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26<br />
scheinen der wahren Sonne Christus<br />
und die Menschwerdung<br />
Gottes. Langsam wurde das Fest<br />
verinnerlicht. Bereits 354 n.Chr.<br />
stand in Santa Maria Maggiore in<br />
Rom die erste Krippe. Ochs und<br />
Das Weihnachtsfest wurde verinnerlicht.<br />
Bereits 354 n.Chr. stand in Santa Maria Maggiore<br />
in Rom die erste Krippe.<br />
Esel (vgl. Jesaja 1,3 und Habakuk<br />
2,3) galten als Sinnbilder für<br />
Heiden und Juden. Franz von Assisi<br />
zog anfangs des 13. Jahrhunderts<br />
mit Dorfbewohnern zu einem<br />
Stall, um die Weihnachtsgeschichte<br />
nachzuspielen. Im<br />
Osten wurde an Weihnachten die<br />
Bedeutung Marias betont. Die<br />
Jungfrauengeburt wurde dabei<br />
nicht biologisch, sondern sinnbildlich<br />
verstanden. In Westeuropa<br />
wurde Weihnachten zum<br />
Hauptfest der Kirche und durch<br />
volkstümliche Bräuche ausserordentlich<br />
bereichert. Seit dem frühen<br />
Mittelalter ist der 25. Dezember<br />
Sinnbild des Weges der<br />
Menschen: Mitten in der Nacht<br />
wird das Licht geboren. So wird<br />
Weihnachten zur Symbol-Meditation<br />
der Erlösungstat. Der deutsche<br />
Name für das Fest der Geburt<br />
Christi ist aber wahrscheinlich<br />
heidnischen Ursprungs. Die<br />
zwölf Nächte zwischen dem 25.<br />
Dezember und dem 6. Januar<br />
wurden die Zeit «ze den wihen<br />
nahten», zu den Weihe-Nächten,<br />
genannt. In diesen so genannten<br />
<strong>vita</strong> <strong>sana</strong> sonnseitig leben 1/2011<br />
Raunächten, die mit der Wintersonnenwende<br />
zusammenhängen,<br />
herrscht laut Aberglauben eine<br />
schaurig schöne Stimmung. Es<br />
passieren Dinge, die sonst nicht<br />
möglich sind: Die Tiere können<br />
sprechen, Zwerge und Hausgeister<br />
treiben ihren Schabernack,<br />
der Schimmelreiter und die Werwölfe<br />
machen die Gegend unsicher.<br />
Frühmittelalterliche Legenden<br />
wie die Geschichte von Frau<br />
Holle, Knecht Ruprecht und vom<br />
heiligen Martin ranken sich um<br />
diese zwölf Raunächte.<br />
Aus der Durchdringung christlicher<br />
und vorchristlicher Traditionen<br />
entstanden die heutigen<br />
Weihnachtsbräuche. Anfangs des<br />
17. Jahrhunderts begann in<br />
Strassburg der Brauch des lichtergeschmückten<br />
Tannenbaums.<br />
Es scheint aber, dass frisches<br />
In Strassburg begann der Brauch<br />
des lichtergeschmückten Tannenbaums.<br />
Tannengrün nördlich der Alpen<br />
schon immer zu Weihnachten gehörte.<br />
Auch dieser Brauch ist<br />
vorchristlichen Ursprungs, da<br />
man sich um die Wintersonnenwende<br />
mit dem frischen Grün ein<br />
fruchtbares Jahr herbeiwünschte.<br />
Es ist auch möglich, im Tannengrün<br />
und in den Kerzen ein<br />
Abwehrmittel gegen die Umtriebe<br />
böser Geister zu sehen.<br />
Christlich verstanden ist der<br />
Weihnachtsbaum aber wiederum<br />
ein Symbol Christi. Christus ist<br />
der wahre Lebensbaum; die Kerzen<br />
versinnbildlichen das «Licht<br />
der Welt».<br />
Rückkehr zur ursprünglichen<br />
Bedeutung<br />
Seit dem Aufkommen des Tannenbaumes<br />
wurde Weihnachten<br />
ein Familienfest, das stark sentimentale<br />
Züge trägt. Statt das gewaltige<br />
Anbrechen eines neuen<br />
Zeitalters zu feiern, das in der<br />
Menschwerdung Gottes zum<br />
Ausdruck kommt und das soziale<br />
und politische Änderungen<br />
nach sich ziehen müsste, zog<br />
man sich in individuelle Lebkuchen-<br />
und Tannenzweigromantik<br />
zurück. Das Weihnachtsfest wurde<br />
verbürgerlicht und verharmlost.<br />
Heute, in einer Zeit der sozialen<br />
Verunsicherung und der<br />
Individualisierung, wäre es<br />
wichtig, zur ursprünglichen und<br />
umwälzenden Botschaft des<br />
Weihnachtsfestes zurückzukehren,<br />
die durchaus auch einen persönlichen<br />
Anspruch hat. Der Mystiker<br />
Angelus Silesius hat es in<br />
seinem «Cherubinischen Wandersmann»<br />
auf den Punkt gebracht:<br />
«Wird Christus tausendmal<br />
zu Bethlehem geboren / und<br />
nicht in dir: du bleibst noch ewiglich<br />
verloren.» Das Weihnachtsfest<br />
darf und soll ein sinnenhaftes<br />
Fest bleiben, bei dem Herz,<br />
Verstand und Sinne auf ihre<br />
Rechnung kommen. Man muss<br />
durchaus nicht auf die liebgewonnenen<br />
Bräuche verzichten,<br />
die ja Ausdruck des Glaubens an<br />
die Menschwerdung Gottes und<br />
damit an die Solidarität Gottes<br />
mit den Menschen sind. Es gilt<br />
aber, die alten Bräuche mit Sinn,<br />
Kraft und Liebe zu füllen.<br />
Thomas Brunnschweiler