Michael Mitter- meier - Anna-Freud-Oberschule
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Ausgabe 11 - Juni 2010<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
TODSÜNDEN
2<br />
Liebe Leser,<br />
nicht nur, dass ihr genau in diesem<br />
Moment die letzte Schülerzeitung<br />
dieses Jahres kauft, nein, ihr<br />
besitzt auch noch die erste<br />
Schülerzeitung unter einem euen<br />
Redaktionsteam. Von daher kann<br />
das hier ja nur großartig werden.<br />
Wie ihr vielleicht mitbekommen<br />
habt, beschäftigen wir uns in<br />
dieser Ausgabe nur mit den<br />
spaßigen Seiten des Lebens:<br />
Wollust, Neid, Hass, Stolz,<br />
Völlerei, Geiz und der Trägheit<br />
des eigenen Lebens. Nein, klar ihr<br />
kennt das alles nicht, ist ja auch<br />
ne soziale Schule und so und wir<br />
sind sowieso alle von der Reinheit<br />
geküsste Jungfrauen.<br />
Nebenbei informieren wir<br />
euch noch über die tollsten<br />
Unterhaltungsmöglichkeiten, die<br />
— Juni 2010 —<br />
Berlin in dieser Zeit so bietet und<br />
teilen euch im gleichen Atemzug<br />
noch mit, welche Clubs man<br />
besser mit Molotowcocktails<br />
bewirft. Ansonsten gibt’s noch<br />
Artikel über die ganz schön<br />
fantastische Surffahrt, darüber,<br />
was Frauen alles für ein wenig<br />
Schminke tun (z.B. ein paar<br />
Kilometer im Scheißwetter durch<br />
die Gegend rennen) und auch<br />
sonst noch allerlei Interessantes,<br />
was eurem Leben ein kleines<br />
bisschen mehr <strong>Freud</strong>e bereitet.<br />
Also viel Spaß und bis zur<br />
nächsten Ausgabe<br />
Eure Redaktion.<br />
Ein besonderer Dank geht an das OSZ Druck und Medientechnik Ernst-<br />
Litfaß-Schule für die Unterstützung beim Druck der Schwarz-weiß-Ausgabe.
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Aus dem<br />
Schulleben<br />
der<br />
anna-<strong>Freud</strong><br />
— Juni 2010 —<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
— Juni 2010 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Interview mit Frau<br />
Schreiner<br />
Wie man sich als Lehrerin<br />
fühlt, wenn man nur wenig<br />
älter als die Schüler ist<br />
Welche Fächer unterrichten Sie?<br />
Deutsch und Englisch, seit Oktober<br />
Wie ergeht es Ihnen im Schulalltag<br />
mit ihrem doch eher jugendlichen<br />
Aussehen? Hatten Sie schon<br />
einen peinlichen Vorfall?<br />
Zu Beginn habe ich mich bemüht,<br />
durch meine Kleidung erwachsen<br />
zu wirken. Ja und ein witziges<br />
Erlebnis gibt es da. Als ich relativ<br />
frisch auf die Schule gekommen bin,<br />
wurde ich mit dem Satz „Schüler<br />
haben hier nichts zu suchen“ aus<br />
dem Kopierraum geworfen.<br />
Was bereitete Ihnen zu Beginn<br />
am meisten Schwierigkeiten?<br />
— Juni 2010 —<br />
Ich fand es besonders schlimm,<br />
streng zu sein beziehungsweise<br />
schlechte Noten zu geben. Ich tu es<br />
jetzt noch nicht gerne, aber es muss<br />
nun mal sein. Meine Alternative<br />
wäre Tierärztin gewesen. Nun bin ich<br />
aber sehr froh, mich für die Lehrerlaufbahn<br />
entschieden zu haben.<br />
Was haben Sie allgemein<br />
schon Spannendes erlebt?<br />
Eine meiner interessantesten Erfahrungen<br />
war das Praktikum an<br />
einer deutschen Schule in China.<br />
Können Sie die Unterschiede<br />
festmachen?<br />
Ja, die Ausstattung in den Schulen<br />
war sehr gut und die Klassen sehr<br />
klein. Und wie vermutet war die<br />
Motivation der Schüler viel höher.<br />
Die Schüler haben sich auf die Schule<br />
gefreut, weil sie so ihre Freunde<br />
sehen konnten. Ja, ich könnte mir<br />
schon vorstellen, dauerhaft im<br />
Ausland zu arbeiten. Aber leider<br />
bekommt man nur drei Jahre Zeit.<br />
Sie wollen halt immer wieder neue<br />
beziehungsweise frische Lehrer.<br />
Was finden Sie positiv am Lehrerberuf?<br />
Ich mag die Zusammenarbeit mit<br />
Menschen. Außerdem steht man<br />
jeden Tag vor einer neuen Herausforderung.<br />
Zudem lernt man viele<br />
interessante Persönlichkeiten kennen.<br />
Doch am wichtigsten ist, dass man<br />
ständig dazu gezwungen wird, seinen<br />
eigenen Standpunkt zu überdenken.<br />
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6<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Was gefällt Ihnen nicht an dem Beruf?<br />
Das frühe Aufstehen fällt mir immer<br />
noch schwer. Außerdem habe ich den<br />
Korrekturaufwand unterschätzt.<br />
Wie versuchen Sie die Schüler zu<br />
benoten, wenn die Sympathie variiert?<br />
Ich habe mir angewöhnt, bei den<br />
Klausurkorrekturen nicht auf die<br />
Namen zu gucken. Und was die<br />
Sympathie angeht, versuche ich<br />
immer, die Schüler auf eine persönliche<br />
Art kennen zu lernen. Ich meine,<br />
jeder hat mal einen schlechten Tag.<br />
Machen Sie sich aufgrund<br />
des Aussehens eines jeden<br />
Schülers sofort ein Bild?<br />
Nein, auf keinen Fall. Umso individueller,<br />
desto besser. Ich meine,<br />
wann hat man schon mal wieder<br />
die Möglichkeit sich so auszuprobieren<br />
wie in der Schulzeit, das ist<br />
schließlich ein Teil der Entwicklung.<br />
Auch ich habe alles durchgemacht.<br />
Von orangefarbenen über grüne<br />
Haare bis hin zur Glatze!<br />
Wie empfinden Sie das Lehrerkollegium<br />
an der <strong>Anna</strong>- <strong>Freud</strong>- Schule?<br />
Ich finde, sie sind alles sehr offen,<br />
hilfsbereit und vor allem sehr sympathisch.<br />
An dieser Stelle auch noch<br />
mal ein großes Dankeschön J<br />
Lydia Rändel, Greta Hölker 2. Sem. OG<br />
— Juni 2010 —<br />
Verstecken spielen<br />
Sich hinter<br />
Gesten, Worten, meist hohlen Phrasen<br />
Verstecken.<br />
Sich taub stellen<br />
Für das, was man sieht, hört und riecht,<br />
vor allem aber fühlt.<br />
Grenzen ziehen,<br />
Mauern bauen, sich verschanzen.<br />
Den Kopf,<br />
obwohl nach Berührung,<br />
Leidenschaft und Liebe<br />
sich sehnend,<br />
betäubt in den sterilen Sand stecken.<br />
Ihn nur kurz herausziehen,<br />
um zu blinzeln.<br />
Äußerlich:<br />
Lachen, grinsen, Witze reißen,<br />
Spaß haben.<br />
Lügen!<br />
Innerlich:<br />
Einsam sein, melancholisch.<br />
Abgeschieden lieben, leiden, lechzen.<br />
Tief ein- und ausatmen.<br />
Zu zweit sein:<br />
Alle Mauern stürmisch einreißen.<br />
Noch tiefer atmen, inniger lieben.<br />
Euphorie, Musik, Unendlichkeit.<br />
Eins sein!!<br />
Mitja Fellenberg
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Beim tag der offenen Tür ...<br />
Unsere Leher:<br />
— Juni 2010 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Der Philosophie-Kurs:<br />
Der DS-Kurs des 2. Semesters:<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Und der DS-Kurs der 11.Klasse:<br />
— Juni 2010 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Huch?! Wen haben wir denn da?<br />
Als Jannis uns bemerkte, musste selbst<br />
er etwas schmunzeln, weil wir ihn<br />
ja schließlich doch entdeckt hatten...<br />
— Juni 2010 —<br />
Jannis, unser Lieblings-Chefredakteur,<br />
hielt am Tag der offenen Tür ein<br />
Referat und hoffte so unserer Kamera<br />
entkommen zu können... Da<br />
hat er jedoch leider falsch gedacht!<br />
L ieber Jannis, auch wenn du uns jetzt<br />
für einen solchen Unsinn in der<br />
Schülerzeitung verfluchen wirst... eines<br />
Tages und das weißt du genauso gut wie<br />
wir, wirst du darüber lachen.. und bis<br />
dahin: Wir hatten unseren Spaß mit dir! =)<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Lernkultur an<br />
der <strong>Anna</strong> <strong>Freud</strong><br />
— Juni 2010 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Mitter</strong><strong>meier</strong><br />
„Achtung Baby!“<br />
Auf der Buchmesse haben wir uns lange<br />
in der Abteilung der Belletristik aufgehalten<br />
und dabei ist uns aufgefallen, wie<br />
weitläufig dieses Gebiet wirklich ist. Es war<br />
alles dabei, von Comedy bis hin zu wirklich<br />
ernsten Themen. Das Wort Belletristik leitet<br />
sich aus dem französischen belles lettres ab<br />
und bedeutet so viel wie „schöne Literatur“.<br />
Die Belletristik entstand im 17. Jahrhundert<br />
als eine Art Zwischen-Ding, zwischen der<br />
Fachliteratur, der gelehrten Literatur, und<br />
den einfachen, sehr schlicht gestalteten<br />
Büchern für die „normalen Bürger“. Heute<br />
umfasst die Belletristik so gut wie die ganze<br />
Unterhaltungsliteratur, wie zum Beispiel<br />
Romane, Novellen und Erzählungen.<br />
Einen wirklichen Trend gibt es in der Belletristik<br />
nicht, sollte man jedoch unbedingt<br />
— Juni 2010 —<br />
nach einem suchen, wären das derzeitig<br />
wohl die Vampir-Romanzen. Um das weite<br />
Gebiet der Belletristik darstellen zu können,<br />
haben wir uns zwei Büchern aus genau<br />
diesen Extremen rausgesucht, um diese<br />
vorzustellen. Das eine Buch heißt „Achtung<br />
Baby“ von <strong>Michael</strong> <strong>Mitter</strong>maier, das andere<br />
ist „Bevor ich sterbe“ von Jenny Downham.<br />
Bei dem Titel „Achtung Baby“ denkt wohl<br />
sofort jeder bei sich: „Nicht noch so ein<br />
Ratgeber“, auch das Cover des Buches lässt<br />
leicht auf einen solchen schließen. Doch das<br />
ist eine falsche <strong>Anna</strong>hme, denn dieses Buch<br />
ist alles andere als ein Ratgeber. Es besteht<br />
aus vielen kleinen Berichten, jedes Kapitel<br />
erzählt von einer anderen Geschichte, die<br />
der Autor und Comedien selbst erlebt hat.<br />
Es beginnt mit der Schwangerschaft. Er<br />
erzählt von seiner Freundin, wie sie sich<br />
verändert hat und auch wie er sich in der<br />
Situation verändert hat, dass alles plötzlich<br />
einen ganz anderen Stellenwert bekam,<br />
und auf seine Art und Weise erklärt er,<br />
dass es im Nachhinein betrachtet eigentlich<br />
ein recht unsinniges Verhalten war.<br />
Er zieht sehr über das Thema Schwangerschaft<br />
und Kinder her, ebenfalls macht<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
er sich über Eltern lustig und berichtet<br />
davon, wie Eltern auf sein Programm<br />
bzw. auch auf das Buch reagiert haben und<br />
ihm eigentlich alle Recht gegeben haben.<br />
Das Buch liest sich sehr leicht, jedoch eher<br />
wie ein herunter geschriebenes Bühnenpro-<br />
gramm, was recht schade ist, weil er, wenn<br />
er das Buch im Fernsehen oder in Interviews<br />
vorstellt, eigentlich nur aus dem Buch<br />
zitiert, man das Buch deshalb lesen will und<br />
somit die Enttäuschung umso größer ist,<br />
da alle lustigen Stellen bereits bekannt sind<br />
und es somit nicht mehr ganz so witzig.<br />
Der Inhalt des Buches bringt wohl jeden,<br />
der entweder Zeit mit Schwangeren oder<br />
Kindern verbracht hat, oft dazu zu denken<br />
„oh ja, ganz genau!!!“, wobei ich mir vorstellen<br />
kann, dass Schwangere selbst sich eher<br />
auf den Arm genommen fühlen könnten.<br />
Alles in allem ist es ein lustiges Buch, das<br />
auch sehr empfehlenswert ist, vorausgesetzt,<br />
man hat noch keines der Interviews von <strong>Michael</strong><br />
<strong>Mitter</strong><strong>meier</strong> zum Buch selbst gesehen.<br />
Lea Bethmann, Marie Völker<br />
— Juni 2010 —<br />
Jenny Downham<br />
„Bevor ich sterbe“<br />
In diesem Buch geht es um die 16-jährige<br />
Tessa, bei der im Alter von 12 Jahren<br />
die Diagnose Leukämie festgestellt wird.<br />
Die Ärzte machen ihr keine Hoffnung<br />
mehr. Doch Tessa will leben und schreibt<br />
Dinge an ihre Wand, die sie noch machen<br />
will. Sie möchte ihrem Leben so noch<br />
einen Sinn geben. Bald geht es nicht mehr<br />
nur um die Liste, sondern auch um die<br />
Liebe. Tessa lernt Adam kennen und<br />
verliebt sich in ihn. Doch was geschieht<br />
nun? Kann man lieben, wenn man stirbt?<br />
Es ist ein Buch, das unter die Haut geht.<br />
Die Wut und den Lebenswillen von Tessa<br />
stellt Jenny Downham sehr realistisch<br />
dar. Es ist höchst einfühlsam und berührt<br />
einen zutiefst. Die Geschichte ist fesselnd,<br />
hoffnungsvoll und traurig zugleich, denn<br />
Tessa erlebt so viel in ihren letzten Tagen.<br />
Besonders traurig wird es, als Adam<br />
in ihrem Leben auftaucht, denn man<br />
weiß nicht, ob eine Beziehung entsteht.<br />
Wir finden das Buch sehr empfehlenswert,<br />
denn man bekommt das Gefühl,<br />
mit Tessa eins zu sein und mit ihr und<br />
ihrer Krankheit den Alltag zu bewältigen.<br />
Es berührt einen und man erlebt eine<br />
Krankheit aus der Sicht einer Jugendlichen,<br />
für die das Leben gerade erst begonnen<br />
hat und so schnell wieder enden muss.<br />
Lea Bethmann, Marie Völker
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Angst, Zweifel, Herzrasen<br />
und Applaus<br />
Tobender Applaus, lachende Kinder,<br />
Erzieher, die über die Zweideutigkeit<br />
der Stücke schmunzeln und Herzrasen<br />
bei den Schülerinnen der Klasse 821, als<br />
sie vor die Bühne treten bei der Premiere<br />
ihrer Puppentheaterstücke. Das Ende ihrer<br />
Arbeit besiegeln sie mit einer tiefen Verbeugung.<br />
Der Lohn: strahlende Kinderaugen,<br />
lautes Lachen und verblüffte Erzieherinnen.<br />
Der Anfang im Kunstraum von Herr<br />
Münzer: Die Idee, das Kreieren einer<br />
Puppentheater-Aufführung. Die Begeisterung<br />
ist groß. Nichts einfacher als das<br />
dachten sich die werdenden Erzieherinnen.<br />
Schritt eins, das kreative Schreiben. Dafür<br />
formierten sich sechs Gruppen, die zum<br />
Thema „Ernährung und Gesundheit“<br />
jeweils ein Stück schrieben. Dies war<br />
schnell abgearbeitet und so standen die<br />
Stücke im Raum, wozu jetzt die passenden<br />
Puppen gebastelt werden mussten. Dieser<br />
Schritt war bereits ein bisschen schwerer<br />
— Juni 2010 —<br />
als gedacht. Das Papiermaschee wollte sich<br />
einfach nicht so formen lassen wie es sein<br />
sollte, doch nach einigen Stunden harter<br />
Arbeit waren die Köpfe geformt und bald<br />
schon angemalt. Zwischenbilanz: klappt<br />
doch ganz gut und macht Spaß. Doch nun<br />
wurde es ernst. Herr Münzer eröffnete<br />
ihnen, dass die Stücke nicht klassenintern<br />
ihre Uraufführung erleben sollten,<br />
sondern vor einer Horde Kindern. Angst<br />
und Zweifel machten sich breit - Sind wir<br />
dafür wirklich bereit? Sind unsere Puppen<br />
gut genug und unsere Stücke verständlich?<br />
Ab jetzt können nur noch Feinarbeiten<br />
geleistet werden und ganze Stücke noch<br />
einmal neu konzipiert werden. Doch bevor<br />
dies geschieht versuchte uns Herr Münzer<br />
zu motivieren und uns unseren Puppen<br />
näher zu bringen. Steckbriefe mussten her,<br />
unsere Puppen mussten Charaktere werden<br />
mit denen wir uns und die Kinder sich<br />
identifizieren können, und die so lebendiger<br />
werden. Durch diesen kleinen und<br />
scheinbar unbedeutenden Schritt fielen die<br />
Proben leichter, die Stücke wurden lebhafter<br />
und überzeugender. Die Generalprobe –<br />
sie verlief nahezu perfekt. Vollkommen<br />
zufrieden verlassen die Schülerinnen an<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
diesem Tag den Theaterraum und sehen<br />
der Premiere mit Zuversicht entgegen.<br />
Der Tag der Wahrheit kam schneller als<br />
gedacht mit einem letzten kleinen Durchgang<br />
für alle die wollten. Nach einer Pause<br />
betraten die Schülerinnen den Theater-<br />
raum. Dort saßen lauter kleine Kinder, die<br />
bereits erwartungsvoll auf die Bühne starrten.<br />
Das Herz war in die Hose gerutscht,<br />
die Farbe aus dem Gesicht gewichen und<br />
Angst und Nervosität<br />
an ihre<br />
Stelle getreten.<br />
Es schien alles<br />
vergessen was<br />
vorher so mühevoll<br />
geprobt<br />
wurde. Doch<br />
mit dem ersten<br />
<strong>Freud</strong>enlachen<br />
kam auch die<br />
Zuversicht und<br />
Selbstsicherheit<br />
wieder. Kinder<br />
integrierten<br />
sich in die Stücke und allen gelang es sie<br />
mit einzubeziehen. Trotz vielen Proben<br />
hatte keiner damit gerechnet, dass es<br />
— Juni 2010 —<br />
doch so anders wird. Trotz so viel Selbstvertrauen<br />
hatte keiner damit gerechnet,<br />
dass es so schwer wird. Und trotz so<br />
viel Angst hatte keiner damit gerechnet,<br />
dass es ein so großer Erfolg wird.<br />
Harte Arbeit, viel Spontanität und<br />
Kreativität, die Individualität jeder<br />
einzelnen Schülerin und der Beistand<br />
von Herrn Münzer haben diese Aufführung<br />
zu einer Bereicherung gemacht,<br />
nicht nur für die Kinder sondern auch<br />
für Die Schülerinnen der Klasse 821.<br />
In diesem Sinne danken wir<br />
noch einmal Herr Münzer, der uns<br />
diese Erfahrung ermöglicht hat.<br />
Vivien Senkpiel<br />
Auf der Suche nach<br />
meinem Päckchen<br />
I ch bin nun seit einiger Zeit Besitzerin<br />
einer eigenen Wohnung. Am Anfang<br />
habe ich jedoch noch nicht in ihr gewohnt,<br />
sondern bin nur zum Renovieren<br />
jeden Tag mehrere Stunden dort gewesen.<br />
Da meine Cousine mich zu ihrer Kommunion<br />
eingeladen hatte, war ich das<br />
Wochenende um den weißen Sonntag<br />
herum nicht in Berlin und somit auch<br />
nicht in meiner Wohnung. Montag bin<br />
ich dann in aller Frühe wieder in meine<br />
Wohnung gefahren und habe meinen<br />
völlig überfüllten Briefkasten geleert. Da<br />
ich nicht erst die ganze Werbung in mei-
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
ne Wohnung tragen wollte, bin ich direkt<br />
zum Papiermüll gegangen, um dort die<br />
Werbung zu entsorgen. Während ich so<br />
die ganzen Prospekte wegwarf kam eine<br />
kleine DHL-Karte zum Vorschein. Super,<br />
ein Päckchen! Aber von wem? Es hat doch<br />
kaum jemand bisher meine Adresse und<br />
in meinem Nachsendeantrag habe ich<br />
Päckchen verboten - komisch. Aber viel<br />
schlimmer ist, dass mein Päckchen nicht<br />
bei meinen neuen Nachbarn abgegeben<br />
wurde, sondern an einem Kiosk. Nur leider<br />
kann ich bei der Sauklaue die Straße<br />
nicht lesen Na toll, wie komme ich jetzt<br />
an mein Päckchen? Und das, wo ich mich<br />
hier doch noch gar nicht richtig auskenne.<br />
Ich schnappe mir also diese Karte und<br />
mache mich auf die Suche nach meinem<br />
Päckchen. Zum Glück treffe ich dann einen<br />
Briefträger, der den Kiosk kennt, bei dem<br />
DHL immer die Päckchen abgibt. Nur noch<br />
die Straße runter, dann direkt an der Ecke.<br />
Da soll es sein. Päckchen, ich komme!<br />
Nach ca. 4 Minuten Laufweg habe ich<br />
endlich den Weg zu meinem Päckchen<br />
bewältigt und bin froh, dass ich nun weiß,<br />
wo DHL die Päckchen abgibt. Übrigens hat<br />
der Briefträger neulich bei mir geklingelt<br />
und als ich ihm von meinem Unglück<br />
berichtet hatte, meinte er lächelnd, dass<br />
dieser Kiosk doch bekannt sei. Jeder<br />
hier würde diesen Imbiss kennen. Also<br />
kann ich ja jetzt froh sein, dass ich nun<br />
gut informiert bin und dem nächsten<br />
Päckchen nicht mehr hinterher jagen muss!<br />
Motte Fuchs<br />
— Juni 2010 —<br />
Die Loveparade ist<br />
weg - Was nun?<br />
B-Parade!<br />
N ein, hier geht es nicht um eine bisexuelle<br />
Parade, oder vielleicht doch? Erinnert<br />
ihr euch an die Zeiten der Loveparade?<br />
Eine kaum fassbare Masse an Menschen<br />
versammelte sich um die Siegessäule, zu<br />
Electro, House und Trance tanzend, um die<br />
Welt zu vergessen und um einfach nur sich<br />
selbst zu genießen, auf jede erdenkliche Art<br />
und Weise, manch einer einfach die Manieren<br />
vergessend, um endlich mal schlicht der<br />
Lust nachgehen zu können! Jedes Jahr aufs<br />
Neue war diese größte Tanzveranstaltung<br />
der Welt ein unvergessliches Erlebnis.<br />
Nun wurde dies aber im Jahre 2006 in<br />
Berlin abgeschafft und fand ihren Weg<br />
weiter im Ruhrgebiet. Jedoch im Jahre 2008<br />
durfte ich Mitglied einer Pressekonferenz<br />
sein, in der beschlossen wurde, dass ein<br />
ähnliches Ereignis in Berlin wieder eingeführt<br />
werden soll, genannt: B-Parade! Ein<br />
Truck, wie man ihn aus den guten, alten<br />
Zeiten kennt, wurde vor die Siegessäule<br />
platziert, es wurde Musik gespielt und<br />
dementsprechend dazu auch getanzt. Es gab<br />
Showmänner und viele Paparazzis und nebenan,<br />
in einem Bus, fiel die Entscheidung<br />
für die Parade. Erstmals sollte das Festival<br />
wieder 2009 stattfinden, was jedoch nicht<br />
passierte wegen Straßenarbeiten, die den<br />
Umzug gestört hätten. Doch wir dürfen auf<br />
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18<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
dieses Jahr hoffen, natürlich eine Nummer<br />
kleiner, als die Loveparade es war! Die Veranstalter<br />
laden zu einer „Warm-up-Party“<br />
ein, um das Feeling in den Massen erneut zu<br />
wecken. Wenn auch du interessiert bist, informier<br />
dich einfach auf deren Homepage:<br />
http://www.b-parade.de/home.html<br />
Eleonora Imberi<br />
Mehr Spannung!<br />
„I hr braucht mehr Körperspannung.<br />
Ihr müsst , wenn ihr auf der Bühne<br />
seid, immer so präsent sein, dass man jeder<br />
zeit ein Foto von euch machen könnte!“<br />
Das ist das, was der DS-Kurs häufig hört.<br />
Und so kam es auch, dass dieser von Frau<br />
Maier, der Lehrerin des DS-Kurses, während<br />
der Aufwärm-Übungen fotografiert wurde,<br />
um eben diese Bühnenpräsenz zu testen...<br />
— Juni 2010 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Doch damit nicht<br />
genug...<br />
Nicht man<br />
nur im DS-Kurs muss<br />
seine schauspielerischen<br />
Qualitäten unter Beweis stellen.<br />
Im Leistungskurs Deutsch kann<br />
es manchmal genauso kommen,dass<br />
man bühnenpräsent sein muss...<br />
— Juni 2010 —<br />
In London zu<br />
Fuß unterwegs<br />
Ich erinnere mich noch genau an die Dunkelheit<br />
meines Kartons, in den ich sanft<br />
hineingesteckt wurde, direkt nach meiner<br />
Fertigung. Unsere Kollektion wurde in<br />
irgendein Geschäft am Ku`damm geliefert<br />
und dort war meine Verweildauer auch<br />
recht überschaubar, denn meine Besitzerin<br />
fand mich auf Anhieb sympathisch. Ich<br />
war nicht nur bequem und angenehm<br />
weich beim Laufen, sondern auch noch<br />
warm, einfach die perfekte Passform!<br />
Gleich darauf, am nächsten Morgen, darf<br />
ich ein Flugzeug besteigen. Ein Traum geht<br />
in Erfüllung. Ich weiß noch genau, wie<br />
müde meine Besitzerin und ihre Freundin<br />
waren, denn sie fluchten unaufhörlich. Nach<br />
der darauf folgenden langen Busfahrt und<br />
einer kurzen Orientierungsphase verfolgen<br />
die beiden Kumpaninnen gnadenlos ihr<br />
Ziel. Sie laufen und laufen und das Erste,<br />
was sie höchst erfreut, ist eine U-Bahnstation<br />
mit der Aufschrift „Underground“,<br />
anschließend fotografieren sie ein riesiges<br />
Gebäude namens St. Pauls Church. Ich bin<br />
zwar noch nie hier gewesen, aber von vielen<br />
Erzählungen weiß ich: Wir sind in London!<br />
Also gehen wir weiter und immer weiter.<br />
Wenn ich richtig gehört habe, haben die<br />
Mädels beschlossen, hier einmal richtig<br />
zu shoppen. Das Ziel stets fest im Blick<br />
stoßen wir irgendwann, nach einer gefühlten<br />
Ewigkeit, auf die wie magnetisierend<br />
wirkende Einkaufsstrasse und da geht es<br />
von einem Laden in den anderen, und<br />
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20<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
zwar im Zick-Zack, immer hin und her,<br />
anstatt zuerst die eine und darauf die andere<br />
Strasse abzulaufen. Aber die Augen<br />
sind in diesem Moment größer als der<br />
Verstand. So Es wird auch in den Läden<br />
jeder Fleck zweimal abgelaufen, aber das<br />
macht nichts, denn ich bin ja so bequem!<br />
Die Londoner hingegen meinten es<br />
nicht so gut mit mir. Sie rempelten viel,<br />
nur um sich danach mit einem „Sorry!“<br />
zu verabschieden, und dann wagte es auch<br />
noch ein Londoner Schuh auf mich zu<br />
treten! Man muss ihnen aber lassen, dass<br />
sie meist sehr hilfsbereit und freundlich<br />
sind. Soviel ich mitbekommen habe, ist<br />
die Mode in London recht annehmbar,<br />
lohnenswert sie anzuschauen, gegebenenfalls<br />
sie der eigenen Sammlung zu Hause<br />
hinzuzufügen, wenn es der Geldbeutel<br />
erlaubt. Über all der Umtriebigkeit wird<br />
es spät und schließlich auch dunkel, dann<br />
regnet es auch noch: Eben typisch London!<br />
Um sich und die müden Füße etwas auszuruhen,<br />
setzen sich die beiden in ein Cafe<br />
und dort ist es spürbar ungemütlich, weil<br />
kalt und sie selbst nun wieder unzufrieden.<br />
Die Flüche vom Morgen wiederholen sich.<br />
Aber nun wird es Zeit und sie machen sich<br />
wieder auf den Weg zurück zum Bus, der<br />
erstaunlicherweise mehr Zeit braucht als<br />
erwartet, wie ich den erneuten Flüchen<br />
entnehmen kann. Und so laufen und laufen<br />
sie wieder, um noch weiter zu laufen. Meine<br />
Besitzerin hat echt Glück, dass ich ein so<br />
bequemer und mit außerordentlichem<br />
Tragekomfort ausgestatteter Schuh bin!<br />
Am Flughafen müssen die Amigas wieder<br />
warten, und zwar lange, sehr lange, und<br />
so fluchen sie sich in den Schlaf, bis sie<br />
— Juni 2010 —<br />
die Ansage zum Check-Inn aus schönen<br />
Träumen von noch mehr Shopping weckt.<br />
Aber hey, kein einziges Mal höre ich eine<br />
Klage meiner Besitzerin bezüglich ihrer<br />
Füße, sie taten auch nach so einem langen<br />
Marsch, wie sie es ertragen musste, nicht<br />
weh, denn ich bin ein verdammt bequemer<br />
Schuh! Also, wenn Ihr Euch für einen Kurz-<br />
Tripp nach London entscheiden solltet,<br />
achtet in erster Linie auf Euer Schuhwerk!<br />
Eleonora Imberi<br />
So feiern Unsere<br />
Lehrer Geburtstag:<br />
Auch von unserem Redaktionsteam<br />
nochmal alles Gute<br />
zum Geburtstag Herr Krause!
Surfen für<br />
Anfänger<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Die letzten Wochen herrschte absolutes<br />
Sauwetter: Regen, gefühlte minus 100<br />
Grad und was machen wir? Wir gehen surfen!<br />
Die meisten würden bei diesen Bedingungen<br />
wahrscheinlich nicht einmal für<br />
Geld in den Bus nach „San Pepelone“, wo<br />
unsere Fahrt hingehen sollte, steigen... wir<br />
Schüler freuten uns trotzdem auf unsere 10<br />
Mann-, in unserem Fall 10 Frau-, Kursfahrt.<br />
Gleich als wir ankamen, sollte es losge-<br />
— Juni 2010 —<br />
hen: Ab in die noch kalt-nassen Neoprenanzüge<br />
und dann mit den Surfbrettern in<br />
die Ostsee. Was uns jedoch überraschte war,<br />
dass wir so viel Spaß daran fanden, wackelig<br />
auf den Surfbrettern zu stehen, dass wir<br />
die Kälte um uns herum fast vergaßen. Ab<br />
diesem ersten Moment, an dem wir uns mit<br />
dem Surfen bekannt gemacht und mit der<br />
Kälte abgefunden hatten, konnten wir unsere<br />
Fahrt so richtig genießen: Lange Abende,<br />
lustige Fahrradtouren (inklusive Kühe<br />
streicheln), entspannende Saunabesuche,ja<br />
sogar eine spaktakuläre Feuer-Show von<br />
unseren Surflehrern am Abend! Nicht,<br />
dass man jetzt denkt, wir hätten Ferien<br />
gemacht. Nein, auch wir mussten lernen<br />
und zwar für die Surfscheinprüfung,die<br />
wir alle mit ein bisschen Teamarbeit auch<br />
bestanden haben.Alles in Allem lässt sich<br />
sagen, dass die Surffahrt ein tolles Erlebnis<br />
war und dass ich sie jedem empfehlen<br />
würde - ganz egal bei welchem Wetter!<br />
Sophia Kirchberger, 2.Sem<br />
21
22<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Was aus zu viel Ehrgeiz<br />
werden kann...<br />
Lena S., studierte Psychologin, schreibt<br />
derzeit an der Charite ihre Doktorarbeit<br />
– ein Beweis für ihren Ehrgeiz, ihren<br />
Fleiß und ihren Willen zum Erfolg. Alles<br />
positive Eigenschaften, die ihr aber auch<br />
zum Fallstrick wurden. Was man nämlich<br />
bei ihrem Anblick nicht ahnt: Lena war<br />
magersüchtig. Die Vergangenheitsform<br />
„war“ lässt auf die Überwindung dieser<br />
Krankheit schließen und die Tatsache,<br />
dass sie in ihrem jungen Alter bereits ein<br />
eigenes Buch geschrieben und veröffentlicht<br />
hat, sind weitere Beispiele für ihren Erfolg.<br />
Als die mittelgroße Jungautorin unseren<br />
Klassenraum betritt, wird es schlagartig<br />
ruhig. Ihr schmales Gesicht, von einer<br />
schwarz gerahmten Brille geziert, erwidert<br />
die neugierigen Blicke meiner Mitschülerinnen<br />
und Mitschüler und lässt meine<br />
— Juni 2010 —<br />
Gedanken für einen kurzen Moment davon<br />
schweifen. Bilder aus der Vergangenheit<br />
drängen sich in mein Bewusstsein, lassen<br />
das Hier und Jetzt verschwinden. Physisch,<br />
so scheint es, befinde ich mich immer noch<br />
in Raum 511 der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule, doch<br />
in Gedanken bin ich nicht mehr anwesend.<br />
Es macht sich ein Gefühl der Melancholie in<br />
meinem Körper breit, als ich ein spindeldürres,<br />
verhungertes Mädchen vor mir sehe. Es<br />
wirkt gespenstisch mit seinen eingefallenen<br />
Wangen und der ledrigen Haut, die eng die<br />
kantigen Knochen des Handgelenks umhüllt.<br />
Ein zerfallenes Gewebe, der letzte Rest, der<br />
diesen Menschen noch zusammenhält.<br />
Zurück in der Realität: Lena S. liest aus<br />
ihrem Buch. Realistisch und ohne ein Blatt<br />
vor den Mund zu nehmen, beschreibt die<br />
Autorin ihren Kampf mit der Krankheit.<br />
Der Genesungsprozess ist anstrengend.<br />
Er zerrt im Fall von Magersucht besonders<br />
an der körperlichen Beschaffenheit<br />
als auch an den psychischen Ressourcen.<br />
Diese Tortur hat Lena S. in ihrem Buch<br />
„Auf Stelzen gehen“ insbesondere auch
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
sprachlich sehr anschaulich dargestellt.<br />
Zahlreiche kurze, voneinander durch Komma<br />
getrennte Hauptsätze brennen wie ein<br />
Maschinengewehr die Tragik der Störung<br />
in das Gedächtnis ein. Eine Tragik, die in<br />
wissenschaftlichen Lehrbüchern ausgeblendet<br />
bleibt. Verstärkt wird dieser Eindruck<br />
durch die Gelassenheit, die die junge Frau<br />
bei ihrer sehr deutlichen Schilderung ihrer<br />
Schicksalsschläge ausstrahlt. Die Ruhe, ja<br />
teilweise der Anschein von Lockerheit, mit<br />
der sie uns ihre Geschichte erzählt, verstärkt<br />
erst recht die Eindringlichkeit des Erlebten.<br />
Angesichts ihrer Offenheit und Ehrlichkeit,<br />
mit der sie unsere Fragen beantwortet,<br />
weichen auch die Anspannung und Scheu<br />
vor allzu persönlichen Fragen nach ihrer<br />
Familie und ihren Freunde. So entsteht<br />
ein eindringliches Bild dieser Krankheit.<br />
Trotz allem können wir spüren, dass<br />
das Sprechen über die Magersucht noch<br />
immer nicht das leichteste für sie ist.<br />
— Juni 2010 —<br />
Der Vortrag hat uns emotional erreicht<br />
und ich finde es beeindruckend, wie Lena<br />
S. sich aus diesem Teufelskreis herausgekämpft<br />
hat, sich entschieden hat für das<br />
Leben und bin beeindruckt von ihrer<br />
offenen Art der Darstellung der Krankheit.<br />
Vielleicht bin ich so berührt, weil ich<br />
zwei Menschen kenne, die ich sehr lieb<br />
gewonnen habe, die die gleiche Krankheit<br />
bekämpft haben. Auf jeden Fall habe ich das<br />
Gefühl, über das Thema Magersucht etwas<br />
gelernt und verstanden zu haben, was bei<br />
dieser Krankheit ungefähr mit einem passiert<br />
und wie sich die Betroffenen fühlen.<br />
Auch ich kenne eine junge Frau, die<br />
gerade noch dabei ist, ihr Selbstbild zu<br />
festigen und ich habe auch einige Freundinnen,<br />
die regelmäßig unter den gleichen<br />
Symptomen der Unzufriedenheit mit<br />
sich selbst und der eigenen Figur leiden.<br />
Deshalb war die Geschichte von Lena<br />
ein lehrreiches Beispiel für die extremen<br />
Ausprägungen dieser Selbstzweifel.<br />
Fast 90 Minuten geht mein Kampf zwischen<br />
ständig wechselnden Welten. Ich<br />
bin bedrückt und möchte nur noch nach<br />
Hause, als die Klingel den Unterricht<br />
beendet. Möchte schlafen, die Gedanken<br />
loswerden, die ich so lange verdrängt<br />
habe. Nun nicht mehr. Schuldgefühle.<br />
Vom Leistungskurs Psychologie im 4.<br />
Semester von Frau Dr. Bodem<br />
23
24<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Topthema<br />
Todsünden<br />
— Juni 2010 —
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Wir sehen uns in<br />
der Hölle wieder!<br />
Heute schon eine<br />
Todsünde begangen?<br />
Was früher einmal strenge Richtlinien<br />
und Regeln im Leben der Menschen<br />
war, ist heute fast völlig unwichtig geworden.<br />
Kennst Du die sieben Todsünden?<br />
Denkst du, du bist die großartigste Person<br />
auf dieser Welt? Dann ist es Eitelkeit.<br />
Findest du deine Freundin schöner als dich<br />
und möchtest so aussehen wie sie? Dann<br />
ist dies Neid. Möchtest du unbedingt das<br />
neuste Handy besitzen und die schicksten<br />
Kleider noch dazu, dann nennt sich das<br />
Habgier. Wenn dich etwas aufregt und<br />
du so richtig wütend wirst, hast du bereits<br />
die nächste Todsünde begangen. Kannst<br />
du der Schokolade nicht widerstehen und<br />
isst bis du platzen könntest, kannst du dem<br />
Himmel Lebewohl sagen, denn du begingst<br />
die Todsünde der Völlerei. Bist du faul,<br />
trübsinnig und hast Mitleid mit dir selbst?<br />
Willkommen Verdammnis! Denn auch<br />
das ist eine Todsünde, genannt die Trägheit<br />
des Herzens. Heißt es nicht, Männer<br />
denken alle vier Minuten an Sex? Begehen<br />
sie demnach nicht alle vier Minuten die<br />
Todsünde der Wollust? Dann dürfte der<br />
Himmel wohl recht einseitig bevölkert sein.<br />
Ist er schöner, schlauer, schneller, hat<br />
er mehr Geld, kann er das besser, bin ich<br />
— Juni 2010 —<br />
der talentiertere, kann er mit mir mithalten,<br />
ist er charmanter? Der Mensch<br />
lebt vom Vergleich. Ist uns also schon<br />
von Natur aus der Himmel versagt?<br />
Da kann ich nur sagen:<br />
Wir sehn uns in der Hölle!<br />
Marie-Theres Werner<br />
Buße der Wollust?<br />
I nnerhalb kürzester Zeit wurde mein<br />
Leben auf den Kopf gestellt. Ich kann<br />
meinem (Ex-)Freund nicht mehr vertrauen,<br />
über die Hälfte meiner Freunde hat<br />
sich von mir abgewendet und ich fühle<br />
mich zum Tode verurteilt. Und das alles<br />
einfach so. Ein Zufall, eine Person, eine<br />
Nacht, ein Arztbesuch kann das Leben<br />
verändern. Vielleicht ist das auch mein<br />
Schicksal.. Glaub ich nicht, will ich nicht.<br />
Ich lebe momentan etwas isoliert. Meine<br />
Familie versucht mir Kraft zu geben, aber<br />
ich sehe ihre Gesichter, wenn sie vor mir<br />
zurückweichen, als wäre ich ein Monster.<br />
Meine beste Freundin hat eins ihrer Messer<br />
weggeschmissen und mich ihre Küche<br />
putzen lassen, wegen eines Schnitts in den<br />
Finger. Das war letzte Woche. Ich weiß<br />
nicht, ob dies noch eine Freundschaft ist<br />
oder bleiben wird. Aber auch jeglicher Köperkontakt<br />
ist ihnen unangenehm, eigentlich<br />
umgehen sie diesen so gut sie können.<br />
Ich weiß von der Sache erst seit zwei<br />
Wochen. Ich wollte mich nur mal durchchecken<br />
lassen. Zwei Monate vorher hab<br />
ich angefangen die Pille zu nehmen. “Um<br />
25
26<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
unseren Kondomverbrauch zu minimieren”,<br />
meinte ich noch lachend zu meinem<br />
Freund. Das Lachen ist verstummt.<br />
Ich hätte nie gedacht, dass ich mit 21<br />
Jahren HIV-Positiv sein könnte. Das klingt<br />
dumm, wenn man bedenkt, wie viel darüber<br />
schon aufgeklärt wird. Trotzdem.<br />
Er ist 25 Jahre, nicht viel älter. Er erzählte<br />
mir zwar, dass er sich “die Hörner abgestoßen”<br />
hatte, aber das ging wohl unkontrollierter<br />
von statten als ich dachte.<br />
Kurz nachdem ich es wusste, ließ sich<br />
mein Freund testen. Er war auch ziemlich<br />
überrascht… lächerlich. Ich hab ihn rausgeschmissen<br />
und will ihn auch nie wieder sehen.<br />
Ich habe das Gefühl mein Leben ist<br />
schon vorbei, dabei hatte es grad erst<br />
angefangen. Egal, ob es eine Nacht, eine<br />
Ausnahme, ein Versehen ist, ob mit oder<br />
ohne Liebe oder Vertrauen passiert, bist<br />
du infiziert, gibt es kein Zurück mehr.<br />
So oder so ähnlich könnte es passieren.<br />
Zum Glück ist diese Geschichte nur eine<br />
ausgedachte. Aber sie könnte auch wirklich<br />
geschehen sein und passiert in der Tat.<br />
Die Neuinfizierungen in Berlin sind 2008<br />
im Vergleich zu 2007 um 10 % gestiegen.<br />
Deutschlandweit ging die Zahl leicht<br />
zurück. In Europa und in den osteuropäischen<br />
Ländern ist die Anzahl in den<br />
letzen Jahren dagegen angestiegen. AIDS<br />
ist noch immer die häufigste Todesursache<br />
weltweit. 2006 starben 3,1 Millionen Menschen<br />
an den Folgen der HIV-Infektion.<br />
Charlott Paulus (denkt sich im Gegensatz<br />
zu Helene Hegemann ihre Texte<br />
selbst aus....)<br />
— Juni 2010 —<br />
Kann Mode Sünde sein?<br />
Der Sommer kommt immer näher.<br />
Da fragt man sich: Was soll ich anziehen?<br />
In den Fashionzeitschriften wird<br />
man überhäuft von Trends. Doch was ist<br />
davon überhaupt tragbar? Wo muss ich<br />
suchen? Was kann „Otto Normal Verbraucher“<br />
bezahlen? Ich habe mich mal auf die<br />
Suche nach 3 Sommertrends gemacht…<br />
1. „Inside Out“<br />
In diesem Sommer<br />
ist Unterwäsche auch<br />
Oberbekleidung. Aber<br />
vergesst die aggressiven<br />
Büstenhalter, die<br />
Madonna berühmt<br />
gemacht haben. Die<br />
neuen Dessous sind<br />
gedämpfter und vor<br />
allem farblich schlichter.<br />
Um dennoch seriös<br />
zu wirken, habe<br />
ich mein Dessous<br />
mit einer schlichten<br />
Leggins und einem<br />
Blazer kombiniert.<br />
Gesamtpreis: 80 Euro
Greta Hölker<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
2. „Safari- Look“<br />
Aber auch für die,<br />
die es etwas schlichter<br />
mögen, bietet der<br />
Sommer einiges. Zum<br />
Beispiel der „Safari-<br />
Look“, der Lust auf den<br />
heißen Sommer macht.<br />
Hierfür einfach Khakitöne<br />
mit Sex- Appeal<br />
in Form von Minis<br />
kombinieren. Erdige<br />
Töne bei den Accessoires<br />
sind ein Muss!<br />
Gesamtpreis: 60 Euro<br />
3. „Candy Colours“<br />
Wer im Sommer<br />
anstelle von eintönig<br />
lieber Farbenfroh<br />
gekleidet sein möchte,<br />
bedient sich bei den<br />
„Candy Colours“.<br />
Dieser Trend umfasst<br />
eine Farbpalette von<br />
Softeis- Himbeerfarben<br />
bis Pistazien-<br />
Grün. Styling-Tipp:<br />
Weniger ist oft mehr.<br />
Bei den Accessoires<br />
in der Farbe bleiben.<br />
Gesamtpreis: 60 Euro<br />
— Juni 2010 —<br />
Abschreiben erlaubt?<br />
Alles nur Neid?<br />
D as Buch „Axolotl Roadkill“, das von<br />
der erst 18jährigen Helene Hegemann<br />
veröffentlicht wurde, sorgte für viel Aufruhe.<br />
Noch dazu wurde das Buch von den Kritikern<br />
hoch gelobt. Das Buch soll so genial<br />
sein wie seine Autorin. Allerdings wurde<br />
Helene Hegemann beschuldigt, Passagen<br />
ihres Buches aus Internet-Blogs abgeschrieben<br />
zu haben. Dies wurde auch bestätigt.<br />
Helene wehrte aber den Vorwurf, dass<br />
ihr Buch nun ein Plagiat ist, mit dem Kommentar<br />
ab, dass dies der Stil ihrer Autorengeneration<br />
sei. Nun ist die Frage, warum<br />
wird diese Begründung von so vielen nicht<br />
akzeptiert? Ist es der Neid, da Helen Hegemann<br />
schon seit ihrem ersten Film als Wunderkind<br />
gilt, oder ist die Kritik berechtigt?<br />
Natürlich lässt es einen erst mal schwer<br />
schlucken, wenn ein so junges Mädchen<br />
aus nicht gerade ärmlichen Verhältnissen,<br />
dessen Vater noch dazu wohl nicht wenig<br />
Vitamin B hat, aufgrund eines Filmes und<br />
eines Buches als Wunderkind gilt. Und<br />
dabei auch noch von den Kritikern fast<br />
vergöttert wird. Etwas Neid kommt da<br />
wohl schon hoch. Andererseits ist da noch<br />
dieses kleine Detail, dass sie tatsächlich<br />
aus Internet-Blogs abgeschrieben hat.<br />
Dies lassen auch Autoren nicht wirklich<br />
als schriftstellerische Leistung gelten. Auf<br />
der Leipziger Buchmesse diesen Jahres<br />
wurde die „Leipziger Erklärung zum<br />
Schutze geistigen Eigentums“ von Autoren<br />
wie Günther Grass, Erich Loest u.a.<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
unterschrieben. Der Verband deutscher<br />
Schriftsteller (SV) will mit dieser Erklärung<br />
ein Zeichen gegen geistigen Diebstahl<br />
setzten, mit dem unter anderem der<br />
Fall von Helene Hegemann gemeint ist.<br />
Ich persönlich frage mich, was Madame<br />
Hegemann mit ihrer Verteidigung eigentlich<br />
genau meinte. Ich verstehe darunter<br />
nur die Behauptung, dass „ihre“ Autorengeneration<br />
es sich nicht zur Aufgabe macht,<br />
kreativ zu schreiben, sondern kreativ wiederzuverwerten.<br />
Wunderkind hin oder<br />
her, ich empfinde Abschreiben nicht als<br />
genial. Bin ich neidisch? Vielleicht etwas,<br />
aber ihr Plagiat lässt berechtigte Kritik zu.<br />
Charlott Paulus<br />
Völlerei<br />
Wer kennt das nicht?<br />
Der Sommer kommt näher und<br />
die Bikinifigur ist noch sooo weit entfernt...<br />
jedoch der Weg mit den Freunden zu<br />
dem schicken neuen Eisladen oder dem<br />
leckeren italienischen Restaurant mit der<br />
sexy Bedienung nicht. Abgesehen davon:<br />
ein- zwei Muffins heute und morgen mal<br />
nen Stück Kuchen und übermorgen...<br />
Oh Gott! Da ist sie, die für uns Frauen<br />
wahrscheinlich schlimmste Todsünde die<br />
Völlerei. Wie leicht man ihr doch verfallen<br />
kann, aber, wenn man ehrlich ist, ist dies<br />
wahrscheinlich auch eine der schönsten<br />
und vor allem leckersten Sünden. Deswe-<br />
— Juni 2010 —<br />
gen auch hier, als Unterstützung für die,<br />
denen es nichts ausmacht der Völlerei zu<br />
verfallen, ein leckeres Brownie-Rezept:<br />
Ihr braucht:<br />
100 g Butter<br />
175 g Zucker, feiner<br />
75 g Zucker, braun<br />
125 g Schokolade oder<br />
Kuvertüre, zartbitter<br />
1 EL Zuckerrübensirup<br />
2 Ei(er)<br />
100 g Mehl<br />
2 EL Kakaopulver<br />
½ TL Backpulver<br />
Zubereitung:<br />
Den Backofen auf 180°C vorheizen.<br />
Ein halbes Backblech (ca. 20 cm x 20<br />
cm) mit Backpapier auslegen. Als Trennwand<br />
z.B. Alufolie falten und fixieren.<br />
Butter, Zucker, Zartbitterschokolade (oder<br />
Zartbitterkuvertüre) und Zuckerrübensirup
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
in einen Topf geben und vorsichtig erwärmen.<br />
Dabei rühren, bis eine weiche und<br />
einigermaßen homogene Masse entsteht.<br />
Vom Herd nehmen und abkühlen lassen.<br />
Die Eier schaumig rühren. Die abgekühlte<br />
Schokoladen-Mischung unter die Eier<br />
heben. Nun Mehl, Kakao- und Backpulver<br />
in die Schüssel sieben und unterrühren.<br />
Den Teig in den eingeteilten Backblech-<br />
Bereich füllen und glatt streichen.<br />
In den heißen Backofen schieben und<br />
ca. 25 Minuten backen, bis die Oberfläche<br />
blättrig wird und der Brownie-Teig<br />
sich an den Seiten aus der Form löst.<br />
Dabei sollte er innen noch feucht sein.<br />
Auskühlen lassen und portionieren<br />
- hier in 9 große Brownies schneiden.<br />
Viele liebe Grüße, Eure Redaktion!<br />
— Juni 2010 —<br />
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<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Verschiedenes<br />
— Juni 2010 —
27. AVON-LAUF<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-<br />
Schule war auch dieses<br />
Jahr wieder dabei!<br />
Wie jedes Jahr war der Berliner Frauenlauf<br />
am 8.5.2010 ein stimmungsvoller<br />
sportlich aktiver Samstagnachmittag.<br />
Mit 15.542 gemeldeten Teilnehmerinnen<br />
erreichte der größte deutsche Frauenlauf<br />
zum vierten Mal in Folge einen Teilnehmerinnenrekord.<br />
Schülerinnen der<br />
<strong>Anna</strong>- <strong>Freud</strong> <strong>Oberschule</strong> haben<br />
natürlich auch nicht gefehlt.<br />
Gegen 14.00 Uhr erreiche ich die Straße<br />
des 17. Juni, wo der Lauf traditionell jedes<br />
Jahr stattfindet. Die Stimmung ist toll<br />
und die Menschen haben trotz des kalten<br />
Wetters gute Laune. Anhand unserer <strong>Anna</strong>-<br />
— Juni 2010 —<br />
<strong>Freud</strong> T-Shirts habe ich meine Mitschülerinnen<br />
und Lehrerinnen, Frau Rusnok<br />
und Frau Heymann, schnell gefunden.<br />
Wir bekommen unsere Startnummern,<br />
die auch gleichzeitig den Coupon für die<br />
Überraschungstüte enthält. Crepestände<br />
versüßen die Luft und wer es lieber deftiger<br />
mag, kann sich auch eine Bratwurst holen.<br />
Um 16.00Uhr begeben wir uns langsam<br />
zum Start, wo wir mit einem amüsanten<br />
Aufwärmprogramm unterhalten werden.<br />
Wir alle sind nun schon aufgeregt und fiebern<br />
dem Countdown zum Start entgegen.<br />
Um 16.30 Uhr fällt endlich der Schuss für<br />
den Start und die Menschenmeute beginnt<br />
sich langsam zu bewegen. Anfangs ist es<br />
noch sehr mühselig, vorwärts zu kommen,<br />
weil man aufgrund der enormen<br />
Menschenmasse fast keinen Platz zum<br />
Laufen findet. Jedoch verstreut sich diese<br />
nach und nach, so dass der 5km Lauf durch<br />
den Tiergarten in einer sehr angenehmen<br />
Atmosphäre verläuft. Angefeuert werden<br />
wir durch die Menschen, die am Rand<br />
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32<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
zuschauen und klatschen, sowie durch die<br />
Trommler, die mit ihren rhythmischen<br />
Schlägen auf die Trommeln schlagen. Es ist<br />
echt verblüffend, wer sich hier alles beim<br />
Lauf versammelt, von ganz klein bis groß<br />
ist alles vertreten. Ich fühle mich teilweise<br />
sogar den Kleinen unterlegen, weil die an<br />
einem vorbei sausen, als wären die 5km ein<br />
Klacks. Ab den 4. Kilometer komme ich<br />
dann leicht aus der Puste und der letzte Kilometer<br />
kommt mir vor wie eine Ewigkeit.<br />
Durchgehalten haben wir aber alle und<br />
das Gefühl danach war einfach super.<br />
Als Erfrischung gibt es am Ziel Ice Tee,<br />
Wasser und alkoholfreies Bier, natürlich<br />
alles gratis und soviel wie man möchte.<br />
Nach einer kurzen Erholungspause hole<br />
ich mir dann gleich die Überraschungstüte,<br />
die alle möglichen Kosmetikartikel<br />
— Juni 2010 —<br />
enthält, eben alles, was FRAU so braucht…<br />
Ich werde jetzt sicherlich jedes Jahr am<br />
Frauenlauf teilnehmen: erstens weil die<br />
Atmosphäre einfach Spitze ist und zweitens<br />
pro Teilnehmerin ein Euro für die Berliner<br />
Krebsgesellschaft gespendet wird. Da lohnen<br />
sich die 4 Euro Startgebühr auf jeden Fall!!<br />
Die lang ersehnte Fortsetzung<br />
von Roberts Text aus<br />
der vorherigen Ausgabe!<br />
…die wir ausgiebig nutzen, um unsere<br />
Ohren schon mal an die Klänge zu<br />
gewöhnen, denen sie die nächsten drei<br />
Tage ausgesetzt sein werden. Die Bässe<br />
von Atmos massieren unsere Rücken, die<br />
abgefahrenen, kreischenden Sounds von<br />
Skazi schneiden sich tief in die Gehörgänge.<br />
Ehe wir uns versehen, stehen<br />
wir plötzlich vor dem Eingang und sind<br />
überrascht. Keine ewig lange Schlange,<br />
kein Warten, kein Autoschieben, um die<br />
Batterie zu schonen, kein entspanntes<br />
Schwätzchen mit anderen Wartenden aus<br />
allen möglichen Ländern, schade eigentlich.<br />
Ohne Umschweife fahren wir direkt auf die<br />
beiden verdammt gut aussehenden Damen<br />
zu, denen wir unsere Tickets reichen und<br />
anschließend mit <strong>Freud</strong>en den Arm aus<br />
dem Autofenster halten, um unsere Markierung<br />
von ihnen entgegen zu nehmen,<br />
die uns offiziell zu Mitgliedern der Partygesellschaft<br />
der kommenden drei Tage macht,<br />
- das Antaris Armband. Das Gelände, auf
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
dem sich das Festival angesiedelt hat, gehört<br />
zu einem Segelflugplatz. Es befindet sich in<br />
einer flachen, lang gezogenen Senke, die aus<br />
absolut ebenem, weichem, dichtem Rasen<br />
besteht. Auf dem Campinggelände, das<br />
gleich nach dem Durchfahren des Eingangs<br />
vor uns liegt, haben schon viele Besucher<br />
ihre Lager aufgeschlagen. Manche bestehen<br />
nur aus zwei eilig aufgestellten Zelten, andere<br />
haben regelrechte Mini-Chill-Floors<br />
geschaffen. Mit Teppichen ausgelegte Flächen,<br />
die mit Planen überspannt sind, um<br />
sie vor Regen zu schützen, inklusive der<br />
persönlichen Musikbeschallungsanlage.<br />
Wir entscheiden uns für einen Platz auf<br />
einem leichten Hang, neben einem kleinen<br />
Transporter mit Berliner Kennzeichen und<br />
einer Reklameaufschrift des rheinischen<br />
Gaffel-Kölschs. Der Kontrast gefällt uns<br />
gleich und wir sind uns sicher, dass wir<br />
mit dem Besitzer dieses Fahrzeugs einen<br />
sympathischen Nachbarn gefunden haben.<br />
Während wir bei der Errichtung unseres<br />
— Juni 2010 —<br />
Lagers sind, das aus einer Plane besteht,<br />
die zur Hälfte über das Auto gespannt und<br />
mit Zeltstangen fixiert wird, sodass ein<br />
etwa zwei Meter breiter Streifen entsteht,<br />
der sich optimal eignet, ein paar Decken<br />
auszubreiten, um regen- und windgeschützt<br />
sitzen bzw. liegen zu können, mit<br />
dem Auto als Fläche zum Anlehnen, tritt<br />
unser Nachbar aus seinem Pavillon. Vor<br />
uns steht ein vierzigjähriger Mann, mit<br />
einem Caipirinha in der Hand, der uns<br />
mit einem Lächeln zuwinkt. Jetzt sind wir<br />
absolut sicher, dass wir uns den richtigen<br />
Platz ausgesucht haben. Unser kleines Lager<br />
ist mit dem Aufbau des Zeltes endlich fertig<br />
und wir haben das erste Mal Zeit, unsere<br />
Umgebung ausführlich in Augenschein<br />
zu nehmen. Mit dem Wasserkanister<br />
unterm Arm, spazieren wir über das Gelände,<br />
auf der Suche nach der kostenfreien<br />
Wasserquelle und schauen nebenbei, wie<br />
das Publikum aussieht, mit dem wir die<br />
kommenden Tage verbringen werden.<br />
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34<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Den alten Linienbus, mit der breiten<br />
Aufschrift „Dutch-Acid-Family“, erkennen<br />
wir sofort wieder, denn der ist uns schon<br />
auf der Fusion dieses Jahr begegnet und<br />
wurde als mehr als abgefahren eingestuft.<br />
Auf unserem Weg kommen uns immer<br />
wieder Menschen mit Rastas, in allen<br />
Formen und Farben, entgegen, die ihre<br />
üblichen leichten, teilweise selbst gefertigten<br />
Baumwollklamotten an haben und,<br />
so wie es scheint, niemals Schuhe tragen.<br />
An der Wasserquelle angekommen, zapfen<br />
wir uns unser Wasser an dem eigens für<br />
dieses Festival, von der örtlichen Freiwilligen<br />
Feuerwehr installierten Hahn.<br />
Unsere Verwunderung über die trübe,<br />
graue Farbe, scheint nicht unbeobachtet<br />
geblieben zu sein und so gesellt sich eine<br />
junge, sympathisch dreinblickende Frau zu<br />
uns und erklärt, dass das Wasser in etwa<br />
— Juni 2010 —<br />
zwei Minuten absolut klar werde und in<br />
einwandfreiem, trinkbaren Zustand sei.<br />
Wir bedanken uns, wünschen ihr noch ein<br />
schönes Fest und machen uns auf den Weg<br />
zurück, als wir vor uns einen Jungen sehen,<br />
der einen schockierend hastigen Schritt<br />
nach rechts macht und um sich schlägt.<br />
Kurz darauf fangen auch einige andere<br />
mit diesem sonderbaren Verhalten an, was<br />
uns doch etwas merkwürdig vorkommt.<br />
Allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt bis<br />
ich selbst einen Satz nach vorne mache, mir<br />
hastig in den Nacken greife und den Grund<br />
für dieses Verhalten in der Hand halte,<br />
einen Maikäfer. Zahllose dieser kleinen<br />
Tierchen waren auf dem ganzen Gelände<br />
unterwegs und schienen an den Menschen,<br />
die unterwegs waren, sehr interessiert zu<br />
sein. Diesen Schock überwunden, kommen<br />
wir wieder in unserem Lager an und stel-
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
len fest, dass wir unterm Strich mit dem<br />
Klientel dieses Open-Airs glücklich sind.<br />
Lediglich der Dance-Floor-Check stand<br />
noch an und schon bald sollen wir die Gelegenheit<br />
bekommen, diesen durchzuführen.<br />
Ich weiß nicht, wie spät es ist, ich<br />
weiß nicht, wie viele Tage ich schon hier<br />
bin, all das spielt keine Rolle, denn ich weiß<br />
eins und nur das zählt: Ich bin genau da,<br />
wo ich sein will! Unzählige Stunden gehen<br />
wir nun schon auf dem Main Floor zur<br />
der vielschichtigsten Musik, die ich je in<br />
meinem Leben gehört habe, ab. Einfach<br />
alles ist perfekt. Die Dekoration besteht<br />
aus einem Neonfaden-Schloss, das über<br />
den gesamten Tanzbereich gespannt ist und<br />
mit UV-Strahlern beleuchtet wird, wodurch<br />
eine Illusion von Überdachung entsteht.<br />
Ein nie zuvor gekanntes Glücksgefühl<br />
— Juni 2010 —<br />
setzt ein, wenn ich mich auf der Tanzfläche<br />
umsehe und die Menschen erblicke, die<br />
nicht einfach nur zur Musik tanzen. Sie<br />
fühlen die Musik und ihre Bewegungen<br />
sind so fließend, so individuell, wie jeder<br />
Mensch selbst ist. Die Musik, zu der wir uns<br />
alle bewegen, der wir uns so bereitwillig<br />
hingeben, trägt eine Kraft in sich, die,<br />
wenn man es schafft, sich fallen zu lassen,<br />
einem jeden störenden Gedanken nimmt.<br />
Es scheint so, als ob sich der eigene Körper<br />
von allein bewegt. Wenn ich meine Augen<br />
schließe, spielt Zeit keine Rolle mehr, die<br />
Leute um mich herum nehme ich nicht<br />
länger wahr. Wenn ich wieder etwas nach<br />
einer gefühlten Ewigkeit sehe, überrascht<br />
es mich hin und wieder, dass plötzlich ganz<br />
andere Personen neben mir stehen und ich<br />
mich an einem ganz anderen Punkt auf<br />
35
36<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
der Tanzfläche befinde. In solchen Fällen<br />
ist ein Orientierungspunkt hilfreich. Also<br />
sehe ich mich um und entdecke, nicht<br />
weit von mir entfernt, Dave, der im Takt<br />
der Basslinie durch die Gegend springt<br />
und beschließe, ihn lieber in seiner Welt<br />
zu lassen und schnell alleine zu unserem<br />
Lager zu laufen, um von kurzen Hosen zu<br />
meiner Lieblings-Festival-Hose zu wechseln<br />
sowie meine Schuhe endgültig loszuwerden.<br />
Auf dem Weg zurück zur Tanzfläche<br />
ziehen dicke Regenwolken am Horizont auf.<br />
Euphorisch wird mir bewusst, dass heute<br />
einer meiner größten Partyträume erfüllt<br />
werden könnte. Der Traum, im Regen<br />
barfüßig zu tanzen. Voller Vorfreude schließe<br />
ich meine Augen und lausche auf die<br />
entfernte Musik, die ich bei jedem Schritt<br />
unter meinen Füßen spüre, zusammen mit<br />
dem leichten Kitzeln der Grashalme. Ein<br />
letztes Mal werde ich mich in die Menge<br />
begeben, die mich alles vergessen lässt und<br />
mir die Freiheit schenkt, die ich immer<br />
gesucht und nun endlich gefunden habe.<br />
Auf der Fahrt nach Hause war<br />
es im Auto sehr, still niemand sagte etwas,<br />
wir lauschten nur den Klängen der<br />
Chill-Lounge Musik aus dem Radio. Wir<br />
waren beide mit uns selbst beschäftigt.<br />
Diese unfassbaren Eindrücke in allen<br />
Teilbereichen der Sinne musste jeder<br />
für sich selbst verarbeiten und erst dann<br />
konnte darüber gesprochen werden. Wir<br />
wussten es beide, obwohl wir uns das<br />
nie gegenseitig bewusst gemacht hatten.<br />
Und eins muss ich noch feststellen, diese<br />
Karten zu kaufen, war die beste Entscheidung<br />
meines Lebens, bis zu dem Tage,<br />
an dem ich diese letzten Zeilen schreibe.<br />
— Juni 2010 —<br />
Eine abschließende Anmerkung: Dieser<br />
Text beruht auf persönlichen Erfahrungen,<br />
die wesentlich tiefer reichen, als das diese<br />
wenigen Worte oder Worte überhaupt in<br />
ausreichendem Maße ausdrücken könnten.<br />
Drei Tage sind bei weitem nicht genug, um<br />
der unendlichen Detailfülle, die dieses Festival<br />
ausgemacht hat, die gebührende und<br />
notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Aber es gibt ja immer noch ein nächstes Jahr!<br />
Robert Klose,13<br />
(Für das Lesen des ersten Teils besucht<br />
einfach unsere Homepage )<br />
Jobben neben der<br />
Schule – ein Muss?<br />
D er fleißige Mensch, als Baustein<br />
der Gesellschaft, verrichtet die ihm<br />
auferlegten Aufgaben täglich, vermeidet<br />
asoziales Verhalten und kümmert sich<br />
um seine Bildung. Spaßhaben ist dabei<br />
ein Fremdwort. Auch wir Schüler sind<br />
verpflichtet, unsere Aufgaben zu erfüllen,<br />
uns der täglichen Qual der Hausaufgaben<br />
hinzugeben und wollen doch zugleich<br />
auch noch irgendwie genügend Geld im<br />
Portemonaie haben, um uns etwas leisten<br />
zu könne, das uns Spaß macht. Ein<br />
gesichertes Einkommen zum Überleben<br />
sichert uns da der Job nach der Schule.<br />
Unser Leben besteht nicht nur aus Schule<br />
und Hausaufgaben, sondern noch aus<br />
einer weiteren Komponente, welche ich
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
schlicht als „Hobbys“ bezeichnen möchte.<br />
Diese können vom Koma-Saufen bis hin<br />
zu Vereinsaktivitäten reichen. All’ diesen<br />
Aktivitäten ist zumindest eines gemeinsam:<br />
Sie kosten Geld. Wollen wir Spaß,<br />
brauchen wir Geld. Je mehr Spaß, umso<br />
mehr Geld, also noch mehr Arbeitengehen.<br />
Denn Geld ist immerhin die Grundlage<br />
unseres kapitalistischen Systems.<br />
Eigentlich müssten wir drei Leben<br />
führen, eines in der Schule, eines am<br />
Arbeitsplatz und eines zum Leben. Aber<br />
die Monotonie aus Schule und Arbeit, die<br />
nur wenig Spaß aufkommen lässt, gleicht<br />
einer Verstümmelung unserer selbst.<br />
Wir treten einen wichtigen Teil unseres<br />
Ichs ab, das auf ewig weggeworfen und<br />
unauffindbar bleibt. Denn das Leben ist<br />
kein Computer, ich kann nicht einfach<br />
eine Kombination Strg + Z drücken und<br />
meine letzte Aktion ist rückgängig gemacht.<br />
Worauf ich anspreche ist das Kind in<br />
uns. Es will auch leben, wird jedoch durch<br />
den täglichen Prozess des Vor-sich-hin-<br />
Vegetierens oder gehetzten Funktionierens<br />
unterdrückt. Die Arbeitswelt kommt früh<br />
genug auf uns zu. Wir sollten lernen, Glück<br />
zuzulassen, uns an Dingen zu erfreuen<br />
und uns selbst nicht zu hetzen. Leben<br />
kann man nur einmal und dieses Leben<br />
sollte von Glück geprägt sein. Und muss<br />
Spaßhaben denn immer auch Geld kosten?<br />
Daniel Haubenreißer FOS 12<br />
— Juni 2010 —<br />
Kaczynski<br />
Am 10.April 2010 stürzt das Flugzeug<br />
vom Typ Tupelow 154 in Smolensk<br />
(Westrussland) ab. Neben 94 einflussreichen<br />
Passagieren sitzen in diesem<br />
Flugzeug auch der polnische Präsident<br />
Lech Kaczynski und seine Frau Maria.<br />
Einen Monat nach dem tragischen Unfall,<br />
wobei man sich da gar nicht so sicher<br />
ist, besuche ich meine Familie in Polen<br />
und bin überrascht über ihre Meinung.<br />
Bevor ich aber die Meinung einer modernen<br />
Familie verrate, muss man erstmal<br />
wissen, wie die Welt darauf reagierte. In den<br />
deutschen Zeitungen wurde der Präsident<br />
als ein „Gestriger“ beschrieben. Er hielt sehr<br />
am katholischen Glauben fest und versuchte<br />
unter anderem noch im 21. Jahrhundert<br />
die Abtreibung zu verbieten. Ging es um<br />
finanzielle Spritzen für Polen betonte er<br />
immer, wie viele Menschen im 2.Weltkrieg<br />
ums Leben gekommen seien, um mehr<br />
Geld zu erhalten. Er war ein absoluter<br />
Nationalst und sehr eingefahren in seiner<br />
Denkensweise. Was mich persönlich beson-<br />
37
38<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
ders störte, war, dass in der Vergangenheit<br />
auch immer wieder schlechte Stimmung<br />
gegen die Deutschen betrieben wurde.<br />
In Polen aber war er beliebt genug, um<br />
zum Präsidenten gewählt zu werden. Außerdem<br />
ist es ein stark katholisches Land,<br />
welches die Abtreibung zum Teil sogar<br />
befürwortet. Meine Oma, die, wie viele<br />
Polen, stark gläubig ist, war ein großer Fan<br />
des Präsidenten und am Boden zerstört<br />
nach dessen Tod. Tage nach dem Unglück<br />
hing aus fast jedem Fenster eine polnische<br />
Flagge mit einer schwarzen Schlaufe dran,<br />
als Zeichen der Trauer. Als ich dann in<br />
Polen war, einen Monat später, hing keine<br />
mehr. Die Trauerzeit ist vorbei, denkt man.<br />
Doch in der Innenstadt Warschaus, vor<br />
dem Präsidentenpalast, ist eine Fotocollage<br />
zu finden, bestehend aus 6 – 8 Ständern<br />
mit Fotos von der Beerdigung und einem<br />
großen Portrait des verstorbenen Präsiden-<br />
— Juni 2010 —<br />
ten. Vor allem die ländliche Bevölkerung,<br />
von der Polen mehr als genug hat, kommt<br />
noch einen Monat nach dem Unglück in<br />
die Hauptstadt gepilgert, um Kaczynski<br />
zu betrauern. Auf 6 von diesen 10 Fotos<br />
ist der Zwillingsbruder zu sehen, welcher<br />
sich vorerst noch nicht sicher ist, ob er an<br />
der nächsten Präsidentwahl teilnehmen<br />
wird. Aber er ist auf 6 Bildern zu sehen,<br />
genauso wie die Tochter des verstorbenen<br />
Ehepaares. Noch weiß Jaroslaw Kaczynski<br />
angeblich nicht, ob er an der Wahl<br />
teilnehmen wird, aber nach Meinung der<br />
modernen Polen wird er es sicher tun. Es<br />
wäre allerdings unpassend, jetzt schon<br />
große Werbung für sich zu machen Also<br />
ist er auf 6 von 10 Bildern zu sehen. Das ist<br />
Werbung, behauptet meine Tante und regt<br />
sich sehr darüber auf. Sie und ihre Freunde<br />
waren absoluter Gegner dieses Präsidenten<br />
und es war schwer, sich mit ihnen zu<br />
unterhalten. Sofort werden sie lauter und<br />
regen sich enorm auf, dass dieser Mann<br />
überhaupt Präsident geworden ist, da er<br />
alles andere als europafreundlich war, was<br />
selbstverständlich sein muss wegen der geografischen<br />
Lage Polens, mitten in Europa.<br />
Um mir einen besseren Überblick zu<br />
verschaffen, kaufe ich mir vier polnische<br />
Zeitschriften, von welchen schockierender<br />
Weise drei pro Kaczynski eingestellt sind.<br />
Dass Polen in der politischen Denkweise<br />
dermaßen enorm gespalten ist,<br />
habe ich nie zuvor so stark empfunden.<br />
Julia Cyranowski
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Horrorfahrt am Morgen<br />
eute nehme ich einen Bus früher!‘‘,<br />
„Hbefehle ich mir selbst am Morgen,<br />
um rechtzeitig in der Schule anzukommen,<br />
ohne Sprinterei, als ginge es um<br />
die Olympische Goldmedaille. Schnell<br />
die Kaffeetasse auf den Tisch, Jacke und<br />
Schuhe an und bloß nichts vergessen. Kaum<br />
aus dem Haus, bestürmen mich gefühlte<br />
minus 20 Grad. Um nicht zu erfieren,<br />
stapfe ich durch den hohen Schnee, während<br />
ich jede Minute auf die Uhr schaue,<br />
um ja nicht den Bus zu verpassen. Denn<br />
mit dem Anschluss muss es ja auch klappen.<br />
Aber mit Rennen ist nichts, denke<br />
ich mir, dann fällst du nur auf die Nase.<br />
Endlich angekommen, gibt mir die kleine<br />
Gruppe von ungefähr 10 Menschen die<br />
Hoffnung, dass mein Bus noch nicht weg<br />
ist. „Okay, jetzt müsste der Bus aber da<br />
sein!“, denke ich mir, als ich zum x-ten<br />
Mal auf die Uhr schaue. Abgesehen davon,<br />
dass meine Füße sich anfühlten wie<br />
Eisblöcke, trotz Strumpfhöschen und ein<br />
paar dicken Socken. Da kommt einem<br />
schon die dumme Idee, das nächste Mal<br />
professionelle Thermounterwäsche und Skianzug<br />
darüber anzuziehen, was so aussehen<br />
würde, als wenn man sich auf den Weg<br />
zum Teufelsberg macht, um paar Pisten<br />
abzufahren. Der Gedanke daran vertreibt<br />
weitere Minuten und es ist Zeit, dass der<br />
nächste Bus kommt. Aber wie Mutti immer<br />
sagt: „Gibt’s nisch, weil is nisch!“ In mir<br />
aufsteigende Unruhe, weil der Gedanke, zu<br />
spät zukommen, langsam Realität annimmt<br />
— Juni 2010 —<br />
und ich nicht weiß, wie meine Lehrerin<br />
reagieren wird: Hat sie Verständnis oder<br />
gibt es einen roten fetten Eintrag in unser<br />
sauberes, fehlerlosen Klassenbuch?<br />
Erleichterung, der Bus ist da. Kaum drin,<br />
fast wieder draußen, weil der Bus prallgefüllt<br />
mit Menschen ist. Von der hinteren<br />
Masse werde ich wie von einer Welle bis zur<br />
nächsten Tür gedrückt. „Danke dir Gott,<br />
dass ich klein und schmal bin.“, kommt mir<br />
in den Sinn und ich drängele mich zu dem<br />
Platz, wo die Kinderwagen hingehören. Der<br />
passt die nächsten Stationen sowieso nicht<br />
hier rein. Beim nächsten Halt schnappt<br />
jeder Mensch nach Luft, die kalt, aber<br />
wenigstens frisch ist. Obwohl keine Lücke<br />
mehr zu füllen ist, kommen immer mehr<br />
Menschen hinein, nach dem Motto: „Was<br />
nicht passt, wird passend gemacht.“ Sobald<br />
die Tür sich schließt, nimmt meine Nase<br />
von jeder Seite wunderbare Naturgerüche<br />
von Menschen wahr: den Döner mit viel<br />
Knoblauchsauce und Zwiebeln von gestern<br />
Abend und die Salamistulle mit einer Prise<br />
Undefinierbarem. Verzweifelt suche ich die<br />
Ecke mit dem Minze Geruch, doch vergebens.<br />
Halt eine andere Art von Parfümerie<br />
Unmöglich, aber wahr, quetschen sich<br />
immer mehr Menschen an den weiteren<br />
Stationen in den Bus. Nur die Ruhe<br />
bewahren, dieser Satz ist eher falsch am<br />
Platz. Wie jeden Morgen gibt es immer<br />
wieder Menschen, die bis heute nicht gelernt<br />
haben, dass die gelbe Markierung<br />
an der Tür kein Schönheitsfleck des<br />
BVG-Busses ist, sondern dazu dient, den<br />
Fahrgast zu bitten, vor dieser Markierung<br />
zurückzutreten, sonst schließt die Tür<br />
nicht. Der verzweifelte Akt, der vergeb-<br />
39
40<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
lich schließenden Bustür, verlängert einen<br />
Fünf-Minuten-Weg auf satte 30 Minuten.<br />
Eine kurze Definition meiner Laune an<br />
diesem Morgen: einerseits Verärgerung wegen<br />
so mancher Dummheit, die der Mensch<br />
sich leistet, andererseits Zufriedenheit darüber,<br />
den größten Teil der Strapazen bisher<br />
durchgestanden zu haben. Jeder Berliner<br />
Bürger, der die öffentlichen Verkehrsmittel<br />
als Transportmittel nutzt, kennt wie ich die<br />
S-Bahn gut genug, um zu wissen, wie gern<br />
sie doch unregelmäßig und erst nach langer<br />
Warterei dann doch endlich erscheint.<br />
Und das steht mir leider noch bevor.<br />
Die Treppen vorsichtig hinaufsteigend,<br />
da man ja stolpern könnte, schaue ich auf<br />
die Anzeige, ob mich heute vielleicht doch<br />
noch ein wenig Glück anlächelt oder aber<br />
vollkommen verlassen hat. „Noch sieben<br />
Minuten. Besser als zehn.“, denke ich mir.<br />
Das heißt positiv denken. Jedoch was<br />
könnte an dieser Situation schon vorteilhaft<br />
sein? Vielleicht, dass ich so kurz vor<br />
Unterrichtsbeginn nicht einmal die Hälfte<br />
des Weges zurückgelegt habe? „ Doch na<br />
klar! Ich bin wenigstens nicht allein.“<br />
Darauf freue ich mich also, beim zweiten<br />
Mal Gruppenkuscheln mit Fremden. Aber<br />
eins weiß ich über diese Menschen, sie<br />
werden alle zu spät kommen, genau wie ich.<br />
Auch wenn es blöd ist, tanze ich im<br />
Stehen, damit meine Motorik wenigstens<br />
noch halbwegs funktioniert. Laut Anzeige<br />
soll die Bahn jede Sekunde vor meiner roten<br />
Nase stehen. „ Hättest du wohl gern.“,<br />
denke ich mir, denn die Bahn lässt, wie<br />
jeder weltberühmte Star, auf sich warten.<br />
Als sie dann endlich eintrifft, ist kein Jubeln<br />
oder Kreischen und von jeder Seite Ka-<br />
— Juni 2010 —<br />
merablitze zu verzeichnen. Nein, es ist die<br />
unaufhaltbare Menschenwelle, die wieder<br />
auf mich zuwalzt und mich zu intimen<br />
Riten zwingt. Da ich die verschiedenen<br />
Gerüche längst analysiert habe, kommen<br />
nun die Gesichter und dazugehörigen Launen<br />
für mein Beobachtungsexperiment<br />
in den Blick. Von grießgrimmig bis müde<br />
und erschöpft, von Hektik bis zum Gefühl<br />
des Erstickens, gibt es immerhin einen<br />
Menschen, der vor sich hingrinst, weil das<br />
alles so unfassbar ist, - und dieser Mensch<br />
bin ich. Trotz schrecklicher Busfahrt und<br />
noch schlimmerer S-Bahnfahrt habe ich<br />
urplötzlich gute Laune, auch wenn ich<br />
weiß, die Horrorfahrt ist noch nicht vorbei.<br />
Isil Ortaalan, 11c<br />
Top oder Flop?<br />
Welche Clubs sollte man<br />
besuchen und bei welchen<br />
kann man es auch bleiben<br />
lassen?<br />
E ndlich hat auch bei uns der Frühling<br />
angefangen. Nach dieser langen und<br />
außerordentlich kalten Wintersaison<br />
ist es fast unglaublich, wie positiv die<br />
ersten Sonnenstrahlen und die immer<br />
grüner werdende Natur auf unser Gemüt<br />
wirken. Die Lust, wieder mehr zu<br />
erleben und schöne Tage und Abende zu<br />
genießen, steigt damit natürlich rasant.<br />
Doch wo kann man einen schönen<br />
Tag oder Abend am besten erleben?
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Wo sollte man lieber nicht hingehen?<br />
Top:<br />
Empfehlen kann ich auf jeden Fall das<br />
Cafe am neuen See in der Lichtensteinallee<br />
2 (Tiergarten).<br />
Gerade jetzt bei<br />
den warmen<br />
Temperaturen ist<br />
das Café am neuen<br />
See einer der wohl<br />
schönsten Plätze in<br />
Berlin. Ich selbst<br />
trinke hier gerne<br />
mal ein erfrischendes<br />
Bierchen mit<br />
Freunden, weil die<br />
Atmosphäre unter<br />
den Bäumen an den Kanälen im Tiergarten,<br />
direkt hinter dem Zoo, einfach<br />
Urlaubstimmung hervorruft. Die Bedienung<br />
ist recht jung und ich empfand sie<br />
als sehr nett und aufgeschlossen. Das<br />
Publikum ist auch sehr durchmischt, von<br />
Jung bis Alt ist alles vertreten. Besonders<br />
aber im Sommer tummeln sich dort viele<br />
Studenten, um im Freien lernen…<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dezember-März Sa+So 10-23 Uhr,<br />
Sommer tgl. 10-23 Uhr<br />
Speisen: 3 bis 12,50 €<br />
Softdrinks ab 2 € , Bier (0,5 l) ab 3,80 €,<br />
Wein (0,2 l) ab 3 €<br />
Ebenfalls empfehlen kann ich die Diskothek<br />
Box at the beach, die gleichzeitig eine<br />
Beachbar direkt an der Spree hat. Hier war<br />
— Juni 2010 —<br />
ich schon sehr oft mit Freunden und habe<br />
mit ihnen bei gutem Wetter im Sonnenstuhl<br />
und einem kühlen Getränk gesessen. Der<br />
Sonnenbrand danach war jedoch nicht ganz<br />
so gut, also auf jeden Fall an die Sonnen-<br />
creme denken! Der Service kann sich dort<br />
ebenfalls sehen lassen, denn Volleyball<br />
Turniere, Yoga & Wellness Aktionen stehen<br />
dort regelmäßig auf dem Programm. Ich<br />
selbst habe schon bei einem Volleyball Turnier<br />
zugeschaut und einige leicht bekleidete,<br />
männliche, gut gebaute Wesen beobachten<br />
können…es lohnt sich auf jeden Fall!!<br />
Als Getränk kann ich das alkoholfreie<br />
„Aloha“ empfehlen, welches in verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen angeboten wird.<br />
Am Abend kann man dann in der Box bis zum<br />
nächsten Sonnenaufgang richtig abdancen.<br />
Die Tanzfläche finde ich zwar etwas klein,<br />
aber die Musik und die Leute haben dieses<br />
kleine Manko wieder ausgeglichen.<br />
Ihr findet den Club in der Englische<br />
Straße 21-23. (Tiergarten)<br />
Öffnungszeiten Beachbar:<br />
Mo - Fr: 12:00 – 23:00 Uhr<br />
Sa & So: 12:00 – 24:00 Uhr<br />
Öffnungszeiten Box:<br />
ab 22.00 Uhr<br />
41
42<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Flop:<br />
Als Flop kann ich auf jeden Fall die<br />
Diskothek Dante nennen, die sich Am<br />
Zwirngraben 8-10, am Hackeschen<br />
Markt befindet. Die Türsteher kamen,<br />
finde ich, sehr arrogant rüber. Die Musik<br />
ist wirklich schlecht gewesen und Luft<br />
zum Atmen oder Tanzen hatte ich<br />
ebenfalls nicht. Die Diskothek war mir<br />
persönlich viel zu voll mit Betrunkenen,<br />
die aufgrund des Platzmangels einen<br />
öfter mal, wenn auch nicht absichtlich,<br />
ihr Getränk überschütteten. Die Preise<br />
finde ich dort auch mehr als übertrieben.<br />
Als Fazit kann ich also nur sagen: Flop.<br />
Marleen Brombosch<br />
„Ein Leben ohne<br />
Logout“<br />
Nun sitze ich hier, in meinem<br />
Zimmer der Kurklinik.<br />
Dabei ist es noch gar nicht lange her, da<br />
saß ich im Zug hierher und habe in Berlin<br />
noch die Werbung eines Mobilfunkanbieters<br />
gelesen, der damit geworben hat, dass<br />
man dank seiner Flatrate-Angebote nie wieder<br />
ein Leben mit Logout haben muss. Dabei<br />
frage ich mich, ob wir es denn wirklich wollen.<br />
Wollen wir immer online sein? Reicht<br />
es denn nicht, dass wir eigentlich sowieso<br />
immer über unser Handy zu erreichen sind?<br />
Sind twitter, facebook, jappy und wie sie<br />
alle heißen so wichtig für uns? Meine beste<br />
— Juni 2010 —<br />
Freundin oder mein Freund wissen doch<br />
sowieso, was ich mache - aber muss die<br />
halbe Welt das noch lesen können, wenn<br />
es mir schlecht geht, weil ich eine schlechte<br />
Note bekommen habe oder Person xy heute<br />
mal wieder ziemlich dämlich aussah?<br />
Man nutzt das Internet doch immer<br />
dazu um zu sehen, was wer macht, wer<br />
neue Bilder hochgeladen hat oder um<br />
sich einfach mal die Zeit zu vertreiben.<br />
Klar, wenn der Lehrer sagt, wir sollen<br />
eine Präsentation erstellen, dann sucht<br />
man auch mal halbherzig irgendwelche<br />
Informationen und dank wikipedia und<br />
ähnlichem geht das sogar sehr komfortabel<br />
und schnell. Nicht einmal seinen Kopf<br />
muss man dabei richtig einschalten -super!<br />
Nun, eigentlich soll das Internet unser<br />
Leben ja bereichern, oder? Aber ich sehe es<br />
eher als Belastung. Immer weniger Schüler/<br />
innen können ihre Informationen noch<br />
aus Büchern heraus arbeiten, dabei ist das<br />
doch eine wichtige Grundlage zum selbstständigen<br />
Lernen. Man sollte auch an sich<br />
selbst den Anspruch haben, sich wirklich<br />
mit der Materie auseinanderzusetzen, ohne<br />
dass von anderen Herausgearbeitete unter<br />
wikipedia zu nutzen. Klar, man kann das als<br />
Zusatzquellen nehmen, aber als wirkliche<br />
Grundlage eignen sich die Informationen<br />
doch eher weniger, da man sich ja mit<br />
fremden Lorbeeren schmücken würde.<br />
Wir sollten wohl wirklich noch<br />
mal in uns kehren und uns fragen, ob<br />
unser Leben sich fast nur noch um<br />
das Internet drehen sollte. Eigentlich<br />
finde ich es dafür nämlich zu schade.<br />
Motte
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Aussergewöhnliche<br />
Hobbys<br />
Tim spielt Fußball, Lena geht zum<br />
Klavierunterricht, Nina spielt<br />
Querflöte und Engin macht Capoeira...<br />
Bitte was? Was ist denn Capoeira?<br />
Keine Frage, außergewöhnliche und<br />
nicht weit verbreitete Hobbys heben sich<br />
aus der Masse ab und erzeugen im Gespräch<br />
den einen oder anderen fragenden<br />
und neugierigen Blick. Daraufhin folgt<br />
selbstverständlich eine ausführliche<br />
Erklärung, denn wenn man schon eine<br />
außergewöhnliche Freizeitbeschäftigung<br />
hat, dann erzählt man sie auch stolz. Diese<br />
Selbstpräsentation als Individuum ist<br />
besonders zu heutigen Zeiten ein gelun-<br />
— Juni 2010 —<br />
gene Möglichkeit sich zu profilieren, was<br />
sicherlich der Männerwelt zu Gute kommt.<br />
Sollte dieser Drang nach Individualität<br />
auch der Grund für den stetigen Anstieg<br />
der immer außergewöhnlicher werdenden<br />
und zunehmend risikoreicheren Hobbys<br />
sein? „Ja“, meint Engin, Schüler unserer<br />
Schule, und darüber hinaus seit 5 Jahren<br />
überzeugter Capoeirista. „Der Trend geht<br />
zum Individualismus hin und dafür sind<br />
die Menschen bereit, besonders im freizeitlichen<br />
Bereich an Ihre Grenzen zu gehen.“<br />
Capoeira ist ein brasilianischer Kampftanz,<br />
der während der brasilianischen Kolonialzeit<br />
von eingeschifften Sklaven aus Afrika<br />
praktiziert und weiterentwickelt wurde.<br />
Er enthält drei inhaltliche Ebenen: den<br />
Kampf, die Musik und den „Roda“ (Kreis).<br />
Die Kampftechniken selbst zeichnen sich<br />
durch extreme Flexibilität und Selbstbe-<br />
43
44<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
herrschung aus; es gibt viele Drehtritte,<br />
eingesprungene Tritte und Akrobatik.<br />
Traditionell wird zu den Kämpfen Musik<br />
gespielt und sie finden immer in einer<br />
„Roda“ statt. Diese besteht aus einem Kreis<br />
von Capoeiristas und den Musikern. Immer<br />
zwei Capoeiristas kämpfen in der Roda,<br />
wobei der Kampf mehr einem Theater mit<br />
harmonischen Bewegungen gleicht, als das,<br />
was man mit einem „Kampf“ assoziiert.<br />
Ebenfalls außergewöhnlich, jedoch in<br />
eine völlig andere Richtung gehend, ist<br />
Nicolas’ (19 Jahre) Hobby, welches sich auf<br />
das In-Form-Bringen von Steinen, beispielsweise<br />
zu Figuren, spezialisiert. Er hat im<br />
letzten Jahr damit angefangen und ist gerade<br />
dabei, ein ganzes Schachspiel, samt aller<br />
Figuren, selbst zu kreieren. Seine Geräte, die<br />
ausschließlich aus Schleifpapier und speziellen<br />
Stiften bestehen, bezieht er aus dem<br />
Baumarkt. Weiterhin ist er der Meinung,<br />
— Juni 2010 —<br />
So ist ein stabiler Käfig im Wagen unverzichtbar,<br />
da ein Überschlagen oder Drehen<br />
ganz und gar nicht ausgeschlossen wird.<br />
In der Regel werden hierzu Wagen, die<br />
nicht mehr für den Straßenverkehr tauglich<br />
sind, umgebaut. Für viele Anhänger des<br />
Stockcars liegt die Faszination sicherlich<br />
darin. Dies möchte auch Michelle nicht<br />
abstreiten, die zwar selbst noch nicht gefah-<br />
ren ist, aber schon in einem Stockcar saß.<br />
Resümierend kann man sagen, dass der<br />
Trend vom Mainstream weg geht, zumindest<br />
was die Hobbywahl angeht, was die<br />
zahlreichen Beispielen schon an unserer<br />
Schule zeigen. Ich bin mir jedenfalls sicher,<br />
dass wir in der Zukunft noch von einigen außergewöhnlichen<br />
Hobbys erfahren werden.<br />
Marleen Brombosch
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
Und nun endlich auch etwas für die langweiligen<br />
Stunden des Schulalltags:<br />
Finde die Wörter!<br />
Senkrecht, waagerecht, diagonal, vorwärts, rückwärts<br />
K E S Q M L W P R C E M E T E<br />
V Ö L L E R E I S D L D N G P<br />
I C F X I T R C N T O W I E X<br />
K S J I K F I Ü N V L R X J M<br />
F O S X U T S E O E T V J D T<br />
N I E D G D S W H N B H X I B<br />
F S Z D O P H N I L E E E C E<br />
L A O T K G O H U M U H I W G<br />
T H C U S H C A R G G A O S I<br />
H A B G I E R K S Ä S L F C E<br />
N T Z O Z D R O R T L S F F R<br />
E K W Y O C O T Y U R J I I D<br />
I V O Q R Q A B S E X A K M E<br />
D K U L N I L T M D Z I F I I<br />
P K W N N D H R C L L M J E C<br />
BEGIERDE, FAULHEIT, HABGIER, INTRIGE,<br />
MISSGUNST, NEID, RACHSUCHT, SIEBEN,<br />
STRAFE, TODSÜNDE, TRÄGHEIT,<br />
VÖLLEREI, WOLLUST, ZORN<br />
— Juni 2010 —<br />
45
46<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture<br />
3 4 9<br />
1 8 9 5<br />
3 9 2 5<br />
6 4 8<br />
1 3 7 5<br />
8 4 1<br />
9 1 8 7<br />
4 2 3 5<br />
2 7 3<br />
2 1 6 4 7<br />
7 9 5 2<br />
6 7 9 1<br />
8 5 4 7<br />
8 2 6 4<br />
7 3<br />
2 7 1 9<br />
5 3 9 2<br />
1 8 3 5<br />
— Juni 2010 —
Impressum<br />
Chefredaktion: Sophia Leu, Sophia Kirchberger<br />
Redaktion: Juliane Krüger, Charlotte Wawerek, Marie-Theres Werner, Eleonora Imberi,<br />
Sophia Leu, Sophia Kirchberger, Diana Maar, Greta Hölker, Charlott Paulus, Marleen<br />
Brombosch, Julia Cyrankowski<br />
©<br />
Layout und Design: Jannis Riethmüller, Sophia Kirchberger, Chalott Paulus<br />
Fotos: Schüler der <strong>Anna</strong> <strong>Freud</strong> Schule<br />
Herstellung: Ernst-Litfaß-Schule OSZ Druck und Medientechnik (s/w); Medienstation<br />
der <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule (4/4-farbig)<br />
Auflage: 250 (<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture erscheint dreimal im Jahr.)<br />
Kontakt: anna-freud-culture@gmx.de<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Schule OSZ Sozialwesen<br />
Halemweg 2213627 Berlin<br />
_______________________________________________________________<br />
<strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture wird herausgegeben von Schülerinnen und Schülern der <strong>Anna</strong>-<br />
<strong>Freud</strong>-Schule. Die Zeitung erscheint außerhalb des Verantwortungsbereichs der Schülervertretung<br />
und der Schulleitung.<br />
Die Redaktion übernimmt zudem keine Gewähr für die jederzeitige Aktualität, Richtigkeit<br />
und Vollständigkeit der Informationen und distanziert sich von Beiträgen; die nicht<br />
redaktionsintern verfasst wurden.<br />
Alle Inhalte wie Texte und Bilder sind geschützt, sofern nicht im Einzelfall anderweitig<br />
ausdrücklich gekennzeichnet. Sämtliche Darstellungen dürfen ohne vorherige schriftliche<br />
Genehmigung der Chefredaktion weder ganz noch teilweise vervielfältigt werden.<br />
Wenn die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture auf Internetseiten Dritter verweist (Links), übernimmt<br />
die <strong>Anna</strong>-<strong>Freud</strong>-Culture keine Verantwortung für die Inhalte der verlinkten Seiten.<br />
— Juni 2010 —<br />
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Für ein Konto ist man nie zu jung.<br />
Das kostenfreie Startkonto ist der richtige Einstieg für alle Schülerinnen und Schüler.<br />
Denn es bietet ideale Leistungen für Freizeit, Shopping und Reisen.<br />
Kostenfreies Startkonto.<br />
Mit dem Startkonto der<br />
Berliner Sparkasse hast du<br />
deine Finanzen prima im<br />
Griff. Denn es kostet dich<br />
keinen Cent.<br />
Ob Kontoauszüge oder<br />
Überweisungen, alles ist<br />
möglich. Und das Beste:<br />
Außerdem erhältst du eine<br />
SparkassenCard und eine<br />
VISA Prepaid-Karte.<br />
Die VISA Prepaid-Karte fürs Ausland.<br />
Die VISA Prepaid-Karte der<br />
Berliner Sparkasse gibt dir<br />
mehr Freiheit. Ob hier in Berlin<br />
oder im Ausland, mit dieser<br />
Karte kannst du überall dort<br />
bezahlen, wo du das VISA<br />
Zeichen findest. Zuerst lädst<br />
Geldgeschäfte mit der SparkassenCard.<br />
Zu deinem Startkonto der<br />
Berliner Sparkasse gehört<br />
auch eine SparkassenCard.<br />
Mit ihr kannst du Geld<br />
abheben, Kontoauszüge<br />
drucken, Geld überweisen<br />
und sogar dein Handy<br />
aufladen! Alle neuen<br />
Spar kassenCards besitzen<br />
einen Chip. Diesen Chip<br />
kannst du wie deine VISA<br />
Prepaid-Karte aufladen und<br />
damit bezahlen. Ideal auch<br />
du deine Karte auf. Dazu<br />
überweist du einfach Geld<br />
in Höhe von max. 500 € auf<br />
deine Prepaid-Karte, und die<br />
Shopping tour kann beginnen!<br />
Die VISA Prepaid-Karte kann<br />
viel und sieht gut aus.<br />
www.berliner-sparkasse.de/jungeleute<br />
für kleinere Ausgaben, wie<br />
zum Beispiel an Fahrschein-<br />
oder Briefmarkenautomaten.<br />
Du kannst überall dort<br />
bezah len, wo du das<br />
Geldkarten-Zeichen findest.<br />
■ Bargeldlos bezahlen<br />
■ Schnelleres und sicheres<br />
Bezahlen mit Chip<br />
■ Kostenlose Bargeldeinund<br />
-auszahlungen<br />
■ Kontoauszüge drucken<br />
Online-Banking.<br />
Mit dem Online-Banking<br />
hast du jederzeit Einblick<br />
in deine Finanzen und<br />
Er sparnisse. Ganz bequem<br />
am Computer. Dort kannst<br />
du auch Geld überweisen<br />
und dein Handy aufladen.