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Marktforschung - aurivoir.de

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1. Einführung<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

1.1. Wesen und Relevanz <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />

1.1.1 Kennzeichnung <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />

• Mafo gehört zu <strong>de</strong>n seit langem etablierten und vergleichsweise weitgehend<br />

ausgereiften Teilbereichen in <strong>de</strong>r Marketingwissenschaft<br />

• sie hat für die Theorie und Praxis immer eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle gespielt: die für<br />

das Marketing entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Ausrichtung von Unternehmensaktivitäten am<br />

Absatzmarkt setzt entsprechen<strong>de</strong> Informationen voraus, die nicht mehr im<br />

direkten Kontakt zu Abnehmern gewonnen wer<strong>de</strong>n können (Anonymisierung von<br />

Massenmärkten), son<strong>de</strong>rn durch geeignete Hilfsmittel – Instrumentarium <strong>de</strong>r<br />

Mafo – gezielt beschafft wer<strong>de</strong>n müssen<br />

• Zweck :<br />

die Mafo dient vor allem <strong>de</strong>m kommerziellen Marketing (Vorbereitung von<br />

Marketing-Entscheidungen),<br />

aber auch <strong>de</strong>r Grundlagenforschung (Verbesserung <strong>de</strong>s Verständnisses <strong>de</strong>r<br />

Marketingprozesse, z.B. KV)<br />

sowie <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>nentwicklung und –verbesserung (entwickelt Metho<strong>de</strong>n zur<br />

Sammlung <strong>de</strong>r Infos)<br />

• das Gebiet <strong>de</strong>r Mafo umfaßt die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenerhebung und –analyse, die<br />

für die Bearbeitung von Marketingproblemen nützlich sind<br />

⎢ Definition:<br />

Mafo ist die Funktion, die <strong>de</strong>n Konsumenten, Kun<strong>de</strong>n und die Öffentlichkeit mit<br />

Informationen mit <strong>de</strong>m AB verbin<strong>de</strong>t – Informationen die benutzt wer<strong>de</strong>n<br />

zur I<strong>de</strong>ntifizierung und Definition von Marketing-Chancen und –<br />

problemen (> Kun<strong>de</strong>nwünsche)<br />

zur Entwicklung, Modifizierung und Überprüfung von Marketing-<br />

Maßnahmen (> Produkttest, Testmärkte)<br />

zur Überprüfung <strong>de</strong>s Marketing-Erfolgs (> Werbeerfolgskontrolle)<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>s Verständnisses <strong>de</strong>s Marketing-Prozesses (><br />

Grundlagenforschung)<br />

die Mafo<br />

bestimmt die zur Untersuchung dieser Gesichtspunkte notwendigen<br />

Informationen<br />

entwickelt die Metho<strong>de</strong>n zur Sammlung <strong>de</strong>r Informationen<br />

plant die Datenerhebung und führt diese durch<br />

analysiert und präsentiert die Ergebnisse<br />

zieht die Schlußfolgerungen daraus.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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5 Dimensionen möglicher Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mafo – Methodik<br />

Forschungsziel<br />

>> von ganz speziell, nur auf eine bestimmte Anwendung bezogene<br />

Untersuchung bis zu Forschungsprojekten, mit <strong>de</strong>nen generelle Aussagen über<br />

die Wirkung von Marketing-Instrumenten o<strong>de</strong>r das KV gewonnen wer<strong>de</strong>n<br />

sollen<br />

Formalisierungsgrad<br />

>> von wenig formalisierten Metho<strong>de</strong>n wie Gruppendiskussionen ohne<br />

standardisierte Fragebogen mit mehr o<strong>de</strong>r weniger willkürlich ausgewählten<br />

Auskunftspersonen, bis zu einer Umfrage bei einer nach <strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>r<br />

Stichprobentheorie ausgewählten großen Anzahl von Auskunftspersonen mit<br />

Hilfe geschulter Interviewer und standardisierter Fragebögen.<br />

Umfang gesammelter Daten<br />

>> Datenbasis kann sehr unterschiedlich sein, von 2 bis ?? 20.000<br />

Versuchspersonen (Media-Analyse)<br />

Komplexität <strong>de</strong>r Datenanalyse<br />

>> die angewandten Metho<strong>de</strong>n reichen von einfachen Tabellen und<br />

graphischen Darstellungen über Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r beschreiben<strong>de</strong>n und<br />

schließen<strong>de</strong>n Statistik, bis hin zu anspruchsvollen multivariaten Verfahren<br />

Art <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />

>> von Befragung, Beobachtung bis zu apparativen Verfahren<br />

Techniken <strong>de</strong>r Mafo:<br />

1. Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />

2. Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenanalyse<br />

Mafo und benachbarte Gebiete:<br />

- Marketingwissenschaft<br />

- Käuferverhaltensforschung<br />

- Psychologie/Sozialpsychologie<br />

- Soziologie<br />

- Statistik<br />

Marketingforschung wird hier gleich <strong>de</strong>r Mafo gesetzt, bei bei<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Bezugspunkt<br />

<strong>de</strong>r Absatzmarkt <strong>de</strong>r Unternehmung.<br />

Marktanalyse ist als Ergebnis <strong>de</strong>r Mafo anzusehen, d.h. eine durchzuführen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

durchgeführte Untersuchung.<br />

1.1.2 Entwicklung <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- historischer Ablauf<br />

- Phasen stehen jeweils für einen qualitativen Sprung<br />

1. Ermittlung originärer Daten<br />

>> Grundi<strong>de</strong>e (heute selbstverständlich!): Daten über Personen wer<strong>de</strong>n nicht<br />

bei Dritten, son<strong>de</strong>rn bei diesen selbst erhoben<br />

2. Repräsentanz <strong>de</strong>r Auskunftsperson<br />

>> Genauigkeit und Sicherheit von Umfrageergebnissen erreicht man durch<br />

die Anwendung von <strong>de</strong>r Stichprobentheorie<br />

3. Psychotaktisch zweckmäßige Datenerhebung<br />

>> bei bestimmten Untersuchungsgegenstän<strong>de</strong>n taucht das Problem auf, daß<br />

die Auskunftsperson, die Fragen nicht beantworten kann o<strong>de</strong>r will.<br />

daher wer<strong>de</strong>n psychotaktisch zweckmäßige Fragetechniken angewen<strong>de</strong>t,<br />

wobei die Auskunftsperson oftmals das eigentliche Untersuchungsziel und <strong>de</strong>n<br />

Zweck einzelner Fragen nicht erkennen kann und daher nicht in verzerrter<br />

Weise antwortet<br />

4. Multivariate Datenanalyse<br />

>> viele Marketing relevante Phänomene sind sehr komplex (=<br />

Zusammenwirken einer Vielzahl von Variablen)<br />

bei multivariaten Datenanalysen kann man gleichzeitig eine große Zahl<br />

Variabler analysieren<br />

5. Validierung von Meßinstrumenten<br />

>> wenn Daten nicht das wi<strong>de</strong>rspiegeln was gemessen wer<strong>de</strong>n soll, bleiben<br />

sorgfältige Stichprobenziehungen und anspruchsvolle Datenerhebungen<br />

nutzlos<br />

spezielle Techniken <strong>de</strong>r systematischen Entwicklung und Überprüfung von<br />

Meßinstrumenten wur<strong>de</strong>n entwickelt<br />

1.1.3. <strong>Marktforschung</strong> im Marketing<br />

Absatzmarkt<br />

Anpassung an Marktbedingungen<br />

Entwicklung von<br />

Anpassungsstrategien<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Emtwicklung<br />

von<br />

Beeinflussung von Marktbedingungen<br />

Beeinflussungs-<br />

Vorbereitung von Entscheidungen <strong>de</strong>s Marketing-Management strategien durch Marktforscher<br />

(eine <strong>de</strong>r Hauptaufgaben <strong>de</strong>r Mafo)<br />

Marketing<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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<strong>Marktforschung</strong> Marketing-Management<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung von<br />

Entscheidungsproblemen<br />

(Chancen und Probleme)<br />

z.B. Beobachtung eines<br />

sinken<strong>de</strong>n Marktanteils<br />

Entwicklung von alternativen<br />

Strategien<br />

Überprüfung alternativer<br />

Strategien<br />

z.B. Werbepretests,<br />

Packungstests Auswahl und Realisierung<br />

von Strategien<br />

Wirkungskontrolle <strong>de</strong>r<br />

eingesetzten<br />

Marketinginstrumente<br />

= Vorbereitung von<br />

Entscheidungen zur Korrektur<br />

bisher angewandter Strategien<br />

Korrektur/Anpassung von<br />

Strategien<br />

Typische Fragestellungen <strong>de</strong>r Praxis, die mittels Mafo bearbeitet wer<strong>de</strong>n:<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung von Entscheidungsperspektiven:<br />

- welche Leute kaufen unsere Produkte? Wo wohnen sie? Wieviel verdienen<br />

sie?<br />

- ist <strong>de</strong>r Markt für unsere Produkte wachsend o<strong>de</strong>r schrumpfend? Bedienen<br />

wir vielversprechen<strong>de</strong> Märkte o<strong>de</strong>r nicht?<br />

- gibt es Märkte für unsere Produkte in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn?<br />

Abschätzung <strong>de</strong>r Konsequenzen von Entscheidungsalternativen<br />

Produktpolitik:<br />

- welcher <strong>de</strong>r Produktentwürfe verspricht <strong>de</strong>n größten Erfolg?<br />

- wie soll`s verpackt wer<strong>de</strong>n?<br />

Preispolitik:<br />

- wie soll <strong>de</strong>r Preis für ein neues Produkt angesetzt wer<strong>de</strong>n?<br />

- soll bei sinken<strong>de</strong>n Preisen <strong>de</strong>r Preis fallen o<strong>de</strong>r die Qualität<br />

steigen?<br />

Distributionspolitik:<br />

- wo und durch wen soll das Produkt verkauft wer<strong>de</strong>n?<br />

- welche Anreize soll das U` schaffen, damit Händler das Produkt<br />

forcieren?<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Kommunikationspolitik:<br />

- welche Wirkung hat unsere Werbung? welche Zielgruppen wer<strong>de</strong>n<br />

damit erfaßt?<br />

- welche Verkaufsför<strong>de</strong>rungsmaßnahmen sollen ergriffen wer<strong>de</strong>n?<br />

Wirkungskontrolle <strong>de</strong>r eingesetzten Marketing-Instrumente<br />

- Entwicklung <strong>de</strong>s Marktanteils?<br />

- sind die Kun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Produkt zufrie<strong>de</strong>n? gibt es viele Reklamationen?<br />

- Meinung <strong>de</strong>r Öffentlichkeit über das Unternehmen?<br />

- Akzeptanz beim Han<strong>de</strong>l?<br />

Für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Mafo sind vor allem 3 Kriterien ausschlaggebend:<br />

1. es muß eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich einer Marketing-Entscheidung<br />

bestehen = Informationsbedarf<br />

2. es muß die Bereitschaft bestehen, aus <strong>de</strong>n Untersuchungsergebnissen<br />

Konsequenzen für Entscheidungen zu ziehen<br />

3. <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r zu sammeln<strong>de</strong>n Info muß die entsprechen<strong>de</strong>n Kosten übersteigen<br />

weitere Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Einsatz von Mafo<br />

• Tradition/Gewohnheit – gibt es in einem U` einen Mafo-Abteilung mit Budget, so<br />

wird auch geforscht<br />

• Durchsetzung von Entscheidungen – Unterstützung <strong>de</strong>r eigenen Meinung mittels<br />

Mafo-Ergebnisse<br />

• Rechtfertigung bei Mißerfolgen – Beleg, daß zuvor angestellte sorgfältige<br />

Untersuchungen die getroffene Entscheidung nahelegten<br />

• Verzögerung von Entscheidungen – Behauptung, daß die vorliegen<strong>de</strong><br />

Informationsgrundlage für die Entscheidung nicht ausreicht<br />

• PR/Werbung – Verwendung von Mafo-Ergebnissen<br />

Informationsquellen <strong>de</strong>s Marketing-Managers<br />

Mafo ist zwar eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>, aber nicht die einzige Informationsquelle bei <strong>de</strong>r<br />

Vorbereitung von Marketing-Entscheidungen<br />

+ Rechnungswesen<br />

+ Erfahrungen <strong>de</strong>s Managers<br />

+ Infos aus informellen Quellen (Zeitschriften, persönliche Kontakte..)<br />

Marketing-Informationssystem: vollzieht sich die Beschaffung, Speicherung und<br />

Verarbeitung von Marketing-Infos nach festgelegten Regeln, dann spricht man von<br />

einem Marketing-Informationssystem. Dadurch soll eine entscheidungsgerechte<br />

Bereitstellung und Verwendung geeigneter Infos geleistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an Informationssysteme:<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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• systematisch<br />

• kontinuierlich<br />

• umfassend<br />

• schnell<br />

• zuverlässig<br />

• wenig redundant<br />

• angemessen verdichtet<br />

• gezielt auf <strong>de</strong>n Verantwortungsbereich <strong>de</strong>s Managers bezogen<br />

Im Rahmen von Marketing-Informationssysteme ist heutzutage <strong>de</strong>r Einsatz von EDV<br />

eine Selbstverständlichkeit. Der Teil <strong>de</strong>s gesamten Infosystems, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Rechner<br />

implementiert wird, bezeichnet man als Decision Support System (DSS) o<strong>de</strong>r auch<br />

Entscheidungsunterstützungssystem. Ein DSS besteht für Marketing-Zwecke aus 4<br />

Elementen:<br />

• Daten, die in einer Datenbank organisiert gespeichert wer<strong>de</strong>n<br />

• Programme zur statistischen Analyse von Daten<br />

• mathematisch formulierte (und programmierte) Mo<strong>de</strong>lle, in <strong>de</strong>nen für <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen Zweck wesentliche Ausschnitte <strong>de</strong>r Marktverhältnisse vereinfacht<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n<br />

• Optimierungsverfahren, mit <strong>de</strong>ren Hilfe beson<strong>de</strong>rs günstige Kombinationen <strong>de</strong>s<br />

Mittel-Einsatzes i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n<br />

Durch ein DSS wer<strong>de</strong>n die verschie<strong>de</strong>nen Daten, Berichte etc. nicht mehr direkt an<br />

einen Manager gegeben, son<strong>de</strong>rn stehen im Rechner auf Abruf und in Verbindung mit<br />

Hilfsmitteln (v.a. statistischen Metho<strong>de</strong>n) zu <strong>de</strong>ren weiteren Verarbeitung zur<br />

Verfügung.<br />

Marketing<br />

Manager<br />

(analysiert,<br />

plant,<br />

entschei<strong>de</strong>t,<br />

kontrolliert)<br />

Fragen<br />

Antworten<br />

Marketing Decision Support System<br />

Mo<strong>de</strong>lle Statistische<br />

Analyse<br />

Optimierung<br />

4 Schritte bei <strong>de</strong>r Entscheidung Mafo – Ja/Nein<br />

genügend Zeit vorhan<strong>de</strong>n? nein<br />

ja<br />

vorliegen<strong>de</strong> Infos nicht ausreichend? nein<br />

ja<br />

Datenbank<br />

Infos<br />

Umwelt<br />

(Märkte,<br />

Absatzkanäle,<br />

Wettbewerber,<br />

Öffentlichkeit,<br />

Gesamtwirtsch<br />

aft)<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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wichtige Entscheidung? nein<br />

ja<br />

Nutzen <strong>de</strong>r Untersuchung > Kosten? nein<br />

ja<br />

Untersuchung durchführen keine Untersuchung<br />

1.2. Der Forschungsprozeß <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />

Phasen einer <strong>Marktforschung</strong>suntersuchung:<br />

1. Definition <strong>de</strong>s Problems<br />

2. Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungsziele<br />

3. Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />

4. Entwicklung <strong>de</strong>r Meßinstrumente zwischen <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Phasen bestehen Inter<strong>de</strong>-<br />

5. Entwicklung <strong>de</strong>s Analyseplans pen<strong>de</strong>nzen und<br />

Rückkopplungen können<br />

6. Datensammlung stattfin<strong>de</strong>n<br />

7. Datenanalyse<br />

8. Bericht<br />

Dieses Schema ist natürlich gegenüber <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Mafo vereinfacht und<br />

verallgemeinert. In <strong>de</strong>r Realität wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Studien einzelne Schritte ausgelassen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re hinzugefügt, außer<strong>de</strong>m treten vielfältige Rückkopplungen im<br />

Forschungsprozeß auf.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r starken Abhängigkeit <strong>de</strong>r einzelnen Schritte voneinan<strong>de</strong>r, können<br />

Schwächen und Fehler in frühen Phasen nicht durch beson<strong>de</strong>re Sorgfalt o<strong>de</strong>r großen<br />

Aufwand in späteren Phasen ausgeglichen wer<strong>de</strong>n (vice versa).<br />

1. Problem<strong>de</strong>finition<br />

• hier wer<strong>de</strong>n die Weichen für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r Untersuchung gestellt, durch die<br />

Problem<strong>de</strong>finition wird die Ausrichtung einer Untersuchung und damit auch ihre<br />

Erfolgsträchtigkeit maßgeblich beeinflußt<br />

• eine unpräzise Beschreibung <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s kann dazu führen,<br />

daß man am relevanten Problem vorbeiforscht.<br />

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• ausschlaggebend ist die Kommunikation zwischen Marketing-Management und<br />

Marktforschern<br />

2. Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungsziele<br />

• an die Problem<strong>de</strong>finition, mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zweck einer Untersuchung bereits grob (und<br />

treffend) umrissen sein soll, schließt sich die Festlegung von Untersuchungszielen<br />

an, die so genau ist, daß davon ausgehend ein Untersuchungs<strong>de</strong>sign und<br />

Meßinstrumente entwickelt wer<strong>de</strong>n können<br />

• die Art <strong>de</strong>r Untersuchungsziele und das Ausmaß vorhan<strong>de</strong>nen problembezogenen<br />

Wissens bestimmen <strong>de</strong>n Typ <strong>de</strong>r zu planen<strong>de</strong>n Untersuchung<br />

• 3 Untersuchungstypen<br />

explorative Untersuchungen:<br />

Ent<strong>de</strong>ckung von Ursachen für Probleme o<strong>de</strong>r Zusammenhänge zwischen<br />

Variablen<br />

Vorbereitung an<strong>de</strong>rer Untersuchungen<br />

weiche Metho<strong>de</strong>n, impressionistische Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>skriptive Untersuchungen:<br />

Beschreibung einer interessieren<strong>de</strong>n Grundgesamtheit hinsichtlich für das<br />

Untersuchungsproblem relevanter Merkmale<br />

Repräsentativ-Untersuchungen typisch<br />

Kausal-Untersuchungen:<br />

Ursachen für beobachtbare Phänomene/ Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />

Klassische Metho<strong>de</strong>: Experiment<br />

3. Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />

• komplexe Aufgabe, bei <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong> Entscheidungen über anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Metho<strong>de</strong>n getroffen wer<strong>de</strong>n<br />

Sekundärforschung: Nutzung existieren<strong>de</strong>n Datenmaterials<br />

Primärforschung: neue, gezielte Datenerhebung<br />

4 Grundtypen <strong>de</strong>r Primärforschung:<br />

qualitative Untersuchungen<br />

Kennenlernen von Arten, Zusammenhängen und Wirkungen<br />

problemrelevanter Variabler<br />

Querschnitts-Untersuchungen<br />

zeitpunktbezogene Aussagen über bestimmte Grundgesamtheiten<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Längsschnittuntersuchung<br />

Messung dynamischer Phänomene im Zeitablauf<br />

Experimente<br />

Manipulation unabhängiger Variablen und anschließend Test <strong>de</strong>r<br />

Wirkung auf abhängige Variablen<br />

verbale Datenerhebung<br />

nicht-verbale Datenerhebung<br />

4. Entwicklung von Meßinstrumenten<br />

• Ermittlung (Messung) <strong>de</strong>r im jeweiligen Zusammenhang interessieren<strong>de</strong>n<br />

Merkmalsausprägungen von Untersuchungsobjekten<br />

• Meßinstrumente: z.B. einzelne Fragen, Multi-Item-Skalen<br />

• Meßtechnik muß exakt und zuverlässig sein<br />

5. Aufstellung eines Analyseplans<br />

• Sicherstellung, daß für alle relevanten Aspekte die Datenerhebung vorgesehen ist,<br />

die Daten das notwendige Meßniveau für das Analyseverfahren haben, etc.<br />

• Ziel ist die Sicherstellung, daß das gewählte Untersuchungs<strong>de</strong>sign und die<br />

Meßinstrumente allen Anfor<strong>de</strong>rungen genügen<br />

6. Datensammlung<br />

• Bereich ist durch Erfahrung und Sorgfalt geprägt<br />

• nimmt bei <strong>de</strong>r Untersuchung die meisten Ressourcen in Anspruch<br />

7. Datenanalyse<br />

• Einsatz statistischer Metho<strong>de</strong>n:<br />

für die Verdichtung <strong>de</strong>r großen Menge gesammelter Daten<br />

für Schlüsse von Ergebnissen in einer Stichprobe auf die interessieren<strong>de</strong><br />

Grundgesamtheit<br />

• verschie<strong>de</strong>ne Verfahren<br />

einfache <strong>de</strong>skriptive Verfahren<br />

statistische Maßzahlen, Häufigkeitstabellen, graphische Darstellungen ..<br />

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Schätzungen und Tests<br />

Schlüsse von Stichproben auf die Grundgesamtheit<br />

multivariate Verfahren<br />

gleichzeitige und zusammenhängen<strong>de</strong> Analyse einer Vielzahl von Variablen<br />

8. Erstellung eines Berichts<br />

• wesentliche Ergebnisse<br />

• Schlußfolgerungen<br />

• Handlungsempfehlungen<br />

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2. Konzipierung von <strong>Marktforschung</strong>suntersuchungen<br />

2.1 Problem<strong>de</strong>finition<br />

Die Definition <strong>de</strong>s Problems ist <strong>de</strong>r wichtigste Teil <strong>de</strong>s Forschungsprozesses: sie<br />

beinhaltet die exakte Festlegung <strong>de</strong>s Management –Problems bzw. <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n<br />

Entscheidung und <strong>de</strong>r Art von Information, die die Mafo liefern kann, um das<br />

Problem zu lösen.<br />

Die Kommunikation zwischen <strong>de</strong>m Marketing-Management (als Auftraggeber <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung) und <strong>de</strong>n Marktforschern, die eine Untersuchung konzipieren und<br />

durchführen, ist ausschlaggebend.<br />

Interaktion bei <strong>de</strong>r Problemformulierung<br />

Metho<strong>de</strong>nkenntnisse<br />

müssen anstehen<strong>de</strong> Entscheidungdungsprobleme<br />

<strong>de</strong>s Mgt. Marktforscher<br />

und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Infobedarf kennenlernen<br />

Entscheidungsproblem vs. Forschungsproblem<br />

müssen Möglichkeiten und Grenzen <strong>de</strong>r<br />

einschlägigen<br />

Forschungsmetho<strong>de</strong>n kennen<br />

!Kommunikation!<br />

das Entscheidungsproblem/ Managementproblem muß keineswegs mit <strong>de</strong>n<br />

Forschungsfragestellungen i<strong>de</strong>ntisch sein. Häufig wird nur ein Teilaspekt <strong>de</strong>s<br />

Management-Problems mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mafo untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

In aller Regel ist das Forschungsproblem auch konkreter und präziser<br />

formuliert, als das Forschungsproblem, das <strong>de</strong>n Ausgangspunkt bil<strong>de</strong>t.<br />

z.B.: Entscheidungsproblem Forschungsproblem<br />

Entwicklung einer Packung für ein Überprüfung <strong>de</strong>r Wirkung alterneues<br />

Produkt nativer Packungsentwürfe<br />

Steigerung <strong>de</strong>s Besuchs eines Geschäfts Messung <strong>de</strong>s gegenwärtigen<br />

Images <strong>de</strong>s Geschäfts<br />

2.2. Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungsziele<br />

Manager<br />

Marketingkenntnisse<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Ziele müssen so genau <strong>de</strong>finiert sein, daß davon ausgehend ein Untersuchungs<strong>de</strong>sign<br />

und Meßinstrumente entwickelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Art <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s und das Ausmaß vorhan<strong>de</strong>nen<br />

problembezogenen Vorwissens bestimmen <strong>de</strong>n Typ <strong>de</strong>r zu planen<strong>de</strong>n<br />

Untersuchung:<br />

⊇ Explorative Untersuchungen<br />

Wer<strong>de</strong>n vorgenommen, wenn über das interessieren<strong>de</strong> Problem vor Beginn <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung wenig Informationen vorliegen<br />

Management kann nicht auf einschlägige Erfahrungen zurückgreifen<br />

es liegen noch keine Ergebnisse früherer Studien vor<br />

Zweck:<br />

1. I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r für ein Problem relevanter Einflußfaktoren<br />

1. Ent<strong>de</strong>ckung von Zusammenhängen zwischen Variablen<br />

2. Präzisierung <strong>de</strong>s Untersuchungsproblems<br />

3. Steigerung <strong>de</strong>r Vertrautheit <strong>de</strong>s Forschers mit <strong>de</strong>m Untersuchungsgegenstand<br />

4. Aufbrechen komplexer Fragestellungen in übersichtliche und damit besser<br />

zugängliche Einzelfragen<br />

5. Vorbereitung anschließen<strong>de</strong>r (<strong>de</strong>skriptiver o<strong>de</strong>r kausaler) Untersuchungen (z.B.<br />

durch die Generierung von Hypothesen) und Setzung entsprechen<strong>de</strong>r Prioritäten<br />

6. Klärung forschungspraktischer Fragen für weitere einschlägige Untersuchungen<br />

Kennzeichen explorativer Untersuchungen:<br />

es geht weniger um quantifizierbare Angaben, als darum möglichst vielfältige und<br />

tiefgehen<strong>de</strong> Einsichten in <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand zu gewinnen<br />

die Ergebnisse haben daher meist eher einen impressionistischen als <strong>de</strong>finitiven<br />

Charakter<br />

zur Zweckerreichung <strong>de</strong>r explorativen Forschung, ist eine enge Einbindung <strong>de</strong>s<br />

Forschers in <strong>de</strong>n Prozeß <strong>de</strong>r Informationssammlung hilfreich<br />

wird diese Tätigkeit vom Forscher <strong>de</strong>legiert verliert er die Möglichkeit seine<br />

wachsen<strong>de</strong> Vertrautheit mit <strong>de</strong>m Untersuchungsgegenstand durch spezifische<br />

Fragestellungen in <strong>de</strong>n Prozeß miteinzubringen, und muß damit rechnen, daß<br />

Einzelheiten und Nuancen <strong>de</strong>r von an<strong>de</strong>ren gesammelten Informationen nicht zu ihm<br />

gelangen<br />

Gängige Metho<strong>de</strong>n:<br />

ℵ Auswertung publizierter Quellen<br />

Spektrum <strong>de</strong>r Möglichkeiten ist hier sehr groß, vielfältigste Quellen, und auch<br />

statistische Daten<br />

ℑ Einzelfallstudien<br />

• vor allem beim Investitionsgüter-Marketing wichtig<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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• Informationen, die man durch umfassen<strong>de</strong>s und tiefgehen<strong>de</strong>s Studium<br />

einzelner Fälle gewinnt sind hier wichtig; die Repräsentanz <strong>de</strong>r Aussagen ist<br />

zweitrangig<br />

• die Vorgehensweise <strong>de</strong>s Forschers ist ausschlaggebend:<br />

- er muß Erklärungen suchen und nicht Vermutungen bestätigen wollen<br />

- die Verän<strong>de</strong>rung eines gewonnenen Bil<strong>de</strong>s ist Voraussetzung für eine<br />

sinnvolle Anwendung von Einzelfallstudien<br />

• <strong>de</strong>r Forscher muß in <strong>de</strong>r Lage sein, ein Vielzahl von Einzelheiten zu einem<br />

Gesamtbild zusammenzufügen und dabei wesentliche von unwesentlichen<br />

Fakten zu trennen<br />

ℜ Experten-Interviews<br />

• hier wer<strong>de</strong>n mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r freie Interviews mit Personen geführt, die<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s beson<strong>de</strong>rs kompetent sind, um<br />

die gewünschten Informationen zu erhalten<br />

• als Experten kommen je nach Fragestellung unterschiedliche Menschen in<br />

Frage: Journalisten, Wissenschaftler…<br />

• es ist wichtiger, durch möglichst unterschiedliche Gesprächspartner Vielfalt<br />

und Substanz <strong>de</strong>r gewonnenen Einsicht zu vergrößern, als zu versuchen<br />

repräsentative Aussagen zu machen<br />

℘ psychologische <strong>Marktforschung</strong><br />

• Metho<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen auf <strong>de</strong>r Basis weniger ausführlicher Interviews mit<br />

Angehörigen <strong>de</strong>r jeweilig relevanten Zielgruppe versucht wird, das<br />

Untersuchungsproblem verstehen zu lernen<br />

• Einzelgespräche (Tiefeninterviews) o<strong>de</strong>r Gruppeninterviews<br />

⊄ Deskriptive Untersuchungen<br />

• stellen die dominieren<strong>de</strong> Untersuchungsform in <strong>de</strong>r Praxis dar<br />

• typische Fragestellungen/ Zweck:<br />

Charakterisierung von Märkten und Marktsegmenten<br />

Merkmale <strong>de</strong>r Käufer von x?<br />

wie groß ist das Marktpotential für y?<br />

Analyse von Zusammenhängen zwischen Variablen<br />

nutzen Freizeitaktive Menschen an<strong>de</strong>re Medien als <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerungsdurchschnitt?<br />

Prognosen<br />

wie groß wird ein Markt in x Jahren sein?<br />

• bei <strong>de</strong>skriptiven Untersuchungen kommt es darauf an, möglichst genaue Aussagen<br />

zu machen 2 methodische Anfor<strong>de</strong>rungen:<br />

repräsentative Anlegung, da man ja möglichst präzise Angaben über<br />

eine Grundgesamtheit gewinnen will<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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⊂ Kausal-Untersuchungen<br />

systematische (durch Mängel <strong>de</strong>r Untersuchung begrün<strong>de</strong>te) Fehler<br />

müssen im Interesse exakter Ergebnisse minimiert wer<strong>de</strong>n<br />

daher wird bei <strong>de</strong>skriptiven Untersuchungen (im Gegensatz zu<br />

explorativen) das Vorgehen ganz genau festgelegt und <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsablauf sorgfältig kontrolliert<br />

• hier wer<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die methodische Vorgehensweise<br />

gestellt<br />

• führen zu beson<strong>de</strong>rs gehaltvolle Aussagen<br />

• Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Kausal-Beziehung zwischen Variablen Grund und Effekt)<br />

gemeinsames Auftreten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Merkmalsausprägungen, zwischen<br />

<strong>de</strong>nen man einen kausalen Zusammenhang vermutet<br />

= gemeinsame Variation von Grund und Effekt<br />

die Variation <strong>de</strong>s Grun<strong>de</strong>s muß <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Variation <strong>de</strong>s Effekts<br />

vorausgehen<br />

Ausschluß alternativer Erklärungsmöglichkeiten für die gemeinsame<br />

Variation von Grund und Effekt<br />

• wegen dieser recht strengen Anfor<strong>de</strong>rungen an die Feststellung von Kausal-<br />

Zusammenhängen, ist ein bestimmtes Untersuchungs<strong>de</strong>sign typisch:<br />

⎢ Experiment:<br />

man manipuliert eine unabhängige Variable und beobachtet, ob sich eine<br />

an<strong>de</strong>re abhängige Variable in <strong>de</strong>r (aufgrund von Theorie o<strong>de</strong>r Erfahrung)<br />

erwarteten Weise verän<strong>de</strong>rt<br />

so kann man die gemeinsame Variation bei<strong>de</strong>r Variablen überprüfen, stellt<br />

durch Manipulation sicher, daß <strong>de</strong>r vermutete Grund <strong>de</strong>m vermuteten Effekt<br />

vorausgeht, und muß bei <strong>de</strong>r experimentellen Anordnung noch sicherstellen,,<br />

daß an<strong>de</strong>re Faktoren (alternative Erklärungsmöglichkeiten) die abhängige<br />

Variable nicht beeinflussen können<br />

Zusammenhänge zwischen explorativen, <strong>de</strong>skriptiven und kausalen Untersuchungen<br />

- in <strong>de</strong>r Praxis muß die Abgrenzung zwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Forschungszielen nicht so klar sein, d.h. explorative, <strong>de</strong>skriptive und kausale<br />

Fragestellungen können gleichzeitig in <strong>de</strong>r selben Untersuchung angegangen<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

- am Anfang eines Forschungsprozesses steht oftmals – wenn wenig Infos zum<br />

Untersuchungsproblem vorliegen – explorative Studien<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 14


- auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r dabei gewonnenen Einsichten können dann <strong>de</strong>skriptive<br />

Untersuchungen durchgeführt wer<strong>de</strong>n, die bei konkretisierten Problemstellungen<br />

zu exakteren Aussagen führen<br />

- zeigt sich dabei ein Zusammenhang zwischen Variablen, so könnte in einer<br />

Kausal-Untersuchung geprüft wer<strong>de</strong>n, ob dieser kausaler Natur ist<br />

Rückkehr: keine Bestätigung<br />

von vermuteten Kausalbeziehungen/<br />

Hypothesen<br />

Hypothesen:<br />

• spielen im Prozeß <strong>de</strong>r empirischen <strong>Marktforschung</strong> eine be<strong>de</strong>utsame Rolle<br />

• man versteht darunter durch Theorie, Ergebnisse bisheriger Untersuchungen o<strong>de</strong>r<br />

durch Erfahrung begrün<strong>de</strong>te Vermutungen, über Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ausprägungen<br />

mehrerer variablen o<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen Variablen<br />

• Zustan<strong>de</strong>kommen von Hypothesen:<br />

Ausgangspunkt:<br />

Problem<strong>de</strong>finition<br />

explorative<br />

Untersuchung<br />

<strong>de</strong>skriptive<br />

Untersuchung<br />

Kausal-Untersuchung<br />

theoretische<br />

Erkenntnisse<br />

Erfahrungen <strong>de</strong>s<br />

Managements<br />

bisherige Ergebnisse<br />

explorativer<br />

Untersuchungen<br />

Hypothesen<br />

abgeleitet<br />

mit explorative Untersuchungen wer<strong>de</strong>n Hypothesen generiert, mit <strong>de</strong>skriptiven<br />

o<strong>de</strong>r kausalen Untersuchungen sollen sie überprüft und möglicherweise bestätigt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Hypothesen sind nützlich für die Ableitung von Forschungs<strong>de</strong>signs:<br />

aus <strong>de</strong>n Hypothesen selbst läßt sich erkennen:<br />

Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r<br />

Hypothesen<br />

in<br />

<strong>de</strong>skriptiven<br />

o<strong>de</strong>r kausalen<br />

Untersuchung<br />

en<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 15


- welche Variablen müssen gemessen wer<strong>de</strong>n?<br />

welches Meßniveau müssen die Daten haben?<br />

Verwendung von Hypothesen in empirischen Untersuchungen:<br />

Aufstellung von<br />

Hypothesen<br />

Datensammlung<br />

Vergleich <strong>de</strong>r Daten mit <strong>de</strong>n<br />

erwarteten Ergebnissen<br />

Ablehnung o<strong>de</strong>r Annahme<br />

<strong>de</strong>r Hypothesen<br />

(z.B. auf Grundlage eines<br />

statistischen Tests)<br />

Zusammenfassung:<br />

Eine allgemeine Darstellung <strong>de</strong>r Umsetzung eines allgemeinen<br />

Untersuchungsproblems in konkretere Untersuchungsziele ist kaum möglich, 3<br />

Aspekte treffen aber fast immer zu:<br />

• die Grundausrichtung eines Projekts wird durch die Entscheidung für eine<br />

explorative, <strong>de</strong>skriptive o<strong>de</strong>r kausale Untersuchung festgelegt<br />

• durch die Formulierung von Hypothesen wer<strong>de</strong>n die zu messen<strong>de</strong>n Merkmale<br />

festgelegt und die Anfor<strong>de</strong>rungen, die an diese Messungen zu stellen sind<br />

erkennbar<br />

• die Untersuchungsziele wer<strong>de</strong>n weiterhin durch bestimmte Rahmenbedingungen<br />

beeinflußt<br />

- finanzielle, zeitliche Restriktionen<br />

- Umfang <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen problembezogenen Vorwissens<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 16


3. Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />

Mit <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs wer<strong>de</strong>n die wesentlichen<br />

Entscheidungen über die anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Forschungsmetho<strong>de</strong>n getroffen, in<strong>de</strong>m die<br />

Art <strong>de</strong>r Datenerhebung (Befragung o<strong>de</strong>r Beobachtung), das Vorgehen bei <strong>de</strong>r<br />

Stichprobenziehung usw. bestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

3.1 Primär- und Sekundärforschung<br />

Am Anfang steht die Frage, ob es überhaupt notwendig ist, für einen bestimmten<br />

Untersuchungszweck Daten neu zu erheben und auszuwerten, da die<br />

Sekundärforschung wesentlich weniger aufwendig ist als die Primärforschung.<br />

Manchmal genügt es, vorhan<strong>de</strong>ne Daten im Hinblick auf das aktuelle Problem neu zu<br />

analysieren:<br />

Entscheidung zwischen Primär- und Sekundärforschung<br />

Primärforschung: Neu-Erhebung für Daten für ein anstehen<strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsproblem<br />

(auch Feldforschung o<strong>de</strong>r Field Research)<br />

Sekundärforschung: bereits erhobene und gespeicherte Daten für einen gegebenen<br />

Untersuchungszweck wer<strong>de</strong>n neu aufbereitet und analysiert<br />

(auch Desk Research)<br />

Sekundärforschung:<br />

Zweck <strong>de</strong>r Sekundärforschung<br />

• Ersatz für Primärforschung:<br />

Auswertung vorhan<strong>de</strong>ner Daten ist für die Bearbeitung <strong>de</strong>s anstehen<strong>de</strong>n Problems<br />

ausreichend<br />

• Vorbereitung von Primärforschung:<br />

Primärforschung kann auf Daten basieren, die durch Sekundärforschung erhoben<br />

wur<strong>de</strong>n<br />

auch für die Primäruntersuchungen erfor<strong>de</strong>rlichen Stichprobenziehungen wer<strong>de</strong>n<br />

Sekundärdaten herangezogen<br />

• Ergänzung <strong>de</strong>r Primärforschung:<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Primärforschung wer<strong>de</strong>n für eine Interpretation auch zu Daten <strong>de</strong>r<br />

Sekundärforschung in Beziehung gesetzt<br />

(z.B. Ermittlung von sozio-<strong>de</strong>mographischen Daten einer Käuferschicht mittels <strong>de</strong>r<br />

Primärforschung; anschließend wird mit Hilfe <strong>de</strong>r Sekundärforschung abgeschätzt wie<br />

groß <strong>de</strong>r Anteil dieser Gruppe an <strong>de</strong>r Gesamtbevölkerung ist)<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 17


Vorteile <strong>de</strong>r Sekundärforschung im Vergleich zur Primärforschung<br />

erhebliche Kostenvorteile wegen Rückgriff auf Daten <strong>de</strong>r amtlichen Statistik,<br />

kommerzielle Datenbanken…<br />

<strong>de</strong>utliche Zeitersparnis Aufbereitung und Auswertung bereits vorhan<strong>de</strong>ner<br />

Daten dauern nur einen Bruchteil <strong>de</strong>r Zeit einer<br />

Primärerhebung<br />

Totalerhebungen Sekundärforschung beruht oftmals auf Totalerhebungen,<br />

d.h. sie ist in ihrer Aussagekraft nicht durch<br />

Stichprobenfehler eingeschränkt<br />

Vergangenheitsdaten Sekundärdaten sind oftmals auch für die Vergangenheit<br />

verfügbar, wodurch die Möglichkeit besteht,<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf zu beobachten<br />

(Entwicklung von Marktanteilen, Einkommensverteilung,<br />

..)<br />

Vergangenheitsbezogene Primärforschung ist ein<br />

Ausnahmefall<br />

Nachteile <strong>de</strong>r Sekundärforschung im Vergleich zur Primärforschung<br />

Erhältlichkeit für viele Marketing-Probleme, insbeson<strong>de</strong>re wenn es um<br />

Informationen geht, die direkt auf das Marketing-Mix<br />

für ein Produkt bezogen sind, sind in allgemein<br />

zugänglichen Quellen keine Daten vorhan<strong>de</strong>n<br />

Maßeinheiten die in bestimmten Statistiken verwen<strong>de</strong>ten Maßeinheiten<br />

sind für die Vorbereitung von Marketing-<br />

Entscheidungen wenig geeignet<br />

Klassengrößen statistische Daten wer<strong>de</strong>n oftmals in bestimmten<br />

Größen-Klassen ausgewiesen, <strong>de</strong>ren Angemessenheit für<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Untersuchungszweck fraglich sein kann<br />

(Jahreseinkommen: bis 30.000, von 30.000 bis 40.000,<br />

..)<br />

Aktualität Daten, z.B. aus <strong>de</strong>r amtlichen Statistik, wer<strong>de</strong>n teilweise<br />

erst mit erheblicher Verzögerung gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Erhebungszeitraum publiziert<br />

Genauigkeit hier ist Vorsicht geboten, da man ja oftmals nicht<br />

nachvollziehen kann, wie die Daten erhoben wur<strong>de</strong>n<br />

(erhebliche Auswirkungen)<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 18


vor allem bei Publikationen, die bestimmten Interessen<br />

<strong>de</strong>r herausgeben<strong>de</strong>n Organisationen dienen sollen, muß<br />

man beson<strong>de</strong>rs mit systematisch verzerrten Angaben<br />

rechnen<br />

Repräsentanz manche Sekundärdaten sind für die interessieren<strong>de</strong><br />

Grundgesamtheit nicht repräsentativ<br />

z.B. von Verbän<strong>de</strong>n publizierte Daten haben nur<br />

hinsichtlich ihrer Mitglie<strong>de</strong>r Aussagekraft<br />

Aggregation in Statistiken sind Daten z.B. in regionaler o<strong>de</strong>r<br />

branchenmäßiger Hinsicht teilweise so stark aggregiert,<br />

daß sie für <strong>de</strong>tailliertere Marketing-Fragestellungen<br />

nicht mehr aussagekräftig sind<br />

Informationsquellen für die Sekundärforschung<br />

Unternehmensinterne Quellen<br />

• Absatzbereich (Auftragseingangsstatistik, Außendienstberichte,<br />

Reklamationsstatistik)<br />

• an<strong>de</strong>re Bereiche<br />

Unternehmensexterne Quellen<br />

• amtliche und halbamtliche nationale Quellen (Statistisches Bun<strong>de</strong>samt/<br />

Lan<strong>de</strong>sämter, Deutsche Bun<strong>de</strong>sbank)<br />

• amtliche und halbamtliche internationale Quellen (UNO, ILO, IBRD)<br />

nicht-staatliche Quellen<br />

• Verbän<strong>de</strong> (z.B. <strong>de</strong>r Automobilindustrie)<br />

• Wirtschaftswissenschaftliche Forschungsinstitute (Ifo, DIW)<br />

• Zeitschriftenverlage<br />

On-Line-Datenbanken<br />

Als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Erweiterung <strong>de</strong>r Möglichkeiten <strong>de</strong>r Sekundärforschung bieten On-<br />

Line-Datenbanken einige Vorteile gegenüber traditionellen Zugangswegen zur<br />

Sekundärinfo:<br />

• aktuellere Daten, da ein zeitaufwendiger Publikationsweg entfällt<br />

• <strong>de</strong>utlich größere Menge an zugänglichen Informationen und dadurch auch<br />

in gewisser Weise bessere Qualität<br />

• Zugriff auf die Daten erfolgt sehr schnell<br />

• Daten können in maschinell lesbarer Form abgerufen wer<strong>de</strong>n und sind<br />

daher komfortabel weiter zu verarbeiten<br />

• Gesamtkosten sind viel niedriger<br />

3.2.Typen von Untersuchungs<strong>de</strong>signs<br />

Primärforschung:<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 19


3.2.1. Qualitative Untersuchungen<br />

Definition: qualitative Forschung ist in ihrem Wesen exploratorisch o<strong>de</strong>r<br />

diagnostisch. Sie bedient sich kleiner Zahlen von Personen, die<br />

normalerweise nicht nach <strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>r Stichprobentheorie<br />

ausgewählt. Bei qualitativer Forschung wird nicht <strong>de</strong>r Versuch<br />

unternommen, harte und schnelle Schlüsse zu ziehen. Sie ist eher<br />

impressionistisch als <strong>de</strong>finitiv.<br />

Funktionen qualitativer Untersuchungen:<br />

- explorative Funktion<br />

ergibt sich aus <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an das Instrumentarium explorativer Forschung<br />

- Diagnose-Funktion:<br />

Feststellung von Stärken und Schwächen etc. bei <strong>de</strong>r Entwicklung, Erprobung und<br />

Verbesserung von Marketing-Maßnahmen.<br />

Merkmale qualitativer Mafo<br />

geringe Strukturierung <strong>de</strong>s Forschungsprozesses<br />

Vorgehensweise und Datenanalyse nicht so genau festgelegt wie bei<br />

quantitativen Untersuchungen<br />

kleine, nicht repräsentative Stichprobe<br />

Zahl <strong>de</strong>r Proban<strong>de</strong>n liegt selten bei mehr als 100<br />

da die Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n hohe Bereitschaft zur Mitwirkung erfor<strong>de</strong>rn,<br />

ist eine repräsentative Auswahl kaum möglich<br />

kaum quantifizierend Aussagen<br />

wegen <strong>de</strong>r Eigenheiten <strong>de</strong>r Auswahl von Auskunfts- und Versuchspersonen<br />

und <strong>de</strong>s Vorgehens bei <strong>de</strong>r Datenerhebung wer<strong>de</strong>n quantifizieren<strong>de</strong> Aussagen<br />

nur in Ausnahmefällen und mit großer Vorsicht gemacht (fast alle waren <strong>de</strong>r<br />

Meinung..)<br />

hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an die Datensammlung<br />

bei qualitativen Studien müssen speziell ausgebil<strong>de</strong>te Fachleute die<br />

Datensammlung durchführen, weil sie diese weitgehend selbständig steuern<br />

müssen<br />

Grün<strong>de</strong> für qualitative Mafo<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r qualitativen Mafo besteht ein gewisser Rechtfertigungsbedarf;<br />

welchen Stellenwert haben <strong>de</strong>nn beispielsweise Gruppendiskussionen, die zu<br />

impressionistischen Ergebnissen führe, im Vergleich zu Umfrageverfahren, bei <strong>de</strong>nen<br />

Ergebnisse auf Kommastellen genau ausgewiesen wer<strong>de</strong>n können?<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 20


1. mit quantitativer Forschung wird man <strong>de</strong>r Komplexität menschlichen<br />

Verhaltens nicht voll gerecht<br />

2. mit <strong>de</strong>n Hilfsmitteln <strong>de</strong>r quantitativen Forschung erreicht man oftmals nur eine<br />

Scheingenauigkeit; es ist üblich sehr präzise Angaben zu machen, wobei aber<br />

nicht berücksichtigt wird, daß <strong>de</strong>r systematische Fehler weitaus größeres Gewicht<br />

hat<br />

3. auch bei quantitativen Untersuchungen umfaßt <strong>de</strong>r Forschungsprozeß Elemente ,<br />

die eher durch Intuition und Kreativität als durch exakte theoretische<br />

Fundierung geprägt sind (>> Problem<strong>de</strong>finition, Hypothesenformulierung..)<br />

4. für diagnostische Zwecke ist qualitative Forschung besser geeignet als<br />

quantitative<br />

A. Qualitative Untersuchungs<strong>de</strong>signs mit verbaler Datenerhebung<br />

ℵ Gruppendiskussion<br />

unter einer Gruppendiskussion versteht man die gleichzeitige Befragung von<br />

mehreren Auskunftspersonen (meist 6-12), <strong>de</strong>nen Interaktion untereinan<strong>de</strong>r<br />

gestattet ist<br />

sie steht in <strong>de</strong>r Regel unter <strong>de</strong>r Leitung eines psychologisch geschulten<br />

Diskussionsleiters und konzentriert sich auf ein - vom Auftraggeber <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung - vorgegebenes Thema<br />

⎣ Vorteile von Gruppendiskussionen:<br />

• neben <strong>de</strong>m Individualverhalten wer<strong>de</strong>n vor allem gruppendynamische Aspekte<br />

erfaßt<br />

• durch die rege Diskussion innerhalb <strong>de</strong>r Gruppe wer<strong>de</strong>n die einzelnen Teilnehmer<br />

so stimuliert, daß auch tiefgreifen<strong>de</strong> Einstellungen und Motive aktualisiert wer<strong>de</strong>n<br />

• die dynamische Gesprächssituation drängt die Interview-Situation in <strong>de</strong>n<br />

Hintergrund, so daß Hemmungen, Ängste und Wi<strong>de</strong>rsprüche häufig abgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n und die Teilnehmer Meinungen und Ansichten äußern, die sie im<br />

Einzelgespräch nie geäußert hätten<br />

• <strong>de</strong>r Einfluß charakteristischer Gruppenphänomene auf die Bildung von<br />

Verhaltens- und Einstellungsweisen wird sichtbar<br />

• die Gruppensituation soll Situationen simulieren, die <strong>de</strong>m normalen<br />

Kommunikations- und Meinungsbildungsprozeß weitgehend ähnlich sind<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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⎣ Durchführung von Gruppendiskussionen<br />

Gruppenleiter:<br />

• Leiter achtet auf die Einhaltung und möglichst vollständige Abarbeitung <strong>de</strong>s<br />

vorher festgelegten Themas und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Einzel-Aspekte<br />

• hält <strong>de</strong>n Gesprächsfluß in Gang<br />

• wenn nötig führt er einen Ausgleich zwischen starken und schwachen<br />

Gruppenmitglie<strong>de</strong>r herbei<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gruppe<br />

• bezüglich <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gruppe ist wichtig, daß alle Teilnehmer<br />

eine Beziehung zum vorgegebenen Untersuchungsthema haben müssen, weil<br />

sonst keine hinreichend substantiellen Äußerungen zu erwarten sind<br />

• Homogenität o<strong>de</strong>r Heterogenität <strong>de</strong>r Gruppe:<br />

in soziologisch, psychologisch und i<strong>de</strong>ologisch relativ homogenen Gruppen<br />

fin<strong>de</strong>t man häufig ähnliche und schnell konvergieren<strong>de</strong> Meinungen und<br />

erreicht somit eine gewisse Verallgemeinerungsfähigkeit (Vorsicht!) <strong>de</strong>r<br />

Ergebnisse<br />

in heterogenen Gruppen hingegen, wer<strong>de</strong>n die Teilnehmer durch sehr<br />

unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen stärker gefor<strong>de</strong>rt und zur<br />

intensiven Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Untersuchungsthema gereizt<br />

Aufzeichnung und Auswertung<br />

• die Aufzeichnung <strong>de</strong>s Gesprächsverlaufs erfolgt auf Ton- o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oband,<br />

wobei letztere eine umfassen<strong>de</strong>re Auswertung auch im Hinblick auf nonverbale<br />

Reaktionen erlaubt<br />

• auch wird manchmal <strong>de</strong>m Auftraggeber die Möglichkeit eingeräumt durch<br />

einen Einwegspiegel <strong>de</strong>n Gesprächsverlauf zu beobachten und über eine<br />

Mikrofon-Ohrhörer-Verbindung <strong>de</strong>n Diskussionsleiter zu beeinflussen<br />

• bei <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r Gespräche in Form von Protokollen und schriftlichen<br />

Zusammenfassungen stehen normalerweise nicht die Verdichtung von<br />

Einzelaussagen, son<strong>de</strong>rn die Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n Vielfalt von<br />

Gesichtspunkten und Argumenten im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

⎣ spezielle Formen von Gruppendiskussionen<br />

- Kummulierte Gruppendiskussion<br />

• je<strong>de</strong>r Gruppe wird einige Zeit nach Beginn <strong>de</strong>r Diskussion mit <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

früherer (im Rahmen <strong>de</strong>s gleichen Projekts durchgeführter) Gruppendiskussionen<br />

konfrontiert.<br />

• dadurch will man eine Anreicherung <strong>de</strong>r jeweiligen Meinungspalette und einen<br />

Test <strong>de</strong>r Überzeugungskraft von I<strong>de</strong>en und Meinungen erreichen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- Kombinierte Gruppendiskussion<br />

• Einzel-Interviews und Gruppendiskussion wer<strong>de</strong>n hier miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n<br />

zunächst fin<strong>de</strong>n Einzel-Interviews mit allen Untersuchungsteilnehmern statt,<br />

danach wird eine Gruppendiskussion durchgeführt, bei <strong>de</strong>r u.a. beobachtet wer<strong>de</strong>n<br />

kann, ob und in welcher Weise Meinungsän<strong>de</strong>rungen im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

vorherigen Interviews auftreten<br />

• in einem abschließen<strong>de</strong>n Einzelinterview kann man dann die individuelle<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung mit <strong>de</strong>r entwickelten Gruppenmeinung überprüfen<br />

• durch diese Untersuchungsform kann insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Einfluß von Gruppen-<br />

Meinungen auf <strong>de</strong>n individuellen Meinungsbildungsprozeß ermittelt wer<strong>de</strong>n<br />

- Kontradiktorische Gruppendiskussion<br />

• in <strong>de</strong>r Gruppe befin<strong>de</strong>t sich - für die an<strong>de</strong>ren Teilnehmer nicht erkennbar – eine<br />

Person, <strong>de</strong>ren Aufgabe darin besteht, beim konvergieren <strong>de</strong>r Meinungen zu<br />

wi<strong>de</strong>rsprechen bzw. neue Argumente einzubringen<br />

• damit sollen die Teilnehmer aus <strong>de</strong>r Reserve gelockt, die Diskussion durch<br />

zusätzliche Argumente angereichert und ein Test <strong>de</strong>r Stabilität <strong>de</strong>r<br />

Gruppenmeinung vorgenommen wer<strong>de</strong>n<br />

ℑ Tiefeninterviews<br />

langes und intensives Gespräch zwischen Interviewer und Befragtem über<br />

vorgegebene Themen, das <strong>de</strong>r Interviewer in weitgehend eigener Regie so zu<br />

steuern versucht, daß er möglichst alle relevanten Einstellungen und Meinungen<br />

<strong>de</strong>r befragten Person zu diesem Thema erfährt, auch wenn es sich um Aspekte<br />

han<strong>de</strong>lt, die <strong>de</strong>r befragten Person bis zu diesem Zeitpunkt selbst nicht klar waren<br />

Tiefeninterviews dienen also auch dazu, <strong>de</strong>n Auskunftspersonen Motive.<br />

Verhaltensweisen etc. bewußt wer<strong>de</strong>n zu lassen, die sie selbst bisher kaum<br />

wahrgenommen haben<br />

dauern oftmals länger als eine Stun<strong>de</strong><br />

speziell geschulte Interviewer führen das Gespräch anhand eines Leitfa<strong>de</strong>ns, <strong>de</strong>r<br />

die zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Einzelthemen enthält; sie bemühen sich um die Vertiefung<br />

wichtiger Aspekt und versuchen, Ausuferungen <strong>de</strong>s Interviews zu vermei<strong>de</strong>n<br />

Auswertung erfolgt in <strong>de</strong>r Regel auf Basis von Tonbandmitschnitten >> hier<br />

entsteht aber das Problem, daß auf diese Weise eine sehr große schlecht<br />

strukturierte, unübersichtliche Infomenge erhält<br />

⎣ Vorteile<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 23


1. man erhält vollständige Gedanken- und Argumentationsketten, die sehr viele<br />

Einzelaspekte enthalten; damit können komplexe psychische Zusammenhänge<br />

relativ gut abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

2. die verschie<strong>de</strong>nen Aussagen sind <strong>de</strong>n einzelnen Personen klar zuzuordnen (<br />

Gruppendiskussionen)<br />

3. man kann von Auskunftspersonen Infos erhalten, die diesen ohne das Interview<br />

nicht bewußt gewor<strong>de</strong>n wären >> Aktivierung <strong>de</strong>s Unterbewußtseins<br />

⎣ Nachteile<br />

1. Anfor<strong>de</strong>rungen an die Interviewer sind sehr hoch (speziell auf Interviewtechnik<br />

geschult und tiefgehen<strong>de</strong>s Verständnis <strong>de</strong>s jeweiligen Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s)<br />

2. Auskunftspersonen müssen über intellektuelle Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen verfügen,<br />

v.a. hinsichtlich ihrer Verbalisierungsfähigkeit<br />

3. hoher Zeitaufwand<br />

4. Ergebnisse sind unübersichtlich und untereinan<strong>de</strong>r schlecht vergleichbar<br />

ℜ Projektive Verfahren<br />

basieren auf <strong>de</strong>r Neigung vieler Menschen, eigene unangenehme Gefühle,<br />

Meinungen, Verhaltensweisen etc. auf an<strong>de</strong>re Leute zu übertragen (projizieren), die<br />

projektiven Verfahren machen sich diesen Abwehrmechanismus <strong>de</strong>s Menschen<br />

zunutze, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>r Testperson – in entsprechend peinlichen<br />

Befragungssituationen- Projektionshilfen anbieten<br />

⎣ dadurch kann die Testperson über Unangenehmes und Peinliches berichten, ohne<br />

sich selbst damit in Beziehung zu bringen<br />

Beispiel: direkte Frage: Was sagen sie zu <strong>de</strong>m neuen Auslän<strong>de</strong>rgesetz?<br />

projektive Frage: Was hält man in ihrem Bekanntenkreis von <strong>de</strong>m<br />

neuen Auslän<strong>de</strong>rgesetz?<br />

Produkt-Personifizierung:<br />

hier wird mit geeichten Vorlagen gearbeitet; nach <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage wer<strong>de</strong>n charakterisieren<strong>de</strong><br />

Begriffe zu <strong>de</strong>n einzelnen Personen zugeordnet = Eichung<br />

man geht davon aus, daß die Auskunftsperson ihre eigenen<br />

Vorstellungen von <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Produkt auf die abgebil<strong>de</strong>ten<br />

Personentypen projizieren<br />

⎣ Vor- und Nachteile projektiver Verfahren<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Α die Erhebungstechniken sind typischerweise für die Auskunftsperson nicht<br />

durchschaubar, <strong>de</strong>swegen wird die bewußte Kontrolle <strong>de</strong>s Antwortverhaltens<br />

erschwert<br />

Β an<strong>de</strong>rerseits sind projektive Verfahren schwierig in <strong>de</strong>r Anwendung; die<br />

Anlage und Interpretation setzt erheblichen psychologischen Sachverstand<br />

voraus, und <strong>de</strong>nnoch ist die Validität und Exaktheit <strong>de</strong>r Ergebnisse oft<br />

zweifelhaft<br />

B. Qualitative Untersuchungs<strong>de</strong>signs mit nicht-verbaler Datenerhebung<br />

Blickregistrierungsverfahren:<br />

• können zwar auch zu quantifizierbaren Ergebnissen führen, ihr Einsatz fin<strong>de</strong>t aber<br />

meist im Rahmen qualitativer Untersuchungen statt<br />

• die technisch am wenigsten aufwendige Vorgehensweise besteht in <strong>de</strong>r<br />

Präsentation von Informationen und <strong>de</strong>r Aufzeichnung <strong>de</strong>r Blickverläufe <strong>de</strong>r<br />

Versuchspersonen mittels Vi<strong>de</strong>okamera und –recor<strong>de</strong>r. Anschließend muß diese<br />

Aufnahme in einer mühsamen und meist fehlerbehafteten Weise codiert wer<strong>de</strong>n,<br />

d.h. von Codierern muß festgestellt wer<strong>de</strong>n, welche Teile <strong>de</strong>r Vorlage in welcher<br />

Reihenfolge, wie lange etc. betrachtet wor<strong>de</strong>n sind. Vorteilhaft ist hier die relativ<br />

unaufdringliche Vorgehensweise, in<strong>de</strong>m die Vi<strong>de</strong>okamera mit einem<br />

Einwegspiegel getarnt wird<br />

• die etabliertere und gängige Metho<strong>de</strong> ist allerdings die Verwendung einer<br />

Spezialbrille; diese ist mit einer Vi<strong>de</strong>okamera verbun<strong>de</strong>n, so wird das von einem<br />

in <strong>de</strong>r Brille eingebauten Objektiv aufgenommene Blickfeld <strong>de</strong>r Versuchsperson<br />

laufend an die Kamera und einen Monitor (und Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r) übertragen.<br />

Außer<strong>de</strong>m wird von <strong>de</strong>r Brille ein kleiner Lichtstrahl auf das Auge gerichtet und<br />

von diesem reflektiert. Mit Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Blickrichtung än<strong>de</strong>rt sich auch <strong>de</strong>r<br />

Winkel <strong>de</strong>s reflektierten Lichtstrahls, <strong>de</strong>r über spezielle Spiegel aufgefangen,<br />

übertragen und in das Blickfeld an <strong>de</strong>r jeweils betrachteten Stelle eingeblen<strong>de</strong>t<br />

wird.<br />

• Für die Interpretation <strong>de</strong>r aufgezeichneten Blickverläufe unterschei<strong>de</strong>t man<br />

zwischen Fixation und Sacca<strong>de</strong>; die optische Informationsaufnahme erfolgt<br />

keineswegs in einem kontinuierlichen Prozeß. Vielmehr muß dazu <strong>de</strong>r Blick<br />

jeweils kurzfristig (ca. 0,3 Sek.) an <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Stelle stehenbleiben (=<br />

Fixation). Bei <strong>de</strong>n Bewegungen von einer fixierten Stelle zur an<strong>de</strong>ren (= Sacca<strong>de</strong>)<br />

die weniger als 0,1 Sek. dauern, fin<strong>de</strong>t keine Informationsaufnahme statt.<br />

Für die weitere Analyse gilt es, Anzahl, Gegenstand (betrachtete Information) und<br />

Reihenfolge <strong>de</strong>r Fixation zu erfassen.<br />

3.2.2. Querschnittsuntersuchungen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 25


Merkmale:<br />

• sind <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>skriptiven Forschung zuzurechnen, damit ist typischer<br />

weise eine repräsentative Untersuchungsanlage verbun<strong>de</strong>n (Versuch möglichst<br />

präzise Angaben über eine Grundgesamtheit zu machen und systematische Fehler<br />

zu minimieren)<br />

• Zeitpunktbezogenheit<br />

die Datenerhebung fin<strong>de</strong>t an einem Zeitpunkt (in <strong>de</strong>r Praxis allerdings in einem<br />

Zeitraum, <strong>de</strong>r einige Wochen umfassen kann) statt dies schließt aber nicht aus,<br />

daß ein Teil <strong>de</strong>r Aussagemöglichkeiten darüber hinaus reicht.<br />

man kann beispielsweise eine Frage nach früherem o<strong>de</strong>r zukünftigen Verhalten<br />

stellen , muß dann aber auch mit einer Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Präzision <strong>de</strong>r<br />

Angaben durch Erinnerungsmängel und <strong>de</strong>r Aussagekraft zukunftsbezogener<br />

Angaben durch Än<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf – Bedürfnisse, Präferenzen- rechnen)<br />

Über <strong>de</strong>n Untersuchungszeitpunkt reichen die Interpretationsmöglichkeiten<br />

von Querschnittsuntersuchungen auch, wenn <strong>de</strong>ren Ergebnisse im Vergleich<br />

zu früheren o<strong>de</strong>r für später geplanten entsprechen<strong>de</strong>n Messungen analysiert<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

• Querschnittsuntersuchungen sind <strong>de</strong>r am meisten eingesetzt Untersuchungstyp<br />

in <strong>de</strong>r Marketing-Forschung, vor allem in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r repräsentativen Umfrage<br />

• typische Arten: repräsentative Umfragen<br />

Beobachtungsverfahren<br />

Beobachtungsverfahren als nicht-verbale Form <strong>de</strong>r Datenerhebung im Rahmen von<br />

Querschnittsuntersuchungen<br />

Definition Beobachtung (Zikmund):<br />

wissenschaftliche Beobachtung ist <strong>de</strong>r systematische und zielgerichtete Prozeß <strong>de</strong>r<br />

Erfassung <strong>de</strong>s Verhaltens bzw. <strong>de</strong>r Eigenschaften von Personen, Objekten und<br />

Situationen ohne eine Befragung o<strong>de</strong>r sonstige Kommunikation. Bei <strong>de</strong>r<br />

Beobachtungsmetho<strong>de</strong> sammelt <strong>de</strong>r Forscher Informationen über Ereignisse zum<br />

Zeitpunkt ihres Auftretens o<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>t Aufzeichnungen etc. über frühere<br />

Ereignisse<br />

⎣ Beobachtung als Form <strong>de</strong>r Datenerhebung, die auf eine Kommunikation<br />

zwischen Erheben<strong>de</strong>m und Auskunftsperson durch Fragen und Antworten<br />

verzichtet<br />

Vorteile gegenüber <strong>de</strong>n Befragungsverfahren:<br />

1. in einigen Situationen sind Befragungsverfahren nicht einsetzbar >><br />

Untersuchungen bei Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 26


2. Befragungen erfassen nur verbale Äußerungen <strong>de</strong>r Auskunftsperson, die<br />

keineswegs immer mit <strong>de</strong>m eigentlich interessieren<strong>de</strong>n tatsächlichen Verhalten<br />

übereinstimmen müssen Beobachtungen können hier in bestimmten Fällen zu<br />

genaueren Ergebnissen führen (Gewinnung von Verhaltensdaten)<br />

3. bei Befragungen ist mit Ergebnisverzerrungen durch Einflüsse <strong>de</strong>r<br />

Frageformulierung und <strong>de</strong>s Interviewers zu rechnen, solche Verzerrungen<br />

können bei Beobachtungen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (Validitätsprobleme)<br />

4. Unabhängigkeit von <strong>de</strong>r Auskunftsfähigkeit und –bereitschaft <strong>de</strong>r Befragten<br />

5. Beitrag zur Metho<strong>de</strong>nvielfalt<br />

Nachteile:<br />

1. sie sind bei weitem nicht so breit einsetzbar wie Befragungsverfahren<br />

2. Grün<strong>de</strong> für Verhalten bleibt unklar<br />

3. weitgehen<strong>de</strong>r Bezug auf <strong>de</strong>n Boebachtungszeitpunkt<br />

4. Beschränkung auf Kurzzeitphänomene<br />

5. teilweise großer Untersuchungsaufwand<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an wissenschaftliche Beobachtungsverfahren<br />

• Ausrichtung auf <strong>de</strong>finierten Forschungszweck<br />

• Konzentration auf relevante Ausschnitte <strong>de</strong>r Realität<br />

• Systematische Planung, Durchführung und Aufzeichnung<br />

• Überprüfung von Reliabilität und Validität<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Beobachtungen<br />

• Eigenschaften und Verhaltensweisen von Personen und Gruppen<br />

• aus praktischen Grün<strong>de</strong>n muß man sich bei <strong>de</strong>r Beobachtung auf Sachverhalte<br />

beschränken, die hinreichend oft auftreten und nicht zu lange dauern (bei<br />

langjährigen und selten auftreten<strong>de</strong>n Beobachtungsgegenstän<strong>de</strong> wäre das<br />

Verfahren zu aufwendig und/o<strong>de</strong>r zu langwierig)<br />

Beispielsweise:<br />

physische Handlungen (Wege im Supermarkt)<br />

verbales Verhalten (Verkaufsgespräche)<br />

Ausdruck (Gesichtsausdruck, Stimmfrequenz)<br />

„Spuren“ von Verhalten (Bestän<strong>de</strong>, Abnutzung)<br />

physiologische Merkmale (Hautwi<strong>de</strong>rstand)<br />

zeitliche Merkmale (Reaktionszeit)<br />

Verbale Aufzeichnungen (Inhaltsanalyse)<br />

Verhalten von Wettbewerbern und Absatzmittlern<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Auswahlprobleme bei Beobachtungen<br />

hier stellen sich <strong>de</strong>m Forscher meist komplexere Auswahlprobleme als bei <strong>de</strong>r<br />

Befragung:<br />

zuerst müssen die für <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand als relevant erscheinen<strong>de</strong>n<br />

Merkmale, die in die Erhebung einbezogen wer<strong>de</strong>n sollen, ausgewählt wer<strong>de</strong>n, d.h.<br />

man muß festlegen welche Einzelmerkmale beobachtet wer<strong>de</strong>n sollen, da es i.d.R.<br />

unmöglich ist, alle beobachtbaren Tatbestän<strong>de</strong> zu erfassen<br />

hier ergibt sich das Problem <strong>de</strong>r Gültigkeit <strong>de</strong>r Messung: kann man <strong>de</strong>nn<br />

wirklich davon ausgehen, daß von <strong>de</strong>m beobachteten Merkmal auf <strong>de</strong>n<br />

Sachverhalt geschlossen wer<strong>de</strong>n kann (>> Produkt im HH, heißt das auch daß<br />

es verwen<strong>de</strong>t wird?)<br />

Auswahl von Beobachtungseinheiten: während Befragungen sich immer an eine<br />

Zielperson richten, können hier auch Personengruppen und Sachen untersucht wer<strong>de</strong>n<br />

die Auswahlprobleme bei <strong>de</strong>r Beobachtung sind aber komplexer als bei <strong>de</strong>r<br />

relativ übersichtlichen Ziehung einer Personenstichprobe, da sowohl die<br />

Definition <strong>de</strong>r Grundgesamtheit als auch die Abgrenzung <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungseinheit Schwierigkeiten bereiten kann<br />

Festlegung <strong>de</strong>r Erhebungszeit: da Beobachtungen fast immer vom<br />

Befragungszeitpunkt abhängen, muß auch noch die Erhebungszeit festgelegt wer<strong>de</strong>n;<br />

dafür sind Anfang und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Beobachtungszeitraums, die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Beobachtungsintervalle und die Dauer <strong>de</strong>r Einzelbeobachtung zu bestimmen<br />

Gestaltungsmöglichkeit <strong>de</strong>r Beobachtung 5 Dimensionen<br />

• strukturierte und unstrukturierte Beobachtung<br />

strukturierte Beobachtung: vorherige Festlegung <strong>de</strong>r zu untersuchen<strong>de</strong>n<br />

Einzelmerkmale und <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Erfassungskategorien<br />

setzt in <strong>de</strong>r Regel eine weitgehen<strong>de</strong><br />

Konkretisierung <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s<br />

voraus<br />

unstrukturierte: als impressionistische Infosammlung zu<br />

bezeichnen<br />

überwiegend für Vorstudien einsetzbar, eine<br />

ein<strong>de</strong>utige Zuordnung von beobachteten<br />

Tatbestän<strong>de</strong>n zu festgelegten Erfassungskategorien<br />

erfor<strong>de</strong>rt eine angemessene Schulung<br />

<strong>de</strong>s eingesetzten Personals<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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für <strong>de</strong>skriptive Untersuchungen kommen fast ausschließlich strukturierte<br />

Beobachtungen in Betracht<br />

• teilnehmen<strong>de</strong> und nicht teilnehmen<strong>de</strong> Beobachtung<br />

bei <strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r Beobachter selbst in <strong>de</strong>n untersuchten Prozeß<br />

einbezogen (>> Untersuchung über Verhalten am Arbeitsplatz: Beobachter wird<br />

selbst AN)<br />

Vorteil <strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n Beobachtung ist, daß ein enger und tiefer Kontakt zur<br />

Untersuchungseinheit entsteht, was aber auch gleichzeitig be<strong>de</strong>utet, daß die<br />

Genauigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse eingeschränkt ist:<br />

- beschränkte Aufnahmekapazität<br />

- Doppelrolle (Teilnahme und Distanziertheit) beim beobachteten Prozeß<br />

- möglicher Einfluß <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Beobachter auf <strong>de</strong>n zu untersuchen<strong>de</strong>n Vorgang<br />

ausübt<br />

bei <strong>de</strong>skriptiven Studien steht die nicht-teilnehmen<strong>de</strong> Beobachtung im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

• offene und getarnte Beobachtung<br />

die offene Beobachtung ist für die beobachtete Person erkennbar; diese Form ist<br />

aus ethischen Grün<strong>de</strong>n zu bevorzugen, führt aber häufig zu <strong>de</strong>m Problem, daß das<br />

Bewußtsein beobachtet zu wer<strong>de</strong>n, eine unerwünschte Verhaltensän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

betroffenen Person mit sich bringt<br />

die Mittel zur Tarnung <strong>de</strong>r Beobachtung sind vielfältig, sie können die<br />

Person selbst betreffen (Verkleidung als Supermarktpersonal), o<strong>de</strong>r es<br />

können auch technische Hilfsmittel (versteckte Kameras, durchsichtige<br />

Spiegel) eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

• persönliche und apparative Beobachtung<br />

• Feld- und Laborbeobachtung<br />

wird die Situation, in <strong>de</strong>r die Beobachtung durchgeführt wird, vom Forscher<br />

geschaffen o<strong>de</strong>r beeinflußt, so han<strong>de</strong>lt es sich um eine Laborbeobachtung,<br />

ansonsten um eine Feldbeobachtung ( = unbeeinflußte Situation )<br />

wer<strong>de</strong>n für die Beobachtung spezielle Geräte (Hautgalvanometer zur<br />

Messung von emotionalen Reaktionen) notwendig, so ist man i.d.R. auf<br />

Laboruntersuchungen angewiesen.<br />

Eine Tarnung ist bei einer Laborbeobachtung nicht o<strong>de</strong>r nur<br />

eingeschränkt möglich.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Möglichkeiten <strong>de</strong>r Datenerfassung bei Beobachtungen<br />

3 Wege: Einsatz von Beobachter<br />

Verwendung technischer Geräte<br />

indirekte Beobachtungen (nichtreaktive Verfahren)<br />

ℵ bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Personen, die <strong>de</strong>n Erhebungsvorgang einer Beobachtung<br />

durchführen muß <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Trennung von Untersuchungsanlage und<br />

Datenerhebung gefolgt wer<strong>de</strong>n um unverzerrte Ergebnisse zu erhalten<br />

(analog: bei <strong>de</strong>r Interviewerauswahl, sollen diese möglichst wenig über die Ziele <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung wissen)<br />

Datenerfassung: parallel laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche Protokollierung<br />

hier sind recht enge Grenzen <strong>de</strong>r Aufnahme und Wie<strong>de</strong>rgabefähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Beobachters zu beachten<br />

ℑ Aufzeichnung <strong>de</strong>s beobachteten Vorgangs zur nachträglichen Protokollierung durch<br />

technische Geräte (Tonband, Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r)<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Aufnahmekapazität <strong>de</strong>s Beobachters<br />

bestimmte Beobachtungen lassen sich sogar nur mit technischen Geräten<br />

vornehmen (>> Blickregistrierung)<br />

technische Hilfsmittel bei Beobachtungen:<br />

Blickregistrierungskamera<br />

Hautgalvanometer<br />

Schnellgreifbühne<br />

Scanner<br />

Pupillometer<br />

Programmanalysator<br />

Aufzeichnungsgerät für Einschaltzeiten<br />

ℜ indirekte Beobachtung (gehören zu <strong>de</strong>n nichtreaktiven Verfahren)<br />

- zwischen Beobachter und beobachteter Person besteht kein Kontakt<br />

- es wer<strong>de</strong>n Auswirkungen von Verhalten untersucht und von diesen dann auf<br />

Verhalten geschlossen (>> z.B. Store-Checks)<br />

- indirekte Beobachtungen sind ein Weg <strong>de</strong>r Datenerhebung <strong>de</strong>r beim Forscher<br />

einiges an Phantasie erfor<strong>de</strong>rt, aber auch bei oft relativ geringem Aufwand zu<br />

interessanten und häufig mit weniger Meßfehlern als Befragungen behafteten<br />

Ergebnissen führen kann<br />

Beispiel: Reaktionszeitmessung<br />

3.2.3. Längsschnitt-Untersuchungen<br />

- hier geht es um Aussagen, die auf Zeiträume o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st auf verschie<strong>de</strong>ne<br />

Zeitpunkte bezogen sind >> damit entspricht diese Form <strong>de</strong>r Untersuchung einem<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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<strong>de</strong>r wichtigsten Informationsbedürfnisse <strong>de</strong>r Praxis, <strong>de</strong>nn häufig geht es nicht<br />

primär festzustellen, welche Werte bestimmt Meßgrößen (Bekanntheitsgrad,<br />

Marktanteil) haben, son<strong>de</strong>rn um <strong>de</strong>ren Entwicklung im Zeitablauf<br />

- außer<strong>de</strong>m vermin<strong>de</strong>rt die zeitraumbezogene Untersuchung das Problem<br />

fehlerbehafteter Daten, da gleichartige Messungen wie<strong>de</strong>rholt durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n und so die irreführen<strong>de</strong> Wirkung systematisch verzerrter Einzelmessungen<br />

relativiert wer<strong>de</strong>n kann (= leichtere Interpretation fehlerbehafteter Daten)<br />

- das be<strong>de</strong>utendste Instrument <strong>de</strong>r Längsschnittstudien sind Panel-Untersuchungen<br />

- als Panel bezeichnet man eine festgelegte, gleichbleiben<strong>de</strong> Menge von<br />

Erhebungseinheiten, bei <strong>de</strong>nen über einen längeren Zeitraum hinweg wie<strong>de</strong>rholt<br />

und kontinuierlich, die gleichen Merkmale erhoben wer<strong>de</strong>n.<br />

- Beobachtung von Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf<br />

- bei aggregierten Größen<br />

- bei Individuen (Markenwechsel)<br />

- nach <strong>de</strong>n Erhebungseinheiten und <strong>de</strong>m Erhebungszweck unterschei<strong>de</strong>t man<br />

zwischen:<br />

• Verbraucherpanels<br />

• Han<strong>de</strong>lspanels<br />

• Spezialpanels<br />

Verbraucher-Panel<br />

HH-Panel<br />

Einzelperson<br />

Panel<br />

Panel<br />

Han<strong>de</strong>ls-Panel<br />

Einzelhan<strong>de</strong>ls<br />

Panel<br />

Großhan<br />

<strong>de</strong>ls-<br />

Panel<br />

Spezial-Panel<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 31


Verbraucher-Panel.<br />

• laufen<strong>de</strong> Protokollierung von Einkaufsverhalten von HH o<strong>de</strong>r Einzelpersonen<br />

• Teilnehmer tragen in spezielle Erhebungsbögen je<strong>de</strong>n Einkauf, die Einkaufsstätte<br />

sowie Art, Marke, Menge, Preis ein (Infos über Trends, Markenwechsel,<br />

Wie<strong>de</strong>rholungskäufe, Käuferwan<strong>de</strong>rungen) bzw. Spezial-Scanner<br />

• Probleme mit Panel-Effekt, -Sterblichkeit, Over-/Un<strong>de</strong>r-reporting<br />

• Einkäufe außerhalb privater HH wer<strong>de</strong>n nicht erfaßt (Altenheime; Kantinen)<br />

HH-Panels: diese Daten gehören zu <strong>de</strong>n meistgebrauchten Infoquellen für<br />

Markenartikler <strong>de</strong>r Konsumgüterbranche<br />

Einzelpersonen-Panel:<br />

konzentrieren sich auf spezielle Märkte (Tabak, PKW), bei<br />

<strong>de</strong>nen eine auf <strong>de</strong>n HH bezogene Datenerhebung zu ungenau<br />

wäre<br />

Han<strong>de</strong>ls-Panel<br />

• Schwerpunkt: Einzelhan<strong>de</strong>l<br />

• Erfassung <strong>de</strong>r im Sortiment geführten Produkte an Endverbraucher bei einer<br />

gewissen Zahl möglichst repräsentativ ausgewählter Einzelhan<strong>de</strong>l<br />

• Hochrechnung auf Basis 2-monatiger Inventurdaten (Bestand + Einkäufe –<br />

Lagerbestand am Perio<strong>de</strong>nen<strong>de</strong> = verkaufte Menge)<br />

• anfallen<strong>de</strong> Daten: Absatzmenge, Umsatz, Preise, Bevorratung, Distribution (>><br />

Trends, Stärken und Schwächen von Produkten, Konkurrentenanalysen)<br />

• Problem bei <strong>de</strong>r Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit (coverage), d.h. bestimmte<br />

Han<strong>de</strong>lsformen wer<strong>de</strong>n nicht erfaßt:<br />

Geheimhaltung (Aldi)<br />

Versandhan<strong>de</strong>l<br />

• geringe Probleme mit Panel-Effekt und -Sterblichkeit<br />

Spezial-Panel<br />

Schwerpunkt: Fernsehforschung<br />

Daten: eingeschalteter Kanal im Zeitablauf, Personenbezogen (>> Einschaltquoten,<br />

reichweite)<br />

Übermittlung <strong>de</strong>r Daten auf elektronischem Weg, kurzfristige Übermittlung<br />

Probleme mit Panel-Effekt, Over-/Un<strong>de</strong>r-Reporting<br />

Methodische Probleme <strong>de</strong>r Panel-Forschung<br />

• Auswahl <strong>de</strong>r Panel-Teilnehmer:<br />

da die Teilnahme recht hohe Anfor<strong>de</strong>rungen stellt (z.B. laufen<strong>de</strong> Protokollierung von<br />

Einkäufen), muß man mit einer hohen Verweigerungsrate rechnen<br />

daher gelingt es meist nicht, die Auswahl durch eine einfache Zufallsstichprobe<br />

vorzunehmen; vielmehr müssen ausfallen<strong>de</strong> Teilnehmer nach bestimmten Quoten-<br />

Merkmalen durch an<strong>de</strong>re entsprechen<strong>de</strong> ersetzt wer<strong>de</strong>n<br />

• Panel-Sterblichkeit<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 32


im Laufe <strong>de</strong>r Zeit erlischt die Bereitschaft zur Teilnahme<br />

• Alterung <strong>de</strong>s Panels<br />

Panel-Mitglie<strong>de</strong>r altern im Laufe <strong>de</strong>r Teilnahme und daher geht ihre Repräsentanz für<br />

die interessieren<strong>de</strong> Grundgesamtheit verloren<br />

>> Nachrücken jüngerer HH, Personen<br />

• Panel-Effekt<br />

Konditionierung <strong>de</strong>r Panel-Mitglie<strong>de</strong>r durch das Bewußtsein, laufend beobachtet o<strong>de</strong>r<br />

befragt zu wer<strong>de</strong>n. Dies kann zur Folge haben, daß das Verhalten <strong>de</strong>r<br />

Untersuchungsteilnehmer von <strong>de</strong>m eigentlich interessieren<strong>de</strong>n normalen Verhalten<br />

abweicht<br />

>> zur Verringerung dieser ergebnisverzerren<strong>de</strong>n Störung nimmt man Panel-<br />

Rotationen vor, d.h. ein regelmäßiger Ersatz eines Teils <strong>de</strong>r Panel-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

3.2.4. Experimentelle Untersuchungen<br />

⎢ Definition:<br />

unter einem Experiment versteht man eine Metho<strong>de</strong> (Untersuchungs<strong>de</strong>sign), bei <strong>de</strong>r<br />

eine o<strong>de</strong>r mehrere unabhängige Variablen so manipuliert wer<strong>de</strong>n, daß die<br />

Auswirkungen dieser Manipulation auf eine o<strong>de</strong>r mehrere abhängige Variablen<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Je nach Problemstellung können die entsprechen<strong>de</strong>n Messungen durch Befragungso<strong>de</strong>r<br />

Beobachtungsverfahren vorgenommen wer<strong>de</strong>n, d.h. die Anwendung<br />

experimenteller Untersuchungen ist nicht an ein bestimmtes Erhebungsverfahren<br />

gebun<strong>de</strong>n<br />

Jacoby: im wesentlichen versteht man unter einem Experiment einen Test mit Hilfe<br />

direkter Intervention<br />

?????<br />

Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit Markentreue<br />

Manipulation“ durch bessere Beobachtung <strong>de</strong>r<br />

Qualität, Service etc. in einem Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Gebiet Markentreue in<br />

<strong>de</strong>m Gebiet<br />

Experimente wer<strong>de</strong>n im Rahmen von Kausal-Untersuchungen eingesetzt:<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 33


• es geht darum, zu überprüfen, ob eine bestimmte Ausprägung einer Variablen<br />

tatsächlich <strong>de</strong>r Grund (Ursache) für eine gewisse Ausprägung einer an<strong>de</strong>ren<br />

Variablen (Wirkung) ist.<br />

• Kausal-Hypothese bezieht sich darauf, daß ein vermuteter Grund (unabhängige<br />

Variable, ein Stimulus) einen vermuteten Effekt (eine abhängige Variable, eine<br />

Reaktion) zur Folge hat<br />

• Anhaltspunkte für Kausalbeziehungen:<br />

- gemeinsame Variation von Grund und Effekt<br />

- <strong>de</strong>r Grund hat <strong>de</strong>m Effekt vorauszugehen<br />

- Ausschluß an<strong>de</strong>rer Erklärungsmöglichkeiten<br />

• Merke: die Möglichkeit einen Kausalzusammenhang zwischen 2 Variablen<br />

herzustellen, hängt von <strong>de</strong>m jeweiligen Untersuchungs<strong>de</strong>sign ab, nicht von <strong>de</strong>n<br />

statistischen Metho<strong>de</strong>n, die zur Analyse <strong>de</strong>r erhobenen Daten verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

>> die unabhängige Variable muß nur nominell skaliert sein<br />

zentrale I<strong>de</strong>e bei <strong>de</strong>r Anlage experimenteller Untersuchungen<br />

Ausschluß alternativer Erklärungsmöglichkeiten für <strong>de</strong>n (zu untersuchen<strong>de</strong>n)<br />

Zusammenhang zwischen unabhängiger und abhängiger Variabler<br />

Kontrolle bei Experimenten<br />

allgemeines Konzept <strong>de</strong>r Validierung von Untersuchungsergebnissen<br />

• Variable konstant halten o<strong>de</strong>r systematisch verän<strong>de</strong>rn, um <strong>de</strong>ren Wirkung aus <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung auszuklammern o<strong>de</strong>r mit jeweils an<strong>de</strong>ren Bedingungen zu<br />

vergleichen<br />

• Alternativen: Uninteressante und möglicherweise stören<strong>de</strong> Variable konstant<br />

halten o<strong>de</strong>r Vergleich mit einer Kontrollgruppe, bei <strong>de</strong>r die unabhängige Variable<br />

auf einem bestimmten Wert konstant gehalten wird<br />

Eliminierung alternativer Erklärungsmöglichkeiten durch:<br />

• Konstanthalten von Störvariablen<br />

potentielle Störgrößen wer<strong>de</strong>n konstant gehalten, um <strong>de</strong>ren Wirkung aus <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung auszuklammern<br />

z.B. Untersuchung nur bei weiblichen/jungen/einkommensstarken etc.<br />

Versuchspersonen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 34


• Randomisierung<br />

zufällige Zuordnung von Versuchspersonen (o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Untersuchungsobjekten) zu Versuchsbedingungen bzw. Ausprägungen <strong>de</strong>r<br />

unabhängigen Variablen<br />

Wirkung von nicht kontrollierten Variablen soll neutralisiert wer<strong>de</strong>n<br />

• Matching<br />

Paare von Untersuchungseinheiten mit gleicher Ausprägung <strong>de</strong>r Störvariablen<br />

wer<strong>de</strong>n auf Versuchs- und Kontrollgruppen aufgeteilt<br />

• Einbeziehung in das Design (faktorielles Design >> mehr unabhängige Variablen)<br />

Kategoriale unabhängige Variable<br />

alle Kombinationsmöglichkeiten <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen wer<strong>de</strong>n<br />

untersucht<br />

Random-Zuordnung <strong>de</strong>r Versuchspersonen zu Kombinationen <strong>de</strong>r<br />

Ausprägungen <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen<br />

Arten von Experimenten: Labor- vs. Fel<strong>de</strong>xperiment<br />

• Laborexperiment:<br />

- künstliche vom Forscher gestaltete Situation<br />

- weitgehen<strong>de</strong> Kontrolle<br />

- begrenzte Übertragbarkeit von Ergebnissen die in einer künstlichen<br />

Umgebung gewonnen wur<strong>de</strong>n<br />

Einsatz von Laborexperimenten für Produkt-, Packungs- und<br />

Werbemitteltests<br />

• Fel<strong>de</strong>xperiment:<br />

- natürliche, realistische Umgebung <strong>de</strong>r Untersuchungssituation<br />

- gute Verallgemeinerungsfähigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

- begrenzte Kontrollierbarkeit <strong>de</strong>r Randbedingungen <strong>de</strong>s Experiments<br />

eine klassische Einsatzmöglichkeit <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>xperiments in <strong>de</strong>r Mafo ist in<br />

<strong>de</strong>r Anlage von Testmärkten und Marktests zu sehen<br />

Validität von Experimenten<br />

• interne Validität<br />

bezieht sich darauf, alternative auf <strong>de</strong>n Meßvorgang zurückzuführen<strong>de</strong> Erklärungen<br />

für die in einer bestimmten Situation gefun<strong>de</strong>nen Zusammenhänge auszuschließen<br />

• externe Validität<br />

bezieht sich auf die Generalisierbarkeit von Ergebnissen über verschie<strong>de</strong>ne Zeiten,<br />

Untersuchungsanordnungen und Personen<br />

Zusammenhang zwischen Art <strong>de</strong>s Experiments und Validität<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Α<br />

Β Β<br />

Unterschied Experiment – Befragung/Beobachtung<br />

Α<br />

• bei einer experimentellen Vorgehensweise wer<strong>de</strong>n Maßnahmen (Manipulationen)<br />

vorgenommen, um unterschiedliche Werte (Ausprägungen) unabhängiger<br />

Variabler bei <strong>de</strong>n Versuchspersonen zu schaffen. Die Auswirkung dieser<br />

Manipulation auf die abhängige Variable wird dann überprüft<br />

• bei einfachen Befragungen/Beobachtungen wer<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n angewandt, die es<br />

erlauben, gegebene Variablen-Ausprägungen zu messen<br />

Beispiele für Experimente in <strong>de</strong>r Mafo:<br />

Wirkung von: Mögliche Maßgrößen:<br />

Produktän<strong>de</strong>rungen MA in einzelnen Gebieten<br />

Packungsän<strong>de</strong>rungen eingesandte Coupons<br />

AD-Steuerung Befragung vorher/nachher<br />

Mailings Befragung versuch-/Kontroll-<br />

Arten <strong>de</strong>r Werbung Gruppen<br />

Messestän<strong>de</strong>n Anfragen aus einem Gebiet/<br />

Katalogen einer Branche<br />

Praktische Vorteile experimenteller Untersuchungen<br />

• reales Verhalten kann untersucht wer<strong>de</strong>n, nicht Aussagen über (angebliches)<br />

früheres o<strong>de</strong>r beabsichtigtes Verhalten<br />

• mit „Bordwaffen“ durchführbar (man kann das auch mit Basiskenntnissen<br />

machen)<br />

• breit anwendbar<br />

• auf konkrete Entscheidungen bezogen<br />

3.3 Befragungsverfahren<br />

3.3.1. Überblick<br />

⎢ Definition:<br />

Laborexperiment<br />

interne Validität<br />

Fel<strong>de</strong>xperiment externe Validität<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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als Befragung wer<strong>de</strong>n Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n bezeichnet, die dadurch<br />

gekennzeichnet sind, daß in systematischer Weise Auskunftspersonen durch Fragen<br />

und an<strong>de</strong>re Stimuli (Bildvorlagen..) zu mündlichen o<strong>de</strong>r schriftlichen Angaben über<br />

<strong>de</strong>n Erhebungsgegenstand und damit zusammenhängen<strong>de</strong> Tatbestän<strong>de</strong> veranlaßt<br />

wer<strong>de</strong>n (Schluß: Angaben >> Realität)<br />

• gilt als eine <strong>de</strong>r wichtigsten Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Infobeschaffung in <strong>de</strong>r Mafo<br />

• Befragung wird verstan<strong>de</strong>n als ein planmäßiges Vorgehen mit wissenschaftlicher<br />

Zielsetzung, bei <strong>de</strong>m die Versuchsperson durch eine Reihe gezielter Fragen o<strong>de</strong>r<br />

mitgeteilter Stimuli zu verbalen Äußerungen veranlaßt wer<strong>de</strong>n soll<br />

• Grundlage für diese Ansatz ist die Vorstellung, daß die Antworten <strong>de</strong>r<br />

Auskunftsperson Aufschluß über die zu untersuchen<strong>de</strong> soziale o<strong>de</strong>r ökonomische<br />

Realität geben.<br />

• Kernproblem ist die Gültigkeit (Validität) und Verläßlichkeit (Reliabilität) von<br />

Messungen<br />

• das Instrument <strong>de</strong>r Befragung bietet eine Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten, mit<br />

<strong>de</strong>nen es sich an zahlreiche unterschiedliche Ausgangssituationen und<br />

Erkenntnisziele anpassen läßt<br />

• Abgrenzung von <strong>de</strong>n:<br />

- Untersuchungs<strong>de</strong>signs (z.B. Experimente, Panels) innerhalb <strong>de</strong>rer sie zur<br />

Datenerhebung eingesetzt wird<br />

- Beobachtungsmetho<strong>de</strong>n (direkte Wahrnehmung von Tatbestän<strong>de</strong>n)<br />

Befragungen und Untersuchungsziele<br />

• explorative Untersuchungen<br />

- nicht-standardisierte Befragungen<br />

- Thema vorgegeben; Art, Wortlaut, Reihenfolge <strong>de</strong>r Fragen vom Interviewer<br />

gestaltet/beeinflußt<br />

• <strong>de</strong>skriptive und Kausal-Untersuchungen<br />

- standardiserte Befragungen<br />

- genaue und <strong>de</strong>taillierte Festlegungen und Kontrollen <strong>de</strong>s Untersuchungsablaufs<br />

Gestaltungsdimensionen <strong>de</strong>r Befragungsformen:<br />

Gestaltungsdimensionen Ausprägung<br />

Zielperson Bevölkerungsumfrage<br />

Unternehmensbefragung<br />

Expertenbefragung<br />

Befragungsstrategie standardisiertes Interview<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 37


strukturiertes Interview<br />

freies Gespräch<br />

Befragungstaktik direkte Befragungstaktik<br />

indirekt Befragungstaktik<br />

Zahl <strong>de</strong>r Unter- Einthemen-Umfragen<br />

suchungsthemen Mehrthemen-Umfragen<br />

Art <strong>de</strong>r Kommuni- mündliche Befragung<br />

kation schriftliche Befragung<br />

telefonische Befragung<br />

computergestützte Befragung<br />

⊇ Zielperson einer Befragung<br />

• Bevölkerungsbefragungen<br />

hier bil<strong>de</strong>n die Einwohner eines Gebietes o<strong>de</strong>r eine ihrer Teilgruppen<br />

(Biertrinker, Wahlberechtigte…) die Grundgesamtheit<br />

• Unternehmens<br />

im Bereich Investitionsgütermarketing sind es meist Führungskräfte in<br />

Unternehmen, die ihrerseits als potentielle Abnehmer von Investitionsgütern in<br />

Frage kommen<br />

• Expertenbefragungen<br />

wer<strong>de</strong>n für langfristige Prognosen verwen<strong>de</strong>t und nehmen eine Son<strong>de</strong>rstellung<br />

ein, vor allem weil fachliche Kompetenz <strong>de</strong>r Befragten wichtiger ist als <strong>de</strong>ren<br />

Repräsentanz<br />

⊄ Befragungsstrategie<br />

• standardisiertes Interview<br />

festgelegte, einheitliche Frageformulierung und Fragereihenfolge<br />

• strukturierte Befragung<br />

Vorgabe bestimmter Kernfragen die einen Rahmen darstellen, innerhalb<br />

<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r Interviewer Zusatzfragen stellen und Fragenreihenfolgen verän<strong>de</strong>rn<br />

kann<br />

• freies Gespräch<br />

hier ist nur das Untersuchungsthema festgelegt, Art und Reihenfolge <strong>de</strong>r<br />

Fragen bleiben <strong>de</strong>m Interviewer überlassen<br />

die bei<strong>de</strong>n nicht standardisierte Befragungsformen stellen beson<strong>de</strong>rs hohe<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Interviewer und <strong>de</strong>n Interpretieren<strong>de</strong>n:<br />

- <strong>de</strong>r Interviewer muß mit <strong>de</strong>m Untersuchungsthema gut vertraut sein und<br />

sehr konzentriert vorgehen, um gleichzeitig die Antworten <strong>de</strong>r<br />

Auskunftspersonen aufzunehmen und neue Fragen zu formulieren<br />

- vor allem bedarf es aber psychologischer Schulung und beträchtlicher<br />

Erfahrung, um das freie Gespräch so führen zu können, daß keine<br />

Beeinflussung <strong>de</strong>r Befragten erfolgt<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- bei <strong>de</strong>r Auswertung solcher Interviews entsteht das Problem, individuelle<br />

Antworten zu einer überschaubaren Zahl von Kategorien zusammenfassen<br />

zu müssen<br />

- gravieren<strong>de</strong> Fehler können auftreten:<br />

- durch mangeln<strong>de</strong> Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Antworten, die ja auf<br />

unterschiedlichen im Gespräch entstan<strong>de</strong>nen Frageformulierungen<br />

basieren, und<br />

- durch subjektive Einflüsse bei <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Antworten zu für eine Auswertung notwendigen Kategorien<br />

- selbst bei geschulten Interviewern und Untersuchungsleitern verursachen<br />

die unstrukturierten Befragungen erhebliche Probleme<br />

für die meisten Fragestellungen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb vor allem standardisierte<br />

Befragungsstrategien eingesetzt<br />

⊂ Befragungstaktik<br />

• direkte Befragungstaktik<br />

bei <strong>de</strong>n direkten Fragen ist für die Auskunftsperson das entsprechen<strong>de</strong><br />

Erkenntnisziel erkennbar<br />

• indirekte Befragungstaktik<br />

Erkenntnisziel nicht erkennbar, um unverzerrte Antworten zu ermöglichen<br />

indirekte Frageformulierung<br />

die Auskunftsperson wird durch psychologisch geschickte Frageformulierung<br />

veranlaßt, Sachverhalte zu berichten, <strong>de</strong>ren Existenz sie bei direkter<br />

Ansprache u.U. aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Prestiges o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konventionen<br />

verschwiegen o<strong>de</strong>r verzerrt wie<strong>de</strong>rgegeben hätte<br />

Einsatz wenn Einzelaussagen einer Person zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n bzw.<br />

wenn Aussagen verschie<strong>de</strong>ner Gruppen von Befragten verglichen wer<strong>de</strong>n<br />

⎢ indirekte Befragungstechniken erfor<strong>de</strong>rn bei Anlage und Durchführung meist<br />

einen höheren Aufwand als direkte, sind aber häufig die einzige Möglichkeit,<br />

bestimmte Einstellungen, Meinungen etc. zu messen.<br />

⊆ Zahl <strong>de</strong>r Untersuchungsthemen<br />

• Einthemen-Umfragen<br />

- wer<strong>de</strong>n für Spezialuntersuchungen eingesetzt<br />

• Mehr-Themen-Umfragen (Omnibus-Umfragen)<br />

- fin<strong>de</strong>n oftmals auf Initiative von kommerziellen Mafo-Instituten statt, die<br />

interessierten Unternehmen anbieten, sich mit einigen für sie relevanten<br />

Einzelfragen daran zu beteiligen<br />

- durch die Themenmischung bietet die Omnibus-Umfrage methodische<br />

Vorteile, da sie für die Auskunftsperson abwechslungsreicher sind und<br />

keine Ausrichtung auf ein Antwortverhalten erlaubt, das auf einen<br />

erkennbaren Auftraggeber <strong>de</strong>r Untersuchung ausgerichtet ist<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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∈ Art <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

• mündliche Befragung<br />

Auskunftsperson wird i.d.R. vom Interviewer zu Hause o<strong>de</strong>r am Arbeitsplatz<br />

aufgesucht<br />

• telefonische Befragung<br />

• schriftliche Befragung<br />

<strong>de</strong>r Auskunftsperson wer<strong>de</strong>n die Unterlagen meist zugesandt, die dann<br />

ausgefüllt und zurückgesandt wer<strong>de</strong>n sollen<br />

• computergestützte Interviews<br />

hier kann <strong>de</strong>r Rechner <strong>de</strong>n bisher üblichen Fragebogen ersetzen und die Arbeit<br />

<strong>de</strong>s Interviewers weitgehend unterstützen<br />

computergestützte mündliche Interviews wer<strong>de</strong>n bisher hauptsächlich in<br />

speziellen Teststudios durchgeführt = mit Einsatz von Interviewern<br />

Bildschirminterviews = ohne Einsatz von Interviews >> schriftliche Befragung<br />

<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig dominieren<strong>de</strong> Anwendungsbereich von Computern für die<br />

Durchführung von Interviews sind telefonische Befragungen, wo <strong>de</strong>r Einsatz<br />

von CATI-Systemen (computer assisted telephone interview) inzwischen<br />

schon fast zum Standard gewor<strong>de</strong>n ist<br />

eine Befragung im direkten Dialog zwischen Computer und Auskunftsperson<br />

nennt man Bildschirminterview<br />

3.3.2. Probleme <strong>de</strong>r Frageformulierung und <strong>de</strong>s Fragebogenaufbaus<br />

beim Fragebogenentwurf ist man oftmals darauf angewiesen, unter Beachtung sehr<br />

allgemeiner Grundsätze und auf Basis von Erfahrungen aus früheren Untersuchungen<br />

und von genauer Kenntnis <strong>de</strong>s zu untersuchen<strong>de</strong>n Themas mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r subjektiv<br />

zu entschei<strong>de</strong>n, welche Formulierung bzw. welcher Fragebogenaufbau zu gültigen<br />

verläßlichen Ergebnissen führt<br />

Grundsätze <strong>de</strong>r Frageformulierung<br />

⊇ Einfachheit<br />

- je<strong>de</strong> Frage muß so formuliert sein, daß sie für alle –auch für sprachlich weniger<br />

Geschulte- voll verständlich ist<br />

- möglichst kurze, grammatikalisch einfache und <strong>de</strong>m Wortschatz <strong>de</strong>r<br />

Umgangssprache angepaßte Frageformulierung<br />

⊄ Neutralität<br />

- Fragen, bei <strong>de</strong>nen die „Attraktivität“ verschie<strong>de</strong>ner Antwortmöglichkeiten<br />

unterschiedlich ist, führen zu entsprechend verzerrten Ergebnissen (=<br />

ungleichgewichtige Antwortvorgaben)<br />

- Vermeidung von suggestiver Formulierungen (Sind sie mit mir <strong>de</strong>r Meinung…?)<br />

- Neutralität liegt nicht vor, wenn <strong>de</strong>n Auskunftspersonen abweichend von <strong>de</strong>ren<br />

eigentlichen Meinungen und Einstellung - die ja ermittelt wer<strong>de</strong>n sollen - eine<br />

o<strong>de</strong>r mehrere Antwortkategorien nahegelegt wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- die Gefahr <strong>de</strong>r Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse ist beson<strong>de</strong>rs groß, wenn Sachverhalte<br />

erfragt wer<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r Befragte erst im Augenblick <strong>de</strong>r Befragung eine<br />

Meinung bil<strong>de</strong>t<br />

- die Neutralität einer Frage ist auch dann problematisch, wenn die Gefahr besteht,<br />

daß die Auskunftsperson z.B. aus Prestigegrün<strong>de</strong>n, Antworten gibt, die nicht <strong>de</strong>r<br />

Realität entsprechen<br />

>> in solchen Fällen sollte man indirekte Befragungstaktiken einsetzen<br />

⊂ Präzision<br />

- Voraussetzung für präzise Ergebnisse ist eine ein<strong>de</strong>utige Frageformulierung, d.h.<br />

je<strong>de</strong> Frage muß von allen Auskunftspersonen einheitlich im Sinne <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsziels verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (= einheitliches Verständnis)<br />

- für <strong>de</strong>n Präzisionsgrad einer Frage ist auch das Meßniveau, mit <strong>de</strong>m operiert wird<br />

von großer Be<strong>de</strong>utung<br />

man unterschei<strong>de</strong>t 4 Meßniveaus<br />

1. einfachen Klassifizierung (Nominalskalen)<br />

2. Rangordnungen (Ordinalskalen)<br />

3. Rangordnungen mit Aussagen über die Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />

Meßpunkten (Intervallskala)<br />

4. Rangordnung mit interpretierbaren Abstän<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n Skalenwerten<br />

und absolutem Nullpunkt (Verhältnis-/ Ratio-Skala)<br />

- bei <strong>de</strong>r Frageformulierung ist ein möglichst hohes Meßniveau anzustreben, da<br />

dann <strong>de</strong>r Informationsgehalt entsprechend größer ist<br />

- je höher das Meßniveau ist, <strong>de</strong>sto größer und besser sind auch die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r statistischen Datenanalyse, zumal sich eine Messung auf höherem Niveau<br />

ohne Schwierigkeiten in eine Messung auf niedrigerem Niveau transformieren<br />

läßt, was umgekehrt nicht möglich ist.<br />

- in <strong>de</strong>r Praxis sind <strong>de</strong>m Meßniveau oft enge Grenzen gesetzt, weil sehr genaue<br />

(intervall- o<strong>de</strong>r ratioskalierte) Antworten, für <strong>de</strong>n Befragten oftmals nicht möglich<br />

o<strong>de</strong>r nicht zumutbar sind.<br />

- zur Präzision <strong>de</strong>r Frageformulierung tragen im Rahmen <strong>de</strong>s möglichen<br />

(Interviewdauer, Überfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Befragten) möglichst feingeglie<strong>de</strong>rte<br />

Antwortvorgaben bei<br />

- bei einigen quantitativen Merkmalen (Alter, Verbrauchsmengen) sollte man auf<br />

die Klassenbildung völlig verzichten und die Originaldaten erheben<br />

(Klassenzusammenfassungen können dann später je nach Analysezweck<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n)<br />

Praktische Hinweise zur Frageformulierung<br />

• Frageformulierung als mehrstufiger Prozeß (mit Pretests)<br />

• Berücksichtigung von „weiß nicht“ Kategorien<br />

• Zusammenfassung ähnlich aufgebauter Fragen<br />

• Antwortkategorien ausschließlich und vollständig<br />

• balancierte Skalen<br />

• Beachtung <strong>de</strong>r Reihenfolge von Antwortkategorien<br />

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⊆ Fragetypen<br />

- offene Fragen<br />

hier wird <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>r Antwort in <strong>de</strong>n Fragebogen eingetragen<br />

- geschlossene Fragen<br />

hier sind Antwortmöglichkeiten vorgegeben, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Befragte die am<br />

ehesten entsprechen<strong>de</strong> auswählen soll<br />

⎣ offene Fragen<br />

- bieten <strong>de</strong>n Vorteil, daß eine Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse durch in die Wahl <strong>de</strong>r<br />

Antwortkategorien eingeflossenen vorgefaßten Meinungen <strong>de</strong>s Untersuchen<strong>de</strong>n<br />

vermie<strong>de</strong>n wird und durch das Auftreten eines breiten Spektrums von Antworten<br />

differenzierte und möglicherweise überraschen<strong>de</strong> Ergebnisse erzielt wer<strong>de</strong>n<br />

- dieser Vorteil wird allerdings oft dadurch zunichte gemacht, daß es für eine<br />

Auswertung größerer Datenmengen notwendig ist, die Einzelantworten<br />

nachträglich zu Kategorien zusammenzufassen<br />

- dabei geht natürlich ein Teil <strong>de</strong>r Informationen verloren und subjektive Einflüsse<br />

<strong>de</strong>s Forschers bei <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen Antworten zu <strong>de</strong>n festgelegten<br />

Kategorien sind zu befürchten.<br />

- im Vergleich zu geschlossenen wer<strong>de</strong>n bei offenen Fragen an Interviewer und<br />

Befragten höhere Anfor<strong>de</strong>rungen gestellt:<br />

<strong>de</strong>r Interviewer muß umfangreiche Antworten möglichst unverfälscht notieren<br />

<strong>de</strong>r Befragte muß sich nicht nur zu einer Antwortmöglichkeit bekennen,<br />

son<strong>de</strong>rn diese auch noch formulieren<br />

⎣ geschlossene Fragen<br />

- eine elementare Anfor<strong>de</strong>rung an die Konstruktion geschlossener Fragen besteht<br />

darin, daß die vorgegebenen Antwortkategorien überschneidungsfrei (disjunkt)<br />

sind und das Spektrum möglicher Antworten voll ab<strong>de</strong>cken; je<strong>de</strong> auftreten<strong>de</strong><br />

Antwort muß einer Kategorie ein<strong>de</strong>utig zuzuordnen sein<br />

- in manchen Fällen wird es daher notwendig sein, Restkategorien (sonstiges) o<strong>de</strong>r<br />

offene Kategorien (Einkommen 10.000 und mehr) zu benutzen<br />

- bei mündlichen Befragungen steht ein weiteres Gestaltungsmittel zur Verfügung:<br />

die Verwendung von Vorlagen; man beschränkt sich nicht mehr nur auf die<br />

mündliche Kommunikation, son<strong>de</strong>rn unterstützt diese durch optische Hilfsmittel<br />

- diese Unterstützung besteht darin, daß <strong>de</strong>m befragten Bil<strong>de</strong>r, Texte, Listen,<br />

Abbildungen von Markenzeichen.. vorgelegt wer<strong>de</strong>n<br />

- diese Mittel wird vor allem dann eingesetzt, wenn es gilt, abstrakte Sachverhalte<br />

zu veranschaulichen o<strong>de</strong>r die Erinnerung <strong>de</strong>s Befragten aufzufrischen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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⎢ Grundsätze <strong>de</strong>s Fragebogenaufbaus<br />

• in <strong>de</strong>r Praxis hat es sich bewährt, <strong>de</strong>n Fragebogen mit einigen leicht zu<br />

beantworten<strong>de</strong>n, das Interesse <strong>de</strong>r Auskunftsperson wecken<strong>de</strong>n Fragen<br />

einzuleiten (Eisbrecherfragen). Damit soll die Atmosphäre <strong>de</strong>s Interviews<br />

zunächst etwas gelockert und die Aufgeschlossenheit <strong>de</strong>s Befragten vergrößert<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

• <strong>de</strong>n Hauptteil <strong>de</strong>s Fragebogens bil<strong>de</strong>n daran anschließend die Sachfragen, mit<br />

<strong>de</strong>nen die vor Beginn <strong>de</strong>r Untersuchung festgelegten Programmfragen und<br />

Hypothesen beantwortet bzw. überprüft wer<strong>de</strong>n sollen<br />

- in diesem Abschnitt hat sich eine Mischung <strong>de</strong>r Themenkomplexe als<br />

zweckmäßig erwiesen; damit wird nicht nur eine Ermüdung <strong>de</strong>r<br />

Auskunftsperson, son<strong>de</strong>rn vor allem eine wechselseitige Beeinflussung<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>r Fragen vermin<strong>de</strong>rt<br />

- in vielen Fällen ist es notwendig über die Trennung <strong>de</strong>r Fragen hinaus eine<br />

zweckmäßige Reihenfolge zu wählen, um Verzerrungen zu vermei<strong>de</strong>n<br />

- manchmal wer<strong>de</strong>n auch sog. Filterfragen verwen<strong>de</strong>t; sie dienen dazu, daß<br />

Auskunftspersonen, für die ein bestimmter Teil <strong>de</strong>s Fragebogens nicht zutrifft,<br />

diesen Teil überspringen<br />

• <strong>de</strong>n Abschluß <strong>de</strong>s Fragebogens bil<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel die Feststellung <strong>de</strong>r<br />

Strukturmerkmale:<br />

- bei Personenstichproben sind das hauptsächlich sozio-<strong>de</strong>mographische<br />

Merkmale (Alter, Geschlecht..) bei Betriebsstichproben hingegen Daten wie<br />

Branche, Betriebsgröße…<br />

- die Stellung dieses Komplexes am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Fragebogens bietet sich an, da<br />

diese Fragen einerseits schnell zu beantworten sind und auch nach einem<br />

langen Interview noch gestellt wer<strong>de</strong>n können, und <strong>de</strong>r Auskunftsperson erst<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Interviews klar wird, daß <strong>de</strong>rartige Fragen nicht dazu da sind, in<br />

ihre Intimsphäre einzudringen, son<strong>de</strong>rn zur Interpretation <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />

Fragen dienen<br />

⎣ Aufbau:<br />

1. Kontaktfragen (Eisbrecherfragen)<br />

2. Sachfragen (Son<strong>de</strong>rfall: Filterfragen)<br />

3. Strukturmerkmale(Statistik)<br />

⎣ man muß sich klar machen, daß die Reihenfolge bei schriftlichen Befragungen nur<br />

teilweise von Be<strong>de</strong>utung sind, da in diesem Fall <strong>de</strong>r Befragte die Möglichkeit hat, sich<br />

vor <strong>de</strong>r Beantwortung erst einen Gesamtüberblick über <strong>de</strong>n Fragebogen zu<br />

verschaffen und dies in <strong>de</strong>r Regel auch tut<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- dafür muß man aber stärker auf leichte Lesbarkeit achten, Fragebogen die<br />

unübersichtlich aufgeteilt sind, schwer verständliche Fragen enthalten o<strong>de</strong>r<br />

einen wenig attraktiven Gesamteindruck hinterlassen, könnten einige<br />

Auskunftspersonen veranlassen, gar nicht zu antworten<br />

- Prämien als Belohnung für Teilnahme: verringern <strong>de</strong>n Kostenvorteil +<br />

Sponsorship-Effekt<br />

3.3.3. Befragungstaktik<br />

• direkte Befragungstaktik<br />

- wenn die im Fragebogen verwen<strong>de</strong>te Testfrage <strong>de</strong>r das Erkenntnisziel<br />

beschreiben<strong>de</strong> Problemfrage entspricht<br />

Problemfrage: Alter <strong>de</strong>s Befragten<br />

Testfrage: Wie alt sind sie?<br />

- die direkte Befragung wird zur Ermittlung einer Vielzahl von Sachverhalten<br />

eingesetzt, bei <strong>de</strong>nen nicht die Gefahr von Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse z.B. durch<br />

mangeln<strong>de</strong> Artikulationsfähigkeit <strong>de</strong>r Auskunftsperson o<strong>de</strong>r prestigeempfindliche<br />

Untersuchungsthemen besteht<br />

- die Formulierung direkter Fragen –unter Beachtung <strong>de</strong>r Grundsätze <strong>de</strong>r<br />

Frageformulierung- ist relativ einfach<br />

• indirekte Befragungstechnik<br />

(a) indirekte Frageformulierung<br />

eine Möglichkeit indirekte Fragen zu stellen besteht darin, eine Frage psychologisch<br />

so geschickt zu formulieren, daß <strong>de</strong>r Befragte Auskünfte gibt, die er bei <strong>de</strong>r direkten<br />

Fragestellung nicht o<strong>de</strong>r nur verzerrt gegeben hätte<br />

(b) Zusammenfassung von Einzelaussagen eines Befragten<br />

man kann Einzelaussagen <strong>de</strong>s Befragten, die sich auf Teilaspekte <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s beziehen, zusammenfassen und als Information über <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsgegenstand insgesamt interpretieren<br />

>> Multi-Item-Skalen<br />

(c ) Vergleich von Aussagen verschie<strong>de</strong>ner Gruppen von Befragten<br />

eine dritte Möglichkeit ist es die Aussagen verschie<strong>de</strong>ner, im Hinblick auf die<br />

untersuchte Grundgesamtheit jeweils repräsentativen Gruppen, zu vergleichen.<br />

je<strong>de</strong> dieser Gruppen wird mit einer hinsichtlich eines für <strong>de</strong>n<br />

Untersuchungsgegenstand relevanten Merkmals abweichen<strong>de</strong>n Fragestellung<br />

konfrontiert<br />

aus <strong>de</strong>n Abweichungen <strong>de</strong>r Gruppenergebnisse voneinan<strong>de</strong>r wird auf die Einstellung<br />

zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Ausprägungen <strong>de</strong>s Merkmals geschlossen<br />

⎢ Möglichkeiten und Grenzen von Befragungen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 44


• Fehlerempfindlichkeit von Befragungsdaten z.B. Länge <strong>de</strong>s Fragetextes hat<br />

Einfluß auf die Antwort)<br />

• problematische Annahmen bezüglich <strong>de</strong>r Auskunftsfähigkeit von Personen<br />

• Unverzichtbarkeit von Befragungsdaten:<br />

• breiter Einsetzbarkeit<br />

• relativ geringer Kosten<br />

• Anwendbarkeit großer Stichproben<br />

• fehlen<strong>de</strong>r alternativer Metho<strong>de</strong>n für einige Untersuchungsgegenstän<strong>de</strong><br />

• Unabhängigkeit <strong>de</strong>s Meßzeitpunkts vom Untersuchungsgegenstand<br />

Annahmen bei verbalen Angaben zu früherem Verhalten (Jacoby)<br />

• Informationsspeicherung hat stattgefun<strong>de</strong>n<br />

• Information bleibt unmodifiziert im Langzeitspeicher<br />

• Zugriff zur Information bleibt im Zeitablauf erhalten<br />

• keine Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Erinnerungsvermögens bei <strong>de</strong>n Auskunftspersonen<br />

• Nicht-Reaktivität von Befragungen<br />

3.3.4. Kommunikationsformen bei <strong>de</strong>r Befragung<br />

⎢ Beurteilungs-/Vergleichskriterien<br />

Bei <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Kommunikation unterschei<strong>de</strong>t man zwischen mündliche, telefonische,<br />

schriftliche Befragung<br />

⊇ Repräsentanz<br />

• Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit: wird die Berechenbarkeit <strong>de</strong>r Chance für alle<br />

Elemente <strong>de</strong>r Grundgesamtheit, Elemente <strong>de</strong>r Stichprobe zu wer<strong>de</strong>n durch die<br />

Kommunikationsform <strong>de</strong>r Befragung beeinflußt?<br />

• Problem <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Stichprobenausschöpfung: ein Teil <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Stichprobe befindlichen Zielpersonen erhält <strong>de</strong>n Fragebogen nicht o<strong>de</strong>r verweigert<br />

die Antwort<br />

wenn man die Stichprobe in die Gruppe <strong>de</strong>rer, die antworten und <strong>de</strong>rer die<br />

nicht antworten unterteilt, kann es sein, daß sich diese bei<strong>de</strong>n Gruppen<br />

hinsichtlich einer für die Untersuchung relevanter Merkmale unterschei<strong>de</strong>n<br />

(Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse)<br />

>> eine Vergrößerung <strong>de</strong>r Stichprobe wür<strong>de</strong> hier nicht weiterhelfen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 45


nur die möglichst weitgehen<strong>de</strong> Ausschöpfung <strong>de</strong>r Stichprobe kann die<br />

Repräsentanz einer Umfrage verbessern<br />

• ein weiteres Problem ist mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r für die Stichprobe ausgewählten<br />

Person verbun<strong>de</strong>n, Ergebnisse können verzerrt wer<strong>de</strong>n, wenn die in <strong>de</strong>r Stichprobe<br />

genannte nicht mit <strong>de</strong>r antworten<strong>de</strong>n Person i<strong>de</strong>ntisch ist, da so die Zufälligkeit<br />

<strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Erhebungselemente nicht mehr gegeben wäre<br />

(I<strong>de</strong>ntitätsproblem) >> Total- o<strong>de</strong>r Teilfälschungen<br />

⊄ Qualität <strong>de</strong>r Daten<br />

• in welchem Maße ist das umrissene Instrumentarium <strong>de</strong>r Frageformulierung<br />

(Verwendung von Vorlagen), <strong>de</strong>s Fragebogenaufbaus (Steuerung <strong>de</strong>r<br />

Fragenreihenfolge) und <strong>de</strong>r Befragungstechnik (Verwendung umfangreicher Item-<br />

Batterien zur In<strong>de</strong>xbildung o<strong>de</strong>r Skalierung) einsetzbar?<br />

• Diskussion von möglichen Antwortverzerrungen, die mit <strong>de</strong>r Befragungsform<br />

zusammenhängen<br />

⊂ Organisatorischer und finanzieller Aufwand<br />

• ein Teil <strong>de</strong>s mit einer Umfrage verbun<strong>de</strong>nen Aufwan<strong>de</strong>s - z.B.<br />

Fragebogenerstellung, Auswertung, Berichterstattung..- ist von <strong>de</strong>r<br />

Kommunikationsart weitgehend unabhängig und muß daher nicht beson<strong>de</strong>rs<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n<br />

• <strong>de</strong>utlich Unterschie<strong>de</strong> zeigen sich aber vor allem beim Erhebungsaufwand pro<br />

Interview und auch bei <strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Stichprobenziehungen zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Tätigkeiten<br />

Mündliche Befragung<br />

⊇ Repräsentanz<br />

- die mündliche Befragung kann bei Stichproben aus beliebigen Grundgesamtheiten<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n (= Beziehung Stichprobe-Grundgesamtheit kein Problem)<br />

- hinsichtlich <strong>de</strong>r Stichprobenausschöpfung führt sie im allgemeinen zu befriedigen<strong>de</strong>n<br />

Resultaten (70 – 90%); eine vollständige/fast vollständige Ausschöpfung<br />

wird äußerst selten erreicht;<br />

- Ursachen für Interviewausfälle:<br />

• Verweigerung aus verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n<br />

• mangeln<strong>de</strong> Erreichbarkeit <strong>de</strong>r Zielperson<br />

• Adressenmängel<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 46


- das I<strong>de</strong>ntitätsproblem stellt sich bei <strong>de</strong>n mündlichen Fragen im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>s Interviewerstabs >>> an<strong>de</strong>re Person wird befragt, Fälschung<br />

von Interviews (>> Abhilfe: Interviewerkontrollen)<br />

⊄ Qualität <strong>de</strong>r Daten<br />

- bei <strong>de</strong>r mündlichen Befragung kann man das gesamte Instrumentarium <strong>de</strong>r<br />

Frageformulierung und <strong>de</strong>r Befragungstaktik einsetzen , da die<br />

Befragungssituation vom Interviewer gemäß <strong>de</strong>n Anweisungen <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungsleiters gestaltet wer<strong>de</strong>n kann<br />

>>eine notwendige Fragenreihenfolge kann so garantiert wer<strong>de</strong>n<br />

>>Vorlagen können eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

>>bei komplexen Fragen kann <strong>de</strong>r Interviewer Hilfestellung leisten<br />

>>und ggf. Infos, die das Interview liefert, durch eigene Beobachtungen<br />

ergänzen<br />

- durch die vielfältigen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Fragebogengestaltung kann man eine<br />

mündliche Befragung recht abwechslungsreich gestalten und <strong>de</strong>swegen auch<br />

relativ lange Interviews durchführen<br />

Aber: bei persönlichen Interviews besteht die Gefahr <strong>de</strong>r Verzerrung durch eine<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Interviewers (Interviewer-Bias):<br />

- dies kann einerseits daran liegen, daß <strong>de</strong>r Interviewer durch seine Persönlichkeit<br />

o<strong>de</strong>r sein Verhalten das Antwortverhalten <strong>de</strong>s Befragten beeinflußt<br />

- an<strong>de</strong>rerseits kann das Problem <strong>de</strong>r selektiven Wahrnehmung auftreten: dies ist<br />

eine unbewußte Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Interviewers, die gegebenen Antworten in Richtung<br />

auf seine eigenen Erwartungen verfälscht aufzunehmen<br />

- Mittel zur Erreichung eines möglichst neutralen Verhaltens <strong>de</strong>r Interviewer sind<br />

vor allem:<br />

- die weitgehen<strong>de</strong> Standardisierung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />

- die klare personelle Trennung von Untersuchungsanlage und<br />

Interviewdurchführung<br />

- und einer zweckmäßigen Interviewerauswahl und –schulung<br />

⊂ Aufwand<br />

- die mündliche Befragung stellt die bei weitem aufwendigste <strong>de</strong>r 3<br />

Erhebungsinstrumente dar<br />

>>hohe Kosten für Interviewer<br />

>>organisatorischer und finanzieller Aufwand für die Rekrutierung, Betreuung,<br />

Schulung und Kontrolle <strong>de</strong>r Interviewer<br />

Telefonische Befragung<br />

⊇ Repräsentanz<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 47


- Voraussetzung für eine repräsentativ angelegte telefonische Befragung ist eine<br />

hinreichend große Telefondichte in <strong>de</strong>r interessieren<strong>de</strong> Zielgruppe<br />

- eine mangeln<strong>de</strong> Stichprobenausschöpfung spielt hier eine geringere Rolle, da eine<br />

große Zahl wie<strong>de</strong>rholter Kontaktversuche leicht und ohne großen Mehraufwand<br />

durchführbar ist<br />

- das I<strong>de</strong>ntitätsproblem stellt sich hier ebenso wie bei <strong>de</strong>r mündlichen Befragung<br />

⊄ Qualität <strong>de</strong>r Daten<br />

- <strong>de</strong>utlich geringer als bei mündlichen Befragungen, da man sich auf relativ<br />

undifferenzierte Fragestellungen beschränken muß, weil <strong>de</strong>r rein akkustische<br />

Kontakt komplexere Fragen nicht zuläßt<br />

- aber dafür ist hier die Gefahr <strong>de</strong>s Interviewer-Bias aufgrund <strong>de</strong>s nur telefonischen<br />

Kontakts geringer<br />

- man geht davon aus, daß ein telefonisches Interview viel kürzer sein muß als ein<br />

mündliches, auch weil die Hemmung <strong>de</strong>n Hörer aufzulegen viel geringer ist als<br />

ein persönliches Gespräch zu been<strong>de</strong>n<br />

⊂ Aufwand<br />

- hier liegt <strong>de</strong>r gravieren<strong>de</strong> Vorzug <strong>de</strong>r telefonischen Befragung (Kostenvorteile,<br />

Schnelligkeit):<br />

- die Kosten pro Interview sind durch <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen relativ geringen<br />

Zeitaufwand entsprechend niedrig, Spesen für Interviewer entfallen<br />

- man erhält auf telefonischen Wege mit niedrigem organisatorischen Aufwand sehr<br />

schnell Ergebnisse (z.B. durch die schnelle Stichprobenziehung mittels Telefon-<br />

/Branchenbücher)<br />

Exkurs: Computergestützte Telefon-Interviews<br />

die Entwicklung von CATI-Systemen hat <strong>de</strong>n Trend zur telefonischen Befragung in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren verstärkt, da damit zusätzliche Vorteile verbun<strong>de</strong>n sind<br />

Ablauf eines Interviews mit CATI-Unterstützung:<br />

• <strong>de</strong>r Interview-Ablauf wird von <strong>de</strong>n Computer gesteuert<br />

• Frage und Antwortkategorien erschienen auf <strong>de</strong>m Bildschirm und wer<strong>de</strong>n vom<br />

Interviewer <strong>de</strong>r Auskunftsperson vorgelesen<br />

• <strong>de</strong>ren Antwort wird vom Interviewer über eine Tastatur sofort in <strong>de</strong>n Rechner<br />

eingegeben und dieser präsentiert die nächste Frage auf <strong>de</strong>m Bildschirm, wobei<br />

die Einhaltung <strong>de</strong>r manchmal recht komplizierten Verzweigungslogik<br />

(Filterfragen) automatisch gesteuert wird<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Vorteile eines CATI-Interviews im Gegensatz zu einem herkömmlichen Telefon-<br />

Interview:<br />

- durch die direkte Eingabe <strong>de</strong>r Antworten in <strong>de</strong>n Rechner entfällt <strong>de</strong>r<br />

zeitaufwendige Prozeß <strong>de</strong>r Codierung und Fehlerkontrolle<br />

- die sofortige Auswertbarkeit je<strong>de</strong>s abgeschlossenen Interviews ermöglicht<br />

Zwischenauswertungen während <strong>de</strong>s Prozeß <strong>de</strong>r Datenerhebung; damit können<br />

Schwächen einzelner Frageformulierungen relativ früh erkannt (und ggf.<br />

korrigiert) wer<strong>de</strong>n (so ist auch die Realisierung <strong>de</strong>r sequentiellen<br />

Stichprobenpläne (Abbruch <strong>de</strong>r Datenerhebung sobald signifikante Ergebnisse<br />

vorliegen) erstmals praktisch möglich gewor<strong>de</strong>n<br />

- laufen<strong>de</strong> Fehlerkontrollen, weniger Fehlermöglichkeiten (unmittelbar nach <strong>de</strong>r<br />

Eingabe <strong>de</strong>r Antwort wer<strong>de</strong>n bei vielen Systemen Fehlerkontrollen vorgenommen<br />

>> Erhöhung <strong>de</strong>r Qualität)<br />

- Interviewerkontrolle<br />

- fortgeschrittene Systeme erlauben eine weitgehen<strong>de</strong> Individualisierung <strong>de</strong>r<br />

Befragung (Infos, die zu Beginn eingegeben wur<strong>de</strong>n, können im weiteren Verlauf<br />

<strong>de</strong>s Interviews verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n)<br />

- automatische Steuerung bei Verzweigungen (Filterfragen)<br />

- häufig hat man bei Befragungen mit Effekten <strong>de</strong>r Reihenfolge von Fragen o<strong>de</strong>r<br />

Antwortkategorien zu rechnen. Computerkontrollierte Interviews erlauben eine<br />

Neutralisierung dieses Einflusses durch Randomisierung <strong>de</strong>r Frage- und<br />

Antwortreihenfolgen<br />

- hohe Stichprobenausschöpfung möglich (Call Back Algorithmen)<br />

- Realisierbarkeit von sequentiellen Stichproben<br />

- Unterstützung <strong>de</strong>r Stichprobenziehung (Random Digit Dialing)<br />

Schriftliche Befragung<br />

verschie<strong>de</strong>ne Formen <strong>de</strong>r schriftlichen Befragung:<br />

- durch die Post versandte Fragebogen<br />

- persönlich verteilte und abgeholte Fragebogen<br />

- Fragebogen, die an die zu betreffen<strong>de</strong>n Personen, die in einem Raum sind, verteilt<br />

und nach <strong>de</strong>r Ausfüllung, wie<strong>de</strong>r eingesammelt wer<strong>de</strong>n (Klassenzimmer-<br />

Interview)<br />

⊇ Repräsentanz<br />

- mangeln<strong>de</strong> Repräsentanz, da man mit einer großen Zahl von nicht antworten<strong>de</strong>n<br />

Menschen rechnen muß<br />

- da man bei schriftlichen Befragungen – im Gegensatz zu <strong>de</strong>n persönlichen sich<br />

nicht auf einen „Druck-ausüben<strong>de</strong>n“ Interviewer verlassen kann – muß man mit<br />

einer geringen Rücklaufquote rechnen, weil viele Auskunftspersonen wegen einer<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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gewissen Gleichgültigkeit, wirklichem o<strong>de</strong>r eingebil<strong>de</strong>ten Zeitmangel o<strong>de</strong>r wegen<br />

mangeln<strong>de</strong>r Schreibgewandtheit <strong>de</strong>n Fragebogen nicht ausfüllen<br />

- dieser geringe Rücklauf wird auch kaum durch die größere Anonymität <strong>de</strong>r<br />

Befragung und <strong>de</strong>r besseren Erreichbarkeit schwer erreichbarer Menschen<br />

kompensiert<br />

- während früher nur Rücklaufquoten von 25% erreicht wur<strong>de</strong>n, erreicht man heute<br />

durchaus Antwortquoten von 70% ! ⎣ Grün<strong>de</strong>:<br />

Begleitschreiben<br />

• das Begleitschreiben muß Aufschluß darüber geben, wer für die Umfrage<br />

verantwortlich ist; die besten Ergebnisse sind im allgemeinen zu erzielen,<br />

wenn als Absen<strong>de</strong>r Institutionen wissenschaftlichen o<strong>de</strong>r hoheitlichen<br />

Charakters auftreten<br />

• weiter muß in <strong>de</strong>m Begleitschreiben erkennbar sein, weshalb <strong>de</strong>r<br />

Veranstalter <strong>de</strong>r Umfrage an einer Beantwortung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />

interessiert ist<br />

• sinnvoll kann es auch sein <strong>de</strong>n Auskunftspersonen die vertrauliche<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Angaben zuzusichern<br />

Mahnschreiben<br />

• durch <strong>de</strong>n Versand von Mahnschreiben läßt sich eine hohe Antwortquote<br />

bei <strong>de</strong>n Personen realisieren, die bis dato noch nicht geantwortet haben<br />

• <strong>de</strong>r Erfolg dieses Schreibens nimmt mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

ab, daher beschränkt man sich, um kosten und Dauer einer Untersuchung<br />

nicht übermäßig anwachsen zu lassen, meist auf 2 bis 3<br />

Erinnerungsschreiben<br />

• bei <strong>de</strong>r Wahrung <strong>de</strong>r Anonymität ergeben sich natürlich Probleme:<br />

behelfen kann man sich hier, in<strong>de</strong>m man die Auskunftsperson bittet neben<br />

<strong>de</strong>m Fragebogen ein weiters Schreiben mit Name und Adresse<br />

zurückzusen<strong>de</strong>n<br />

Rücklauferhöhung bei schriftlichen Befragungen<br />

• Versand von Mahnungen<br />

• Gestaltung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />

• Image <strong>de</strong>s Veranstalters<br />

• Begleitschreiben, Versandumschlag, Rückumschlag<br />

• Verwendung von Belohnungen<br />

• Vorgabe einer Rücksen<strong>de</strong>frist<br />

• Wahl <strong>de</strong>s Versandtermins<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- das I<strong>de</strong>ntitätsproblem tritt natürlich auch bei schriftlichen Umfragen auf, <strong>de</strong>nn es<br />

kann nicht garantiert wer<strong>de</strong>n, daß auch tatsächlich die für die Stichprobe<br />

ausgewählte Person <strong>de</strong>n Fragebogen auch tatsächlich auswählt; jegliche Art von<br />

Kontrolle durch einen Interviewer entfällt<br />

- in welchem Ausmaß Fragebogen an Personen die nicht zur Stichprobe gehören,<br />

zur Beantwortung weitergegeben wer<strong>de</strong>n, ist weitgehend davon abhängig, ob die<br />

zu befragen<strong>de</strong> Person <strong>de</strong>n Eindruck hat, für das Thema <strong>de</strong>r Umfrage zuständig zu<br />

sein<br />

⊄ Qualität<br />

- die Möglichkeit, Vorlagen, Bil<strong>de</strong>r.. zu verwen<strong>de</strong>n ist natürlich eingeschränkt<br />

- die Tatsache, daß die Auskunftsperson <strong>de</strong>n Fragebogen vor <strong>de</strong>r Beantwortung<br />

durchlesen kann, beeinträchtigt auch die Verwendbarkeit einiger experimenteller<br />

Verfahren<br />

- um Qualität bei schriftlichen Befragungen sicherzustellen, muß natürlich <strong>de</strong>r<br />

Fragebogen <strong>de</strong>rart gestaltet wer<strong>de</strong>n, daß die Beantwortung auch weniger<br />

gebil<strong>de</strong>ten Personen keine Schwierigkeiten bereitet<br />

- präzise, leicht verständliche Formulierungen<br />

- übersichtliche Aufteilung <strong>de</strong>s Fragebogens<br />

- <strong>de</strong>utliche Anweisungen für das Ausfüllen<br />

- für eine optimale Gestaltung ist es sinnvoll, ihn vor <strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>r<br />

Endfassung mit Hilfe kleiner repräsentativer Stichproben zu testen und ggf. zu<br />

verbessern<br />

⊂ Aufwand<br />

- bei schriftlichen Befragungen ergeben sich –trotz eines hohen methodischen<br />

Aufwand- relativ geringe Kosten pro Interview, die sich im wesentlichen auf das<br />

Porto beschränken<br />

- auch in organisatorischer Hinsicht gibt es Vorteile, da die schriftliche Befragung<br />

nicht <strong>de</strong>n Apparat eines professionellen <strong>Marktforschung</strong>sinstituts voraussetzt,<br />

son<strong>de</strong>rn mit in vielen Büros vorhan<strong>de</strong>nen apparativen und pesonellen Potential<br />

auskommt<br />

- durch die recht zeitaufwendige Versand- und Mahnprozeduren liegt die<br />

Untersuchungsdauer bei schriftlichen Befragungen <strong>de</strong>utlich höher als bei<br />

mündlichen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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3.4. Stichprobenziehung<br />

3.4.1. Überblick<br />

Fast alle Untersuchungen <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong> wer<strong>de</strong>n auf Basis von Stichproben<br />

durchgeführt. Totalerhebungen wer<strong>de</strong>n nur noch in Ausnahmefällen angewen<strong>de</strong>t.<br />

Trotz <strong>de</strong>r Tatsache, daß je<strong>de</strong>s Stichproben-Ergebnis grundsätzlich fehlerbehaftet ist,<br />

haben Stichproben einige Vorteile:<br />

• Zeitaufwand und Kosten sind weitaus geringer<br />

• durch die Beschränkung auf relativ wenig Fälle kann bei diesen die Untersuchung<br />

(Messung) wesentlich sorgfältiger durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

• <strong>de</strong>r Untersuchungsgegenstand (z.B. Meinungen bezüglich eines bestimmten<br />

Produkts) kann durch die Untersuchung selbst nicht so stark beeinflußt wer<strong>de</strong>n<br />

Grundbegriffe <strong>de</strong>r Stichprobentheorie<br />

Grundgesamtheit: Menge aller Merkmalsträger (Alle Wähler, alle Raucher, alle<br />

Frauen zwischen 16 und 26)<br />

Elemente: Einheiten, aus <strong>de</strong>nen sich die Grundgesamtheit zusammensetzt<br />

Stichprobe: Teilmenge <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

Stichproben-Design: Menge von Regeln, die festlegen, wie die Stichprobe zustan<strong>de</strong><br />

kommt<br />

Eine grundlegen<strong>de</strong> Unterscheidung bei Stichproben ist die in Zufallsstichprobe und<br />

an<strong>de</strong>re Stichproben (u.a. Quotenstichprobe).<br />

⎣ Zufallsstichproben<br />

- die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rung besteht darin, daß je<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit eine berechenbare (bei <strong>de</strong>r einfachen Zufallsauswahl die<br />

gleiche) Wahrscheinlichkeit hat, in die Stichprobe zu kommen.<br />

- auf dieser Basis, die <strong>de</strong>m Urnenmo<strong>de</strong>ll entspricht, beruhen statistische Techniken<br />

zur Schätzung von Stichprobenfehlern.<br />

- die Berechenbarkeit <strong>de</strong>r Auswahlchance <strong>de</strong>r Stichprobenelemente wird dadurch<br />

gewährleistet, daß die Auswahl zufällig erfolgt<br />

- Vorgehensweise:<br />

- zunächst stellt man eine <strong>de</strong>r gewünschten Stichprobengröße entsprechen<strong>de</strong><br />

Menge von Zufallszahlen bereit<br />

- diese Zufallszahlen könne Tabellen entnommen wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Algorithmen vom Rechner erzeugt wer<strong>de</strong>n<br />

- parallel zur Ziehung von Zufallszahlen wird je<strong>de</strong>m Element <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit eine Nummer zugeordnet<br />

- dann wer<strong>de</strong>n die Einheiten in die Stichprobe einbezogen, <strong>de</strong>ren Nummern <strong>de</strong>n<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Zufallszahlen entsprechen<br />

eine Variation dieses Verfahrens (systematische Zufallsauswahl) besteht<br />

darin, nur das erste Element mit Hilfe einer Zufallszahl auszuwählen und dann<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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in gleich großen Schritten, die so bemessen sein müssen, daß sich die<br />

gewünschte Stichprobengröße ergibt, im Verzeichnis <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

weiterzugehen und damit die restlichen Stichprobenelemente auszuwählen<br />

Voraussetzung für eine Stichprobenziehung dieser Art ist in je<strong>de</strong>m Fall das<br />

Vorliegen eines Verzeichnisses (Kartei, Liste etc..) <strong>de</strong>r Grundgesamtheit.<br />

Dabei kann es sich um ein Verzeichnis von Adressen <strong>de</strong>r Personen o<strong>de</strong>r HH,<br />

die die Grundgesamtheit bil<strong>de</strong>n, han<strong>de</strong>ln o<strong>de</strong>r um das Verzeichnis einer<br />

großen Zahl von Teilgebieten <strong>de</strong>r Region, innerhalb <strong>de</strong>rer die Befragung<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n soll (Auswahl auf Flächenbasis)<br />

Ein- und Mehrstufige Verfahren<br />

- bei Bevölkerungsstichproben bereitet die Auswahl auf Adressenbasis erhebliche<br />

Probleme (die als Grundlage <strong>de</strong>r Stichprobenziehung in Frage kommen<strong>de</strong>n<br />

Karteien <strong>de</strong>r Einwohnermel<strong>de</strong>ämter und die Verzeichnisse von Wahlberechtigten<br />

wer<strong>de</strong>n räumlich sehr zersplittert aufbewahrt, so daß die Auswahl einer<br />

Stichprobe für ein größeres Gebiet schon erhebliche praktische Probleme bereitet)<br />

- um dieses Problem in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen, verwen<strong>de</strong>t man ein- und<br />

mehrstufige Auswahlverfahren<br />

- dabei han<strong>de</strong>lt es sich um Verfahren <strong>de</strong>r Stichprobenziehung, bei <strong>de</strong>nen die<br />

Grundgesamtheit zunächst in eine Vielzahl überschneidungsfreier Gruppen von<br />

Elementen –meist nach regionalen Gesichtspunkten- eingeteilt wird und dann<br />

zufällig einzelne dieser Gruppe ausgewählt wer<strong>de</strong>n<br />

- es wer<strong>de</strong>n dann entwe<strong>de</strong>r alle Elemente dieser ausgewählten Gruppen befragt<br />

(einstufiges Verfahren bzw. Klumpenverfahren) o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n ausgewählten<br />

Gruppen jeweils wie<strong>de</strong>rum eine Stichprobe gezogen (zweistufiges Verfahren).<br />

- bei einer zweckmäßigen Definition <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r ersten Stufe ausgewählten Gruppen<br />

kann somit das Problem <strong>de</strong>r Zersplitterung von Adressenbestän<strong>de</strong>n gelöst wer<strong>de</strong>n<br />

(sofern <strong>de</strong>r Zugang zu <strong>de</strong>n behördlichen Adressenverzeichnissen versperrt ist,<br />

besteht oft die Möglichkeit, innerhalb <strong>de</strong>r ausgewählten Teilgebiete die Auflistung<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Personen o<strong>de</strong>r HH selbst vorzunehmen)<br />

- bei ein- o<strong>de</strong>r mehrstufigen Stichprobenverfahren nimmt man ein<br />

verfahrensbedingtes Anwachsen <strong>de</strong>s Zufallsfehlers aus praktische Erwägungen in<br />

Kauf<br />

- <strong>de</strong>rartige Stichprobenpläne bil<strong>de</strong>n ein wichtiges Anwendungsgebiet <strong>de</strong>r<br />

Auswahlen auf Flächenbasis<br />

⎣ an<strong>de</strong>re Stichproben<br />

- an Auswahlen auf Flächenbasis knüpft ein gelegentlich benutztes Verfahren an,<br />

bei <strong>de</strong>m man ganz ohne Adressenverzeichnis auskommt<br />

- das Random-Route-Verfahren besteht darin, <strong>de</strong>m Interviewer in seinem Gebiet<br />

genaue Anweisungen über seinen Weg und die auf diesem Weg zu befragen<strong>de</strong>n<br />

Personen/HH vorzugeben (erste Straße links, zweites Haus rechts, älteste Person<br />

im ersten Stock)<br />

- dieses Verfahren ist allerdings mit zahlreichen praktischen Problemen verbun<strong>de</strong>n<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- ein weiteres Verfahren das auch ohne Adressenverzeichnis arbeitet, ist das Quota-<br />

Verfahren, dabei wird zunächst die Verteilung einiger –meist<br />

sozio<strong>de</strong>mographischer – Merkmale in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit festgestellt<br />

- dann wer<strong>de</strong>n für je<strong>de</strong>n Interviewer sog. Quotenanweisungen erstellt, die angeben,<br />

mit welcher Häufigkeit die verschie<strong>de</strong>nen Merkmalsausprägungen (Alter,<br />

Geschlecht..) bei <strong>de</strong>r von ihm verlangten Zahl von Interviews auftreten müssen<br />

- die Quotenanweisungen wer<strong>de</strong>n so angelegt, daß die Verteilung <strong>de</strong>r ausgewählten<br />

Merkmale in <strong>de</strong>r Stichprobe <strong>de</strong>r Verteilung in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit entspricht<br />

- man erhofft sich dadurch, die Repräsentativität <strong>de</strong>r Stichprobe für die<br />

Grundgesamtheit sicherstellen zu können<br />

- innerhalb <strong>de</strong>r Quotenanweisungen, die auch Vorschriften über Kombinationen<br />

einzelner Merkmale umfassen können, ist <strong>de</strong>r Interviewer frei bei <strong>de</strong>r Auswahl<br />

seiner Auskunftsperson<br />

Vor- und Nachteile <strong>de</strong>s Random-Route- und <strong>de</strong>s Quota-Verfahrens<br />

+ recht positive Erfahrungen, die man mit <strong>de</strong>r Repräsentanz gemacht hat<br />

- bei bei<strong>de</strong>n kann <strong>de</strong>r Stichprobenfehler nicht abgeschätzt wer<strong>de</strong>n, da es sich nicht um<br />

Zufallsauswahlen han<strong>de</strong>lt;<br />

man muß aber berücksichtigen, daß es teilweise praktische Probleme<br />

gibt, die es häufig nicht erlauben, Zufallsstichproben zu ziehen<br />

- die Verfahren können nicht überall eingesetzt wer<strong>de</strong>n: das Random-Route-<br />

Verfahren ist nur bei mündlichen Interviews einsetzbar; das Quota-Verfahren nur bei<br />

mündlichen und telefonischen, nicht aber bei schriftlichen<br />

Von <strong>de</strong>r HH- zur Personenstichprobe und an<strong>de</strong>rsherum:<br />

In <strong>de</strong>r Mafo wer<strong>de</strong>n je nach Untersuchungsziel und zur Verfügung stehen<strong>de</strong>m<br />

Adressenmaterial Haushalts- und Personenstichproben verwen<strong>de</strong>t, auf dieser Basis<br />

wer<strong>de</strong>n dann Aussagen über HH bzw. Personen gemacht.<br />

Manchmal kann es notwendig sein, ausgehend von einer Personenstichprobe<br />

Aussagen über die entsprechen<strong>de</strong>n HH zu machen (o<strong>de</strong>r umgekehrt):<br />

dabei muß beachtet wer<strong>de</strong>n, daß auf diesem Wege HH mit vielen Personen,<br />

von <strong>de</strong>nen ja je<strong>de</strong> die gleiche Chance hat, wie Personen aus kleinen HH, in die<br />

Stichprobe zu kommen, eine größere Auswahlchance haben als kleine HH<br />

die Stichprobe wäre unter diesen Umstän<strong>de</strong>n im Hinblick auf Aussagen über<br />

HH zugunsten <strong>de</strong>r großen HH verzerrt<br />

umgekehrt wäre eine HH-Stichprobe, die als Basis für Aussagen über<br />

Personen benutzt wird, zugunsten <strong>de</strong>r Angehörigenkleiner HH verzerrt, da<br />

diese eine größere Chance haben, befragt zu wer<strong>de</strong>n als die Angehörigen<br />

großer HH<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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in bei<strong>de</strong>n Fällen ist es daher notwendig, eine Gewichtung <strong>de</strong>r Daten vorzunehmen,<br />

so daß die auftreten<strong>de</strong>n Verzerrungen ausgeglichen wer<strong>de</strong>n:<br />

bei <strong>de</strong>r Umwandlung einer Personenstichprobe in eine HH-Stichprobe könnte<br />

man beispielsweise 5-Personen-HH mit 0,2, 4-Personen-HH mit 0,25 usw.<br />

gewichten<br />

Spezielle Zielgruppen<br />

Beson<strong>de</strong>re Probleme treten auf, wenn nicht die Gesamtheit <strong>de</strong>r Einwohner bzw. HH<br />

eines Gebietes die Grundgesamtheit bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung bil<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn eine<br />

speziell <strong>de</strong>finierte Teilgruppe (z.B. bestimmte Berufe, bestimmte Produktverwen<strong>de</strong>r)<br />

Um hier eine entsprechen<strong>de</strong> Spezialstichprobe zu erhalten gibt es 2 Möglichkeiten:<br />

1. man besorgt sich Verzeichnisse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten Grundgesamtheit und zieht dann<br />

in <strong>de</strong>r üblichen Weise mit Hilfe von Zufallszahlen (auch mehrstufig) die<br />

Stichprobe<br />

dabei kann man Mitglie<strong>de</strong>rverzeichnisse von Verbän<strong>de</strong>n, Kammern, Kun<strong>de</strong>n,<br />

Material von kommerziellen Adressenverlagen … verwen<strong>de</strong>n, wobei man im<br />

Hinblick auf die Zuverlässigkeit (Vollständigkeit, Aktualität, Doppelnennungen)<br />

<strong>de</strong>r Daten aber vorsichtig sein sollte<br />

2. man geht von einer relativ großen allgemeinen Bevölkerungsstichprobe aus, bei<br />

<strong>de</strong>r Merkmale erhoben wer<strong>de</strong>n, die die zu untersuchen<strong>de</strong> Teilgruppe <strong>de</strong>finieren<br />

die Hauptuntersuchung richtet sich dann nur noch an die Personen/HH, bei <strong>de</strong>nen<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Merkmalsausprägungen festgestellt wor<strong>de</strong>n sind<br />

⎢ in <strong>de</strong>r Praxis kann man dabei so verfahren, daß die Erhebung <strong>de</strong>r für die zu<br />

untersuchen<strong>de</strong>n Gruppe charakteristischen Merkmale innerhalb einer an<strong>de</strong>ren<br />

an eine allgemeine Bevölkerungsstichprobe gerichtete Umfrage vorgenommen<br />

wird, bspw. einer <strong>de</strong>r von kommerziellen Mafo-Instituten regelmäßig<br />

durchgeführten Mehrthemen-Umfragen (Omnibus)<br />

außer<strong>de</strong>m besteht die Möglichkeit, bei einer allgemeinen<br />

Bevölkerungsstichprobe kurze Befragungen hinsichtlich <strong>de</strong>r relevanten<br />

Merkmale selbst vorzunehmen (Einsammelinterview) und dann die in Frage<br />

kommen<strong>de</strong>n Personen weiterzubefragen<br />

die Einsammelinterviews könnte man schriftlich o<strong>de</strong>r telefonisch durchführen,<br />

und dann die ermittelten Zielpersonen zu einem längeren mündlichen<br />

Interview aufzusuchen<br />

3.4.2.Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung<br />

⎢ Definition <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

Grundlage eines Stichproben-Designs ist die Definition <strong>de</strong>r Grundgesamtheit, über die<br />

mit <strong>de</strong>r zu planen<strong>de</strong>n Untersuchung Aussagen gemacht wer<strong>de</strong>n sollen<br />

2 Aspekte <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r GG:<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Γ Festlegung <strong>de</strong>r Untersuchungseinheiten<br />

als Untersuchungseinheiten kommen Personen, HH, Institutionen aber auch<br />

Transaktionen in Betracht<br />

Γ Abgrenzung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

für die Abgrenzung einer Grundgesamtheit wer<strong>de</strong>n geographische Gesichtspunkte,<br />

Alter, Geschlecht, Verbrauchsmerkmale etc. verwen<strong>de</strong>t<br />

⎢ Bestimmung <strong>de</strong>r Stichprobengröße (Einflußgrößen)<br />

Γ maßgeblich ist die gewünschte Genauigkeit bzw. die gewünschte Sicherheit <strong>de</strong>r<br />

Ergebnisse<br />

dabei gilt <strong>de</strong>r Grundsatz, daß sich bei einer festgelegten Genauigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>ren Sicherheit bzw. bei einer festgelegten Sicherheit <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>ren<br />

Genauigkeit nur durch eine Vergrößerung <strong>de</strong>r Stichprobe steigern läßt (>> siehe auch<br />

bei Datenanalyse; Inferenzstatistik)<br />

Γ finanzielle Restriktionen<br />

wegen <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Datenerhebung verbun<strong>de</strong>nen Kosten muß gelegentlich eine<br />

Einschränkung <strong>de</strong>r (eigentlich erwünschten) Stichprobengröße in Kauf genommen<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Γ gewünschte Aufschlüsselung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

sollen bei <strong>de</strong>r Datenanalyse Aussagen über sehr spezielle Teilgruppen gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n, so muß die Stichprobe natürlich groß genug sein, damit dafür noch eine<br />

hinreichend breite Basis vorhan<strong>de</strong>n ist<br />

⎢ Auswahlprozeß<br />

bei Auswahlen nach <strong>de</strong>m Zufallsprinzip gibt es unterschiedliche Möglichkeiten für<br />

die Gestaltung <strong>de</strong>s Prozesses <strong>de</strong>r Auswahl von Elementen <strong>de</strong>r Stichprobe:<br />

? einfache Zufallsauswahl<br />

• je<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r Grundgesamtheit hat die gleiche Wahrscheinlichkeit, Element<br />

<strong>de</strong>r Stichprobe wer<strong>de</strong>n (durch Zufälligkeit <strong>de</strong>s Auswahlvorgangs >><br />

Urnenmo<strong>de</strong>ll)<br />

Grundgesamtheit<br />

Auswahl<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Befragungseinheiten<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Stichprobe<br />

? geschichtete Zufallsauswahl<br />

• Aufteilung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit in mehrere klar abgegrenzte Teileinheiten<br />

(männliche-weibliche Personen, Einwohner vom Land o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Großstadt)<br />

aufgeteilt wird<br />

• aus diesen sog. Schichten wer<strong>de</strong>n dann zufällig die Stichprobenelemente<br />

ausgewählt<br />

Grundgesamtheit<br />

(geschichtet)<br />

Auswahl Auswahl in <strong>de</strong>r Auswahl in <strong>de</strong>r Auswahl in <strong>de</strong>r<br />

ersten Schicht zweiten Schicht dritten Schicht<br />

Stichprobe<br />

(geschichtet)<br />

? proportionalen Schichtung<br />

hier (gleicher Auswahlsatz in allen Schichten) ergibt sich wie<strong>de</strong>r für je<strong>de</strong>s Element<br />

<strong>de</strong>r Grundgesamtheit die gleiche Wahrscheinlichkeit, Element <strong>de</strong>r Stichprobe zu<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

? disproportionaler Schichtung<br />

hier (ungleicher Auswahlsatz) hat je<strong>de</strong>s Element einer Schicht die gleiche<br />

Wahrscheinlichkeit wie je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re Element dieser Schicht, Element <strong>de</strong>r Stichprobe<br />

zu wer<strong>de</strong>n<br />

Geschichtete Stichproben haben zwei Vorteile, die <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen größeren<br />

Aufwand bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung rechtfertigen:<br />

• <strong>de</strong>r Stichprobenfehler ist im Vergleich zur einfachen Zufallsauswahl kleiner<br />

• durch die Schichtung kann die Vertretung für die Untersuchung relevanter<br />

Untergruppen in <strong>de</strong>r Stichprobe sichergestellt wer<strong>de</strong>n<br />

? mehrstufige Auswahlprozesse<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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• die Stichprobenziehung vollzieht sich hier in mehreren Schritten<br />

• die Grundi<strong>de</strong>e besteht darin, daß in einem ersten Schritt eine Zwischenstichprobe<br />

von Primäreinheiten (Region) gezogen wird, aus <strong>de</strong>nen dann in einer zweiten<br />

Auswahlstufe, die Sekundäreinheiten (Personen) zufällig ausgewählt wer<strong>de</strong>n, bei<br />

<strong>de</strong>nen die Datenerhebung vorgenommen wird<br />

Grundgesamtheit<br />

erste Auswahlstufe<br />

Zwischenstichprobe<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Primäreinheiten<br />

zweite Auswahlstufe Auswahl <strong>de</strong>r Sekundäreinheiten<br />

Stichprobe<br />

je größer und je homogener zusammengesetzt die Primäreinheiten sind, <strong>de</strong>sto<br />

größer ist die Gefahr, daß in <strong>de</strong>r Stichprobe bestimmte Gruppen aus <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit über- o<strong>de</strong>r unterrepräsentiert sind (Klumpeneffekt)<br />

<strong>de</strong>r Stichprobenfehler ist also bei mehrstufigen Auswählen ten<strong>de</strong>nziell größer als<br />

bei einfacher Zufallsauswahl<br />

Auswahlverfahren in <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />

Stichprobe Totalerhebung<br />

Zufallsauswahl systematische Auswahl<br />

Einfache Zufalls- Son<strong>de</strong>rformen Quotenauswahl Random-Routeauswahl<br />

Verfahren<br />

geschichtete mehrstufige<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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proportional disproportional<br />

Zufallsauswahl: je<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r Grundgesamtheit hat eine berechenbare<br />

Wahrscheinlichkeit, Element <strong>de</strong>r Stichprobe zu wer<strong>de</strong>n<br />

Quotenauswahl: Einhaltung von Quoten <strong>de</strong>r Merkmalsverteilung, die die<br />

Repräsentanz <strong>de</strong>r Stichprobe sichern sollen, durch die<br />

Interviewer bei <strong>de</strong>r Auswahl von Auskunftspersonen<br />

Random-Route-Verfahren:<br />

Auswahl durch Anweisungen an Interviewer über seinen Weg<br />

innerhalb eines Gebietes und die dabei zu befragen<strong>de</strong>n<br />

Personen/HH (an Zufallsstichprobe angenähert)<br />

Vor- und Nachteile von Stichproben im Vergleich zur Totalerhebung<br />

+ geringerer Aufwand, größere Aktualität<br />

+ genaue Ergebnisse durch sorgfältigere Untersuchungsdurchführung bei geringerer<br />

Fallzahl<br />

+ geringer Beeinflussung <strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstands (Befragte wer<strong>de</strong>n<br />

aufmerksam gemacht, fangen an über das Thema nachzu<strong>de</strong>nken >> falsche Angaben<br />

wer<strong>de</strong>n gemacht)<br />

- Stichprobenfehler !<br />

- begrenzte Aufglie<strong>de</strong>rungsmöglichkeit <strong>de</strong>r Daten<br />

Vor- und Nachteile <strong>de</strong>r Quotenauswahl<br />

+ geringerer Aufwand (Kosten, Zeit)<br />

+ Verzeichnis <strong>de</strong>r Grundgesamtheit nicht erfor<strong>de</strong>rlich<br />

- keine Berechnung von Konfi<strong>de</strong>nzintervallen<br />

- Interviewereinfluß bei <strong>de</strong>r Auswahl (wählt <strong>de</strong>n bequemsten Weg –Freun<strong>de</strong>, Familie;<br />

- baut kleines Panel auf)<br />

- Problem <strong>de</strong>r Quoteneinhaltung<br />

- Merkmalsverteilungen in <strong>de</strong>r Grundgesamtheit müssen bekannt sein (Orientierung<br />

an amtlichen Statistiken o<strong>de</strong>r früheren Befragungen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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4. Zur Entwicklung von Meßinstrumenten<br />

4.1. Überblick<br />

Empfindlichkeit von Meßinstrumenten<br />

in zahlreichen Studien zum Einfluß methodischer Variationen bei <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />

zeigten sich immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utliche Auswirkungen auf die<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

⎣ dabei wer<strong>de</strong>n Stichproben von Personen und HH, die hinsichtlich ihrer<br />

Größe und Repräsentanz vergleichbar sind, mit unterschiedlichen<br />

Erhebungsmetho<strong>de</strong>n (verschie<strong>de</strong>ne Fragemetho<strong>de</strong>n, mündliche, schriftliche<br />

Befragungen ..) konfrontiert<br />

Differenzen bei <strong>de</strong>n Ergebnissen können unter Berücksichtigung von<br />

Zufallsschwankungen auf <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r methodischen Variation<br />

zurückgeführt wer<strong>de</strong>n, wobei natürlich offen bleibt, welches <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

näher am „wahren Wert“ liegt<br />

Beispiele im Skript<br />

⎣ da schon geringfügige Unterschiedlichkeiten von Erhebungsmetho<strong>de</strong>n zu<br />

<strong>de</strong>utlichen Abweichungen führen, ist offenbar die Entwicklung von<br />

Meßinstrumenten und ihr Einsatz beson<strong>de</strong>rs sorgfältig zu untersuchen<br />

Unterschätzung systematischer Fehler im Vergleich zum Zufallsfehler<br />

(Scheingenauigkeit durch ausschließliche Beobachtung <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers)<br />

Bei <strong>de</strong>n Untersuchungsergebnissen <strong>de</strong>r Mafo, die auf Zufallsstichproben beruhen,<br />

wird üblicherweise ein Konfi<strong>de</strong>nzintervall für Schätzwerte bzw. ein<br />

Signifikanzniveau für Tests angegeben. Solche Angaben können insofern auch<br />

irreführend sein, als sie eine Scheingenauigkeit vortäuschen und gelegentlich zu <strong>de</strong>n<br />

Mißverständnissen führen, daß damit das gesamte Spektrum von Fehlermöglichkeiten<br />

erfaßt sei.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re durch die Einflüsse von Meßinstrumenten auf die<br />

Untersuchungsergebnisse und dadurch, daß eine vollständige<br />

Stichprobenausschöpfung nur in Ausnahmefällen erreichbar ist, entsteht ein<br />

sytematischer Fehler, <strong>de</strong>r wesentlich be<strong>de</strong>utsamer als <strong>de</strong>r Stichprobenfehler sein<br />

kann, <strong>de</strong>ssen Ausmaß im Gegensatz zum Stichprobenfehler aber kaum abschätzbar<br />

ist.<br />

in einer Studie kam man zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß <strong>de</strong>r weitaus größte Teil (95%)<br />

<strong>de</strong>s Gesamtfehlers <strong>de</strong>r Untersuchung aus systematische Einflüsse<br />

(Frabebogenformulierung, Interviewereinfluß, mangeln<strong>de</strong> Stichprobenausschöpfung<br />

..) und nur ein kleiner Teil auf Stichprobenfehler zurückzuführen<br />

war<br />

Anwendungsbereich von Messungen<br />

Datenanalysemetho<strong>de</strong>n >> multivariate Verfahren<br />

− hier besteht teilweise die Voraussetzung, daß intervallskalierte Daten verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n, für <strong>de</strong>ren Erhebung oftmals beson<strong>de</strong>rs aufwendige Metho<strong>de</strong>n notwendig sind<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 60


− hinzu kommt <strong>de</strong>r Punkt, daß die Anwendung von Analysemetho<strong>de</strong>n, die zu<br />

differenzierten Ergebnissen führen sollen, natürlich nur dann sinnvoll ist, wenn die<br />

verwen<strong>de</strong>ten Daten mit entsprechen<strong>de</strong>r Genauigkeit erhoben wur<strong>de</strong>n<br />

4.2. Anfor<strong>de</strong>rungen an Meßinstrumente<br />

Die For<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nen die in <strong>de</strong>r Mafo verwen<strong>de</strong>ten Meßinstrumente genügen<br />

sollen/müssen, lassen sich an Hand <strong>de</strong>s Ablaufs <strong>de</strong>s Forschungsprozesses darstellen:<br />

−<br />

Realität<br />

Abstrahierung von Einzelfällen<br />

Konzeptualisier<br />

ung<br />

Messung<br />

Operationalisie<br />

rung<br />

Theoretische<br />

Vermutung<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Datenerhebung<br />

und<br />

Datenanalyse<br />

Interpretation<br />

⎣ Ablauf eines Forschungsprozesses<br />

Empirische Forschung dient letztlich dazu, durch Konfrontation theoretischer<br />

Vermutungen mit realen Beobachtungen, Aussagen über die Realität zu gewinnen.<br />

Realität ist gekennzeichnet durch Komplexität, Dynamik und Einzigartigkeit.<br />

Wesentliche Elemente <strong>de</strong>r Realität (z.B. Einstellungen von Konsumenten) sind<br />

ver<strong>de</strong>ckt, d.h. sie sind direkter Beobachtung nicht zugänglich und es bedarf zu ihrer<br />

Messung beson<strong>de</strong>rer Hilfsmittel. Wegen dieser Eigenschaften ist es auch unmöglich,<br />

Realität vollständig o<strong>de</strong>r auch nur annähernd zu beschreiben.<br />

Deshalb beschränkt man sich auf einige für <strong>de</strong>n jeweiligen Untersuchungszusammenhang<br />

wichtige Ausschnitte <strong>de</strong>r Realität.<br />

0An Stelle <strong>de</strong>s völlig unüberschaubaren Phänomens Konsumentenverhalten<br />

betrachtet man dann beispielsweise nur <strong>de</strong>n Ausschnitt, <strong>de</strong>r sich auf <strong>de</strong>n<br />

Zusammenhang zwischen Einstellung und Markentreue bezieht. Wenn man<br />

von <strong>de</strong>n Konzepten Einstellung o<strong>de</strong>r Markentreue spricht, han<strong>de</strong>lt es sich um<br />

Abstraktionen vielfältiger Einzelerscheinungen, die für die jeweilige<br />

Untersuchungsperspektive zweckmäßig sind<br />

Als Konzeptualisierung bezeichnet man als <strong>de</strong>n Vorgang bei <strong>de</strong>m interessieren<strong>de</strong><br />

Teile <strong>de</strong>r Realität abstrahierend gekennzeichnet und Vermutungen über Beziehungen<br />

zwischen diesen Elementen angestellt wer<strong>de</strong>n. Damit wird auch die<br />

Betrachtungsweise <strong>de</strong>r Realität festgelegt.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Der nächste Untersuchungsschritt – die Operartionalisierung - basiert auf<br />

bestimmten theoretischen Vermutungen, die das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

Konzeptionierungsphase waren. Dort können Erfahrungen <strong>de</strong>s Forschers, frühere<br />

Untersuchungsergebnisse, einschlägige Theorien etc. eingeflossen sein. Bei<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen haben diese Vermutungen (Hypothesen) oft einen<br />

recht hohen Allgemeinheitsgrad (Einstellungen <strong>de</strong>terminieren das<br />

Markenwahlverhalten), bei praktischen Fragestellungen ist dieser eher gering (durch<br />

Anzeige x läßt sich eine stärkere Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Einstellungen gegenüber Produkt A<br />

erreichen als durch Anzeige y).<br />

Exkurs ⎢ Theorien<br />

Definition:<br />

Eine Theorie ist eine Menge miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ner Konstrukte (Konzepte),<br />

Definitionen und Lehrsätze, die einen systematischen Überblick über Phänomene<br />

vermitteln, in<strong>de</strong>m sie die Beziehung zwischen Variablen zu <strong>de</strong>m Zweck spezifizieren,<br />

Phänomene zu erklären und vorherzusagen<br />

Be<strong>de</strong>utung von Theorien:<br />

Das grundlegen<strong>de</strong> Ziel <strong>de</strong>r Wissenschaft ist die Theorie. Vielleicht weniger<br />

geheimnisvoll ausgedrückt heißt das: Das grundlegen<strong>de</strong> Ziel <strong>de</strong>r Wissenschaft besteht<br />

darin, natürliche Phänomene zu erklären. Solche Erklärungen wer<strong>de</strong>n Theorien<br />

genannt.<br />

Um prüfen zu können, inwieweit die theoretischen Vermutungen die Realität<br />

wie<strong>de</strong>rgeben, benötigt man geeignete Metho<strong>de</strong>n. Man muß also entschei<strong>de</strong>n, mit<br />

welchen konkreten Befragungs- o<strong>de</strong>r Beobachtungstechniken Meßwerte für die<br />

interessieren<strong>de</strong>n Konzepte gesammelt wer<strong>de</strong>n sollen, wie die einzelnen<br />

Erhebungseinheiten auszuwählen sind etc. Das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

Operationalisierungsphase ist ein Metho<strong>de</strong>nbün<strong>de</strong>l (Instrumente <strong>de</strong>r Datenerhebung<br />

und –analyse), das geeignet sein soll, die zuvor aufgestellten Vermutungen mit <strong>de</strong>r<br />

Realität zu konfrontieren. Die Anwendung von Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenerhebung auf<br />

Elemente <strong>de</strong>r Realität bezeichnet man als Messung.<br />

Ausprägungen von Merkmalen an Untersuchungsobjekten wer<strong>de</strong>n also durch<br />

entsprechen<strong>de</strong> Meßinstrumente ermittelt und die so gewonnenen Daten fließen<br />

zurück, um mit <strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Datenanalyse dargestellt, verdichtet und auf<br />

Zufälligkeit ihres Zustan<strong>de</strong>kommens geprüft zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Erst am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Forschungsprozesses – in <strong>de</strong>r Interpretationsphase – kann<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n, inwieweit die Untersuchungsergebnisse die anfangs aufgestellten<br />

theoretischen Vermutungen bestätigen.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Beispiel: Vorgehensweise bei einer empirischer Untersuchung zur<br />

Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

Gigantische<br />

Vielfalt von<br />

Verhaltens-<br />

weisen und<br />

Marketing-<br />

phänomenen<br />

Vermutung:<br />

Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

⎢ Markentreue<br />

Fragebogen<br />

Stichprobe<br />

Statistik<br />

Fragen:<br />

Ja/Nein<br />

Stärke?<br />

Überprüfung Interpretation Entscheid<br />

Wenn nur bei einem dieser Schritte Fehler auftreten insofern, daß ein Schritt nicht <strong>de</strong>n<br />

im vorhergehen<strong>de</strong>n festgelegten Anfor<strong>de</strong>rungen (eine Meßmetho<strong>de</strong> spiegelt ein<br />

theoretisches Konzept nur ungenügend wi<strong>de</strong>r) entspricht o<strong>de</strong>r daß Störfaktoren<br />

(Interviewereinfluß, Fehler bei <strong>de</strong>r Datenaufbereitung ..) wirksam wer<strong>de</strong>n, dann sagt<br />

das Ergebnis einer Untersuchung über die am Anfang stehen<strong>de</strong>n theoretischen<br />

Vermutungen, also <strong>de</strong>n eigentlichen Untersuchungsgegenstand nichts o<strong>de</strong>r wenig aus.<br />

Die Untersuchung hätte ihren Zweck verfehlt.<br />

〈 hinsichtlich <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten stellen sich zwei Fragen:<br />

• in welchem Maße die Meßinstrumente das zu messen<strong>de</strong> Konzept tatsächlich<br />

wie<strong>de</strong>rgeben = Validität (Gültigkeit)<br />

∑ eine Messung wird als gültig angesehen, wenn ihr Ergebnis<br />

<strong>de</strong>n Sachverhalt, <strong>de</strong>r ermittelt wer<strong>de</strong>n soll, tatsächlich<br />

wie<strong>de</strong>rgibt<br />

• in welchem Maße <strong>de</strong>r Meßvorgang durch zufällige Einflüsse beeinträchtigt<br />

wer<strong>de</strong>n kann = Reliabilität (Verläßlichkeit)<br />

∑ als Reliabilität bezeichnet man die Unabhängigkeit eines<br />

Ergebnisses von einem einmaligen Meßvorgang und <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen situativen („zufälligen“) Einflüssen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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„Wahrheit“ Validität<br />

Reliabilität<br />

Beispiele für gängige Validitäts- und Reliabilitätsprobleme in<br />

<strong>de</strong>r Mafo:<br />

− Validitätsprobleme<br />

Wie<strong>de</strong>rholungskäufe >> Markentreue<br />

Kontakt zu Werbung >> Wahrnehmung von Werbung<br />

Erinnerte Käufe >> tatsächliche Käufe<br />

Kaufabsicht >> Kaufverhalten<br />

− Reliabilitätsprobleme<br />

letzte gekaufte Marke >> präferierte Marke<br />

situative Faktoren beim Interview<br />

Reliabilität gilt als (notwendige, aber nicht hinreichen<strong>de</strong>) Voraussetzung <strong>de</strong>r Validität,<br />

<strong>de</strong>nn selbst eine (scheinbar) vali<strong>de</strong> Messung, die mit Zufallsfehlern behaftet ist, wür<strong>de</strong><br />

einem wahren Wert nicht entsprechen. An<strong>de</strong>rerseits ist eine verläßliche Messung mit<br />

geringer Gültigkeit, bei <strong>de</strong>r also mit großer Genauigkeit das falsche Phänomen<br />

gemessen wird, min<strong>de</strong>stens ebenso nutzlos.<br />

+ wahren Wert <strong>de</strong>s zu messen<strong>de</strong>n Konzept Xw<br />

+ <strong>de</strong>m systematischen Fehler bei <strong>de</strong>r Messung Xs<br />

+ <strong>de</strong>m zufälligen Fehler bei <strong>de</strong>r Messung Xf<br />

= Meßwert Xb<br />

>> Xb=Xw+Xs+Xz<br />

Realität<br />

>> <strong>de</strong>r gemessene Wert entspricht also <strong>de</strong>m wahren Wert wenn systematischer und<br />

zufälliger Fehler gleich Null sind<br />

Validität bei: Xs=0 und Xz=0<br />

Reliabilität bei: Xz=0<br />

Theorie<br />

Metho<strong>de</strong>n<br />

Bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten kommt es also darauf an, diese bei<strong>de</strong>n<br />

Fehlerarten zu minimieren. Kann man sicherstellen, daß keinerlei systematische o<strong>de</strong>r<br />

zufällige Fehler ein Untersuchungsergebnis maßgeblich beeinflussen, dann hat dieses<br />

Ergebnis Aussagekraft für die interessieren<strong>de</strong>n Phänomene <strong>de</strong>r Realität.<br />

! Konstruktvalidität bezieht sich auf die Entsprechung von einem unbeobachteten,<br />

begrifflich festgelegten Konzept und <strong>de</strong>m dafür entwickelten Meßinstrument !<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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! Jacoby bezeichnet <strong>de</strong>n Ausschluß alternativer Erklärungsmöglichkeiten als<br />

Validierung !<br />

4.3. Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten<br />

4.3.1. Der Ansatz von Churchill<br />

Prüfung von Validität und Reliabilität<br />

Stellt man Validität und Reliabilität als zentrale Anfor<strong>de</strong>rungen an Meßinstrumente,<br />

dann stellt sich die Frage, wie geprüft wer<strong>de</strong>n kann, ob ein Meßinstrument diesen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen genügt.<br />

Die Gegenüberstellung von Untersuchungsergebnissen und „wahren Werten“ zur<br />

Prüfung <strong>de</strong>r Validität einer Messung schei<strong>de</strong>t im Regelfall aus, da ja <strong>de</strong>r „wahre<br />

Wert“ nicht bekannt ist und erst durch die Schätzung ermittelt wer<strong>de</strong>n soll. Auch <strong>de</strong>r<br />

für die Reliabilität kennzeichnen<strong>de</strong> Aspekt <strong>de</strong>r Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse von<br />

zufälligen Einflüssen bei einzelnen Meßvorgängen läßt sich nur sehr schwer in <strong>de</strong>r<br />

Forschungspraxis umsetzen. Eine Prüfung <strong>de</strong>r Reliabilität einer Messung müßte<br />

darauf hinauslaufen, daß <strong>de</strong>r gleiche Meßvorgang zu verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten zum<br />

gleichen Ergebnis führen müßte. Neben <strong>de</strong>r Schwierigkeit, die Datenerhebung für<br />

eine Untersuchung mehrfach durchzuführen, tritt das Problem, daß man bei dieser Art<br />

<strong>de</strong>r Reliabilitätsüberprüfung die Konstanz <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Phänomene im<br />

Zeitablauf unterstellen muß!<br />

Exkurs: Prüfung <strong>de</strong>r Reliabilität<br />

• Test-Retest-Reliabilität<br />

- Korrelation mit einer Vergleichsmessung <strong>de</strong>sselben Meßinstruments zu einem<br />

zweiten Zeitpunkt<br />

- Probleme: Einfluß <strong>de</strong>s Meßvorgangs<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf<br />

• Parallel-Test-Reliabilität<br />

- Korrelation mit einer Vergleichsmessung eines entsprechen<strong>de</strong>n Meßinstruments<br />

- Problem: Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse durch Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Meßinstrumente<br />

• Interne-Konsistenz-Reliabilität<br />

- Korrelation zwischen zwei Hälfte einer Multi-Item-Skala<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Prüfung von Validität<br />

• Inhalts-Validität (content validity, face validity)<br />

bezieht sich auf die (häufig von Experten beurteilte) logische Eignung und<br />

Vollständigkeit <strong>de</strong>s benutzten Meßinstruments<br />

• Kriterien-Validität (criterion validity)<br />

bezieht sich darauf, daß die Ergebnisse einer Messung einer etablierten Beziehung zu<br />

Messungen an<strong>de</strong>rer Konzepte entsprechen (>>concurrent validity, predictiv validity)<br />

• Konvergenz-Validität<br />

ist gegeben, wenn sich ein Meßinstrument genauso verhält wie an<strong>de</strong>re (möglichst<br />

unterschiedliche) Meßinstrumente für das gleiche Konzept<br />

• Diskriminanz-Validität<br />

ist gegeben, wenn die Korrelation einer Messung mit an<strong>de</strong>ren (formal ähnlichen)<br />

Maßen, die für an<strong>de</strong>re nicht damit zusammenhängen<strong>de</strong> Konzepte stehen, relativ<br />

gering ist<br />

Für die praktische Anwendung in <strong>de</strong>r empirischen <strong>Marktforschung</strong> wer<strong>de</strong>n wegen<br />

dieser Probleme an<strong>de</strong>re Hilfsmittel zur Validitäts- und Reliabilitätsüberprüfung von<br />

Meßinstrumenten empfohlen.<br />

Der Entwicklungsprozeß von Meßinstrumenten umfaßt <strong>de</strong>ren Entwurf sowie <strong>de</strong>ren<br />

Korrektur und Verfeinerung auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Ergebnisse dieser Prüfungen, die auf<br />

einem Vorschlag von Churchill beruhen.<br />

Multi-Item-Skalen<br />

Bei <strong>de</strong>m Ansatz von Churchill gibt es allerdings die Einschränkung, daß die während<br />

dieses Entwicklungsprozesses einzusetzen<strong>de</strong>n Hilfsmittel nur auf sogenannten Multi-<br />

Item-Skalen sinnvoll angewandt wer<strong>de</strong>n können.<br />

∑ darunter versteht man Erhebungstechniken, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r gesuchte Meßwert nicht<br />

auf einer einzelnen Angabe einer Auskunftsperson beruht, son<strong>de</strong>rn durch<br />

Zusammenfassen <strong>de</strong>r Angaben bezüglich einer größeren Zahl von Fragen (Item)<br />

zustan<strong>de</strong> kommt.<br />

>> das gängigste Beispiel dafür sind die Likert-Skalen<br />

Exkurs:<br />

Likert-Skala<br />

• Auskunftspersonen bekommen einige Aussagen (positive und negative) bezüglich<br />

<strong>de</strong>s Untersuchungsgegenstan<strong>de</strong>s vorgelegt<br />

• Antwortmöglichkeiten: starke Zustimmung, Zustimmung, Unentschie<strong>de</strong>n,<br />

Ablehnung, starke Ablehnung<br />

• Additive Zusammenfassung zu einem Meßwert (für die Einstellung)<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Entwicklung einer Likert-Skala<br />

• Auswahl von Items<br />

- Definition <strong>de</strong>s zu untersuchen<strong>de</strong>n Konstrukts<br />

- allgemeine Grundsätze <strong>de</strong>r Frageformulierung<br />

• Pretest<br />

- haben Items Varianz?<br />

- Diskriminationsvermögen <strong>de</strong>r Items<br />

- Korrelation Item-Wert Gesamtwert<br />

• Hauptuntersuchung<br />

- Berechnung <strong>de</strong>s Skalenwerts für je<strong>de</strong> Auskunftsperson<br />

Die Beschränkung auf Multi-Item-Skalen ist aber nicht so gravierend, da diese<br />

generell zur Messung komplexer Phänomene empfohlen wer<strong>de</strong>n.<br />

⎣ Grün<strong>de</strong> für die Bevorzugung dieser Multi-Item-Skalen sind:<br />

• mehrere Items sind eher als ein einzelnes geeignet, <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Facetten<br />

eines zu messen<strong>de</strong>n Konzepts (z.B. Einstellung zu einer Marke) gerecht zu<br />

wer<strong>de</strong>n = gute Entsprechung bezüglich komplexer Phänomene<br />

• Multi-Item-Skalen ergeben feiner differenzierte Meßwerte als Single-Item-Skalen<br />

• wegen <strong>de</strong>r geringen Abhängigkeit <strong>de</strong>s ermittelten Meßwerts von <strong>de</strong>r Reaktion auf<br />

ein einzelnes Item ist die Reliabilität von Multi-Item-Skalen ten<strong>de</strong>nziell höher als<br />

die von Single-Item-Skalen<br />

• Annäherung an ein höheres Meßniveau<br />

Entwicklung von Multi-Item-Skalen<br />

4.3.2. Entwurf von Meßinstrumenten<br />

Definition <strong>de</strong>s Konstrukts<br />

Auswahl von Items<br />

Datensammlung<br />

Bereinigung <strong>de</strong>s Meßinstruments<br />

Datensammlung<br />

Prüfung <strong>de</strong>r Reliabilität<br />

Prüfung <strong>de</strong>r Validität<br />

Feststellung von Normwerten<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Definition von Konzepten als Voraussetzung für <strong>de</strong>ren Meßbarkeit<br />

Die Operationalisierungsphase, in <strong>de</strong>r u.a. die einzusetzen<strong>de</strong>n Meßinstrumente<br />

festgelegt wer<strong>de</strong>n, schließt direkt an die Konzeptualisierung an. Ausgangspunkt muß<br />

daher die exakte Definition <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Konzepte sein.<br />

Die exakte und explizite Definition <strong>de</strong>r zu messen<strong>de</strong>n Konzepte ist nicht nur<br />

unverzichtbare Grundlage für je<strong>de</strong> Validitätsprüfung, weil eben sonst kein Maßstab<br />

existiert, mit <strong>de</strong>m beurteilt wer<strong>de</strong>n kann, ob tatsächlich das gemessen wur<strong>de</strong>, was<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Sie bestimmt auch <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r in einer Skala zu verwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Items. Im Interesse<br />

<strong>de</strong>r Vergleichbarkeit von Untersuchungsergebnissen ist im Zweifel <strong>de</strong>r Anpassung an<br />

früher verwen<strong>de</strong>te Definitionen <strong>de</strong>r Vorzug gegenüber neuen Definitionen zu geben.<br />

Definition eines Konzepts/Konstrukts<br />

• schriftliche Formulierung<br />

• basierend auf Literatur<br />

• Abgrenzung zu an<strong>de</strong>ren Konzepten<br />

• was gehört dazu, was nicht? >>Inhaltsvalidität<br />

Sammlung von Items<br />

Die Umsetzung (Operationalisierung) eines theoretischen Konzepts in ein adäquates<br />

Meßinstrument beginnt mit <strong>de</strong>r Sammlung von Items. Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnis (siehe 4.2.)<br />

ist, daß die verwen<strong>de</strong>ten Items <strong>de</strong>m interessieren<strong>de</strong>n Konzept (und nur diesem!) mit<br />

allen relevanten Aspekten möglichst exakt und vollständig entsprechen sollen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Sammlung von Items für die Messung von Einstellungen zu<br />

einer bestimmten Automarke muß beispielsweise sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

daß die für solche Einstellungen relevanten Faktoren<br />

(Wirtschaftlichkeit, Sicherheit, Komfort ..) berücksichtigt sind. Items,<br />

die eher einem an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m Einstellungskonzept zuzuordnen sind<br />

(z.B. Kaufabsichten) müssen frühzeitig eliminiert wer<strong>de</strong>n, da eine<br />

Messung bei <strong>de</strong>r sie eine Rolle spielen, eben keine reine<br />

Einstellungsmessung mehr wäre<br />

Genügt eine Skala diesen Anfor<strong>de</strong>rungen, dann entspricht sie <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>r<br />

Inhaltsvalidität.<br />

es gibt unterschiedliche Möglichkeiten Items zu sammeln (generieren), wobei diese in<br />

<strong>de</strong>r Regel parallel genutzt wer<strong>de</strong>n :<br />

• logische und/o<strong>de</strong>r kreative Ableitung aus <strong>de</strong>r Definition eines Konzepts<br />

• Sammlung in früheren Untersuchungen verwen<strong>de</strong>ter Items<br />

• Auswertung von Literatur zu <strong>de</strong>m interessieren<strong>de</strong>n Konzept<br />

• Expertengespräche<br />

• qualitative Vorstudien (Tiefeninterviews, Gruppendiskussionen …) bei<br />

Angehörigen <strong>de</strong>r für die Untersuchung relevanten Zielgruppe<br />

• Einzelfallstudien, Critical Inci<strong>de</strong>nt Technique<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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4.3.3. Erste Prüf- und Modifizierungsphase<br />

Prüfung <strong>de</strong>r Items in einer Vorstufe<br />

<strong>de</strong>r nächste Schritte bei <strong>de</strong>r Entwicklung eines Meßinstruments beginnt mit <strong>de</strong>r<br />

Sammlung von Daten bei einer relativ kleinen Stichprobe. Die ausgewählten Personen<br />

wer<strong>de</strong>n mit allen bisher vorhan<strong>de</strong>nen Items konfrontiert. Ihre Antworten wer<strong>de</strong>n dann<br />

– je nach Art <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Items – in Zahlenwerte ( 1 bis 5, 1 bis 7) je nach Grad<br />

<strong>de</strong>r Zustimmung umgesetzt.<br />

Diese Werte sollen hinreichend gut an eine Intervallskalierung angenähert sein. Die<br />

auf diese Weise zustan<strong>de</strong> gekommene Datenmatrix bil<strong>de</strong>t die Grundlage für<br />

Analysen, die wesentliche Aspekte <strong>de</strong>r Reliablität und Validität betreffen.<br />

Zunächst wird an die Überlegung angeknüpft, daß sich Reliabilität auf die<br />

Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Meßwerte von <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten und Zufälligkeiten eines<br />

einzelnen Meßvorgangs bezieht. Eine Reliabilitätsprüfung durch Wie<strong>de</strong>rholung eines<br />

Meßvorgangs und Vergleichs <strong>de</strong>r Ergebnisse wäre sehr aufwendig und auch in<br />

methodischer Hinsicht problematisch, u.a. dadurch, daß eine Vormessung das<br />

Ergebnis einer Nachmessung beeinflussen kann.<br />

Split-Half-Reliabilität<br />

Es läßt sich aber so vorgehen, daß nicht alle Item-Werte einer Auskunftsperson durch<br />

Addition zu einem Gesamtwert zusammengefügt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ein Maß für die<br />

Ausprägung <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Konzepts <strong>de</strong>r jeweiligen Person sein soll.<br />

Statt <strong>de</strong>ssen teilt man die Gesamtheit <strong>de</strong>r Items in 2 Hälften und erhält durch additive<br />

Verknüpfung innerhalb <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gruppen dann 2 Meßwerte. Man kommt auf diese<br />

Weise in einem Meßvorgang zu 2 sehr ähnlichen Meßinstrumenten (mit gleich<br />

strukturierten, aber unterschiedlich formulierten Items) für ein Konzept. Die<br />

Reliabilität einer Meßmetho<strong>de</strong> müßte sich in einem hohen Korrelationskoeffizienten<br />

für die bei<strong>de</strong>n Teil-Skalen nie<strong>de</strong>rschlagen.<br />

Basis für diesen Ansatz ist die Domain Sampling Theorie, die davon ausgeht, daß<br />

je<strong>de</strong> Menge in einer Skala verwen<strong>de</strong>ten Items eine Stichprobe aus einer großen, alle<br />

Facetten <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Konzepts vollständig ab<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r Items ist.<br />

Bil<strong>de</strong>t man in <strong>de</strong>r oben erwähnten Weise 2 Teil-Skalen, so hat man damit 2<br />

Stichproben von Items aus einer (natürlich unbekannten) Grundgesamtheit von Items<br />

gezogen, die zu äquivalenten Ergebnissen führen müßten.<br />

Ist dies bei einer hinreichend großen Zahl von Items nicht <strong>de</strong>r Fall, dann sind offenbar<br />

zufällige Einflüsse bei <strong>de</strong>r Messung wirksam, die Reliabilität ist also gering.<br />

⎣ gemäß diesen Überlegungen auch <strong>de</strong>r Name dieser Vorgehensweise: Split-Half-<br />

Reliabilität<br />

Cronbach`s ∇<br />

Nun kann die Aufteilung einer Menge von Items in 2 Hälften in unterschiedlicher<br />

Weise erfolgen und daher nicht zu ein<strong>de</strong>utigen Reliabilitätsindikatoren führen. Dieses<br />

Problem kann dadurch behoben wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Reliabilitätskoeffizienten<br />

Cronbach`s ∇ verwen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r Korrelationskoeffizienten aller<br />

möglichen Kombinationen von Skalenhälften entspricht.<br />

Der ∇-Koeffizient ist somit ein Maß für die interne Konsistenz einer Skala. Er kann<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n, um bei <strong>de</strong>r Skalenentwicklung aus <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>r anfangs<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 69


vorhan<strong>de</strong>nen Items die weniger geeigneten zu eliminieren. Vergleiche <strong>de</strong>s ∇-Wertes<br />

einer Skala mit <strong>de</strong>n ∇-Werten für die (fast) gleichen Skalen, bei <strong>de</strong>nen jeweils eines<br />

<strong>de</strong>r Items nicht enthalten ist, zeigen an, inwieweit die betreffen<strong>de</strong>n Items geeignet<br />

sind, die Reliabilität <strong>de</strong>r Skala zu erhöhen o<strong>de</strong>r zu verringern.<br />

Ein zweiter Indikator für die Nützlichkeit eines Items in einer Skala ist die<br />

Korrelation dieses Items mit <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>n restlichen Items gebil<strong>de</strong>ten Gesamtwert <strong>de</strong>r<br />

Skala. Eine geringere Korrelation weist darauf hin, daß ein Item die Reliablität eines<br />

Meßinstruments eher verringert und/o<strong>de</strong>r daß es nicht hinreichend <strong>de</strong>m zu messen<strong>de</strong>n<br />

Konzept entspricht und insofern die Validität <strong>de</strong>r Messung beeinträchtigt.<br />

Faktorenanalyse bei <strong>de</strong>r Validitätsüberprüfung<br />

Ausschließlich auf die Validitätsüberprüfung eines Item-Pools ist <strong>de</strong>r Einsatz <strong>de</strong>r<br />

Faktorenanalyse in dieser Phase <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Meßinstrumente gerichtet. Die<br />

Faktorenanalyse dient bekanntlich <strong>de</strong>r Datenreduktion, in<strong>de</strong>m sie dazu beiträgt, eine<br />

relativ kleine Zahl von Dimensionen (Faktoren) zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die einen großen<br />

Teil <strong>de</strong>r Varianz einer größeren Zahl von Variablen erklären. Validität eines<br />

Meßinstruments ist ja dadurch charakterisiert, daß dieses tatsächlich <strong>de</strong>m (und nur<br />

<strong>de</strong>m) zu messen<strong>de</strong>m Konzept entspricht.<br />

Wenn sich durch eine Faktorenanalyse zeigt, daß die Items <strong>de</strong>utlich verschie<strong>de</strong>nen<br />

Dimensionen zuzuordnen sind, so ist dies ein Hinweis darauf, daß ein Teil <strong>de</strong>r Items<br />

mit einem an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m zu messen<strong>de</strong>n Konzept korrespondieren.<br />

Exkurs: Faktorenanalyse<br />

• als eindimensionales Konstrukt<br />

- erster Faktor erklärt weitaus größten Teil <strong>de</strong>r Varianz; alle Items hoch<br />

- korreliert mit ersten Faktor<br />

• als mehrdimensionales Konstrukt<br />

- Anzahl „wichtiger“ Faktoren = Anzahl <strong>de</strong>r Dimensionen<br />

- Items korrelieren mit entsprechen<strong>de</strong>n Faktoren<br />

Eliminierung von Items<br />

In <strong>de</strong>r ersten Prüfungsphase wer<strong>de</strong> also aus einem relativ großem Item-Pool die Items<br />

eliminiert, die hinsichtlich Reliabilität und/o<strong>de</strong>r Validität nicht befriedigen können.<br />

Als Ergebnis dieser Phase erhält man einen <strong>de</strong>utlich modifizierten (nicht zuletzt<br />

reduzierten) Item-Pool, <strong>de</strong>r in vielen Fällen schon <strong>de</strong>n am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Entwicklungsprozesses stehen<strong>de</strong>n Meßinstrument ähnelt.<br />

4.3.4. Zweite Prüf-und Modifizierungsphase<br />

Die so entwickelte Rohfassung eines Meßinstruments wird nun im Rahmen eines<br />

erneuten empirischen Tests weiter geprüft und ggf. modifiziert. Dazu wird die Skala<br />

im Rahmen einer Stichprobe angewandt, die größer und eher repräsentativ ist als bei<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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<strong>de</strong>r ersten Prüfungsphase. Die Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Prüfung Reliabilität <strong>de</strong>r Skala<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich kaum vom vorhergehen<strong>de</strong>n Schritt:<br />

die Evaluierung <strong>de</strong>r einzelnen Items an Hand <strong>de</strong>s Reliabilitätskoeffizienten und <strong>de</strong>r<br />

Korrelation <strong>de</strong>r einzelnen Items mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r Gesamtskala steht im<br />

Mittelpunkt. Auf dieser Basis wird das Meßinstrument durch Eliminierung o<strong>de</strong>r<br />

Verän<strong>de</strong>rung einzelner Items modifiziert. Sollte sich das Ergebnis aus <strong>de</strong>r ersten<br />

Prüfungsphase bestätigen, so spricht das dafür, daß die Ergebnisse nicht durch<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten einer bestimmten Untersuchungssituation begrün<strong>de</strong>t sind.<br />

Prüfung <strong>de</strong>r Validität<br />

Mit <strong>de</strong>r Validität steht und fällt die Qualität eines Meßinstruments und damit <strong>de</strong>r<br />

ganzen Untersuchung in <strong>de</strong>r dieses verwen<strong>de</strong>t wird. Da man die Validität einer<br />

Messung in aller Regel nicht durch <strong>de</strong>n Vergleich <strong>de</strong>s Meßwerts mit <strong>de</strong>m ja<br />

unbekannten wahren Wert <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Konzepts ermitteln kann, bedient man<br />

sich hilfsweise <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r Konvergenzvalidität und <strong>de</strong>r Diskriminanzvalidität.<br />

∑ Konvergenzvalidität<br />

Wenn das gleiche Konzept mit zwei verschie<strong>de</strong>nen Meßinstrumenten gemessen wird,<br />

so müssen die Ergebnisse sehr ähnlich sein (konvergieren), sofern diese Instrumente<br />

vali<strong>de</strong> sind. Bei<strong>de</strong> Instrumente sollen möglichst wenig methodische Gemeinsamkeiten<br />

haben, da sonst die Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Meßwerte ein Artefakt sein könnte, das durch<br />

eben diese Gemeinsamkeiten verursacht wur<strong>de</strong>. Wenn also 2 sehr unähnliche<br />

Meßverfahren angewandt auf das gleiche Konzept zu konvergieren<strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

führen, dann sind diese Ergebnisse offenbar unabhängig vom Erhebungsverfahren und<br />

dürften somit das interessieren<strong>de</strong> Konzept wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />

⎣ ist gegeben, wenn sich ein Meßinstrument genauso verhält wie an<strong>de</strong>re (möglichst<br />

unterschiedliche) Meßinstrumente für das gleiche Konzept<br />

∑ Diskriminanzvalidität<br />

Wenn man mit <strong>de</strong>m gleichen Typ von Meßinstrumenten (z.B. Likert-Skala)<br />

verschie<strong>de</strong>ne Konzepte mißt, dann sollen die Ergebnisse nicht korreliert sein.<br />

Ansonsten wür<strong>de</strong>n die Meßwerte ja weniger die Unterschiedlichkeit <strong>de</strong>r Konzepte<br />

wie<strong>de</strong>rgeben, son<strong>de</strong>rn eher auf systematische Einflüsse <strong>de</strong>r Meßmetho<strong>de</strong>n<br />

zurückzuführen sein, was natürlich das Vertrauen in <strong>de</strong>ren Validität schwin<strong>de</strong>n ließe.<br />

Mit vali<strong>de</strong>n Meßverfahren angewandt auf verschie<strong>de</strong>ne Konzepte soll man die<br />

Meßwerte für diese Konzepte unterschei<strong>de</strong>n (diskriminieren) können.<br />

⎣ ist gegeben, wenn die Korrelation einer Messung mit an<strong>de</strong>ren (formal ähnlichen)<br />

Maßen, die für an<strong>de</strong>re nicht damit zusammenhängen<strong>de</strong> Konzepte stehen, relativ<br />

gering ist<br />

⎣ die Multimerkmals-Multimetho<strong>de</strong>n-Matrix wird zur Prüfung <strong>de</strong>r von<br />

Konvergenz- und Diskriminanzvalidität notwendigen Korrelationskoeffizienten<br />

verwen<strong>de</strong>t (Campbell + Fiske)<br />

Unbefriedigen<strong>de</strong> Ergebnisse dieser Prüfphase führen – ebenso wie bei ersten Schritt –<br />

zu einer Rückkopplung im Prozeß <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Meßinstruments, was<br />

typischerweise be<strong>de</strong>utet, daß <strong>de</strong>r Prozeß <strong>de</strong>r Generierung von Items wie<strong>de</strong>r<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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aufgenommen wird und/o<strong>de</strong>r daß die Angemessenheit <strong>de</strong>r für das Konzept<br />

verwen<strong>de</strong>ten Definition in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n muß.<br />

4.3.5. Einsatz <strong>de</strong>s Meßinstruments<br />

Die Anwendung eines mit obiger Metho<strong>de</strong> entwickelten Meßinstruments bereitet<br />

keine speziellen Probleme mehr. Man sollte aber 2 Aspekte beachten; oftmals ist die<br />

Aussagekraft eines Meßwerts allein gering. Beispielsweise sind bestimmte<br />

Einstellungswerte ohne Vergleichsmöglichkeit kaum interpretierbar. Deshalb bedient<br />

man sich in <strong>de</strong>r Praxis häufig <strong>de</strong>s Vergleichs eines Meßwertes mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Werten:<br />

• die zu einem an<strong>de</strong>ren Zeitpunkt zustan<strong>de</strong> gekommen waren (z.B. Einstellungen zu<br />

Produkten vor und nach einer Werbekampagne)<br />

• die sich auf an<strong>de</strong>re Grundgesamtheiten von Personen o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re Objekte<br />

beziehen (z.B. Einstellungen zu verschie<strong>de</strong>nen Produkten)<br />

• die Normwerte für bestimmte Grundgesamtheiten o<strong>de</strong>r Objekte darstellen<br />

Diese Vorgehensweise setzt voraus, daß ein Meßinstrument mehrfach – in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Untersuchungszusammenhängen o<strong>de</strong>r zu verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten –<br />

eingesetzt wird. Angesichts <strong>de</strong>s aufwendigen Entwicklungsprozesses für<br />

Meßinstrumente <strong>de</strong>r Mafo ist das auch naheliegend.<br />

Bisher wur<strong>de</strong> die Konzeption <strong>de</strong>r Datenerhebung für die Mafo behan<strong>de</strong>lt; Probleme<br />

<strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s Untersuchungs<strong>de</strong>signs, <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten<br />

und <strong>de</strong>r Stichprobenziehung wur<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lt.<br />

Gemäß <strong>de</strong>m Phasenablauf einer <strong>Marktforschung</strong>suntersuchung schließt sich nun <strong>de</strong>r<br />

Analyseplan an, <strong>de</strong>r dazu dienen soll, die Eignung <strong>de</strong>r gewählten Erhebungsmetho<strong>de</strong>n<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r gewünschten Analyse- und Aussagemöglichkeiten zu überprüfen und<br />

rechtzeitige Korrekturen zu ermöglichen. Zum Analyseplan lassen sich aber kaum<br />

methodische o<strong>de</strong>r theoretische Aspekte erörtern.<br />

5. Datensammlung und –aufbereitung<br />

5.1. Überblick<br />

Im Mittelpunkt stehen hier die Tätigkeiten, die zwischen <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s<br />

Untersuchungs<strong>de</strong>signs mit allen Einzelheiten und <strong>de</strong>r statistischen Datenanalyse<br />

stattfin<strong>de</strong>n: die Sammlung <strong>de</strong>r Daten im „Feld“ und <strong>de</strong>ren Aufbereitung. Viele <strong>de</strong>r<br />

dabei relevanten Gesichtspunkte sind eher technischer o<strong>de</strong>r handwerklicher Art, und<br />

interessieren bei einer wissenschaftlichen Behandlung <strong>de</strong>s Gesamtkomplexes nur am<br />

Ran<strong>de</strong>.<br />

Man muß sich allerdings klar machen, daß die Genauigkeit und Gültigkeit von<br />

Untersuchungsergebnissen nur so gut ist, wie das schwächste Glied in <strong>de</strong>r Kette <strong>de</strong>r<br />

Schritte, die zu diesen Ergebnissen geführt haben. Man kann sich vorstellen, daß alle<br />

Sorgfalt bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stichprobenziehung<br />

vergeblich bleiben muß, wenn <strong>de</strong>r Interviewer bei <strong>de</strong>r Datensammlung bestimmte<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Anweisungen nicht beachtet o<strong>de</strong>r wenn Fehler bei <strong>de</strong>r Codierung und Eingabe <strong>de</strong>r<br />

Daten in <strong>de</strong>n Computer auftreten.<br />

Daher wer<strong>de</strong>n hier Aspekte <strong>de</strong>r Datensammlung und –aufbereitung vor allem aus <strong>de</strong>m<br />

Blickwinkel <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Fehlermöglichkeiten betrachtet.<br />

Arten von Fehler in <strong>de</strong>r <strong>Marktforschung</strong><br />

Gesamtfehler<br />

Systematischer Fehler Stichprobenfehler<br />

Meßfehler Ausfall von Messungen<br />

Fehler <strong>de</strong>s Fehler beim Fehler bei Fehlerhafte Fehlen<strong>de</strong><br />

Meß- Meßvorgang <strong>de</strong>r Verar- Stichprobenbasis Angaben<br />

instruments beitung <strong>de</strong>r von Stichproben-<br />

Meßwerte elementen<br />

Stichprobenfehler<br />

Auch Zufallsfehler genannt resultiert aus <strong>de</strong>r zufälligen Schwankung von<br />

Stichprobenergebnissen um einen „wahren Wert“, <strong>de</strong>r für die Grundgesamtheit gilt.<br />

Diese Abweichungen können von Stichprobe zu Stichprobe unterschiedlich sein und<br />

sind nie ganz zu vermei<strong>de</strong>n, da sie mit <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Stichprobenziehung<br />

verbun<strong>de</strong>n sind. Durch die Vergrößerung einer Stichprobe kann man Fehler dieser Art<br />

allerdings reduzieren.<br />

Die Größe <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers ist im Gegensatz zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Arten<br />

systematischer Fehler allerdings berechenbar, sofern die Auswahl <strong>de</strong>r<br />

Stichprobenelemente zufällig erfolgt ist.<br />

Systematische Fehler<br />

können dadurch entstehen, daß Meßfehler auftreten o<strong>de</strong>r daß Messungen nicht<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, die notwendig wären, um die zu untersuchen<strong>de</strong>n<br />

Merkmalsverteilungen in einer Grundgesamtheit möglichst exakt wi<strong>de</strong>rzuspiegeln.<br />

Ein solcher Ausfall von Messungen kann verursacht sein durch die Verwendung<br />

einer Stichprobenbasis, die nicht vollständig <strong>de</strong>r zu untersuchen<strong>de</strong>n Grundgesamtheit<br />

entspricht ( = fehlerhafte Stichprobenbasis), o<strong>de</strong>r durch Verweigerung von Angaben,<br />

schlechte Erreichbarkeit von Auskunftspersonen etc. ( = fehlen<strong>de</strong> Angaben von<br />

Stichprobenelementen).<br />

Meßfehler:<br />

Auf die Art von Meßfehler, die durch die angewandten Meßinstrumente entstehen, sei<br />

auf die Reliabilität und Validität von Messungen verwiesen.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 73


Daneben können beim Meßvorgang selbst – z.B. durch Einflüsse <strong>de</strong>s Interviewers auf<br />

das Antwortverhalten <strong>de</strong>r Auskunftspersonen o<strong>de</strong>r durch unkorrekte Eintragungen im<br />

Fragebogen – Ergebnisverzerrungen entstehen = Fehler beim Meßvorgang.<br />

Bei <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n EDV-gerechten Aufbereitung <strong>de</strong>r erhobenen Daten entstehen<br />

weitere Fehlermöglichkeiten. Hier können geringfügig erscheinen<strong>de</strong> Nachlässigkeiten<br />

erhebliche Auswirkungen haben ( >> z.B. falsch eingegebene Dezimalstellen) =<br />

Fehler bei <strong>de</strong>r Verarbeitung von Meßwerten.<br />

Ausfall von Messungen<br />

1. Mögliche Konsequenzen einer fehlerhaften Stichprobenbasis<br />

Von einer fehlerhaften Stichprobenbasis spricht man, wenn bestimmte Gruppen von<br />

Elementen <strong>de</strong>r Grundgesamtheit eine zu geringe o<strong>de</strong>r zu große Wahrscheinlichkeit<br />

haben, Element <strong>de</strong>r Stichprobe zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispiele für fehlerhafte Stichprobenbasen:<br />

Φ eine Stichprobe aus <strong>de</strong>r Grundgesamtheit „erwachsene Gesamtbevölkerung“ wird<br />

auf Basis von Telefonbüchern gezogen<br />

∏ Problem: HH ohne Telefon und HH mit Telefon, die allerdings nicht aufgelistet<br />

sind, haben keine Chance ausgewählt zu wer<strong>de</strong>n<br />

Φ eine Personen-Stichprobe wird so gebil<strong>de</strong>t, daß aus ausgewählten HH jeweils eine<br />

Person befragt wird<br />

∏ Problem: Personen, die in kleinen HH leben, haben eine größere Chance, befragt zu<br />

wer<strong>de</strong>n, als Personen, die mit vielen an<strong>de</strong>ren Leuten in einem HH wohnen. Die erste<br />

Gruppe wäre also überrepräsentiert.<br />

Φ eine Stichprobe wahlberechtigter Bürger einer Stadt soll auf Basis <strong>de</strong>s örtlichen<br />

Telefonbuchs gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

∏ Problem: Auch Personen mit zweitem Wohnsitz, die also nicht zur<br />

Grundgesamtheit <strong>de</strong>r Wahlberechtigten am Ort gehören, wer<strong>de</strong>n in die Stichprobe<br />

einbezogen.<br />

Konsequenzen <strong>de</strong>r Beziehung zwischen fehlerhaften Stichprobenbasis und<br />

Grundgesamtheit<br />

(a) (b) (c) (d)<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Φ durch die weiße Kreisfläche, die in vier Segmente geteilt ist, wird jeweils<br />

dargestellt, wie eine Grundgesamtheit anhand eines – natürlich hypothetischen<br />

Merkmals – in vier gleich große Teilgruppen aufgeteilt wäre.<br />

Φ die schraffierte Fläche symbolisiert jeweils die Stichprobenbasis<br />

(a) hier entspricht die Stichprobenbasis nicht <strong>de</strong>r Grundgesamtheit und dadurch<br />

entstehen systematische Verzerrungen <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgabe <strong>de</strong>r Merkmalsverteilungen<br />

zugunsten zweier Segmente<br />

(b) hier entspricht die Stichprobenbasis <strong>de</strong>r Grundgesamtheit nur teilweise und die<br />

dadurch entstehen<strong>de</strong>n Probleme wer<strong>de</strong>n noch durch <strong>de</strong>n Umstand verschärft, daß<br />

Elemente die nicht in die Grundgesamtheit gehören, in die Stichprobenbasis<br />

einbezogen wur<strong>de</strong>n<br />

(c) auch hier ist die Stichprobenbasis unvollständig, es entstehen aber keine Fehler<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r betrachteten Merkmalsverteilung<br />

(d) hier besteht eine exakte Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Grundgesamtheit durch die<br />

Stichprobenbasis, was zur Folge hat, daß diese Fehlerquelle eliminiert ist<br />

2. Konsequenzen unvollständiger Stichprobenausschöpfung<br />

= fehlen<strong>de</strong> Informationen über Elemente <strong>de</strong>r Stichprobe<br />

• einzelne fehlen<strong>de</strong> Angaben<br />

• vollständige Ausfälle<br />

Situationen die zu einem Ausfall von Messungen führen können =>Skript S. 9 Teil 2<br />

Vollständige und unvollständige Stichprobenausschöpfung und ihre Konsequenzen<br />

(a) (b) (c)<br />

Stichprobenbasis gezogene realisierte<br />

Stichprobe Stichprobe<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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(a) hier wur<strong>de</strong> die Stichprobe vollständig ausgeschöpft und <strong>de</strong>swegen ergeben sich<br />

keine Verzerrungen <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse<br />

die vollständige Stichprobenausschöpfung stellt in <strong>de</strong>r Praxis allerdings einen<br />

seltenen Ausnahmefall dar ⇐ <strong>de</strong>shalb ist die Aussagekraft <strong>de</strong>r Stichprobentheorie,<br />

bei <strong>de</strong>r von vollständiger Stichprobenausschöpfung ausgegangen wird, für die<br />

Genauigkeit bzw. Sicherheit von Ergebnissen zusätzlich begrenzt<br />

(b) hier konnten nur bei einem Teil <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Stichprobenziehung ausgewählten<br />

Elemente Daten erhoben wer<strong>de</strong>n (realistischere Annahme)<br />

<strong>de</strong>nnoch wird hier keine Verzerrung <strong>de</strong>r Ergebnisse verursacht, man muß aber<br />

damit rechnen, daß die Merkmalsverteilung bei <strong>de</strong>n Stichprobenelementen, bei<br />

<strong>de</strong>nen keine Daten erhältlich sind, an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n restlichen ist<br />

bei einer mündlichen Umfrage ist es anzunehmen, daß bei <strong>de</strong>n schwer<br />

erreichbaren Auskunftspersonen <strong>de</strong>r Anteil mobiler und Freizeitaktiver<br />

Menschen höher ist als in <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>rer, die beim ersten<br />

Kontaktversuch erreicht wur<strong>de</strong>n<br />

(c) hier ergibt sich wegen <strong>de</strong>r unvollständigen Stichprobenausschöpfung eine<br />

Ergebnisverzerrung<br />

Bei <strong>de</strong>r Datensammlung und Datenaufbereitung ist die Vermeidung von<br />

systematischen Fehlern von größter Wichtigkeit ⇐ vor allem weil systematische<br />

Fehler für die Qualität von Untersuchungsergebnissen viel größere Be<strong>de</strong>utung haben<br />

als die (recht gut berechenbaren) Stichprobenfehler.<br />

Das Problem <strong>de</strong>s sytematischen Fehlers durch eine fehlerhafte Stichprobenbasis ist<br />

weniger <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Datensammlung als <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stichprobenziehung zuzuordnen ⇐<br />

siehe Kapitel 4 (fehlerhafte Meßinstrumente)<br />

Systematische Fehler, aufgrund von Meßausfällen, Fehlern beim Meßvorgang und<br />

Fehlern bei <strong>de</strong>r Verarbeitung <strong>de</strong>r Meßwerte, sind <strong>de</strong>r Datensammlung und <strong>de</strong>r<br />

Datenaufbereitung anzulasten<br />

Meßfehler<br />

5.2. Datensammlung<br />

Hier wird meist die Datenerhebung mittels mündlicher Befragung betrachtet, da die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Fragestellungen bei an<strong>de</strong>ren Formen <strong>de</strong>r Befragung (telefonisch,<br />

schriftlich) damit weitgehend abge<strong>de</strong>ckt sind und weil bei an<strong>de</strong>ren<br />

Erhebungsverfahren (z.B. Beobachtungen) die Probleme <strong>de</strong>r Datensammlung oftmals<br />

sehr stark auf die jeweilige Untersuchungssituation bezogen sind, so daß eine<br />

generelle Behandlung kaum möglich ist.<br />

mögliche Fehlerquellen beim mündlichen Interview<br />

Interviewer Auskunftsperson<br />

Persönliche Merkmale Persönliche Merkmale<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Alter Alter<br />

Bildungsstand Bildungsstand<br />

sozialer Status sozialer Status<br />

Geschlecht Geschlecht<br />

usw. usw.<br />

Psychologische Faktoren Psychologische Faktoren<br />

Wahrnehmungen Wahrnehmungen<br />

Einstellungen Einstellungen<br />

Erwartungen Erwartungen<br />

Motive Motive<br />

Verhaltensweisen Verhaltensweisen<br />

Fehler bei <strong>de</strong>r Fragestellung<br />

Antworten auf Fragen<br />

Fehler bei <strong>de</strong>r Motivierung korrekt - falsch<br />

von Auskunftspersonen genau - ungenau<br />

Fehler bei <strong>de</strong>r Erfassung<br />

von Antworten<br />

Fälscherprobleme<br />

Sowohl beim Interviewer als auch bei <strong>de</strong>r Auskunftsperson bil<strong>de</strong>n persönliche<br />

Merkmale <strong>de</strong>n Hintergrund für psychische Variable, die <strong>de</strong>n Interviewprozeß<br />

maßgeblich beeinflussen können, da sie gewisse Verhaltensweisen bestimmen.<br />

Wichtig ist sich klar zu machen, daß es sich bei einem Interview um einen<br />

interaktiven Prozeß zwischen Interviewer und Auskunftsperson han<strong>de</strong>lt >> die<br />

persönliche Merkmale <strong>de</strong>s Interviewers und seine Verhaltensweisen könne sich über<br />

psychische Prozesse (nicht direkt) bei <strong>de</strong>r Auskunftsperson auswirken.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r persönlichen Merkmale wird meist eine möglichst große<br />

Entsprechung zwischen Interviewer und Auskunftsperson empfohlen, da man auf<br />

diese Weise die Bereitschaft sich an <strong>de</strong>r Untersuchung zu beteiligen und korrekte<br />

Auskünfte zu erteilen, för<strong>de</strong>rn kann.<br />

Allerdings läßt sich diese For<strong>de</strong>rung schlecht in die Tat umsetzen, da <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r<br />

Interviews in <strong>de</strong>r Mafo von weiblichen Teilzeitkräften durchgeführt wird.<br />

Bei <strong>de</strong>n psychischen Faktoren, die das Verhalten <strong>de</strong>s Interviewers und damit indirekt<br />

das Antwortverhalten von Auskunftspersonen beeinflussen, kommt es am ehesten<br />

darauf an, durch Schulungen die Interviewer zu einem möglichst neutralen Verhalten<br />

zu bewegen, um eben diese Wirkung zu minimieren.<br />

Von <strong>de</strong>n Verhaltensweisen <strong>de</strong>r Interviewer sind für die Genauigkeit bzw.<br />

Fehlerhaftigkeit von Untersuchungsergebnissen folgen<strong>de</strong> vier beson<strong>de</strong>rs wichtig:<br />

• Fehler bei <strong>de</strong>r Fragestellung<br />

- da Meßinstrumente für die Qualität von Untersuchungsergebnissen sehr<br />

be<strong>de</strong>utsam sind und die Ergebnisse sehr empfindlich auf nur geringfügig<br />

methodische Verän<strong>de</strong>rungen reagieren, ist es natürlich dringend notwendig, <strong>de</strong>n<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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Einsatz <strong>de</strong>r Meßinstrumente durch die Interviewer genau in <strong>de</strong>r festgelegten<br />

Weise vornehmen zu lassen.<br />

- hinzu kommt <strong>de</strong>r Punkt, daß Angaben von Auskunftspersonen nur vergleichbar<br />

sind, wenn sie durch einheitliche Erhebungstechniken zustan<strong>de</strong> gekommen sind.<br />

• Fehler bei <strong>de</strong>r Motivierung von Auskunftspersonen<br />

- insbeson<strong>de</strong>re wegen <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Repräsentanz einer Untersuchung<br />

durch nicht erreichte Zielpersonen und/o<strong>de</strong>r abgebrochene Interviews ist es<br />

notwendig, erhebliche Anstrengungen im Hinblick auf eine weitgehen<strong>de</strong><br />

Stichprobenausschöpfung zu unternehmen.<br />

- Neben <strong>de</strong>n üblichen Erklärungen <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s einzelnen Interviews für <strong>de</strong>n<br />

Erfolg <strong>de</strong>r Untersuchung und <strong>de</strong>r Zusicherung <strong>de</strong>r Einhaltung von Regeln <strong>de</strong>s<br />

Datenschutzes durch <strong>de</strong>n Interviewer kommt es hier beson<strong>de</strong>rs darauf an, durch<br />

eine gewisse Zahl von Kontaktversuchen zu unterschiedlichen Zeiten möglichst<br />

viele <strong>de</strong>r in einer Stichprobe ausgewählten Personen zu erreichen.<br />

• Fehler bei <strong>de</strong>r Erfassung von Antworten<br />

- angesichts <strong>de</strong>r komplexen Aufgabe <strong>de</strong>s Interviewers, ein lebendig wirken<strong>de</strong>s und<br />

zur Fortsetzung motivieren<strong>de</strong>s Gespräch mit einer Auskunftsperson zu führen und<br />

dabei gleichzeitig eine Fülle von Anweisungen zu beachten, wun<strong>de</strong>rt es nicht, daß<br />

bei <strong>de</strong>r Übertragung von Antworten in <strong>de</strong>n Erhebungsbogen Fehler auftreten<br />

können.<br />

- Hinzu kommt die Beeinflussung <strong>de</strong>r Wahrnehmung von Antworten seitens <strong>de</strong>s<br />

Interviewers durch <strong>de</strong>ssen Erwartungen.<br />

• Fälscherproblem<br />

- <strong>de</strong>nkt man an die recht anspruchsvolle, aber mäßig bezahlte Arbeit von<br />

Interviewern, so kann man nicht völlig ausschließen, daß sich die Interviewer die<br />

Arbeit gelegentlich durch komplette o<strong>de</strong>r teilweise Fälschungen erleichtern,<br />

in<strong>de</strong>m sie nur wenige o<strong>de</strong>r keine <strong>de</strong>r verlangten Angaben bei <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Stichprobe enthaltenen Auskunftspersonen erheben, son<strong>de</strong>rn diese nach eigenem<br />

Gutdünken selbst eintragen.<br />

- das Ausmaß dieses Problems ist sehr schwer einzuschätzen, die Institute bemühen<br />

sich aber sehr, es durch Kontrollinterviews und rigoroses Vorgehen gegen<br />

unseriöse Interviewer zu minimieren.<br />

Die wichtigsten Ansatzpunkte zur Vermin<strong>de</strong>rung von Fehlern, die durch das<br />

Verhalten von Interviewern entstehen, liegen im Bereich <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Interviewer- o<strong>de</strong>r Feld-Organisation. Dazu gehören Bereiche wie:<br />

Anwerbung und Auswahl von Interviewern<br />

• Interviewer-Ausbildung<br />

• Interviewer-Anweisungen<br />

• Interviewer-Einsatz<br />

• Interviewer-Kontrolle<br />

ausführliche Auflistung <strong>de</strong>r Probleme <strong>de</strong>r Interviewer-Organisation Skript S. 16<br />

Teil 2<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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5.3. Datenaufbereitung<br />

Die Aufbereitung <strong>de</strong>r gesammelten Daten für die Analyse mit Hilfe von Statistik-<br />

Software auf einem PC ist eher durch technische als durch wissenschaftliche<br />

Probleme geprägt.<br />

Die Hauptschritte bei <strong>de</strong>r Datenaufbereitung sind:<br />

• die Editierung <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Erhebungsbögen<br />

• die Codierung <strong>de</strong>r Erhebungsbögen<br />

• die Dateneingabe in <strong>de</strong>n Rechner<br />

• die Fehlerkontrolle<br />

Editierung <strong>de</strong>r Erhebungsbögen<br />

- als Editierung bezeichnet man eine Überprüfung und gegebenenfalls Korrektur<br />

<strong>de</strong>r ausgefüllten Fragebögen. Sie sollte möglichst kurzfristig nach <strong>de</strong>r<br />

Datenerhebung vorgenommen wer<strong>de</strong>n, um Fehler durch Rückfragen bei <strong>de</strong>m<br />

jeweiligen Interviewer klären zu können<br />

- bei <strong>de</strong>r Editierung wer<strong>de</strong>n vor allem folgen<strong>de</strong> Gesichtspunkte geprüft:<br />

Vollständigkeit <strong>de</strong>r Angaben = Auslassung einzelner Angaben o<strong>de</strong>r ganzer Teile<br />

<strong>de</strong>s Fragebogens<br />

Lesbarkeit <strong>de</strong>r Eintragungen = Entschlüsselung von Handschriften, Abkürzungen<br />

etc.<br />

Verständlichkeit <strong>de</strong>r Angaben<br />

Konsistenz <strong>de</strong>r Angaben = Eliminierung/Aufklärung wi<strong>de</strong>rsprüchlicher Antworten<br />

Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Angaben = Einheitlichkeit verwen<strong>de</strong>ter Maßeinheiten etc.<br />

Einhaltung von Anweisungen für die Durchführung <strong>de</strong>s Interviews =<br />

Verzweigungen im Interview („Filterfragen“), Einfach- o<strong>de</strong>r Mehrfach-Antworten<br />

etc.<br />

Codierung <strong>de</strong>r Erhebungsbögen<br />

- unter Codierung versteht man die Übersetzung <strong>de</strong>r im Fragebogen eingetragenen<br />

Angaben in zweckmäßig gewählte Symbole, wofür fast immer Zahlen gewählt<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

- bei geschlossenen Fragen entstehen hier kaum Probleme<br />

- bei offenen Fragen müssen dagegen zunächst Kategorien für die unterschiedlichen<br />

Arten auftreten<strong>de</strong>r Antworten gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n; generell muß sichergestellt sein,<br />

daß die Antwortkategorien überschneidungsfrei sind (10-20; 21-30, .. ≅ 10-20; 20-<br />

30, ..)<br />

- alle Codierungen für eine Untersuchung wer<strong>de</strong>n in einem Co<strong>de</strong>plan festgelegt, um<br />

eine einheitliche Verfahrensweise bei allen an <strong>de</strong>r Datenaufbereitung beteiligten<br />

Personen zu gewährleisten<br />

Dateneingabe in <strong>de</strong>n Rechner<br />

- die Eingabe <strong>de</strong>r Rohdaten erfolgt meist über die Tastatur am Bildschirm; durch<br />

Lese- o<strong>de</strong>r Tippfehler kann dabei die Qualität <strong>de</strong>r auszuwerten<strong>de</strong>n Daten erheblich<br />

beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n<br />

- bei <strong>de</strong>r Verwendung optischer Belegleser und dafür geeigneter spezieller<br />

Erhebungsbögen kann die manuelle Dateneingabe vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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- bei CATI-Interviews wird eine spezielle Dateneingabe überflüssig, da ja die<br />

Angaben <strong>de</strong>r Auskunftspersonen während <strong>de</strong>s Interviews selbst in <strong>de</strong>n Rechner<br />

eingetippt wer<strong>de</strong>n<br />

- nach <strong>de</strong>r Dateneingabe steht im Rechner eine Datenmatrix für die weitere Analyse<br />

zur Verfügung, <strong>de</strong>ren Spalten die einzelnen Werte <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Variablen<br />

enthalten und in <strong>de</strong>ren Zeilen die Angaben jeweils einer Auskunftsperson stehen<br />

- je<strong>de</strong> Position in dieser Datenmatrix ist durch <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong>plan <strong>de</strong>finiert<br />

Fehlerkontrolle<br />

- vor <strong>de</strong>r statistischen Datenanalyse fin<strong>de</strong>t eine Fehlerkontrolle bei <strong>de</strong>m<br />

eingegebenen Datensatz statt<br />

- dadurch sollen bisher unent<strong>de</strong>ckte und bei <strong>de</strong>r Dateneingabe aufgetretene Fehler<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert und nach Möglichkeit eliminiert wer<strong>de</strong>n<br />

- hauptsächlich über drei Wege versucht man Fälle zu ermitteln, die fehlerhaft sind<br />

o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>nen zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Verdacht naheliegt, daß sie fehlerbehaftet sind<br />

- Prüfungen, ob bei variablen Werte auftreten, die laut Co<strong>de</strong>plan nicht vorgesehen<br />

sind (wil<strong>de</strong> Lochung > Tippfehler)<br />

- Prüfung auf logische Konsistenz <strong>de</strong>r Werte (19 Jahre alt und promoviert)<br />

- Ermittlung von Ausreißern, d.h. von Werten, die extrem vom sonstigen<br />

Wertebereich abweichen<br />

Schritte bei <strong>de</strong>r Korrektur von i<strong>de</strong>ntifizierten Fehlern<br />

Rückgriff auf <strong>de</strong>n Original-Fragebogen, um festzustellen, ob es sich um einen<br />

Übertragungsfehler han<strong>de</strong>lt<br />

Rückfrage bei <strong>de</strong>r Auskunftsperson<br />

Ersatz <strong>de</strong>s fehlerbehafteten Wertes durch einen sinnvoll geschätzten<br />

Eliminierung <strong>de</strong>s fehlerhaften Wertes und Kennzeichnung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Position in <strong>de</strong>r Datenmatrix als fehlen<strong>de</strong>r Wert<br />

Eliminierung <strong>de</strong>s gesamten Falles<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 80


6. Datenanalyse<br />

6.1. Einführung<br />

6.1.2. Überblick<br />

Bei <strong>de</strong>r Datenanalyse geht es einerseits darum, die gesammelten und aufbereiteten<br />

Daten zu ausssagekräftigen Tabellen, Maßzahlen, Graphiken etc. zusammenzufassen<br />

und an<strong>de</strong>rerseits darum zu prüfen, inwieweit die Ergebnisse, die auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />

einer Stichprobe zustan<strong>de</strong> gekommen sind, auf die eigentlich interessieren<strong>de</strong><br />

Grundgesamtheit übertragen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Bei <strong>de</strong>r Datenanalyse in <strong>de</strong>r Mafo han<strong>de</strong>lt es sich fast ausschließlich um<br />

Anwendungen <strong>de</strong>s Instrumentariums <strong>de</strong>r Statistik.<br />

6.1.2. Meßniveau von Daten<br />

Bei <strong>de</strong>r Datenaufbereitung und –analyse wer<strong>de</strong>n die erhobenen Daten in <strong>de</strong>r Regel in<br />

ein numerisches System übersetzt. Frage ist nun, welche Aussagekraft diese<br />

numerischen Werte haben? Bei einigen Variablen geben sie ein zahlenmäßig<br />

erfaßbares Konstrukt wie<strong>de</strong>r (z.B. Verkaufsmengen, Einkommen), in an<strong>de</strong>ren Fällen<br />

sind Zahlen nur als beliebig austauschbare Symbole für qualitativ unterschiedliche<br />

Ausprägungen eines Konstrukts interpretierbar.<br />

⎣ welche Art von Daten existieren und welche Be<strong>de</strong>utung hat diese Klassifizierung<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r anwendbaren Analysemetho<strong>de</strong>n<br />

Arten von Meßwerten<br />

• Nominalskalierung<br />

- die hier verwen<strong>de</strong>ten Zahlen haben nicht mehr Aussagekraft als ein Name<br />

- sie dienen lediglich dazu, hinsichtlich <strong>de</strong>s interessieren<strong>de</strong>n Merkmals gleiche<br />

Erhebungsmerkmale auf die gleiche Weise zu kennzeichnen<br />

- welcher Wert dazu verwen<strong>de</strong>t wird ist völlig gleichgültig<br />

- die Verwendung dieser Daten für Rechenoperationen ist völlig sinnlos<br />

• Ordinalskalen<br />

- geben Auskunft über die Rangordung von Erhebungselementen hinsichtlich <strong>de</strong>s<br />

jeweils betrachteten Merkmals<br />

- die Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Meßwerten sind nicht interpretierbar, die Größe <strong>de</strong>r<br />

verwen<strong>de</strong>ten Zahlen hat nur begrenzte Aussagekraft<br />

- Rechenoperationen sind auch hier nicht zulässig<br />

• Intervallskalen<br />

- bei diesem Meßniveau können sinnvolle Aussagen über die Abstän<strong>de</strong> (Intervalle)<br />

zwischen <strong>de</strong>n Meßwerten gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

- hier sind auch Rechenoperationen zulässig<br />

• Ratioskalen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 81


- hier können Aussagen über Relationen zwischen Meßwerten gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

- Ratioskalen sind dadurch charakterisiert, daß nicht nur Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />

Meßwerten interpretierbar sind, son<strong>de</strong>rn daß auch ein ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>finierter<br />

Nullpunkt existiert<br />

- hier sind alle Arten von Rechenoperationen zulässig<br />

- die Möglichkeit <strong>de</strong>r Datenanalyse ist also nicht beschränkt<br />

Grundsätzlich strebt man bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Meßinstrumenten ein möglichst<br />

hohes Meßniveau an, da auf diese Weise <strong>de</strong>r Informationsgehalt und die<br />

Analysemöglichkeiten <strong>de</strong>r Daten steigen<br />

Dabei ist natürlich zu beachten, daß manche Merkmale aber nur Messungen auf<br />

niedrigem Meßniveau zulassen (Geschlecht, Markenwahl ..)<br />

Insbeson<strong>de</strong>re wird versucht, Meßinstrumente so zu gestalten, daß sie intervallskalierte<br />

Daten liefern; damit ist die meßtheoretische Voraussetzung für die Anwendung fast<br />

aller leistungsfähigen statistischen Verfahren gegeben<br />

Dagegen ist man bei Daten niedrigen Meßniveaus auf die jeweils geeigneten<br />

Teilmenge statistischer Metho<strong>de</strong>n beschränkt<br />

Allerdings muß <strong>de</strong>r Vorteil weitergehen<strong>de</strong>r Analysemöglichkeit oftmals mit<br />

ten<strong>de</strong>nziell aufwendigeren Meßverfahren erkauft wer<strong>de</strong>n<br />

⎣ Meßniveaus von Daten:<br />

Meßniveau Vergleichs- Beispiele gängige<br />

möglichkeiten Maßzahlen<br />

nominal Gleichheit Beruf<br />

(= , ≅) Geschlecht Modus<br />

nicht metrische Markenwahl<br />

Matrikelnummer<br />

Ordinal Rangordnung soziale Schicht Median<br />

(>, (x3-x4)<br />

metrisch<br />

Ratio Vergleich Kaufhäufigkeit geometrisches<br />

absoluter Werte Kaufwahr- Mittel<br />

((x1/x2) >(x3/x4) scheinlichkeit<br />

Einkommen<br />

Absatzmenge<br />

Marktanteil<br />

⎣ Vergleich <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Meßniveaus:<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 82


Aufwand bei <strong>de</strong>r<br />

Datenerhebung<br />

Nominalskala<br />

6.2. Verdichtung von Daten<br />

Ordinalskala<br />

Intervallskala<br />

Informationsgehalt und Analysemöglichkeiten<br />

von Daten<br />

6.2.1. Tabellierung und graphische Darstellung von Daten<br />

Ratioskala<br />

Definition ⎢ unter Verdichtung versteht man die Kennzeichnung <strong>de</strong>s Inhalts von<br />

möglicherweise sehr umfangreichen Datensätzen durch überschaubare Tabellen mit<br />

relativ wenigen Werten, durch geeignete graphische Darstellungen und durch<br />

statistische Maßzahlen<br />

Nach <strong>de</strong>r Aufbereitung <strong>de</strong>r Daten wird als erster Schritt <strong>de</strong>r Datenanalyse im engeren<br />

Sinne eine einfach Darstellung <strong>de</strong>r Verteilung von Ausprägungen <strong>de</strong>r gemessenen<br />

Variablen vorgenommen<br />

Dabei han<strong>de</strong>lt es sich insofern um eine Verdichtung als anstelle <strong>de</strong>r typischerweise<br />

großen Zahl einzelner Variablenwerte eine tabellarische o<strong>de</strong>r graphische<br />

Zusammenfassung dieser Werte tritt o<strong>de</strong>r eine Kennzeichnung <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Verteilung durch geeignete Maßzahlen (Mittelwert, Varianz..) vorgenommen wird.<br />

Die Angemessenheit <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Darstellungsarten hängt in erster Linie vom<br />

Meßniveau <strong>de</strong>r Daten ab.<br />

Es gilt <strong>de</strong>r Grundsatz, daß Verfahren, die bei niedrigen Meßniveaus zulässig sind,<br />

auch auf Daten höheren Meßniveaus anwendbar sind<br />

Es müssen allerdings bei <strong>de</strong>r Anwendung von Metho<strong>de</strong>n, die für nominal- und<br />

ordinalskalierte Daten zweckmäßig sind, auf intervall- und ratioskalierte Daten meist<br />

geeignete Klassenzusammenfassungen vorgenommen wer<strong>de</strong>n, womit ein<br />

Informationsverlust verbun<strong>de</strong>n sein kann.<br />

Vorteile graphischer Techniken <strong>de</strong>r Datenanalyse:<br />

• <strong>de</strong>r Mensch kann bildliche Information wesentlich schneller und in größeren<br />

Mengen aufnehmen und speichern als verbale und numerische Angaben<br />

• <strong>de</strong>r Mensch hat ausgeprägte Fähigkeit zur Mustererkennung, d.h. zur<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung von Ähnlichkeiten bzw. Unterschiedlichkeiten von graphischen<br />

Darstellungen von Datensätzen<br />

• Ergebnisdarstellungen sind mit relativ geringen Vorkenntnissen verständlich<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 83


• Graphiken sind das wichtigste Hilfsmittel <strong>de</strong>r explorativen Datenanalyse, die zur<br />

Ent<strong>de</strong>ckung von zusammenhängen zwischen Variablen und zur Prüfung von<br />

Anwendungsvoraussetzungen an<strong>de</strong>rer statistischer Verfahren dient<br />

• durch die Ausbreitung von PCs sind graphische Techniken <strong>de</strong>r Datenanalyse heute<br />

leicht und schnell anwendbar<br />

Zu unterschei<strong>de</strong>n sind univariate und bivariate Verfahren.<br />

- univariate Verfahren sind zur Darstellung <strong>de</strong>r Meßwerte einer einzelnen Variable<br />

geeignet<br />

- bivariate Verfahren dienen dagegen zur Beschreibung von Zusammenhängen<br />

zwischen zwei Variablen<br />

Die einfachste und gängigste Art <strong>de</strong>r Darstellung von Meßwerten ist die<br />

Häufigkeitstabelle; dafür ist lediglich das Vorliegen <strong>de</strong>s niedrigsten Meßniveaus,<br />

nämlich <strong>de</strong>r Nominalskalierung, Voraussetzung<br />

An<strong>de</strong>re gängige Arten <strong>de</strong>r graphischen Darstellung für <strong>de</strong>n uni- o<strong>de</strong>r bivariaten Fall<br />

stellen die sog. Business Graphiks dar<br />

Graphische Darstellungen spielen eine zentrale Rolle im Bereich <strong>de</strong>r explorativen<br />

Datenanalyse. Unter diesem Begriff wird eine recht große Zahl verschie<strong>de</strong>ner<br />

Techniken zusammengefaßt, die beson<strong>de</strong>rs geeignet sind, Datensätze in leicht<br />

verständlicher und informativer Weise darzustellen.<br />

Die explorative Datenanalyse wird vor allem eingesetzt um,<br />

- beson<strong>de</strong>re Merkmale von Verteilungen bzw. Zusammenhänge von variablen zu<br />

ent<strong>de</strong>cken und um<br />

- Daten hinsichtlich ihrer Eignung für die Anwendung an<strong>de</strong>rer statistischer<br />

Verfahren zu überprüfen<br />

⎢ zwei verbreitete und charakteristische Techniken <strong>de</strong>r explorativen Datenanalyse:<br />

- Stem-and-leaf-Plots<br />

- Box-plots<br />

6.2.2 Statistische Maßzahlen<br />

Die am häufigsten gebrauchten Maßzahlen zur Charakterisierung von<br />

Häufigkeitsverteilungen sind die Lageparameter und die Streuungsmaße.<br />

⎢ Lageparameter sollen angeben, wo <strong>de</strong>r „Schwerpunkt“ einer Verteilung liegt<br />

⎢ Streuungsmaße sollen die Homogenität bzw. Heterogenität <strong>de</strong>r Meßwerte<br />

wie<strong>de</strong>rgeben<br />

Beim niedrigsten Meßniveau (Nominalskalierung) ist die Angabe <strong>de</strong>s Modus zur<br />

Beschreibung einer Verteilung üblich:<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 84


- <strong>de</strong>r Modus ist <strong>de</strong>r Wert, <strong>de</strong>r am häufigsten auftritt<br />

- allerdings kann es Fälle geben, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Modus nicht ein<strong>de</strong>utig festgelegt ist,<br />

da mehrere Meßwerte die gleiche Häufigkeit haben<br />

Wenn die Daten ordinalskaliert sind, kann man <strong>de</strong>n Median verwen<strong>de</strong>n<br />

- <strong>de</strong>r Median ist <strong>de</strong>r Wert, <strong>de</strong>r eine (nach Größe <strong>de</strong>r Meßwerte geordnete)<br />

Verteilung in zwei gleich große Teilmengen separiert<br />

- zur Berechnung <strong>de</strong>s Medians gibt es unterschiedliche Metho<strong>de</strong>n:<br />

- bei einer gera<strong>de</strong>n Anzahl von Meßwerten ist <strong>de</strong>r Median das arithmetische<br />

Mittel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Verteilung liegen<strong>de</strong>n Werte<br />

- bei ungera<strong>de</strong>r Anzahl von Meßwerten ist <strong>de</strong>r Median <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Mitte<br />

liegen<strong>de</strong> Wert<br />

- etwas komplizierter kann die Bestimmung <strong>de</strong>s Medians sein, wenn in <strong>de</strong>r<br />

Mitte <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r gleiche Meßwert mehrmals auftritt<br />

⎢ dann kann es ja sein, daß weniger Meßwerte kleiner als Meßwerte größer<br />

als dieser sind. Der Median wür<strong>de</strong> dann die Verteilung nicht exakt in zwei<br />

Hälften teilen<br />

⎢ <strong>de</strong>r Median wird in diesem Fall dann auf folgen<strong>de</strong> Weise berechnet:<br />

N * (0.50) - nk<br />

Median = U + * i<br />

nm<br />

U: Untergrenze <strong>de</strong>r Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />

N: Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte<br />

nk Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte, die kleiner sind als die Untergrenze <strong>de</strong>r<br />

Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />

nm Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte in <strong>de</strong>r Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />

i: Größe <strong>de</strong>s Intervalls zwischen Ober- und Untergrenze <strong>de</strong>r<br />

Kategorie, die <strong>de</strong>n Median enthält<br />

Wenn intervall- o<strong>de</strong>r ratioskalierte Daten vorliegen kann das arithmetische Mittel<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n. Es ergibt sich durch:<br />

Xi X = arithmetisches Mittel<br />

X = Xi = Meßwerte<br />

N N = Zahl <strong>de</strong>r Meßwerte<br />

Das arithmetische Mittel ist gegenüber Ausreißern (weit außerhalb <strong>de</strong>s sonstigen<br />

Wertbereiches liegen<strong>de</strong>n Meßwerten) sehr empfindlich. Deswegen wird oft<br />

empfohlen, beim Auftreten von Ausreißern eher <strong>de</strong>n Median als Lageparameter zu<br />

verwen<strong>de</strong>n.<br />

Die alleinige Angabe von Lageparameter kann für die Charakterisierung einer<br />

Häufigkeitsverteilung irreführend sein, daher wird meist zusätzlich min<strong>de</strong>stens eine<br />

Angabe über die Streuung <strong>de</strong>r Meßwerte gemacht. Das einfachste Streuungsmaß ist<br />

die Spannweite, die als Differenz zwischen <strong>de</strong>m größten und <strong>de</strong>m kleinsten Meßwert<br />

<strong>de</strong>finiert ist. Daraus ergibt sich schon, daß Intervallskalierung die<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 85


Anwendungsvoraussetzung dafür ist. Die Spannweite ist ein recht grobes<br />

Streuungsmaß, daß außer<strong>de</strong>m sehr empfindlich gegenüber Ausreißern ist.<br />

Ein weiteres Streuungsmaß ist die interquartile Distanz. Sie gibt an, über welchen<br />

Wertebereich die „mittleren 50%“ <strong>de</strong>r Meßwerte verteilt sind. Die Berechnung <strong>de</strong>r zur<br />

Bestimmung <strong>de</strong>r interquartilen Distanz notwendigen oberen und unteren Quartile (75bzw-<br />

25-Prozent-Punkt) vollzieht sich analog zu <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Medians (50-Prozent-Punkt).<br />

Die weitaus gebräuchlichsten Streuungsmaße sind die Varianz und die<br />

Standardabweichung, bei <strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens Intervallskalierung <strong>de</strong>r Daten<br />

vorausgesetzt wird.<br />

(Xi –X) 2<br />

Die Varianz ist <strong>de</strong>finiert als: Sx 2 =<br />

N<br />

Sx 2 : Varianz von X<br />

Xi: Meßwert<br />

X: arithmetisches Mittel <strong>de</strong>r Variablen X<br />

N: Zahl <strong>de</strong>r Fälle<br />

⎢ die Varianz ist also als Mittelwert <strong>de</strong>r quadrierten Abweichung zwischen <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Meßwerten und <strong>de</strong>m arithmetischen Mittel interpretierbar. Je weiter<br />

Meßwerte vom arithmetischen Mittel abweichen, je heterogener als die Verteilung,<br />

<strong>de</strong>sto größer die Varianz. Dabei ist zu beachten, daß die Varianz in einer an<strong>de</strong>ren<br />

Größenordnung liegt als die Ausgangswerte, da sie auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r quadrierten<br />

Abweichung errechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Standardabweichung liegen die Werte dagegen in <strong>de</strong>r Größenordnung <strong>de</strong>r<br />

Ausgangsvariablen.<br />

Sie ist <strong>de</strong>finiert durch: Sx = Sx 2<br />

Sx 2 : Varianz von X<br />

Sx: Standardabweichung von X<br />

Varianz und Standardabweichung sind in beson<strong>de</strong>rem Maße empfindlich gegenüber<br />

Ausreißern, da diese durch die Quadrierung <strong>de</strong>r Abweichung die Maßzahlen stark<br />

beeinflussen können.<br />

Im bivariaten Fall, wenn es gilt, <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen zwei Variablen zu<br />

beschreiben, wird oftmals als Maßzahl <strong>de</strong>r Korrelationskoeffizient r verwen<strong>de</strong>t.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 86


die Korrelationsanalyse versucht in ihrer Ursprungsform, eine lineare Beziehung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Markmalskombinationen <strong>de</strong>r Elemente bezüglich zweier Variablen zu<br />

beurteilen.<br />

Dessen Anwendung ist an zwei Voraussetzungen geknüpft:<br />

• bei<strong>de</strong> Variablen müssen intervallskaliert sein<br />

• <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen muß linear sein<br />

mögliche Werte <strong>de</strong>s Korrelationskoeffizienten r<br />

+ 1 wenn alle Meßwerte auf einer Gera<strong>de</strong>n mit positiver Steigung liegen =<br />

vollständig positiver Zusammenhang<br />

- 1 wenn alle Meßwerte auf einer Gera<strong>de</strong>n mit negativer Steigung liegen =<br />

vollständig negativer Zusammenhang<br />

0 wenn kein linearer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen erkennbar ist = es<br />

kann statistisch kein korrelativer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen<br />

festgesetllt wer<strong>de</strong>n<br />

6.3. Schlüsse auf Grundgesamtheiten<br />

Bei <strong>de</strong>r Interpretation von Stichprobenergebnissen gibt es zwei typische Arten wie<br />

man Schlüsse ziehen kann:<br />

• Schätzungen<br />

- hier wird versucht, auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>r Stichprobe ergeben<strong>de</strong>n Werte<br />

(z.B. Mittelwerte, Anteilswerte) Aussagen über die entsprechen<strong>de</strong>n Werte in <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit sowie über die Genauigkeit und Sicherheit dieser Schätzung zu<br />

machen<br />

• Tests<br />

- bei Tests trifft man Entscheidungen<br />

- in <strong>de</strong>r Mafo wer<strong>de</strong>n häufig Entscheidungen über Annahme bzw. Ablehnung von<br />

Hypothesen, über Zusammenhänge zwischen Merkmalen (z.B. Einstellung,<br />

Kaufabsicht) und über Unterschie<strong>de</strong> zwischen Gruppen (z.B. Markenpräferenzen<br />

bei Frauen und Männern) getroffen<br />

6.3.1. Schätzungen<br />

Grundprinzip <strong>de</strong>r Schätzung am Beispiel <strong>de</strong>r Schätzung eines Mittelwertes<br />

(arithmetisches Mittel):<br />

- ermittelt man <strong>de</strong>n Stichprobenmittelwert einer Zufallsstichprobe, so wird man<br />

(wahrscheinlich) einen Stichprobenmittelwert erhalten <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r<br />

Grundgesantheit abweicht<br />

- Grund für diese Abweichung ist <strong>de</strong>r Stichprobenfehler<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 87


- nimmt man mehrere Stichprobenmittelwerte verschie<strong>de</strong>ner Zufallsstichproben <strong>de</strong>r<br />

GG so wer<strong>de</strong>n diese Stichprobenmittelwerte entwe<strong>de</strong>r oberhalb o<strong>de</strong>r unterhalb <strong>de</strong>s<br />

tatsächlichen Mittelwertes <strong>de</strong>r GG angeordnet sein<br />

⎢ die Stichprobenmittelwerte schwanken um <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

⎢ wenn man aus <strong>de</strong>r GG viele verschie<strong>de</strong>ne Stichproben zieht, so ergibt sich dabei<br />

eine durchschnittliche Abweichung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Stichprobenmittelwerte<br />

vom Mittelwert <strong>de</strong>r GG von Null<br />

∑ <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte ist gleich <strong>de</strong>m<br />

Mittelwert <strong>de</strong>r Grundgesamtheit<br />

⎢ da das Ausmaß <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers im Durchschnitt gleich Null ist, spricht<br />

man davon, daß <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwert ein unverzerrter Schätzwert für <strong>de</strong>n<br />

Mittelwert <strong>de</strong>r GG ist<br />

- <strong>de</strong>r Mittelwert einer Stichprobe schätzt also <strong>de</strong>n wahren Wert<br />

- dieser Schätzwert schwankt um <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG<br />

- da bei <strong>de</strong>r Zufallsauswahl die durchschnittliche Abweichung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Stichprobenmittel vom wahren Mittelwert gleich Null ist (das Ausmaß <strong>de</strong>s<br />

Stichprobenfehlers ist durchschnittlich gleich Null) gilt <strong>de</strong>r<br />

Stichprobenmittelwert als unverzerrter Schätzwert (= nicht alles was als<br />

unverzerrt bezeichnet ist, ist auch fehlerfrei)<br />

Schätzung von Varianz und Standardabweichung<br />

- wird die Varianz <strong>de</strong>r Stichprobe mit <strong>de</strong>r üblichen Varianz-Formel errechnet, so ist<br />

<strong>de</strong>r resultieren<strong>de</strong> Wert kein unverzerrter Schätzwert für die Varianz in <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit (d.h. die Varianz in <strong>de</strong>r Stichprobe unterschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>utlich<br />

von <strong>de</strong>r Varianz in <strong>de</strong>r GG)<br />

- die Formel <strong>de</strong>r Varianz wird daher für <strong>de</strong>n Schätzwert <strong>de</strong>r Varianz etwas<br />

korrigiert<br />

- <strong>de</strong>n Schätzwert <strong>de</strong>r Varianz, <strong>de</strong>n man dann mit dieser Formel erhält ist dann zwar<br />

unverzerrt, weicht aber immer noch von <strong>de</strong>r Varianz <strong>de</strong>r GG ab<br />

- Grund dafür ist <strong>de</strong>r Zufallsfehler<br />

Verteilung <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes<br />

Da sich bei mehreren unterschiedlichen Stichproben aus <strong>de</strong>r gleichen GG<br />

verschie<strong>de</strong>ne Werte für <strong>de</strong>n zu schätzen<strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG ergeben können und<br />

diese verschie<strong>de</strong>nen Schätzwerte um <strong>de</strong>n „wahren“ Wert schwanken interessiert es<br />

nun zu erfahren wie diese Werte schwanken, d.h. wie die Verteilung <strong>de</strong>s<br />

Stichprobenmittelwertes aussieht.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 88


In <strong>de</strong>r Regel betrachtet man in <strong>de</strong>r Praxis natürlich nicht mehrere Stichproben, tut man<br />

dies aber, so erhält man Aufschluß über die Fehler, die man beim Schluß von<br />

Stichprobenergebnissen auf eine GG macht.<br />

© erinnere: Standardabweichung als durchschnittliche Abweichung <strong>de</strong>r einzelnen Meßwerte vom Mittelwert einer Verteilung<br />

Neben <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte interessiert man sich auch noch für<br />

die Standardabweichung <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte, d.h. für die<br />

durchschnittliche Abweichung <strong>de</strong>r Mittelwerte <strong>de</strong>r einzelnen Stichproben vom<br />

Mittelwert <strong>de</strong>r GG (= Standardfehler <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwerts).<br />

Ist dieser Standardfehler klein, so ist zu erwarten, daß ein einzelner<br />

Stichprobenmittelwert mit recht großer Wahrscheinlichkeit nur wenig vom eigentlich<br />

interessieren<strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG abweicht.<br />

Ist <strong>de</strong>r Standardfehler dagegen groß, heißt das, daß man mit relativ großen<br />

Abweichungen <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes vom Mittelwert <strong>de</strong>r GG rechnen muß.<br />

Deswegen ist es für Schlüsse von einer Stichprobe auf eine GG wichtig, die<br />

Standardabweichung <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte/Standardfehler <strong>de</strong>s<br />

Stichprobenmittelwertes zu kennen.<br />

⎢ Einflußfaktoren <strong>de</strong>r Standardabweichung <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>s<br />

Stichprobenmittelwertes:<br />

• wenn die Standardabweichung <strong>de</strong>r Meßwerte klein ist, die Meßwerte also<br />

relativ homogen sind, dann dürften sich die Mittelwerte verschie<strong>de</strong>ner<br />

Stichproben aus <strong>de</strong>r gleichen GG recht eng um <strong>de</strong>n wahren Mittelwert gruppieren<br />

(und umgekehrt)<br />

• ein Wachstum <strong>de</strong>r Stichprobengröße N führt zu einer Verkleinerung <strong>de</strong>s<br />

Standardfehlers <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes, weil einzelne extreme Meßwerte,<br />

die in einer Stichprobe auftreten können, <strong>de</strong>n Stichprobenmittelwert dann weniger<br />

beeinflussen.<br />

Normalerweise ist die Standardabweichung <strong>de</strong>r Meßwerte in <strong>de</strong>r GG unbekannt;<br />

<strong>de</strong>swegen berechnet man einen Schätzwert für die Standardabweichung <strong>de</strong>r<br />

Verteilung <strong>de</strong>s Mittelwertes.<br />

Konfi<strong>de</strong>nzintervall<br />

⎢ Zentraler Grenzwertsatz <strong>de</strong>r Statistik:<br />

• mit zunehmen<strong>de</strong>r Stichprobengröße nähert sich die Verteilung <strong>de</strong>r<br />

Stichprobenmittelwerte an eine Normalverteilung an<br />

• von einer Stichprobengröße N = 30 an wird diese Annäherung als hinreichend eng<br />

angesehen<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

Stand: 11.04.2009 18:08 www.<strong>aurivoir</strong>.<strong>de</strong> 89


Unter <strong>de</strong>r Voraussetzung einer Normalverteilung kann ein Konfi<strong>de</strong>nzintervall<br />

(Vertrauensbereich) festgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

⎢ Konfi<strong>de</strong>nzintervalle sind Angaben über einen Wertebereich (mit Unter- und<br />

Obergrenze), innerhalb <strong>de</strong>ssen ein Schätzwert auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s<br />

Stichprobenergebnisses und bestimmter Verteilungsannahmen mit einer ebenfalls<br />

anzugeben<strong>de</strong>n Wahrscheinlichkeit liegt.<br />

Annahme: Normalverteilung <strong>de</strong>r Stichprobenmittelwerte<br />

- mit <strong>de</strong>m Wissen über die Eigenschaften <strong>de</strong>r Normalverteilung kann man angeben,<br />

daß etwa 68% aller Stichprobenmittelwerte in einem Intervall liegen wer<strong>de</strong>n, daß<br />

sich von <strong>de</strong>r Untergrenze (Mittelwert <strong>de</strong>r GG – Standardabweichung) bis zur<br />

Obergrenze (Mittelwert <strong>de</strong>r GG + Standardabweichung) erstreckt, das also mit <strong>de</strong>r<br />

Spannweite 2 x Standardabweichung um <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG angeordnet ist<br />

- die Angabe eines solchen Intervalls ist aber noch mit einer recht großen<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit behaftet<br />

- wählt man das Intervall breiter, dann ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, daß<br />

dieses <strong>de</strong>n Stichprobenmittelwert umschließt entsprechend größer und die<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit sinkt<br />

- zu <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Normalverteilung gehört es, daß 95% aller Werte in<br />

einem Bereich liegen, <strong>de</strong>r in bei<strong>de</strong>n Richtungen um das 1.96-fache vom<br />

Mittelwert abweicht.<br />

- man kann also von <strong>de</strong>m Stichprobenmittelwert sagen, daß er mit einer<br />

Sicherheitswahrscheinlichkeit von 95% in einem Intervall von Mittelwert <strong>de</strong>r GG<br />

– 1.96 bis Mittelwert <strong>de</strong>r GG + 1.96 liegt (=Konfi<strong>de</strong>nzintervall)<br />

- Gegenstück zur Sicherheitswahrscheinlichkeit = Irrtumswahrscheinlichkeit: 1 –<br />

Sicherheitswahrscheinlichkeit<br />

- ABER: in <strong>de</strong>r Realität ist <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r GG nicht bekannt<br />

- daher ist es notwendig auf Basis <strong>de</strong>s Stichprobenmittelwertes ein<br />

Konfi<strong>de</strong>nzintervall für <strong>de</strong>n Mittelwert <strong>de</strong>r GG zu bestimmen<br />

- durch Umformung erhält man aus <strong>de</strong>r obigen Ungleichung das gewünschte<br />

Konfi<strong>de</strong>nzintervall, welches besagt, daß in <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r vom Mittelwert - 1.96<br />

bis Mittelwert + 1.96 reicht mit einer Sicherheitswahrscheinlichkeit von 0.95 (in<br />

95% <strong>de</strong>r Fälle, in <strong>de</strong>nen eine solche Stichprobe gezogen wird) <strong>de</strong>r gesuchte<br />

Mittelwert <strong>de</strong>r Grundgesamtheit liegt.<br />

- das Konfi<strong>de</strong>nzintervall kann für verschie<strong>de</strong>ne gewünschte<br />

Sicherheitswahrscheinlichkeiten erstellt wer<strong>de</strong>n (>> dann än<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Faktor<br />

mit <strong>de</strong>m die Standardabweichung multipliziert wird; hier 1.96)<br />

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⎢ Dieses Grundprinzip <strong>de</strong>r Schätzung von Maßzahlen auf <strong>de</strong>r Basis von Stichproben<br />

läßt sich natürlich auch auf an<strong>de</strong>re Parameter als <strong>de</strong>n Mittelwert übertragen<br />

Wichtige Aussagen zu <strong>de</strong>n Konfi<strong>de</strong>nzintervallen:<br />

• bei einem Konfi<strong>de</strong>nzintervall wird die Angabe eines Wertebereichs mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein gesuchter Wert von diesem Intervall<br />

umschlossen wird, verbun<strong>de</strong>n<br />

• mit <strong>de</strong>r Vergrößerung <strong>de</strong>s Konfi<strong>de</strong>nzintervalls (also mit <strong>de</strong>r Verringerung <strong>de</strong>r<br />

Genauigkeit <strong>de</strong>r Aussagen) steigt die Sicherheitswahrscheinlichkeit entsprechend<br />

(und umgekehrt)<br />

• bei gegebener Sicherheitswahrscheinlichkeit und gegebener Standardabweichung<br />

<strong>de</strong>r Meßwerte in <strong>de</strong>r GG wird das Konfi<strong>de</strong>nzintervall enger (steigen<strong>de</strong><br />

Genauigkeit) bei Vergrößerung <strong>de</strong>r Stichprobe N<br />

• bei gegebener Sicherheitswahrscheinlichkeit und gegebener Stichprobengröße<br />

wird das Konfi<strong>de</strong>nzintervall bei geringerer Standardabweichung (größere<br />

Homogenität) <strong>de</strong>r Meßwerte enger (genauer)<br />

6.3.2. Tests<br />

⎢ Kontingenztabellen (Kreuztabellen)<br />

In <strong>de</strong>r Kontingenztabelle wer<strong>de</strong>n Meßergebnisse dargestellt, man fin<strong>de</strong>t die absoluten<br />

und relativen Häufigkeiten <strong>de</strong>r möglichen Kombinationen sowie Spalten- und<br />

Zeilensummen<br />

Bei <strong>de</strong>r Interpretation solch einer Tabelle geht es immer darum, Verteilungen<br />

miteinan<strong>de</strong>r zu vergleichen<br />

Man untersucht die Häufigkeit <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Kombinationen darauf, ob sie einen<br />

vermuteten Zusammenhang <strong>de</strong>r Markmale bestätigen, d.h. man vergleicht die<br />

Verteilung <strong>de</strong>r gemessenen Werte.<br />

Spiegeln diese die Spalten- und Zeilensummen wie<strong>de</strong>r, so ist auf keinen<br />

Zusammenhang zu schließen; weichen sie aber davon ab, so scheinen bestimmte<br />

Ausprägungen eines Merkmals auf die Ausprägung <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Merkmals in<br />

Zusammenhang zu stehen, so kann eine Hypothese bestätigt wer<strong>de</strong>n<br />

Welche Verteilungen miteinan<strong>de</strong>r verglichen wer<strong>de</strong>n, hängt davon ab welche Art von<br />

Aussagen gemacht wer<strong>de</strong>n sollen, genauer gesagt von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Merkmale unterstellten Abhängigkeiten<br />

(Frage: welches Merkmal hängt von welchem ab?? Beantwortung nicht immer<br />

einfach: Werbeetat vom Marktanteil o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rsherum)<br />

Hat man nun eine Hypothese bezüglich gewisser Unterschie<strong>de</strong> verschie<strong>de</strong>ner<br />

Merkmale aufgestellt, so stellt sich die Frage, ob die Ergebnisse in <strong>de</strong>r Tabelle diese<br />

Hypothese bestätigen weil tatsächlich systematische Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />

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Merkmalen vorliegen o<strong>de</strong>r weil die Unterschie<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Stichprobenfehler<br />

zurückzuführen sind.<br />

Man steht also vor <strong>de</strong>r Entscheidung zwischen zwei Hypothesen: systematische<br />

Unterschie<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Unterschie<strong>de</strong>, die durch Stichprobenfehler zu erklären sind<br />

⎢ statistische Tests sind Hilfsmittel, um <strong>de</strong>rartige Entscheidungen in einer<br />

begrün<strong>de</strong>ten und formal festgelegten Weise zu treffen<br />

∑ Chi 2 -Test<br />

- kann als Anpassungstest o<strong>de</strong>r als Test auf Unabhängigkeitstest<br />

- Anwendungsvoraussetzung: Nominalskalierung<br />

- gängigste Anwendung in <strong>de</strong>r Mafo: Analyse von Kontingenztabellen<br />

- Frage: Überprüfung ob ein festgestellter Zusammenhang systematisch ist o<strong>de</strong>r aus<br />

<strong>de</strong>m Stichprobenfehler resultiert, d.h. sind die Variablen unabhängig o<strong>de</strong>r<br />

abhängig voneinan<strong>de</strong>r?<br />

Grundgedanke <strong>de</strong>s Chi 2 -Test:<br />

Man vergleicht eine gegebene Häufigkeitsverteilung in einer Tabelle mit einer<br />

Häufigkeitsverteilung die zustan<strong>de</strong> gekommen wäre, wenn zwischen <strong>de</strong>n betrachteten<br />

Merkmalen Unabhängigkeit vorläge.<br />

∑ man überlegt sich also, wie die Häufigkeitsverteilungen aussehen müßten,<br />

wenn eine (perfekte) Unabhängigkeit zwischen <strong>de</strong>n Merkmalen bestün<strong>de</strong><br />

Diese Tabelle <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>r Annahme <strong>de</strong>r Unabhängigkeit erwarteten Häufigkeiten<br />

erhält man dadurch, in<strong>de</strong>m man die (erwarteten) Besetzungen <strong>de</strong>r einzelnen Fel<strong>de</strong>r<br />

aus <strong>de</strong>n relativen Häufigkeiten in <strong>de</strong>n Randverteilungen und <strong>de</strong>r Stichprobengröße<br />

errechnet<br />

dann betrachtet man für je<strong>de</strong>s Feld <strong>de</strong>r Tabelle die Abweichungen zwischen<br />

beobachteten und erwarteten Häufigkeiten.<br />

Wenn diese Abweichungen insgesamt, d.h. die Summe <strong>de</strong>r Abweichungen über alle<br />

Fel<strong>de</strong>r groß sind, dann entschei<strong>de</strong>t man sich für die Hypothese <strong>de</strong>r Abhängigkeit und<br />

umgekehrt.<br />

Man benötigt eine Maßzahl, in <strong>de</strong>r die genannten Abweichungen für eine ganze<br />

Tabelle zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n, um die Entscheidung über die Annahme einer<br />

Hypothese zu treffen. Diese Maßzahl heißt Chi 2 und hat folgen<strong>de</strong> Form:<br />

Chi 2 = Σ Σ ( beobachtete Häufigkeit in Feld ij – erwartete Häufigkeit in Feld ij) 2<br />

erwartete Häufigkeit in Feld ij<br />

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Chi 2 weicht von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, die Summe <strong>de</strong>r Abweichungen in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Tabellenfel<strong>de</strong>rn als Maßzahl zu verwen<strong>de</strong>n in 2 Aspekten ab:<br />

• es wird als Quadrat <strong>de</strong>r Abweichung verwen<strong>de</strong>t<br />

an<strong>de</strong>rnfalls wür<strong>de</strong>n sich positive und negative Abweichungen ausgleichen<br />

• die Abweichungen wer<strong>de</strong>n hinsichtlich <strong>de</strong>r erwarteten Häufigkeiten normiert<br />

das liegt daran, daß z.B. eine Abweichung von 20 bei einer erwarteten<br />

Abweichung von 50 einen an<strong>de</strong>ren Stellenwert hat als bei einer erwarteten<br />

Häufigkeit von 1000.<br />

Hat man dann einen Chi 2 -Wert, dann muß man noch beurteilen können ob dieser Wert<br />

als hoch o<strong>de</strong>r niedrig im Hinblick auf die Aussagen eines Zusammenhangs zwischen<br />

betrachteten Merkmalen angesehen wird.<br />

Der Maßstab dafür ist eine Verteilung, die angibt, mit welchen Wahrscheinlichkeiten<br />

verschie<strong>de</strong>ne Chi 2 –Werte zu erwarten sind, wenn Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Merkmale in<br />

<strong>de</strong>r GG vorliegt.<br />

Im I<strong>de</strong>alfall müßte <strong>de</strong>r Chi 2 –Wert unter dieser Voraussetzung Null sein.<br />

Wenn man Stichproben aus einer solchen GG zieht, muß man auch beim Chi 2 –Wert<br />

aufgrund <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers mit Abweichungen vom „I<strong>de</strong>alwert“ Null rechnen.<br />

Kleine Abweichungen treten häufig auf (haben eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit),<br />

große Abweichungen treten selten auf.<br />

Die Wahrscheinlichkeitsverteilung (die Chi 2 –Verteilung) ist <strong>de</strong>r Maßstab für die<br />

Beurteilung eines aufgetretenen Chi 2 –Wertes.<br />

Wenn man feststellt, daß <strong>de</strong>r Wert in einer Größenordnung liegt, die mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit wegen <strong>de</strong>s Stichprobenfehlers auch bei vollständiger<br />

Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Merkmal zu erwarten ist, lehnt man die Hypothese eines<br />

systematischen Zusammenhangs ab.<br />

Bei einem relativ großen Chi 2 –Wert ist es recht unwahrscheinlich, daß er bei in <strong>de</strong>r<br />

GG vorhan<strong>de</strong>ner Unabhängigkeit durch Zufall zustan<strong>de</strong> gekommen ist. Man<br />

entschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>shalb in diesem Fall für die Annahme <strong>de</strong>r Hypothese eines<br />

systematischen Zusammenhangs zwischen <strong>de</strong>n Merkmalen.<br />

Bei größeren Tabellen muß man mit einem größeren Chi 2 –Wert rechnen (= Zahl <strong>de</strong>r<br />

Freiheitsgra<strong>de</strong>) = (Spaltenzahl – 1) x (Zeilenzahl – 1)<br />

⎢ Vorgehensweise<br />

ℵ Berechnung einer Maßzahl (In<strong>de</strong>x-Wert) für die Abweichung <strong>de</strong>r<br />

beobachteten Häufigkeiten von <strong>de</strong>n bei Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Merkmale zu<br />

erwarteten Häufigkeit<br />

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ℑ Vergleich <strong>de</strong>r Maßzahl mit einer Wahrscheinlichkeitsverteilung, die angibt,<br />

wie groß die Wahrscheinlichkeit dafür ist, daß ein bestimmter Chi 2 –Wert in<br />

<strong>de</strong>r Stichprobe zufällig zustan<strong>de</strong> kommt, obwohl in <strong>de</strong>r GG Unabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Merkmale vorliegt<br />

ℜ Entscheidung<br />

• wenn die Wahrscheinlichkeit für ein zufälliges Auftreten <strong>de</strong>s errechneten<br />

o<strong>de</strong>r eines größeren Chi 2 –Wertes (In<strong>de</strong>x-Wertes) gering ist (kleiner als das<br />

vorgegebene Signifikanzniveau) wird die Hypothese <strong>de</strong>r Unabhängigkeit<br />

verworfen (>> systematischer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n<br />

Merkmalen/Variablen)<br />

• wenn die Wahrscheinlichkeit für ein zufälliges Auftreten <strong>de</strong>s errechneten<br />

o<strong>de</strong>r eines größeren Chi 2 –Wertes groß ist (größer als das<br />

Signifikanzniveau), wird die Hypothese <strong>de</strong>r Unabhängigkeit beibehalten<br />

(>> kein systematischer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Merkmalen)<br />

Allgemeine Vorgehensweise bei statistischen Tests:<br />

Die Anwendung statistischer Tests setzt immer die folgen<strong>de</strong> Vorgehensweise voraus;<br />

Abweichung davon führen zu sinnlosen Pseudo-Ergebnissen<br />

1. Aufstellung einer überschaubaren Zahl begrün<strong>de</strong>ter Hypothesen<br />

2. Überprüfung dieser Hypothesen anhand <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Datenmaterials<br />

3. Entscheidung über Annahme o<strong>de</strong>r Ablehnung <strong>de</strong>r Hypothesen<br />

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6.4. Multivariate Analyseverfahren<br />

Die bivariaten Verfahren verlieren immer mehr an Be<strong>de</strong>utung, da z.B. die<br />

Beschreibung <strong>de</strong>r Entwicklung von Marktanteilen nur auf Basis einer Variablen heute<br />

kaum noch Sinn macht. Die Komplexität <strong>de</strong>r Phänomene im Marketing zwingt dazu<br />

immer mehr Variablen zu berücksichtigen.<br />

Bei <strong>de</strong>n multivariaten Verfahren unterschei<strong>de</strong>t man die Depen<strong>de</strong>nzanalyse und die<br />

Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalyse, je nach<strong>de</strong>m ob Abhängigkeit (Depen<strong>de</strong>nz) o<strong>de</strong>r<br />

wechselseitige Beziehungen <strong>de</strong>r Variablen (Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nz) untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Während man bei <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalyse die Variablenmenge nicht aufteilt,<br />

unterschei<strong>de</strong>t man bei <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse zwischen sog. abhängigen und<br />

unabhängigen Variablen. Man geht also davon aus, daß eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />

unabhängige Variablen eine o<strong>de</strong>r mehrere abhängige Variablen beeinflussen.<br />

⎢ Verfahren <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse<br />

Voraussetzung zur Anwendung von Verfahren <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse ist ein<br />

vermuteter Kausalzusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Variablen; man kann also bereits<br />

sagen, welche <strong>de</strong>r zu untersuchen<strong>de</strong>n Variablen auf an<strong>de</strong>re einwirken bzw. man kann<br />

die Variablen bereits in abhängige und unabhängige Variablen einteilen.<br />

Meßniveaus <strong>de</strong>r abhängigen<br />

Variablen<br />

qualitativ<br />

(nominal,<br />

ordinal<br />

quantitativ<br />

(intervall,<br />

ratio)<br />

⊇ Kontingenzanalyse ® siehe 6.3.<br />

⊄ Regressionsanalyse<br />

Meßniveaus <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen<br />

qualitativ (nominal, ordinal) quantitativ (intervall, ratio)<br />

nicht metrisch metrisch<br />

Kontingenzanalyse Diskriminanzanalyse<br />

Varianzanalyse Regressionsanalyse<br />

- Prüfung <strong>de</strong>r Beziehung zwischen einer abhängig metrisch skalierten und<br />

einer/mehreren unabhängigen ebenfalls metrisch skalierten Variablen<br />

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- verbreitetste Anwendung <strong>de</strong>s linearen Mo<strong>de</strong>lls<br />

- 3 Voraussetzungen <strong>de</strong>r Regressionsanalyse<br />

• es han<strong>de</strong>lt sich um ein Verfahren <strong>de</strong>r Depen<strong>de</strong>nzanalyse, bei <strong>de</strong>m<br />

substanzwissenschaftlich entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n muß, welche Variable als die<br />

abhängige angesehen wird und welche Variable als unabhängige (o<strong>de</strong>r<br />

erklären<strong>de</strong>) Variablen behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

• alle (abhängige und unabhängige) Variablen müssen min<strong>de</strong>stens<br />

intervallskaliert sein (Ausnahme: Dummy-Regression)<br />

• die Art <strong>de</strong>s untersuchten Zusammenhangs ist linear<br />

- die Regressionsanalyse wird überall dort eingesetzt, wo Richtung und Stärke <strong>de</strong>s<br />

Zusammenhangs zwischen mehreren Variablen ermittelt wer<strong>de</strong>n sollen<br />

⎣ prinzipiell geht es darum, eine abhängige Variable durch eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />

unabhängige Variablen zu erklären<br />

Beispiel: Meßwerte über Werbebudgets und Marktanteile <strong>de</strong>r beworbenen Produkte<br />

Marktwert im letzten<br />

Jahr in Prozent<br />

kumuliertes Werbebudget über fünf Jahre<br />

- wichtige Fragen:<br />

- Stärke <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />

- Art <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />

- Übertragung <strong>de</strong>r Ergebnisse auf an<strong>de</strong>re Situationen<br />

- Sicherheit und Genauigkeit <strong>de</strong>r Aussagen<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Regressionsanalyse besteht<br />

nun darin, eine Gera<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Kurve durch<br />

die Punktwolke zu legen und <strong>de</strong>n<br />

Funktionsverlauf (= Zusammenhang zw.<br />

<strong>de</strong>r abhängigen und unabhängigen<br />

Variablen) durch eine mathematische<br />

Funktion zu beschreiben<br />

- Anwendungsbereiche <strong>de</strong>r Regressionsanalyse<br />

- Ursachenanalyse<br />

- wie stark ist <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen auf die abhängige<br />

Variable? (wirken sich Preisän<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Werbebudgets stärker auf <strong>de</strong>n Marktanteil aus)<br />

- Wirkungsprognosen<br />

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- wie verän<strong>de</strong>rt sich die abhängige Variable bei einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

unabhängigen Variablen? (welchen Marktanteil erreicht man <strong>de</strong>n<br />

Außendiensteinsatz um 20% steigert?)<br />

- Zeitreihenanalyse<br />

- wie verän<strong>de</strong>rt sich eine abhängige Variable im Zeitablauf und somit ceteris<br />

paribus auch in <strong>de</strong>r Zukunft (wie entwickelt sich <strong>de</strong>r Weltmarktpreis für<br />

Baumwolle in <strong>de</strong>n nächsten 6 Monaten?)<br />

Grundprinzip <strong>de</strong>r linearen Regression<br />

1. Formulierung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls<br />

2. Schätzung <strong>de</strong>r Regressionsfunktion<br />

Bei <strong>de</strong>r linearen Regression versucht man eine lineare Funktion (Regressionsgera<strong>de</strong>)<br />

zu bestimmen, die <strong>de</strong>n zwischen diesen Variablen bestehen<strong>de</strong>n Zusammenhang am<br />

besten wie<strong>de</strong>rgibt<br />

y = bo + b1x<br />

y: Schätzwert <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen<br />

x: unabhängige Variable<br />

bo: Parameter (konstantes Glied)<br />

b1: Parameter (Steigung)<br />

Zur Bestimmung <strong>de</strong>r Gera<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t man dabei die Summe <strong>de</strong>r quadrierten<br />

Abweichungen zwischen <strong>de</strong>n beobachteten Werten <strong>de</strong>r Variablen und <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r<br />

Regressionsgera<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Werten (Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleinsten Quadrate)<br />

Deren Grundi<strong>de</strong>e besteht darin, daß man die Regressionsgera<strong>de</strong> so durch die<br />

von <strong>de</strong>n Meßwerten bestimmte Punktewolke legt, daß die Abweichungen<br />

zwischen geschätzten Werten y und <strong>de</strong>n beobachteten Werten y minimal<br />

wer<strong>de</strong>n (die Regressionsgera<strong>de</strong> soll die Daten möglichst gut beschreiben)<br />

Bei <strong>de</strong>r „kleinste Quadrate-Schätzung“ wer<strong>de</strong>n allerdings nicht die<br />

Abweichungen zwischen geschätzten und beobachteten Werten betrachtet,<br />

son<strong>de</strong>rn die quadrierten Abweichungen, da sich sonst positive und negative<br />

Abweichungen aufheben wür<strong>de</strong>n<br />

Die Aussagekraft <strong>de</strong>r Gera<strong>de</strong>n hinsichtlich <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Daten<br />

(<strong>de</strong>r Stichprobenergebnisse), d.h. praktisch inwieweit die Gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n<br />

tatsächlichen Daten übereinstimmt, wird durch das Bestimmtheitsmaß r-Quadrat<br />

(erklärte Varianz : Gesamtvarianz) angegeben<br />

es ergibt sich aus <strong>de</strong>m Verhältnis:<br />

• <strong>de</strong>r Abweichungen (Differenzen) <strong>de</strong>r durch die Gera<strong>de</strong> geschätzten Werte <strong>de</strong>r<br />

abhängigen Variablen (y geschätzt) vom Mittelwert <strong>de</strong>r Stichprobe (erklärte<br />

Varianz) zu<br />

• <strong>de</strong>n Abweichungen <strong>de</strong>r beobachteten Werte von diesem Mittelwert<br />

(Gesamtvarianz)<br />

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Je geringer <strong>de</strong>r Unterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Differenzen ist (d.h. das Verhältnis,<br />

<strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Bruches geht also gegen 1) <strong>de</strong>sto besser wer<strong>de</strong>n die beobachteten Werte<br />

durch die Regerssionsgera<strong>de</strong> erklärt<br />

3. Prüfung <strong>de</strong>r Regressionsfunktion<br />

Ob <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen abhängiger und unabhängiger Variablen tatsächlich<br />

systematisch, d.h. nicht zufällig ist kann mittels eines F-Test überprüft wer<strong>de</strong>n<br />

Wenn dieser Test nicht zum Verwerfen <strong>de</strong>s ganzen Ansatzes geführt hat, wer<strong>de</strong>n die<br />

einzelnen Regressionskoeffizienten mit einem t-Test überprüft<br />

- man testet, wie weit <strong>de</strong>r Betrag <strong>de</strong>r Regressionskoeffizienten <strong>de</strong>r Stichprobe von<br />

<strong>de</strong>m Betrag <strong>de</strong>s Regeressionskoeffizienten <strong>de</strong>r GG abweichen kann, dazu wird ein<br />

Konfi<strong>de</strong>nzintervall entwickelt<br />

- je größer das Konfi<strong>de</strong>nzintervall ist, <strong>de</strong>sto unsicherer ist die Schätzung <strong>de</strong>r<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Regressionsgera<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r GG, mit an<strong>de</strong>ren Worten, <strong>de</strong>sto<br />

unzuverlässiger ist die gefun<strong>de</strong>ne Regressionsfunktion bezüglich dieses<br />

Parameters<br />

Ergebnis: bei als annehmbar getesteter Regressionsbeziehung mit hohem Anteil<br />

erklärter Varianz spricht vieles dafür, diese Beziehung auch zu Prognosezwecken zu<br />

nutzen (z.B. mit x = Zeit, d.h. die Entwicklung einer abhängigen Variablen für<br />

zukünftige Zeitperio<strong>de</strong>n)<br />

⊂ Varianzanalyse<br />

ebenfalls wie bei <strong>de</strong>r Regressionsanalyse han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Varianzanalyse um<br />

ein lineares Mo<strong>de</strong>ll; man muß auch zwischen abhängiger und unabhängiger Variable<br />

unterschei<strong>de</strong>n, es besteht aber ein wesentlicher Unterschied:<br />

⎢ die abhängige Variable muß min<strong>de</strong>stens intervallskaliert sein, bei <strong>de</strong>r<br />

unabhängigen genügt aber ein nominales Meßniveau.<br />

Deswegen eignet sich die Varianzanalyse beson<strong>de</strong>rs zum Vergleich zwischen<br />

Gruppen (Gruppenzugehörigkeit als nominalskaliertes Merkmal), wodurch sich<br />

wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>ren Anwendung zur Auswertung von Experimenten erklärt, wo es ja<br />

meist darum geht, Vergleiche zwischen Meßwerten aus Versuchs- und<br />

Kontrollgruppen vorzunehmen (die nicht-metrisch skalierten unabhängigen Variablen<br />

geben die experimentellen Einwirkungen wie<strong>de</strong>r).<br />

Die Varianzanalyse untersucht die Streuungen (Varianzen) für die die Ausprägungen<br />

<strong>de</strong>r unabhängigen Variablen um <strong>de</strong>ren einzelne Mittelwerte.<br />

Der Abstand von diesen Mittelwerten <strong>de</strong>r Merkmalsausprägungen zum<br />

Gesamtmittelwert über alle Elemente wird erklärte Abweichung genannt, <strong>de</strong>r Abstand<br />

je<strong>de</strong>s einzelnen Elements zu diesen Mittelwerten wird nicht erklärte Abweichung<br />

genannt.<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Varianzanalyse wird analog zur Regressionsanalyse in erklärte und<br />

unerklärte Varianz <strong>de</strong>r abhängigen (intervallskalierten) Variablen unterschie<strong>de</strong>n. Der<br />

Einfluß <strong>de</strong>r unabhängigen Variablen (Gruppenzugehörigkeit) wird anhand <strong>de</strong>r<br />

Relation zwischen erklärter Varianz und unerklärter Varianz beurteilt.<br />

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⊆ Diskriminanzanalyse<br />

Bei <strong>de</strong>r Diskriminanzanalyse wird für die unabhängigen Variablen Intervallskalierung<br />

und für die abhängigen Variablen lediglich Nominalskalierung vorausgesetzt.<br />

Während man bei <strong>de</strong>r Varianzanalyse untersucht, ob die Zugehörigkeit zu einer<br />

Gruppe Auswirkungen auf eine abhängige Variable hat, versucht man bei <strong>de</strong>r<br />

Diskriminanzanalyse festzustellen, mit welchen (metrischen) unabhängigen Variablen<br />

man die Zugehörigkeit zu einer Gruppe erklären kann.<br />

⎢ Verfahren <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalysen<br />

Bei <strong>de</strong>n „struktur-ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n“ Verfahren <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nzanalyse besteht vorab<br />

keinerlei Vorstellung über Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n Variablen. Daher kann<br />

auch nicht zwischen abhängigen und unabhängigen Variablen unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

⊇ Faktorenanalyse<br />

Die Faktorenanalyse ist ein Verfahren, das hauptsächlich zur Datenreduktion dient.<br />

Voraussetzung für die Anwendung sind intervallskalierte Daten.<br />

Wenn Daten stark korreliert sind, dann kann man versuchen, anstelle einer größeren<br />

Zahl von Variablen eine <strong>de</strong>utlich kleinere Zahl von Faktoren zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die bei<br />

Inkaufnahme einer gewissen Ungenauigkeit <strong>de</strong>n Datensatz weitgehend beschreiben.<br />

⊄ Multidimensionale Skalierung (MDS)<br />

Bei diesem Verfahren wer<strong>de</strong>n Objekte als Punkte in einem möglichst<br />

zwidimensionalen Raum <strong>de</strong>rartig zu positionieren versucht, daß eine geometrische<br />

Ähnlichkeit <strong>de</strong>r Objekte wie<strong>de</strong>rgegeben wird.<br />

⊂ Clusteranalyse<br />

Hier han<strong>de</strong>lt es sich um ein Verfahren, bei <strong>de</strong>m ähnliche Objekte zu Gruppen<br />

zusammengefaßt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Die Elemente in einer Gruppe sollen möglichst homogen sein, während die<br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Gruppen möglichst hoch sein sollen.<br />

Ein typisches Anwendungsbeispiel im Marketing ist die Marktsegmentierung<br />

⊆ Conjoint-Analyse<br />

Versucht, die Strukturen zwischen <strong>de</strong>n Merkmalsausprägungen verschie<strong>de</strong>ner<br />

Variablen zu analysieren und in eine Reihenfolge zu bringen.<br />

Grundlage hierfür ist, daß <strong>de</strong>r Proband die Möglichkeit hatte, verschie<strong>de</strong>ne<br />

Ausprägungen unterschiedlicher Variablen in eine Reihenfolge zu bringen.<br />

<strong>Marktforschung</strong><br />

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