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Jugendhilfe in der Türkei am Beispiel Ankara - Network Turkey

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<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Internationaler Jugendaustausch– und Besucherdienst<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland (IJAB) e.V.


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Internationaler Jugendaustausch- und Besucherdienst<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland (IJAB) e.V.<br />

Heussallee 30<br />

53113 Bonn<br />

www.ijab.de<br />

Redaktion<br />

Christiane Re<strong>in</strong>holz-Asolli<br />

Fotos<br />

Markus Dankesreiter, Christiane Re<strong>in</strong>holz-Asolli<br />

Mit Beiträgen von<br />

Elisabeth Biehl, Markus Dankesreiter, Reg<strong>in</strong>a Glas,<br />

Christa H<strong>in</strong>termair, Uli Kratz, Marita-Heike Kühn,<br />

Daniel Stengele, Jochen Zan<strong>der</strong>s, Eva Zeitler<br />

Seite 2


Inhalt<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

1. E<strong>in</strong>führung ..................................................................................Seite 4<br />

Vorwort<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> – e<strong>in</strong>e erste E<strong>in</strong>führung<br />

2. Strukturen...................................................................................Seite 7<br />

Generaldirektorat für Jugend und Sport<br />

Generaldirektorat für Soziale Dienste und K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutz<br />

3. Bildungssystem ........................................................................Seite 14<br />

4. Berufliche Bildung ....................................................................Seite 16<br />

5. Arbeit mit benachteiligten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen..........Seite 17<br />

Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>: K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheim Behice Eren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim: K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheim Yenimahalle<br />

6. Staatliche und freie Geme<strong>in</strong>wesenarbeit ................................Seite 22<br />

Volkshochschule<br />

Stadtteilzentrum<br />

Stiftung Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

7. Außerschulische Jugendfreizeitarbeit ....................................Seite 28<br />

Jugendzentrum Alt<strong>in</strong>dag<br />

Seite 3


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Christiane Re<strong>in</strong>holz-Asolli<br />

Progr<strong>am</strong>mreferent<strong>in</strong> IJAB e.V.<br />

Seite 4<br />

Vorwort<br />

Die vorliegende Dokumentation ist <strong>in</strong> Zus<strong>am</strong>menhang mit e<strong>in</strong>em im Auftrag des<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für F<strong>am</strong>ilie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführten<br />

Progr<strong>am</strong>ms des IJAB <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> entstanden. 10 deutsche Fachkräfte <strong>der</strong> Jugendarbeit,<br />

die <strong>in</strong> ihrem Arbeitsalltag vorwiegend mit türkischstämmigen Jugendlichen<br />

und ihren F<strong>am</strong>ilien befaßt s<strong>in</strong>d, reisten vom 20. bis 28. September 2003<br />

nach <strong>Ankara</strong>, um sich dort über die <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> heute zu <strong>in</strong>formieren.<br />

H<strong>in</strong>tergrund des Progr<strong>am</strong>mes war die Annahme, daß das Wissen um die<br />

Angebote, Strukturen und Arbeitsmethoden <strong>der</strong> türkischen <strong>Jugendhilfe</strong> e<strong>in</strong>erseits<br />

und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die aktuelle Lebenssituation <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> an<strong>der</strong>erseits die<br />

Fachkräfte im Umgang mit Jugendlichen türkischer Herkunft unterstützt, ihre Akzeptanz<br />

bei dieser Zielgruppe erhöht und d<strong>am</strong>it ihre Arbeit qualifiziert.<br />

Das vom türkischen Generaldirektorat für Jugend und Sport <strong>in</strong> Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit dem Fachbereich Sozialarbeit <strong>der</strong> Hacettepe Universität organisierte Progr<strong>am</strong>m<br />

ermöglichte den E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong> sehr differenziertes <strong>Jugendhilfe</strong>angebot.<br />

Neben e<strong>in</strong>em Überblick über die Systeme von schulischer und beruflicher Bildung<br />

lag <strong>der</strong> Progr<strong>am</strong>mschwerpunkt – den fachlichen Interessen <strong>der</strong> deutschen<br />

SozialarbeiterInnen und -pädagogInnen entsprechend – im sozialen Bereich. In<br />

Bezug auf die Geme<strong>in</strong>wesenarbeit fand neben den staatlichen E<strong>in</strong>richtungen vor<br />

allem die vielfältige Aktivität nichtstaatlicher Organisationen große Aufmerks<strong>am</strong>keit;<br />

während beispielsweise im Bereich <strong>der</strong> Heimunterbr<strong>in</strong>gung das Gesetz e<strong>in</strong><br />

Engagement freier Träger <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> nicht erlaubt.<br />

Sicherlich kann das <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong> mit se<strong>in</strong>er großen Bandbreite von Angeboten<br />

nicht als repräsentativ für die ges<strong>am</strong>te <strong>Türkei</strong> gelten. Ebenso s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>wöchigen Progr<strong>am</strong>m nicht alle Antworten zum Thema <strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

zu erwarten. Dennoch wirft die vorliegende Zus<strong>am</strong>menstellung e<strong>in</strong> Schlaglicht<br />

auf die aktuellen Entwicklungen <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> im Bereich Jugend, die hier <strong>in</strong><br />

Deutschland sehr wenig bekannt s<strong>in</strong>d, und leistet mit <strong>der</strong> Bereitstellung dieser<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen e<strong>in</strong>en Beitrag zur Qualifizierung <strong>der</strong> Arbeit mit türkischstämmigen<br />

MigrantInnen.


Hakan Acar<br />

Filiz Demiröz<br />

Hacettepe Universität <strong>Ankara</strong>, Fakultät für Soziale Dienste<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> – e<strong>in</strong>e erste E<strong>in</strong>führung<br />

Es gibt ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und <strong>Jugendhilfe</strong>gesetz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>. Auch die Altersdef<strong>in</strong>ition<br />

von Jugend ist nicht e<strong>in</strong>deutig festgelegt; normalerweise bezieht man sich auf<br />

die Altersgruppe von 12 bis 24 bzw. 25 Jahren.<br />

Nachstehend folgt e<strong>in</strong>e stichwortartige Auflistung <strong>der</strong> wichtigsten jugendrelevanten<br />

Themen.<br />

Schule:<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e 8jährige Schulpflicht, die zu etwa 90% erfüllt wird, wobei <strong>in</strong> bestimmten<br />

Regionen vor allem <strong>der</strong> Schulbesuch von Mädchen e<strong>in</strong> Problem darstellt. Der<br />

Schulbesuch ist unentgeltlich, dennoch für viele ärmere F<strong>am</strong>ilien mit zu vielen<br />

Nebenkosten verbunden. Zusätzlich müssen K<strong>in</strong><strong>der</strong> manchmal zum F<strong>am</strong>iliene<strong>in</strong>kommen<br />

beitragen – K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeit steht zwar unter Strafe, wird aber generell nicht<br />

geahndet.<br />

Ausbildung und Beruf:<br />

E<strong>in</strong>e akademische Ausbildung genießt größten Wert für Jugendliche und ihre<br />

F<strong>am</strong>ilien. Das berufliche Ausbildungssystem ist sehr wenig entwickelt (nur etwa<br />

30% aller Ausbildungsstätten dienen beruflicher Bildung); angesichts des hohen<br />

prozentualen Anteils von Jugendlichen an <strong>der</strong> Bevölkerung ist es schwierig für<br />

den Staat, selbst ausreichend Schulen bereit zu stellen.<br />

Jährlich nehmen 1,5 Millionen Abiturienten an den Aufnahmeprüfungen <strong>der</strong> Universitäten<br />

teil; nur für 200.000 von ihnen gibt es e<strong>in</strong>en Studienplatz. Aber auch<br />

für die vergleichsweise wenigen UniversitätsabsolventInnen ist <strong>der</strong> Arbeitsplatz<br />

nicht garantiert. Vor 1980 gab es e<strong>in</strong>en starken staatlichen Sektor <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong>,<br />

<strong>in</strong> dem die meisten Schul- und HochschulabsolventInnen Arbeit fanden. Seit dieser<br />

Zeit wurde <strong>der</strong> staatliche Sektor stark abgebaut. Parallel hat sich zwar e<strong>in</strong><br />

privatwirtschaftlicher Sektor entwickelt, er kann aber den Bedarf an Arbeitsplätzen<br />

bei weitem nicht decken. Im Jahr 2001 z.B. konnten 23% <strong>der</strong> HochschulabgängerInnen<br />

ke<strong>in</strong>en Arbeitsplatz f<strong>in</strong>den.<br />

Versicherung:<br />

In <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> gibt es drei große Versicherungen für folgende Gruppen:<br />

• Be<strong>am</strong>te<br />

• Arbeiter und Angestellte<br />

• Selbständige<br />

Alle drei Versicherungen be<strong>in</strong>halten e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte Kranken- und Rentenversicherung;<br />

sie gelten automatisch für die ganze F<strong>am</strong>ilie. Männliche Nachkommen<br />

Seite 5


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

können den Versicherungsschutz bis zum 18. Lebensjahr (Studenten bis 22) <strong>in</strong><br />

Anspruch nehmen, Mädchen bis zur Heirat bzw. bis zur eigenen Aufnahme e<strong>in</strong>er<br />

versicherungsrelevanten Tätigkeit.<br />

Ist e<strong>in</strong>e F<strong>am</strong>ilie über ke<strong>in</strong>e dieser drei Gruppen versichert, kann sie e<strong>in</strong>e "Grüne<br />

Karte" beanspruchen, mit <strong>der</strong> die F<strong>am</strong>ilienmitglie<strong>der</strong> kostenlose Krankenversorgung<br />

erhalten. Diese Karte wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Arbeitslosen und Bauern <strong>in</strong><br />

Anspruch genommen.<br />

Studenten erhalten e<strong>in</strong>e kostenlose Versorgung im Krankheitsfall.<br />

E<strong>in</strong>e Arbeitslosenversicherung existiert erst seit 2 Jahren.<br />

Wohnsituation<br />

Nahezu alle Jugendlichen wohnen bei ihrer F<strong>am</strong>ilie, bis sie heiraten o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Studium beg<strong>in</strong>nen. Generell besteht e<strong>in</strong> Wohnraummangel; daher leben auch<br />

nach <strong>der</strong> Heirat viele junge Paare weiterh<strong>in</strong> bei den Eltern.<br />

Abschließend konstatiert <strong>der</strong> Referent,<br />

dass zur Zeit ke<strong>in</strong>e str<strong>in</strong>gente,<br />

längerfristig planende Jugendpolitik<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> existiert. Dies sei jedoch<br />

dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Adresse:<br />

Hacettepe University<br />

<strong>Ankara</strong><br />

Tel. +90 312 355 2130<br />

hacar@hacettepe.edu.tr<br />

fdemiroz@hacettepe.edu.tr<br />

Seite 6


Erol Bey<br />

Abteilungsleiter im Generaldirektorat für Jugend und Sport<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Generaldirektorat für Jugend und Sport<br />

Jugendpolitik <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Aufgabenfeld e<strong>in</strong>es speziellen<br />

M<strong>in</strong>isteriums o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er übergeordneten Fachstelle, son<strong>der</strong>n setzt sich aus zahlreichen<br />

Unterthemen zus<strong>am</strong>men, die entwe<strong>der</strong> gar nicht o<strong>der</strong> nur sehr wenig<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt s<strong>in</strong>d. Das Interesse an Sozialpolitik <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t ist erst <strong>in</strong><br />

den vergangenen 10 Jahren gewachsen und hat <strong>in</strong> den letzten fünf Jahren zunehmend<br />

an Wichtigkeit gewonnen. So wird die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er fachlich e<strong>in</strong>heitlich<br />

organisierten Jugendarbeit durchaus auch zunehmend als politische Aufgabe<br />

gesehen, die <strong>der</strong>zeit jedoch auch noch grundlegende Fragen beantworten<br />

muss. E<strong>in</strong> Problem z.B. ist die bisher unübliche Def<strong>in</strong>ition von Altersgruppen.<br />

An<strong>der</strong>s als wir es aus Deutschland gewohnt s<strong>in</strong>d, gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> ke<strong>in</strong>e festgelegten<br />

Altersgrenzen. Im Rahmen verschiedener türkischer gesetzlicher Regelungen<br />

tauchen die Begriffe „K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ und „Jugendliche“ unterschiedlich auf.<br />

Auch wissenschaftlich konnte bisher ke<strong>in</strong>e ausreichende Klärung erreicht werden.<br />

So gilt <strong>der</strong>zeit sowohl <strong>der</strong> Lebensabschnitt <strong>der</strong> 14-bis 24jährigen, aber auch<br />

<strong>der</strong> engere Zeitraum zwischen 15 bis 21 Jahren als Jugendalter. Bis zur angestrebten<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichung e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpolitik auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

e<strong>in</strong>er verb<strong>in</strong>dlichen Gesetzgebung für e<strong>in</strong>e umfassende K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und <strong>Jugendhilfe</strong>planung,<br />

sowie <strong>der</strong> Klärung von gebündelten Zuständigkeiten besteht also<br />

weiterh<strong>in</strong> zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Differenzierung <strong>in</strong> so wichtigen jugendrelevanten<br />

Themenbereichen wie Ausbildung und Arbeit, Gesundheit, Wohnungswesen,<br />

Soziale Sicherheit, Wohlstand und F<strong>am</strong>ilie, Strafrecht, Freizeitaktivitäten und<br />

Militärdienst.<br />

Die Abteilung Jugenddienste im Generaldirektorat für Jugend und Sport erklärt<br />

sich zuständig für die Bereiche Freizeitaktivitäten und erzieherischer K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und<br />

Jugendschutz. Innerhalb dieser Abteilung gibt es 7 verschiedene Unterabteilungen<br />

für verschiedene Aufgaben und Leistungen.<br />

• Unterabteilung für Jugendzentren<br />

Jugendliche zwischen 12 und 24 Jahren sollen <strong>in</strong> ihrer Freizeit zu sozialen,<br />

kulturellen und künstlerischen Tätigkeiten angeregt, sowie <strong>in</strong> ihren<br />

künstlerischen und kulturellen Fähigkeiten sachlich und personell unterstützt<br />

werden. Dadurch sollen sowohl die <strong>in</strong>dividuelle Persönlichkeitsentwicklung<br />

als auch die Entwicklung zum wertvollen gesellschaftlichen Mitglied<br />

geför<strong>der</strong>t werden. Dies geschieht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie durch Übermittlung<br />

von Informationen und Kenntnissen <strong>in</strong> den Bereichen Folklore und Volksmusik,<br />

wie auch durch zertifizierte berufsorientierte Kurse, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

Computerkurse. Für e<strong>in</strong>e breite Wirkung dieses Progr<strong>am</strong>ms wird vor allem<br />

auch die Erhöhung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zahlen <strong>in</strong> den Jugendzentren angestrebt.<br />

Seite 7


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Seite 8<br />

Derzeit bestehen <strong>in</strong> 32 Kommunen <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t 114 Jugendzentren mit<br />

rund 83.000 Mitglie<strong>der</strong>n. Die f<strong>in</strong>anziellen Angelegenheiten werden durch<br />

das Generaldirektorat abgewickelt, wobei auch E<strong>in</strong>nahmen und Zuwendungen<br />

durch private Partner benötigt werden. Die Leitungen <strong>der</strong> Jugendzentren<br />

werden direkt vom Generaldirektorat angestellt, bzw. benannt.<br />

Diese arbeiten mit Unterstützung von haupt- und ehren<strong>am</strong>tlich tätigen<br />

Honorarkräften.<br />

• Unterabteilung für Jugendc<strong>am</strong>ps<br />

Für 12- bis 24jährige Jugendliche werden für Freizeit- und Ferienangebote<br />

<strong>in</strong> reizvollen Gebieten (Strand, Wald, Berge) Jugendc<strong>am</strong>ps e<strong>in</strong>gerichtet<br />

und für die drei Altersgruppen von 13 bis 15 Jahren, von 15 bis 17 Jahren<br />

und von 18 bis 24 Jahren organisiert. In allen C<strong>am</strong>ps verbr<strong>in</strong>gen Jungen<br />

und Mädchen geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> 8 Tage lang Ferien und Freizeit mit sportlicher,<br />

kultureller und künstlerischer För<strong>der</strong>ung persönlicher Fähigkeiten,<br />

geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>en Aktivitäten und Wettbewerbs-Angeboten. In unregelmäßigen<br />

Abständen f<strong>in</strong>den auch <strong>in</strong>ternationale C<strong>am</strong>ps statt, die <strong>in</strong> Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit Konsulaten und Internationalen Jugendbegegnungen organisiert<br />

werden.<br />

BetreuerInnen und Ausbil<strong>der</strong>Innen<br />

werden jährlich durch<br />

die Abteilung Sport und Jugend<br />

ausgebildet und müssen vor<br />

ihrem E<strong>in</strong>satz die erfolgreiche<br />

Teilnahme <strong>in</strong> psychologischen<br />

und sozialen Leistungskursen<br />

nachweisen können. Die Werbung<br />

für die C<strong>am</strong>ps f<strong>in</strong>det<br />

durch landesweite Bekanntmachung<br />

sowie über die Jugendzentren<br />

statt. Die Jugendlichen<br />

kommen aus allen Prov<strong>in</strong>zen<br />

<strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> und werden den<br />

jeweiligen C<strong>am</strong>ps nach Kont<strong>in</strong>genten<br />

zugeteilt, so dass immer<br />

Jugendliche aus dem ganzen<br />

Land präsent s<strong>in</strong>d.<br />

F<strong>in</strong>anziert wird dieses Angebot<br />

vor allem vom Generaldirektorat. Die jugendlichen Teilnehmer/<strong>in</strong>nen müssen<br />

lediglich e<strong>in</strong>en Beitrag <strong>in</strong> Höhe von umgerechnet 20 Euro zahlen. Die<br />

Nachfrage nach den C<strong>am</strong>ps ist ausgesprochen gut. Auf Prov<strong>in</strong>zebene<br />

f<strong>in</strong>den <strong>der</strong>zeit jährlich 40 – 80 C<strong>am</strong>ps statt, wobei diese Zahl aufgrund<br />

<strong>der</strong> Nachfrage bei e<strong>in</strong>er entsprechenden Ausstattung mit zusätzlichen<br />

C<strong>am</strong>ps noch größer se<strong>in</strong> könnte.


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

• Unterabteilung für Koord<strong>in</strong>ation und F<strong>in</strong>anzangelegenheiten<br />

Hier wird die Koord<strong>in</strong>ation zwischen allen Abteilungen, sowie die Außendarstellung<br />

festgelegt. Hier läuft auch <strong>der</strong> zentrale Schriftwechsel mit an<strong>der</strong>en<br />

Organisationen. Hauptaufgabe ist die f<strong>in</strong>anzielle Machbarkeitsprüfung<br />

und Kontrolle aller Aktivitäten <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Abteilungen.<br />

• Unterabteilung für Feierlichkeiten und kulturelle Aktivitäten<br />

Diese Abteilung veranstaltet zu bestimmten Zeiten und <strong>in</strong> allen Regionen<br />

Jugend-Festivals und ähnliche Großveranstaltungen. Die Jugendzentren<br />

<strong>in</strong> allen Prov<strong>in</strong>zen melden jedes Jahr 2 – 3 Aktivitäten die sie alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong><br />

mit an<strong>der</strong>en Prov<strong>in</strong>zen geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> als Festival durchführen wollen. Sie<br />

erhalten dafür Unterstützung und müssen im Anschluss daran e<strong>in</strong>en Bericht<br />

über Durchführung, Teilnehmerzahlen und konkreten Aktivitäten<br />

erstellen.<br />

Der Zweck <strong>der</strong> Jugendfestivals ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> d<strong>am</strong>it verbundene<br />

Spaß für die Jugendlichen. Es soll ihnen die Möglichkeit geboten werden,<br />

im kulturellen und folkloristischen Amateurbereich Darbietungen selbst<br />

gestalten, bzw. solche Darbietungen von Gleichaltrigen genießen zu können.<br />

Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist die „Jugendwoche“, die seit 1983 jeweils<br />

zwischen 15. und 21 Mai ( 19. Mai ist Nationalfeiertag) per M<strong>in</strong>isterialerlass<br />

durchgeführt wird. Diese Jugendwoche wird landesweit veranstaltet.<br />

In diesem Rahmen f<strong>in</strong>den auch alle sportlichen Wettkämpfe statt. Im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Jugendwoche wird unter den erfolgreichen Jugendlichen pro<br />

Prov<strong>in</strong>z je e<strong>in</strong>e Person nach <strong>Ankara</strong> entsandt, die dann vom Staatspräsident,<br />

vom M<strong>in</strong>isterpräsident, vom stellvertretenden M<strong>in</strong>isterpräsident und<br />

Generaldirektor empfangen wird. Während dieses Empfangs können die<br />

delegierten Jugendlichen dann ihre Probleme, bzw. Probleme von Jugendlichen<br />

ihrer Prov<strong>in</strong>z vortragen und um Lösungen bitten. Die „Jugendwoche“<br />

gilt <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen <strong>Türkei</strong> als etwas Beson<strong>der</strong>es, die Teilnahme<br />

daran wird entsprechend hoch geschätzt.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Aufgabe dieser Abteilung ist die Veranstaltung von Volksmusik-Wettbewerben,<br />

die <strong>in</strong> verschiedenen Kategorien (Universitäten, nichtstaatliche<br />

Organisationen u.a.) stattf<strong>in</strong>den. Nach diversen Ausscheidungsverfahren<br />

auf Prov<strong>in</strong>zebene f<strong>in</strong>den die türkischen Meisterschaften<br />

(Solo und Chor) statt. Auch hier ist e<strong>in</strong>e Teilnahme beson<strong>der</strong>s ehrenvoll<br />

und dementsprechend anerkannt.<br />

• Unterabteilung für Jugendorganisationen<br />

Diese Abteilung wurde erst vor kurzem e<strong>in</strong>gerichtet. Sie entwickelt sich<br />

jedoch sehr schnell und wird entsprechend stark von Jugenddiensten<br />

nachgefragt. Jugenddienste werden von e<strong>in</strong>igen unterschiedlichen Organisationen<br />

geleistet, so vor allem auch von nicht-staatlichen Jugendvere<strong>in</strong>en<br />

und privaten Jugendclubs. Die Anzahl dieser E<strong>in</strong>richtungen wächst<br />

kont<strong>in</strong>uierlich und sehr stark an. Seit 1999 gelten Richtl<strong>in</strong>ien zur Unter-<br />

Seite 9


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Seite 10<br />

stützung und För<strong>der</strong>ung dieser Träger. Vorraussetzung ist die E<strong>in</strong>tragung<br />

und Registrierung beim Generaldirektorat. Derzeit s<strong>in</strong>d 139 Gruppierungen<br />

registriert. Erstmalig werden dieses Jahr Haushaltsmittel zur För<strong>der</strong>ung<br />

von Mietkosten, Sachmitteln und Aktivitäten zur Verfügung gestellt.<br />

Ziel ist e<strong>in</strong>e Qualifizierung <strong>der</strong> Jugendarbeit und die För<strong>der</strong>ung von Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

<strong>in</strong> Projekten u.ä. Als weitere Aufgabe wird die Beratung<br />

von Jugendlichen bei Auslandsaufenthalten und die fachliche Begleitung<br />

des <strong>in</strong>ternationalen Jugendaustauschs gesehen. Zur weiteren qualifizierten<br />

Entwicklung von För<strong>der</strong>ungen dieser Tätigkeiten ist geplant, e<strong>in</strong>en nationalen<br />

Jugendrat zu gründen, <strong>der</strong> diesen Prozess anleitet und begleitet.<br />

Derzeit wird <strong>der</strong> Entwurf von Richtl<strong>in</strong>ien beim F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium zur adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Abklärung und Bestätigung geprüft.<br />

• Unterabteilung für <strong>in</strong>ternationale Beziehungen<br />

Diese Abteilung för<strong>der</strong>t die Teilnahme von Jugendlichen bei <strong>in</strong>ternationalen<br />

Veranstaltungen und <strong>in</strong>ternationalen Organisationen. Schwerpunkte<br />

s<strong>in</strong>d hierbei die Durchführung bilateraler Protokolle und <strong>der</strong> deutschtürkische<br />

Jugendaustausch anhand <strong>in</strong>ternationaler Abkommen.<br />

Die Abteilung s<strong>am</strong>melt Informationen zu <strong>in</strong>ternationalen Jugend-<br />

Austauschprogr<strong>am</strong>men und leitet diese an Jugende<strong>in</strong>richtungen weiter.<br />

• Unterabteilung für Jugendforschung, -beratung und -führungsdienste<br />

Diese Abteilung arbeitet (noch) sehr e<strong>in</strong>geschränkt und dient vor allem<br />

dem Zweck, „Jugendliche vor schlechten Angewohnheiten zu bewahren“.<br />

Dazu werden Jugendberatungsstellen <strong>in</strong> den Prov<strong>in</strong>zen e<strong>in</strong>gerichtet, bzw.<br />

unterstützt, um unmittelbar vor Ort Beratung zu leisten. Des weiteren werden<br />

Veranstaltungen wie „Tag des Nicht-Rauchens“, „Anti-Alkoholismus“<br />

u.ä. durchgeführt.<br />

Durch Forschungsprojekte sollen<br />

Erwartungen und Probleme von<br />

Jugendlichen erhoben und Lösungsvorschläge<br />

entwickelt werden.<br />

Die Forschungsergebnisse<br />

werden den zuständigen E<strong>in</strong>richtungen<br />

weitergeleitet. Soweit<br />

die knappe f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung<br />

es erlaubt, werden wissenschaftliche<br />

Zuarbeiten für an<strong>der</strong>e<br />

Abteilungen geleistet.<br />

Daneben ist diese Abteilung<br />

noch für Zulassungsprüfungen<br />

zum Studium und Beratung von<br />

prov<strong>in</strong>zfremden Studenten zuständig.<br />

Das Generaldirektorat für Jugend und Sport sieht die meisten dieser


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Unterabteilungen noch im Auf- und Ausbau begriffen. Laut ihrer eigenen E<strong>in</strong>schätzung<br />

s<strong>in</strong>d noch große Anstrengungen nötig, um die Interessen <strong>der</strong> türkischen<br />

Jugendlichen - die immerh<strong>in</strong> 35% Anteil an <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>tbevölkerung stellen<br />

- ausreichend zu berücksichtigen. Von e<strong>in</strong>em Fachkräfteaustausch mit Deutschland<br />

werden deshalb auch zu diesen Themen Anregungen erwartet.<br />

Adresse:<br />

Gençlik ve Spor Genel Müdürlügü<br />

Süleyman Sirri Sok. No. 3 Kat 5<br />

Yenisehir/<strong>Ankara</strong><br />

Tel: +90 312 430 33 78<br />

Fax: +90 312 430 33 79<br />

genchizmet@yahoo.com<br />

Seite 11


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Demet Günes<br />

Abteilungsleiter<strong>in</strong> im Generaldirektorat für Soziale Dienste und K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutz<br />

Generaldirektorat für Soziale Dienste und K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutz<br />

Das Generaldirektorat für Soziale Dienste und K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutz ist <strong>in</strong> folgende Arbeitsbereiche<br />

aufgeteilt:<br />

• Abteilung EU – Außenbeziehungen und <strong>in</strong>ternationale Sozialarbeit<br />

Mitglied des Internationalen Sozialdienst (ISS), <strong>der</strong> Hilfe und Beratung für türkische<br />

F<strong>am</strong>ilien im Ausland bietet.<br />

(Folgendes Fallbeispiel wurde uns genannt: E<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland lebendes<br />

deutsch-türkisches Ehepaar trennt sich. Der türkische Ehemann entführt das<br />

geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>e K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die <strong>Türkei</strong>. In diesem Fall dient diese Abteilung als Ansprechpartner,<br />

übersetzt Korrespondenz, prüft die Lebensbed<strong>in</strong>gungen des<br />

K<strong>in</strong>des, for<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>en Bericht <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>zverwaltung und hält Kontakt zur ISS-<br />

Zentrale <strong>in</strong> Frankfurt.)<br />

Die Abteilung ist auch zuständig für Fälle <strong>in</strong>ternationaler Adoption.<br />

• Abteilung Heimunterbr<strong>in</strong>gung<br />

In allen 81 Prov<strong>in</strong>zen <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> gibt es Sozialdienste, die auch zuständig für<br />

Heimunterbr<strong>in</strong>gung s<strong>in</strong>d. Für 13 – 18-Jährige gibt es landesweit 107 Heime<br />

für ca. 10.000 Jugendliche. Für 0 – 12-Jährige gibt es an<strong>der</strong>e Heime. Die<br />

Zahl <strong>der</strong> fremduntergebrachten K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist aber verhältnismäßig niedrig, da<br />

Verwandtschaft und Nachbarn sich häufig kümmern. Man unterscheidet drei<br />

Gruppen von bedürftigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n:<br />

1. Vollwaisen / F<strong>in</strong>delk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

2. Halbwaisen<br />

3. K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Eltern mit Krim<strong>in</strong>alitäts- bzw. Drogenproblematik<br />

Unter Umständen können auch wirtschaftliche Schwierigkeiten <strong>der</strong> Eltern zur<br />

Heimunterbr<strong>in</strong>gung führen.<br />

Seite 12


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Jugendliche können bis zur Arbeitsaufnahme im Heim bleiben.<br />

Mädchen stehen unter beson<strong>der</strong>em Schutz.<br />

• Abteilung Seniorendienste<br />

SeniorInnen werden i.d.R. von Verwandten gepflegt. Seit kurzem nehmen<br />

immer mehr Frauen <strong>am</strong> Arbeitsleben teil, die daher ihren F<strong>am</strong>ilien nicht mehr<br />

<strong>in</strong> dem Maß wie früher e<strong>in</strong>e Rundum-Versorgung bieten können. Darum<br />

steigt <strong>der</strong> Bedarf an E<strong>in</strong>richtungen für SeniorInnen. Ab dem 60sten Lebensjahr<br />

kann aufgenommen werden. Sozialversicherte werden über ihre Beiträge<br />

f<strong>in</strong>anziert, ansonsten kommt <strong>der</strong> Staat für die Kosten auf.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>ige Seniorenberatungsstellen.<br />

• Abteilung Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe<br />

Diese Abteilung organisiert Rehabilitationszentren für geistig und körperlich<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te <strong>in</strong> Tages- und Stationärpflege. Diese Zentren ebenso wie die<br />

Waisenhäuser und Heime bef<strong>in</strong>den sich aufgrund gesetzlicher Regelungen<br />

ausschließlich <strong>in</strong> staatlicher Trägerschaft.<br />

• Abteilung F<strong>am</strong>iliendienste<br />

Von hier werden Krippen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten für berufstätige Frauen verwaltet.<br />

Auch die Adoptionsvermittlung (für ab 35-Jährige, auch Alle<strong>in</strong>stehende)<br />

zählt zu den Aufgaben dieser Abteilung.<br />

• Abteilung Allgeme<strong>in</strong>er Sozialdienst<br />

Zu den Aufgaben dieser Abteilung gehört die Bereitstellung von F<strong>am</strong>ilienberatungsstellen.<br />

Beratungsthemen s<strong>in</strong>d: Rechtsberatung, Verhütung, Babypflege,<br />

Beziehung zum K<strong>in</strong>d, F<strong>am</strong>ilie. Die meist weiblichen Klient<strong>in</strong>nen besuchen<br />

diese Stellen freiwillig. Manchmal kommen auch die Ehemänner.<br />

• weitere Abteilungen s<strong>in</strong>d:<br />

Haushalt<br />

Kontrollrat und Prüfungsausschuss<br />

Personal<br />

Zivilschutz<br />

Adresse:<br />

Sosyal Hizmetler Çocuk Esirgeme Kurumu Genel Müdürlügü<br />

Necatibey Cad. No. 11<br />

Kizilay/<strong>Ankara</strong><br />

Tel.: +90 312 232 26 29<br />

Fax: +90 312 231 06 50<br />

Seite 13


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Turan Soylu<br />

Abteilungsleiter im Bildungsm<strong>in</strong>isterium<br />

Seite 14<br />

Bildungssystem<br />

Das heutige türkische Bildungssystem wurde 1924 begründet. Se<strong>in</strong>e Grundlagen<br />

s<strong>in</strong>d Chancengleichheit, Demokratie, Laizismus und die Atatürkschen Pr<strong>in</strong>zipien.<br />

Ziel ist es, e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ne, wissenschaftliche und laizistische Ausbildung zu vermitteln,<br />

die sowohl die persönlichen als auch die gesellschaftlichen Bedürfnisse<br />

befriedigen kann.<br />

Zur Zeit gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t etwa 59.000 Schulen. Dort s<strong>in</strong>d etwa<br />

600.000 Lehrer tätig, die ca.16.725.598 Schüler (24% <strong>der</strong> Bevölkerung) unterrichten.<br />

Die Schulausbildung ist <strong>in</strong> 4 Stufen unterteilt.<br />

1. Vorschule<br />

3 Untergruppen: Krippe (0-3 Jahre), K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten (3-5 Jahre), Vorschule (6 Jahre)<br />

Die Teilnahme an diesen Vorschulaktivitäten f<strong>in</strong>det auf freiwilliger Basis statt, nur<br />

ca. 16% <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nutzen diese Möglichkeiten. K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenplätze werden von<br />

staatlichen und privaten Stellen (z.B. Betrieben) gestellt. Auf dem Land existiert<br />

e<strong>in</strong> solches Angebot aber noch kaum.<br />

2. Grundschule<br />

Seit 1996 wurde die Schulpflicht von 5 auf 8 Jahre erhöht. Die Schulen s<strong>in</strong>d<br />

staatlich, also somit kostenlos. Bei Abschluss gibt es e<strong>in</strong> Grundschuldiplom.<br />

(Grundsätzlich müssen alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen e<strong>in</strong>e Grundschule besuchen.<br />

Vor allem auf dem Land und bei den Mädchen ist dies jedoch nicht immer<br />

<strong>der</strong> Fall.)<br />

3. Sekundarschule<br />

Die Sekundarschule<br />

dauert im Durchschnitt 3<br />

Jahre. Ihr Besuch ist<br />

freiwillig. Etwa 59% <strong>der</strong><br />

SchülerInnen nutzen<br />

dieses Angebot.<br />

Es gibt mehrere Typen<br />

von weiterführenden<br />

Schulen. Zu den allgeme<strong>in</strong><br />

orientierten zählen<br />

folgende Schultypen, die<br />

von ca. 36,6% <strong>der</strong> SchülerInnen<br />

besucht werden.


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Weiterführende Schulen und ihre thematische Schwerpunktsetzung:<br />

• Lise allgeme<strong>in</strong><br />

• Anadolu Lise fremdsprachlicher Unterricht<br />

• Fen Lise naturwissenschaftliche Spezialisierung<br />

• Anadolu Güzel Sanatlar Lise schöne Künste<br />

• Çok Progr<strong>am</strong> Lise verschiedene Progr<strong>am</strong>me<br />

• Anadolu Ögretmen Lise pädagogische Ausbildung<br />

• Öyel Lise privat<br />

• Sosyal Bilimler Lise sozialwissenschaftliche Spezialisierung<br />

Zu den berufsorientierten und technischen Sekundarschulen (von 22,8% <strong>der</strong><br />

SchülerInnen besucht) gehören<br />

• nach Geschlechtern getrennte Schulen<br />

• Schulen für Handel & Tourismus<br />

• technische und <strong>in</strong>dustrielle Schulen<br />

• religiöse (Im<strong>am</strong>-Hatip) Schulen<br />

• Schulen für Geistig- und Körperbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />

• Hochbegabten-Schulen<br />

• Internationale Schulen<br />

• Schulen für M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten (z.B. Griechen, Armenier)<br />

Die letzten beiden Schultypen s<strong>in</strong>d private Schulen, die jedoch unter <strong>der</strong> Aufsicht<br />

des Kultusm<strong>in</strong>isteriums stehen.<br />

4. Hochschulen<br />

Die Hochschulausbildung dauert m<strong>in</strong>destens 2 Jahre. Es gibt 76 Universitäten,<br />

davon s<strong>in</strong>d 23 privat. Etwa 31% <strong>der</strong> Jugendlichen besuchen e<strong>in</strong>e Universität.<br />

Adresse:<br />

Milli Egitim Bakanligi<br />

M.E.B. Talim ve Terbiye Kurulu<br />

Besevler/<strong>Ankara</strong><br />

Seite 15


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Bayr<strong>am</strong> Koc<strong>am</strong>an<br />

Direktor des Ostim Zentrum zur beruflichen Bildung<br />

Seite 16<br />

Berufliche Bildung<br />

Die gesetzlichen Grundlagen für e<strong>in</strong> System beruflicher Bildung wurden 1986<br />

geschaffen. Zielgruppe s<strong>in</strong>d Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren, die die<br />

Pflichtschule absolviert haben, aber ke<strong>in</strong>e Sekundarschule besuchen: Laut Gesetz<br />

darf von Jugendlichen unter 19 Jahren nur im Rahmen e<strong>in</strong>es Ausbildungsvertrages<br />

Arbeit aufgenommen<br />

werden. Seit 1986 s<strong>in</strong>d 336<br />

Ausbildungszentren errichtet<br />

worden, die zur Zeit von<br />

330.000 Jugendlichen besucht<br />

werden.<br />

Die Ausbildungsdauer beträgt<br />

je nach gewähltem Beruf 2 bis<br />

4 Jahre. Während dieser Zeit<br />

bekommen die Jugendlichen<br />

an e<strong>in</strong>em Tag theoretischen<br />

Unterricht und arbeiten die fünf<br />

restlichen Tage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ausbildungsbetrieb.<br />

In diesem Betrieb s<strong>in</strong>d sie fest<br />

angestellt und erhalten e<strong>in</strong>en<br />

Lohn von 30% des türkischen<br />

M<strong>in</strong>destlohns von 300 Mio.<br />

türkische Lira. Zur Grundausbildung gehören neben den berufsspezifischen<br />

Kenntnissen auch Buchhaltung, Arbeits- und Handelsrecht, Arbeitssicherheit,<br />

Ökonomie und Versicherungs- und Steuerwesen. Nach Abschluß <strong>der</strong> Ausbildung<br />

erhalten die Jugendlichen e<strong>in</strong>en Gesellenbrief und haben die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en<br />

weiterführenden Meisterkurs zu besuchen.<br />

Zur Zeit genießt e<strong>in</strong>e universitäre Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> noch e<strong>in</strong> sehr hohes<br />

Ansehen. Ewa zwei Drittel <strong>der</strong> Jugendlichen, die nach <strong>der</strong> Grundschule e<strong>in</strong>e weiterführende<br />

Schule besuchen, entscheiden sich für die allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />

Schulen mit nachfolgendem Universitätsstudium; nur e<strong>in</strong> Drittel besucht e<strong>in</strong>e Berufsschule.<br />

Ziel <strong>der</strong> türkischen Bildungspolitik ist es, dieses Verhältnis zugunsten<br />

e<strong>in</strong>er fundierten Berufsausbildung zu verän<strong>der</strong>n.<br />

Adresse:<br />

Ostim Çiraklik Egitim Merkezi<br />

100.Yil Bulvari Sonu<br />

Ostim/<strong>Ankara</strong><br />

Tel: +90 312 354 77 77<br />

Fax: +90 312 354 77 78


Mustafa Dernek<br />

Leiter des staatlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheims Behice Eren<br />

<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheim Behice Eren<br />

Profil des K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendzentrums<br />

Die E<strong>in</strong>richtung war ursprünglich zur Grundversorgung und als Betreuungsangebot<br />

für ca. 1000 Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> aus dem Stadtteil konzipiert. Aufgrund e<strong>in</strong>er Anordnung<br />

des M<strong>in</strong>isteriums wird dieses Aufgabengebiet seit 2003 nicht mehr<br />

wahrgenommen. Von Januar – April 2003 g<strong>in</strong>g es wegen des strengen W<strong>in</strong>ters<br />

vornehmlich um die Versorgung von Obdachlosen und seit Mai 2003 wurde die<br />

Betreuung <strong>der</strong> im Stadtteil von Missbrauch betroffenen Mädchen als Arbeitsfeld<br />

festgelegt.<br />

Ausstattung<br />

Die E<strong>in</strong>richtung verfügt über e<strong>in</strong>e Küche, e<strong>in</strong>en Aufenthaltsraum und <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t<br />

12 Schlafplätze.<br />

Öffnungszeiten<br />

24 Stunden im Schichtdienst<br />

Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

- Leiter: Mustafa Dernek<br />

- 6 Sozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

- 1 Psychologe<br />

- 1 Entwicklungspsychologe<br />

Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong><br />

Beim Besuch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung führt uns <strong>der</strong> Leiter Herr Mustafa Dernek zunächst<br />

<strong>in</strong> die Entwicklung <strong>der</strong> Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>problematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Seit ewa 10 Jahren existiert hier e<strong>in</strong> Bewußtse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Problematik von Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und e<strong>in</strong>e zielgerichtete Arbeit mit ihnen.<br />

Aufgrund des ökonomischen Drucks habe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren die<br />

Landflucht von F<strong>am</strong>ilien zugenommen. Bei <strong>der</strong> Ankunft <strong>in</strong> den Städten seien die<br />

Eltern <strong>in</strong> den meisten Fällen arbeitslos. Hauptproblem sei, dass mit <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

<strong>der</strong> Alkoholkonsum <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei den Vätern zunehme. Die Frauen<br />

hätten ebenfalls kaum die nötigen Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e Integration <strong>in</strong> den<br />

Arbeitsmarkt. Folglich seien es die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die mit Straßenarbeit (z.B. als Schuhputzer,<br />

Gebäckverkäufer) die besten Voraussetzungen besäßen, um die F<strong>am</strong>ilien<br />

zu versorgen. Mit e<strong>in</strong>er zunehmenden Verselbständigung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> hätten sich<br />

diese von ihren Eltern distanziert bis letztlich zur Ablösung. In <strong>der</strong> weiteren Entwicklung<br />

würden sich Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Gruppen zus<strong>am</strong>men schließen und eigene<br />

Wohne<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> verlassenen Wohnungen / Häusern gründen. Der<br />

Gebrauch von leicht erhältlichen „Schnüffelstoffen“ sei verbreitet. Gegenüber<br />

an<strong>der</strong>en europäischen Metropolen würden Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> meist aus<br />

größeren F<strong>am</strong>ilienzus<strong>am</strong>menhängen st<strong>am</strong>men.<br />

Seite 17


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

<strong>Beispiel</strong> 1<br />

Bei e<strong>in</strong>er Maßnahme wurde z.B. zu 20 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verlassenen Haus<br />

lebten, über StreetworkerInnen Kontakt aufgenommen und ihnen die Nutzungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung vorgestellt (e<strong>in</strong> Mittagessen, das täglich abgeholt<br />

werden kann, zweimal pro Woche warm duschen, Wäsche waschen, mediz<strong>in</strong>ische<br />

Hilfe). Daneben konnten sie die Freizeitangebote wie Musik, Sport etc. nutzen.<br />

Es entwickelte sich e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis und die K<strong>in</strong><strong>der</strong> nahmen sukzessive<br />

das Angebot an. Als weitere Schritte waren die Kontaktaufnahme mit den<br />

Eltern und die H<strong>in</strong>führung zu e<strong>in</strong>er schulischen Ausbildung vorgesehen.<br />

Es wird jedoch auch von Fällen <strong>in</strong> <strong>Ankara</strong> berichtet, wo sich <strong>in</strong>nerhalb von Großf<strong>am</strong>ilien<br />

die Straßenarbeit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n etabliert hat. Gegen diese F<strong>am</strong>ilien wird<br />

mit rechtlichen Schritten bis h<strong>in</strong> zur Ausweisung aus <strong>Ankara</strong> vorgegangen; an<br />

ihrem Rückkehrort werden sie dann von den zuständigen Stellen weiter betreut.<br />

<strong>Beispiel</strong> 2<br />

Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong> Projekt, an dem 50 K<strong>in</strong><strong>der</strong> beteiligt waren. Es<br />

konnte erreicht werden, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Schulangebot <strong>in</strong>tegriert werden konnten,<br />

<strong>in</strong> dem sie an 4 Tagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche die Schule besuchten und an e<strong>in</strong>em Tag<br />

sozialpädagogisch betreut wurden. Die 20 erfolgreichsten Schüler erhielten die<br />

Gelegenheit, geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> e<strong>in</strong>e Woche <strong>in</strong> Marmaris <strong>am</strong> ägäischen Meer unter pädagogischer<br />

Betreuung an e<strong>in</strong>er Freizeit teilzunehmen.<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Problemstellung<br />

Durch die kurzfristige Än<strong>der</strong>ung von Aufgabengebieten und Arbeits<strong>in</strong>halten ersche<strong>in</strong>t<br />

dem Leiter e<strong>in</strong>e langfristige konzeptionelle Planung kaum möglich. Von<br />

<strong>der</strong> Betreuung von Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n über die Versorgung von Obdachlosen bis h<strong>in</strong><br />

zur Arbeit mit von Missbrauch betroffenen Mädchen - und dies <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Jahres - könne sich ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung ad hoc umstellen, zumal <strong>der</strong> Betreuungsbedarf<br />

<strong>der</strong> Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> weiterh<strong>in</strong> bestehe. Hier wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Konsum<br />

Seite 18


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

von Drogen als Hauptproblem genannt. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>formeller Kontakt zu vielen Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

bestehe weiterh<strong>in</strong> und die jetzt dafür zuständigen Stellen würden<br />

über die jeweiligen Schritte / Maßnahmen unterrichtet.<br />

H<strong>in</strong>zu komme bei mißbrauchten Mädchen die Te<strong>am</strong>besetzung mit drei Frauen<br />

und drei Männern; wobei bei letzteren ihm <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> diesem Aufgabenbereich<br />

nicht als s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>e. An diesem <strong>Beispiel</strong> würden sowohl die Grenzen<br />

<strong>der</strong> zentralistischen Steuerung wie auch die auf e<strong>in</strong>e pädagogische Hochschule<br />

begrenzte Ausbildungskapazität für Sozialberufe offensichtlich.<br />

Anschrift:<br />

Behice Eren Çocuk ve Gençlik Merkezi<br />

Strazburg Cad. No: 43 Maltepe / <strong>Ankara</strong><br />

Tel: +90 312 – 229 65 77, - 231 36 43<br />

onatonat@mynet.com<br />

Seite 19


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Sükrü Akdogan<br />

Prov<strong>in</strong>zdirektor für Soziale Dienste<br />

Seite 20<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheim Yenimahalle<br />

Lage und Räumlichkeiten des Heimes<br />

Das K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheim „Yenimahalle“ liegt <strong>am</strong> Stadtrand von <strong>Ankara</strong>, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Nähe des Berufsbildungszentrums. Der große Gebäudekomplex mit 5 Etagen<br />

vermittelt e<strong>in</strong>en angenehmen E<strong>in</strong>druck. Verschiedene Grünstreifen, 2 Basketballkörbe<br />

und mehrere geteerte Flächen gehören zum Gelände. E<strong>in</strong> Zaun<br />

grenzt das ges<strong>am</strong>te Gelände e<strong>in</strong>.<br />

H<strong>in</strong>ter dem E<strong>in</strong>gangsbereich schließt sich e<strong>in</strong>e Foyer an. Wie <strong>in</strong> allen an<strong>der</strong>en<br />

E<strong>in</strong>richtungen zieren e<strong>in</strong>e große türkische Flagge, neben e<strong>in</strong>er Statue von Atatürk<br />

den großen Raum.<br />

Nebenan bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> weiterer großer Raum, <strong>der</strong> als Aufenthaltsraum o<strong>der</strong><br />

Saal für Feste und Feiern dient. Trotz <strong>der</strong> enorm hohen Decke des Raumes geben<br />

die Polstergarnituren, die frische, warme Farbe an den Wänden und verschiedene<br />

Bil<strong>der</strong> und Poster e<strong>in</strong> angenehmes Raumgefühl wie<strong>der</strong>. E<strong>in</strong> im Eck<br />

stehen<strong>der</strong> Flügel kommt bei vielen Veranstaltungen zum E<strong>in</strong>satz.<br />

E<strong>in</strong> Sprachlabor und e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Küche reihen sich an den großen Aufenthaltsraum<br />

an. Je 8 - 10 Jugendliche bewohnen e<strong>in</strong>e Wohnebene bestehend aus e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Küche, e<strong>in</strong>em Raum für musische und kreative Angebote, e<strong>in</strong>em Wohnzimmer<br />

ausgestattet mit e<strong>in</strong>em Fernseher, verschiedenen Büchern, Teppichen<br />

und e<strong>in</strong>er Sofagarnitur. Vom Wohnzimmer aus erreicht man den Schlafraum. 5<br />

Stockbetten stehen ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gereiht im Zimmer. Für jeden Jugendlichen steht<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schrank zur Verfügung. Auffallend ist die vollkommene Ordnung <strong>in</strong><br />

sämtlichen Räumen und das Fehlen sämtlicher persönlicher Gegenstände, so<br />

dass die Räume fast unbewohnt wirken. Gerade <strong>der</strong> Flur, aber auch die an<strong>der</strong>en<br />

Zimmer vermitteln nicht sehr viel Wärme und Wohnqualität.<br />

Im ges<strong>am</strong>ten Gebäudekomplex s<strong>in</strong>d die Wohne<strong>in</strong>heiten identisch aufgebaut.<br />

Zielgruppe, Personal und<br />

Organisation<br />

Das K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheim<br />

Yenimahalle steht wie<br />

sämtliche an<strong>der</strong>e Heime<br />

unter staatlicher Obhut.<br />

Das türkische Gesetz lässt<br />

ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>en Träger zu.<br />

Neben den Heimen gibt es<br />

noch e<strong>in</strong> Schul<strong>in</strong>ternat,<br />

welches zur Zeit von 164<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

besucht wird.<br />

104 K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />

im Alter zwischen 12<br />

und 18 Jahren s<strong>in</strong>d zur Zeit


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung untergebracht. Es handelt sich hierbei lediglich um männliche<br />

Jugendliche. Die meisten Jugendlichen st<strong>am</strong>men aus zersplitterten F<strong>am</strong>ilienverhältnissen<br />

o<strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilien mit großen Schwierigkeiten (Armut, Verwahrlosung,<br />

Gewalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilie). 80 % von ihnen kommen direkt aus e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong><strong>der</strong>heim für<br />

jüngere K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Die Jugendlichen besuchen verschiedene Schulen o<strong>der</strong> Berufsbildungszentren,<br />

meist Haupt- o<strong>der</strong> Oberschulen. Auch e<strong>in</strong> späteres Studium ist nicht ausgeschlossen.<br />

Die Jugendlichen werden von mehreren Sozialarbeitern, Lehrern, 2 Psychologen<br />

betreut; dazu kommen mehrere hauswirtschaftliche Fachkräfte.<br />

Die Kosten für e<strong>in</strong>en Heimplatz belaufen sich auf ca. 500€/Monat. Sie werden<br />

komplett vom türkischen Staat getragen. Jugendliche über 18 Jahren werden<br />

nicht mehr aufgenommen.<br />

Jede Wohngruppe mit 8 – 10 Bewohnern wählt e<strong>in</strong>en Sprecher. Dieser Sprecher<br />

trägt Wünsche und Probleme <strong>der</strong> Jugendlichen vor. E<strong>in</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>plan o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

KJHG s<strong>in</strong>d nicht vorhanden. Der <strong>in</strong>dividuelle Umgang mit jedem e<strong>in</strong>zelnen Jugendlichen<br />

wird durch Gespräche mit den Eltern und dem Jugendlichen ermittelt.<br />

Straffällige Jugendliche verbüßen ihre Strafe <strong>in</strong> Erziehungsheimen und kommen<br />

dann <strong>in</strong> das Heim zurück.<br />

Konzeption<br />

1. Schwerpunkt: F<strong>am</strong>ilie<br />

Die E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> Herkunftsf<strong>am</strong>ilie hat bei <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> Jugendlichen<br />

und im Alltag e<strong>in</strong>en sehr großen Stellenwert. So besuchen die Jugendlichen ihre<br />

F<strong>am</strong>ilien <strong>in</strong> den Ferien o<strong>der</strong> sogar an den Wochenenden. Es wird versucht,<br />

Schwierigkeiten <strong>in</strong> den jeweiligen F<strong>am</strong>ilien mit Unterstützung des Fachpersonals<br />

zu lösen. Die Rückführung des Jugendlichen <strong>in</strong> die F<strong>am</strong>ilie ist neben <strong>der</strong> Erziehung<br />

zur Selbständigkeit wichtigstes Ziel <strong>der</strong> Heimerziehung.<br />

Weitere Ziele s<strong>in</strong>d:<br />

• Individuen / Persönlichkeiten zu entwickeln, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

behaupten können<br />

• Schulische und berufliche Ausbildung ermöglichen<br />

• Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> för<strong>der</strong>n<br />

• Integration <strong>in</strong> die Gesellschaft<br />

2. Aktivitäten im Heim<br />

Vielfältige Angebote wie z.B. sportliche<br />

Tätigkeiten ( Judo, Basketball..) aber auch das<br />

Erlernen von handwerklichen Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten stehen im Vor<strong>der</strong>grund. E<strong>in</strong>en<br />

großen Stellenwert nehmen hier die Volkstänze<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Adresse:<br />

Yenimahalle Erkek Yetistirme Yurdu<br />

Ivedik Cad. No. 45<br />

Yenimahalle/<strong>Ankara</strong><br />

Seite 21


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Ertugrul Sekreter<br />

Direktor <strong>der</strong> Volkshochschule Yenimahalle<br />

Seite 22<br />

Volkshochschule Yenimahalle<br />

Volkshochschulen (wörtlich:<br />

Volksbildungszentren) <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Türkei</strong> s<strong>in</strong>d zu vergleichen mit<br />

den Volkshochschulen <strong>in</strong><br />

Deutschland. Sie s<strong>in</strong>d offen für<br />

alle, die das 14 Lebensjahr<br />

vollendet haben - egal welchen<br />

Ausbildungsstandes. Der Besuch<br />

ist freiwillig und bis auf<br />

Ausnahmen kostenlos. Obwohl<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> ca. 70 Millionen<br />

Menschen leben, gibt es im<br />

Moment nur für 10 Millionen die Möglichkeit sich an Volkshochschulen<br />

weiterzubilden.<br />

Die Erwachsenenbildung wird als „goldener Schlüssel“ für das dieses Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

gesehen.<br />

Bislang besteht das Kursangebot <strong>in</strong> Yenimahalle zu 50% aus Alphabetisierungskursen.<br />

Die Volkshochschule wird zu 70% von Frauen besucht.<br />

Neben <strong>der</strong> Alphabetisierung werden n erster L<strong>in</strong>ie Kenntnisse vermittelt, die den<br />

F<strong>am</strong>ilien im alltäglichen Leben nützlich s<strong>in</strong>d, vor allem zur Erhöhung des E<strong>in</strong>kommens.<br />

E<strong>in</strong> <strong>Beispiel</strong> s<strong>in</strong>d z.B. die Stickerei-Kurse: Mit den hier erlernten Fähigkeiten<br />

können die Frauen kunsthandwerkliche Produkte herstellen, sie verkaufen<br />

und d<strong>am</strong>it das F<strong>am</strong>iliene<strong>in</strong>kommen verbessern.<br />

Weiterh<strong>in</strong> be<strong>in</strong>haltet das Angebot berufsorientierte Kurse (oft handwerkliche Kurse)<br />

sowie Musik, Folklore und Sprachkurse. Am Ende <strong>der</strong> Kurse werden Ausstellungen,<br />

Veranstaltungen, Konzerte o.ä. veranstaltet, um die Arbeit <strong>der</strong> Volkshochschulen<br />

bekannt zu machen.<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>der</strong> Volkshochschulen gibt es <strong>in</strong> jedem Vorort. Ihr Ziel ist neben<br />

<strong>der</strong> Vermittlung konkreter Kenntnisse und Fertigkeiten auch e<strong>in</strong>e Annäherung <strong>der</strong><br />

verschiedenen gesellschaftlichen Schichten.<br />

In den Ferien gibt es auch Kurse zur schulischen Unterstützung <strong>der</strong> Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und auch für bestimmte Berufsgruppen nach Bedarf.<br />

Kosten entstehen für die Teilnehmer <strong>der</strong> Kurse ke<strong>in</strong>e, ausgenommen ist die Teilnahme<br />

an den PC-Kursen. Die F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Volkshochschulen erfolgt über<br />

den Haushalt des nationalen Kultusm<strong>in</strong>isteriums.<br />

Der Bedarf an Kursen wird jedes Jahr im September ermittelt. Die Ortsvorsteher,<br />

die die Stadtteile kennen, werden befragt, welche Interessen die jeweiligen BewohnerInnen<br />

haben. Daraus wird dann <strong>der</strong> aktuelle Bedarf ermittelt.


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Die LehrerInnen <strong>der</strong> Volkshochschulen s<strong>in</strong>d überwiegend FachlehrerInnen, die <strong>in</strong><br />

ihrem Beruf arbeiten.<br />

Adresse:<br />

Yenimahalle Halk Egitim Merkezi<br />

Günay Sok. No. 3<br />

Güzelevler/<strong>Ankara</strong><br />

Tel. +90 312 3153137<br />

Seite 23


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Direktor<strong>in</strong><br />

Alt<strong>in</strong>dag Toplum Merkezi<br />

Seite 24<br />

Stadtteilzentrum Alt<strong>in</strong>dag<br />

E<strong>in</strong>e Maßnahme staatlicher Geme<strong>in</strong>wesenarbeit, welche zur Bewältigung sozialer<br />

Probleme <strong>in</strong>stalliert wird, s<strong>in</strong>d sogenannte Stadtteil- o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaftszentren.<br />

In <strong>Ankara</strong> stehen 5 von <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t 32 <strong>in</strong> <strong>der</strong> ges<strong>am</strong>ten <strong>Türkei</strong> angesiedelten<br />

E<strong>in</strong>richtungen ihren NutzerInnen zur Verfügung. Im allgeme<strong>in</strong>en orientiert sich<br />

die Standortfrage <strong>der</strong> Stadtteilzentren an Ballungsräumen mit hohen sozialen<br />

Defiziten und starker Zuwan<strong>der</strong>ung aus den ländlichen Gebieten. Die d<strong>am</strong>it verbundenen<br />

Arbeitsschwerpunkte werden mit Hilfe e<strong>in</strong>er eigens erstellten Bestandsaufnahme<br />

<strong>der</strong> lokalen Problemstellungen ermittelt und ausgerichtet. Somit<br />

entsteht für jede E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong> eigens ausgearbeitetes Konzept zur Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsweisen, dessen Angebote e<strong>in</strong> breites Spektrum von Hilfeleistungen<br />

und Unterstützungen für das ermittelte Klientel ergeben.<br />

Im speziellen beschreiben und<br />

erklären die nachfolgenden<br />

Ausführungen das wohl älteste<br />

Stadtteilzentrum <strong>in</strong> <strong>Ankara</strong>,<br />

dessen Arbeitsschwerpunkte<br />

sich hauptsächlich auf die<br />

Arbeit mit Zuwan<strong>der</strong>ern aus<br />

dem ländlichen Raum und die<br />

d<strong>am</strong>it verbundenen Probleme<br />

konzentriert.<br />

E<strong>in</strong> häufiges Problem, mit dem<br />

sich die MitarbeiterInnen <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtung tagtäglich konfrontiert<br />

sehen, s<strong>in</strong>d „staatlich nicht<br />

anerkannte Ehen“. Darunter<br />

versteht man die nach wie vor<br />

<strong>in</strong> ländlichen Gebieten auf traditionelle Weise, d.h. religiös vollzogene Eheschließung,<br />

die aber gesetzlich nicht anerkannt ist, da je<strong>der</strong> Nachweis von adm<strong>in</strong>istrativer<br />

Registrierung fehlt; entsprechend gelten die aus e<strong>in</strong>er solchen Ehe hervorgegangenen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> als unehelich. Zusätzlich erschwert das Fehlen von behördlich<br />

ausgestellten Geburtsurkunden o<strong>der</strong> Identifikationsnachweisen die E<strong>in</strong>schulung,<br />

da e<strong>in</strong>e genaue Altersbestimmung nicht möglich ist. Um diesem Problem<br />

entgegenzuwirken, werden regelmäßig im Statteilzentrum Massenhochzeiten<br />

organisiert und veranstaltet, welche als Resultat den Frauen e<strong>in</strong>e gewisse rechtliche<br />

Absicherung gegenüber ihrem Mann und <strong>der</strong> Gesellschaft e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die gesellschaftliche Zukunft erleichtern.<br />

E<strong>in</strong> zusätzliches weitreichendes Problem ist die sehr hohe Analphabetenrate<br />

unter den zugewan<strong>der</strong>ten Erwachsenen, denen mit Hilfe von Schreib- und Lese-


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

kursen versucht wird entgegenzuwirken. Außerdem werden Informations-Abende<br />

organisiert, an denen AkademikerInnen und Fachkräfte über Themen wie z. B.<br />

Gesundheit, Hygiene, Pubertät, Lebensfragen referieren und den BesucherInnen<br />

<strong>in</strong> aktuellen Fragen und Problemstellungen als BeraterInnen zur Verfügung stehen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Angebot des Stadtteilzentrums ist die Möglichkeit zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er hauseigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe bzw. K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und e<strong>in</strong>e Hausaufgabenbetreuung für die schon älteren Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die Existenz<br />

dieser E<strong>in</strong>richtungen ermöglicht es den Frauen, die angebotenen Kurse des<br />

Zentrums wahrzunehmen.<br />

Die Vermittlung von handwerklichen Fähigkeiten und allgeme<strong>in</strong>en Kenntnissen<br />

für Frauen ist e<strong>in</strong> weiterer Arbeitsschwerpunkt im Stadtteilzentrum, da diese neu<br />

erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten e<strong>in</strong>e Steigerung des Selbstbewusstse<strong>in</strong>s<br />

und des Selbstwertgefühls und e<strong>in</strong>e gewisse Form <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

bedeuten. Dieses Angebot erstreckt sich von <strong>der</strong> Vermittlung von Computer-<br />

Kenntnissen bis zur Ausbildung als <strong>in</strong>dustrielle Re<strong>in</strong>igungskraft und sorgt somit<br />

nachhaltig zur Bekämpfung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Ankara</strong>.<br />

Kooperationsveranstaltungen mit freien Trägern o<strong>der</strong> Stiftungen, die als Paketprogr<strong>am</strong>me<br />

bezeichnet werden, bieten ebenfalls Beratungsmöglichkeiten für Mütter<br />

aber auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Erziehungs- und Lebensfragen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Projekt mit dem N<strong>am</strong>en „Anatolischer Garten“ bietet Müttern und<br />

Hausfrauen die Möglichkeit, <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong> bis zweimal die Woche stattf<strong>in</strong>denden<br />

Marktes, e<strong>in</strong> wenig Geld mit dem Verkauf von kle<strong>in</strong>en Handarbeiten o<strong>der</strong><br />

Backwaren zu verdienen. E<strong>in</strong> weiterer kle<strong>in</strong>er „Wirtschaftszweig für Hausfrauen“<br />

ist die Fertigung und <strong>der</strong> Verkauf von <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> bekannten und beliebten M<strong>in</strong>iaturpüppchen,<br />

<strong>der</strong>en Verkauf bis zu 33 Mio. Lira / ca. 22 EUR e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann.<br />

Alle Angebote und Projekte s<strong>in</strong>d unendgeldlich o<strong>der</strong> nur mit m<strong>in</strong>imalen TeilnehmerInnen-Beiträgen<br />

belegt, welche für Material- o<strong>der</strong> Personalkosten ausgegeben<br />

werden müssen.<br />

Geleitet wird das Stadtteilzentrum von e<strong>in</strong>er durch den Staat e<strong>in</strong>gesetzten Direktor<strong>in</strong>,<br />

die von zwei haupt<strong>am</strong>tlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen unterstützt wird, von denen<br />

e<strong>in</strong>e als Lehrer<strong>in</strong> und die an<strong>der</strong>e als Sozialarbeiter<strong>in</strong> tätig ist. Dieses Dreier-Te<strong>am</strong><br />

veranstaltet, organisiert und betreut alle im Stadtteilzentrum stattf<strong>in</strong>denden Maßnahmen<br />

und Projekte und wird dabei von vielen ehren<strong>am</strong>tlichen HelferInnen unterstützt,<br />

die sich teilweise aus Student<strong>in</strong>nen aber zu meist aus freiwilligen Müttern<br />

rekrutieren. Die E<strong>in</strong>richtung ist werktags täglich von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr<br />

geöffnet, wobei auch an Wochenenden vere<strong>in</strong>zelt Veranstaltungen stattf<strong>in</strong>den.<br />

Adresse:<br />

Alt<strong>in</strong>dag Toplum Merkezi<br />

Alt<strong>in</strong>dag Cad. No. 89<br />

Alt<strong>in</strong>dag /<strong>Ankara</strong><br />

Tel. +90 312 317 59 28<br />

Seite 25


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Zuhal Arnaz<br />

Direktor<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stiftung Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Seite 26<br />

Stiftung Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Die Stiftung Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Stadtteil M<strong>am</strong>ak ist e<strong>in</strong>e Nichtregierungsorganisation,<br />

die seit 10 Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>in</strong>nertürkischen MigrantInnen aktiv<br />

ist. Im Stadtteil M<strong>am</strong>ak gab es vor etwa 20 Jahren e<strong>in</strong>e Welle ländlicher E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung.<br />

Sowohl die Gründe für die B<strong>in</strong>nenmigration als auch die mit ihr zus<strong>am</strong>menhängenden<br />

Probleme s<strong>in</strong>d nach Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Direktor<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stiftung weitestgehend<br />

deckungsgleich mit zwischenstaatlicher Migration: Die meisten F<strong>am</strong>ilien<br />

migrieren auf <strong>der</strong> Suche nach Arbeit und e<strong>in</strong>er besseren Zukunft für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Dies läßt sich aber oft nicht verwirklichen, die Hoffnung auf Wohlstand, Stabilität<br />

und Erfolg erfüllt sich nicht und die MigrantInnen bleiben e<strong>in</strong> Fremdkörper<br />

<strong>in</strong> ihrer neuen Heimat. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, sie zu unterstützen,<br />

zu <strong>in</strong>formieren und zu beraten. Sie unterhält zwei Stadtteil- bzw. Geme<strong>in</strong>schaftszentren,<br />

von denen wir das <strong>in</strong> Tuzlucayir besuchen.<br />

Zielgruppe <strong>der</strong> Stiftung s<strong>in</strong>d Frauen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>in</strong> diesem Stadtteil hauptsächlich<br />

alevitischer Herkunft. Die Aktivitäten bestehen vorrangig aus Information und<br />

Beratung dieser Zielgruppe. Im e<strong>in</strong>zelnen werden angeboten:<br />

• Sozialberatung<br />

• Informationsveranstaltungen zu wichtigen Themen (z.B. Än<strong>der</strong>ungen im Zivilrecht)<br />

• Nachhilfeunterricht<br />

• Alphabetisierungskurse<br />

• Ausbildungskurse nach Wunsch und Bedarf <strong>der</strong> Frauen wie z.B. Näh- und<br />

Handarbeiten, Buchhaltung, E<strong>in</strong>zelhandel<br />

• Organisation von Festen (K<strong>in</strong><strong>der</strong>feste, Beschneidungsfeste u.a.)<br />

• Folkloreveranstaltungen<br />

• Theatergruppe, Theateraufführungen, Fotografiekurse<br />

• Kooperation/Bereitstellung von Räumlichkeiten für kle<strong>in</strong>ere Stadtteilorganisationen<br />

Neben dem Angebot für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Frauen baut die Stiftung auch gerade e<strong>in</strong>en<br />

Jugendbereich auf und bemüht sich um Anerkennung als Jugendclub beim Generaldirektorat<br />

für Jugend und Sport. Im Jugendbereich laufen momentan Kurse<br />

für Gitarre, Saz und Theater; auch Vorbereitungskurse auf die Prüfungen an <strong>der</strong><br />

Universität werden angeboten. Außerdem ist das Zentrum im <strong>in</strong>ternationalen Jugendaustausch<br />

mit Deutschland aktiv.<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> Stiftung macht auf uns großen E<strong>in</strong>druck. Wir dürfen uns e<strong>in</strong>er Informationsveranstaltung<br />

mit ca. 30 Frauen h<strong>in</strong>zugesellen und sprechen anschließend<br />

mit den Teilnehmer<strong>in</strong>nen. Die Frauen s<strong>in</strong>d selbstbewußt und neugierig,<br />

fragen uns nach dem Grund unseres Besuches. E<strong>in</strong>ige von ihnen berichten, daß<br />

sie für die Veranstaltungen im Zentrum das erste Mal überhaupt alle<strong>in</strong> die Woh-


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

nung verlassen haben und erzählen uns von den positiven Verän<strong>der</strong>ungen, die<br />

sich für sie und ihre F<strong>am</strong>ilien seither ergeben haben. Offenbar nehmen die Besucher<strong>in</strong>nen<br />

ihre Geschicke hier wirklich <strong>in</strong> die eigene Hand. Der Betrieb des Zentrums<br />

funktioniert überwiegend <strong>in</strong> Selbstorganisation, d.h. durch die ehren<strong>am</strong>tliche<br />

Beteiligung <strong>der</strong> BesucherInnen. Auch <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> Stiftung besteht aus<br />

den Frauen und Jugendlichen, die das Zentrum besuchen.<br />

Adresse:<br />

Çagdas Kad<strong>in</strong> ve Gençlik Vakfi<br />

Tip Fakültesi Cad. No. 243<br />

Tuzluçayir/<strong>Ankara</strong><br />

Tel. und Fax: +90 312 364 53 48<br />

ckgv1994@hotmail.com<br />

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<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Cem Ogün Sen<br />

Stellvertreten<strong>der</strong> Leiter des Jugendzentrums Alt<strong>in</strong>dag<br />

Seite 28<br />

Jugendzentrum Alt<strong>in</strong>dag<br />

Träger <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung:<br />

Stadt <strong>Ankara</strong>, Abt. Bildung und Erziehung<br />

Profil des Jugendzentrums<br />

Das ursprünglich als E<strong>in</strong>kaufszentrum konzipierte Gebäude wurde von <strong>der</strong> Stadt<br />

<strong>Ankara</strong> für die Nutzung als Jugendzentrum umgebaut und im Mai 2003 eröffnet.<br />

Alle Angebote s<strong>in</strong>d kostenlos und richten sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an sozial benachteiligte<br />

Jugendliche aus dem Stadtteil. Die Besucher sollen durch Freizeit- und Bildungsangebote<br />

wie Billard, Tischtennis, Sprachkurse, PC / Internet, Folkloretanz,<br />

Instrumentenkurse wie Saz und Gitarre <strong>in</strong> ihrer Entwicklung geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Bei dem Jugendzentrum handelt es sich um e<strong>in</strong> Modellprojekt mit e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

von ca. e<strong>in</strong>e Million Bewohnern. In <strong>Ankara</strong> s<strong>in</strong>d vier weitere Zentren<br />

dieser Art <strong>in</strong> Planung.<br />

Ausstattung<br />

Die Angebote s<strong>in</strong>d auf drei<br />

Stockwerke und <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t 92<br />

Räume aufgeteilt. Im E<strong>in</strong>gangsbereich<br />

bef<strong>in</strong>den sich<br />

Anmeldung und Security. Das<br />

Foyer ist mit Tischen und Stühlen<br />

ausgestattet und bietet mit ca. 50<br />

Sitzplätzen Raum für Gespräche<br />

und Tischspiele. Das Gebäude<br />

ist h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Nutzung für<br />

Freizeitaktivitäten großzügig<br />

ausgestattet. Hierzu zählen<br />

<strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t e<strong>in</strong> Billardraum mit 10 Billardtischen, 5 PC / Interneträume mit <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t<br />

80 Plätzen, Zwei Fitnessräume, 3 Kickerräume, e<strong>in</strong> Tischtennisraum mit 7<br />

Platten, 3 K<strong>in</strong>osäle, 4 Sporträume für Gymnastik etc., e<strong>in</strong> Gebetsraum, Diskussionsräume,<br />

Musikräume sowie weitere Funktionsräume.<br />

Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

- 1 Direktor<br />

- 2 stellvertr Direktoren (Cem Ogün Sen, Feyziye Aksoy)<br />

- 42 pädagogische Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen und Lehrkräfte<br />

- 1 Krankenschwester<br />

- Re<strong>in</strong>igungspersonal und Security


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

Sozialraum<br />

Bei dem Stadtteil Alt<strong>in</strong>dag handelt es sich nach Auskunft <strong>der</strong> Mitarbeiter um e<strong>in</strong>en<br />

Sozialraum mit verdichteten sozialen Problemlagen. Die im Stadtteil lebenden<br />

Jugendlichen s<strong>in</strong>d erheblich von Armut betroffen und haben e<strong>in</strong>en relativ<br />

niedrigen Bildungsstand. Der Konsum von illegalen Drogen ist nach Auskunft <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter nicht signifikant, jedoch sei das „Schnüffeln“ von Klebstoffen verbreitet.<br />

Gewaltprobleme gebe es kaum.<br />

Zielgruppe<br />

Zielgruppe des Jugendzentrums s<strong>in</strong>d Jugendliche im Alter von 15 – 24 Jahren.<br />

Zur Nutzung müssen die Jugendlichen e<strong>in</strong>en Mitgliedsausweis erwerben, <strong>der</strong><br />

gleichzeitig als Pfand für auszuleihende Spiele, Tischtennisschläger, PC-<br />

Benutzung etc. dient. Die <strong>der</strong>zeitige Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> beträgt 1.300, bei e<strong>in</strong>em<br />

Altersdurchschnitt von 18 Jahren. Der Anteil an Mädchen liegt bei 40%. Die<br />

Haupt<strong>in</strong>teressen <strong>der</strong> Mädchen s<strong>in</strong>d das Erlernen e<strong>in</strong>er Fremdsprache, Gymnastikkurse,<br />

PC-Internet, Folklore und Instrumentenkurse. Perspektivisch sollen ca.<br />

5.000 Jugendliche aus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet erreicht werden.<br />

Angebotsstruktur<br />

Alle Angebote des Jugendzentrums s<strong>in</strong>d kostenlos. Bei den Angeboten handelt<br />

es sich um betreute Freizeitaktivitäten sowie um Workshops und Kurse, für die<br />

e<strong>in</strong>e Anmeldung obligatorisch ist. Im Folkloretanz nehmen z.B. <strong>der</strong>zeit 24 Jugendliche<br />

<strong>in</strong> vier Gruppen teil. Der Anteil Mädchen / Jungen ist ausgewogen.<br />

Daneben arbeitet e<strong>in</strong>e Krankenschwester im pädagogischen Te<strong>am</strong> mit, die Erste-<br />

Hilfe-Kurse anbietet, bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite steht und zu Ärzten<br />

vermittelt.<br />

Öffnungszeiten<br />

Das Jugendzentrum ist täglich<br />

e<strong>in</strong>schl. <strong>der</strong> Wochenenden von 9 –<br />

18 Uhr geöffnet. Die für unsere<br />

Verhältnisse ungewöhnlichen Öffnungszeiten<br />

<strong>am</strong> Vormittag lassen<br />

sich durch den Schulunterricht <strong>in</strong><br />

zwei Schichten erklären. Aus<br />

Sicherheitsgründen ist die<br />

Öffnungszeit auf 18 Uhr beschränkt.<br />

Die stärkste Frequentierung f<strong>in</strong>det<br />

<strong>am</strong> Wochenende statt.<br />

Anschrift:<br />

<strong>Ankara</strong> Büyüksehir Belediyesi<br />

Alt<strong>in</strong>dag Gençlik Kültür Merkezi<br />

Alt<strong>in</strong>dag Cad. No:31 Alt<strong>in</strong>dag /<br />

<strong>Ankara</strong><br />

Tel. +90 312 - 317 59 28<br />

Seite 29


<strong>Jugendhilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Türkei</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>Ankara</strong><br />

An dieser Dokumentation haben mitgewirkt:<br />

Elisabeth Biehl<br />

Markus Dankesreiter<br />

Reg<strong>in</strong>a Glas<br />

Christa H<strong>in</strong>termair<br />

Uli Kratz<br />

Marita-Heike Kühn<br />

Daniel Stengele<br />

Jochen Zan<strong>der</strong>s<br />

Eva Zeitler<br />

Seite 30<br />

Das Progr<strong>am</strong>m, aus dem diese Dokumentation entstanden<br />

ist, wurde f<strong>in</strong>anziert aus Mitteln des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für F<strong>am</strong>ilie, Senioren, Frauen und Jugend

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