1 Die Griechen in Ungarn gehören zu den sogenannten „Mikro ...
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nieder. In <strong>den</strong> 1950er und 1960er Jahren lebten etwa 50% der Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der<br />
Hauptstadt, 25% <strong>in</strong> dem genannten griechischen Dorf und weitere 25% gelangten <strong>in</strong><br />
die Industriestädte <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en, weit ause<strong>in</strong>anderliegen<strong>den</strong> Landesteilen (vor<br />
allem nach Miskolc, Pécs, Tatabánya, Dunaújváros und Szeged). Ihre geographische<br />
Konzentration wurde anfänglich dadurch noch verstärkt, daß ihre Mehrheit <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen Städten ebenfalls <strong>in</strong> geschlossenen Blöcken lebte. Ende der 1950er Jahre<br />
wurde damit begonnen, die isolierten Massenquartiere allmählich auf<strong>zu</strong>lösen. <strong>Die</strong><br />
bislang <strong>zu</strong>sammenleben<strong>den</strong> <strong>Griechen</strong> wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> normalen Wohnungen<br />
untergebracht. Damit vergrößerte sich allerd<strong>in</strong>gs auch ihre räumliche Distanz. Auf<br />
dem Lande verteilten sie sich auf immer mehr Siedlungen und gleichzeitig stieg ihr<br />
hauptstädtischer Bevölkerungsanteil auf 60%. Nach 1981 kehrte e<strong>in</strong> Drittel bis e<strong>in</strong><br />
Viertel aller <strong>Griechen</strong> <strong>in</strong> ihre Heimat <strong>zu</strong>rück. Gegen Ende der 1980er Jahre<br />
stabilisierte sich dann die Bevölkerungszahl der <strong>Griechen</strong> <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong>.<br />
Parallel <strong>zu</strong>r Repatriierung und räumlichen Zerstreuung schritten auch die damit<br />
verbun<strong>den</strong>en Prozesse der Integration <strong>in</strong> die ungarische Gesellschaft und der<br />
Assimilation fort. Zu Zeit ihrer Ansiedlung hatten die griechischen Emigranten noch<br />
gehofft, daß sie bald <strong>in</strong> ihr Heimatland <strong>zu</strong>rückkehren könnten. Persönliche<br />
Beziehungen suchten die <strong>Griechen</strong> vor allem untere<strong>in</strong>ander und noch <strong>in</strong> <strong>den</strong> 1960er<br />
Jahren galt e<strong>in</strong> ungarischer Ehemann bzw. e<strong>in</strong>e ungarische Ehefrau bei <strong>den</strong><br />
<strong>Griechen</strong> als e<strong>in</strong>e große Ausnahme. Ihre Isolation konservierte ihre griechische<br />
I<strong>den</strong>tität und erleichterte die <strong>in</strong>nere Integration der Flüchtl<strong>in</strong>ge, die aus mehreren<br />
hundert Orten stammten, zweierlei Sprachen – Makedonisch und Griechisch – und<br />
mehrere Dutzend Dialekte sprachen und über unterschiedliche Traditionen verfügten.<br />
Gleichzeitig wurde dadurch aber auch ihre Anpassung an die ungarischen<br />
Verhältnisse erschwert. Ende der 1950er Jahre wurde immer mehr <strong>Griechen</strong> bewußt,<br />
daß sie die Illusion e<strong>in</strong>er baldigen Heimkehr aufgeben mußten. Bereits die Revolution<br />
von 1956, <strong>in</strong>sbesondere aber der Prager Frühl<strong>in</strong>g von 1968 spalteten die griechische<br />
Geme<strong>in</strong>schaft und stellten e<strong>in</strong> wesentliches Element ihrer Emigranteni<strong>den</strong>tität und<br />
ihrer <strong>in</strong>neren Kohäsion als Gruppe <strong>in</strong> Frage, nämlich ihre geme<strong>in</strong>same<br />
kommunistische Überzeugung. Zusammen mit dem Zerfall der geschlossenen<br />
Geme<strong>in</strong>schaft traten verschie<strong>den</strong>e <strong>in</strong>dividuelle, vom Kollektiv immer weniger<br />
kontrollierbare und von <strong>den</strong> früheren Gruppennormen abweichende Lebensformen<br />
sowie unterschiedliche Beziehungen <strong>zu</strong>r ungarischen und <strong>zu</strong>r griechischen