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REISE OFFROAD ABRUZZEN<br />
gen Reihen von Olivenbäumen und Weinreben liegt der blaue<br />
Lago di San Angel, eingebettet in knallgelbe Felder.<br />
<br />
wir in unser GPS kürzeste Strecke von A nach B eingeben. So<br />
auch diesmal. An einem Abzweig, den uns das Gerät als Abkürzung<br />
zu einem Bergdorf vorschlägt, steht ein nagelneues<br />
Sackgassenschild. Davon lassen wir uns jedoch nicht abschrecken.<br />
Die anfangs fahrzeugbreite Straße wird immer enger,<br />
steiler und kurviger. Zwei alte Damen auf einer Holzbank se-<br />
<br />
rekt durch ihr Wohnzimmer fahren. Wenige Meter später endet<br />
der Pfad plötzlich an einer noch steileren Treppe. Finito.<br />
Unkontrolliertes Zurückrollen kann ich nur verhindern, indem<br />
U<br />
<br />
<br />
ich den Motor erbarmungslos abwürge. Rechterhand fällt der<br />
Hang beinahe senkrecht ab. Es geht weder vorwärts noch rückwärts.<br />
Mit vereinter Kraft und viel Schweiß gelingt es uns, die<br />
beiden Motorräder zu wenden. Von den Großmüttern ernten<br />
wir auf der Rückfahrt nur einen viel sagenden Blick, der wohl<br />
bedeutet, dass sie das Ganze ja haben kommen sehen.<br />
Mit den Monti del Matese in Molise ist der südlichste Punkt<br />
unserer Italientour erreicht. So sehr wir uns auch wünschen, die<br />
Zeit möge einfach stehen bleiben, müssen wir doch schon sehr<br />
bald wieder zurück ins Hamsterrad<br />
des Schreibtisch-Alltags. Am liebs-<br />
Später Frühling: Die Berge<br />
um den Gran Sasso können<br />
bis Ende Mai mit Schnee bedeckt<br />
sein (u.).<br />
Gut zu wissen: Wo es eine<br />
Piazza gibt, ist auch eine<br />
Gelateria nicht weit (ganz<br />
unten).<br />
ten würden wir einfach immer weiterfahren,<br />
bis hinunter nach Kalabrien,<br />
zur Spitze des Stiefels. Im<br />
Kopf mache ich einen Merkzettel,<br />
<br />
ken, wie ich die andere Zeitrechnung<br />
in mein Leben integrieren<br />
kann!<br />
Reiseinfos:<br />
ABRUZZEN<br />
<br />
Die Abruzzen – das sind unberührte Natur, dichte Wälder, idyllische Dörfer, die Berge<br />
um den Fast-Dreitausender Gran Sasso und um die Maiella, endlose Hügelketten<br />
und weiße Sandstrände mit traumhaften Buchten an der Adriaküste.<br />
<br />
Eine Inlandstour durch die Abruzzen macht man am besten zwischen Ostern und<br />
Mitte September. Die fl ache Küste mit ihrem typisch mediterranen Klima ist im Juli<br />
und August von Badeurlaubern überlaufen. Dafür scheint die Sonne zehn Stunden<br />
am Tag.<br />
<br />
Für die schnelle, etwa eintägige Anreise über die gängigen Alpen-Hauptrouten via<br />
Österreich oder Schweiz eignet sich jeder aktuelle Straßenatlas. Mautpfl icht!<br />
Während die Hauptstraßen gut in Schuss gehalten werden, ist die löchrige Asphaltdecke<br />
der Nebenstrecken oft nur notdürftig gefl ickt. Besonders auf den steilen, nur<br />
fahrzeugbreiten Straßen ist in den engen Kurven immer mit Gegenverkehr zu rechnen.<br />
Spektakulär ist die Panoramastraße zum Campo Imperatore am mächtigen<br />
Gran Sasso. Tankstellen an den Autobahnen haben rund um die Uhr geöffnet. Anders<br />
in den Bergdörfern, wo von 12.30 bis 15.30 Uhr Siesta gemacht wird; sonntags<br />
sind die Tankstellen dort ganztägig geschlossen.<br />
<br />
Chili und Safran geben der abruzzesischen Küche einen deftigen Geschmack. In den<br />
Bergen kommen oft Lamm, Wurst und Käse auf den Teller; an der Küste wird Fisch<br />
vom Holzkohlegrill serviert. Ein Caffè oder Centerbe (starker Kräuterschnaps) runden<br />
die einfachen Gerichte perfekt ab. Italienisches Eis ist unübertroffen gut.<br />
Unterkünfte fi nden sich in allen Kategorien und Preisklassen (40-50 EUR für ein<br />
einfaches DZ abseits der Küste). Campingplätze sind im Landesinneren dünn gesät.<br />
REISEINFOS<br />
Norcia<br />
Montereale<br />
Rieti<br />
Lago del Salto<br />
Fiamignano<br />
Borgorose<br />
L´Aquila<br />
Massa d´Albe<br />
<strong>ITALIEN</strong><br />
Parco Nazionale del<br />
Gran Sasso<br />
Campotosto<br />
Monte Velino<br />
Monte Bolza<br />
A B R U Z Z E N<br />
Pescina<br />
Monte Palombo<br />
Pescasséroli<br />
Castel<br />
del Monte<br />
Monte Rotondo<br />
Montecóccioli<br />
Farindola<br />
Civitella<br />
Casanova<br />
Guardiagrele<br />
Monte Sécine<br />
Venafro<br />
Ateleta<br />
Lago del Matese<br />
Cásoli<br />
Agnone<br />
Molise<br />
Macchiagódena<br />
Bojano<br />
Monte Miletto<br />
Monti del Matese<br />
gleichnamigen Berges und der Parco Nazionale Gran Sasso e Monti della Laga bieten<br />
zusammen fast 300.000 Hektar pure Natur mit einer ungeahnten Artenvielfalt.<br />
Nach einem anstrengenden Tag lässt sich in den heißen Quellen von Caramanico<br />
Terme herrlich entspannen.<br />
<br />
Lonely Planet Italien (2009), MairDuMont, ISBN 3829716060, 28,95 EUR<br />
Sabine Becht (2006): Reiseführer Abruzzen, Michael Müller Verlag,<br />
ISBN 3899532155, 15,90 EUR<br />
Generalkarte Italien Extra 10, Abruzzen/Molise, Maßstab 1:200.000,<br />
MairDuMont, ISBN 3829720769, 7,50 EUR<br />
Falk Länderkarte Italien (2008), Maßstab 1:600.000, ISBN 3827918391,<br />
8,50 EUR<br />
Kompass Karten, Gran Sasso d‘ Italia, L‘Aquila: Wander- und Radtourenkarte<br />
(2006), Maßstab 1:50.000, ISBN 385491024X, 7,50 EUR<br />
<br />
<br />
Die Eindrücke stammen von einer wurde dem Erdboden gleichgemacht<br />
Motorradreise durch die Abruzzen und hatte über 40 Todesopfer zu<br />
Tipps:<br />
im Jahr 2007. Das schwere Erd- beklagen. Fast genauso stark waren<br />
Der Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise mit seinen weiten Buchenwäldern, beben, das am 6. April 2009 mit Castelnuovo, Fossa, Paganica, Santo<br />
der kargere Parco Nazionale della Maiella, dominiert vom gewaltigen Gipfel des einer Stärke von 5,8 auf der Richter- Stefano di Sessanio, Tempera und Villa<br />
skala in L’Aquila wütete, beschä- Sant’Angelo betroffen. Mehr als 290<br />
digte und zerstörte Teile der Alt- Menschen verloren ihr Leben, nach<br />
stadt. Am stärksten betroffen wa- Schätzungen wurden rund 17.000<br />
88 2 2010 ren die Dörfer östlich der Stadt. Onna Menschen obdachlos.<br />
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