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Leseprobe (PDF-Datei) - Sieben Verlag

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Onisha lief hinter der Herumtreiberin her. Der Boden unter ihren<br />

empfindlichen Pfoten war hart und uneben. Spitze Steine und Schotter<br />

quälten ihre Ballen. Das war ganz und gar nicht das, was sie sich<br />

in ihren Abenteuerträumen ausgemalt hatte. Sie wusste zwar nicht<br />

genau, was sie erwartet hatte, aber das jedenfalls nicht. Hinzu kam,<br />

dass Fleur ein Affentempo an den Tag legte. Schon nach wenigen<br />

Metern war Onisha völlig aus der Puste. „Ist es erforderlich, so zu<br />

rennen?“, keuchte sie unwillig.<br />

„Ist es erforderlich, ist es erforderlich“, äffte Fleur sie nach, lief<br />

aber nun wenigstens etwas langsamer. „Mir ist wirklich schleierhaft,<br />

wie du so leben konntest“, fuhr sie munter fort. „Ich wäre vor Langeweile<br />

gestorben. Die Menschen sind doch alle vollgefressene<br />

Sesselfurzer.“<br />

Onisha stieß einen empörten Laut aus. „Na, du hast aber ein Vokabular!“<br />

Fleur kicherte. „Ich kann noch ganz anders.“<br />

Das glaubte Onisha ihr aufs Wort. Doch in diesem Augenblick verspürte<br />

sie nicht das geringste Verlangen nach einer Kostprobe. Sie<br />

hatte genug Probleme, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.<br />

Die Luft war stickig und lastete schwer auf ihr. Onishas Atem ging<br />

flach und unregelmäßig. Zum ersten Mal fragte sie sich, welcher Teufel<br />

sie geritten hatte, ihr bequemes Leben aufs Spiel zu setzen. Und<br />

verfluchte sich insgeheim dafür.<br />

Ob Sascha von Hohenberg schon verzweifelt nach ihr suchte?<br />

Fleurs Geplapper drang in ihre Gedanken: „… und nun kommen<br />

wir gleich zum Wald der wandernden Schatten.“<br />

Sie hatten in der Zwischenzeit eine viel befahrene Landstraße erreicht.<br />

Onisha irritierten die vorbeibrausenden Autos ebenso wie<br />

Fleurs letzter Satz. „Wald der wandernden Schatten?“, fragte sie erschrocken,<br />

stolperte und machte einen unkontrollierten Satz nach<br />

vorn. Dabei stieß sie Fleur so heftig an, dass diese beinahe auf die<br />

Straße gestürzt wäre. Ein schnittiger Sportwagen fuhr haarscharf an<br />

ihnen vorbei. Im allerletzten Augenblick riss der Fahrer das Lenkrad<br />

herum, fuhr einen scharfen Bogen um Fleur und hupte laut.<br />

„Du dämliche Ziege! Willst du mich umbringen?“, kreischte Fleur<br />

und schlug mit der Pfote nach Onisha. „Du bist wirklich die dümmste<br />

Katze, die ich kenne. Und die arroganteste. Ich hätte Lust, dich<br />

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