28.06.2013 Aufrufe

trinität - MINORITEN KULTUR Graz, herzlich willkommen ...

trinität - MINORITEN KULTUR Graz, herzlich willkommen ...

trinität - MINORITEN KULTUR Graz, herzlich willkommen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gott duftet<br />

Haut, Verletzung, Hülle und Geruch sind zentrale Worte in dieser künstlerischen Auseinandersetzung<br />

zur Dreifaltigkeit. Zwei Beispiele: Anneliese Schrenk und Heribert Friedl.<br />

Anneliese Schrenks Lederkörper sind<br />

der Willkommensgruß in dieser<br />

Ausstellung. Zwei stehen, und einer<br />

legt sich förmlich auf die Stiege. Sie sind so<br />

groß, breit und tief wie die Künstlerin selbst.<br />

Überzogen sind sie mit Rindsleder, und sie<br />

verbreiten einen angenehmen Geruch. Sie<br />

ind verschieden auslegbar – als Stelen, als<br />

Bank, als Liege. Sie können unterschiedliche<br />

Formationen einnehmen. Zwei Stelen, eine<br />

Bank. Drei Stelen. Drei Liegen. Drei Bänke. Je<br />

nachdem. Es ist eine Frage des Beziehungsgeflechts,<br />

der Nutzung auch.<br />

Zartheit. Die Farbentscheidung der Künstlerin<br />

(braun, weiss, schwarz) beinhaltet eine<br />

individuelle Farbsymbolik, die von Reinheit<br />

bis Trauer reicht. Möglichst alles ist darin<br />

enthalten, vor allem lautet dieses Alles: das<br />

Leben selbst. Die Formen sind dem Menschenmaß<br />

entnommen, sie sind als Platzhalter<br />

denkbar, und doch sind sie erst ganz<br />

mit den BesucherInnen fertig. Die Haptik,<br />

die Berührung, die Zartheit, das Streichen<br />

über das Leder, der Geruch: Anneliese<br />

Schrenks Kunst ist das , über das Bildmittel<br />

Tiefste emotionale Empfindungen. Der<br />

Geruch gehört zum intensivsten, was wir zum<br />

Erleben im Stande sind. Warum soll man ihn<br />

nicht im Nachriechen über Gott einführen?<br />

Das ist der Vorschlag von Heribert Friedl.<br />

Friedl<br />

14 <strong>trinität</strong><br />

Haut Skulpturen und Bildwerke zu formen,<br />

durchstößt einen Bildbegriff, hinein in eine<br />

Diffusion, die die Geschichte eines Lebens<br />

geschrieben hat und schreibt. Wir sind nicht<br />

zu Quadern erstarrt, wenn wir ihnen im<br />

Stiegenaufgang entgegnen, im Gegenteil.<br />

Wir sind hineingezogen in eine Geschichte,<br />

die wir selber schreiben. Und im Kontext<br />

dieser Ausstellung heißt dies doch weiters:<br />

hineingezogen in eine Lebensgeschichte,<br />

die den Platzhalter abgibt für die Trias der<br />

Gottesquader. Sprechen sie miteinander,<br />

telefonieren sie miteinander, ruht sich einer<br />

aus, betrachten sie? Was auch immer. Das<br />

Verhältnis ist dynamisch zu denken. Eines<br />

jedenfalls scheint sicher zu sein: Sie laufen<br />

nicht davon. Einer kriecht in die Höhe. Oder<br />

ist er gestürzt? Jedenfalls ist er weiß.<br />

Riechen. Jenseits des Denkens – wenngleich<br />

er mit seinen gewundenen Kupferröhren<br />

das Denken geradezu herbeibestellt – siedelt<br />

Heribert Friedl seinen Beitrag an. Die Blasebälge<br />

zu Füßen der Betrachterinnen und<br />

Betrachter geben durch die Röhren Düfte<br />

frei – und stimulieren, verändern das Den-<br />

Lederkörper vor dem Kreuz. Für die Sendung<br />

„Am Feierabend“ zu Pfingsten 2011 (ORF 1)<br />

legte Anneliese Schrenk ihre Lederkörper in den<br />

Minoritenkreuzgang. raucHenBerger<br />

ken, ja lassen dieses hinter sich. Aber wenn<br />

es darum geht, über das nachzudenken, worüber<br />

hinaus nichts Größeres mehr gedacht<br />

werden kann (Anselm von Canterbury), so<br />

gilt ab jetzt auch dem Riechen ein möglicher<br />

neuer Traktat in der Theologie... l oHannes<br />

raucHenBerger

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!