Unsere persönlichen Weihnachtsempfehlungen ... - ameis Buchecke
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Flann O’Brien<br />
›Der dritte Polizist‹<br />
Kein & Aber · 18,00 Euro<br />
* * *<br />
Wer Fahrräder und sehr skurrile Geschichten liebt, sollte dieses Buch lesen!<br />
Auf der Suche nach einer schwarzen Geldkassette erlebt der Ich-Erzähler und<br />
Mörder des alten Phillip Mathers einiges Kuriose in diesem skurrilsten aller<br />
phantastischen Romane, die ich je gelesen habe.<br />
Er tut das Naheliegenste, sucht das nächste Polizeirevier auf, trifft dort auf die<br />
Fahrradspezialisten Sergeant MacCruiskeen und Sergeant Pluck und gerät in<br />
den Sog derer beider abstruser und unmöglicher Beschäftigungen. Jenseits jeden<br />
Interesses an der Suche nach einer Geldkassette ist diesen beiden Polizisten<br />
anscheinend nichts wichtiger als das Aufspüren abhanden gekommener Fahrräder.<br />
Einzig hierfür gibt es Formulare. Die surreal tiefsinnigen Gespräche drehen<br />
sich um Vor- und Nachteile von Dreigangschaltungen, Holzfelgen,<br />
bestimmter Luftpumpen und nicht zu vergessen um die legendäre Atomtheorie,<br />
die besagt, dass je länger man sich mit einem Gegenstand beschäftigt, man in<br />
die Gefahr, bzw. den Genuss gerät, mit dem Gegenstand der Beschäftigung<br />
Moleküle auszutauschen und daher die Persönlichkeiten der Leute, die viel<br />
Fahrrad fahren, sich bald mit denen ihrer Fahrräder vermischen, wohingegen<br />
die Fahrräder mit der Zeit immer menschlicher werden.<br />
Der Verzweiflung nahe, erlebt unser armer Protagonist immer haarsträubendere<br />
Dinge bei den beiden Polizisten, Pluck bastelt Miniaturklaviere, die mit dem<br />
bloßen Auge nicht sichtbar sind, MacCruiskeen ist Herr eines unterirdischen<br />
Wunschlabors mit allerhand Hebeln, Schränken und Schächten, aus denen die<br />
gewünschten Dinge purzeln. Diese kann man aber nicht mitnehmen, da man<br />
am Ausgang nicht mehr und nicht weniger wiegen darf als am Eingang.<br />
O’Brien treibt Schabernack, Klamauk und Hosentaschentheater bis zum<br />
Abwinken. In der Übersetzung gibt es das alles im nüchternen, eleganten, trockenen<br />
und vor allem blumig berückenden und genialen Deutsch von Harry<br />
Rowohlt und das macht einfach verdammt Spaß, es zu lesen.<br />
Flann O’Brien lebte von 1911 bis 1966, zählt zu den Lieblingsautoren von<br />
James Joyce und den erfolgreichsten Irlands.<br />
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