Ich bin dann mal weg - Evangelische Trinitatiskirche Bonn
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Weitere Texte<br />
gibt es unter:<br />
www.chrismon-rheinland.de/<br />
cpr/suehneopfer_<br />
dossier.html<br />
er habe sich selbst zur Vergebung der Sünden aus Liebe zu den<br />
Menschen in seinem Sohn geopfert, hingegeben.<br />
Auf die Frage nach dem jeweiligen hermeneutischen Umgang<br />
mit biblischen Texten führt Pfr. Müller aus, dass er von der auch<br />
historisch arbeitenden Bibelauslegung in der Tradition von Rudolf<br />
Bultmann beeinflusst sei. Pfr. Harnisch stellt fest, dass die<br />
Kirche Einheit und gemeinsame Bekenntnisse brauche. Das<br />
Symbol des Kreuzes und der Kreuzestod Jesu bildeten nun ein<strong>mal</strong><br />
das Zentrum des christlichen Glaubens.<br />
Auf das jeweilige Menschenbild angesprochen vertritt Pfr. Harnisch<br />
nach eigenen Worten ein eher pessimistisches Menschenbild.<br />
Demnach ist der Mensch grundsätzlich der Sünde<br />
verfallen, lebt von Beginn an in der Gottesferne. Pfr. Müllers<br />
Menschenbild kann demgegenüber als eher opti-<br />
mistisch bezeichnet werden. Er spricht nicht von dem<br />
Menschen, sondern von vielen einzelnen Menschen,<br />
die nicht nur Sünden begehen und Fehler machen.<br />
Zu einer Festschreibung des zentralen Glaubensinhalts<br />
auf die Sühneopfervorstellung und zur Annahme des prinzipiell<br />
sündigen Menschen äußert sich eine Zuhörerin kritisch,<br />
insofern hier Ängste bei den Gläubigen von Kind an erzeugt würden.<br />
Dies erscheine als Versuch der Kirche, Macht auszuüben,<br />
Menschen einzuschüchtern und sie gerade über diese Ängste an<br />
sich zu <strong>bin</strong>den.<br />
Irgendwann im lebhaften Hin- und Widerreden zwischen Zuhörerschaft<br />
und den beiden Rednern gibt es einen psychologischen<br />
Beitrag aus dem Publikum: Ein Meinungsstreit wie hier sei darauf<br />
zurückzuführen, dass ganz verschiedene Menschen mit unterschiedlichen<br />
Lebensgeschichten ihre verschiedenen Erfahrungen<br />
ausdrückten als Meinungen, die man auch nebeneinander stehen<br />
lassen könne. Schließlich fordert diese Rednerin die Anwesenden<br />
auf, Pfr. Müller von dem öffentlich erhobenen Vorwurf<br />
der Häresie freizusprechen, was breite Zustimmung findet.<br />
Es gab noch viele anregende Fragen und engagierte Beiträge aus<br />
dem Publikum sowie ausführliche Erläuterungen der beiden<br />
Hauptredner. Über zwei Stunden wurde intensiv argumentiert<br />
und nachgefragt – mein Nachbar sagte zum Schluss: Und jetzt<br />
wünsche ich mir Bibelarbeit zum Thema. Der bleibende Eindruck<br />
ist: Es gibt einen großen Diskussions- und Klärungsbedarf<br />
für die hier aktuelle und wohl auch für andere Fragestellungen<br />
der Bibel.<br />
CHRISTIAN LÖWER