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So wird FTTH Realität<br />
Realisierung von FTTx-Anschlüssen<br />
1<br />
Werner Stelter ist Dozent am BFE-Oldenburg und leitet dort die Seminare in der Produktgruppe „Lichtwellenleitertechnik“<br />
Nur Glasfaseranschlüsse bis zum Haus (Fiber to the Building – FTTB) und bis in die Wohnung (Fiber to the Home –<br />
FTTH) werden die zukünftigen Anforderungen an den Breitbandanschluss, wie symmetrische Verbindungen mit<br />
Hochgeschwindigkeit sowohl für den Upload als auch den Download, erfüllen. Auch für die Entfernung gelten dann<br />
nur geringe Einschränkungen. Technische Grundlagen, FTTx-Architekturen sowie Lösungen für das Glasfaserzugangsnetz<br />
bis in die Wohnungen von Mehrfamilienhäusern werden in diesem Beitrag aufgezeigt.<br />
Datenratenentwicklung im Teilnehmeranschlussbereich<br />
Die Anschlussbitraten in den Zugangsnetzen steigen etwa alle fünf Jahre um den Faktor 10. Bild 1 zeigt die Datenraten,<br />
mit denen der Webdesignexperte Jakob Nielsen den Zugang zum Internet realisiert hat und die eine der<br />
Grundlagen zu seiner sehr bekannten Veröffentlichung „Nielsen's Law of Internet Bandwidth“ [1] darstellen.<br />
Zusätzlich enthält die Grafik Daten der Markteinführung von bedeutenden Zugangstechnologien für den Internetzugang<br />
in Deutschland. Diese Datenraten werden üblicherweise drei Jahre nach der Markteinführung vom Massenmarkt<br />
genutzt.<br />
Bild 1: Datenratenentwicklung in den Zugangsnetzen. Die Anschlussdatenraten steigen alle 5 bis 7 Jahre um den<br />
Faktor 10 (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
FTTx-Architekturen – Begriffsdefinitionen<br />
FTTx ist die Abkürzung für verschiedene auf Glasfaser basierende Netztopologien zur Übertragung von hohen Datenraten<br />
direkt zum Teilnehmer. Die Glasfaserarchitekturen in Teilnehmeranschlussnetzen unterscheiden sich zunächst<br />
darin, wie weit die Glasfaser bis zum Kunden verlegt wird (Bild 2).
- FTTC – Fiber to the Curb:<br />
Glasfaser bis zum Kabelverzweiger (KVz) am Straßenrand<br />
- FTTB – Fiber to the Building:<br />
Glasfaser bis in das Gebäude<br />
- FTTH – Fiber to the Home:<br />
Glasfaser bis in die Wohnung.<br />
Bild 2: FTTx-Architekturen (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
ADSL<br />
Breitbandanschlüsse über die vorhandene Kupferdoppelader werden ausgehend vom Hauptverteiler (HVt) in der<br />
Betriebsstelle (CO – Central Office) mit der xDSL-Technologie – hauptsächlich ADSL und ADSL2+ - realisiert.<br />
FTTC<br />
2<br />
In vielen Anschlussbereichen sind die Kabelverzweiger (KVz) am Straßenrand inzwischen mit Glasfaser erschlossen<br />
und mit einem zusätzlichen Multifunktionsgehäuse für die Aufnahme der aktiven Technik erweitert worden.<br />
Durch die Verkürzung der Kupfer-Teilnehmeranschlussleitung (TAL) wird die Steigerung der Datenrate erzielt.<br />
Diese FTTC-Lösung ermöglicht derzeit die Realisierung von VDSL2-Anschlüssen, über die den Teilnehmern Datenraten<br />
bis 50 Mbit/s angeboten werden. Über diesen klassischen Breitbandanschluss mit Kupferdoppelader im<br />
externen Zugangsnetz werden jetzt nur noch sehr geringe Steigerungen der Datenrate möglich sein. Da die Bandbreite<br />
der DSL-Übertragung mit zunehmender Länge der Teilnehmeranschlussleitung geringer wird, können derart<br />
hohe Datenraten in ländlichen Versorgungsbereichen nicht bereitgestellt werden.<br />
Auch in den Koax-basierten Breitbandverteilnetzen (BVN) der Kabelnetzbetreiber rückt die Glasfaser immer näher<br />
zum Kunden. Ausgehend von Fibernodes bzw. Optical Network Interfaces (ONI) in KVz-Gehäusen am Straßenrand<br />
werden derzeit unter Einsatz von Kabelmodems nach dem Docsis-3.0-Standard auf der Teilnehmerseite Datenraten<br />
bis 100 Mbit/s angeboten. Steigerungen bis zu einigen hundert Mbit/s sind mit dieser Technologie noch zu erwarten.<br />
Eine Weiterentwicklung der Breitbandverteilnetze zu FTTB- und FTTH-Netzen auf Basis der RFoG-Technologie<br />
und unter Beibehaltung der Docsis-Infrastruktur zeichnet sich ab.
FTTB<br />
3<br />
Seit etwa 2006 sind einige Netzbetreiber dabei, Häuser und Wohnungen direkt mit Glasfaser-Breitbandanschlüssen<br />
zu versorgen. Bei Fiber to the Building (FTTB) befindet sich der Abschluss der Glasfaser im Keller oder Hausanschlussraum.<br />
Der Anschluss der Wohnungen an die externe Netzschnittstelle (ENS) z.B. ONT in PON-Netzen erfolgt<br />
über vorhandene Kabel mit Kupferdoppeladern und/oder Koaxialkabel.<br />
FTTH<br />
Unter Fiber to the Home (FTTH) versteht man den Glasfaseranschluss in der Wohnung des Kunden. Dabei kann es<br />
sich um ein Einfamilienhaus oder die Wohnung im Mehrfamilienhaus handeln. Den Teilnehmern werden derzeit<br />
Anschlussdatenraten bis zu 100 Mbit/s angeboten. Die externen Netzschnittstellen (ENS), die derzeit bei den Kunden<br />
in Ethernet-Punkt-zu-Punkt-Netzen (P2P) installiert werden, erlauben eine Steigerung der Datenrate auf bis zu<br />
1 Gbit/s.<br />
Bild 3: FTTx-Architekturen (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
FTTx-Systemtechnologien und Zugangs-Netzarchitekturen<br />
Der Glasfaserzugang bis in die Gebäude oder Wohnungen kann als Punkt-zu-Punkt-Verbindung (P2P) oder als<br />
verzweigte optische Punkt-zu-Multipunkt-Struktur (P2MP) realisiert werden. Darauf basierend unterscheidet man<br />
verschiedene FTTx-Systemtechnologien und Netzarchitekturen im Zugangsnetz.<br />
- PON – passive optische Netze;<br />
- Ethernet Punkt zu Punkt (P2P);<br />
- RFoG – Radio Frequency over Glas.
PON<br />
4<br />
Beim passiven optischen Netz (PON) wird eine Punkt-zu-Multipunkt-Übertragung (P2MP) realisiert, bei der bis zu<br />
einem optischen Splitter eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern über eine gemeinsame Glasfaser versorgt werden<br />
(Bild 4). Durch die Splitter wird das optische Downstream-Signal (DS) auf bis zu 32 oder 64 Glasfaserstrecken bzw.<br />
Teilnehmeranschlüsse verteilt. In der Gegenrichtung führt der Splitter das optische Upstream-Signal (US) von mehreren<br />
Teilnehmeranschlüssen auf die gemeinsame Faser.<br />
Bild 4: P2MP-Architektur eines passiven optischen Netzes (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
Die optischen Splitter für die Signalaufteilung können im Glasfaser-Hauptverteiler, dem sog. ODF (Optical Distribution<br />
Frame), im Kabelverzweiger (KVz), einer Abzweig- und Verteilmuffe (AVM) und im Hausübergabepunkt<br />
(HÜP) angeordnet sein.<br />
Derzeit erfolgt in PON-Systemen die Übertragung im Zeitmultiplex (TDM – Time Division Multiplex). Bei einigen<br />
Netzbetreibern in Deutschland wird die GPON-Variante nach ITU-G.984 betrieben. Die angeschlossenen Teilnehmer<br />
teilen sich dabei eine Gesamtdatenrate von 2,5 Gbit/s im Downstream und 1,25 Gbit/s im Upstream. Man<br />
spricht hier von einem sog. Shared Medium. Der optische Netzabschluss ONT filtert den für den jeweiligen Teilnehmer<br />
bestimmten Anteil aus dem Gesamtsignal heraus und realisiert die Umsetzung des Signals auf mehrere elektrische<br />
Schnittstellen, wie z.B. Ethernet 100Base-Tx, POTS oder ISDN.<br />
Die bidirektionale Übertragung erfolgt durch die Nutzung unterschiedlicher Wellenlängen – 1.310 nm für den Daten-Upstream<br />
zum Hochladen von Daten und 1.490 nm für den Daten-Downstream zum Herunterladen von Daten.<br />
Bei Einfasersystemen erfolgt zusätzlich die Übertragung von Fernsehprogrammen auf der Wellenlänge 1.550 nm<br />
mit dem RF-Overlay-Verfahren.<br />
Eine Weiterentwicklung der PON-Systeme hin zu WDM-PON zeichnet sich ab. Dabei bekommt jeder Teilnehmer<br />
seine eigene Wellenlänge für die Datenübertragung.<br />
Ethernet Punkt zu Punkt (P2P)<br />
Bei Ethernet-Punkt-zu-Punkt-Systemen (P2P – Punkt zu Punkt), wie in Bild 5 dargestellt, besteht eine dezidierte<br />
Glasfaserverbindung zwischen dem Netzabschluss beim Teilnehmer (CPE – Customer Premesis Equipment) und<br />
FTTH-Ethernet-Switch in der Vermittlungsstelle. Die Systeme verwenden standardisierte bidirektionale Ethernet-<br />
Schnittstellen wie z.B. 100Base-Bx und 1000Base-Bx. Aktuell verfügbare Systemkomponenten ermöglichen damit<br />
die bedarfsgerechte Steigerung der Datenraten auf bis zu 1Gbit/s für den Breitbandanschluss. Werden höhere Datenraten<br />
beim Teilnehmer gefordert, wird ein Austausch der aktiven Technik erforderlich.
5<br />
Auch bei P2P-System erfolgt die bidirektionale Übertragung durch die Nutzung der Wellenlängen 1.310 nm für den<br />
Daten-Upstream und 1.490 nm für den Daten-Downstream. Die zusätzliche Übertragung von Fernsehprogrammen<br />
erfolgt bei Einfasersystemen ebenfalls auf der Wellenlänge 1.550 nm mit dem RF-Overlay-Verfahren.<br />
Dem erheblichen Mehraufwand an Ports im FTTH-Switch, Steckverbindungen im ODF, Fasern und Kabeln im<br />
Verteilnetz bei Ethernet P2P stehen im Vergleich zu PON eine einfache Netzstruktur, herkömmliche und bewährte<br />
Installationstechnik, einfache und bekannte Messtechnik sowie eine hohe Bandbreitenreserve gegenüber.<br />
Bild 5: Netzarchitektur beim Ethernet-P2P-System (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
CATV-/RF-Overlay bei PON und Ethernet P2P<br />
Als RF-Overlay, Radio-Frequency-Overlay oder auch Video-Overlay bezeichnet man die Broadcast-TV-<br />
Übertragung des CATV-Signalspektrums zusätzlich zum Internetdatenstrom über eine gemeinsame Glasfaser in<br />
FTTx-Zuführungs- und -Zugangsnetzen. Die gemeinsame Übertragung von CATV- und Internetdatenstrom erfolgt<br />
meistens im Wellenlängenmultiplex. Dabei wird das CATV-Signal auf der Wellenlänge 1.550 nm, der Daten-<br />
Downstream auf der Wellenlänge 1.490 nm und der Daten-Upstream auf der Wellenlänge 1.310 nm übertragen.<br />
Als RF-Overlay wird das gesamte CATV-Frequenzmultiplex, bestehend aus analogen und digitalen Radio- und<br />
Fernsehprogrammen, das in Breitbandverteilnetzen (BVN) im Frequenzbereich 87,5 MHz bis 862 MHz übertragen<br />
wird, auf einen hochwertigen DFB-Laser moduliert und für die Downstream-Übertragung von sog. Broadcast TV<br />
sowohl in Ethernet-P2P-, PON- und RFoG-Systemen eingespeist.<br />
Das RF-Overlay-Signal kann nach der O/E-Wandlung direkt von TV-Empfängern und Set-Top-Boxen empfangen,<br />
demoduliert und decodiert werden. Die Verteilung dieses CATV-Signals ist über die vorhandene Koax-Infrastruktur<br />
in Wohnungen und Mehrfamilienhäusern ebenfalls möglich. Bild 6 zeigt das Prinzip der bidirektionalen Übertragung<br />
über eine Glasfaser für ein Ethernet-P2P-System. Das Fernsehsignal wird auf der Wellenlänge 1.550 nm über<br />
einen 64-fach-Splitter an 64 Teilnehmer verteilt. Das Datensignal über die Wellenlängen 1.490 nm (Downstream)<br />
und 1.310 nm (Upstream) wird für jeden Teilnehmer über einen wellenlängenselektiven Splitter hinzugefügt bzw.<br />
herausgefiltert.
Bild 6: Bidirektionale Signalübertragung mit drei Wellenlängen auf einer Glasfaser in einem Punkt-zu-Punkt-<br />
System (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
6<br />
Die CATV-/RF-Overlay-Technik wird sowohl bei PON-Systemen als auch Ethernet-P2P-Systemen eingesetzt.<br />
Beim Teilnehmer kann dadurch die für den Fernsehempfang vorhandene Geräte- und Verteiltechnik auf Basis eines<br />
koaxialen Verteilsystems beibehalten werden. Wird bei der TV-Signalaufbereitung die COFDM-Modulation eingesetzt,<br />
so können Geräte mit integriertem DVB-T-Receiver ohne zusätzliche Set-Top-Box für den Empfang der Fernsehprogramme<br />
genutzt werden.<br />
RFoG<br />
Radio Frequency over Glas, auch Docsis over Passive Optical Networks (DPON) genannt, ist für Kabelnetzbetreiber<br />
die kompatible Weiterentwicklung der HFC-Breitband-Verteilnetze zu FTTB- und FTTH-Netzen, um den zukünftigen<br />
Bandbreitenanforderungen gerecht zu werden. Wie bereits bei HFC wird in der Einspeisestation das komplette<br />
CATV-Frequenzmultiplex, bestehend aus TV-Programmen und Docsis-Daten-Downstream, auf einen hochwertigen<br />
Laser mit der Wellenlänge 1.550 nm moduliert. Der Downstream-Frequenzbereich wird dabei oft auf 1.000MHz<br />
erweitert. Der optische Netzabschluss auf der Teilnehmerseite, das Optical Network Interface (ONI) bzw. RFoG-<br />
Micro-Node, befindet sich im Gebäude oder in der Wohnung der Teilnehmer. Der breitbandige Internetzugang wird<br />
weiterhin mit Hilfe von Kabelmodems realisiert. Die bereits vorhandene Docsis-Technologie (netzbetreiberseitiges<br />
CMTS und kundenseitiges Kabelmodem) können weiterbetrieben werden.<br />
Die Struktur einer Einfaser-RFoG-Lösung ist in Bild 7 dargestellt. Das Upstream-Frequenzband des Docsis-<br />
Rückkanals (5 MHz – 65 MHz) wird auf der Wellenlänge 1.310 nm oder 1.600 nm in Richtung Kabelkopfstation<br />
übertragen. Die RFoG-Micro-Nodes arbeiten auf Einfaserlösungen im sog. Burst Mode. Dabei wird der Rückweglaser<br />
nur dann eingeschaltet, wenn vom Kabelmodem gesendet wird. Die Kabelmodems werden wie schon bei HFC-<br />
Netzen vom CMTS gesteuert, so dass immer nur ein Modem in einem Cluster senden kann. Wenn die HF-<br />
Übertragung eines Modems stoppt, schaltet der Rückweglaser ab.<br />
RFoG kann sowohl auf einer PON-P2MP-Infrastruktur als auch auf einer P2P-Infrastruktur betrieben werden. Bei<br />
Betrieb über eine P2P-Infrastruktur wird der Splitter im optischen Hautverteiler ODF platziert.
Bild 7: RFoG-Netz in PON-Architektu (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
Glasfaserinfrastruktur des externen Zugangsnetzes<br />
von der Betriebsstelle bis zur externen Netzschnittstelle beim Teilnehmer<br />
7<br />
Bild 8: Passive Infrastruktur vom Glasfaserhauptverteiler ODF bis zur externen Netzschnittstelle ONT für ein PON-<br />
System in P2MP-Struktur (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
Die passive Infrastruktur von der Betriebsstelle bis zum Teilnehmer ist in Bild 8 dargestellt.
Glasfaserhauptverteiler ODF<br />
8<br />
Der Optical Distribution Frame (ODF), wie in den Bildern 9 und 10 dargestellt, ist ein installationstechnischer Rahmen<br />
für den Abschluss, die Verteilung und die Rangierung von Lichtwellenleitern bzw. Lichtwellenleiterkabeln.<br />
Der ODF ist der Punkt an dem die LWL-Kabel oder Glasfaserbündel (Fiber Units) mit den Kundenfasern im Betriebsgebäude<br />
ankommen und über Aderpigtails oder Patchkabel eine Verbindung zu den aktiven Ports im OLT oder<br />
im FTTH-Switch hergestellt wird. Hier muss vor allem auf eine gute Verarbeitbarkeit und eine hohe Packungsdichte<br />
geachtet werden, da bei einer entsprechenden Zahl von Endkunden, auch eine sehr hohe Faserzahl zu installieren ist.<br />
Bild 9: ODF-Gestell als Glasfaser-Hauptverteiler (Gf-Hvt): Im ODF werden die Kundenfasern auf Steckverbindungen<br />
abgeschlossen. In der Mitte unten enden die ankommenden Mikroröhrchen, die noch nicht mit Fasern belegt<br />
sind (Bildquelle: BFE-Oldenburg)
Bild 10: Die Fasern werden in Spleißkassetten geführt und auf Pigtails gespleißt. Die Mikroröhrchen werden gasdicht<br />
verschlossen (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
Verlegearten und Verlegewege<br />
9<br />
Die Verlegung von LWL-Kabeln und Glasfaserbündeln (Fiber Units) für den Gebäudezugang erfolgt hauptsächlich<br />
in Kabelschutzrohren (KSR). Aber auch andere Verlegearten wie die direkte Erdverlegung von LWL-Kabeln und<br />
der Einsatz von LWL-Luftkabeln als Freileitungen werden genutzt. Weiter stehen alternative Verlegearten durch<br />
Abwasserrohre, sowie Gas- und Frischwasser-Hausanschlussleitungen für den Glasfaserzugang in die Gebäude zur<br />
Verfügung.<br />
FTTx-Gebäudezugang mit Mikroröhrchenkonzepten<br />
Ausgehend vom Glasfaserhauptverteiler bzw. Optical Distribution Frame (ODF), einem Kabelverzweiger (KVz)<br />
oder einer Abzweig- und Verteilmuffe (AVM) werden Mikroröhrchen (Micro Ducts) mit einem Innendurchmesser<br />
von 2,1 mm, 3,5 mm, … 12 mm bis in die Häuser geführt. Hierbei handelt es sich z.B. um Rohrpakete (Multirohre)<br />
mit bis zu 24 Röhrchen (Bilder 11 und 12), die direkt erdverlegbar sind. Ebenfalls verfügbar sind Rohrpakete und<br />
lose Mikroröhrchen, die in vorhandene Kabelschutzrohre eingeblasen oder eingezogen werden können. Eine weitere<br />
Ausführung der Mikro- und Miniröhrchenkonzepte sind die Flatliner (Bild 13). Neben der Standardverlegung in<br />
einem Graben kommt auch die Verlegung im sog. Microtrenching-Verfahren zum Einsatz. Dabei wird die Straßenoberfläche<br />
für das Einlegen des Flatliners zunächst eingeschlitzt und abschließend wieder versiegelt.<br />
In die Mikroröhrchensysteme werden anschließend LWL-Mikrokabel (Bild 14) oder Glasfaserbündel (Fiber Units),<br />
wie in Bild 15 dargestellt, mit der erforderlichen Anzahl von Fasern bis zum Hausübergabepunkt eingeblasen. Den<br />
Abzweig aus einem Multirohr für einen Hausanschluss zeigt Bild 15.<br />
Mikroröhrchenkonzepte werden in Gebieten mit dichter Bebauung wie z.B. in Köln, München und anderen Städten<br />
eingesetzt. Die Faserbündel oder Mikrokabel werden meist über eine Länge von wenigen hundert Metern eingeblasen.
10<br />
Bild 11: Multirohr mit Mikroröhrchen (Quelle: BFE-Oldenburg)<br />
Bild 12: Multirohre mit Mikroröhrchen in doppelwandiger Ausführung sind für die direkte Erdverlegung geeignet<br />
(Bildquelle: ACE)<br />
Bild 13: Röhrchen im Verbund als Flatliner (Bildquelle: BFE-Oldenburg)
Bild 14: LWL-Mikrokabel für das Einblasen in Mikroröhrchensysteme (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
11<br />
Bild 15: Faserbündel (Fiber Unit) für das Einblasen in Mikroröhrchensysteme<br />
(Bildquelle: BFE-Oldenburg)
Bild 16: Abzweig eines Mikroröhrchens für den Hausanschluss (Bildquelle: BFE-Oldenburg)<br />
FTTX-Gebäudezugang mit Standard-Kabelschutzrohren beim e-Fiber2x-Konzept<br />
12<br />
Für Gebiete mit Leerrohrsystemen, die bei der Sanierung von Gas- und Stromnetzen durch Mitverlegung entstehen,<br />
bietet das e-Fiber2x-System eine interessante Möglichkeit, FTTx-Hausanschlüsse zu realisieren [2]. Ausgehend von<br />
einer Betriebsstelle oder FTTH-Station (Bild 17a) werden klassische LWL-Kabel mit verseilten Bündeladern als<br />
Verteilerkabel in Standard-Kabelschutzrohren mit Ø40 mm oder Ø50 mm unter dem Gehweg geführt. Das Einblasen<br />
der Verteilerkabel in diese Standard-Kabelschutzrohre ist über mehrere Kilometer möglich.<br />
Der Hausanschluss im e-Fiber2x-Konzept erfolgt ebenfalls über klassische LWL-Kabel mit zentraler Bündelader,<br />
die in Standard-Kabelschutzrohre Ø32 mm eingeschoben werden. Zur Anbindung an das FTTH-Verteilerkabel<br />
(LWL-Bündeladerkabel mit z.B. 192 oder 384 Fasern) wird eine Hausanschlussmuffe (HAM) (Bild 17b) erstellt.<br />
Mittels dieser können bis zu vier Gebäude erschlossen werden. Die zweistufige Netzrealisierung, zunächst die Verteilerkabelverlegung<br />
in den Gehwegen und zu einem späteren Zeitpunkt unabhängig davon die Umsetzung des<br />
Hausanschlusses, ist konform mit der bewährten Vorgehensweise bei der Erstellung von Strom- und Gasverteilnetzen.<br />
Bei der Erstellung der e-Fiber2x-Hausanschlussmuffe werden die Fasern des Verteilerkabels mit den Fasern des<br />
Hausanschlusskabels verspleißt. Eine Vorhaltung von zusätzlichen Kabellängen ist nicht erforderlich. Es besteht<br />
sogar die Möglichkeit, gezielt einzelne Fasern des Verteilerkabels zu spleißen ohne ein gesamtes Faserbündel<br />
schneiden zu müssen.
a<br />
c<br />
b<br />
13<br />
Bild 17: Realisierung von Glasfaseranschlüssen mit dem e-Fiber2x-System.<br />
a) Die e-Fiber2x-Fertigstation ist Ausgangspunkt mehrerer Trassen und beinhaltet die Technik für mehrere tausend<br />
Teilnehmeranschlüsse.<br />
b) Die e-Fiber2x-Hausanschlussmuffe wird direkt auf das hochfasrige Verteilerkabel montiert.<br />
c) Die e-Fiber2x-Gas-Y-Adapter ermöglichen die Führung des Hausanschlusskabels innerhalb der Gas-<br />
Hausanschlussleitung. (Bildquelle: EWE <strong>NET</strong>Z GmbH)<br />
FTTH-Hausanschluss über den Gas-Hausanschluss<br />
Die Verlegung von LWL-Kabeln in Gas-Hausanschlussleitungen stellt eine weitere Möglichkeit für den Glasfaseranschluss<br />
von Gebäuden (FTTB, FTTH) dar. Um den Tiefbauaufwand und die Kosten gerade bei großen Hausanschlusslängen<br />
zu minieren, kann der bestehende Gas-Hausanschluss zur Verlegung des LWL-Hausanschlusskabels<br />
genutzt werden.<br />
Das e-Fiber2x-System beinhaltet für die Einführung des LWL-Kabels einen Gas-Y-Adapter (Bild17c), der auf die<br />
Gasleitung montiert wird. Die Kabelverlegung erfolgt durch ein kleines Leerrohr, welches auf der kompletten Hausanschlusslänge<br />
vom Gehweg bis vor das Gebäude innerhalb der Gasleitung verlegt wird. Kurz vor dem Gebäude<br />
wird das Ø16-mm-Leerrohr mit dem LWL-Kabel wieder aus der Gasleitung herausgeführt (Bild 18). Die Hauseinführung<br />
für LWL-Kabel und Gasleitung erfolgt separat.<br />
Straße/<br />
Gehweg<br />
Einführung LWL-HA-Kabel<br />
in Leerrohr (16 mm)<br />
HA-Gasleitung<br />
(d= 32 mm)<br />
x Meter Gasleitung:<br />
„überbrückbare“ Distanz<br />
ohne Tiefbau<br />
Herausführung<br />
LWL-HA-Kabel<br />
HA-Gasleitung<br />
Bild 18: e-Fiber2x-Gas-Y-Adapter für die Einführung und Herausführung des LWL-Hausanschlusskabels in die<br />
Gas-Hausanschlussleitung (Bildquelle: EWE <strong>NET</strong>Z GmbH)<br />
In vielen Anschlussbereichen verlaufen die Kabelschutzrohre für die Aufnahme von LWL-Verteilerkabeln direkt<br />
neben den Gasrohren. Bild 19 zeigt, wie das Hausanschlusskabel direkt nach dem Abgang aus der Hausanschlussmuffe<br />
durch die Gas-Hausanschlussleitung bis zur Hauseinführung geführt wird, ohne dass Tiefbauarbeiten erforderlich<br />
werden.<br />
Gebäude
Bild 19: Realisierung eines LWL-Hausanschlusses über die Gas-Hausanschlussleitung mit Komponenten des e-<br />
Fiber2x-Systems (Bildquelle: EWE Netz GmbH)<br />
14<br />
LWL-Hausanschlusskabel-Verlegung durch die Wasser-Hausanschlussleitung<br />
In der Entwicklung befindet sich derzeit auch eine Lösung für die Glasfaserzuführung durch die Wasser-<br />
Hausanschlussleitung, wie sie in Bild 20 dargestellt ist. Ein Mikrorohr mit einem Durchmesser von 7 mm wird auf<br />
der kompletten Hausanschlusslänge vom Gehweg bis in das Gebäude innerhalb der Wasserleitung verlegt und dauerhaft<br />
druckdicht verschlossen. Für die Realisierung des Glasfaser-Hausanschlusses werden Faserbündel oder Mikrokabel<br />
durch das Mikrorohr bis in das Haus geführt. Durch das Ø7-mm-Mikrorohr tritt keine nennenswerte Beeinflussung<br />
der hydraulischen Leistung ein. Die Komponenten, die mit dem Trinkwasser in Berührung kommen entsprechen<br />
den Anforderungen des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches).
Faserbündel oder<br />
LWL-Mikrokabel n Meter Wasserleitung<br />
(„überbrückbare“ Distanz<br />
ohne Tiefbau)<br />
YLASW d32/7<br />
Leerrohr<br />
d7 x 1,5 mm<br />
15<br />
Hauswand<br />
TLASW<br />
d32/7<br />
Faserbündel oder<br />
LWL-Mikrokabel<br />
Bild 20: LWL-Hausanschluss über die Wasser-Hausanschlussleitung (Bildquelle: EWE Netz GmbH)<br />
Literatur<br />
[1] www.useit.com/alertbox/980405.html (Zugriff im Januar 2012)<br />
[2] EWE Netz GmbH: e-Fiber2x-Broschüre<br />
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