Hans-Peter Dürr Warum es ums Ganze geht Neues Denken für eine ...
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<strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong><br />
<strong>Warum</strong> <strong>es</strong> <strong>ums</strong> <strong>Ganze</strong> <strong>geht</strong><br />
Neu<strong>es</strong> <strong>Denken</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> Welt im Umbruch (DVD-Edition)<br />
ISBN 978-3-86581-220-9<br />
189 Seiten, 14,5 x 23,5 cm, 24,90 Euro<br />
oekom verlag, München 2010<br />
©oekom verlag 2010<br />
www.oekom.de
Vorwort der Herausgeberinnen<br />
Viele Menschen treibt die Sorge um, dass die zahlreichen globalen Krisen<br />
und Verwerfungen unserer Zeit überhandnehmen und zunehmend unser<br />
Leben b<strong>es</strong>timmen: Ob Kriege, Klimawandel oder ökonomische Krisen –<br />
die Verunsicherung und Ratlosigkeit ist groß, die alten Patentrezepte von<br />
Wachstum und Wohlstand sch<strong>eine</strong>n nicht mehr zu greifen. Kein Zweifel,<br />
wir leben in <strong>eine</strong>r Welt im Umbruch.<br />
Entsprechend grundlegend und drängend sind die Fragen, mit denen wir<br />
konfrontiert sind: Wie wird der Klimawandel nicht nur die Natur, sondern<br />
auch unsere G<strong>es</strong>ellschaften verändern? Welchen Lebensstil werden wir uns<br />
in Zukunft leisten können? Wo<strong>für</strong> reichen die R<strong>es</strong>sourcen – die natürlichen<br />
wie auch die geistigen? Werden die kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
zunehmen? <strong>Warum</strong> können wir nicht alle in Frieden leben? Wird <strong>es</strong> noch<br />
Gerechtigkeit unter den Menschen und gegenüber der Natur geben? Wer<br />
kümmert sich eigentlich um die Zukunft?<br />
Bevor wir <strong>eine</strong> vorschnelle Antwort auf all di<strong>es</strong>e Fragen geben, müssen<br />
wir uns vielleicht zunächst von <strong>eine</strong>r grundlegenden Illusion verabschieden.<br />
Di<strong>es</strong> meint jedenfalls der Physiker und Querdenker <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong>: »Wir<br />
denken immer noch in den Strukturen d<strong>es</strong> 19. Jahrhunderts und kleben an<br />
der Illusion, dass <strong>es</strong> mit List und Tücke gelingen wird, die Welt in den Griff<br />
zu bekommen.« In dem vorliegenden Buch, in dem <strong>Dürr</strong> <strong>eine</strong> G<strong>es</strong>amtschau<br />
sein<strong>es</strong> <strong>Denken</strong>s gibt, zeigt der engagierte und kritische Naturwissenschaftler<br />
eindrucksvoll auf, dass all das Aussein auf »Beherrschung« von Natur und<br />
G<strong>es</strong>ellschaft fatal in die Irre führt. Nicht nur, dass wir ständig scheitern. Wer<br />
»beherrschen« will, verstellt sich auch den Blick <strong>für</strong> die vielfältigen Möglichkeiten,<br />
im Einklang mit der Natur – auch mit der eigenen Natur – zu leben<br />
und endlich tätig zu werden. »Teilhabe statt Beherrschung« lautet die Zu -<br />
kunftsvision von <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong>. »Wir haben lange genug an den Ästen<br />
g<strong>es</strong>ägt, auf denen wir sitzen. Jetzt wird <strong>es</strong> Zeit, unseren Platz im <strong>Ganze</strong>n der<br />
Natur neu zu definieren und uns endlich als Teil ein<strong>es</strong> G<strong>es</strong>amtproz<strong>es</strong>s<strong>es</strong> zu<br />
verstehen und damit die Chance zu ergreifen, dass jeder und jede von uns<br />
<strong>eine</strong>n Teil dazu beitragen kann, das Lebendige lebendiger werden zu lassen.«<br />
Vorwort<br />
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<strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> appelliert damit zugleich an die Verantwortung ein<strong>es</strong><br />
jeden Einzelnen von uns. Eine Verantwortung, die getragen ist von dem Be -<br />
wusstsein und dem Gefühl allseitiger Verbundenheit und die immer wieder<br />
neu g<strong>es</strong>tärkt wird über Kommunikation und <strong>eine</strong>n offenen Dialog miteinander:<br />
<strong>eine</strong> ermutigende Vision, dass <strong>eine</strong> würdige Zukunft <strong>für</strong> alle möglich ist.<br />
Gewiss, die Strukturen der globalisierten Markwirtschaft, der nationalen<br />
wie internationalen Politik, der sozialen Institutionen und die Organisation<br />
d<strong>es</strong> Gemeinwohls sind nicht von heute auf morgen umzukrempeln.<br />
Sie wirken wie »unlebendige« Gegner, nicht geeignet, ein wirklich<strong>es</strong> Gegenüber<br />
auf Augenhöhe zu sein. Aber: Hinter all di<strong>es</strong>en scheinbar uneinnehmbaren,<br />
behäbigen Monumenten stehen letztlich Menschen. Menschen, die<br />
sehr wohl Einfluss darauf haben, wie aus den Mauern der Macht so etwas<br />
wie »grüne Hecken« werden können, die durchlässig und somit offen sind<br />
<strong>für</strong> ihre Bearbeitung durch <strong>eine</strong> zivile G<strong>es</strong>ellschaft.<br />
<strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> gehört zu der Generation von Wissenschaftlern, die von der<br />
Quantenphysik geprägt wurden. Als langjähriger Mitarbeiter d<strong>es</strong> Nobelpreisträgers<br />
Werner Heisenberg hat er die Entstehung der neuen Physik und die<br />
Ausformulierung ihr<strong>es</strong> neuen Weltbild<strong>es</strong> »hautnah« mit erleben und mitg<strong>es</strong>talten<br />
können. Für ihn sind <strong>es</strong> vor allem zwei Grundeinsichten der neuen<br />
Physik, die auch <strong>für</strong> die Lösung unserer heutigen Probleme wegweisend sind:<br />
Zum <strong>eine</strong>n der Zusammenbruch unser<strong>es</strong> materialistischen Weltbilds<br />
durch die überraschende physikalische Erkenntnis, dass Materie nicht aus<br />
Materie aufgebaut ist und damit die Grundlage unserer Welt nicht materiell,<br />
sondern geistig ist. Und zum anderen die Einsicht, dass in der Natur letztlich<br />
all<strong>es</strong> mit allem auf höchst subtile Weise zusammenhängt und <strong>es</strong> daher<br />
gilt, aus di<strong>es</strong>er universellen Verbundenheit heraus zu denken und zu handeln.<br />
Es zeichnet <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> aus, dass <strong>es</strong> ihm gelingt, di<strong>es</strong>e abstrakten,<br />
von der neuen Physik g<strong>es</strong>peisten Einsichten auch <strong>für</strong> den politischen und<br />
persönlichen Alltag fruchtbar zu machen und in <strong>eine</strong>r bilderreichen Sprache<br />
aufzuzeigen, wie di<strong>es</strong>er holistische Ansatz unser <strong>Denken</strong>, Fühlen und<br />
Handeln tiefgreifend beeinflusst und uns hilft, den vielfältigen Herausforderungen<br />
unserer Zeit gerecht zu werden.<br />
Die Entstehung di<strong>es</strong><strong>es</strong> Buch<strong>es</strong> wurde immer wieder unterbrochen durch<br />
längere Vortragsreisen von <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong>, di<strong>es</strong>mal in Japan, China und<br />
Indien. Noch immer ist der 1929 geborene und weltweit viel gefragte Wissenschaftler<br />
und Vortragsredner unterwegs – mal in der Ferne, mal vor Ort.<br />
Der Gang in <strong>eine</strong> Schule um die Ecke ist ihm genauso wichtig, oft sogar<br />
wichtiger, wie Einladungen zu hoch offiziellen Treffen von Wirtschaft und<br />
Politik. Wobei er auch di<strong>es</strong>e Chance nutzt. »Infizieren« nennt <strong>Dürr</strong> die Möglichkeit,<br />
in Kreisen von Entscheidungsträgern zu sprechen. Wer ihm, dem<br />
Vorwort
Träger d<strong>es</strong> Alternativen Nobelpreis<strong>es</strong>, jemals bei <strong>eine</strong>m di<strong>es</strong>er Anlässe und<br />
Vorträge begegnet ist, hat die Erfahrung gemacht, dass man sich s<strong>eine</strong>n an -<br />
schaulich und lebendig vorgetragenen Argumenten <strong>für</strong> ein Umdenken kaum<br />
entziehen kann.<br />
Die zentralen Themen, die sich wie ein roter Faden durch s<strong>eine</strong> Vor träge<br />
wie auch durch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Buch ziehen, sind Gewalt (»Frieden ist möglich«),<br />
Atomenergie (»russisch<strong>es</strong> Roulette«) und im Ang<strong>es</strong>icht d<strong>es</strong> R<strong>es</strong>sourcenverbrauchs<br />
und Klimawandels die Fokussierung auf den persönlichen Lebensstil<br />
(»Was brauchen wir wirklich?«). Den geistigen Hintergrund bilden<br />
jeweils die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse der modernen Physik, die<br />
bislang kaum Eingang gefunden haben in unser Alltagsverständnis von<br />
Wirklichkeit und Natur. Das vorliegende Buch ist <strong>eine</strong> G<strong>es</strong>amtschau s<strong>eine</strong>r<br />
Gedanken, die auch die biografischen Hintergründe <strong>für</strong> das <strong>Denken</strong><br />
von <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> beleuchtet und von s<strong>eine</strong>n Begegnungen mit Per -<br />
sonen wie Hannah Arendt, Edward Teller, Werner Heisenberg oder Michail<br />
Gorbatschow berichtet.<br />
Wir haben <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> in den vergangenen Jahren immer wieder bei<br />
Vorträgen und Diskussionsrunden erlebt. Oft haben wir uns die Frage ge -<br />
stellt, was die Menschen, vor allem junge Menschen, so an ihm fasziniert?<br />
<strong>Warum</strong> löst sein Credo ein<strong>es</strong> »liebenden, lebendigen Dialogs« so viel Zu -<br />
stimmung aus? Wahrscheinlich spricht <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> <strong>eine</strong>n Teil in uns<br />
an, den wir <strong>für</strong> verschüttet gehalten haben, nämlich die Ahnung, dass<br />
<strong>es</strong> außerhalb der von Menschen behaupteten Macht und konstruierten<br />
Ordnung auf unserem Globus noch etwas ander<strong>es</strong> gibt: <strong>eine</strong> realisierbare<br />
Vi sion <strong>eine</strong>r solidarischen, achtsamen G<strong>es</strong>ellschaft. Lokale und welt<strong>ums</strong>pannende<br />
Netzwerke bilden bereits heute ein spürbar<strong>es</strong> Gegengewicht zum<br />
globalen Irrsinn und bereiten den nachhaltigen Umbau unserer Zivilisa<br />
tion vor. <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> erinnert uns an di<strong>es</strong>en verloren geglaubten<br />
Traum, er macht Mut und weckt in uns die begründete Hoffnung, dass wir<br />
Menschen das Potenzial haben, die Probleme unserer Zeit heute und in<br />
Zukunft gemeinsam und friedlich lösen zu können.<br />
München, im Sommer 2009<br />
Dietlind Klemm und Frauke Li<strong>es</strong>enborghs<br />
Zu den Herausgeberinnen:<br />
Dietlind Klemm, Journalistin, leitet im Chateau d'Orion im Südw<strong>es</strong>ten von<br />
Frankreich die G<strong>es</strong>prächs reihe »Lebenswerke«. <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong> war im Sommer 2008<br />
<strong>eine</strong> Woche lang dort zu Gast.<br />
Frauke Li<strong>es</strong>enborghs, Journalistin und Soziologin, seit achtzehn Jahren G<strong>es</strong>chäfts -<br />
führerin von Global Challeng<strong>es</strong> Network e.V., gegründet von <strong>Hans</strong>-<strong>Peter</strong> <strong>Dürr</strong>.<br />
Vorwort 11