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Kapitel 3 - Mathematik

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Skript zu Komplexe Zahlen M. Ludwig<br />

3 Geometrische Deutung der komplexen Zahlen<br />

3.1 Die Ebene der komplexen Zahlen<br />

Wir können die komplexen Zahlen als Punkte einer Zahlenebene darstellen.<br />

Aus der Zeichnung erkennt man:<br />

Konjugation bedeutet Spiegelung an der reellen Achse<br />

Negativ setzen: Spiegelung am Ursprung<br />

Negative Konjugation Spiegelung an der Imaginären Achse<br />

3.2 Komplexe Zahlen als "Vektoren" einer Ebene<br />

Verbindet man den Ursprung des Koordinatensystems mit der komplexen Zahl (dem<br />

Punkt, der die komplexe Zahl darstellt), so erhält man Pfeile. Mit Pfeilen kann man<br />

fast so rechnen wie mit Vektoren.<br />

Wir ordnen jeder Zahl z ∈C ein Pfeil z zu, der<br />

vom Ursprung zum Punkt z gerichtet ist.<br />

- 13 -<br />

z<br />

z<br />

z<br />

1<br />

*<br />

1<br />

2<br />

− z<br />

= 2 + i<br />

= 2 − i<br />

= −4<br />

+ 3i<br />

2<br />

= z<br />

3


Skript zu Komplexe Zahlen M. Ludwig<br />

3.3 Beträge komplexer Zahlen<br />

Obwohl C kein angeordneter Körper ist, kann man durch eine eindeutige Abbildung<br />

komplexe Zahlen in eine gewisse Anordnung bringen.<br />

B: C → R + (Pseudoskalarprodukt)<br />

B: z z<br />

Die Länge des Pfeils/Vektors nennen wir Betrag von z.<br />

z = x + iy =<br />

2<br />

x<br />

2<br />

+ y =<br />

*<br />

z ⋅ z<br />

z ist auch der Abstand von z zum Ursprung.<br />

⇒ ∃ unendlich viele z ∈C mit dem gleichen Abstand vom Ursprung. Sie liegen alle<br />

K z ; 0,<br />

0<br />

( )<br />

auf dem Kreis ( )<br />

Anwendung des Betrags bei der Dreiecksungleichung.<br />

Satz: z 1 + z 2 ≤ z1<br />

+ z 2<br />

ϕ z 1 + z2<br />

2 2<br />

= z1<br />

+ z2<br />

2<br />

+ 2 z1<br />

z2<br />

cos (Cosinussatz)<br />

≤1<br />

z<br />

+ z<br />

1<br />

z + z ≤ z +<br />

1<br />

( z + z )<br />

z1<br />

+ z2<br />

≤ 1 2<br />

<br />

<br />

<br />

> 0<br />

2<br />

2<br />

2<br />

≤ z<br />

2<br />

1<br />

2<br />

- 14 -<br />

+<br />

> 0<br />

z<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

+ 2 z<br />

z<br />

2<br />

1<br />

z<br />

2<br />

q.<br />

e.<br />

d.


Skript zu Komplexe Zahlen M. Ludwig<br />

3.4 Deutung der Multiplikation<br />

3.4.1 Polarform der komplexen Zahlen<br />

Man kann die komplexen Zahlen auch in einer anderen Form schreiben. Man nutzt<br />

dazu die Polarkoordinaten.<br />

ϕ = arg( z)<br />

0 ≤ arg( z)<br />

= ϕ < 2π<br />

⇒ Es gibt also eine eindeutige Abbildung P (Polarkoordinaten) von C nach R× W<br />

(W = Menge der Winkel zwischen 0 und 2π ).<br />

P: C R × W<br />

⎛ 2 2 −1⎛<br />

y ⎞⎞<br />

P: x + iy ⎜ x + y ; tan ⎜ ⎟⎟<br />

⎝<br />

⎝ x ⎠⎠<br />

Da die Winkel zwischen 0 und 2π liegen, gibt es auch eine eindeutige<br />

Umkehrabbildung.<br />

P 1 − : R × W C<br />

P 1<br />

z ; ϕ z cosϕ<br />

+ z i sin<br />

− : ( ) ϕ<br />

z [ cosϕ + i sinϕ<br />

]<br />

Für cosϕ + i sinϕ<br />

schreibt man auch E(ϕ ).<br />

⇒ z = z ⋅ E(<br />

ϕ )<br />

x = z cosϕ<br />

= Re( z)<br />

y = z sinϕ<br />

= Im( z)<br />

z<br />

=<br />

Im( z)<br />

tanϕ<br />

= =<br />

Re( z)<br />

Da P und P -1 eindeutige Abbildungen sind, nennt man P auch eineindeutig oder<br />

bijektiv. Man kann also ohne „Verluste“ hin- und herrechnen.<br />

- 15 -<br />

x<br />

2<br />

+ y<br />

2<br />

=<br />

y<br />

x<br />

z ⋅ z<br />

*<br />

⇒ tan<br />

−1<br />

⎛ y ⎞<br />

⎜ ⎟ = ϕ<br />

⎝ x ⎠


Skript zu Komplexe Zahlen M. Ludwig<br />

Umrechnung:<br />

Beispiele:<br />

1)<br />

2)<br />

z = 2i<br />

π<br />

z = 2 ϕ =<br />

2<br />

⎛π<br />

⎞<br />

⇒ z = 2E⎜<br />

⎟<br />

⎝ 2 ⎠<br />

z = 3 − 2i<br />

z<br />

=<br />

ϕ = tan<br />

ϕ ≈ 326,<br />

3<br />

ϕ ≈1,<br />

813π<br />

z ≈<br />

Kleines Glossar<br />

9 + 4 =<br />

−1<br />

⎛ − 2 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ 3 ⎠<br />

13<br />

13E(<br />

1,<br />

813π<br />

)<br />

Umrechnung von ϕ in RAD nach DEG<br />

ϕ (RAD) → ϕ (DEG)<br />

Name Bedeutung Schreibweise<br />

Betrag von z Länge r von z z<br />

Argument von z Winkel ϕ von z arg (z)<br />

Realteil von z X – Koordinate Re(z)<br />

Imaginärteil von z Y – Koordinate Im(z)<br />

imaginäre Zahl Reelles Vielfaches von i<br />

reelle Achse R<br />

imaginäre Achse i R<br />

Konjugiert<br />

Komplexe Zahl von z<br />

°<br />

360<br />

180<br />

ϕ °<br />

⋅180<br />

π<br />

ϕ ( RAD )<br />

ϕ ( DEG ) = ⋅180<br />

°<br />

π<br />

α<br />

°<br />

°<br />

= ˆ 2π<br />

= ˆ π<br />

DEG = ˆ RAD<br />

von<br />

Umrechnen<br />

DEG<br />

von<br />

nach<br />

Spiegelung von<br />

z an der reellen Achse<br />

- 16 -<br />

RAD<br />

α ( DEG )<br />

α ( RAD ) = ⋅ π °<br />

180<br />

z oder z<br />

*


Skript zu Komplexe Zahlen M. Ludwig<br />

3.4.2 Eigenschaften von E(ϕ )<br />

a) Allgemeines<br />

E<br />

⇒<br />

E<br />

( ϕ ) = cosϕ<br />

+ i sinϕ<br />

E(<br />

ϕ ) ∈<br />

( ϕ + 2π<br />

) = E(<br />

ϕ + k ⋅ 2π<br />

) = E(<br />

ϕ )<br />

E( ϕ ) ist 2π -periodisch (k ∈Z)<br />

E 0 = E 2π<br />

=<br />

( ) ( ) 1<br />

( ϕ ) = 1 ∀ϕ<br />

∈<br />

E R<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Beweis: cos ϕ + sin ϕ = 1 (ausführlicher | E ( ϕ)<br />

| = cos ϕ + sin ϕ = 1)<br />

b) Das Produkt<br />

i ⋅i = −1<br />

2i ⋅ 2i<br />

= −4<br />

− 1 ⋅ ( −1)<br />

= 1<br />

1<br />

(<br />

2<br />

2<br />

2(<br />

1+<br />

i )) = i<br />

( ϕ ) ⋅ E(<br />

ϕ ) = ( cosϕ + i sinϕ<br />

)( cosϕ<br />

i sinϕ<br />

)<br />

E 1 2<br />

1<br />

1 2 + 2<br />

= cosϕ<br />

cosϕ<br />

+ i sinϕ<br />

cosϕ<br />

+ i sinϕ<br />

cosϕ<br />

− sinϕ<br />

sinϕ<br />

1<br />

2<br />

= cosϕ<br />

2 cosϕ<br />

1 − sinϕ<br />

1 sinϕ<br />

2 + i<br />

<br />

<br />

=<br />

cos<br />

( ϕ ) E(<br />

ϕ ) = E(<br />

ϕ + ϕ ) ∀ ∈<br />

E 1 ⋅ 2<br />

1 2 , ϕ1<br />

/ 2 R<br />

- 17 -<br />

( sinϕ<br />

cosϕ<br />

+ sinϕ<br />

cosϕ<br />

)<br />

( ϕ + ϕ ) + i sin(<br />

ϕ + ϕ )<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2 1<br />

1 2<br />

Multiplikation bedeutet also Addition der Argumente und Multiplikation der Beträge.<br />

⇒ z ⋅ z = z E ϕ ) ⋅ z ⋅ E(<br />

ϕ ) = z ⋅ z ⋅ E(<br />

ϕ + ϕ )<br />

1<br />

2<br />

1<br />

( 1 2 2 1 2 1 2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2


Skript zu Komplexe Zahlen M. Ludwig<br />

c) Spezialfälle<br />

E( ϕ ) ⋅ E(<br />

− ϕ ) = E(<br />

0)<br />

= 1<br />

<br />

n ( E(<br />

ϕ ) ) = E(<br />

ϕ ) ⋅ ⋅ E(<br />

ϕ ) = E(<br />

nϕ<br />

)<br />

<br />

…<br />

n−<br />

fach<br />

Das erinnert alles ein wenig an das Rechnen mit der Exponentialfunktion.<br />

⇒ Es gilt:<br />

!<br />

!<br />

iϕ<br />

( ϕ ) e = cosϕ<br />

+ i sinϕ<br />

E = Eulersche Formel<br />

Daraus folgt sofort für j = p der Topsatz unter den Top Ten der schönsten<br />

mathematischen Sätze.<br />

iπ<br />

oder e + 1 = 0<br />

Grundlegende Erklärung für die Eulersche Formel:<br />

2 3<br />

x x<br />

e = 1 + x + + + …<br />

2!<br />

3!<br />

x<br />

Potenzreihenentwicklung der Exponentialfunktion<br />

2<br />

3<br />

4<br />

ϕ ( iϕ<br />

) ( iϕ<br />

) ( iϕ)<br />

e = 1 + iϕ<br />

+ + + + …<br />

2!<br />

3!<br />

4!<br />

i<br />

2 4 6<br />

3 5<br />

ϕ ϕ ϕ ⎛ ϕ ϕ ⎞<br />

= 1 − + − … + i ⎜<br />

⎜ϕ<br />

− + … ⎟<br />

2! 4!<br />

6<br />

! ⎝ 3!<br />

5!<br />

⎠<br />

C<br />

S<br />

'<br />

'<br />

iπ<br />

e<br />

= C<br />

= −1<br />

( ϕ ) + iS(<br />

ϕ )<br />

( ϕ ) = −S(<br />

ϕ )<br />

3 5<br />

ϕ ϕ<br />

= −ϕ<br />

+ − + …<br />

3! 6!<br />

2<br />

ϕ<br />

4<br />

ϕ<br />

2!<br />

4!<br />

( ϕ ) = C(<br />

ϕ ) = 1 − + + …<br />

zu zeigen: e = const = 1<br />

iϕ<br />

2<br />

d e<br />

iϕ<br />

dϕ<br />

=<br />

=<br />

( ) '<br />

2 2<br />

C + S<br />

' '<br />

( 2CC<br />

+ 2SS<br />

)<br />

= 2<br />

( − CS + CS )<br />

= 0<br />

⇒ Der Betrag ändert sich nicht!<br />

⇒ e const!<br />

q.<br />

e.<br />

d.<br />

i ϕ<br />

=<br />

denn wir wissen, dass cos ϕ + i sinϕ<br />

= 1<br />

Ableitung des Betragsquadrates<br />

- 18 -

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