Entdeckung!
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vinum extra<br />
weinerlebnis deutschland<br />
Tradition und Moderne – diese Archi tekturlösungen<br />
bekamen Preise: Weingut Julius in<br />
Gundheim (l.) und Schloss Wackerbarth in<br />
Rade beul (M.). Das sächsische Motiv wurde<br />
sogar in der Ausstellung „Wie Wein modern<br />
wurde“ in San Francisco gezeigt.<br />
PFALZ<br />
Hier gibt es die älteste deutsche Weinstrasse – vom Deutschen<br />
Weintor bei Schweigen bis hinauf nach Bockenheim.<br />
Alljährlich Ende August wird die Weinstrasse einen Tag<br />
lang für den Verkehr gesperrt.<br />
In Rhodt an der Südlichen Weinstrasse befindet sich der<br />
älteste Weingarten Deutschlands. Die rund 300 Traminer-<br />
Reben plus etwas Weissburgunder wurden in den Jahren<br />
nach dem Dreissigjährigen Krieg (1618 bis 1648) gepflanzt<br />
und tragen immer noch etwa in jedem zweiten Jahr.<br />
Das berühmte «Dürkheimer Fass» auf dem Volksfestgelände<br />
von Bad Dürkheim könnte zwar theoretisch 1,7 Millionen<br />
Liter aufnehmen und wäre damit der grösste Weinbehälter<br />
der Welt aus Holz. Aber das vor rund 80 Jahren aus 200<br />
Kubikmeter Holz geschaffene Fass ist «nur» eine Grossgaststätte<br />
(für 500 Personen). Beachtliche Mengen sind<br />
die Pfälzer gewöhnt: Wer hier einen «Schoppen» bestellt,<br />
bekommt häufig ein 0,5-Liter-Glas Wein. Nach dem «Troll-<br />
Schoppen», dem letzten Glas am Abend, ist aber Schluss.<br />
Auf Schloss<br />
Johannisberg<br />
erinnert ein<br />
Denkmal an die<br />
ungewöhnliche<br />
<strong>Entdeckung</strong> der<br />
Spätlese.<br />
RHEINGAU<br />
Per Zufall wurde 1775 auf Schloss Johannisberg der Begriff<br />
Spätlese erfunden. Ein reitender Bote, der die Leseerlaubnis<br />
vom zuständigen Fürstbischof aus Fulda bringen sollte,<br />
verspätete sich extrem. Die daher so spät geernteten Trauben<br />
lieferten dennoch köstlichen Riesling – wegen der damals<br />
noch unbekannten Edelfäule. Die Folge: Man begann<br />
systematisch später mit der Lese.<br />
Wer in Oestrich im Weingut der Familie Querbach nächtigt,<br />
wacht garantiert neben Lenchen auf. Das ist freilich<br />
keine junge Dame, sondern «nur» eine bekannte Riesling-<br />
Lage: das Oestricher Lenchen.<br />
Campus Geisenheim, so heisst die Weinuniversität, in der<br />
internationaler Weinnachwuchs geschult wird. Etliche Topwinzer<br />
haben hier ihren Abschluss als Diplom-Ingenieur<br />
für Weinbau und Kellerwirtschaft gemacht.<br />
RHEINHESSEN<br />
Mainz ist nicht nur die rheinhessische, sondern auch<br />
die heimliche «deutsche Weinhauptstadt». Hier hat das<br />
Deutsche Weininstitut seinen Sitz wie auch das einzige<br />
Landesministerium für Weinbau (Rheinland-Pfalz). Die<br />
Stadt ist ausserdem Mitglied der «Great Wine Capitals»,<br />
wird also gemeinsam mit Städten wie Bordeaux, Porto<br />
oder Kapstadt zu den bedeutenden Weinmetropolen der<br />
Welt gezählt.<br />
Niersteiner Glöck ist laut Urkunde aus dem Jahr 742 die<br />
älteste Weinlage Deutschlands. Die 2,1 Hektar im Alleinbesitz<br />
der Staatsdomäne Oppenheim sind mit Riesling und<br />
Spätburgunder bestockt und werden ökologisch bewirtschaftet.<br />
Es ist eigentlich eher im Süden Italiens bekannt. Aber<br />
das steinerne Rundhaus, genannt Trullo, findet sich auch<br />
als Schutzhütte in etlichen rheinhessischen Rebfeldern.<br />
Im Volksmund heissen die Trulli «Wingertsheisje» oder<br />
«’s weis Heisje».<br />
Fotos: Lothar Sprengel, Büro Raum & Architektur Mattias Weil, DWI<br />
SAALE-UNSTRUT<br />
Der erste deutsche Sekt wurde 1824 in Neuhaus-Henne<br />
bei Naumburg in der damaligen Sektkellerei Bürger�&�Sohn<br />
erzeugt. Zwei Jahre war man damit der Kellerei Kessler<br />
in Esslingen (Württemberg) voraus. Vor rund 110 Jahren<br />
wurde die Produktion des «vaterländischen Sektes» eingestellt.<br />
Lange Zeit füllte man nur noch Most ab, ehe ein<br />
Seiteneinsteiger das Unternehmen als Naumburger Wein-<br />
und Sektmanufaktur wiederbelebte.<br />
Märchenhaft: In Freyburg besuchen jedes Jahr mehr als<br />
100�000 Besucher die vor über 150 Jahren gegründete<br />
Rotkäppchen-Sektkellerei mit ihrem mehrstöckigen Keller.<br />
Beliebt ist auch das pittoreske Bild der Terrassenlage<br />
Freyburger Schweigenberg. Hier entstanden zwischen<br />
1700 und 1800 rund 90 Weinberghäuser; einige davon sind<br />
feudale, heute restaurierte Villen.<br />
SACHSEN<br />
Radebeul bei Dresden ist bekannt wegen Karl May – und<br />
wegen Schloss Wackerbarth. Das mit viel Aufwand sanierte<br />
Staatsweingut mit seinen malerischen Terrassenweinbergen<br />
gilt als «Erlebnis-Weingut». Motto: «Willkommen<br />
im Reich der Sinne.» Über hundert Brautpaare geben sich<br />
hier jährlich das Jawort.<br />
Nach dem Mauerfall 1989 gründete Georg Prinz zur Lippe<br />
bei Meissen, in der Heimat seiner 1945 ausgewiesenen<br />
Eltern, ein Weingut. Heute ist Schloss Proschwitz ein Aushängeschild<br />
des Weinbaus an der Elbe. Der Weinprinz<br />
geht indes fremd: In Weimar baut er gerade ein neues<br />
Weingut auf.<br />
Rotkäppchens Unterwelt:<br />
die traditionsreichen Gewölbe<br />
der Rotkäppchen-Sektkellerei<br />
in Freyburg an der Unstrut.<br />
Italienisches Flair: In Rheinhessen gibt’s Trulli<br />
zu sehen. Hier heissen sie «Wingertsheisje».<br />
WÜRTTEMBERG<br />
Noch ein Superlativ: Die älteste deutsche Weinbau-Lehranstalt,<br />
die durchgehend Bestand hatte, befindet sich in<br />
Weinsberg. Sie wurde 1868 als «Königliche Württembergische<br />
Weinbauschule» gegründet. Zu den Aufgaben gehören<br />
heute neben der Ausbildung auch Rebenzüchtung<br />
und -veredelung sowie der Weinbau selbst, der in diesem<br />
Staatsgut einen vorbildlichen Standard hat.<br />
Stuttgarts beste Betriebe sind Genossenschaften, deren<br />
Namen gar nicht auf die Landeshauptstadt hindeuten:<br />
zum Beispiel Collegium Wirtemberg (Stadtteile Rotenberg<br />
und Uhlbach), Weinmanufaktur (Untertürkheim) und<br />
Weingärtner Bad Cannstatt.