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AufgAben und frAgen zur vorbereitung des kinobesuchs

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Ein Film von Stefan Haupt<br />

<strong>AufgAben</strong> <strong>und</strong> <strong>frAgen</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>vorbereitung</strong> <strong>des</strong> <strong>kinobesuchs</strong><br />

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1 AUFGABEN ND FRAGEN ZUR VORBEREITUNG DES KINOBESUCHS SEITE 1


<strong>AufgAben</strong> <strong>und</strong> <strong>frAgen</strong> zuM theMA drehbuch<br />

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Lies die texte «das drehbuch» <strong>und</strong> den «Auszug aus dem original-drehbuch zum spielfilm<br />

hoW About Love von stefan haupt»<br />

• Schau dir den Auszug genau an <strong>und</strong> markiere die verschiedenen Arten von Informationen mit unterschiedlichen<br />

Farben <strong>und</strong> beschreibe in einer Legende was sie genau bedeuten.<br />

• Was bedeuten die Abkürzungen wie «INT/E», EXT/M» etc. am rechten Rand?<br />

vergleicht eure Markierungen <strong>und</strong> Legenden miteinander.<br />

diskutiere mit einer Partnerin, einem Partner.<br />

• Würden euch die Informationen im Drehbuch als Regisseurin, als Regisseur genügen um die Szenen tatsächlich<br />

zu drehen, das heisst alle Personen auf dem Filmset, also Kameramann, Schauspieler <strong>und</strong> Schauspielerinnen,<br />

Tontechniker <strong>und</strong> Ausstatterinnen so anzuweisen, dass sie genau wissen, was zu tun ist?<br />

• Gibt es Stellen, wo das Drehbuch allenfalls zu ungenau, zu offen oder zu vage ist?<br />

• Was erfahrt ihr über die Geschichte <strong>und</strong> die Figuren in diesem Drehbuchauszug? Beschreibt.<br />

• Wo könnte sich diese Stelle im Film befinden? Eher am Anfang, eher in der Mitte oder am Schluss? Denkt<br />

dabei auch an so genannte Erzähl- oder Dramaturgiemuster anderer Filme <strong>und</strong> überlegt, ob der Drehbuchauszug<br />

eher eine Einführung in die Geschichte darstellt oder ob wir mitten im Konflikt oder eher am<br />

Ende <strong>und</strong> bei der (Auf-)Lösung einer Erzählung oder eines Problems sind.<br />

vergleicht <strong>und</strong> diskutiert die ergebnisse der Partnerarbeit<br />

• Wo seid ihr mehrheitlich gleicher Meinung, wo nicht?<br />

• Versucht abweichende Meinungen möglichst genau zu begründen.<br />

beschreibe schriftlich wie die geschichte möglicherweise angefangen hat <strong>und</strong> wie sie enden<br />

könnte?<br />

erzählt euch eure geschichten <strong>und</strong> diskutiert.<br />

• Wie viele verschieden Varianten habt ihr gef<strong>und</strong>en?<br />

• Sind sie alle ähnlich oder sehr unterschiedlich?<br />

• Versucht zu begründen, welche Variante der tatsächlichen Geschichte <strong>des</strong> Films am Nächsten kommen<br />

könnte.<br />

1 AUFGABEN ND FRAGEN ZUR VORBEREITUNG DES KINOBESUCHS SEITE 2


dAs drehbuch<br />

HOW ABOUT LOVE<br />

A movie screenplay<br />

by Stefan Haupt<br />

TRILUNA FILM AG<br />

and FONTANA FILM GmbH<br />

co-production<br />

Version Deutsch /English<br />

17. November 2009<br />

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1 AUFGABEN ND FRAGEN ZUR VORBEREITUNG DES KINOBESUCHS SEITE 4<br />

das drehbuch ist die textliche vorlage eines spielfilms – sozusagen die Anleitung, in der<br />

genau beschrieben ist, wo <strong>und</strong> wann die einzelnen Szenen spielen, wer handelt, was die Personen<br />

machen <strong>und</strong> sagen, wie sie gekleidet sind, mit welcher Kameraperspektive, Einstellungsgrösse <strong>und</strong><br />

Kamerabewegung die Szenen aufgenommen werden sollen, was auf der Toneben zu hören ist, welche<br />

Handlungsgegenstände gebraucht werden <strong>und</strong> wie das Dekor aussieht.<br />

es ist das zentrale Arbeitsinstrument für die Regie, die Kameraarbeit, die Schauspielerinnen <strong>und</strong><br />

Schauspieler, Ausstatter <strong>und</strong> alle Filmtechniker.<br />

die drehbücher können sich aber je nach Filmgenre <strong>und</strong> nach Regisseur sehr durch Form, Inhalt <strong>und</strong><br />

Genauigkeitsgrad voneinander unterscheiden.<br />

Es gibt Filmemacher, die mit Drehbüchern arbeiten, in denen je<strong>des</strong> Detail beschrieben ist.<br />

Andere Regisseure benutzen das Drehbuch eher als grobe Vorlage für den Film, die beim Drehen viel<br />

Improvisationsmomente offen lässt.<br />

Alfred hitchcock beispielsweise war berühmt für seine sorgfältige Drehbucharbeit mit seinen Drehbuchautoren.<br />

Anhand <strong>des</strong> Drehbuchs sowie präziser Vorgaben Hitchcocks wurde jede Einstellung <strong>des</strong><br />

Films noch zusätzlich durchgespielt.<br />

So sagte Hitchcock auch einmal:<br />

«Ein guter Film braucht drei Dinge: erstens ein gutes Drehbuch, zweitens ein gutes Drehbuch <strong>und</strong> drittens<br />

ein gutes Drehbuch.»<br />

In der Äusserung <strong>des</strong> berühmten italienischen Regisseurs frederic fellini kommt eine etwas andere<br />

Sicht zum Ausdruck:<br />

«Das Drehbuch ist wie ein Koffer, den man sorgfältig packt <strong>und</strong> der alle notwendigen Dinge enthält ...<br />

Aber der Koffer ist nicht die Reise selbst. Die Reise ist der Film, den man machen muss.»<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich sind zwei dinge beim drehbuchschreiben wichtig:<br />

1. der text muss ohne schwierigkeiten zu verstehen sein. ziel ist, optimale klarheit zu schaffen.<br />

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2. das drehbuch beschreibt nur, was zu sehen oder zu hören ist, d.h. es sollte sich nur noch<br />

filmischer gestaltungsmittel bedienen, also: Dialoge, Geräusche, Handlungen, Dekorationen, Requisiten,<br />

Objekte <strong>und</strong> Musik.<br />

Das optisch aufgelöste Drehbuch, auch technisches Drehbuch genannt enthält alle technischen Anweisungen<br />

für Regie, Schnitt, Kamera, Ausstattung, Produktionsleitung <strong>und</strong> Musik. Die Erstellung dieses<br />

produktionsreifen Drehbuches ist fast ausschliesslich Aufgabe <strong>des</strong> Regisseurs. Er bestimmt die Kameraeinstellungen<br />

sowie die Änderungen der Kameraposition. Diese Einstellungswechsel werden durchnummeriert.<br />

Ausserdem muss er beschreiben, was sich jeweils im Sichtfeld der Kamera befinden soll,<br />

damit die anderen an der Produktion beteiligten Mitarbeiter wissen, was zu tun ist. Der Filmarchitekt<br />

muss wissen, welche Dekoration zu errichten ist; der Requisiteur braucht Angaben über die benötigten<br />

1 AUFGABEN ND FRAGEN ZUR VORBEREITUNG DES KINOBESUCHS SEITE 3


Requisiten; der Kameramann benötigt Angaben über Kameraperspektiven <strong>und</strong> Beleuchtung etc.<br />

in der amerikanischen filmindustrie hat sich ein standardformat durchgesetzt, das dem Autor<br />

<strong>und</strong> den späteren Lesern <strong>des</strong> Drehbuchs die Arbeit erleichtert.<br />

Unter anderem ermöglicht das Standardformat, die ungefähre Länge <strong>des</strong> Films abzuschätzen. Wird im<br />

Drehbuch die Schriftart Courier in der Grösse 12 Punkt verwendet <strong>und</strong> die vorgeschriebenen Absatzabstände<br />

eingehalten, dann gilt die Faustregel:<br />

Eine Seite Drehbuch entspricht einer Minute Film.<br />

Ein 90-Seiten-Drehbuch entspricht also ca. 90 Minuten Film.<br />

Das Drehbuch von «How about Love» umfasst zum Beispiel 111 Seiten inklusive Titelseiten <strong>und</strong> der Film<br />

ist 106 Minuten lang.<br />

filme mit stark improvisatorischem charakter werden meist ohne Dialoge oder genaue Handlungsangaben<br />

geschrieben. Im Drehbuch ist lediglich festgelegt, was in einer Szene ungefähr vorkommen<br />

soll. Sie basieren auf einem losen Konzeptpapier <strong>und</strong> Angaben der Drehorte.<br />

bei dokumentarfilmen werden meistens Konzepte erstellt, die die verschiedenen Drehorte <strong>und</strong><br />

Szenen beschreiben <strong>und</strong> angeben was beim Dreh besonders beachtet werden soll. Die dramaturgische<br />

Abfolge der einzelnen Aufnahmen entsteht oft erst bei der Montage am Schneidetisch.<br />

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1 AUFGABEN ND FRAGEN ZUR VORBEREITUNG DES KINOBESUCHS SEITE 4


Auszug Aus deM originAL-drehbuch<br />

zuM sPieLfiLM «hoW About Love» von stefAn hAuPt<br />

HOW ABOUT LOVE<br />

A movie screenplay<br />

by Stefan Haupt<br />

TRILUNA FILM AG<br />

and FONTANA FILM GmbH<br />

co-production<br />

Version Deutsch /English<br />

17. November 2009


CLINIC CAMP – OPERATIONSSAAL INNEN INT/E<br />

Ein Elternpaar steht verzweifelt am Bett ihrer kranken Tochter.<br />

Say Paw fühlt den Puls <strong>des</strong> Mädchens <strong>und</strong> fungiert als Dolmetscherin.<br />

Das Mädchen liegt da, als wäre es tot. Bruno untersucht sie<br />

ruhig <strong>und</strong> konzentriert. Irritiert schüttelt er den Kopf. Fritz<br />

schaut neugierig über Brunos Schulter. Bruno spricht nun mit Say<br />

Paw. Sie übersetzt seine Worte für die Eltern <strong>des</strong> Mädchens.<br />

BRUNO<br />

Sorry. Warum haben sie so lange gewartet?<br />

Jetzt ist es zu spät. – Sie können sie<br />

mitnehmen. Gib ihnen etwas für sie, o. k.?<br />

Sorry. Gute Nacht.<br />

(zu Fritz) Horror, Darmverschluss!<br />

Bruno hat den Raum bereits verlassen.<br />

Fritz bleibt <strong>zur</strong>ück. Er schaut das Mädchen an <strong>und</strong> dann die verzweifelten<br />

Eltern. Ihr Vater ist voller getrockneter Blutspritzer.<br />

Er spricht ununterbrochen. Fritz’ Blick ruht schliesslich<br />

auf Say Paw. Ihre Blicke begegnen sich einen Moment lang.<br />

SAY PAW<br />

Er hat gesagt, sie haben nicht zu lange gewartet!<br />

Sie stiessen auf ein Feld voller Landminen <strong>und</strong><br />

mussten einen anderen Weg nehmen. Sie sind so<br />

schnell gekommen wie möglich.<br />

Fritz untersucht das Mädchen ein weiteres Mal. Dann gibt er Say<br />

Paw ein Zeichen, dass er die Operation durchführen werde.<br />

FRITZ<br />

Wir werden eine Menge Blut brauchen. –<br />

Seid ihr bereit?<br />

Say Paw <strong>und</strong> Thet Oo nicken <strong>und</strong> beginnen mit der Vorbereitung der<br />

Operation.<br />

CLINIC CAMP – AUF DEM PLATZ EXT/M<br />

Frühmorgens, Vogelgezwitscher. Im Camp ist es sehr friedlich.<br />

Fritz ist voller Freude. Schon fast zärtlich weckt er die Eltern<br />

<strong>des</strong> Mädchens, die unter einer Decke auf einer Bank schlafen.<br />

FRITZ<br />

Vielleicht konnten wir sie retten.<br />

Sie schläft, aber sie wird bald aufwachen.<br />

Say Paw übersetzt seine Worte. Der Anblick der erleichterten El-<br />

– 2 –


tern lassen ihm vor Rührung die Tränen in die Augen steigen. Say<br />

Paw beobachtet ihn still.<br />

«BAN THAI» GUESTHOUSE – FRITZ’ ZIMMER INT/D<br />

Mit dem Telefon am Ohr schreitet Fritz im dämmrigen Zimmer auf<br />

<strong>und</strong> ab. Er wird wütender <strong>und</strong> lauter.<br />

Fritz erstarrt auf der Stelle.<br />

FRITZ<br />

– Nei, Entschuldigung, aber Sie chönnd sich nöd<br />

vorstelle, was da... –<br />

Natürlich müend Sie als Chefarzt... –<br />

Herr Dr. Svoboda, wänn ich Ihne jetz en reguläre<br />

Aatrag stelle... –<br />

Was, am Mäntig? Morn? Aber das isch gar nöd<br />

möglich!<br />

Nei... – Dänn muess i halt en Monat unbezahlt<br />

neh! –<br />

Was? – – Und es Jahr freistelle? Natürli würd ich<br />

i dem Fall uf d Wiiterbildig verzichte...<br />

Wie meined Sie?<br />

INSTITUT, ZÜRICH I/T<br />

Lena sitzt am grossen Tisch ihres Kurszimmers, das Handy am Ohr,<br />

vor ihr eine Salatschale <strong>und</strong> ein halb zu Ende gegessenes Kindermenu:<br />

Hamburger <strong>und</strong> Pommes. Mit der freien Hand putzt sie einen<br />

Ketchup-Flecken vom weissen Kurstisch. Pierina ist an der Flipchart<br />

am Malen, hält nun inne, <strong>und</strong> versucht, möglichst viel vom<br />

Gespräch mitzukriegen.<br />

LENA<br />

Es ganzes Jahr?! Wie stellsch der das dänn vor?<br />

Hey, d Chind vermissed dich im Fall extrem!–<br />

Was? Jetz verschtahn i gar nüt meh. S’isch gar<br />

nonig sicher? –Hmh! – Ja, d Pierina isch da.<br />

Lena übergibt Pierina das Telefon.<br />

PIERINA<br />

Papi, wänn chunsch wider hei? –<br />

Wieso dänn?<br />

Pierina hört aufmerksam zu, rapportiert dann ihrer Mutter, den<br />

Hörer in der Hand.<br />

PIERINA<br />

Si händ es Meitli chöne rette. (wieder am Hörer)<br />

Papi, wie alt isch dänn das Meitli...<br />

– 3 –


LENA<br />

(nimmt ihr abrupt den Hörer aus der Hand)<br />

Los, ich weiss im Momänt überhaupt nöd was<br />

säge... –<br />

Mir chönd das jetzt sowieso nöd so schnäll<br />

schnäll am Telefon bespräche. Ich muess jetz d<br />

Pierina wieder id Schuel bringe...<br />

CLINIC CAMP – KRANKENSTATION INT/D<br />

Fritz dreht eine R<strong>und</strong>e durch die Krankenstation. Er sieht neue<br />

Patienten, ganze Familien in einem einzigen Bett. Zwei Kleinkinder<br />

spielen neben einem Bett. Eine Mutter massiert ihre blasse<br />

Tochter. Ein Vater starrt in den Raum. Fritz beobachtet das Ganze<br />

wie von aussen. Aber dennoch wirkt er durcheinander. Er geht<br />

am Bett von Paruni vorbei, blickt den ruhig <strong>und</strong> entspannt schlafenden<br />

Jungen an. Es scheint ihm endlich besser zu gehen. Fritz<br />

nickt bedächtig.<br />

Als er sich von Parunis Bett wegbewegt, bemerkt er darunter einen<br />

Teil <strong>des</strong> Notizheftes, in das Say Paw gewöhnlich schreibt. Er zögert,<br />

hebt es aber schliesslich auf. Er blättert durch die dicht<br />

von Hand beschriebenen Seiten. Er liest ein paar Zeilen <strong>und</strong> hält<br />

inne. Seine Augen verweilen auf der Zeichnung einer brennenden<br />

Hütte, er blättert weiter <strong>und</strong> sieht einen Soldaten auf den Knien,<br />

der einer jungen Frau eine Pistole ins Gesicht drückt.<br />

Fritz stutzt. Eine Hand berührt seine Schulter. Es ist Bruno.<br />

Mit dem Kopf bedeutet er Fritz, mitzukommen. Fritz legt das Heft<br />

schnell wieder <strong>zur</strong>ück an seinen Platz.<br />

CLINIC CAMP – HINTER DEM BÜRO EXT/E<br />

Wortlos führt Bruno Fritz hinter das Büro <strong>und</strong> hält in der Abendsonne.<br />

Im Hintergr<strong>und</strong> rennen Kinder lachend herum. Bruno raucht,<br />

starrt Fritz an.<br />

BRUNO<br />

Das Meitli, wo’d geschter operiert häsch,<br />

isch gschtorbe.<br />

Fritz stutzt. Bruno schnauzt ihn sanft, aber mit unerwarteter<br />

Heftigkeit an.<br />

BRUNO<br />

Ich finds zum Chotze: de iifühlsami Dokter<br />

mit em grosse Herz! Huere Pseudo-Scheiss-<br />

Mitgfühl! – Glaubsch eigetli, mir gäng de<br />

ganzi Irrsinn da am Arsch verbii?<br />

Fritz antwortet nicht.<br />

BRUNO<br />

– 4 –


Tami nomal! Wieso losisch nöd uf mich? –<br />

Du häsch dene Eltere falschi Hoffnig gemacht,<br />

<strong>und</strong> debii häsch nume Zyt, Material <strong>und</strong> Energie<br />

verschwändet!<br />

Mit Wucht tritt er einen am Boden liegenden Stein.<br />

BRUNO<br />

Was die Mänsche da bruuched, isch Halt <strong>und</strong><br />

Sicherheit i dem verdammte Chaos. Wänn-d- nume<br />

da bisch zum irgend e Luxus-Midlife-Krise z<br />

überwinde, dänn hau ab, verreis.<br />

Bitte gang hei!<br />

FRITZ<br />

Du weisch ganz genau, dass die Operation<br />

bi öis i jedem Spital, – i jedem Spital! –<br />

gmacht worde wär. Und das Meitli wär ja au<br />

um es Haar durecho. Um es Haar, das weisch!<br />

Say Paw erscheint neben dem Büro. Sie wartet in angemessener<br />

Entfernung.<br />

BRUNO<br />

Aber doch nöd <strong>und</strong>er dene Bedingige, spinnsch<br />

eigetli! Wieso gasch dänn nöd direkt in Busch<br />

go operiere, uf de andere Siite vo de Gränze?<br />

Und d Rächnig schicksch eifach dene, wo d Mine<br />

herstelled, oder was? –<br />

Läck, mach äntli d Auge uf <strong>und</strong> lueg wo mer da<br />

sind! Huere Naivling!<br />

Bruno dreht sich ab <strong>und</strong> geht davon. Say Paw kommt langsam näher<br />

<strong>und</strong> blickt Fritz fragend an.<br />

CAMP – HAUPTPLATZ / TEMPEL EXT+INT/D<br />

Wortlos führt Say Paw Fritz zu einer bescheidenen Hütte am Rande<br />

<strong>des</strong> Hauptplatzes. Die Hütte dient als Tempel. Sie zieht die<br />

Schuhe aus <strong>und</strong> Fritz tut es ihr gleich. Zusammen gehen sie in<br />

den Raum. Der Körper <strong>des</strong> kleinen Mädchens liegt aufgebahrt vor<br />

einer einfachen Buddha-Statue. Neben ihrem Kopf stehen ein paar<br />

Blumensträusse in Gläsern. Fritz steigt zu dem Mädchen <strong>und</strong> berührt<br />

sie kurz. Er ist erschüttert.<br />

Plötzlich erscheinen die Eltern <strong>des</strong> Mädchens im Hintergr<strong>und</strong>. Sie<br />

begrüssen Fritz mit einem Wai <strong>und</strong> sagen einige Worte. Say Paw<br />

übersetzt.<br />

SAY PAW<br />

Sie wollen sich bei dir bedanken. –<br />

Es war ihr einziges Kind, ihr einziges<br />

überleben<strong>des</strong> Kind.<br />

– 5 –


Fritz kann seine Tränen kaum <strong>zur</strong>ückhalten. Er nickt still <strong>und</strong><br />

blickt die Eltern beschämt an.<br />

HAUS FRITZ & LENA – WOHNZIMMER I/N<br />

Abends nach acht im Wohnzimmer. Lena, chic angezogen, sitzt an<br />

ihrem Arbeitstisch (Telefon/Compi). Der Esszimmertisch ist voller<br />

Schüsseln, Pfannen <strong>und</strong> gebrauchter Teller. Die Kinder rennen<br />

durch die Küche <strong>und</strong> um den Esszimmertisch.<br />

LENA<br />

Hallo, wie wär’s mit sälber abruume?<br />

Keine Antwort.<br />

Am Fernsehen läuft ein Bericht der Tagesschau, ohne dass jemand<br />

hinschaut.<br />

Auf dem Monitor: Flüchtende Menschen waten durch einen<br />

Fluss, kleine Bündel im Arm oder auf dem Rücken. In der<br />

Ferne sind Gewehrsalven zu hören.<br />

TV-KOMMENTAR (OFF)<br />

Die Attacken der burmesischen Regierungstruppen<br />

nehmen zu. Sie richten sich absichtlich <strong>und</strong> in<br />

zunehmendem Masse gegen die eigene<br />

Zivilbevölkerung.<br />

Lena horcht auf – <strong>und</strong> ist beim Blick auf den Bildschirm wie vom<br />

Blitz getroffen.<br />

Auf dem Monitor: Brennende Bambushütten, schreiende<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer, die davonrennen. Auf einem schmalen<br />

Pfad kämpfen sich Menschen jeglichen Alters durch<br />

üppiges Buschwerk.<br />

TV-KOMMENTAR (OFF)<br />

Der dramatische Anstieg von zwangsumgesiedelten<br />

<strong>und</strong> vertriebenen ethnischen Bevölkerungsgruppen<br />

ist alarmierend. Mittlerweile rechnet man mit<br />

über einer Million Vertriebener, die im eigenen<br />

Land auf der Flucht sind. Immer mehr Flüchtlinge<br />

drängen zudem über die thailändische Grenze, wo<br />

die Situation eskaliert...<br />

Lena schaut gebannt. In diesem Moment rennt Pierina kreischend<br />

von einem Zimmer ins andere, Gian folgt ihr mit einer Halloween-<br />

Maske. Als die Kinder erneut durchs Wohnzimmer rennen, schaltet<br />

Lena das Gerät reflexartig aus.<br />

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