2 rund ums tier <strong>Landwirtschaftliche</strong> MitteiLungen inhalt Melkroboter Steirische Milchbauern berichten über ihre langjährigen Erfahrungen. Seite 4 Almo Almos dürfen im Winter nur mehr in Laufställen gehalten werden. Seite 5 Innovative Ställe Geballte Information auf fünf Seiten: die herausragendsten Stallprojekte des Jahres 2011. Seiten 7-11 Klassifizierung Klassifizierer machen auch Qualitäts- und Markenprogramme möglich. Seite 12 EZG Rind Quartett übernimmt Interimsführung. Murbodner wird ganzjährig vermarktet. Seite 13 Klauenpflege Kurzanleitung zur funktionalen Klauenpflege und wie gute Arbeit zu erkennen ist. Seiten 14,15 Tiergesundheitsdienst Nur gesunde Tiere bringen Leistung. Vorteile der TGD-Teilnahme. Seite 17 Kälber Gegenseitiges Besaugen lässt sich durch Management deutlich verringern. Seiten 18,19 Schwingtüren Gruppenhaltungssystem bei Wartesauen unter der Profi- Lupe. Seiten 20,21 Spermaqualität Blick hinter die Kulissen der Samenproduktion. Seite 21 Fleischsommelier Top-Ausbildung, um das Fleisch-Image zu heben. Seiten 22,23 <strong>Landwirtschaftliche</strong> MitteiLungen rund ums tier Unser Fleisch ist viel wertvoller... ... als es gehandelt wird. Außerdem steht Fleisch in der Kritik. Wir sprachen mit AMA- Fleischexperten Dr. Rudolf Stückler über Gründe und Auswege. LM: Welchen Wert hat Fleisch heute noch? Rudolf Stückler: Das ist eine überaus berechtigte Frage. Wenn man sich so manche Aktion in den Handelsketten ansieht, bleibt nur Kopfschütteln. Im Grunde genommen hat sich der Fleischpreis seit den 1970er Jahren des vorigen Jahrhunderts überhaupt nicht verändert. Wenn man dann noch die inflationsbedingte Bereinigung mit einbezieht, so muss man eigentlich von einem beispiellosen Wertverfall beim Fleisch sprechen. Können Sie dafür ein Beispiel nennen? Stückler: 1974 bot der ehemalige „Konsum“ die Schweineschulter in einer Aktion um umgerechnet 2,16 Euro an. Der gleiche Artikel wird heute in Aktionen um 2,39 Euro verkauft. Das ist ein Preisanstieg von 23 Cent in 37 Jahren. Gleichzeitig kostet ein Kilogramm einer bekannten Katzenfuttermarke umgerechnet knapp elf Euro, ist also fast fünfmal so teuer wie die Schweineschulter. Da ist jeglicher Kommentar überflüssig. Was bewirkt dieser Trend bei den Menschen? Stückler: Eine deutliche Wertverschiebung von Fleisch und Fleischprodukten: Vom reinen Sonntags- und Feiertagses- Ein Kilogramm Katzenfutter ist fünfmal so teuer wie eine Schweineschulter. rudolf stückler ama marketing sen – daher kommt ja auch der Begriff „Sonntagsbraten“ – über das ganz banale Alltagslebensmittel hin zum Wegwerfartikel. Mengenmäßig herrscht Stabilität, wertmäßig verharren wir auf tiefem Niveau. Lässt sich dieses Phänomen auch bei anderen Lebensmitteln, Brot, Milcherzeugnissen und ähnlichen Produkten beobachten? Stückler: Nein, Fleisch ist die Ausnahme, alle anderen Lebensmittel haben ihre Preise im Lauf der Jahre mehr oder weniger angepasst. Selbst die Milch hat wesentlich mehr zugelegt als das bei Fleisch der Fall ist. Auch Brot ist beispielsweise in regelmäßigen Abständen teurer geworden. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung? Stückler: Kleine Bauern, können sich die Tiermast entweder gar nicht mehr oder nur mehr unter Ausnützung aller Rationalisierungsmaßnahmen leisten, regionale Strukturen verschwinden teilweise, die Zahl der größeren Agrarbetriebe nimmt zu. Verbunden mit allen negativen Erscheinungen der angeprangerten Massentierhaltung. Aber auch die kleinen, regionalen Schlachthöfe verschwinden. Den Preis für das Billigfleisch zahlen in erster Linie die Tiere. Wie könnte man denn in die- ser Frage gegensteuern? Stückler: Wünschenswert wäre ein signifikanter Wertanstieg beim Fleisch. Davon würden alle profitieren. Die Tiere, weil sie bessere Haltungsbedingungen vorfinden, die Bauern, weil mehr bleibt, die Schlacht- und Zerlegebetriebe, aber auch die Supermärkte und Fleischer. Letztendlich aber auch der Konsument, weil ein höherer Preis auch die Qualität fördert. Allgemein ist der Anteil an Ausgaben für Lebensmittel gesunken. Stückler: Das stimmt, ein durchschnittlicher Haushalt gibt heute rund zwölf Prozent seines Budgets für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke aus. So wenig, wie nie zuvor. Damit liegen wir aber knapp über dem EU-Durchschnitt. Für Frischfleisch gibt der Haushaltsführer monatlich 19,40 Euro aus, für Wurst und Schinken 25,30 Euro. Das sind typische Symptome einer Wohlstandsgesellschaft, die Ausgaben haben sich in Richtung Konsumgüter und Dienstleitungen verschoben. Wie geht es weiter mit dem Fleischkonsum? Stückler: Wir werden deutliche Verschiebungen erleben. Der Trend zum Geflügel und Lamm wird sich weiter verstärken (rechts oben), der große Verlierer wird das Schweinefleisch werden, dessen Genuss fast die Hälfte der Verbraucher reduzieren will. Rindfleisch wird eher stabil bleiben. Tierschutz und Sicherheit werden weiter eine Rolle spielen? Stückler: Tier- und Umweltschutzfragen sind die entscheidendenHerausforderungen der kommenden Jahre. Mit diesen Themen wird die Branche offensiv umgehen müssen. Die Produktsicherheit in Österreich hat schon heute ein derart hohes Niveau erreicht, dass ich mir weitere Verbesserungen nur im Nuancenbereich vorstel- ein beispielloser Wertverfall: Fleischpreis hat sich seit den 1970er Jahren kaum mehr verändert. Konstantinov, aMa (2) len kann. Nichts wird hierzulande aufwendiger kontrolliert als Fleisch und Fleischprodukte. Gleichzeitig ist Fleisch ein sehr „lebendiges“ und sensibles Lebensmittel, das überaus geschulten Umgang verlangt. Deshalb werden wir Pannen nie ganz ausschließen können. Der größte Verbesserungsbeitrag wäre eine spürbare Wertsteigerung. Die optimale Entwicklung wäre eine Stagnation im Verbrauch bei gleichzeitig steigendem Gesamtwert. LM: Vielen Dank für das Gespräch Fleischverbrauch 3 Konsum stagniert. Der Gesamtbruttoverbrauch pro Kopf und Jahr an Fleisch liegt in Österreich seit rund 20 Jahren bei rund 100 Kilogramm. Die größte Umwälzung in diesen beiden Dekaden war, dass Huhn und Pute in der Beliebtheit Rind und Kalb überholt haben. Die Gründe: Geflügel genießt bei den Konsumenten den guten Ruf als gesundes Fleisch. Und: Rind- und Kalbfleisch haben einen höheren Preis. Wobei letzteres statistisch kaum wahrgenommen wird. Außerdem: 100 Kilo Bruttoverbrauch täuscht. Denn der Bruttowert enthält verzehruntaugliche Schlachtabfälle wie Industriefette, Knochen, Felle und Häute. Weiters den Verbrauch aller Besucher und Touristen in Österreich, das Fleisch, das für Tiernahrung verwendet wird und den Anteil an verdorbenen Produkten, die bei jedem hierzulande anfallen. Der tatsächliche Fleischkonsum dürfte also bei etwa 50 bis 55 Kilogramm pro Kopf und Jahr liegen. Dr. rudolf stückler ist marketingmanager für Fleisch in der ama