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Beispiel einer Seminararbeit - Oliver Götze

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eine kluge Vergabe von Benefizien und Pfründen an lokale Adlige, sich loyaler Anhänger zu<br />

versichern, welche zuverlässig die kommunalen Ämter in den größeren Städten (Ferrara, Reggio,<br />

Modena, Rovigo, Comacchio) verwalteten. Dementsprechend setzte sich auch der Consiglio de<br />

XII Savi aus Vasallen des Markgrafen zusammen, 3 während die Händler und Bürger Ferraras nur<br />

geringen Einfluss besaßen. Ihre Zünfte waren gewöhnlich klein und spezialisiert, so die Kürschner-<br />

oder die Bäckerzunft, und kämpften gegen die Vormacht der venezianischen Händler, welche von<br />

den Este als Dank für militärische Unterstützung der Serenissima verschiedene Monopole und<br />

Vergünstigungen gewährt bekommen hatten, so Steuerbefreiungen, Kontrolle über die Schifffahrt<br />

auf dem Po und das Salzmonopol. Die Ferrareser Händler hingegen mussten sich mit<br />

ökonomischen Nischen zufrieden geben und konnten sich deshalb weder zu <strong>einer</strong> einflussreichen<br />

Händlerzunft zusammenschließen, noch waren sie zur politischen Opposition fähig 4 . Die<br />

Markgrafen nutzten diesen Vorteil. Sie konnten letztlich auf die Besetzung der kommunalen Ämter<br />

Einfluss nehmen, indem sie ihren Vertrauten durch Benefizien eine Kandidatur ermöglichten oder<br />

sie selbst ernannten, so den Ratspräsidenten (Guidice de Savi) in Ferrara. 5 Außerdem sicherten die<br />

Este ihre Herrschaft, indem sie parallel zu den städtischen Ämtern neue Behörden schufen, denen<br />

sie wichtige kommunale Aufgaben übertrugen. So forderten die Mitarbeiter der markgräflichen<br />

Finanzkammer (camera) die Steuern ein und erledigten die Kanzler des Signore außenpolitische<br />

Aufgaben, während die Befugnisse des Stadtkonzils stetig gemindert und auf die Zuständigkeit für<br />

die öffentlichen Gebäude und Anlagen, sowie die Nahrungsversorgung reduziert wurden. 6 Da<br />

jedoch viele kommunale Amtsträger dem lokalen Adel entstammten und zumeist als Vasallen und<br />

Inhaber lukrativer Pfründe dem Markgrafen verpflichtet waren, arbeiteten sie gut mit den<br />

markgräflichen Beamten zusammen.<br />

Die ambivalenten Beziehungen zwischen der Stadtkommune und dem Signore lassen sich<br />

eindrücklich anhand der Mitglieder des Consiglio nachweisen, da es einigen Familien während der<br />

Regierungszeit Niccolos III. gelang, einträgliche Ämter für längere Zeit auszuüben und Ansehen<br />

und Wohlstand zu erwerben. Die Familien der Contrari und der Roberti aus Ferrara, der Boiardi<br />

aus dem Reggiano und der Strozzi aus Florenz nahmen am höfischen Leben teil und bildeten eine<br />

Elite, die auch von Niccolos Nachfolger Leonello kaum verändert, sondern lediglich ergänzt<br />

wurde, so durch die Ernennung Agostinos da Villa zum Guidice de Savi (1445). Da Villa war unter<br />

Niccolo Kanzler in Ferrara und wurde von den Este zu diplomatischen Missionen nach Mailand,<br />

Florenz und Rom geschickt, bevor er in den Stadtrat aufgenommen wurde. 7 Die weiteren<br />

3 Vgl. Richard Tristano, Vassals, Fiefs and Social Mobility in Ferrara during the Middle Ages and Renaissance. In:<br />

Medievalia et Humanistica, Number 15, Totowa 1987, S. 47f.<br />

4 Ebd., S. 44, 58f.<br />

5 Vgl. Thomas Tuohy, Herculean Ferrara, Ercole I., 1471-1505, and the Invention of a ducal capital, Cambridge<br />

1996, S. 28.<br />

6 Vgl. Dean, S. 22f.<br />

7 Vgl. Michele Savonarola, Del felice progresso di Borso d'Este, Bari 1996, S. 152 Anm. 208.<br />

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