Konsolidierung im deutschen Breitbandmarkt Ein Insight von ... - NET
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VIER<br />
SZENARIEN<br />
IM VISIER<br />
1.<br />
16 <strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht<br />
„ SHOULD I GROW OR<br />
SHOULD I GO?“<br />
O2 hat die Qual der Wahl: Telefónica O2<br />
ist derzeit der viertgrößte Mobilfunk-Netzbetreiber<br />
in Deutschland. Mit einem Anteil<br />
<strong>von</strong> 14 % an den 109 Millionen Teilnehmern<br />
des <strong>deutschen</strong> Mobilfunkmarktes<br />
und 14,9 Millionen Kunden <strong>im</strong> ersten<br />
Quartal 2009 liegt O2 deutlich hinter der<br />
Konkurrenz <strong>von</strong> E-Plus (17 % Marktanteil),<br />
Vodafone (33 %) und T-Mobile (36 %).<br />
Telefónica O2 verfügt <strong>im</strong> Breitband- bzw.<br />
Festnetzbereich über ein volles LLU-Netzwerk<br />
auf Basis der ADSL2+-Technologie<br />
und erreicht damit derzeit 63 % der Bevöl-<br />
kerung — mit einer Abdeckung <strong>von</strong> 80 %<br />
ist in naher Zukunft zu rechnen. Allerdings<br />
liegt der Marktanteil bei einer Kundenbasis<br />
<strong>von</strong> ca. 230.000 Anschlüssen bei unter 1 %<br />
und ist somit kaum relevant. Zusätzlich hat<br />
Telefónica O2 als Wholesaler verschiedener<br />
Service Provider über eine 1 Million Verbindungen<br />
geschaltet. Über ein Triple- oder<br />
Quadruple-Play-Portfolio mit IPTV oder<br />
ähnlichen Angeboten verfügt Telefónica<br />
O2 derzeit nicht.<br />
Basierend auf dieser relativ schwachen<br />
Marktperformance waren die finanziellen<br />
Ergebnisse der vergangenen Quartale trotz<br />
eines positiven Trends wenig befriedigend.<br />
Zwar steht zu erwarten, dass der neue<br />
CEO René Schuster sein Augenmerk darauf<br />
richten wird, den Aufwärtstrend fortzusetzen,<br />
doch ob es ihm gelingt, Telefónica O2<br />
substanziell zu stärken und als integrierten<br />
Anbieter und erfolgreiche Nummer 4 <strong>im</strong><br />
<strong>deutschen</strong> Mobilfunkmarkt zu positionieren,<br />
bleibt fraglich. Auch aufgrund eines<br />
vergleichsweise unbedeutenden Breitbandanteils<br />
sehen wir nur zwei strategische<br />
Handlungsoptionen als Alternative zu<br />
einem Exit.<br />
1. Option: Stärkung des integrierten<br />
Festnetz- und Mobilfunkansatzes<br />
Die erste und attraktivste Option für<br />
Telefónica O2 ist der massive Ausbau<br />
des Festnetz-Geschäftes, was bei aktuell<br />
230.000 Kunden voraussichtlich nur über<br />
eine Akquisition <strong>von</strong> signifikanter Größe<br />
gelingen kann. HanseNet ist als Übernahmeziel<br />
bereits <strong>im</strong> Gespräch, wobei der aus<br />
Telefónica O2-Sicht zu hohe Kaufpreis ein<br />
Hindernis darstellt. Durch eine Übernahme<br />
<strong>von</strong> HanseNet mit 2,3 Millionen Anschlüssen<br />
und 10 % Marktanteil würde Telefónica<br />
O2 zur Nummer 4 <strong>im</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong> mit<br />
nur geringem Abstand auf Vodafone und<br />
United Internet aufsteigen. Auf dieser Basis<br />
wären die notwendigen Größeneffekte für<br />
weitere DSL-Rollouts und Investitionen<br />
in die <strong>Ein</strong>führung neuer Technologien<br />
vorhanden. Darüber hinaus ist dann auch<br />
eine Ausweitung des Geschäftskundensegments<br />
denkbar. So ließe sich zudem eine<br />
Investition in IPTV-Angebote und damit ein<br />
Anschluss an die Wettbewerber Deutsche<br />
Telekom und Vodafone leichter darstellen.<br />
Durch die Übernahme kleinerer Player<br />
wie z.B. Versatel, QSC oder Netcologne,<br />
selbst wenn sie verfügbar wären, würde<br />
Telefónica O2 unserer Ansicht nach nicht<br />
die notwendige geografische Reichweite<br />
und Größe für einen erfolgversprechenden<br />
Ausbau des Breitbandgeschäfts erreichen.<br />
Lediglich United Internet mit aktuell<br />
3,5 Millionen Anschlüssen bietet neben<br />
HanseNet eine interessante Kundenbasis,<br />
verfügt aber über kein eigenes Netzwerk<br />
und ergäbe somit keine Infrastruktur-<br />
Synergien.<br />
2. Option: Fokussierung auf Mobilfunk<br />
als „Mobile-only“-Player<br />
<strong>Ein</strong>e reine Fokussierung auf das Mobilfunkgeschäft<br />
würde <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Breitbandmarkt</strong><br />
offensichtlich keine <strong>Konsolidierung</strong>sschritte<br />
durch O2 bedeuten, weshalb wir<br />
sie <strong>im</strong> Rahmen dieser Studie nur anreißen.<br />
Auch wenn sie den Marktanteil seit 2004<br />
<strong>von</strong> 10 % auf 14 % steigern konnte, hat<br />
Telefónica O2 ihren Abstand zu E-Plus als<br />
Nummer 3 <strong>im</strong> Mobilfunkmarkt seither nicht<br />
verringert. Dies wird O2 bei abnehmendem<br />
Marktwachstum auch künftig kaum<br />
mehr alleine schaffen können. Nur durch<br />
die Akquisition <strong>von</strong> E-Plus könnte die<br />
Kundenzahl erhöht und die Point-of-Sale-<br />
Präsenz verbessert werden. Skaleneffekte<br />
würden Telefónica O2 eine Expansion<br />
ihrer 3G-Marktabdeckung und zukünftige<br />
Investitionen in Long Term Evolution (LTE)<br />
vereinfachen. Nachteilig wäre hingegen<br />
der wahrscheinliche Verlust einer Mobilfunklizenz<br />
aus regulatorischen Gründen<br />
und ein eventuell sehr hoher Kaufpreis.<br />
<strong>Ein</strong>e Fokussierung auf den Mobilfunkbereich<br />
muss nicht zwingend einen Exit<br />
vom Festnetz-Engagement nach sich<br />
ziehen, das unter anderem eine wichtige<br />
strukturelle Rolle als Backbone für das<br />
mobile Breitbandgeschäft darstellt. Das<br />
Wholesale- und das DSL-Retail-Geschäft<br />
könnten mit relativ geringen Investitionen<br />
weiterbetrieben werden, auch wenn sie<br />
keinen signifikanten Beitrag zum EBITDA<br />
leisten können.<br />
Telefónica O2 in Deutschland<br />
Mobilfunkkunden (m)<br />
Marktanteil Mobilfunk<br />
Breitbandkunden (m)<br />
Sales (€m)<br />
EBITDA (€m)<br />
Capex (€m)<br />
Capex / Sales<br />
Quelle: Telefónica O2; Sal. Oppenhe<strong>im</strong><br />
3. Option: Rückzug <strong>von</strong> Telefónica O2<br />
vom <strong>deutschen</strong> Markt<br />
<strong>Ein</strong>en Rückzug <strong>von</strong> Telefónica O2 vom<br />
<strong>deutschen</strong> Markt halten wir für eher<br />
unwahrscheinlich. Das deutsche Geschäft<br />
macht mit 3,6 Milliarden Euro (FY2008)<br />
<strong>im</strong>merhin 6 % des Telefónica-Konzern-<br />
umsatzes aus. Zwar liegt die EBITDA-<br />
Marge <strong>von</strong> ca. 23 % deutlich unter dem<br />
Konzerndurchschnitt <strong>von</strong> ca. 39 %, ist aber<br />
zwischen dem ersten Quartal 2008 und<br />
dem ersten Quartal 2009 um <strong>im</strong>merhin<br />
3,8 Prozentpunkte gestiegen. Außerdem<br />
hat O2 in den vergangenen Jahren bereits<br />
ca. 3 Milliarden Euro in die Erhöhung<br />
ihrer 2G-Reichweite auf 99 % und ihrer<br />
3G-Reichweite auf ca. 70-80 % investiert.<br />
Wir rechnen bald mit einer weiteren<br />
Verbesserung der Margen, zumal E-Plus<br />
eine deutlich geringere 3G-Reichweite als<br />
O2 aufweist und somit wettbewerblich<br />
zunehmend unter Druck gerät.<br />
Für ein Festhalten am <strong>deutschen</strong> Asset und<br />
seinem weiteren Ausbau spricht auch, dass<br />
das Management <strong>von</strong> Telefónica an einem<br />
zukünftig stärkeren Gegengewicht zu den<br />
Lateinamerika-Aktivitäten des Konzerns<br />
interessiert ist.<br />
Zusammenfassend halten wir <strong>von</strong> diesen<br />
Optionen einen Breitband-<strong>Konsolidierung</strong>szug<br />
<strong>von</strong> Telefónica O2 <strong>im</strong> <strong>deutschen</strong><br />
Markt für am wahrscheinlichsten, wobei<br />
HanseNet ein strategisch interessantes Ziel<br />
sein könnte.<br />
2007<br />
12,5<br />
13%<br />
0,075<br />
3.541<br />
473<br />
850<br />
24,0%<br />
2008 Veränderung<br />
14,2<br />
14%<br />
0,215<br />
3.595<br />
770<br />
924<br />
25,7 %<br />
13,6%<br />
186,7%<br />
1,5%<br />
62,8%<br />
8,7 %<br />
<strong>Ein</strong> <strong>Insight</strong> <strong>von</strong> OC&C und Sal. Oppenhe<strong>im</strong> Anschluss gesucht 17