Allgemeiner Teil und Recht der - Universität Leipzig
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Prof. Dr. Burkhard Boemke Wintersemester 2009/10<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong><br />
Bürgerliches <strong>Recht</strong> I –<br />
<strong>Allgemeiner</strong> <strong>Teil</strong> <strong>und</strong> <strong>Recht</strong> <strong>der</strong> Leistungsstörungen<br />
§ 12 Klausurfall – Kalkulationsirrtum<br />
Lösung<br />
(nach BGH NJW 1998, 3192)<br />
Ein Werkvertrag kommt nach allgemeinen Gr<strong>und</strong>sätzen durch Antrag <strong>und</strong> Annahme<br />
zustande<br />
I. Antrag durch A<br />
1. Fristgerechte Einreichung des Angebots (+)<br />
2. Vernichtung durch Anfechtung (§ 142 I BGB)<br />
Voraus.:<br />
- Anfechtungserklärung<br />
- Anfechtungsgr<strong>und</strong><br />
- Wahrung <strong>der</strong> Anfechtungsfrist<br />
a) Anfechtungserklärung ( § 143 I BGB)<br />
Bitte, das Angebot wegen des Kalkulationsfehlers nicht zu berücksichtigen<br />
Auslegung gemäß §§ 133, 157 BGB<br />
A möchte sich wegen eines Irrtums von <strong>der</strong> Erklärung lösen = Anfechtung
) Anfechtungsgr<strong>und</strong> ( § 119 BGB)<br />
aa) Inhaltsirrtum (§ 119 I Alt. 1 BGB)<br />
Definition: Erklären<strong>der</strong> weiß, was er sagt, aber nicht, was er damit sagt<br />
Sachverhalt A weiß, welches Angebot er abgibt <strong>und</strong> wie dieses zu verstehen ist<br />
Subsumtion (-)<br />
bb) Erklärungsirrtum (§ 119 I Alt. 2 BGB)<br />
Definition: Erklären<strong>der</strong> weiß nicht, was er sagt<br />
Sachverhalt A gibt <strong>und</strong> erklärt das Angebot, das er abgeben <strong>und</strong> erklären will<br />
Subsumtion (-)<br />
cc) Eigenschaftsirrtum (§ 119 II BGB)<br />
Definition: Erklären<strong>der</strong> irrt über verkehrswesentliche Eigenschaften <strong>der</strong> Sache<br />
Sachverhalt A weiß, um welches Objekt <strong>und</strong> Angebot es geht, er vergisst aber eine<br />
Subsumtion (-)<br />
dd) Motivirrtum<br />
Position in seiner eigenen Kalkulation<br />
Kalkulationsirrtum ist reiner Motivirrtum, <strong>der</strong> nach überwiegen<strong>der</strong> Auffassung nicht<br />
zur Anfechtung berechtigt<br />
An<strong>der</strong>s für den offenen Kalkulationsirrtum RGZ 64, 268: § 119 I Alt. 1 BGB analog<br />
Aber: Voraussetzung ist Offenlegung <strong>der</strong> Kalkulation + rechnerischer Fehler<br />
Hier (-)<br />
Kein Anfechtungsgr<strong>und</strong><br />
Angebot wirksam<br />
II. Annahme durch S<br />
1. Annahmeerklärung (+)
2. Wahrung <strong>der</strong> Annahmefrist (§ 147 BGB)<br />
§ 147 II BGB: Maßgeblich, wann <strong>der</strong> Antragende unter regelmäßigen Umständen mit<br />
Antworten rechnen darf<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> Ausschreibungsbedingungen, wonach Zuschlag bis zum<br />
30.09.erfolgt<br />
Fristgerechte Annahme<br />
Alternativ § 148 BGB:<br />
Durch <strong>Teil</strong>nahme an <strong>der</strong> Ausschreibung macht A auch die Ausschreibungsbedingun-<br />
gen zum Gegenstand seines Antrags<br />
<strong>Recht</strong> von S, Annahme bis zum 30.09. zu erklären<br />
III. Unwirksamkeit gemäß § 242 BGB<br />
Nach BGH kann es gegen Treu <strong>und</strong> Glauben verstoßen (§ 242 BGB), wenn <strong>der</strong><br />
Empfänger in Kenntnis des Irrtums das Angebot annimmt. Dazu gehört aber mehr als<br />
die bloße Kenntnis, es müssen zusätzliche Umstände hinzutreten, die vorliegend<br />
nicht gegeben sind<br />
IV. Ergebnis<br />
Vertrag (+)