09.10.2012 Aufrufe

Lassen sich Signifikanztests auf Vollerhebungen ... - SpringerLink

Lassen sich Signifikanztests auf Vollerhebungen ... - SpringerLink

Lassen sich Signifikanztests auf Vollerhebungen ... - SpringerLink

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

O-14 Joachim Behnke<br />

nen, sind wir wieder <strong>auf</strong> eine explizite Theorie der Entstehung des Messfehlers angewiesen,<br />

bzw. <strong>auf</strong> eine genaue Kenntnis des Zufallsprozesses, der den Messfehler hervorruft.<br />

In den meisten Fällen dürfte es uns äußerst schwer fallen, den Messfehler genau<br />

zu bestimmen, womit wir auch den zu Grunde liegenden stochastischen Prozess nicht<br />

eindeutig modellieren können. Das beste Rezept lautet daher zu versuchen, den Messfehler<br />

von vorneherein durch entsprechende Operationalisierungen so klein wie möglich<br />

zu halten. Wenn der Messfehler eindeutig bestimmt werden kann, dann können<br />

auch <strong>Signifikanztests</strong> bei einer Vollerhebung durchgeführt werden, bei denen die entsprechende<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilung der Teststatistik aus dem Messprozess abgeleitet<br />

werden kann.<br />

Grundsätzlich gilt: Auch wenn mit mehr oder weniger guten Gründen für das Vorhandensein<br />

stochastischer Elemente bei der Generierung der Stichprobendatenwerte argumentiert<br />

und damit die Durchführung eines <strong>Signifikanztests</strong> als zulässig betrachtet<br />

werden kann, so heißt dies noch lange nicht, dass man dann als konkreten Signifikanztest<br />

genau den gleichen anwenden kann, der von Statistikprogrammen bezüglich der<br />

Schätzung von Stichprobenunterschieden angeboten wird. Dies mag von Fall zu Fall<br />

bei dem ontologischen stochastischen Element noch angemessen sein, da dieses analog<br />

zu einem Auswahlproblem behandelt werden kann, es ist aber in jedem Fall falsch bei<br />

der Behandlung des stochastischen Elements, das durch Messfehler hervorgerufen wird.<br />

Vor der Durchführung eines <strong>Signifikanztests</strong> oder der Bestimmung von Konfidenzintervallen<br />

sollte daher genau geprüft werden, ob die Bedingungen hierfür vorliegen.<br />

Sind diese Bedingungen nicht gegeben, dann ist es ratsamer, <strong>auf</strong> <strong>Signifikanztests</strong> zu<br />

verzichten. Das bedeutet nicht, dass man das Un<strong>sich</strong>erheitsmoment bezüglich der eigenen<br />

Interpretationen und Schlussfolgerungen unterschlagen soll. Aber ich persönlich<br />

würde eine verbale Darstellung der Un<strong>sich</strong>erheit immer einer formalen vorziehen, die<br />

in der Angabe von Standardfehlern besteht, die unter nicht zutreffenden Bedingungen<br />

berechnet worden sind.<br />

Literatur<br />

Behnke, Joachim, 2003: Kausalprozesse und Identität. Über den Sinn von <strong>Signifikanztests</strong> und Konfidenzintervallen<br />

bei <strong>Vollerhebungen</strong>, in:<br />

http://www.uni-bamberg.de/sowi/poltheory/meth/papers.<br />

Behnke, Joachim/Behnke, Nathalie, 2003: Wissenschaftstheorie. Studienbrief an der FernUniversität<br />

in Hagen Nr. 33206. Hagen.<br />

Behnke, Joachim/Behnke, Nathalie, 2004: Statistik. Studienbrief an der FernUniversität in Hagen<br />

Nr. 33208. Hagen.<br />

Berk, Richard A./Western, Bruce/Weiss, Robert E., 1995: Statistical Inference for Apparent Populations,<br />

in: Sociological Methodology 25, 421–458.<br />

Broscheid, Andreas/Gschwend, Thomas, 2003: Augäpfel, Murmeltiere und Bayes: Zur Auswertung<br />

stochastischer Daten aus <strong>Vollerhebungen</strong>. MPIfG Working Paper 03/7.<br />

Gigerenzer, Gerd/Swijtink, Zeno/Porter, Theodore/Daston, Lorraine/Beatty, John/Krüger, Lorenz, 1989:<br />

The Empire of Chance. How Probability Changed Science and Everyday Life. Cambridge.<br />

Gillies, Donald, 2000: Philosophical Theories of Probability. London.<br />

Hacking, Ian, 1975: The Emergence of Probability. Cambridge.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!