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Mittelalter 2009/2 - Schweizerischer Burgenverein

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Zeitschrift des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />

14. Jahrgang – <strong>2009</strong>/2


Herausgeber/Editrice<br />

<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong><br />

Geschäftsstelle Basel<br />

Blochmonterstrasse 22, 4054 Basel<br />

L’association suisse châteaux forts<br />

© <strong>2009</strong> <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong><br />

Redaktionskommission<br />

Urs Clavadetscher, lic. phil.<br />

Archäologischer Dienst<br />

Graubünden<br />

Loëstrasse 26, 7001 Chur<br />

Dr. Elisabeth Crettaz<br />

Le Forum, 3961 Zinal VS<br />

Flurina Pescatore, lic. phil.<br />

Denkmalpflege<br />

Kanton Schaffhausen<br />

Beckenstube 11, 8200 Schaffhausen<br />

Redaktion und Geschäftsstelle<br />

<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong><br />

Geschäftsstelle Basel<br />

Thomas Bitterli<br />

Blochmonterstrasse 22, 4054 Basel<br />

Telefon +41 (0)61 361 24 44<br />

Fax +41 (0)61 363 94 05<br />

Email: info@burgenverein.ch<br />

Homepage: www.burgenverein.ch<br />

Postkonto 40-23087-6<br />

Redaktionstermin /Delai de rédaction<br />

15.1. /15. 5./15. 8./1.11.<br />

Erscheinungsdatum/Parution<br />

31.3. /30. 6./30. 9./29. 12.<br />

Richtlinien zum Einreichen<br />

von Textbeiträgen sind einsehbar unter<br />

www.burgenverein.ch/Richtlinien<br />

Auflage/Tirage 1500<br />

Erscheint vierteljährlich /trimestriel<br />

ISSN 1420-6994 <strong>Mittelalter</strong> (Basel)<br />

Druck/Impression<br />

Schwabe AG, Basel<br />

Verlag und Druckerei<br />

Zeitschrift des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s<br />

Revue de l’Association Suisse Châteaux forts<br />

Rivista dell’Associazione Svizzera dei Castelli<br />

Revista da l’Associaziun Svizra da Chastels<br />

14. Jahrgang, <strong>2009</strong>/2, Juni <strong>2009</strong><br />

Inhalt / Sommaire<br />

33 Armand Baeriswyl / Jürg Schweizer,<br />

Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

42 Jürg Schweizer, Schlösser und Landsitze<br />

in der Landschaft Bern<br />

58 Kurzmitteilungen<br />

58 Veranstaltungen<br />

61 Publikationen<br />

62 Vereinsmitteilungen<br />

Die Schweizerische Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

im Schweizer Buch, der schweizerischen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten finden Sie in Helveticat, dem Katalog<br />

der Schweizerischen Nationalbibliothek, unter: www.nb.admin.ch/<br />

helveticat.<br />

Umschlagbild /Couverture: Die Eingangsfassade des restaurierten<br />

Grossen Höchhuses mit dem originalen Portal von 1526–30 und die<br />

Ostfassade mit dem neuen Ökonomietrakt. Der 1946 entstandene<br />

Neubauteil wurde 2006 abgebrochen und vollständig erneuert. Während<br />

innen modernste Gebäudeinfrastruktur liegt, entschloss man sich,<br />

die Ökonomiefassaden zu rekonstruieren, allerdings mit modernem<br />

Material.


Das Grosse Höchhus in Steffisburg –<br />

Die archäologische Untersuchung eines spätgotischen Patriziersitzes<br />

von Armand Baeriswyl<br />

Das alte Pfarrdorf Steffisburg erstreckt sich entlang der<br />

alten Landstrasse zwischen Thun und Bern bzw. Thun<br />

und Schwarzenegg, die dort die Zulg überquert. Die<br />

Baugruppe der beiden Steffisburger Höchhüser liegt<br />

am Ostrand und etwas abseits vom Dorf (Abb. 1). Sie<br />

besteht aus dem Grossen Höchhus, im heutigen Zustand<br />

ein freistehender, massiver spätgotischer Geviertbau unter<br />

einem mächtigen Vollwalmdach sowie dem unmittelbar<br />

danebenstehenden ähnlich massiven Kleinen Höchhus. 1<br />

(Abb. 2) Das Grosse Höchhus wurde 2006–08 umfassend<br />

saniert. Es zeigte sich dabei, dass sich hinter dem ein­<br />

heitlichen Erscheinungsbild eine komplexe Baugeschich­<br />

te verbirgt. Sanierungen bringen immer Veränderungen,<br />

1: Steffisburg auf der Dufour-Karte des 19. Jh. Links unten<br />

ist die Aare zu sehen, ganz unten das Westende der Altstadt<br />

von Thun. Bereits damals verlief die Landstrasse Bern –Thun<br />

bereits nicht mehr durch Steffisburg, sondern am Dorf<br />

vorbei längs der Aare. Eingekreist die Höchhus-Gruppe am<br />

Ostrand des Dorfes.<br />

2: Das Grosse Höchhus vor der Sanierung. Aufnahme 2006.<br />

Erneuerungen und Zerstörungen mit sich. Da sowohl im<br />

aufgehenden Mauerwerk wie im Boden ältere Bausub­<br />

stanz und archäologische Reste zu erwarten waren, nah­<br />

men die Archäologen und Bauforscher im Vorfeld und<br />

parallel zu den Arbeiten Untersuchungen vor.<br />

Im Folgenden sollen die wichtigsten Entwicklungsphasen<br />

des Höchhuses kurz nachgezeichnet werden. Dieser<br />

Bericht ist allerdings nur vorläufig, da die eigentliche<br />

archäologische Auswertung noch bevorsteht. 2 Sie muss –<br />

wie viele andere Auswertungen auch – einstweilen ver­<br />

schoben werden, da der Archäologische Dienst mit Not­<br />

und Rettungsgrabungen im Vorfeld von Baumassnahmen<br />

im ganzen Kanton mehr als ausgelastet ist.<br />

1 Literatur zu Steffisburg: Christian sChiffmann, Dorf und Land­<br />

schaft Steffisburg im Laufe der Jahrhunderte (Bern 1917); hans<br />

Zeller, Steffisburg: Bilder aus der Geschichte von Dorf und Landschaft<br />

(Thun 1967).<br />

2 Vorbericht: armand Baeriswyl, Steffisburg, Grosses Höchhus. Bauuntersuchung<br />

und Grabung seit November 2006. In: Erziehungsdirektion<br />

des Kantons Bern (Hrsg.), Archäologie Bern. Jahrbuch<br />

des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2008 (Bern 2008)<br />

72–75.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2 33


Armand Baeriswyl –Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

Phasen I und II:<br />

Eine hochmittelalterliche Adelsburg<br />

Eine Steinreihe, zugehörige Pfostenlöcher und eine Schicht<br />

mit vielen Tierknochen sind als Reste eines Holzgebäudes<br />

zu interpretieren und wohl ins Hochmittelalter zu datie­<br />

ren (Abb. 3).<br />

Die nächste Bauphase hat wesentlich bedeutendere<br />

Spuren hinterlassen: Rund 1,5 m starke Mauerreste im<br />

3: Die Steinreihe der ersten Bauphase: Reste eines Holzbaus.<br />

4: Mauerreste der nordseitigen Ringmauer der Phase II.<br />

34 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

unteren Teil der Nord­, Ost­ und Südfassade des Höch­<br />

huses bilden den Rest einer mehrteiligen Bauanlage<br />

(Abb. 4, 5). Diese erstreckte sich gegen Norden über<br />

die Grundfläche des heutigen Gebäudes hinaus auf das<br />

Areal des benachbarten Kleinen Höchhuses, wie ein 1989<br />

anlässlich einer Leitungserneuerung aufgedecktes Mauer­<br />

stück beweist (Abb. 6). 3<br />

Rekonstruieren lässt sich ein von einer Ringmauer<br />

umschlossener Hof und zwei an die Mauer anstossende<br />

Steingebäude; ein grösseres, im Grundriss längsrecht­<br />

eckiges im Norden, an der Stelle des heutigen Kleinen<br />

Höchhuses, und ein kleineres, im Grundriss quadrati­<br />

sches, vielleicht turmartiges Gebäude in der Südostecke.<br />

Aufgrund des Mauercharakters sind diese Baureste wohl<br />

ins 13. Jh. zu datieren und aufgrund des Erscheinungs­<br />

bildes als Adelsburg zu interpretieren: dicke Mauern,<br />

eine mehrteilige Struktur mit mindestens zwei Stein­<br />

gebäuden – einem Palas und einem Turm? – und einer<br />

Umfassungsmauer.<br />

Aus den Schriftquellen bekannt ist, dass in diesem Areal<br />

im <strong>Mittelalter</strong> das Landgericht tagte und das Höchhus<br />

der Standort des Hochgerichtes war. Da im Hochmit­<br />

telalter Burg und Hochgericht oft zusammengehörten,<br />

kann man annehmen, dass diese Burg das Zentrum der<br />

5: Die Südostecke der Anlage der Phase II nach Abbruch der<br />

Neubauten von 1946.


6: Grundriss der Höchhus-<br />

Gruppe. Ostseitig das Grosse<br />

Höchhus, westseitig das<br />

Kleine Höchhus. Die Zahl<br />

«1988» bezeichnet eine<br />

Sondage im Garten des Kleinen<br />

Höchhuses, bei der der<br />

ADB auf die – damals noch<br />

unverstandene – Ringmauer<br />

stiess. Unmittelbar westlich<br />

des Kleinen Höchhuses verläuft<br />

der Mühlebach, ein<br />

seit dem <strong>Mittelalter</strong> aus der<br />

Zulg abgeleiteter Gewerbekanal.<br />

In Dunkelgrau die<br />

Mauerreste der mutmasslichen<br />

Adelsburg der Phase II.<br />

mittelalterlichen Herrschaft Steffisburg bildete. 4 Mög­<br />

licherweise handelt es sich bei dieser Burg um die bisher<br />

bei der Pfarrkirche gesuchte «Stevensburc» des gleich­<br />

namigen Egolf, einem Ministerialen, der 1133 als Ange­<br />

höriger des regionalen zähringischen Gefolges erscheint. 5<br />

Steffisburg war damals Teil der zähringischen Grafschaft<br />

Thun. Damit könnten die Holzbaureste der Phase I mög­<br />

licherweise als Vorgänger der Steinburg des 13. Jh. inter­<br />

pretiert werden.<br />

Phase III: Ein ländlicher Patriziersitz<br />

von stadtbernischen Aufsteigern<br />

Im Lauf des 14. Jh. dürfte diese Burg, die damals im<br />

Besitz der Herren von Kien war, schlecht unterhalten<br />

worden sein. Wohl aus diesem Grund kam es gemäss<br />

dendrochronologischen Untersuchungen um 1415, nach­<br />

dem die Anlage durch Erbgang an die Bernburger Familie<br />

17<br />

9<br />

H ö c h h u s w e g<br />

12<br />

14A<br />

1988<br />

615150<br />

Armand Baeriswyl – Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

M ü h l e b a c h<br />

15<br />

17<br />

Matter gegangen war, zu einer umfassenden Erneuerung.<br />

Dabei wurde der Palas im Norden abgebrochen und der<br />

Südteil des Burghofes überbaut: Das Mauergeviert des<br />

heutigen Höchhuses entstand, allerdings noch mit ganz<br />

anderen Innenniveaus und wohl noch mit einem zweiten<br />

Obergeschoss aus Holz.<br />

2006<br />

Z e l g s t r a s s e<br />

Diese Umgestaltung spiegelt die sozialgeschichtlichen Ver­<br />

änderungen, die sich im spätgotischen Bern abspielten:<br />

Die Matter sind eine typische Stadtberner Aufsteigerfami­<br />

3 daniel GutsCher, Steffisburg, Höchhusweg 15. Mauerfund 1989<br />

In: daniel GutsCher/Peter J. suter (Hrsg.), Archäologie im Kanton<br />

Bern 3A (Bern 1994) 251–252.<br />

4 anne-marie duBler, Die Region Thun­Oberhofen auf ihrem<br />

Weg in den bernischen Staat (1384–1803). Berner Zeitschrift für<br />

Geschichte und Heimatkunde 66, 2004, 70 und 72.<br />

5 suse Baeriswyl, Siedlung und Herrschaft vor der Stadtgründung –<br />

Herrschaftsstrukturen. In: rainer C. sChwinGes (Hrsg.), Berns<br />

mutige Zeit, Das 13. und 14. Jahrhundert neu entdeckt. Berner<br />

Zeiten 1 (Bern 2003) 71.<br />

21<br />

17A<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

N<br />

180 750<br />

615 200<br />

35


Armand Baeriswyl –Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

lie dieser Zeit. Ursprünglich wohl einfache Gerber, waren<br />

sie durch Handel zu grossem Reichtum gekommen und<br />

erscheinen seit der Zeit um 1400 als Offiziere, Ratsherren<br />

und Schultheissen in Bern und Thun. Zusammen mit den<br />

Tschachtlan, von Ringoltingen und Diesbach gehörten sie<br />

im 15. Jh. zur burgerlichen Führungsschicht Berns. 6 Ihren<br />

Aufstieg suchten sie durch Einheirat in den alten Ministe­<br />

rialadel zu sichern und durch den Kauf von Grundbesitz<br />

mit Herrschaftsrechten zu legitimieren. Dazu gehörte es,<br />

diese ererbten oder erworbenen Herrschaftssitze entspre­<br />

chend auszubauen bzw. zu erneuern. 7<br />

Phase IV: Ein ländlicher Patriziersitz<br />

eines ländlichen Aufsteigers<br />

Ein zweiter umfassender Umbau lässt sich dendrochro­<br />

nologisch auf die Zeit um 1526–30 datieren. Er liess das<br />

heutige Gebäude entstehen. Man kernte den Bau aus,<br />

verlegte neue Geschossbalkenlagen, führte das zwei­<br />

te Obergeschoss neu in Stein auf und setzte das noch<br />

bestehende Dachwerk auf (Titelbild). Die Gliederung des<br />

Gebäudes konnte dank der Untersuchungen in wesent­<br />

lichen Zügen rekonstruiert werden: Über dem nur mit<br />

schmalen Schlitzfenstern belichteten Sockelgeschoss, das<br />

als Lager­, Stall­, aber auch als Eingangsgeschoss diente,<br />

erhoben sich zwei Wohn­ bzw. Repräsentationsgeschosse.<br />

Sie zeichneten sich durch eine Untergliederung in je drei<br />

westseitige holzgetäferte Stuben aus (Abb. 7, 8), an die in<br />

jedem Geschoss ein mittig gelegener hallenartiger Bereich<br />

7: Die mit einer prachtvollen Fenstergruppe ausgestattete<br />

Stube im ersten Obergeschoss.<br />

36 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

8: Diese Stube im zweiten Obergeschoss besass noch ihre<br />

ursprüngliche Vertäferung.<br />

9: Die Nordfassade. Zwei (rekonstruierte) grosse Kreuzstockfenster<br />

markieren die Position des grossen Festsaals von<br />

1526–30. Links der neue Ökonomietrakt von 2007.<br />

anschloss. Dieser war zum einen Erschliessungszone mit<br />

einer hölzernen Wendeltreppe und diente zum zweiten<br />

als Küchenbereich. Von dieser Halle aus konnte man im<br />

ersten Obergeschoss einen sich über anderthalb Stock­<br />

werke erstreckenden Festsaal im nordwestlichen Viertel<br />

betreten (Abb. 9), während sich im nordöstlichen Viertel<br />

die Ökonomie­ bzw. Scheunenräume befanden.<br />

Die Umbauten stehen im Zusammenhang mit dem in den<br />

Schriftquellen nachweisbaren Übergang des Hauses an


Peter Surer, den damaligen örtlichen Vertreter (Statthalter)<br />

Berns in Steffisburg. 8 Er übernahm es 1525 pachtweise<br />

von Elsbeth D’Affry, der Tochter Heinrich Matters. 9 1538<br />

konnte er es dann erwerben. Ebenfalls im Käuferkonsor­<br />

tium war die Dorfgemeinde, der vor allem daran gelegen<br />

war, in den Besitz der zum Höchhus gehörigen Allmende<br />

und der Wasserrechte in der Zulg zu kommen.<br />

Dieser Umbau wirft wiederum ein Schlaglicht auf das<br />

Phänomen des sozialen Aufstiegs im Alten Bern. Nach­<br />

dem die Adelsburg im frühen 15. Jh. von stadtbernischen<br />

Aufsteigern übernommen und ein erstes Mal stilgemäss<br />

erneuert worden war, kam nun die einheimische länd­<br />

liche Oberschicht in Gestalt von Peter Surer in den Besitz<br />

des prestigeträchtigen Gebäudes, der es ebenfalls umge­<br />

hend – noch bevor er es gekauft hatte – im Stil der Zeit<br />

ausbaute. 10<br />

Phase V: Vom Patriziersitz<br />

zum sozialen Wohnungsbau<br />

Mit dem Aussterben der Surer im späten 16. Jh. fiel<br />

das Höchhus an die Gemeinde. Sie hatte den ehemali­<br />

gen Matterschen Besitz seinerzeit wegen der Allmende<br />

erworben und damit keinen Verwendungszweck für ein<br />

Gebäude mit einem derart patrizischen Zuschnitt. Man<br />

wusste sich aber zu helfen: Gemäss dendrochronologi­<br />

schen Datierungen wurde das Gebäude im Jahr 1592<br />

durch den Einzug von Zwischenböden und den Anbau<br />

von mehreren Erschliessungslauben in ein Mehrparteien­<br />

Wohnhaus umgebaut. Aufgrund des billigen Ausbaus<br />

ist anzunehmen, dass die Gemeinde Taglöhner, Hinter­<br />

sassen und Arme im ehemaligen Patriziersitz unterbrach­<br />

ten, man möchte beinahe von sozialem Wohnungsbau<br />

sprechen.<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jh. richtete ein Töpfer seine<br />

Werkstatt mitsamt Brennofen im Sockelgeschoss des<br />

Höchhuses ein (Abb. 10). Zu den hergestellten Produkten<br />

gehören einerseits Blumentöpfe und andererseits vielfältig<br />

verziertes Kaffeegeschirr sowie Tonpfeifen. 11<br />

Phase VI: Das Restaurant des 20. Jh.<br />

1946 fand der nächste tiefgreifende Umbau statt, bei dem<br />

das südöstliche Viertel des Hauses mit dem Stall­ und<br />

Armand Baeriswyl – Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

10: Die Reste des Töpferofens konnten erhalten und mit<br />

einer Bodenvitrine sichtbar gemacht werden (Glas im Vordergrund).<br />

An der Wand ein stilisierter gemalter Querschnitt, der<br />

die Höhendimensionen des Ofens deutlich macht.<br />

Ökonomietrakt abgebrochen und in Backstein erneuert<br />

wurde. Für den Einbau eines Restaurants im Erdgeschoss<br />

wurden Kellerräume angelegt und pseudogotische Fenster<br />

durch das Mauerwerk des bis dahin weitgehend geschlos­<br />

senen Sockels gebrochen.<br />

Phase VII: Die Stiftung und die Sanierung<br />

von 2006 bis 2008<br />

Eine von der Einwohnergemeinde, Burgergemeinde, Orts­<br />

verein und dem Verein «Höchhus­Freunde Steffisburg»<br />

gegründete Stiftung zum Zweck der Erhaltung des Höch­<br />

huses erwarb 1979 das sanierungsbedürftige Gebäude. Es<br />

6 roland GerBer, Gott ist Burger zu Bern, Eine spätmittelalterliche<br />

Stadtgesellschaft zwischen Herrschaftsbildung und sozialem Ausgleich.<br />

Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte 39 (Weimar<br />

2001) 267.<br />

7 JürG sChweiZer, Der bernische Schlossbau im 15. Jahrhundert.<br />

In: ellen J. Beer/norBerto GramaCCini/Charlotte GutsChersChmid<br />

(Hrsg.), Berns grosse Zeit, Das 15. Jahrhundert neu entdeckt.<br />

Berner Zeiten 2 (Bern 1999) 173–187. Nachdruck in: <strong>Mittelalter</strong>,<br />

Zeitschrift des Schweizerischen <strong>Burgenverein</strong>s 8 2003, H. 2,<br />

32–44.<br />

8 BarBara studer immenhauser, Verwaltung zwischen Innovation<br />

und Tradition. Die Stadt Bern und ihr Untertanengebiet 1250–1550.<br />

<strong>Mittelalter</strong>­Forschungen 19 (Ostfildern 2006) 304–306.<br />

9 sChiffmann 1917 (wie Anm. 1) 269f.<br />

10 JürG sChweiZer, Schlösser und Landsitze. In: andré holenstein<br />

(Hrsg.), Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt.<br />

Berner Zeiten 3 (Bern 2006) 520–533. Nachdruck in diesem<br />

Heft.<br />

11 Baeriswyl 2008 (wie Anm. 2).<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

37


Armand Baeriswyl –Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

dauerte aber rund 25 Jahre, bevor die Sanierung möglich<br />

wurde.<br />

Die Sanierung zeichnet sich dadurch aus, dass zum einen<br />

erfolgreich versucht wurde, die erhaltene historische<br />

Bausubstanz zu restaurieren, teilweise zu rekonstruie­<br />

ren, so der seit 1592 verbaute Surer­Saal. Zum ande­<br />

ren brachten die Bedürfnisse des modernen Wohnens<br />

und einer zeitgemässen Gastronomie Unterkellerungen,<br />

Durchbrüche, Zerstörungen und Veränderungen mit sich.<br />

Und dies, obwohl die kluge Entscheidung der Architek­<br />

ten und Bauherrschaft, das 1946 erbaute nordöstliche<br />

Viertel des Gebäudes neu zu errichten und dort die<br />

Servicebedürfnisse zu konzentrieren (WCs, Küche, Hei­<br />

zung etc.), viel Druck von der alten Bausubstanz nahm<br />

(Abb. 11). Heute beherbergt das Gebäude zum einen ein<br />

gutes Restaurant, zum anderen gibt es privat vermietete<br />

Büroräumlichkeiten. Ferner bestehen im ersten Ober­<br />

geschoss und im Dachgeschoss Säle für Seminare, Ver­<br />

sammlungen und andere Anlässe. 12<br />

Diese Sanierung, die dem Höchhus seine spätgotische<br />

patrizische Würde wiedergab, wird bei künftigen Archäo­<br />

logen wohl als Bauphase VII in die Geschichte eingehen.<br />

Auch historische Gebäude unterliegen einem steten Wan­<br />

del, eines ist aber entscheidend: Eine sorgfältige archäo­<br />

logische Dokumentation und Untersuchung durch die<br />

11: Im Südostviertel des Höchhuses befand sich 1526 der<br />

Ökonomietrakt. Er bestand aus einem gemauerten Sockel<br />

mit grossem Tor, wo die Ställe und das Tenn lagen, und<br />

darüber ein hölzernes Scheunengeschoss. Hier der heutige,<br />

rekonstruierte Zustand seit 2007.<br />

38 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

Archäologen und Bauforscher, auf die eine ebenso sorg­<br />

fältige Sanierung durch die Architekten und Denkmal­<br />

pfleger folgt, ermöglichen es, dass ein heute rund 700­jäh­<br />

riger Bauzeuge, gleichsam wie eine ehrwürdige Urkunde<br />

oder ein altes Buch, weitere Jahrhunderte vom Leben und<br />

Streben unserer Vorfahren berichten kann.<br />

Bedeutung und Stellung des Höchhuses<br />

in der Architekturgeschichte<br />

von Jürg Schweizer<br />

Zum Namen<br />

Der First des Grossen Höchhuses erreicht eine Höhe von<br />

19 m. Damit erhob er sich bis ins 20. Jh. über alle ande­<br />

ren Bauten in Steffisburg, auch über den First der Kirche<br />

(18 m). Einzig der Kirchturm übertraf das Grosse Höch­<br />

hus, war aber eben kein Haus, sondern ein Turm. Die<br />

zwei Höchhüser überragten während Jahrhunderten das<br />

ländliche, locker gefügte Dorf Steffisburg, in dem kaum<br />

ein Haus mehr als ein Obergeschoss zählte und wo die<br />

Masse der Bauten aus Holz bestand: daher der Name<br />

Höchhus (Titelbild).<br />

Übrigens: Auch für heutige Verhältnisse ist ein Gebäude<br />

mit einer Höhe von 19 m ein hohes Haus. Eingeteilt in<br />

heutige Geschosshöhen ergäben sich etwa 7 Stockwerke;<br />

für das jetzige bernische Baugesetz sind Häuser mit mehr<br />

als 8 Stockwerken oder 30 m Gesamthöhe Hochhäuser.<br />

Phase III: Das Mauergeviert des Höchhuses<br />

Wie uns die archäologischen Untersuchungen zeigen,<br />

entstanden die Aussenmauern des Grossen Höchhuses<br />

um 1415, als die in Bern zu Reichtum und politischer<br />

Macht gelangte Familie Matter die heruntergekommene<br />

Burg von den verarmten Freiherren von Kien übernahm,<br />

weitgehend abbrach und das heutige Mauergeviert errich­<br />

tete. Es entstand ein spätmittelalterlicher Palas, wie er<br />

etwa gleichzeitig auch im Schloss Burgistein durch eine<br />

rivalisierende Berner Familie errichtet worden war – auch<br />

dort in der Nachfolge adeliger Vorbesitzer. Der Typus des<br />

mehrgeschossigen quadratnahen Wohnbaus in geschlos-<br />

senem Volumen, eingeteilt in zahlreiche Räume, ent­<br />

sprach der damaligen Vorstellung eines Herrenhauses.


So repräsentierte damals eine aufgestiegene, regierende<br />

Familie ihre politische und wirtschaftliche Macht. 13<br />

Phase IV: Das heutige Volumen<br />

Wir kennen das zweite Obergeschoss und das Dach<br />

des Matter­Baus nicht, dürfen aber annehmen, dass der<br />

oberste Stock hölzern war und das Dach keineswegs die<br />

heutige Höhe hatte. Der Gesamtumbau unter Gerichts­<br />

statthalter Peter Surer um 1530 folgte den im Laufe des<br />

15. und frühen 16. Jh. neu entwickelten Vorstellungen<br />

des herrschaftlichen Bauens: das enorme Dachvolumen!<br />

(Abb. 9, 11). In vielen Herrschaftsbauten aus dieser Zeit –<br />

so etwa Worb, Münsingen, Holligen oder Ralligen – kön­<br />

nen wir die Aufrichtung gewaltiger Dachstühle verfolgen,<br />

die die Höhe der Fassaden erreichten oder wie in Stef­<br />

fisburg diese sogar übertrafen. Das übliche Verhältnis<br />

Fassadenhöhe zu Dachhöhe betrug nun 1:1. Diese Dächer<br />

waren keineswegs Lagervolumen wie bei den Bauern­<br />

häusern, sondern Hauptträger der Repräsentation und<br />

werden auf die Zeitgenossen, die in niedrigen Häusern<br />

wohnten, einen gewaltigen Eindruck gemacht haben. 14<br />

Auch uns Heutige beeindruckt das riesige Dach, obwohl<br />

wir längst an grosse Bauvolumen gewöhnt sind.<br />

Der Kombibau<br />

Eine Sonderleistung des Surer­Umbaus ist die Kombina-<br />

tion unterschiedlicher Nutzungen in einem geschlosse­<br />

nen Volumen und unter einem Dach: Keller, Wohnräume<br />

(Abb. 12), Schlafkammern, Küchen enthält fast jedes<br />

Haus, hier kamen aber ein überhoher repräsentativer<br />

Saal (Abb. 13) und ein mehrgeschossiger Ökonomiebau<br />

12. Eine Täferstube im zweiten Obergeschoss.<br />

Armand Baeriswyl – Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

13: Das Innere des grossen Festsaals. Die Details sind aufgrund<br />

von archäologischen Befunden rekonstruiert worden.<br />

dazu (Abb. 11). Es gelang, all diese auch im Äusseren<br />

sehr unterschiedlich in Erscheinung tretenden Bauteile<br />

zu kombinieren und zusammenzufassen, eine sehr bemer­<br />

kenswerte Leistung.<br />

Die Höchhus-Gruppe<br />

Gerade im Aaretal kennen wir aus dem 16. Jh. die Ten­<br />

denz, zwei architektonisch unabhängige Herrschafts­<br />

bauten in unmittelbarer Nachbarschaft zu erbauen, also<br />

eine Schlösserfamilie zu errichten, so z.B. in Münsingen<br />

und in Belp. Die Gesamtwirkung dieser Baugruppen war<br />

natürlich grösser als jene zweier verstreuter Einzelbauten.<br />

Obwohl wir die Baugeschichte des Kleinen Höchhuses<br />

nicht gut kennen, können wir doch sagen, dass die so ein­<br />

prägsame Baugruppe, wie wir sie heute vor uns haben, seit<br />

dem mittleren 16. Jh. besteht und als einzige dieser Schlös-<br />

sergruppen im Zustand des 16. Jh. erhalten geblieben ist.<br />

Phase V: Der soziale Abstieg<br />

Wir wissen, dass um 1600 der Abstieg zum Mehrfami­<br />

lienhaus einsetzte, wobei die Ansprüche im Laufe der<br />

Zeit immer bescheidener und die Umbauten immer<br />

behelfsmässiger wurden. War das ein Unglück? Nein,<br />

denn durch den Sozialabstieg wurde das Haus während<br />

350 Jahren bis zum Umbau 1946 vor schweren Eingriffen<br />

bewahrt und ist uns damit weitgehend im Zustand des<br />

12 Stiftung Höchhus Steffisburg, c/o Recher Anton, Präsident, Oberdorfstrasse<br />

21 a, 3612 Steffisburg. Zum Restaurant: www.höchhus.ch<br />

13 Schweizer 2003 (wie Anm. 7).<br />

14 Schweizer 2006 (wie Anm. 10).<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

39


Armand Baeriswyl –Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

16. Jh. erhalten geblieben. Wäre das Haus im 18. Jh. noch<br />

in der Hand einer patrizischen Familie Berns gewesen,<br />

so stünde hier heute ein dem damaligen Zeitgeist ent­<br />

sprechendes Gebäude wie beim Landsitz Ortbühl oder<br />

Eichberg. Es ist die Gunst der Geschichte, die uns die<br />

einmalige Gruppe der Hochhüser mit ihrer so sprechen­<br />

den Geschichte erhalten hat.<br />

Die jetzige Bauphase<br />

Zu dieser Geschichte hat die Stiftung mit allen Beteiligten –<br />

Architekten, Archäologen, Denkmalpflegern und Unter­<br />

nehmern – nun eine weitere, wichtige Seite hinzugefügt,<br />

ist doch seit dem Surer­Umbau um 1530 das Haus nie<br />

mehr nach einem Gesamtkonzept umgebaut worden.<br />

Der Bau hat dabei mit Überraschungen nicht gespart<br />

und allen Beteiligten erhebliche geistige Beweglichkeit<br />

und eine gehörige Portion Phantasie und Einfühlungs­<br />

vermögen abverlangt. Sie wurden erbracht, erforderten<br />

intensive Gespräche und tragen nun ganz entscheidend<br />

zum erfreulichen Resultat bei.<br />

595.00<br />

590.00<br />

585.00<br />

müM<br />

283<br />

273<br />

167<br />

154<br />

298<br />

176<br />

40 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

Résumé<br />

L’ensemble de bâtiments «Grosses Höchhus» et «Kleines Höchhus»<br />

se trouve en bordure est du village de Steffisburg, à l’écart<br />

de l’église. Ces deux bâtisses doivent leurs noms au fait qu’elles<br />

étaient, au 16 e s., plus élevées que l’église. Le «Grosse Höchhus»<br />

a été entièrement rénové et soumis à un examen archéologique<br />

entre 2006 et 2008.<br />

On retrouve des vestiges du bâtiment fondateur datant du Haut<br />

Moyen­âge, un château noble, dans le sol et la maçonnerie du<br />

bâtiment actuel. En 1415(d), un nouveau bâtiment a été érigé<br />

au niveau de la partie sud­est du château délabré. Il s’agissait<br />

d’un bâtiment d’habitation de deux étages, pratiquement carré,<br />

une forme de construction typique, par laquelle les familles dirigeantes<br />

bernoises en pleine ascension démontraient leur pouvoir<br />

politique et économique.<br />

Une seconde transformation globale peut, grâce aux examens<br />

dendrochronologiques, être attribuée aux alentours des années<br />

1526–30. Le gouverneur bernois, Peter Surer, un campagnard<br />

qui avait su grimper les échelons de la société, a fait construire<br />

le bâtiment actuel, composé de trois étages coiffés d’un toit en<br />

croupe. De tels toits imposants ont souvent été construits au 16 e s.,<br />

sans pour autant servir de surface de stockage comme dans les<br />

fermes. Ils avaient principalement une fonction représentative<br />

et faisaient sans doute forte impression sur les contemporains<br />

qui vivaient dans des maisons plus basses.<br />

Avec la disparition des propriétaires à la fin du 16 e s., le Höchhus<br />

est passé aux mains de la commune. Celle­ci ne savait trop<br />

25 20 15 10<br />

85 96<br />

126<br />

14: Der Phasenplan der Südfassade:<br />

14 35<br />

299<br />

14<br />

168<br />

Dunkelgrau: Die Burganlage der Phase II (13. Jh.)<br />

Mittelgrau: Das Höchhus der Phase IV (1526–30)<br />

154<br />

169<br />

284 312 223 172<br />

127<br />

273<br />

311<br />

280<br />

14<br />

14<br />

306<br />

176<br />

14<br />

273<br />

176<br />

300<br />

Hellgrau: Umbauten und Eingriffe des 20. Jh. (vorwiegend 1946)<br />

Weiss: kleinere Umbauten aus verschiedenen Epochen


à quelle utilisation vouer un bâtiment possédant une coupe aussi<br />

aristocratique. Mais on était ingénieux: en 1592(d) le bâtiment<br />

a été transformé en maison d’habitation pour plusieurs familles,<br />

grâce àl’aménagement d’étages intermédiaires et àlaconstruction<br />

de plusieurs arcades d’accès. On y logea des personnes touchant<br />

une solde et des pauvres –lamaison aristocratique se transforma<br />

en lieu d’asile.<br />

Le Grosse Höchhus a subsisté ainsi jusqu’en 1946, date à laquelle<br />

un restaurant a été aménagé au rez­de­chaussée. La dernière<br />

rénovation effectuée entre 2006–2008 a redonné à cette<br />

bâtisse sa noblesse patricienne de la fin de l’époque gothique.<br />

(Sandrine Wasem, Thun)<br />

Riassunto<br />

Sul lato orientale del paese di Steffisburg, lontano dalla chiesa,<br />

sorge il complesso edilizio chiamato «Grosses Höchhus» e<br />

«Kleines Höchhus». Queste denominazioni risalgono al XVI sec.,<br />

e furono attribuite a questi edifici per la loro altezza, che era<br />

maggiore rispetto a quella della chiesa. Il «Grosse Höchhus» è<br />

stato restaurato completamente e sottoposto ad una dettagliata<br />

indagine archeologica nel 2006–2008.<br />

Di una costruzione più antica, un castello medievale, si conservano<br />

alcuni resti sia nel sottosuolo come anche nell’apparato<br />

murario dell’edificio attuale. Nel 1415(d) sorse a sudest del<br />

castello in rovina una costruzione nuova. Questo edificio a due<br />

piani e a pianta quadrata, che presenta una forma tipica, è stato<br />

eretto da famiglie benestanti della città di Berna, per mettere in<br />

risalto il loro potere politico ed economico.<br />

Una seconda importante ristrutturazione dell’edificio (datazione<br />

dendrocronologica) risale al 1526–30: Il governatore della<br />

città di Berna Peter Surer, venuto dalla campagna per fare<br />

carriera, fece erigere l’edificio attuale suddiviso in tre piani.<br />

La costruzione in questione è caratterizzata da un alto tetto a<br />

padiglione. Questa forma del tetto era abbastanza diffusa nel<br />

XVI sec. Il sottotetto non fungeva da magazzino come era usuale<br />

nelle costruzioni rurali, bensì metteva in evidenza lo stato<br />

sociale di una famiglia benestante. Sulla popolazione rurale,<br />

che aquel tempo soleva vivere in abitazioni piuttòsto modeste,<br />

un edificio di tali proporzioni doveva sicuramente fare una notevole<br />

impressione.<br />

Nel tardo XVI sec. dopo la morte dei proprietari, il Höchhus<br />

passò al comune. Il comune tuttavia non riuscì a trovare un<br />

uso adeguato per un edificio caratterizzato da elementi architettonici<br />

così particolari. Tuttavia in seguito una soluzione fu<br />

trovata. Nel 1592(d) oltre all’inserimento di nuovi piani, furono<br />

aggiunte anche alcune balconate di passaggio che garantivano<br />

un collegamento tra i vari locali dell’edificio. Questi interventi<br />

trasformarono il Höchhus in un tipo di abitazione plurifamiliare,<br />

nella quale alloggiavano braccianti e persone non abbienti.<br />

Il Höchhus assunse così la funzione di ospizio per i poveri.<br />

Fino al 1946 il «Grosse Höchhus» non subì ulteriori trasformazioni.<br />

In quell’anno il pianterreno fu adibito aristorante. Grazie<br />

agli interventi più recenti (2006–2008) il Höchhus èstato riportato<br />

agli antichi splendori, e oggi si presenta nuovamente come<br />

una casa patriziale tardogotica.<br />

Christian Saladin (Basilea/Origlio)<br />

Armand Baeriswyl – Das Grosse Höchhus in Steffisburg<br />

Resumaziun<br />

A l’ur da l’ost da la vischnanca Steffisburg, lunsch davent da<br />

la baselgia, sa chatta la gruppa d’edifizis «Grosses Höchhus»<br />

e «Kleines Höchhus». Quest num han ils dus edifizis survegnì,<br />

perquai ch’els eran en il 16avel tschientaner pli auts che la baselgia.<br />

Il «Grosse Höchhus» è vegnì sanà a moda cumplessiva<br />

ils onns 2006 fin 2008 ed è cun quella occasiun vegnì perscrutà<br />

archeologicamain.<br />

Da la construcziun oriunda, erigida en il temp medieval tardiv,<br />

èn mantegnids fragments en il terrain ed en ils mirs da l’edifizi<br />

dad oz. Il 1415(d) è vegnida construida en la part dal sidost dal<br />

chastè en ruina ina chasa da dus plauns en furma quadratica.<br />

Cun questa furma da construcziun tipica per las famiglias arrivisticas<br />

che regnavan la citad Berna, mussavan ellas lur pussanza<br />

politica ed economica.<br />

Ina segunda transfurmaziun cumplessiva sa lascha datar cun<br />

la metoda dendrocronologica al temp dal 1526 fin il 1530: Il<br />

stattalter bernais Peter Surer, in arrivist da la champagna, ha<br />

construì l’edifizi dad oz cun trais plauns e cun in tetg a quatter<br />

alas fitg aut. Da quests tetgs colossals èn vegnids erigids savens<br />

en il 16avel tschientaner. Lur intent n’era però betg da servir<br />

sco volumen da magasin, analog a las grondas chasas da purs,<br />

ma da represchentar il status social da las famiglias bainstantas.<br />

Probablamain han quels tetgs fatg gronda impressiun als<br />

contemporans che vivevan en chasas modestas.<br />

Cun la mort da la famiglia proprietaria en il 16avel tschientaner<br />

tardiv è il «Höchhus» pervegnì a la vischnanca. Ella n’ha<br />

betg chattà ina moda adequata per utilisar quest edifizi cun<br />

ina structura talmain patriziana. Ins ha dentant gì in’idea: il<br />

1592(d) è l’edifizi vegnì transfurmà en ina chasa d’abitar per<br />

pliras partidas cun bajegiar en ulteriurs palantschieus e pliras<br />

lautgas d’access. En quella chasa han chattà alloschi schurnaliers<br />

e povers; la chasa patriziana è daventada in asil.<br />

En quest stadi ha il «Grosse Höchhus» survivì fin l’onn 1946,<br />

cura ch’ins ha integrà in restaurant en il plaunterren. La sanaziun<br />

la pli recenta dal 2006 fin il 2008 ha restituì al Höchhus<br />

sia dignitad patriziana da la gotica tardiva.<br />

(Lia rumantscha, Cuira/Chur)<br />

Abbildungsnachweis:<br />

Alle Abbildungen Archäologischer Dienst des Kantons Bern (Eliane<br />

Schranz, Katharina Ruckstuhl, Heinz Kellenberger, Katrin Glauser).<br />

Adresse der Autoren:<br />

Dr. Armand Baeriswyl<br />

Archäologischer Dienst des Kantons Bern<br />

Leiter Stadt­, Kirchen­ und Burgenarchäologie<br />

Brünnenstrasse 66, Postfach 5233<br />

CH­3001 Bern<br />

Dr. Jürg Schweizer<br />

Kantonale Denkmalpflege Bern<br />

Münstergasse 32<br />

CH­3011 Bern<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

41


Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

von Jürg Schweizer<br />

Im 15. und 16. Jh. wechselte eine erhebliche Zahl von<br />

kleineren Twingherrschaften, von Land­ und Rebgütern<br />

die Besitzer, gelangte von Ministerialadeligen an stadtber­<br />

nische Familien, von altadeligen Bernerfamilien an neu<br />

aufgestiegene Sippen. Dabei profitierten diese von ihrer<br />

besseren wirtschaftlichen Situation, von der Kraft der<br />

aufstrebenden Stadt und von der von ihr ausgehenden<br />

Aufbruch­ und Aufbaustimmung. 1<br />

Die Reformation verwandelte die grossen Landklöster in<br />

Landvogteien, die den geistlichen Besitz an Ländereien<br />

und Rechten nach Reorganisationsschritten und Kodifi­<br />

zierung verwalteten. 2 Überflüssiges wurde abgestossen,<br />

kleinere geistliche Herrschaften wurden verkauft, doch<br />

konnten auffallenderweise die Stadtbürger von der güns­<br />

tigen Situation nur bedingt profitieren – offensichtlich<br />

fehlte gerade in der Reformationszeit oft das nötige Geld.<br />

Wohl ebenso wichtig war jedoch, dass sich die stadtber­<br />

nische Burgerschaft zunehmend von Handel und Gewer­<br />

be abwandte und umso stärker von den Vorteilen der<br />

Landwirtschaft als dem wahren Ursprung des Wohlstands<br />

überzeugt war.<br />

Für die burgerlichen Familien war neben diesem Interesse<br />

am Primärsektor der Staatsdienst Lebensinhalt, Erfül­<br />

lung, und für jene, die es schafften, Quelle erheblicher<br />

Einkünfte, ja Reichtümer. Es zeigt sich dies etwa in der<br />

nicht seltenen Situation, dass Landvögte auf Ende ihrer<br />

sechsjährigen Amtszeit zum Erwerb von Grundherrschaf­<br />

ten schritten, Neubauten von Stadthäusern ausführten<br />

oder Landsitze errichteten. Schliesslich waren der fremde<br />

Solddienst und die damit verbundenen Einkünfte eine<br />

der Einnahmequellen des neuen städtischen Bürgertums.<br />

Auch Rebbesitz galt bis ans Ende des 18. Jh. als gute<br />

Kapitalanlage, entsprechend begehrt und geschätzt waren<br />

die Rebgüter, vorweg an den Seen.<br />

Der Herrschaftsbau im 16. Jh.<br />

fasst den Aussenraum<br />

Im ersten und zweiten Drittel des 16. Jh. wurden meh­<br />

rere Herrschaftsschlösser um­ und zeitgemäss ausgebaut.<br />

42 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

1: Toffen, Schloss von Südosten (Ausschnitt),<br />

Albrecht Kauw (1616–1681), 1667.<br />

Dabei fällt auf, dass das alte Schema der ummauerten<br />

Anlage – der Topografie folgender Ringmauerzug, Wohn­<br />

und Wehrbauten in Ecklage oder frei ins Zentrum gestellt,<br />

Nebenbauten mehr zufällig als Anbau an bestehende<br />

Mauern gelehnt – räumlich geordnet und neu formuliert<br />

wird.<br />

Das mittelalterliche Schloss Toffen wurde wohl im ersten<br />

Drittel des 16. Jh. unter seinem neuen Besitzer, Bartho­


lomäus May, auch sonst ein grosser Bauherr, tiefgreifend<br />

umgebaut. 3 Seine Gestalt vor den Veränderungen des<br />

späten 17. und 18. Jh. ist uns durch mehrere Veduten<br />

von Albrecht Kauw überliefert (Abb. 1). Der vermutlich<br />

ältere viergeschossige Wohnturm mit einem bloss raum­<br />

tiefen Westflügel wurde so von einem sauberen Rechteck<br />

aus gezinnten Mauern eingefasst, dass ein quadratnaher<br />

repräsentativer Zugangshof entstand. Die Hofecken wur­<br />

den von zwei Pavillons und die Eingangsmauer von einem<br />

Uhrtürmchen überhöht. 4 In ähnlichem Geist erfolgte der<br />

Umbau des privaten Herrschaftsschlosses in Schlosswil<br />

nach dem Grossbrand 1546: Dem an den alten Turm<br />

angeschlossenen und damals neu aufgeführten Wohntrakt<br />

wurde ein geräumiger, quadratnaher, von zwei Ecktürm­<br />

chen gesäumter Empfangshof vorgelegt. 5 Der Besucher<br />

wird jedoch nicht nur aussen von einem klar definierten<br />

Hof empfangen, sondern gelangt – nach Durchschreiten<br />

einer gewölbten Eingangshalle – zum von offenen Pfeiler­<br />

arkaden gesäumten quadratnahen Innenhof (Abb. 2). 6<br />

Bauherr war der ehemalige Münsterprobst Nicolaus von<br />

Wattenwyl (1492–1551), der mit der Enkelin des Bau­<br />

herrn von Toffen, mit Clara May, verheiratet war.<br />

Nicht mit dieser Rigidität, jedoch mit verwandter Absicht<br />

formulierte sein Bruder, Schultheiss Hans Jakob von Wat­<br />

tenwyl, ab 1537 das von ihm erworbene Kloster Mün­<br />

chenwiler zum Herrschaftsschloss um und passte es den<br />

neuen räumlichen Vorstellungen an. 7 Einen geschlosse­<br />

nen Hof, eingefasst von einraumtiefen Flügeln und einer<br />

Gruppe von Rundtürmen, schuf er auch in seinem ande­<br />

ren Schloss, in Colombier, das ihm seine Frau Rose de<br />

Chauvirey eingebracht hatte. 8<br />

2: Schlosswil, Arkadenhof, erbaut nach dem Grossbrand 1546.<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

Quadratnahe, sauber rechteckige Zugangshöfe, Doppel­<br />

hofsysteme und Ecktürme sind alles Elemente, die die<br />

französische Schlossarchitektur des späten 15. und frü­<br />

hen 16. Jh., namentlich in der Loire­Gegend, entwickelt<br />

hatte. 9 Vergleicht man diese Anlagen mit unseren Schlös­<br />

sern, so erhellt sich schlagartig die bürgerliche, geradezu<br />

demokratisch anmutende Bescheidenheit der bernischen<br />

Beispiele.<br />

Wiesehr dem Zeitalter die räumliche Fassung des Schloss­<br />

zugangs ein Anliegen war, zeigt die Umgestaltung des<br />

Schlosses Burgistein (Abb. 3), ausgeführt durch Rein­<br />

hard von Wattenwyl (†1549), Bruder der Bauherren von<br />

Schlosswil, Münchenwiler und Colombier, verheiratet<br />

mit Elisabeth de Chauvirey, der Schwester der Rose, und<br />

durch deren Sohn Bernhard (1538–1581). Reinhard baute<br />

den wohl aus dem 15. Jh. stammenden repräsentativen<br />

Westtrakt um und erschloss ihn neu mittels Wendelstein<br />

(um 1535). Bernhard errichtete oder erneuerte den beschei­<br />

deneren Ostbau und schuf um 1567 einen Verbindungs­<br />

trakt. Ziel dieser Unternehmung war einmal, die beiden<br />

Trakte auf zwei Niveaus miteinander zu verbinden. Dabei<br />

1 Sonderdruck aus JürG sChweiZer, Schlösser und Landsitze. In:<br />

andré holenstein (Hrsg.) Berns mächtige Zeit. Berner Zeiten 3<br />

(Bern 2006) 520–533.<br />

2 Vgl. JürG sChweiZer, Säkularisation. In: holenstein 2006 (wie<br />

Anm. 1) 173.<br />

3 Vgl. ellen J. Beer (Hrsg.) Berns grosse Zeit, Das 15. Jahrhundert<br />

neu entdeckt (Bern 1999) 163.<br />

4<br />

GeorGes herZoG, Albrecht Kauw (1616–1681). Der Berner Maler<br />

aus Strassburg. Schriften der Burgerblibliothek Bern (Bern 1999)<br />

Kat. Nr. 97, 98, 139, 144, 145. Kauws Darstellung um 1670 gibt den<br />

um 1630 erneut umgebauten Zustand wieder; wohl damals wurden<br />

die Zinnen west­ und südseits zugemauert und die Eckpavillons mit<br />

geschweiften Hauben erneuert.<br />

5 Das eine Türmchen ist erhalten, das andere nachweisbar; auch dazu<br />

gibt es eine Vedute von Kauw; vgl. herZoG 1999 (wie Anm. 4)<br />

Kat. 93.<br />

6 Weitere Beispiele in der Waadt, z. B. Denens.<br />

7 So Münchenwiler nach 1535. Peter eGGenBerGer/martin Bossert/<br />

GaBriele KeCK/JürG sChweiZer, Schloss Münchenwiler – ehemaliges<br />

Cluniazenser­Priorat (Bern 2000).<br />

8<br />

Jean Courvoisier, Les monuments d’art et d’histoire du Canton de<br />

Neuchâtel 2 (Bâle 1963) 286–308.<br />

9 Zu nennen Le Plessis­Bourré und le Verger; vgl. alain erlande-<br />

BrandenBurG/anne-BénédiCte mérel-BrandenBurG, Du Moyen<br />

Age à la Renaissance. Histoire de l’Architecture Française 1 (Paris<br />

1995) 418 f.; Jean-marie Pérouse de montClos, De la Renaissance<br />

à la Révolution. Histoire de l’Architecture Française 2 (Paris<br />

2003) Abb. 22.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

43


Jürg Schweizer –Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

3: Burgistein, Schloss, Flugbild von Südosten.<br />

4: Burgistein, Schloss, Wandelhalle im Verbindungstrakt, im<br />

Hintergrund das von der Halle abgeschnittene Esszimmer, im<br />

linken Bildteil ist die dekorierte Rahmung des Erkergemachs<br />

zu sehen, datiert 1575. Heutige Farbfassung um 1900.<br />

stand nicht bloss Bequemlichkeit im Vordergrund, sondern<br />

durchaus moderner Repräsentationswille, löste doch die<br />

horizontale Raumfolge die im <strong>Mittelalter</strong> übliche vertika­<br />

le Raumschichtung ab: In Burgistein entstand eine gross<br />

dimensionierte Wandelhalle (das Speisezimmer wurde<br />

davon erst im späten 18. Jh. abgetrennt), gleichzeitig Auf­<br />

enthaltsraum und Durchgangsraum zum damals angeleg­<br />

ten und um 1600 mit der heutigen Decke bereicherten Fest­<br />

saal (Abb. 4). Im französischen und englischen Schlossbau<br />

des 16. Jh. taucht die beidseits belichtete Galerie, zweifellos<br />

Vorbild für die Halle in Burgistein, als eigener Repräsenta­<br />

tionsraum auf und eröffnet damit die glorreiche Zukunft<br />

44 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

5: Burgistein, Schloss, Schlosshof mit Rundbogenloggia und<br />

Polygonalerker, datiert 1573.<br />

dieses im 17. und 18. Jh. unentbehrlichen Statussymbols<br />

fürstlicher Schlösser. Der überreich dekorierte Erker ist<br />

ein Muster der manieristischen Renaissance, die Rund­<br />

bogenloggia stellt ein Novum in der bernischen Architek­<br />

tur dar (Abb. 5). Sie hat sich im Flügel an der Schmalseite<br />

des Westbaus weitgehend verselbständigt. Die Architek­<br />

tursprache hat sich hier, wie sonst nur sehr selten, fast<br />

vollständig von der übermächtigen Spätgotik gelöst.<br />

Erstmals formulierte man um 1550/75 hier auch den<br />

Typus des dreiseitig geschlossenen, gegen Süden offenen<br />

Hofes – eine architektonische Empfangsgeste.<br />

Es ist das 16. Jh., das die eigene Qualität des gefassten<br />

Freiraums als ebenso wichtiges Gegenstück zum geschlos­<br />

senen Volumen entdeckt und zelebriert: Hohl und voll<br />

sind gleichwertige Partner in der Architektur gewor­<br />

den, dafür sind Münchenwiler und Burgistein wichtige<br />

Marchsteine. Die verwandtschaftlichen Beziehungen der


Bauherrschaft sind wohl Zeichen einer gewissen Ideal­<br />

konkurrenz.<br />

Neuinterpretation alter Herrschaftsschlösser<br />

Um 1550 modernisiert Hans Franz Nägeli die beiden mit­<br />

telalterlichen Schlösser Münsingen und Bremgarten. 10 In<br />

beiden Fällen werden Teile der Burg miteinbezogen, und<br />

es entstehen als Grundelement langgestreckte donjon­<br />

artige Wohnkomplexe. Jener in Münsingen ist grössten­<br />

teils erhalten; Hauptmerkmal ist die Überbauung der<br />

Osthälfte des ehemaligen Schlosshofs unter Einbezug<br />

der Ringmauer und der Gliederung dieses Massivs durch<br />

den kräftigen Westrisalit, der auch den Wendelstein ein­<br />

schliesst. In beiden Fällen wurden riesige Walmdächer<br />

aufgerichtet.<br />

In Oberdiessbach erbauten Niklaus von Diesbach und<br />

seine Gemahlin Elisabeth von Erlach um 1566/69 das<br />

sogenannte Alte Schloss, das zwischen 1640 und 1669<br />

6: Oberdiessbach, Torturm des Alten Schlosses, errichtet<br />

1556. Zustand nach der Restaurierung von 1994.<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

7: Oberdiessbach, Torturm, zugehöriges Wappenrelief des<br />

Niklaus von Diessbach und der Margaretha von Erlach,<br />

eingefasst von Kandelabersäulen, Haurerive-Stein, entdeckt<br />

1990.<br />

durch einen schlanken, langgezogenen Riegbau unter<br />

Krüppelwalmdach ersetzt wurde, wie er im 16. und 17. Jh.<br />

als Herrschaftshaus oft vorkommt (Abb. 6 und 7). Nicht<br />

der Wohnbau ist hier – jedenfalls in seiner heutigen Schin­<br />

delverkleidung des 19. Jh. – aufsehenerregend, vielmehr<br />

ist es die Gesamtanlage, aufgereiht längs der Ringmauer<br />

an der Hangkante über dem Diessbach.<br />

Der Stock, der «Normlandsitz» des 16. und 17. Jh.<br />

In vernünftiger Reitdistanz um Bern gab es Dutzende<br />

von kleineren Landsitzen, die Stadtbewohnern gehörten<br />

und meist einen zugehörigen Landwirtschaftsbetrieb ein­<br />

schlossen. 11 In den wenigsten Fällen ist die Entstehungs­<br />

zeit dieser Herrensitze geklärt. Eine Ausnahme ist das<br />

ehemalige Manuel­Gut an der Stadtbachstrasse in Bern 12 ,<br />

dessen steinerner Kernbau von 10 auf 8,5 m im Spät­<br />

mittelalter entstand und das bis ins 20. Jh. fortdauernd<br />

erneuert und erweitert wurde. Anderswo dürften Neu­<br />

bauten des 16. und früheren 17. Jh. aus Holz oder Fach­<br />

werk gewesen sein, wie der Kern des Landsitzes Feldegg,<br />

Bolligenstrasse. 13<br />

10 ueli Bellwald, Schloss Bremgarten (Privatdruck Bremgarten 1988).<br />

11 Pläne der Umgebung von Bern – etwa jener von Plepp/Friederich<br />

um 1620, Staatsarchiv Bern AA I, Nr. 55, belegen eine erstaunliche<br />

Besiedlungsdichte.<br />

12 Erziehungsdirektion des Kantons Bern (Hrsg.), Archäologie Bern.<br />

Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 5, 42–45.<br />

13 Baudokumentation des Verfassers im Archiv Kantonale Denkmal­<br />

pflege Bern.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

45


Jürg Schweizer –Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

8: Bern, Stadtbachstrasse 36, Manuel-Gut, Zustand 1620/23,<br />

festgehalten im Brouillonplan zum Schanzenprojekt von<br />

Josef Plepp/Valentin Friedrich, um 1620/23.<br />

Der Geviertbau des ehemaligen Manuel­Gutes wies,<br />

wie die Planvedute Plepp/Friederich zeigt (Abb. 8), ein<br />

steiles Giebeldach auf, etwa in der Form des Osthauses<br />

von Burgistein. Bereits im früheren 16. Jh. wurde es um<br />

einen Treppenturm an der Traufseite ergänzt. Mit dieser<br />

Grundform, hier entstanden in zwei getrennten Baupha­<br />

sen, ist der Normtypus des herrschaftlichen Stockes kurz<br />

nach 1500 greifbar. Zwar wissen wir über seine Raum­<br />

gliederung nichts, doch ist die Teilung in eine zwei Fenster<br />

breite Stube und ein schmales Kabinett pro Stockwerk<br />

durchaus anzunehmen.<br />

Wie im Fall des Manuel­Gutes ist bei nicht wenigen ande­<br />

ren Bauten der Treppenturm als Ersatz für eine hölzerne<br />

steile Innentreppe im Korridorbereich oder für äussere<br />

Laubenwerke nachzuweisen oder anzunehmen, so am<br />

Westbau von Burgistein, in Wittigkofen, Wegmühle<br />

Bolligen, beim Altschloss Oberdiessbach oder im Land­<br />

46 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

9: Büren, Schloss. Dieses repräsentativste aller Landvogteischlösser<br />

des 17. und Jh. Jh. wurde 1620 bis 1624 unter der<br />

Leitung von Werkmeister Daniel II. Heintz erbaut. Gesamtansicht<br />

nach der Fassadenrestaurierung 2003.<br />

vogteischloss von Wangen. Die Treppentürme («Wen­<br />

delstein», «Schnegg») weisen ein breites Variationsfeld<br />

auf, und zwar hinsichtlich Form wie hinsichtlich Stel­<br />

lung. Ihr Grundriss wechselt von Quadrat über verschie­<br />

dene Polygonalvarianten und ­kombinationen zu Kreis,<br />

auch können Inneres und Äusseres des Treppenmantels<br />

differieren. Vielfältig sind auch die oberen Abschlüsse:<br />

Spitzhelme unterschiedlichster Grundform und Höhe,<br />

Pyramiden, Walme, seit dem ersten Viertel des 17. Jh.<br />

auch geschweifte Hauben aller Art, so in Daniel Heintz’<br />

Entwurf zu Schloss Büren, um 1620 (Abb. 9), oder in<br />

Toffen, um 1628. Häufig sind die Türme ein bis zwei<br />

Stockwerke höher aufgeführt als die Estrichzugänge und<br />

enthalten bald lustige Turmstuben, bald blosse Ausgucke.<br />

In Landshut (Abb. 10) hat man noch während des Baus<br />

beschlossen, den Treppenturm um ein Stockwerk höher<br />

aufzurichten, damit man über den First sehen könne. Eine<br />

Art Megaphon diente dazu, die Bediensteten zu rufen. 14<br />

Meist stehen die Treppentürme an der Traufseite der<br />

Gebäude, je nach Grundriss bald in der Mitte, bald<br />

desaxiert; in der alten Schadau bei Thun gab es gar auf


10: Landshut, Landvogteischloss, erbaut ab 1624 unter der<br />

Leitung von Werkmeister Daniel II Heintz.<br />

beiden Traufseiten einen Turm. Im Normalfall führte ein<br />

Korridor quer durch das Haus, der beidseits Zugang zu<br />

den Räumen bietet. Möglich ist, offenbar vor allem in<br />

der Mitte des 16. Jh., die Giebelstellung des Turms, so in<br />

Rothaus Ostermundigen und Hünigen.<br />

Bis gegen 1660 galt der Treppenturm als ziemende<br />

Erschliessung und als Zeichen gehobenen Standes und<br />

höherer Ansprüche. Im Treppenturm lebt ein letzter<br />

Reflex des mittelalterlichen Turmbaus und seiner nobili­<br />

tierenden Repräsentation fort. In Einzelfällen nahm der<br />

Turm ausserordentliche Grösse an, so etwa, als Hans­<br />

Rudolf Stürler um 1631–36 das spätmittelalterliche<br />

Schlösschen Belp verdoppelte und neu erschloss, so dass<br />

eine Gesamthöhe von über 40 m resultierte. Der weltliche<br />

Herr über Belp machte damit dem Kirchturm ernsthaft<br />

Konkurrenz (Abb. 11). 15<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

11:Belp, Dorf (Ausschnitt). Albrecht Kauw (1616–1681), 1671.<br />

Kehren wir zum Stock zurück: Seine Grundform variiert,<br />

wie jene des Turms, beträchtlich. 16 Bei allen Unterschie­<br />

den ist festzustellen, dass der zwei­ oder dreigeschossige<br />

Krüppelwalmdachbau mit Giebelfrontalität und seit­<br />

lichem Treppenturm die häufigste Form des frei stehen­<br />

den Herrschaftshauses zwischen dem späteren 16. Jh. und<br />

der Zeit um 1670 ist, und zwar in allen Teilen des heuti­<br />

gen und des alten Kantonsgebiets. Zu nennen sind als Bei­<br />

spiele unter vielen die ehemaligen Landsitze und heutigen<br />

Pfarrhäuser Wattenwil und Grosshöchstetten (um 1600<br />

bzw. 1631), das Schlösschen Lattigen bei Spiez (1607),<br />

die Schlösschen Kirchdorf und Zimmerwald (beide 1641,<br />

Abb. 12), Kiesen (1668), das Siechenschlösschen in der<br />

Waldau (1598/99), die Landvogteischlösser Aarberg und<br />

Landshut (Abb. 10) oder der Landsitz an der Kirchgasse<br />

in Ins (zweites Drittel 17. Jh., Abb. 13). Der Bautyp exis­<br />

tiert auch im Inneren von Städten, so sei etwa an das<br />

ehemalige Zunfthaus zu Schmieden und Zimmerleuten<br />

in Burgdorf erinnert. 17<br />

Die äussere Erscheinung der Bauten folgt in aller Regel<br />

der spätgotischen Tradition. Bei den älteren Bauten rich­<br />

tet sich demgemäss die Befensterung – gekuppelte und<br />

14 JürG sChweiZer, Landshut, Baugeschichte und Beschreibung. In:<br />

hans-JürG steiner, Schloss Landshut (Bern 1980) 26–43.<br />

15 JürG sChweiZer, Schloss Belp. Renovation und Ausbau, hrsg. von<br />

der Baudirektion des Kantons Bern, Hochbauamt (Bern 1992) 8–17.<br />

16 Ein Raum breite, schlanke, hohe Stöcke bis zu breiten gedrungenen<br />

Baukörpern.<br />

17 Kirchbühl 22, heutige Form zur Hauptsache 1638.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

47


Jürg Schweizer –Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

12: Zimmerwald, Schlössli, heutige Form zur Hauptsache 1641.<br />

13: Ins, sogenannter Rosenhof, wohl zweites Drittel 17. Jh.,<br />

Befensterung um 1700. Giebelständige Krüppelwalmdach-<br />

Stöcke mit seitlichem Treppenturm.<br />

gestaffelte Rechteckfenster, anfänglich noch mit Kehl­<br />

profilen – weitgehend nach den inneren Bedürfnissen;<br />

erst nach 1600 gliedern sich die Fenster zu Achsen, wird<br />

der Fassadenaufbau im Sinne der Renaissance symmetri­<br />

siert. Bereits im letzten Viertel des 16. Jh. taucht in den<br />

durch Stabwerk bereicherten Fenster­ und Türgewänden<br />

der spätgotischen Fenstergruppen eine Fülle von Renais­<br />

sancemotiven auf. Namentlich die Stabfüsse verlassen<br />

den in der Spätgotik formulierten Formenschatz und<br />

kombinieren verschiedenste Volutenformen, Akanthus­<br />

blätter und andere Renaissanceornamente. Aufgrund<br />

dieser Eigenheiten und der Innenausstattung, in der die<br />

gotischen Formen völlig verschwinden, nennt man diese<br />

48 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

14: Schloss Gümligen (Ausschnitt). Albrecht Kauw (1616–<br />

1681), 1674 – Der Vorgängerbau des heutigen Schlosses<br />

wurde 1525 in Form eines Vollwalmdach-Stockes errichtet.<br />

Stilstufe Renaissance­Gotik. Sie wird, wie das Bauge­<br />

schehen der Zeit generell, von den Walserbaumeistern<br />

und ­steinhauern getragen, den sogenannten Prismellern.<br />

Zu ihnen zählt auch Daniel I. Heintz. 18 Im Profanbau ist<br />

das 1624–1630 durch dessen Sohn, Werkmeister Daniel<br />

II. Heintz, ausgeführte Landvogteischloss Landshut ein<br />

Musterbeispiel für diese Stilphase (Abb. 10).<br />

Trotz der Vorherrschaft des Krüppelwalmstocks mit<br />

betonter Schmalseite lebt der alte Donjon – querrecht­<br />

eckiges bis quadratnahes Volumen unter Vollwalmdach<br />

mit betonter Längsseite – in wenigen, aber markanten<br />

Bauten weiter. Offenbar galt der Bautypus im 16. und<br />

in der ersten Hälfte des 17. Jh. als veraltet. Am besten<br />

erfasst ist heute der teilweise in den spätbarocken Neubau<br />

von Schloss Gümligen integrierte Vorgängerbau. Anläss­<br />

lich der Restaurierung im Jahre 2001 konnten Umfang<br />

und Alter dieses noch stark in spätgotischer Tradition<br />

stehenden Bauwerks untersucht werden 19 , dessen Form<br />

im Aquarell von Kauw von 1674 überliefert ist (Abb. 14).<br />

Wiederverwendete Deckenbalken und ­bretter erlauben,<br />

das Vorgängerschloss präzis ins Jahr 1525 zu datieren.<br />

Der leicht querrechteckige Geviertbau mit unregel­<br />

mässiger Fassadierung besitzt ein gebrochenes Walm­<br />

dach, das gegen den Hof hin über die Fassade vorgezo­<br />

gen und auf doppelgeschossigen Holzpfosten abgestützt


15: Thun, Schlossberg, sogenanntes Abzugshaus, erbaut<br />

um 1568 als Festsaalbau zur Ergänzung eines Landsitzes intra<br />

muros, Zustand 1992 nach Restaurierung.<br />

ist. 20 Die Gesamtform des elegant umrissenen Baukörpers<br />

könnte geradeso gut einem Landsitz des 18. Jh. angehö­<br />

ren. Gümligen transportiert den Bautypus, wie er etwa<br />

im Westtrakt von Burgistein um 1430 greifbar ist, in die<br />

Neuzeit. In der gleichen Tradition stehen das Schloss<br />

Ralligen, umgebaut 1514 und im frühen 16. Jh., und<br />

das sogenannte Abzugshaus auf dem Thuner Schlossberg,<br />

erbaut um 1568 als Festsaalbau zur Ergänzung eines<br />

heute verschwundenen Landsitzes intra muros (Abb. 15).<br />

Verändert oder verschwunden sind das Saxergut in Bern,<br />

Altenberg, und das sogenannte Steigerschloss in Münsin­<br />

gen, in die durch Bildquellen überlieferte Form gebracht<br />

um 1570. An diese Tradition knüpfte die zweite Hälfte<br />

des 17. Jh. an.<br />

Innere Struktur und Ausstattung<br />

Die Grundrisse und Raumdispositionen der Schlösser und<br />

Landsitze im 16. und früheren 17. Jh. sind, sieht man von<br />

besonderen Bauten ab, erstaunlich einfach. Das Normale<br />

sind Mittelkorridoranlagen, die Inkaufnahme gefangener<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

Räume, der Wechsel von Stube und schmälerem Kabinett;<br />

insgesamt fällt die «nutzungsneutrale» Raumcharakteri­<br />

sierung auf. Die Trennung in Wohnen, Essen und Schla­<br />

fen war wenig üblich, Schlafgelegenheiten, oft mit unter­<br />

geschobenen Zusatzbetten, befanden sich in fast allen<br />

Räumen, auch noch im 18. Jh. Nicht verzichtet wurde auf<br />

einen stattlichen Saal, meist aus statischen Gründen im<br />

obersten Stockwerk untergebracht. Freilich kennen wir<br />

von manchen Schlössern wegen späterer Veränderungen<br />

weder die ursprüngliche Gestalt der Räume noch deren<br />

Ausstattung und Funktion.<br />

Man darf davon ausgehen, dass die Bauvollendung kei­<br />

neswegs den Abschluss der Ausstattung bedeutete; diese<br />

Arbeiten zogen sich, gerade bei Landsitzen, oft über Jahre<br />

hin und waren abhängig von den zur Verfügung stehen­<br />

den finanziellen Mitteln, oft noch stärker von den zur<br />

Verfügung stehenden Handwerkern, namentlich Tisch­<br />

machern (Schreinern) und Dekorationsmalern.<br />

Die Räume waren allerdings vor diesem Ausbau keines­<br />

wegs unbewohnbar, sondern wurden durch die zwei wich­<br />

tigsten Unternehmer – Steinhauer­Maurer und Zimmer­<br />

mann – in einem gepflegten Rohbau der Bauherrschaft<br />

übergeben. Ohnehin waren die Primärkonstruktionen<br />

auf Sicht gearbeitet, in erster Linie die Aussenmauern<br />

und die unterteilenden Riegwände, dann die Decken­<br />

balken, oft am Rand auf Steinkonsolen aufgelegt, und<br />

ihre Einschubbretter dazwischen. Zudem wissen wir,<br />

dass Maurer auch Verputze, Kalkanstriche und einfache<br />

dekorative Einfassungen in Schwarz­ und Grautönen<br />

(hergestellt mit Holzkohle von Rebstöcken) schufen, Ton­<br />

platten verlegten, Feuertische und Potagers (Kochherde)<br />

sowie Kamineinfassungen aufrichteten. Die Zimmerleute<br />

verlegten auch Bretterböden und fügten einfache Türen.<br />

Reichere Holzarbeiten lieferten natürlich die Tisch­<br />

macher, die zusammen mit den Glasern auch die Fenster<br />

schufen; Beschläge steuerten die Schmiede bei, Kachel­<br />

öfen die Hafner. Diese Arbeitsweise bringt es mit sich,<br />

18 Vgl. stePhan Gasser, Die Arbeiten am Berner Münster. In: holenstein<br />

2006 (wie Anm. 1) 196.<br />

19 Bauuntersuchung anlässlich der Restaurierung 2000/01 im Archiv<br />

Kantonale Denkmalpflege Bern.<br />

20 Ein namentlich aus städtischen Bauten bekanntes System (dômes); in<br />

unserer Gegend etwa in Unterseen.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

49


Jürg Schweizer –Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

dass einfache Dekorationen, randprofilierte Balken und<br />

gehobelte Bretterdecken gelegentlich fast «frisch» unter<br />

Decken­ und Wandverkleidungen zutage treten, die kaum<br />

viel jünger sind. 21 Anderswo blieb dieser gepflegte Roh­<br />

bau bis ins 18. und 19. Jh. sichtbar und verschwand erst<br />

damals unter neuen Verkleidungen. Mit der geschilderten<br />

Eigenheit übernahm der Innenausbau im 16. und frühen<br />

17. Jh. die Prinzipien des spätgotischen Baubetriebs;<br />

dies gilt auch für die einfacheren Formen des Ausbaus,<br />

namentlich für die aus Brettern gefügten Wand­ und<br />

Deckentäfer mit Fugenleisten. Im Einzelnen sind freilich<br />

auch hier erhebliche Unterschiede zu sehen. Die Bretter­<br />

decke mit Flachschnitzfriesen verschwand nach 1530 und<br />

machte einfachen Leistendecken Platz, wobei die Leis­<br />

tenprofile, ähnlich wie die Fenstergewände, geschweift,<br />

nicht mehr gekehlt, wurden. Daneben entstanden reiche­<br />

re Formen wie Feldergliederungen und Kassettierungen,<br />

deren Formenvielfalt beachtlich ist. In Mode kam unter<br />

Integration von Einbaumöbeln die Teilbekleidung der<br />

Wände bis zum Dreivierteltäfer mit charakteristischen<br />

Aussparungen für Öfen und dekorativ gefasste Putzstrei­<br />

fen längs der Decke. Die Wandtäferformen wurden, wie<br />

die Decken, bereichert. In der ersten Hälfte des 16. Jh.<br />

blieb es meist bei Felderteilungen, später wurden Pilas­<br />

tertäfer angeschlagen, deren architektonische Formen<br />

von der Renaissance geprägt sind. Seit dem späteren<br />

16. Jh. entwickeln sich diese Architekturtäfer zu immer<br />

reicheren und komplizierteren Formen, wobei man auch<br />

zunehmend edlere Hölzer verarbeitete. Die Schnitzereien<br />

16: Landshut, Landvogteischloss, Festsaal im zweiten Obergeschoss,<br />

sogenannter Schiltensaal.<br />

50 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

17: Burgistein, Festsaal, Mittelmotiv der Kassettendecke mit<br />

reich eingelegten Mauresken und geschnitztem Beschlägwerk.<br />

Das Wappen Graffenried stammt wohl aus dem 19. Jh.<br />

wurden häufiger und raffinierter, Gestaltungsprinzipien<br />

des Manierismus hinterliessen nach 1600 ihre Spuren.<br />

Die Formenfreude der Wandvertäfelungen, Decken und<br />

Möbel steigert sich ins Reiche und Prächtige. Die Ober­<br />

flächen von Pilastern, Feldern, Füllungen werden fast im<br />

Sinne eines Horror Vacui dekoriert: Schuppen, Intarsien,<br />

Fruchtholzmaser, Schnitzereien füllen alle Flächen. Deut­<br />

sche Tischmacher schufen offenbar die wertvollsten und<br />

reichsten Arbeiten; verwiesen sei auf Täferausstattungen<br />

in Landshut (Abb. 16), Oberhofen, Burgistein (Abb. 17)<br />

und Toffen.<br />

Ähnliche Tendenzen gelten auch für die Dekorations­<br />

malerei, die um 1550 die Architekturformen und ver­<br />

täfelten Partien mit Bollenfriesen, Linien oder Bändern<br />

einfasst, mit Pfauenaugen und lebhaften Mauresken


dekoriert, meist büschelförmig an Ecken, unter Konso­<br />

len oder um Balkenauflagern angeordnet. Das Kolorit<br />

ist durchwegs grau und schwarz. Im dritten Viertel des<br />

16. Jh. lösen sich die Mauresken von den spätgotischen<br />

Anordnungsprinzipien und werden zum selbständigen<br />

Dekorationsstil, etwa im Gewölberaum über der Loggia<br />

von Burgistein. Namentlich nach 1620 wird das Reper­<br />

toire um Groteskenornamente und um Farbe bereichert,<br />

eine reiche Spätrenaissancewelt blüht auf. 22 Auch figür­<br />

liche, mythologische und allegorische Malereien tauchen<br />

im letzten Viertel des 16. Jh. auf, so in den Schlössern<br />

Kehrsatz und Interlaken.<br />

Beliebt sind Einbaumöbel: Buffet, Giessfassschrank,<br />

Banktruhe, Wand­Klapptisch, wobei gleich anzumerken<br />

ist, dass nur noch Reste vom einstigen Reichtum künden. 23<br />

18: Spiez, Schloss, Turmofen um 1600, Berner Werkstatt –<br />

Der Ofen ist von einerm reliefierten, polychromen Teppichmuster<br />

überzogen. Am Aufsatz Reliefdarstellung der Fünf<br />

Sinne.<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

Das bewegliche Mobiliar war einfach: Schragentische,<br />

Stabellen, Bänke, selten Armstühle, etwa in Scherenform.<br />

Hochblüte des Ausstattungsreichtums ist der Dreissig­<br />

jährige Krieg mit seiner für unsere Gegend günstigen<br />

Konjunktur. Erhalten haben sich wichtige Bestände im<br />

ehemals privaten Herrschaftsschloss Belp, in Toffen, aber<br />

auch in den Landvogteischlössern von Nidau, Landshut<br />

und Interlaken. Die dortige Audienzstube von 1641 geht<br />

in der Auflösung der Fensterwand bis an die Grenzen des<br />

statisch möglichen und weckt mit ihren dünnen Hinter­<br />

stürzen und Pfeilern ein Gefühl der Instabilität.<br />

Im Berner Umkreis entstehen um 1534 und 1600 für die<br />

Schlösser Spiez und Worb die ältesten Fayenceöfen der<br />

Schweiz – für ihre Zeit wahre Prunkstücke (Abb. 18).<br />

Weder die erhaltenen späteren Öfen noch die Bodenfunde<br />

erlauben den Schluss, daraus sei später eine Hafnertradi­<br />

tion entstanden, die sich etwa mit Winterthur vergleichen<br />

liesse. Offensichtlich blieb es bei dieser hoffnungsvollen<br />

Knospe. Vielmehr scheinen selbst die Importe aus dem<br />

blühenden Zentrum eher selten zu sein, und die eigene<br />

Produktion konzentrierte sich meist auf grün glasierte<br />

und reliefierte Rapportmuster. Erhalten haben sich dage­<br />

gen grosse Prunkkamine, so in Burgistein 1570, in Worb<br />

1594 und in Belp 1636.<br />

Mit Farben prangten in den Fenstern die Wappenschei­<br />

ben, die in neu ausgestattete Schlösser geschenkt wurden,<br />

etwa nach Worb oder nach Burgistein.<br />

Die bernische Campagne –<br />

die Neuerungen im späten 17. Jh.<br />

Die ungebrochene Lebenskraft des Hauptbautypus im<br />

Zeitraum 1550 bis 1650, giebelständiger Krüppelwalm­<br />

stock mit traufseitigem Treppenturm, belegen die monu­<br />

mentalen Spätlinge Kiesen, erbaut 1686, oder Riggisberg,<br />

erbaut um 1700. Allerdings mehren sich um die Mitte des<br />

17. Jh. die Anzeichen, dass ein Wandel in der Vorstellung<br />

eines Herrenhauses eintritt. Die grossen Neuerungen, die<br />

21 Wir nennen etwa Befunde im Schloss Münchenwiler und jüngste<br />

Feststellungen im Schlösschen Rörswil.<br />

22 Vgl. GeorGes herZoG, Zur Malerei Berns vom Einbruch der Reformation<br />

bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. In: holenstein 2006<br />

(wie Anm. 1) 345.<br />

23 Vgl. manuel Kehrli, Wohnen in der Stadt Bern. In: holenstein<br />

2006 (wie Anm. 1) 514.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

51


Jürg Schweizer –Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

den Landsitzbau des 18. Jh. einleiten, fallen in die zwei<br />

Jahrzehnte zwischen 1664 und 1684 und treten schritt­<br />

weise in mehreren markanten Neubauten hervor:<br />

Gebäudestellung<br />

Schloss Utzigen ist für den Ratsherrn Samuel Jenner ab<br />

1664 erbaut worden (Abb. 19). Der mächtige, drei auf<br />

sieben Fensterachsen zählende Baukörper auf hohem<br />

Kellersockel wendet der Terrasse, der Gartenanlage, der<br />

Landschaft und der alten Strasse seine Längsseite zu. Die<br />

Fassade wird mit zweiläufiger Freitreppe, architektonisch<br />

ausgezeichnetem Portal, ungerader Fensterzahl, freigehal­<br />

tener Dachmitte und der (rückwärtigen) Turmstellung<br />

unmissverständlich als Hauptfassade charakterisiert. Die<br />

Lösung von Utzigen löste die über hundert Jahre vor­<br />

herrschende Giebelstellung ab und leitete die bis in<br />

den Historismus beibehaltene, weit repräsentativere<br />

Gebäudestellung ein. Dem Beispiel von Utzigen folgte<br />

der gleiche Bauherr auch um 1694/99 beim Bau des Thal­<br />

gutes in Ittigen. 24<br />

Dachform<br />

Schloss Utzigen weist ein steiles, elegant auslaufendes<br />

Vollwalmdach mit langem First auf; damit endet der<br />

Vorrang des Krüppelwalms mit Giebelausbildung. Dieses<br />

Prinzip setzt sich augenblicklich durch und gilt bis weit<br />

ins 19. Jh. Interessanterweise kehrt Jenner beim Bau des<br />

weit kleineren Thalguts zur älteren Dachform zurück.<br />

Mancher Herrschaftsbau des 16. und 17. Jh. ist im 18.<br />

19: Utzigen, Schloss, von der Gartsenseite her gesehen.<br />

52 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

oder 19. Jh. aufwendig zum Vollwalmdach­Bau umge­<br />

staltet worden. Erwähnt seien etwa Belp, Rörswil, Büren­<br />

stock in Worb. Das französische Mansarddach hielt um<br />

1690 mit dem Schloss Reichenbach Einzug und eröffnete<br />

im Schlossbau die spätbarocke Tradition.<br />

Verhältnis zur Landschaft<br />

Für Albrecht von Wattenwyl, Oberst in französischen<br />

Diensten, errichteten 1666–1668 Jonas Favre aus Neuen­<br />

burg als Steinhauer­Maurer und Jean­Georges Riedkess­<br />

ler von Morges als Zimmermeister nach Durchlaufen<br />

einer noch wenig geklärten Planungsphase seitlich des<br />

alten Schlosses das hochherrschaftliche Neue Schloss<br />

Oberdiessbach, das Hauptwerk des bernischen Profan­<br />

baus aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. (Abb. 20). Als<br />

erstes bernisches Schloss ist Oberdiessbach voll in die<br />

Landschaft integriert: Der Bau wird von der Hangkante<br />

in die Ebene gerückt und greift mit Längs­ und Querachse<br />

rechtwinklig in die Landschaft aus. Geschickt wird der<br />

rahmende Hügelzug als Fassung des Achsenwinkels einge­<br />

setzt. Dem Baukörper des Schlosses wurde ein «vorderer<br />

Hof», straff geformt aus drei übermannshohen Mauern,<br />

vorgesetzt, dessen Eckpunkte durch Pavillons besetzt sind<br />

und entfernt an die Hoflösungen des 16. Jh. erinnern.<br />

Freilich sind die trutzigen Türmchen von Schlosswil oder<br />

Schwarzenburg putzigen Pavillons gewichen.Trotzdem<br />

verkörpert der Hof von Oberdiessbach den herben Geist<br />

eines geschlossenen Renaissancehofes. Erst der Ersatz der<br />

vorderen und der rechten Hofmauer im 18. und 19. Jh.<br />

schuf die heutige offene Situation. 25<br />

20: Oberdiessbach, Neues Schloss, errichtet 1660–1668.


Wie in Utzigen bildet die Längsseite des Rechteckbaus<br />

unter ausladendem Walmdach die Hauptfassade, die den<br />

Besucher mit einer offenen, doppelgeschossigen Drei­<br />

bogenloggia, flankiert von zwei je dreiachsigen Seiten­<br />

flügeln, empfängt. Für das späte 17. Jh., besonders aber<br />

für das 18. Jh., das seine Landsitze möglichst landschafts­<br />

bezogen erbaute, war die Haltung von Oberdiessbach<br />

richtungweisend.<br />

Erschliessungssystem<br />

Utzigen, Kiesen und das Thalgut Ittigen halten am trauf­<br />

seitigen Treppenturm fest, der freilich durch Grund­ und<br />

Aufrissdisposition stärker in das Gesamtkonzept der<br />

Bauten einbezogen wird, was gerade in Utzigen vor der<br />

Reduktion des Turms um ein Geschoss auffiel. Hier ist<br />

auch der traditionelle kreisförmige Treppenlauf durch<br />

eine dreifach gebrochene Führung mit Podesten ersetzt<br />

25: Oberdiessbach, Neues Schloss, Grundriss der Schlossanlage, nach 1668.<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

worden. In Oberdiessbach dagegen wurde die Treppenan­<br />

lage ins Hausinnere einbezogen (Abb. 25), und zwar nicht<br />

wie in Rörswil als kompromisshafte Verlegenheitslösung,<br />

sondern in monumentaler Form; gewölbte Flure und die<br />

rechteckig um einen zentralen Schacht angelegte Treppe<br />

beanspruchen in der Breite des Loggientrakts die ganze<br />

Gebäudetiefe. Interne Treppenanlagen gehören seit Ober­<br />

diessbach zu den Selbstverständlichkeiten der Landsitze;<br />

so folgen bereits Reichenbach und Rockhall in Biel im<br />

letzten Jahrzehnt des 17. Jh. dem neuen Prinzip.<br />

24 hans GuGGer, Ittigen, eine junge Gemeinde mit alter Geschichte<br />

(Bern 1998) 374–385.<br />

25 Über die ursprüngliche Gestalt orientieren Pläne des 17. Jh. und<br />

von 1716. Die Abbrüche der Hofmauern fallen wohl in die Zeit<br />

um 1820, als auch der Eckpavillon Südwest mit Peristylia erweitert<br />

wurde. Plan­ und Bilddokumente jetzt abgebildet in: niKlaus voGel,<br />

Oberdiessbach. Die Geschichte eines Dorfes (Oberdiessbach 1960).<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

53


Jürg Schweizer –Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

Grundrisssystematisierung,<br />

Grundrissdifferenzierung<br />

Die Durchquerung der Gebäudetiefe durch einen vom<br />

Treppenturm erschlossenen Korridor war zwar bereits<br />

ein erster Schritt zur Grundrisssystematisierung, hingegen<br />

wurde der Korridor erst mit der Längsseitenfrontalität<br />

zur Symmetrieachse. Im Thalgut gibt es beidseits des<br />

Korridors je vier grosse, je einen Viertel des Grundrisses<br />

beanspruchende Räume. Utzigen gliedert den Grundriss<br />

noch gravitätischer mit durchlaufendem kreuzförmigem<br />

Korridor, doch werden ausser grossen Sälen auch kleinere<br />

Kompartimente ausgeschieden. In Oberdiessbach wird<br />

eine breite Palette von differenzierten Räumen angeboten:<br />

ausser dem grossen Saal mehrere Cabinets, eine Garde­<br />

robe und Räume für Bedienstete, Küche und eine interne<br />

Toilette.<br />

Fassadensystematisierung<br />

Entsprechend den gestiegenen Ansprüchen an die Reprä­<br />

sentation und den gestrafften Grundrissen werden auch<br />

die Fassaden streng systematisiert. Axialitäten und Sym­<br />

metrien, Mittenbetonung, Normierung der Steingrössen<br />

und des Steinschnitts und ein von der französischen<br />

Renaissance genährtes architektonisches Formenvoka­<br />

bular werden üblich.<br />

Homogenisierter Ausstattungsluxus<br />

Der Eindruck des Stucksaals von Spiez (Abb 21 und 22)<br />

wurde noch gesteigert durch die dunkle, üppige Vertä­<br />

felung des Nebensaals. 26 Gesucht war offensichtlich ein<br />

scharfer Hell­Dunkel­Kontrast (Abb. 23). In der Tat<br />

waren die reichen Innenausstattungen der 1. Hälfte des<br />

17. Jh. geprägt vom Wunsch nach Vielfalt, Wechsel,<br />

54 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

21: Spiez, Schloss, zweites Obergeschoss, Prunksaal mit Blick<br />

gegen den Kamin. stuckiert von Antonio Castello, 1614.<br />

Gegensatz, wie neueste Befunde in Rörswil zeigen, wo in<br />

einem der Säle sogar eine wohl um die Jahrhundertmitte<br />

eingerichtete Textilbespannung der Wände, am ehesten<br />

in Form zugekaufter Gobelins, anzunehmen ist. In Ober­<br />

diessbach werden solche Gegensätze vermieden, ein alle<br />

Räume durchwirkender, weit einheitlicherer gestalteri­<br />

scher Geist prägt die überaus prächtige Ausstattung in<br />

den Stilen Louis XIII und Louis XIV, die, im Gegensatz<br />

zur Aussenarchitektur, à jour ist (Abb. 24). Ob sich in die­<br />

ser Eigenschaft das Wirken Albrecht Kauws, der mit ganz<br />

namhaften Aufträgen beteiligt war, widerspiegelt? 27 Die<br />

klassischen Kassettendecken und Pilastertäfer in Grau,<br />

Elfenbein und Gold, die flächigen Wandgliederungen mit<br />

eingepassten (jüngeren) Gobelins und Marinebildern, die<br />

gepressten, vergoldeten und bemalten flämischen Leder­<br />

tapeten und völlig polychrom ausgemalte Salons schlagen<br />

22: Spiez, Schloss, zweites<br />

Obergeschoss, Prunksaal.<br />

Ausschnitt aus dem<br />

umlaufenden Stuckfries:<br />

Das Gleichnis des verlorenen<br />

Sohnes. Das Verprassen der<br />

Erbschaft mit Wein, Essen,<br />

Frauen und Musik.


23: Spiez, Schloss, zweites Obergeschoss, ausgetäferte Prunkstube<br />

mit Einbaumöbeln unter Kassettendecke, datiert 1628.<br />

24: Oberdiessbach, Neues Schloss, Festsaal im ersten Stock.<br />

Mit Ausnahme des Parketts vollständig aus der Bauzeit des<br />

Schlosses erhaltene Innenausstattung mit grossem Kamin,<br />

Holzarbeiten, in Grau und Gold gefasst, Wandbekleidungen<br />

mit flämischen bemalten Ledertapeten und in die Architektur<br />

eingebundenen Ruinen- und Grottenbildern von Albert Kauw.<br />

einen Ton an, der bisher in bernischen Landen unbekannt<br />

war. Endlich ist mit dem Turmofen im Esszimmer, datiert<br />

1675, wieder ein (blauer) Fayenceofen in situ erhalten<br />

geblieben, der von der Qualität der bernischen Hafnerei<br />

im späteren 17. Jh. kündet.<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

Die Landvogteischlösser<br />

Am Ende des Ancien Régime gab es etwa 50 Land­<br />

vogteien. Alle sechs Jahre wählte der grosse Rat die<br />

jeweiligen Amtsinhaber, durchwegs Stadtburger, neu. Als<br />

Sitz dieser kleinen «Feudalherren auf Zeit» dienten in<br />

der Regel alte Herrschaftszentren, Schlösser und ehema­<br />

lige Klöster, die Bern im Laufe der Zeit dem jeweiligen<br />

Komfortanspruch und Geschmack anpasste. Zentrum<br />

der Landvogtwohnung bildeten die grosse Stube, die<br />

Küche und mehrere Nebenstuben. Schlafgelegenheiten<br />

gab es fast in jedem Raum. Die alten Hauptsäle mehre­<br />

rer Schlösser, die eigentlichen «Rittersäle», wurden für<br />

repräsentative Zwecke und Anlässe bis ins 16. und 17. Jh.<br />

instand gehalten. Ihre Nachfolger sind die seit dem 16. Jh.<br />

nachweisbaren, meist nur mit einem grossen Kamin heiz­<br />

baren sogenannten Schiltensäle. Sie lagen meist, hierin<br />

den Festräumen der Stadthäuser entsprechend, im zwei­<br />

ten Stock und gehören bis ins 18. Jh. zur Standardausrüs­<br />

tung von Landvogteischlössern (Abb. 16). Ihren Namen<br />

trugen sie von einem Hauptausstattungsobjekt, dem Stan­<br />

deswappen und der Wappenfolge der hier residierenden<br />

Landvögte. Anfänglich wurden die Wappen direkt auf die<br />

Wand gemalt, wohl in der Nachfolge ritterlicher Wappen­<br />

zyklen, später stellte man hölzerne Wappentafeln her. Die<br />

Amtsräume waren von jeher einfach; sie umfassten meist<br />

bloss eine Audienzstube – also ein Sprechzimmer –, einen<br />

Warteraum und eine Schreibstube.<br />

Den Ansprüchen des 16. und 17. Jh. genügten die spät­<br />

mittelalterlichen Vogtswohnungen in der Regel nicht<br />

mehr; gross angelegte Umbauten und Ergänzungen des<br />

Wohnungsangebots lassen sich etwa in Burgdorf und<br />

Thun um 1540–1546 beziehungsweise 1565–1570, in<br />

Interlaken und anderswo ab 1600 im Einzelnen verfol­<br />

gen. In einer beeindruckenden Reihe entstanden kurz vor<br />

und während des Dreissigjährigen Krieges eine ganze<br />

Reihe von Landvogteisitzen oder wenigstens ihre Haupt­<br />

gebäude. Offenbar weitgehend unter der Oberleitung von<br />

Daniel II. Heintz (1574–1633) wurden in einem in der<br />

bernischen Baugeschichte beispiellosen Schwung fünf<br />

26 JürG sChweiZer, Eine Sonderleistung: der Stucksaal im Schloss<br />

Spiez. In: holenstein 2006 (wie Anm. 1) 529.<br />

27 herZoG 1999 (wie Anm. 4) 92–96, 112–114.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

55


Jürg Schweizer –Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

neue Landvogteischlösser gebaut oder mit wesentlichen<br />

Neubauteilen versehen. 28<br />

Ihnen gemeinsam ist der Bautypus: Krüppelwalmstock<br />

mit traufseitigem Treppenturm, also der Herrschaftsbau­<br />

typ der Zeit (Abb. 9). Mehrfach wurden wesentlich ältere<br />

Bestände integriert, am augenfälligsten in Nidau, wo mit<br />

der befensterten Eingangsseite das Schwergewicht auf die<br />

nur zum Teil freie südliche Traufseite gelegt wurde. 29<br />

Besonders ausgezeichnete Bauten sind Landshut und<br />

Büren: In Landshut erhebt sich die repräsentative, gegen<br />

den Besucher gerichtete Zugangsfront als mächtige Gie­<br />

belfassade unter schlanker Ründe (Abb.10), einer in der<br />

Stadt und in obrigkeitlichen Bauten des 16. und 17. Jh.<br />

entwickelten Vordachverschalung, die erst im 18. Jh.<br />

Eingang in die bäuerliche Architektur gefunden hat. Die<br />

Kuppelfenster sind streng axiert, eine Fensterbekrönung<br />

in Form eines Sprenggiebels betont die Mitte. Im Hof<br />

wird das geohrte Treppenturmportal, gleichzeitig Haupt­<br />

eingang ins Schloss, von breiten rustizierten Pilastern<br />

gerahmt, die Gebälk und den klassischen Dreieckgiebel<br />

tragen.<br />

Der weitaus anspruchsvollste Bau der Gruppe ist Büren,<br />

bedeutendster bernischer Schlossbau der ersten Hälfte<br />

des 17. Jh. (Abb. 9). Der Bauplatz am westlichen Stadt­<br />

eingang wurde bewusst gewählt, erwarb Bern doch vier<br />

Häuser und riss sie zur Gewinnung des Bauplatzes ab. Der<br />

grosse Baukörper mit seitlichem Treppenturm tritt vor<br />

allem mit seiner Giebelfassade in Erscheinung. Sie wird<br />

charakterisiert durch die zwei dicht befensterten Ober­<br />

geschosse auf dem stärker geschlossenen Gebäudesockel<br />

und durch den stärker geschlossenen Giebel unter einer<br />

weiteren frühen Berner Ründe, besonders aber durch<br />

28 Münchenbuchsee 1600–1604; Aarberg 1608–1610; Büren a. A.<br />

1620–1624; Landshut 1624–1630 und Nidau 1625–1636. Nicht<br />

in allen Fällen ist derzeit der gleich enge Bezug von Daniel Heintz<br />

II. für die Neubauten nachgewiesen, da die Quellen unterschiedlich<br />

ausgewertet sind. Immer waren jedoch «Lamparter» (wörtlich:<br />

Lombarden) als Steinhauer­Unternehmer tätig (eigentlich deutschsprachige<br />

Südwalser­Baumeister), die zum Teil derselben Sippe angehörten<br />

wie Werkmeister Heintz selbst oder aus gleichen Familien<br />

stammten. Ob der Unterbruch der Erneuerungswelle durch den Tod<br />

von Daniel Heintz 1633 mitverursacht wurde, ist offen. Jedenfalls<br />

setzten die Neubauten erst 1648–1651 mit dem Neuen Schloss<br />

Laupen und ab 1654 mit dem Schloss Unterseen wieder ein.<br />

29 Vgl. andres moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern Land<br />

III, Der Amtsbezirk Nidau 2. Teil (Bern 2005) 48–49.<br />

56 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

die zwei das Dach durchstossenden seitlichen Erker. Die<br />

Steinhauerarbeiten, nämlich die Fensterlaibungen mit fein<br />

dekorierten Stabfüssen, das Wappenrelief, aber auch die<br />

Konsolen der Erker sind besonders sorgfältig. Erhöhten<br />

Ansprüchen hatte auch der Zugang zu entsprechen. Das<br />

seitliche Portal an der wehrmauerartigen Hofabschluss­<br />

mauer führt in den Schlosshof. Die überaus repräsentative<br />

Schaufront ist wohl mit der Grenzsituation von Büren im<br />

alten Staate Bern und mit dem einzigen Flussübergang<br />

zwischen Aarberg und Solothurn zu erklären: Jenseits der<br />

Aare begann das Fürstbistum Basel.<br />

Résumé<br />

Aux 15 e et 16 e siècles, un nombre considérable de petits<br />

domaines seigneuriaux issus de la noblesse vasalle (petite noblesse)<br />

passèrent en mains de familles bernoises citadines ambitieuses.<br />

Pour démontrer leur pouvoir politique et économique,<br />

ces citadins ont fait transformer ou aménager les châteaux médiévaux<br />

délabrés en manoirs modernes. Différentes solutions<br />

architectoniques ont été mises à contribution. Si dans certains<br />

cas, les matériaux de construction médiévaux sont restés plus<br />

ou moins apparents pour être entourés de bâtiments d’habitation,<br />

ils ont en d’autres lieux été en partie démontés et intégrés aux<br />

nouvelles bâtisses. Dans d’autres cas encore, les antécédents<br />

médiévaux ont totalement disparu pour laisser place à une toute<br />

nouvelle construction et enfin, à d’autres endroits encore, un<br />

nouveau château a été érigé à côté de l’aménagement médiéval,<br />

qu’on laissait alors simplement subsister. L’élément nouveau<br />

essentiel de cette époque est l’intégration dans l’architecture<br />

noble de la cour intérieure fermée sur deux ou trois côtés<br />

(Burgistein).<br />

En 1500, apparaît une nouvelle forme de construction, l’étage<br />

d’habitation, composé d’une partie habitable carrée et d’une<br />

tour d’escaliers, qui remplaçait l’ancien escalier escarpé aménagé<br />

à l’intérieur. De nombreuses possibilités existaient concernant<br />

l’emplacement de la tour par rapport au bâtiment, sa forme et<br />

sa hauteur. La structure intérieure des bâtiments d’habitation<br />

(reliés les uns aux autres par des corridors), telle que<br />

l’aménagement des pièces (lambris, stuc, peintures) est également<br />

soumise à d’importants changements. En 1530 apparaît<br />

par exemple à Spiez le premier poêle en faïences de Suisse.<br />

Alafin de l’Ancien Régime, il yavait environ 50 baillis bernoises.<br />

En règle générale, de vieux centres seigneuriaux, châteaux ou<br />

anciens monastères, adaptés par Berne, au cours du temps, aux<br />

exigences de confort et de goût individuelles, servaient de siège<br />

à ces petits «seigneurs féodaux temporaires». Le centre de<br />

l’habitat baillival se composait d’un grand salon et de la cuisine<br />

pour le secteur privé. Les anciennes salles principales de plusieurs<br />

châteaux, les «sallesdes chevaliers», étaiententretenues et<br />

aménagées à des fin représentatives et pour des manifestations<br />

particulières; les «salles des écussons» décorées des armoiries<br />

du bailli résidant, faisaient partie de l’aménagement standard<br />

des sièges baillivaux.


Toutes ces modifications sont présentées dans l’article avec de<br />

nombreux exemples tirés de la région bernoise.<br />

(Sandrine Wasem, Thun)<br />

Riassunto<br />

Nel XV e XVI sec. molte signorie minori appartenenti alla piccola<br />

nobiltà furono cedute a importanti famiglie della città di<br />

Berna. Per mettere in risalto il loro potere economico e finanziario<br />

questi cittadini benestanti trasformarono i castelli medievali<br />

ormai cadenti, in lussuose dimore, che rispecchiavano i gusti del<br />

tempo. Questo sviluppo portò a delle soluzioni architettoniche<br />

differenti. In un primo caso, alle strutture murarie medievali,<br />

lasciate in parte visibili, furono aggiunte abitazioni più conformi<br />

al tempo. In un secondo caso le strutture murarie medievali<br />

furono in parte demolite ed in seguito integrate in nuovi edifici.<br />

In un terzo caso il fortilizio medievale fu completamente<br />

abbattuto e ad al suo posto si costruì una nuova abitazione.<br />

In un quarto caso le nuove residenze vennero erette accanto al<br />

complesso castellano medievale, che di conseguenza non subì<br />

alterazioni particolari. In quel periodo nell’architettura signorile<br />

come nuovo elemento fu introdotta la corte interna, delimitata<br />

da edifici posti su due o tre lati della medesima (Burgistein).<br />

Intorno al 1500 fu introdotto come nuovo elemento architettonico<br />

il locale d’abitazione a pianta rettangolare, posto su un<br />

unico piano. Il locale era raggiungibile attraverso una torre con<br />

scala a chiocciola, la quale sostituì le ripide scale fino ad allora<br />

situate all’interno degli edifici. La posizione della torre rispetto<br />

all’edificio, la sua forma e l’altezza, poteva variare. Anche la<br />

struttura interna degli edifici d’abitazione (accessibili attraverso<br />

dei corridoi), come pure l’arredamento dei locali (rivestimenti<br />

lignei delle pareti, stucchi, pitture) subì una profonda trasformazione.<br />

Intorno al 1530 a Spiez per esempio fu costruita la<br />

prima stufa in faenza della Svizzera.<br />

Alla fine dell’Ancien Régime esistevano circa 50 baliaggi bernesi.<br />

Come residenze per questi «signori feudali in carica per un<br />

periodo di tempo limitato» fungevano in genere vecchi centri<br />

amministrativi, castelli e conventi in disuso. Questi edifici nel<br />

corso dei secoli erano stati trasformati da Berna in abitazioni<br />

più confortevoli che rispecchiavano i gusti del tempo. Il nucleo<br />

della sede di un landvogto era composto dalla «Stube» (stanza<br />

di soggiorno) e dalla cucina privata. Le antiche sale principali<br />

«Rittersäle» di molti castelli, per questioni di rappresentanza,<br />

furono ampliate e mantenute in buono stato. Queste sale «Schiltensäle»<br />

adornate con gli stemmi dei rispettivi landvogti in carica,<br />

erano un elemento tipico dei baliaggi.<br />

In questo articolo le varie innovazioni architettoniche vengono<br />

descritte facendo riferimento a molti esempi provenienti dalla<br />

regione di Berna. Christian Saladin (Basilea/Origlio)<br />

Resumaziun<br />

En il 15avel ed il 16avel tschientaner ha midà maun in considerabel<br />

dumber da pitschens dominis da l’aristocrazia ministeriala<br />

(aristocrazia bassa) a famiglias arrivisticas da la citad<br />

da Berna. Per demonstrar lur pussanza politica ed economica<br />

han ils citadins laschà transfurmar ed amplifitgar ils chastels<br />

Jürg Schweizer – Schlösser und Landsitze in der Landschaft Bern<br />

medievals en ruina a residenzas modernas. Igl ha dà differentas<br />

soluziuns architectonicas. En l’emprim cas han ins laschà pli u<br />

main visibel la substanza da construcziun medievala e circumdà<br />

quella cun edifizis d’abitar confurms al temp. En il segund<br />

cas han ins per part stratg giu las construcziuns medievalas ed<br />

integrà ellas en ils edifizis d’abitar. En il terz cas è l’antecessur<br />

medieval svanì cumplettamain ed a sia plazza è vegnì erigì in<br />

edifizi nov. En il quart cas han ins construì il nov chastè sper il<br />

stabiliment medieval ch’ins ha simplamain laschà en ses stadi<br />

oriund. Sco nov element substanzial vegn introducì da lez temp<br />

en l’architectura signurila la curt interna circumdada dad edifizis<br />

da dus u da trais varts (Burgistein).<br />

Enturn il 1500 han ins cumenzà a construir en furma d’in unic<br />

plaun d’abitar che consistiva dad in local d’abitar rectangular.<br />

Quel era accessibel sur ina tur da stgala che remplazzava las<br />

stgalas stippas oriundas erigidas a l’intern da l’edifizi. Areguard<br />

la posiziun da la tur en confrunt cun l’edifizi, sia furma<br />

ed autezza devi diversas variantas. Era la structura interna dals<br />

edifizis d’abitar (accessibels tras corridors) ed il furniment da<br />

las stanzas (tavlegià, stuc, pictura) s’han midads considerablamain.<br />

Enturn il 1530 chatt’ins a Spiez per exempel l’emprima pigna<br />

da Fayence da la Svizra.<br />

A la fin da l’Ancien Régime devi var 50 podestatarias. Sco sedias<br />

da quests pitschens «signurs feudals a temp limità» servivan per<br />

regla vegls centers da domini, chastels ed anteriuras claustras.<br />

Berna ha adattà cun l’ir dal temp quels edifizis al sentiment<br />

da confort ed al gust dal temp. La part centrala da l’abitaziun<br />

dal podestat furmava la stiva gronda e la cuschina per il sectur<br />

privat. Las veglias salas principalas da plirs chastels, las «salas<br />

da chavalier» per propi, han ins mantegnì ed amplifitgà per<br />

occurrenzas ed intents represchentativs; las «salas da vopna»<br />

decoradas cun ils emblems dals podestats che residiavan mintgamai<br />

là, appartegnevan tar l’equipament da standard da las<br />

podestatarias.<br />

Tut questas midadas vegnan preschentadas en la contribuziun<br />

cun numerus exempels da la regiun da Berna.<br />

(Lia rumantscha, Cuira/Chur)<br />

Abbildungsnachweis:<br />

1: Privatbesitz<br />

2, 18: Benjamin Zurbriggen, Bern<br />

3–7, 12: Denkmalpflege Bern<br />

8: Staatsarchiv Bern AA VII, 14a.v<br />

9, 16: Denkmalpflege Bern, Markus Beyeler, Hinterkappelen<br />

11: Berner Historisches Museum Inv. 26078<br />

13: Denkmalpflege Bern, Johannes Gfeller, Münchenbuchsee<br />

14: Berner Historisches Museum Inv. 26075<br />

15, 19: Denkmalpflege Bern, Gerhard Howald, Kirchlinsdach<br />

20, 24, 25: Sigmund von Wattenwyl, Archiv Schloss Oberdiessbach<br />

Die übrigen Abbildungen nach Holenstein 2006 (wie Anm. 1) 630.<br />

Adresse des Autors:<br />

Dr. Jürg Schweizer<br />

Kantonale Denkmalpflege Bern<br />

Münstergasse 32<br />

CH­3011 Bern<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2<br />

57


Kurzmitteilungen / Veranstaltungen<br />

Kurzmitteilungen<br />

Schloss Wildegg,<br />

Möriken-Wildegg AG<br />

Der Bund will das Schloss Wildegg<br />

abstossen<br />

Am Samstag, 18.4.<strong>2009</strong>, öffnete das<br />

Schloss Wildegg nach einer Innenrenovation<br />

seine Tore wieder. Der Bund will das<br />

bis heute zur Gruppe der Landesmuseen<br />

gehörende Schloss dem Kanton Aargau<br />

verkaufen, obwohl die letzte Eigentümerin<br />

es der Eidgenossenschaft geschenkt<br />

hat.<br />

Der Bund hat seit 2005 die Innenräume<br />

für 2,7 Millionen Franken durch das<br />

Bundesamt für Bauten und Logistik,<br />

die aargauische Denkmalpflege und die<br />

Landesmuseen renovieren lassen. Das<br />

Schloss und seine Domäne wurden der<br />

Eidgenossenschaft 1912 von der letzten,<br />

kinderlosen Eigentümerin, Julie Effinger,<br />

zugunsten des Landesmuseums vermacht.<br />

Zuvor war das Schloss während<br />

11 Generationen im Besitz der Familie<br />

Effinger gewesen.<br />

Im Zug der Reorganisation der Landesmuseen<br />

im Museums­ und Sammlungsgesetz<br />

fasst der Bund das heutige Landesmuseum<br />

in Zürich, das Schloss Prangins,<br />

das Forum der Schweizer Geschichte in<br />

Schwyz sowie das Sammlungszentrum<br />

in Affoltern am Albis in einer öffentlichrechtlichen<br />

Anstalt als Nationalmuseum<br />

zusammen. Zu jenen Museen, von denen<br />

sich der Bund trennen will, zählt auch<br />

die Schlossanlage von Wildegg. Der Bund<br />

strebt einen Verkauf des Schlosses samt<br />

seiner Domäne (mit dem Restaurant<br />

Bären) an den Kanton Aargau an. Die<br />

Veranstaltungen<br />

ARTUS – Geschichten<br />

um den König, seine Ritter<br />

und den heiligen Gral<br />

1.4.–31.10.<strong>2009</strong><br />

Sonderausstellung auf den Schlössern<br />

Lenzburg und Hallwyl<br />

58 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

aargauische Verwaltung bestätigt die Verhandlungen<br />

mit dem Bund. Eine Arbeitsgruppe<br />

unter der Leitung von Staatsschreiber<br />

Peter Grünenfelder definiert<br />

gegenwärtig die Eckwerte für den Handel.<br />

Auch wenn das Schloss innen durch<br />

den Bund renoviert worden ist, machen<br />

die jährlichen Kosten für den Unterhalt<br />

eine sechsstellige Summe aus. Der Aargau<br />

ist in der Nähe von Wildegg bereits für<br />

die Schlösser Lenzburg und Hallwil sowie<br />

die Habsburg und die Klosterkirche<br />

Königsfelden verantwortlich.<br />

Beim Bundesamt für Kultur ist man zum<br />

Schluss gekommen, dass ein Verkauf an<br />

den Aargau rechtlich möglich sei. Die<br />

Stiftungsurkunde enthalte kein Veräusserungsverbot.<br />

Bei einem Verkauf müssen<br />

weiterhin der Unterhalt der Anlage sowie<br />

die öffentliche Zugänglichkeit sichergestellt<br />

werden. Auch beim Kanton Aargau<br />

sieht man kein rechtliches Hindernis. Die<br />

Schenkung sei 1912 an die Eidgenossenschaft<br />

gegangen, weil der Aargau damals<br />

noch über keine entsprechenden Strukturen<br />

im Denkmalschutz verfügt habe.<br />

Während sich in den eidgenössischen<br />

Räten keinerlei Widerstand gegen einen<br />

allfälligen Verkauf der bisherigen Museen<br />

des Bundes in Wildegg, Seewen oder Gandria<br />

regte, hat im Aargau SVP­Grossrat<br />

Jürg Stüssi­Lauterburg im vergangenen<br />

Dezember eine Interpellation eingereicht.<br />

Der Historiker will vom Regierungsrat<br />

wissen, wie er es mit dem Respekt vor<br />

dem Willen der letzten Eigentümerin hält,<br />

die mit ihrer Schenkung das Schloss und<br />

seine Domäne «auf Dauer in den Händen<br />

des Bundes wissen wollte». Weiter verlangt<br />

der Politiker eine Antwort auf die<br />

Frage, was denn im Schloss unter Obhut<br />

Das Museum Aargau wird zu Camelot!<br />

König Artus hält Einzug auf den Schlössern<br />

Lenzburg und Hallwyl. Die Sonderausstellung<br />

spürt der Faszination rund<br />

um die Artus­Sage nach. Auf Schloss<br />

Lenzburg steht der Themenkreis um die<br />

des Aargaus in Zukunft gezeigt werden<br />

soll und welche Kosten längerfristig mit<br />

der Transaktion verbunden sind. Regierung<br />

und Verwaltung haben für ihre Antwort<br />

um eine Fristerstreckung bis Ende<br />

Juni gebeten, weil die Sache komplizierter<br />

sei und die Verhandlungen mit dem<br />

Bund noch nicht abgeschlossen seien. Es<br />

geht nicht zuletzt um die Konditionen der<br />

Transaktion. Hier möchte sich der Kanton<br />

vor Abschluss der Verhandlungen<br />

nicht in die Karten schauen lassen.<br />

(SX in NZZ­Online, 18.4.<strong>2009</strong>)<br />

Magdeburg DE<br />

800-jährige Schuhe gefunden<br />

Mehrere rund 800 Jahre alte Lederschuhe<br />

sind bei einer Grabung in der<br />

Innenstadt von Magdeburg gefunden<br />

worden. «Schuhfunde aus der Gotik<br />

kommen in Mitteleuropa sehr selten<br />

vor», sagte Restaurator Heiko Breuer<br />

von Landesmuseum für Vorgeschichte<br />

in Halle. Es handle sich um fünf sogenannte<br />

Schlupfschuhe aus Schaftsleder,<br />

das sich in einer feuchten Bodenschicht<br />

gut erhalten habe. Zudem haben Archäologen<br />

bei Umbettungen in der Gruft<br />

der Klosterkirche Ilsenburg im Harz ein<br />

350 Jahre altes Kinderschuhpaar aus dem<br />

Barock entdeckt. Laut Breuer lässt sich<br />

anhand des Fundes von Magdeburg gut<br />

erkennen, wie Schuhe im <strong>Mittelalter</strong> hergestellt<br />

wurden. «Die Einzelteile wurden<br />

auf einen Leisten gespannt, zusammengenäht<br />

und dann zum Schutz der Naht<br />

gewendet.» Weitere Infos unter www.<br />

archlsa.de<br />

(BaZ, 8.6.<strong>2009</strong>, DPA)<br />

Ritter der Tafelrunde im Zentrum, und<br />

auf Schloss Hallwyl dreht sich alles um<br />

die Suche nach dem sagenumwobenen<br />

Gral, um Merlin und die zauberhafte<br />

Anderswelt. In beiden Schlössern können<br />

sich die Besucher mit Brettspielen, PC­


Games, Mini­Kinos und Leseecken noch<br />

weiter in dieses spannende Thema vertiefen.<br />

Das Ausstellungsprojekt entstand<br />

in Kooperation mit dem Schweizerischen<br />

Institut für Kinder­ und Jugendmedien<br />

SIKJM, Zürich.<br />

Mächtig sei er gewesen, gütig und tugendhaft.<br />

Mit Hilfe des magischen Schwertes<br />

Excalibur schlug er härter zu als jeder<br />

andere: Artus, der Held und weise König,<br />

der in seiner Burg Camelot die besten<br />

Ritter Britanniens versammelte und<br />

erfolgreich alle Eindringlinge bekämpfte.<br />

So jedenfalls erzählen es die Sänger und<br />

Dichter über die Jahrhunderte. Doch wie<br />

kommt es, dass eineinhalb Jahrtausende<br />

danach die Geschichten um Artus noch<br />

immer weiterleben, obwohl dessen historische<br />

Existenz nicht einmal bewiesen<br />

ist? Selbst in Kinderzimmern des 21. Jh.<br />

ist er unter all den glänzenden Helden das<br />

unsterbliche Idol geblieben – in Sagenbüchern<br />

genauso wie in der neuesten<br />

Fantasy­Literatur.<br />

Auf Schloss Lenzburg stehen die Ritter<br />

der Tafelrunde im Zentrum<br />

Besucherinnen und Besucher können<br />

sich an diese Tafel setzen und sich wie<br />

jene Ritter fragen, wo sie auf ihrem Lebensweg<br />

gerade stehen. Wer Ritter der<br />

Tafelrunde werden wollte, hatte allerlei<br />

Abenteuer zu bestehen und musste sich<br />

in Minne und Kampf bewähren. Da<br />

konnte es passieren, dass Ritter Krisen<br />

durchmachten und als wilde Männer<br />

durch Wälder irrten – bis es ihnen gelang,<br />

Liebe und Kampf in ihrem Leben zu<br />

versöhnen. Die alten und neuen Rittergeschichten<br />

sprechen vor allem die (jugendliche)<br />

Selbstfindung an. Die Themen sind<br />

mitten aus dem Leben gegriffen.<br />

Ausstellungsrundgang als ritterliche Aventiure<br />

Die Sonderausstellung spürt der Faszination<br />

um die Artus­Sage nach. Sie besticht<br />

durch die Vielfalt an Darstellungen vom<br />

<strong>Mittelalter</strong> bis zu Comics des 21. Jh. und<br />

erzählt Geschichte(n). Neben wertvollen<br />

historischen Objekten werden aber auch<br />

Filme gezeigt, und in einem Raum stehen<br />

Spielkonsolen mit Computerspielen.<br />

Brettspiele und Leseecken mit Artus­Literatur<br />

erlauben einen weiteren, vertieften<br />

Zugang zum Artus­Stoff. Beim Rund­<br />

gang durch die Ausstellung auf Schloss<br />

Lenzburg kann man die Abenteuer der<br />

Ritter selbst nachempfinden und so die<br />

Welt von Artus sozusagen von innen<br />

kennenlernen und merkt: Artus lebt und<br />

der Gral wurde noch immer nicht gefunden…?<br />

Das Sackmesser –<br />

ein Werkzeug wird Kult<br />

Forum für Schweizer Geschichte, Schwyz<br />

16.5.–18.10.<strong>2009</strong>, Di–So, 10–17 Uhr<br />

Bajonett, Coltello d’amore, Schweizerdolch,<br />

römisches Klappmesser<br />

Das rote Taschenmesser mit Schweizerkreuz,<br />

weltweit bekannt als «Schweizer<br />

Messer» oder «Swiss Army Knife», hat<br />

kulturgeschichtlich bedeutende Vorgänger.<br />

Die grosse Vielfalt an historischen<br />

Klappmessern aufzuzeigen, ist Ziel der<br />

in Zusammenarbeit mit dem Winterthurer<br />

Sammler Horst A. Brunner und<br />

der Firma Victorinox entstandenen Sonderausstellung.<br />

Angelegt als themenorientierter Parcours<br />

widmet sich die Ausstellung der Herkunft<br />

des Klappmessers. Sie greift das Thema<br />

Messer und Aberglaube auf, zeigt Sonderbarkeiten<br />

wie Pistolenmesser oder<br />

Sensationelles wie das grösste und das<br />

kleinste Taschenmesser. Die Ausstellung<br />

geht auf die Gründung der Messerfabrik<br />

Karl Elsener in Ibach bei Schwyz ein und<br />

beleuchtet, was heute Innovation im Bereich<br />

der Messerproduktion heisst. Zur<br />

Ausstellung gibt es eine Begleitbroschüre<br />

in 4Sprachen (ISBN 978­3­908025­77­1).<br />

Vom 20.11.<strong>2009</strong> bis 25.4.2010 wird<br />

die Ausstellung im Château de Prangins<br />

(Genfersee) zu sehen sein.<br />

Form für Schweizer Geschichte, Hofmatt,<br />

Zeughausstr. 5, 6430 Schwyz<br />

Tel. 041 819 60 11<br />

www.sackmesserkult.ch<br />

Burgen 1:25. <strong>Mittelalter</strong> im Modell<br />

21.5.–18.10.<strong>2009</strong><br />

LVR­LandesMuseum Bonn<br />

Colmantstr. 14–16, D­53115 Bonn<br />

Di, Do, Fr, Sa, 10–18 Uhr<br />

Mi, 10–21 Uhr<br />

So, 10–18 Uhr<br />

Mo geschlossen<br />

Veranstaltungen<br />

Miniaturwelten locken jedes Jahr hunderttausende<br />

Modellbaufans, <strong>Mittelalter</strong>märkte<br />

mobilisieren genauso viele<br />

Geschichtsfans. Ab dem 21. Mai <strong>2009</strong><br />

bietet das LVR­LandesMuseum Bonn das<br />

<strong>Mittelalter</strong> in Miniatur. An einem einzigen<br />

Tag und einem einzigen Ort lassen<br />

sich Burgen, Basare und Bastionen sowie<br />

ein Hafen samt Kreuzfahrerschiffen erobern.<br />

Die einzigartigen Modelle wurden im<br />

Massstab 1:25 von der Gesellschaft für<br />

Internationale Burgenkunde in Aachen<br />

e.V. erarbeitet. Die Zusammenschau im<br />

LVR­LandesMuseum Bonn kombiniert<br />

sämtliche Highlights der zwei erfolgreichen<br />

Ausstellungen «Französische<br />

Donjons» sowie «Burgen und Basare der<br />

Kreuzfahrerzeit».<br />

Die historischen Momentaufnahmen sind<br />

voller Leben. So belagern zum Beispiel<br />

2500 Zinnritter – jeder einzelne durch<br />

Bewegung, Haltung und Bemalung ein<br />

Unikat – den legendären Donjon von<br />

Coucy mit der Ausrüstung, wie sie um<br />

1339 üblich war.<br />

Tausende Figuren rücken der 36 Quadratmeter<br />

großen Nachbildung der mächtigen<br />

Johanniter­Festung Crac des Chevaliers<br />

zu Leibe. Die Szene zeigt die letzte<br />

Phase der Belagerung im Jahre 1271.<br />

Mineure haben die äusseren Burgmauern<br />

untergraben. Die Angreifer sind mit Belagerungsmaschinen<br />

und Leitern bis kurz<br />

vor die Kernburg vorgedrungen.<br />

Im 6 Quadratmeter grossen Hafen von<br />

Akkon können die Gedanken der Besucher<br />

mit einem Pilgerschiff aus der<br />

Flotte Ludwig IX. von 1246 oder einer<br />

Galeere aus der Flotte von Karl von Anjou<br />

von 1274 in See stechen. Der Basar<br />

von Aleppo lädt mit seinen 750 Figuren<br />

auf 16 Quadratmetern zum «fantastischen»<br />

Mitfeilschen ein.<br />

Friedlich geht’s am Hofe Friedrichs II.<br />

rund um Castel del Monte zu, die als<br />

neuestes Modell am 9. Juni die Sammlung<br />

ergänzen wird. Figuren­Szenen mit<br />

Christen und Muslimen zeigen die Toleranz,<br />

die am Hofe des Kaisers herrschte,<br />

der selbst inmitten seiner Falkner, Wissenschaftler<br />

und Gesandten aus Orient<br />

und Okzident dargestellt ist.<br />

Die Ausstellung kombiniert Spannung<br />

und Vermittlung von Wissen und bietet<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2 59


Veranstaltungen<br />

Attraktionen für Modellbau­ oder Ritterfans,<br />

Laien oder Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler. Im Mitmachbereich<br />

können alle Grossen und Kleinen selbst<br />

als Burgenbauer ans Werk gehen.<br />

Ergänzt wird die Sonderausstellung<br />

durch einen Rundgang durch die Dauerausstellung<br />

des LVR­LandesMuseums<br />

Bonn mit seinen reichen Beständen zu<br />

Kunst und Kultur des <strong>Mittelalter</strong>s.<br />

Die Ausstellung ist gefördert durch Mittel<br />

des Landes NRW – Der Ministerpräsident<br />

des Landes NRW.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.landesmuseum­bonn.lvr.de oder<br />

www.burgenkunde.de<br />

Tel.: +49 (0) 228 2070­0<br />

Fax: +49 (0) 228 2070­299<br />

Ruine Belmont<br />

Samstag, 18.7.<strong>2009</strong><br />

9.00 Uhr<br />

Im Rahmen von «flimserstein.ch», dem<br />

Flimser Musikfestival vom 15. bis 21.7.09,<br />

findet auf Burgruine Belmont ein Morgenkonzert<br />

mit Anna Kellnhofer (Gesang)<br />

und Karen Marit Ehlig (Fidel) statt.<br />

Es erklingen Lieder aus der Tradition des<br />

deutschen Minnegesangs und beleuchten<br />

die Rolle der Frau, die Inspiration, Muse,<br />

Partnerin und Herrin war. Spannendes<br />

und Humorvolles aus der Zeit um 1450,<br />

der Zeit der Zerstörung der Burg, wird<br />

zu hören sein. Gleichzeitig erläutern Ritter<br />

aus der Zeit der Herren von Belmont<br />

(14. Jh.), dargestellt von Mitgliedern des<br />

<strong>Burgenverein</strong>s Graubünden, die Burgruine.<br />

Die Kinder können sich mit bereitgestellten<br />

Kleidern und Rüstungsteilen<br />

mittelalterlich einkleiden oder einrüsten<br />

lassen. Für die Grossen gibt es Kaffee<br />

und Gipfeli; Extrabus ab Post Waldhaus<br />

8.30 Uhr, ab Post Flims 8.35 Uhr.<br />

www.flimserstein.ch<br />

60 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

Europäischer Tag des Denkmals<br />

Journées européennes<br />

du patrimoine<br />

Giornate europee del patrimonio<br />

Am Wasser, Au fil de l’eau,<br />

Al bordo dell’acqua.<br />

12./13.9.<strong>2009</strong><br />

In der Schweiz findet am 2. Wochenende<br />

im September traditionell der Europäische<br />

Tag des Denkmals ETD statt.<br />

Im gleichen Monat wird er auch in den<br />

meisten anderen europäischen Ländern<br />

durchgeführt.<br />

Er ist dem gebauten und kulturellen Erbe<br />

gewidmet, das sich am Wasser befindet<br />

oder in Beziehung zu dieser natürlichen<br />

Ressource steht. Das Wasser, Lebens­ und<br />

Energiespender, hat die Entstehung einer<br />

breiten Palette von Gebäudetypen für den<br />

Alltag, das Handwerk und die Industrie<br />

gefördert, die noch immer unsere Umgebung<br />

prägen.<br />

Entdecken Sie zum Beispiel die Suonen,<br />

die traditionellen Walliser Bewässerungsanlagen,<br />

und erfahren Sie vor Ort, welch<br />

wichtige Rolle sie bei der Entwicklung<br />

der Landwirtschaft sowie des sozialen<br />

Dorfgefüges gespielt haben. Fahrten mit<br />

historischen Schiffen auf Seen oder das<br />

Flanieren unter kundiger Führung auf<br />

den Quaianlagen des 19. Jh. gehören<br />

ebenso zum Angebot wie die Möglichkeit,<br />

sich ins Innere von Staudamm­<br />

Mauern zu begeben oder die Geheimnisse<br />

des Jet d’eau in Genf zu entdecken. Das<br />

Programm wäre nicht vollständig ohne<br />

die Gelegenheit, historische Privathäuser<br />

zu besuchen, die ein Wochenende lang<br />

exklusiv ihre Türen und Tore öffnen.<br />

Vorträge, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen,<br />

Rahmenveranstaltungen für<br />

Familien oder der Fotowettbewerb für<br />

Kinder und Jugendliche «Expérience<br />

Photographique Internationale des Monuments<br />

EPIM» ergänzen die Palette der<br />

Veranstaltungen.<br />

Ab Ende Juli ist das komplette Programm<br />

unter www.hereinspaziert.ch zu<br />

finden. Sie können zudem die Programm­<br />

Broschüre unter info@nike­kultur.ch bestellen.<br />

Tradition oblige, les Journées européennes<br />

du patrimoine JEP se tiennent le<br />

deuxième week­end de septembre dans<br />

toute la Suisse et le reste du mois dans<br />

de nombreux pays européens.<br />

Elles sont consacrées au patrimoine bâti<br />

et culturel situé au fil de l’eau ou en lien<br />

avec cette ressource naturelle qui a donné<br />

naissance à une importante diversité<br />

architecturale et culturelle liée à la vie<br />

quotidienne, à l’artisanat et à l’industrie.<br />

Au fil de l’eau, vous pourrez découvrir<br />

les bisses valaisans qui pendant des décennies<br />

ont permis d’irriguer les cultures,<br />

de parcourir les voies navigables à<br />

bord de bateaux historiques, de flâner<br />

le long des quais construits à la fin du<br />

19 e siècle et de saisir l’importance de<br />

ceux­ci pour le développement des villes,<br />

de vous promener à l’intérieur d’un barrage<br />

ou d’un réservoir d’eau, de connaître<br />

les secrets de fonctionnement du jet d’eau<br />

de Genève ou d’accéder à des demeures<br />

historiques en mains privées et ouvertes<br />

le temps d’un week­end.<br />

De nombreuses conférences, des podiums<br />

de discussions, des expositions,<br />

des animations pour enfants et la possibilité<br />

pour des jeunes jusqu’à 21 ans de<br />

participer au concours international de<br />

photographie intitulé Expérience Photographique<br />

Internationale des Monuments<br />

EPIM donneront la possibilité aux participants<br />

d’échanger des points de vue et<br />

des expériences.<br />

Le programme complet est accessible dès<br />

fin juillet <strong>2009</strong> sous www.venezvisiter.ch<br />

ou à travers la brochure que vous pouvez<br />

commander gratuitement par courriel<br />

sous info@nike­kultur.ch<br />

www.hereinspaziert.ch<br />

www.venezvisiter.ch<br />

www.venitevedere.ch


Vereinsmitteilungen<br />

<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong>,<br />

Jahresbericht 2008<br />

Wissenschaftliche Tätigkeit<br />

Tagungen<br />

Die Jahresversammlung 2008 fand in<br />

Bischofszell statt und war mit einer Besichtigung<br />

der spätmittelalterlichen Brücke<br />

und einer Führung durch die Altstadt<br />

verbunden, wobei der Stadtammann u.a.<br />

aktuelle Fragen der Siedlungsentwicklung<br />

thematisierte. Zuvor hatten sich die Mitglieder<br />

des SBV in der Gemeinde Kradolf­<br />

Schönenberg über das Erhaltungskonzept<br />

für die Ruine Last und das Vermittlungsangebot<br />

mit dem Ruinenweg informieren<br />

lassen. Die Sonntagsexkursion, die wie<br />

bereits die Führungen am Vortag vom<br />

Thurgauer Kantonsarchäologen Dr.Hansjörg<br />

Brem geleitet wurde, führte u.a. ins<br />

ehemalige Städtchen Bürglen und auf die<br />

neu restaurierte Ruine Castels bei Tägerwilen.<br />

Vorträge<br />

Der SBV veranstaltet jeweils im Winterhalbjahr<br />

in Zürich eine öffentliche<br />

Vortragsreihe. Zum Abschluss der Reihe<br />

2007/2008 berichtete der Bauforscher<br />

Peter Albertin, Winterthur, über seine<br />

Untersuchungen am Schloss Vaduz. Das<br />

Programm 2008/09 eröffnete Dr. Bruno<br />

Meyer, Baden, aus Anlass des Jubiläumsjahrs<br />

mit einem Referat zu den Habsburgern,<br />

dem Aargau und den Eidgenossen<br />

im <strong>Mittelalter</strong>. Im zweiten Vortrag präsentierte<br />

Dr. Armand Baeriswyl neue stadtarchäologische<br />

Forschungen im Kanton<br />

Bern.<br />

Exkursionen<br />

Der SBV führte neben der Jahresversammlung<br />

drei Exkursionen durch.<br />

Neben einer Führung durch Stadt und<br />

Schloss Rapperswil standen ein Besuch<br />

der Festung Magletsch (1940–1996) und<br />

der Burgruine Wartau sowie eine mehrtägige<br />

Exkursion ins Aostatal mit Führungen<br />

in mehreren bedeutenden Burganlagen<br />

auf dem Programm.<br />

Projekte<br />

Im Zusammenhang mit der Herausgabe<br />

der vollständig überarbeiteten Neuauflage<br />

der Burgenkarte der Schweiz 2007<br />

erhielt der Schweizerische <strong>Burgenverein</strong><br />

den Auftrag, im Rahmen der Revision<br />

des Schweizerischen Inventars der Kulturgüter<br />

die Liste der Burgen von nationaler<br />

Bedeutung zu überprüfen, einen<br />

Vorschlag der national einzustufenden<br />

Anlagen sowie die zum Inventar gehörigen<br />

Beschreibungen zu liefern. Für die<br />

Erarbeitung eines Vorschlags zur nationalen<br />

Einstufung setzte der SBV eine<br />

Arbeitsgruppe von Burgenexperten ein.<br />

Die Arbeit für das Inventar konnte Mitte<br />

2008 abgeschlossen werden.<br />

Publikationen<br />

In die Monographienreihe «Schweizer<br />

Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie<br />

des <strong>Mittelalter</strong>s» wurde 2008<br />

als Band 35 eine Arbeit von Thomas<br />

Reitmaier über vorindustrielle Lastsegelschiffe<br />

in der Schweiz aufgenommen. Für<br />

<strong>2009</strong> ist die Herausgabe der Beiträge des<br />

Kolloquiums «Geschichte und Archäologie<br />

– disziplinäre Interferenzen», das<br />

der Arbeitskreis für Stadtgeschichte im<br />

Februar 2008 in Zürich durchgeführt<br />

hatte, vorgesehen. Weitere Bände sind in<br />

Planung.<br />

Die Zeitschrift «<strong>Mittelalter</strong> – Moyen Age<br />

– Medioevo – Temp medieval» umfasst<br />

im Berichtsjahr wiederum vier Hefte<br />

mit insgesamt 176 Seiten. Heft 1 enthält<br />

Beiträge zu Ringgenberg, u.a. zur bauarchäologischen<br />

Untersuchung und zur<br />

2008 abgeschlossenen Restaurierung.<br />

Heft 2 war wie üblich dem Tagungskanton<br />

der Jahresversammlung gewidmet<br />

und beinhaltet verschiedene Artikel zur<br />

Burgenforschung und Burgenkonservierung<br />

im Thurgau, u.a. zur Burgruine<br />

Castels sowie zu den Schlössern Hagenwil<br />

und Frauenfeld. Heft 3 umfasst einen<br />

Beitrag zum Schloss Ripaille am Genfersee<br />

und dessen Neugestaltung um 1900<br />

im Zeichen von Art Nouveau und Heimatstil<br />

sowie einen Artikel über stadtarchäologische<br />

Untersuchungen in Lutry.<br />

Zwei Beiträge zur Burg bzw. zum Schloss<br />

Vereinsmitteilungen<br />

Birseck (Arlesheim BL), einerseits zu<br />

den bauarchäologischen Untersuchungen,<br />

andererseits zum Wiederaufbau der<br />

Ruine als Inszenierung für den englischen<br />

Garten der Ermitage sind in Heft 4 publiziert.<br />

Internationale Beziehungen<br />

Der SBV pflegt u.a. im Rahmen von<br />

Schriftentausch den Kontakt mit verschiedenen<br />

ausländischen Vereinigungen.<br />

Verschiedene Vorstandsmitglieder<br />

besuchten Tagungen im Ausland, hielten<br />

Referate oder haben Einsitz in Vorständen<br />

fachverwandter ausländischer Vereinigungen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Einen wichtigen Platz in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

nimmt die Homepage ein,<br />

auf der neu die in der Zeitschrift «<strong>Mittelalter</strong><br />

– Moyen Age – Medioevo – Temp<br />

medieval» publizierten Beiträge in digitaler<br />

Form greifbar sind. Zudem wurden<br />

die Arbeiten für eine Erweiterung der<br />

Website, die sich speziell an ein jüngeres<br />

Publikum richten soll, wieder aufgenommen.<br />

Wie in den vergangenen Jahren<br />

präsentierte sich der SBV an einem<br />

öffentlichen Anlass, am Burgfest in Ringgenberg,<br />

das zum Abschluss der Konservierung<br />

veranstaltet wurde.<br />

Renata Windler<br />

Einladung zur Jahresversammlung<br />

vom 29./30. August <strong>2009</strong><br />

in Thun/Steffisburg<br />

Samstag, 29.8.<strong>2009</strong><br />

<strong>Mittelalter</strong>liche Burg – patrizischer Herrschaftssitz<br />

– Mehrfamilienhaus<br />

Führung: Lilian Raselli, Museumsleiterin,<br />

Armand Baeriswyl<br />

Die Exkursion beginnt mit dem Besuch<br />

der mittelalterlichen Burg Thun, die um<br />

1200 von Herzog Bertold V. von Zähringen<br />

errichtet wurde. Nachmittags findet<br />

ein Rundgang durch das im Grundriss<br />

noch vom <strong>Mittelalter</strong> geprägte Städtchen<br />

Thun statt.<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2 61


Vereinsmitteilungen<br />

Danach fahren wir nach Steffisburg zum<br />

Grossen Höchhus. An diesem Bau betrachten<br />

wir den Wandel von der kleinen<br />

mittelalterlichen Burg «Stevenburc» zum<br />

patrizischen Herrschaftssitz. Das Grosse<br />

Höchhus wurde im 15. und frühen 16. Jh.<br />

in zwei Etappen ausgebaut. Ende des<br />

16. Jhs. kam das Haus in die Hand<br />

der Gemeinde, die es in ein Mehrfamilienhaus<br />

verwandelte. In dieser Form<br />

überdauerte es die Jahrhunderte, auch<br />

tiefgreifende Umbauten des 20. Jh. Seit<br />

der eben erst beendeten Gesamtsanierung<br />

erscheint das Höchhus wieder in<br />

seiner alten Pracht. Im Dachgeschosssaal<br />

des Grossen Höchhuses wird die Jahresversammlung<br />

des Vereins durchgeführt.<br />

Programm<br />

Anreise:<br />

Basel ab 8.28 Uhr<br />

Bern ab 9.35 Uhr<br />

Zürich ab 8.32 Uhr (Bern umsteigen)<br />

Thun an 9.52 Uhr (für alle)<br />

10.30 Uhr:<br />

Treffpunkt Schloss Thun<br />

Führung durch Schloss und Kirche<br />

(Liliane Raselli / Armand Baeriswyl)<br />

12.00 Uhr:<br />

Freies Mittagessen in Thun<br />

13.30 Uhr:<br />

Treffpunkt Rathaus<br />

Führung durch die Altstadt Thun<br />

15.00 Uhr:<br />

Bahnhofplatz Thun,<br />

Transfer nach Steffisburg<br />

Linien­Bus 15.09 Uhr ab<br />

15.18 Uhr:<br />

Steffisburg Platz an<br />

15.30 Uhr:<br />

Treffpunkt Höchhus<br />

Führung durch Kirche Steffisburg<br />

und Höchhus<br />

17.00 Uhr:<br />

Jahresversammlung Höchhus Steffisburg,<br />

Höchhausweg 17<br />

anschliessend Apéro<br />

19.00 Uhr:<br />

Gemeinsames Nachtessen im Höchhus<br />

22.00 Uhr:<br />

Organisierte Rückfahrt nach Thun<br />

62 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

Sonntag, 30.8.<strong>2009</strong><br />

Frühneuzeitliche Landsitze und Campagnen<br />

im Raum Bern–Thun<br />

Führung: Jürg Schweizer, ehem. kant.<br />

Denkmalpfleger, Armand Baeriswyl<br />

Seit dem 15. Jh. wechselte eine erhebliche<br />

Zahl von kleineren Herrschaften aus dem<br />

Ministerialadel (Niederadel) in die Hand<br />

von aufstrebenden stadtbernischen Familien.<br />

Zur Demonstration ihrer politischen<br />

und wirtschaftlichen Macht liessen diese<br />

Stadtbürger die verfallenden mittelalterlichen<br />

Burgenzuzeitgemässen Landsitzen<br />

um­ oder ausbauen. Dabei kam es zu<br />

unterschiedlichen architektonischen Lösungen.<br />

Wurde im einen Fall die mittelalterliche<br />

Bausubstanz mehr oder weniger<br />

sichtbar gelassen und mit zeitgemässen<br />

Wohnbauten umgeben, wurde sie im<br />

zweiten Fall teilweise abgetragen und in<br />

den Wohnbau integriert. Im dritten Fall<br />

verschwand der mittelalterliche Vorgänger<br />

ganz und an seine Stelle trat ein Neubau,<br />

im vierten entstand das neue Schloss<br />

neben der mittelalterlichen Anlage, die<br />

man einfach stehen liess. Wir werden drei<br />

dieser Landsitze aus dem 16., 17. und<br />

18. Jh. besuchen:<br />

Schloss Burgistein ist eine gewachsene<br />

Schlossanlage in landschaftlich grossartiger<br />

Lage. Die Burg des 13. Jh. ist verschwunden,<br />

an ihrer Stelle erhebt sich<br />

die heutige Anlage mit architektonischen<br />

Hauptelementen des 15. und 16. Jh. sowie<br />

wertvoller Ausstattung. Der Erker<br />

und eine Loggia auf Rundbogen geben<br />

dem Hof sein in der bernischen Architekturgeschichte<br />

einmaliges Gesicht.<br />

Das Hofgut Gümligen ist in seiner Gesamtanlage<br />

mit der Verschmelzung von<br />

Architektur und Gartengestaltung eine<br />

Schöpfung des bernischen Spätbarocks,<br />

ein um 1745 für Beat Fischer errichteter<br />

Neubau an der Stelle des mittelalterlichen<br />

Hofguts des unmittelbar daneben gelegenen<br />

Schlosses Gümligen. Aussergewöhnlich<br />

ist die illusionistische Bemalung der<br />

Hoffassaden.<br />

Der Bautenkomplex mit dem Alten und<br />

Neuen Schloss Oberdiessbach zeigt in<br />

exemplarischer Weise die Entwicklung<br />

des Herrschaftshauses von der Burg zur<br />

Campagne. Das Neue Schloss entstand<br />

als Neubau einige Meter neben dem spätgotischen<br />

Alten Schloss (dessen mittelalterlicher<br />

Vorgänger als Höhenburg<br />

sich auf einem Hügel über der heutigen<br />

Schlossanlage erhob). Das neue Schloss<br />

ist ein Hauptwerk des bernischen Profanbaus<br />

(M. 17. Jh.) und der erste fran­<br />

zösisch geprägte Landsitz in der Region.<br />

Die im ganzen Schloss erhaltenen Wandund<br />

Deckenverkleidungen gehören zu<br />

den wichtigsten Louis XIII­ und Louis<br />

XIV­Ausstattungen in der Schweiz.<br />

Programm<br />

8.45 Uhr:<br />

Treffpunkt Bahnhofplatz Thun, Carparkplatz<br />

(Ankunft aus Basel, Zürich und Bern<br />

8.21/8.24 Uhr)<br />

9.15 Uhr:<br />

Schloss Burgistein (Privatbesitz)<br />

11.30 Uhr:<br />

Mittagessen in Gümligen,<br />

Restaurant acappella<br />

13.30 Uhr:<br />

Hofgut Gümligen (Privatbesitz)<br />

15.30 Uhr:<br />

Neues Schloss Oberdiessbach (Privatbesitz)<br />

Ca. 17.20 Uhr:<br />

Exkursionsende Bahnhof Thun<br />

Abfahrt Zug Richtung Bern, Basel und<br />

Zürich 17.33 bzw. 18.04 Uhr<br />

Regenschutz mitnehmen.<br />

Führungen:<br />

Dr. Armand Baeriswyl (Archäologischer<br />

Dienst Kanton Bern) und<br />

Dr. Jürg Schweizer (ehem. Denkmalpfleger<br />

Kanton Bern)<br />

Übernachtung:<br />

Die Reservation und Abrechnung für<br />

die Übernachtung vom 29. auf den<br />

30. August erfolgt direkt durch die Teilnehmenden.<br />

Bitte um rechtzeitige Zimmerreservation<br />

über ein Ihnen bekanntes<br />

Hotel oder über<br />

Thun Tourismus­Organisation<br />

Bahnhof, Postfach 2582,<br />

CH­3601 Thun<br />

Tel.: +41 (0)33 225 90 00<br />

Fax: +41 (0)33 225 90 09<br />

E­Mail: thun@thunersee.ch<br />

Tagungskosten:<br />

Exkursion Sa, 29.8.<strong>2009</strong> Fr. 30.–<br />

(Eintritt, Führungen, Transfer Thun­<br />

Steffisburg)<br />

Nachtessen 29.8.<strong>2009</strong> Fr. 40.–<br />

Exkursion So, 30.8.<strong>2009</strong> Fr. 130.–<br />

(Exkursionsleitung, Fahrt und Mittagessen<br />

exkl. Getränke)<br />

Für die Anmeldung zum Programm vom<br />

Samstag und/oder Sonntag benützen Sie<br />

bitte den beiliegenden Anmeldetalon. Mit<br />

der Teilnahmebestätigung erhalten Sie<br />

die Rechnung für die Exkursionskosten.


Anmeldeschluss: Mittwoch, 19.8.<strong>2009</strong><br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Geschäftsstelle des Schweizerischen<br />

<strong>Burgenverein</strong>s, Blochmonterstrasse 22,<br />

4054 Basel<br />

Tel. 061 361 24 44<br />

Fax 061 363 94 05<br />

E­Mail: info@burgenverein.ch<br />

Für die Exkursion am Sonntag ist die Teilnehmerzahl<br />

auf 33 Personen beschränkt.<br />

Anmeldungen werden in der Reihenfolge<br />

des Posteinganges berücksichtigt.<br />

<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong><br />

Jahresrechnung 2008<br />

Bilanz vom 31. Dezember 2008<br />

Traktanden der statutarischen Jahresversammlung<br />

vom 29. August <strong>2009</strong>,<br />

17.00 Uhr, im Höchhus Steffisburg BE<br />

1. Protokoll der Jahresversammlung<br />

2008* in Bischofszell<br />

2. Jahresbericht 2008 der Präsidentin<br />

3. Jahresrechnung/Bilanz 2008<br />

4. Festsetzen des Jahresbeitrages 2010<br />

5. Budget 2010<br />

6. Mitteilungen<br />

7. Verschiedenes<br />

Vereinsmitteilungen<br />

*) Eine Kopie des Protokolls der JV 2008<br />

kann bei der Geschäftsstelle angefordert<br />

werden.<br />

Herbstexkursion<br />

25.–27. September <strong>2009</strong><br />

Puschlav und Veltlin in <strong>Mittelalter</strong><br />

und früher Neuzeit<br />

Das Puschlav<br />

Die Geschichte des Puschlavs als Seitental<br />

des Veltlins ist anfänglich eng verknüpft<br />

Ausgaben Fr. Einnahmen Fr.<br />

Tagungen, Vortragsreihe 1'762.40 Mitgliederbeiträge 105'706.75<br />

Zeitschrift "<strong>Mittelalter</strong>" 74'256.50<br />

Inventar Kulturgüter 55'910.40 Subventionen:<br />

Schiffsfunde 2008/35 100'867.10 - SAGW für Jahresgaben 24'000.00<br />

- SAGW für <strong>Mittelalter</strong> 22'000.00<br />

Auflösung Rückstellungen 0.00 - SAGW für Burgenkarte 0.00 46'000.00<br />

Burgenkalender 0.00<br />

Mobiliar, div. 1'346.65 Zahlungen für "<strong>Mittelalter</strong>" 16'250.59<br />

GV, Veranstaltungen 21'857.30 Freiwillige Beiträge/Spenden 1'000.00<br />

Filme, Fotos, Bibliothek 157.35 A.o. Ertrag 0.00<br />

Beiträge an Vereine 1'400.00 Sonderbeiträge Jahresgabe 32'000.00<br />

Miete Archivräume 5'796.60 Inventar EOS 59'085.00<br />

Versicherungen 294.00 Verkauf Jahresgaben + Burgenkarten 18'444.40<br />

Abgaben an Swisstopo (Burgenkarte) -12'720.70<br />

Allg. Unkosten: Bücherverkauf 7'781.95<br />

- Vorstand 3'402.25 Burgenfahrten, GV, Veranstaltungen 18'765.00<br />

- Saläre, Buchhaltung Eigenleistungen (inkl. Burgenkarten) 21'000.00<br />

Sekretariat 28'975.05 Zinsen + Kursdifferenzen -1'470.47<br />

- Bürospesen, Drucksachen, Verkauf Burgenkalender 102.00<br />

Porti, Telefon 7'634.17 Total Einnahmen 311'944.52<br />

- Werbung, Prospekte, Internet 7'629.50 47'640.97 Mehreinnahmen 2008 655.25<br />

Total Ausgaben 311'289.27 311'289.27<br />

Aktiven EUR Fr. Passiven Fr.<br />

Kassa ZH 642.55 Kreditoren 59'879.20<br />

Kassa BS 0.00 Rückstellung für Erhaltungsarbeiten 27'500.00<br />

Postcheck ZH 83'808.58 Rückstellung Jubiläumsspende 25'000.00<br />

Postcheck BS 9'843.46<br />

Postcheck Euro 17'466.86 25'994.18 Rückstellung für internationale<br />

Sparkonto UBS 4'303.38 Zusammenarbeit 5'000.00<br />

KK Th.B. (EUR Deutschl.) 823.83 1'226.02 Rückst. Jugendanlass 15'000.00<br />

Guthaben SAGW <strong>Mittelalter</strong> 2008 22'000.00 Rückst. Burgenkalender 0.00<br />

Guthaben SAGW Schiffsfunde 2008 24'000.00 Rückstellung Reorganisation<br />

Guthaben <strong>Mittelalter</strong> div. 6'800.00 und Werbung 27'500.00<br />

Guthaben Schiffsfunde div. 27'000.00 Trans. Passiven 31'689.25<br />

Debitoren 2'665.25<br />

Trans. Aktiven 807.00<br />

Verrechnungssteuer-Guthaben 144.66<br />

Vorräte Schriften 1.00 Eigene Mittel 1.1.2008 17'014.38<br />

Mobiliar und Einrichtungen 1.00 Mehreinnahmen 2008 655.25<br />

Burgruine Zwing Uri 1.00 Eigene Mittel 31.12.2008 17'669.63 17'669.63<br />

209'238.08 209'238.08<br />

<strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong>/2 63


Vereinsmitteilungen<br />

mit dem Los des südlichen Nachbarn.<br />

Sowohl die Besiedlung wie die Romanisierung<br />

und Christianisierung erfolgten<br />

von Süden her. Im <strong>Mittelalter</strong> war die<br />

Talschaft Poschiavo umstrittenes Gebiet<br />

zwischen den Bischöfen von Como und<br />

Chur. Die Talschaft Poschiavo schloss<br />

sich 1408 dem Gotteshausbund an und<br />

wurde damit Teil des Freistaats der Drei<br />

Bünde. Auch Reformation und Gegenreformation<br />

kamen von Süden und brachten<br />

dem Tal langandauernde Konflikte<br />

und Spannungen (Bündner Wirren, Veltliner<br />

Mord). 1803 trat das Puschlav mit<br />

dem neuen Kanton Graubünden in die<br />

Schweizerische Eidgenossenschaft ein<br />

und teilte von da an dessen Schicksal.<br />

Aus diesen Gründen beginnen wir die<br />

Exkursion mit einem Rundgang zu den<br />

Bau­ und Kunstdenkmälern in Poschiavo.<br />

Das Veltlin<br />

Das Veltlin ging im 8. Jh. durch eine<br />

Schenkung Karl des Grossen an die Abtei<br />

St­Denis bei Paris. Die Landeshoheit<br />

blieb mehrheitlich beim Bischof von<br />

Como. Die Talschaften Chiavenna, Poschiavo<br />

und Bormio waren jedoch umstrittenes<br />

Gebiet zwischen den Bischöfen<br />

von Como und Chur. Vom 11. bis ins<br />

13. Jh. entstanden deshalb zahlreiche<br />

Burgen und Wohntürme als regionale<br />

und lokale Herrschaftszentren der beiden<br />

Konkurrenten. 1348 übernahm das Herzogtum<br />

Mailand das ganze Veltlin inklusive<br />

Chiavenna, Bormio und Poschiavo,<br />

wodurch einige der Burgen ihre Bedeutung<br />

verloren, andere aber erst in dieser<br />

Zeit entstanden.<br />

Schon 1486 versuchten die Drei Bünde<br />

die Kontrolle über das Veltlin zu erlangen.<br />

Im Jahr 1487 wurde Tirano durch<br />

die Bündner eingenommen und teilweise<br />

zerstört, worauf Herzog Ludovico il<br />

Moro den massiven Ausbau der Stadtbefestigung<br />

veranlasste. Erst 1512 gelang<br />

den Bündnern im Zuge der Mailänderkriege<br />

die Eroberung der drei Talschaften<br />

Chiavenna, Veltlin und Bormio, die in<br />

der Folge ein Untertanenland des Freistaates<br />

der Drei Bünde bildeten. Die zentrale<br />

Verwaltung der Bündner Untertanenlande<br />

lag in den Händen eines Gouverneurs,<br />

der in Sondrio residierte. In den<br />

einzelnen Terzieri des Veltlins übte je ein<br />

Podestà die Herrschaftsgewalt der Bünde<br />

aus. Der einheimische Adel, der zu Zeiten<br />

der mailändischen Herrschaft die Verwaltung<br />

besetzt hatte, verschwand nicht<br />

ganz von der politischen Bühne, denn die<br />

unteren Posten der Verwaltung blieben<br />

seine Domäne. Einzelne Burgen oder<br />

64 <strong>Mittelalter</strong> 14, <strong>2009</strong> /2<br />

Wohntürme überlebten deshalb diese<br />

Zeit der Bündner Herrschaft. In den<br />

grösseren Orten wie Tirano bauten sich<br />

zudem die durch die Herrschaft reich gewordenen<br />

Bündner Familien teilweise<br />

beeindruckende Palazzi.<br />

Als Mailand 1535 habsburgisch wurde,<br />

erlangte das Veltlin für die damalige<br />

Weltmacht Habsburg höchste strategische<br />

Bedeutung als Verbindung zwischen<br />

Tirol und Oberitalien. Dementsprechend<br />

versuchten die Habsburger das Veltlin<br />

in ihren Machtbereich einzugliedern. In<br />

der Zeit der Reformation blieb das Veltlin<br />

mehrheitlich katholisch, während in<br />

einigen Teilen der Drei Bünde sich die<br />

Reformation ausbreitete. Den daraus<br />

resultierenden konfessionellen Konflikt<br />

zwischen katholischen Untertanen und<br />

reformierten Bündner Herren versuchten<br />

sich die katholischen Habsburger nutzbar<br />

zu machen, insbesondere während<br />

des Dreissigjährigen Kriegs. Im «Veltliner<br />

Mord» wurden 1620 reformierte<br />

Familien im Veltlin ermordet und damit<br />

die Reformation gestoppt. Die Bündner<br />

verloren daraufhin bis 1639 die Kontrolle<br />

über das aufständische Veltlin an<br />

Spanien. Nachdem die Bündner auf die<br />

habsburgische Seite gewechselt waren,<br />

gaben ihnen die Spanier das Veltlin wieder<br />

zurück. Conrad Ferdinand Meyer<br />

verarbeitet diese Auseinandersetzungen<br />

in seinem Roman «Jürg Jenatsch».<br />

Am Samstag besuchen wir Kirchen und<br />

Burgen zwischen Tirano und Grosio<br />

(Madonna di Tirano, Palazzi in Tirano<br />

und Mazzo, die beiden Burgruinen von<br />

Grosio/Grosotto und div. Wohntürme).<br />

Für den Sonntag ist ein Besuch in Teglio<br />

(diese Ortschaft gab dem Tal den Namen)<br />

und Sondrio vorgesehen, mit einem Abstecher<br />

zur Doppelburg von Grumello.<br />

Sonntag um 16 Uhr endet die Exkursion<br />

in Poschiavo, so dass die Teilnehmenden<br />

noch genügend Zeit zur Rückkehr ins<br />

Unterland haben.<br />

Freitag, 25.9.<strong>2009</strong><br />

Individuelle Anreise nach Poschiavo<br />

15.15 Uhr:<br />

Treffpunkt Piazza Poschiavo<br />

Rundgang durch Poschiavo<br />

19.00 Uhr:<br />

Gemeinsames Nachtessen<br />

(21.35 Uhr: Letzte Ankunftsmöglichkeit<br />

für Teilnehmende)<br />

Samstag, 26.9.<strong>2009</strong><br />

8.30 Uhr:<br />

Treffpunkt Bahnhof Poschiavo<br />

Fahrt mit Bus ins Veltlin<br />

(Tirano, Mazzo, Grosio, Serravalle)<br />

Mittagessen unterwegs<br />

18.00 Uhr:<br />

Rückkehr nach Poschiavo<br />

und individuelles Nachtessen<br />

Sonntag, 27.9.<strong>2009</strong><br />

8.30 Uhr:<br />

Treffpunkt Bahnhof Poschiavo<br />

Fahrt mit Bus ins Veltlin<br />

(Teglio, Sondrio, Grumello)<br />

Mittagessen unterwegs<br />

16.00 Uhr:<br />

Zurück in Poschiavo<br />

16.35 Uhr:<br />

Individuelle Rückreisemöglichkeit mit<br />

Bahn ab Poschiavo<br />

Änderungen im Programm vorbehalten.<br />

Wanderschuhe und Regenschutz mitnehmen.<br />

Reisekosten: 375.– pro Person<br />

Darin inbegriffen sind: Busfahrten,<br />

1 Nachtessen, 2 Mittagsverpflegungen,<br />

Eintritte, Reiseleitung und Reisedokumentation.<br />

Führungen:<br />

Dr. Hans Rutishauser (ehem. Denkmalpfleger<br />

Kanton Graubünden)<br />

Übernachtung:<br />

Die Reservation und Abrechnung für<br />

die Übernachtung vom 25.–27.9.<strong>2009</strong><br />

erfolgt direkt durch die Teilnehmenden.<br />

Bitte um rechtzeitige Zimmerreservation<br />

bei<br />

Ente Turistico Valposchiavo<br />

7742 Poschiavo<br />

Tel. 081 844 05 71<br />

Fax 081 844 10 27<br />

info@valposchiavo.ch<br />

www.valposchiavo.ch<br />

Anmeldeschluss:<br />

Freitag, 4.9.<strong>2009</strong> (Poststempel)<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Geschäftsstelle des Schweizerischen<br />

<strong>Burgenverein</strong>s, Blochmonterstrasse 22,<br />

4054 Basel<br />

Tel. 061 361 24 44<br />

Fax 061 363 94 05<br />

E­Mail: info@burgenverein.ch<br />

Teilnehmerzahl beschränkt auf 33 Personen,<br />

Anmeldungen werden in der Reihenfolge<br />

des Posteinganges berücksichtigt.


PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINS<br />

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s (SBKAM)<br />

Band 1, 1974<br />

Werner Meyer, Alt-Wartburg im Kanton Aargau.<br />

Band 2, 1975 (vergriffen)<br />

Jürg Ewald (u.a.), Die Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden.<br />

Band 3, 1976 (vergriffen)<br />

Werner Meyer (u.a.), Das Castel Grande in Bellinzona.<br />

Band 4, 1977 (vergriffen)<br />

Maria-Letizia Boscardin, Werner Meyer, Burgenforschung<br />

in Graubünden, Die Grottenburg Fracstein und ihre Ritzzeichnungen.<br />

Die Ausgrabungen der Burg Schiedberg.<br />

Band 5, 1978 (vergriffen)<br />

Burgen aus Holz und Stein, Burgenkundliches Kolloquium<br />

Basel 1977 − 50 Jahre <strong>Schweizerischer</strong> <strong>Burgenverein</strong>.<br />

Beiträge von Walter Janssen, Werner Meyer, Olaf Olsen,<br />

Jacques Renaud, Hugo Schneider, Karl W. Struwe.<br />

Band 6, 1979 (vergriffen)<br />

Hugo Schneider, Die Burgruine Alt-Regensberg im Kanton<br />

Zürich.<br />

Band 7, 1980 (vergriffen)<br />

Jürg Tauber, Herd und Ofen im <strong>Mittelalter</strong>.<br />

Untersuchungen zur Kulturgeschichte am archäologischen<br />

Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9.−14. Jahrhundert).<br />

Band 8, 1981 (vergriffen)<br />

Die Grafen von Kyburg. Kyburger Tagung 1980 in Winterthur.<br />

Band 9/10, 1982<br />

Jürg Schneider (u. a.), Der Münsterhof in Zürich. Bericht<br />

über die vom städtischen Büro für Archäologie durchgeführten<br />

Stadtkernforschungen 1977/78.<br />

Band 11, 1984<br />

Werner Meyer (u. a.), Die bösen Türnli. Archäologische<br />

Beiträge zur Burgenforschung in der Urschweiz.<br />

Band 12, 1986 (vergriffen)<br />

Lukas Högl (u.a.), Burgen im Fels. Eine Untersuchung<br />

der mittelalterlichen Höhlen-, Grotten- und Balmburgen<br />

in der Schweiz.<br />

Band 13, 1987<br />

Dorothee Rippmann (u. a.), Basel Barfüsserkirche.<br />

Grabungen 1975−1977.<br />

Band 14/15, 1988<br />

Peter Degen (u.a.), Die Grottenburg Riedfluh Eptingen BL.<br />

Band 16, 1989 (vergriffen)<br />

Werner Meyer (u.a.), Die Frohburg. Ausgrabungen<br />

1973−1977.<br />

Band 17, 1991<br />

Pfostenbau und Grubenhaus − Zwei frühe Burgplätze in der<br />

Schweiz. Hugo Schneider, Stammheimerberg ZH. Bericht<br />

über die Forschungen 1974−1977. Werner Meyer, Salbüel<br />

LU. Bericht über die Forschungen von 1982.<br />

Band 18/19, 1992<br />

Jürg Manser (u.a.), Richtstätte und Wasenplatz in Emmenbrücke<br />

(16.−19. Jahrhundert). Archäologische und historische<br />

Untersuchungen zur Geschichte von Strafrechtspflege und<br />

Tierhaltung in Luzern.<br />

Band 20/21, 1993/94<br />

Georges Descoeudres (u.a.), Sterben in Schwyz. Berharrung<br />

und Wandel im Totenbrauchtum einer ländlichen Siedlung<br />

vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit. Geschichte − Archäologie<br />

− Anthropologie.<br />

Band 22, 1995<br />

Daniel Reicke, «von starken und grossen flüejen». Eine<br />

Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk<br />

an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein.<br />

Band 23/24, 1996/97<br />

Werner Meyer (u.a.), Heidenhüttli. 25 Jahre archäologische<br />

Wüstungsforschung im schweizerischen Alpenraum.<br />

Band 25, l998<br />

Christian Bader, Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH.<br />

Band 26, 1999<br />

Bernd Zimmermann, <strong>Mittelalter</strong>liche Geschossspitzen.<br />

Typologie − Chronologie − Metallurgie.<br />

Band 27, 2000<br />

Thomas Bitterli, Daniel Grütter, Burg Alt-Wädenswil.<br />

Vom Freiherrenturm zur Ordensburg.<br />

Band 28, 2001<br />

Burg Zug. Archäologie – Baugeschichte – Restaurierung.<br />

Band 29, 2002<br />

Wider das «finstere <strong>Mittelalter</strong>» – Festschrift Werner Meyer<br />

zum 65. Geburtstag.<br />

Band 30, 2003<br />

Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung<br />

im <strong>Mittelalter</strong>. Archäologische und historische Studien zum<br />

Wachstum der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern und<br />

Freiburg im Breisgau.<br />

Band 31, 2004<br />

Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg?<br />

Erhalten – Instandstellen – Nutzen.<br />

Band 32, 2005<br />

Jakob Obrecht, Christoph Reding, Achilles Weishaupt,<br />

Burgen in Appenzell. Ein historischer Überblick und Berichte<br />

zu den archäologischen Ausgrabungen auf Schönenbühl und<br />

Clanx.<br />

Band 33, 2006<br />

Reto Dubler, Christine Keller, Markus Stromer, Renata<br />

Windler, Vom Dübelstein zur Waldmannsburg. Adelssitz,<br />

Gedächtnisort und Forschungsprojekt.<br />

Band 34, 2007<br />

Georges Descoeudres, Herrenhäuser aus Holz. Eine mittelalterliche<br />

Wohnbaugruppe in der Innerschweiz.<br />

Band 35, 2008<br />

Thomas Reitmaier, Vorindustrielle Lastsegelschiffe in der<br />

Schweiz.


<strong>Mittelalter</strong> · Moyen Age ·<br />

Medioevo · Temp medieval,<br />

die Zeitschrift des Schweize-<br />

rischen <strong>Burgenverein</strong>s,<br />

veröffentlicht Ergebnisse<br />

aktueller Forschungen zur<br />

Kulturgeschichte und<br />

Archäologie des <strong>Mittelalter</strong>s<br />

in der Schweiz. Schwer-<br />

punkte bilden die Burgen-<br />

forschung,Siedlungsarchäo- logie sowie Untersuchungen<br />

zur mittelalterlichen Sach-<br />

kultur.<br />

ISSN 1420-6994<br />

<strong>Mittelalter</strong> · Moyen Age ·<br />

Medioevo · Temp medieval.<br />

La revue de l’Association<br />

Suisse Châteaux forts<br />

publie les résultats d’études<br />

menées en Suisse dans<br />

le domaine de l’archéologie<br />

et de l’histoire médiévales.<br />

Les travaux de castellologie<br />

et d’archéologie des habitats,<br />

ainsi que les études relatives<br />

à la culture matérielle,<br />

constituent ses principaux<br />

domaines d’intérêt.<br />

<strong>Schweizerischer</strong><br />

Association Suisse<br />

Associazione Svizzera<br />

Associaziun Svizra<br />

<strong>Mittelalter</strong> · Moyen Age ·<br />

Medioevo · Temp medieval,<br />

la rivista dell’Associazione<br />

Svizzera dei Castelli, pub-<br />

blica i risultati delle ricerche<br />

attuali in Svizzera nel campo<br />

della storia della cultura e<br />

dell’archeologia del medio-<br />

evo. I punti focali sono la<br />

ricerca concernente i castelli,<br />

le indagini archeologiche<br />

degli insediamenti come<br />

anche lo studio della cultura<br />

medioevale.<br />

<strong>Burgenverein</strong><br />

Châteaux forts<br />

dei Castelli<br />

da Chastels<br />

<strong>Mittelalter</strong> · Moyen Age ·<br />

Medioevo · Temp medieval,<br />

la revista da l’Associaziun<br />

Svizra da Chastels, publi-<br />

tgescha ils resultats da<br />

perscrutaziuns actualas<br />

davart l’istorgia culturala e<br />

l’archeologia dal temp<br />

medieval en Svizra. Ils<br />

accents da la revista èn la<br />

perscrutaziun da chastels,<br />

l’archeologia d’abitadis<br />

e las retschertgas davart la<br />

cultura materiala dal temp<br />

medieval.

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