BK-Heft 2012-03 - Baukammer Berlin
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<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />
Lausitzer Kohlebeißer – ein erfolgreiches Studentenprojekt der Hochschule Lausitz<br />
ben, dass ingeniöse Kreativität wieder<br />
mechanisches Abarbeiten von Nachweisen<br />
ersetzen kann.<br />
Dipl.-Ing. Axel-Björn Hüper<br />
Herr Dipl.-Ing. Axel-Björn Hüper, vertrat<br />
für die Deutschen Bahn im Management<br />
der DB Projektbau erfahren, ein Unternehmen,<br />
das im großen Umfang Ingenieurleistungen<br />
für das nationale und<br />
internationale Geschäft nachfragt und<br />
selbst erbringt. Aus dem Leistungs- und<br />
Qualitätsanspruch zur Gewährleistung<br />
der Verfügbarkeit der Infrastruktur leiten<br />
sich Herausforderungen für die zukünftige<br />
Generation von Bauingenieuren ab.<br />
Kostenrisiken entstehen aus möglichen<br />
Verzögerungen und Haftungssituationen<br />
in der Folge. Deshalb müssen Gefahrenmomente<br />
für Planungsmängel deutlich<br />
reduziert oder besser von Anfang an vermieden<br />
werden. Erschreckend ist, dass<br />
vergleichsweise simple Fehler zu tiefgreifenden<br />
Umplanungen und mehrmonatigen,<br />
kostenintensiven Verzögerungen<br />
führen können. Mängelanalysen zeigen,<br />
dass größere Fehlerhäufigkeiten mit<br />
nicht ausreichender Qualifizierung von<br />
Personal, Nichteinhaltung von Planvorgaben<br />
oder schlichten Planungsfehlern<br />
einhergehen.<br />
Aus diesen Erfahrungen kann man für die<br />
Ingenieurausbildung ableiten, dass sich<br />
ein besserer Wissenskreislauf zwischen<br />
Hochschulausbildung und beruflicher<br />
Qualifikation entwickeln sollte. Dazu<br />
können Praxisphasen im Studium in<br />
Form von Praktika oder Praxissemestern<br />
in zertifizierten Unternehmen dienen.<br />
Andere Möglichkeiten bestehen im Aufbau<br />
von Fortbildungspartnerschaften<br />
zwischen Bauunternehmen, Auftraggebern,<br />
Planungsgesellschaften und Hochschulen.<br />
Er verweist auf die sehr guten<br />
Berufsaussichten für engagierte Studie-<br />
42 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
rende des Bauingenieurwesens, auch<br />
mit Bachelorabschluss, aber auch auf<br />
die Notwendigkeit sich mit der Praxis im<br />
späteren Berufsfeld schon während des<br />
Studiums auseinanderzusetzen. „Gutes<br />
Bauen lernen“ heißt für Herrn Hüper und<br />
die DB den ökonomischen, ökologischen<br />
sowie technischen und kulturellen Anforderungen<br />
dauerhaft im Beruf zu genügen.<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Lange<br />
Prof. Jörg Lange, Ordinarius für Stahlbau<br />
an der TU Darmstadt und neuberufener<br />
Vorsitzender des Beirates des DGI, stellte<br />
das „Lernen und Lehren mit Ingenieuren“<br />
in den Mittelpunkt seines Diskurses.<br />
Um Studierende zu erreichen und langfristige<br />
Motivation aufzubauen, muss das<br />
Lernen Spaß machen. Umfragen zeigen,<br />
dass klassische Lehrmethoden wie Vorlesungen<br />
und Vorrechenübungen nur<br />
etwa 25 % der Hörerschaft erreichen,<br />
visuelle Darstellungen dagegen 40 %.<br />
Lernen mit ausgeprägten Selbstarbeitsphasen<br />
erreicht in der Regel alle Teilnehmer.<br />
Auch E-Learning-Angebote bieten<br />
interessante Möglichkeiten.<br />
An der TU Darmstadt wurden sehr gute<br />
Erfahrungen mit einer Kombination verschiedener<br />
Learning-Systeme gemacht.<br />
Evaluationsergebnisse bestätigen, dass<br />
die Aktivierung der Studenten gegenüber<br />
klassischen Frontal-Vorlesungen besser<br />
gelingt und die Lernmotivation sich verbessert.<br />
Notwendig ist jedoch ein besonderes<br />
Engagement der Lehrenden, das<br />
aber mit einem Gewinn an Flexibilität in<br />
der Arbeit für alle Beteiligten belohnt<br />
wird. Die fehlende direkte Kommunikation<br />
bleibt ein Problem im virtuellen Lehrbetrieb,<br />
insbesondere für externe Hörer.<br />
Bedauerlich ist, dass im heutigen Wissenschaftsbetrieb<br />
ein hohes Lehrengagement<br />
zumeist nur gering honoriert<br />
wird, so dass dringend benötigte neue<br />
Ansätze nur langsam umgesetzt und entwickelt<br />
werden.<br />
Abschließend stellt Prof. Lange der Cottbuser<br />
Projektarbeit die Darmstädter<br />
Erfahrungen gegenüber. Dort werden<br />
integrative Projekte als „Grundlagen des<br />
Planens, Entwerfens und Konstruierens<br />
(GPEK)“ durchgeführt, in denen viel Wert<br />
auf die Entwicklung von Softskills in verschiedenen<br />
Planungsrollen gelegt wird.<br />
Teamwork und natürlich die verantwortungsvolle,<br />
sorgfältige Bearbeitung spezifischer<br />
Aufgabenstellungen, werden unter<br />
enger Betreuung durch Tutoren und Mentoren<br />
trainiert. Auch in der Eingangsphase<br />
zum Masterstudium sieht Prof. Lange dieses<br />
Projektkonzept als wirksame Hilfe zur<br />
beruflichen Orientierung.<br />
Abschließende Podiumsdiskussion<br />
„Studenten fragen –<br />
Profis antworten“<br />
Mit den vielfältigen Diskursen rund um<br />
das Thema „Bildung oder Ausbildung?“<br />
war der Grund für die abschließende Diskussionsrunde<br />
zu studentischen Themen<br />
gelegt. Folgende Fragen bewegten<br />
die Studenten besonders:<br />
Wann sollte man im Studienablauf mit<br />
dem Projektstudium beginnen und wie<br />
kann man Anforderungen an FH- oder<br />
universitäre Studiengänge differenzieren?<br />
Prof. Lange hält aus Darmstädter Erfahrung<br />
eine spezifische Ausrichtung ab<br />
dem 2. Semester in beiden Hochschulformen<br />
für sinnvoll und machbar. Den<br />
Beginn bereits in das 1. Semester zu setzen,<br />
hält er für eher wenig zielführend, da<br />
in dieser Studienphase noch ein sehr eng<br />
geführtes Studium und die Aneignung<br />
elementarer Grundlagen im Vordergrund<br />
stehen. Gruppengrößen sind in Darmstadt<br />
mit 14 ... 16 Studenten deutlich<br />
größer, wobei der Fokus eher auf Softskills<br />
zur Organisation der Arbeitsbereiche<br />
und auf der Ausbildung in Arbeits- und<br />
Handlungsabläufen liegt. Das Cottbuser<br />
Projektstudium dagegen strebt insbesondere<br />
einen Wissenszuwachs und<br />
eine intensive Phase der Wissensaneignung<br />
während der Projektarbeit in beiden<br />
Curricula an.<br />
Welche persönlichen Eigenschaften und<br />
Fähigkeiten sehen zukünftige Arbeitgeber<br />
bei Absolventen als wichtig und einstellungsförderlich<br />
an?<br />
Herr Hüper als Vertreter eines großen<br />
potentiellen Arbeitgebers, stellte die Kriterien<br />
Noten, Praktika und Mobilität in