankfurt verbracht hatte, die<br />

Zuhörer auf: „Wir müssen<br />

die Grenzen akzeptieren, aber<br />

kreativ akzeptieren, daraus etwas machen<br />

und sie als Herausforderung ansehen.“<br />

„Dieser Satz vermittelt e<strong>in</strong>drucksvoll, worauf<br />

es Hans Glauber ankam: entscheidende<br />

Themen aufzugreifen und Lösungsvorschläge<br />

zu bieten. Die notwendige<br />

Begrenzung nicht alle<strong>in</strong> als Verzicht zu<br />

erleben, sondern die Herausforderung als<br />

Hans Schmieder und Hans Glauber (r.) 2007 <strong>in</strong> Bozen:<br />

„Wir müssen die Grenzen als Herausforderung betrachten.“<br />

Chance zu betrachten und gestalten “, erläutert<br />

Hans Schmieder vom Öko<strong>in</strong>stitut<br />

Südtirol. Mit dieser klaren Vision und mit<br />

dem Scharfs<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er Analyse rief Hans<br />

Glauber 1985 die Toblacher Gespräche <strong>in</strong>s<br />

Leben, lange bevor „Nachhaltigkeit“ <strong>in</strong> all<br />

ihren Facetten zum modischen Zukunftsbegriff<br />

wurde.<br />

Neuer zivilisatorischer Entwurf.<br />

Genau 15 Jahre lang,<br />

von 1985 bis 1999, debattierte<br />

die erste Reihe der Toblacher<br />

Gespräche unter Leitung von<br />

Glauber über brennende Umweltthemen.<br />

So wurden die<br />

jährlichen Gespräche zu e<strong>in</strong>er<br />

„Denkwerkstatt für die ökologische<br />

Wende im alp<strong>in</strong>en<br />

Raum“ und darüber h<strong>in</strong>aus.<br />

Nach e<strong>in</strong>er fünfjährigen Pause<br />

begann Glauber im Jahr 2005<br />

mit e<strong>in</strong>em neuen Zyklus der<br />

Toblacher Gespräche, der sich<br />

an der Vision des „Solaren<br />

Zeitalters“ als neuem zivilisatorischen<br />

Entwurf orientiert.<br />

Nach dem überraschenden Tod<br />

des Öko-Papstes im vergangenen April ist<br />

<strong>in</strong> Toblach vieles anders, aber doch nicht<br />

alles: „Das Solare Zeitalter ist für uns nicht<br />

nur e<strong>in</strong> neuer energetischer Pfad, sondern<br />

e<strong>in</strong> neuer zivilisatorischer Entwurf“, unterstrich<br />

Glauber 2007 beim <strong>wia</strong>-Interview<br />

<strong>in</strong> Bozen. „Es ist höchste Zeit, sich<br />

damit konkreter zu beschäftigen.“<br />

Fernheizwerk Toblach-Innichen: <strong>Energie</strong> sehen und verstehen<br />

E<strong>in</strong>zigartiger Schaugang <strong>in</strong> Hackschnitzelwerk<br />

Dreizehn Jahre alt ist die<br />

Geschichte des Fernheizkraftwerkes<br />

<strong>in</strong> Toblach,<br />

das 1995 <strong>in</strong> Betrieb gegangen ist.<br />

Heute zählt die Genossenschaft<br />

über 500 Mitglieder und versorgt<br />

circa 1.000 Haushalte mit Fernwärme.<br />

Außerdem wird Strom produziert,<br />

der abgesehen vom Eigenbedarf<br />

auf dem freien Strommarkt<br />

verkauft wird.<br />

Bereits <strong>in</strong> den neunziger Jahren<br />

suchte Toblach nach e<strong>in</strong>er um-<br />

Innovativer Schaugang: Prozess von den Hackschnitzeln<br />

zur thermischen-elektrischen <strong>Energie</strong>.<br />

weltfreundlichen <strong>Energie</strong>versorgung.<br />

Als e<strong>in</strong>er der kältesten Orte<br />

Südtirols und als Tourismusort hat die<br />

Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>en hohen <strong>Energie</strong>bedarf<br />

für Heizzwecke. E<strong>in</strong>zelfeuerungen (oft<br />

mit schlechtem Wirkungsgrad) ließen die<br />

Schadstoffemissionen <strong>in</strong> die Höhe steigen.<br />

Daher wurde Ende 1994 e<strong>in</strong>e Genossenschaft<br />

mit dem Ziel gegründet, e<strong>in</strong>e Fernheizung<br />

mittels Hackschnitzeln zu planen<br />

und zu errichten, zumal der umweltfreundliche<br />

Brennstoff aus den Wäldern<br />

bzw. von den Sägewerken der Umgebung<br />

bezogen werden kann.<br />

Nach mehreren Erweiterungen unter anderem<br />

auf das benachbarte Dorf Innichen<br />

wird im November 2003 e<strong>in</strong> neuer Biomassekessel<br />

<strong>in</strong> Betrieb genommen. Zu<br />

den beiden bestehenden Biomassekesseln<br />

mit e<strong>in</strong>er Leistung von je vier Megawatt<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

erzeugt der neue Kessel zehn Megawatt.<br />

Im Dezember 2003 beg<strong>in</strong>nt<br />

das Fernheizwerk mit dem 1,5<br />

MW großen ORC-Modul zusätzlich<br />

Strom zu produzieren. Es ist<br />

das größte <strong>in</strong> Europa.<br />

Zwei Jahre später wird im neuen<br />

Gebäude des Fernheizkraftwerks<br />

Toblach–Innichen e<strong>in</strong> Schaurundgang<br />

eröffnet, der erste se<strong>in</strong>er Art<br />

<strong>in</strong> Europa. Er <strong>in</strong>formiert über den<br />

Wald als <strong>Energie</strong>speicher sowie<br />

über die geschichtliche Entwicklung<br />

des Heizwerks und verdeutlicht<br />

den Prozess von der Biomasse<br />

zur Stromerzeugung. Der Schaugang ist<br />

frei zugänglich und von Montag bis Freitag<br />

von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Führungen<br />

f<strong>in</strong>den donnerstags um 16 Uhr statt. Über<br />

e<strong>in</strong>en Biomasse-Lehrpfad ist das Fernheizwerk<br />

mit dem Naturparkhaus verbunden.<br />

Von diesem aus führt e<strong>in</strong> Weg zur<br />

„Waldwunderwelt“, zum „Baumdorf“<br />

und zum keltischen Baumhoroskop.<br />

101


energie<br />

SÜDTIROL<br />

Compact electric: 40 Jahre Erfahrung <strong>in</strong> elektrotechnischen Produkten<br />

Messrelais sorgen für <strong>Energie</strong><br />

Compact Electric steht <strong>in</strong> der österreichischen Elektronik<strong>in</strong>dustrie für Qualität, Innovation und<br />

Technologie. Das ISO 9001:2000 zertifizierte Unternehmen produziert unter anderem Schaltschränke,<br />

die <strong>in</strong> Industrieanlagen, <strong>Energie</strong>versorgungsunternehmen und Kle<strong>in</strong>kraftwerken<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />

von Monika Pichler<br />

Foto: compact electric<br />

Schaltschrankbau (l.), Entwicklungsabteilung (r.): Planung und Fertigung von kundenspezifischen Steuerungen nach Maß.<br />

Entlang der Donau, gleich neben der<br />

UNO-City, steht <strong>in</strong> Wien e<strong>in</strong>es der<br />

modernsten High-Tech-Zentren<br />

Europas. Das Herzstück der technischen<br />

Infrastruktur besteht aus acht Schaltanlagen<br />

und rund 200 E<strong>in</strong>zelraumreglern.<br />

„Die wurden von uns geliefert“, erklärt<br />

Mag. Ulrike Haslauer, geschäftsführende<br />

Gesellschafter<strong>in</strong> der Firma Compact Electric,<br />

nicht ohne Stolz. Doch nicht nur das:<br />

Bei zwei weiteren Projekten beweist das<br />

Unternehmen mit Firmensitz am Südrand<br />

Wiens, dass man <strong>in</strong> der Lage ist, Lösungen<br />

für unterschiedlichste Problemstellungen<br />

zu f<strong>in</strong>den. „Für das neue Werk des Designunternehmens<br />

Gerry Weber <strong>in</strong> Rumänien<br />

bereiten wir e<strong>in</strong>en Schaltschrank vor,<br />

während im Büro- und E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />

Mozartpassage <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z von uns vier Technikzentralen<br />

e<strong>in</strong>gerichtet werden“, veranschaulicht<br />

Haslauer.<br />

Die Herstellung von Schaltschränken nach<br />

Kundenanforderungen ist der „jüngste“<br />

Geschäftsbereich der Compact Electric,<br />

die 1965 als re<strong>in</strong>es Handelsunternehmen<br />

für elektrotechnische Produkte gegründet<br />

102<br />

wurde. In den über 40 Jahren ihres Bestehens<br />

entwickelte sich die Firma von<br />

e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Handelsbetrieb zu e<strong>in</strong>em<br />

der führenden mittelständischen Elektronikunternehmen<br />

Österreichs. 1982 wurde<br />

die Abteilung „Elektronik“ aus der Taufe<br />

gehoben und mit der Entwicklung und<br />

Produktion von Messrelais begonnen.<br />

GF Mag. Ulrike Haslauer (l.) und Hedwig<br />

Haslauer: „Wir zeichnen uns durch<br />

höchste Qualität und Flexibilität aus.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

1983 trat Ingenieur Horst-Georg Haslauer<br />

<strong>in</strong> die Geschäftsführung e<strong>in</strong>. Schon drei<br />

Jahre später wurde aufgrund der großen<br />

Nachfrage der Bereich „Schaltschrankbau“<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen. Als der Inhaber<br />

1989 verstarb, übernahmen Frau Hedwig<br />

und Tochter Ulrike Haslauer den Betrieb.<br />

Vielseitig, <strong>in</strong>dividuell und kompetent.<br />

„Unsere Schwerpunkte liegen <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Handelsware, Entwicklung elektronischer<br />

Steuerungen und Herstellung<br />

von Schaltschränken, die <strong>in</strong> der Heizungs-,<br />

Lüftungs- und Klimatechnik sowie <strong>in</strong> der<br />

Anlagensteuerung von E<strong>in</strong>zelelementen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden“, erklärt Haslauer.<br />

Als Handelsunternehmen vertreibt Compact<br />

Electric elektrotechnische Produkte<br />

europäischer Produzenten <strong>in</strong> Österreich<br />

und darüber h<strong>in</strong>aus. Nach wie vor stellt<br />

dies die Basis der Abteilung Handelsware<br />

dar, die Anfang der achtziger Jahre durch<br />

den Vertrieb der haus<strong>in</strong>tern entwickelten<br />

und produzierten Messrelais erweitert<br />

wurde. Die Lieferungen erfolgen an<br />

Veredelungsbetriebe, E<strong>in</strong>zelhändler und<br />

Endverbraucher - im Bereich Relais wird


energie<br />

SÜDTIROL<br />

unter anderem an Kle<strong>in</strong>kraftwerksbesitzer verkauft. Das Standardlieferprogramm<br />

umfasst e<strong>in</strong>e breite Produktpalette: vom Thermotransferdrucker<br />

über verschiedenste Leuchtmittel, Schaltgeräte,<br />

Befehls- und Meldegeräte bis h<strong>in</strong> zu Netzüberwachungsrelais für<br />

den Umspann- und Kraftwerksbereich.<br />

Von der Entwicklung bis zum Schaltschrankbau. 1982 begann<br />

die Firma mit der Entwicklung und der Produktion von<br />

Messrelais zur Erfassung von Über- und Unterspannung bzw.<br />

Über- und Unterstrom. „Ob Kupplungsschutz von Kle<strong>in</strong>kraftwerken<br />

im Netz-Parallelbetrieb, ob Generatorschutz oder allgeme<strong>in</strong>e<br />

Mess- und Überwachungsaufgaben im <strong>in</strong>dustriellen Bereich, ob<br />

Überwachung von Spannungsabsenkungen oder Überwachung<br />

Universelles Netzüberwachungs-Relais CDMR-51<br />

Der E<strong>in</strong>satzbereich des CDMR-51 Relais<br />

umfasst den Kupplungsschutz von<br />

Kle<strong>in</strong>kraftwerken im Netzparallelbetrieb,<br />

den Generatorschutz und allgeme<strong>in</strong>e<br />

Mess- und Überwachungsaufgaben<br />

im <strong>in</strong>dustriellen Bereich. Aufgrund<br />

des weiten Spannungsüberwachungsbereiches<br />

ist das Relais weiters für den<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dkraftanlagen (Unterspannungsauslösung<br />

bis 10%Un) sowie für die Nullspannungs- und<br />

Betriebsspannungsüberwachung geeignet.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Überwachung: U, f,<br />

Vektorsprung, Asymmetrie (U),<br />

Drehrichtungserkennung, Eigenüberwachung, Blockadee<strong>in</strong>gang,<br />

serielle Schnittstelle.<br />

5 Ausgangskontakte mit programmierbarer Zuordnung<br />

Versorgung: 70-230 V AC oder 24-220 V DC<br />

Compact Electric Sitz: Großprojekte wie die Wiener Messen<br />

und das Olympische Dorf <strong>in</strong> Athen zählen zu den Referenzen.<br />

von Überspannungen – wir entwickeln maßgeschneiderte Lösungen<br />

auf höchstem technischen Niveau“, so Haslauer. „Gerade<br />

die Sonderanfertigungen geben uns die Dynamik, die wir zur<br />

Festigung unserer Marktposition brauchen.“<br />

Das serienmäßige Produktionsprogramm umfasst Mess- und<br />

Steuergeräte für den Bereich Umspannwerke, Kraftwerke, Industrie,<br />

Bahn, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

stehen kundenspezifische Entwicklungen vom E<strong>in</strong>zelgerät<br />

bis zum anschlussfertigen Steuerschrank im Angebot. Pro Jahr<br />

werden 2.000 bis 3.000 Seriennummern der Standardrelais vergeben<br />

und 4.000 Kundenaufträge gefertigt.<br />

Die Abteilung Schaltschrankbau stellt Schaltschränke nach Kundenanforderungen<br />

her und übernimmt auch die Detailplanung<br />

- von der Produktion über den Anschluss und die Inbetriebnahme.<br />

Die Fertigung, <strong>in</strong> der zehn Mitarbeiter beschäftigt s<strong>in</strong>d, erfolgt<br />

nach strikten Qualitätsvorgaben, die im Rahmen der ISO<br />

9001–Zertifizierung unternehmensweit festgelegt s<strong>in</strong>d.<br />

Weitere Expansion. „Unsere wichtigste Ressource s<strong>in</strong>d die<br />

Mitarbeiter. Durch ihre Motivation und ihr technisches Knowhow<br />

s<strong>in</strong>d wir bestens für die Zukunft gewappnet“, ist Haslauer<br />

überzeugt. Denn diese berge noch e<strong>in</strong>ige Herausforderungen:<br />

„Nach unserem Expansionsjahr 2003, <strong>in</strong> dem wir mit der Gründung<br />

e<strong>in</strong>er 100-prozentigen Tochtergesellschaft <strong>in</strong> den tschechischen<br />

Markt e<strong>in</strong>gezogen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d wir bestrebt, unsere Stellung<br />

am Markt weiter auszubauen.“ www.compactelectric.at<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008<br />

SYNCHRO-CHECK Relais CDSR-21<br />

Das Synchro-Check Relais CDSR-21 dient zur Erfassung des<br />

Synchronzustandes zweier Netze<br />

und liefert unter vorgegebenen Synchronbed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong> Freigabesignal<br />

für das Zusammenschalten<br />

der Netze. Das Signal wird parallel<br />

auf den Ausgangsrelais K1 und K2<br />

ausgegeben. Ausgänge für Synchron-Freigabe,<br />

Nullspannungsmeldungen<br />

und Eigenüberwachung.<br />

Steuere<strong>in</strong>gänge für Blockade und<br />

Schwarzstart.<br />

SYNCHRONISIER-Relais CDSR-31<br />

Das Sync-Control Relais CDSR-31 dient zur Erfassung des Synchronzustandes<br />

zweier Netze und liefert Steuersignale (U↑, U↓, f ↑ und f ↓)<br />

für die Hochlaufsteuerung des Generators mittels SPS oder manuell.<br />

Ausgänge für Synchron-Freigabe und Frequenz- und Spannungssteuerung.<br />

Steuere<strong>in</strong>gänge für Blockade und Schwarzstart.<br />

Universelles Erdschluß-Ortungssystem für<br />

Mittelspannungsnetze EFL<br />

Das EFL System ist e<strong>in</strong> dezentrales universelles<br />

Erdschluss-Ortungssystem für Mittelspannungsnetze,<br />

das im Falle e<strong>in</strong>es Erdschlusses<br />

den erdschlussbehafteten Abgang am zugeordneten<br />

Feldgerät über e<strong>in</strong>en potentialfreien<br />

Kontakt und e<strong>in</strong>e optische Anzeige meldet. Das<br />

System kann wahlweise mit 3 verschiedenen<br />

Ortungsverfahren arbeiten, die Auswahl des<br />

Verfahrens richtet sich nach der Topologie des<br />

Netzes und den Möglichkeiten durch die messtechnische<br />

Ausstattung des Umspannwerkes.<br />

Der E<strong>in</strong>satzbereich umfasst:<br />

gelöschte oder ungelöschte Netze mit Sterntopologie (10/20kV)<br />

gelöschte oder ungelöschte vermaschte Netze (10/20kV)<br />

Qualität verb<strong>in</strong>det uns<br />

ISO 9001:2000 Cert<br />

103


energie<br />

SÜDTIROL<br />

104<br />

Wirtschaft im Alpenraum • September/Oktober 2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!