ag-3-1-punktefeld-te.. - Mathematik
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P. Baireuther Arithmetische Grundvors<strong>te</strong>llungen SoSe 2005<br />
Zu Kap. 3.1. Das Punk<strong>te</strong>feld<br />
Das 100-Punk<strong>te</strong>-Feld (nach Müller/Wittmann) umfasst 10 Reihen (Spal<strong>te</strong>n) mit je 10<br />
Punk<strong>te</strong>n und entspricht so dem dezimal geordne<strong>te</strong>n Zahlenraum bis 100. Je 5<br />
Reihen (Spal<strong>te</strong>n) sind deutlich abgesetzt ("Kraft der 5")<br />
Die erwei<strong>te</strong>r<strong>te</strong> Varian<strong>te</strong> (nach Baireuther) geht in Reihen- und Spal<strong>te</strong>nzahl deutlich<br />
über das 100-Punk<strong>te</strong>-Feld hinaus, hebt dieses aber durch Färbung hervor. Die<br />
Abtrennung von je 5 Reihen (Spal<strong>te</strong>n) ist auch erkennbar, aber weniger deutlich.<br />
Die erwei<strong>te</strong>r<strong>te</strong> Varian<strong>te</strong> macht deutlich, dass<br />
– der zu un<strong>te</strong>rsuchende Zahlenraum Teil eines größeren Zahlenraumes ist,<br />
– das Ordnungssys<strong>te</strong>m des Punk<strong>te</strong>feldes beliebig fortgesetzt werden kann<br />
(Einmaleinsreihen!)<br />
– die Zehner-Einer-Gliederung eine (sehr effektive) un<strong>te</strong>r vielen möglichen Zahlgliederungen<br />
ist<br />
– die "Kraft der 5" als Entsprechung zur simultanen Zahlerfassung eine sehr<br />
nützliche Technik ist, aber nicht in allen Fällen denknotwendig und sinnvoll.<br />
Das Punk<strong>te</strong>feld ist in ers<strong>te</strong>r Linie dem Formzahlaspekt zuzuordnen, denn<br />
– die geometrische Grundstruktur (regelmäßige Anordnung in Reihen und<br />
Spal<strong>te</strong>n) entspricht der multiplikativen Zahlstruktur<br />
– durch Ausblenden entstandene Zahlbilder sind geometrisch strukturiert<br />
Ziele:<br />
j Überblick über den "Grund-Zahlenraum" bis 100 (in diesem Bereich ist das<br />
Einzelne und die Gesamtheit noch gleichzeitig wahrnehmbar)<br />
j Größere Anzahlen durch sys<strong>te</strong>matische Gliederung erfassen.<br />
j Multiplikation als effektive Zählmethode (in großen Schrit<strong>te</strong>n) erfassen<br />
j Dezimale Gliederung als Sonderfall wahrnehmen<br />
A. Zahldars<strong>te</strong>llung im Punk<strong>te</strong>feld<br />
Zahlen werden durch Abtrennen (Umfahren, Ausschneiden) oder durch Ausblenden<br />
aus dem Punk<strong>te</strong>feld darges<strong>te</strong>llt.<br />
a) Zahlbilder hers<strong>te</strong>llen (Verschiedene Gliederungsmöglichkei<strong>te</strong>n kennen lernen)<br />
Bsp.: Immer 24! Sammeln und Vergleichen von verschiedenen Zahlbildern für die<br />
gleiche Zahl.<br />
Übung: Zahlbild-Memory. (Nicht die Zahlbilder, sondern die Gliederungsmöglichkei<strong>te</strong>n<br />
sollen eingeprägt werden)<br />
b) Spezielle Zahlbilder hers<strong>te</strong>llen (Geometrische Zahleigenschaf<strong>te</strong>n kennen lernen)<br />
Bsp.: Treppen- (Pyramiden-) Zahlen.<br />
Übung: Zahlerfassung durch Umbauen bzw. Ergänzen<br />
3.1 Punk<strong>te</strong>feld S. 1
P. Baireuther Arithmetische Grundvors<strong>te</strong>llungen SoSe 2005<br />
c) Reihen füllen (Bündelung bzw. Division mit Rest)<br />
Bsp.: Zahlen auf verschiedene Weisen "aufbauen":<br />
48 = 40⋅10 + 8 = 5⋅9 + 3 = 6⋅8 = 6⋅7 + 6 = 8⋅6 = 9⋅5 + 3 = 12⋅4 = 16⋅3 = 24⋅2<br />
Übung: Zahlen nach gleichem Rest ordnen<br />
d) Mauern bauen (Multiplikative Zahlzerlegung)<br />
Bsp.: 48 = 2⋅24 = 3⋅16 = 4⋅12 = 6⋅8 = 6⋅7 + 6 = 8⋅6 = 12⋅4 = 16⋅3 = 24⋅2<br />
Übung: "Günstige" (auf verschiedene Weisen zerlegbare) und "ungünstige"<br />
Zahlen (Primzahlen!) sammeln und un<strong>te</strong>rscheiden<br />
B. Addition<br />
Zwei wesentliche Grundvors<strong>te</strong>llungen:<br />
j Zusammenfügen (2 Zahlbilder zu einem vereinigen)<br />
j Hinzufügen (Ein Zahlbild ergänzen)<br />
a) Zusammenfügen:<br />
Problem: Auszählen der Gesamt-Anzahl mühsam und komplex, wenn<br />
Gesamtstruktur beider Zahlbilder uneinheitlich.<br />
Vor<strong>te</strong>il: Beide Summanden sind durch Zahlbilder repräsentiert und können<br />
gleichberechtigt behandelt werden.<br />
Die Erfahrung ist aber wichtig, um Vor<strong>te</strong>il der normier<strong>te</strong>n Zahlbilder (Zehner-Reihen)<br />
zu erkennen!<br />
Die Erfassung der Gesamtzahl ist auch bei<br />
normier<strong>te</strong>n Zahlbildern auf verschiedene<br />
Weisen möglich:<br />
– Getrenn<strong>te</strong>s Erfassen von Zehnern und<br />
Einern<br />
– Umbauen innerhalb der Zehner-Reihen<br />
– Umbauen mit Überschrei<strong>te</strong>n der Zehner-<br />
Reihen (Bild)<br />
– ...<br />
a) Hinzufügen:<br />
Problem: Zwei<strong>te</strong>r Summand nicht durch Zahlbild repräsentiert; dadurch kann<br />
Kontrolle über den Additionsvorgang verloren gehen (was ist schon getan, was ist<br />
noch zu tun?)<br />
Vor<strong>te</strong>il: Auszählen der Gesamtzahl ist einfach, weil normier<strong>te</strong>s Zahlbild sofort erzeugt<br />
werden kann.<br />
Das Hinzufügen des zwei<strong>te</strong>n Summanden ist<br />
auf verschiedene Weisen möglich:<br />
– "Getrenn<strong>te</strong>s" Hinzufügen eines normier<strong>te</strong>s<br />
Zahlbildes, dann Umgruppieren<br />
– Ergänzen zum Zehner, dann Hinzufügen<br />
ganzer Zehner, dann der restlichen Einer<br />
– erst Hinzufügen ganzer Zehner (ver<strong>te</strong>ilt auf<br />
zwei Reihen – s. Bild)<br />
– ...<br />
3.1 Punk<strong>te</strong>feld S. 2
P. Baireuther Arithmetische Grundvors<strong>te</strong>llungen SoSe 2005<br />
Hinweis: Das Hinzufügen fördert hauptsächlich das Verständnis für die<br />
S<strong>te</strong>llenwertüberschreitung (halbschriftliches Rechnen), das Zusammenfügen mehr<br />
die getrenn<strong>te</strong> Behandlung der S<strong>te</strong>llenwer<strong>te</strong> (schriftliches Rechnen)<br />
B. Subtraktion<br />
Zwei wesentliche Grundvors<strong>te</strong>llungen:<br />
j Wegnehmen (aus einem Zahlbild durch Abstreichen von Punk<strong>te</strong>n)<br />
j Un<strong>te</strong>rschied bestimmen (zwischen zwei Zahlbildern durch Ergänzen)<br />
a) Wegnehmen<br />
ist die direk<strong>te</strong> Umkehroperation des Hinzufügens. Analog sind die Vor- und Nach<strong>te</strong>ile<br />
zu sehen. Wegnehmen kann allerdings prinzipiell auf zwei verschiedene Weise<br />
geschehen:<br />
Wegnehmen "am Anfang" Wegnehmen "am Ende"<br />
Der Subtrahend wird gut erkennbar<br />
darges<strong>te</strong>llt, das Ergebnis muss<br />
"kombiniert" werden<br />
Übungsformen:<br />
– Aufgaben mit gleichem Ergebnis suchen<br />
– Nachbaraufgaben suchen<br />
b) Un<strong>te</strong>rschied bestimmen<br />
3.1 Punk<strong>te</strong>feld S. 3<br />
Das Ergebnis ist gut erkennbar, der<br />
Subtrahend muss zusammengesetzt<br />
werden.<br />
ist ebenfalls eine Umkehroperation des Hinzufügens. Gefr<strong>ag</strong>t wird danach, wie viel<br />
hinzuzufügen (zu ergänzen) ist, wenn Ausgangs- und Endzustand bekannt sind.<br />
Die Analogie zum "Wegnehmen am Anfang" ist offensichtlich.<br />
Hinweis: eine direk<strong>te</strong> Umkehrung der Addition als Zusammenfügen gibt es nicht –<br />
weil eine Zahl nicht eindeutig in zwei Teile zerlegt werden kann. Andererseits ergibt<br />
das (freie) Zerlegen von Zahlbildern viele wichtige Erkenntnisse über die additive<br />
Zahlstruktur.
P. Baireuther Arithmetische Grundvors<strong>te</strong>llungen SoSe 2005<br />
C. Multiplikation<br />
Multiplizieren ist (zumindest zu Beginn) eine mehrfache Addition gleicher<br />
Summanden. Dafür gibt es zwei wesentliche Konkretisierungen<br />
j zeitlich sukzessiv (Wiederholung gleicher Vorgänge)<br />
j räumlich simultan (regelmäßige Anordnung gleicher Objektmengen)<br />
Der zeitlich-sukzessiven Vors<strong>te</strong>llung entspricht<br />
eine linear geordne<strong>te</strong> Dars<strong>te</strong>llung,<br />
der räumlich-simultanen eine zweidimensionale<br />
Anordnung in Reihen und Spal<strong>te</strong>n<br />
Die zweidimensionale Dars<strong>te</strong>llung entspricht genau der Struktur des Punk<strong>te</strong>felds.<br />
Im Punk<strong>te</strong>feld können Produk<strong>te</strong> deshalb sehr einfach darges<strong>te</strong>llt werden (ausblenden<br />
eines Rech<strong>te</strong>cksfeldes). Jedes Produkt s<strong>te</strong>ht gleichzeitig in unmit<strong>te</strong>lbarem<br />
Strukturzusammenhang mit anderen Produk<strong>te</strong>n durch<br />
– Zerlegen in 2, 4, ... Rech<strong>te</strong>cksfelder<br />
– Sys<strong>te</strong>matisches Variieren und<br />
– Inhaltsgleiches Umbauen von Rech<strong>te</strong>cksfeldern<br />
(genauere Ausführungen in der Veranstaltung).<br />
Das Punk<strong>te</strong>feld eröffnet also einen reichhaltigen Erfahrungsraum für sys<strong>te</strong>matisches,<br />
produktives und anschaulich gestütz<strong>te</strong>s Üben für das Kleine Einmaleins, der aber<br />
beliebig erwei<strong>te</strong>rt werden kann:<br />
Das erwei<strong>te</strong>r<strong>te</strong> Punk<strong>te</strong>feld hebt die Begrenzung der Einmaleinsreihen auf und macht<br />
sowohl ihr Sys<strong>te</strong>m wie auch ihren Nutzen (für die Berechnung beliebiger Produk<strong>te</strong>)<br />
konkret erfahrbar.<br />
Durch Übergang zum Karoras<strong>te</strong>r (verfeinert bis zum Millime<strong>te</strong>rpapier) erfolgt die<br />
Verallgemeinerung zum Ausmessen von Rech<strong>te</strong>cken und die entscheidende<br />
Ausdehnung des Erfahrungsraumes<br />
Durch Veränderung der Skalen ist die Idee auf die Multiplikation beliebiger (positiver)<br />
reeller Zahlen erwei<strong>te</strong>rbar.<br />
(genauere Ausführungen ebenfalls in der Veranstaltung).<br />
D. Division<br />
Bei der Einführung der Division (Zerlegung in gleich große "Portionen") hilft eine<br />
Anordnung in Reihen und Spal<strong>te</strong>n bei der Kontrolle (der Größe der Portionen). Im<br />
Punk<strong>te</strong>feld können deshalb viele Divisionsaufgaben visualisiert und vergleichbar<br />
gemacht werden.<br />
Allerdings s<strong>te</strong>ht jede Aufgabe für sich – und eine Zurückführung auf einfachere<br />
Aufgaben ist kaum möglich. Die Dars<strong>te</strong>llung ist deshalb nicht tr<strong>ag</strong>fähig als Basis für<br />
effektives, in konkre<strong>te</strong>n Erfahrungen veranker<strong>te</strong>s formales Dividieren.<br />
3.1 Punk<strong>te</strong>feld S. 4
P. Baireuther Arithmetische Grundvors<strong>te</strong>llungen SoSe 2005<br />
E. Zusammenfassung<br />
Beim Punk<strong>te</strong>feld s<strong>te</strong>ht die Mühe (und der Aufwand) für das Visualisieren im<br />
Punk<strong>te</strong>feld sehr rasch in einem deutlichen Kontrast zum Effekt (verständige<br />
Ausführung von Rechenoperationen), wenn es nur auf die Ermittlung von<br />
Ergebnissen ankommt. In diesem Fall wird die Vors<strong>te</strong>llung arithmetischer<br />
Operationen im Punk<strong>te</strong>feld eher als Hindernis und nicht als Denkhilfe erfahren – und<br />
die Ausbildung tr<strong>ag</strong>fähiger Grundvors<strong>te</strong>llungen behindert und nicht gefördert.<br />
Wichtig ist eine Veränderung der Zielsetzung von Aufgaben:<br />
j Erkunden verschiedener Lösungswege (Punktbilder als Anregung für<br />
Veränderungen von Lösungswegen)<br />
j Kommunikation über verschiedene Lösungswege (anhand von Punktbildern)<br />
j Zerlegen komplexer Lösungswege (in einfachere Teilaufgaben)<br />
j Verallgemeinern von Lösungswegen (bei welchen Aufgaben kann man analog<br />
vorgehen?)<br />
j Einbet<strong>te</strong>n von Aufgaben in ein strukturier<strong>te</strong>s Umfeld (welche anderen Aufgaben<br />
sind gleichzeitig schon gelöst bzw. leicht auf gelös<strong>te</strong> Aufgabe zurückzuführen?)<br />
Auch bei Berücksichtigung dieser Zielsetzung ist die Bedeutung des Punk<strong>te</strong>feldes für<br />
die Herausbildung von arithmetischen Grundvors<strong>te</strong>llungen nicht in jedem Fall gleich<br />
hoch anzusetzen:<br />
Die regelmäßige Struktur mit gleich geordne<strong>te</strong>n Reihen und Spal<strong>te</strong>n lässt das<br />
Punk<strong>te</strong>feld als ideale Konkretisierung der multiplikativen Struktur (der natürlichen<br />
Zahlen) erscheinen. Rech<strong>te</strong>cksfelder können leicht abgetrennt, variiert und zerlegt<br />
werden; der Handlungsspielraum für selbstständiges, entdeckendes Lernen der<br />
Schüler ist groß. Darüber hinaus kann die Rech<strong>te</strong>cksvors<strong>te</strong>llung für Produk<strong>te</strong> fast<br />
beliebig erwei<strong>te</strong>rt werden (Begrenzungen nur im Bereich negativer Zahlen) und zeigt<br />
ohne großen Aufwand alle relevan<strong>te</strong>n algebraischen Gesetze für die Multiplikation.<br />
Umgekehrt ist die Dars<strong>te</strong>llung der Division im Punk<strong>te</strong>feld nur sehr begrenzt möglich.<br />
Nur für die Einführung der Multiplikation (s.o.) bie<strong>te</strong>t sich das Punk<strong>te</strong>feld wegen der<br />
offensichtlichen Verallgemeinerungsfähigkeit an (s. auch 3.2.1),<br />
Der kaum vorhandene Bezug zwischen den Umkehroperationen Multiplikation und<br />
Division erscheint als einziges Manko der In<strong>te</strong>rpretation der Multiplikation durch<br />
rech<strong>te</strong>ckige Felder. Offenkundig darf das nicht die einzige Grundvors<strong>te</strong>llung sein, die<br />
für die Multiplikation angebo<strong>te</strong>n wird!<br />
Die wesentlichen Grundvors<strong>te</strong>llungen der Addition und Subtraktion lassen sich im<br />
Punk<strong>te</strong>feld gut visuell repräsentieren – die Dars<strong>te</strong>llungen sind aber nur in<br />
beschränk<strong>te</strong>m Maße zugänglich für operative (bewegliche) Durcharbeitung und nur<br />
bedingt ausbaufähig. Die Bedingungen zur Herausbildung von Grundvors<strong>te</strong>llungen<br />
sind deshalb nur eingeschränkt gegeben.<br />
3.1 Punk<strong>te</strong>feld S. 5