18 <strong>ANNA</strong>-<strong>FREUD</strong>-<strong>CULT</strong>(<strong>URE</strong>)© Nr. 3 Dezember 2007 Seite/ Page/ Pagina Was es uns bedeutet, Deutsche zu sein Topp-Thema: Heimat Exil Fremde Nähe Flucht und Vertreibung Foto:privat
<strong>ANNA</strong>-<strong>FREUD</strong>-<strong>CULT</strong>(<strong>URE</strong>)© Nr. 3 Dezember 2007 Seite/ Page/ Pagina Was Deutschsein für mich bedeutet Ich fühle mich als Mensch, der zufällig in Deutschland geboren ist. Daraus resultiert mein reges Interesse an diesem Land und seiner Geschichte. Es gibt viele Dinge die mich hier halten, meine Familie, mein Freund, meine Schule und vieles andere. Ich fühle, dass ich meine Heimat vermissen würde, sollte ich dieses Land einmal verlassen. Natürlich liebe ich meine Heimat. Aber Deutschland ist nur zufällig meine Heimat. Ich würde nicht einmal sagen, dass Deutschland meine Heimat ist, sondern eher der Ort, an dem ich Dadurch bin Ich bin an dieses Land gebunden. Objektiv gesehen, habe ich ziemliches Glück hier geboren zu sein. Wäre ich jedoch in einem anderen Teil der Welt geboren, würde ich mich dort wohl fühlen und nicht hier. Ich glaube, so etwas wie Nationalstolz ist im eigentlichen Sinne ein Sich- 19 Abfinden mit einer unveränderbaren Situation, denn wir suchen es uns nicht aus, in welchem Land wir geboren werden und wo wir aufwachsen. Fragen Sie einmal einen Maurer, ob er stolz ist, Maurer zu sein. Ich jedenfalls bin eigentlich nur stolz auf meine persönlichen Leistungen und auf die Leistungen der Menschen, die ich liebe und respektiere. Ein Land an sich vollbringt aber keine Leistungen, höchstens die Menschen. Beim Nationalstolz geht es ja darum, stolz darauf zu sein, einem bestimmten Volk anzugehören. Ist das nun eine Leistung, auf die man stolz sein kann? Oder ist es nicht eher ein Sich- Abfinden mit der Situation, zufällig zu diesem Volk zu gehören? Robin Venz 1. Sem. OG Deutschland in den Augen von ausländischen Jugendlichen Wenn Ihr einen ausländischen Jugendlichen fragen würdet, was für ihn dieses Land bedeutet, würdet Ihr eine interessante Antwort bekommen. Für die meisten ist Deutschland nämlich die zweite Heimat. Es ist ein Land, das ihnen sehr viel bedeutet, weil sie hier die eigene Kindheit und Jugend erlebt haben. Tut uns Deutschland gut? Ja, die ausländischen Jugendlichen schätzen dieses Land und die Möglichkeiten, die es bietet. Die Meinungsfreiheit und andere Rechte sind ihnen sehr wichtig, da sie ihnen in ihrer ersten Heimat häufig verwehrt wurden. Hier können sie sich frei bewegen, ohne Angst zu haben und weggesperrt zu werden. Deutschland sehen sie als wohlhabendes Land, in dem sie die Chance bekommen, eine Schule zu besuchen und eine Ausbildung machen zu können. Es sind die Möglichkeiten, die sie positiv bewerten. Denn in der Wirklichkeit wird das deutsche Schulsystem von ausländischen Jugendlichen im Allgemeinen als unbefriedigend bezeichnet. Armut, Steuererhöhungen und der Weg zum Jobcenter zählen zu den größten Belastungen für die Jugendlichen. Gerade bei der Frage wo und wie sie eine Arbeit oder einen Ausbildungsplatz suchen und finden sollen, fühlen sie sich hilflos und sich selbst überlassen. Der Sozial- bzw. Rechtsstaat wird bei diesen Fragen zu ihrem Feind. Sie erleben die Angst vor Veränderungen und die gesellschaftliche Starre, die hier