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Einfuehrung in die A.. - Mathematik

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E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> <strong>die</strong> Algebra<br />

Kapitel 1: Mengenlehre und Aussagelogik<br />

Aussagen und Aussageformen<br />

Aussagen:<br />

Der alltägliche Sprachgebrauch ist durchsetzt mit Aussagen. E<strong>in</strong> Zeuge macht sie vor Gericht;<br />

man f<strong>in</strong>det sie <strong>in</strong> Zeitungsmeldungen usw. Sie s<strong>in</strong>d nicht immer wahr, denn es wird auch<br />

Falsches oder Halbwahres mitgeteilt.<br />

Wenn man <strong>in</strong> der <strong>Mathematik</strong> Mitteilungen macht, soll das Halbwahre ausgeschlossen se<strong>in</strong>.<br />

Die Mitteilungen müssen entweder als wahr oder als falsch erkannt werden können.<br />

Deshalb s<strong>in</strong>d Fragesätze, vage Behauptungen, subjektive Äußerungen, Ausrufe und<br />

Aufforderungen ungeeignet.<br />

Def<strong>in</strong>ition Aussage:<br />

S<strong>in</strong>nvolle sprachliche Gebilde aus mathematischen Zeichen und/ oder Buchstaben, <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>deutig entweder als wahr (w) oder als falsch (f) zu beurteilen s<strong>in</strong>d, bezeichnet man als<br />

Aussage A. w und f heißen Wahrheitswerte.<br />

Aussageform:<br />

Es gibt auch sprachliche Gebilde, <strong>die</strong> wegen e<strong>in</strong>es unbekannten Bestandteils x ke<strong>in</strong>e Aussage<br />

se<strong>in</strong> können. Ersetzt man x jedoch durch Elemente e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>itionsmenge, so ergeben sich<br />

Aussagen.<br />

Die Aufgabe von x ist es, für E<strong>in</strong>setzungen aus e<strong>in</strong>er zugehörigen Def<strong>in</strong>itionsmenge „den<br />

Platz freizuhalten“. Weil <strong>die</strong> E<strong>in</strong>setzungen für x variiert werden können, bezeichnet man x als<br />

Variable.<br />

Def<strong>in</strong>ition Aussageform:<br />

E<strong>in</strong> Gebilde, das <strong>die</strong> Variable x enthält und für jede E<strong>in</strong>setzung e<strong>in</strong>es Elements der<br />

Def<strong>in</strong>itionsmenge <strong>in</strong> <strong>die</strong> Variable e<strong>in</strong>e Aussage ergibt, heißt Aussageform A(x) mit der<br />

Variablen x.<br />

Beispiel: Aussagen und Aussageformen<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

5 ist e<strong>in</strong>e Primzahl.<br />

5 ist ke<strong>in</strong> Teiler von 100.<br />

3*6 < 2*5 + 4*2<br />

Auf dem Mars gibt es Leben.<br />

x ist e<strong>in</strong> Tier.<br />

x² = -1<br />

2x < 6<br />

3 + 7<br />

Sprachliches Gebilde<br />

Dieses sprachliche Gebilde<br />

ist e<strong>in</strong>e falsche Aussage.<br />

Aussage<br />

Aussageform


1 Urteil (w) e<strong>in</strong>deutig möglich Aussage<br />

2 Urteil (f) e<strong>in</strong>deutig möglich Aussage<br />

3 Urteil (f) e<strong>in</strong>deutig möglich Aussage<br />

4 Urteil (w) oder (f) möglich, aber noch nicht entscheidbar<br />

Aussage<br />

5 Urteil (w) oder (f) nach E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> Variable möglich Aussageform<br />

6 Urteil (w) oder (f) nach E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> Variable möglich Aussageform<br />

7 Urteil (w) oder (f) nach E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> Variable möglich Aussageform<br />

8 ke<strong>in</strong> Urteil möglich (Term)<br />

9 ke<strong>in</strong> Urteil möglich (das Gebilde sagt jeweils das Gegenteil vom angenommenen<br />

Urteil aus).<br />

Der Umfang der Def<strong>in</strong>itionsmenge kann sich aus der Problemstellung ergeben. Es kann aber<br />

auch rechnerische E<strong>in</strong>schränkungen geben, z.B. Wurzel (x‐1) ist nur für x>=1 def<strong>in</strong>iert. Auch<br />

Mengen s<strong>in</strong>d wählbar.<br />

In der Praxis gehört zu der Variablen <strong>die</strong> umfangreichste Def<strong>in</strong>itionsmenge. Sie wird neben<br />

der Aussageform angegeben.<br />

Wenn <strong>die</strong> Variable an mehreren Stellen auftritt, muss für x <strong>die</strong> gleiche E<strong>in</strong>setzung an allen<br />

Stellen vorgenommen werden.<br />

E<br />

V<br />

x = 4<br />

x = 3<br />

x = 2<br />

x = 1<br />

A<br />

D x = N<br />

3x = 2x + 3<br />

3 * 4 = 2 * 4 + 3 (f)<br />

3 * 3 = 2 * 3 + 3 (w)<br />

3 * 2 = 2 * 3 + 3 (f)<br />

3 * 1 = 2 * 1 + 3 (f)<br />

Gibt es m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e<br />

wahre Aussage, so ist <strong>die</strong><br />

Aussageform lösbar <strong>in</strong> D x .<br />

Aussageform als Automat<br />

x = 4<br />

x = 3<br />

x = 2<br />

x = 1<br />

D x = N<br />

x² = -1<br />

4² = -1 (f)<br />

3² = -1 (f)<br />

2² = -1 (f)<br />

1² = -1 (f)<br />

Gibt es ke<strong>in</strong>e wahre<br />

Aussage, so ist <strong>die</strong> Aussageform<br />

unlösbar <strong>in</strong> D x .<br />

x = Ulm<br />

x = Roth<br />

x = Lauf<br />

E<strong>in</strong>gabe E: Def<strong>in</strong>itionsmenge,<br />

Verarbeitung V: elementweises E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Aussageform,<br />

Ausgabe A: Aussagen werden bewertet.<br />

D x = {Ulm,<br />

Roth, Lauf}<br />

x ist e<strong>in</strong>e Stadt<br />

Ulm ist e<strong>in</strong>e Stadt (w)<br />

Roth ist e<strong>in</strong>e Stadt (w)<br />

Lauf ist e<strong>in</strong>e Stadt (w)<br />

Gibt es nur wahre Aussagen,<br />

so ist <strong>die</strong> Aussageform<br />

allgeme<strong>in</strong> gültig <strong>in</strong> D x .<br />

Def<strong>in</strong>ition Lösungsmenge e<strong>in</strong>er Aussageform:<br />

Jede E<strong>in</strong>setzung aus der Def<strong>in</strong>itionsmenge Dx <strong>in</strong> <strong>die</strong> Variable e<strong>in</strong>er Aussageform A(x), <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e<br />

wahre Aussage erzeugt, heißt Lösung der Aussageform. Die Menge aller Lösungen heißt<br />

Lösungsmenge der Aussageform.


Die Aussageformen zur vorherigen Folie haben der Reihe nach <strong>die</strong> Lösungsmengen<br />

IL = {3}, L = {}, IL = Dx.<br />

Die folgenden Schreib‐ und Sprechweisen s<strong>in</strong>d üblich:<br />

IL = { }: A(x) ist unlösbar <strong>in</strong> Dx.<br />

IL = Dx: A(x) ist allgeme<strong>in</strong> gültig <strong>in</strong> Dx.<br />

Ändert man <strong>die</strong> Def<strong>in</strong>itionsmenge e<strong>in</strong>er Aussageform, so ändert sich <strong>in</strong> der Regel auch <strong>die</strong><br />

Lösungsmenge.<br />

Beachte:<br />

Die Def<strong>in</strong>ition zu Aussageformen mit e<strong>in</strong>er Variable lassen sich leicht auf solche mit<br />

m<strong>in</strong>destens zwei Variablen übertragen. Jede Variable besitzt dann e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>itionsmenge.<br />

Die E<strong>in</strong>setzungen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Variabeln s<strong>in</strong>d unabhängig vone<strong>in</strong>ander vorzunehmen. E<strong>in</strong>e Aussage<br />

liegt erst dann vor, nachdem <strong>in</strong> alle Variablen e<strong>in</strong>gesetzt worden ist.<br />

Gleichungen und Ungleichungen mit m<strong>in</strong>destens zwei Variablen s<strong>in</strong>d neben den Relationen<br />

und Funktionen Beispiele für Aussageformen mit mehr als e<strong>in</strong>er Variablen. Algebra II<br />

Exkurs: Mengenlehre<br />

Man spricht von Zahlen‐, Punkt‐ und Funktionsmengen, vom Schnitt und der Vere<strong>in</strong>igung<br />

von Mengen und anderen Operationen und verwendet e<strong>in</strong>e an <strong>die</strong> Menge der natürlichen<br />

Zahlen gebundene Unendlichkeitsvorstellung. In allen Gebieten der <strong>Mathematik</strong> wird heute<br />

<strong>die</strong> Sprache der Mengenlehre benutzt.<br />

Def<strong>in</strong>ition Menge (Cantor):<br />

E<strong>in</strong>e Menge M ist e<strong>in</strong>e Zusammenfassung von bestimmten, wohlunter‐schiedenen Objekten<br />

(D<strong>in</strong>gen) unserer Anschauung oder unseres Denkens. Die Objekte heißen Elemente der<br />

Menge.<br />

Die Darstellung e<strong>in</strong>er Menge erfolgt <strong>in</strong><br />

1. aufzählender Form (Mengendiagramme/ Venn‐Diagramme) oder <strong>in</strong><br />

2. beschreibender Form<br />

Ke<strong>in</strong> Element e<strong>in</strong>er Menge darf doppelt aufgeführt werden. Auf <strong>die</strong> Reihenfolge kommt es<br />

nicht an.<br />

Zwei Mengen s<strong>in</strong>d gleich, wenn sie <strong>die</strong>selben Elemente enthalten. Enthält e<strong>in</strong>e Menge ke<strong>in</strong><br />

Element, so spricht man von der leeren Menge: { }.<br />

Def<strong>in</strong>ition Teilmenge:<br />

T heißt Teilmenge e<strong>in</strong>er Menge M, wenn jedes Element T zu M gehört:<br />

T⊆ M. T heißt echte Teilmenge (T ⊂ M), wenn zusätzlich T ≠ M gilt.<br />

Um <strong>die</strong> Gleichheit zweier Mengen zu zeigen, zeigt man daher (1) A ⊆ B und (2) B ⊆ A, um A =<br />

B zu folgern.


Def<strong>in</strong>ition Restmenge:<br />

Die Menge derjenigen Elemente von A, <strong>die</strong> nicht zu B gehören, heißt Restmenge von A<br />

bezüglich B: A\B.<br />

G ist e<strong>in</strong>e vorgegebene Grundmenge. Für jedes A mit A⊆ G heißt <strong>die</strong> Restmenge G\A<br />

Ergänzungsmenge (Komplement) von A <strong>in</strong> G: A<br />

Def<strong>in</strong>ition Schnittmenge und Vere<strong>in</strong>igungsmenge ergibt sich von selbst.<br />

Es gilt:<br />

{ } ⊆ M für alle M und<br />

{ } ⊂ M für alle M ≠ { }.<br />

Verknüpfungen und Negation von Aussagen<br />

Junktoren<br />

„und“<br />

„oder“<br />

„wenn…, dann…“<br />

„genau dann…, wenn…“<br />

bzw.<br />

„dann und nur dann…,<br />

wenn…“<br />

„nicht“<br />

Rangordnung der Junktoren:<br />

Bezeichnung, Zeichen<br />

Konjunktion: ∧<br />

Disjunktion: ∨<br />

Subjunktion: →<br />

Bijunktion: ↔<br />

Negation: ¬<br />

Analog zur „Punkt-vor-Strich-Regel“ gibt es <strong>in</strong> der Mengenlehre <strong>die</strong> „ ∧-vor- ∨-Regel“<br />

und <strong>die</strong> „→-vor-↔-Regel“. Außerdem wirkt ¬ nur direkt auf <strong>die</strong> unmittelbare Variable.<br />

Auf Grund <strong>die</strong>ser Vere<strong>in</strong>barung kann man beispielsweise bei (A ∧ B) ∨ (¬A ∧ B) und<br />

(A → B) ↔ ¬A <strong>die</strong> Klammern weglassen.<br />

Verknüpfungen:<br />

Nicht alle Aussagen s<strong>in</strong>d von so e<strong>in</strong>facher Struktur wie <strong>die</strong> vorherigen. Oftmals lassen sich<br />

e<strong>in</strong>fache Aussagen durch Verb<strong>in</strong>dungselemente zu neuen Gebilden verknüpfen. Diese<br />

Verknüpfungszeichen nennt man Junktoren.<br />

H<strong>in</strong>zutreten kann das negierende Element.<br />

Für <strong>die</strong> Verknüpfungen gilt:<br />

⇒ ∧: Die Konjunktion A ∧ B zweier Aussagen ist immer nur dann wahr, wenn <strong>die</strong><br />

beteiligten Aussagen A und B wahr s<strong>in</strong>d. Er drückt aus, dass Bed<strong>in</strong>gungen gleichzeitig<br />

zu erfüllen s<strong>in</strong>d. Dieser Junktor verknüpft z.B. l<strong>in</strong>eare Gleichungen zu e<strong>in</strong>em<br />

Gleichungssystem.<br />

⇒ ∨: ´Die Disjunktion A ∨ B zweier Aussagen ist immer nur falsch, wenn beide<br />

beteiligten Aussagen A und B falsch s<strong>in</strong>d. Er wird immer verwendet, wenn mehrere<br />

Möglichkeiten (z.B. <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e oder <strong>die</strong> andere) bestehen, etwa beim Lösen der


Gleichung (x‐1)(x‐2)(x²+1) = 0 mit Hilfe der äquivalenten disjunkten Form x‐1 = 0 ∨ x‐<br />

2=0 ∨ x²+1 = 0.<br />

⇒ →: Die Subjunktion A → B ist nur falsch, wenn <strong>die</strong> Wenn‐Aussage wahr und <strong>die</strong><br />

Dann‐Aussage falsch ist.<br />

⇒ ↔: Die Bijunktion A ↔ B ist immer wahr, wenn <strong>die</strong> beteiligten Aussagen entweder<br />

beide wahr oder beide falsch s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> Wahrheitswerte beider Aussagen also immer<br />

übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

S<strong>in</strong>d L1, L2,… <strong>die</strong> Lösungsmengen der beteiligten Aussageformen, so gelten für <strong>die</strong><br />

Lösungsmengen L∧ bzw. L∨ der verknüpften Aussageformen <strong>die</strong> Schnittmengen‐ bzw.<br />

Vere<strong>in</strong>igungsmengenregel:<br />

(1) L∧ = L1 ∩ L2 ∩…<br />

(2) L∨ = L1 ∪ L2 ∪…<br />

Die Negation e<strong>in</strong>er Aussageform hat <strong>die</strong>selbe Def<strong>in</strong>itionsmenge D wie <strong>die</strong> vorgegebene. Ist L<br />

deren Lösungsmenge, so gilt für <strong>die</strong> Lösungsmenge L¬ der negierten Aussageform <strong>die</strong><br />

Negationsregel:<br />

(3) L¬ = D\L<br />

Beispiele für Verknüpfung von Aussagen<br />

Carla kommt am Sonntag und sie kommt am<br />

Montag vorbei.<br />

Carla kommt am Sonntag oder sie kommt<br />

am Montag vorbei.<br />

Wenn Carla am Sonntag kommt, dann<br />

kommt sie auch am Montag vorbei.<br />

Genau dann, wenn Carla am Sonntag<br />

kommt, kommt sie auch am Montag vorbei.<br />

Sprache der Mengenlehre<br />

nur wahr, wenn Carla sowohl am Sonntag als<br />

auch am Montag vorbeikommt.<br />

nur falsch, wenn Carla weder am Sonntag<br />

noch am Montag vorbeikommt.<br />

nur falsch, wenn Carla zwar am Sonntag,<br />

nicht aber am Montag vorbeikommt.<br />

nur wahr, wenn Carla an beiden Tagen oder<br />

an ke<strong>in</strong>em der Tage vorbeikommt.


Schnittmenge, Vere<strong>in</strong>igungsmenge, Restmenge<br />

Das Partyproblem<br />

„Das ist doch logisch, da braucht man doch nichts zu beweisen“, so heißt es manchmal,<br />

wenn es um sche<strong>in</strong>bar klare Sachverhalte geht oder wenn e<strong>in</strong>em <strong>die</strong> Argumente fehlen.<br />

Das Wort „logisch“ wird oft falsch verwendet:<br />

Logik ist ke<strong>in</strong> Ersatz für e<strong>in</strong>en Beweis, sondern <strong>die</strong> Form, <strong>in</strong> der der Beweis erfolgt.<br />

Aufgabe der Logik ist es, Formen des Denkens zu formulieren, <strong>die</strong> unabhängig vom Inhalt<br />

bestehen. Man erkennt zum Beispiel h<strong>in</strong>ter dem Zusammenhang:<br />

„Wenn es schneit ist <strong>die</strong> Straße glatt“, und „wenn <strong>die</strong> Straße glatt wird, ist das Auto fahren<br />

gefährlich“, folgt: „Wenn es schneit, ist das Autofahren gefährlich.“<br />

Die logische Regel:<br />

„Wenn A, dann B“ und „wenn B, dann C“, so folgt „wenn A, dann C.“<br />

Die Anwendung derartiger logischer Regeln leitet von gesicherten Voraussetzungen zu<br />

begründeten Ergebnisses über, <strong>die</strong> somit von <strong>Mathematik</strong>ern überprüft werden können.


Während Aussagen nur „wahr“ oder „falsch“ se<strong>in</strong> können, ist der Wahrheitswert e<strong>in</strong>es mit<br />

Junktoren verknüpften Gebildes von den Bestandteilen abhängig. Diese Abhängigkeit wird<br />

besonders gut überschaubar dargestellt durch sogenannte Wahrheitstafeln, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>erseits<br />

zur Def<strong>in</strong>ition von Negation, Konjugation , Disjunktion, Subjunktion und Bijunktion <strong>die</strong>nen,<br />

andererseits <strong>die</strong> Untersuchung komplexer Gebilde auf ihren Wahrheitswert gestatten.


Def<strong>in</strong>ition der Subjunktion (B₁)


Gesetze der Aussagelogik<br />

Zwei aussagelogische Aussageformen s<strong>in</strong>d austauschbar, wenn sich <strong>in</strong> ihren Tafeln bei<br />

gleicher E<strong>in</strong>gangsspaltenbelegung der gleiche Wahrheitswerteverlauf <strong>in</strong> den Ergebnisspalten<br />

ergibt. Derartige Aussageformen heißen logisch äquivalent ( )<br />

Bemerkung: Der Grund für <strong>die</strong> Wahl <strong>die</strong>ses Zeichens liegt dar<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> Bijunktion zweier<br />

logisch äquivalenter Aussageformen immer w, d.h. allgeme<strong>in</strong> gültig ist.<br />

Beispiel:<br />

Man kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aussagelogischen Aussageform Umformungen vornehmen, <strong>die</strong> zur<br />

Vere<strong>in</strong>fachung führen können, z.B. <strong>in</strong>dem man den Term ¬ ( A v B) durch ¬ A ∧ ¬ B, also<br />

durch e<strong>in</strong>en klammerfreien Term ersetzt. Man sagt dann auch , dass <strong>die</strong> Klammern nach dem<br />

( „Rechen“‐) Gesetz von DE MORGAN aufgelöst wurden. Die wichtigsten weiteren Gesetze<br />

der Aussagelogik zum „Rechnen“ enthält Abb. B. Diese gelten auch dann, wenn an <strong>die</strong> Stelle<br />

der Variablen A und B kompliziertere Aussageformen treten.<br />

Abb.B: Gesetze zur Aussagelogik<br />

∨ ∨


Die Aussageform soll vere<strong>in</strong>facht werden:<br />

( M H ) ( H v M) ( ¬ H v M)<br />

( M H) ( H v M) ( H M)<br />

( M H) ( H v M )<br />

[ ( M H ) v ( M v H ) ] ( H v M )<br />

[ ( M H ) ( H v M ) ] v ( (M v H) ( H v M))<br />

(9)<br />

( M H) (H v M )<br />

(3)<br />

[ ( M H) H] v [ ( M H) M]<br />

(1&2)<br />

[ M ( H H) ] v [ ( M M ) M ) ]<br />

( M H ) v ( M H )<br />

M H<br />

11<br />

(5)<br />

13<br />

3<br />

M (5) M (5)<br />

12<br />

F ( falsch) 7


Grundlegende Beweistechniken<br />

lernpsychologisch ist Beweisen dem Problemlösen zuzurechnen (nicht das Wiederholen<br />

oder Reproduzieren e<strong>in</strong>es existierenden Beweises).<br />

a) Direkter Beweis:<br />

Mathem. Theoriebildung geht von als wahr gesetzten Aussagen ( Axiomen) und<br />

Def<strong>in</strong>itionen aus und führt über e<strong>in</strong>fache Sätze zu immer komplexeren Sätzen.<br />

Beim direkten Beweis der Form A B geht man von der wahren Aussage A aus und<br />

folgert über Argumentationskette A₁ …, An <strong>die</strong> Gültigkeit von B.<br />

In der Argumentationskette können Axiome, Def<strong>in</strong>itionen und/oder bereits bewiesene<br />

Sätze verwendet werden.<br />

Struktur: A A₁<br />

Beispiel:<br />

A₂<br />

A₃<br />

…<br />

An<br />

B.<br />

Behauptung: Für alle n Є IN gilt:<br />

Beweis: Es gilt:<br />

n ist gerade n² ist gerade<br />

( A ) ( B )<br />

n ist gerade n = 2*q mit q Є IN<br />

n² = (2q)²<br />

n² = 4q²<br />

n² = 2*2 q²<br />

n² = 2*q₁ mit q₁ = 2q², q₁ Є IN<br />

n² ist gerade.<br />

q.e.d.


) Indirekter Beweis (Widerspruchsbeweis)<br />

Betrachte <strong>die</strong> aussagelogische Verknüpfung: B v ¬ A<br />

A B ¬ A B v ¬ A A B<br />

1 w w f w w direkter Beweis<br />

2 w f f f f<br />

3 f w w w w un<strong>in</strong>teressant<br />

4 f f w w w weil A wahr ist.<br />

1 A B ist wahr, wenn A und B wahr s<strong>in</strong>d.<br />

2 A B ist falsch, wenn A wahr und B falsch ist.<br />

3 + 4 zeigen, dass aus etwas Falschem stets Beliebiges gefolgert werden kann.<br />

Betrachten wir <strong>die</strong> Verne<strong>in</strong>ung von A B:<br />

A B ≙ B v ¬ A 4 Gesetz von de Morgen<br />

¬ ( A B ) ≙ ¬ ( B v ¬ A ) = ¬ B ∧A<br />

( A B ) ( ¬ ( A B ))<br />

A B ¬ A ¬ B B v ¬ A ¬ B ∧ A<br />

w w f f w f<br />

w f f w f w<br />

f w w f w f<br />

f f w w w f<br />

A ‐> B ist wahr, wenn ¬ ( A ‐> B ) = ¬ B ∧ A falsch ist.<br />

<strong>in</strong>direkte Beweisführung:<br />

A ‐> B wird verne<strong>in</strong>t.<br />

Aus Verne<strong>in</strong>ung ¬ B ∧A ziehen wir solange Schlussfolgerungen, bis es zu e<strong>in</strong>em<br />

offensichtlichen Widerspruch gelangt.<br />

Verne<strong>in</strong>ung ( A ‐> B ) ist falsch, also ist <strong>die</strong> behauptete Implikation wahr.


Strukturelles Vorgehen:<br />

1) Verne<strong>in</strong>ung der Behauptung und kennzeichnen sie als Annahme.<br />

2) Annahme führen wir zum Widerspruch.<br />

3) Wissen bei Erreichen des Widerspruchs: Annahme war falsch.<br />

4) Es gilt <strong>die</strong> Verne<strong>in</strong>ung der Annahme, also <strong>die</strong> Behauptung.<br />

Beispiel:<br />

Behauptung: Für alle n Є IN gilt:<br />

n ist ungerade n² ist ungerade<br />

( A ) ( B )<br />

Beweis: Annahme: n² ist gerade und n ist ungerade.<br />

( ¬ B ∧ A )<br />

Dann gilt: n² ist gerade ∧ n ist ungerade.<br />

‐ „ ‐ ∧ n = 2q + 1 mit q Є IN<br />

‐ „ ‐ ∧ n² = ( 2q + 1)²<br />

‐ „ ‐ ∧ n² = 4q² + 4q + 1<br />

‐ „ ‐ ∧ n² = 2 (2q² + 2q) +1<br />

‐ „ ‐ ∧ n² = 2q₁ + 1<br />

‐ „ ‐ ∧ n² ist ungerade<br />

Annahme ist falsch, also gilt <strong>die</strong> Behauptung. q.e.d.<br />

Behauptung: Für alle n Є IN gilt:<br />

n² ist gerade n ist gerade<br />

( A ) ( B )<br />

Beweis: Annahme: n ist ungerade [ und n² ist gerade]<br />

¬ B ∧ A<br />

mit q₁ = 2q² + 2q, q₁ Є IN


Dann gilt: n = 2q + 1 mit q Є IN<br />

n² = ( 2q +1)² = 4q² + 4q +1<br />

n² = 2 (2q² + 2q) +1<br />

n² = 2*q₁ +1 mit q₁ = 2q² + 2q , q₁ Є IN<br />

n² ist ungerade<br />

Vorraussetzung<br />

Annahme falsch, folglich n ist gerade.<br />

c) Beweis durch vollständige Induktion<br />

1.) Grundlage der Beweismethode:<br />

Immer dann, wenn es gilt Aussagen über natürliche Zahlen ( oder e<strong>in</strong>er unendlichen<br />

„Folge von Beweisschritten“) zu beweisen.<br />

Induktionssatz:<br />

Sei M ≙ IN und es gilt: M als Lösungsmenge e<strong>in</strong>er Aussageform A<br />

I. 1 Є M 1 gehört zur Lösungsmenge der Aussage‐<br />

Form, oder A(1) ist wahr.<br />

II. Für alle n Є IN gilt: n Є M (n+1) Є M Immer, wenn Zahl n zur Lösungsmenge<br />

unserer Aussageform gehört, dann auch<br />

Zahl (n+1), oder:<br />

Immer wenn Aussage A(n) wahr ist, dann<br />

ist auch Aussage A(n+1) wahr.<br />

Dann gilt: M = IN M.a.W. A(n) wird bei E<strong>in</strong>setzung für jedes<br />

Beliebige n Є IN wahr.


2.) Schema:<br />

I. Induktionsanfang:<br />

Es ist zu zeigen, dass A(1) wahr ist.<br />

II. Induktionsschritt:<br />

Beispiel:<br />

Unter der Voraussetzung der Wahrheit von A(n) soll auch A(n+1) wahr se<strong>in</strong>.<br />

A(n) wird als Induktionsannahme oder Induktionsvoraussetzung bezeichnet.<br />

A(n) muss explizit <strong>in</strong> den Induktionsschritt e<strong>in</strong>fließen.<br />

Behauptung: Die Summe der ersten n ungeraden Zahlen ist gleich n², d.h.<br />

für alle n Є IN gilt: 1 + 3 + … + (2n‐1) = n²<br />

Anmerkung: geometrische Darstellung:<br />

<br />

<br />

<br />

…<br />

Beweis: 1. Induktionsanfang:<br />

n=1: A(1): 2*1 – 1 = 1 = 1² wahr.<br />

2. Induktionsschritt:<br />

Induktionsvoraussetzung: A(n) 1 + 3 + … + (2n‐1) = n² wahr<br />

zu zeigen: A(n+1): 1 + 3 + … + (2n‐1) + (2(n+1)‐1) = (n+1)²<br />

Es gilt:<br />

1 + 3 + … + (2n‐1) + (2(n+1)‐)<br />

= n² + 2n + 2 – 1 mit Ind. vor.<br />

= n² + 2n + 1<br />

= ( n+1 ) ²<br />

q.e.d.


Übung<br />

Beweisen Sie durch vollständige Induktion:<br />

a) Für alle n Є IN gilt: 2° + 2¹ + 2² + … + 2 n‐1 = 2 n ‐1<br />

Ind.anf: A(1): 2° = 1 = 2¹ ‐ 1 wahr<br />

Ind.schritt: Ind.vor: A(n) 2° + 2¹ + … + 2 n‐1 = 2 n ‐1<br />

zu zeigen: A(n+1): 2° + 2¹ + … + 2 n‐1 + 2 n = 2 n+1 ‐1<br />

Es gilt:<br />

2° + 2¹ + … + 2 n‐1 + 2 n<br />

= 2 n ‐1 + 2 n mit Ind. vor.<br />

= 2*2 n ‐1<br />

= 2 n+1 ‐1<br />

b) Für alle n Є IN gilt: 1² + 2² + 3² + … + n² = 1/6 n (n+1) (2n+1)<br />

Ind.anf.: A(1): 1² = 1 = 1/6 * 1* 2* 3 = 1/6 wahr<br />

Ind.schritt: Ind.vor: A(n): 1² + 2² + … + n² = 1/6 n (n+1) (2n+1)<br />

Es gilt:<br />

zu zeigen: A(n+1): 1² + 2² + … + n² + (n+1)² = 1/6 (n+1) (n+2) (2n+3)<br />

1² + 2² + … + n² + (n+1)²<br />

= 1/6n (n+1) (2n+1) + (n+1)² mit Ind.vor.<br />

= (n+1) [1/6* 2n² + 1/6n + n + 1]<br />

= 1/6 (n+1) (2n² + n + 6n + 6)<br />

= 1/6 (n+1) (n+2) (2n+3)<br />

q.e.d.


Anmerkung: Äquivalenzen<br />

Die zusammengesetzte Aussage A‐>B ∧ B‐>A heißt Äquivalenz:<br />

A ⇔ B ( „A genau dann, wenn B“)<br />

Im Regelfall wird der Beweis <strong>in</strong> 2 Schritten über <strong>die</strong> Teilbehauptung A ‐>B und B‐>A geführt.<br />

Problem bei Kette von Äquivalenzumformung, da Beweise nur <strong>in</strong> seltensten Fällen durch<br />

konsequente Äquivalenzumformungen ergeben.<br />

Beispiel:<br />

Behauptung: n ist gerade ⇔ n² ist gerade für alle n Є IN<br />

Beweis: n ist gerade und n Є IN<br />

⇔ n= 2q mit q Є IN<br />

⇔ n² = (2q)²<br />

⇔ n² = 4q²<br />

⇔ n² = 2* 2q²<br />

⇔ n² = 2* q₁ mit q₁ = 2q² ; q₁ Є IN<br />

⇔ n² ist gerade<br />

STOP<br />

Wir wissen bei Rückrichtung<br />

nur, dass q₁ Є IN, nicht aber,<br />

dass q₁ gerade Zahl mit<br />

Quadratzahl als Faktor.

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