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Konsolidierung im deutschen Breitbandmarkt Ein Insight von ... - NET

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ANSCHLUSS<br />

GESUCHT<br />

<strong>Konsolidierung</strong> <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong>


Inhalt<br />

04 Willkommen <strong>im</strong> Gedränge<br />

06 Konsolidieren oder verlieren?<br />

10 Blick über den Zaun<br />

12 Warum konsolidieren?<br />

14 Wer will nochmal, wer hat noch nicht?<br />

16 Vier Szenarien <strong>im</strong> Visier<br />

27 Anschluss verpasst?<br />

Arndt F. Rautenberg<br />

Partner<br />

OC&C Strategy Consultants<br />

Sung Ha<br />

Projektleiter<br />

OC&C Strategy Consultants<br />

Frank A. Rothauge, CFA<br />

Head of Telecom & Technology Research<br />

Sal. Oppenhe<strong>im</strong><br />

Wolfgang Specht, CEFA<br />

Senior Analyst<br />

Sal. Oppenhe<strong>im</strong><br />

02 2 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

ANSCHLUSS<br />

GESUCHT!<br />

Der <strong>Breitbandmarkt</strong> in Deutschland steht<br />

vor der <strong>Konsolidierung</strong><br />

Der deutsche <strong>Breitbandmarkt</strong> hat sich zu einem<br />

sehr hart umkämpften Terrain enwickelt. <strong>Ein</strong>e<br />

stetig wachsende Anzahl <strong>von</strong> Wettbewerbern<br />

konkurriert hier unter dem Druck zunehmend<br />

rückläufiger Profitabilität um Anteile. In Folge<br />

dieser Marktbedingungen haben sich einige<br />

Anbieter in den vergangenen Quartalen zu<br />

veritablen Übernahmekandidaten entwickelt.<br />

Als Käufer stehen potente Konsolidierer<br />

bereit, sowohl strategische Investoren wie<br />

auch Finanzinvestoren. Im DSL- wie auch<br />

<strong>im</strong> Kabelsektor bieten sich den Interessenten<br />

dabei hervorragende Gelegenheiten,<br />

ihr Portfolio auszubauen — zum Teil auch<br />

über regionale, technologische oder ge-<br />

schäftsmodellspezifische Grenzen hinaus.<br />

Doch welche Optionen sind für die einzelnen<br />

Akteure und die Branche insgesamt<br />

wirklich sinnvoll?<br />

Dieses <strong>Insight</strong> stellt die Ergebnisse<br />

einer umfassenden, <strong>von</strong> OC&C Strategy<br />

Consultants und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> gemeinsam<br />

durchgeführten Studie zur Struktur<br />

und Entwicklung des <strong>deutschen</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong>es<br />

vor. Die Analyse skizziert<br />

denkbare Szenarien zur weiteren <strong>Konsolidierung</strong><br />

des Marktes sowie mögliche<br />

Konsequenzen für das deutsche Festnetz.<br />

Entlang der Frage, wie die absehbare <strong>Konsolidierung</strong><br />

die Branche verändern wird,<br />

verfolgt die Studie das Ziel, den Markt-<br />

teilnehmern Denkanstöße zu geben und<br />

Handlungsfelder zu eröffnen.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 03


Marktanteile Breitband nach Anschlussarten Deutschland<br />

In tsd. Anschlüssen und %<br />

+33 ,6%<br />

14.590<br />

3%<br />

97%<br />

2006 2007 2008 2008<br />

DSL Kabel<br />

+16,9 %<br />

19.490<br />

6%<br />

94%<br />

22.790<br />

8%<br />

92%<br />

Sonstige (FTTx, Lan, ...)<br />

Quelle: Analysys Mason, Sal. Oppenhe<strong>im</strong>, OC&C-Analyse<br />

04 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

WILLKOMMEN<br />

IM GEDRÄNGE<br />

Der deutsche <strong>Breitbandmarkt</strong> ist extrem<br />

fragmentiert<br />

In kaum einem anderen europäischen<br />

Land tummeln sich so viele Breitbandanbieter<br />

wie in Deutschland. Neben dem<br />

Ex-Monopolisten Deutsche Telekom haben<br />

Kunden aktuell die Wahl zwischen vier<br />

weiteren bundesweit vertretenen DSL-<br />

Anbietern: Vodafone, O2 und HanseNet<br />

sowie dem Reseller United Internet.<br />

In vielen Regionen finden sich z.B. mit<br />

Versatel, EWETel, Netcologne oder M-Net<br />

zudem regionale DSL-Anbieter. Insbesondere<br />

für Geschäftskunden machen weitere<br />

Breitbandanbieter wie etwa QSC oder COLT<br />

die Suche nach dem richtigen Dienstleister<br />

zur Qual der Wahl.<br />

4,3% Sonstige<br />

0,9 % O2<br />

1,7 % Kabel BW<br />

1,7 % Unitymedia<br />

2,7 % Kabel Deutschland<br />

3,1% Versatel<br />

10,3% HanseNet (Alice)<br />

13,2% Arcor<br />

16,5% United Internet<br />

inkl. Freenet<br />

45,6% Deutsche Telekom<br />

Und nicht zuletzt haben auch die Kabel-<br />

anbieter wie z.B. Kabel Deutschland,<br />

Unitymedia und Kabel BW in den vergangenen<br />

zwei Jahren deutlich an Boden gut<br />

gemacht. Durch diese Aktivitäten herrscht<br />

<strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong> mittlerweile<br />

eine beachtliche Wettbewerbsdichte.<br />

In Großstädten wie Köln haben Kunden<br />

inzwischen in aller Regel die Auswahl<br />

zwischen nicht weniger als zehn Breitbandanbietern<br />

und deren Produkten und<br />

Dienstleistungen.<br />

Starker Wettbewerb kostet<br />

Free Cash Flow<br />

Der starke Wettbewerb beschert den<br />

<strong>deutschen</strong> Anbietern klare Nachteile in<br />

punkto Profitabilität und Cashflow-Gene-<br />

rierung, insbesondere <strong>im</strong> Vergleich zur<br />

Situation in anderen europäischen Län-<br />

dern. In Italien weist Fastweb als größter<br />

alternativer Anbieter bei 1,5 Millionen<br />

Anschlüssen eine EBITDA-Marge <strong>von</strong><br />

32 % auf. Iliad, die Nummer 1 der Wettbewerber<br />

<strong>von</strong> FT in Frankreich, kommt<br />

auf 37,6 % (ohne Alice). Die <strong>deutschen</strong><br />

Player Vodafone Arcor (18,6 % <strong>im</strong> 1. Halbjahr<br />

2008) oder HanseNet (20,0 % <strong>im</strong><br />

Geschäftsjahr 2008) erreichen relativ zu<br />

diesen Werten nur etwa halb so attraktive<br />

Margen. Die beste EBITDA-Marge der<br />

alternativen Netzanbieter in Deutschland<br />

(Kabel ausgenommen) für das 1. Halbjahr<br />

2009 berichtete Versatel mit 25,0 %.<br />

<strong>Ein</strong> wichtiger Grund für die Margendifferenz<br />

zwischen Deutschland und Frank-<br />

reich sind die Kosten für die letzte Meile.<br />

In Frankreich liegen sie mit 9,30 Euro<br />

deutlich unterhalb der in Deutschland<br />

erst kürzlich erreichten 10,20 Euro. Der<br />

günstigere Preis in Frankreich macht 4 bis<br />

5 Prozentpunkte der Margendifferenz aus.<br />

Die verbleibenden mehr als 5 Prozentpunkte<br />

lassen sich dagegen nur mit feh-<br />

lenden bzw. niedrigeren Skaleneffekten in<br />

Deutschland erklären.<br />

Aufgrund ihrer vergleichsweise geringen<br />

Ergebnisse drohen die <strong>deutschen</strong> Anbieter<br />

gegenüber der europäischen Konkurrenz<br />

ins Hintertreffen zu geraten. Denn die<br />

hohen Margen bilden vielfach die Basis<br />

für die <strong>im</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong> zwingend nötigen<br />

Investitionen, die sich häufig auf 15 %<br />

des Umsatzes belaufen können. Deutsche<br />

Anbieter sind aus diesem Grund aber<br />

kaum in der Lage, einen signifikanten Free<br />

Cash Flow zu generieren — weder Vodafone,<br />

Arcor noch HanseNet oder Versatel haben<br />

2008 einen positiven Kapitalfluss erzielt.<br />

Lediglich United Internet konnte dank<br />

seines stark cashflow-positiven Hosting-<br />

und Portalgeschäfts dieses Ziel erreichen.<br />

Es überrascht nicht, dass schwache Free<br />

Cash Flows die Fähigkeit, umfangreiche<br />

Zukunftsinvestitionen zu finanzieren,<br />

empfindlich schwächen. Die aktuelle<br />

globale Finanzkrise verschärft die Situation<br />

für viele deutsche Wettbewerber weiter.<br />

Denn ein positiver Kapitalfluss ist in Zeiten<br />

restriktiver Finanzierungspolitik <strong>von</strong><br />

Banken und Investoren erfolgskritisch.<br />

Uns fehlt aktuell die Phantasie für ein<br />

Szenario, in dem die Banken jenen <strong>deutschen</strong><br />

Anbietern mit negativem Cash Flow<br />

große Investitionen wie Fibre to the Curb<br />

(d.h. VDSL) oder gar Fibre to the Building<br />

finanzieren. Die Zukunftsaussichten für<br />

deutsche Anbieter — und damit leider auch<br />

für den <strong>deutschen</strong> Infrastrukturausbau —<br />

sind daher eher trübe.<br />

FREMDKAPITALGEBER<br />

MÖGEN KEINE<br />

NEGATIVEN FREE<br />

CASH FLOWS<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 05


KONSOLI-<br />

DIEREN ODER<br />

VERLIEREN?<br />

Mehrere Faktoren<br />

erhöhen den Druck<br />

zur <strong>Konsolidierung</strong><br />

06 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

Rückläufiges Teilnehmerwachstum<br />

Noch <strong>im</strong> Jahr 2007 wuchs die Zahl der<br />

Breitbandanschlüsse <strong>im</strong> Vergleich zum<br />

Vorjahr um 33 % auf 19,5 Millionen und<br />

damit nochmals stärker als 2006. Gleichzeitig<br />

aber wurde die 50 %-Marke bei<br />

privaten Haushalten noch nicht durch-<br />

brochen, so dass <strong>im</strong> Jahr 2008 mit 3,3 Mil-<br />

lionen Neuanschlüssen erneut eine erhebliche<br />

Zahl hinzukam, wobei sich der Anteil<br />

der Kabelanschlüsse an den Neuanschlüssen<br />

deutlich <strong>von</strong> 5 % auf 7 % erhöht hat.<br />

Die Zuwachsrate der DSL-Anschlüsse hat<br />

sich entsprechend <strong>von</strong> fast 4,5 Millionen<br />

auf nur noch 2,5 Millionen nahezu halbiert.<br />

<strong>Ein</strong>ige kleinere Reseller (z.B. Freenet)<br />

haben dabei sogar Kunden verloren.<br />

Wir erwarten für das Gesamtjahr 2009<br />

eine weitere Verlangsamung des Marktwachstums<br />

mit deutlich unter 2,0 Millionen<br />

Neuanschlüssen. Auch wenn wir uns eine<br />

Breitband-Penetration <strong>von</strong> 85 % und<br />

darüber gut vorstellen können, werden<br />

sich festnetzbasierte Breitbandanbieter<br />

den Markt mit mobilen Breitbandangeboten<br />

teilen müssen. In Österreich beispielsweise<br />

erreichen die mobilen Angebote<br />

bereits einen Marktanteil <strong>von</strong> 40% aller<br />

Breitband-Verbindungen. Wir rechnen<br />

daher für das Jahr 2010 für Neuanschlüsse<br />

mit einem Wert, der nur noch knapp<br />

oberhalb der Millionengrenze liegen wird.<br />

Wettbewerb, Preis- und Margendruck<br />

Wie eingangs bereits erwähnt, hat der<br />

Kunde in einigen Regionen die Wahl aus<br />

bis zu zehn Anbietern, die jeweils eine<br />

Handvoll unterschiedlicher Tarife und<br />

Optionen anbieten. Gleichzeitig sinkt die<br />

Möglichkeit, eigene Produkte sinnvoll zu<br />

differenzieren: Designfragen — wie etwa bei<br />

Endgeräten <strong>im</strong> Mobilfunk — oder besondere<br />

Inhalte spielen <strong>im</strong> Festnetz eine nur untergeordnete<br />

Rolle. IPTV sehen wir noch nicht<br />

als wirkliche Erfolgsgeschichte. Qualitäts-<br />

und Serviceaspekte spielen zumindest<br />

bei der Initialauswahl des Anbieters<br />

ebenfalls kaum eine Rolle. So bleibt als<br />

Differenzierungschance letztlich nur der<br />

harte Preiswettbewerb. Die Preise — und<br />

damit die durchschnittlichen Umsätze pro<br />

Anschluss (ARPU) — sinken <strong>im</strong> Laufe der<br />

Zeit daher kontinuierlich, wie die Grafik am<br />

Beispiel Versatel verdeutlicht.<br />

DSL-Umsatz pro Kunde bei Versatel<br />

In Euro pro Monat<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

53,2<br />

51,8<br />

m=modelliert e=est<strong>im</strong>ate<br />

Quelle: Versatel; Sal. Oppenhe<strong>im</strong>; OC&C-Analyse<br />

48,7<br />

45,5<br />

2007<br />

43,9 42,0<br />

Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4<br />

2006m<br />

40,4<br />

Marktwachstum<br />

In tsd. Anschlüssen<br />

38,9 37,1 36,0<br />

Q1 Q2 Q3 Q4<br />

2008<br />

4.910<br />

10<br />

520<br />

4.380<br />

2007 2008 2009e<br />

DSL Kabel<br />

Quelle: Sal. Oppenhe<strong>im</strong>, OC&C-Analyse<br />

-15% p.a.<br />

-33 %<br />

3.290<br />

660<br />

2.630<br />

-42%<br />

34,6<br />

1.900<br />

10<br />

530<br />

1.360<br />

Sonstige (FTTx, Lan, ...)<br />

33,6 32,7 31,9<br />

Q1 Q2 Q3 Q4<br />

2009e<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 07


Marktanteile bei Neuanschlüssen<br />

In %<br />

17,3<br />

75,9<br />

6,8<br />

2006 2007 2008 2009<br />

2010e<br />

Quelle: Sal. Oppenhe<strong>im</strong>; OC&C-Analyse<br />

39,8<br />

49,5<br />

In der Vergangenheit konnten die<br />

DSL-Anbieter Preisrückgänge noch durch<br />

Teilnehmerwachstum ausgleichen. Diese<br />

Strategie geht aufgrund der nachlassenden<br />

Zuwachsraten nun nicht mehr auf. Verschärft<br />

wird die Situation noch durch den<br />

<strong>von</strong> 2006 (17 %) bis 2008 (48 %) enorm<br />

gestiegenen Marktanteil des Marktführers<br />

Deutsche Telekom. Die Bedeutung der<br />

Kabelfirmen, die 2008 bereits 20 % der<br />

Neu-Anschlüsse auf sich vereinen konnten,<br />

wächst weiter. Wir erwarten hier für 2009<br />

eine weitere Steigerung auf 28 %. Durch<br />

die Kombination dieser Effekte halten<br />

wir es für sehr unwahrscheinlich, dass<br />

alternative DSL-Anbieter <strong>im</strong> Jahr 2009<br />

umsatzseitig noch wachsen können.<br />

10,6<br />

47,8<br />

32,0<br />

20,0<br />

53,0<br />

18,6<br />

Sinkende Umsätze können die alternativen<br />

Anbieter kaum durch Kostensenkungen<br />

kompensieren, da ein Großteil ihrer Kosten<br />

mittel- bis langfristig fix ist oder sogar<br />

außerhalb ihrer Kontrolle liegt. <strong>Ein</strong> Beispiel<br />

hierfür ist der Preis für die „letzte Meile“,<br />

der unlängst zumindest <strong>von</strong> 10,50 Euro<br />

auf 10,20 Euro gesenkt wurde. Im Ergebnis<br />

geraten die Margen unter erheblichen<br />

Druck und reichen nicht mehr aus, um die<br />

Finanzierung notwendiger Zukunftsinvestitionen<br />

zu decken.<br />

<strong>Ein</strong> Zusammenschluss zweier Wettbewerber<br />

bietet indes neue Perspektiven: Große<br />

Kostenblöcke könnten dann entfallen, und<br />

zudem ließen sich erhebliche Investitionen<br />

einsparen, wenn sich Teile der Infrastruktur<br />

überlappen. Wir schätzen den Effekt<br />

eines solchen Mergers mit einer signifikanten<br />

geographischen Überschneidung<br />

(„Overlap“) auf mindestens fünf Prozentpunkte<br />

der EBITDA-Marge.<br />

27,9<br />

43,5<br />

21,6<br />

Deutsche Telekom<br />

Alternative DSL-Anbieter<br />

Kabelanbieter<br />

34,0<br />

ALTERNATIVE DSL-<br />

ANBIETER WACHSEN<br />

2009 NICHT MEHR<br />

DIE NEUE BUNDES-<br />

REGIERUNG SOLLTE<br />

IHRE BREITBAND-<br />

FÖRDERUNG<br />

ÜBERDENKEN<br />

Neue Technologien und<br />

Investitionserfordernisse<br />

Die Breitbandindustrie ist seit jeher extrem<br />

kapitalintensiv. Allerdings haben Technologie<br />

und Infrastruktur nun einen Punkt<br />

erreicht, an dem weitere Verbesserungen<br />

des Übertragungsprotokolls nicht mehr<br />

ausreichen, um noch schnellere DSL-Verbindungen<br />

zu ermöglichen. DSL-Betreiber<br />

können die Kabelanbieter durch eine Investition<br />

in VDSL bestenfalls einholen, nicht<br />

aber überholen — hierzu sind nunmehr<br />

massive Investitionen in einen Technologiewechsel<br />

<strong>von</strong> DSL zu Glasfaser mit nahezu<br />

unbegrenzter Bandbreite notwendig.<br />

Der Bau solcher Netze ist jedoch extrem<br />

teuer — selbst in Regionen mit relativ hoher<br />

Bevölkerungsdichte liegen die Kosten pro<br />

erreichbarem Haushalt zwischen 200 Euro<br />

und 600 Euro. Erreichbare Haushalte allerdings<br />

bringen noch keine Umsätze. Und<br />

selbst wenn ein Anbieter ein Premiumprodukt<br />

ohne Preisprämie anbieten könnte, ist<br />

es noch <strong>im</strong>mer sehr unwahrscheinlich, dass<br />

er mehr als 50 % dieser Haushalte zu Kunden<br />

konvertieren und mit ihnen Umsätze<br />

generieren kann. Daher amortisieren sich<br />

solche Investitionen in Glasfaser oft erst<br />

nach sehr langer Zeit.<br />

Obwohl das Wettbewerbsumfeld kaum<br />

Raum für Investitionen bietet, erhöhen<br />

verschiedene Faktoren den Investitionsdruck.<br />

Dies gilt vor allem für die DSL-<br />

Anbieter. Denn die Kabelanbieter genießen<br />

gegenüber den Wettbewerbern derzeit den<br />

Vorteil, dass sie gerade in Kombination mit<br />

Kabel-TV bei Kunden erheblich punkten,<br />

die sonst kein TV-Signal erhalten können.<br />

Auch die mobilen Breitbandangebote<br />

stellen eine ernstzunehmende Konkurrenz<br />

dar. Selbst wenn deren Geschwindigkeit<br />

statt der theoretisch möglichen 7,2 MBit/s<br />

tatsächlich eher rund 1 MBit/s erreicht,<br />

gewährleisten sie ein gutes Surf-Erlebnis.<br />

Auch der <strong>von</strong> Seiten der Bundesregierung<br />

ausgeübte Druck ist nicht zu unterschätzen.<br />

Die Regierung sieht <strong>im</strong> Breitband eine der<br />

wesentlichen Zukunftsinvestitionen. Selbst<br />

wenn dies DSL-Anbieter in Privatbesitz<br />

nicht beeindrucken wird, könnte es die<br />

Deutsche Telekom, Marktführer und zu<br />

31 % in Staatsbesitz, zu Investitionen bewegen.<br />

Wollen die alternativen DSL-Anbieter<br />

nicht in einer Low-Value-Nische enden,<br />

werden sie dann nachziehen müssen —<br />

obwohl dies aus der Return-on-Investment-<br />

Perspektive eine durchaus fragwürdige<br />

Maßnahme darstellt.<br />

Die Finanzkrise macht alles noch<br />

schl<strong>im</strong>mer<br />

Hohe Investitionserfordernisse bei intensivem<br />

Wettbewerb, gepaart mit Margendruck<br />

und schwachen Cash Flows, waren bereits<br />

unter normalen Kapitalmarktbedingungen<br />

eine Herausforderung. Die Finanzkrise<br />

hat jedoch die Risikoneigung <strong>von</strong> Banken<br />

erheblich verringert und den Märkten<br />

historisch hohe Risikoprämien beschert.<br />

Diese Entwicklung stellt die DSL-Anbieter<br />

vor große Herausforderungen: Um konkur-<br />

renzfähig zu bleiben, müssen die Unternehmen<br />

langfristig investieren. Doch selbst<br />

wenn die DSL-Anbieter die Investitionen<br />

stemmen könnten, führten die daraus<br />

resultierenden höheren Kapitalkosten zu<br />

einer verlängerten Payback-Dauer und<br />

zu schwächeren Margen. So entsteht ein<br />

Teufelskreis, dem insbesondere kleinere<br />

Anbieter schwer entkommen können.<br />

Aus diesem Grund empfehlen wir der<br />

Bundesregierung, ihre Strategie zur<br />

St<strong>im</strong>ulierung <strong>von</strong> Breitbandinvestitionen<br />

zu überdenken. Statt einer vermeintlich<br />

investitionsfreundlichen Regulierung ist ein<br />

Breitband-Finanzierungsprogramm für kleinere<br />

Anbieter durch die KfW aus unserer<br />

Sicht eine sinnvollere Maßnahme. Denn<br />

stellt die Bundesregierung keine alternativen<br />

Finanzierungen bereit, wird sie mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit ihr Ziel verfehlen,<br />

75 % der <strong>deutschen</strong> Haushalte bis 2014 mit<br />

einem Breitbandanschluss zu versorgen.<br />

08 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 09


BLICK ÜBER<br />

DEN ZAUN<br />

Nur in Großbritannien<br />

ist der Wettbewerb<br />

noch intensiver<br />

als in Deutschland<br />

Im europäischen Vergleich herrscht <strong>im</strong><br />

<strong>Breitbandmarkt</strong> nur in Großbritannien ein<br />

noch stärkerer Wettbewerb als in Deutschland.<br />

Der Herfindahl-Hirschman-Index<br />

(HHI), ein Indikator für Wettbewerbsintensität,<br />

zeigt für Deutschland Ende<br />

2008 einen Wert <strong>von</strong> 0,253. <strong>Ein</strong>e höhere<br />

Wettbewerbsintensität gab es in diesem<br />

Zeitraum nur in UK (0,182) und Finnland<br />

(0,228). Frankreich (0,331), Spanien (0,372)<br />

und Italien (0,377) weisen dagegen einen<br />

deutlich geringeren Wettbewerb auf und<br />

werden jeweils <strong>von</strong> einem etablierten<br />

Anbieter dominiert. Die Annahme, ein<br />

intensiver Wettbewerb bewirke automatisch<br />

niedrige Preise, geht <strong>im</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong><br />

an der Realität vorbei — Italien hat<br />

trotz eines konsolidierteren Marktes ein<br />

nahezu identisches Preisniveau wie das<br />

wettbewerbsintensive Großbritannien.<br />

Wettbewerbsintensität vs. durchschnittlicher Anschluss-Paketpreis 1 , Westeuropa, 2008<br />

In HHI, Durchschnittspreis in Euro pro Monat und Marktgröße in Euro Mrd.<br />

Durchschnittl. Anschluss-<br />

Paketpreis in Euro<br />

48<br />

46<br />

44<br />

42<br />

40<br />

38<br />

36<br />

34<br />

32<br />

30<br />

28<br />

26<br />

0<br />

„Heading for trouble“ „Noch nichts passiert?“<br />

Sehr wettbewerblich Weitgehend konsolidiert<br />

Großbritannien<br />

0.00 0.18 0.20 0.22 0.24 0.26 0.28<br />

hoch<br />

Die Erklärung für dieses vermeintliche<br />

Paradoxon ist s<strong>im</strong>pel: Der Wettbewerb<br />

treibt das Preisniveau nicht einfach nach<br />

unten, sondern (zu) tiefe Preise erfordern —<br />

wie auch <strong>im</strong> vorausgegangenen Kapitel<br />

diskutiert — eine Marktkonsolidierung.<br />

Insofern gilt unsere Prognose, dass sich<br />

Deutschland auf dem Schaubild zunächst<br />

weiter nach unten, in Richtung eines<br />

stärkeren Wettbewerbs, und dann deutlich<br />

nach rechts, hin zu einer erhöhten<br />

<strong>Konsolidierung</strong>, bewegen wird. In Spanien<br />

und Irland steht die <strong>Konsolidierung</strong><br />

ebenfalls bevor; mit hohen Marktanteilen<br />

dominieren die Platzhirsche Telefónica<br />

und Eircom diese <strong>im</strong> europäischen<br />

Vergleich weiterhin recht hochpreisigen<br />

Märkte.<br />

1. Alle Angebote an DSL (Geschäfts- und Privatkunden), Kabel und Glasfaser mit Geschwindigkeiten über 256 kbit/s für Berechnung benutzt auf Basis <strong>von</strong> 611 Angeboten;<br />

Preise beinhalten nicht Mietkosten für PSTN-Leitungen falls herausrechenbar, auch wenn Kunden z.T. einen PSTN-Anschluss benötigen, um DSL zu erhalten; einige Angebote<br />

beinhalten Telefon- und Fernsehservices (triple-play); Berechnungen beinhalten keine Discounts und keine Mietgebühren für Modems<br />

Quelle: OECD; ITU; Analysys Mason; OC&C-Analyse<br />

Finnland<br />

Deutschland<br />

Niederlande<br />

Dänemark<br />

Schweden<br />

Portugal<br />

Österreich<br />

Wettbewerbsintensität (HHI)<br />

Belgien<br />

Frankreich<br />

0.30 0.32 0.34 0.36<br />

Irland<br />

Spanien<br />

Italien<br />

gering<br />

Griechenland<br />

0.38 0.40<br />

Marktanteile Breitband: Frankreich<br />

Haushalte: 25,54 Mio.<br />

Penetration Haushalte: 72%<br />

Quelle: Pyramid; Analysys Mason; Stand Q1 2009<br />

In Frankreich ist bereits eine erhebliche<br />

<strong>Konsolidierung</strong> des zu 95 % DSL-dominierten<br />

Marktes erfolgt. Zu den größten<br />

Übernahmen gehörten die Akquisition des<br />

AOL France-Internetgeschäfts durch Neuf<br />

Cegetel mit 500.000 Breitbandkunden<br />

<strong>im</strong> Jahr 2006, der Kauf des Tele2-Festnetz-<br />

und Breitbandgeschäfts durch SFR <strong>im</strong><br />

selben Jahr sowie die Übergabe <strong>von</strong><br />

ca. 850.000 Alice France-Breitbandkunden<br />

<strong>von</strong> Telecom Italia an die Iliad Group.<br />

Marktführer ist und bleibt die unter der<br />

Orange-Marke agierende France Telecom.<br />

Im Ergebnis bietet der weitgehend konsolidierte<br />

französische Markt wenig Raum für<br />

weitere Übernahmen.<br />

Der Markt in Italien ist geprägt durch<br />

die extrem starke Position <strong>von</strong> Telecom<br />

Italia. Mit einem Marktanteil <strong>von</strong> 56,9 %<br />

weist der ehemalige Monopolist einen<br />

enormen Abstand zu Fastweb (12,8 %<br />

Marktanteil), der Nummer 2 des Marktes<br />

auf. Die Wettbewerbssituation in Italien<br />

könnte sich allerdings bald ändern:<br />

10 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 11<br />

Iliad<br />

23,6%<br />

Noos-<br />

Numericable<br />

4,2%<br />

SFR<br />

22,1%<br />

Marktanteile Breitband: UK<br />

Haushalte: 25,62 Mio.<br />

Penetration Haushalte: 69%<br />

Easynet /<br />

BSkyB<br />

11,8%<br />

Virgin Media<br />

23,8%<br />

Orange<br />

5,5%<br />

O2<br />

2,3%<br />

KC<br />

1,3%<br />

Sonstige<br />

3,6%<br />

Sonstige<br />

3,2%<br />

Orange<br />

46,5%<br />

BT Retail<br />

26,8%<br />

Carphone<br />

Warehouse<br />

25,3%<br />

Marktanteile Breitband: Italien<br />

Haushalte: 23,6 Mio.<br />

Penetration Haushalte: 51%<br />

Vodafone (Tele2)<br />

5,3%<br />

WIND<br />

12,1%<br />

Tiscali<br />

4,6%<br />

FASTWEB<br />

12,8%<br />

Marktanteile Breitband: Spanien<br />

Haushalte: 15,7 Mio.<br />

Penetration Haushalte: 59%<br />

Wir erwarten einen aggressiven Marktauftritt<br />

<strong>von</strong> Vodafone mit Festnetz- und<br />

Mobilfunkangeboten sowie den <strong>Ein</strong>tritt<br />

neuer Player, z.B. durch den Kauf <strong>von</strong><br />

Tiscali und den zugehörigen 570.000<br />

Breitbandkunden.<br />

Orange<br />

12,5%<br />

Infolge der sehr wettbewerbsfreundlichen<br />

Regulierungspolitik in Großbritannien<br />

geriet die etablierte British Telecom (BT)<br />

zunehmend unter Druck. Heute ringt BT<br />

mit zwei Wettbewerbern, die je ungefähr<br />

ein Viertel des <strong>Breitbandmarkt</strong>es auf sich<br />

vereinen, um die Vorherrschaft auf dem<br />

britischen Markt: Virgin Mobile schloss<br />

sich <strong>im</strong> Jahr 2006 mit dem Wettbewerber<br />

NTL/Telewest zusammen, und Carphone<br />

Warehouse kaufte ebenfalls 2006 die britischen<br />

Ableger <strong>von</strong> AOL und Tele2 sowie<br />

zu Beginn dieses Jahres Tiscali.<br />

ONO<br />

14,5%<br />

Sonstige<br />

8,3%<br />

R<br />

Euskatel 1,6%<br />

2,1%<br />

Vodafone (Tele2)<br />

4,3%<br />

Jazztel<br />

4,5%<br />

Sonstige<br />

4,6%<br />

Telecom Italia<br />

56,9 %<br />

Telefónica<br />

55,8%<br />

Spaniens <strong>Breitbandmarkt</strong> ist durch die<br />

starke Dominanz <strong>von</strong> Telefónica (55,8 %<br />

Marktanteil) dem italienischen sehr<br />

ähnlich. Zusammen mit den Marktanteilen<br />

der beiden Verfolger ONO (14,5 %) und<br />

Orange Spain (12,5 %) sind bereits 86 %<br />

des Marktes verteilt. Jazztel scheiterte mit<br />

der Übernahme <strong>von</strong> Tele2 und ist nun mit<br />

4,5 % Marktanteil selbst ein potenzielles<br />

Übernahmeziel.<br />

Als Ergebnis dieses kurzen Exkurses in<br />

die anderen großen europäischen Länder<br />

halten wir fest, dass dort<br />

a) das Preisniveau mit Ausnahme <strong>von</strong><br />

Spanien und den Niederlanden<br />

niedriger ist als in Deutschland,<br />

b) die <strong>Konsolidierung</strong> des Marktes bereits<br />

weiter fortgeschritten ist als in<br />

Deutschland,<br />

c) insbesondere in UK und Spanien<br />

dennoch weitere M&A-Aktivitäten zu<br />

erwarten sind.


WARUM<br />

KONSOLIDIEREN?<br />

Übernahmeziele <strong>von</strong> Breitband-, Kabel-<br />

und Mobilfunkanbietern unterscheiden<br />

sich deutlich<br />

Wir sehen drei wesentliche Ziele, die<br />

Anbieter mit Übernahmeaktivitäten <strong>im</strong><br />

<strong>Breitbandmarkt</strong> verfolgen. Wie angesichts<br />

der unterschiedlichen Dynamik in den<br />

Teilmärkten nicht anders zu erwarten,<br />

variieren diese zwischen DSL-, Kabel- und<br />

Mobilfunkanbietern zum Teil erheblich:<br />

1) Erzielen <strong>von</strong> Kostensynergien<br />

Kosteneffizienz ist in Zeiten des zunehmenden<br />

Wettbewerbs in den nahezu<br />

gesättigten Märkten eine der zentralen<br />

Voraussetzungen für den Ausbau oder<br />

zumindest die Stabilisierung der Margen.<br />

Akquisitionen und die daraus resultierenden<br />

Zusammenschlüsse <strong>von</strong> Anbietern<br />

unterstützen dies, indem Verwaltungs-,<br />

Marketing-, Betriebs- und Beschaffungskosten<br />

anteilig deutlich reduziert werden<br />

können. Entscheidend ist zudem, die<br />

Kunden- bzw. Anschlusszahl zu erhöhen<br />

und damit signifikante Skaleneffekte zu<br />

erzielen. Kosteneffekte machen meist den<br />

Löwenanteil aller Synergien eines Zusammenschlusses<br />

aus. Bei der Übernahme <strong>von</strong><br />

Neuf Cegetel durch SFR hat das Management<br />

den Anteil der Kostensynergien auf<br />

rund 80 % aller Synergien geschätzt — ca.<br />

70 % durch Betriebskostenreduktion und<br />

ca. 10 % durch Synergien bei Investitionsausgaben.<br />

Den Kostensynergien stehen<br />

allerdings hohe Kosten für die Integration<br />

beider Unternehmen gegenüber.<br />

2) Erzielen <strong>von</strong> Umsatzsynergien<br />

In den vergangenen fünf Jahren betrugen<br />

die durchschnittlichen Kosten für die<br />

Akquisition eines europäischen Breitbandkunden<br />

ca. 550 Euro pro Anschluss —<br />

Vivendi/SFR zahlte für Neuf Cegetel sogar<br />

stolze 1.100 Euro pro Anschluss. In Anbetracht<br />

dieser Zahlen kommt bei Transaktionen<br />

der Frage nach opt<strong>im</strong>aler Monetarisierung<br />

der Kundenbasis eine entscheidende<br />

Bedeutung zu. <strong>Ein</strong>e größere Kundenbasis<br />

ermöglicht gleichzeitig Cross- und Up-<br />

Selling bei der <strong>Ein</strong>führung neuer Produkte.<br />

Ziel ist die Umwandlung <strong>von</strong> „Single-<br />

Play“-Kunden zu „Multi-Play“-Kunden.<br />

Dafür ist natürlich die zügige Entwicklung<br />

neuer Produkte und Produktbündelungen<br />

notwendig. Allerdings sind nicht alle Anbieter<br />

in der Lage, erfolgreiche Innovationen<br />

zu entwickeln und bestehende Produkte zu<br />

attraktiven Paketen zu bündeln. Gleichzeitig<br />

ist eine Komplementarität der Kunden<br />

wertvoll, da z.B. einem Mobilfunkkunden<br />

ein Breitbandanschluss verkauft werden<br />

kann.<br />

Strategische<br />

Notwendigkeit<br />

3) Bündelung der Investitionsausgaben<br />

Damit sich Investitionen in die Infrastruktur<br />

rentieren, muss in jeder Region, in der<br />

ein Unternehmen aktiv ist, eine kritische<br />

Anzahl <strong>von</strong> Anschlüssen vorhanden sein.<br />

Dies ist in Städten zumeist ein geringeres<br />

Problem als in ländlichen Regionen, die<br />

aktuell die höchsten Zuwachsraten verzeichnen.<br />

<strong>Ein</strong> Zusammenschluss kann<br />

gerade in diesen Regionen die kritische<br />

Masse <strong>von</strong> Anschlüssen erhöhen und<br />

dadurch die Kosten pro Anschluss senken.<br />

Die Notwendigkeit für einen Zusammenschluss<br />

hängt <strong>von</strong> den Kernkompetenzen<br />

des Käufers und den strategischen Zielen<br />

<strong>im</strong> betreffenden Markt ab. Während es für<br />

einen Kabelanbieter durchaus sinnvoll ist,<br />

zusätzlich zu Pay-TV oder Premium-TV-<br />

Anschlüssen auch kabelbasierte Breitbandanschlüsse<br />

anzubieten, hat er in aller<br />

Regel wenig Interesse an der Übernahme<br />

eines DSL-Anbieters. Insbesondere die<br />

schwierige Integration beider Technologien<br />

steht einer solchen Akquisition <strong>im</strong> Wege.<br />

Mobilfunkanbieter haben in der Vergangenheit<br />

schon häufiger Player aus dem<br />

<strong>Breitbandmarkt</strong> gekauft, um ihren Kunden<br />

ein echtes Triple Play anbieten zu können.<br />

Diese Strategie erlaubt nicht nur, höhere<br />

Kundenumsätze zu generieren, sondern<br />

auch die Churn-Rate erheblich zu senken.<br />

Gerade diese Wandlung vom Pure-Play-<br />

Anbieter — nur Mobilfunk oder nur Festnetz<br />

— hin zum integrierten Anbieter<br />

haben einige europäische Player bereits<br />

erfolgreich bewältigt. Als Paradebeispiel<br />

gilt hier Vodafone mit der Akquisition <strong>von</strong><br />

Tele2 in Spanien und Italien sowie dem<br />

Kauf der Minderheitsanteile an ARCOR<br />

und deren Integration hier in Deutschland.<br />

Entsprechend sehen wir mobile Anbieter<br />

als mögliche Treiber einer einsetzenden<br />

Marktkonsolidierung in Deutschland.<br />

Die Tabelle zeigt die strategischen Ziele<br />

der unterschiedlichen Player bei der Suche<br />

nach einem (DSL-)Breitbandpartner <strong>im</strong><br />

<strong>deutschen</strong> Markt.<br />

Kabelanbieter Mobilfunkanbieter<br />

12 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 13<br />

Kostensynergien<br />

Umsatzsynergien<br />

Bündelung<br />

der Investitionsausgaben<br />

(Capex<br />

efficiency)<br />

Breitbandanbieter<br />

HOCH<br />

Erhöhung der Kundenbasis /<br />

des Marktanteils, Verringerung<br />

des Wettbewerbs, Skaleneffekte<br />

HOCH<br />

Gemeinsame Verwaltung,<br />

Overhead und Betriebskosten<br />

NIEDRIG<br />

Kaum Möglichkeiten zur<br />

<strong>Ein</strong>führung neuer Produkte,<br />

insbesondere bei integrierten<br />

Angeboten, außer das<br />

Zielunternehmen verfügt<br />

über eine fortschrittlichere<br />

Technik<br />

HOCH<br />

Aufteilung der Kosten für<br />

neue Infrastruktur insbesondere<br />

für LLU-Player<br />

NIEDRIG<br />

Inkompatibilität<br />

der Technologien<br />

erschwert Handlungsbegründung<br />

NIEDRIG – MEDIUM<br />

Gemeinsame Verwaltung,<br />

Overhead und<br />

Betriebskosten<br />

KEINE<br />

Triple-Play (Festnetz<br />

Voice, Breitband, TV)<br />

wird bereits angeboten<br />

NIEDRIG<br />

Gemeinsame Infrastruktur<br />

/ Kosten für<br />

Datenrücktransport<br />

MEDIUM – HOCH<br />

Ziel: Integrierter Anbieter und<br />

Bedeutungsgewinn <strong>im</strong> Markt mit<br />

entsprechenden Skaleneffekten<br />

NIEDRIG – MEDIUM<br />

Gemeinsame Verwaltung,<br />

Overhead und Betriebskosten<br />

HOCH<br />

Durch das Angebot <strong>von</strong> Triple-<br />

Play-Zugang (Festnetz Voice,<br />

Breitband, Mobilfunk) oder<br />

Quadruple-Play inkl. TV<br />

NIEDRIG<br />

Potenzielle Kostenaufteilung für<br />

mobilen Breitbandzugang und<br />

Rücktransportkosten („backhaul<br />

costs“)


WER WILL<br />

NOCHMAL,<br />

WER HAT<br />

NOCH NICHT?<br />

Aktuelle Heatmap skizziert sinnvolle<br />

und weniger sinnvolle Zusammenschluss-<br />

Szenarien<br />

14 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

<strong>Ein</strong> hoher Wettbewerb, niedrige Margen,<br />

enormer Kostendruck sowie die Notwendigkeit<br />

massiver Investitionen — angesichts<br />

des aktuellen Marktdrucks liegt es auf der<br />

Hand, dass Zusammenschlüsse <strong>im</strong><br />

<strong>Breitbandmarkt</strong> erfolgen müssen. Unsere<br />

„Heatmap“ gibt anhand der Harvey-Ball-<br />

Systematik einen Überblick über denkbare<br />

Spielzüge der Player <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> Markt.<br />

Die <strong>Ein</strong>schätzungen basieren auf einer<br />

Reihe <strong>von</strong> Faktoren: Unserer Analyse der<br />

unternehmensspezifischen Situationen <strong>von</strong><br />

Käufer und Ziel, unserem Verständnis der<br />

industriellen Logik möglicher Züge sowie<br />

öffentlich bekannten Restriktionen. Zu den<br />

letztgenannten gehören neben der kommunizierten<br />

Strategie und der Finanzkraft<br />

auch mögliche Minderheitsbeteiligungen.<br />

Die „Heatmap“ liefert somit eine fundierte<br />

<strong>Ein</strong>schätzung der Spielräume <strong>im</strong> Markt;<br />

sie ist allerdings kein Prognoseinstrument<br />

oder gar eine Vorhersage zukünftiger<br />

Ereignisse.<br />

<strong>Konsolidierung</strong>s-Heatmap für den <strong>deutschen</strong><br />

<strong>Breitbandmarkt</strong><br />

Vier Schlüsselszenarien werden diskutiert<br />

Ziel<br />

United Internet<br />

Versatel<br />

Freenet<br />

Telecom Italia (HanseNet)<br />

QSC<br />

COLT<br />

Net Cologne<br />

KDG<br />

Kabel BW<br />

Orion<br />

Quelle: OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Analyse; Oktober 2009<br />

Konsolidierer<br />

Die Realisierungschancen möglicher<br />

Zusammenschlüsse bewerten wir entlang<br />

<strong>von</strong> fünf Kategorien: Am einen Ende<br />

der Skala stehen „sehr unwahrscheinliche“<br />

Spielzüge, denen nach unserer<br />

Analyse jedwede Logik fehlt. Am anderen<br />

Skalenende finden sich „wahrscheinliche“<br />

Spielzüge, die eine Reihe <strong>von</strong> Kernanforderungen<br />

an die erfolgreiche Durchführung<br />

einer Transaktion aufweisen. Dazu zählen<br />

etwa ein überzeugendes Geschäftskonzept,<br />

ein Käufer mit ausreichender Finanzkraft,<br />

ein zufriedener Verkäufer sowie das Fehlen<br />

<strong>von</strong> „deal breakers“ wie z.B. komplexe<br />

Schuldenstrukturen oder schwer lösbare<br />

Minderheitenbeteiligungen.<br />

4<br />

Vodafone TelefónicaO2 KPN/E-Plus Versatel United Internet KDG Unitymedia Private Equity<br />

1<br />

Sehr unwahrscheinlich Unwahrscheinlich Vorstellbar Möglich<br />

Wahrscheinlich<br />

Wir haben die potenziellen Käufer in vier<br />

Kategorien aufgeteilt: Mobilfunk-Netzbetreiber<br />

mit ihren eventuell vorhandenen<br />

Festnetz-Assets (Vodafone, Telefónica,<br />

O2, E-Plus), Festnetzbetreiber und Festnetz-Reseller<br />

(Versatel, United Internet),<br />

Kabelnetzanbieter (Kabel Deutschland,<br />

Unitymedia) sowie Finanzinvestoren. Die<br />

Deutsche Telekom wurde aus zwei Gründen<br />

außen vor gelassen: Auf Basis ihres<br />

aktuellen <strong>Breitbandmarkt</strong>anteils <strong>im</strong> Retail<br />

<strong>von</strong> ca. 46 % ist zum einen nicht damit zu<br />

rechnen, dass ihr die Bundesnetzagentur<br />

Akquisitionen in diesem Bereich erlauben<br />

wird. Zum anderen hat die Deutsche<br />

Telekom ausreichend Baustellen innerhalb<br />

des eigenen Konzerns, die personelle und<br />

finanzielle Aufmerksamkeit benötigen,<br />

wie z.B. T-Mobile US, T-Mobile UK oder<br />

T-Systems.<br />

2<br />

Zehn potenzielle Zielunternehmen<br />

(„Targets“) teilen wir in die drei Gruppen<br />

DSL-Anbieter, Reseller und Kabelanbieter<br />

ein. HanseNet und Orion wurden in den<br />

Medien bereits häufig als Übernahmeziele<br />

diskutiert. Die OC&C-Analyse zeigt<br />

allerdings, dass auch die anderen acht<br />

Unternehmen einen genaueren Blick wert<br />

sind.<br />

Insgesamt ergeben sich auf Basis dieser<br />

Kategorien 77 Kombinationen, <strong>von</strong> denen<br />

wir <strong>im</strong>merhin 18 als „möglich“ oder gar<br />

als „wahrscheinlich“ ansehen. Gleichzeitig<br />

beurteilen wir fast die Hälfte aller Kombinationen<br />

als „unwahrscheinlich“ oder<br />

„sehr unwahrscheinlich“. Hier zeigt sich,<br />

dass trotz des <strong>Konsolidierung</strong>sdrucks bei<br />

weitem nicht alles Gold ist, was zu glänzen<br />

scheint.<br />

3<br />

Im Ergebnis halten wir für durchaus vorstellbar,<br />

dass die Liste potenzieller Übernahmeziele<br />

in den kommenden 18 bis 24<br />

Monaten <strong>von</strong> zehn auf weniger als sieben<br />

Player schrumpfen könnte. Vier Szenarien,<br />

die eine breitere Diskussion verdienen und<br />

nicht nur der Logik eines einmaligen Deals<br />

folgen, betrachten wir auf den folgenden<br />

Seiten genauer:<br />

1. Strategische Optionen für Telefónica<br />

O2 in Deutschland<br />

2. Die Renaissance des Reseller-Modells<br />

3. <strong>Konsolidierung</strong>sszenarien für den<br />

Kabelmarkt<br />

4. „DSL goes Cable“<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 15


VIER<br />

SZENARIEN<br />

IM VISIER<br />

1.<br />

16 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

„ SHOULD I GROW OR<br />

SHOULD I GO?“<br />

O2 hat die Qual der Wahl: Telefónica O2<br />

ist derzeit der viertgrößte Mobilfunk-Netzbetreiber<br />

in Deutschland. Mit einem Anteil<br />

<strong>von</strong> 14 % an den 109 Millionen Teilnehmern<br />

des <strong>deutschen</strong> Mobilfunkmarktes<br />

und 14,9 Millionen Kunden <strong>im</strong> ersten<br />

Quartal 2009 liegt O2 deutlich hinter der<br />

Konkurrenz <strong>von</strong> E-Plus (17 % Marktanteil),<br />

Vodafone (33 %) und T-Mobile (36 %).<br />

Telefónica O2 verfügt <strong>im</strong> Breitband- bzw.<br />

Festnetzbereich über ein volles LLU-Netzwerk<br />

auf Basis der ADSL2+-Technologie<br />

und erreicht damit derzeit 63 % der Bevöl-<br />

kerung — mit einer Abdeckung <strong>von</strong> 80 %<br />

ist in naher Zukunft zu rechnen. Allerdings<br />

liegt der Marktanteil bei einer Kundenbasis<br />

<strong>von</strong> ca. 230.000 Anschlüssen bei unter 1 %<br />

und ist somit kaum relevant. Zusätzlich hat<br />

Telefónica O2 als Wholesaler verschiedener<br />

Service Provider über eine 1 Million Verbindungen<br />

geschaltet. Über ein Triple- oder<br />

Quadruple-Play-Portfolio mit IPTV oder<br />

ähnlichen Angeboten verfügt Telefónica<br />

O2 derzeit nicht.<br />

Basierend auf dieser relativ schwachen<br />

Marktperformance waren die finanziellen<br />

Ergebnisse der vergangenen Quartale trotz<br />

eines positiven Trends wenig befriedigend.<br />

Zwar steht zu erwarten, dass der neue<br />

CEO René Schuster sein Augenmerk darauf<br />

richten wird, den Aufwärtstrend fortzusetzen,<br />

doch ob es ihm gelingt, Telefónica O2<br />

substanziell zu stärken und als integrierten<br />

Anbieter und erfolgreiche Nummer 4 <strong>im</strong><br />

<strong>deutschen</strong> Mobilfunkmarkt zu positionieren,<br />

bleibt fraglich. Auch aufgrund eines<br />

vergleichsweise unbedeutenden Breitbandanteils<br />

sehen wir nur zwei strategische<br />

Handlungsoptionen als Alternative zu<br />

einem Exit.<br />

1. Option: Stärkung des integrierten<br />

Festnetz- und Mobilfunkansatzes<br />

Die erste und attraktivste Option für<br />

Telefónica O2 ist der massive Ausbau<br />

des Festnetz-Geschäftes, was bei aktuell<br />

230.000 Kunden voraussichtlich nur über<br />

eine Akquisition <strong>von</strong> signifikanter Größe<br />

gelingen kann. HanseNet ist als Übernahmeziel<br />

bereits <strong>im</strong> Gespräch, wobei der aus<br />

Telefónica O2-Sicht zu hohe Kaufpreis ein<br />

Hindernis darstellt. Durch eine Übernahme<br />

<strong>von</strong> HanseNet mit 2,3 Millionen Anschlüssen<br />

und 10 % Marktanteil würde Telefónica<br />

O2 zur Nummer 4 <strong>im</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong> mit<br />

nur geringem Abstand auf Vodafone und<br />

United Internet aufsteigen. Auf dieser Basis<br />

wären die notwendigen Größeneffekte für<br />

weitere DSL-Rollouts und Investitionen<br />

in die <strong>Ein</strong>führung neuer Technologien<br />

vorhanden. Darüber hinaus ist dann auch<br />

eine Ausweitung des Geschäftskundensegments<br />

denkbar. So ließe sich zudem eine<br />

Investition in IPTV-Angebote und damit ein<br />

Anschluss an die Wettbewerber Deutsche<br />

Telekom und Vodafone leichter darstellen.<br />

Durch die Übernahme kleinerer Player<br />

wie z.B. Versatel, QSC oder Netcologne,<br />

selbst wenn sie verfügbar wären, würde<br />

Telefónica O2 unserer Ansicht nach nicht<br />

die notwendige geografische Reichweite<br />

und Größe für einen erfolgversprechenden<br />

Ausbau des Breitbandgeschäfts erreichen.<br />

Lediglich United Internet mit aktuell<br />

3,5 Millionen Anschlüssen bietet neben<br />

HanseNet eine interessante Kundenbasis,<br />

verfügt aber über kein eigenes Netzwerk<br />

und ergäbe somit keine Infrastruktur-<br />

Synergien.<br />

2. Option: Fokussierung auf Mobilfunk<br />

als „Mobile-only“-Player<br />

<strong>Ein</strong>e reine Fokussierung auf das Mobilfunkgeschäft<br />

würde <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong><br />

offensichtlich keine <strong>Konsolidierung</strong>sschritte<br />

durch O2 bedeuten, weshalb wir<br />

sie <strong>im</strong> Rahmen dieser Studie nur anreißen.<br />

Auch wenn sie den Marktanteil seit 2004<br />

<strong>von</strong> 10 % auf 14 % steigern konnte, hat<br />

Telefónica O2 ihren Abstand zu E-Plus als<br />

Nummer 3 <strong>im</strong> Mobilfunkmarkt seither nicht<br />

verringert. Dies wird O2 bei abnehmendem<br />

Marktwachstum auch künftig kaum<br />

mehr alleine schaffen können. Nur durch<br />

die Akquisition <strong>von</strong> E-Plus könnte die<br />

Kundenzahl erhöht und die Point-of-Sale-<br />

Präsenz verbessert werden. Skaleneffekte<br />

würden Telefónica O2 eine Expansion<br />

ihrer 3G-Marktabdeckung und zukünftige<br />

Investitionen in Long Term Evolution (LTE)<br />

vereinfachen. Nachteilig wäre hingegen<br />

der wahrscheinliche Verlust einer Mobilfunklizenz<br />

aus regulatorischen Gründen<br />

und ein eventuell sehr hoher Kaufpreis.<br />

<strong>Ein</strong>e Fokussierung auf den Mobilfunkbereich<br />

muss nicht zwingend einen Exit<br />

vom Festnetz-Engagement nach sich<br />

ziehen, das unter anderem eine wichtige<br />

strukturelle Rolle als Backbone für das<br />

mobile Breitbandgeschäft darstellt. Das<br />

Wholesale- und das DSL-Retail-Geschäft<br />

könnten mit relativ geringen Investitionen<br />

weiterbetrieben werden, auch wenn sie<br />

keinen signifikanten Beitrag zum EBITDA<br />

leisten können.<br />

Telefónica O2 in Deutschland<br />

Mobilfunkkunden (m)<br />

Marktanteil Mobilfunk<br />

Breitbandkunden (m)<br />

Sales (€m)<br />

EBITDA (€m)<br />

Capex (€m)<br />

Capex / Sales<br />

Quelle: Telefónica O2; Sal. Oppenhe<strong>im</strong><br />

3. Option: Rückzug <strong>von</strong> Telefónica O2<br />

vom <strong>deutschen</strong> Markt<br />

<strong>Ein</strong>en Rückzug <strong>von</strong> Telefónica O2 vom<br />

<strong>deutschen</strong> Markt halten wir für eher<br />

unwahrscheinlich. Das deutsche Geschäft<br />

macht mit 3,6 Milliarden Euro (FY2008)<br />

<strong>im</strong>merhin 6 % des Telefónica-Konzern-<br />

umsatzes aus. Zwar liegt die EBITDA-<br />

Marge <strong>von</strong> ca. 23 % deutlich unter dem<br />

Konzerndurchschnitt <strong>von</strong> ca. 39 %, ist aber<br />

zwischen dem ersten Quartal 2008 und<br />

dem ersten Quartal 2009 um <strong>im</strong>merhin<br />

3,8 Prozentpunkte gestiegen. Außerdem<br />

hat O2 in den vergangenen Jahren bereits<br />

ca. 3 Milliarden Euro in die Erhöhung<br />

ihrer 2G-Reichweite auf 99 % und ihrer<br />

3G-Reichweite auf ca. 70-80 % investiert.<br />

Wir rechnen bald mit einer weiteren<br />

Verbesserung der Margen, zumal E-Plus<br />

eine deutlich geringere 3G-Reichweite als<br />

O2 aufweist und somit wettbewerblich<br />

zunehmend unter Druck gerät.<br />

Für ein Festhalten am <strong>deutschen</strong> Asset und<br />

seinem weiteren Ausbau spricht auch, dass<br />

das Management <strong>von</strong> Telefónica an einem<br />

zukünftig stärkeren Gegengewicht zu den<br />

Lateinamerika-Aktivitäten des Konzerns<br />

interessiert ist.<br />

Zusammenfassend halten wir <strong>von</strong> diesen<br />

Optionen einen Breitband-<strong>Konsolidierung</strong>szug<br />

<strong>von</strong> Telefónica O2 <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Markt für am wahrscheinlichsten, wobei<br />

HanseNet ein strategisch interessantes Ziel<br />

sein könnte.<br />

2007<br />

12,5<br />

13%<br />

0,075<br />

3.541<br />

473<br />

850<br />

24,0%<br />

2008 Veränderung<br />

14,2<br />

14%<br />

0,215<br />

3.595<br />

770<br />

924<br />

25,7 %<br />

13,6%<br />

186,7%<br />

1,5%<br />

62,8%<br />

8,7 %<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 17


2.<br />

UNITED INTER<strong>NET</strong><br />

VERFÜGT ÜBER EINE<br />

REIHE INTERESSANTER<br />

OPTIONEN<br />

18 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

DIE RENAISSANCE DES<br />

RESELLER-MODELLS?<br />

Strategische Optionen für United Internet<br />

Lange Zeit galt der Resell-Ansatz als nicht<br />

überlebensfähig, insbesondere weil die<br />

Reseller auf den Margendruck <strong>im</strong> harten<br />

Wettbewerb nicht mit der notwendigen<br />

Flexibilität reagieren können. So verwundert<br />

es nicht, dass in Europa mit United<br />

Internet nur ein einziger reiner Breitband-<br />

Reseller ohne eigene Netz-Infrastruktur<br />

übrig geblieben ist. Warum aber sollte sich<br />

das ändern?<br />

Die Investitionen für die nächste Generation<br />

Fibre to the Curb oder Fibre to the<br />

Building sind <strong>im</strong>mens. Erfahrungen der<br />

Deutschen Telekom und Swisscom weisen<br />

Investitionsaufwendungen für VDSL in<br />

Höhe <strong>von</strong> 200 bis 250 Euro pro erreichbarem<br />

Haushalt aus. Bei einer Breitbandpenetration<br />

<strong>von</strong> 70 % werden die Kosten<br />

pro Breitbandhaushalt so auf mindestens<br />

300 Euro hochschnellen. <strong>Ein</strong>e einfache<br />

Rechnung zeigt, wie schwierig es ist, bei<br />

solchen Kosten noch Geld zu verdienen:<br />

Bei einem durchschnittlichen Preis inklusive<br />

Mehrwertsteuer <strong>von</strong> rund 30 Euro<br />

pro Kunde erwarten wir eine Rohmarge<br />

<strong>von</strong> 60 % oder etwa 15 Euro.<br />

Selbst wenn ein Kunde vier Jahre bei einem<br />

Anbieter verweilt, muss das Unternehmen<br />

einen Marktanteil <strong>von</strong> mindestens 40 %<br />

erreichen, damit sich die Investitionen<br />

auszahlen. In vielen Regionen erwarten wir<br />

daher den Aufbau nur eines VDSL- oder<br />

FTTB-Netzes. Kein alternativer Anbieter<br />

wird eine nationale Abdeckung erreichen.<br />

Somit werden aber die Altnets ihr Business-<br />

Modell wieder umstellen und für einen<br />

großen Teil ihrer Kunden auf Reselling<br />

bauen müssen. Aus diesem Grund sind<br />

für potenzielle Konsolidierer unter den<br />

Alternativen die Breitbandkunden <strong>von</strong> sehr<br />

viel größerer Bedeutung als die Infrastruktur:<br />

Denn in Regionen, in denen sie<br />

zumindest in die Nähe <strong>von</strong> 40 % Marktanteil<br />

kommen können, müssen sie neue<br />

Netzwerke ohnehin selbst bauen.<br />

Der Reselling-Ansatz bietet viele Vorteile<br />

für einen Partner. <strong>Ein</strong> effizientes Shop- bzw.<br />

Distributionsnetzwerk, eine Door-to-Door-<br />

Organisation, eine ausgereifte Web-Präsenz<br />

und nicht zuletzt eine starke Marke mit<br />

komplementären Markenattributen können<br />

wichtige Assets in einer Kooperation sein.<br />

United Internet ist aktuell der einzige<br />

wirklich bedeutende Reseller — und verfügt<br />

nach der Übernahme des Freenet-DSL-<br />

Geschäfts über ca. 3,5 Millionen DSL-Breitbandkunden.<br />

Durch das Agreement mit<br />

Freenet hat UI darüber hinaus Zugang<br />

zu über 1.000 Points-of-Sale <strong>von</strong> Freenet<br />

und verfügt über ein breites Distributionsnetzwerk.<br />

Zudem betreibt United Internet<br />

Deutschlands größtes Portal und ist Europas<br />

führender Webhoster. Dieses Geschäft<br />

trägt zwar nur 18 % zum Gruppenumsatz<br />

bei, sein Anteil am EBITDA beläuft sich aber<br />

auf <strong>im</strong>merhin 40 %.<br />

Aus dieser recht komfortablen Situation<br />

ergeben sich mehrere strategische Optionen<br />

für die Breitbandaktivitäten <strong>von</strong> United<br />

Internet. Diese lassen sich grob in Rückzug<br />

und Expansion unterteilen:<br />

1. Rückzug vom DSL-Markt:<br />

Die DSL-Aktivitäten <strong>von</strong> United Internet<br />

wären ein hochattraktives Übernahmeziel<br />

für potenzielle Käufer — das akquirierende<br />

Unternehmen würde automatisch zur<br />

Nummer 2 <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> Markt, mit erheblichem<br />

Abstand zur Nummer 3. Allerdings<br />

hat United Internet drei gute Gründe, eine<br />

mögliche Exit-Entscheidung noch um zwei<br />

Jahre zu verzögern: Gründer und CEO<br />

Ralph Dommermuth würde nur dann einen<br />

wirklich guten Preis erzielen, wenn sowohl<br />

Vodafone als auch Telefónica O2 für das<br />

Asset bieten und damit den Kaufpreis in<br />

die Höhe treiben. Wir halten dies nur dann<br />

für wahrscheinlich, wenn Telefónica O2 vorher<br />

tatsächlich HanseNet erwerben kann<br />

und mit dann insgesamt ca. 2,6 Millionen<br />

Kunden fast zu Vodafone mit seinen<br />

3,2 Millionen Kunden aufschließt. Die<br />

Integration <strong>von</strong> HanseNet würde allerdings<br />

einige Zeit in Anspruch nehmen. Beide<br />

möglichen Käufer müssen zweitens außerdem<br />

ihre Cash-Reserven für die Versteigerung<br />

der Mobilfunklizenzen <strong>im</strong> kommenden<br />

Jahr aufsparen. Drittens schließlich<br />

erwartet der Markt einen Turn-around der<br />

Breitbandpreise, wie er auch schon in<br />

Frankreich zu beobachten war. <strong>Ein</strong>e Stabilisierung<br />

der ARPUs, die natürlich den<br />

einem Verkauf zugrunde liegenden Case<br />

unterstützen würde, wäre für 2011 die<br />

Folge.<br />

United Internet<br />

Breitbandkunden (m)<br />

Marktanteil Breitband<br />

Webhosting-Kunden (m)<br />

Sales (€m)<br />

EBITDA (€m)<br />

Capex (€m)<br />

Capex / Sales<br />

Quelle: United Internet; Sal. Oppenhe<strong>im</strong><br />

2. Expansion <strong>im</strong> Festnetz-<br />

<strong>Breitbandmarkt</strong>:<br />

<strong>Ein</strong> Wachstum durch Zukäufe würde sich<br />

für United Internet schwierig gestalten.<br />

Wir glauben nicht, dass UI ernsthaft für<br />

HanseNet bietet, denn der erwartete Kaufpreis<br />

<strong>von</strong> bis zu 1 Milliarde Euro übersteigt<br />

vermutlich die Möglichkeiten <strong>von</strong> United<br />

Internet. <strong>Ein</strong> Kauf der DSL-Sparte <strong>von</strong><br />

Versatel mit 700.000 Anschlüssen könnte<br />

dagegen Sinn machen: Wir halten eine<br />

Konzentration <strong>von</strong> Versatel auf einige Kernregionen<br />

(Rhein-Ruhr, Schleswig-Holstein,<br />

Berlin) für eine realistische Strategieoption,<br />

die dazu führen würde, dass die Düsseldorfer<br />

ihre Kunden außerhalb dieser Regionen<br />

verkaufen. Diese Kunden wiederum wären<br />

für United Internet sehr interessant.<br />

Andere Optionen einer Expansion <strong>im</strong><br />

DSL-Markt halten wir aus der Perspektive<br />

<strong>von</strong> UI dagegen für wenig sinnvoll — selbst<br />

KDG drängt sich als Übernahmeziel nicht<br />

wirklich auf.<br />

2007 2008 Veränderung<br />

2,67<br />

14%<br />

3,21<br />

1.487<br />

297<br />

59<br />

4,0%<br />

2,82<br />

13%<br />

3,62<br />

1.650<br />

350<br />

42<br />

2,5%<br />

5,6%<br />

12,8%<br />

11,0%<br />

17,8 %<br />

-28,8%<br />

3. Expansion in den mobilen<br />

(Breitband-)Markt:<br />

United Internet hält auch nach dem Teil-<br />

verkauf seiner rund 8 % an Freenet <strong>im</strong><br />

August über ein Joint-Venture mit dem<br />

Mobilfunkanbieter Drillisch noch 17 % an<br />

Deutschlands größtem Service-Provider <strong>im</strong><br />

Mobilfunk. Zu gegebener Zeit könnte sich<br />

hier eine interessante Option eröffnen, und<br />

United Internet könnte sich ganz mit Freenet<br />

zusammentun. Mobile Broadband wird<br />

für einige Kundensegmente eine attraktive<br />

Alternative zu festnetzbasierten Breitbandanschlüssen<br />

darstellen, wie wir zum<br />

Beispiel in Österreich massiv beobachten.<br />

In anderen Segmenten stellen Bündel aus<br />

Festnetz- und mobilen Breitbandprodukten<br />

eine attraktive Value Proposition für zahlreiche<br />

Kunden dar. Beide Kundensegmente<br />

könnte UI mithilfe eines Mobilfunkangebotes<br />

sehr viel besser bedienen und zugleich<br />

Churn-Raten reduzieren. Zudem bestehen<br />

Synergien bei Care/Billing, Verwaltung und<br />

Kundenbetreuung sowie komplementäre<br />

Distributionskanäle. Die Vorteile eines<br />

Zusammenschlusses <strong>von</strong> United Internet<br />

und Freenet wären erheblich.<br />

Warum ist noch nichts passiert? Erstens<br />

müsste United Internet-Gründer und Mehrheitseigner<br />

Dommermuth seinen Anteil<br />

auf weniger als 25 % verwässern und<br />

würde so seine Kontrolle verlieren. Zweitens<br />

reduziert der Freenet-Schuldenberg<br />

<strong>von</strong> ca. 1,1 Milliarden Euro die Handlungsspielräume<br />

deutlich. Und drittens treibt<br />

der Trend zu Low-Cost-Modellen Freenets<br />

Umsatz und Ergebnis <strong>im</strong> Kerngeschäft<br />

deutlich nach unten. Wir rechnen daher<br />

mit keinem weiteren Annäherungsversuch<br />

<strong>von</strong> United Internet vor 2011 oder 2012.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 19


3.<br />

20 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

„ SURVIVAL OF<br />

THE BIGGEST“<br />

Drei Gründe sprechen für eine <strong>Konsolidierung</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> Kabelmarkt<br />

Die deutsche Kabelindustrie steht vor einer<br />

weiteren <strong>Konsolidierung</strong>srunde — dafür<br />

sprechen drei gute Gründe: Unternehmen,<br />

die sowohl die Entschlossenheit als auch<br />

die Mittel für Übernahmen haben, eine<br />

überzeugende industrielle Logik sowie die<br />

Existenz diverser möglicher Übernahmeziele.<br />

Entschlossene Kabel-Konsolidierer<br />

Wir halten die Kabel Deutschland GmbH<br />

(KDG), Deutschlands größten Kabelnetzbetreiber<br />

mit knapp 9,1 Millionen Kunden<br />

in 13 der 16 Bundesländer, für einen der<br />

wahrscheinlichsten Konsolidierer. Durch<br />

zweistellige Wachstumsraten in Umsatz<br />

und EBITDA hat das Unternehmen eine<br />

beachtliche EBITDA-Marge <strong>von</strong> 43,2 %<br />

erzielt und den operativen Free Cash Flow<br />

<strong>im</strong> 2. Quartal 2009 auf über 86 Millionen<br />

Euro mehr als verdoppelt. Gleichzeitig<br />

hat sich die Verschuldung relativ zur<br />

Ertragskraft deutlich reduziert, auch wenn<br />

sie absolut gesehen mit 2,39 Milliarden<br />

Euro netto weiter hoch bleibt.<br />

Wir haben allerdings keinen Zweifel daran,<br />

dass die Eigentümer Providence Equity<br />

(88 %) und Ontario Teachers’ Pension<br />

Fund (8 %) in der Lage sind, einen <strong>Konsolidierung</strong>szug<br />

zu finanzieren, der ihr<br />

Investment KDG langfristig werthaltiger<br />

macht. KDG CEO Adrian <strong>von</strong> Hammerstein<br />

hat in der ersten Hälfte dieses Jahres<br />

öffentlich keinen Zweifel daran gelassen,<br />

dass er sowohl an einer weiteren <strong>Konsolidierung</strong><br />

der Netzebene 4 als auch an einer<br />

bundesweiten Kabelallianz interessiert ist.<br />

Schließlich ist KDG in der Vergangenheit<br />

bereits als aktiver Konsolidierer aufgetreten<br />

und hat Anfang 2008 sieben Tochtergesellschaften<br />

<strong>von</strong> Orion übernommen.<br />

ES GIBT DEUTLICH ZU<br />

VIELE KABELANBIETER<br />

UNTERHALB DER<br />

KRITISCHEN<br />

GRÖSSENSCHWELLE<br />

Unitymedia, Deutschlands zweitgrößter<br />

Kabelanbieter mit 4,6 Millionen Kunden<br />

in Nordrhein-Westfalen und Hessen, ist aus<br />

unserer Sicht ebenfalls ein potenzieller<br />

Käufer. Unitymedia hat <strong>im</strong> 2. Quartal 2009<br />

dank erheblicher Umsatzzuwächse sein<br />

EBITDA auf 48,2 % oder 111,3 Millionen<br />

Euro gesteigert und 50,0 Millionen Euro<br />

operativen Free Cash Flow generiert.<br />

Gegenüber den knapp 1,9 Milliarden Euro<br />

Nettoverschuldung ist das zwar nicht viel,<br />

das Management ist aber überzeugt, am<br />

Jahresende das obere Ende der EBITDA<br />

Guidance zu erreichen. Dadurch wird<br />

Unitymedia die Verschuldung weiter reduzieren<br />

können. Gleichzeitig sind wir überzeugt,<br />

dass die beiden Mehrheitseigentümer<br />

BC Partners (35,3 %) und Apollo<br />

Management LP (29,1 %) dem Unternehmen<br />

eine aktive Rolle in der <strong>Konsolidierung</strong><br />

ermöglichen werden. Entsprechend hat<br />

CEO Parm Sandhu auch bereits des öfteren<br />

in der Presse über die industrielle Logik<br />

eines Kabeldeals räsoniert. Akquisitionen<br />

<strong>von</strong> Netzen der Pr<strong>im</strong>acom in Aachen und<br />

Wiesbaden sowie der KfGW in Groß-Gerau,<br />

Weiterstadt und Büttelborn zeigen die<br />

Bereitschaft des Unternehmens, zumindest<br />

auf der Netzebene 4 aktiv zu konsolidieren.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 21


Regionale Empfangsbereiche deutscher<br />

Kabelnetzbetreiber 2008<br />

Unitymedia<br />

Kabel Kunden: 4,6 Mio.<br />

Breitband Kunden: 0,6 Mio.<br />

Umsatz 1 : 1.200 Mio.<br />

EBITDA 1 : 436 Mio.<br />

22 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

Kabel BW<br />

Kabel Kunden: 2,3 Mio.<br />

Breitband Kunden: 0,4 Mio.<br />

Umsatz: 438 Mio.<br />

EBITDA: 190 Mio.<br />

Wir sind nicht überzeugt, dass Kabel BW<br />

eine aktive Rolle in der <strong>Konsolidierung</strong><br />

spielen wird, und analysieren das Unternehmen<br />

daher nicht als möglichen Käufer.<br />

Mit einem 2008er EBITDA <strong>von</strong> 190 Millionen<br />

Euro bei gleichzeitigen Investitionen<br />

<strong>von</strong> 172 Millionen Euro sind Zukäufe ohne<br />

die Unterstützung <strong>von</strong> Eigentümer EQT nur<br />

sehr schwer zu realisieren. Allerdings aber<br />

haben wir keinen Zweifel, dass EQT <strong>im</strong> Falle<br />

eines Falles mit einer Finanzierungsunterstützung<br />

bereit stehen würde.<br />

KDG<br />

Kabel Kunden: 9,1 Mio.<br />

Breitband Kunden: 0,6 Mio.<br />

Umsatz: 1.370 Mio.<br />

EBITDA: 571 Mio.<br />

Anmerkung: Finanzkennzahlen für Kabel BW und Unitymedia<br />

aus dem Geschäftsjahr 2008; Finanzkennzahlen für KDG aus<br />

dem Geschäftsjahr 2008/09<br />

1. Inklusive Arena<br />

Quelle: Sal. Oppenhe<strong>im</strong>; OC&C-Analyse<br />

Mögliche weitere Käufer auf dem Kabelmarkt<br />

sind natürlich auch Private Equity-<br />

Häuser. Hierzu gehören z.B. Apax, Apollo,<br />

BC Partners, Blackstone, Providence oder<br />

Vitruvian. Auch DSL-Anbieter könnten unter<br />

gewissen Umständen in die <strong>Konsolidierung</strong><br />

eingreifen. Schließlich wird noch Liberty<br />

Media — einem großen, selbstbewussten,<br />

derzeit jedoch relativ hoch verschuldeten<br />

strategischen Investor aus den USA — Interesse<br />

am <strong>deutschen</strong> Kabelmarkt nachgesagt.<br />

Insgesamt stehen <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Kabelmarkt damit mindestens fünf oder<br />

sechs Käufer in den Startlöchern.<br />

Überzeugende industrielle Logik<br />

Der deutsche Kabelmarkt ist mit etwa<br />

4.000 Kabelnetzbetreibern auf Netzebene<br />

4 extrem fragmentiert. Auf Netzebene 3<br />

sind mit KDG, Unitymedia und Kabel BW<br />

dagegen lediglich drei Anbieter aktiv. Die<br />

Argumente für eine <strong>Konsolidierung</strong> rund<br />

um Kostensynergien und Capex-Effizienz<br />

auf Basis <strong>von</strong> Skaleneffekten haben wir<br />

bereits hinreichend diskutiert. Dennoch<br />

drängen sich zusätzliche Argumente,<br />

sowohl für eine fortgeführte vertikale als<br />

auch für eine horizontale <strong>Konsolidierung</strong>,<br />

förmlich auf. Und dies, obwohl sie <strong>im</strong><br />

Widerspruch zum 2008 gefällten Urteil des<br />

Bundeskartellamtes über den möglichen<br />

Zusammenschluss führender Kabelnetzbetreiber<br />

stehen.<br />

Als zentrales Argument für vertikale Integration<br />

sehen wir den Kundenzugang. KDG<br />

beispielsweise bedient fast 20 % seiner<br />

Kunden durch NE4-Anbieter und verfügt<br />

hier über keinen direkten Kundenkontakt,<br />

was das Upselling und vor allem das Vermarkten<br />

<strong>von</strong> Bündeln erheblich erschwert.<br />

In einem Markt, der sich zunehmend zu<br />

einem integrierten Triple-Play-Markt entwickelt,<br />

wird dies <strong>im</strong> Vergleich zu breit<br />

aufgestellten Anbietern wie T-Home zu<br />

einem echten Wettbewerbsnachteil.<br />

HORIZONTALE<br />

MERGER MACHEN<br />

GERADE IN DER<br />

KABELINDUSTRIE<br />

VIEL SINN<br />

Aber auch für die horizontale Integration<br />

gibt es bedeutende Gründe. Es ist<br />

offensichtlich, dass die Vermarktung an ein<br />

bundesweites Publikum über einen einheitlichen<br />

Footprint hinweg erheblich<br />

effizienter und effektiver erfolgen kann<br />

als <strong>im</strong> multiregionalen Ansatz. Dies<br />

liegt insbesondere an einer reduzierten<br />

Komplexität der kompletten Kette der Marketing-<br />

und Vertriebsstrategie bis hin zur<br />

Mediabuchung. Zudem können bundesweit<br />

agierende Anbieter wie T-Home oder Sky<br />

nationale Inhalte wie Bundesliga-Fußball<br />

an die gesamte Bevölkerung vermarkten<br />

und Lizenzkosten über eine sehr viel größere<br />

Zielkundenzahl verteilen. Regionale<br />

Player müssen dagegen, gerade mit Blick<br />

auf die Inhalte, deutliche Nachteile in<br />

Kauf nehmen. Da Top-Inhalte allerdings je<br />

nach Altersgruppe zu den zwei oder drei<br />

wichtigsten Kaufkriterien für TV-Access-<br />

Produkte zählen, sind die Kabelnetzbetreiber<br />

aktuell klar ins Hintertreffen geraten.<br />

Denn die Kunden müssen sich oft die<br />

einzelnen Teile ihres Gesamtbedarfs bei<br />

unterschiedlichen Anbietern buchen.<br />

Das größte Hindernis für beide <strong>Konsolidierung</strong>smodelle<br />

scheinen derzeit kartellrechtliche<br />

Bedenken zu sein. Das Bundeskartellamt<br />

hat schon 2004 einen Zusammenschluss<br />

der drei führenden Kabelnetzbetreiber<br />

untersagt. Diese Sichtweise<br />

wurde <strong>im</strong> Urteil <strong>von</strong> April 2008 zu KDG/<br />

Orion mit Verweis auf einen Rückgang des<br />

Wettbewerbs in drei der vier relevanten<br />

Teilmärkte bestätigt und kürzlich nochmals<br />

unterstrichen. Wir folgen dieser Sichtweise<br />

nicht. Im Gegenteil, wir können uns nicht<br />

vorstellen, warum beispielsweise ein<br />

Zusammenschluss <strong>von</strong> Unitymedia und<br />

Kabel BW zu einer weiteren schädlichen<br />

Konzentration führen sollte. Allerdings gab<br />

es unlängst auch ermutigende Signale aus<br />

dem Kartellamt, zumindest eine vertikale<br />

Integration betreffend.<br />

Zahlreiche mögliche Übernahmeziele<br />

Von den drei in unserer Heatmap genannten<br />

Übernahmezielen halten wir Orion<br />

Cable mit den Tochtergesellschaften Tele<br />

Columbus und Pr<strong>im</strong>aCom für das offensichtlichste.<br />

Orion mit seinen 3,2 Millionen<br />

Kunden gehört dem Finanzinvestor Escaline<br />

in Luxemburg, der direkt und indirekt<br />

100 % an Tele Columbus und 90,5 %<br />

an Pr<strong>im</strong>aCom hält. Nach dem Bruch eines<br />

Kreditvertrages und angesichts der über<br />

1,8 Milliarden Euro Schulden haben nun<br />

allerdings die Gläubiger weitgehend das<br />

Sagen und verlangen den Verkauf <strong>von</strong> Tele<br />

Columbus in einem formalen M&A-Prozess,<br />

der voraussichtlich bald beginnen wird.<br />

Allerdings erwarten wir, dass sich der Verkauf<br />

aufgrund diverser Komplexitäten<br />

kompliziert gestalten wird.<br />

Kabel BW halten wir mittelfristig ebenfalls<br />

für einen Übernahmekandidaten. Der mit<br />

deutlichem Abstand viertgrößte Kabelnetzbetreiber<br />

(2,3 Millionen Kunden in Baden-<br />

Württemberg) ist trotz einer positiven<br />

Entwicklung in den vergangenen Quartalen<br />

zu klein, um langfristig erfolgreich <strong>im</strong><br />

Markt bestehen zu können. Der bereits für<br />

dieses Jahr avisierte Capex <strong>von</strong> 170 bis 200<br />

Millionen Euro und vor allem die massiven<br />

zukünftigen Investitionserfordernisse, z.B.<br />

für ein DOCSIS 3.0-Upgrade, lassen sich in<br />

einem größeren Verbund reduzieren und<br />

vor allem auch viel leichter schultern.<br />

Kabel Deutschland schließlich sollte zumindest<br />

mittelfristig als Target nicht ganz<br />

außer Acht gelassen werden. Providence<br />

Equity ist seit nunmehr sechseinhalb<br />

Jahren in KDG investiert, und das Unternehmen<br />

hat sich mit einer sehr respektablen<br />

finanziellen Performance zu einem<br />

attraktiven Asset <strong>im</strong> Portfolio der US-<br />

Amerikaner entwickelt. Wir gehen nicht<br />

da<strong>von</strong> aus, dass der für 2011 durch das<br />

notwendige Netzwerk-Upgrade zu erwartende<br />

nächste Investitionsschub <strong>von</strong> KDG<br />

vereinbar ist mit dem erheblichen Hunger<br />

eines Private Equity-Investors nach Barmittelzuflüssen.<br />

Insofern halten wir neben<br />

einem gelegentlich bereits diskutierten<br />

Börsengang auch einen Verkauf des Unternehmens<br />

für durchaus denkbar. Potenzielle<br />

Kaufinteressenten sind die Mobilfunkanbieter<br />

Vodafone und E-Plus, die<br />

damit ihren Festnetzbereich stärken bzw.<br />

aufbauen könnten.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 23


WEITERE ÜBERNAHMEN<br />

DURCH PRIVATE EQUITY<br />

WERDEN EHER DIE<br />

AUSNAHME BLEIBEN<br />

24 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

Mögliche Übernahmezüge<br />

Aufbauend auf der Diskussion möglicher<br />

Übernahmeziele und Käufer <strong>im</strong> Kabelsektor<br />

sehen wir vier sinnvolle <strong>Konsolidierung</strong>sszenarien:<br />

1. Wir halten eine horizontale <strong>Konsolidierung</strong><br />

zwischen den Betreibern<br />

der Netzebene 3 eher mittelfristig für<br />

realisierbar und in diesem Szenario Kabel<br />

BW für das offensichtlichere der beiden<br />

kleineren Ziele. Gleichzeitig sind wir überzeugt<br />

da<strong>von</strong>, dass ein Zusammenschluss<br />

<strong>von</strong> Unitymedia mit Kabel BW nicht nur<br />

erhebliche Synergien auf der Opex- und<br />

Capex-Seite erzielte, sondern zudem die<br />

Wettbewerbsfähigkeit des neuen Unternehmens<br />

gegenüber bundesweiten Anbietern<br />

erheblich stärken könnte. Mehr Ressourcen<br />

und nicht zuletzt mehr Geld könnten in<br />

die Entwicklung <strong>von</strong> neuen Produkten,<br />

aber auch in den Kauf <strong>von</strong> Inhalten, in das<br />

Marketing und in den Vertrieb investiert<br />

werden. Wir glauben nicht, dass ein solcher<br />

Zusammenschluss durch das Kartellamt<br />

blockiert werden sollte, denn seine Vorteile<br />

für die Anbieter und Verbraucher überwiegen<br />

unserer Ansicht nach die geringen<br />

negativen Wettbewerbseffekte in den vier<br />

relevanten, vom Kartellamt diskutierten<br />

Teilmärkten.<br />

2. In Anbetracht der Vielzahl <strong>von</strong> Betreibern<br />

auf Netzebene 4 ist klar, dass<br />

es in diesem Bereich definitiv zu einer<br />

fortgeführten vertikalen <strong>Konsolidierung</strong><br />

kommen wird. Dabei halten wir die Übernahme<br />

<strong>von</strong> Tele Columbus — als Teil eines<br />

Orion-Deals oder isoliert — für die kurzfristig<br />

relevanteste Transaktion. Neben KDG<br />

hat auch Unitymedia Interesse an diesem<br />

Deal bekundet, dennoch scheint uns KDG<br />

der logischere Käufer zu sein, da bis auf die<br />

sogenannten west<strong>deutschen</strong> Schwerpunktregionen<br />

das vollständige Gebiet <strong>von</strong> Tele<br />

Columbus deckungsgleich ist mit der Präsenz<br />

<strong>von</strong> KDG. Dies ermöglicht das Heben<br />

nahezu aller zuvor diskutierten Synergien,<br />

und nicht zuletzt hat das Management-<br />

Team <strong>von</strong> KDG auch in der Vergangenheit<br />

bereits gezeigt, dass es Restrukturierungen<br />

und Integrationen umsetzen kann.<br />

Unitymedia hingegen hat nur einen<br />

geringeren Overlap mit Tele Columbus<br />

in Nordrhein-Westfalen und Hessen und<br />

könnte Synergien daher nur in einem<br />

niedrigeren Umfang realisieren. Wir hielten<br />

es daher für sinnvoller, wenn Unitymedia —<br />

nach einem <strong>von</strong> KGD geführten Deal — die<br />

Schwerpunktregionen in Westdeutschland<br />

<strong>von</strong> KGD erwerben würde.<br />

Allerdings würde das Kartellamt eine<br />

vertikale Transaktion voraussichtlich in<br />

eine zweite Phase der kartellrechtlichen<br />

Überprüfung geben, was den Deal wegen<br />

der entstehenden Unsicherheit auf beiden<br />

Seiten kompliziert macht.<br />

3. <strong>Ein</strong>e weitere Übernahme in der Kabelindustrie<br />

durch Private Equity ist prinzipiell<br />

vorstellbar. Allerdings erscheint uns hier<br />

lediglich eine Übernahme mit folgender<br />

Restrukturierung bei Orion sinnvoll. Bei<br />

allen anderen Szenarien sehen wir nicht,<br />

wie durch den reinen Eigentümerwechsel<br />

zu einem anderen Finanzinvestor Wert<br />

geschaffen werden könnte. Dies auch, weil<br />

nach einem solchen Wechsel voraussichtlich<br />

die gesamten langfristigen Verbindlichkeiten<br />

des Targets teuer umzuschulden<br />

wären. In einem Verkaufsprozess einer der<br />

größeren Kabelnetzbetreiber wäre daher<br />

— eine kartellrechtliche Genehmigung<br />

vorausgesetzt — eher ein strategischer<br />

Investor mit seinen erheblichen Synergiepotenzialen<br />

in der Lage, den höheren<br />

Kaufpreis anzubieten und den Zuschlag zu<br />

erhalten.<br />

4. Wir halten schließlich das Szenario „DSL<br />

goes Cable“ für so interessant, dass wir<br />

ihm das gesamte nächste Kapitel widmen.<br />

4.<br />

DSL GOES CABLE<br />

Die Kombination <strong>von</strong> DSL- und Kabelgeschäft<br />

kann sinnvoll sein — unter spezifischen<br />

Voraussetzungen<br />

Die Kombination des Kabel- und DSL-Geschäfts<br />

wurde bereits in einigen der bisher<br />

betrachteten Szenarien diskutiert. Auch<br />

wenn sie nicht so offensichtlich ist wie<br />

andere Szenarien, gibt es auch für diese<br />

Kombination gute Argumente.<br />

Kabelanbieter haben den zentralen Vorteil<br />

eines eigenen „End-to-End“-Netzwerks<br />

und müssen daher keine Gebühren für<br />

die letzte Meile bezahlen. Alternative DSL-<br />

Anbieter hingegen zahlen der Deutschen<br />

Telekom derzeit 10,20 Euro für die letzte<br />

Meile — und „verbrauchen“ allein damit<br />

bereits mehr als 40 % des aktuellen Headline-Preises<br />

<strong>von</strong> 29,90 Euro, der die Mehrwertsteuer<br />

beinhaltet. Diese einfache<br />

Rechnung scheint ein zentrales Argument<br />

für einen Zusammenschluss <strong>von</strong> DSL- und<br />

Kabelnetzbetreibern zu liefern. Aber geht<br />

diese Rechnung wirklich auf?<br />

Bisher gibt es nur ein Beispiel für einen<br />

vergleichbaren Zusammenschluss auf<br />

dem <strong>deutschen</strong> Markt: Im Juni 2008 erwarb<br />

der DSL-Anbieter Versatel den kleinen<br />

Kabelbetreiber AKF Telekabel <strong>von</strong> der<br />

Immobilienfirma Deutsche Wohnen AG.<br />

Nur sechs Monate später kaufte Versatel<br />

mit Media Home Net die zweite Kabelfirma.<br />

Die industrielle Logik dieser Deals basierte<br />

auf drei Synergietreibern:<br />

1. <strong>Ein</strong> erfolgreicheres Upselling <strong>von</strong><br />

Telefonie und Breitband aufgrund der<br />

besseren Expertise und der bekannte-<br />

ren Marke des DSL-Anbieters<br />

2. <strong>Ein</strong> Ersatz der Zulieferung des Signals<br />

<strong>von</strong> Netzebene 3<br />

3. <strong>Ein</strong>e Migration <strong>von</strong> DSL-Kunden zum<br />

Kabel und folglich die <strong>Ein</strong>sparung der<br />

Unbundling-Kosten.<br />

Das Upselling funktionierte bei Versatel<br />

und AKF tatsächlich. Versatel erwartet,<br />

dass mittelfristig 15 – 20 % der TV-Kabelkunden<br />

zusätzlich das Telefon- und Breitband-Internet-Angebot<br />

nutzen werden.<br />

Dass dies aber an der Stärke <strong>von</strong> Versatel<br />

und nicht an der relativen Schwäche <strong>von</strong><br />

AFK liegt, darf bezweifelt werden: Unitymedia<br />

hat als Kabelanbieter ebenfalls<br />

bereits 17 % seiner Kunden in zwei oder<br />

drei Produktsegmente migriert. Da auch<br />

andere Kabelanbieter das Triple-Play-<br />

Geschäft zunehmend beherrschen, wird<br />

diese Synergieform mit der Zeit an Spannung<br />

verlieren.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 25


Die zweite Synergieform ist sehr viel<br />

schwieriger zu erreichen, denn die Zulieferung<br />

des Level 3-Signals ist für den<br />

Level-4-Betreiber eine „Make or Buy“-<br />

Entscheidung. <strong>Ein</strong> eigener Ausbau ist in<br />

den meisten Fällen unwahrscheinlich, da<br />

sich hohe Investitionen in ein Glasfasernetz<br />

und eine Kabel-Kopfstation — <strong>im</strong> Vergleich<br />

zur Zulieferung des Netzebene 3-Signals —<br />

oft nicht rechnen. Versatel allerdings war<br />

zum Zeitpunkt des Kaufs <strong>von</strong> AKF bereits<br />

<strong>im</strong> Besitz einer Glasfaser-Infrastruktur in<br />

Berlin und Gera, wodurch sie die Zulieferung<br />

des Signals an AKF zu deutlich<br />

niedrigeren Kosten selbst übernehmen<br />

konnte. Bis auf die City Carrier, wie etwa<br />

Netcologne, und eben Versatel, haben die<br />

DSL-Anbieter jedoch keine so tiefen Infrastrukturen.<br />

Diese sind aber grundlegende<br />

Voraussetzung, um letztlich <strong>von</strong> dieser<br />

Synergieform zu profitieren.<br />

Die Migration der DSL-Kunden in Richtung<br />

Kabelanschluss ist nur bei Überlappung<br />

beider Netzinfrastrukturen möglich. Zudem<br />

muss jeder einzelne Kunde seine Zust<strong>im</strong>mung<br />

zum Technologiewechsel geben, was<br />

einen aufwendigen administrativen Prozess<br />

voraussetzt. Daneben muss der Anbieter<br />

zahlreichen Kunden Hardwarekosten, z.B.<br />

für WLAN Router, erstatten. Versatel hat<br />

hier noch keine vollständige Transparenz,<br />

gesteht aber ein, dass die Konversion <strong>von</strong><br />

DSL auf Kabel sehr lange dauern könnte.<br />

In Summe scheint der Zusammenschluss<br />

<strong>von</strong> DSL- und Kabelanbietern somit zwar<br />

plausible Argumente für Synergien zu<br />

liefern — praktisch sind die Effekte jedoch<br />

eher gering und ihre Entwicklung benötigt<br />

zudem viel Zeit. Entsprechend wird sich ein<br />

solcher Merger nur rechnen, wenn sich die<br />

beiden Netzwerke nennenswert übeschneiden<br />

und die Kabelfirma kein eigenes Level-<br />

3-Signal dort führt, wo der DSL-Anbieter<br />

eine Level-3-Infrastruktur besitzt.<br />

Konkret heißt das, dass wir eine Akquisition<br />

<strong>von</strong> Kabel Deutschland durch Telefónica<br />

oder Vodafone nicht für wahrscheinlich und<br />

eine Übernahme <strong>von</strong> Kabel BW durch diese<br />

beiden Player für nahezu ausgeschlossen<br />

halten, denn alle drei Synergietreiber<br />

greifen in diesen Szenarien nicht. <strong>Ein</strong>e<br />

Übernahme des überlappenden Teils des<br />

Kabelnetzes <strong>von</strong> Orion durch Versatel kann<br />

hingegen durchaus sinnvoll sein.<br />

NUR SELTEN WERDEN<br />

DSL-ANBIETER<br />

SYNERGIEN MIT<br />

KABEL<strong>NET</strong>ZBETREIBERN<br />

HEBEN KÖNNEN<br />

ANSCHLUSS<br />

VERPASST?<br />

Weitere Zusammenschlüsse <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong><br />

<strong>Breitbandmarkt</strong> sind nur eine Frage der Zeit<br />

Zahlreiche Wettbewerber, sinkende<br />

Wachstumsraten, hohe Investitionserfordernisse<br />

— der deutsche <strong>Breitbandmarkt</strong><br />

steht vor großen Herausforderungen.<br />

Gerade kleinere Anbieter haben kaum<br />

noch Chancen, durch zusätzliche Kunden<br />

die dringend notwendigen Skaleneffekte zu<br />

erzielen. Sie benötigen schnell Anschluss<br />

an größere Wettbewerber — entweder <strong>im</strong><br />

selben Geschäftsfeld oder in verwandten<br />

Sektoren. OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> erwarten<br />

daher in der nahen Zukunft eine<br />

erhebliche <strong>Konsolidierung</strong> des <strong>deutschen</strong><br />

<strong>Breitbandmarkt</strong>es. Unsere Heatmap mit<br />

potenziellen Käufern und Zielunternehmen<br />

stellt verschiedene denkbare Szenarien<br />

vor — und zeigt, dass kleine Anbieter den<br />

Anschluss noch nicht verpasst haben.<br />

Interessante Optionen bieten sich derzeit<br />

fast allen Marktteilnehmern — es bleibt<br />

also spannend!<br />

26 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 27


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10/2009

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