Artikel lesen - Sinn-Stiftung
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überprüfen, ob ihr Bild vom Kind noch mit dem Bild, das die Wissenschaften<br />
zeichnen, übereinstimmt.<br />
Kontinuität im Bildungsverlauf<br />
Lernen ist eingebettet in soziale Situationen und wird von Emotionen begleitet. Was<br />
nach vielen Jahren noch präsent ist oder in der Erinnerung wieder hervorgerufen<br />
werden kann, war einst von starken Emotionen begleitet. Oft erinnern wir uns nicht<br />
mehr an die konkreten Ereignisse, sondern verbinden mit neuen Anforderungen<br />
angenehme oder unangenehme Gefühle. Als Erinnerungsspur bleibt oft nur ein<br />
inneres Muster haften, das aber in konkreten Situationen seine Wirksamkeit entfalten<br />
kann. Je intensiver wir freudige Ereignisse mit Lernen verbinden, desto<br />
selbstbewusster und zielstrebiger werden wird dann auch in der Zukunft an die<br />
Lösung von Problemen herangehen. Auffällig ist, dass in der Erinnerung Personen<br />
auftauchen, die Lernprozess auf besondere Weise gefördert oder aber auch<br />
behindert haben. Damit ist die Bedeutung der pädagogischen Beziehung<br />
angesprochen. Lernen findet in einem Zusammenspiel von emotionalen, sozialen<br />
und kognitiven Aktivitäten statt. Lernen im Kindergarten und in der Schule vollzieht<br />
sich immer in einer Gemeinschaft. Kinder können schon früh voneinander lernen,<br />
miteinander agieren, Probleme aufwerfen und gemeinsam nach Lösungen suchen.<br />
Werden diese Aktionen mit Interesse verfolgt, von Freude begleitet und durch eine<br />
zustimmende Resonanz belohnt, so stellen sie die wichtigsten Voraussetzungen für<br />
Kontinuität in Lernprozessen dar.<br />
Erzieherinnen, Tagespflegepersonen und Lehrkräfte müssen diese Prozesse pflegen<br />
und entsprechende Entwicklungs- und Gestaltungsanreize geben. Ihr professionelles<br />
Verhalten kann man so beschreiben: Sie können zuhören, geben vielfältige<br />
Anregungen, haben Interesse an der individuellen Lernentwicklung eines Kindes,<br />
greifen Ideen der Kinder auf, helfen bei Konflikten, schaffen eine Atmosphäre der<br />
Geborgenheit und sorgen für eine Lernumwelt, die vielfältige Aktivitäten ermöglicht.<br />
Dabei haben sie immer das Kind im Blick. Diesen Blick dürfen sie sich nicht durch die<br />
Routinen des Alltags oder übermäßige Erwartungen trüben lassen.<br />
Leider wird das Lernen heute weitgehend mit den schulischen Fächern gleichgesetzt<br />
und nur selten in seinen emotionalen und sozialen Dimensionen gesehen.