hofer gedenkjahr - wia
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Foto: LPA/Pertl<br />
hofEr GEdEnkjahr<br />
zur Verfügung gestellt – entstand im MuseumPasseier<br />
ein vielfältiger und unterhaltsamer<br />
Parcours. Geschichtliche Fakten<br />
und internationale Zusammenhänge<br />
werden locker näher gebracht, gleichzeitig<br />
wird der Besucher<br />
aber auch<br />
zu kritischen<br />
Überlegungen<br />
angeregt.<br />
Für den Autor<br />
der Ausstellung, dem Meraner Josef Rohrer,<br />
ist der offene Zugang zu einem auch<br />
kontroversen historischen Charakter das<br />
Resultat einer intensiven, langfristigen<br />
Auseinandersetzung mit der Thematik:<br />
„Mit der Zeit habe ich eine wirkliche Be-<br />
ziehung zu Andreas Hofer aufbauen können,<br />
habe sogar Zwiegespräche mit ihm<br />
geführt“, so Rohrer. „Dies hat mir erst die<br />
Möglichkeit gegeben, seiner Figur und der<br />
damit verbundenen Geschichte gerecht zu<br />
werden.“<br />
Eingestimmt auf die neue Dauerausstellung<br />
zu Andreas Hofer werden die<br />
Besucher mit einem 15-minütigen Dokumentarfilm,<br />
der die wichtigsten Stationen<br />
im Leben Andreas Hofers skizziert.<br />
Er zeigt dessen Laufbahn vom Wirt und<br />
Viehhändler zum Landesregenten Tirols<br />
– bis hin zum Verzweifelten, der schließlich<br />
in Mantua erschossen wird. Am Ende<br />
steht die Frage: „Was, hätte sich Napoleon<br />
nicht ausgerechnet Hofer ausgesucht, den<br />
Anführer der Tiroler Aufstände, um mit<br />
seiner Hinrichtung ein Exempel zu statuieren<br />
und weitere regionale Aufstände<br />
in den zahlreichen europäischen Kriegswirren<br />
um 1810 zu unterbinden? Was,<br />
10<br />
wenn er Gnade hätte walten lassen?“<br />
Vom Filmraum führt der durchwegs viersprachig<br />
gehaltene Museumsparcours<br />
(deutsch, italienisch, englisch, französisch)<br />
über die Stube Hofers direkt ins Zentrum<br />
„Das Gedenkjahr gibt uns die Möglichkeit,<br />
das Einende vor das Trennende zu stellen.“<br />
Geehrt: Die drei Landeshauptleute Dellai, Durnwalder und Platter<br />
mit der Andreas Hofer Medaille der Gemeinde St. Leonhard.<br />
der großen europäischen Politik. Die Dominanz<br />
der Habsburger geht zu Ende,<br />
Napoleon zeichnet die Landkarte Europas<br />
neu. Als Tirol unter Bayern kommt,<br />
das einen modernen, zentral verwalteten<br />
Staat aufbauen will, prallen zwei Welten<br />
Foto: Land Tirol/Fischer<br />
aufeinander. Ohne Patriotismus und aus<br />
wechselnder Perspektive wird gezeigt, was<br />
die Tiroler dazu bewogen hat, gegen die<br />
Fremdherrschaft einen offenen Aufstand<br />
zu wagen. Nach dem Einzug Andreas Hofers<br />
als Landesregent in die Innsbrucker<br />
Hofburg folgen labyrinthartige Einblicke<br />
in die Überlegungen, vor allem aber in die<br />
innere Zerrissenheit des Sandwirtes. Er<br />
ist gefangen in der Geschichte und wird<br />
schließlich in Mantua erschossen. Ein<br />
Blick aus der Zelle auf Hofers „Letzten<br />
Brief“ und auf Defreggers Gemälde „Der<br />
letzte Gang“ zeichnen das Ende nach.<br />
Gerade im Anblick der ständigen Konflikte,<br />
Fehden und Notlagen, unter denen<br />
die europäische Bevölkerung vor 200<br />
Jahren zu leiden hatte, weiß der Trentiner<br />
Landeshauptmann Lorenzo Dellai die Gegenwart<br />
besonders zu schätzen: „Glücklicherweise<br />
haben wir die Ära der Nationalismen<br />
hinter uns gelassen und können<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
nun gemeinsam nach vorne blicken.“<br />
Heldenfabrik & Heldenhimmel. Der<br />
Tod Andreas Hofers allein, so wird im<br />
Museum deutlich, hat ihn noch nicht zum<br />
Helden gemacht. Erst die Instrumentalisierung<br />
seiner<br />
Figur brachte<br />
jenes Bild<br />
des aufrechten,<br />
f u r c h t l o s e n<br />
und vor allem<br />
radikal-patriotischen Volkshelden hervor,<br />
das in den vergangenen Jahrzehnten<br />
sein Image vorrangig prägte. Helden, so<br />
macht der letzte Abschnitt des Parcours<br />
deutlich, sind vielseitig verwendbar. Von<br />
Werbeträgern bis hin zur politischen<br />
LH Günther Platter bei der Eröffnung des MuseumPasseier: „Die<br />
Bedeutung Hofers liegt in den von ihm transportierten Werten.“<br />
Mobilisierung der Öffentlichkeit lassen sie<br />
sich überall dort einsetzen, wo eine Gesellschaft<br />
beeinflusst werden soll. „Unser<br />
Anspruch war es, nicht nur Hofer und die<br />
Geschehnisse von 1809 zu dokumentieren.<br />
Vielmehr haben wir versucht, sie in<br />
einem größeren, zeitgenössischen Kontext<br />
zu zeigen“, erklärt Josef Rohrer die<br />
Perspektive der Ausstellung. „Heldentum<br />
ist ein zeitloses Thema. Schon die Frage,<br />
warum wir Helden brauchen, setzt voraus,<br />
dass es Helden gibt.“ Damit unterstreicht<br />
der Museumsautor noch einmal, was im<br />
MuseumPasseier deutlich wird: Andreas<br />
Hofer ist ein Held, weil ihn sein Publikum<br />
als solchen wahrnimmt.<br />
Hätte sich Napoleon aber gnädig gezeigt,<br />
wäre Andreas Hofer zurückgekehrt auf<br />
seinen Hof und hätte weiter als Händler,<br />
Bauer und Familienoberhaupt seine Tage<br />
verbracht - dann gäbe es ohne den Helden<br />
aber wohl auch dieses Museum nicht.