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Download als PDF - Grüne Fraktion im Stadtrat Saarbrücken

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grün: konkret.<br />

Politik mit Biss <strong>im</strong> Saarbrücker <strong>Stadtrat</strong><br />

konkret: Alte Bäume schützen ++ Fairtrade-Stadt <strong>Saarbrücken</strong> ++ Kommunal- und<br />

Europawahl ++ Schulessen und Schulbuchausleihe dringend verbesserungswürdig ++<br />

Endlich Radweg in der Dudweiler Straße ++ Cem Özdemir <strong>im</strong> Interview ++ Saarländische<br />

Landwirtschaft muss gentechnikfrei bleiben ++ Kein Platz für Nazis in <strong>Saarbrücken</strong> ++<br />

Der ökologische Unsinn mit der Zebratonne ++ Peru will die Mumie zurück ++ Kreative<br />

Stadtentwicklung ++ Frauen nicht länger benachteiligen ++ Mehr Platz für Sport<br />

Nr. 1 / 2009


Impressum<br />

Herausgeber: Bündnis 90/Die <strong>Grüne</strong>n<br />

<strong>Stadtrat</strong>sfraktion <strong>Saarbrücken</strong><br />

Rathaus-Carrée<br />

66104 <strong>Saarbrücken</strong><br />

Tel.: 0681/905-1207; Fax: 0681/905-1603<br />

E-Mail: fraktion.diegruenen@saarbruecken.de<br />

Internet: www.gruene-fraktion-sb.de<br />

Redaktion (Text und Bild): Tina Schöpfer,<br />

<strong>Fraktion</strong>sgeschäftsführerin<br />

V.i.S.d.P.: <strong>Stadtrat</strong>sfraktion Bündnis 90/Die <strong>Grüne</strong>n<br />

<strong>Saarbrücken</strong>, <strong>Fraktion</strong>svorsitzender Thomas Brück<br />

Druck: Reha GmbH, <strong>Saarbrücken</strong><br />

Auflage: 20.000 Exemplare<br />

Erscheinungsdatum: Mai 2009<br />

Titelbild: Tina Schöpfer<br />

2<br />

EDITORIAL<br />

INHALT<br />

EDITORIAL<br />

Aus der grünen Redaktion ................................ 2<br />

Der grüne Standpunkt ...................................... 2<br />

AKTUELL&BRISANT<br />

Wie geht‘s weiter mit dem Stadtbad? ............. 3<br />

Debatte um Vierten Pavillon ............................ 3<br />

<strong>Saarbrücken</strong> ist Fairtrade-Stadt ....................... 4<br />

Weiterer Stellplatz für Car-Sharing .................. 4<br />

STADTENTWICKLUNG<br />

Alte Bäume in Stadtplanung integrieren ......... 5<br />

Fernwärme muss billiger werden ..................... 5<br />

Sportflächen-Management einführen ............ 6<br />

KOMMUNALWAHL<br />

KandidatInnen der <strong>Grüne</strong>n ............................... 6<br />

EUROPAWAHL<br />

Mit WUMS Europa vor Ort gestalten ............... 8<br />

GRÜN INTERN<br />

Tina Schöpfer wechselt zum Marketing<br />

für die „Universität der Großregion“ .............. 9<br />

EXPERTENINTERVIEW<br />

Cem Özdemir zur Kommunal-<br />

und Europawahl .............................................. 10<br />

BILDUNG&SOZIALES<br />

Kreative Stadt: Re-Build This City ................... 12<br />

Schulweg Folsterhöhe endlich gesichert ....... 12<br />

Frauen nicht länger benachteiligen ............... 13<br />

Abenteuermuseum: Peru will die Mumie ...... 14<br />

Stolpersteine für <strong>Saarbrücken</strong> ........................ 14<br />

Schulessen und Schulbuchausleihe ................. 15<br />

SPORT&KULTUR<br />

Polemik zum Stadionneubau .......................... 16<br />

Dudweiler Scala bekommt <strong>Grüne</strong>s Fernrohr . 16<br />

UMWELT&VERKEHR<br />

Die unökologische Zebratonne ...................... 17<br />

Tempol<strong>im</strong>it auf der Stadtautobahn ................ 17<br />

Radweg für die Dudweilerstraße ................... 18<br />

5 Jahre Ausschuss für Bau, Verkehr und<br />

Freiraum: Ein Erfahrungsbericht .................... 18<br />

GASTKOMMENTAR<br />

Kein Platz für Nazis in <strong>Saarbrücken</strong> ............... 20<br />

GRÜNE ANDERSWO<br />

Regionalverband: Interview mit Stephan<br />

Körner, grüner Kandidat für das Amt des<br />

Regionalverbandsdirektors ............................. 22<br />

Gastbeitrag aus dem Landtag:<br />

Kommunalfinanzen neu gestalten ................. 23<br />

Saarländische Landwirtschaft muss<br />

gentechnikfrei bleiben .................................... 23<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

Aus der grünen Redaktion<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern<br />

und die anderen Windmühlen - so ein chinesisches Sprichwort.<br />

Wir erleben durch die Finanz- und Wirtschaftskrise und<br />

die Kl<strong>im</strong>akrise gerade einen sehr tiefgreifenden Wandel. Nun<br />

liegt es an uns, wie wir damit umgehen. Als <strong>Grüne</strong> gehören<br />

wir natürlich zu den WindmühlenbauerInnen und das nicht<br />

nur <strong>im</strong> übertragenen Sinn. Durch den Green New Deal, d.h.<br />

Investitionen in Kl<strong>im</strong>aschutz, Bildung und Soziales, sehen wir die Chance für Veränderung<br />

und für neue Arbeitsplätze. Kommunal und europaweit.<br />

„Wenn alles so bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern“, diesen berühmten Satz<br />

aus Lampedusas Roman „Il Gattopardo“ hat sich offensichtlich die CDU be<strong>im</strong> Thema<br />

Vierter Pavillon zu Eigen gemacht. Der Erweiterungsbau soll in geplanter Riesend<strong>im</strong>ension<br />

kommen mit dem Verweis, dass sich das gesamte Umfeld durch weitere Baumaßnahmen<br />

ändert. Ins Stadtbild passt der Riesenbau dann trotzdem nicht. Deshalb<br />

haben wir gemeinsam mit SPD und FDP <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> das Einvernehmen zum Bauantrag<br />

abgelehnt. Da die Verwaltung den Bauantrag trotzdem genehmigen will, muss nun die<br />

Kommunalaufsicht entscheiden.<br />

Wirklich etwas verändern wollen hingegen einige Städte, die sich <strong>als</strong> „kreative Städte“<br />

verstehen, auf die Talente ihrer Bürgerinnen und Bürger setzen und Stadtteile, Wissenschaft<br />

und Kultur fördern. Wir finden, auch <strong>Saarbrücken</strong> sollte den Wandel wagen.<br />

Dabei setzen wir auch auf die kreative Zusammenarbeit in der Großregion, denn wie<br />

unser Bundesvorsitzender Cem Özdemir <strong>im</strong> Interview betont: In <strong>Saarbrücken</strong> weht<br />

bereits der europäische Geist.<br />

Eine berufliche Veränderung mit europäischem Geist wage ich persönlich: Nach fünf<br />

spannenden und schönen Jahren <strong>als</strong> <strong>Fraktion</strong>sgeschäftsführerin wechsle ich an die Uni,<br />

wo ich ab Juli den Bereich Marketing und Kommunikation für das europäische Projekt<br />

„Universität der Großregion“ übernehme. Ich freue mich auf die neue Herausforderung<br />

und halte den <strong>Grüne</strong>n natürlich ehrenamtlich die Treue: <strong>im</strong> Kreisverband <strong>Saarbrücken</strong>,<br />

<strong>im</strong> Landesvorstand und <strong>als</strong> Europapolitische Sprecherin.<br />

Ich wünsche Ihnen wie <strong>im</strong>mer viel Spaß be<strong>im</strong> Lesen und sage an dieser Stelle tschüs!<br />

Tina Schöpfer<br />

<strong>Fraktion</strong>sgeschäftsführerin<br />

DER GRÜNE STANDPUNKT<br />

„Wir <strong>Grüne</strong> stehen für<br />

den sozialen<br />

und ökologischen<br />

Aufbruch.“<br />

Th o m a s Br ü c k<br />

FrakTionsvorsiTzender<br />

Wenn man den ernst zu nehmenden<br />

politischen Kommentatorinnen und<br />

Kommentatoren Glauben schenken<br />

darf, befindet sich die industrialisierte<br />

Welt an einer Zeitenwende. Der amerikanische<br />

Publizist Jeremy Rifkin spricht<br />

schon von der „third industrial revolution“.<br />

Einem Ende der Karbonära. Kl<strong>im</strong>awandel<br />

und Finanzkrise sind <strong>als</strong> zwei<br />

Faktoren einer Entwicklung zu sehen.<br />

Auch ohne revolutionären Phantasien<br />

nachzuhängen bleibt festzustellen,<br />

dass man nicht mehr länger so tun<br />

kann, <strong>als</strong> ob dies alles nichts mit der Art<br />

und Weise zu tun hat, wie wir wirtschaften<br />

und leben. Kl<strong>im</strong>awandel und Weltfinanzkrise<br />

- die Krisen sind Ausdruck eines Wirtschaftens<br />

einzig nach kurzfristigen Profitinteressen<br />

und marktradikalen Konzepten.<br />

Den Kl<strong>im</strong>awandel aber in Zeiten der<br />

Weltwirtschaftskrise nicht ernsthaft anzugehen<br />

und auf die lange Bank zu schieben,<br />

ist dabei ebenso verantwortungslos<br />

wie die Menschen, die existenzielle wirtschaftliche<br />

Ängste haben, auf das nächste<br />

Konjunkturpaket zu vertrösten und sie<br />

mit ihren Sorgen allein zu lassen. Wir<br />

<strong>Grüne</strong> sind <strong>im</strong> Gegensatz dazu die Garanten<br />

für zukunftsfähige Strategien, die die<br />

Lebensbedingungen in Stadt und Land<br />

nach vorne bringen. Abwrackprämien<br />

zur sinnlosen Verschleuderung wertvoller<br />

Ressourcen sind aus grüner Sicht eher<br />

<strong>als</strong> Menetekel an der Wand, statt <strong>als</strong> nach


Wie geht’s weiter<br />

mit dem Stadtbad?<br />

Nach den letzten Monaten des Wartens<br />

und der Fristverlängerung -<br />

gegen unsere St<strong>im</strong>me - bis zum 30.<br />

Mai, haben sich unsere Befürchtungen<br />

wohl bestätigt: Die Landesentwicklungsgesellschaft<br />

(LEG) hat trotz<br />

der Beteuerung, sich be<strong>im</strong> „Berichtswesen<br />

Stadtbad“ zu bessern, nichts<br />

dergleichen getan. Statt konkreten<br />

Informationen nur unvollständige<br />

Planungen und Konzepte, die vieles<br />

an Wünschen offen lassen und mehr<br />

Fragen aufwerfen <strong>als</strong> beantworten.<br />

Wir gehen davon aus, dass sich unsere<br />

Befürchtungen bestätigen und die<br />

Chance Stadtbad nicht genutzt<br />

wurde, um dort einen hochwertigen<br />

städtebaulichen Leuchtturm mit Ausstrahlung<br />

in das Quartier „Mühlenviertel“<br />

zu entwickeln.<br />

Bei der LEG scheinen andere Aufgaben<br />

und Projekte Vorrang zu haben.<br />

Gut nur, dass wir <strong>als</strong> <strong>Stadtrat</strong> nicht<br />

gezwungen sind, das Stadtbad an die<br />

LEG abzugeben.<br />

Gu i d o vo G e l<br />

Ba u p o l iT i s c h e r sprecher<br />

haltige Erneuerung zu werten. Gewogen<br />

und zu leicht befunden. Wir <strong>Grüne</strong><br />

stehen für den ökologischen und sozialen<br />

Aufbruch. Mit einer Politik für <strong>Saarbrücken</strong>,<br />

die die Menschen verschiedener<br />

Nationalitäten zusammenbringt,<br />

mit einer Politik der kreativen Erneuerung<br />

und der sozialen Gerechtigkeit.<br />

Wir <strong>Grüne</strong> arbeiten seit vielen Jahren<br />

<strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> daran, <strong>Saarbrücken</strong> urban<br />

und weltoffen, aber auch vertraut und<br />

wohnlich zu gestalten. Wir stehen für<br />

eine gerechte und nachhaltige Politik<br />

für alle Menschen, egal welchen Alters,<br />

welchen Geschlechts, welcher Herkunft.<br />

<strong>Saarbrücken</strong> wird mit uns zu einer solidarischen,<br />

toleranten und vielfältigen<br />

Stadt. „Zeit für Veränderung! – <strong>Saarbrücken</strong><br />

grüner machen!“ Am 7. Juni die<br />

<strong>Grüne</strong>n stärken.<br />

Vierter Pavillon<br />

AKTUELL & bRISANT<br />

Das Wort hat nun<br />

die Kommunalaufsicht<br />

In der <strong>Stadtrat</strong>ssitzung am 31. März<br />

haben wir gemeinsam mit der SPD<br />

und der FDP die Herstellung des<br />

Einvernehmens zum bauantrag für<br />

den Erweiterungsbau der Modernen<br />

Galerie (Vierter Pavillon) der<br />

Stiftung Saarländischer Kulturbesitz<br />

abgelehnt. Da die Stadt der<br />

Meinung ist, dass Einvernehmen<br />

könne dennoch durch die bauverwaltung<br />

hergestellt werden, haben<br />

wir zusammen mit SPD und FDP<br />

die Kommunalaufsicht angerufen.<br />

Der Vierte Pavillon war <strong>im</strong> März wieder<br />

ein heiß diskutiertes Thema <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong>.<br />

In einer Verwaltungsvorlage hat die Bauverwaltung<br />

behauptet, der Erweiterungsbau<br />

füge sich städtebaulich in die nähere<br />

Umgebung ein. Eine städtebaulich nachvollziehbare<br />

Begründung konnte sie aber<br />

nicht vorlegen. Wir sind nach wie vor der<br />

Meinung, dass die vorgesehene Kolossalbebauung<br />

eine große Bausünde darstellt,<br />

denn das geplante Bauwerk fügt sich<br />

-<strong>im</strong> Gegensatz zu den Schönecker-Pavillons-<br />

nicht in die für diesen Bereich der<br />

Fo T o: Ti n a schöpFer<br />

Innenstadt prägende Flusslandschaft ein.<br />

Übrigens auch dann nicht, wenn weitere<br />

mögliche Bauvorhaben (Kulturbibliothek,<br />

Musikhochschule) in unmittelbarer<br />

Nähe in Angriff genommen werden<br />

sollten. Die bloße und <strong>im</strong> Weiteren nicht<br />

begründete Behauptung, die Baumaßnahme<br />

füge sich in die nähere Umgebung<br />

ein, kann unserer Auffassung nach<br />

eine sach- und rechtsgemäße Abwägung<br />

<strong>als</strong> Grundlage für die Herstellung<br />

des gemeindlichen Einvernehmens nicht<br />

ersetzen. Deshalb haben wir die Kommunalaufsicht<br />

um eine rechtliche Klärung<br />

der verfahrenen Situation gebeten. Sie<br />

soll prüfen, ob sich die Bauverwaltung<br />

ohne vorherige Vornahme einer eingehenden<br />

baufachlichen Begründung über<br />

den Beschluss des Rates hinwegsetzen<br />

und das gemeindliche Einvernehmen<br />

anstelle des Rates herstellen kann. Zur<br />

Wahrung der Rechte des <strong>Stadtrat</strong>s haben<br />

wir die Kommunalaufsicht bis zur Klärung<br />

dieser Rechtsfrage nachdrücklich<br />

aufgefordert, Schritte und Erklärungen<br />

der Stadtverwaltung zu unterbinden, die<br />

die Landeshauptstadt <strong>im</strong> Außenverhältnis<br />

binden könnten. Th o m a s Br ü c k<br />

FrakTionsvorsiTzender<br />

grün: konkret. 1 / 2009 3


AKTUELL & bRISANT<br />

4<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Saabrücken<br />

ist erste<br />

Fairtrade-<br />

Stadt in<br />

Deutschland!<br />

Als erste Stadt in Deutschland hat <strong>Saarbrücken</strong><br />

alle Kriterien der weltweiten<br />

Kampagne Fairtrade-Towns erfüllt und<br />

reiht sich damit in die über 600 Fairtrade-<br />

Towns in 18 Ländern ein. Das Bündnis<br />

„<strong>Saarbrücken</strong> erste Fairtrade-Stadt“ hat<br />

seit Jahresbeginn auf die Auszeichnung<br />

hingearbeitet. Insbesondere das Netzwerk<br />

Entwicklungspolitik <strong>im</strong> Saarland<br />

(NES), der Weltladen Kreuz des Südens,<br />

das Fair-Handelszentrum Südwest sowie<br />

Um <strong>Saarbrücken</strong> lebenswerter zu<br />

machen und ökologisch Fahrt zu<br />

gewinnen, ist es wichtig, die verschiedenen<br />

Verkehrsmittel sinnvoll<br />

miteinander zu vernetzen. Neben<br />

bus, bahn und Fahrrad setzen wir<br />

auf ein gut ausgebautes Car-Sharing-Konzept,<br />

damit die Menschen<br />

die Möglichkeit haben, sich <strong>im</strong>mer<br />

wieder neu zu entscheiden, welches<br />

Verkehrsmittel in der jeweiligen<br />

Situation für sie am günstigsten ist.<br />

Deshalb freuen wir uns, dass Baudezernentin<br />

Rena Wandel-Hoefer anlässlich<br />

eines Besuchs des Car-Sharing-Betreibers<br />

cambio zugesagt hat, in der Innenstadt<br />

einen weiteren Stellplatz zur Verfügung<br />

zu stellen. Das Car-Sharing-Konzept<br />

rechnet sich ökonomisch und ökologisch.<br />

Cambio hat errechnet, dass der<br />

Kauf eines Neuwagens mit Abwrackprämie<br />

für viele auf Dauer kein „Schnäppchen“<br />

ist. Für diejenigen, die weniger <strong>als</strong><br />

10.000 km <strong>im</strong> Jahr unterwegs sind und<br />

das Fahrzeug nicht jeden Tag brauchen,<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

die Verbraucherzentrale Saarland trugen<br />

zur erfolgreichen Umsetzung der Kampagne<br />

bei. Unsere <strong>Fraktion</strong> hat die Kampagne<br />

mit Anträgen <strong>im</strong> Hauptausschuss<br />

und <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> unterstützt. So haben<br />

wir z.B. dafür gesorgt, dass bei Empfängen<br />

der Verwaltung <strong>im</strong> Rathausfestsaal<br />

ein Kaltgetränk aus Fairem Handel<br />

bezogen werden muss. Wir gratulieren<br />

dem Bündnis ganz herzlich und freuen<br />

uns, dass Fleurance Laroppe, die Spre-<br />

Fo T o: ir i s ma u r e r<br />

cherin des Bündnisses, bereits ein neues<br />

Ziel <strong>im</strong> Auge hat: Bis 2011 soll die Nähe<br />

zu Frankreich und Luxemburg genutzt<br />

werden, um das erste grenzüberschreitende<br />

Fair-Trade-Territorium ins Leben zu<br />

rufen. Auch hierfür sagen wir dem Bündnis<br />

natürlich unsere Unterstützung zu.<br />

Ti n a schöpFer<br />

Fr a k T i o n sG e s c h ä F T s F ü h r e r i n<br />

Stadtauto<br />

Weiterer Stellplatz für Car-Sharing<br />

sei Car-Sharing mit cambio noch <strong>im</strong>mer<br />

günstiger <strong>als</strong> ein eigenes Auto. Für die<br />

Innenstadtgestaltung hat Car-Sharing<br />

den Vorteil, dass insgesamt weniger Parkplätze<br />

<strong>als</strong> bisher benötigt werden und<br />

der frei werdende Platz <strong>als</strong> hochwertiger<br />

Lebensraum genutzt werden kann. So<br />

ersetzt ein cambio-Car fünf bis sieben private<br />

Fahrzeuge in der Stadt. Wenn wir die<br />

momentan kleine Flotte in <strong>Saarbrücken</strong><br />

auf fünfzig Fahrzeuge ausbauen, könnten<br />

bis zu 200 Stellplätze in der Stadt wegfallen.<br />

Weiterer Vorteil für die Umwelt: Die<br />

neueste Generation der cambio-Fahrzeuge<br />

hat einen CO 2 -Ausstoß unter 100<br />

g/km. Wir würden es begrüßen, wenn<br />

die Stadtverwaltung mit gutem Beispiel<br />

vorangeht und ihren Fuhrpark auf Car-<br />

Sharing umstellt. In anderen Städten wie<br />

Hamburg oder Bremen hat sich gezeigt,<br />

dass die Mitgliedschaft von Behörden<br />

und Firmen unerlässlich für den Erfolg<br />

von Car-Sharing-Unternehmen ist. Wir<br />

bald gibt es einen neuen Stellplatz<br />

für Car-Sharing in der Innenstadt.<br />

würden es <strong>als</strong> ein positives Zeichen empfinden,<br />

wenn z.B. die Bauverwaltung, wie<br />

be<strong>im</strong> Fahrradfahren, eine Vorreiterrolle<br />

einn<strong>im</strong>mt. Gu i d o vo G e l<br />

verkehrspoliTischer sprecher<br />

Fo T o:Ti n a schöpFer


Baumschutz<br />

Moderne Stadtplanung<br />

integriert alte Bäume!<br />

„baumschutz und<br />

moderne Stadt- bzw.<br />

Promenadengestal-<br />

tung dürfen kein<br />

Widerspruch sein!“<br />

Gu i d o vo G e l<br />

Ba u p o l iT i s c h e r sprecher<br />

Immer wieder kommt es in <strong>Saarbrücken</strong><br />

zu heftigen Auseinandersetzungen,<br />

wenn es um das Fällen<br />

von bäumen geht. Zwar gibt es eine<br />

baumsatzung, die das Schl<strong>im</strong>mste<br />

verhindert und zu einem behutsamen<br />

Umgang mit dem Altbestand<br />

anhält, doch kommt es <strong>im</strong>mer<br />

wieder zu Radikalmaßnahmen, die<br />

für uns nicht hinzunehmen sind.<br />

Prominentestes Negativbeispiel ist mit<br />

Sicherheit die „Totalrasur“ in der Seilerstraße<br />

<strong>im</strong> Nauwieser Viertel. Vor vier<br />

Jahren wurden dort 29 Bäume gefällt, um<br />

Platz für neue Straßenlampen zu machen.<br />

Nach Protesten von AnwohnerInnen und<br />

dem Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

(BUND) hatte die Stadt erklärt, dass neue<br />

Bäume gepflanzt werden. Nach einigen<br />

weiteren Anfragen geschieht dies<br />

erst jetzt. In ihrer Größenordnung auch<br />

nicht nachvollziehbar ist die Maßnahme<br />

am Südeingang des Deutsch-Französischen<br />

Gartens (DFG). Hier werden über<br />

60 Bäume einem neuen Parkplatz und<br />

Eingangsbereich zum Opfer fallen. Das<br />

Grünamt argumentiert, dass diese Fällung<br />

aufgrund von Aufschüttungsmaßnahmen<br />

notwendig wäre. Unerwähnt<br />

bleibt dabei, dass man bei rechtzeitigem<br />

Erwerb eines ehemaligen Tankstellengeländes,<br />

welches an das nun betroffene<br />

Gelände grenzt, die Maßnahme hätte<br />

begrenzen können.<br />

Wertvolle Bäume an Berliner<br />

Promenade müssen bleiben<br />

Ungemach droht nun auch bei der Neugestaltung<br />

der Berliner Promenade.<br />

Hier soll ebenfalls der komplette Altbestand<br />

Fällarbeiten zum Opfer fallen. Für<br />

uns macht es keinen Sinn, in der Vorplanung<br />

eine Reihe von Bäumen <strong>als</strong> wertvoll<br />

zu kartieren, in der Konsequenz aber<br />

die hundertprozentige Entfernung der<br />

Objekte abzuleiten. Die Bäume stellen<br />

für uns einen wichtigen Beitrag für das<br />

Mikrokl<strong>im</strong>a in diesem sensiblen Flussbereich<br />

dar. Sie sorgen beispielsweise<br />

für eine Regulierung des Feinstaubanteiles,<br />

mildern das Kl<strong>im</strong>a und schützen die<br />

zukünftigen Flaneurinnen und Flaneure<br />

vor zu starker Sonneneinstrahlung. Ein<br />

Effekt, der von neugepflanzten Bäumen<br />

erst nach einigen Jahrzehnten erreicht<br />

wird.<br />

Die Artilleriekaserne in St.Arnual zeigt<br />

vorbildlich, wie ein Baumbestand in ein<br />

modernes städtebauliches Konzept integriert<br />

werden kann. Dort wurde bewiesen,<br />

dass ein Schutz der Bäume dazu<br />

führt, dass die neue Architektur viel<br />

bereitwilliger angenommen und das<br />

Gesamtensemble <strong>als</strong> gelungen bewertet<br />

wird. Ähnliches stellen wir uns auch<br />

für die Berliner Promenade vor. Wir fordern<br />

die Verwaltung auf, verantwortlich<br />

mit dem wertvollen Bestand der Bäume<br />

Wie der Saarbrücker Professor Uwe Leprich<br />

in einem Gutachten für die <strong>Grüne</strong><br />

Bundestagsfraktion festgestellt hat,<br />

geben Gasversorger nur etwa die Hälfte<br />

der gesunkenen Gaspreise an ihre Kundinnen<br />

und Kunden weiter. Hier muss<br />

sich dringend etwas bewegen, denn<br />

wenn die Preise für Fernwärme sinken,<br />

ist das ein wirkliches Konjunkturprogramm<br />

für alle. Wir fordern deshalb den<br />

Betreiber Gaz de France Suez Energie<br />

Deutschland (GSED) auf, die Preise für<br />

Fernwärme aus dem Kraftwerk Römerbrücke<br />

zu senken. Außerdem machen<br />

wir uns dafür stark, dass das geplante<br />

Kraftwerk <strong>im</strong> Industriegebiet Süd bald<br />

gebaut wird. Dabei handelt es sich um<br />

ein Kraftwerk, das ebenso wie die Römer-<br />

STADTENTWICKLUNG<br />

umzugehen und ihn soweit wie möglich<br />

in die Detailplanung zu integrieren.<br />

Als ersten Schritt in die richtige Richtung<br />

bewerten wir die Zusage der Verwaltung,<br />

uns über die Gründe des geplanten Baumeinschlags<br />

an der Berliner Promenade<br />

bei einem Vororttermin zu informieren.<br />

Bevor nicht geklärt ist, was mit den<br />

Bäumen passiert, werden wir dem dortigen<br />

Bebauungsplan nicht zust<strong>im</strong>men.<br />

Integrierter alter baumbestand <strong>im</strong> Ostviertel.<br />

Fo T o: Th o m a s hippchen<br />

Abzocke bei den Gaspreisen<br />

Fernwärme muss billiger werden!<br />

brücke mit Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet<br />

und somit keine unnötige Energie<br />

verschleudert. Für die Kundinnen und<br />

Kunden böte das neue Kraftwerk zudem<br />

klare Preisvorteile: Nach unseren Berechnungen<br />

würde die Erzeugung einer Kilowattstunde<br />

<strong>im</strong> neuen Kraftwerk 35 Euro<br />

kosten, die GSED verlangt derzeit 55<br />

Euro. Deshalb hoffen wir sehr, dass sich<br />

die nötigen politischen Mehrheiten für<br />

dieses Modell finden. Zudem fordern<br />

wir die Revidierung des Fernwärmelieferungsvertrags<br />

an die Stadtwerke. Preissenkend<br />

könnte sich mittelfristig auch<br />

der Einstieg der Stadtwerke in die Eigenproduktion<br />

z.B. durch den Bau eines weiteren<br />

Kraftwerkes auswirken.<br />

Th o m a s Br ü c k<br />

FrakTionsvorsiTzender<br />

grün: konkret. 1 / 2009 5


STADTENTWICKLUNG<br />

6<br />

Management für Sportflächen<br />

<strong>Saarbrücken</strong> braucht<br />

mehr Platz für Sport<br />

und Spiel!<br />

In <strong>Saarbrücken</strong> gibt es eine absolute<br />

Unterversorgung hinsichtlich<br />

der Sportanlagen für Hobby- und<br />

organisierten Sport. Die vorhandenen<br />

Anlagen weisen großen<br />

Sanierungsbedarf auf. Deshalb<br />

braucht die Landeshauptstadt<br />

dringend ein Sportmanagement.<br />

Sport ist ein wichtiger Bestandteil unserer<br />

modernen Gesellschaft. Dies wird u.a.<br />

durch die Zunahme des Angebotes an<br />

Fitness-Studios dokumentiert. Individuell<br />

fördert er die Gesundheit eines jeden<br />

Einzelnen und führt so zu einer Kostenreduzierung<br />

<strong>im</strong> Gesundheitswesen. Frühkindliche<br />

körperliche Betätigung, spielerische<br />

Bewegung und Wettkampfsituationen<br />

fördern die körperliche Entwicklung.<br />

In der Gemeinschaft und <strong>im</strong><br />

Zusammenspiel leistet der Sport einen<br />

wichtigen Beitrag zur sozialen und ethnischen<br />

Integration. Darüber hinaus ist er<br />

Fo T o: v i e w7, ph o T o c a s e.c o m<br />

In <strong>Saarbrücken</strong> gibt es zuwenig<br />

Sportanlagen. Die vorhandenen sind<br />

oft in einem schlechten Zustand.<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

ein wichtiger Katalysator bei Aggressionen<br />

und dient der Gewaltprävention.<br />

Alle Stadtteile versorgen<br />

Es ist leider <strong>im</strong>mer wieder festzustellen,<br />

dass auch in <strong>Saarbrücken</strong> bereits Kinder<br />

<strong>im</strong> Vorschulalter unter Bewegungsmangel<br />

leiden und nur noch über eingeschränkte<br />

koordinative Fähigkeiten verfügen.<br />

Durch tief greifende Veränderungen<br />

der Strukturen <strong>im</strong> städtischen<br />

Bereich stehen den Heranwachsenden<br />

nur noch wenige Freiflächen für Sport<br />

und Spiel zur Verfügung. Dazu kommt,<br />

dass wir in <strong>Saarbrücken</strong> eine absolute<br />

Unterversorgung hinsichtlich der Sportanlagen<br />

für Hobby- und organisierten<br />

Sport haben. Daneben weisen die vorhandenen<br />

Anlagen großen Sanierungsbedarf<br />

auf. Wir wollen hier das Angebot<br />

effektiv vergrößern, so dass nach Möglichkeit<br />

alle Stadtteile ausreichend versorgt<br />

sind. Dazu bedarf es aus unserer<br />

Sicht eines Managementkonzeptes, das<br />

nach einer Bestandsaufnahme Ziele formuliert,<br />

Prioritäten setzt, und danach<br />

die Umsetzung nach der Prioritätenliste<br />

in Angriff n<strong>im</strong>mt. Dabei ist es natürlich<br />

wichtig, Untersuchungen anzustellen,<br />

in welchem Stadtteil der größte Bedarf<br />

besteht. Gemeinsam mit den vorhandenen<br />

Vereinen, den Stadtbezirken und der<br />

Verwaltung sollen Lösungen erarbeitet<br />

werden. Die derzeitige Vorgehensweise,<br />

nur auf diejenigen Vereine einzugehen,<br />

die <strong>als</strong> erste einen Antrag stellen, halten<br />

wir nicht für zielgerichtet.<br />

Wir machen uns weiterhin stark für ein<br />

gutes und modernes Angebot an Sportstätten<br />

und Trainingsmöglichkeiten. Dies<br />

gilt insbesondere auch für den gesundheitlich<br />

wichtigen Schw<strong>im</strong>msport.<br />

Öffentliche Hallenbäder müssen für alle<br />

BürgerInnen erreichbar und auch finanzierbar<br />

sein. Die Möglichkeit, die Bäder<br />

energetisch auf den neuesten Stand zu<br />

bringen muss voll ausgeschöpft werden.<br />

ka r i n Bu r k a r T<br />

sporTpoliTische sp r e c h e r i n<br />

Kommunalwahl 2009<br />

Das sind die<br />

Thomas Brück<br />

52 Jahre, Dipl. Sozialpädagoge,Spitzenkandidat<br />

für die Wahl zum<br />

<strong>Stadtrat</strong>, Vorsitzender<br />

des Kreisverbandes<br />

<strong>Saarbrücken</strong> und <strong>Fraktion</strong>svorsitzender<br />

der <strong>Stadtrat</strong>sfraktion.<br />

„Die Stadt ist mein Zentrum der gesellschaftlichen<br />

und kulturellen Fortentwicklung.<br />

Seit jeher waren die europäischen<br />

Städte Motor und Zentrum des wirtschaftlichen,<br />

gesellschaftlichen und kulturellen<br />

Wandels. Und in Zeiten von Globalisierung<br />

und Migration sind dies prominente<br />

Herausforderungen moderner<br />

Stadtpolitik. Wie reagieren wir in <strong>Saarbrücken</strong><br />

darauf? Eher kleinmütig-konservativ<br />

oder tolerant-kreativ? Bieten wir<br />

Neueinwanderinnen und Neueinwanderern<br />

eine offene Tür oder schließen wir<br />

das Haus zu für die sog. „Hergeloffene“?<br />

Ich habe mich entschieden, für die weltoffene,<br />

tolerante Variante, dafür enga-<br />

Fo T<br />

giere ich mich <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong>.<br />

o: v i e w7, ph o T o c a s e.c o m<br />

Grundlage<br />

meiner politischen Einstellung ist dabei<br />

das Leitbild der aufgeklärten, säkularen<br />

Demokratie. Unsere Stadt soll allen eine<br />

He<strong>im</strong>at bieten, die sich an diesem Leitbild<br />

orientieren.“<br />

Claudia Willger-Lambert<br />

48 Jahre, Rechtsanwältin, MdL, kandidiert<br />

auch auf Platz 2 der Landesliste für die<br />

Landtagswahl am<br />

30. August, <strong>Fraktion</strong>svorsitzende<br />

der<br />

<strong>Stadtrat</strong>sfraktion.<br />

„1986 bin ich zum<br />

1. Mal in den <strong>Stadtrat</strong><br />

gekommen.<br />

Seither hat mich<br />

das Interesse an Saarbrücker Politik nicht<br />

mehr losgelassen. Die Chancen, Lebensbedingungen<br />

zu gestalten, empfinde<br />

ich <strong>als</strong> Aufforderung, mich einzubringen.<br />

Auch die letzten Jahre, in denen ich parallel<br />

Landtagsabgeordnete bin, haben<br />

dies weiter verstärkt. Der große Bedarf,<br />

dass sich alle politischen Ebenen miteinander<br />

vernetzen, um ein Problem zu<br />

lösen, wird in <strong>Saarbrücken</strong> <strong>als</strong> Landeshauptstadt<br />

besonders sichtbar. Saarbrü-


KandidatInnen der <strong>Grüne</strong>n<br />

cken steht vor zentralen Herausforderungen.<br />

Kl<strong>im</strong>awandel, Wirtschaftskrise und<br />

demografische Veränderungen machen<br />

die Notwendigkeit von nachhaltigen Veränderungen<br />

deutlich. Ich setze mich für<br />

eine Politik ein, die Kl<strong>im</strong>aschutz und Wirtschaftsförderung<br />

mit den Interessen der<br />

Menschen verbindet und in <strong>Saarbrücken</strong><br />

eine attraktive Daseinsvorsorge betreibt.“<br />

Guido Vogel<br />

41 Jahre, Berufsschullehrer,Vorstandssprecher<br />

des OV <strong>Saarbrücken</strong>-Mitte,<br />

Bau,- Verkehrs-<br />

und Umweltpolitischer<br />

Sprecher der<br />

<strong>Grüne</strong>n <strong>im</strong> Saarbrücker <strong>Stadtrat</strong>.<br />

„Ich kandidiere erneut für den <strong>Stadtrat</strong>,<br />

weil ich in den fünf Jahren meiner Tätigkeit<br />

die Erfahrung gemacht habe, dass<br />

man auch aus der Opposition heraus<br />

wichtige Impulse geben kann. Gerade<br />

<strong>im</strong> Ausschuss für Bau, Verkehr und Freiraum<br />

habe ich mit unserem Sachverständigen<br />

Carsten Diez wichtige Anstöße in<br />

den Bereichen innerstädtischer Baulückenschluss,<br />

Radverkehr und Nahversorgung<br />

gegeben. Ich möchte mich auch in<br />

den nächsten fünf Jahren dafür einsetzen,<br />

dass in <strong>Saarbrücken</strong> insbesondere<br />

der Bau- und Verkehrsbereich grüner<br />

wird. Das heißt für mich konkret: Mehr<br />

innerstädtischer Wohnraum mit dazugehöriger<br />

Nahversorgung; das Ganze kombiniert<br />

mit einer hochwertigen Bus- und<br />

Bahnverbindung sowie einem attraktiven<br />

Rad- und Fußwegenetz.“<br />

Karin Burkart<br />

58 Jahre, kaufmännische<br />

Angestellte, Mitglied<br />

<strong>im</strong> Vorstand des<br />

OV Dudweiler, Mitglied<br />

<strong>im</strong> Landesvorstand,<br />

Sport- und Schulpolitische<br />

Sprecherin der <strong>Stadtrat</strong>sfraktion.<br />

„Ich kandidiere zum zweiten Mal für<br />

den <strong>Stadtrat</strong>, weil ich weiterhin etwas<br />

bewegen will. In den vergangenen fünf<br />

Jahren habe ich mich <strong>im</strong> Ausschuss für<br />

Schule, Kinder und Jugend für einen qualifizierten<br />

Ausbau der Kinderbetreuung<br />

und der Krippen engagiert. Sehr interessant<br />

fand ich auch die Entwicklung der<br />

saarländischen Krankenhauslandschaft<br />

und das Engagement der betroffenen<br />

MitarbeiterInnen. Ich werde mich weiterhin<br />

dafür stark machen, dass das Winterbergklinikum<br />

in öffentlicher Hand bleibt.<br />

Aus Dudweiler kommend ist mir auch die<br />

Entwicklung der Stadtteile sehr wichtig.<br />

Im Sportausschuss werde ich mich dafür<br />

stark machen, dass <strong>Saarbrücken</strong> ein professionelles<br />

Sportmanagement erhält,<br />

das allen Vereinen, individuellen SportlerInnen<br />

und den verschiedensten Sportarten<br />

gerecht wird.“<br />

Hajo Bruns<br />

40 Jahre, Softwareentwickler,Finanzpolitischer<br />

Sprecher der<br />

<strong>Stadtrat</strong>sfraktion.<br />

“Politik ohne Kopfschütteln”<br />

ist das<br />

politische Motto<br />

und das Ziel, was ich mit der Arbeit bei<br />

den <strong>Grüne</strong>n und <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> erreichen<br />

möchte. Ich will eine nachhaltige Politik,<br />

die heute offen Entscheidungen trifft, die<br />

auch in der Zukunft nachvollziehbar sind<br />

und zu denen man stehen kann. Leider ist<br />

bei der praktischen Arbeit <strong>als</strong> Finanzpolitischer<br />

Sprecher der <strong>Grüne</strong>n <strong>Fraktion</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Stadtrat</strong> <strong>Saarbrücken</strong> das Kopfschütteln<br />

noch sehr häufig erforderlich. Ich möchte<br />

mehr Transparenz in Fragen von Finanzen<br />

und Führungspersonalbesetzungen<br />

der Stadt und ihrer Unternehmen. Der<br />

Dialog zwischen Kommunen und anderen<br />

Ebenen muss verbessert werden, um<br />

eine für alle faire Verteilung der Finanzierungslasten<br />

zu erzielen und die politischeHandlungsfähigkeit<br />

zu sichern.“<br />

Ingrid Wacht<br />

53 Jahre, Dipl. Soziologin,<br />

Schriftführerin<br />

des OV <strong>Saarbrücken</strong>-<br />

Mitte, Sachverständige<br />

<strong>im</strong> Ausschuss für soziale Angelegenheiten<br />

und Integration, Beisitzerin <strong>im</strong> Vorstand<br />

des Kreisverbandes <strong>Saarbrücken</strong>.<br />

„Ich kandidiere zum ersten Mal für den<br />

KOMMUNALWAHL<br />

<strong>Stadtrat</strong>, weil ich meine langjährigen<br />

beruflichen Erfahrungen in der Arbeitsmarkt-<br />

und Sozialpolitik auch politisch<br />

einbringen möchte, um in <strong>Saarbrücken</strong><br />

die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu<br />

verbessern. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit<br />

und Kinderarmut ist mein zentrales<br />

Anliegen. In der Arbeitsmarktpolitik<br />

will ich die kommunalen Kompetenzen,<br />

arbeitslose Menschen wieder in Arbeit<br />

zu bringen, vergrößern. Dazu gehört<br />

die Schaffung einer Anlaufstelle in <strong>Saarbrücken</strong>,<br />

die sich ausschließlich um die<br />

Förderung der Beschäftigung kümmert.<br />

Mich beunruhigt, dass <strong>Saarbrücken</strong> zu<br />

einem beliebten Treffpunkt von Neonazis<br />

geworden ist. Ich setze mich dafür ein,<br />

dass die Stadt <strong>Saarbrücken</strong> verstärkt ihre<br />

politischen und juristischen Möglichkeiten<br />

nutzt, um gegen rechtsradikale Gruppierungen<br />

vorzugehen.“<br />

Klaus Leismann<br />

62 Jahre, Regierungsbeschäftigter<br />

<strong>im</strong> Ministerium<br />

für Wirtschaft<br />

und Wissenschaft,<br />

seit 2004 Mitglied <strong>im</strong><br />

Bezirksrat West, Kassierer<br />

<strong>im</strong> OV West und <strong>im</strong> Kreisverband <strong>Saarbrücken</strong>.<br />

„Seit 2004 bin ich Mitglied des Bezirksrates<br />

West. Um die Interessen der Menschen<br />

aus dem Bezirk West noch besser vertreten<br />

zu können, kandidiere ich für den<br />

<strong>Stadtrat</strong>. Ich möchte mich für die Belange<br />

älterer und behinderter Menschen einsetzen.<br />

Öffentliche Gebäude wie z.B. die<br />

Rathäuser in Altenkessel und Gersweiler<br />

müssen behindertengerecht ausgebaut<br />

werden. Weiterhin setze ich mich<br />

für Verbesserungen <strong>im</strong> Öffentlichen Personennahverkehr<br />

sowie für den Ausbau<br />

von Radwegen ein. Der Saarbahnausbau<br />

nach Völklingen ist dringend erforderlich.<br />

Linienopt<strong>im</strong>ierungen dürfen nicht<br />

zu Lasten der NutzerInnen gehen, Naherholungsgebiete<br />

und Schw<strong>im</strong>mbäder<br />

müssen mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

erreichbar sein. Das Freiraumentwicklungsprogramm,<br />

das deutliche Aufwertungen<br />

in den Stadtteilen vorsieht,<br />

muss nach und nach umgesetzt werden.“<br />

grün: konkret. 1 / 2009 7


8<br />

EUROPAWAHL<br />

Europawahl<br />

Mit WUMS* Europa<br />

vor Ort gestalten!<br />

Gleichzeitig mit den Kommunalwahlen<br />

findet am 7. Juni die<br />

Europawahl statt. Dass Europa<br />

auch vor Ort wirkt, zeigt sich daran,<br />

dass 80% der EU-Rechtssetzung<br />

mittelbar oder unmittelbar die<br />

Kommunen betreffen. <strong>Saarbrücken</strong><br />

und das Saarland haben<br />

geschichtlich einen engen bezug<br />

zu Europa. Den wollen wir stärken.<br />

Fo T o: ha j o Br u n s<br />

Tina Schöpfer, Europapolitische<br />

Sprecherin der <strong>Grüne</strong>n Saar, auf dem<br />

Parteitag der <strong>Grüne</strong>n in Dortmund:<br />

„Europa lebt durch den Kontakt<br />

zwischen Menschen.“<br />

Unsere Großregion (Saarland, Lothringen,<br />

Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Wallonien,<br />

Französische und Deutschsprachige<br />

Gemeinschaft Belgiens) hat über<br />

11 Millionen EinwohnerInnen. Rund<br />

190.000 BerufspendlerInnen (!) passieren<br />

täglich die Grenzen. Trotz dieser regen<br />

Mobilität mangelt es oftm<strong>als</strong> noch an<br />

einer europäischen Identität. Deshalb<br />

liegen uns grenzüberschreitende Projekte<br />

sehr am Herzen. Europa wird für<br />

uns alle <strong>als</strong> erstes dort erfahrbar, wo wir<br />

leben. In Form von Gebäuden, Symbolen,<br />

in erster Linie aber durch den Kontakt<br />

zwischen Menschen. Den gilt es zu vertiefen.<br />

Z.B. durch ein deutsch-französisches<br />

Wirtschaftszentrum am Eurobahnhof,<br />

das CDU und FDP bislang erfolgreich<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

verhindert haben. Trotz ihrer frankophilen<br />

Worthülsen haben sie offenbar noch<br />

nicht verstanden, dass man Europa konkret<br />

vor Ort gestalten muss.<br />

Europa bietet viele Vorteile für die Kommunen.<br />

So hat unsere <strong>Fraktion</strong> <strong>im</strong> Europaparlament<br />

beispielsweise erreicht,<br />

dass sich die Kommunen bei der Vergabe<br />

öffentlicher Aufträge nicht mehr allein<br />

für den kostengünstigsten Anbieter entscheiden<br />

müssen. Sie können nun auch<br />

ökologische, soziale und ethische Kriterien<br />

geltend machen – für mehr Nachhaltigkeit<br />

und Sozialverträglichkeit, Kl<strong>im</strong>aschutz<br />

und Geschlechtergerechtigkeit. In<br />

der Daseinsvorsorge, die wichtige Bereiche<br />

wie etwa die Wasserversorgung, den<br />

öffentlichen Personennahverkehr, Krankenhäuser<br />

oder soziale Dienste betrifft,<br />

kämpfen wir für die Anerkennung des<br />

kommunalen Selbstverwaltungsrechts.<br />

Überzogene Privatisierungswünsche bei<br />

der Daseinsvorsorge lehnen wir ab.<br />

Wirtschaft und Umwelt Hand in<br />

Hand<br />

Die Europawahl findet in der schwersten<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise sei Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs statt. Die Folgen<br />

betreffen fast alle, wenn auch auf unterschiedliche<br />

Weise: Immer mehr Menschen<br />

bangen um ihren Arbeitsplatz. Die,<br />

die ohne Arbeit sind, sehen ihre Chancen<br />

schwinden, bald wieder eine neue Anstellung<br />

zu bekommen. Die jetzige Krise wird<br />

oft mit der Wirtschaftskrise in den 20er<br />

und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

verglichen. Auch dam<strong>als</strong> war die Ursache<br />

ein Finanzcrash, auch dam<strong>als</strong> brach<br />

die Realwirtschaft ein und die Arbeitslosenrate<br />

schnellte in die Höhe. Erst in den<br />

USA, dann in der ganzen Welt. Der damalige<br />

amerikanische Präsident Franklin<br />

D. Roosevelt schaffte mit einem großen<br />

Investitionsprogramm die Wende. Mit<br />

Finanz-, Wirtschafts- und Sozialreformen.<br />

Durch diesen „New Deal“ sollten die krisengeschüttelten<br />

Menschen eine neue<br />

Chance bekommen und die Wirtschaft<br />

ein neues Fundament. Heute ist es an der<br />

Zeit für ein neues, ähnlich umfassendes<br />

Reformprogramm: Den Green New Deal.<br />

Mit Investitionen in Kl<strong>im</strong>aschutz, Bildung<br />

und Soziales wollen wir die Wirtschaft<br />

auf ein neues Fundament stellen und die<br />

Kl<strong>im</strong>akrise und Wirtschaftskrise gemeinsam<br />

lösen. Nur mit Erneuerbaren Energien,<br />

innovativen Umwelttechnologien<br />

und umweltfreundlichen Autos kann<br />

die europäische Wirtschaft wieder Fahrt<br />

aufnehmen und das Kl<strong>im</strong>a geschützt<br />

werden. Damit können in den nächsten<br />

fünf Jahren europaweit fünf Millionen<br />

neue Arbeitsplätze entstehen.<br />

Die Finanzmärkte müssen stärker kontrolliert<br />

werden, damit sie nicht mehr<br />

<strong>als</strong> Spielcasinos herhalten, in denen die<br />

Häuser und Existenzgrundlagen der<br />

Menschen wie Jetons auf den Tischen<br />

hin- und hergeschoben werden. Dies<br />

beinhaltet auch ein entschlossenes Vorgehen<br />

gegen Steueroasen. Mit dem Eintreten<br />

für den Green New Deal sind wir in<br />

guter Gesellschaft: Sowohl UN-Gener<strong>als</strong>ekretär<br />

Ban Ki-moon <strong>als</strong> auch der neue<br />

US-Präsident Barack Obama setzen auf<br />

dieses Konzept.<br />

Menschlich und sozial denken<br />

und handeln<br />

Nur ein soziales Europa ist ein gerechtes<br />

Europa. Deshalb braucht der wirtschaftliche<br />

Wettbewerb einen Rahmen<br />

und dazu gehören europäische und<br />

weltweite Arbeitsrecht- und Sozi<strong>als</strong>tandards.<br />

In jedem Land der Europäischen<br />

Union müssen Mindestlohnregelungen<br />

gelten. Wir wollen einen europäischen<br />

Sozialpakt durchsetzen, der die soziale<br />

Sicherheit erhöht und die Rechte aller<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

und Bürgerinnen und Bürger stärkt. Das<br />

geschlechtsspezifische Lohngefälle von<br />

durchschnittlich 17 Prozent ist ein Offenbarungseid<br />

für Europa. Damit Frauen<br />

und Männer endlich den gleichen Lohn<br />

für gleiche Arbeit erhalten, muss Lohndiskr<strong>im</strong>inierung<br />

in allen Ländern gesetzlich<br />

sanktioniert werden. Dort, wo sich<br />

verbissen die Männerriege am Steuer<br />

hält, müssen Quotenregelungen eingeführt<br />

werden. Der Übergang zur Wissensgesellschaft<br />

ist eine große Herausforderung<br />

für Europa. Bildung, Forschung,<br />

Wissen und Kultur gilt es daher aktiv zu<br />

fördern.


Ja zum Vertrag von Lissabon<br />

Wir stehen zum Vertrag von Lissabon,<br />

der bisher in Irland, Tschechien, Polen<br />

und Deutschland noch nicht ratifiziert<br />

wurde. Er macht die EU demokratischer,<br />

bürgernäher und effizienter. So erhält z.B.<br />

das Europäische Parlament mehr Mitentscheidungsrechte<br />

und die Abgeordneten<br />

des Europäischen Parlaments wählen<br />

den Präsidenten oder die Präsidentin der<br />

Kommission. Mit dem Vertrag von Lissabon<br />

wird die Grundrechtecharta rechtlich<br />

verbindlich und garantiert bürgerliche,<br />

politische, wirtschaftliche und soziale<br />

Rechte. Dazu gehören u.a. das Verbot<br />

von Folter und Todesstrafe, der Schutz<br />

personenbezogener Daten, das Recht<br />

auf Bildung und Arbeit und der Gesundheitsschutz.<br />

Bürgerinnen und Bürger<br />

können sich besser einbringen. So ist die<br />

EU-Bürgerinitiative direkte Demokratie:<br />

Mit 1 Million Unterschriften können die<br />

EU-Bürgerinnen und -Bürger die Euro-<br />

päische Kommission auffordern, sich mit<br />

einem Thema zu befassen. Durch den<br />

Vertrag von Lissabon werden viele Entscheidungen<br />

einfacher, da der Rat häufiger<br />

mit Mehrheit abst<strong>im</strong>mt statt Entscheidungen<br />

durch Einst<strong>im</strong>migkeit zu<br />

blockieren. Auch die nationalen Parlamente<br />

werden gestärkt, da Bundestag<br />

und Bundesrat sich direkt in die Rechtssetzung<br />

der EU einschalten können.<br />

Außerdem haben sie das Recht, vor dem<br />

Europäischen Gerichtshof zu klagen,<br />

wenn sie der Ansicht sind, dass ein Mitgliedstaat<br />

eine Aufgabe besser regeln<br />

kann <strong>als</strong> die EU.<br />

* Wirtschaft&Umwelt,<br />

Menschlich&Sozial!<br />

Ti n a schöpFer<br />

Fr a k T i o n sG e s c h ä F T s F ü h r e r i n<br />

GRÜN INTERN<br />

Tina Schöpfer:<br />

Berufliche Veränderung<br />

Marketing<br />

für die<br />

„Universität<br />

der Groß-<br />

region“<br />

Tina Schöpfer ist seit November 2004<br />

Geschäftsführerin und Pressesprecherin<br />

unserer <strong>Fraktion</strong>. Zum 1. Juli wechselt sie<br />

an die Uni. Dort ist sie verantwortlich für<br />

den Bereich Kommunikation und Marketing<br />

für die „Universität der Großregion“.<br />

Dieses<br />

ambitionierte<br />

europäische<br />

Projekt hat<br />

das Ziel, in<br />

der Großregion(Saarland,Lothringen,Luxemburg,Rheinland-Pfalz<br />

und Wallonien) einen gemeinsamen<br />

Hochschulraum zu schaffen, in dem die<br />

Mobilität der Studierenden zwischen den<br />

beteiligten Universitäten (Universität des<br />

Saarlandes und die Universitäten Lüttich,<br />

Luxemburg, Nancy und Metz) zum Hochschulalltag<br />

gehört und Abschlüsse ein<br />

Siegel der Großregion tragen.<br />

Wir bedauern es sehr, mit Tina Schöpfer<br />

eine kompetente, kreative und tatkräftige<br />

Geschäftsführerin zu verlieren,<br />

freuen uns aber auf die weitere Zusammenarbeit<br />

<strong>im</strong> ehrenamtlichen Bereich<br />

und gratulieren ihr zu der neuen beruflichen<br />

Herausforderung. Tina Schöpfer hat<br />

angekündigt, sich weiterhin <strong>im</strong> Ortsverband<br />

<strong>Saarbrücken</strong>-Mitte und <strong>im</strong> Kreisverband<br />

<strong>Saarbrücken</strong> zu engagieren. Gleichzeitig<br />

bleibt sie den <strong>Grüne</strong>n <strong>als</strong> Mitglied<br />

<strong>im</strong> Landesvorstand und Europapolitische<br />

Sprecherin erhalten. In dieser Eigenschaft<br />

wurde sie kürzlich in Berlin von<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG)<br />

Europa der <strong>Grüne</strong>n zum kooptierten Mitglied<br />

gewählt.<br />

Th o m a s Br ü c k<br />

FrakTionsvorsiTzender<br />

grün: konkret. 1 / 2009 9


ExPERTENINTERVIEW<br />

10<br />

Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der <strong>Grüne</strong>n<br />

und Abgeordneter des Europäischen Parlaments<br />

zur Kommunal- und Europawahl:<br />

„In <strong>Saarbrücken</strong><br />

lebt bereits der<br />

europäische Geist“<br />

Zur Person:<br />

Cem Özdemir ist seit 2008<br />

bundesvorsitzender der <strong>Grüne</strong>n<br />

und seit 2004 Mitglied des<br />

Europäischen Parlaments (<strong>Fraktion</strong><br />

Die <strong>Grüne</strong>n/ Freie Europäische<br />

Allianz). Der Schwabe<br />

mit anatolischen Wurzeln<br />

wurde 1965 in Urach geboren,<br />

ist verheiratet und Vater einer<br />

Tochter. Er studierte Sozialpädagogik<br />

und wurde 1994 <strong>als</strong><br />

erster Abgeordneter türkischer<br />

Herkunft in den bundestag<br />

gewählt, dem er zwei Legislaturen<br />

lang bis 2002 angehörte.<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

grün: konkret: Wir befinden uns<br />

gerade in der heißen Wahlkampfphase<br />

zur Kommunal- und Europawahl. Was<br />

hast Du in Deiner Zeit <strong>als</strong> Europaabgeordneter<br />

in Brüssel erreicht?<br />

Cem Özdemir: Trotz vieler Widerstände<br />

aus den Mitgliedsstaaten ist es<br />

uns <strong>im</strong> CIA-Untersuchungsausschuss<br />

gelungen aufzudecken, dass es verdeckte<br />

Unterstützung durch einzelne<br />

EU-Länder für die CIA bei ihren illegalen<br />

Gefangenenflügen und Verhören gab.<br />

Weitere Schwerpunkte waren sicherlich<br />

meine Arbeit <strong>als</strong> Parlaments-Berichterstatter<br />

für Zentralasien und meine kritische<br />

Begleitung der Annäherung der<br />

Türkei an die EU.<br />

Fo T o: F r o o d m aT, w w w .p h o T o c a s e.c o m<br />

Fo T o: w w w .oezdemir.d e<br />

grün: konkret: Wenn man die CSU<br />

und die Linke hört, könnte man meinen,<br />

Deutschland habe in der EU bald gar<br />

nichts mehr zu sagen, wenn der Vertrag<br />

von Lissabon umgesetzt wird. Eigentlich<br />

ist aber doch das Gegenteil der Fall:<br />

Die Kommunen werden z.B. deutlich<br />

gestärkt. Wie bewertest Du den Lissabon-Vertrag<br />

und wie stehst Du zu einer<br />

europäischen Verfassung?<br />

Cem Özdemir: Wir <strong>Grüne</strong> und auch ich<br />

persönlich sind ganz klar für ein Inkrafttreten<br />

des Reformvertrags von Lissabon.<br />

Dieser bringt etwa mehr Mitsprache für<br />

das Europäische Parlament, die Möglichkeit<br />

europaweiter Bürgerbegehren und<br />

eine verbindliche Grundrechtecharta<br />

mit einklagbaren Rechten für alle Bürgerinnen<br />

und Bürger. Diese Punkte verschweigt<br />

die Linke gerne, wenn sie<br />

gegen den Vertrag wettert.<br />

grün: konkret: Der grüne Wahlkampfslogan<br />

für die Europawahl heißt<br />

„Mit WUMS für ein besseres Europa!“. Was<br />

bedeutet das für Dich?<br />

Cem Özdemir: Der Bundesvorstand<br />

hat bewusst einen Slogan gewählt, der<br />

anecken und Aufregung erzeugen soll.<br />

WUMS steht für „Wirtschaft und Umwelt,<br />

Menschlich und Sozial“, eine kreative<br />

Übersetzung des Begriffs Green New<br />

Deal. Wir sehen in der aktuellen Wirtschafts-<br />

und Kl<strong>im</strong>akrise eine Chance, eine<br />

Mehrheit in der Gesellschaft von der Notwendigkeit<br />

zu überzeugen, beide Krisen<br />

gemeinsam zu denken und anzupacken.<br />

Diese Botschaft gilt für die Bundestags-<br />

wie für die Europawahl. Wir sollten <strong>als</strong><br />

<strong>Grüne</strong> aber besonders darauf hinweisen,<br />

dass wir Europa <strong>als</strong> möglichst starken<br />

Akteur für eine global kohärente Strategie<br />

gegen diese Krisen brauchen. Wir


unterscheiden uns da von allen anderen<br />

Parteien sowohl was den thematischen<br />

Schwerpunkt, <strong>als</strong> auch was unsere<br />

Haltung zu Europa angeht. 2009 werden<br />

die Weichen für die Zukunft gestellt. In<br />

der Wirtschafts- und Finanzkrise werden<br />

vom Staat große Räder bewegt, darum ist<br />

es so wichtig, dass es in die richtige Richtung<br />

geht. Deshalb brauchen wir unbedingt<br />

starke <strong>Grüne</strong> <strong>im</strong> Europäischen Parlament.<br />

Mir ist es wichtig, dass gerade<br />

wir <strong>Grüne</strong> Europa nach vorne rücken<br />

und nicht wie andere die Europawahl <strong>als</strong><br />

Intro für das eigentliche Stück Bundestagswahl<br />

begreifen.<br />

grün: konkret: Die <strong>Grüne</strong>n sind<br />

bekannt dafür, dass sie die Kommunen<br />

und Europa gleichermaßen <strong>im</strong> Blick<br />

haben. Was bringt Brüssel aus Deiner<br />

Sicht einer Stadt wie <strong>Saarbrücken</strong>?<br />

Cem Özdemir: Gerade in einer Stadt<br />

wie <strong>Saarbrücken</strong> lebt doch bereits der<br />

europäische Geist. Ob das Projekt „Stadtmitte<br />

am Fluss“ Realität werden wird,<br />

hängt entscheidend davon ab, ob die<br />

EU sich finanziell beteiligen wird. Und ob<br />

es all die Umstrukturierungs- und Sozialprojekte<br />

oder die Förderinitiativen für<br />

UniabsolventInnen und ExistenzgründerInnen<br />

<strong>im</strong> Saarland ohne Gelder der EU<br />

gäbe, wage ich zu bezweifeln. Wäre doch<br />

schön, wenn Oskar Lafontaine den Menschen<br />

einmal erklären würde, wie er all<br />

das <strong>als</strong> Möchtegern-Ministerpräsident in<br />

Zukunft ohne die EU eigentlich finanzieren<br />

will.<br />

grün: konkret: Auf unserem Parteitag<br />

in Dortmund hast Du gesagt, dass<br />

die Voraussetzung für Demokratie der<br />

Zugang zu Bildung und Kultur ist. Wie<br />

kann man diesen Anspruch verwirklichen?<br />

Cem Özdemir: Das Aufstiegsversprechen<br />

muss auch endlich für Kinder<br />

aus unteren sozialen Schichten gelten.<br />

Ansonsten besteht tatsächlich die Gefahr,<br />

dass die Menschen das Vertrauen in die<br />

Demokratie verlieren. Es kann nicht sein,<br />

dass die mehr <strong>als</strong> 2,5 Miollionen Kinder,<br />

die auf dem Niveau von Sozialhilfe leben<br />

müssen, quasi heute schon wissen, dass<br />

das Abitur und ein Studium wohl ein<br />

Traum bleiben werden. Es reicht eben<br />

nicht aus, bloß in Beton zu investieren,<br />

wie es die Regierung tut. Eine gute Bildungspolitik<br />

ist der beste Weg aus der<br />

blockierten Gesellschaft heraus in eine<br />

durchlässige.<br />

grün: konkret: Wie sieht für Dich die<br />

Schule der Zukunft aus?<br />

Cem Özdemir: Die Kinder lernen<br />

länger gemeinsam, sie werden ganztägig<br />

von hervorragend ausgebildeten<br />

Pädagoginnen und Pädagogen individuell<br />

gefördert und sie bekommen ein<br />

gesundes und kostengünstiges Mittagessen.<br />

Kinder, gerade aus bildungsfernen<br />

Schichten, sind in dieser Schule<br />

auch am Nachmittag von Büchern<br />

umgeben, sie können musischen, kulturellen<br />

und sportlichen Interessen nachgehen<br />

und lernen den verantwortungsvollen<br />

Umgang mit neuen Medien. Die<br />

Schule der Zukunft fördert Neugier und<br />

Wissensdurst, vermittelt aber auch das<br />

selbständige Aneignen von Wissen und<br />

die Fähigkeit zur Problemlösung. Das ist<br />

zwar die Schule der Zukunft, aber das<br />

heißt nicht, dass wir bis morgen warten<br />

können.<br />

grün: konkret: Du hast kürzlich vor<br />

antisemitischen Tendenzen bei Musl<strong>im</strong>en<br />

gewarnt. Wie weit verbreitet ist<br />

dieses Phänomen und was tust Du dagegen?<br />

Cem Özdemir: Verschiedene Studien<br />

machen deutlich, dass diese Tendenzen<br />

keine Randerscheinung sind.<br />

Daher müssen wir entsprechend dagegen<br />

angehen. Ich unterstütze die Arbeit<br />

der Amadeu Antonio Stiftung, die hierzu<br />

kürzlich Handlungsempfehlungen für die<br />

pädagogische und kommunale Arbeit<br />

gemacht hat. Wenn antisemitische Haltungen<br />

vertreten werden, dann müssen<br />

pädagogische Einrichtungen auch einen<br />

Konflikt riskieren und klarmachen: Diese<br />

Werte lassen sich nicht vereinbaren mit<br />

unseren Grundüberzeugungen. Das<br />

meine ich übrigens auch, wenn ich fordere,<br />

dass unsere Bildungseinrichtungen<br />

in best<strong>im</strong>mten Fällen auch gegen das<br />

soziale Umfeld erziehen müssen.<br />

grün: konkret: Die <strong>Grüne</strong>n setzen der<br />

Finanzkrise den grünen New Deal entge-<br />

ExPERTENINTERVIEW<br />

gen. Gemeint sind damit Investitionen in<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz, Bildung und soziale Gerechtigkeit.<br />

Wie können wir <strong>Grüne</strong> mit einem<br />

Wirtschaftsthema Wahlen gewinnen?<br />

Cem Özdemir: Gerade wir <strong>Grüne</strong> sollten<br />

diese Auseinandersetzung offensiv<br />

suchen. Das zweite Konjunkturpaket der<br />

Bundesregierung war ein Flickenteppich,<br />

der teils verpufft ist, teils eine völlig f<strong>als</strong>che<br />

Lenkungswirkung hat, wie bei der<br />

Abwrackprämie. Die Konjunkturerwartung<br />

für dieses Jahr ist miserabel, trotz<br />

Konjunkturpaket. Die Arbeitslosigkeit<br />

wird stark steigen. Das wird das Thema<br />

dieser Wahlkämpfe sein. Die Alternative<br />

heißt nicht sparen oder investieren, sondern<br />

investieren in die richtigen Maßnahmen.<br />

Unsere Botschaft ist klar: Wir<br />

müssen anders, ökologischer wirtschaften!<br />

Obama macht es mit seinem Investitionsprogramm<br />

<strong>im</strong> Prinzip vor: Das reicht<br />

von einer neuen Netzinfrastruktur über<br />

Gebäudesanierung bis hin zur Verbesserung<br />

der Energieeffizienz. Wir müssen<br />

gerade jetzt in der Krise die Chance zum<br />

Umbau der internationalen Wirtschafts-<br />

und Finanzstruktur nutzen. Das ist unsere<br />

Orientierung und wir <strong>Grüne</strong> haben allen<br />

Grund dazu, diese Botschaft <strong>im</strong> Wahlkampf<br />

offensiv zu vertreten.<br />

grün: konkret: Welche Schwerpunkte<br />

willst Du in den kommenden Jahren <strong>als</strong><br />

Bundesvorsitzender setzen?<br />

Cem Özdemir: Wir müssen die sozialen<br />

Blockaden dieser Gesellschaft aufbrechen<br />

und für mehr Durchlässigkeit<br />

sorgen. Ich will eine offene Gesellschaft<br />

mit gerechten Chancen zur Teilhabe<br />

und ich will mich dafür einsetzen,<br />

dass wir unseren Kindern in Deutschland<br />

eine bessere Bildung ermöglichen – vom<br />

Kindergarten bis zur Hochschule. Wir<br />

müssen uns auch mutig in die zentralen<br />

Debatten einbringen, die diese Gesellschaft<br />

bewegen. Wir <strong>Grüne</strong> haben in<br />

den letzten dreißig Jahren gesellschaftlich<br />

viel bewegt. Ich will <strong>als</strong> Bundesvorsitzender<br />

die vielen klugen Ideen und kreativen<br />

Köpfe in unserer Partei fördern,<br />

damit wir auch in den nächsten dreißig<br />

Jahren eine treibende Kraft zur gesellschaftlichen<br />

Veränderung sind.<br />

da s inTerview F ü h r T e Ti n a schöpFer.<br />

grün: konkret. 1 / 2009 11


ILDUNG & SOZIALES<br />

12<br />

Kreative Stadt<br />

Re - Build<br />

This City!<br />

In vielen Städten findet zurzeit eine<br />

grundlegende Neuorientierung<br />

statt. Statt nur an Altbewährtem<br />

festzuhalten, setzen sie auf einen<br />

Innovationsvorsprung <strong>im</strong> globalen<br />

Wettbewerb der Regionen.<br />

Sie gehen neue Wege und heben<br />

die bisher ungenutzten Potenziale<br />

ihrer Stadt und ihrer bürgerInnen.<br />

Sie sind zur „kreativen<br />

Stadt“ geworden. Auch <strong>Saarbrücken</strong><br />

sollte das Neue wagen.<br />

<strong>Saarbrücken</strong> wurde durch den wirtschaftlichen<br />

Strukturwandel in den letzten Jahrzehnten<br />

arg strapaziert. Leider haben v.a.<br />

die Wirtschaftsführer dieses Landes die<br />

Zeichen der Zeit nicht erkannt. Nur zaghaft<br />

und unzureichend wurde der wirtschaftspolitische<br />

Neuanfang<br />

– der Umbau der Industriegesellschaft<br />

– angegangen.<br />

Eigentlich wollte man auch<br />

gar nichts ändern. So schön<br />

war doch die alte Herrlichkeit.<br />

Vom Gewerkschaftsflügel<br />

der SPD bis zu den Marktliberalen<br />

der IHK-Funktionäre war man<br />

sich <strong>im</strong> Großen und Ganzen einig. Weitermachen.<br />

Geld für veraltete Gesellschaftsmodelle.<br />

Aber mit Geld allein ist es nicht<br />

mehr getan. Auch die Zeiten von Disziplin<br />

und Gehorsam, über Jahrzehnte Markenzeichen<br />

der saarländischen Arbeiterschaft,<br />

ist zu Ende. Ebenso vorbei das<br />

korporatistische Zusammenspiel alteingesessener<br />

Verbände und Organisationen<br />

mit der Politik. Von oben und außen<br />

disziplinierte Arbeiterinnen und Arbeiter<br />

und Angestellte sind <strong>als</strong> InformationsarbeiterInnen<br />

am Computer ganz und gar<br />

unbrauchbar. Gefragt sind Initiative, Verständnis,<br />

Selbständigkeit, Fähigkeit zur<br />

Kommunikation, Einfallsreichtum und<br />

Vorstellungskraft.<br />

Regionales Kreativzentrum<br />

etablieren<br />

Der Metropolenraum <strong>Saarbrücken</strong>, mit<br />

Forbach auf französischer Seite, bietet<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

ein genügend prosperierendes Potenzial<br />

von Wertschöpfung für die gesamte<br />

Region! Wir müssen dies <strong>im</strong>mer nur<br />

neu mitdenken. Nur <strong>im</strong> Zusammenspiel<br />

dieser Agglomeration schaffen wir die<br />

Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

die wir brauchen, um <strong>im</strong> Konzert der<br />

Großen mitzusingen. Dabei brauchen wir<br />

High-Tech-Arbeitsplätze in genügender<br />

Dichte, gut ausgebildete Menschen und<br />

Offenheit für Menschen mit unterschiedlichen<br />

Lebensformen. Man kann dies in<br />

einem Wort<br />

„Niemand darf<br />

aufgrund seiner<br />

sozialen Herkunft<br />

ausgeschlossen sein.“<br />

Th o m a s Br ü c k<br />

FrakTionsvorsiTzender<br />

zusammenfassen:Kreativität!<br />

Nur<br />

die kreativenZentren<br />

bleiben<br />

so attraktiv,<br />

dass Menschen und Unternehmen hierher<br />

kommen; gerne hier leben und arbeiten<br />

wollen.<br />

Beginnen muss dies alles mit der Bildung.<br />

Deshalb ist für uns die Bildung von solch<br />

elementarer Bedeutung. Auf dem Weg<br />

zur kreativen Stadt müssen wir auch die<br />

Kreativitätsbremsen beseitigen und ein<br />

günstiges Umfeld für menschliche Entwicklung<br />

schaffen.<br />

Lebendige Stadtquartiere<br />

fördern<br />

Die Förderung der menschlichen Talente<br />

steht dabei <strong>im</strong> Zentrum unserer wirtschaftspolitischen<br />

Konzepte. Daneben<br />

kommt der Weiterentwicklung der „Stadt<br />

der Stadtteile“, der Förderung lebendiger<br />

Stadtquartiere, der Wissenschaft,<br />

Forschung und Kultur in unserem Stadtkonzept<br />

eine tragende Rolle zu. Wie alle<br />

Großstädte hat auch <strong>Saarbrücken</strong> einen<br />

großen Anteil an Einwanderinnen und<br />

Fo T o: Fr a n z pF l u e G l – Fo T o l i a.c o m<br />

Das Zusammenspiel verschiedener<br />

Kulturen steigert die Kreativität.<br />

Einwanderern. Hier treffen unterschiedliche<br />

Kulturen und Lebensgeschichten<br />

aufeinander. Es gehört daher auch zu<br />

den vordringlichsten Aufgaben der städtischen<br />

Lebenskultur, dieses Zusammenleben<br />

zu ermöglichen. Die „Altsaarbrückerin“<br />

und der „Altsaarbrücker“ vom<br />

Typus hier geboren, hellhäutig und<br />

christlicher Religion, findet Erweiterung<br />

durch die Zugewanderten. Daraus<br />

ergibt sich zukünftig ein neues soziales<br />

Zusammenleben, ein neues Gemeinwesen<br />

ist <strong>im</strong> Entstehen. Sich dabei <strong>als</strong> Saarbrückerin<br />

oder Saarbrücker zu erleben,<br />

die beziehungsweise der sich in dieser<br />

Stadt aufgehoben und wohl fühlt, akzeptiert<br />

<strong>im</strong> Gewebe geteilter Herkunftsgeschichte,<br />

das steht für uns ganz oben auf<br />

der Agenda.<br />

Freiwillige Ganztagsschule Folst<br />

Schulweg wird en<br />

Wir freuen uns, dass endlich eine langjährige<br />

Forderung von uns erfüllt wird: Die<br />

Sicherung des Schulweges an der freiwilligen<br />

Ganztagsgrundschule Folsterhöhe.<br />

Diese ist <strong>im</strong> Schulausschuss am 6. Mai <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit der Konzeption zur<br />

Weiterentwicklung der Schule von der<br />

Verwaltung vorgestellt worden. Der Weg<br />

vom Wohngebiet zur Schule soll opt<strong>im</strong>iert<br />

werden, d.h., die Beleuchtung wird<br />

erneuert und die in den Raum reichende<br />

Bepflanzung zurückgeschnitten, so dass<br />

in Zukunft die SchülerInnen der Grundschule<br />

ohne Beklemmung die Schule fußläufig<br />

erreichen können. In der Konzep-


Die <strong>Grüne</strong>n vor Ort: Weltfrauentag 2009<br />

Frauen in Familie und Beruf<br />

nicht länger benachteiligen!<br />

Wir setzen uns überall dafür ein,<br />

dass Frauen und Männer die gleichen<br />

Chancen haben. Im letzten<br />

<strong>Stadtrat</strong> haben wir dazu eine kommunalpolitische<br />

Resolution eingebracht,<br />

die einst<strong>im</strong>mig beschlossen<br />

wurde. Wir denken noch weiter<br />

über diese Resolution hinaus und<br />

engagieren uns kommunal, regional,<br />

national und auf europäischer<br />

Ebene für mehr Gerechtigkeit<br />

zwischen den Geschlechtern.<br />

Das Lohngefälle zwischen Männern und<br />

Frauen muss aufgehoben werden. Frauen<br />

sind heute so gut ausgebildet wie noch<br />

nie und haben durchschnittlich bessere<br />

Abschlüsse <strong>als</strong> Männer. Auf ihre beruflichen<br />

Laufbahn und ihre Entlohnung wirkt<br />

sich das nicht aus. Auf dem Arbeitsmarkt<br />

zeigt sich eine vertikale Segregation: Das<br />

bedeutet, den höchsten Bereich (höhere<br />

Angestellte und Beamte) erreichen nur<br />

12 Prozent der Frauen aber 22 Prozent<br />

der Männer. Nur 15 der 160 Aktiengesellschaften<br />

in den wichtigsten deutschen<br />

Börsenindices haben weibliche<br />

Vorstandsmitglieder. Der Frauenanteil<br />

erhöhe<br />

dlich gesichert<br />

tion der freiwilligen Ganztagsschule Folsterhöhe<br />

sehen wir einen ersten Schritt<br />

auf dem Weg zu einer echten Ganztagsschule.<br />

Bei dem vorgestellten Konzept<br />

werden erstmalig die therapeutische<br />

Schülergruppe, der Abenteuerspielplatz<br />

und die Grundschule unter einem Dach<br />

zusammengefasst und dank der intensiven<br />

Verzahnung darf man wohl von<br />

einer „Modellschule“ sprechen, die eventuell<br />

Vorreiter für Nachfolgeprojekte sein<br />

kann. Für uns bleibt aber die echte Ganztagsschule<br />

die Schule der Zukunft.<br />

ka r i n Bu r k a r T<br />

sc h u l p o l iT i s c h e sp r e c h e r i n<br />

beträgt auf der Vorstandsebene gerade<br />

einmal 2,5 Prozent. In den Aufsichtsräten<br />

liegt der Frauenanteil bei mitbest<strong>im</strong>mten<br />

Unternehmen bei fast 11 Prozent, in<br />

nicht mitbest<strong>im</strong>mten aber nur bei knapp<br />

3 Prozent. Der Frauenanteil an Führungspositionen<br />

sinkt zudem mit zunehmender<br />

Kinderzahl, zunehmendem Alter<br />

und zuneh-<br />

„Es fehlt ein neuer<br />

menderUnter- Gesellschaftsvertrag<br />

nehmensgröße.<br />

zwischen den Geschlech-<br />

Frauen müssen<br />

tern und eine Politik,<br />

für ihren Auf-<br />

die Frauen ernst n<strong>im</strong>mt.“<br />

stieg häufiger<br />

das Unternehmen<br />

wechseln<br />

<strong>als</strong> Männer. Dies sind nur einige Aspekte,<br />

die Deutschland zum traurigen Schlusslicht<br />

<strong>im</strong> europäischen Vergleich machen.<br />

Frauenbenachteiligung hemmt<br />

die Wirtschaft<br />

Im Durchschnitt jedenfalls verdienen<br />

Frauen 23 % weniger <strong>als</strong> Männer. Eine<br />

Ursache dafür ist die hohe Teilzeitquote<br />

bei Frauen und eine weitere, dass viele<br />

Frauen in <strong>als</strong> typisch weiblich geltenden<br />

Branchen arbeiten und diese zum<br />

Niedriglohnbereich gehören. Dies alles<br />

ist nicht nur ein Gerechtigkeitsproblem,<br />

sondern auch ein Hemmnis für eine<br />

zukunftsfähige Wirtschaft in Deutsch-<br />

bILDUNG & SOZIALES<br />

Fo T o: 12F o T o.d e – Fo T o l i a.c o m<br />

Zukunftsfähige Wirtschaft:<br />

Frauen und Männer ziehen<br />

gleichberechtigt an einem Strang.<br />

land. Dem müssen wir daher dringend<br />

entgegensteuern. Wir brauchen einen<br />

neuen Gesellschaftsvertrag zwischen<br />

den Geschlechtern und eine Politik, die<br />

Frauen ernst n<strong>im</strong>mt. Hierzu gehören<br />

gerechte Löhne, eigenständigeRentenanwartschaften<br />

und eine<br />

bessere Berufsorientierung<br />

und Berufsberatung.<br />

Aber auch bei<br />

der öffentlichen Auftragsvergabe<br />

fordern<br />

wir, dass die Unternehmen bevorzugt<br />

werden, die effektive Maßnahmen zur<br />

Gleichstellung ergriffen haben. Elternzeit<br />

und Elterngeld sind richtige Ansätze<br />

für Familien in Deutschland. Ohne ausreichende<br />

Kinderbetreuung, Ganztagsschulen<br />

mit qualitativ hochwertigem Bildungsangebot,<br />

flexiblen Arbeitsmöglichkeiten<br />

und mehr familiären Engagement<br />

der Väter bleiben Frauen, die sich<br />

eine Familie mit Kindern wünschen, aber<br />

auf der Strecke.<br />

cl a u d i a willGer-la m B e r T<br />

Fr a k T i o n s v o r s iT z e n d e<br />

grün: konkret. 1 / 2009 13


ILDUNG & SOZIALES<br />

14<br />

Abenteuermuseum<br />

Peruanische Regierung<br />

will Mumie zurückführen<br />

Die Debatte um das Abenteuermuseum<br />

ist in den letzten<br />

Wochen heftig geführt worden.<br />

Wir haben <strong>im</strong>mer wieder klar<br />

und deutlich unsere Position<br />

bezogen. Eine Position, die -wie<br />

sich jetzt herausstellt- von der<br />

peruanischen Regierung geteilt<br />

wird: Sie will die Mumie zurück.<br />

„Abenteuermuseum“. Was ist das eigentlich?<br />

Niemand wagte es auszusprechen.<br />

Worin lag der ethnologische oder,<br />

wenn’s denn da ist, der eventuelle touristische<br />

Wert? Dieses „Abenteuermuseum“<br />

hat sich nie in die ansonsten hervorragende<br />

Museumslandschaft <strong>Saarbrücken</strong>s<br />

eingepasst. Einem Spleen des seinerzeitigen<br />

Oberbürgermeisters Lafontaine<br />

entsprungen, zahlte die Stadt über<br />

Initiative der Synagogengemeinde<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

viele Jahre eine „Leibrente“ an den Gründer<br />

des Museums. Plus einer nicht unerheblichen<br />

Einrichtungssumme. „Leibrente“?<br />

Noch nie hat uns jemand erklären<br />

können, was das eigentlich ist. Im öffentlichen<br />

Besoldungsrecht jedenfalls ist<br />

dies nicht vorgesehen. Leibrenten sind<br />

seit der Französischen Revolution abgeschafft.<br />

Das sollte auch ein Herr O. Lafontaine<br />

wissen. Dass jetzt der vormoderne<br />

Spuk des „A-Museums“ beendet wird,<br />

dafür interessiert sich auch die peruanische<br />

Regierung. Liebe Leserin und Leser,<br />

Sie wissen: Die „Mumie“. Eigentlich doch<br />

und wirklich ein Leichnam. Man stelle<br />

sich nur mal vor, ein peruanischer „Weltenbummler“<br />

käme nach <strong>Saarbrücken</strong><br />

und gräbt auf einem der Friedhöfe eine<br />

Leiche aus und n<strong>im</strong>mt diesen „Fund“ mit<br />

nach Peru. Ein Ruf der Bestürzung ginge<br />

Soll zurück nach Peru:<br />

Die Mumie aus dem<br />

Abenteuermuseum.<br />

Fo T o: ir i s ma u r e r<br />

durch die Stadt. Wir haben in Peru nachgefragt,<br />

wie der Staat zu der Mumie des<br />

Abenteuermuseums steht. Ergebnis: Mit<br />

Schreiben vom 3. April 2009 fordert die<br />

peruanische Regierung nun den Leichnam<br />

zurück. Zu Recht. Man sollte von<br />

Seiten der Stadt bald handeln.<br />

Stolpersteine für <strong>Saarbrücken</strong><br />

In der letzten Ausgabe von „grün: konkret“<br />

haben wir darüber berichtet, dass<br />

die Synagogengemeinde die Initiative<br />

Projekt Stolpersteine<br />

Zur Projektidee gehört, dass nicht die<br />

Kommunen Gelder für die Gedenktafeln<br />

zur Verfügung stellen, sondern Bürgerinnen<br />

und Bürger und Institutionen in den<br />

jeweiligen Städten und Gemeinden für die<br />

Steine spenden. Ein Stein kostet 95 Euro.<br />

Die Synagogengemeinde Saar hat für das<br />

Projekt Stolpersteine ein Spendenkonto<br />

eingerichtet: Konto-Nr.: 019556005 bei der<br />

Deutschen Bank, BLZ 59070070. Auskunft<br />

erhalten Interessierte bei der Synagogengemeinde<br />

unter Telefon: (0681) 91038-0<br />

oder E-Mail: info@synagogengemeindesaar.de.<br />

Weitere Informationen zu den Stolpersteinen<br />

von Gunter Deming <strong>im</strong> Internet: www.<br />

stolpersteine.com<br />

„Stolpersteine“ voranbringen möchte.<br />

Dabei sollen vor Häusern, die ehem<strong>als</strong><br />

in jüdischem Besitz waren, kleine, aus<br />

Beton gegossene Steine (10 mal 10 Zent<strong>im</strong>eter)<br />

mit einer Messingtafel in öffentliche<br />

Gehwege bündig eingelassen<br />

werden, um an die früheren Besitzer zu<br />

erinnern. Über die Steine kann man <strong>als</strong>o<br />

nicht wirklich stolpern; sie heißen „Stolpersteine“,<br />

weil Menschen, die sie <strong>im</strong> Vorübergehen<br />

sehen, <strong>im</strong> Geiste darüber stolpern,<br />

kurz innehalten und die Eingravierung<br />

lesen sollen.<br />

Wir freuen uns, dass die Oberbürgermeisterin<br />

diesem wichtigen Projekt<br />

inzwischen ihre Unterstützung zugesagt<br />

hat. Wir hatten sie <strong>im</strong> November<br />

2008 gebeten, sich dafür einzusetzen<br />

und hoffen, dass nun auch alle <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong><br />

vertretenen Parteien sowie die Bürgerinnen<br />

und Bürger das Projekt unterstützen.<br />

Die Synagogengemeinde begreift<br />

die „Stolpersteine“ <strong>als</strong> Aufforderung an<br />

alle Menschen, stets mit aller Kraft für<br />

Th o m a s Br ü c k<br />

FrakTionsvorsiTzender<br />

die Menschenwürde und die Rechte<br />

von Minderheiten einzutreten. Wie der<br />

Vorsitzende der Synagogengemeinde,<br />

Richard Bermann, in einer Stadtpressekonferenz<br />

berichtete, laufen Gespräche<br />

mit dem Kölner Künstler Günter Deming,<br />

der dieses Projekt ins Leben gerufen und<br />

bereits in über 300 Orten in Deutschland,<br />

Österreich und den Niederlanden<br />

die Gedenksteine verlegt hat. Bermann<br />

möchte gerne Schulen in <strong>Saarbrücken</strong><br />

dafür gewinnen, sich auf die Spurensuche<br />

nach deportierten und <strong>im</strong> KZ ermordeten<br />

Menschen zu machen.<br />

Auch in <strong>Saarbrücken</strong> hat am 9. November<br />

1938 die Synagoge gebrannt, wurden<br />

jüdische BürgerInnen misshandelt und<br />

terrorisiert. Viel jüdischer Besitz ging<br />

dam<strong>als</strong> an so genannte „arische Deutsche“<br />

über, ohne dass diese angemessen<br />

dafür bezahlten. Wir begrüßen es, dass<br />

endlich an diese Verbrechen öffentlich<br />

erinnert wird.<br />

Th o m a s Br ü c k<br />

FrakTionsvorsiTzender


Saarbrücker Grundschulen<br />

Die Verpflegung an vielen Schulen<br />

entspricht nicht den Anforderungen<br />

an eine gesunde Ernährung. Die<br />

Probleme können nur verbindliche<br />

Qualitätsstandards lösen. Auch die<br />

geplante Schulbuchausleihe sorgt<br />

für heiße Diskussionen. bisher wirft<br />

sie mehr Fragen <strong>als</strong> Antworten auf.<br />

Die Schlagzeile „Mangelware: gesunde<br />

Schulkost“ macht deutlich, dass be<strong>im</strong><br />

Mittagessen in saarländischen Schulen<br />

Einiges <strong>im</strong> Argen<br />

liegt. Wir sehen<br />

hier dringenden<br />

Handlungsbedarf,<br />

denn eine ausgewogene<br />

und regelmäßigeErnährung<br />

ist gerade<br />

für Kinder <strong>im</strong> Wachstum wichtig. Dies<br />

ist kein Luxusproblem, vielmehr wird<br />

das Mittagessen und seine fachgerechte<br />

Ausführung und Zubereitung zukünftig<br />

zum Schulalltag gehören. Glücklicherweise<br />

hat man zwischenzeitlich erkannt,<br />

dass es dabei weniger um die Quantität<br />

<strong>als</strong> um die Qualität geht. Im Hinblick auf<br />

das schlechte Abschneiden der saarländischen<br />

Schulverpflegung in einer Untersuchung<br />

der Landesregierung fordern<br />

wir die verbindliche Festschreibung von<br />

Qualitätsstandards für eine gesundheitsfördernde<br />

Schulverpflegung.<br />

„Die Schulbuchausleihe<br />

führt zu permanenten<br />

Kosten für die Stadt.“<br />

Bedürftige Familien stärken<br />

Daneben muss sich auch die soziale<br />

Komponente des gemeinsamen Essens<br />

von LehrerInnen und SchülerInnen, ein<br />

wichtiger Bestandteil des Zusammenlebens,<br />

der bisher in den Familien gepflegt<br />

wurde, noch entwickeln. Trotz der relativ<br />

geringen Kosten für das Essen können<br />

aus finanziellen Gründen nicht alle Kinder<br />

daran teilnehmen. Leider konnte sich<br />

der Schulausschuss bisher nicht darauf<br />

einigen, die von uns geforderte Erstattung<br />

des Elternbeitrages in Höhe von 1<br />

Euro für Kinder aus einkommensschwachen<br />

Familien zu übernehmen. Aus unse-<br />

rer Sicht sollte man auch eine mögliche<br />

Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund,<br />

der teilweise die Kosten, die durch<br />

Spenden finanziert werden könnten, für<br />

das Mittagessen übern<strong>im</strong>mt, ins Auge<br />

fassen. Diese Praxis wird in anderen Städten<br />

schon seit Längerem gepflegt.<br />

Schulbuchausleihe darf nicht zu<br />

Lasten der Stadt gehen<br />

Angesichts der Rückschläge bei der Entwicklung<br />

bei dem Thema Mittagessen in<br />

der Schule, n<strong>im</strong>mt<br />

ka r i n Bu r k a r T<br />

sc h u l p o l iT i s c h e sp r e c h e r i n<br />

man erstaunt und<br />

erfreut zur Kenntnis,<br />

dass das Land<br />

beschlossen hat, ab<br />

dem kommenden<br />

Schuljahr ein Leihsystem<br />

für Schul-<br />

bücher einzuführen. Dazu gibt es fachspezifische<br />

Listen der zu verwendenden<br />

Schulbücher. Nach wie vor gibt es<br />

keine einheitliche Bücherregelung, um<br />

die freie Auswahl für die Lehrerinnen<br />

und Lehrer zu gewährleisten. Das Pauschalentgelt<br />

für Schülerinnen und Schüler<br />

von Grundschulen wird 40 Euro betragen,<br />

wobei eine Anpassung der Gebühr<br />

zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen<br />

wird. Bis zum 1. Mai mussten<br />

sich die Eltern entscheiden, ob ihre<br />

Kinder an dieser Ausleihe teilnehmen.<br />

Man geht davon aus, dass das Buchpaket<br />

dre<strong>im</strong>al ausgeliehen werden kann<br />

bevor es ausgesondert werden muss. Wir<br />

begrüßen dieses Projekt, können jedoch<br />

nicht nachvollziehen, warum es nun <strong>im</strong><br />

Schweinsgalopp nach vorne gebracht<br />

wird, obwohl viele offene Fragen noch<br />

nicht geklärt sind. So ist z.B. noch nicht<br />

klar, wie hoch die finanziellen Belastungen<br />

für die Stadt sind. Die neu zu schaffenden<br />

Stellen der Koordinatoren, die<br />

die Bücher bestellen, sortieren, katalogisieren,<br />

ausleihen, später wieder zurücknehmen<br />

und den Zustand überprüfen<br />

sowie die Buchpakete neu bestücken,<br />

werden die Stadt auf jeden Fall Einiges<br />

kosten. Unsere Nachfragen <strong>im</strong> Finanz-<br />

bILDUNG & SOZIALES<br />

Schulessen und Schulbuchausleihe<br />

dringend verbesserungsbedürftig!<br />

ausschuss und <strong>im</strong> <strong>Stadtrat</strong> haben ergeben,<br />

dass auf die Stadt permanente<br />

Kosten zukommen werden. Wir werden<br />

darauf ein Auge haben und uns regelmäßig<br />

berichten lassen, denn es darf nicht<br />

sein, dass die vom Land eingeführte<br />

Schulbuchausleihe auf Kosten anderer<br />

wichtiger bildungspolitischer Projekt in<br />

der Stadt geht.<br />

bei der Schulbuchausleihe des<br />

Landes muss wohl auch die Stadt<br />

Einiges an Kosten stemmen.<br />

Fo T o: l u x u z, w w w .p h o T o c a s e.c o m<br />

grün: konkret. 1 / 2009 15


16<br />

SPORT & KULTUR<br />

Diskussion um den Stadionneubau – Eine Polemik<br />

Liebe kennt keine Gnade!<br />

Ja, ich gebe es zu, ich bin 1. FCS-Fan<br />

und sogar noch schl<strong>im</strong>mer – Mitglied<br />

dieses Vereins. Ich bin vor zwei<br />

Jahren dem Rufe des saarländischen<br />

Topfußballvereins „Liebe kennt<br />

keine Liga!“, gefolgt. Nun, Liebe<br />

kennt keine Liga – sie sollte aber<br />

nicht dazu führen, dass man sein<br />

logisches und ungetrübtes Urteilsvermögen<br />

an der Umkleidekabine<br />

abgibt, um einem größenwahnsinnig<br />

gewordenen Provinz-Präsidenten<br />

bedingungslos zu folgen!<br />

Und so treibt es mir die Zornesröte ins<br />

Gesicht, wenn die Verantwortlichen des<br />

momentanen Oberligisten – für Unkundige:<br />

das heißt Fünfte Liga! Mantra-artig<br />

den alten Ludwigspark schlecht reden<br />

<strong>Grüne</strong>r Stadtentwicklungspreis<br />

Dudweiler Scala für kulturelles<br />

Engagement geehrt<br />

Anlässlich unsres Neujahrsempfangs<br />

haben wir zum dritten Mal gemeinsam<br />

mit dem Kreisverband <strong>Saarbrücken</strong> das<br />

„<strong>Grüne</strong> Fernrohr“, unseren Preis für integrative<br />

Stadtentwicklung, verliehen.<br />

Mit dem Preis zeichnen wir Vereine und<br />

Organisationen aus, die sich für die Entwicklung<br />

<strong>Saarbrücken</strong>s in verschiedenen<br />

Bereichen des städtischen Lebens<br />

einsetzen. In diesem Jahr ging der Preis<br />

Fo T o: Becker&Bredel<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

und ein neue Spielstätte fordern. Frei<br />

nach dem Motto: Je tiefer die Liga umso<br />

unverschämter die Forderung an Stadt<br />

und Land.<br />

Das ist genauso, <strong>als</strong> wenn der verehrte<br />

Sprössling zum wieder-<br />

holten Male durch das Abitur<br />

gerasselt ist und für diese Leistung dann<br />

auch wie selbstverständlich eine Urlaubsreise<br />

auf die Malediven einfordert!<br />

Abgesehen davon, dass das Vorgehen<br />

der Herren Hinschberger, Weller und Co.<br />

vollkommen unbelastet ist von strategischem<br />

Gedankengut und damit die<br />

an die Dudweiler Scala für ihr herausragendes<br />

kulturelles Engagement. Der<br />

von sieben kulturinteressierten Bürgerinnen<br />

und Bürgern gegründete Verein<br />

setzt sich seit 2005 für eine Kulturstätte<br />

in Dudweiler ein. Nach zahlreichen<br />

erfolgreichen Veranstaltungen <strong>im</strong><br />

alten Scala-Kino planen die Mitglieder<br />

derzeit ein Kulturhaus in der ehemaligen<br />

Sprudelfabrik („Brennersch’ Haus“)<br />

in Dudweiler. Die Scala<br />

ist eines der spannendstenKulturprojekte<br />

<strong>im</strong> Regionalverband<br />

und beispielhaft<br />

für das Bürgerengagement<br />

<strong>im</strong> Stadtteil.<br />

Ti n a schöpFer<br />

Fr a k T i o n s-<br />

G e s c h ä F T s F ü h r e r i n<br />

Die <strong>Fraktion</strong>svorsitzenden<br />

Claudia<br />

Willger-Lambert und<br />

Thomas brück (rechts)<br />

sowie Dieter Meier<br />

und Karin Schmidt<br />

vom Verein „Dudweiler<br />

Scala“ (links).<br />

Umsetzung so schnell nicht droht, ist<br />

auch kein Deut von realistischer Selbsteinschätzung<br />

zu erkennen. Natürlich, so<br />

wird der fachkundige Landesvater urteilen:<br />

Es geht um ein Leuchtturmprojekt,<br />

welches nicht nur der<br />

Mit diesen Aufklebern wirbt<br />

der 1. FC <strong>Saarbrücken</strong> bei seinen<br />

Fans um Verständnis für seine<br />

schlechte sportliche Leistung.<br />

1. Männermannschaft des FC dient, sondern<br />

den ganzen Saarsport befruchten<br />

wird (man vergleiche die Argumentation<br />

zur Saarlandhalle, die ähnlich schlecht<br />

geredet wird, um eine neue Infrastruktur<br />

zu fordern.) Doch: Der Kristallisationspunkt<br />

kann nur ein Profiverein sein,<br />

der über Jahre hinweg auf einem gleichmäßig<br />

hohen Niveau eine stabile sportliche<br />

Leistung erbringt und damit überwiegend<br />

positiv in der Stadt und in der<br />

Region wahrgenommen wird!<br />

Auch wenn der Verein jetzt ein Jahr<br />

sportlich solide in der Oberliga gearbeitet<br />

hat; 30 Jahre überwiegend andersartiger<br />

Erfahrung stehen dem gegenüber<br />

und prägen nachhaltig die Wahrnehmung<br />

der Öffentlichkeit.<br />

„Ohne sportliche Leistung<br />

kein neues Stadion.“<br />

Gu i d o vo G e l<br />

Ba u p o l iT i s c h e r sprecher<br />

Lieber Herr Hinschberger, hier zum Mitschreiben:<br />

Geben Sie endlich auf, den altehrwürdigen,<br />

aber doch zweitligatauglichen<br />

Ludwigspark schlecht zu reden,<br />

schauen sie, dass der Club einmal länger<br />

<strong>als</strong> ein Jahr eine sportlich solide Leistung<br />

bringt, oder noch besser, üben sie<br />

Demut und legen ein mehrwöchentliches<br />

Schweigegelübde ab!<br />

Sollte dann die erste Herrenmannschaft<br />

<strong>im</strong>mer noch stabil punkten und irgendwann<br />

einmal in die zweite Liga aufsteigen,<br />

kann man vielleicht die Frage eines<br />

neuen – oder noch besser opt<strong>im</strong>ierten -<br />

Ludwigsparks öffentlich diskutieren.


Müllentsorgung<br />

Die Zebratonne oder<br />

auch „gig“ genannt<br />

Hinter dieser Tonne verbirgt sich<br />

keineswegs ein besonderes Tier<br />

oder eine neue Idee für unseren<br />

Saarbrücker Zoo. Vielmehr gehört<br />

die Zebratonne gleich „gig“,<br />

gleich „gelb in grau“ zu den Ideen,<br />

mit denen die FDP aufwartet.<br />

Rechtlich ist die Zebratonne nicht<br />

umsetzbar, da vor vielen Jahrzehnten<br />

Graf Lambsdorff (FDP) das duale System<br />

hat einführen lassen und somit auch die<br />

Trennung zwischen gelbem Müllsack/<br />

Tonne und schwarzer Tonne verbindlich<br />

vorgeschrieben hat. Aber warum soll<br />

man nicht auch mal hierüber diskutieren,<br />

zumal man dann noch weitere Probleme<br />

schaffen kann - eine Lieblingsbeschäftigung<br />

unserer FDP - und sowohl<br />

den <strong>Stadtrat</strong> <strong>als</strong> auch die Stadtverwaltung<br />

mit munteren und alles andere <strong>als</strong><br />

ziel- und lösungsorientierten Diskussionen<br />

beschäftigen könnte.<br />

Mülltrennung auf die nichtökologische<br />

Art<br />

Es ist <strong>als</strong>o ganz <strong>im</strong> Sinne der FDP, wenn<br />

wir uns mit Abschaffung ausgerechnet<br />

von gelb <strong>im</strong> Abfallsystem befassen.<br />

Daher hat sich der ZKE-Ausschuss mit<br />

Versuchen beschäftigt, die Aufschluss<br />

darüber geben, wie nach dem gemeinsamen<br />

Einsammeln von schwarz und<br />

gelb dieses dann auch wieder getrennt<br />

werden kann. Es macht auch nichts,<br />

dass dies zu Mehrkosten führen würde.<br />

Da es in <strong>Saarbrücken</strong> keine Anlage gibt,<br />

die den stoffgleichen Müll dann wieder<br />

trennen kann, würde Saarbrücker Müll<br />

nämlich zur nächsten Anlage nach Trier<br />

gefahren werden. Dort würde der Müll<br />

getrennt und wieder zurück nach <strong>Saarbrücken</strong><br />

transportiert werden. Technisch<br />

möglich ist somit alles – ökologisch<br />

besser mit Sicherheit nicht. Wir hätten<br />

allerdings den Vorteil, dass stoffgleicher<br />

Müll zusammen mit Verpackungen aussortiert<br />

werden würde, <strong>als</strong>o auch Plastikschlüsseln<br />

oder Kinderspielsachen aus<br />

Plastik. Da dieses Plastik dann teilweise<br />

jedoch einen leichten Abfallgeruch hat,<br />

findet es sehr viel schwieriger Abnehmer<br />

bei der Industrie. Aber hierfür haben wir<br />

ja die Forschung, die kann bessere Vermarktungschancen<br />

erforschen und<br />

damit ein neu geschaffenes Problem<br />

wieder lösen.<br />

Biotonne flächendeckend<br />

garantieren<br />

Für uns <strong>Grüne</strong> gibt es auch eine gewisse<br />

Bestandsgarantie dabei: Gelb kann nur<br />

dann abgeschafft werden, wenn grün<br />

flächendeckend bleibt: Nur dann, wenn<br />

die Biotonne flächendeckend vorhanden<br />

ist, ist die technische Trennung überhaupt<br />

möglich, da nur dann der Abfall<br />

die notwendige Trockenheit besitzt, um<br />

in die verschiedenen Wertstoffkategorien<br />

geblasen zu werden. Entsprechend<br />

gelassen können wir <strong>Grüne</strong> daher damit<br />

umgehen, dass die FDP ausgerechnet<br />

das Thema gelbe Tonne bzw. gelber<br />

Sack auch noch zum Wahlkampfthema<br />

gemacht hat. Vielleicht verstehen unsere<br />

FDP-PolitikerInnen dann <strong>im</strong> Laufe des<br />

Wahlkampfes zumindest, dass sie mit<br />

ihrer Entscheidung, in <strong>Saarbrücken</strong><br />

das Identsystem einführen zu wollen,<br />

gleichzeitig die Einführung der gelben<br />

Tonne statt des gelben Sackes unmöglich<br />

machen. Mit dem Identsystem wird<br />

jeder versuchen, die Leerung der grauen<br />

Tonne so selten wie möglich herbeizuführen.<br />

Dann landen aber vielmehr „Störstoffe“<br />

in der gelben Tonne. Wir sind<br />

jedenfalls gespannt, wie sich diese Farbenspiele<br />

dann letztendlich bei dem<br />

Ergebnis der Kommunalwahl auswirken<br />

werden. Zum Glück gibt es ja keine<br />

Denkverbote und alle Bürgerinnen und<br />

Bürger können gerne mitentscheiden,<br />

ob sie selbst Müll sortieren oder den<br />

lieber gegen einen gewissen finanziellen<br />

Mehraufwand und ein bißchen mehr<br />

Verkehrsbelastung in Trier auseinandergeblasen<br />

haben möchten.<br />

cl a u d i a willGer-la m B e r T<br />

Fr a k T i o n s v o r s iT z e n d e<br />

UMWELT & VERKEHR<br />

Fo T o:<br />

m a r T i n1985 –<br />

Fo T o l i a.c o m<br />

Tempol<strong>im</strong>it auf der<br />

Stadtautobahn!<br />

Seit einem tödlichen Unfall 2004 auf der A<br />

620 setzt sich der Ingenieur Eckart Brockmüller<br />

für mehr Sicherheit auf der Stadtautobahn<br />

ein. Dazu zählt für ihn auch ein<br />

strengeres Tempol<strong>im</strong>it an Gefahrenstellen,<br />

für das wir uns <strong>im</strong> Verkehrsauschuss<br />

in den letzten Jahren <strong>im</strong>mer wieder stark<br />

gemacht haben. Leider vergeblich. Erst<br />

nachdem Herr Brockmüller den Landesbetrieb<br />

für Straßenbau angezeigt<br />

hat und erneut auf die lebensgefährliche<br />

Situation hingewiesen hat, trägt<br />

seine Warnung offensichtlich Früchte:<br />

In der Sitzung des Verkehrsausschusses<br />

am 6. Mai haben zumindest alle <strong>Fraktion</strong>en<br />

die Grundsatzentscheidung getroffen,<br />

dass kein Weg an einer generellen<br />

Geschwindigkeitsreduzierung auf 80<br />

km/h auf der Stadtautobahn vorbei führt.<br />

An besonders prägnanten Punkten soll<br />

die Geschwindigkeit sogar auf 60 km/h<br />

reduziert werden. Endlich sieht das Landesstraßenamt<br />

das auch so. Unerlässlich<br />

ist es <strong>im</strong> Interesse aller Autofahrerinnen<br />

und Autofahrer, dass diese Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

so schnell wie möglich<br />

umgesetzt und überwacht werden.<br />

cl a u d i a willGer-la m B e r T<br />

Fr a k T i o n s v o r s iT z e n d e<br />

grün: konkret. 1 / 2009 17


UMWELT & VERKEHR<br />

18<br />

Rad fahren in <strong>Saarbrücken</strong><br />

Die Dudweilerstraße<br />

wird markiert<br />

In der Dudweilerstraße wird endlich<br />

ein Radweg markiert. Dies ist aber<br />

nur ein erster Schritt auf dem Weg<br />

zu einer fahrradfreundlichen Stadt.<br />

Wir setzen uns für weitere Maßnahmen<br />

und eine grundsätzliche<br />

Wende in der Verkehrspolitik ein.<br />

Fo T o: p r o k o p, ph o T o c a s e.c o m<br />

In den letzten Jahren haben wir <strong>im</strong> Verkehrsausschuss<br />

und in der Öffentlichkeit<br />

<strong>im</strong>mer wieder dafür gekämpft, dass<br />

die Dudweilerstraße einen Radweg<br />

bekommt. Nun wurde endlich mit der<br />

Markierung begonnen. Wir freuen uns,<br />

dass diese Maßnahme trotz Lücken<br />

umgesetzt wird. Damit <strong>Saarbrücken</strong> aber<br />

wirklich eine fahrradfreundliche Stadt<br />

wird, ist noch einiges zu tun.<br />

Gegen die Koalition der<br />

Rad(t)losen<br />

CDU und FDP haben diese Entwicklung in<br />

den vergangenen Jahren <strong>im</strong>mer wieder<br />

blockiert. So hat die Baudezernentin, die<br />

sich dafür stark machen möchte, dass in<br />

<strong>Saarbrücken</strong> mehr Rad gefahren wird,<br />

<strong>im</strong>mer noch keinen eigenen Haushalts-<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

posten, aus dem entsprechende Maßnahmen<br />

finanziert werden können. Deshalb<br />

muss sich die Verwaltung momentan<br />

mit der so genannten Stellplatzabgabe<br />

behelfen. Wir werden uns weiterhin<br />

dafür einsetzen, dass dieses Provisorium<br />

in der nächsten Haushaltsperiode<br />

durch einen normalen Haushaltsposten<br />

in angemessener Höhe abgelöst wird.<br />

Nur dies ist die Gewährleistung dafür,<br />

dass ein politischer Wille auch glaubwürdig<br />

umgesetzt werden kann. Wir halten<br />

es für eine reine PR-Maßnahme, dass ein<br />

Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, der<br />

nur zum geringen Teil für die Fahrradwegeplanung<br />

zuständig ist, Fahrradbeauftragter<br />

genannt wird. Die Funktion<br />

des Fahrradbeauftragten muss dringend<br />

qualitativ und quantitativ aufgewertet<br />

werden.<br />

Gleichzeitig ist für uns aber auch klar:<br />

Diese Maßnahmen sind nur der erste<br />

Schritt in eine grundsätzliche Umkehr<br />

in der Saarbrücker Verkehrspolitik. Das<br />

Mobilitätskonzept der autofreundlichen<br />

Stadt, das von der CDU-FDP-Koalition<br />

und ihrem Baudezernenten Ehrmanntraut<br />

über Jahre propagiert wurde,<br />

hat ausgedient. Gefragt sind heute Maßnahmen,<br />

die den Umweltverbund aus<br />

Bus, Bahn und Rad fahren stärken. Dazu<br />

bedarf es klarer politischer Aussagen,<br />

mutiger Schwerpunktsetzungen und<br />

eindeutiger Finanzierungskonzepte. Das<br />

Großprojekt Stadtmitte am Fluss bietet<br />

hier große Chancen. Bereits in der Bauphase<br />

kann mit der Stärkung des Umweltverbundes<br />

begonnen werden.<br />

Gu i d o vo G e l<br />

verkehrspoliTischer sprecher<br />

Nahversorgung<br />

und Nahverkehr<br />

<strong>im</strong> oberen M<strong>als</strong>tatt.<br />

Erfahrungsbericht: Fünf Jahre A<br />

Viel bewegt<br />

Verkehrswen<br />

„Ihr könnt ja doch nichts bewegen“,<br />

lautete ein oft gehörtes<br />

Vorurteil, wenn es um die Rolle<br />

der <strong>Grüne</strong>n <strong>als</strong> Oppositionspartei<br />

in der Stadtpolitik ging. F<strong>als</strong>ch!,<br />

beweisen fünf Jahre Sacharbeit<br />

<strong>im</strong> Ausschuss für bau-, Verkehr<br />

und Freiraum. Mit guten Argumenten<br />

und innovativen Anträgen<br />

haben wir viel mitgestaltet.<br />

September 2004 fängt alles damit an,<br />

dass wir uns <strong>im</strong> Ausschuss platte Sprüche<br />

zum Fahrrad fahren in der Stadt anhören<br />

müssen und einen Baudezernenten<br />

Ehrmanntraut (CDU) erleben, der hin-<br />

und hergerissen zwischen Verwaltungserfahrung<br />

und „Autofahrerlobby-Mehrheitsfraktion“<br />

aus CDU und FDP durch<br />

die städtische Verkehrspolitik mäandert.<br />

Brötchentaste, kostenloses Parken in<br />

der Innstadt und autofreundliche Stadt<br />

sind dam<strong>als</strong> die Stichworte. Der Umweltverbund<br />

aus Bahn, Bus und Rad erlebt<br />

besonders schwere Zeiten. Die Saarbahn<br />

wird in öffentlichen Ratsversammlungen<br />

in höchsten Tönen gelobt und in<br />

nicht öffentlichen Aufsichtsratsitzungen<br />

an die Wand gefahren. Eine missglückte<br />

Liniennetzopt<strong>im</strong>ierung sorgt dafür, dass<br />

sich das Unternehmen Saarbahn und<br />

Bus bis auf die Knochen blamiert und<br />

Fo T o: Th o m a s hippchen


usschuss für Bau-, Verkehr und Freiraum<br />

allgemeine Verwirrung über die zukünftige<br />

städtische Verkehrspolitik zur Konsequenz<br />

hat.<br />

Gegen die Koalition der Rad(t)<br />

losen<br />

Auch den RadfahrerInnen weht in der<br />

Folge ein scharfer Wind entgegen. An<br />

das Veloroutennetz der Fahrrad AG kann<br />

sich keiner mehr so richtig erinnern, die<br />

Planungen zur Radwegemarkierung<br />

in der Dudweilerstraße werden eingestampft<br />

und der Fahrradetat der Stadt<br />

auf 0 Euro reduziert. Für alle diese Taten<br />

ist die CDU-FDP-Koalition verantwortlich.<br />

Wir <strong>Grüne</strong>n reagieren mit unserer Kampagne<br />

„Gegen die Koalition der Rad(t)<br />

losen“. Mit Ständen, Werbeplakaten und<br />

Radtouren machen wir auf die skandalöse<br />

Situation aufmerksam. Darüber<br />

hinaus kümmern wir uns nicht nur um<br />

die RadfahrerInnen, sondern entwickeln<br />

ein eigenes Mobilitätskonzept, welches<br />

den Umweltverbund stärken und das<br />

Umsteigen erleichtern wird. Wer hält es<br />

<strong>im</strong> Herbst 2005 für möglich, dass drei<br />

Jahre später mit der parteilosen Dr. Rena<br />

Wandel-Hoefer eine neue Dezernentin<br />

eine Trendwende in der Verkehrspolitik<br />

einleitet und in der Folge in diesem Frühjahr<br />

die Markierungsarbeiten für die Radspur<br />

in der Dudweilerstraße beginnen?<br />

Wohnen in der Stadt braucht<br />

Management<br />

Wohnen auf der grünen Wiese ist mehr<br />

und mehr ein Auslaufmodell. Es setzt sich<br />

auch in der Politik die Erkenntnis durch,<br />

dass Wohnquartiere wie beispielsweise<br />

die Artilleriekaserne durch ihre Stadtnähe<br />

viel eher geeignet sind, den urbanen<br />

Raum kostengünstig, generationengerecht<br />

und umweltschonend zu gestalten.<br />

Unlogisch ist es, dass die Gesellschaft<br />

für Innovation und Unternehmensförderung<br />

(GIU), welche die Artilleriekaserne<br />

entwickelt hat, von CDU und FDP kurz<br />

darauf drastisch in ihren Kompetenzen<br />

eingeschränkt wird. Wir <strong>Grüne</strong> begleiten<br />

den Prozess der Innenstadtentwicklung<br />

mit Anträgen für ein aktives Baulückenmanagement<br />

der Stadt. Durch diese<br />

Forderung soll deutlich werden, dass die<br />

wertvollen Baulücken in der Innenstadt<br />

nur dann sinnvoll entwickelt werden<br />

können, wenn sie in einem Kataster<br />

geführt, <strong>im</strong> Bestand gepflegt und auch<br />

durch die Stadt erworben werden. Hier<br />

sehen wir die Verwaltung nach wie in<br />

der Pflicht, für die entsprechenden Maßnamen<br />

die finanziellen und personellen<br />

Kapazitäten freizustellen.<br />

Auch Nahversorgung braucht<br />

ein Konzept<br />

Immer wieder gibt es Anfragen von Discountern<br />

und Vollversorgern, am Rande<br />

oder außerhalb des Zentrums Märkte zu<br />

eröffnen und damit die Stadt(teil)zentren<br />

weiter in ihrer Bedeutung zu entwerten.<br />

Baudezernent Ehrmanntraut ist<br />

diesen Initiativen überwiegend freundlich<br />

gesonnen bzw. übt sich in der fatalistischen<br />

Aussage, „dass man da ja sowieso<br />

nichts machen könne ...“ Wir schlagen<br />

dagegen schon <strong>im</strong> Jahr 2005 vor, ein<br />

Nahversorgungskonzept für <strong>Saarbrücken</strong><br />

aufzustellen, um aktiv von Seiten<br />

der Stadt zu definieren, wo eine Nahversorgung<br />

sinnvoll und wo sie schädlich<br />

für die Stadtentwicklung ist. Dam<strong>als</strong><br />

wird dieses Unterfangen (noch) von der<br />

Mehrheitsfraktion aus CDU und FDP<br />

UMWELT & VERKEHR<br />

: Nahversorgung, ökologische<br />

de und Wohnen in der Innenstadt<br />

abgelehnt. Man wolle die freien Marktkräfte<br />

nicht einschränken, ist eine der<br />

Begründungen. Ein Jahr später, <strong>als</strong> die<br />

Verwaltung mit einer ähnlichen Vorlage<br />

aufläuft, wird das Anliegen plötzlich von<br />

allen <strong>Fraktion</strong>en <strong>als</strong> dringend notwendig<br />

beurteilt. Nun gibt es seit einiger Zeit<br />

sogar einen Konsultationsausschuss, der<br />

definiert, wo die Nahversorgungsmärkte<br />

angesiedelt werden können und wo nicht.<br />

Ein Hoffnungszeichen, wenn nicht <strong>im</strong>mer<br />

wieder der lange Schatten der Ära Ehrmanntraut<br />

auftauchen würde: In der Mittleren<br />

Mainzer Straße diskutiert man seit<br />

Jahren über die Möglichkeit der Wohnbebauung,<br />

wenn das Bauhaus einmal aus<br />

dem Areal auszieht. In allen <strong>Fraktion</strong>en<br />

gibt es einen spürbaren Willen zur Wiederholung<br />

des Erfolgsmodells „Artilleriekaserne“.<br />

Als das Bauhaus nun ankündigt,<br />

das Gelände verlassen zu wollen, ist die<br />

Zeit gekommen, den Worten Taten folgen<br />

zu lassen. Umso größer ist die Fassungslosigkeit,<br />

<strong>als</strong> bekannt wird, dass die Bauverwaltungsspitze<br />

schon vor fünf Jahren<br />

einem Vollsort<strong>im</strong>enter einen positiven<br />

Vorbescheid zur Errichtung eines Marktes<br />

ausgestellt hat. Ähnlich das Problem<br />

in der Jakobstraße in Burbach: Hier wehrt<br />

sich die Verwaltung – lobenswerterweise<br />

– gegen die weitere Aufwertung eines<br />

Nahversorgungszentrums mit Vollsort<strong>im</strong>enter<br />

und Discounter, welche unweigerlich<br />

dazu führt, dass Besucherströme<br />

umgeleitet werden und damit der Burbacher<br />

Markt -kaum saniert- wieder entwertet<br />

wird. Unverständlich ist das Verhalten<br />

von CDU und FDP, die wider bessern Wissens<br />

<strong>im</strong>mer wieder auf die Aufwertung<br />

des „Parallelzentrums“ drängen.<br />

Nach fünf Jahren Gremienarbeit <strong>im</strong> Ausschuss<br />

für Bau, Verkehr und Freiraum ist<br />

klar, dass wir bei allen wichtigen Themen<br />

mit vorne dabei waren und teilweise<br />

auch entscheidende Impulse gesetzt<br />

haben. Alleine schon deshalb lohnt es<br />

sich die nächsten fünf Jahre mit neuen<br />

grünen Ideen an den Start zu gehen.<br />

Gu i d o vo G e l<br />

Ba u p o l iT i s c h e r sprecher<br />

grün: konkret. 1 / 2009 19


20<br />

GASTKOMMENTAR<br />

10 Jahre nach dem Anschlag auf die Wehrmachtsausstellung:<br />

„Rechte Bombenleger<br />

und Brandstifter haben<br />

in <strong>Saarbrücken</strong><br />

nichts verloren“<br />

Von Erich Später, Geschäftsführer<br />

der Heinrich böll Stiftung Saar<br />

Auf einer Veranstaltung der NPD<br />

wurden am Aschermittwoch<br />

offenbar Juden und Türken in<br />

einer nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />

Hetzrede besch<strong>im</strong>pft. Es ist nicht<br />

das erste Mal, dass die rechte<br />

Szene <strong>Saarbrücken</strong> für Ihre Aktivitäten<br />

gewählt hat. Der Anschlag<br />

auf die Wehrmachtsausstellung<br />

jährt sich zum 10. Mal.<br />

Durch einen lauten Knall wurden viele<br />

Saarbrücker 9. März 1999 morgens<br />

gegen 4.40 Uhr aus dem Schlaf gerissen.<br />

Am Gebäude der Volkshochschule<br />

auf dem Saarbrücker Schlossplatz war<br />

Fo T o: ir i s ma u r e r<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

eine Bombe, gefüllt mit zwei Kilogramm<br />

Sprengstoff, explodiert. Der Anschlag<br />

galt der Ausstellung „Vernichtungskrieg<br />

- Verbrechen der Wehrmacht“ des Hamburger<br />

Instituts für Sozialforschung, die<br />

seit dem 19. Februar in <strong>Saarbrücken</strong><br />

gezeigt wurde. Die Explosion zerstörte<br />

Teile des VHS-Gebäudes. Der Sachschaden<br />

wurde mit ca. 300.000 Euro beziffert.<br />

Bei der benachbarten Schlosskirche<br />

gingen kunsthistorisch wertvolle Kirchenfenster<br />

zu Bruch. Die Ausstellung<br />

blieb wie durch ein Wunder fast unversehrt.<br />

Ein Fehler bei der Platzierung der<br />

Bombe verhinderte die völlige Zerstörung<br />

des Gebäudes und ermöglichte es<br />

den saarländischen Veranstaltern (Stiftung<br />

Demokratie Saarland, Heinrich Böll<br />

Stiftung, Adolf Bender Zentrum und<br />

Volkshochschule Stadtverband), die Ausstellung<br />

nach fünf Tagen wieder zu eröffnen.<br />

Insgesamt wurden bis zum Ende der<br />

Ausstellung am 20. März 20.000 BesucherInnen<br />

gezählt. Dem Bombenanschlag<br />

vorausgegangen war eine Mobilisierungskampagne<br />

der radikalen Rechten,<br />

deren inhaltliche Positionen bis weit in<br />

das konservative Lager geteilt wurden.<br />

Massenproteste gegen die<br />

Ausstellung<br />

Es war der damalige CSU-Bezirksvorsitzende<br />

Peter Gauweiler, der in München<br />

1997 die Massenproteste gegen die Ausstellung<br />

eröffnete. „Unsere Väter waren<br />

keine Mörder“ war das Motto, unter dem<br />

6.000 Rechtsradikale aller Couleur in<br />

München aufmarschierten. Die zentralen<br />

Aussagen der Ausstellung über die<br />

massenhafte Beteiligung der deutschen<br />

Wehrmacht an der Vernichtung der jüdischen<br />

Bevölkerung in Jugoslawien und<br />

der Sowjetunion, ihrer zentralen Rolle<br />

bei der Ermordung von drei Millionen<br />

Kein Platz für Nazis in<br />

<strong>Saarbrücken</strong>. Demonstration<br />

gegen das Aschermittwochs-<br />

Treffen der NPD in Schafbrücke.


sowjetischen Kriegsgefangenen und der<br />

massenhaften Tötung sowjetischer Zivilisten,<br />

wurden schlicht geleugnet. Die<br />

Ausstellung kritisierte<br />

ein zentrales<br />

Deutungsmuster<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

und der NS-<br />

Herrschaft, das über<br />

Jahrzehnte in der deutschen Öffentlichkeit<br />

dominierte. Die Soldaten der Wehrmacht<br />

hätten sich in treuer Pflichterfüllung<br />

geopfert für Volk und Vaterland und<br />

seien in tragischer Weise von Hitler missbraucht<br />

worden – dieses Bild der Wehrmacht<br />

war (und ist) seit Jahrzehnten vorherrschend<br />

in der deutschen Öffentlichkeit.<br />

Die Saarbrücker CDU-Abgeordneten<br />

Gerd Bauer und Manfred Hajo orientierten<br />

sich an ihren Münchner Kollegen<br />

und schalteten einen Tag vor dem<br />

Anschlag eine großformatige Anzeige in<br />

der „Saarbrücker Zeitung“ mit der Überschrift<br />

„Unsere Väter waren keine Mörder“.<br />

Im Anzeigentext konnte man lesen: „Wir<br />

lassen unsere Väter von diesen Ausstellungsmachern<br />

und ihren Hilfstruppen<br />

nicht unwidersprochen <strong>als</strong> Mörder diffamieren<br />

- und mit ihnen die vielen Toten,<br />

die sich nicht mehr wehren können“. Die<br />

anschließende Leserbriefflut gleichen<br />

Tenors wurde eröffnet von Standardbriefen<br />

der rechtsradikalen Agitatoren. Tätersprache,<br />

Antisemitismus, offene Verteidigung<br />

des NS-Reg<strong>im</strong>es und pr<strong>im</strong>itive Verleumdungen<br />

waren die Bezüge dieser<br />

Art von Veröffentlichungen. Dabei bleibt<br />

auch richtig, dass einige Journalisten der<br />

SZ regelmäßig ausführlich und objektiv<br />

<strong>im</strong> redaktionellen Teil der Zeitung über<br />

die Ausstellung berichteten.<br />

Neonazis kommen gerne nach<br />

<strong>Saarbrücken</strong><br />

Die saarländischen Neonazis mobilisierten<br />

am 20. Februar 1999 über 400 Aktivisten<br />

unter dem Motto“ Unsere Großväter<br />

waren keine Verbrecher- Keine<br />

Ruhe für die Schandausstellung“ zu einer<br />

Demonstration nach <strong>Saarbrücken</strong>. Von<br />

Seiten der Stadt <strong>Saarbrücken</strong> erfolgte<br />

nicht einmal der Versuch, gerichtlich<br />

gegen den Aufmarsch vorzugehen. Auch<br />

der ehemalige Ministerpräsident Oskar<br />

Lafontaine enthielt sich jeder Äußerung,<br />

die man <strong>als</strong> Solidaritätserklärung für die<br />

Wehrmachtsausstellung hätte missverstehen<br />

können. Stattdessen wurden bei<br />

dem Aufmarsch<br />

121 Gegendemonstrantenverhaftet.<br />

Die Parolen<br />

der Rechtsextremisten,<br />

die u.a.<br />

„Ruhm und Ehre für die Waffen-SS“ einforderten,<br />

führten hingegen zu keinem<br />

polizeilichen Eingreifen. Die Neonazis<br />

wissen dieses Verhalten bis heute zu<br />

schätzen und kommen gerne ins Saarland<br />

und nach <strong>Saarbrücken</strong>. Die Kosten<br />

hierfür tragen vor allem „nichtdeutsch“<br />

aussehende Menschen, die vor und nach<br />

diesen Veranstaltungen in das Visier der<br />

Nazi- Schläger- und Lynchmeuten geraten.<br />

Die militanten Neonazis hatten zum<br />

Zeitpunkt des Anschlags bereits eine<br />

breite Spur von Gewalt und Terroranschlägen<br />

<strong>im</strong> Saarland gelegt. Um nur die<br />

spektakulärsten zu nennen: Nach einem<br />

Brandanschlag auf ein Flüchtlingshe<strong>im</strong><br />

in Saarlouis verbrannte <strong>im</strong> September<br />

1991 der Flüchtling Samuel Yeboah.<br />

Anschläge mit Brandsätzen gab es noch<br />

viele weitere - vor allem <strong>im</strong> Landkreis<br />

Saarlouis, wo sich eine militante rechte<br />

Szene etablierte. Mehrere Bombenanschläge<br />

scheiterten nur durch glückliche<br />

Zufälle, so auf das Büro der PDS 1990<br />

oder auf ein Asylbewerberhe<strong>im</strong> in Saarlouis<br />

<strong>im</strong> Jahre 1992. Bis heute ist keiner<br />

dieser Anschläge aufgeklärt. Die Ermittlungen<br />

wegen des Bombenanschlags<br />

auf die Ausstellung „ Vernichtungskrieg“<br />

wurden nach sechs Monaten ergebnislos<br />

eingestellt. Auch die Anzeige der Veranstalter<br />

gegen Frau Hilde Dierckes, die<br />

in einem in der „Saarbrücker Zeitung“<br />

abgedruckten Leserbrief den Anschlag<br />

begrüßte, wurde von der Staatsanwaltschaft<br />

nicht weiter verfolgt. Bis heute<br />

findet sich ihr Name unter einschlägigen<br />

Leserbriefen in der SZ.<br />

Auch der Mord an dem Flüchtling Samuel<br />

Yeboah bleibt bis heute ungesühnt.<br />

Lediglich eine Verurteilung wurde auf<br />

Betreiben der Stadt Saarlouis und ihres<br />

Bürgermeisters Fontaine erwirkt: Nach<br />

vierjährigem Verfahren wegen Sachbeschädigung<br />

der Rathausmauer wurde<br />

der Antifaschist Andreas S. aus Saar-<br />

„Die militanten Neonazis haben in<br />

den 1990er Jahren eine breite Spur<br />

von Gewalt und Terroranschlägen<br />

<strong>im</strong> Saarland gelegt.“<br />

GASTKOMMENTAR<br />

brücken <strong>im</strong> Jahr 2005 verurteilt. Er und<br />

andere hatten versucht eine Gedenktafel<br />

mit der Inschrift „in Erinnerung an<br />

Samuel Yeboah. Flüchtling aus Ghana.<br />

Am 19.9 1991 durch einen rassistischen<br />

Brandanschlag in Saarlouis ermordet“<br />

anzubringen“.<br />

Die Verbrechen der Nazis bis zum Jahr<br />

2000 sind dokumentiert in der Broschüre<br />

„ Kein schöner Land- rechtsextremistische<br />

Strukturen <strong>im</strong> Saarland“ HRSG<br />

Autonome Antifa Saar/ Projekt AK, <strong>Saarbrücken</strong><br />

2000.<br />

Heinrich Böll<br />

Stiftung Saar<br />

Die Heinrich Böll Stiftung Saar ist<br />

die Bündnis 90/Die <strong>Grüne</strong>n nahestehende<br />

Landesstiftung. Aufgabe<br />

der Stiftung ist die Förderung der<br />

politischen Bildungsarbeit <strong>im</strong> Saarland.<br />

Die Stiftung dient dem gesellschaftlichen<br />

Wandel und fördert<br />

die politische Bildung, um individuelle<br />

Urteilskraft und ökologisches<br />

und demokratisches Handeln<br />

zu stärken.<br />

Auf dieser Grundlage ist die Stiftung<br />

ein Ort der Ermutigung und<br />

Unterstützung für Gruppen und<br />

Einzelpersonen, die ihre Verantwortung<br />

wahrnehmen, die Welt<br />

friedlicher zu gestalten und den<br />

Menschenrechten weltweit zur<br />

Geltung zu verhelfen. Das Erinnern<br />

und Begreifen der Ursachen, Wirklichkeit<br />

und Folgen der NS-Zeit in<br />

Deutschland ist ihr ein besonderes<br />

Anliegen.<br />

Die jeweiligen öffentlichen Veranstaltungen<br />

sind für alle interessierten<br />

Bürgerinnen und Bürger<br />

zugänglich.<br />

Kontakt:<br />

Heinrich Böll Stiftung Saar<br />

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grün: konkret. 1 / 2009 21


GRÜNE ANDERSWO<br />

22<br />

Stephan Körner, grüner Kandidat für das Amt des<br />

Regionalverbandsdirektors:<br />

„Wir brauchen dringend<br />

ein Investitionsprogramm<br />

für Kl<strong>im</strong>a und Bildung!“<br />

Am 7. Juni finden die Wahl zur<br />

Regionalversammlung und die Wahl<br />

zum Regionalverbandsdirektor statt.<br />

Der Regionalverband hat wichtige<br />

Aufgaben sowohl <strong>im</strong> sozialen und<br />

Arbeitsmarktbereich <strong>als</strong> auch in der<br />

bildungspolitik. Stephan Körner<br />

ist gleichzeitig Spitzenkandidat<br />

für die Regionalversammlung und<br />

Direktkandidat für das Amt des<br />

Regionalverbandsdirektors. Der<br />

45-jährige Jurist ist bereits seit 2004<br />

erfolgreich <strong>als</strong> <strong>Fraktion</strong>svorsitzender<br />

der <strong>Grüne</strong>n <strong>im</strong> Regionalverband<br />

tätig. Über seine Ziele und Visionen<br />

sprach er mit Tina Schöpfer.<br />

grün: konkret: Was hat Dich dazu<br />

bewogen, neben der Spitzenkandidatur<br />

für die Regionalversammlung die Kandidatur<br />

zum Amt des Regionalverbandsdirektors<br />

zu übernehmen?<br />

Stephan Körner: Wir haben in der<br />

ablaufenden Amtszeit der Regionalversammlung<br />

erlebt, wie die Landesregierung<br />

in völlig undemokratischer Weise<br />

den bisherigen direkt gewählten Präsidenten<br />

durch einen von oben eingesetzten<br />

so genannten Beauftragten, <strong>als</strong>o<br />

einen Staatskommissar, ersetzt hat. Das<br />

halte ich für einen schl<strong>im</strong>men demokratischen<br />

Sündenfall von Peter Müller. Für<br />

mich ist es deshalb konsequent, nicht<br />

nur gegen dieses Vorgehen zu protestieren,<br />

sondern bei der nun endlich wieder<br />

stattfindenden Direktwahl dann auch<br />

selbst zu kandidieren.<br />

grün: konkret: Was hast Du in den<br />

letzten fünf Jahren <strong>im</strong> Regionalverband<br />

erreicht?<br />

Stephan Körner: Wir GRÜNE waren<br />

zwar mit unserer kleinen <strong>Fraktion</strong> in der<br />

Opposition gegen eine CDU-FDP-Mehrheit,<br />

haben aber einiges bewegt. Als<br />

größten Erfolg sehe ich es an, dass wir<br />

eine energie- und kl<strong>im</strong>apolitische Diskussion<br />

in Gang gesetzt haben, die letztlich<br />

grün: konkret. 1 / 2009<br />

in einen von allen <strong>Fraktion</strong>en mitgetragenen<br />

so genannten Masterplan gemündet<br />

ist. Darin hat sich der Regionalverband<br />

ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zum<br />

Jahr 2020 wollen wir 40 Prozent des bisherigen<br />

CO2-Ausstoßes einsparen und<br />

gleichzeitig 20 Prozent unserer Energie<br />

aus regenerativen Quellen beziehen.<br />

grün: konkret: Und wie sieht es in der<br />

Sozialpolitik aus?<br />

Stephan Körner: Da haben wir einen<br />

wichtigen Beitrag zur Rettung der Kompetenzagentur<br />

geleistet. Diese wichtige<br />

Institution zur Erleichterung des Berufseinstiegs<br />

benachteiligter Jugendlicher<br />

wollten CDU und FDP letztes Jahr sang-<br />

und klanglos untergehen lassen, nachdem<br />

der Bund die Zuschüsse kurzfristig<br />

gestrichen hatte. Ich habe deshalb<br />

eine öffentliche Debatte losgetreten, an<br />

deren Ende der Erhalt der Kompetenzagentur<br />

stand, wenn auch in etwas verkleinerter<br />

Form.<br />

grün: konkret: Und wo siehst Du Deine<br />

Schwerpunkte für die nächsten Jahre?<br />

Stephan Körner: Für ganz wichtig<br />

halte ich die energetische Sanierung<br />

von Schulgebäuden. Der durchschnittliche<br />

spezifische Energieverbrauch etlicher<br />

unserer Schulen liegt zum Teil deutlich<br />

über dem Bundesdurchschnitt. Kein<br />

Wunder bei Einfachverglasungen, vorsintflutlichen<br />

Heizungsanlagen, schlecht<br />

gedämmten Fassaden und vielen anderen<br />

Mängeln. Wir brauchen deshalb dringend<br />

ein Investitionsprogramm für Kl<strong>im</strong>a<br />

und Bildung <strong>im</strong> Regionalverband!<br />

Ganz wichtig erscheint mir auch der<br />

Kampf für den Erhalt einer eigenständigen<br />

Volkshochschule. Sie ist durch die<br />

unselige Verwaltungsstrukturreform der<br />

Landesregierung und finanzpolitische<br />

Fehlentscheidungen der CDU-FDP-Mehrheit<br />

<strong>im</strong> Schloss ernstlich gefährdet.<br />

Spannend wird sicherlich auch die Diskussion<br />

um die Weiterentwicklung der<br />

Zur Person:<br />

45 Jahre alt, geboren und aufgewachsen<br />

in <strong>Saarbrücken</strong>, wohnhaft in <strong>Saarbrücken</strong>-Bübingen,<br />

verheiratet<br />

Beruf: Richter am Verwaltungsgericht<br />

Hobbys: Lesen, Sport (Radfahren, Wandern,<br />

Waldlaufen), gutes Essen<br />

www.stephan-koerner.info<br />

Arbeitsmarktpolitik, an der wir ja über<br />

die ARGE beteiligt sind. Da setzt zwar der<br />

Bund die Rahmenbedingungen, aber je<br />

nachdem, wie in Berlin entschieden wird,<br />

kann auf uns in Zukunft einiges mehr an<br />

Verantwortung zukommen. Ich glaube,<br />

dass wir da positive Impulse setzen könnten,<br />

auch in der sich entwickelnden Krise<br />

am Arbeitsmarkt.<br />

grün: konkret: Welches Themenfeld<br />

reizt Dich besonders?<br />

Stephan Körner: Ein persönliches<br />

Anliegen ist mir das Zusammenwachsen<br />

der Grenzregion. Wir müssen die<br />

gemeinsamen Chancen endlich nutzen<br />

<strong>im</strong> Herzen Europas. Deshalb haben der<br />

Regionalverband und seine angehörigen<br />

Kommunen gemeinsam mit zahlreichen<br />

französischen Gemeindeverbänden letztes<br />

Jahr den neuen Eurodistrikt gegründet.<br />

Ich will helfen, dieses Projekt zum<br />

Erfolg zu führen, denn diese deutschfranzösische<br />

Region ist doch <strong>im</strong>mer noch<br />

ein schlafender Riese, und wenn wir es<br />

gemeinsam schaffen, ihn endlich wach<br />

zu küssen – kaum vorstellbar, welche<br />

Dynamik das entfalten kann.<br />

grün: konkret: Wo können die Menschen<br />

Dich und die anderen KandidatInnen<br />

für den Regionalverband <strong>im</strong> Wahlkampf<br />

treffen?<br />

Stephan Körner: An den Info-Ständen<br />

vor Ort, auf Diskussionsveranstaltungen,<br />

<strong>im</strong>mer wieder mal auf Festen und<br />

gerne auch <strong>im</strong> persönlichen Gespräch.<br />

Über unser <strong>Fraktion</strong>sbüro mache ich<br />

gerne einen Termin (0681-506-8700). Ich<br />

setze auf das Gespräch mit den Bürgerinnen<br />

und Bürgern, und nicht auf eine<br />

teure Materi<strong>als</strong>chlacht.


Gastbeitrag aus dem Landtag<br />

Kommunalfinanzen und<br />

Bürgerhaushalte neu gestalten!<br />

Die Leistungsfähigkeit des Staates<br />

wird durch die Qualität seiner<br />

öffentlichen Haushalte best<strong>im</strong>mt –<br />

daher sind die finanziellen Fragen<br />

auch für die Politik entscheidend.<br />

Da die Kommunen auf der einen<br />

Seite vor einem berg politischer<br />

Herausforderungen stehen, auf<br />

der anderen Seite aber mit wegbrechenden<br />

Einnahmen rechnen<br />

müssen, ist eine solidarische Altschuldenhilfe<br />

nicht nur für die<br />

bundesländer in Haushaltsnotlage<br />

dringend notwendig, sondern<br />

auch für die Kommunen.<br />

Es liegt daher auf der Hand, dass die<br />

Kommunen in eine gemeinsame Schuldenriege<br />

von Bund und Ländern einbezogen<br />

werden<br />

müssen, um „Nur bei einer grundnicht<br />

in hoff- legenden StrukturnungsloserSitureform<br />

können die<br />

ation zu blei- Kommunen ihre Aufben,<br />

aus der sie<br />

sich nicht mehr<br />

gaben auch erfüllen.“<br />

aus eigener<br />

Kraft befreien<br />

können. Im Landtag haben wir daher<br />

gefordert, dass den Kommunen eine Mindestfinanzausstattung<br />

garantiert werden<br />

Saarländische Landwirtschaft<br />

muss gentechnikfrei bleiben!<br />

Wer profitiert von der Gentechnik in der<br />

Landwirtschaft? Nicht die Landwirtschaft,<br />

nicht die dort arbeitenden Menschen,<br />

nicht die strapazierte Umwelt, nicht die<br />

VerbraucherInnen. Es sind die großen<br />

Agrarkonzerne, die ihre Monokulturen<br />

und ihre Massentierhaltungen noch profitabler<br />

machen wollen. Doch Gentechniksaaten<br />

können ganze Landstriche<br />

kontaminieren und gefährden die gentechnikfreie<br />

Landwirtschaft. Patente auf<br />

Saatgut und Ernte machen LandwirtInnen<br />

von der Industrie abhängig und entziehen<br />

Kleinbäuerinnen und Kleinbauern<br />

in südlichen Ländern die Kontrolle<br />

und Verfügungsgewalt über ihr Saatgut<br />

und Ihre Erzeugnisse und die biolo-<br />

Bild: en G e l-Fo T o l i a.c o m<br />

gische Vielfalt auf den Äckern schrumpft.<br />

Die Probleme von Armut und Hunger<br />

werden gar nicht gelöst, sondern noch<br />

verschärft. Kleinbäuerliche Strukturen<br />

und örtliche Märkte werden kaputtgemacht.<br />

Noch wird <strong>im</strong> Saarland kein durch<br />

Gentechnik verändertes Saatgut ausgebracht.<br />

Dies muss unbedingt so bleiben.<br />

Es reicht jedoch nicht, dieses Interesse<br />

nur zu bekunden, so wie dies die saarländische<br />

Landesregierung so gerne tut.<br />

Hier brauchen wir eine Ausweisung der<br />

Verbote. Das Einfuhrverbot MON810-<br />

Saatgut ist ein begrüßenswertender<br />

Schritt, weitere müssen aber unbedingt<br />

folgen. Darüber hinaus sind alle Produkte<br />

von Tieren, die mit durch Gentechnik<br />

verändertem Futtermittel<br />

gefüttert wurden,<br />

aus unserer Sicht zu kennzeichnen.<br />

Die Tatsache,<br />

dass es diese Kennzeichnungspflicht<br />

noch nicht<br />

gibt, ist aus unserer Sicht<br />

eine Verbrauchertäuschung,<br />

die es schnellstens<br />

zu beseitigen gilt.<br />

cl a u d i a willGer-la m B e r T<br />

la n d Ta G s a B G e o r d n e T e<br />

GRÜNE ANDERSWO<br />

muss. Daneben brauchen sie eine duale<br />

Finanzgarantie, die ihnen zum einen hilft<br />

bei der Erledigung übertragener Aufgaben<br />

und zum anderen<br />

aber auch den Kernbereich<br />

der Selbstverwaltungsaufgabengarantiert.<br />

Nur bei einer<br />

grundlegenden Strukturreform<br />

der Kommunalfinanzen<br />

können<br />

die Kommunen ihre<br />

Aufgaben auch erfüllen. Auch auf der<br />

Ausgabenseite muss sich jedoch etwas<br />

tun. Im Interesse der Generationengerechtigkeit<br />

sollte der Focus auf nachhaltigen<br />

Zukunftsinvestitionen liegen. Der<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz ist hier ein gutes Beispiel.<br />

Jeder Cent, der in diesem Bereich investiert<br />

wird, wird sich mittelfristig positiv<br />

<strong>im</strong> Haushalt niederschlagen und Freiräume<br />

für andere Aufgaben schaffen.<br />

cl a u d i a willGer-la m B e r T<br />

la n d Ta G s a B G e o r d n e T e<br />

BürgerInnen sollen be<strong>im</strong><br />

Haushalt mitreden<br />

Außerdem wollen wir die Bürgerbeteiligung<br />

bei kommunalen Finanzentscheidungen<br />

erhöhen. Die Kommunen sollen<br />

nicht einfach über die Köpfe ihrer Bürgerinnen<br />

und Bürger hinweg Ausgabenentscheidungen<br />

treffen können. Bürger<br />

bzw. Beteiligungshaushalte sind dafür<br />

die Lösungen. Bisher gibt es deutschlandweit<br />

23 Gemeinden, die ein solches<br />

Verfahren anbieten und ihre Zahl wächst<br />

stetig. Bei den freiwilligen Ausgaben<br />

wird die Öffentlichkeit dabei nicht mehr<br />

über den Haushalt informiert, sondern<br />

auch konsultiert. Sie hat die Möglichkeit,<br />

Verwaltungsvorschläge zu bewerten<br />

und/oder eigene Vorschläge einzubringen.<br />

Darüber hinaus ist eine Rückmeldung<br />

vorgesehen, ob und wie Bürgervorschläge<br />

berücksichtigt wurden.<br />

Gerade in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten sind derartige Partizipationsinstrumente<br />

besonders wichtig und schärfen<br />

die Sensibilität für eine nachhaltige<br />

Haushaltspolitik.<br />

grün: konkret. 1 / 2009 23

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