Marktforschung - aurivoir.de
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1. Einführung<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
1.1. Wesen und Relevanz <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />
1.1.1 Kennzeichnung <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />
• Mafo gehört zu <strong>de</strong>n seit langem etablierten und vergleichsweise weitgehend<br />
ausgereiften Teilbereichen in <strong>de</strong>r Marketingwissenschaft<br />
• sie hat für die Theorie und Praxis immer eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle gespielt: die für<br />
das Marketing entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Ausrichtung von Unternehmensaktivitäten am<br />
Absatzmarkt setzt entsprechen<strong>de</strong> Informationen voraus, die nicht mehr im<br />
direkten Kontakt zu Abnehmern gewonnen wer<strong>de</strong>n können (Anonymisierung von<br />
Massenmärkten), son<strong>de</strong>rn durch geeignete Hilfsmittel – Instrumentarium <strong>de</strong>r<br />
Mafo – gezielt beschafft wer<strong>de</strong>n müssen<br />
• Zweck :<br />
die Mafo dient vor allem <strong>de</strong>m kommerziellen Marketing (Vorbereitung von<br />
Marketing-Entscheidungen),<br />
aber auch <strong>de</strong>r Grundlagenforschung (Verbesserung <strong>de</strong>s Verständnisses <strong>de</strong>r<br />
Marketingprozesse, z.B. KV)<br />
sowie <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>nentwicklung und –verbesserung (entwickelt Metho<strong>de</strong>n zur<br />
Sammlung <strong>de</strong>r Infos)<br />
• das Gebiet <strong>de</strong>r Mafo umfaßt die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenerhebung und –analyse, die<br />
für die Bearbeitung von Marketingproblemen nützlich sind<br />
⎢ Definition:<br />
Mafo ist die Funktion, die <strong>de</strong>n Konsumenten, Kun<strong>de</strong>n und die Öffentlichkeit mit<br />
Informationen mit <strong>de</strong>m AB verbin<strong>de</strong>t – Informationen die benutzt wer<strong>de</strong>n<br />
zur I<strong>de</strong>ntifizierung und Definition von Marketing-Chancen und –<br />
problemen (> Kun<strong>de</strong>nwünsche)<br />
zur Entwicklung, Modifizierung und Überprüfung von Marketing-<br />
Maßnahmen (> Produkttest, Testmärkte)<br />
zur Überprüfung <strong>de</strong>s Marketing-Erfolgs (> Werbeerfolgskontrolle)<br />
zur Verbesserung <strong>de</strong>s Verständnisses <strong>de</strong>s Marketing-Prozesses (><br />
Grundlagenforschung)<br />
die Mafo<br />
bestimmt die zur Untersuchung dieser Gesichtspunkte notwendigen<br />
Informationen<br />
entwickelt die Metho<strong>de</strong>n zur Sammlung <strong>de</strong>r Informationen<br />
plant die Datenerhebung und führt diese durch<br />
analysiert und präsentiert die Ergebnisse<br />
zieht die Schlußfolgerungen daraus.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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5 Dimensionen möglicher Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mafo – Methodik<br />
Forschungsziel<br />
>> von ganz speziell, nur auf eine bestimmte Anwendung bezogene<br />
Untersuchung bis zu Forschungsprojekten, mit <strong>de</strong>nen generelle Aussagen über<br />
die Wirkung von Marketing-Instrumenten o<strong>de</strong>r das KV gewonnen wer<strong>de</strong>n<br />
sollen<br />
Formalisierungsgrad<br />
>> von wenig formalisierten Metho<strong>de</strong>n wie Gruppendiskussionen ohne<br />
standardisierte Fragebogen mit mehr o<strong>de</strong>r weniger willkürlich ausgewählten<br />
Auskunftspersonen, bis zu einer Umfrage bei einer nach <strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>r<br />
Stichprobentheorie ausgewählten großen Anzahl von Auskunftspersonen mit<br />
Hilfe geschulter Interviewer und standardisierter Fragebögen.<br />
Umfang gesammelter Daten<br />
>> Datenbasis kann sehr unterschiedlich sein, von 2 bis ?? 20.000<br />
Versuchspersonen (Media-Analyse)<br />
Komplexität <strong>de</strong>r Datenanalyse<br />
>> die angewandten Metho<strong>de</strong>n reichen von einfachen Tabellen und<br />
graphischen Darstellungen über Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r beschreiben<strong>de</strong>n und<br />
schließen<strong>de</strong>n Statistik, bis hin zu anspruchsvollen multivariaten Verfahren<br />
Art <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />
>> von Befragung, Beobachtung bis zu apparativen Verfahren<br />
Techniken <strong>de</strong>r Mafo:<br />
1. Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />
2. Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenanalyse<br />
Mafo und benachbarte Gebiete:<br />
- Marketingwissenschaft<br />
- Käuferverhaltensforschung<br />
- Psychologie/Sozialpsychologie<br />
- Soziologie<br />
- Statistik<br />
Marketingforschung wird hier gleich <strong>de</strong>r Mafo gesetzt, bei bei<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Bezugspunkt<br />
<strong>de</strong>r Absatzmarkt <strong>de</strong>r Unternehmung.<br />
Marktanalyse ist als Ergebnis <strong>de</strong>r Mafo anzusehen, d.h. eine durchzuführen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
durchgeführte Untersuchung.<br />
1.1.2 Entwicklung <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- historischer Ablauf<br />
- Phasen stehen jeweils für einen qualitativen Sprung<br />
1. Ermittlung originärer Daten<br />
>> Grundi<strong>de</strong>e (heute selbstverständlich!): Daten über Personen wer<strong>de</strong>n nicht<br />
bei Dritten, son<strong>de</strong>rn bei diesen selbst erhoben<br />
2. Repräsentanz <strong>de</strong>r Auskunftsperson<br />
>> Genauigkeit und Sicherheit von Umfrageergebnissen erreicht man durch<br />
die Anwendung von <strong>de</strong>r Stichprobentheorie<br />
3. Psychotaktisch zweckmäßige Datenerhebung<br />
>> bei bestimmten Untersuchungsgegenstän<strong>de</strong>n taucht das Problem auf, daß<br />
die Auskunftsperson, die Fragen nicht beantworten kann o<strong>de</strong>r will.<br />
daher wer<strong>de</strong>n psychotaktisch zweckmäßige Fragetechniken angewen<strong>de</strong>t,<br />
wobei die Auskunftsperson oftmals das eigentliche Untersuchungsziel und <strong>de</strong>n<br />
Zweck einzelner Fragen nicht erkennen kann und daher nicht in verzerrter<br />
Weise antwortet<br />
4. Multivariate Datenanalyse<br />
>> viele Marketing relevante Phänomene sind sehr komplex (=<br />
Zusammenwirken einer Vielzahl von Variablen)<br />
bei multivariaten Datenanalysen kann man gleichzeitig eine große Zahl<br />
Variabler analysieren<br />
5. Validierung von Meßinstrumenten<br />
>> wenn Daten nicht das wi<strong>de</strong>rspiegeln was gemessen wer<strong>de</strong>n soll, bleiben<br />
sorgfältige Stichprobenziehungen und anspruchsvolle Datenerhebungen<br />
nutzlos<br />
spezielle Techniken <strong>de</strong>r systematischen Entwicklung und Überprüfung von<br />
Meßinstrumenten wur<strong>de</strong>n entwickelt<br />
1.1.3. <strong>Marktforschung</strong> im Marketing<br />
Absatzmarkt<br />
Anpassung an Marktbedingungen<br />
Entwicklung von<br />
Anpassungsstrategien<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Emtwicklung<br />
von<br />
Beeinflussung von Marktbedingungen<br />
Beeinflussungs-<br />
Vorbereitung von Entscheidungen <strong>de</strong>s Marketing-Management strategien durch Marktforscher<br />
(eine <strong>de</strong>r Hauptaufgaben <strong>de</strong>r Mafo)<br />
Marketing<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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<strong>Marktforschung</strong> Marketing-Management<br />
I<strong>de</strong>ntifizierung von<br />
Entscheidungsproblemen<br />
(Chancen und Probleme)<br />
z.B. Beobachtung eines<br />
sinken<strong>de</strong>n Marktanteils<br />
Entwicklung von alternativen<br />
Strategien<br />
Überprüfung alternativer<br />
Strategien<br />
z.B. Werbepretests,<br />
Packungstests Auswahl und Realisierung<br />
von Strategien<br />
Wirkungskontrolle <strong>de</strong>r<br />
eingesetzten<br />
Marketinginstrumente<br />
= Vorbereitung von<br />
Entscheidungen zur Korrektur<br />
bisher angewandter Strategien<br />
Korrektur/Anpassung von<br />
Strategien<br />
Typische Fragestellungen <strong>de</strong>r Praxis, die mittels Mafo bearbeitet wer<strong>de</strong>n:<br />
I<strong>de</strong>ntifizierung von Entscheidungsperspektiven:<br />
- welche Leute kaufen unsere Produkte? Wo wohnen sie? Wieviel verdienen<br />
sie?<br />
- ist <strong>de</strong>r Markt für unsere Produkte wachsend o<strong>de</strong>r schrumpfend? Bedienen<br />
wir vielversprechen<strong>de</strong> Märkte o<strong>de</strong>r nicht?<br />
- gibt es Märkte für unsere Produkte in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn?<br />
Abschätzung <strong>de</strong>r Konsequenzen von Entscheidungsalternativen<br />
Produktpolitik:<br />
- welcher <strong>de</strong>r Produktentwürfe verspricht <strong>de</strong>n größten Erfolg?<br />
- wie soll`s verpackt wer<strong>de</strong>n?<br />
Preispolitik:<br />
- wie soll <strong>de</strong>r Preis für ein neues Produkt angesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />
- soll bei sinken<strong>de</strong>n Preisen <strong>de</strong>r Preis fallen o<strong>de</strong>r die Qualität<br />
steigen?<br />
Distributionspolitik:<br />
- wo und durch wen soll das Produkt verkauft wer<strong>de</strong>n?<br />
- welche Anreize soll das U` schaffen, damit Händler das Produkt<br />
forcieren?<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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Kommunikationspolitik:<br />
- welche Wirkung hat unsere Werbung? welche Zielgruppen wer<strong>de</strong>n<br />
damit erfaßt?<br />
- welche Verkaufsför<strong>de</strong>rungsmaßnahmen sollen ergriffen wer<strong>de</strong>n?<br />
Wirkungskontrolle <strong>de</strong>r eingesetzten Marketing-Instrumente<br />
- Entwicklung <strong>de</strong>s Marktanteils?<br />
- sind die Kun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Produkt zufrie<strong>de</strong>n? gibt es viele Reklamationen?<br />
- Meinung <strong>de</strong>r Öffentlichkeit über das Unternehmen?<br />
- Akzeptanz beim Han<strong>de</strong>l?<br />
Für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Mafo sind vor allem 3 Kriterien ausschlaggebend:<br />
1. es muß eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich einer Marketing-Entscheidung<br />
bestehen = Informationsbedarf<br />
2. es muß die Bereitschaft bestehen, aus <strong>de</strong>n Untersuchungsergebnissen<br />
Konsequenzen für Entscheidungen zu ziehen<br />
3. <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r zu sammeln<strong>de</strong>n Info muß die entsprechen<strong>de</strong>n Kosten übersteigen<br />
weitere Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Einsatz von Mafo<br />
• Tradition/Gewohnheit – gibt es in einem U` einen Mafo-Abteilung mit Budget, so<br />
wird auch geforscht<br />
• Durchsetzung von Entscheidungen – Unterstützung <strong>de</strong>r eigenen Meinung mittels<br />
Mafo-Ergebnisse<br />
• Rechtfertigung bei Mißerfolgen – Beleg, daß zuvor angestellte sorgfältige<br />
Untersuchungen die getroffene Entscheidung nahelegten<br />
• Verzögerung von Entscheidungen – Behauptung, daß die vorliegen<strong>de</strong><br />
Informationsgrundlage für die Entscheidung nicht ausreicht<br />
• PR/Werbung – Verwendung von Mafo-Ergebnissen<br />
Informationsquellen <strong>de</strong>s Marketing-Managers<br />
Mafo ist zwar eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>, aber nicht die einzige Informationsquelle bei <strong>de</strong>r<br />
Vorbereitung von Marketing-Entscheidungen<br />
+ Rechnungswesen<br />
+ Erfahrungen <strong>de</strong>s Managers<br />
+ Infos aus informellen Quellen (Zeitschriften, persönliche Kontakte..)<br />
Marketing-Informationssystem: vollzieht sich die Beschaffung, Speicherung und<br />
Verarbeitung von Marketing-Infos nach festgelegten Regeln, dann spricht man von<br />
einem Marketing-Informationssystem. Dadurch soll eine entscheidungsgerechte<br />
Bereitstellung und Verwendung geeigneter Infos geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an Informationssysteme:<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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• systematisch<br />
• kontinuierlich<br />
• umfassend<br />
• schnell<br />
• zuverlässig<br />
• wenig redundant<br />
• angemessen verdichtet<br />
• gezielt auf <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Managers bezogen<br />
Im Rahmen von Marketing-Informationssysteme ist heutzutage <strong>de</strong>r Einsatz von EDV<br />
eine Selbstverständlichkeit. Der Teil <strong>de</strong>s gesamten Infosystems, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Rechner<br />
implementiert wird, bezeichnet man als Decision Support System (DSS) o<strong>de</strong>r auch<br />
Entscheidungsunterstützungssystem. Ein DSS besteht für Marketing-Zwecke aus 4<br />
Elementen:<br />
• Daten, die in einer Datenbank organisiert gespeichert wer<strong>de</strong>n<br />
• Programme zur statistischen Analyse von Daten<br />
• mathematisch formulierte (und programmierte) Mo<strong>de</strong>lle, in <strong>de</strong>nen für <strong>de</strong>n<br />
jeweiligen Zweck wesentliche Ausschnitte <strong>de</strong>r Marktverhältnisse vereinfacht<br />
dargestellt wer<strong>de</strong>n<br />
• Optimierungsverfahren, mit <strong>de</strong>ren Hilfe beson<strong>de</strong>rs günstige Kombinationen <strong>de</strong>s<br />
Mittel-Einsatzes i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n<br />
Durch ein DSS wer<strong>de</strong>n die verschie<strong>de</strong>nen Daten, Berichte etc. nicht mehr direkt an<br />
einen Manager gegeben, son<strong>de</strong>rn stehen im Rechner auf Abruf und in Verbindung mit<br />
Hilfsmitteln (v.a. statistischen Metho<strong>de</strong>n) zu <strong>de</strong>ren weiteren Verarbeitung zur<br />
Verfügung.<br />
Marketing<br />
Manager<br />
(analysiert,<br />
plant,<br />
entschei<strong>de</strong>t,<br />
kontrolliert)<br />
Fragen<br />
Antworten<br />
Marketing Decision Support System<br />
Mo<strong>de</strong>lle Statistische<br />
Analyse<br />
Optimierung<br />
4 Schritte bei <strong>de</strong>r Entscheidung Mafo – Ja/Nein<br />
genügend Zeit vorhan<strong>de</strong>n? nein<br />
ja<br />
vorliegen<strong>de</strong> Infos nicht ausreichend? nein<br />
ja<br />
Datenbank<br />
Infos<br />
Umwelt<br />
(Märkte,<br />
Absatzkanäle,<br />
Wettbewerber,<br />
Öffentlichkeit,<br />
Gesamtwirtsch<br />
aft)<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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wichtige Entscheidung? nein<br />
ja<br />
Nutzen <strong>de</strong>r Untersuchung > Kosten? nein<br />
ja<br />
Untersuchung durchführen keine Untersuchung<br />
1.2. Der Forschungsprozeß <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />
Phasen einer <strong>Marktforschung</strong>suntersuchung:<br />
1. Definition <strong>de</strong>s Problems<br />
2. Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungsziele<br />
3. Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />
4. Entwicklung <strong>de</strong>r Meßinstrumente zwischen <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Phasen bestehen Inter<strong>de</strong>-<br />
5. Entwicklung <strong>de</strong>s Analyseplans pen<strong>de</strong>nzen und<br />
Rückkopplungen können<br />
6. Datensammlung stattfin<strong>de</strong>n<br />
7. Datenanalyse<br />
8. Bericht<br />
Dieses Schema ist natürlich gegenüber <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Mafo vereinfacht und<br />
verallgemeinert. In <strong>de</strong>r Realität wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Studien einzelne Schritte ausgelassen<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re hinzugefügt, außer<strong>de</strong>m treten vielfältige Rückkopplungen im<br />
Forschungsprozeß auf.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r starken Abhängigkeit <strong>de</strong>r einzelnen Schritte voneinan<strong>de</strong>r, können<br />
Schwächen und Fehler in frühen Phasen nicht durch beson<strong>de</strong>re Sorgfalt o<strong>de</strong>r großen<br />
Aufwand in späteren Phasen ausgeglichen wer<strong>de</strong>n (vice versa).<br />
1. Problem<strong>de</strong>finition<br />
• hier wer<strong>de</strong>n die Weichen für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Untersuchung gestellt, durch die<br />
Problem<strong>de</strong>finition wird die Ausrichtung einer Untersuchung und damit auch ihre<br />
Erfolgsträchtigkeit maßgeblich beeinflußt<br />
• eine unpräzise Beschreibung <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s kann dazu führen,<br />
daß man am relevanten Problem vorbeiforscht.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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• ausschlaggebend ist die Kommunikation zwischen Marketing-Management und<br />
Marktforschern<br />
2. Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungsziele<br />
• an die Problem<strong>de</strong>finition, mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zweck einer Untersuchung bereits grob (und<br />
treffend) umrissen sein soll, schließt sich die Festlegung von Untersuchungszielen<br />
an, die so genau ist, daß davon ausgehend ein Untersuchungs<strong>de</strong>sign und<br />
Meßinstrumente entwickelt wer<strong>de</strong>n können<br />
• die Art <strong>de</strong>r Untersuchungsziele und das Ausmaß vorhan<strong>de</strong>nen problembezogenen<br />
Wissens bestimmen <strong>de</strong>n Typ <strong>de</strong>r zu planen<strong>de</strong>n Untersuchung<br />
• 3 Untersuchungstypen<br />
explorative Untersuchungen:<br />
Ent<strong>de</strong>ckung von Ursachen für Probleme o<strong>de</strong>r Zusammenhänge zwischen<br />
Variablen<br />
Vorbereitung an<strong>de</strong>rer Untersuchungen<br />
weiche Metho<strong>de</strong>n, impressionistische Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>skriptive Untersuchungen:<br />
Beschreibung einer interessieren<strong>de</strong>n Grundgesamtheit hinsichtlich für das<br />
Untersuchungsproblem relevanter Merkmale<br />
Repräsentativ-Untersuchungen typisch<br />
Kausal-Untersuchungen:<br />
Ursachen für beobachtbare Phänomene/ Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />
Klassische Metho<strong>de</strong>: Experiment<br />
3. Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />
• komplexe Aufgabe, bei <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong> Entscheidungen über anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Metho<strong>de</strong>n getroffen wer<strong>de</strong>n<br />
Sekundärforschung: Nutzung existieren<strong>de</strong>n Datenmaterials<br />
Primärforschung: neue, gezielte Datenerhebung<br />
4 Grundtypen <strong>de</strong>r Primärforschung:<br />
qualitative Untersuchungen<br />
Kennenlernen von Arten, Zusammenhängen und Wirkungen<br />
problemrelevanter Variabler<br />
Querschnitts-Untersuchungen<br />
zeitpunktbezogene Aussagen über bestimmte Grundgesamtheiten<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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Längsschnittuntersuchung<br />
Messung dynamischer Phänomene im Zeitablauf<br />
Experimente<br />
Manipulation unabhängiger Variablen und anschließend Test <strong>de</strong>r<br />
Wirkung auf abhängige Variablen<br />
verbale Datenerhebung<br />
nicht-verbale Datenerhebung<br />
4. Entwicklung von Meßinstrumenten<br />
• Ermittlung (Messung) <strong>de</strong>r im jeweiligen Zusammenhang interessieren<strong>de</strong>n<br />
Merkmalsausprägungen von Untersuchungsobjekten<br />
• Meßinstrumente: z.B. einzelne Fragen, Multi-Item-Skalen<br />
• Meßtechnik muß exakt und zuverlässig sein<br />
5. Aufstellung eines Analyseplans<br />
• Sicherstellung, daß für alle relevanten Aspekte die Datenerhebung vorgesehen ist,<br />
die Daten das notwendige Meßniveau für das Analyseverfahren haben, etc.<br />
• Ziel ist die Sicherstellung, daß das gewählte Untersuchungs<strong>de</strong>sign und die<br />
Meßinstrumente allen Anfor<strong>de</strong>rungen genügen<br />
6. Datensammlung<br />
• Bereich ist durch Erfahrung und Sorgfalt geprägt<br />
• nimmt bei <strong>de</strong>r Untersuchung die meisten Ressourcen in Anspruch<br />
7. Datenanalyse<br />
• Einsatz statistischer Metho<strong>de</strong>n:<br />
für die Verdichtung <strong>de</strong>r großen Menge gesammelter Daten<br />
für Schlüsse von Ergebnissen in einer Stichprobe auf die interessieren<strong>de</strong><br />
Grundgesamtheit<br />
• verschie<strong>de</strong>ne Verfahren<br />
einfache <strong>de</strong>skriptive Verfahren<br />
statistische Maßzahlen, Häufigkeitstabellen, graphische Darstellungen ..<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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Schätzungen und Tests<br />
Schlüsse von Stichproben auf die Grundgesamtheit<br />
multivariate Verfahren<br />
gleichzeitige und zusammenhängen<strong>de</strong> Analyse einer Vielzahl von Variablen<br />
8. Erstellung eines Berichts<br />
• wesentliche Ergebnisse<br />
• Schlußfolgerungen<br />
• Handlungsempfehlungen<br />
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2. Konzipierung von <strong>Marktforschung</strong>suntersuchungen<br />
2.1 Problem<strong>de</strong>finition<br />
Die Definition <strong>de</strong>s Problems ist <strong>de</strong>r wichtigste Teil <strong>de</strong>s Forschungsprozesses: sie<br />
beinhaltet die exakte Festlegung <strong>de</strong>s Management –Problems bzw. <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n<br />
Entscheidung und <strong>de</strong>r Art von Information, die die Mafo liefern kann, um das<br />
Problem zu lösen.<br />
Die Kommunikation zwischen <strong>de</strong>m Marketing-Management (als Auftraggeber <strong>de</strong>r<br />
Untersuchung) und <strong>de</strong>n Marktforschern, die eine Untersuchung konzipieren und<br />
durchführen, ist ausschlaggebend.<br />
Interaktion bei <strong>de</strong>r Problemformulierung<br />
Metho<strong>de</strong>nkenntnisse<br />
müssen anstehen<strong>de</strong> Entscheidungdungsprobleme<br />
<strong>de</strong>s Mgt. Marktforscher<br />
und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Infobedarf kennenlernen<br />
Entscheidungsproblem vs. Forschungsproblem<br />
müssen Möglichkeiten und Grenzen <strong>de</strong>r<br />
einschlägigen<br />
Forschungsmetho<strong>de</strong>n kennen<br />
!Kommunikation!<br />
das Entscheidungsproblem/ Managementproblem muß keineswegs mit <strong>de</strong>n<br />
Forschungsfragestellungen i<strong>de</strong>ntisch sein. Häufig wird nur ein Teilaspekt <strong>de</strong>s<br />
Management-Problems mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mafo untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
In aller Regel ist das Forschungsproblem auch konkreter und präziser<br />
formuliert, als das Forschungsproblem, das <strong>de</strong>n Ausgangspunkt bil<strong>de</strong>t.<br />
z.B.: Entscheidungsproblem Forschungsproblem<br />
Entwicklung einer Packung für ein Überprüfung <strong>de</strong>r Wirkung alterneues<br />
Produkt nativer Packungsentwürfe<br />
Steigerung <strong>de</strong>s Besuchs eines Geschäfts Messung <strong>de</strong>s gegenwärtigen<br />
Images <strong>de</strong>s Geschäfts<br />
2.2. Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungsziele<br />
Manager<br />
Marketingkenntnisse<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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Ziele müssen so genau <strong>de</strong>finiert sein, daß davon ausgehend ein Untersuchungs<strong>de</strong>sign<br />
und Meßinstrumente entwickelt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Art <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s und das Ausmaß vorhan<strong>de</strong>nen<br />
problembezogenen Vorwissens bestimmen <strong>de</strong>n Typ <strong>de</strong>r zu planen<strong>de</strong>n<br />
Untersuchung:<br />
⊇ Explorative Untersuchungen<br />
Wer<strong>de</strong>n vorgenommen, wenn über das interessieren<strong>de</strong> Problem vor Beginn <strong>de</strong>r<br />
Untersuchung wenig Informationen vorliegen<br />
Management kann nicht auf einschlägige Erfahrungen zurückgreifen<br />
es liegen noch keine Ergebnisse früherer Studien vor<br />
Zweck:<br />
1. I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r für ein Problem relevanter Einflußfaktoren<br />
1. Ent<strong>de</strong>ckung von Zusammenhängen zwischen Variablen<br />
2. Präzisierung <strong>de</strong>s Untersuchungsproblems<br />
3. Steigerung <strong>de</strong>r Vertrautheit <strong>de</strong>s Forschers mit <strong>de</strong>m Untersuchungsgegenstand<br />
4. Aufbrechen komplexer Fragestellungen in übersichtliche und damit besser<br />
zugängliche Einzelfragen<br />
5. Vorbereitung anschließen<strong>de</strong>r (<strong>de</strong>skriptiver o<strong>de</strong>r kausaler) Untersuchungen (z.B.<br />
durch die Generierung von Hypothesen) und Setzung entsprechen<strong>de</strong>r Prioritäten<br />
6. Klärung forschungspraktischer Fragen für weitere einschlägige Untersuchungen<br />
Kennzeichen explorativer Untersuchungen:<br />
es geht weniger um quantifizierbare Angaben, als darum möglichst vielfältige und<br />
tiefgehen<strong>de</strong> Einsichten in <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand zu gewinnen<br />
die Ergebnisse haben daher meist eher einen impressionistischen als <strong>de</strong>finitiven<br />
Charakter<br />
zur Zweckerreichung <strong>de</strong>r explorativen Forschung, ist eine enge Einbindung <strong>de</strong>s<br />
Forschers in <strong>de</strong>n Prozeß <strong>de</strong>r Informationssammlung hilfreich<br />
wird diese Tätigkeit vom Forscher <strong>de</strong>legiert verliert er die Möglichkeit seine<br />
wachsen<strong>de</strong> Vertrautheit mit <strong>de</strong>m Untersuchungsgegenstand durch spezifische<br />
Fragestellungen in <strong>de</strong>n Prozeß miteinzubringen, und muß damit rechnen, daß<br />
Einzelheiten und Nuancen <strong>de</strong>r von an<strong>de</strong>ren gesammelten Informationen nicht zu ihm<br />
gelangen<br />
Gängige Metho<strong>de</strong>n:<br />
ℵ Auswertung publizierter Quellen<br />
Spektrum <strong>de</strong>r Möglichkeiten ist hier sehr groß, vielfältigste Quellen, und auch<br />
statistische Daten<br />
ℑ Einzelfallstudien<br />
• vor allem beim Investitionsgüter-Marketing wichtig<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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• Informationen, die man durch umfassen<strong>de</strong>s und tiefgehen<strong>de</strong>s Studium<br />
einzelner Fälle gewinnt sind hier wichtig; die Repräsentanz <strong>de</strong>r Aussagen ist<br />
zweitrangig<br />
• die Vorgehensweise <strong>de</strong>s Forschers ist ausschlaggebend:<br />
- er muß Erklärungen suchen und nicht Vermutungen bestätigen wollen<br />
- die Verän<strong>de</strong>rung eines gewonnenen Bil<strong>de</strong>s ist Voraussetzung für eine<br />
sinnvolle Anwendung von Einzelfallstudien<br />
• <strong>de</strong>r Forscher muß in <strong>de</strong>r Lage sein, ein Vielzahl von Einzelheiten zu einem<br />
Gesamtbild zusammenzufügen und dabei wesentliche von unwesentlichen<br />
Fakten zu trennen<br />
ℜ Experten-Interviews<br />
• hier wer<strong>de</strong>n mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r freie Interviews mit Personen geführt, die<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s beson<strong>de</strong>rs kompetent sind, um<br />
die gewünschten Informationen zu erhalten<br />
• als Experten kommen je nach Fragestellung unterschiedliche Menschen in<br />
Frage: Journalisten, Wissenschaftler…<br />
• es ist wichtiger, durch möglichst unterschiedliche Gesprächspartner Vielfalt<br />
und Substanz <strong>de</strong>r gewonnenen Einsicht zu vergrößern, als zu versuchen<br />
repräsentative Aussagen zu machen<br />
℘ psychologische <strong>Marktforschung</strong><br />
• Metho<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen auf <strong>de</strong>r Basis weniger ausführlicher Interviews mit<br />
Angehörigen <strong>de</strong>r jeweilig relevanten Zielgruppe versucht wird, das<br />
Untersuchungsproblem verstehen zu lernen<br />
• Einzelgespräche (Tiefeninterviews) o<strong>de</strong>r Gruppeninterviews<br />
⊄ Deskriptive Untersuchungen<br />
• stellen die dominieren<strong>de</strong> Untersuchungsform in <strong>de</strong>r Praxis dar<br />
• typische Fragestellungen/ Zweck:<br />
Charakterisierung von Märkten und Marktsegmenten<br />
Merkmale <strong>de</strong>r Käufer von x?<br />
wie groß ist das Marktpotential für y?<br />
Analyse von Zusammenhängen zwischen Variablen<br />
nutzen Freizeitaktive Menschen an<strong>de</strong>re Medien als <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerungsdurchschnitt?<br />
Prognosen<br />
wie groß wird ein Markt in x Jahren sein?<br />
• bei <strong>de</strong>skriptiven Untersuchungen kommt es darauf an, möglichst genaue Aussagen<br />
zu machen 2 methodische Anfor<strong>de</strong>rungen:<br />
repräsentative Anlegung, da man ja möglichst präzise Angaben über<br />
eine Grundgesamtheit gewinnen will<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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⊂ Kausal-Untersuchungen<br />
systematische (durch Mängel <strong>de</strong>r Untersuchung begrün<strong>de</strong>te) Fehler<br />
müssen im Interesse exakter Ergebnisse minimiert wer<strong>de</strong>n<br />
daher wird bei <strong>de</strong>skriptiven Untersuchungen (im Gegensatz zu<br />
explorativen) das Vorgehen ganz genau festgelegt und <strong>de</strong>r<br />
Untersuchungsablauf sorgfältig kontrolliert<br />
• hier wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die methodische Vorgehensweise<br />
gestellt<br />
• führen zu beson<strong>de</strong>rs gehaltvolle Aussagen<br />
• Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Kausal-Beziehung zwischen Variablen Grund und Effekt)<br />
gemeinsames Auftreten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Merkmalsausprägungen, zwischen<br />
<strong>de</strong>nen man einen kausalen Zusammenhang vermutet<br />
= gemeinsame Variation von Grund und Effekt<br />
die Variation <strong>de</strong>s Grun<strong>de</strong>s muß <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Variation <strong>de</strong>s Effekts<br />
vorausgehen<br />
Ausschluß alternativer Erklärungsmöglichkeiten für die gemeinsame<br />
Variation von Grund und Effekt<br />
• wegen dieser recht strengen Anfor<strong>de</strong>rungen an die Feststellung von Kausal-<br />
Zusammenhängen, ist ein bestimmtes Untersuchungs<strong>de</strong>sign typisch:<br />
⎢ Experiment:<br />
man manipuliert eine unabhängige Variable und beobachtet, ob sich eine<br />
an<strong>de</strong>re abhängige Variable in <strong>de</strong>r (aufgrund von Theorie o<strong>de</strong>r Erfahrung)<br />
erwarteten Weise verän<strong>de</strong>rt<br />
so kann man die gemeinsame Variation bei<strong>de</strong>r Variablen überprüfen, stellt<br />
durch Manipulation sicher, daß <strong>de</strong>r vermutete Grund <strong>de</strong>m vermuteten Effekt<br />
vorausgeht, und muß bei <strong>de</strong>r experimentellen Anordnung noch sicherstellen,,<br />
daß an<strong>de</strong>re Faktoren (alternative Erklärungsmöglichkeiten) die abhängige<br />
Variable nicht beeinflussen können<br />
Zusammenhänge zwischen explorativen, <strong>de</strong>skriptiven und kausalen Untersuchungen<br />
- in <strong>de</strong>r Praxis muß die Abgrenzung zwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Forschungszielen nicht so klar sein, d.h. explorative, <strong>de</strong>skriptive und kausale<br />
Fragestellungen können gleichzeitig in <strong>de</strong>r selben Untersuchung angegangen<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
- am Anfang eines Forschungsprozesses steht oftmals – wenn wenig Infos zum<br />
Untersuchungsproblem vorliegen – explorative Studien<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 14
- auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r dabei gewonnenen Einsichten können dann <strong>de</strong>skriptive<br />
Untersuchungen durchgeführt wer<strong>de</strong>n, die bei konkretisierten Problemstellungen<br />
zu exakteren Aussagen führen<br />
- zeigt sich dabei ein Zusammenhang zwischen Variablen, so könnte in einer<br />
Kausal-Untersuchung geprüft wer<strong>de</strong>n, ob dieser kausaler Natur ist<br />
Rückkehr: keine Bestätigung<br />
von vermuteten Kausalbeziehungen/<br />
Hypothesen<br />
Hypothesen:<br />
• spielen im Prozeß <strong>de</strong>r empirischen <strong>Marktforschung</strong> eine be<strong>de</strong>utsame Rolle<br />
• man versteht darunter durch Theorie, Ergebnisse bisheriger Untersuchungen o<strong>de</strong>r<br />
durch Erfahrung begrün<strong>de</strong>te Vermutungen, über Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ausprägungen<br />
mehrerer variablen o<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen Variablen<br />
• Zustan<strong>de</strong>kommen von Hypothesen:<br />
Ausgangspunkt:<br />
Problem<strong>de</strong>finition<br />
explorative<br />
Untersuchung<br />
<strong>de</strong>skriptive<br />
Untersuchung<br />
Kausal-Untersuchung<br />
theoretische<br />
Erkenntnisse<br />
Erfahrungen <strong>de</strong>s<br />
Managements<br />
bisherige Ergebnisse<br />
explorativer<br />
Untersuchungen<br />
Hypothesen<br />
abgeleitet<br />
mit explorative Untersuchungen wer<strong>de</strong>n Hypothesen generiert, mit <strong>de</strong>skriptiven<br />
o<strong>de</strong>r kausalen Untersuchungen sollen sie überprüft und möglicherweise bestätigt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
Hypothesen sind nützlich für die Ableitung von Forschungs<strong>de</strong>signs:<br />
aus <strong>de</strong>n Hypothesen selbst läßt sich erkennen:<br />
Überprüfung<br />
<strong>de</strong>r<br />
Hypothesen<br />
in<br />
<strong>de</strong>skriptiven<br />
o<strong>de</strong>r kausalen<br />
Untersuchung<br />
en<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 15
- welche Variablen müssen gemessen wer<strong>de</strong>n?<br />
welches Meßniveau müssen die Daten haben?<br />
Verwendung von Hypothesen in empirischen Untersuchungen:<br />
Aufstellung von<br />
Hypothesen<br />
Datensammlung<br />
Vergleich <strong>de</strong>r Daten mit <strong>de</strong>n<br />
erwarteten Ergebnissen<br />
Ablehnung o<strong>de</strong>r Annahme<br />
<strong>de</strong>r Hypothesen<br />
(z.B. auf Grundlage eines<br />
statistischen Tests)<br />
Zusammenfassung:<br />
Eine allgemeine Darstellung <strong>de</strong>r Umsetzung eines allgemeinen<br />
Untersuchungsproblems in konkretere Untersuchungsziele ist kaum möglich, 3<br />
Aspekte treffen aber fast immer zu:<br />
• die Grundausrichtung eines Projekts wird durch die Entscheidung für eine<br />
explorative, <strong>de</strong>skriptive o<strong>de</strong>r kausale Untersuchung festgelegt<br />
• durch die Formulierung von Hypothesen wer<strong>de</strong>n die zu messen<strong>de</strong>n Merkmale<br />
festgelegt und die Anfor<strong>de</strong>rungen, die an diese Messungen zu stellen sind<br />
erkennbar<br />
• die Untersuchungsziele wer<strong>de</strong>n weiterhin durch bestimmte Rahmenbedingungen<br />
beeinflußt<br />
- finanzielle, zeitliche Restriktionen<br />
- Umfang <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen problembezogenen Vorwissens<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 16
3. Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />
Mit <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs wer<strong>de</strong>n die wesentlichen<br />
Entscheidungen über die anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Forschungsmetho<strong>de</strong>n getroffen, in<strong>de</strong>m die<br />
Art <strong>de</strong>r Datenerhebung (Befragung o<strong>de</strong>r Beobachtung), das Vorgehen bei <strong>de</strong>r<br />
Stichprobenziehung usw. bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />
3.1 Primär- und Sekundärforschung<br />
Am Anfang steht die Frage, ob es überhaupt notwendig ist, für einen bestimmten<br />
Untersuchungszweck Daten neu zu erheben und auszuwerten, da die<br />
Sekundärforschung wesentlich weniger aufwendig ist als die Primärforschung.<br />
Manchmal genügt es, vorhan<strong>de</strong>ne Daten im Hinblick auf das aktuelle Problem neu zu<br />
analysieren:<br />
Entscheidung zwischen Primär- und Sekundärforschung<br />
Primärforschung: Neu-Erhebung für Daten für ein anstehen<strong>de</strong>s<br />
Untersuchungsproblem<br />
(auch Feldforschung o<strong>de</strong>r Field Research)<br />
Sekundärforschung: bereits erhobene und gespeicherte Daten für einen gegebenen<br />
Untersuchungszweck wer<strong>de</strong>n neu aufbereitet und analysiert<br />
(auch Desk Research)<br />
Sekundärforschung:<br />
Zweck <strong>de</strong>r Sekundärforschung<br />
• Ersatz für Primärforschung:<br />
Auswertung vorhan<strong>de</strong>ner Daten ist für die Bearbeitung <strong>de</strong>s anstehen<strong>de</strong>n Problems<br />
ausreichend<br />
• Vorbereitung von Primärforschung:<br />
Primärforschung kann auf Daten basieren, die durch Sekundärforschung erhoben<br />
wur<strong>de</strong>n<br />
auch für die Primäruntersuchungen erfor<strong>de</strong>rlichen Stichprobenziehungen wer<strong>de</strong>n<br />
Sekundärdaten herangezogen<br />
• Ergänzung <strong>de</strong>r Primärforschung:<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Primärforschung wer<strong>de</strong>n für eine Interpretation auch zu Daten <strong>de</strong>r<br />
Sekundärforschung in Beziehung gesetzt<br />
(z.B. Ermittlung von sozio-<strong>de</strong>mographischen Daten einer Käuferschicht mittels <strong>de</strong>r<br />
Primärforschung; anschließend wird mit Hilfe <strong>de</strong>r Sekundärforschung abgeschätzt wie<br />
groß <strong>de</strong>r Anteil dieser Gruppe an <strong>de</strong>r Gesamtbevölkerung ist)<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 17
Vorteile <strong>de</strong>r Sekundärforschung im Vergleich zur Primärforschung<br />
erhebliche Kostenvorteile wegen Rückgriff auf Daten <strong>de</strong>r amtlichen Statistik,<br />
kommerzielle Datenbanken…<br />
<strong>de</strong>utliche Zeitersparnis Aufbereitung und Auswertung bereits vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Daten dauern nur einen Bruchteil <strong>de</strong>r Zeit einer<br />
Primärerhebung<br />
Totalerhebungen Sekundärforschung beruht oftmals auf Totalerhebungen,<br />
d.h. sie ist in ihrer Aussagekraft nicht durch<br />
Stichprobenfehler eingeschränkt<br />
Vergangenheitsdaten Sekundärdaten sind oftmals auch für die Vergangenheit<br />
verfügbar, wodurch die Möglichkeit besteht,<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf zu beobachten<br />
(Entwicklung von Marktanteilen, Einkommensverteilung,<br />
..)<br />
Vergangenheitsbezogene Primärforschung ist ein<br />
Ausnahmefall<br />
Nachteile <strong>de</strong>r Sekundärforschung im Vergleich zur Primärforschung<br />
Erhältlichkeit für viele Marketing-Probleme, insbeson<strong>de</strong>re wenn es um<br />
Informationen geht, die direkt auf das Marketing-Mix<br />
für ein Produkt bezogen sind, sind in allgemein<br />
zugänglichen Quellen keine Daten vorhan<strong>de</strong>n<br />
Maßeinheiten die in bestimmten Statistiken verwen<strong>de</strong>ten Maßeinheiten<br />
sind für die Vorbereitung von Marketing-<br />
Entscheidungen wenig geeignet<br />
Klassengrößen statistische Daten wer<strong>de</strong>n oftmals in bestimmten<br />
Größen-Klassen ausgewiesen, <strong>de</strong>ren Angemessenheit für<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Untersuchungszweck fraglich sein kann<br />
(Jahreseinkommen: bis 30.000, von 30.000 bis 40.000,<br />
..)<br />
Aktualität Daten, z.B. aus <strong>de</strong>r amtlichen Statistik, wer<strong>de</strong>n teilweise<br />
erst mit erheblicher Verzögerung gegenüber <strong>de</strong>m<br />
Erhebungszeitraum publiziert<br />
Genauigkeit hier ist Vorsicht geboten, da man ja oftmals nicht<br />
nachvollziehen kann, wie die Daten erhoben wur<strong>de</strong>n<br />
(erhebliche Auswirkungen)<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 18
vor allem bei Publikationen, die bestimmten Interessen<br />
<strong>de</strong>r herausgeben<strong>de</strong>n Organisationen dienen sollen, muß<br />
man beson<strong>de</strong>rs mit systematisch verzerrten Angaben<br />
rechnen<br />
Repräsentanz manche Sekundärdaten sind für die interessieren<strong>de</strong><br />
Grundgesamtheit nicht repräsentativ<br />
z.B. von Verbän<strong>de</strong>n publizierte Daten haben nur<br />
hinsichtlich ihrer Mitglie<strong>de</strong>r Aussagekraft<br />
Aggregation in Statistiken sind Daten z.B. in regionaler o<strong>de</strong>r<br />
branchenmäßiger Hinsicht teilweise so stark aggregiert,<br />
daß sie für <strong>de</strong>tailliertere Marketing-Fragestellungen<br />
nicht mehr aussagekräftig sind<br />
Informationsquellen für die Sekundärforschung<br />
Unternehmensinterne Quellen<br />
• Absatzbereich (Auftragseingangsstatistik, Außendienstberichte,<br />
Reklamationsstatistik)<br />
• an<strong>de</strong>re Bereiche<br />
Unternehmensexterne Quellen<br />
• amtliche und halbamtliche nationale Quellen (Statistisches Bun<strong>de</strong>samt/<br />
Lan<strong>de</strong>sämter, Deutsche Bun<strong>de</strong>sbank)<br />
• amtliche und halbamtliche internationale Quellen (UNO, ILO, IBRD)<br />
nicht-staatliche Quellen<br />
• Verbän<strong>de</strong> (z.B. <strong>de</strong>r Automobilindustrie)<br />
• Wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitute (Ifo, DIW)<br />
• Zeitschriftenverlage<br />
On-Line-Datenbanken<br />
Als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Erweiterung <strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>r Sekundärforschung bieten On-<br />
Line-Datenbanken einige Vorteile gegenüber traditionellen Zugangswegen zur<br />
Sekundärinfo:<br />
• aktuellere Daten, da ein zeitaufwendiger Publikationsweg entfällt<br />
• <strong>de</strong>utlich größere Menge an zugänglichen Informationen und dadurch auch<br />
in gewisser Weise bessere Qualität<br />
• Zugriff auf die Daten erfolgt sehr schnell<br />
• Daten können in maschinell lesbarer Form abgerufen wer<strong>de</strong>n und sind<br />
daher komfortabel weiter zu verarbeiten<br />
• Gesamtkosten sind viel niedriger<br />
3.2.Typen von Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />
Primärforschung:<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 19
3.2.1. Qualitative Untersuchungen<br />
Definition: qualitative Forschung ist in ihrem Wesen exploratorisch o<strong>de</strong>r<br />
diagnostisch. Sie bedient sich kleiner Zahlen von Personen, die<br />
normalerweise nicht nach <strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>r Stichprobentheorie<br />
ausgewählt. Bei qualitativer Forschung wird nicht <strong>de</strong>r Versuch<br />
unternommen, harte und schnelle Schlüsse zu ziehen. Sie ist eher<br />
impressionistisch als <strong>de</strong>finitiv.<br />
Funktionen qualitativer Untersuchungen:<br />
- explorative Funktion<br />
ergibt sich aus <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an das Instrumentarium explorativer Forschung<br />
- Diagnose-Funktion:<br />
Feststellung von Stärken und Schwächen etc. bei <strong>de</strong>r Entwicklung, Erprobung und<br />
Verbesserung von Marketing-Maßnahmen.<br />
Merkmale qualitativer Mafo<br />
geringe Strukturierung <strong>de</strong>s Forschungsprozesses<br />
Vorgehensweise und Datenanalyse nicht so genau festgelegt wie bei<br />
quantitativen Untersuchungen<br />
kleine, nicht repräsentative Stichprobe<br />
Zahl <strong>de</strong>r Proban<strong>de</strong>n liegt selten bei mehr als 100<br />
da die Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n hohe Bereitschaft zur Mitwirkung erfor<strong>de</strong>rn,<br />
ist eine repräsentative Auswahl kaum möglich<br />
kaum quantifizierend Aussagen<br />
wegen <strong>de</strong>r Eigenheiten <strong>de</strong>r Auswahl von Auskunfts- und Versuchspersonen<br />
und <strong>de</strong>s Vorgehens bei <strong>de</strong>r Datenerhebung wer<strong>de</strong>n quantifizieren<strong>de</strong> Aussagen<br />
nur in Ausnahmefällen und mit großer Vorsicht gemacht (fast alle waren <strong>de</strong>r<br />
Meinung..)<br />
hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die Datensammlung<br />
bei qualitativen Studien müssen speziell ausgebil<strong>de</strong>te Fachleute die<br />
Datensammlung durchführen, weil sie diese weitgehend selbständig steuern<br />
müssen<br />
Grün<strong>de</strong> für qualitative Mafo<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r qualitativen Mafo besteht ein gewisser Rechtfertigungsbedarf;<br />
welchen Stellenwert haben <strong>de</strong>nn beispielsweise Gruppendiskussionen, die zu<br />
impressionistischen Ergebnissen führe, im Vergleich zu Umfrageverfahren, bei <strong>de</strong>nen<br />
Ergebnisse auf Kommastellen genau ausgewiesen wer<strong>de</strong>n können?<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 20
1. mit quantitativer Forschung wird man <strong>de</strong>r Komplexität menschlichen<br />
Verhaltens nicht voll gerecht<br />
2. mit <strong>de</strong>n Hilfsmitteln <strong>de</strong>r quantitativen Forschung erreicht man oftmals nur eine<br />
Scheingenauigkeit; es ist üblich sehr präzise Angaben zu machen, wobei aber<br />
nicht berücksichtigt wird, daß <strong>de</strong>r systematische Fehler weitaus größeres Gewicht<br />
hat<br />
3. auch bei quantitativen Untersuchungen umfaßt <strong>de</strong>r Forschungsprozeß Elemente ,<br />
die eher durch Intuition und Kreativität als durch exakte theoretische<br />
Fundierung geprägt sind (>> Problem<strong>de</strong>finition, Hypothesenformulierung..)<br />
4. für diagnostische Zwecke ist qualitative Forschung besser geeignet als<br />
quantitative<br />
A. Qualitative Untersuchungs<strong>de</strong>signs mit verbaler Datenerhebung<br />
ℵ Gruppendiskussion<br />
unter einer Gruppendiskussion versteht man die gleichzeitige Befragung von<br />
mehreren Auskunftspersonen (meist 6-12), <strong>de</strong>nen Interaktion untereinan<strong>de</strong>r<br />
gestattet ist<br />
sie steht in <strong>de</strong>r Regel unter <strong>de</strong>r Leitung eines psychologisch geschulten<br />
Diskussionsleiters und konzentriert sich auf ein - vom Auftraggeber <strong>de</strong>r<br />
Untersuchung - vorgegebenes Thema<br />
⎣ Vorteile von Gruppendiskussionen:<br />
• neben <strong>de</strong>m Individualverhalten wer<strong>de</strong>n vor allem gruppendynamische Aspekte<br />
erfaßt<br />
• durch die rege Diskussion innerhalb <strong>de</strong>r Gruppe wer<strong>de</strong>n die einzelnen Teilnehmer<br />
so stimuliert, daß auch tiefgreifen<strong>de</strong> Einstellungen und Motive aktualisiert wer<strong>de</strong>n<br />
• die dynamische Gesprächssituation drängt die Interview-Situation in <strong>de</strong>n<br />
Hintergrund, so daß Hemmungen, Ängste und Wi<strong>de</strong>rsprüche häufig abgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n und die Teilnehmer Meinungen und Ansichten äußern, die sie im<br />
Einzelgespräch nie geäußert hätten<br />
• <strong>de</strong>r Einfluß charakteristischer Gruppenphänomene auf die Bildung von<br />
Verhaltens- und Einstellungsweisen wird sichtbar<br />
• die Gruppensituation soll Situationen simulieren, die <strong>de</strong>m normalen<br />
Kommunikations- und Meinungsbildungsprozeß weitgehend ähnlich sind<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 21
⎣ Durchführung von Gruppendiskussionen<br />
Gruppenleiter:<br />
• Leiter achtet auf die Einhaltung und möglichst vollständige Abarbeitung <strong>de</strong>s<br />
vorher festgelegten Themas und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Einzel-Aspekte<br />
• hält <strong>de</strong>n Gesprächsfluß in Gang<br />
• wenn nötig führt er einen Ausgleich zwischen starken und schwachen<br />
Gruppenmitglie<strong>de</strong>r herbei<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gruppe<br />
• bezüglich <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gruppe ist wichtig, daß alle Teilnehmer<br />
eine Beziehung zum vorgegebenen Untersuchungsthema haben müssen, weil<br />
sonst keine hinreichend substantiellen Äußerungen zu erwarten sind<br />
• Homogenität o<strong>de</strong>r Heterogenität <strong>de</strong>r Gruppe:<br />
in soziologisch, psychologisch und i<strong>de</strong>ologisch relativ homogenen Gruppen<br />
fin<strong>de</strong>t man häufig ähnliche und schnell konvergieren<strong>de</strong> Meinungen und<br />
erreicht somit eine gewisse Verallgemeinerungsfähigkeit (Vorsicht!) <strong>de</strong>r<br />
Ergebnisse<br />
in heterogenen Gruppen hingegen, wer<strong>de</strong>n die Teilnehmer durch sehr<br />
unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen stärker gefor<strong>de</strong>rt und zur<br />
intensiven Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Untersuchungsthema gereizt<br />
Aufzeichnung und Auswertung<br />
• die Aufzeichnung <strong>de</strong>s Gesprächsverlaufs erfolgt auf Ton- o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oband,<br />
wobei letztere eine umfassen<strong>de</strong>re Auswertung auch im Hinblick auf nonverbale<br />
Reaktionen erlaubt<br />
• auch wird manchmal <strong>de</strong>m Auftraggeber die Möglichkeit eingeräumt durch<br />
einen Einwegspiegel <strong>de</strong>n Gesprächsverlauf zu beobachten und über eine<br />
Mikrofon-Ohrhörer-Verbindung <strong>de</strong>n Diskussionsleiter zu beeinflussen<br />
• bei <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r Gespräche in Form von Protokollen und schriftlichen<br />
Zusammenfassungen stehen normalerweise nicht die Verdichtung von<br />
Einzelaussagen, son<strong>de</strong>rn die Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n Vielfalt von<br />
Gesichtspunkten und Argumenten im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
⎣ spezielle Formen von Gruppendiskussionen<br />
- Kummulierte Gruppendiskussion<br />
• je<strong>de</strong>r Gruppe wird einige Zeit nach Beginn <strong>de</strong>r Diskussion mit <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
früherer (im Rahmen <strong>de</strong>s gleichen Projekts durchgeführter) Gruppendiskussionen<br />
konfrontiert.<br />
• dadurch will man eine Anreicherung <strong>de</strong>r jeweiligen Meinungspalette und einen<br />
Test <strong>de</strong>r Überzeugungskraft von I<strong>de</strong>en und Meinungen erreichen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 22
- Kombinierte Gruppendiskussion<br />
• Einzel-Interviews und Gruppendiskussion wer<strong>de</strong>n hier miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n<br />
zunächst fin<strong>de</strong>n Einzel-Interviews mit allen Untersuchungsteilnehmern statt,<br />
danach wird eine Gruppendiskussion durchgeführt, bei <strong>de</strong>r u.a. beobachtet wer<strong>de</strong>n<br />
kann, ob und in welcher Weise Meinungsän<strong>de</strong>rungen im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />
vorherigen Interviews auftreten<br />
• in einem abschließen<strong>de</strong>n Einzelinterview kann man dann die individuelle<br />
I<strong>de</strong>ntifizierung mit <strong>de</strong>r entwickelten Gruppenmeinung überprüfen<br />
• durch diese Untersuchungsform kann insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Einfluß von Gruppen-<br />
Meinungen auf <strong>de</strong>n individuellen Meinungsbildungsprozeß ermittelt wer<strong>de</strong>n<br />
- Kontradiktorische Gruppendiskussion<br />
• in <strong>de</strong>r Gruppe befin<strong>de</strong>t sich - für die an<strong>de</strong>ren Teilnehmer nicht erkennbar – eine<br />
Person, <strong>de</strong>ren Aufgabe darin besteht, beim konvergieren <strong>de</strong>r Meinungen zu<br />
wi<strong>de</strong>rsprechen bzw. neue Argumente einzubringen<br />
• damit sollen die Teilnehmer aus <strong>de</strong>r Reserve gelockt, die Diskussion durch<br />
zusätzliche Argumente angereichert und ein Test <strong>de</strong>r Stabilität <strong>de</strong>r<br />
Gruppenmeinung vorgenommen wer<strong>de</strong>n<br />
ℑ Tiefeninterviews<br />
langes und intensives Gespräch zwischen Interviewer und Befragtem über<br />
vorgegebene Themen, das <strong>de</strong>r Interviewer in weitgehend eigener Regie so zu<br />
steuern versucht, daß er möglichst alle relevanten Einstellungen und Meinungen<br />
<strong>de</strong>r befragten Person zu diesem Thema erfährt, auch wenn es sich um Aspekte<br />
han<strong>de</strong>lt, die <strong>de</strong>r befragten Person bis zu diesem Zeitpunkt selbst nicht klar waren<br />
Tiefeninterviews dienen also auch dazu, <strong>de</strong>n Auskunftspersonen Motive.<br />
Verhaltensweisen etc. bewußt wer<strong>de</strong>n zu lassen, die sie selbst bisher kaum<br />
wahrgenommen haben<br />
dauern oftmals länger als eine Stun<strong>de</strong><br />
speziell geschulte Interviewer führen das Gespräch anhand eines Leitfa<strong>de</strong>ns, <strong>de</strong>r<br />
die zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Einzelthemen enthält; sie bemühen sich um die Vertiefung<br />
wichtiger Aspekt und versuchen, Ausuferungen <strong>de</strong>s Interviews zu vermei<strong>de</strong>n<br />
Auswertung erfolgt in <strong>de</strong>r Regel auf Basis von Tonbandmitschnitten >> hier<br />
entsteht aber das Problem, daß auf diese Weise eine sehr große schlecht<br />
strukturierte, unübersichtliche Infomenge erhält<br />
⎣ Vorteile<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 23
1. man erhält vollständige Gedanken- und Argumentationsketten, die sehr viele<br />
Einzelaspekte enthalten; damit können komplexe psychische Zusammenhänge<br />
relativ gut abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
2. die verschie<strong>de</strong>nen Aussagen sind <strong>de</strong>n einzelnen Personen klar zuzuordnen (<br />
Gruppendiskussionen)<br />
3. man kann von Auskunftspersonen Infos erhalten, die diesen ohne das Interview<br />
nicht bewußt gewor<strong>de</strong>n wären >> Aktivierung <strong>de</strong>s Unterbewußtseins<br />
⎣ Nachteile<br />
1. Anfor<strong>de</strong>rungen an die Interviewer sind sehr hoch (speziell auf Interviewtechnik<br />
geschult und tiefgehen<strong>de</strong>s Verständnis <strong>de</strong>s jeweiligen Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s)<br />
2. Auskunftspersonen müssen über intellektuelle Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen verfügen,<br />
v.a. hinsichtlich ihrer Verbalisierungsfähigkeit<br />
3. hoher Zeitaufwand<br />
4. Ergebnisse sind unübersichtlich und untereinan<strong>de</strong>r schlecht vergleichbar<br />
ℜ Projektive Verfahren<br />
basieren auf <strong>de</strong>r Neigung vieler Menschen, eigene unangenehme Gefühle,<br />
Meinungen, Verhaltensweisen etc. auf an<strong>de</strong>re Leute zu übertragen (projizieren), die<br />
projektiven Verfahren machen sich diesen Abwehrmechanismus <strong>de</strong>s Menschen<br />
zunutze, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>r Testperson – in entsprechend peinlichen<br />
Befragungssituationen- Projektionshilfen anbieten<br />
⎣ dadurch kann die Testperson über Unangenehmes und Peinliches berichten, ohne<br />
sich selbst damit in Beziehung zu bringen<br />
Beispiel: direkte Frage: Was sagen sie zu <strong>de</strong>m neuen Auslän<strong>de</strong>rgesetz?<br />
projektive Frage: Was hält man in ihrem Bekanntenkreis von <strong>de</strong>m<br />
neuen Auslän<strong>de</strong>rgesetz?<br />
Produkt-Personifizierung:<br />
hier wird mit geeichten Vorlagen gearbeitet; nach <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage wer<strong>de</strong>n charakterisieren<strong>de</strong><br />
Begriffe zu <strong>de</strong>n einzelnen Personen zugeordnet = Eichung<br />
man geht davon aus, daß die Auskunftsperson ihre eigenen<br />
Vorstellungen von <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Produkt auf die abgebil<strong>de</strong>ten<br />
Personentypen projizieren<br />
⎣ Vor- und Nachteile projektiver Verfahren<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 24
Α die Erhebungstechniken sind typischerweise für die Auskunftsperson nicht<br />
durchschaubar, <strong>de</strong>swegen wird die bewußte Kontrolle <strong>de</strong>s Antwortverhaltens<br />
erschwert<br />
Β an<strong>de</strong>rerseits sind projektive Verfahren schwierig in <strong>de</strong>r Anwendung; die<br />
Anlage und Interpretation setzt erheblichen psychologischen Sachverstand<br />
voraus, und <strong>de</strong>nnoch ist die Validität und Exaktheit <strong>de</strong>r Ergebnisse oft<br />
zweifelhaft<br />
B. Qualitative Untersuchungs<strong>de</strong>signs mit nicht-verbaler Datenerhebung<br />
Blickregistrierungsverfahren:<br />
• können zwar auch zu quantifizierbaren Ergebnissen führen, ihr Einsatz fin<strong>de</strong>t aber<br />
meist im Rahmen qualitativer Untersuchungen statt<br />
• die technisch am wenigsten aufwendige Vorgehensweise besteht in <strong>de</strong>r<br />
Präsentation von Informationen und <strong>de</strong>r Aufzeichnung <strong>de</strong>r Blickverläufe <strong>de</strong>r<br />
Versuchspersonen mittels Vi<strong>de</strong>okamera und –recor<strong>de</strong>r. Anschließend muß diese<br />
Aufnahme in einer mühsamen und meist fehlerbehafteten Weise codiert wer<strong>de</strong>n,<br />
d.h. von Codierern muß festgestellt wer<strong>de</strong>n, welche Teile <strong>de</strong>r Vorlage in welcher<br />
Reihenfolge, wie lange etc. betrachtet wor<strong>de</strong>n sind. Vorteilhaft ist hier die relativ<br />
unaufdringliche Vorgehensweise, in<strong>de</strong>m die Vi<strong>de</strong>okamera mit einem<br />
Einwegspiegel getarnt wird<br />
• die etabliertere und gängige Metho<strong>de</strong> ist allerdings die Verwendung einer<br />
Spezialbrille; diese ist mit einer Vi<strong>de</strong>okamera verbun<strong>de</strong>n, so wird das von einem<br />
in <strong>de</strong>r Brille eingebauten Objektiv aufgenommene Blickfeld <strong>de</strong>r Versuchsperson<br />
laufend an die Kamera und einen Monitor (und Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r) übertragen.<br />
Außer<strong>de</strong>m wird von <strong>de</strong>r Brille ein kleiner Lichtstrahl auf das Auge gerichtet und<br />
von diesem reflektiert. Mit Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Blickrichtung än<strong>de</strong>rt sich auch <strong>de</strong>r<br />
Winkel <strong>de</strong>s reflektierten Lichtstrahls, <strong>de</strong>r über spezielle Spiegel aufgefangen,<br />
übertragen und in das Blickfeld an <strong>de</strong>r jeweils betrachteten Stelle eingeblen<strong>de</strong>t<br />
wird.<br />
• Für die Interpretation <strong>de</strong>r aufgezeichneten Blickverläufe unterschei<strong>de</strong>t man<br />
zwischen Fixation und Sacca<strong>de</strong>; die optische Informationsaufnahme erfolgt<br />
keineswegs in einem kontinuierlichen Prozeß. Vielmehr muß dazu <strong>de</strong>r Blick<br />
jeweils kurzfristig (ca. 0,3 Sek.) an <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Stelle stehenbleiben (=<br />
Fixation). Bei <strong>de</strong>n Bewegungen von einer fixierten Stelle zur an<strong>de</strong>ren (= Sacca<strong>de</strong>)<br />
die weniger als 0,1 Sek. dauern, fin<strong>de</strong>t keine Informationsaufnahme statt.<br />
Für die weitere Analyse gilt es, Anzahl, Gegenstand (betrachtete Information) und<br />
Reihenfolge <strong>de</strong>r Fixation zu erfassen.<br />
3.2.2. Querschnittsuntersuchungen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 25
Merkmale:<br />
• sind <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>skriptiven Forschung zuzurechnen, damit ist typischer<br />
weise eine repräsentative Untersuchungsanlage verbun<strong>de</strong>n (Versuch möglichst<br />
präzise Angaben über eine Grundgesamtheit zu machen und systematische Fehler<br />
zu minimieren)<br />
• Zeitpunktbezogenheit<br />
die Datenerhebung fin<strong>de</strong>t an einem Zeitpunkt (in <strong>de</strong>r Praxis allerdings in einem<br />
Zeitraum, <strong>de</strong>r einige Wochen umfassen kann) statt dies schließt aber nicht aus,<br />
daß ein Teil <strong>de</strong>r Aussagemöglichkeiten darüber hinaus reicht.<br />
man kann beispielsweise eine Frage nach früherem o<strong>de</strong>r zukünftigen Verhalten<br />
stellen , muß dann aber auch mit einer Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Präzision <strong>de</strong>r<br />
Angaben durch Erinnerungsmängel und <strong>de</strong>r Aussagekraft zukunftsbezogener<br />
Angaben durch Än<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf – Bedürfnisse, Präferenzen- rechnen)<br />
Über <strong>de</strong>n Untersuchungszeitpunkt reichen die Interpretationsmöglichkeiten<br />
von Querschnittsuntersuchungen auch, wenn <strong>de</strong>ren Ergebnisse im Vergleich<br />
zu früheren o<strong>de</strong>r für später geplanten entsprechen<strong>de</strong>n Messungen analysiert<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
• Querschnittsuntersuchungen sind <strong>de</strong>r am meisten eingesetzt Untersuchungstyp<br />
in <strong>de</strong>r Marketing-Forschung, vor allem in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r repräsentativen Umfrage<br />
• typische Arten: repräsentative Umfragen<br />
Beobachtungsverfahren<br />
Beobachtungsverfahren als nicht-verbale Form <strong>de</strong>r Datenerhebung im Rahmen von<br />
Querschnittsuntersuchungen<br />
Definition Beobachtung (Zikmund):<br />
wissenschaftliche Beobachtung ist <strong>de</strong>r systematische und zielgerichtete Prozeß <strong>de</strong>r<br />
Erfassung <strong>de</strong>s Verhaltens bzw. <strong>de</strong>r Eigenschaften von Personen, Objekten und<br />
Situationen ohne eine Befragung o<strong>de</strong>r sonstige Kommunikation. Bei <strong>de</strong>r<br />
Beobachtungsmetho<strong>de</strong> sammelt <strong>de</strong>r Forscher Informationen über Ereignisse zum<br />
Zeitpunkt ihres Auftretens o<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>t Aufzeichnungen etc. über frühere<br />
Ereignisse<br />
⎣ Beobachtung als Form <strong>de</strong>r Datenerhebung, die auf eine Kommunikation<br />
zwischen Erheben<strong>de</strong>m und Auskunftsperson durch Fragen und Antworten<br />
verzichtet<br />
Vorteile gegenüber <strong>de</strong>n Befragungsverfahren:<br />
1. in einigen Situationen sind Befragungsverfahren nicht einsetzbar >><br />
Untersuchungen bei Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 26
2. Befragungen erfassen nur verbale Äußerungen <strong>de</strong>r Auskunftsperson, die<br />
keineswegs immer mit <strong>de</strong>m eigentlich interessieren<strong>de</strong>n tatsächlichen Verhalten<br />
übereinstimmen müssen Beobachtungen können hier in bestimmten Fällen zu<br />
genaueren Ergebnissen führen (Gewinnung von Verhaltensdaten)<br />
3. bei Befragungen ist mit Ergebnisverzerrungen durch Einflüsse <strong>de</strong>r<br />
Frageformulierung und <strong>de</strong>s Interviewers zu rechnen, solche Verzerrungen<br />
können bei Beobachtungen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (Validitätsprobleme)<br />
4. Unabhängigkeit von <strong>de</strong>r Auskunftsfähigkeit und –bereitschaft <strong>de</strong>r Befragten<br />
5. Beitrag zur Metho<strong>de</strong>nvielfalt<br />
Nachteile:<br />
1. sie sind bei weitem nicht so breit einsetzbar wie Befragungsverfahren<br />
2. Grün<strong>de</strong> für Verhalten bleibt unklar<br />
3. weitgehen<strong>de</strong>r Bezug auf <strong>de</strong>n Boebachtungszeitpunkt<br />
4. Beschränkung auf Kurzzeitphänomene<br />
5. teilweise großer Untersuchungsaufwand<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an wissenschaftliche Beobachtungsverfahren<br />
• Ausrichtung auf <strong>de</strong>finierten Forschungszweck<br />
• Konzentration auf relevante Ausschnitte <strong>de</strong>r Realität<br />
• Systematische Planung, Durchführung und Aufzeichnung<br />
• Überprüfung von Reliabilität und Validität<br />
Gegenstand <strong>de</strong>r Beobachtungen<br />
• Eigenschaften und Verhaltensweisen von Personen und Gruppen<br />
• aus praktischen Grün<strong>de</strong>n muß man sich bei <strong>de</strong>r Beobachtung auf Sachverhalte<br />
beschränken, die hinreichend oft auftreten und nicht zu lange dauern (bei<br />
langjährigen und selten auftreten<strong>de</strong>n Beobachtungsgegenstän<strong>de</strong> wäre das<br />
Verfahren zu aufwendig und/o<strong>de</strong>r zu langwierig)<br />
Beispielsweise:<br />
physische Handlungen (Wege im Supermarkt)<br />
verbales Verhalten (Verkaufsgespräche)<br />
Ausdruck (Gesichtsausdruck, Stimmfrequenz)<br />
„Spuren“ von Verhalten (Bestän<strong>de</strong>, Abnutzung)<br />
physiologische Merkmale (Hautwi<strong>de</strong>rstand)<br />
zeitliche Merkmale (Reaktionszeit)<br />
Verbale Aufzeichnungen (Inhaltsanalyse)<br />
Verhalten von Wettbewerbern und Absatzmittlern<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 27
Auswahlprobleme bei Beobachtungen<br />
hier stellen sich <strong>de</strong>m Forscher meist komplexere Auswahlprobleme als bei <strong>de</strong>r<br />
Befragung:<br />
zuerst müssen die für <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand als relevant erscheinen<strong>de</strong>n<br />
Merkmale, die in die Erhebung einbezogen wer<strong>de</strong>n sollen, ausgewählt wer<strong>de</strong>n, d.h.<br />
man muß festlegen welche Einzelmerkmale beobachtet wer<strong>de</strong>n sollen, da es i.d.R.<br />
unmöglich ist, alle beobachtbaren Tatbestän<strong>de</strong> zu erfassen<br />
hier ergibt sich das Problem <strong>de</strong>r Gültigkeit <strong>de</strong>r Messung: kann man <strong>de</strong>nn<br />
wirklich davon ausgehen, daß von <strong>de</strong>m beobachteten Merkmal auf <strong>de</strong>n<br />
Sachverhalt geschlossen wer<strong>de</strong>n kann (>> Produkt im HH, heißt das auch daß<br />
es verwen<strong>de</strong>t wird?)<br />
Auswahl von Beobachtungseinheiten: während Befragungen sich immer an eine<br />
Zielperson richten, können hier auch Personengruppen und Sachen untersucht wer<strong>de</strong>n<br />
die Auswahlprobleme bei <strong>de</strong>r Beobachtung sind aber komplexer als bei <strong>de</strong>r<br />
relativ übersichtlichen Ziehung einer Personenstichprobe, da sowohl die<br />
Definition <strong>de</strong>r Grundgesamtheit als auch die Abgrenzung <strong>de</strong>r<br />
Untersuchungseinheit Schwierigkeiten bereiten kann<br />
Festlegung <strong>de</strong>r Erhebungszeit: da Beobachtungen fast immer vom<br />
Befragungszeitpunkt abhängen, muß auch noch die Erhebungszeit festgelegt wer<strong>de</strong>n;<br />
dafür sind Anfang und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Beobachtungszeitraums, die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Beobachtungsintervalle und die Dauer <strong>de</strong>r Einzelbeobachtung zu bestimmen<br />
Gestaltungsmöglichkeit <strong>de</strong>r Beobachtung 5 Dimensionen<br />
• strukturierte und unstrukturierte Beobachtung<br />
strukturierte Beobachtung: vorherige Festlegung <strong>de</strong>r zu untersuchen<strong>de</strong>n<br />
Einzelmerkmale und <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Erfassungskategorien<br />
setzt in <strong>de</strong>r Regel eine weitgehen<strong>de</strong><br />
Konkretisierung <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s<br />
voraus<br />
unstrukturierte: als impressionistische Infosammlung zu<br />
bezeichnen<br />
überwiegend für Vorstudien einsetzbar, eine<br />
ein<strong>de</strong>utige Zuordnung von beobachteten<br />
Tatbestän<strong>de</strong>n zu festgelegten Erfassungskategorien<br />
erfor<strong>de</strong>rt eine angemessene Schulung<br />
<strong>de</strong>s eingesetzten Personals<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 28
für <strong>de</strong>skriptive Untersuchungen kommen fast ausschließlich strukturierte<br />
Beobachtungen in Betracht<br />
• teilnehmen<strong>de</strong> und nicht teilnehmen<strong>de</strong> Beobachtung<br />
bei <strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Beobachter selbst in <strong>de</strong>n untersuchten Prozeß<br />
einbezogen (>> Untersuchung über Verhalten am Arbeitsplatz: Beobachter wird<br />
selbst AN)<br />
Vorteil <strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n Beobachtung ist, daß ein enger und tiefer Kontakt zur<br />
Untersuchungseinheit entsteht, was aber auch gleichzeitig be<strong>de</strong>utet, daß die<br />
Genauigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse eingeschränkt ist:<br />
- beschränkte Aufnahmekapazität<br />
- Doppelrolle (Teilnahme und Distanziertheit) beim beobachteten Prozeß<br />
- möglicher Einfluß <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Beobachter auf <strong>de</strong>n zu untersuchen<strong>de</strong>n Vorgang<br />
ausübt<br />
bei <strong>de</strong>skriptiven Studien steht die nicht-teilnehmen<strong>de</strong> Beobachtung im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
• offene und getarnte Beobachtung<br />
die offene Beobachtung ist für die beobachtete Person erkennbar; diese Form ist<br />
aus ethischen Grün<strong>de</strong>n zu bevorzugen, führt aber häufig zu <strong>de</strong>m Problem, daß das<br />
Bewußtsein beobachtet zu wer<strong>de</strong>n, eine unerwünschte Verhaltensän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
betroffenen Person mit sich bringt<br />
die Mittel zur Tarnung <strong>de</strong>r Beobachtung sind vielfältig, sie können die<br />
Person selbst betreffen (Verkleidung als Supermarktpersonal), o<strong>de</strong>r es<br />
können auch technische Hilfsmittel (versteckte Kameras, durchsichtige<br />
Spiegel) eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
• persönliche und apparative Beobachtung<br />
• Feld- und Laborbeobachtung<br />
wird die Situation, in <strong>de</strong>r die Beobachtung durchgeführt wird, vom Forscher<br />
geschaffen o<strong>de</strong>r beeinflußt, so han<strong>de</strong>lt es sich um eine Laborbeobachtung,<br />
ansonsten um eine Feldbeobachtung ( = unbeeinflußte Situation )<br />
wer<strong>de</strong>n für die Beobachtung spezielle Geräte (Hautgalvanometer zur<br />
Messung von emotionalen Reaktionen) notwendig, so ist man i.d.R. auf<br />
Laboruntersuchungen angewiesen.<br />
Eine Tarnung ist bei einer Laborbeobachtung nicht o<strong>de</strong>r nur<br />
eingeschränkt möglich.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 29
Möglichkeiten <strong>de</strong>r Datenerfassung bei Beobachtungen<br />
3 Wege: Einsatz von Beobachter<br />
Verwendung technischer Geräte<br />
indirekte Beobachtungen (nichtreaktive Verfahren)<br />
ℵ bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Personen, die <strong>de</strong>n Erhebungsvorgang einer Beobachtung<br />
durchführen muß <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Trennung von Untersuchungsanlage und<br />
Datenerhebung gefolgt wer<strong>de</strong>n um unverzerrte Ergebnisse zu erhalten<br />
(analog: bei <strong>de</strong>r Interviewerauswahl, sollen diese möglichst wenig über die Ziele <strong>de</strong>r<br />
Untersuchung wissen)<br />
Datenerfassung: parallel laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche Protokollierung<br />
hier sind recht enge Grenzen <strong>de</strong>r Aufnahme und Wie<strong>de</strong>rgabefähigkeit <strong>de</strong>s<br />
Beobachters zu beachten<br />
ℑ Aufzeichnung <strong>de</strong>s beobachteten Vorgangs zur nachträglichen Protokollierung durch<br />
technische Geräte (Tonband, Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r)<br />
unabhängig von <strong>de</strong>r Aufnahmekapazität <strong>de</strong>s Beobachters<br />
bestimmte Beobachtungen lassen sich sogar nur mit technischen Geräten<br />
vornehmen (>> Blickregistrierung)<br />
technische Hilfsmittel bei Beobachtungen:<br />
Blickregistrierungskamera<br />
Hautgalvanometer<br />
Schnellgreifbühne<br />
Scanner<br />
Pupillometer<br />
Programmanalysator<br />
Aufzeichnungsgerät für Einschaltzeiten<br />
ℜ indirekte Beobachtung (gehören zu <strong>de</strong>n nichtreaktiven Verfahren)<br />
- zwischen Beobachter und beobachteter Person besteht kein Kontakt<br />
- es wer<strong>de</strong>n Auswirkungen von Verhalten untersucht und von diesen dann auf<br />
Verhalten geschlossen (>> z.B. Store-Checks)<br />
- indirekte Beobachtungen sind ein Weg <strong>de</strong>r Datenerhebung <strong>de</strong>r beim Forscher<br />
einiges an Phantasie erfor<strong>de</strong>rt, aber auch bei oft relativ geringem Aufwand zu<br />
interessanten und häufig mit weniger Meßfehlern als Befragungen behafteten<br />
Ergebnissen führen kann<br />
Beispiel: Reaktionszeitmessung<br />
3.2.3. Längsschnitt-Untersuchungen<br />
- hier geht es um Aussagen, die auf Zeiträume o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st auf verschie<strong>de</strong>ne<br />
Zeitpunkte bezogen sind >> damit entspricht diese Form <strong>de</strong>r Untersuchung einem<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 30
<strong>de</strong>r wichtigsten Informationsbedürfnisse <strong>de</strong>r Praxis, <strong>de</strong>nn häufig geht es nicht<br />
primär festzustellen, welche Werte bestimmt Meßgrößen (Bekanntheitsgrad,<br />
Marktanteil) haben, son<strong>de</strong>rn um <strong>de</strong>ren Entwicklung im Zeitablauf<br />
- außer<strong>de</strong>m vermin<strong>de</strong>rt die zeitraumbezogene Untersuchung das Problem<br />
fehlerbehafteter Daten, da gleichartige Messungen wie<strong>de</strong>rholt durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n und so die irreführen<strong>de</strong> Wirkung systematisch verzerrter Einzelmessungen<br />
relativiert wer<strong>de</strong>n kann (= leichtere Interpretation fehlerbehafteter Daten)<br />
- das be<strong>de</strong>utendste Instrument <strong>de</strong>r Längsschnittstudien sind Panel-Untersuchungen<br />
- als Panel bezeichnet man eine festgelegte, gleichbleiben<strong>de</strong> Menge von<br />
Erhebungseinheiten, bei <strong>de</strong>nen über einen längeren Zeitraum hinweg wie<strong>de</strong>rholt<br />
und kontinuierlich, die gleichen Merkmale erhoben wer<strong>de</strong>n.<br />
- Beobachtung von Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf<br />
- bei aggregierten Größen<br />
- bei Individuen (Markenwechsel)<br />
- nach <strong>de</strong>n Erhebungseinheiten und <strong>de</strong>m Erhebungszweck unterschei<strong>de</strong>t man<br />
zwischen:<br />
• Verbraucherpanels<br />
• Han<strong>de</strong>lspanels<br />
• Spezialpanels<br />
Verbraucher-Panel<br />
HH-Panel<br />
Einzelperson<br />
Panel<br />
Panel<br />
Han<strong>de</strong>ls-Panel<br />
Einzelhan<strong>de</strong>ls<br />
Panel<br />
Großhan<br />
<strong>de</strong>ls-<br />
Panel<br />
Spezial-Panel<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 31
Verbraucher-Panel.<br />
• laufen<strong>de</strong> Protokollierung von Einkaufsverhalten von HH o<strong>de</strong>r Einzelpersonen<br />
• Teilnehmer tragen in spezielle Erhebungsbögen je<strong>de</strong>n Einkauf, die Einkaufsstätte<br />
sowie Art, Marke, Menge, Preis ein (Infos über Trends, Markenwechsel,<br />
Wie<strong>de</strong>rholungskäufe, Käuferwan<strong>de</strong>rungen) bzw. Spezial-Scanner<br />
• Probleme mit Panel-Effekt, -Sterblichkeit, Over-/Un<strong>de</strong>r-reporting<br />
• Einkäufe außerhalb privater HH wer<strong>de</strong>n nicht erfaßt (Altenheime; Kantinen)<br />
HH-Panels: diese Daten gehören zu <strong>de</strong>n meistgebrauchten Infoquellen für<br />
Markenartikler <strong>de</strong>r Konsumgüterbranche<br />
Einzelpersonen-Panel:<br />
konzentrieren sich auf spezielle Märkte (Tabak, PKW), bei<br />
<strong>de</strong>nen eine auf <strong>de</strong>n HH bezogene Datenerhebung zu ungenau<br />
wäre<br />
Han<strong>de</strong>ls-Panel<br />
• Schwerpunkt: Einzelhan<strong>de</strong>l<br />
• Erfassung <strong>de</strong>r im Sortiment geführten Produkte an Endverbraucher bei einer<br />
gewissen Zahl möglichst repräsentativ ausgewählter Einzelhan<strong>de</strong>l<br />
• Hochrechnung auf Basis 2-monatiger Inventurdaten (Bestand + Einkäufe –<br />
Lagerbestand am Perio<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> = verkaufte Menge)<br />
• anfallen<strong>de</strong> Daten: Absatzmenge, Umsatz, Preise, Bevorratung, Distribution (>><br />
Trends, Stärken und Schwächen von Produkten, Konkurrentenanalysen)<br />
• Problem bei <strong>de</strong>r Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit (coverage), d.h. bestimmte<br />
Han<strong>de</strong>lsformen wer<strong>de</strong>n nicht erfaßt:<br />
Geheimhaltung (Aldi)<br />
Versandhan<strong>de</strong>l<br />
• geringe Probleme mit Panel-Effekt und -Sterblichkeit<br />
Spezial-Panel<br />
Schwerpunkt: Fernsehforschung<br />
Daten: eingeschalteter Kanal im Zeitablauf, Personenbezogen (>> Einschaltquoten,<br />
reichweite)<br />
Übermittlung <strong>de</strong>r Daten auf elektronischem Weg, kurzfristige Übermittlung<br />
Probleme mit Panel-Effekt, Over-/Un<strong>de</strong>r-Reporting<br />
Methodische Probleme <strong>de</strong>r Panel-Forschung<br />
• Auswahl <strong>de</strong>r Panel-Teilnehmer:<br />
da die Teilnahme recht hohe Anfor<strong>de</strong>rungen stellt (z.B. laufen<strong>de</strong> Protokollierung von<br />
Einkäufen), muß man mit einer hohen Verweigerungsrate rechnen<br />
daher gelingt es meist nicht, die Auswahl durch eine einfache Zufallsstichprobe<br />
vorzunehmen; vielmehr müssen ausfallen<strong>de</strong> Teilnehmer nach bestimmten Quoten-<br />
Merkmalen durch an<strong>de</strong>re entsprechen<strong>de</strong> ersetzt wer<strong>de</strong>n<br />
• Panel-Sterblichkeit<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 32
im Laufe <strong>de</strong>r Zeit erlischt die Bereitschaft zur Teilnahme<br />
• Alterung <strong>de</strong>s Panels<br />
Panel-Mitglie<strong>de</strong>r altern im Laufe <strong>de</strong>r Teilnahme und daher geht ihre Repräsentanz für<br />
die interessieren<strong>de</strong> Grundgesamtheit verloren<br />
>> Nachrücken jüngerer HH, Personen<br />
• Panel-Effekt<br />
Konditionierung <strong>de</strong>r Panel-Mitglie<strong>de</strong>r durch das Bewußtsein, laufend beobachtet o<strong>de</strong>r<br />
befragt zu wer<strong>de</strong>n. Dies kann zur Folge haben, daß das Verhalten <strong>de</strong>r<br />
Untersuchungsteilnehmer von <strong>de</strong>m eigentlich interessieren<strong>de</strong>n normalen Verhalten<br />
abweicht<br />
>> zur Verringerung dieser ergebnisverzerren<strong>de</strong>n Störung nimmt man Panel-<br />
Rotationen vor, d.h. ein regelmäßiger Ersatz eines Teils <strong>de</strong>r Panel-Mitglie<strong>de</strong>r<br />
3.2.4. Experimentelle Untersuchungen<br />
⎢ Definition:<br />
unter einem Experiment versteht man eine Metho<strong>de</strong> (Untersuchungs<strong>de</strong>sign), bei <strong>de</strong>r<br />
eine o<strong>de</strong>r mehrere unabhängige Variablen so manipuliert wer<strong>de</strong>n, daß die<br />
Auswirkungen dieser Manipulation auf eine o<strong>de</strong>r mehrere abhängige Variablen<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Je nach Problemstellung können die entsprechen<strong>de</strong>n Messungen durch Befragungso<strong>de</strong>r<br />
Beobachtungsverfahren vorgenommen wer<strong>de</strong>n, d.h. die Anwendung<br />
experimenteller Untersuchungen ist nicht an ein bestimmtes Erhebungsverfahren<br />
gebun<strong>de</strong>n<br />
Jacoby: im wesentlichen versteht man unter einem Experiment einen Test mit Hilfe<br />
direkter Intervention<br />
?????<br />
Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit Markentreue<br />
Manipulation“ durch bessere Beobachtung <strong>de</strong>r<br />
Qualität, Service etc. in einem Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Gebiet Markentreue in<br />
<strong>de</strong>m Gebiet<br />
Experimente wer<strong>de</strong>n im Rahmen von Kausal-Untersuchungen eingesetzt:<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 33
• es geht darum, zu überprüfen, ob eine bestimmte Ausprägung einer Variablen<br />
tatsächlich <strong>de</strong>r Grund (Ursache) für eine gewisse Ausprägung einer an<strong>de</strong>ren<br />
Variablen (Wirkung) ist.<br />
• Kausal-Hypothese bezieht sich darauf, daß ein vermuteter Grund (unabhängige<br />
Variable, ein Stimulus) einen vermuteten Effekt (eine abhängige Variable, eine<br />
Reaktion) zur Folge hat<br />
• Anhaltspunkte für Kausalbeziehungen:<br />
- gemeinsame Variation von Grund und Effekt<br />
- <strong>de</strong>r Grund hat <strong>de</strong>m Effekt vorauszugehen<br />
- Ausschluß an<strong>de</strong>rer Erklärungsmöglichkeiten<br />
• Merke: die Möglichkeit einen Kausalzusammenhang zwischen 2 Variablen<br />
herzustellen, hängt von <strong>de</strong>m jeweiligen Untersuchungs<strong>de</strong>sign ab, nicht von <strong>de</strong>n<br />
statistischen Metho<strong>de</strong>n, die zur Analyse <strong>de</strong>r erhobenen Daten verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
>> die unabhängige Variable muß nur nominell skaliert sein<br />
zentrale I<strong>de</strong>e bei <strong>de</strong>r Anlage experimenteller Untersuchungen<br />
Ausschluß alternativer Erklärungsmöglichkeiten für <strong>de</strong>n (zu untersuchen<strong>de</strong>n)<br />
Zusammenhang zwischen unabhängiger und abhängiger Variabler<br />
Kontrolle bei Experimenten<br />
allgemeines Konzept <strong>de</strong>r Validierung von Untersuchungsergebnissen<br />
• Variable konstant halten o<strong>de</strong>r systematisch verän<strong>de</strong>rn, um <strong>de</strong>ren Wirkung aus <strong>de</strong>r<br />
Untersuchung auszuklammern o<strong>de</strong>r mit jeweils an<strong>de</strong>ren Bedingungen zu<br />
vergleichen<br />
• Alternativen: Uninteressante und möglicherweise stören<strong>de</strong> Variable konstant<br />
halten o<strong>de</strong>r Vergleich mit einer Kontrollgruppe, bei <strong>de</strong>r die unabhängige Variable<br />
auf einem bestimmten Wert konstant gehalten wird<br />
Eliminierung alternativer Erklärungsmöglichkeiten durch:<br />
• Konstanthalten von Störvariablen<br />
potentielle Störgrößen wer<strong>de</strong>n konstant gehalten, um <strong>de</strong>ren Wirkung aus <strong>de</strong>r<br />
Untersuchung auszuklammern<br />
z.B. Untersuchung nur bei weiblichen/jungen/einkommensstarken etc.<br />
Versuchspersonen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 34
• Randomisierung<br />
zufällige Zuordnung von Versuchspersonen (o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Untersuchungsobjekten) zu Versuchsbedingungen bzw. Ausprägungen <strong>de</strong>r<br />
unabhängigen Variablen<br />
Wirkung von nicht kontrollierten Variablen soll neutralisiert wer<strong>de</strong>n<br />
• Matching<br />
Paare von Untersuchungseinheiten mit gleicher Ausprägung <strong>de</strong>r Störvariablen<br />
wer<strong>de</strong>n auf Versuchs- und Kontrollgruppen aufgeteilt<br />
• Einbeziehung in das Design (faktorielles Design >> mehr unabhängige Variablen)<br />
Kategoriale unabhängige Variable<br />
alle Kombinationsmöglichkeiten <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen wer<strong>de</strong>n<br />
untersucht<br />
Random-Zuordnung <strong>de</strong>r Versuchspersonen zu Kombinationen <strong>de</strong>r<br />
Ausprägungen <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen<br />
Arten von Experimenten: Labor- vs. Fel<strong>de</strong>xperiment<br />
• Laborexperiment:<br />
- künstliche vom Forscher gestaltete Situation<br />
- weitgehen<strong>de</strong> Kontrolle<br />
- begrenzte Übertragbarkeit von Ergebnissen die in einer künstlichen<br />
Umgebung gewonnen wur<strong>de</strong>n<br />
Einsatz von Laborexperimenten für Produkt-, Packungs- und<br />
Werbemitteltests<br />
• Fel<strong>de</strong>xperiment:<br />
- natürliche, realistische Umgebung <strong>de</strong>r Untersuchungssituation<br />
- gute Verallgemeinerungsfähigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
- begrenzte Kontrollierbarkeit <strong>de</strong>r Randbedingungen <strong>de</strong>s Experiments<br />
eine klassische Einsatzmöglichkeit <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>xperiments in <strong>de</strong>r Mafo ist in<br />
<strong>de</strong>r Anlage von Testmärkten und Marktests zu sehen<br />
Validität von Experimenten<br />
• interne Validität<br />
bezieht sich darauf, alternative auf <strong>de</strong>n Meßvorgang zurückzuführen<strong>de</strong> Erklärungen<br />
für die in einer bestimmten Situation gefun<strong>de</strong>nen Zusammenhänge auszuschließen<br />
• externe Validität<br />
bezieht sich auf die Generalisierbarkeit von Ergebnissen über verschie<strong>de</strong>ne Zeiten,<br />
Untersuchungsanordnungen und Personen<br />
Zusammenhang zwischen Art <strong>de</strong>s Experiments und Validität<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 35
Α<br />
Β Β<br />
Unterschied Experiment – Befragung/Beobachtung<br />
Α<br />
• bei einer experimentellen Vorgehensweise wer<strong>de</strong>n Maßnahmen (Manipulationen)<br />
vorgenommen, um unterschiedliche Werte (Ausprägungen) unabhängiger<br />
Variabler bei <strong>de</strong>n Versuchspersonen zu schaffen. Die Auswirkung dieser<br />
Manipulation auf die abhängige Variable wird dann überprüft<br />
• bei einfachen Befragungen/Beobachtungen wer<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n angewandt, die es<br />
erlauben, gegebene Variablen-Ausprägungen zu messen<br />
Beispiele für Experimente in <strong>de</strong>r Mafo:<br />
Wirkung von: Mögliche Maßgrößen:<br />
Produktän<strong>de</strong>rungen MA in einzelnen Gebieten<br />
Packungsän<strong>de</strong>rungen eingesandte Coupons<br />
AD-Steuerung Befragung vorher/nachher<br />
Mailings Befragung versuch-/Kontroll-<br />
Arten <strong>de</strong>r Werbung Gruppen<br />
Messestän<strong>de</strong>n Anfragen aus einem Gebiet/<br />
Katalogen einer Branche<br />
Praktische Vorteile experimenteller Untersuchungen<br />
• reales Verhalten kann untersucht wer<strong>de</strong>n, nicht Aussagen über (angebliches)<br />
früheres o<strong>de</strong>r beabsichtigtes Verhalten<br />
• mit „Bordwaffen“ durchführbar (man kann das auch mit Basiskenntnissen<br />
machen)<br />
• breit anwendbar<br />
• auf konkrete Entscheidungen bezogen<br />
3.3 Befragungsverfahren<br />
3.3.1. Überblick<br />
⎢ Definition:<br />
Laborexperiment<br />
interne Validität<br />
Fel<strong>de</strong>xperiment externe Validität<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 36
als Befragung wer<strong>de</strong>n Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n bezeichnet, die dadurch<br />
gekennzeichnet sind, daß in systematischer Weise Auskunftspersonen durch Fragen<br />
und an<strong>de</strong>re Stimuli (Bildvorlagen..) zu mündlichen o<strong>de</strong>r schriftlichen Angaben über<br />
<strong>de</strong>n Erhebungsgegenstand und damit zusammenhängen<strong>de</strong> Tatbestän<strong>de</strong> veranlaßt<br />
wer<strong>de</strong>n (Schluß: Angaben >> Realität)<br />
• gilt als eine <strong>de</strong>r wichtigsten Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Infobeschaffung in <strong>de</strong>r Mafo<br />
• Befragung wird verstan<strong>de</strong>n als ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher<br />
Zielsetzung, bei <strong>de</strong>m die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen o<strong>de</strong>r<br />
mitgeteilter Stimuli zu verbalen Äußerungen veranlaßt wer<strong>de</strong>n soll<br />
• Grundlage für diese Ansatz ist die Vorstellung, daß die Antworten <strong>de</strong>r<br />
Auskunftsperson Aufschluß über die zu untersuchen<strong>de</strong> soziale o<strong>de</strong>r ökonomische<br />
Realität geben.<br />
• Kernproblem ist die Gültigkeit (Validität) und Verläßlichkeit (Reliabilität) von<br />
Messungen<br />
• das Instrument <strong>de</strong>r Befragung bietet eine Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten, mit<br />
<strong>de</strong>nen es sich an zahlreiche unterschiedliche Ausgangssituationen und<br />
Erkenntnisziele anpassen läßt<br />
• Abgrenzung von <strong>de</strong>n:<br />
- Untersuchungs<strong>de</strong>signs (z.B. Experimente, Panels) innerhalb <strong>de</strong>rer sie zur<br />
Datenerhebung eingesetzt wird<br />
- Beobachtungsmetho<strong>de</strong>n (direkte Wahrnehmung von Tatbestän<strong>de</strong>n)<br />
Befragungen und Untersuchungsziele<br />
• explorative Untersuchungen<br />
- nicht-standardisierte Befragungen<br />
- Thema vorgegeben; Art, Wortlaut, Reihenfolge <strong>de</strong>r Fragen vom Interviewer<br />
gestaltet/beeinflußt<br />
• <strong>de</strong>skriptive und Kausal-Untersuchungen<br />
- standardiserte Befragungen<br />
- genaue und <strong>de</strong>taillierte Festlegungen und Kontrollen <strong>de</strong>s Untersuchungsablaufs<br />
Gestaltungsdimensionen <strong>de</strong>r Befragungsformen:<br />
Gestaltungsdimensionen Ausprägung<br />
Zielperson Bevölkerungsumfrage<br />
Unternehmensbefragung<br />
Expertenbefragung<br />
Befragungsstrategie standardisiertes Interview<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 37
strukturiertes Interview<br />
freies Gespräch<br />
Befragungstaktik direkte Befragungstaktik<br />
indirekt Befragungstaktik<br />
Zahl <strong>de</strong>r Unter- Einthemen-Umfragen<br />
suchungsthemen Mehrthemen-Umfragen<br />
Art <strong>de</strong>r Kommuni- mündliche Befragung<br />
kation schriftliche Befragung<br />
telefonische Befragung<br />
computergestützte Befragung<br />
⊇ Zielperson einer Befragung<br />
• Bevölkerungsbefragungen<br />
hier bil<strong>de</strong>n die Einwohner eines Gebietes o<strong>de</strong>r eine ihrer Teilgruppen<br />
(Biertrinker, Wahlberechtigte…) die Grundgesamtheit<br />
• Unternehmens<br />
im Bereich Investitionsgütermarketing sind es meist Führungskräfte in<br />
Unternehmen, die ihrerseits als potentielle Abnehmer von Investitionsgütern in<br />
Frage kommen<br />
• Expertenbefragungen<br />
wer<strong>de</strong>n für langfristige Prognosen verwen<strong>de</strong>t und nehmen eine Son<strong>de</strong>rstellung<br />
ein, vor allem weil fachliche Kompetenz <strong>de</strong>r Befragten wichtiger ist als <strong>de</strong>ren<br />
Repräsentanz<br />
⊄ Befragungsstrategie<br />
• standardisiertes Interview<br />
festgelegte, einheitliche Frageformulierung und Fragereihenfolge<br />
• strukturierte Befragung<br />
Vorgabe bestimmter Kernfragen die einen Rahmen darstellen, innerhalb<br />
<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r Interviewer Zusatzfragen stellen und Fragenreihenfolgen verän<strong>de</strong>rn<br />
kann<br />
• freies Gespräch<br />
hier ist nur das Untersuchungsthema festgelegt, Art und Reihenfolge <strong>de</strong>r<br />
Fragen bleiben <strong>de</strong>m Interviewer überlassen<br />
die bei<strong>de</strong>n nicht standardisierte Befragungsformen stellen beson<strong>de</strong>rs hohe<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Interviewer und <strong>de</strong>n Interpretieren<strong>de</strong>n:<br />
- <strong>de</strong>r Interviewer muß mit <strong>de</strong>m Untersuchungsthema gut vertraut sein und<br />
sehr konzentriert vorgehen, um gleichzeitig die Antworten <strong>de</strong>r<br />
Auskunftspersonen aufzunehmen und neue Fragen zu formulieren<br />
- vor allem bedarf es aber psychologischer Schulung und beträchtlicher<br />
Erfahrung, um das freie Gespräch so führen zu können, daß keine<br />
Beeinflussung <strong>de</strong>r Befragten erfolgt<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- bei <strong>de</strong>r Auswertung solcher Interviews entsteht das Problem, individuelle<br />
Antworten zu einer überschaubaren Zahl von Kategorien zusammenfassen<br />
zu müssen<br />
- gravieren<strong>de</strong> Fehler können auftreten:<br />
- durch mangeln<strong>de</strong> Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Antworten, die ja auf<br />
unterschiedlichen im Gespräch entstan<strong>de</strong>nen Frageformulierungen<br />
basieren, und<br />
- durch subjektive Einflüsse bei <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Antworten zu für eine Auswertung notwendigen Kategorien<br />
- selbst bei geschulten Interviewern und Untersuchungsleitern verursachen<br />
die unstrukturierten Befragungen erhebliche Probleme<br />
für die meisten Fragestellungen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb vor allem standardisierte<br />
Befragungsstrategien eingesetzt<br />
⊂ Befragungstaktik<br />
• direkte Befragungstaktik<br />
bei <strong>de</strong>n direkten Fragen ist für die Auskunftsperson das entsprechen<strong>de</strong><br />
Erkenntnisziel erkennbar<br />
• indirekte Befragungstaktik<br />
Erkenntnisziel nicht erkennbar, um unverzerrte Antworten zu ermöglichen<br />
indirekte Frageformulierung<br />
die Auskunftsperson wird durch psychologisch geschickte Frageformulierung<br />
veranlaßt, Sachverhalte zu berichten, <strong>de</strong>ren Existenz sie bei direkter<br />
Ansprache u.U. aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Prestiges o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konventionen<br />
verschwiegen o<strong>de</strong>r verzerrt wie<strong>de</strong>rgegeben hätte<br />
Einsatz wenn Einzelaussagen einer Person zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n bzw.<br />
wenn Aussagen verschie<strong>de</strong>ner Gruppen von Befragten verglichen wer<strong>de</strong>n<br />
⎢ indirekte Befragungstechniken erfor<strong>de</strong>rn bei Anlage und Durchführung meist<br />
einen höheren Aufwand als direkte, sind aber häufig die einzige Möglichkeit,<br />
bestimmte Einstellungen, Meinungen etc. zu messen.<br />
⊆ Zahl <strong>de</strong>r Untersuchungsthemen<br />
• Einthemen-Umfragen<br />
- wer<strong>de</strong>n für Spezialuntersuchungen eingesetzt<br />
• Mehr-Themen-Umfragen (Omnibus-Umfragen)<br />
- fin<strong>de</strong>n oftmals auf Initiative von kommerziellen Mafo-Instituten statt, die<br />
interessierten Unternehmen anbieten, sich mit einigen für sie relevanten<br />
Einzelfragen daran zu beteiligen<br />
- durch die Themenmischung bietet die Omnibus-Umfrage methodische<br />
Vorteile, da sie für die Auskunftsperson abwechslungsreicher sind und<br />
keine Ausrichtung auf ein Antwortverhalten erlaubt, das auf einen<br />
erkennbaren Auftraggeber <strong>de</strong>r Untersuchung ausgerichtet ist<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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∈ Art <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
• mündliche Befragung<br />
Auskunftsperson wird i.d.R. vom Interviewer zu Hause o<strong>de</strong>r am Arbeitsplatz<br />
aufgesucht<br />
• telefonische Befragung<br />
• schriftliche Befragung<br />
<strong>de</strong>r Auskunftsperson wer<strong>de</strong>n die Unterlagen meist zugesandt, die dann<br />
ausgefüllt und zurückgesandt wer<strong>de</strong>n sollen<br />
• computergestützte Interviews<br />
hier kann <strong>de</strong>r Rechner <strong>de</strong>n bisher üblichen Fragebogen ersetzen und die Arbeit<br />
<strong>de</strong>s Interviewers weitgehend unterstützen<br />
computergestützte mündliche Interviews wer<strong>de</strong>n bisher hauptsächlich in<br />
speziellen Teststudios durchgeführt = mit Einsatz von Interviewern<br />
Bildschirminterviews = ohne Einsatz von Interviews >> schriftliche Befragung<br />
<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig dominieren<strong>de</strong> Anwendungsbereich von Computern für die<br />
Durchführung von Interviews sind telefonische Befragungen, wo <strong>de</strong>r Einsatz<br />
von CATI-Systemen (computer assisted telephone interview) inzwischen<br />
schon fast zum Standard gewor<strong>de</strong>n ist<br />
eine Befragung im direkten Dialog zwischen Computer und Auskunftsperson<br />
nennt man Bildschirminterview<br />
3.3.2. Probleme <strong>de</strong>r Frageformulierung und <strong>de</strong>s Fragebogenaufbaus<br />
beim Fragebogenentwurf ist man oftmals darauf angewiesen, unter Beachtung sehr<br />
allgemeiner Grundsätze und auf Basis von Erfahrungen aus früheren Untersuchungen<br />
und von genauer Kenntnis <strong>de</strong>s zu untersuchen<strong>de</strong>n Themas mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r subjektiv<br />
zu entschei<strong>de</strong>n, welche Formulierung bzw. welcher Fragebogenaufbau zu gültigen<br />
verläßlichen Ergebnissen führt<br />
Grundsätze <strong>de</strong>r Frageformulierung<br />
⊇ Einfachheit<br />
- je<strong>de</strong> Frage muß so formuliert sein, daß sie für alle –auch für sprachlich weniger<br />
Geschulte- voll verständlich ist<br />
- möglichst kurze, grammatikalisch einfache und <strong>de</strong>m Wortschatz <strong>de</strong>r<br />
Umgangssprache angepaßte Frageformulierung<br />
⊄ Neutralität<br />
- Fragen, bei <strong>de</strong>nen die „Attraktivität“ verschie<strong>de</strong>ner Antwortmöglichkeiten<br />
unterschiedlich ist, führen zu entsprechend verzerrten Ergebnissen (=<br />
ungleichgewichtige Antwortvorgaben)<br />
- Vermeidung von suggestiver Formulierungen (Sind sie mit mir <strong>de</strong>r Meinung…?)<br />
- Neutralität liegt nicht vor, wenn <strong>de</strong>n Auskunftspersonen abweichend von <strong>de</strong>ren<br />
eigentlichen Meinungen und Einstellung - die ja ermittelt wer<strong>de</strong>n sollen - eine<br />
o<strong>de</strong>r mehrere Antwortkategorien nahegelegt wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- die Gefahr <strong>de</strong>r Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse ist beson<strong>de</strong>rs groß, wenn Sachverhalte<br />
erfragt wer<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r Befragte erst im Augenblick <strong>de</strong>r Befragung eine<br />
Meinung bil<strong>de</strong>t<br />
- die Neutralität einer Frage ist auch dann problematisch, wenn die Gefahr besteht,<br />
daß die Auskunftsperson z.B. aus Prestigegrün<strong>de</strong>n, Antworten gibt, die nicht <strong>de</strong>r<br />
Realität entsprechen<br />
>> in solchen Fällen sollte man indirekte Befragungstaktiken einsetzen<br />
⊂ Präzision<br />
- Voraussetzung für präzise Ergebnisse ist eine ein<strong>de</strong>utige Frageformulierung, d.h.<br />
je<strong>de</strong> Frage muß von allen Auskunftspersonen einheitlich im Sinne <strong>de</strong>s<br />
Untersuchungsziels verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (= einheitliches Verständnis)<br />
- für <strong>de</strong>n Präzisionsgrad einer Frage ist auch das Meßniveau, mit <strong>de</strong>m operiert wird<br />
von großer Be<strong>de</strong>utung<br />
man unterschei<strong>de</strong>t 4 Meßniveaus<br />
1. einfachen Klassifizierung (Nominalskalen)<br />
2. Rangordnungen (Ordinalskalen)<br />
3. Rangordnungen mit Aussagen über die Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />
Meßpunkten (Intervallskala)<br />
4. Rangordnung mit interpretierbaren Abstän<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n Skalenwerten<br />
und absolutem Nullpunkt (Verhältnis-/ Ratio-Skala)<br />
- bei <strong>de</strong>r Frageformulierung ist ein möglichst hohes Meßniveau anzustreben, da<br />
dann <strong>de</strong>r Informationsgehalt entsprechend größer ist<br />
- je höher das Meßniveau ist, <strong>de</strong>sto größer und besser sind auch die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r statistischen Datenanalyse, zumal sich eine Messung auf höherem Niveau<br />
ohne Schwierigkeiten in eine Messung auf niedrigerem Niveau transformieren<br />
läßt, was umgekehrt nicht möglich ist.<br />
- in <strong>de</strong>r Praxis sind <strong>de</strong>m Meßniveau oft enge Grenzen gesetzt, weil sehr genaue<br />
(intervall- o<strong>de</strong>r ratioskalierte) Antworten, für <strong>de</strong>n Befragten oftmals nicht möglich<br />
o<strong>de</strong>r nicht zumutbar sind.<br />
- zur Präzision <strong>de</strong>r Frageformulierung tragen im Rahmen <strong>de</strong>s möglichen<br />
(Interviewdauer, Überfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Befragten) möglichst feingeglie<strong>de</strong>rte<br />
Antwortvorgaben bei<br />
- bei einigen quantitativen Merkmalen (Alter, Verbrauchsmengen) sollte man auf<br />
die Klassenbildung völlig verzichten und die Originaldaten erheben<br />
(Klassenzusammenfassungen können dann später je nach Analysezweck<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n)<br />
Praktische Hinweise zur Frageformulierung<br />
• Frageformulierung als mehrstufiger Prozeß (mit Pretests)<br />
• Berücksichtigung von „weiß nicht“ Kategorien<br />
• Zusammenfassung ähnlich aufgebauter Fragen<br />
• Antwortkategorien ausschließlich und vollständig<br />
• balancierte Skalen<br />
• Beachtung <strong>de</strong>r Reihenfolge von Antwortkategorien<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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⊆ Fragetypen<br />
- offene Fragen<br />
hier wird <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>r Antwort in <strong>de</strong>n Fragebogen eingetragen<br />
- geschlossene Fragen<br />
hier sind Antwortmöglichkeiten vorgegeben, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Befragte die am<br />
ehesten entsprechen<strong>de</strong> auswählen soll<br />
⎣ offene Fragen<br />
- bieten <strong>de</strong>n Vorteil, daß eine Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse durch in die Wahl <strong>de</strong>r<br />
Antwortkategorien eingeflossenen vorgefaßten Meinungen <strong>de</strong>s Untersuchen<strong>de</strong>n<br />
vermie<strong>de</strong>n wird und durch das Auftreten eines breiten Spektrums von Antworten<br />
differenzierte und möglicherweise überraschen<strong>de</strong> Ergebnisse erzielt wer<strong>de</strong>n<br />
- dieser Vorteil wird allerdings oft dadurch zunichte gemacht, daß es für eine<br />
Auswertung größerer Datenmengen notwendig ist, die Einzelantworten<br />
nachträglich zu Kategorien zusammenzufassen<br />
- dabei geht natürlich ein Teil <strong>de</strong>r Informationen verloren und subjektive Einflüsse<br />
<strong>de</strong>s Forschers bei <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen Antworten zu <strong>de</strong>n festgelegten<br />
Kategorien sind zu befürchten.<br />
- im Vergleich zu geschlossenen wer<strong>de</strong>n bei offenen Fragen an Interviewer und<br />
Befragten höhere Anfor<strong>de</strong>rungen gestellt:<br />
<strong>de</strong>r Interviewer muß umfangreiche Antworten möglichst unverfälscht notieren<br />
<strong>de</strong>r Befragte muß sich nicht nur zu einer Antwortmöglichkeit bekennen,<br />
son<strong>de</strong>rn diese auch noch formulieren<br />
⎣ geschlossene Fragen<br />
- eine elementare Anfor<strong>de</strong>rung an die Konstruktion geschlossener Fragen besteht<br />
darin, daß die vorgegebenen Antwortkategorien überschneidungsfrei (disjunkt)<br />
sind und das Spektrum möglicher Antworten voll ab<strong>de</strong>cken; je<strong>de</strong> auftreten<strong>de</strong><br />
Antwort muß einer Kategorie ein<strong>de</strong>utig zuzuordnen sein<br />
- in manchen Fällen wird es daher notwendig sein, Restkategorien (sonstiges) o<strong>de</strong>r<br />
offene Kategorien (Einkommen 10.000 und mehr) zu benutzen<br />
- bei mündlichen Befragungen steht ein weiteres Gestaltungsmittel zur Verfügung:<br />
die Verwendung von Vorlagen; man beschränkt sich nicht mehr nur auf die<br />
mündliche Kommunikation, son<strong>de</strong>rn unterstützt diese durch optische Hilfsmittel<br />
- diese Unterstützung besteht darin, daß <strong>de</strong>m befragten Bil<strong>de</strong>r, Texte, Listen,<br />
Abbildungen von Markenzeichen.. vorgelegt wer<strong>de</strong>n<br />
- diese Mittel wird vor allem dann eingesetzt, wenn es gilt, abstrakte Sachverhalte<br />
zu veranschaulichen o<strong>de</strong>r die Erinnerung <strong>de</strong>s Befragten aufzufrischen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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⎢ Grundsätze <strong>de</strong>s Fragebogenaufbaus<br />
• in <strong>de</strong>r Praxis hat es sich bewährt, <strong>de</strong>n Fragebogen mit einigen leicht zu<br />
beantworten<strong>de</strong>n, das Interesse <strong>de</strong>r Auskunftsperson wecken<strong>de</strong>n Fragen<br />
einzuleiten (Eisbrecherfragen). Damit soll die Atmosphäre <strong>de</strong>s Interviews<br />
zunächst etwas gelockert und die Aufgeschlossenheit <strong>de</strong>s Befragten vergrößert<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
• <strong>de</strong>n Hauptteil <strong>de</strong>s Fragebogens bil<strong>de</strong>n daran anschließend die Sachfragen, mit<br />
<strong>de</strong>nen die vor Beginn <strong>de</strong>r Untersuchung festgelegten Programmfragen und<br />
Hypothesen beantwortet bzw. überprüft wer<strong>de</strong>n sollen<br />
- in diesem Abschnitt hat sich eine Mischung <strong>de</strong>r Themenkomplexe als<br />
zweckmäßig erwiesen; damit wird nicht nur eine Ermüdung <strong>de</strong>r<br />
Auskunftsperson, son<strong>de</strong>rn vor allem eine wechselseitige Beeinflussung<br />
zusammenhängen<strong>de</strong>r Fragen vermin<strong>de</strong>rt<br />
- in vielen Fällen ist es notwendig über die Trennung <strong>de</strong>r Fragen hinaus eine<br />
zweckmäßige Reihenfolge zu wählen, um Verzerrungen zu vermei<strong>de</strong>n<br />
- manchmal wer<strong>de</strong>n auch sog. Filterfragen verwen<strong>de</strong>t; sie dienen dazu, daß<br />
Auskunftspersonen, für die ein bestimmter Teil <strong>de</strong>s Fragebogens nicht zutrifft,<br />
diesen Teil überspringen<br />
• <strong>de</strong>n Abschluß <strong>de</strong>s Fragebogens bil<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel die Feststellung <strong>de</strong>r<br />
Strukturmerkmale:<br />
- bei Personenstichproben sind das hauptsächlich sozio-<strong>de</strong>mographische<br />
Merkmale (Alter, Geschlecht..) bei Betriebsstichproben hingegen Daten wie<br />
Branche, Betriebsgröße…<br />
- die Stellung dieses Komplexes am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Fragebogens bietet sich an, da<br />
diese Fragen einerseits schnell zu beantworten sind und auch nach einem<br />
langen Interview noch gestellt wer<strong>de</strong>n können, und <strong>de</strong>r Auskunftsperson erst<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Interviews klar wird, daß <strong>de</strong>rartige Fragen nicht dazu da sind, in<br />
ihre Intimsphäre einzudringen, son<strong>de</strong>rn zur Interpretation <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />
Fragen dienen<br />
⎣ Aufbau:<br />
1. Kontaktfragen (Eisbrecherfragen)<br />
2. Sachfragen (Son<strong>de</strong>rfall: Filterfragen)<br />
3. Strukturmerkmale(Statistik)<br />
⎣ man muß sich klar machen, daß die Reihenfolge bei schriftlichen Befragungen nur<br />
teilweise von Be<strong>de</strong>utung sind, da in diesem Fall <strong>de</strong>r Befragte die Möglichkeit hat, sich<br />
vor <strong>de</strong>r Beantwortung erst einen Gesamtüberblick über <strong>de</strong>n Fragebogen zu<br />
verschaffen und dies in <strong>de</strong>r Regel auch tut<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- dafür muß man aber stärker auf leichte Lesbarkeit achten, Fragebogen die<br />
unübersichtlich aufgeteilt sind, schwer verständliche Fragen enthalten o<strong>de</strong>r<br />
einen wenig attraktiven Gesamteindruck hinterlassen, könnten einige<br />
Auskunftspersonen veranlassen, gar nicht zu antworten<br />
- Prämien als Belohnung für Teilnahme: verringern <strong>de</strong>n Kostenvorteil +<br />
Sponsorship-Effekt<br />
3.3.3. Befragungstaktik<br />
• direkte Befragungstaktik<br />
- wenn die im Fragebogen verwen<strong>de</strong>te Testfrage <strong>de</strong>r das Erkenntnisziel<br />
beschreiben<strong>de</strong> Problemfrage entspricht<br />
Problemfrage: Alter <strong>de</strong>s Befragten<br />
Testfrage: Wie alt sind sie?<br />
- die direkte Befragung wird zur Ermittlung einer Vielzahl von Sachverhalten<br />
eingesetzt, bei <strong>de</strong>nen nicht die Gefahr von Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse z.B. durch<br />
mangeln<strong>de</strong> Artikulationsfähigkeit <strong>de</strong>r Auskunftsperson o<strong>de</strong>r prestigeempfindliche<br />
Untersuchungsthemen besteht<br />
- die Formulierung direkter Fragen –unter Beachtung <strong>de</strong>r Grundsätze <strong>de</strong>r<br />
Frageformulierung- ist relativ einfach<br />
• indirekte Befragungstechnik<br />
(a) indirekte Frageformulierung<br />
eine Möglichkeit indirekte Fragen zu stellen besteht darin, eine Frage psychologisch<br />
so geschickt zu formulieren, daß <strong>de</strong>r Befragte Auskünfte gibt, die er bei <strong>de</strong>r direkten<br />
Fragestellung nicht o<strong>de</strong>r nur verzerrt gegeben hätte<br />
(b) Zusammenfassung von Einzelaussagen eines Befragten<br />
man kann Einzelaussagen <strong>de</strong>s Befragten, die sich auf Teilaspekte <strong>de</strong>s<br />
Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s beziehen, zusammenfassen und als Information über <strong>de</strong>n<br />
Untersuchungsgegenstand insgesamt interpretieren<br />
>> Multi-Item-Skalen<br />
(c ) Vergleich von Aussagen verschie<strong>de</strong>ner Gruppen von Befragten<br />
eine dritte Möglichkeit ist es die Aussagen verschie<strong>de</strong>ner, im Hinblick auf die<br />
untersuchte Grundgesamtheit jeweils repräsentativen Gruppen, zu vergleichen.<br />
je<strong>de</strong> dieser Gruppen wird mit einer hinsichtlich eines für <strong>de</strong>n<br />
Untersuchungsgegenstand relevanten Merkmals abweichen<strong>de</strong>n Fragestellung<br />
konfrontiert<br />
aus <strong>de</strong>n Abweichungen <strong>de</strong>r Gruppenergebnisse voneinan<strong>de</strong>r wird auf die Einstellung<br />
zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Ausprägungen <strong>de</strong>s Merkmals geschlossen<br />
⎢ Möglichkeiten und Grenzen von Befragungen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 44
• Fehlerempfindlichkeit von Befragungsdaten z.B. Länge <strong>de</strong>s Fragetextes hat<br />
Einfluß auf die Antwort)<br />
• problematische Annahmen bezüglich <strong>de</strong>r Auskunftsfähigkeit von Personen<br />
• Unverzichtbarkeit von Befragungsdaten:<br />
• breiter Einsetzbarkeit<br />
• relativ geringer Kosten<br />
• Anwendbarkeit großer Stichproben<br />
• fehlen<strong>de</strong>r alternativer Metho<strong>de</strong>n für einige Untersuchungsgegenstän<strong>de</strong><br />
• Unabhängigkeit <strong>de</strong>s Meßzeitpunkts vom Untersuchungsgegenstand<br />
Annahmen bei verbalen Angaben zu früherem Verhalten (Jacoby)<br />
• Informationsspeicherung hat stattgefun<strong>de</strong>n<br />
• Information bleibt unmodifiziert im Langzeitspeicher<br />
• Zugriff zur Information bleibt im Zeitablauf erhalten<br />
• keine Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Erinnerungsvermögens bei <strong>de</strong>n Auskunftspersonen<br />
• Nicht-Reaktivität von Befragungen<br />
3.3.4. Kommunikationsformen bei <strong>de</strong>r Befragung<br />
⎢ Beurteilungs-/Vergleichskriterien<br />
Bei <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Kommunikation unterschei<strong>de</strong>t man zwischen mündliche, telefonische,<br />
schriftliche Befragung<br />
⊇ Repräsentanz<br />
• Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit: wird die Berechenbarkeit <strong>de</strong>r Chance für alle<br />
Elemente <strong>de</strong>r Grundgesamtheit, Elemente <strong>de</strong>r Stichprobe zu wer<strong>de</strong>n durch die<br />
Kommunikationsform <strong>de</strong>r Befragung beeinflußt?<br />
• Problem <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Stichprobenausschöpfung: ein Teil <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />
Stichprobe befindlichen Zielpersonen erhält <strong>de</strong>n Fragebogen nicht o<strong>de</strong>r verweigert<br />
die Antwort<br />
wenn man die Stichprobe in die Gruppe <strong>de</strong>rer, die antworten und <strong>de</strong>rer die<br />
nicht antworten unterteilt, kann es sein, daß sich diese bei<strong>de</strong>n Gruppen<br />
hinsichtlich einer für die Untersuchung relevanter Merkmale unterschei<strong>de</strong>n<br />
(Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse)<br />
>> eine Vergrößerung <strong>de</strong>r Stichprobe wür<strong>de</strong> hier nicht weiterhelfen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 45
nur die möglichst weitgehen<strong>de</strong> Ausschöpfung <strong>de</strong>r Stichprobe kann die<br />
Repräsentanz einer Umfrage verbessern<br />
• ein weiteres Problem ist mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r für die Stichprobe ausgewählten<br />
Person verbun<strong>de</strong>n, Ergebnisse können verzerrt wer<strong>de</strong>n, wenn die in <strong>de</strong>r Stichprobe<br />
genannte nicht mit <strong>de</strong>r antworten<strong>de</strong>n Person i<strong>de</strong>ntisch ist, da so die Zufälligkeit<br />
<strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Erhebungselemente nicht mehr gegeben wäre<br />
(I<strong>de</strong>ntitätsproblem) >> Total- o<strong>de</strong>r Teilfälschungen<br />
⊄ Qualität <strong>de</strong>r Daten<br />
• in welchem Maße ist das umrissene Instrumentarium <strong>de</strong>r Frageformulierung<br />
(Verwendung von Vorlagen), <strong>de</strong>s Fragebogenaufbaus (Steuerung <strong>de</strong>r<br />
Fragenreihenfolge) und <strong>de</strong>r Befragungstechnik (Verwendung umfangreicher Item-<br />
Batterien zur In<strong>de</strong>xbildung o<strong>de</strong>r Skalierung) einsetzbar?<br />
• Diskussion von möglichen Antwortverzerrungen, die mit <strong>de</strong>r Befragungsform<br />
zusammenhängen<br />
⊂ Organisatorischer und finanzieller Aufwand<br />
• ein Teil <strong>de</strong>s mit einer Umfrage verbun<strong>de</strong>nen Aufwan<strong>de</strong>s - z.B.<br />
Fragebogenerstellung, Auswertung, Berichterstattung..- ist von <strong>de</strong>r<br />
Kommunikationsart weitgehend unabhängig und muß daher nicht beson<strong>de</strong>rs<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n<br />
• <strong>de</strong>utlich Unterschie<strong>de</strong> zeigen sich aber vor allem beim Erhebungsaufwand pro<br />
Interview und auch bei <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Stichprobenziehungen zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />
Tätigkeiten<br />
Mündliche Befragung<br />
⊇ Repräsentanz<br />
- die mündliche Befragung kann bei Stichproben aus beliebigen Grundgesamtheiten<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n (= Beziehung Stichprobe-Grundgesamtheit kein Problem)<br />
- hinsichtlich <strong>de</strong>r Stichprobenausschöpfung führt sie im allgemeinen zu befriedigen<strong>de</strong>n<br />
Resultaten (70 – 90%); eine vollständige/fast vollständige Ausschöpfung<br />
wird äußerst selten erreicht;<br />
- Ursachen für Interviewausfälle:<br />
• Verweigerung aus verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n<br />
• mangeln<strong>de</strong> Erreichbarkeit <strong>de</strong>r Zielperson<br />
• Adressenmängel<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- das I<strong>de</strong>ntitätsproblem stellt sich bei <strong>de</strong>n mündlichen Fragen im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>s Interviewerstabs >>> an<strong>de</strong>re Person wird befragt, Fälschung<br />
von Interviews (>> Abhilfe: Interviewerkontrollen)<br />
⊄ Qualität <strong>de</strong>r Daten<br />
- bei <strong>de</strong>r mündlichen Befragung kann man das gesamte Instrumentarium <strong>de</strong>r<br />
Frageformulierung und <strong>de</strong>r Befragungstaktik einsetzen , da die<br />
Befragungssituation vom Interviewer gemäß <strong>de</strong>n Anweisungen <strong>de</strong>s<br />
Untersuchungsleiters gestaltet wer<strong>de</strong>n kann<br />
>>eine notwendige Fragenreihenfolge kann so garantiert wer<strong>de</strong>n<br />
>>Vorlagen können eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
>>bei komplexen Fragen kann <strong>de</strong>r Interviewer Hilfestellung leisten<br />
>>und ggf. Infos, die das Interview liefert, durch eigene Beobachtungen<br />
ergänzen<br />
- durch die vielfältigen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Fragebogengestaltung kann man eine<br />
mündliche Befragung recht abwechslungsreich gestalten und <strong>de</strong>swegen auch<br />
relativ lange Interviews durchführen<br />
Aber: bei persönlichen Interviews besteht die Gefahr <strong>de</strong>r Verzerrung durch eine<br />
Einfluß <strong>de</strong>s Interviewers (Interviewer-Bias):<br />
- dies kann einerseits daran liegen, daß <strong>de</strong>r Interviewer durch seine Persönlichkeit<br />
o<strong>de</strong>r sein Verhalten das Antwortverhalten <strong>de</strong>s Befragten beeinflußt<br />
- an<strong>de</strong>rerseits kann das Problem <strong>de</strong>r selektiven Wahrnehmung auftreten: dies ist<br />
eine unbewußte Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Interviewers, die gegebenen Antworten in Richtung<br />
auf seine eigenen Erwartungen verfälscht aufzunehmen<br />
- Mittel zur Erreichung eines möglichst neutralen Verhaltens <strong>de</strong>r Interviewer sind<br />
vor allem:<br />
- die weitgehen<strong>de</strong> Standardisierung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />
- die klare personelle Trennung von Untersuchungsanlage und<br />
Interviewdurchführung<br />
- und einer zweckmäßigen Interviewerauswahl und –schulung<br />
⊂ Aufwand<br />
- die mündliche Befragung stellt die bei weitem aufwendigste <strong>de</strong>r 3<br />
Erhebungsinstrumente dar<br />
>>hohe Kosten für Interviewer<br />
>>organisatorischer und finanzieller Aufwand für die Rekrutierung, Betreuung,<br />
Schulung und Kontrolle <strong>de</strong>r Interviewer<br />
Telefonische Befragung<br />
⊇ Repräsentanz<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 47
- Voraussetzung für eine repräsentativ angelegte telefonische Befragung ist eine<br />
hinreichend große Telefondichte in <strong>de</strong>r interessieren<strong>de</strong> Zielgruppe<br />
- eine mangeln<strong>de</strong> Stichprobenausschöpfung spielt hier eine geringere Rolle, da eine<br />
große Zahl wie<strong>de</strong>rholter Kontaktversuche leicht und ohne großen Mehraufwand<br />
durchführbar ist<br />
- das I<strong>de</strong>ntitätsproblem stellt sich hier ebenso wie bei <strong>de</strong>r mündlichen Befragung<br />
⊄ Qualität <strong>de</strong>r Daten<br />
- <strong>de</strong>utlich geringer als bei mündlichen Befragungen, da man sich auf relativ<br />
undifferenzierte Fragestellungen beschränken muß, weil <strong>de</strong>r rein akkustische<br />
Kontakt komplexere Fragen nicht zuläßt<br />
- aber dafür ist hier die Gefahr <strong>de</strong>s Interviewer-Bias aufgrund <strong>de</strong>s nur telefonischen<br />
Kontakts geringer<br />
- man geht davon aus, daß ein telefonisches Interview viel kürzer sein muß als ein<br />
mündliches, auch weil die Hemmung <strong>de</strong>n Hörer aufzulegen viel geringer ist als<br />
ein persönliches Gespräch zu been<strong>de</strong>n<br />
⊂ Aufwand<br />
- hier liegt <strong>de</strong>r gravieren<strong>de</strong> Vorzug <strong>de</strong>r telefonischen Befragung (Kostenvorteile,<br />
Schnelligkeit):<br />
- die Kosten pro Interview sind durch <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen relativ geringen<br />
Zeitaufwand entsprechend niedrig, Spesen für Interviewer entfallen<br />
- man erhält auf telefonischen Wege mit niedrigem organisatorischen Aufwand sehr<br />
schnell Ergebnisse (z.B. durch die schnelle Stichprobenziehung mittels Telefon-<br />
/Branchenbücher)<br />
Exkurs: Computergestützte Telefon-Interviews<br />
die Entwicklung von CATI-Systemen hat <strong>de</strong>n Trend zur telefonischen Befragung in<br />
<strong>de</strong>n letzten Jahren verstärkt, da damit zusätzliche Vorteile verbun<strong>de</strong>n sind<br />
Ablauf eines Interviews mit CATI-Unterstützung:<br />
• <strong>de</strong>r Interview-Ablauf wird von <strong>de</strong>n Computer gesteuert<br />
• Frage und Antwortkategorien erschienen auf <strong>de</strong>m Bildschirm und wer<strong>de</strong>n vom<br />
Interviewer <strong>de</strong>r Auskunftsperson vorgelesen<br />
• <strong>de</strong>ren Antwort wird vom Interviewer über eine Tastatur sofort in <strong>de</strong>n Rechner<br />
eingegeben und dieser präsentiert die nächste Frage auf <strong>de</strong>m Bildschirm, wobei<br />
die Einhaltung <strong>de</strong>r manchmal recht komplizierten Verzweigungslogik<br />
(Filterfragen) automatisch gesteuert wird<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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Vorteile eines CATI-Interviews im Gegensatz zu einem herkömmlichen Telefon-<br />
Interview:<br />
- durch die direkte Eingabe <strong>de</strong>r Antworten in <strong>de</strong>n Rechner entfällt <strong>de</strong>r<br />
zeitaufwendige Prozeß <strong>de</strong>r Codierung und Fehlerkontrolle<br />
- die sofortige Auswertbarkeit je<strong>de</strong>s abgeschlossenen Interviews ermöglicht<br />
Zwischenauswertungen während <strong>de</strong>s Prozeß <strong>de</strong>r Datenerhebung; damit können<br />
Schwächen einzelner Frageformulierungen relativ früh erkannt (und ggf.<br />
korrigiert) wer<strong>de</strong>n (so ist auch die Realisierung <strong>de</strong>r sequentiellen<br />
Stichprobenpläne (Abbruch <strong>de</strong>r Datenerhebung sobald signifikante Ergebnisse<br />
vorliegen) erstmals praktisch möglich gewor<strong>de</strong>n<br />
- laufen<strong>de</strong> Fehlerkontrollen, weniger Fehlermöglichkeiten (unmittelbar nach <strong>de</strong>r<br />
Eingabe <strong>de</strong>r Antwort wer<strong>de</strong>n bei vielen Systemen Fehlerkontrollen vorgenommen<br />
>> Erhöhung <strong>de</strong>r Qualität)<br />
- Interviewerkontrolle<br />
- fortgeschrittene Systeme erlauben eine weitgehen<strong>de</strong> Individualisierung <strong>de</strong>r<br />
Befragung (Infos, die zu Beginn eingegeben wur<strong>de</strong>n, können im weiteren Verlauf<br />
<strong>de</strong>s Interviews verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n)<br />
- automatische Steuerung bei Verzweigungen (Filterfragen)<br />
- häufig hat man bei Befragungen mit Effekten <strong>de</strong>r Reihenfolge von Fragen o<strong>de</strong>r<br />
Antwortkategorien zu rechnen. Computerkontrollierte Interviews erlauben eine<br />
Neutralisierung dieses Einflusses durch Randomisierung <strong>de</strong>r Frage- und<br />
Antwortreihenfolgen<br />
- hohe Stichprobenausschöpfung möglich (Call Back Algorithmen)<br />
- Realisierbarkeit von sequentiellen Stichproben<br />
- Unterstützung <strong>de</strong>r Stichprobenziehung (Random Digit Dialing)<br />
Schriftliche Befragung<br />
verschie<strong>de</strong>ne Formen <strong>de</strong>r schriftlichen Befragung:<br />
- durch die Post versandte Fragebogen<br />
- persönlich verteilte und abgeholte Fragebogen<br />
- Fragebogen, die an die zu betreffen<strong>de</strong>n Personen, die in einem Raum sind, verteilt<br />
und nach <strong>de</strong>r Ausfüllung, wie<strong>de</strong>r eingesammelt wer<strong>de</strong>n (Klassenzimmer-<br />
Interview)<br />
⊇ Repräsentanz<br />
- mangeln<strong>de</strong> Repräsentanz, da man mit einer großen Zahl von nicht antworten<strong>de</strong>n<br />
Menschen rechnen muß<br />
- da man bei schriftlichen Befragungen – im Gegensatz zu <strong>de</strong>n persönlichen sich<br />
nicht auf einen „Druck-ausüben<strong>de</strong>n“ Interviewer verlassen kann – muß man mit<br />
einer geringen Rücklaufquote rechnen, weil viele Auskunftspersonen wegen einer<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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gewissen Gleichgültigkeit, wirklichem o<strong>de</strong>r eingebil<strong>de</strong>ten Zeitmangel o<strong>de</strong>r wegen<br />
mangeln<strong>de</strong>r Schreibgewandtheit <strong>de</strong>n Fragebogen nicht ausfüllen<br />
- dieser geringe Rücklauf wird auch kaum durch die größere Anonymität <strong>de</strong>r<br />
Befragung und <strong>de</strong>r besseren Erreichbarkeit schwer erreichbarer Menschen<br />
kompensiert<br />
- während früher nur Rücklaufquoten von 25% erreicht wur<strong>de</strong>n, erreicht man heute<br />
durchaus Antwortquoten von 70% ! ⎣ Grün<strong>de</strong>:<br />
Begleitschreiben<br />
• das Begleitschreiben muß Aufschluß darüber geben, wer für die Umfrage<br />
verantwortlich ist; die besten Ergebnisse sind im allgemeinen zu erzielen,<br />
wenn als Absen<strong>de</strong>r Institutionen wissenschaftlichen o<strong>de</strong>r hoheitlichen<br />
Charakters auftreten<br />
• weiter muß in <strong>de</strong>m Begleitschreiben erkennbar sein, weshalb <strong>de</strong>r<br />
Veranstalter <strong>de</strong>r Umfrage an einer Beantwortung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />
interessiert ist<br />
• sinnvoll kann es auch sein <strong>de</strong>n Auskunftspersonen die vertrauliche<br />
Behandlung <strong>de</strong>r Angaben zuzusichern<br />
Mahnschreiben<br />
• durch <strong>de</strong>n Versand von Mahnschreiben läßt sich eine hohe Antwortquote<br />
bei <strong>de</strong>n Personen realisieren, die bis dato noch nicht geantwortet haben<br />
• <strong>de</strong>r Erfolg dieses Schreibens nimmt mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholungen<br />
ab, daher beschränkt man sich, um kosten und Dauer einer Untersuchung<br />
nicht übermäßig anwachsen zu lassen, meist auf 2 bis 3<br />
Erinnerungsschreiben<br />
• bei <strong>de</strong>r Wahrung <strong>de</strong>r Anonymität ergeben sich natürlich Probleme:<br />
behelfen kann man sich hier, in<strong>de</strong>m man die Auskunftsperson bittet neben<br />
<strong>de</strong>m Fragebogen ein weiters Schreiben mit Name und Adresse<br />
zurückzusen<strong>de</strong>n<br />
Rücklauferhöhung bei schriftlichen Befragungen<br />
• Versand von Mahnungen<br />
• Gestaltung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />
• Image <strong>de</strong>s Veranstalters<br />
• Begleitschreiben, Versandumschlag, Rückumschlag<br />
• Verwendung von Belohnungen<br />
• Vorgabe einer Rücksen<strong>de</strong>frist<br />
• Wahl <strong>de</strong>s Versandtermins<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- das I<strong>de</strong>ntitätsproblem tritt natürlich auch bei schriftlichen Umfragen auf, <strong>de</strong>nn es<br />
kann nicht garantiert wer<strong>de</strong>n, daß auch tatsächlich die für die Stichprobe<br />
ausgewählte Person <strong>de</strong>n Fragebogen auch tatsächlich auswählt; jegliche Art von<br />
Kontrolle durch einen Interviewer entfällt<br />
- in welchem Ausmaß Fragebogen an Personen die nicht zur Stichprobe gehören,<br />
zur Beantwortung weitergegeben wer<strong>de</strong>n, ist weitgehend davon abhängig, ob die<br />
zu befragen<strong>de</strong> Person <strong>de</strong>n Eindruck hat, für das Thema <strong>de</strong>r Umfrage zuständig zu<br />
sein<br />
⊄ Qualität<br />
- die Möglichkeit, Vorlagen, Bil<strong>de</strong>r.. zu verwen<strong>de</strong>n ist natürlich eingeschränkt<br />
- die Tatsache, daß die Auskunftsperson <strong>de</strong>n Fragebogen vor <strong>de</strong>r Beantwortung<br />
durchlesen kann, beeinträchtigt auch die Verwendbarkeit einiger experimenteller<br />
Verfahren<br />
- um Qualität bei schriftlichen Befragungen sicherzustellen, muß natürlich <strong>de</strong>r<br />
Fragebogen <strong>de</strong>rart gestaltet wer<strong>de</strong>n, daß die Beantwortung auch weniger<br />
gebil<strong>de</strong>ten Personen keine Schwierigkeiten bereitet<br />
- präzise, leicht verständliche Formulierungen<br />
- übersichtliche Aufteilung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />
- <strong>de</strong>utliche Anweisungen für das Ausfüllen<br />
- für eine optimale Gestaltung ist es sinnvoll, ihn vor <strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>r<br />
Endfassung mit Hilfe kleiner repräsentativer Stichproben zu testen und ggf. zu<br />
verbessern<br />
⊂ Aufwand<br />
- bei schriftlichen Befragungen ergeben sich –trotz eines hohen methodischen<br />
Aufwand- relativ geringe Kosten pro Interview, die sich im wesentlichen auf das<br />
Porto beschränken<br />
- auch in organisatorischer Hinsicht gibt es Vorteile, da die schriftliche Befragung<br />
nicht <strong>de</strong>n Apparat eines professionellen <strong>Marktforschung</strong>sinstituts voraussetzt,<br />
son<strong>de</strong>rn mit in vielen Büros vorhan<strong>de</strong>nen apparativen und pesonellen Potential<br />
auskommt<br />
- durch die recht zeitaufwendige Versand- und Mahnprozeduren liegt die<br />
Untersuchungsdauer bei schriftlichen Befragungen <strong>de</strong>utlich höher als bei<br />
mündlichen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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3.4. Stichprobenziehung<br />
3.4.1. Überblick<br />
Fast alle Untersuchungen <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong> wer<strong>de</strong>n auf Basis von Stichproben<br />
durchgeführt. Totalerhebungen wer<strong>de</strong>n nur noch in Ausnahmefällen angewen<strong>de</strong>t.<br />
Trotz <strong>de</strong>r Tatsache, daß je<strong>de</strong>s Stichproben-Ergebnis grundsätzlich fehlerbehaftet ist,<br />
haben Stichproben einige Vorteile:<br />
• Zeitaufwand und Kosten sind weitaus geringer<br />
• durch die Beschränkung auf relativ wenig Fälle kann bei diesen die Untersuchung<br />
(Messung) wesentlich sorgfältiger durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
• <strong>de</strong>r Untersuchungsgegenstand (z.B. Meinungen bezüglich eines bestimmten<br />
Produkts) kann durch die Untersuchung selbst nicht so stark beeinflußt wer<strong>de</strong>n<br />
Grundbegriffe <strong>de</strong>r Stichprobentheorie<br />
Grundgesamtheit: Menge aller Merkmalsträger (Alle Wähler, alle Raucher, alle<br />
Frauen zwischen 16 und 26)<br />
Elemente: Einheiten, aus <strong>de</strong>nen sich die Grundgesamtheit zusammensetzt<br />
Stichprobe: Teilmenge <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
Stichproben-Design: Menge von Regeln, die festlegen, wie die Stichprobe zustan<strong>de</strong><br />
kommt<br />
Eine grundlegen<strong>de</strong> Unterscheidung bei Stichproben ist die in Zufallsstichprobe und<br />
an<strong>de</strong>re Stichproben (u.a. Quotenstichprobe).<br />
⎣ Zufallsstichproben<br />
- die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rung besteht darin, daß je<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r<br />
Grundgesamtheit eine berechenbare (bei <strong>de</strong>r einfachen Zufallsauswahl die<br />
gleiche) Wahrscheinlichkeit hat, in die Stichprobe zu kommen.<br />
- auf dieser Basis, die <strong>de</strong>m Urnenmo<strong>de</strong>ll entspricht, beruhen statistische Techniken<br />
zur Schätzung von Stichprobenfehlern.<br />
- die Berechenbarkeit <strong>de</strong>r Auswahlchance <strong>de</strong>r Stichprobenelemente wird dadurch<br />
gewährleistet, daß die Auswahl zufällig erfolgt<br />
- Vorgehensweise:<br />
- zunächst stellt man eine <strong>de</strong>r gewünschten Stichprobengröße entsprechen<strong>de</strong><br />
Menge von Zufallszahlen bereit<br />
- diese Zufallszahlen könne Tabellen entnommen wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r mit<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Algorithmen vom Rechner erzeugt wer<strong>de</strong>n<br />
- parallel zur Ziehung von Zufallszahlen wird je<strong>de</strong>m Element <strong>de</strong>r<br />
Grundgesamtheit eine Nummer zugeordnet<br />
- dann wer<strong>de</strong>n die Einheiten in die Stichprobe einbezogen, <strong>de</strong>ren Nummern <strong>de</strong>n<br />
zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Zufallszahlen entsprechen<br />
eine Variation dieses Verfahrens (systematische Zufallsauswahl) besteht<br />
darin, nur das erste Element mit Hilfe einer Zufallszahl auszuwählen und dann<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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in gleich großen Schritten, die so bemessen sein müssen, daß sich die<br />
gewünschte Stichprobengröße ergibt, im Verzeichnis <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
weiterzugehen und damit die restlichen Stichprobenelemente auszuwählen<br />
Voraussetzung für eine Stichprobenziehung dieser Art ist in je<strong>de</strong>m Fall das<br />
Vorliegen eines Verzeichnisses (Kartei, Liste etc..) <strong>de</strong>r Grundgesamtheit.<br />
Dabei kann es sich um ein Verzeichnis von Adressen <strong>de</strong>r Personen o<strong>de</strong>r HH,<br />
die die Grundgesamtheit bil<strong>de</strong>n, han<strong>de</strong>ln o<strong>de</strong>r um das Verzeichnis einer<br />
großen Zahl von Teilgebieten <strong>de</strong>r Region, innerhalb <strong>de</strong>rer die Befragung<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n soll (Auswahl auf Flächenbasis)<br />
Ein- und Mehrstufige Verfahren<br />
- bei Bevölkerungsstichproben bereitet die Auswahl auf Adressenbasis erhebliche<br />
Probleme (die als Grundlage <strong>de</strong>r Stichprobenziehung in Frage kommen<strong>de</strong>n<br />
Karteien <strong>de</strong>r Einwohnermel<strong>de</strong>ämter und die Verzeichnisse von Wahlberechtigten<br />
wer<strong>de</strong>n räumlich sehr zersplittert aufbewahrt, so daß die Auswahl einer<br />
Stichprobe für ein größeres Gebiet schon erhebliche praktische Probleme bereitet)<br />
- um dieses Problem in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen, verwen<strong>de</strong>t man ein- und<br />
mehrstufige Auswahlverfahren<br />
- dabei han<strong>de</strong>lt es sich um Verfahren <strong>de</strong>r Stichprobenziehung, bei <strong>de</strong>nen die<br />
Grundgesamtheit zunächst in eine Vielzahl überschneidungsfreier Gruppen von<br />
Elementen –meist nach regionalen Gesichtspunkten- eingeteilt wird und dann<br />
zufällig einzelne dieser Gruppe ausgewählt wer<strong>de</strong>n<br />
- es wer<strong>de</strong>n dann entwe<strong>de</strong>r alle Elemente dieser ausgewählten Gruppen befragt<br />
(einstufiges Verfahren bzw. Klumpenverfahren) o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n ausgewählten<br />
Gruppen jeweils wie<strong>de</strong>rum eine Stichprobe gezogen (zweistufiges Verfahren).<br />
- bei einer zweckmäßigen Definition <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r ersten Stufe ausgewählten Gruppen<br />
kann somit das Problem <strong>de</strong>r Zersplitterung von Adressenbestän<strong>de</strong>n gelöst wer<strong>de</strong>n<br />
(sofern <strong>de</strong>r Zugang zu <strong>de</strong>n behördlichen Adressenverzeichnissen versperrt ist,<br />
besteht oft die Möglichkeit, innerhalb <strong>de</strong>r ausgewählten Teilgebiete die Auflistung<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Personen o<strong>de</strong>r HH selbst vorzunehmen)<br />
- bei ein- o<strong>de</strong>r mehrstufigen Stichprobenverfahren nimmt man ein<br />
verfahrensbedingtes Anwachsen <strong>de</strong>s Zufallsfehlers aus praktische Erwägungen in<br />
Kauf<br />
- <strong>de</strong>rartige Stichprobenpläne bil<strong>de</strong>n ein wichtiges Anwendungsgebiet <strong>de</strong>r<br />
Auswahlen auf Flächenbasis<br />
⎣ an<strong>de</strong>re Stichproben<br />
- an Auswahlen auf Flächenbasis knüpft ein gelegentlich benutztes Verfahren an,<br />
bei <strong>de</strong>m man ganz ohne Adressenverzeichnis auskommt<br />
- das Random-Route-Verfahren besteht darin, <strong>de</strong>m Interviewer in seinem Gebiet<br />
genaue Anweisungen über seinen Weg und die auf diesem Weg zu befragen<strong>de</strong>n<br />
Personen/HH vorzugeben (erste Straße links, zweites Haus rechts, älteste Person<br />
im ersten Stock)<br />
- dieses Verfahren ist allerdings mit zahlreichen praktischen Problemen verbun<strong>de</strong>n<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- ein weiteres Verfahren das auch ohne Adressenverzeichnis arbeitet, ist das Quota-<br />
Verfahren, dabei wird zunächst die Verteilung einiger –meist<br />
sozio<strong>de</strong>mographischer – Merkmale in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit festgestellt<br />
- dann wer<strong>de</strong>n für je<strong>de</strong>n Interviewer sog. Quotenanweisungen erstellt, die angeben,<br />
mit welcher Häufigkeit die verschie<strong>de</strong>nen Merkmalsausprägungen (Alter,<br />
Geschlecht..) bei <strong>de</strong>r von ihm verlangten Zahl von Interviews auftreten müssen<br />
- die Quotenanweisungen wer<strong>de</strong>n so angelegt, daß die Verteilung <strong>de</strong>r ausgewählten<br />
Merkmale in <strong>de</strong>r Stichprobe <strong>de</strong>r Verteilung in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit entspricht<br />
- man erhofft sich dadurch, die Repräsentativität <strong>de</strong>r Stichprobe für die<br />
Grundgesamtheit sicherstellen zu können<br />
- innerhalb <strong>de</strong>r Quotenanweisungen, die auch Vorschriften über Kombinationen<br />
einzelner Merkmale umfassen können, ist <strong>de</strong>r Interviewer frei bei <strong>de</strong>r Auswahl<br />
seiner Auskunftsperson<br />
Vor- und Nachteile <strong>de</strong>s Random-Route- und <strong>de</strong>s Quota-Verfahrens<br />
+ recht positive Erfahrungen, die man mit <strong>de</strong>r Repräsentanz gemacht hat<br />
- bei bei<strong>de</strong>n kann <strong>de</strong>r Stichprobenfehler nicht abgeschätzt wer<strong>de</strong>n, da es sich nicht um<br />
Zufallsauswahlen han<strong>de</strong>lt;<br />
man muß aber berücksichtigen, daß es teilweise praktische Probleme<br />
gibt, die es häufig nicht erlauben, Zufallsstichproben zu ziehen<br />
- die Verfahren können nicht überall eingesetzt wer<strong>de</strong>n: das Random-Route-<br />
Verfahren ist nur bei mündlichen Interviews einsetzbar; das Quota-Verfahren nur bei<br />
mündlichen und telefonischen, nicht aber bei schriftlichen<br />
Von <strong>de</strong>r HH- zur Personenstichprobe und an<strong>de</strong>rsherum:<br />
In <strong>de</strong>r Mafo wer<strong>de</strong>n je nach Untersuchungsziel und zur Verfügung stehen<strong>de</strong>m<br />
Adressenmaterial Haushalts- und Personenstichproben verwen<strong>de</strong>t, auf dieser Basis<br />
wer<strong>de</strong>n dann Aussagen über HH bzw. Personen gemacht.<br />
Manchmal kann es notwendig sein, ausgehend von einer Personenstichprobe<br />
Aussagen über die entsprechen<strong>de</strong>n HH zu machen (o<strong>de</strong>r umgekehrt):<br />
dabei muß beachtet wer<strong>de</strong>n, daß auf diesem Wege HH mit vielen Personen,<br />
von <strong>de</strong>nen ja je<strong>de</strong> die gleiche Chance hat, wie Personen aus kleinen HH, in die<br />
Stichprobe zu kommen, eine größere Auswahlchance haben als kleine HH<br />
die Stichprobe wäre unter diesen Umstän<strong>de</strong>n im Hinblick auf Aussagen über<br />
HH zugunsten <strong>de</strong>r großen HH verzerrt<br />
umgekehrt wäre eine HH-Stichprobe, die als Basis für Aussagen über<br />
Personen benutzt wird, zugunsten <strong>de</strong>r Angehörigenkleiner HH verzerrt, da<br />
diese eine größere Chance haben, befragt zu wer<strong>de</strong>n als die Angehörigen<br />
großer HH<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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in bei<strong>de</strong>n Fällen ist es daher notwendig, eine Gewichtung <strong>de</strong>r Daten vorzunehmen,<br />
so daß die auftreten<strong>de</strong>n Verzerrungen ausgeglichen wer<strong>de</strong>n:<br />
bei <strong>de</strong>r Umwandlung einer Personenstichprobe in eine HH-Stichprobe könnte<br />
man beispielsweise 5-Personen-HH mit 0,2, 4-Personen-HH mit 0,25 usw.<br />
gewichten<br />
Spezielle Zielgruppen<br />
Beson<strong>de</strong>re Probleme treten auf, wenn nicht die Gesamtheit <strong>de</strong>r Einwohner bzw. HH<br />
eines Gebietes die Grundgesamtheit bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung bil<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn eine<br />
speziell <strong>de</strong>finierte Teilgruppe (z.B. bestimmte Berufe, bestimmte Produktverwen<strong>de</strong>r)<br />
Um hier eine entsprechen<strong>de</strong> Spezialstichprobe zu erhalten gibt es 2 Möglichkeiten:<br />
1. man besorgt sich Verzeichnisse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten Grundgesamtheit und zieht dann<br />
in <strong>de</strong>r üblichen Weise mit Hilfe von Zufallszahlen (auch mehrstufig) die<br />
Stichprobe<br />
dabei kann man Mitglie<strong>de</strong>rverzeichnisse von Verbän<strong>de</strong>n, Kammern, Kun<strong>de</strong>n,<br />
Material von kommerziellen Adressenverlagen … verwen<strong>de</strong>n, wobei man im<br />
Hinblick auf die Zuverlässigkeit (Vollständigkeit, Aktualität, Doppelnennungen)<br />
<strong>de</strong>r Daten aber vorsichtig sein sollte<br />
2. man geht von einer relativ großen allgemeinen Bevölkerungsstichprobe aus, bei<br />
<strong>de</strong>r Merkmale erhoben wer<strong>de</strong>n, die die zu untersuchen<strong>de</strong> Teilgruppe <strong>de</strong>finieren<br />
die Hauptuntersuchung richtet sich dann nur noch an die Personen/HH, bei <strong>de</strong>nen<br />
die entsprechen<strong>de</strong>n Merkmalsausprägungen festgestellt wor<strong>de</strong>n sind<br />
⎢ in <strong>de</strong>r Praxis kann man dabei so verfahren, daß die Erhebung <strong>de</strong>r für die zu<br />
untersuchen<strong>de</strong>n Gruppe charakteristischen Merkmale innerhalb einer an<strong>de</strong>ren<br />
an eine allgemeine Bevölkerungsstichprobe gerichtete Umfrage vorgenommen<br />
wird, bspw. einer <strong>de</strong>r von kommerziellen Mafo-Instituten regelmäßig<br />
durchgeführten Mehrthemen-Umfragen (Omnibus)<br />
außer<strong>de</strong>m besteht die Möglichkeit, bei einer allgemeinen<br />
Bevölkerungsstichprobe kurze Befragungen hinsichtlich <strong>de</strong>r relevanten<br />
Merkmale selbst vorzunehmen (Einsammelinterview) und dann die in Frage<br />
kommen<strong>de</strong>n Personen weiterzubefragen<br />
die Einsammelinterviews könnte man schriftlich o<strong>de</strong>r telefonisch durchführen,<br />
und dann die ermittelten Zielpersonen zu einem längeren mündlichen<br />
Interview aufzusuchen<br />
3.4.2.Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung<br />
⎢ Definition <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
Grundlage eines Stichproben-Designs ist die Definition <strong>de</strong>r Grundgesamtheit, über die<br />
mit <strong>de</strong>r zu planen<strong>de</strong>n Untersuchung Aussagen gemacht wer<strong>de</strong>n sollen<br />
2 Aspekte <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r GG:<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 55
Γ Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungseinheiten<br />
als Untersuchungseinheiten kommen Personen, HH, Institutionen aber auch<br />
Transaktionen in Betracht<br />
Γ Abgrenzung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
für die Abgrenzung einer Grundgesamtheit wer<strong>de</strong>n geographische Gesichtspunkte,<br />
Alter, Geschlecht, Verbrauchsmerkmale etc. verwen<strong>de</strong>t<br />
⎢ Bestimmung <strong>de</strong>r Stichprobengröße (Einflußgrößen)<br />
Γ maßgeblich ist die gewünschte Genauigkeit bzw. die gewünschte Sicherheit <strong>de</strong>r<br />
Ergebnisse<br />
dabei gilt <strong>de</strong>r Grundsatz, daß sich bei einer festgelegten Genauigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>ren Sicherheit bzw. bei einer festgelegten Sicherheit <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>ren<br />
Genauigkeit nur durch eine Vergrößerung <strong>de</strong>r Stichprobe steigern läßt (>> siehe auch<br />
bei Datenanalyse; Inferenzstatistik)<br />
Γ finanzielle Restriktionen<br />
wegen <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Datenerhebung verbun<strong>de</strong>nen Kosten muß gelegentlich eine<br />
Einschränkung <strong>de</strong>r (eigentlich erwünschten) Stichprobengröße in Kauf genommen<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
Γ gewünschte Aufschlüsselung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
sollen bei <strong>de</strong>r Datenanalyse Aussagen über sehr spezielle Teilgruppen gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n, so muß die Stichprobe natürlich groß genug sein, damit dafür noch eine<br />
hinreichend breite Basis vorhan<strong>de</strong>n ist<br />
⎢ Auswahlprozeß<br />
bei Auswahlen nach <strong>de</strong>m Zufallsprinzip gibt es unterschiedliche Möglichkeiten für<br />
die Gestaltung <strong>de</strong>s Prozesses <strong>de</strong>r Auswahl von Elementen <strong>de</strong>r Stichprobe:<br />
? einfache Zufallsauswahl<br />
• je<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r Grundgesamtheit hat die gleiche Wahrscheinlichkeit, Element<br />
<strong>de</strong>r Stichprobe wer<strong>de</strong>n (durch Zufälligkeit <strong>de</strong>s Auswahlvorgangs >><br />
Urnenmo<strong>de</strong>ll)<br />
Grundgesamtheit<br />
Auswahl<br />
Auswahl <strong>de</strong>r Befragungseinheiten<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 56
Stichprobe<br />
? geschichtete Zufallsauswahl<br />
• Aufteilung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit in mehrere klar abgegrenzte Teileinheiten<br />
(männliche-weibliche Personen, Einwohner vom Land o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Großstadt)<br />
aufgeteilt wird<br />
• aus diesen sog. Schichten wer<strong>de</strong>n dann zufällig die Stichprobenelemente<br />
ausgewählt<br />
Grundgesamtheit<br />
(geschichtet)<br />
Auswahl Auswahl in <strong>de</strong>r Auswahl in <strong>de</strong>r Auswahl in <strong>de</strong>r<br />
ersten Schicht zweiten Schicht dritten Schicht<br />
Stichprobe<br />
(geschichtet)<br />
? proportionalen Schichtung<br />
hier (gleicher Auswahlsatz in allen Schichten) ergibt sich wie<strong>de</strong>r für je<strong>de</strong>s Element<br />
<strong>de</strong>r Grundgesamtheit die gleiche Wahrscheinlichkeit, Element <strong>de</strong>r Stichprobe zu<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
? disproportionaler Schichtung<br />
hier (ungleicher Auswahlsatz) hat je<strong>de</strong>s Element einer Schicht die gleiche<br />
Wahrscheinlichkeit wie je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re Element dieser Schicht, Element <strong>de</strong>r Stichprobe<br />
zu wer<strong>de</strong>n<br />
Geschichtete Stichproben haben zwei Vorteile, die <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen größeren<br />
Aufwand bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung rechtfertigen:<br />
• <strong>de</strong>r Stichprobenfehler ist im Vergleich zur einfachen Zufallsauswahl kleiner<br />
• durch die Schichtung kann die Vertretung für die Untersuchung relevanter<br />
Untergruppen in <strong>de</strong>r Stichprobe sichergestellt wer<strong>de</strong>n<br />
? mehrstufige Auswahlprozesse<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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• die Stichprobenziehung vollzieht sich hier in mehreren Schritten<br />
• die Grundi<strong>de</strong>e besteht darin, daß in einem ersten Schritt eine Zwischenstichprobe<br />
von Primäreinheiten (Region) gezogen wird, aus <strong>de</strong>nen dann in einer zweiten<br />
Auswahlstufe, die Sekundäreinheiten (Personen) zufällig ausgewählt wer<strong>de</strong>n, bei<br />
<strong>de</strong>nen die Datenerhebung vorgenommen wird<br />
Grundgesamtheit<br />
erste Auswahlstufe<br />
Zwischenstichprobe<br />
Auswahl <strong>de</strong>r Primäreinheiten<br />
zweite Auswahlstufe Auswahl <strong>de</strong>r Sekundäreinheiten<br />
Stichprobe<br />
je größer und je homogener zusammengesetzt die Primäreinheiten sind, <strong>de</strong>sto<br />
größer ist die Gefahr, daß in <strong>de</strong>r Stichprobe bestimmte Gruppen aus <strong>de</strong>r<br />
Grundgesamtheit über- o<strong>de</strong>r unterrepräsentiert sind (Klumpeneffekt)<br />
<strong>de</strong>r Stichprobenfehler ist also bei mehrstufigen Auswählen ten<strong>de</strong>nziell größer als<br />
bei einfacher Zufallsauswahl<br />
Auswahlverfahren in <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />
Stichprobe Totalerhebung<br />
Zufallsauswahl systematische Auswahl<br />
Einfache Zufalls- Son<strong>de</strong>rformen Quotenauswahl Random-Routeauswahl<br />
Verfahren<br />
geschichtete mehrstufige<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 58
proportional disproportional<br />
Zufallsauswahl: je<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r Grundgesamtheit hat eine berechenbare<br />
Wahrscheinlichkeit, Element <strong>de</strong>r Stichprobe zu wer<strong>de</strong>n<br />
Quotenauswahl: Einhaltung von Quoten <strong>de</strong>r Merkmalsverteilung, die die<br />
Repräsentanz <strong>de</strong>r Stichprobe sichern sollen, durch die<br />
Interviewer bei <strong>de</strong>r Auswahl von Auskunftspersonen<br />
Random-Route-Verfahren:<br />
Auswahl durch Anweisungen an Interviewer über seinen Weg<br />
innerhalb eines Gebietes und die dabei zu befragen<strong>de</strong>n<br />
Personen/HH (an Zufallsstichprobe angenähert)<br />
Vor- und Nachteile von Stichproben im Vergleich zur Totalerhebung<br />
+ geringerer Aufwand, größere Aktualität<br />
+ genaue Ergebnisse durch sorgfältigere Untersuchungsdurchführung bei geringerer<br />
Fallzahl<br />
+ geringer Beeinflussung <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstands (Befragte wer<strong>de</strong>n<br />
aufmerksam gemacht, fangen an über das Thema nachzu<strong>de</strong>nken >> falsche Angaben<br />
wer<strong>de</strong>n gemacht)<br />
- Stichprobenfehler !<br />
- begrenzte Aufglie<strong>de</strong>rungsmöglichkeit <strong>de</strong>r Daten<br />
Vor- und Nachteile <strong>de</strong>r Quotenauswahl<br />
+ geringerer Aufwand (Kosten, Zeit)<br />
+ Verzeichnis <strong>de</strong>r Grundgesamtheit nicht erfor<strong>de</strong>rlich<br />
- keine Berechnung von Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />
- Interviewereinfluß bei <strong>de</strong>r Auswahl (wählt <strong>de</strong>n bequemsten Weg –Freun<strong>de</strong>, Familie;<br />
- baut kleines Panel auf)<br />
- Problem <strong>de</strong>r Quoteneinhaltung<br />
- Merkmalsverteilungen in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit müssen bekannt sein (Orientierung<br />
an amtlichen Statistiken o<strong>de</strong>r früheren Befragungen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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4. Zur Entwicklung von Meßinstrumenten<br />
4.1. Überblick<br />
Empfindlichkeit von Meßinstrumenten<br />
in zahlreichen Studien zum Einfluß methodischer Variationen bei <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />
zeigten sich immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utliche Auswirkungen auf die<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
⎣ dabei wer<strong>de</strong>n Stichproben von Personen und HH, die hinsichtlich ihrer<br />
Größe und Repräsentanz vergleichbar sind, mit unterschiedlichen<br />
Erhebungsmetho<strong>de</strong>n (verschie<strong>de</strong>ne Fragemetho<strong>de</strong>n, mündliche, schriftliche<br />
Befragungen ..) konfrontiert<br />
Differenzen bei <strong>de</strong>n Ergebnissen können unter Berücksichtigung von<br />
Zufallsschwankungen auf <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r methodischen Variation<br />
zurückgeführt wer<strong>de</strong>n, wobei natürlich offen bleibt, welches <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
näher am „wahren Wert“ liegt<br />
Beispiele im Skript<br />
⎣ da schon geringfügige Unterschiedlichkeiten von Erhebungsmetho<strong>de</strong>n zu<br />
<strong>de</strong>utlichen Abweichungen führen, ist offenbar die Entwicklung von<br />
Meßinstrumenten und ihr Einsatz beson<strong>de</strong>rs sorgfältig zu untersuchen<br />
Unterschätzung systematischer Fehler im Vergleich zum Zufallsfehler<br />
(Scheingenauigkeit durch ausschließliche Beobachtung <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers)<br />
Bei <strong>de</strong>n Untersuchungsergebnissen <strong>de</strong>r Mafo, die auf Zufallsstichproben beruhen,<br />
wird üblicherweise ein Konfi<strong>de</strong>nzintervall für Schätzwerte bzw. ein<br />
Signifikanzniveau für Tests angegeben. Solche Angaben können insofern auch<br />
irreführend sein, als sie eine Scheingenauigkeit vortäuschen und gelegentlich zu <strong>de</strong>n<br />
Mißverständnissen führen, daß damit das gesamte Spektrum von Fehlermöglichkeiten<br />
erfaßt sei.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re durch die Einflüsse von Meßinstrumenten auf die<br />
Untersuchungsergebnisse und dadurch, daß eine vollständige<br />
Stichprobenausschöpfung nur in Ausnahmefällen erreichbar ist, entsteht ein<br />
sytematischer Fehler, <strong>de</strong>r wesentlich be<strong>de</strong>utsamer als <strong>de</strong>r Stichprobenfehler sein<br />
kann, <strong>de</strong>ssen Ausmaß im Gegensatz zum Stichprobenfehler aber kaum abschätzbar<br />
ist.<br />
in einer Studie kam man zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß <strong>de</strong>r weitaus größte Teil (95%)<br />
<strong>de</strong>s Gesamtfehlers <strong>de</strong>r Untersuchung aus systematische Einflüsse<br />
(Frabebogenformulierung, Interviewereinfluß, mangeln<strong>de</strong> Stichprobenausschöpfung<br />
..) und nur ein kleiner Teil auf Stichprobenfehler zurückzuführen<br />
war<br />
Anwendungsbereich von Messungen<br />
Datenanalysemetho<strong>de</strong>n >> multivariate Verfahren<br />
− hier besteht teilweise die Voraussetzung, daß intervallskalierte Daten verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n, für <strong>de</strong>ren Erhebung oftmals beson<strong>de</strong>rs aufwendige Metho<strong>de</strong>n notwendig sind<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 60
− hinzu kommt <strong>de</strong>r Punkt, daß die Anwendung von Analysemetho<strong>de</strong>n, die zu<br />
differenzierten Ergebnissen führen sollen, natürlich nur dann sinnvoll ist, wenn die<br />
verwen<strong>de</strong>ten Daten mit entsprechen<strong>de</strong>r Genauigkeit erhoben wur<strong>de</strong>n<br />
4.2. Anfor<strong>de</strong>rungen an Meßinstrumente<br />
Die For<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nen die in <strong>de</strong>r Mafo verwen<strong>de</strong>ten Meßinstrumente genügen<br />
sollen/müssen, lassen sich an Hand <strong>de</strong>s Ablaufs <strong>de</strong>s Forschungsprozesses darstellen:<br />
−<br />
Realität<br />
Abstrahierung von Einzelfällen<br />
Konzeptualisier<br />
ung<br />
Messung<br />
Operationalisie<br />
rung<br />
Theoretische<br />
Vermutung<br />
Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Datenerhebung<br />
und<br />
Datenanalyse<br />
Interpretation<br />
⎣ Ablauf eines Forschungsprozesses<br />
Empirische Forschung dient letztlich dazu, durch Konfrontation theoretischer<br />
Vermutungen mit realen Beobachtungen, Aussagen über die Realität zu gewinnen.<br />
Realität ist gekennzeichnet durch Komplexität, Dynamik und Einzigartigkeit.<br />
Wesentliche Elemente <strong>de</strong>r Realität (z.B. Einstellungen von Konsumenten) sind<br />
ver<strong>de</strong>ckt, d.h. sie sind direkter Beobachtung nicht zugänglich und es bedarf zu ihrer<br />
Messung beson<strong>de</strong>rer Hilfsmittel. Wegen dieser Eigenschaften ist es auch unmöglich,<br />
Realität vollständig o<strong>de</strong>r auch nur annähernd zu beschreiben.<br />
Deshalb beschränkt man sich auf einige für <strong>de</strong>n jeweiligen Untersuchungszusammenhang<br />
wichtige Ausschnitte <strong>de</strong>r Realität.<br />
0An Stelle <strong>de</strong>s völlig unüberschaubaren Phänomens Konsumentenverhalten<br />
betrachtet man dann beispielsweise nur <strong>de</strong>n Ausschnitt, <strong>de</strong>r sich auf <strong>de</strong>n<br />
Zusammenhang zwischen Einstellung und Markentreue bezieht. Wenn man<br />
von <strong>de</strong>n Konzepten Einstellung o<strong>de</strong>r Markentreue spricht, han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
Abstraktionen vielfältiger Einzelerscheinungen, die für die jeweilige<br />
Untersuchungsperspektive zweckmäßig sind<br />
Als Konzeptualisierung bezeichnet man als <strong>de</strong>n Vorgang bei <strong>de</strong>m interessieren<strong>de</strong><br />
Teile <strong>de</strong>r Realität abstrahierend gekennzeichnet und Vermutungen über Beziehungen<br />
zwischen diesen Elementen angestellt wer<strong>de</strong>n. Damit wird auch die<br />
Betrachtungsweise <strong>de</strong>r Realität festgelegt.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 61
Der nächste Untersuchungsschritt – die Operartionalisierung - basiert auf<br />
bestimmten theoretischen Vermutungen, die das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />
Konzeptionierungsphase waren. Dort können Erfahrungen <strong>de</strong>s Forschers, frühere<br />
Untersuchungsergebnisse, einschlägige Theorien etc. eingeflossen sein. Bei<br />
wissenschaftlichen Untersuchungen haben diese Vermutungen (Hypothesen) oft einen<br />
recht hohen Allgemeinheitsgrad (Einstellungen <strong>de</strong>terminieren das<br />
Markenwahlverhalten), bei praktischen Fragestellungen ist dieser eher gering (durch<br />
Anzeige x läßt sich eine stärkere Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Einstellungen gegenüber Produkt A<br />
erreichen als durch Anzeige y).<br />
Exkurs ⎢ Theorien<br />
Definition:<br />
Eine Theorie ist eine Menge miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ner Konstrukte (Konzepte),<br />
Definitionen und Lehrsätze, die einen systematischen Überblick über Phänomene<br />
vermitteln, in<strong>de</strong>m sie die Beziehung zwischen Variablen zu <strong>de</strong>m Zweck spezifizieren,<br />
Phänomene zu erklären und vorherzusagen<br />
Be<strong>de</strong>utung von Theorien:<br />
Das grundlegen<strong>de</strong> Ziel <strong>de</strong>r Wissenschaft ist die Theorie. Vielleicht weniger<br />
geheimnisvoll ausgedrückt heißt das: Das grundlegen<strong>de</strong> Ziel <strong>de</strong>r Wissenschaft besteht<br />
darin, natürliche Phänomene zu erklären. Solche Erklärungen wer<strong>de</strong>n Theorien<br />
genannt.<br />
Um prüfen zu können, inwieweit die theoretischen Vermutungen die Realität<br />
wie<strong>de</strong>rgeben, benötigt man geeignete Metho<strong>de</strong>n. Man muß also entschei<strong>de</strong>n, mit<br />
welchen konkreten Befragungs- o<strong>de</strong>r Beobachtungstechniken Meßwerte für die<br />
interessieren<strong>de</strong>n Konzepte gesammelt wer<strong>de</strong>n sollen, wie die einzelnen<br />
Erhebungseinheiten auszuwählen sind etc. Das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />
Operationalisierungsphase ist ein Metho<strong>de</strong>nbün<strong>de</strong>l (Instrumente <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />
und –analyse), das geeignet sein soll, die zuvor aufgestellten Vermutungen mit <strong>de</strong>r<br />
Realität zu konfrontieren. Die Anwendung von Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenerhebung auf<br />
Elemente <strong>de</strong>r Realität bezeichnet man als Messung.<br />
Ausprägungen von Merkmalen an Untersuchungsobjekten wer<strong>de</strong>n also durch<br />
entsprechen<strong>de</strong> Meßinstrumente ermittelt und die so gewonnenen Daten fließen<br />
zurück, um mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenanalyse dargestellt, verdichtet und auf<br />
Zufälligkeit ihres Zustan<strong>de</strong>kommens geprüft zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Erst am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Forschungsprozesses – in <strong>de</strong>r Interpretationsphase – kann<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n, inwieweit die Untersuchungsergebnisse die anfangs aufgestellten<br />
theoretischen Vermutungen bestätigen.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 62
Beispiel: Vorgehensweise bei einer empirischer Untersuchung zur<br />
Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
Gigantische<br />
Vielfalt von<br />
Verhaltens-<br />
weisen und<br />
Marketing-<br />
phänomenen<br />
Vermutung:<br />
Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
⎢ Markentreue<br />
Fragebogen<br />
Stichprobe<br />
Statistik<br />
Fragen:<br />
Ja/Nein<br />
Stärke?<br />
Überprüfung Interpretation Entscheid<br />
Wenn nur bei einem dieser Schritte Fehler auftreten insofern, daß ein Schritt nicht <strong>de</strong>n<br />
im vorhergehen<strong>de</strong>n festgelegten Anfor<strong>de</strong>rungen (eine Meßmetho<strong>de</strong> spiegelt ein<br />
theoretisches Konzept nur ungenügend wi<strong>de</strong>r) entspricht o<strong>de</strong>r daß Störfaktoren<br />
(Interviewereinfluß, Fehler bei <strong>de</strong>r Datenaufbereitung ..) wirksam wer<strong>de</strong>n, dann sagt<br />
das Ergebnis einer Untersuchung über die am Anfang stehen<strong>de</strong>n theoretischen<br />
Vermutungen, also <strong>de</strong>n eigentlichen Untersuchungsgegenstand nichts o<strong>de</strong>r wenig aus.<br />
Die Untersuchung hätte ihren Zweck verfehlt.<br />
〈 hinsichtlich <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten stellen sich zwei Fragen:<br />
• in welchem Maße die Meßinstrumente das zu messen<strong>de</strong> Konzept tatsächlich<br />
wie<strong>de</strong>rgeben = Validität (Gültigkeit)<br />
∑ eine Messung wird als gültig angesehen, wenn ihr Ergebnis<br />
<strong>de</strong>n Sachverhalt, <strong>de</strong>r ermittelt wer<strong>de</strong>n soll, tatsächlich<br />
wie<strong>de</strong>rgibt<br />
• in welchem Maße <strong>de</strong>r Meßvorgang durch zufällige Einflüsse beeinträchtigt<br />
wer<strong>de</strong>n kann = Reliabilität (Verläßlichkeit)<br />
∑ als Reliabilität bezeichnet man die Unabhängigkeit eines<br />
Ergebnisses von einem einmaligen Meßvorgang und <strong>de</strong>n<br />
jeweiligen situativen („zufälligen“) Einflüssen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 63
„Wahrheit“ Validität<br />
Reliabilität<br />
Beispiele für gängige Validitäts- und Reliabilitätsprobleme in<br />
<strong>de</strong>r Mafo:<br />
− Validitätsprobleme<br />
Wie<strong>de</strong>rholungskäufe >> Markentreue<br />
Kontakt zu Werbung >> Wahrnehmung von Werbung<br />
Erinnerte Käufe >> tatsächliche Käufe<br />
Kaufabsicht >> Kaufverhalten<br />
− Reliabilitätsprobleme<br />
letzte gekaufte Marke >> präferierte Marke<br />
situative Faktoren beim Interview<br />
Reliabilität gilt als (notwendige, aber nicht hinreichen<strong>de</strong>) Voraussetzung <strong>de</strong>r Validität,<br />
<strong>de</strong>nn selbst eine (scheinbar) vali<strong>de</strong> Messung, die mit Zufallsfehlern behaftet ist, wür<strong>de</strong><br />
einem wahren Wert nicht entsprechen. An<strong>de</strong>rerseits ist eine verläßliche Messung mit<br />
geringer Gültigkeit, bei <strong>de</strong>r also mit großer Genauigkeit das falsche Phänomen<br />
gemessen wird, min<strong>de</strong>stens ebenso nutzlos.<br />
+ wahren Wert <strong>de</strong>s zu messen<strong>de</strong>n Konzept Xw<br />
+ <strong>de</strong>m systematischen Fehler bei <strong>de</strong>r Messung Xs<br />
+ <strong>de</strong>m zufälligen Fehler bei <strong>de</strong>r Messung Xf<br />
= Meßwert Xb<br />
>> Xb=Xw+Xs+Xz<br />
Realität<br />
>> <strong>de</strong>r gemessene Wert entspricht also <strong>de</strong>m wahren Wert wenn systematischer und<br />
zufälliger Fehler gleich Null sind<br />
Validität bei: Xs=0 und Xz=0<br />
Reliabilität bei: Xz=0<br />
Theorie<br />
Metho<strong>de</strong>n<br />
Bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten kommt es also darauf an, diese bei<strong>de</strong>n<br />
Fehlerarten zu minimieren. Kann man sicherstellen, daß keinerlei systematische o<strong>de</strong>r<br />
zufällige Fehler ein Untersuchungsergebnis maßgeblich beeinflussen, dann hat dieses<br />
Ergebnis Aussagekraft für die interessieren<strong>de</strong>n Phänomene <strong>de</strong>r Realität.<br />
! Konstruktvalidität bezieht sich auf die Entsprechung von einem unbeobachteten,<br />
begrifflich festgelegten Konzept und <strong>de</strong>m dafür entwickelten Meßinstrument !<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 64
! Jacoby bezeichnet <strong>de</strong>n Ausschluß alternativer Erklärungsmöglichkeiten als<br />
Validierung !<br />
4.3. Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten<br />
4.3.1. Der Ansatz von Churchill<br />
Prüfung von Validität und Reliabilität<br />
Stellt man Validität und Reliabilität als zentrale Anfor<strong>de</strong>rungen an Meßinstrumente,<br />
dann stellt sich die Frage, wie geprüft wer<strong>de</strong>n kann, ob ein Meßinstrument diesen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen genügt.<br />
Die Gegenüberstellung von Untersuchungsergebnissen und „wahren Werten“ zur<br />
Prüfung <strong>de</strong>r Validität einer Messung schei<strong>de</strong>t im Regelfall aus, da ja <strong>de</strong>r „wahre<br />
Wert“ nicht bekannt ist und erst durch die Schätzung ermittelt wer<strong>de</strong>n soll. Auch <strong>de</strong>r<br />
für die Reliabilität kennzeichnen<strong>de</strong> Aspekt <strong>de</strong>r Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse von<br />
zufälligen Einflüssen bei einzelnen Meßvorgängen läßt sich nur sehr schwer in <strong>de</strong>r<br />
Forschungspraxis umsetzen. Eine Prüfung <strong>de</strong>r Reliabilität einer Messung müßte<br />
darauf hinauslaufen, daß <strong>de</strong>r gleiche Meßvorgang zu verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten zum<br />
gleichen Ergebnis führen müßte. Neben <strong>de</strong>r Schwierigkeit, die Datenerhebung für<br />
eine Untersuchung mehrfach durchzuführen, tritt das Problem, daß man bei dieser Art<br />
<strong>de</strong>r Reliabilitätsüberprüfung die Konstanz <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Phänomene im<br />
Zeitablauf unterstellen muß!<br />
Exkurs: Prüfung <strong>de</strong>r Reliabilität<br />
• Test-Retest-Reliabilität<br />
- Korrelation mit einer Vergleichsmessung <strong>de</strong>sselben Meßinstruments zu einem<br />
zweiten Zeitpunkt<br />
- Probleme: Einfluß <strong>de</strong>s Meßvorgangs<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf<br />
• Parallel-Test-Reliabilität<br />
- Korrelation mit einer Vergleichsmessung eines entsprechen<strong>de</strong>n Meßinstruments<br />
- Problem: Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse durch Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Meßinstrumente<br />
• Interne-Konsistenz-Reliabilität<br />
- Korrelation zwischen zwei Hälfte einer Multi-Item-Skala<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 65
Prüfung von Validität<br />
• Inhalts-Validität (content validity, face validity)<br />
bezieht sich auf die (häufig von Experten beurteilte) logische Eignung und<br />
Vollständigkeit <strong>de</strong>s benutzten Meßinstruments<br />
• Kriterien-Validität (criterion validity)<br />
bezieht sich darauf, daß die Ergebnisse einer Messung einer etablierten Beziehung zu<br />
Messungen an<strong>de</strong>rer Konzepte entsprechen (>>concurrent validity, predictiv validity)<br />
• Konvergenz-Validität<br />
ist gegeben, wenn sich ein Meßinstrument genauso verhält wie an<strong>de</strong>re (möglichst<br />
unterschiedliche) Meßinstrumente für das gleiche Konzept<br />
• Diskriminanz-Validität<br />
ist gegeben, wenn die Korrelation einer Messung mit an<strong>de</strong>ren (formal ähnlichen)<br />
Maßen, die für an<strong>de</strong>re nicht damit zusammenhängen<strong>de</strong> Konzepte stehen, relativ<br />
gering ist<br />
Für die praktische Anwendung in <strong>de</strong>r empirischen <strong>Marktforschung</strong> wer<strong>de</strong>n wegen<br />
dieser Probleme an<strong>de</strong>re Hilfsmittel zur Validitäts- und Reliabilitätsüberprüfung von<br />
Meßinstrumenten empfohlen.<br />
Der Entwicklungsprozeß von Meßinstrumenten umfaßt <strong>de</strong>ren Entwurf sowie <strong>de</strong>ren<br />
Korrektur und Verfeinerung auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Ergebnisse dieser Prüfungen, die auf<br />
einem Vorschlag von Churchill beruhen.<br />
Multi-Item-Skalen<br />
Bei <strong>de</strong>m Ansatz von Churchill gibt es allerdings die Einschränkung, daß die während<br />
dieses Entwicklungsprozesses einzusetzen<strong>de</strong>n Hilfsmittel nur auf sogenannten Multi-<br />
Item-Skalen sinnvoll angewandt wer<strong>de</strong>n können.<br />
∑ darunter versteht man Erhebungstechniken, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r gesuchte Meßwert nicht<br />
auf einer einzelnen Angabe einer Auskunftsperson beruht, son<strong>de</strong>rn durch<br />
Zusammenfassen <strong>de</strong>r Angaben bezüglich einer größeren Zahl von Fragen (Item)<br />
zustan<strong>de</strong> kommt.<br />
>> das gängigste Beispiel dafür sind die Likert-Skalen<br />
Exkurs:<br />
Likert-Skala<br />
• Auskunftspersonen bekommen einige Aussagen (positive und negative) bezüglich<br />
<strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s vorgelegt<br />
• Antwortmöglichkeiten: starke Zustimmung, Zustimmung, Unentschie<strong>de</strong>n,<br />
Ablehnung, starke Ablehnung<br />
• Additive Zusammenfassung zu einem Meßwert (für die Einstellung)<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 66
Entwicklung einer Likert-Skala<br />
• Auswahl von Items<br />
- Definition <strong>de</strong>s zu untersuchen<strong>de</strong>n Konstrukts<br />
- allgemeine Grundsätze <strong>de</strong>r Frageformulierung<br />
• Pretest<br />
- haben Items Varianz?<br />
- Diskriminationsvermögen <strong>de</strong>r Items<br />
- Korrelation Item-Wert Gesamtwert<br />
• Hauptuntersuchung<br />
- Berechnung <strong>de</strong>s Skalenwerts für je<strong>de</strong> Auskunftsperson<br />
Die Beschränkung auf Multi-Item-Skalen ist aber nicht so gravierend, da diese<br />
generell zur Messung komplexer Phänomene empfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />
⎣ Grün<strong>de</strong> für die Bevorzugung dieser Multi-Item-Skalen sind:<br />
• mehrere Items sind eher als ein einzelnes geeignet, <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Facetten<br />
eines zu messen<strong>de</strong>n Konzepts (z.B. Einstellung zu einer Marke) gerecht zu<br />
wer<strong>de</strong>n = gute Entsprechung bezüglich komplexer Phänomene<br />
• Multi-Item-Skalen ergeben feiner differenzierte Meßwerte als Single-Item-Skalen<br />
• wegen <strong>de</strong>r geringen Abhängigkeit <strong>de</strong>s ermittelten Meßwerts von <strong>de</strong>r Reaktion auf<br />
ein einzelnes Item ist die Reliabilität von Multi-Item-Skalen ten<strong>de</strong>nziell höher als<br />
die von Single-Item-Skalen<br />
• Annäherung an ein höheres Meßniveau<br />
Entwicklung von Multi-Item-Skalen<br />
4.3.2. Entwurf von Meßinstrumenten<br />
Definition <strong>de</strong>s Konstrukts<br />
Auswahl von Items<br />
Datensammlung<br />
Bereinigung <strong>de</strong>s Meßinstruments<br />
Datensammlung<br />
Prüfung <strong>de</strong>r Reliabilität<br />
Prüfung <strong>de</strong>r Validität<br />
Feststellung von Normwerten<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 67
Definition von Konzepten als Voraussetzung für <strong>de</strong>ren Meßbarkeit<br />
Die Operationalisierungsphase, in <strong>de</strong>r u.a. die einzusetzen<strong>de</strong>n Meßinstrumente<br />
festgelegt wer<strong>de</strong>n, schließt direkt an die Konzeptualisierung an. Ausgangspunkt muß<br />
daher die exakte Definition <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Konzepte sein.<br />
Die exakte und explizite Definition <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Konzepte ist nicht nur<br />
unverzichtbare Grundlage für je<strong>de</strong> Validitätsprüfung, weil eben sonst kein Maßstab<br />
existiert, mit <strong>de</strong>m beurteilt wer<strong>de</strong>n kann, ob tatsächlich das gemessen wur<strong>de</strong>, was<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n sollte.<br />
Sie bestimmt auch <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r in einer Skala zu verwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Items. Im Interesse<br />
<strong>de</strong>r Vergleichbarkeit von Untersuchungsergebnissen ist im Zweifel <strong>de</strong>r Anpassung an<br />
früher verwen<strong>de</strong>te Definitionen <strong>de</strong>r Vorzug gegenüber neuen Definitionen zu geben.<br />
Definition eines Konzepts/Konstrukts<br />
• schriftliche Formulierung<br />
• basierend auf Literatur<br />
• Abgrenzung zu an<strong>de</strong>ren Konzepten<br />
• was gehört dazu, was nicht? >>Inhaltsvalidität<br />
Sammlung von Items<br />
Die Umsetzung (Operationalisierung) eines theoretischen Konzepts in ein adäquates<br />
Meßinstrument beginnt mit <strong>de</strong>r Sammlung von Items. Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnis (siehe 4.2.)<br />
ist, daß die verwen<strong>de</strong>ten Items <strong>de</strong>m interessieren<strong>de</strong>n Konzept (und nur diesem!) mit<br />
allen relevanten Aspekten möglichst exakt und vollständig entsprechen sollen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Sammlung von Items für die Messung von Einstellungen zu<br />
einer bestimmten Automarke muß beispielsweise sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
daß die für solche Einstellungen relevanten Faktoren<br />
(Wirtschaftlichkeit, Sicherheit, Komfort ..) berücksichtigt sind. Items,<br />
die eher einem an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m Einstellungskonzept zuzuordnen sind<br />
(z.B. Kaufabsichten) müssen frühzeitig eliminiert wer<strong>de</strong>n, da eine<br />
Messung bei <strong>de</strong>r sie eine Rolle spielen, eben keine reine<br />
Einstellungsmessung mehr wäre<br />
Genügt eine Skala diesen Anfor<strong>de</strong>rungen, dann entspricht sie <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>r<br />
Inhaltsvalidität.<br />
es gibt unterschiedliche Möglichkeiten Items zu sammeln (generieren), wobei diese in<br />
<strong>de</strong>r Regel parallel genutzt wer<strong>de</strong>n :<br />
• logische und/o<strong>de</strong>r kreative Ableitung aus <strong>de</strong>r Definition eines Konzepts<br />
• Sammlung in früheren Untersuchungen verwen<strong>de</strong>ter Items<br />
• Auswertung von Literatur zu <strong>de</strong>m interessieren<strong>de</strong>n Konzept<br />
• Expertengespräche<br />
• qualitative Vorstudien (Tiefeninterviews, Gruppendiskussionen …) bei<br />
Angehörigen <strong>de</strong>r für die Untersuchung relevanten Zielgruppe<br />
• Einzelfallstudien, Critical Inci<strong>de</strong>nt Technique<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 68
4.3.3. Erste Prüf- und Modifizierungsphase<br />
Prüfung <strong>de</strong>r Items in einer Vorstufe<br />
<strong>de</strong>r nächste Schritte bei <strong>de</strong>r Entwicklung eines Meßinstruments beginnt mit <strong>de</strong>r<br />
Sammlung von Daten bei einer relativ kleinen Stichprobe. Die ausgewählten Personen<br />
wer<strong>de</strong>n mit allen bisher vorhan<strong>de</strong>nen Items konfrontiert. Ihre Antworten wer<strong>de</strong>n dann<br />
– je nach Art <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Items – in Zahlenwerte ( 1 bis 5, 1 bis 7) je nach Grad<br />
<strong>de</strong>r Zustimmung umgesetzt.<br />
Diese Werte sollen hinreichend gut an eine Intervallskalierung angenähert sein. Die<br />
auf diese Weise zustan<strong>de</strong> gekommene Datenmatrix bil<strong>de</strong>t die Grundlage für<br />
Analysen, die wesentliche Aspekte <strong>de</strong>r Reliablität und Validität betreffen.<br />
Zunächst wird an die Überlegung angeknüpft, daß sich Reliabilität auf die<br />
Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Meßwerte von <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten und Zufälligkeiten eines<br />
einzelnen Meßvorgangs bezieht. Eine Reliabilitätsprüfung durch Wie<strong>de</strong>rholung eines<br />
Meßvorgangs und Vergleichs <strong>de</strong>r Ergebnisse wäre sehr aufwendig und auch in<br />
methodischer Hinsicht problematisch, u.a. dadurch, daß eine Vormessung das<br />
Ergebnis einer Nachmessung beeinflussen kann.<br />
Split-Half-Reliabilität<br />
Es läßt sich aber so vorgehen, daß nicht alle Item-Werte einer Auskunftsperson durch<br />
Addition zu einem Gesamtwert zusammengefügt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ein Maß für die<br />
Ausprägung <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Konzepts <strong>de</strong>r jeweiligen Person sein soll.<br />
Statt <strong>de</strong>ssen teilt man die Gesamtheit <strong>de</strong>r Items in 2 Hälften und erhält durch additive<br />
Verknüpfung innerhalb <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gruppen dann 2 Meßwerte. Man kommt auf diese<br />
Weise in einem Meßvorgang zu 2 sehr ähnlichen Meßinstrumenten (mit gleich<br />
strukturierten, aber unterschiedlich formulierten Items) für ein Konzept. Die<br />
Reliabilität einer Meßmetho<strong>de</strong> müßte sich in einem hohen Korrelationskoeffizienten<br />
für die bei<strong>de</strong>n Teil-Skalen nie<strong>de</strong>rschlagen.<br />
Basis für diesen Ansatz ist die Domain Sampling Theorie, die davon ausgeht, daß<br />
je<strong>de</strong> Menge in einer Skala verwen<strong>de</strong>ten Items eine Stichprobe aus einer großen, alle<br />
Facetten <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Konzepts vollständig ab<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r Items ist.<br />
Bil<strong>de</strong>t man in <strong>de</strong>r oben erwähnten Weise 2 Teil-Skalen, so hat man damit 2<br />
Stichproben von Items aus einer (natürlich unbekannten) Grundgesamtheit von Items<br />
gezogen, die zu äquivalenten Ergebnissen führen müßten.<br />
Ist dies bei einer hinreichend großen Zahl von Items nicht <strong>de</strong>r Fall, dann sind offenbar<br />
zufällige Einflüsse bei <strong>de</strong>r Messung wirksam, die Reliabilität ist also gering.<br />
⎣ gemäß diesen Überlegungen auch <strong>de</strong>r Name dieser Vorgehensweise: Split-Half-<br />
Reliabilität<br />
Cronbach`s ∇<br />
Nun kann die Aufteilung einer Menge von Items in 2 Hälften in unterschiedlicher<br />
Weise erfolgen und daher nicht zu ein<strong>de</strong>utigen Reliabilitätsindikatoren führen. Dieses<br />
Problem kann dadurch behoben wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Reliabilitätskoeffizienten<br />
Cronbach`s ∇ verwen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r Korrelationskoeffizienten aller<br />
möglichen Kombinationen von Skalenhälften entspricht.<br />
Der ∇-Koeffizient ist somit ein Maß für die interne Konsistenz einer Skala. Er kann<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n, um bei <strong>de</strong>r Skalenentwicklung aus <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>r anfangs<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 69
vorhan<strong>de</strong>nen Items die weniger geeigneten zu eliminieren. Vergleiche <strong>de</strong>s ∇-Wertes<br />
einer Skala mit <strong>de</strong>n ∇-Werten für die (fast) gleichen Skalen, bei <strong>de</strong>nen jeweils eines<br />
<strong>de</strong>r Items nicht enthalten ist, zeigen an, inwieweit die betreffen<strong>de</strong>n Items geeignet<br />
sind, die Reliabilität <strong>de</strong>r Skala zu erhöhen o<strong>de</strong>r zu verringern.<br />
Ein zweiter Indikator für die Nützlichkeit eines Items in einer Skala ist die<br />
Korrelation dieses Items mit <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>n restlichen Items gebil<strong>de</strong>ten Gesamtwert <strong>de</strong>r<br />
Skala. Eine geringere Korrelation weist darauf hin, daß ein Item die Reliablität eines<br />
Meßinstruments eher verringert und/o<strong>de</strong>r daß es nicht hinreichend <strong>de</strong>m zu messen<strong>de</strong>n<br />
Konzept entspricht und insofern die Validität <strong>de</strong>r Messung beeinträchtigt.<br />
Faktorenanalyse bei <strong>de</strong>r Validitätsüberprüfung<br />
Ausschließlich auf die Validitätsüberprüfung eines Item-Pools ist <strong>de</strong>r Einsatz <strong>de</strong>r<br />
Faktorenanalyse in dieser Phase <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Meßinstrumente gerichtet. Die<br />
Faktorenanalyse dient bekanntlich <strong>de</strong>r Datenreduktion, in<strong>de</strong>m sie dazu beiträgt, eine<br />
relativ kleine Zahl von Dimensionen (Faktoren) zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die einen großen<br />
Teil <strong>de</strong>r Varianz einer größeren Zahl von Variablen erklären. Validität eines<br />
Meßinstruments ist ja dadurch charakterisiert, daß dieses tatsächlich <strong>de</strong>m (und nur<br />
<strong>de</strong>m) zu messen<strong>de</strong>m Konzept entspricht.<br />
Wenn sich durch eine Faktorenanalyse zeigt, daß die Items <strong>de</strong>utlich verschie<strong>de</strong>nen<br />
Dimensionen zuzuordnen sind, so ist dies ein Hinweis darauf, daß ein Teil <strong>de</strong>r Items<br />
mit einem an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m zu messen<strong>de</strong>n Konzept korrespondieren.<br />
Exkurs: Faktorenanalyse<br />
• als eindimensionales Konstrukt<br />
- erster Faktor erklärt weitaus größten Teil <strong>de</strong>r Varianz; alle Items hoch<br />
- korreliert mit ersten Faktor<br />
• als mehrdimensionales Konstrukt<br />
- Anzahl „wichtiger“ Faktoren = Anzahl <strong>de</strong>r Dimensionen<br />
- Items korrelieren mit entsprechen<strong>de</strong>n Faktoren<br />
Eliminierung von Items<br />
In <strong>de</strong>r ersten Prüfungsphase wer<strong>de</strong> also aus einem relativ großem Item-Pool die Items<br />
eliminiert, die hinsichtlich Reliabilität und/o<strong>de</strong>r Validität nicht befriedigen können.<br />
Als Ergebnis dieser Phase erhält man einen <strong>de</strong>utlich modifizierten (nicht zuletzt<br />
reduzierten) Item-Pool, <strong>de</strong>r in vielen Fällen schon <strong>de</strong>n am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Entwicklungsprozesses stehen<strong>de</strong>n Meßinstrument ähnelt.<br />
4.3.4. Zweite Prüf-und Modifizierungsphase<br />
Die so entwickelte Rohfassung eines Meßinstruments wird nun im Rahmen eines<br />
erneuten empirischen Tests weiter geprüft und ggf. modifiziert. Dazu wird die Skala<br />
im Rahmen einer Stichprobe angewandt, die größer und eher repräsentativ ist als bei<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 70
<strong>de</strong>r ersten Prüfungsphase. Die Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Prüfung Reliabilität <strong>de</strong>r Skala<br />
unterschei<strong>de</strong>t sich kaum vom vorhergehen<strong>de</strong>n Schritt:<br />
die Evaluierung <strong>de</strong>r einzelnen Items an Hand <strong>de</strong>s Reliabilitätskoeffizienten und <strong>de</strong>r<br />
Korrelation <strong>de</strong>r einzelnen Items mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r Gesamtskala steht im<br />
Mittelpunkt. Auf dieser Basis wird das Meßinstrument durch Eliminierung o<strong>de</strong>r<br />
Verän<strong>de</strong>rung einzelner Items modifiziert. Sollte sich das Ergebnis aus <strong>de</strong>r ersten<br />
Prüfungsphase bestätigen, so spricht das dafür, daß die Ergebnisse nicht durch<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten einer bestimmten Untersuchungssituation begrün<strong>de</strong>t sind.<br />
Prüfung <strong>de</strong>r Validität<br />
Mit <strong>de</strong>r Validität steht und fällt die Qualität eines Meßinstruments und damit <strong>de</strong>r<br />
ganzen Untersuchung in <strong>de</strong>r dieses verwen<strong>de</strong>t wird. Da man die Validität einer<br />
Messung in aller Regel nicht durch <strong>de</strong>n Vergleich <strong>de</strong>s Meßwerts mit <strong>de</strong>m ja<br />
unbekannten wahren Wert <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Konzepts ermitteln kann, bedient man<br />
sich hilfsweise <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r Konvergenzvalidität und <strong>de</strong>r Diskriminanzvalidität.<br />
∑ Konvergenzvalidität<br />
Wenn das gleiche Konzept mit zwei verschie<strong>de</strong>nen Meßinstrumenten gemessen wird,<br />
so müssen die Ergebnisse sehr ähnlich sein (konvergieren), sofern diese Instrumente<br />
vali<strong>de</strong> sind. Bei<strong>de</strong> Instrumente sollen möglichst wenig methodische Gemeinsamkeiten<br />
haben, da sonst die Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Meßwerte ein Artefakt sein könnte, das durch<br />
eben diese Gemeinsamkeiten verursacht wur<strong>de</strong>. Wenn also 2 sehr unähnliche<br />
Meßverfahren angewandt auf das gleiche Konzept zu konvergieren<strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
führen, dann sind diese Ergebnisse offenbar unabhängig vom Erhebungsverfahren und<br />
dürften somit das interessieren<strong>de</strong> Konzept wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />
⎣ ist gegeben, wenn sich ein Meßinstrument genauso verhält wie an<strong>de</strong>re (möglichst<br />
unterschiedliche) Meßinstrumente für das gleiche Konzept<br />
∑ Diskriminanzvalidität<br />
Wenn man mit <strong>de</strong>m gleichen Typ von Meßinstrumenten (z.B. Likert-Skala)<br />
verschie<strong>de</strong>ne Konzepte mißt, dann sollen die Ergebnisse nicht korreliert sein.<br />
Ansonsten wür<strong>de</strong>n die Meßwerte ja weniger die Unterschiedlichkeit <strong>de</strong>r Konzepte<br />
wie<strong>de</strong>rgeben, son<strong>de</strong>rn eher auf systematische Einflüsse <strong>de</strong>r Meßmetho<strong>de</strong>n<br />
zurückzuführen sein, was natürlich das Vertrauen in <strong>de</strong>ren Validität schwin<strong>de</strong>n ließe.<br />
Mit vali<strong>de</strong>n Meßverfahren angewandt auf verschie<strong>de</strong>ne Konzepte soll man die<br />
Meßwerte für diese Konzepte unterschei<strong>de</strong>n (diskriminieren) können.<br />
⎣ ist gegeben, wenn die Korrelation einer Messung mit an<strong>de</strong>ren (formal ähnlichen)<br />
Maßen, die für an<strong>de</strong>re nicht damit zusammenhängen<strong>de</strong> Konzepte stehen, relativ<br />
gering ist<br />
⎣ die Multimerkmals-Multimetho<strong>de</strong>n-Matrix wird zur Prüfung <strong>de</strong>r von<br />
Konvergenz- und Diskriminanzvalidität notwendigen Korrelationskoeffizienten<br />
verwen<strong>de</strong>t (Campbell + Fiske)<br />
Unbefriedigen<strong>de</strong> Ergebnisse dieser Prüfphase führen – ebenso wie bei ersten Schritt –<br />
zu einer Rückkopplung im Prozeß <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Meßinstruments, was<br />
typischerweise be<strong>de</strong>utet, daß <strong>de</strong>r Prozeß <strong>de</strong>r Generierung von Items wie<strong>de</strong>r<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 71
aufgenommen wird und/o<strong>de</strong>r daß die Angemessenheit <strong>de</strong>r für das Konzept<br />
verwen<strong>de</strong>ten Definition in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n muß.<br />
4.3.5. Einsatz <strong>de</strong>s Meßinstruments<br />
Die Anwendung eines mit obiger Metho<strong>de</strong> entwickelten Meßinstruments bereitet<br />
keine speziellen Probleme mehr. Man sollte aber 2 Aspekte beachten; oftmals ist die<br />
Aussagekraft eines Meßwerts allein gering. Beispielsweise sind bestimmte<br />
Einstellungswerte ohne Vergleichsmöglichkeit kaum interpretierbar. Deshalb bedient<br />
man sich in <strong>de</strong>r Praxis häufig <strong>de</strong>s Vergleichs eines Meßwertes mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Werten:<br />
• die zu einem an<strong>de</strong>ren Zeitpunkt zustan<strong>de</strong> gekommen waren (z.B. Einstellungen zu<br />
Produkten vor und nach einer Werbekampagne)<br />
• die sich auf an<strong>de</strong>re Grundgesamtheiten von Personen o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re Objekte<br />
beziehen (z.B. Einstellungen zu verschie<strong>de</strong>nen Produkten)<br />
• die Normwerte für bestimmte Grundgesamtheiten o<strong>de</strong>r Objekte darstellen<br />
Diese Vorgehensweise setzt voraus, daß ein Meßinstrument mehrfach – in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Untersuchungszusammenhängen o<strong>de</strong>r zu verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten –<br />
eingesetzt wird. Angesichts <strong>de</strong>s aufwendigen Entwicklungsprozesses für<br />
Meßinstrumente <strong>de</strong>r Mafo ist das auch naheliegend.<br />
Bisher wur<strong>de</strong> die Konzeption <strong>de</strong>r Datenerhebung für die Mafo behan<strong>de</strong>lt; Probleme<br />
<strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs, <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten<br />
und <strong>de</strong>r Stichprobenziehung wur<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lt.<br />
Gemäß <strong>de</strong>m Phasenablauf einer <strong>Marktforschung</strong>suntersuchung schließt sich nun <strong>de</strong>r<br />
Analyseplan an, <strong>de</strong>r dazu dienen soll, die Eignung <strong>de</strong>r gewählten Erhebungsmetho<strong>de</strong>n<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r gewünschten Analyse- und Aussagemöglichkeiten zu überprüfen und<br />
rechtzeitige Korrekturen zu ermöglichen. Zum Analyseplan lassen sich aber kaum<br />
methodische o<strong>de</strong>r theoretische Aspekte erörtern.<br />
5. Datensammlung und –aufbereitung<br />
5.1. Überblick<br />
Im Mittelpunkt stehen hier die Tätigkeiten, die zwischen <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s<br />
Untersuchungs<strong>de</strong>signs mit allen Einzelheiten und <strong>de</strong>r statistischen Datenanalyse<br />
stattfin<strong>de</strong>n: die Sammlung <strong>de</strong>r Daten im „Feld“ und <strong>de</strong>ren Aufbereitung. Viele <strong>de</strong>r<br />
dabei relevanten Gesichtspunkte sind eher technischer o<strong>de</strong>r handwerklicher Art, und<br />
interessieren bei einer wissenschaftlichen Behandlung <strong>de</strong>s Gesamtkomplexes nur am<br />
Ran<strong>de</strong>.<br />
Man muß sich allerdings klar machen, daß die Genauigkeit und Gültigkeit von<br />
Untersuchungsergebnissen nur so gut ist, wie das schwächste Glied in <strong>de</strong>r Kette <strong>de</strong>r<br />
Schritte, die zu diesen Ergebnissen geführt haben. Man kann sich vorstellen, daß alle<br />
Sorgfalt bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stichprobenziehung<br />
vergeblich bleiben muß, wenn <strong>de</strong>r Interviewer bei <strong>de</strong>r Datensammlung bestimmte<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 72
Anweisungen nicht beachtet o<strong>de</strong>r wenn Fehler bei <strong>de</strong>r Codierung und Eingabe <strong>de</strong>r<br />
Daten in <strong>de</strong>n Computer auftreten.<br />
Daher wer<strong>de</strong>n hier Aspekte <strong>de</strong>r Datensammlung und –aufbereitung vor allem aus <strong>de</strong>m<br />
Blickwinkel <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Fehlermöglichkeiten betrachtet.<br />
Arten von Fehler in <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />
Gesamtfehler<br />
Systematischer Fehler Stichprobenfehler<br />
Meßfehler Ausfall von Messungen<br />
Fehler <strong>de</strong>s Fehler beim Fehler bei Fehlerhafte Fehlen<strong>de</strong><br />
Meß- Meßvorgang <strong>de</strong>r Verar- Stichprobenbasis Angaben<br />
instruments beitung <strong>de</strong>r von Stichproben-<br />
Meßwerte elementen<br />
Stichprobenfehler<br />
Auch Zufallsfehler genannt resultiert aus <strong>de</strong>r zufälligen Schwankung von<br />
Stichprobenergebnissen um einen „wahren Wert“, <strong>de</strong>r für die Grundgesamtheit gilt.<br />
Diese Abweichungen können von Stichprobe zu Stichprobe unterschiedlich sein und<br />
sind nie ganz zu vermei<strong>de</strong>n, da sie mit <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Stichprobenziehung<br />
verbun<strong>de</strong>n sind. Durch die Vergrößerung einer Stichprobe kann man Fehler dieser Art<br />
allerdings reduzieren.<br />
Die Größe <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers ist im Gegensatz zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Arten<br />
systematischer Fehler allerdings berechenbar, sofern die Auswahl <strong>de</strong>r<br />
Stichprobenelemente zufällig erfolgt ist.<br />
Systematische Fehler<br />
können dadurch entstehen, daß Meßfehler auftreten o<strong>de</strong>r daß Messungen nicht<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n, die notwendig wären, um die zu untersuchen<strong>de</strong>n<br />
Merkmalsverteilungen in einer Grundgesamtheit möglichst exakt wi<strong>de</strong>rzuspiegeln.<br />
Ein solcher Ausfall von Messungen kann verursacht sein durch die Verwendung<br />
einer Stichprobenbasis, die nicht vollständig <strong>de</strong>r zu untersuchen<strong>de</strong>n Grundgesamtheit<br />
entspricht ( = fehlerhafte Stichprobenbasis), o<strong>de</strong>r durch Verweigerung von Angaben,<br />
schlechte Erreichbarkeit von Auskunftspersonen etc. ( = fehlen<strong>de</strong> Angaben von<br />
Stichprobenelementen).<br />
Meßfehler:<br />
Auf die Art von Meßfehler, die durch die angewandten Meßinstrumente entstehen, sei<br />
auf die Reliabilität und Validität von Messungen verwiesen.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 73
Daneben können beim Meßvorgang selbst – z.B. durch Einflüsse <strong>de</strong>s Interviewers auf<br />
das Antwortverhalten <strong>de</strong>r Auskunftspersonen o<strong>de</strong>r durch unkorrekte Eintragungen im<br />
Fragebogen – Ergebnisverzerrungen entstehen = Fehler beim Meßvorgang.<br />
Bei <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n EDV-gerechten Aufbereitung <strong>de</strong>r erhobenen Daten entstehen<br />
weitere Fehlermöglichkeiten. Hier können geringfügig erscheinen<strong>de</strong> Nachlässigkeiten<br />
erhebliche Auswirkungen haben ( >> z.B. falsch eingegebene Dezimalstellen) =<br />
Fehler bei <strong>de</strong>r Verarbeitung von Meßwerten.<br />
Ausfall von Messungen<br />
1. Mögliche Konsequenzen einer fehlerhaften Stichprobenbasis<br />
Von einer fehlerhaften Stichprobenbasis spricht man, wenn bestimmte Gruppen von<br />
Elementen <strong>de</strong>r Grundgesamtheit eine zu geringe o<strong>de</strong>r zu große Wahrscheinlichkeit<br />
haben, Element <strong>de</strong>r Stichprobe zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Beispiele für fehlerhafte Stichprobenbasen:<br />
Φ eine Stichprobe aus <strong>de</strong>r Grundgesamtheit „erwachsene Gesamtbevölkerung“ wird<br />
auf Basis von Telefonbüchern gezogen<br />
∏ Problem: HH ohne Telefon und HH mit Telefon, die allerdings nicht aufgelistet<br />
sind, haben keine Chance ausgewählt zu wer<strong>de</strong>n<br />
Φ eine Personen-Stichprobe wird so gebil<strong>de</strong>t, daß aus ausgewählten HH jeweils eine<br />
Person befragt wird<br />
∏ Problem: Personen, die in kleinen HH leben, haben eine größere Chance, befragt zu<br />
wer<strong>de</strong>n, als Personen, die mit vielen an<strong>de</strong>ren Leuten in einem HH wohnen. Die erste<br />
Gruppe wäre also überrepräsentiert.<br />
Φ eine Stichprobe wahlberechtigter Bürger einer Stadt soll auf Basis <strong>de</strong>s örtlichen<br />
Telefonbuchs gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
∏ Problem: Auch Personen mit zweitem Wohnsitz, die also nicht zur<br />
Grundgesamtheit <strong>de</strong>r Wahlberechtigten am Ort gehören, wer<strong>de</strong>n in die Stichprobe<br />
einbezogen.<br />
Konsequenzen <strong>de</strong>r Beziehung zwischen fehlerhaften Stichprobenbasis und<br />
Grundgesamtheit<br />
(a) (b) (c) (d)<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 74
Φ durch die weiße Kreisfläche, die in vier Segmente geteilt ist, wird jeweils<br />
dargestellt, wie eine Grundgesamtheit anhand eines – natürlich hypothetischen<br />
Merkmals – in vier gleich große Teilgruppen aufgeteilt wäre.<br />
Φ die schraffierte Fläche symbolisiert jeweils die Stichprobenbasis<br />
(a) hier entspricht die Stichprobenbasis nicht <strong>de</strong>r Grundgesamtheit und dadurch<br />
entstehen systematische Verzerrungen <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r Merkmalsverteilungen<br />
zugunsten zweier Segmente<br />
(b) hier entspricht die Stichprobenbasis <strong>de</strong>r Grundgesamtheit nur teilweise und die<br />
dadurch entstehen<strong>de</strong>n Probleme wer<strong>de</strong>n noch durch <strong>de</strong>n Umstand verschärft, daß<br />
Elemente die nicht in die Grundgesamtheit gehören, in die Stichprobenbasis<br />
einbezogen wur<strong>de</strong>n<br />
(c) auch hier ist die Stichprobenbasis unvollständig, es entstehen aber keine Fehler<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r betrachteten Merkmalsverteilung<br />
(d) hier besteht eine exakte Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit durch die<br />
Stichprobenbasis, was zur Folge hat, daß diese Fehlerquelle eliminiert ist<br />
2. Konsequenzen unvollständiger Stichprobenausschöpfung<br />
= fehlen<strong>de</strong> Informationen über Elemente <strong>de</strong>r Stichprobe<br />
• einzelne fehlen<strong>de</strong> Angaben<br />
• vollständige Ausfälle<br />
Situationen die zu einem Ausfall von Messungen führen können =>Skript S. 9 Teil 2<br />
Vollständige und unvollständige Stichprobenausschöpfung und ihre Konsequenzen<br />
(a) (b) (c)<br />
Stichprobenbasis gezogene realisierte<br />
Stichprobe Stichprobe<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 75
(a) hier wur<strong>de</strong> die Stichprobe vollständig ausgeschöpft und <strong>de</strong>swegen ergeben sich<br />
keine Verzerrungen <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse<br />
die vollständige Stichprobenausschöpfung stellt in <strong>de</strong>r Praxis allerdings einen<br />
seltenen Ausnahmefall dar ⇐ <strong>de</strong>shalb ist die Aussagekraft <strong>de</strong>r Stichprobentheorie,<br />
bei <strong>de</strong>r von vollständiger Stichprobenausschöpfung ausgegangen wird, für die<br />
Genauigkeit bzw. Sicherheit von Ergebnissen zusätzlich begrenzt<br />
(b) hier konnten nur bei einem Teil <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung ausgewählten<br />
Elemente Daten erhoben wer<strong>de</strong>n (realistischere Annahme)<br />
<strong>de</strong>nnoch wird hier keine Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse verursacht, man muß aber<br />
damit rechnen, daß die Merkmalsverteilung bei <strong>de</strong>n Stichprobenelementen, bei<br />
<strong>de</strong>nen keine Daten erhältlich sind, an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n restlichen ist<br />
bei einer mündlichen Umfrage ist es anzunehmen, daß bei <strong>de</strong>n schwer<br />
erreichbaren Auskunftspersonen <strong>de</strong>r Anteil mobiler und Freizeitaktiver<br />
Menschen höher ist als in <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>rer, die beim ersten<br />
Kontaktversuch erreicht wur<strong>de</strong>n<br />
(c) hier ergibt sich wegen <strong>de</strong>r unvollständigen Stichprobenausschöpfung eine<br />
Ergebnisverzerrung<br />
Bei <strong>de</strong>r Datensammlung und Datenaufbereitung ist die Vermeidung von<br />
systematischen Fehlern von größter Wichtigkeit ⇐ vor allem weil systematische<br />
Fehler für die Qualität von Untersuchungsergebnissen viel größere Be<strong>de</strong>utung haben<br />
als die (recht gut berechenbaren) Stichprobenfehler.<br />
Das Problem <strong>de</strong>s sytematischen Fehlers durch eine fehlerhafte Stichprobenbasis ist<br />
weniger <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Datensammlung als <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stichprobenziehung zuzuordnen ⇐<br />
siehe Kapitel 4 (fehlerhafte Meßinstrumente)<br />
Systematische Fehler, aufgrund von Meßausfällen, Fehlern beim Meßvorgang und<br />
Fehlern bei <strong>de</strong>r Verarbeitung <strong>de</strong>r Meßwerte, sind <strong>de</strong>r Datensammlung und <strong>de</strong>r<br />
Datenaufbereitung anzulasten<br />
Meßfehler<br />
5.2. Datensammlung<br />
Hier wird meist die Datenerhebung mittels mündlicher Befragung betrachtet, da die<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Fragestellungen bei an<strong>de</strong>ren Formen <strong>de</strong>r Befragung (telefonisch,<br />
schriftlich) damit weitgehend abge<strong>de</strong>ckt sind und weil bei an<strong>de</strong>ren<br />
Erhebungsverfahren (z.B. Beobachtungen) die Probleme <strong>de</strong>r Datensammlung oftmals<br />
sehr stark auf die jeweilige Untersuchungssituation bezogen sind, so daß eine<br />
generelle Behandlung kaum möglich ist.<br />
mögliche Fehlerquellen beim mündlichen Interview<br />
Interviewer Auskunftsperson<br />
Persönliche Merkmale Persönliche Merkmale<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 76
Alter Alter<br />
Bildungsstand Bildungsstand<br />
sozialer Status sozialer Status<br />
Geschlecht Geschlecht<br />
usw. usw.<br />
Psychologische Faktoren Psychologische Faktoren<br />
Wahrnehmungen Wahrnehmungen<br />
Einstellungen Einstellungen<br />
Erwartungen Erwartungen<br />
Motive Motive<br />
Verhaltensweisen Verhaltensweisen<br />
Fehler bei <strong>de</strong>r Fragestellung<br />
Antworten auf Fragen<br />
Fehler bei <strong>de</strong>r Motivierung korrekt - falsch<br />
von Auskunftspersonen genau - ungenau<br />
Fehler bei <strong>de</strong>r Erfassung<br />
von Antworten<br />
Fälscherprobleme<br />
Sowohl beim Interviewer als auch bei <strong>de</strong>r Auskunftsperson bil<strong>de</strong>n persönliche<br />
Merkmale <strong>de</strong>n Hintergrund für psychische Variable, die <strong>de</strong>n Interviewprozeß<br />
maßgeblich beeinflussen können, da sie gewisse Verhaltensweisen bestimmen.<br />
Wichtig ist sich klar zu machen, daß es sich bei einem Interview um einen<br />
interaktiven Prozeß zwischen Interviewer und Auskunftsperson han<strong>de</strong>lt >> die<br />
persönliche Merkmale <strong>de</strong>s Interviewers und seine Verhaltensweisen könne sich über<br />
psychische Prozesse (nicht direkt) bei <strong>de</strong>r Auskunftsperson auswirken.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r persönlichen Merkmale wird meist eine möglichst große<br />
Entsprechung zwischen Interviewer und Auskunftsperson empfohlen, da man auf<br />
diese Weise die Bereitschaft sich an <strong>de</strong>r Untersuchung zu beteiligen und korrekte<br />
Auskünfte zu erteilen, för<strong>de</strong>rn kann.<br />
Allerdings läßt sich diese For<strong>de</strong>rung schlecht in die Tat umsetzen, da <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r<br />
Interviews in <strong>de</strong>r Mafo von weiblichen Teilzeitkräften durchgeführt wird.<br />
Bei <strong>de</strong>n psychischen Faktoren, die das Verhalten <strong>de</strong>s Interviewers und damit indirekt<br />
das Antwortverhalten von Auskunftspersonen beeinflussen, kommt es am ehesten<br />
darauf an, durch Schulungen die Interviewer zu einem möglichst neutralen Verhalten<br />
zu bewegen, um eben diese Wirkung zu minimieren.<br />
Von <strong>de</strong>n Verhaltensweisen <strong>de</strong>r Interviewer sind für die Genauigkeit bzw.<br />
Fehlerhaftigkeit von Untersuchungsergebnissen folgen<strong>de</strong> vier beson<strong>de</strong>rs wichtig:<br />
• Fehler bei <strong>de</strong>r Fragestellung<br />
- da Meßinstrumente für die Qualität von Untersuchungsergebnissen sehr<br />
be<strong>de</strong>utsam sind und die Ergebnisse sehr empfindlich auf nur geringfügig<br />
methodische Verän<strong>de</strong>rungen reagieren, ist es natürlich dringend notwendig, <strong>de</strong>n<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 77
Einsatz <strong>de</strong>r Meßinstrumente durch die Interviewer genau in <strong>de</strong>r festgelegten<br />
Weise vornehmen zu lassen.<br />
- hinzu kommt <strong>de</strong>r Punkt, daß Angaben von Auskunftspersonen nur vergleichbar<br />
sind, wenn sie durch einheitliche Erhebungstechniken zustan<strong>de</strong> gekommen sind.<br />
• Fehler bei <strong>de</strong>r Motivierung von Auskunftspersonen<br />
- insbeson<strong>de</strong>re wegen <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Repräsentanz einer Untersuchung<br />
durch nicht erreichte Zielpersonen und/o<strong>de</strong>r abgebrochene Interviews ist es<br />
notwendig, erhebliche Anstrengungen im Hinblick auf eine weitgehen<strong>de</strong><br />
Stichprobenausschöpfung zu unternehmen.<br />
- Neben <strong>de</strong>n üblichen Erklärungen <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s einzelnen Interviews für <strong>de</strong>n<br />
Erfolg <strong>de</strong>r Untersuchung und <strong>de</strong>r Zusicherung <strong>de</strong>r Einhaltung von Regeln <strong>de</strong>s<br />
Datenschutzes durch <strong>de</strong>n Interviewer kommt es hier beson<strong>de</strong>rs darauf an, durch<br />
eine gewisse Zahl von Kontaktversuchen zu unterschiedlichen Zeiten möglichst<br />
viele <strong>de</strong>r in einer Stichprobe ausgewählten Personen zu erreichen.<br />
• Fehler bei <strong>de</strong>r Erfassung von Antworten<br />
- angesichts <strong>de</strong>r komplexen Aufgabe <strong>de</strong>s Interviewers, ein lebendig wirken<strong>de</strong>s und<br />
zur Fortsetzung motivieren<strong>de</strong>s Gespräch mit einer Auskunftsperson zu führen und<br />
dabei gleichzeitig eine Fülle von Anweisungen zu beachten, wun<strong>de</strong>rt es nicht, daß<br />
bei <strong>de</strong>r Übertragung von Antworten in <strong>de</strong>n Erhebungsbogen Fehler auftreten<br />
können.<br />
- Hinzu kommt die Beeinflussung <strong>de</strong>r Wahrnehmung von Antworten seitens <strong>de</strong>s<br />
Interviewers durch <strong>de</strong>ssen Erwartungen.<br />
• Fälscherproblem<br />
- <strong>de</strong>nkt man an die recht anspruchsvolle, aber mäßig bezahlte Arbeit von<br />
Interviewern, so kann man nicht völlig ausschließen, daß sich die Interviewer die<br />
Arbeit gelegentlich durch komplette o<strong>de</strong>r teilweise Fälschungen erleichtern,<br />
in<strong>de</strong>m sie nur wenige o<strong>de</strong>r keine <strong>de</strong>r verlangten Angaben bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Stichprobe enthaltenen Auskunftspersonen erheben, son<strong>de</strong>rn diese nach eigenem<br />
Gutdünken selbst eintragen.<br />
- das Ausmaß dieses Problems ist sehr schwer einzuschätzen, die Institute bemühen<br />
sich aber sehr, es durch Kontrollinterviews und rigoroses Vorgehen gegen<br />
unseriöse Interviewer zu minimieren.<br />
Die wichtigsten Ansatzpunkte zur Vermin<strong>de</strong>rung von Fehlern, die durch das<br />
Verhalten von Interviewern entstehen, liegen im Bereich <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Interviewer- o<strong>de</strong>r Feld-Organisation. Dazu gehören Bereiche wie:<br />
Anwerbung und Auswahl von Interviewern<br />
• Interviewer-Ausbildung<br />
• Interviewer-Anweisungen<br />
• Interviewer-Einsatz<br />
• Interviewer-Kontrolle<br />
ausführliche Auflistung <strong>de</strong>r Probleme <strong>de</strong>r Interviewer-Organisation Skript S. 16<br />
Teil 2<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 78
5.3. Datenaufbereitung<br />
Die Aufbereitung <strong>de</strong>r gesammelten Daten für die Analyse mit Hilfe von Statistik-<br />
Software auf einem PC ist eher durch technische als durch wissenschaftliche<br />
Probleme geprägt.<br />
Die Hauptschritte bei <strong>de</strong>r Datenaufbereitung sind:<br />
• die Editierung <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Erhebungsbögen<br />
• die Codierung <strong>de</strong>r Erhebungsbögen<br />
• die Dateneingabe in <strong>de</strong>n Rechner<br />
• die Fehlerkontrolle<br />
Editierung <strong>de</strong>r Erhebungsbögen<br />
- als Editierung bezeichnet man eine Überprüfung und gegebenenfalls Korrektur<br />
<strong>de</strong>r ausgefüllten Fragebögen. Sie sollte möglichst kurzfristig nach <strong>de</strong>r<br />
Datenerhebung vorgenommen wer<strong>de</strong>n, um Fehler durch Rückfragen bei <strong>de</strong>m<br />
jeweiligen Interviewer klären zu können<br />
- bei <strong>de</strong>r Editierung wer<strong>de</strong>n vor allem folgen<strong>de</strong> Gesichtspunkte geprüft:<br />
Vollständigkeit <strong>de</strong>r Angaben = Auslassung einzelner Angaben o<strong>de</strong>r ganzer Teile<br />
<strong>de</strong>s Fragebogens<br />
Lesbarkeit <strong>de</strong>r Eintragungen = Entschlüsselung von Handschriften, Abkürzungen<br />
etc.<br />
Verständlichkeit <strong>de</strong>r Angaben<br />
Konsistenz <strong>de</strong>r Angaben = Eliminierung/Aufklärung wi<strong>de</strong>rsprüchlicher Antworten<br />
Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Angaben = Einheitlichkeit verwen<strong>de</strong>ter Maßeinheiten etc.<br />
Einhaltung von Anweisungen für die Durchführung <strong>de</strong>s Interviews =<br />
Verzweigungen im Interview („Filterfragen“), Einfach- o<strong>de</strong>r Mehrfach-Antworten<br />
etc.<br />
Codierung <strong>de</strong>r Erhebungsbögen<br />
- unter Codierung versteht man die Übersetzung <strong>de</strong>r im Fragebogen eingetragenen<br />
Angaben in zweckmäßig gewählte Symbole, wofür fast immer Zahlen gewählt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
- bei geschlossenen Fragen entstehen hier kaum Probleme<br />
- bei offenen Fragen müssen dagegen zunächst Kategorien für die unterschiedlichen<br />
Arten auftreten<strong>de</strong>r Antworten gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n; generell muß sichergestellt sein,<br />
daß die Antwortkategorien überschneidungsfrei sind (10-20; 21-30, .. ≅ 10-20; 20-<br />
30, ..)<br />
- alle Codierungen für eine Untersuchung wer<strong>de</strong>n in einem Co<strong>de</strong>plan festgelegt, um<br />
eine einheitliche Verfahrensweise bei allen an <strong>de</strong>r Datenaufbereitung beteiligten<br />
Personen zu gewährleisten<br />
Dateneingabe in <strong>de</strong>n Rechner<br />
- die Eingabe <strong>de</strong>r Rohdaten erfolgt meist über die Tastatur am Bildschirm; durch<br />
Lese- o<strong>de</strong>r Tippfehler kann dabei die Qualität <strong>de</strong>r auszuwerten<strong>de</strong>n Daten erheblich<br />
beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n<br />
- bei <strong>de</strong>r Verwendung optischer Belegleser und dafür geeigneter spezieller<br />
Erhebungsbögen kann die manuelle Dateneingabe vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 79
- bei CATI-Interviews wird eine spezielle Dateneingabe überflüssig, da ja die<br />
Angaben <strong>de</strong>r Auskunftspersonen während <strong>de</strong>s Interviews selbst in <strong>de</strong>n Rechner<br />
eingetippt wer<strong>de</strong>n<br />
- nach <strong>de</strong>r Dateneingabe steht im Rechner eine Datenmatrix für die weitere Analyse<br />
zur Verfügung, <strong>de</strong>ren Spalten die einzelnen Werte <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Variablen<br />
enthalten und in <strong>de</strong>ren Zeilen die Angaben jeweils einer Auskunftsperson stehen<br />
- je<strong>de</strong> Position in dieser Datenmatrix ist durch <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong>plan <strong>de</strong>finiert<br />
Fehlerkontrolle<br />
- vor <strong>de</strong>r statistischen Datenanalyse fin<strong>de</strong>t eine Fehlerkontrolle bei <strong>de</strong>m<br />
eingegebenen Datensatz statt<br />
- dadurch sollen bisher unent<strong>de</strong>ckte und bei <strong>de</strong>r Dateneingabe aufgetretene Fehler<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert und nach Möglichkeit eliminiert wer<strong>de</strong>n<br />
- hauptsächlich über drei Wege versucht man Fälle zu ermitteln, die fehlerhaft sind<br />
o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>nen zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Verdacht naheliegt, daß sie fehlerbehaftet sind<br />
- Prüfungen, ob bei variablen Werte auftreten, die laut Co<strong>de</strong>plan nicht vorgesehen<br />
sind (wil<strong>de</strong> Lochung > Tippfehler)<br />
- Prüfung auf logische Konsistenz <strong>de</strong>r Werte (19 Jahre alt und promoviert)<br />
- Ermittlung von Ausreißern, d.h. von Werten, die extrem vom sonstigen<br />
Wertebereich abweichen<br />
Schritte bei <strong>de</strong>r Korrektur von i<strong>de</strong>ntifizierten Fehlern<br />
Rückgriff auf <strong>de</strong>n Original-Fragebogen, um festzustellen, ob es sich um einen<br />
Übertragungsfehler han<strong>de</strong>lt<br />
Rückfrage bei <strong>de</strong>r Auskunftsperson<br />
Ersatz <strong>de</strong>s fehlerbehafteten Wertes durch einen sinnvoll geschätzten<br />
Eliminierung <strong>de</strong>s fehlerhaften Wertes und Kennzeichnung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Position in <strong>de</strong>r Datenmatrix als fehlen<strong>de</strong>r Wert<br />
Eliminierung <strong>de</strong>s gesamten Falles<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 80
6. Datenanalyse<br />
6.1. Einführung<br />
6.1.2. Überblick<br />
Bei <strong>de</strong>r Datenanalyse geht es einerseits darum, die gesammelten und aufbereiteten<br />
Daten zu ausssagekräftigen Tabellen, Maßzahlen, Graphiken etc. zusammenzufassen<br />
und an<strong>de</strong>rerseits darum zu prüfen, inwieweit die Ergebnisse, die auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />
einer Stichprobe zustan<strong>de</strong> gekommen sind, auf die eigentlich interessieren<strong>de</strong><br />
Grundgesamtheit übertragen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Bei <strong>de</strong>r Datenanalyse in <strong>de</strong>r Mafo han<strong>de</strong>lt es sich fast ausschließlich um<br />
Anwendungen <strong>de</strong>s Instrumentariums <strong>de</strong>r Statistik.<br />
6.1.2. Meßniveau von Daten<br />
Bei <strong>de</strong>r Datenaufbereitung und –analyse wer<strong>de</strong>n die erhobenen Daten in <strong>de</strong>r Regel in<br />
ein numerisches System übersetzt. Frage ist nun, welche Aussagekraft diese<br />
numerischen Werte haben? Bei einigen Variablen geben sie ein zahlenmäßig<br />
erfaßbares Konstrukt wie<strong>de</strong>r (z.B. Verkaufsmengen, Einkommen), in an<strong>de</strong>ren Fällen<br />
sind Zahlen nur als beliebig austauschbare Symbole für qualitativ unterschiedliche<br />
Ausprägungen eines Konstrukts interpretierbar.<br />
⎣ welche Art von Daten existieren und welche Be<strong>de</strong>utung hat diese Klassifizierung<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r anwendbaren Analysemetho<strong>de</strong>n<br />
Arten von Meßwerten<br />
• Nominalskalierung<br />
- die hier verwen<strong>de</strong>ten Zahlen haben nicht mehr Aussagekraft als ein Name<br />
- sie dienen lediglich dazu, hinsichtlich <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Merkmals gleiche<br />
Erhebungsmerkmale auf die gleiche Weise zu kennzeichnen<br />
- welcher Wert dazu verwen<strong>de</strong>t wird ist völlig gleichgültig<br />
- die Verwendung dieser Daten für Rechenoperationen ist völlig sinnlos<br />
• Ordinalskalen<br />
- geben Auskunft über die Rangordung von Erhebungselementen hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />
jeweils betrachteten Merkmals<br />
- die Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Meßwerten sind nicht interpretierbar, die Größe <strong>de</strong>r<br />
verwen<strong>de</strong>ten Zahlen hat nur begrenzte Aussagekraft<br />
- Rechenoperationen sind auch hier nicht zulässig<br />
• Intervallskalen<br />
- bei diesem Meßniveau können sinnvolle Aussagen über die Abstän<strong>de</strong> (Intervalle)<br />
zwischen <strong>de</strong>n Meßwerten gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
- hier sind auch Rechenoperationen zulässig<br />
• Ratioskalen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 81
- hier können Aussagen über Relationen zwischen Meßwerten gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
- Ratioskalen sind dadurch charakterisiert, daß nicht nur Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />
Meßwerten interpretierbar sind, son<strong>de</strong>rn daß auch ein ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>finierter<br />
Nullpunkt existiert<br />
- hier sind alle Arten von Rechenoperationen zulässig<br />
- die Möglichkeit <strong>de</strong>r Datenanalyse ist also nicht beschränkt<br />
Grundsätzlich strebt man bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten ein möglichst<br />
hohes Meßniveau an, da auf diese Weise <strong>de</strong>r Informationsgehalt und die<br />
Analysemöglichkeiten <strong>de</strong>r Daten steigen<br />
Dabei ist natürlich zu beachten, daß manche Merkmale aber nur Messungen auf<br />
niedrigem Meßniveau zulassen (Geschlecht, Markenwahl ..)<br />
Insbeson<strong>de</strong>re wird versucht, Meßinstrumente so zu gestalten, daß sie intervallskalierte<br />
Daten liefern; damit ist die meßtheoretische Voraussetzung für die Anwendung fast<br />
aller leistungsfähigen statistischen Verfahren gegeben<br />
Dagegen ist man bei Daten niedrigen Meßniveaus auf die jeweils geeigneten<br />
Teilmenge statistischer Metho<strong>de</strong>n beschränkt<br />
Allerdings muß <strong>de</strong>r Vorteil weitergehen<strong>de</strong>r Analysemöglichkeit oftmals mit<br />
ten<strong>de</strong>nziell aufwendigeren Meßverfahren erkauft wer<strong>de</strong>n<br />
⎣ Meßniveaus von Daten:<br />
Meßniveau Vergleichs- Beispiele gängige<br />
möglichkeiten Maßzahlen<br />
nominal Gleichheit Beruf<br />
(= , ≅) Geschlecht Modus<br />
nicht metrische Markenwahl<br />
Matrikelnummer<br />
Ordinal Rangordnung soziale Schicht Median<br />
(>, (x3-x4)<br />
metrisch<br />
Ratio Vergleich Kaufhäufigkeit geometrisches<br />
absoluter Werte Kaufwahr- Mittel<br />
((x1/x2) >(x3/x4) scheinlichkeit<br />
Einkommen<br />
Absatzmenge<br />
Marktanteil<br />
⎣ Vergleich <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Meßniveaus:<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 82
Aufwand bei <strong>de</strong>r<br />
Datenerhebung<br />
Nominalskala<br />
6.2. Verdichtung von Daten<br />
Ordinalskala<br />
Intervallskala<br />
Informationsgehalt und Analysemöglichkeiten<br />
von Daten<br />
6.2.1. Tabellierung und graphische Darstellung von Daten<br />
Ratioskala<br />
Definition ⎢ unter Verdichtung versteht man die Kennzeichnung <strong>de</strong>s Inhalts von<br />
möglicherweise sehr umfangreichen Datensätzen durch überschaubare Tabellen mit<br />
relativ wenigen Werten, durch geeignete graphische Darstellungen und durch<br />
statistische Maßzahlen<br />
Nach <strong>de</strong>r Aufbereitung <strong>de</strong>r Daten wird als erster Schritt <strong>de</strong>r Datenanalyse im engeren<br />
Sinne eine einfach Darstellung <strong>de</strong>r Verteilung von Ausprägungen <strong>de</strong>r gemessenen<br />
Variablen vorgenommen<br />
Dabei han<strong>de</strong>lt es sich insofern um eine Verdichtung als anstelle <strong>de</strong>r typischerweise<br />
großen Zahl einzelner Variablenwerte eine tabellarische o<strong>de</strong>r graphische<br />
Zusammenfassung dieser Werte tritt o<strong>de</strong>r eine Kennzeichnung <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Verteilung durch geeignete Maßzahlen (Mittelwert, Varianz..) vorgenommen wird.<br />
Die Angemessenheit <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Darstellungsarten hängt in erster Linie vom<br />
Meßniveau <strong>de</strong>r Daten ab.<br />
Es gilt <strong>de</strong>r Grundsatz, daß Verfahren, die bei niedrigen Meßniveaus zulässig sind,<br />
auch auf Daten höheren Meßniveaus anwendbar sind<br />
Es müssen allerdings bei <strong>de</strong>r Anwendung von Metho<strong>de</strong>n, die für nominal- und<br />
ordinalskalierte Daten zweckmäßig sind, auf intervall- und ratioskalierte Daten meist<br />
geeignete Klassenzusammenfassungen vorgenommen wer<strong>de</strong>n, womit ein<br />
Informationsverlust verbun<strong>de</strong>n sein kann.<br />
Vorteile graphischer Techniken <strong>de</strong>r Datenanalyse:<br />
• <strong>de</strong>r Mensch kann bildliche Information wesentlich schneller und in größeren<br />
Mengen aufnehmen und speichern als verbale und numerische Angaben<br />
• <strong>de</strong>r Mensch hat ausgeprägte Fähigkeit zur Mustererkennung, d.h. zur<br />
I<strong>de</strong>ntifizierung von Ähnlichkeiten bzw. Unterschiedlichkeiten von graphischen<br />
Darstellungen von Datensätzen<br />
• Ergebnisdarstellungen sind mit relativ geringen Vorkenntnissen verständlich<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 83
• Graphiken sind das wichtigste Hilfsmittel <strong>de</strong>r explorativen Datenanalyse, die zur<br />
Ent<strong>de</strong>ckung von zusammenhängen zwischen Variablen und zur Prüfung von<br />
Anwendungsvoraussetzungen an<strong>de</strong>rer statistischer Verfahren dient<br />
• durch die Ausbreitung von PCs sind graphische Techniken <strong>de</strong>r Datenanalyse heute<br />
leicht und schnell anwendbar<br />
Zu unterschei<strong>de</strong>n sind univariate und bivariate Verfahren.<br />
- univariate Verfahren sind zur Darstellung <strong>de</strong>r Meßwerte einer einzelnen Variable<br />
geeignet<br />
- bivariate Verfahren dienen dagegen zur Beschreibung von Zusammenhängen<br />
zwischen zwei Variablen<br />
Die einfachste und gängigste Art <strong>de</strong>r Darstellung von Meßwerten ist die<br />
Häufigkeitstabelle; dafür ist lediglich das Vorliegen <strong>de</strong>s niedrigsten Meßniveaus,<br />
nämlich <strong>de</strong>r Nominalskalierung, Voraussetzung<br />
An<strong>de</strong>re gängige Arten <strong>de</strong>r graphischen Darstellung für <strong>de</strong>n uni- o<strong>de</strong>r bivariaten Fall<br />
stellen die sog. Business Graphiks dar<br />
Graphische Darstellungen spielen eine zentrale Rolle im Bereich <strong>de</strong>r explorativen<br />
Datenanalyse. Unter diesem Begriff wird eine recht große Zahl verschie<strong>de</strong>ner<br />
Techniken zusammengefaßt, die beson<strong>de</strong>rs geeignet sind, Datensätze in leicht<br />
verständlicher und informativer Weise darzustellen.<br />
Die explorative Datenanalyse wird vor allem eingesetzt um,<br />
- beson<strong>de</strong>re Merkmale von Verteilungen bzw. Zusammenhänge von variablen zu<br />
ent<strong>de</strong>cken und um<br />
- Daten hinsichtlich ihrer Eignung für die Anwendung an<strong>de</strong>rer statistischer<br />
Verfahren zu überprüfen<br />
⎢ zwei verbreitete und charakteristische Techniken <strong>de</strong>r explorativen Datenanalyse:<br />
- Stem-and-leaf-Plots<br />
- Box-plots<br />
6.2.2 Statistische Maßzahlen<br />
Die am häufigsten gebrauchten Maßzahlen zur Charakterisierung von<br />
Häufigkeitsverteilungen sind die Lageparameter und die Streuungsmaße.<br />
⎢ Lageparameter sollen angeben, wo <strong>de</strong>r „Schwerpunkt“ einer Verteilung liegt<br />
⎢ Streuungsmaße sollen die Homogenität bzw. Heterogenität <strong>de</strong>r Meßwerte<br />
wie<strong>de</strong>rgeben<br />
Beim niedrigsten Meßniveau (Nominalskalierung) ist die Angabe <strong>de</strong>s Modus zur<br />
Beschreibung einer Verteilung üblich:<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 84
- <strong>de</strong>r Modus ist <strong>de</strong>r Wert, <strong>de</strong>r am häufigsten auftritt<br />
- allerdings kann es Fälle geben, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Modus nicht ein<strong>de</strong>utig festgelegt ist,<br />
da mehrere Meßwerte die gleiche Häufigkeit haben<br />
Wenn die Daten ordinalskaliert sind, kann man <strong>de</strong>n Median verwen<strong>de</strong>n<br />
- <strong>de</strong>r Median ist <strong>de</strong>r Wert, <strong>de</strong>r eine (nach Größe <strong>de</strong>r Meßwerte geordnete)<br />
Verteilung in zwei gleich große Teilmengen separiert<br />
- zur Berechnung <strong>de</strong>s Medians gibt es unterschiedliche Metho<strong>de</strong>n:<br />
- bei einer gera<strong>de</strong>n Anzahl von Meßwerten ist <strong>de</strong>r Median das arithmetische<br />
Mittel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Verteilung liegen<strong>de</strong>n Werte<br />
- bei ungera<strong>de</strong>r Anzahl von Meßwerten ist <strong>de</strong>r Median <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Mitte<br />
liegen<strong>de</strong> Wert<br />
- etwas komplizierter kann die Bestimmung <strong>de</strong>s Medians sein, wenn in <strong>de</strong>r<br />
Mitte <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r gleiche Meßwert mehrmals auftritt<br />
⎢ dann kann es ja sein, daß weniger Meßwerte kleiner als Meßwerte größer<br />
als dieser sind. Der Median wür<strong>de</strong> dann die Verteilung nicht exakt in zwei<br />
Hälften teilen<br />
⎢ <strong>de</strong>r Median wird in diesem Fall dann auf folgen<strong>de</strong> Weise berechnet:<br />
N * (0.50) - nk<br />
Median = U + * i<br />
nm<br />
U: Untergrenze <strong>de</strong>r Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />
N: Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte<br />
nk Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte, die kleiner sind als die Untergrenze <strong>de</strong>r<br />
Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />
nm Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte in <strong>de</strong>r Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />
i: Größe <strong>de</strong>s Intervalls zwischen Ober- und Untergrenze <strong>de</strong>r<br />
Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />
Wenn intervall- o<strong>de</strong>r ratioskalierte Daten vorliegen kann das arithmetische Mittel<br />
berechnet wer<strong>de</strong>n. Es ergibt sich durch:<br />
Xi X = arithmetisches Mittel<br />
X = Xi = Meßwerte<br />
N N = Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte<br />
Das arithmetische Mittel ist gegenüber Ausreißern (weit außerhalb <strong>de</strong>s sonstigen<br />
Wertbereiches liegen<strong>de</strong>n Meßwerten) sehr empfindlich. Deswegen wird oft<br />
empfohlen, beim Auftreten von Ausreißern eher <strong>de</strong>n Median als Lageparameter zu<br />
verwen<strong>de</strong>n.<br />
Die alleinige Angabe von Lageparameter kann für die Charakterisierung einer<br />
Häufigkeitsverteilung irreführend sein, daher wird meist zusätzlich min<strong>de</strong>stens eine<br />
Angabe über die Streuung <strong>de</strong>r Meßwerte gemacht. Das einfachste Streuungsmaß ist<br />
die Spannweite, die als Differenz zwischen <strong>de</strong>m größten und <strong>de</strong>m kleinsten Meßwert<br />
<strong>de</strong>finiert ist. Daraus ergibt sich schon, daß Intervallskalierung die<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 85
Anwendungsvoraussetzung dafür ist. Die Spannweite ist ein recht grobes<br />
Streuungsmaß, daß außer<strong>de</strong>m sehr empfindlich gegenüber Ausreißern ist.<br />
Ein weiteres Streuungsmaß ist die interquartile Distanz. Sie gibt an, über welchen<br />
Wertebereich die „mittleren 50%“ <strong>de</strong>r Meßwerte verteilt sind. Die Berechnung <strong>de</strong>r zur<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r interquartilen Distanz notwendigen oberen und unteren Quartile (75bzw-<br />
25-Prozent-Punkt) vollzieht sich analog zu <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Medians (50-Prozent-Punkt).<br />
Die weitaus gebräuchlichsten Streuungsmaße sind die Varianz und die<br />
Standardabweichung, bei <strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens Intervallskalierung <strong>de</strong>r Daten<br />
vorausgesetzt wird.<br />
(Xi –X) 2<br />
Die Varianz ist <strong>de</strong>finiert als: Sx 2 =<br />
N<br />
Sx 2 : Varianz von X<br />
Xi: Meßwert<br />
X: arithmetisches Mittel <strong>de</strong>r Variablen X<br />
N: Zahl <strong>de</strong>r Fälle<br />
⎢ die Varianz ist also als Mittelwert <strong>de</strong>r quadrierten Abweichung zwischen <strong>de</strong>n<br />
einzelnen Meßwerten und <strong>de</strong>m arithmetischen Mittel interpretierbar. Je weiter<br />
Meßwerte vom arithmetischen Mittel abweichen, je heterogener als die Verteilung,<br />
<strong>de</strong>sto größer die Varianz. Dabei ist zu beachten, daß die Varianz in einer an<strong>de</strong>ren<br />
Größenordnung liegt als die Ausgangswerte, da sie auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r quadrierten<br />
Abweichung errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Standardabweichung liegen die Werte dagegen in <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r<br />
Ausgangsvariablen.<br />
Sie ist <strong>de</strong>finiert durch: Sx = Sx 2<br />
Sx 2 : Varianz von X<br />
Sx: Standardabweichung von X<br />
Varianz und Standardabweichung sind in beson<strong>de</strong>rem Maße empfindlich gegenüber<br />
Ausreißern, da diese durch die Quadrierung <strong>de</strong>r Abweichung die Maßzahlen stark<br />
beeinflussen können.<br />
Im bivariaten Fall, wenn es gilt, <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen zwei Variablen zu<br />
beschreiben, wird oftmals als Maßzahl <strong>de</strong>r Korrelationskoeffizient r verwen<strong>de</strong>t.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 86
die Korrelationsanalyse versucht in ihrer Ursprungsform, eine lineare Beziehung<br />
zwischen <strong>de</strong>n Markmalskombinationen <strong>de</strong>r Elemente bezüglich zweier Variablen zu<br />
beurteilen.<br />
Dessen Anwendung ist an zwei Voraussetzungen geknüpft:<br />
• bei<strong>de</strong> Variablen müssen intervallskaliert sein<br />
• <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen muß linear sein<br />
mögliche Werte <strong>de</strong>s Korrelationskoeffizienten r<br />
+ 1 wenn alle Meßwerte auf einer Gera<strong>de</strong>n mit positiver Steigung liegen =<br />
vollständig positiver Zusammenhang<br />
- 1 wenn alle Meßwerte auf einer Gera<strong>de</strong>n mit negativer Steigung liegen =<br />
vollständig negativer Zusammenhang<br />
0 wenn kein linearer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen erkennbar ist = es<br />
kann statistisch kein korrelativer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen<br />
festgesetllt wer<strong>de</strong>n<br />
6.3. Schlüsse auf Grundgesamtheiten<br />
Bei <strong>de</strong>r Interpretation von Stichprobenergebnissen gibt es zwei typische Arten wie<br />
man Schlüsse ziehen kann:<br />
• Schätzungen<br />
- hier wird versucht, auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>r Stichprobe ergeben<strong>de</strong>n Werte<br />
(z.B. Mittelwerte, Anteilswerte) Aussagen über die entsprechen<strong>de</strong>n Werte in <strong>de</strong>r<br />
Grundgesamtheit sowie über die Genauigkeit und Sicherheit dieser Schätzung zu<br />
machen<br />
• Tests<br />
- bei Tests trifft man Entscheidungen<br />
- in <strong>de</strong>r Mafo wer<strong>de</strong>n häufig Entscheidungen über Annahme bzw. Ablehnung von<br />
Hypothesen, über Zusammenhänge zwischen Merkmalen (z.B. Einstellung,<br />
Kaufabsicht) und über Unterschie<strong>de</strong> zwischen Gruppen (z.B. Markenpräferenzen<br />
bei Frauen und Männern) getroffen<br />
6.3.1. Schätzungen<br />
Grundprinzip <strong>de</strong>r Schätzung am Beispiel <strong>de</strong>r Schätzung eines Mittelwertes<br />
(arithmetisches Mittel):<br />
- ermittelt man <strong>de</strong>n Stichprobenmittelwert einer Zufallsstichprobe, so wird man<br />
(wahrscheinlich) einen Stichprobenmittelwert erhalten <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r<br />
Grundgesantheit abweicht<br />
- Grund für diese Abweichung ist <strong>de</strong>r Stichprobenfehler<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 87
- nimmt man mehrere Stichprobenmittelwerte verschie<strong>de</strong>ner Zufallsstichproben <strong>de</strong>r<br />
GG so wer<strong>de</strong>n diese Stichprobenmittelwerte entwe<strong>de</strong>r oberhalb o<strong>de</strong>r unterhalb <strong>de</strong>s<br />
tatsächlichen Mittelwertes <strong>de</strong>r GG angeordnet sein<br />
⎢ die Stichprobenmittelwerte schwanken um <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
⎢ wenn man aus <strong>de</strong>r GG viele verschie<strong>de</strong>ne Stichproben zieht, so ergibt sich dabei<br />
eine durchschnittliche Abweichung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Stichprobenmittelwerte<br />
vom Mittelwert <strong>de</strong>r GG von Null<br />
∑ <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte ist gleich <strong>de</strong>m<br />
Mittelwert <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />
⎢ da das Ausmaß <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers im Durchschnitt gleich Null ist, spricht<br />
man davon, daß <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwert ein unverzerrter Schätzwert für <strong>de</strong>n<br />
Mittelwert <strong>de</strong>r GG ist<br />
- <strong>de</strong>r Mittelwert einer Stichprobe schätzt also <strong>de</strong>n wahren Wert<br />
- dieser Schätzwert schwankt um <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG<br />
- da bei <strong>de</strong>r Zufallsauswahl die durchschnittliche Abweichung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Stichprobenmittel vom wahren Mittelwert gleich Null ist (das Ausmaß <strong>de</strong>s<br />
Stichprobenfehlers ist durchschnittlich gleich Null) gilt <strong>de</strong>r<br />
Stichprobenmittelwert als unverzerrter Schätzwert (= nicht alles was als<br />
unverzerrt bezeichnet ist, ist auch fehlerfrei)<br />
Schätzung von Varianz und Standardabweichung<br />
- wird die Varianz <strong>de</strong>r Stichprobe mit <strong>de</strong>r üblichen Varianz-Formel errechnet, so ist<br />
<strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong> Wert kein unverzerrter Schätzwert für die Varianz in <strong>de</strong>r<br />
Grundgesamtheit (d.h. die Varianz in <strong>de</strong>r Stichprobe unterschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>utlich<br />
von <strong>de</strong>r Varianz in <strong>de</strong>r GG)<br />
- die Formel <strong>de</strong>r Varianz wird daher für <strong>de</strong>n Schätzwert <strong>de</strong>r Varianz etwas<br />
korrigiert<br />
- <strong>de</strong>n Schätzwert <strong>de</strong>r Varianz, <strong>de</strong>n man dann mit dieser Formel erhält ist dann zwar<br />
unverzerrt, weicht aber immer noch von <strong>de</strong>r Varianz <strong>de</strong>r GG ab<br />
- Grund dafür ist <strong>de</strong>r Zufallsfehler<br />
Verteilung <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes<br />
Da sich bei mehreren unterschiedlichen Stichproben aus <strong>de</strong>r gleichen GG<br />
verschie<strong>de</strong>ne Werte für <strong>de</strong>n zu schätzen<strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG ergeben können und<br />
diese verschie<strong>de</strong>nen Schätzwerte um <strong>de</strong>n „wahren“ Wert schwanken interessiert es<br />
nun zu erfahren wie diese Werte schwanken, d.h. wie die Verteilung <strong>de</strong>s<br />
Stichprobenmittelwertes aussieht.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 88
In <strong>de</strong>r Regel betrachtet man in <strong>de</strong>r Praxis natürlich nicht mehrere Stichproben, tut man<br />
dies aber, so erhält man Aufschluß über die Fehler, die man beim Schluß von<br />
Stichprobenergebnissen auf eine GG macht.<br />
© erinnere: Standardabweichung als durchschnittliche Abweichung <strong>de</strong>r einzelnen Meßwerte vom Mittelwert einer Verteilung<br />
Neben <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte interessiert man sich auch noch für<br />
die Standardabweichung <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte, d.h. für die<br />
durchschnittliche Abweichung <strong>de</strong>r Mittelwerte <strong>de</strong>r einzelnen Stichproben vom<br />
Mittelwert <strong>de</strong>r GG (= Standardfehler <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwerts).<br />
Ist dieser Standardfehler klein, so ist zu erwarten, daß ein einzelner<br />
Stichprobenmittelwert mit recht großer Wahrscheinlichkeit nur wenig vom eigentlich<br />
interessieren<strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG abweicht.<br />
Ist <strong>de</strong>r Standardfehler dagegen groß, heißt das, daß man mit relativ großen<br />
Abweichungen <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes vom Mittelwert <strong>de</strong>r GG rechnen muß.<br />
Deswegen ist es für Schlüsse von einer Stichprobe auf eine GG wichtig, die<br />
Standardabweichung <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte/Standardfehler <strong>de</strong>s<br />
Stichprobenmittelwertes zu kennen.<br />
⎢ Einflußfaktoren <strong>de</strong>r Standardabweichung <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>s<br />
Stichprobenmittelwertes:<br />
• wenn die Standardabweichung <strong>de</strong>r Meßwerte klein ist, die Meßwerte also<br />
relativ homogen sind, dann dürften sich die Mittelwerte verschie<strong>de</strong>ner<br />
Stichproben aus <strong>de</strong>r gleichen GG recht eng um <strong>de</strong>n wahren Mittelwert gruppieren<br />
(und umgekehrt)<br />
• ein Wachstum <strong>de</strong>r Stichprobengröße N führt zu einer Verkleinerung <strong>de</strong>s<br />
Standardfehlers <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes, weil einzelne extreme Meßwerte,<br />
die in einer Stichprobe auftreten können, <strong>de</strong>n Stichprobenmittelwert dann weniger<br />
beeinflussen.<br />
Normalerweise ist die Standardabweichung <strong>de</strong>r Meßwerte in <strong>de</strong>r GG unbekannt;<br />
<strong>de</strong>swegen berechnet man einen Schätzwert für die Standardabweichung <strong>de</strong>r<br />
Verteilung <strong>de</strong>s Mittelwertes.<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervall<br />
⎢ Zentraler Grenzwertsatz <strong>de</strong>r Statistik:<br />
• mit zunehmen<strong>de</strong>r Stichprobengröße nähert sich die Verteilung <strong>de</strong>r<br />
Stichprobenmittelwerte an eine Normalverteilung an<br />
• von einer Stichprobengröße N = 30 an wird diese Annäherung als hinreichend eng<br />
angesehen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 89
Unter <strong>de</strong>r Voraussetzung einer Normalverteilung kann ein Konfi<strong>de</strong>nzintervall<br />
(Vertrauensbereich) festgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
⎢ Konfi<strong>de</strong>nzintervalle sind Angaben über einen Wertebereich (mit Unter- und<br />
Obergrenze), innerhalb <strong>de</strong>ssen ein Schätzwert auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s<br />
Stichprobenergebnisses und bestimmter Verteilungsannahmen mit einer ebenfalls<br />
anzugeben<strong>de</strong>n Wahrscheinlichkeit liegt.<br />
Annahme: Normalverteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte<br />
- mit <strong>de</strong>m Wissen über die Eigenschaften <strong>de</strong>r Normalverteilung kann man angeben,<br />
daß etwa 68% aller Stichprobenmittelwerte in einem Intervall liegen wer<strong>de</strong>n, daß<br />
sich von <strong>de</strong>r Untergrenze (Mittelwert <strong>de</strong>r GG – Standardabweichung) bis zur<br />
Obergrenze (Mittelwert <strong>de</strong>r GG + Standardabweichung) erstreckt, das also mit <strong>de</strong>r<br />
Spannweite 2 x Standardabweichung um <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG angeordnet ist<br />
- die Angabe eines solchen Intervalls ist aber noch mit einer recht großen<br />
Irrtumswahrscheinlichkeit behaftet<br />
- wählt man das Intervall breiter, dann ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, daß<br />
dieses <strong>de</strong>n Stichprobenmittelwert umschließt entsprechend größer und die<br />
Irrtumswahrscheinlichkeit sinkt<br />
- zu <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Normalverteilung gehört es, daß 95% aller Werte in<br />
einem Bereich liegen, <strong>de</strong>r in bei<strong>de</strong>n Richtungen um das 1.96-fache vom<br />
Mittelwert abweicht.<br />
- man kann also von <strong>de</strong>m Stichprobenmittelwert sagen, daß er mit einer<br />
Sicherheitswahrscheinlichkeit von 95% in einem Intervall von Mittelwert <strong>de</strong>r GG<br />
– 1.96 bis Mittelwert <strong>de</strong>r GG + 1.96 liegt (=Konfi<strong>de</strong>nzintervall)<br />
- Gegenstück zur Sicherheitswahrscheinlichkeit = Irrtumswahrscheinlichkeit: 1 –<br />
Sicherheitswahrscheinlichkeit<br />
- ABER: in <strong>de</strong>r Realität ist <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r GG nicht bekannt<br />
- daher ist es notwendig auf Basis <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes ein<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervall für <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG zu bestimmen<br />
- durch Umformung erhält man aus <strong>de</strong>r obigen Ungleichung das gewünschte<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervall, welches besagt, daß in <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r vom Mittelwert - 1.96<br />
bis Mittelwert + 1.96 reicht mit einer Sicherheitswahrscheinlichkeit von 0.95 (in<br />
95% <strong>de</strong>r Fälle, in <strong>de</strong>nen eine solche Stichprobe gezogen wird) <strong>de</strong>r gesuchte<br />
Mittelwert <strong>de</strong>r Grundgesamtheit liegt.<br />
- das Konfi<strong>de</strong>nzintervall kann für verschie<strong>de</strong>ne gewünschte<br />
Sicherheitswahrscheinlichkeiten erstellt wer<strong>de</strong>n (>> dann än<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Faktor<br />
mit <strong>de</strong>m die Standardabweichung multipliziert wird; hier 1.96)<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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⎢ Dieses Grundprinzip <strong>de</strong>r Schätzung von Maßzahlen auf <strong>de</strong>r Basis von Stichproben<br />
läßt sich natürlich auch auf an<strong>de</strong>re Parameter als <strong>de</strong>n Mittelwert übertragen<br />
Wichtige Aussagen zu <strong>de</strong>n Konfi<strong>de</strong>nzintervallen:<br />
• bei einem Konfi<strong>de</strong>nzintervall wird die Angabe eines Wertebereichs mit einer<br />
Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein gesuchter Wert von diesem Intervall<br />
umschlossen wird, verbun<strong>de</strong>n<br />
• mit <strong>de</strong>r Vergrößerung <strong>de</strong>s Konfi<strong>de</strong>nzintervalls (also mit <strong>de</strong>r Verringerung <strong>de</strong>r<br />
Genauigkeit <strong>de</strong>r Aussagen) steigt die Sicherheitswahrscheinlichkeit entsprechend<br />
(und umgekehrt)<br />
• bei gegebener Sicherheitswahrscheinlichkeit und gegebener Standardabweichung<br />
<strong>de</strong>r Meßwerte in <strong>de</strong>r GG wird das Konfi<strong>de</strong>nzintervall enger (steigen<strong>de</strong><br />
Genauigkeit) bei Vergrößerung <strong>de</strong>r Stichprobe N<br />
• bei gegebener Sicherheitswahrscheinlichkeit und gegebener Stichprobengröße<br />
wird das Konfi<strong>de</strong>nzintervall bei geringerer Standardabweichung (größere<br />
Homogenität) <strong>de</strong>r Meßwerte enger (genauer)<br />
6.3.2. Tests<br />
⎢ Kontingenztabellen (Kreuztabellen)<br />
In <strong>de</strong>r Kontingenztabelle wer<strong>de</strong>n Meßergebnisse dargestellt, man fin<strong>de</strong>t die absoluten<br />
und relativen Häufigkeiten <strong>de</strong>r möglichen Kombinationen sowie Spalten- und<br />
Zeilensummen<br />
Bei <strong>de</strong>r Interpretation solch einer Tabelle geht es immer darum, Verteilungen<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu vergleichen<br />
Man untersucht die Häufigkeit <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Kombinationen darauf, ob sie einen<br />
vermuteten Zusammenhang <strong>de</strong>r Markmale bestätigen, d.h. man vergleicht die<br />
Verteilung <strong>de</strong>r gemessenen Werte.<br />
Spiegeln diese die Spalten- und Zeilensummen wie<strong>de</strong>r, so ist auf keinen<br />
Zusammenhang zu schließen; weichen sie aber davon ab, so scheinen bestimmte<br />
Ausprägungen eines Merkmals auf die Ausprägung <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Merkmals in<br />
Zusammenhang zu stehen, so kann eine Hypothese bestätigt wer<strong>de</strong>n<br />
Welche Verteilungen miteinan<strong>de</strong>r verglichen wer<strong>de</strong>n, hängt davon ab welche Art von<br />
Aussagen gemacht wer<strong>de</strong>n sollen, genauer gesagt von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r bezüglich <strong>de</strong>r<br />
Merkmale unterstellten Abhängigkeiten<br />
(Frage: welches Merkmal hängt von welchem ab?? Beantwortung nicht immer<br />
einfach: Werbeetat vom Marktanteil o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rsherum)<br />
Hat man nun eine Hypothese bezüglich gewisser Unterschie<strong>de</strong> verschie<strong>de</strong>ner<br />
Merkmale aufgestellt, so stellt sich die Frage, ob die Ergebnisse in <strong>de</strong>r Tabelle diese<br />
Hypothese bestätigen weil tatsächlich systematische Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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Merkmalen vorliegen o<strong>de</strong>r weil die Unterschie<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Stichprobenfehler<br />
zurückzuführen sind.<br />
Man steht also vor <strong>de</strong>r Entscheidung zwischen zwei Hypothesen: systematische<br />
Unterschie<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Unterschie<strong>de</strong>, die durch Stichprobenfehler zu erklären sind<br />
⎢ statistische Tests sind Hilfsmittel, um <strong>de</strong>rartige Entscheidungen in einer<br />
begrün<strong>de</strong>ten und formal festgelegten Weise zu treffen<br />
∑ Chi 2 -Test<br />
- kann als Anpassungstest o<strong>de</strong>r als Test auf Unabhängigkeitstest<br />
- Anwendungsvoraussetzung: Nominalskalierung<br />
- gängigste Anwendung in <strong>de</strong>r Mafo: Analyse von Kontingenztabellen<br />
- Frage: Überprüfung ob ein festgestellter Zusammenhang systematisch ist o<strong>de</strong>r aus<br />
<strong>de</strong>m Stichprobenfehler resultiert, d.h. sind die Variablen unabhängig o<strong>de</strong>r<br />
abhängig voneinan<strong>de</strong>r?<br />
Grundgedanke <strong>de</strong>s Chi 2 -Test:<br />
Man vergleicht eine gegebene Häufigkeitsverteilung in einer Tabelle mit einer<br />
Häufigkeitsverteilung die zustan<strong>de</strong> gekommen wäre, wenn zwischen <strong>de</strong>n betrachteten<br />
Merkmalen Unabhängigkeit vorläge.<br />
∑ man überlegt sich also, wie die Häufigkeitsverteilungen aussehen müßten,<br />
wenn eine (perfekte) Unabhängigkeit zwischen <strong>de</strong>n Merkmalen bestün<strong>de</strong><br />
Diese Tabelle <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>r Annahme <strong>de</strong>r Unabhängigkeit erwarteten Häufigkeiten<br />
erhält man dadurch, in<strong>de</strong>m man die (erwarteten) Besetzungen <strong>de</strong>r einzelnen Fel<strong>de</strong>r<br />
aus <strong>de</strong>n relativen Häufigkeiten in <strong>de</strong>n Randverteilungen und <strong>de</strong>r Stichprobengröße<br />
errechnet<br />
dann betrachtet man für je<strong>de</strong>s Feld <strong>de</strong>r Tabelle die Abweichungen zwischen<br />
beobachteten und erwarteten Häufigkeiten.<br />
Wenn diese Abweichungen insgesamt, d.h. die Summe <strong>de</strong>r Abweichungen über alle<br />
Fel<strong>de</strong>r groß sind, dann entschei<strong>de</strong>t man sich für die Hypothese <strong>de</strong>r Abhängigkeit und<br />
umgekehrt.<br />
Man benötigt eine Maßzahl, in <strong>de</strong>r die genannten Abweichungen für eine ganze<br />
Tabelle zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n, um die Entscheidung über die Annahme einer<br />
Hypothese zu treffen. Diese Maßzahl heißt Chi 2 und hat folgen<strong>de</strong> Form:<br />
Chi 2 = Σ Σ ( beobachtete Häufigkeit in Feld ij – erwartete Häufigkeit in Feld ij) 2<br />
erwartete Häufigkeit in Feld ij<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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Chi 2 weicht von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, die Summe <strong>de</strong>r Abweichungen in <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Tabellenfel<strong>de</strong>rn als Maßzahl zu verwen<strong>de</strong>n in 2 Aspekten ab:<br />
• es wird als Quadrat <strong>de</strong>r Abweichung verwen<strong>de</strong>t<br />
an<strong>de</strong>rnfalls wür<strong>de</strong>n sich positive und negative Abweichungen ausgleichen<br />
• die Abweichungen wer<strong>de</strong>n hinsichtlich <strong>de</strong>r erwarteten Häufigkeiten normiert<br />
das liegt daran, daß z.B. eine Abweichung von 20 bei einer erwarteten<br />
Abweichung von 50 einen an<strong>de</strong>ren Stellenwert hat als bei einer erwarteten<br />
Häufigkeit von 1000.<br />
Hat man dann einen Chi 2 -Wert, dann muß man noch beurteilen können ob dieser Wert<br />
als hoch o<strong>de</strong>r niedrig im Hinblick auf die Aussagen eines Zusammenhangs zwischen<br />
betrachteten Merkmalen angesehen wird.<br />
Der Maßstab dafür ist eine Verteilung, die angibt, mit welchen Wahrscheinlichkeiten<br />
verschie<strong>de</strong>ne Chi 2 –Werte zu erwarten sind, wenn Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Merkmale in<br />
<strong>de</strong>r GG vorliegt.<br />
Im I<strong>de</strong>alfall müßte <strong>de</strong>r Chi 2 –Wert unter dieser Voraussetzung Null sein.<br />
Wenn man Stichproben aus einer solchen GG zieht, muß man auch beim Chi 2 –Wert<br />
aufgrund <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers mit Abweichungen vom „I<strong>de</strong>alwert“ Null rechnen.<br />
Kleine Abweichungen treten häufig auf (haben eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit),<br />
große Abweichungen treten selten auf.<br />
Die Wahrscheinlichkeitsverteilung (die Chi 2 –Verteilung) ist <strong>de</strong>r Maßstab für die<br />
Beurteilung eines aufgetretenen Chi 2 –Wertes.<br />
Wenn man feststellt, daß <strong>de</strong>r Wert in einer Größenordnung liegt, die mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit wegen <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers auch bei vollständiger<br />
Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Merkmal zu erwarten ist, lehnt man die Hypothese eines<br />
systematischen Zusammenhangs ab.<br />
Bei einem relativ großen Chi 2 –Wert ist es recht unwahrscheinlich, daß er bei in <strong>de</strong>r<br />
GG vorhan<strong>de</strong>ner Unabhängigkeit durch Zufall zustan<strong>de</strong> gekommen ist. Man<br />
entschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>shalb in diesem Fall für die Annahme <strong>de</strong>r Hypothese eines<br />
systematischen Zusammenhangs zwischen <strong>de</strong>n Merkmalen.<br />
Bei größeren Tabellen muß man mit einem größeren Chi 2 –Wert rechnen (= Zahl <strong>de</strong>r<br />
Freiheitsgra<strong>de</strong>) = (Spaltenzahl – 1) x (Zeilenzahl – 1)<br />
⎢ Vorgehensweise<br />
ℵ Berechnung einer Maßzahl (In<strong>de</strong>x-Wert) für die Abweichung <strong>de</strong>r<br />
beobachteten Häufigkeiten von <strong>de</strong>n bei Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Merkmale zu<br />
erwarteten Häufigkeit<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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ℑ Vergleich <strong>de</strong>r Maßzahl mit einer Wahrscheinlichkeitsverteilung, die angibt,<br />
wie groß die Wahrscheinlichkeit dafür ist, daß ein bestimmter Chi 2 –Wert in<br />
<strong>de</strong>r Stichprobe zufällig zustan<strong>de</strong> kommt, obwohl in <strong>de</strong>r GG Unabhängigkeit<br />
<strong>de</strong>r Merkmale vorliegt<br />
ℜ Entscheidung<br />
• wenn die Wahrscheinlichkeit für ein zufälliges Auftreten <strong>de</strong>s errechneten<br />
o<strong>de</strong>r eines größeren Chi 2 –Wertes (In<strong>de</strong>x-Wertes) gering ist (kleiner als das<br />
vorgegebene Signifikanzniveau) wird die Hypothese <strong>de</strong>r Unabhängigkeit<br />
verworfen (>> systematischer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n<br />
Merkmalen/Variablen)<br />
• wenn die Wahrscheinlichkeit für ein zufälliges Auftreten <strong>de</strong>s errechneten<br />
o<strong>de</strong>r eines größeren Chi 2 –Wertes groß ist (größer als das<br />
Signifikanzniveau), wird die Hypothese <strong>de</strong>r Unabhängigkeit beibehalten<br />
(>> kein systematischer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Merkmalen)<br />
Allgemeine Vorgehensweise bei statistischen Tests:<br />
Die Anwendung statistischer Tests setzt immer die folgen<strong>de</strong> Vorgehensweise voraus;<br />
Abweichung davon führen zu sinnlosen Pseudo-Ergebnissen<br />
1. Aufstellung einer überschaubaren Zahl begrün<strong>de</strong>ter Hypothesen<br />
2. Überprüfung dieser Hypothesen anhand <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Datenmaterials<br />
3. Entscheidung über Annahme o<strong>de</strong>r Ablehnung <strong>de</strong>r Hypothesen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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6.4. Multivariate Analyseverfahren<br />
Die bivariaten Verfahren verlieren immer mehr an Be<strong>de</strong>utung, da z.B. die<br />
Beschreibung <strong>de</strong>r Entwicklung von Marktanteilen nur auf Basis einer Variablen heute<br />
kaum noch Sinn macht. Die Komplexität <strong>de</strong>r Phänomene im Marketing zwingt dazu<br />
immer mehr Variablen zu berücksichtigen.<br />
Bei <strong>de</strong>n multivariaten Verfahren unterschei<strong>de</strong>t man die Depen<strong>de</strong>nzanalyse und die<br />
Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalyse, je nach<strong>de</strong>m ob Abhängigkeit (Depen<strong>de</strong>nz) o<strong>de</strong>r<br />
wechselseitige Beziehungen <strong>de</strong>r Variablen (Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nz) untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Während man bei <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalyse die Variablenmenge nicht aufteilt,<br />
unterschei<strong>de</strong>t man bei <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse zwischen sog. abhängigen und<br />
unabhängigen Variablen. Man geht also davon aus, daß eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />
unabhängige Variablen eine o<strong>de</strong>r mehrere abhängige Variablen beeinflussen.<br />
⎢ Verfahren <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse<br />
Voraussetzung zur Anwendung von Verfahren <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse ist ein<br />
vermuteter Kausalzusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen; man kann also bereits<br />
sagen, welche <strong>de</strong>r zu untersuchen<strong>de</strong>n Variablen auf an<strong>de</strong>re einwirken bzw. man kann<br />
die Variablen bereits in abhängige und unabhängige Variablen einteilen.<br />
Meßniveaus <strong>de</strong>r abhängigen<br />
Variablen<br />
qualitativ<br />
(nominal,<br />
ordinal<br />
quantitativ<br />
(intervall,<br />
ratio)<br />
⊇ Kontingenzanalyse ® siehe 6.3.<br />
⊄ Regressionsanalyse<br />
Meßniveaus <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen<br />
qualitativ (nominal, ordinal) quantitativ (intervall, ratio)<br />
nicht metrisch metrisch<br />
Kontingenzanalyse Diskriminanzanalyse<br />
Varianzanalyse Regressionsanalyse<br />
- Prüfung <strong>de</strong>r Beziehung zwischen einer abhängig metrisch skalierten und<br />
einer/mehreren unabhängigen ebenfalls metrisch skalierten Variablen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
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- verbreitetste Anwendung <strong>de</strong>s linearen Mo<strong>de</strong>lls<br />
- 3 Voraussetzungen <strong>de</strong>r Regressionsanalyse<br />
• es han<strong>de</strong>lt sich um ein Verfahren <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse, bei <strong>de</strong>m<br />
substanzwissenschaftlich entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n muß, welche Variable als die<br />
abhängige angesehen wird und welche Variable als unabhängige (o<strong>de</strong>r<br />
erklären<strong>de</strong>) Variablen behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
• alle (abhängige und unabhängige) Variablen müssen min<strong>de</strong>stens<br />
intervallskaliert sein (Ausnahme: Dummy-Regression)<br />
• die Art <strong>de</strong>s untersuchten Zusammenhangs ist linear<br />
- die Regressionsanalyse wird überall dort eingesetzt, wo Richtung und Stärke <strong>de</strong>s<br />
Zusammenhangs zwischen mehreren Variablen ermittelt wer<strong>de</strong>n sollen<br />
⎣ prinzipiell geht es darum, eine abhängige Variable durch eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />
unabhängige Variablen zu erklären<br />
Beispiel: Meßwerte über Werbebudgets und Marktanteile <strong>de</strong>r beworbenen Produkte<br />
Marktwert im letzten<br />
Jahr in Prozent<br />
kumuliertes Werbebudget über fünf Jahre<br />
- wichtige Fragen:<br />
- Stärke <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />
- Art <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />
- Übertragung <strong>de</strong>r Ergebnisse auf an<strong>de</strong>re Situationen<br />
- Sicherheit und Genauigkeit <strong>de</strong>r Aussagen<br />
Aufgabe <strong>de</strong>r Regressionsanalyse besteht<br />
nun darin, eine Gera<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Kurve durch<br />
die Punktwolke zu legen und <strong>de</strong>n<br />
Funktionsverlauf (= Zusammenhang zw.<br />
<strong>de</strong>r abhängigen und unabhängigen<br />
Variablen) durch eine mathematische<br />
Funktion zu beschreiben<br />
- Anwendungsbereiche <strong>de</strong>r Regressionsanalyse<br />
- Ursachenanalyse<br />
- wie stark ist <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen auf die abhängige<br />
Variable? (wirken sich Preisän<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Werbebudgets stärker auf <strong>de</strong>n Marktanteil aus)<br />
- Wirkungsprognosen<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 96
- wie verän<strong>de</strong>rt sich die abhängige Variable bei einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
unabhängigen Variablen? (welchen Marktanteil erreicht man <strong>de</strong>n<br />
Außendiensteinsatz um 20% steigert?)<br />
- Zeitreihenanalyse<br />
- wie verän<strong>de</strong>rt sich eine abhängige Variable im Zeitablauf und somit ceteris<br />
paribus auch in <strong>de</strong>r Zukunft (wie entwickelt sich <strong>de</strong>r Weltmarktpreis für<br />
Baumwolle in <strong>de</strong>n nächsten 6 Monaten?)<br />
Grundprinzip <strong>de</strong>r linearen Regression<br />
1. Formulierung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls<br />
2. Schätzung <strong>de</strong>r Regressionsfunktion<br />
Bei <strong>de</strong>r linearen Regression versucht man eine lineare Funktion (Regressionsgera<strong>de</strong>)<br />
zu bestimmen, die <strong>de</strong>n zwischen diesen Variablen bestehen<strong>de</strong>n Zusammenhang am<br />
besten wie<strong>de</strong>rgibt<br />
y = bo + b1x<br />
y: Schätzwert <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen<br />
x: unabhängige Variable<br />
bo: Parameter (konstantes Glied)<br />
b1: Parameter (Steigung)<br />
Zur Bestimmung <strong>de</strong>r Gera<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t man dabei die Summe <strong>de</strong>r quadrierten<br />
Abweichungen zwischen <strong>de</strong>n beobachteten Werten <strong>de</strong>r Variablen und <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r<br />
Regressionsgera<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Werten (Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleinsten Quadrate)<br />
Deren Grundi<strong>de</strong>e besteht darin, daß man die Regressionsgera<strong>de</strong> so durch die<br />
von <strong>de</strong>n Meßwerten bestimmte Punktewolke legt, daß die Abweichungen<br />
zwischen geschätzten Werten y und <strong>de</strong>n beobachteten Werten y minimal<br />
wer<strong>de</strong>n (die Regressionsgera<strong>de</strong> soll die Daten möglichst gut beschreiben)<br />
Bei <strong>de</strong>r „kleinste Quadrate-Schätzung“ wer<strong>de</strong>n allerdings nicht die<br />
Abweichungen zwischen geschätzten und beobachteten Werten betrachtet,<br />
son<strong>de</strong>rn die quadrierten Abweichungen, da sich sonst positive und negative<br />
Abweichungen aufheben wür<strong>de</strong>n<br />
Die Aussagekraft <strong>de</strong>r Gera<strong>de</strong>n hinsichtlich <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Daten<br />
(<strong>de</strong>r Stichprobenergebnisse), d.h. praktisch inwieweit die Gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n<br />
tatsächlichen Daten übereinstimmt, wird durch das Bestimmtheitsmaß r-Quadrat<br />
(erklärte Varianz : Gesamtvarianz) angegeben<br />
es ergibt sich aus <strong>de</strong>m Verhältnis:<br />
• <strong>de</strong>r Abweichungen (Differenzen) <strong>de</strong>r durch die Gera<strong>de</strong> geschätzten Werte <strong>de</strong>r<br />
abhängigen Variablen (y geschätzt) vom Mittelwert <strong>de</strong>r Stichprobe (erklärte<br />
Varianz) zu<br />
• <strong>de</strong>n Abweichungen <strong>de</strong>r beobachteten Werte von diesem Mittelwert<br />
(Gesamtvarianz)<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 97
Je geringer <strong>de</strong>r Unterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Differenzen ist (d.h. das Verhältnis,<br />
<strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Bruches geht also gegen 1) <strong>de</strong>sto besser wer<strong>de</strong>n die beobachteten Werte<br />
durch die Regerssionsgera<strong>de</strong> erklärt<br />
3. Prüfung <strong>de</strong>r Regressionsfunktion<br />
Ob <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen abhängiger und unabhängiger Variablen tatsächlich<br />
systematisch, d.h. nicht zufällig ist kann mittels eines F-Test überprüft wer<strong>de</strong>n<br />
Wenn dieser Test nicht zum Verwerfen <strong>de</strong>s ganzen Ansatzes geführt hat, wer<strong>de</strong>n die<br />
einzelnen Regressionskoeffizienten mit einem t-Test überprüft<br />
- man testet, wie weit <strong>de</strong>r Betrag <strong>de</strong>r Regressionskoeffizienten <strong>de</strong>r Stichprobe von<br />
<strong>de</strong>m Betrag <strong>de</strong>s Regeressionskoeffizienten <strong>de</strong>r GG abweichen kann, dazu wird ein<br />
Konfi<strong>de</strong>nzintervall entwickelt<br />
- je größer das Konfi<strong>de</strong>nzintervall ist, <strong>de</strong>sto unsicherer ist die Schätzung <strong>de</strong>r<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Regressionsgera<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r GG, mit an<strong>de</strong>ren Worten, <strong>de</strong>sto<br />
unzuverlässiger ist die gefun<strong>de</strong>ne Regressionsfunktion bezüglich dieses<br />
Parameters<br />
Ergebnis: bei als annehmbar getesteter Regressionsbeziehung mit hohem Anteil<br />
erklärter Varianz spricht vieles dafür, diese Beziehung auch zu Prognosezwecken zu<br />
nutzen (z.B. mit x = Zeit, d.h. die Entwicklung einer abhängigen Variablen für<br />
zukünftige Zeitperio<strong>de</strong>n)<br />
⊂ Varianzanalyse<br />
ebenfalls wie bei <strong>de</strong>r Regressionsanalyse han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Varianzanalyse um<br />
ein lineares Mo<strong>de</strong>ll; man muß auch zwischen abhängiger und unabhängiger Variable<br />
unterschei<strong>de</strong>n, es besteht aber ein wesentlicher Unterschied:<br />
⎢ die abhängige Variable muß min<strong>de</strong>stens intervallskaliert sein, bei <strong>de</strong>r<br />
unabhängigen genügt aber ein nominales Meßniveau.<br />
Deswegen eignet sich die Varianzanalyse beson<strong>de</strong>rs zum Vergleich zwischen<br />
Gruppen (Gruppenzugehörigkeit als nominalskaliertes Merkmal), wodurch sich<br />
wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>ren Anwendung zur Auswertung von Experimenten erklärt, wo es ja<br />
meist darum geht, Vergleiche zwischen Meßwerten aus Versuchs- und<br />
Kontrollgruppen vorzunehmen (die nicht-metrisch skalierten unabhängigen Variablen<br />
geben die experimentellen Einwirkungen wie<strong>de</strong>r).<br />
Die Varianzanalyse untersucht die Streuungen (Varianzen) für die die Ausprägungen<br />
<strong>de</strong>r unabhängigen Variablen um <strong>de</strong>ren einzelne Mittelwerte.<br />
Der Abstand von diesen Mittelwerten <strong>de</strong>r Merkmalsausprägungen zum<br />
Gesamtmittelwert über alle Elemente wird erklärte Abweichung genannt, <strong>de</strong>r Abstand<br />
je<strong>de</strong>s einzelnen Elements zu diesen Mittelwerten wird nicht erklärte Abweichung<br />
genannt.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Varianzanalyse wird analog zur Regressionsanalyse in erklärte und<br />
unerklärte Varianz <strong>de</strong>r abhängigen (intervallskalierten) Variablen unterschie<strong>de</strong>n. Der<br />
Einfluß <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen (Gruppenzugehörigkeit) wird anhand <strong>de</strong>r<br />
Relation zwischen erklärter Varianz und unerklärter Varianz beurteilt.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 98
⊆ Diskriminanzanalyse<br />
Bei <strong>de</strong>r Diskriminanzanalyse wird für die unabhängigen Variablen Intervallskalierung<br />
und für die abhängigen Variablen lediglich Nominalskalierung vorausgesetzt.<br />
Während man bei <strong>de</strong>r Varianzanalyse untersucht, ob die Zugehörigkeit zu einer<br />
Gruppe Auswirkungen auf eine abhängige Variable hat, versucht man bei <strong>de</strong>r<br />
Diskriminanzanalyse festzustellen, mit welchen (metrischen) unabhängigen Variablen<br />
man die Zugehörigkeit zu einer Gruppe erklären kann.<br />
⎢ Verfahren <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalysen<br />
Bei <strong>de</strong>n „struktur-ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n“ Verfahren <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalyse besteht vorab<br />
keinerlei Vorstellung über Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n Variablen. Daher kann<br />
auch nicht zwischen abhängigen und unabhängigen Variablen unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
⊇ Faktorenanalyse<br />
Die Faktorenanalyse ist ein Verfahren, das hauptsächlich zur Datenreduktion dient.<br />
Voraussetzung für die Anwendung sind intervallskalierte Daten.<br />
Wenn Daten stark korreliert sind, dann kann man versuchen, anstelle einer größeren<br />
Zahl von Variablen eine <strong>de</strong>utlich kleinere Zahl von Faktoren zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die bei<br />
Inkaufnahme einer gewissen Ungenauigkeit <strong>de</strong>n Datensatz weitgehend beschreiben.<br />
⊄ Multidimensionale Skalierung (MDS)<br />
Bei diesem Verfahren wer<strong>de</strong>n Objekte als Punkte in einem möglichst<br />
zwidimensionalen Raum <strong>de</strong>rartig zu positionieren versucht, daß eine geometrische<br />
Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Objekte wie<strong>de</strong>rgegeben wird.<br />
⊂ Clusteranalyse<br />
Hier han<strong>de</strong>lt es sich um ein Verfahren, bei <strong>de</strong>m ähnliche Objekte zu Gruppen<br />
zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Die Elemente in einer Gruppe sollen möglichst homogen sein, während die<br />
Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Gruppen möglichst hoch sein sollen.<br />
Ein typisches Anwendungsbeispiel im Marketing ist die Marktsegmentierung<br />
⊆ Conjoint-Analyse<br />
Versucht, die Strukturen zwischen <strong>de</strong>n Merkmalsausprägungen verschie<strong>de</strong>ner<br />
Variablen zu analysieren und in eine Reihenfolge zu bringen.<br />
Grundlage hierfür ist, daß <strong>de</strong>r Proband die Möglichkeit hatte, verschie<strong>de</strong>ne<br />
Ausprägungen unterschiedlicher Variablen in eine Reihenfolge zu bringen.<br />
<strong>Marktforschung</strong><br />
Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 99