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Konsolidierung im deutschen Breitbandmarkt Ein Insight von ... - NET

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2.<br />

UNITED INTER<strong>NET</strong><br />

VERFÜGT ÜBER EINE<br />

REIHE INTERESSANTER<br />

OPTIONEN<br />

18 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />

DIE RENAISSANCE DES<br />

RESELLER-MODELLS?<br />

Strategische Optionen für United Internet<br />

Lange Zeit galt der Resell-Ansatz als nicht<br />

überlebensfähig, insbesondere weil die<br />

Reseller auf den Margendruck <strong>im</strong> harten<br />

Wettbewerb nicht mit der notwendigen<br />

Flexibilität reagieren können. So verwundert<br />

es nicht, dass in Europa mit United<br />

Internet nur ein einziger reiner Breitband-<br />

Reseller ohne eigene Netz-Infrastruktur<br />

übrig geblieben ist. Warum aber sollte sich<br />

das ändern?<br />

Die Investitionen für die nächste Generation<br />

Fibre to the Curb oder Fibre to the<br />

Building sind <strong>im</strong>mens. Erfahrungen der<br />

Deutschen Telekom und Swisscom weisen<br />

Investitionsaufwendungen für VDSL in<br />

Höhe <strong>von</strong> 200 bis 250 Euro pro erreichbarem<br />

Haushalt aus. Bei einer Breitbandpenetration<br />

<strong>von</strong> 70 % werden die Kosten<br />

pro Breitbandhaushalt so auf mindestens<br />

300 Euro hochschnellen. <strong>Ein</strong>e einfache<br />

Rechnung zeigt, wie schwierig es ist, bei<br />

solchen Kosten noch Geld zu verdienen:<br />

Bei einem durchschnittlichen Preis inklusive<br />

Mehrwertsteuer <strong>von</strong> rund 30 Euro<br />

pro Kunde erwarten wir eine Rohmarge<br />

<strong>von</strong> 60 % oder etwa 15 Euro.<br />

Selbst wenn ein Kunde vier Jahre bei einem<br />

Anbieter verweilt, muss das Unternehmen<br />

einen Marktanteil <strong>von</strong> mindestens 40 %<br />

erreichen, damit sich die Investitionen<br />

auszahlen. In vielen Regionen erwarten wir<br />

daher den Aufbau nur eines VDSL- oder<br />

FTTB-Netzes. Kein alternativer Anbieter<br />

wird eine nationale Abdeckung erreichen.<br />

Somit werden aber die Altnets ihr Business-<br />

Modell wieder umstellen und für einen<br />

großen Teil ihrer Kunden auf Reselling<br />

bauen müssen. Aus diesem Grund sind<br />

für potenzielle Konsolidierer unter den<br />

Alternativen die Breitbandkunden <strong>von</strong> sehr<br />

viel größerer Bedeutung als die Infrastruktur:<br />

Denn in Regionen, in denen sie<br />

zumindest in die Nähe <strong>von</strong> 40 % Marktanteil<br />

kommen können, müssen sie neue<br />

Netzwerke ohnehin selbst bauen.<br />

Der Reselling-Ansatz bietet viele Vorteile<br />

für einen Partner. <strong>Ein</strong> effizientes Shop- bzw.<br />

Distributionsnetzwerk, eine Door-to-Door-<br />

Organisation, eine ausgereifte Web-Präsenz<br />

und nicht zuletzt eine starke Marke mit<br />

komplementären Markenattributen können<br />

wichtige Assets in einer Kooperation sein.<br />

United Internet ist aktuell der einzige<br />

wirklich bedeutende Reseller — und verfügt<br />

nach der Übernahme des Freenet-DSL-<br />

Geschäfts über ca. 3,5 Millionen DSL-Breitbandkunden.<br />

Durch das Agreement mit<br />

Freenet hat UI darüber hinaus Zugang<br />

zu über 1.000 Points-of-Sale <strong>von</strong> Freenet<br />

und verfügt über ein breites Distributionsnetzwerk.<br />

Zudem betreibt United Internet<br />

Deutschlands größtes Portal und ist Europas<br />

führender Webhoster. Dieses Geschäft<br />

trägt zwar nur 18 % zum Gruppenumsatz<br />

bei, sein Anteil am EBITDA beläuft sich aber<br />

auf <strong>im</strong>merhin 40 %.<br />

Aus dieser recht komfortablen Situation<br />

ergeben sich mehrere strategische Optionen<br />

für die Breitbandaktivitäten <strong>von</strong> United<br />

Internet. Diese lassen sich grob in Rückzug<br />

und Expansion unterteilen:<br />

1. Rückzug vom DSL-Markt:<br />

Die DSL-Aktivitäten <strong>von</strong> United Internet<br />

wären ein hochattraktives Übernahmeziel<br />

für potenzielle Käufer — das akquirierende<br />

Unternehmen würde automatisch zur<br />

Nummer 2 <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> Markt, mit erheblichem<br />

Abstand zur Nummer 3. Allerdings<br />

hat United Internet drei gute Gründe, eine<br />

mögliche Exit-Entscheidung noch um zwei<br />

Jahre zu verzögern: Gründer und CEO<br />

Ralph Dommermuth würde nur dann einen<br />

wirklich guten Preis erzielen, wenn sowohl<br />

Vodafone als auch Telefónica O2 für das<br />

Asset bieten und damit den Kaufpreis in<br />

die Höhe treiben. Wir halten dies nur dann<br />

für wahrscheinlich, wenn Telefónica O2 vorher<br />

tatsächlich HanseNet erwerben kann<br />

und mit dann insgesamt ca. 2,6 Millionen<br />

Kunden fast zu Vodafone mit seinen<br />

3,2 Millionen Kunden aufschließt. Die<br />

Integration <strong>von</strong> HanseNet würde allerdings<br />

einige Zeit in Anspruch nehmen. Beide<br />

möglichen Käufer müssen zweitens außerdem<br />

ihre Cash-Reserven für die Versteigerung<br />

der Mobilfunklizenzen <strong>im</strong> kommenden<br />

Jahr aufsparen. Drittens schließlich<br />

erwartet der Markt einen Turn-around der<br />

Breitbandpreise, wie er auch schon in<br />

Frankreich zu beobachten war. <strong>Ein</strong>e Stabilisierung<br />

der ARPUs, die natürlich den<br />

einem Verkauf zugrunde liegenden Case<br />

unterstützen würde, wäre für 2011 die<br />

Folge.<br />

United Internet<br />

Breitbandkunden (m)<br />

Marktanteil Breitband<br />

Webhosting-Kunden (m)<br />

Sales (€m)<br />

EBITDA (€m)<br />

Capex (€m)<br />

Capex / Sales<br />

Quelle: United Internet; Sal. Oppenhe<strong>im</strong><br />

2. Expansion <strong>im</strong> Festnetz-<br />

<strong>Breitbandmarkt</strong>:<br />

<strong>Ein</strong> Wachstum durch Zukäufe würde sich<br />

für United Internet schwierig gestalten.<br />

Wir glauben nicht, dass UI ernsthaft für<br />

HanseNet bietet, denn der erwartete Kaufpreis<br />

<strong>von</strong> bis zu 1 Milliarde Euro übersteigt<br />

vermutlich die Möglichkeiten <strong>von</strong> United<br />

Internet. <strong>Ein</strong> Kauf der DSL-Sparte <strong>von</strong><br />

Versatel mit 700.000 Anschlüssen könnte<br />

dagegen Sinn machen: Wir halten eine<br />

Konzentration <strong>von</strong> Versatel auf einige Kernregionen<br />

(Rhein-Ruhr, Schleswig-Holstein,<br />

Berlin) für eine realistische Strategieoption,<br />

die dazu führen würde, dass die Düsseldorfer<br />

ihre Kunden außerhalb dieser Regionen<br />

verkaufen. Diese Kunden wiederum wären<br />

für United Internet sehr interessant.<br />

Andere Optionen einer Expansion <strong>im</strong><br />

DSL-Markt halten wir aus der Perspektive<br />

<strong>von</strong> UI dagegen für wenig sinnvoll — selbst<br />

KDG drängt sich als Übernahmeziel nicht<br />

wirklich auf.<br />

2007 2008 Veränderung<br />

2,67<br />

14%<br />

3,21<br />

1.487<br />

297<br />

59<br />

4,0%<br />

2,82<br />

13%<br />

3,62<br />

1.650<br />

350<br />

42<br />

2,5%<br />

5,6%<br />

12,8%<br />

11,0%<br />

17,8 %<br />

-28,8%<br />

3. Expansion in den mobilen<br />

(Breitband-)Markt:<br />

United Internet hält auch nach dem Teil-<br />

verkauf seiner rund 8 % an Freenet <strong>im</strong><br />

August über ein Joint-Venture mit dem<br />

Mobilfunkanbieter Drillisch noch 17 % an<br />

Deutschlands größtem Service-Provider <strong>im</strong><br />

Mobilfunk. Zu gegebener Zeit könnte sich<br />

hier eine interessante Option eröffnen, und<br />

United Internet könnte sich ganz mit Freenet<br />

zusammentun. Mobile Broadband wird<br />

für einige Kundensegmente eine attraktive<br />

Alternative zu festnetzbasierten Breitbandanschlüssen<br />

darstellen, wie wir zum<br />

Beispiel in Österreich massiv beobachten.<br />

In anderen Segmenten stellen Bündel aus<br />

Festnetz- und mobilen Breitbandprodukten<br />

eine attraktive Value Proposition für zahlreiche<br />

Kunden dar. Beide Kundensegmente<br />

könnte UI mithilfe eines Mobilfunkangebotes<br />

sehr viel besser bedienen und zugleich<br />

Churn-Raten reduzieren. Zudem bestehen<br />

Synergien bei Care/Billing, Verwaltung und<br />

Kundenbetreuung sowie komplementäre<br />

Distributionskanäle. Die Vorteile eines<br />

Zusammenschlusses <strong>von</strong> United Internet<br />

und Freenet wären erheblich.<br />

Warum ist noch nichts passiert? Erstens<br />

müsste United Internet-Gründer und Mehrheitseigner<br />

Dommermuth seinen Anteil<br />

auf weniger als 25 % verwässern und<br />

würde so seine Kontrolle verlieren. Zweitens<br />

reduziert der Freenet-Schuldenberg<br />

<strong>von</strong> ca. 1,1 Milliarden Euro die Handlungsspielräume<br />

deutlich. Und drittens treibt<br />

der Trend zu Low-Cost-Modellen Freenets<br />

Umsatz und Ergebnis <strong>im</strong> Kerngeschäft<br />

deutlich nach unten. Wir rechnen daher<br />

mit keinem weiteren Annäherungsversuch<br />

<strong>von</strong> United Internet vor 2011 oder 2012.<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 19

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