Leseprobe (PDF-Datei) - Sieben Verlag
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hier deinem Schicksal zu überlassen. Weit wirst du allerdings mit deinem<br />
Standesdünkel nicht kommen. Aber was kümmert es mich, was<br />
aus dir wird? Und lehrreich wäre es für dich allemal. Endlich mal auf<br />
dich allein gestellt zu sein. Einen kleinen Denkanstoß hast du jedenfalls<br />
verdient.“<br />
Onisha schrie erschrocken auf, als Fleurs Krallen ihre empfindliche<br />
Nase trafen und blutige Striemen hinterließen. Sie hatte bisher in ihrem<br />
Leben nur Streicheleinheiten bekommen. Fleurs Krallen sprachen<br />
eine völlig andere Sprache. Onisha duckte sich, um dem nächsten<br />
Schlag zu entgehen. Sie warf Fleur einen wütenden Blick zu, die<br />
diesem unbeeindruckt standhielt. Stumm fochten sie ein Blickduell<br />
aus, aus dem Fleur eindeutig als Siegerin hervorging.<br />
Und ein kleines Wunder geschah: Onisha senkte das erste Mal in<br />
ihrem Leben die Augen. „Es tut mir sehr leid“, stotterte sie. „Aber<br />
als du den Wald erwähntest, habe ich …“<br />
„Dein bisschen Grips verloren“, schnauzte Fleur. „So eine ungeschickte<br />
Kuh ist mir noch nie untergekommen. Ich muss von allen<br />
guten Geistern verlassen gewesen sein, als ich dich mitgenommen<br />
habe!“<br />
Onisha setzte wieder ihre hochnäsige Miene auf. „Ich habe mich<br />
bereits entschuldigt. Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich noch sagen<br />
soll, dass es mir leid tut.“<br />
„So oft, bis in deinem Schädel außer Borniertheit und Luft auch ein<br />
Hauch von Verstand ist“, fauchte Fleur. Dann warf sie Onisha einen<br />
Blick zu, der töten konnte, und sagte drohend: „Wenn du dir noch<br />
mal so einen Scheiß erlaubst, kannst du sehen, wo du bleibst!“<br />
Schweigend trottete Onisha hinter Fleur her. Sie hat sich zu Recht<br />
aufgeregt, dachte sie, ich habe sie durch mein unüberlegtes Handeln<br />
in Lebensgefahr gebracht. Sie nahm sich vor, in Hinkunft vorsichtiger<br />
zu sein. Aber schon bald hatte sie den Schock überwunden und<br />
fragte sich, was es mit dem Wald auf sich hatte. Warum er wohl Wald<br />
der wandernden Schatten hieß?<br />
Onisha war noch nie die Mutigste gewesen. Allerdings war der<br />
Wunsch, heldenhafter zu werden, auch bisher aus Mangel an Gelegenheiten<br />
gescheitert. „Ist es noch weit bis zu dem Wald?“, versuchte<br />
sie wieder ein versöhnliches Gespräch in Gang zu bringen. Doch<br />
Fleur gab nur eine einsilbige Antwort von sich. Onisha dachte erst,<br />
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