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4 Thema Burma - File Server - educa.ch

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<strong>Thema</strong> <strong>Burma</strong><br />

4<br />

Die Inhalte der folgende Themen zu <strong>Burma</strong> wurden im rahmen ehrenamtli<strong>ch</strong>er Tätigkeiten<br />

bei <strong>ch</strong>ild‘s Dream (www.<strong>ch</strong>ildsdream.org) erarbeitet und von andrea Kleinert aus dem<br />

englis<strong>ch</strong>en übersetzt.<br />

andrea Kleinert ist Kassierin/sekretärin des s<strong>ch</strong>weizer Vereins <strong>ch</strong>ild‘s Dream association<br />

(andrea@<strong>ch</strong>ildsdream.org).<br />

mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>Te 2<br />

FrIeDensnOBeLPreIsTrÄGerIn aunG san suu KYI 11<br />

GeOGraPhIe 15<br />

Ges<strong>ch</strong>I<strong>ch</strong>Te 21<br />

POLITIK 29<br />

WIrTs<strong>ch</strong>aFT 33<br />

ausBILDunG 37<br />

GesunDheITsWesen 44<br />

KuLTur 55<br />

eThnIs<strong>ch</strong>er KOnFLIKT 62<br />

<strong>Burma</strong> unD DIe WeLT 74<br />

4<br />

4 THEMA BURMA SEITE 1


mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>Te<br />

als mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te werden<br />

subjektive Re<strong>ch</strong>te bezei<strong>ch</strong>net, die<br />

jedem Mens<strong>ch</strong>en glei<strong>ch</strong>ermassen<br />

zustehen. Einges<strong>ch</strong>lossen sind das<br />

Re<strong>ch</strong>t auf Gesundheit, auf Ausbildung,<br />

auf Unterkunft, auf Arbeit,<br />

auf Besitz, auf Nahrung sowie auf<br />

Meinungs- und Bewegungsfreiheit.<br />

Auf der Flu<strong>ch</strong>t vor Armeetruppen<br />

«Falls i<strong>ch</strong> etwas fals<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>e,<br />

s<strong>ch</strong>reibt über mi<strong>ch</strong>. Falls die<br />

Königinnen etwas Fals<strong>ch</strong>es tun,<br />

s<strong>ch</strong>reibt über sie. Falls meine<br />

Söhne und Tö<strong>ch</strong>ter etwas fals<strong>ch</strong><br />

ma<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>reibt über sie. Falls<br />

die Ri<strong>ch</strong>ter und Bürgermeister<br />

etwas Fals<strong>ch</strong>es tun, s<strong>ch</strong>reibt über<br />

sie. Niemand wird etwas gegen<br />

Jorunalisten unternehmen, wel<strong>ch</strong>e<br />

die Wahrheit s<strong>ch</strong>reiben. Sie sollen<br />

im Palast frei ein- und ausgehen<br />

können.»<br />

König Mindon, zweitletzer burmesis<strong>ch</strong>er<br />

Monar<strong>ch</strong> (1853 - 1878)<br />

DIe aLLGemeIne erKLÄrunG Der mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>Te<br />

4<br />

Im Dezember 1948 haben die Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te verabs<strong>ch</strong>iedet<br />

und verkündet. Die Erklärung wurde festgelegt als allgemeingültiger Standard der Errungens<strong>ch</strong>aften<br />

für alle Mens<strong>ch</strong>en und Nationen, um den Respekt für Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te und Freiheiten zu fördern<br />

und deren universelle und wirkungsvolle Anerkennung und Einhaltung zu si<strong>ch</strong>ern.<br />

Das Dokument ist ausgelegt auf der Tradition des Zivilre<strong>ch</strong>ts und umfasst eine Präambel sowie dreissig<br />

Artikel. Es wurde abgefasst als Erklärung von Zielvorgaben, an die si<strong>ch</strong> Regierungen halten sollen. Im<br />

Allgemeinen glauben internationale Anwälte, dass die Erklärung ein Teil des gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en internationalen<br />

Re<strong>ch</strong>ts ist und somit ein wirkungsvolles Instrument, um auf Länder, die einen oder mehrere Artikel<br />

verletzen, diplomatis<strong>ch</strong>en oder moralis<strong>ch</strong>en Druck aufsetzen zu können.<br />

Vor allem seitens muslimis<strong>ch</strong>er Länder wird immer wieder die Kritik laut, dass die Erklärung den kulturellen<br />

und religiösen Hintergrund ni<strong>ch</strong>t-westli<strong>ch</strong>er Staaten ni<strong>ch</strong>t eins<strong>ch</strong>liesst. Denno<strong>ch</strong> haben die meisten<br />

muslimis<strong>ch</strong>en Staaten mehrere Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tserklärungen unterzei<strong>ch</strong>net und damit ihre Anerkennung<br />

des internationalen Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsdiskurses signalisiert.<br />

mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>TssITuaTIOn In <strong>Burma</strong><br />

Obwohl <strong>Burma</strong> mehrere der wi<strong>ch</strong>tigsten internationalen Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverträge unterzei<strong>ch</strong>net hat,<br />

werden die weltweit als grundlegendste zivile und politis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te in <strong>Burma</strong> ni<strong>ch</strong>t anerkannt. Beri<strong>ch</strong>te<br />

internationaler Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsorganisationen führen immer wieder detaillierte Listen grauenvollster<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen auf, die in <strong>Burma</strong> an der Tagesordnung sind.<br />

Ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten sind Missbräu<strong>ch</strong>en wie Zwangsarbeit, Zwangsumsiedlung, willkürli<strong>ch</strong>en Exekutionen,<br />

Folter, Vergewaltigung und Verhaftungen ohne Geri<strong>ch</strong>tsverfahren in besonders starker Form<br />

ausgesetzt. Kinder sind oft doppelt betroffen: einerseits selbst als Opfer körperli<strong>ch</strong>er Gewalt seitens<br />

Militär, andererseits als Mitglieder der Familien, die es anbelangt. Sowohl die burmesis<strong>ch</strong>e Armee wie<br />

au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t-staatli<strong>ch</strong>e bewaffnete Gruppen setzen flä<strong>ch</strong>endeckend Landminen ein, au<strong>ch</strong> in der Nähe von<br />

Siedlungen oder Nahrungsmittelproduktionsstätten.<br />

meInunGsFreIheIT<br />

Es herrs<strong>ch</strong>t keine Meinungsfreiheit. Der Staat kontrolliert <strong>Burma</strong>s Hauptsender und -publikationen. Die<br />

Medien dienen grösstenteils zu Propagandazwecken und tendieren dazu, die Stimmen der Opposition<br />

zu verna<strong>ch</strong>lässigen. Diese werden hö<strong>ch</strong>stens im Zusammenhang mit Kritik ihnen gegenüber erwähnt.<br />

Herausgeber und Reporter müssen den Militärbehörden Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aft ablegen.<br />

Die englis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige Tageszeitung New Light of Myanmar veröffentli<strong>ch</strong>t viele, jedo<strong>ch</strong> stark redigierte<br />

Beri<strong>ch</strong>te internationaler Agenturen über Ges<strong>ch</strong>ehnisse auf der Welt, die Neuigkeiten über das eigene<br />

Land halten si<strong>ch</strong> an die gängige Meinung resp. untermauern die Politik der Junta. Alle Formen nationaler<br />

öffentli<strong>ch</strong>er Medien werden von offizieller Seite kontrolliert und/oder zensuriert. Diese strikte Kontrolle<br />

führt au<strong>ch</strong> zu Selbstzensur seitens Journalisten. Sport- und Frauenmagazine sind die wenigen unabhän-<br />

4 THEMA BURMA SEITE 2


ein/e politis<strong>ch</strong>e/r Gefangene/r ist<br />

eine Person, die aufgrund politis<strong>ch</strong>er<br />

oder weltans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>er<br />

Gründe, wegen Meinungsdelikten<br />

oder im jeweiligen Staat verbotener<br />

politis<strong>ch</strong>er Aktivitäten in Haft<br />

oder unter Hausarrest ist.<br />

Die religionsfreiheit ist eines der<br />

elementaren Grund- und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te,<br />

die vor allem in der<br />

Freiheit eines Einzelnen bzw. einer<br />

Gruppe von Mens<strong>ch</strong>en besteht,<br />

seine Glaubensüberzeugung oder<br />

ein weltans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>es Bekenntnis<br />

frei zu bilden oder dafür zu werben,<br />

einer Religions- oder Weltans<strong>ch</strong>auungsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

anzugehören<br />

und seine Religion oder Weltans<strong>ch</strong>auung<br />

ungestört auszuüben<br />

sowie ihr gemäss zu handeln.<br />

4<br />

gigen Publikationen, die aber ebenfalls strenger Zensur unterworfen sind. Alles, was als regimekritis<strong>ch</strong><br />

angesehen wird, wird vom Departement für Pressekontrolle und Meldewesen verboten, während die<br />

staatli<strong>ch</strong>en Zeitungen voller heftiger Attacken gegenüber der demokratis<strong>ch</strong>en Bewegung sind.<br />

Die Situation war ganz anders Ende des 19. Jahrhunderts, als König Mindon 17 Artikel erliess, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Immunität der Presse gewährleisten sollten, und die <strong>Burma</strong> den Ruf einbra<strong>ch</strong>ten, über eines der freisten<br />

Pressewesens Asiens zu verfügen. Die Verfassung der Socialist Republic of the Union of <strong>Burma</strong> von 1974<br />

garantiert Pressfreiheit, solange die Freude an dieser Freiheit ni<strong>ch</strong>t widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ist zu den Interessen<br />

der arbeitenden Bevölkerung sowie des Sozialismus. Auf dem Index für Pressefreiheit hatten 2009 nur der<br />

Iran, Nord Korea, Turkmenistan und Eritrea einen s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teren Rang inne als <strong>Burma</strong>.<br />

POLITIs<strong>ch</strong>e FreIheIT<br />

Die Junta setzt alles daran, freie Meinungsäusserung zu unterbinden. Ein Dekret aus dem Jahre 1996<br />

sieht bis zu 20 Jahren Gefängnis vor für Personen, wel<strong>ch</strong>e die Regierung öffentli<strong>ch</strong> kritisieren. Das<br />

glei<strong>ch</strong>e Gesetz besagt, dass der Besitz einer Faxmas<strong>ch</strong>ine oder eines Modems mit fünf Jahren Gefängnis<br />

bestraft werden kann.<br />

Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit sind aberkannt und politis<strong>ch</strong>e Zusammenkünfte verboten.<br />

Gewerks<strong>ch</strong>aften sind ni<strong>ch</strong>t erlaubt und politis<strong>ch</strong>e Parteien wie die National League for Democracy (NLD)<br />

werden strengstens überwa<strong>ch</strong>t und deren Mitglieder ni<strong>ch</strong>t selten belästigt oder verhaftet.<br />

Gemäss der Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) sind Ende 2008 mehr als 2’100<br />

politis<strong>ch</strong>e Gefangene in <strong>Burma</strong>s Gefängnissen, darunter viele siegrei<strong>ch</strong>en NLD-Kandidaten der Wahlen<br />

von 1990, bei denen die NLD über 80% der Sitze gewonnen hat. Die Bedingungen in den Gefängnissen<br />

gehören mit zu den s<strong>ch</strong>limmsten der Welt. Folter ist an der Tagesordnung. Viele Gefangene sterben an<br />

den Folgen davon, aber au<strong>ch</strong> wegen Zwangsarbeit, unhygienis<strong>ch</strong>en Bedingungen und/oder mangelnder<br />

Gesundheitsvorsorge und Medikamenten. Eine kleine Mehrheit der politis<strong>ch</strong>en Gefangenen hat einen limitierten<br />

Zugang zu Bü<strong>ch</strong>ern und darf s<strong>ch</strong>reiben, bekommt Trinkwasser sowie etwas Geld und Gebrau<strong>ch</strong>sgegenstände.<br />

Normalerweise werden politis<strong>ch</strong>e Gefangene jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bevorzugt behandelt.<br />

reLIGIOnsFreIheIT<br />

Religiöse Unterdrückung ist ein weiteres langjähriges Merkmal der burmesis<strong>ch</strong>en Politik.<br />

<strong>Burma</strong> ist ein mehrheitli<strong>ch</strong> buddhistis<strong>ch</strong>es Land und das Militärregime verlangt, dass die buddhistis<strong>ch</strong>en<br />

Geistli<strong>ch</strong>en seine Regeln unterstützen. Truppen dringen immer wieder in Klöster ein, um buddhistis<strong>ch</strong>e<br />

Anführer zu beseitigen, wel<strong>ch</strong>e die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts- oder Demokratiebewegung unterstützen.<br />

<strong>Burma</strong>s beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e muslimis<strong>ch</strong>e und <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Gemeinden sind regelmässig Ziels<strong>ch</strong>eiben von Belästigungen.<br />

Mehr als eine Viertelmillion Muslime, die im Südwesten <strong>Burma</strong>s lebten, mussten 1989 während<br />

einer Armeeoffensive na<strong>ch</strong> Banglades<strong>ch</strong> fliehen. Weitere 25‘000 folgten 1997, als duzende Mos<strong>ch</strong>een<br />

geplündert und zerstört wurden während anti-muslimis<strong>ch</strong>en Aufständen in mehreren Städten, die von der<br />

Armee angestiftet worden waren.<br />

Ein weitere Welle von Attacken erfolgte 2000 im Arakanstaat.<br />

Au<strong>ch</strong> Kir<strong>ch</strong>en werden von der Armee sehr streng überwa<strong>ch</strong>t und ihre Aktivitäten sind landesweit einges<strong>ch</strong>ränkt.<br />

In einigen Grenzregionen, vor allem im Chin- und Karenstaat, werden Kir<strong>ch</strong>en immer wieder<br />

zerstört und Andersgläubigkeit von der Junta ausgenützt, um innerhalb den ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten<br />

4 THEMA BURMA SEITE 3


Zwangsarbeit hat einen direkten<br />

Einfluss auf die finanzielle Situation<br />

der betroffenen Familien:<br />

„In meinem Dorf sind einige Familien<br />

gezwungen, jeden Monat ein<br />

Familienmitglied für 10 bis 15 Tage<br />

als unbezahlte ZwangsarbeiterInnen<br />

für Projekte des SPDC zu stellen.<br />

Diese unbezahlten Tage tragen<br />

zur Armut bei und ma<strong>ch</strong>en es für<br />

uns no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>werer, unsere Kinder<br />

in die S<strong>ch</strong>ule zu senden oder für<br />

Gesundheitsvorsorge aufzukommen.“<br />

(Ein Shan-Flü<strong>ch</strong>tling)<br />

Kinder werden oft tageweise vom<br />

S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> abgehalten, wenn sie<br />

als ZwangsarbeiterInnen dienen<br />

müssen.<br />

Die un-Konvention über die re<strong>ch</strong>te<br />

des Kindes besagt in artikel 32<br />

zu Kinderarbeit:<br />

(1) Die Vertragsstaaten erkennen<br />

das Re<strong>ch</strong>t des Kindes an, vor wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Ausbeutung ges<strong>ch</strong>ützt<br />

und ni<strong>ch</strong>t zu einer Arbeit herangezogen<br />

zu werden, die Gefahren<br />

mit si<strong>ch</strong> bringen, die Erziehung<br />

des Kindes behindern oder die<br />

Gesundheit des Kindes oder seine<br />

körperli<strong>ch</strong>e, geistige, seelis<strong>ch</strong>e,<br />

sittli<strong>ch</strong>e oder soziale Entwicklung<br />

s<strong>ch</strong>ädigen könnte.<br />

(2) Die Vertragsstaaten treffen<br />

Gesetzgebungs-, Verwaltungs-,<br />

Sozial- und Bildungsmassnahmen,<br />

um die Dur<strong>ch</strong>führung dieses<br />

Artikels si<strong>ch</strong>erzustellen. Zu diesem<br />

Zweck und unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

der eins<strong>ch</strong>lägigen Bestimmungen<br />

anderer internationaler Übereinkünfte<br />

werden die Vertragsstaaten<br />

insbesondere<br />

a) ein oder mehrere Mindestalter<br />

für die Zulassung zur Arbeit<br />

festlegen;<br />

b) eine angemessene Regelung der<br />

Arbeitszeit und der Arbeitsbedingungen<br />

vorsehen;<br />

c) angemessene Strafen oder<br />

andere Sanktionen zur wirksamen<br />

Dur<strong>ch</strong>setzung dieses Artikels<br />

vorsehen.<br />

4<br />

Unruhe zu stiften. Christen werden oft gezwungen, zum Buddhismus zu konvertieren, sonst dürfen ihre<br />

Kinder ni<strong>ch</strong>t in die S<strong>ch</strong>ule.<br />

ZWanGsarBeIT<br />

Die burmesis<strong>ch</strong>e Armee zwingt tägli<strong>ch</strong> Tausende Männer, Frauen, Kinder und au<strong>ch</strong> alte Mens<strong>ch</strong>en zu<br />

harter (Fron-)Arbeit. Sie werden eingesetzt für Bauarbeiten, den Unterhalt von Strassen und Eisenbahnsystem,<br />

als Laufboten für Truppen oder bei der Bewirts<strong>ch</strong>aftung von Feldern, die die Armee von Bauern<br />

konfisziert hat. In der Regel müssen die ZwangsarbeiterInnen Werkzeug und Verpflegung mitbringen.<br />

Am s<strong>ch</strong>limmsten dran sind Trägerinnen und Träger der Armee. Sie müssen s<strong>ch</strong>were Ladungen von Munition<br />

über weite Distanzen in die Berge s<strong>ch</strong>leppen, oftmals dur<strong>ch</strong> Kampfzonen hindur<strong>ch</strong>. Halb verhungert<br />

und ges<strong>ch</strong>lagen, müssen die TrägerInnen in mit Landminen versehenen Gegenden vor den Soldaten<br />

hergehen oder dienen als mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>utzs<strong>ch</strong>ilder während Gefe<strong>ch</strong>ten.<br />

Zwangsarbeit<br />

Es brau<strong>ch</strong>te Jahre, bis die Junta zugab, dass in <strong>Burma</strong> Zwangsarbeit existiert. Das Militär liess verlauten,<br />

es habe Befehle erlassen, auf Zwangsarbeit zu verzi<strong>ch</strong>ten, könne jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t versi<strong>ch</strong>ern, dass si<strong>ch</strong> die<br />

Soldaten in den niedrigen Rängen au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> daran hielten. Die Internationale Arbeitsorganisation<br />

(ILO) hat detailliert aufgezeigt, in wel<strong>ch</strong> gewaltigem Ausmass die Junta Zwangsarbeit einsetzt. Wiederholte<br />

Versu<strong>ch</strong>e, von der Junta bindende Zusagen für einen Stopp sämtli<strong>ch</strong>er Zwangsarbeit zu bekommen,<br />

s<strong>ch</strong>eiterten. Im Oktober 2000 hat die ILO daher ihre Mitglieder, einges<strong>ch</strong>lossen Regierungen, Gewerks<strong>ch</strong>aften<br />

und Angestellte, mit unmissverständli<strong>ch</strong>er Deutli<strong>ch</strong>keit dazu aufgefordert, Verbindungen mit dem<br />

Regime zu überdenken.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 4


ILO Übereinkommen über das<br />

Verbot und unverzügli<strong>ch</strong>e massnahmen<br />

zur Beseitigung der<br />

s<strong>ch</strong>limmsten Formen der Kinderarbeit,<br />

1999: artikel 3<br />

Im Sinne dieses Übereinkommens<br />

umfasst der Ausdruck „die<br />

s<strong>ch</strong>limmsten Formen der Kinderarbeit“:<br />

a) alle Formen der Sklaverei oder<br />

alle sklavereiähnli<strong>ch</strong>en Praktiken,<br />

wie den Verkauf von Kindern<br />

und den Kinderhandel, S<strong>ch</strong>uldkne<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>aft<br />

und Leibeigens<strong>ch</strong>aft<br />

sowie Zwangs- oder Pfli<strong>ch</strong>tarbeit,<br />

eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der Zwangs- oder<br />

Pfli<strong>ch</strong>trekrutierung von Kindern<br />

für den Einsatz in bewaffneten<br />

Konflikten;<br />

b) das Heranziehen, Vermitteln<br />

oder Anbieten eines Kindes zur<br />

Prostitution, zur Herstellung von<br />

Pornographie oder zu pornographis<strong>ch</strong>en<br />

Darbietungen;<br />

c) das Heranziehen, Vermitteln<br />

oder Anbieten eines Kindes zu<br />

unerlaubten Tätigkeiten, insbesondere<br />

zur Gewinnung von und zum<br />

Handel mit Drogen, wie diese in<br />

den eins<strong>ch</strong>lägigen internationalen<br />

Übereinkünften definiert sind.<br />

d) Arbeit, die ihrer Natur na<strong>ch</strong> oder<br />

aufgrund der Umstände, unter<br />

denen sie verri<strong>ch</strong>tet wird, voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

für die Gesundheit, die<br />

Si<strong>ch</strong>erheit oder die Sittli<strong>ch</strong>keit von<br />

Kindern s<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong> ist.<br />

In einem Glaswerk in rangun<br />

arbeiten Kinder ab 14 Jahren für<br />

300 Kyats (ca. USD 0.30) pro Tag.<br />

Sie arbeiten den ganzen Tag mit<br />

heissem Glas ohne S<strong>ch</strong>utzkleidung<br />

oder adäquater Ausrüstung. In<br />

derselben Firma arbeiten Frauen,<br />

die wenige Tage zuvor ein Kind<br />

geboren haben. Sie sind gezwungen,<br />

ihre Kinder mitzunehmen und<br />

setzen si<strong>ch</strong> und die Neugeborenen<br />

dem Staub und der Hitze der<br />

S<strong>ch</strong>melzöfen aus.<br />

4<br />

Kinderarbeit<br />

Obwohl Männer als Zwangsarbeiter bevorzugt werden, müssen au<strong>ch</strong> Frauen und Kinder dafür herhalten.<br />

Kinder werden in der Regel nur rekrutiert, wenn zu wenige Erwa<strong>ch</strong>sene verfügbar sind. Kinderarbeit ist<br />

ganz allgemein ein grosses Problem in <strong>Burma</strong>. Infolge der momentanen harten wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Bedingungen<br />

rei<strong>ch</strong>t das Einkommen der Erwa<strong>ch</strong>senen in den meisten Fällen ni<strong>ch</strong>t aus, um die Familie dur<strong>ch</strong>zubringen.<br />

Traditionellerweise wurden Kindern kleinere Hausarbeiten übertragen wie während der Erntezeit zu<br />

helfen, Wasser vom Brunnen zu holen oder auf die kleinen Ges<strong>ch</strong>wister aufzupassen. Heute gibt es aber<br />

viele Kinder, die bereits mit zehn Jahren voll arbeiten.<br />

Das Ausmass der Mitwirkung der Kinder hängt vom Familieneinkommen, der Nähe einer S<strong>ch</strong>ule sowie<br />

dem Grad der Wi<strong>ch</strong>tigkeit, der die Eltern einer Ausbildung beimessen, ab. Kinder müssen oft mehr mithelfen,<br />

wenn ihre Väter Zwangsarbeit leisten müssen.<br />

In den Städten ist Kinderarbeit gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in Teehäusern, kleinen Restaurants sowie im Hausdienst.<br />

Kinder werden oft rekrutiert von Zwis<strong>ch</strong>enhändlern, die in den ländli<strong>ch</strong>en Gegenden herumreisen, vor<br />

allem im Norden, und die Eltern fragen, ob sie ihnen ihre Kinder in die Obhut geben würden. Firmen<br />

ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> die Situation zu Nutzen, dass Gewerks<strong>ch</strong>aften verboten sind, Arbeitsre<strong>ch</strong>te fehlen und dass<br />

keine Arbeitsplatzinspektionen dur<strong>ch</strong>geführt werden und stellen au<strong>ch</strong> Kinder an. Kinderarbeit ist au<strong>ch</strong><br />

Usus in kleinen Ges<strong>ch</strong>äften wie z.B. an Ständen entlang der Strasse, die Kleider, Essen oder elektris<strong>ch</strong>e<br />

Geräte verkaufen.<br />

Obwohl Kinderprostitution ni<strong>ch</strong>t sehr verbreitet ist in <strong>Burma</strong>, gibt es Prostituierte in Rangun, die sagen,<br />

sie hätten mit zwölf Jahren angefangen zu arbeiten. Die meisten Mäd<strong>ch</strong>en, die si<strong>ch</strong> prostituieren, werden<br />

dazu gezwungen und wissen ni<strong>ch</strong>t, worauf sie si<strong>ch</strong> einlassen. Wie in den meisten anderen Ländern ist<br />

Prostitution in <strong>Burma</strong> illegal, wird aber immer übli<strong>ch</strong>er.<br />

Die burmesis<strong>ch</strong>e Regierung ma<strong>ch</strong>t keine Anstalten, etwas gegen Kinderabeit zu unternehmen. Sie hat das<br />

Übereinkommen der ILO bezügli<strong>ch</strong> Minimalalter und s<strong>ch</strong>limmste Formen von Kinderarbeit ni<strong>ch</strong>t ratifiziert,<br />

hat aber die UN-Konvention über die Re<strong>ch</strong>te des Kindes von 1991 unters<strong>ch</strong>rieben.<br />

KInDersOLDaTen<br />

Unfreiwillige Einziehung von Kindern ins Militär ist in <strong>Burma</strong> übli<strong>ch</strong>. Gemäss einem Beri<strong>ch</strong>t von Human<br />

Rights Wat<strong>ch</strong> aus dem Jahr 2002 verfügt <strong>Burma</strong> über die grösste Anzahl Kindersoldaten auf der ganzen<br />

Welt. Ungefähr 70’000 Kindersoldaten ma<strong>ch</strong>en rund 20% der Armee aus. Weitere 6’000 bis 7’000 Kinder<br />

und Jugendli<strong>ch</strong>e unter 18 werden in den vers<strong>ch</strong>iedenen Armeen der Minderheiten vermutet.<br />

2002 hat das SPDC verlauten lassen, dass die nationale Armee auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aus Freiwilligen bestehe,<br />

die 18 oder älter sind. Es gab zudem an, dass die Regierung die Herbeiziehung von Minderjährigen verbiete<br />

und dass das Rekrutieren von Kindern mit einer Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren bestraft<br />

werden kann.<br />

Im Januar 2003 interviewte die Washington Post entlang der thai-burmesis<strong>ch</strong>en Grenze mehrere ehemalige<br />

Kindersoldaten. Dabei kam heraus, dass Kinder von Soldaten entführt werden, und zwar an Häfen,<br />

Busstationen und Bahnhöfen, wenn sie auf dem Heimweg von der S<strong>ch</strong>ule sind. Die Rekrutierungsteams<br />

arbeiten mit massiven Drohungen und s<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>tern die Knaben solange ein, bis diese „freiwillig“ mitgehen.<br />

Am meisten wird die Methode angewandt, dass die Knaben aufgefordert werden, ihre Identitätskarten<br />

zu zeigen. Wenn sie keine vorweisen können, werden ihnen lange Gefängnisstrafen angedroht. Als<br />

4 THEMA BURMA SEITE 5


4<br />

Alternative wird ihnen angeboten, dass sie der Armee beitreten können und dann ni<strong>ch</strong>t angezeigt werden.<br />

Diese Vorgehensweise ist geradezu prädestiniert, um bei Minderjährigen angewandt zu werden, da diese<br />

selten wissen, dass es kein Gesetz gibt, das eine Gefängnisstrafe vorsieht, wenn man keine ID besitzt.<br />

Vielen s<strong>ch</strong>eint das Bewerbungsverfahren für einen Ausweis ni<strong>ch</strong>t bekannt zu sein. Die meisten Mens<strong>ch</strong>en<br />

<strong>Burma</strong>s versu<strong>ch</strong>en, nur dann mit den Behörden in Kontakt zu kommen, wenn es unbedingt nötig ist. So<br />

s<strong>ch</strong>ieben es viele Familien hinaus, si<strong>ch</strong> um die Ausweise ihrer Kinder zu krümmen und ma<strong>ch</strong>en sie damit<br />

zu lei<strong>ch</strong>ten Opfern für die Armee.<br />

Die jüngsten Rekruten sind zwis<strong>ch</strong>en 11 und 13. Neuen Rekruten ist es in der Regel untersagt, ihre<br />

Familien zu kontaktieren. Kinder beri<strong>ch</strong>ten von hars<strong>ch</strong>er Behandlung während der Trainings, vor allem<br />

regelmässige Prügel und brutale Strafen bei Flu<strong>ch</strong>tversu<strong>ch</strong>en. Beri<strong>ch</strong>ten zufolge umfassen die Aufgaben<br />

der Kinder die Zubereitung von Mahlzeiten, Kämpfe in den Frontlinien und die Ausführung von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>en<br />

wie Dorfbewohner für Zwangsarbeit zusammenzutreiben, Häuser, ja z.T. ganzen<br />

Dörfern abzubrennen sowie aussergeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Exekutionen dur<strong>ch</strong>zuführen.<br />

Es gibt in <strong>Burma</strong> keine Entwaffnungs-, Demobilisierungs- oder Reintegrationsprogramme für Kindersoldaten.<br />

KInDerhanDeL<br />

Ein Kindersoldat<br />

Burmesis<strong>ch</strong>e Kinder, die in der Nähe von Thailand oder in Thailand selbst leben, laufen Gefahr, in die<br />

thailändis<strong>ch</strong>en Grossstädte gebra<strong>ch</strong>t und dort gezwungen werden zu betteln. In einigen Fällen bekommen<br />

ihre Eltern etwas Geld für die Kinder. Oft befinden si<strong>ch</strong> die Kinder aber s<strong>ch</strong>on in aussi<strong>ch</strong>tslosen Situationen<br />

(Waisen, Strassenkinder, ges<strong>ch</strong>iedene Eltern) und lassen si<strong>ch</strong> von den Verspre<strong>ch</strong>en der Händler auf<br />

ein besseres Leben in Bangkok überzeugen.<br />

Die Kinder müssen die Hunderten von Kilometern zwis<strong>ch</strong>en der burmesis<strong>ch</strong>en Grenze und Bangkok oft auf<br />

Trampelpfaden zu Fuss gehen, um Polizeikontrollen aus dem Weg zu gehen. In Bangkok werden sie dann<br />

an eine Bande verkauft und müssen auf der Strasse betteln. Wenn sie ni<strong>ch</strong>t genug verdienen, werden sie<br />

ges<strong>ch</strong>lagen (ein Kinderbettler in Bangkok kann pro Tag bis zu USD 80 verdienen). Abgesehen von Aktivitäten<br />

im Bettelges<strong>ch</strong>äft werden die Kinder gezwungen, als Haushalthilfen zu arbeiten, Abfall na<strong>ch</strong> Objekten<br />

zu dur<strong>ch</strong>wühlen, die wiederverkauft werden können, oder au<strong>ch</strong> als Prostituierte zu arbeiten.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 6


eine junge burmesis<strong>ch</strong>e Flü<strong>ch</strong>tlingsfrau<br />

in Thailand erzählte,<br />

dass alle burmesis<strong>ch</strong>en Frauen<br />

einen satz auswendig lernen müssen:<br />

„Bediene deinen Ehemann<br />

wie einen Gott, deinen Sohn wie<br />

einen Meister.“ Sie fuhr fort: “Bevor<br />

i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Thailand gekommen<br />

bin, habe i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> nie etwas von<br />

Mens<strong>ch</strong>en- oder Frauenre<strong>ch</strong>ten<br />

gehört und habe immer geda<strong>ch</strong>t,<br />

es sei ganz normal die Männer in<br />

meiner Familie zu bedienen”.<br />

GLeI<strong>ch</strong>Bere<strong>ch</strong>TIGunG Der Ges<strong>ch</strong>Le<strong>ch</strong>Ter<br />

4<br />

Die traditionelle burmesis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft war dafür bekannt, dass sie den Frauen einen relativ hohen<br />

Status einräumte. Wenn si<strong>ch</strong> z.B. ein Paar s<strong>ch</strong>eiden lässt, werden die gemeinsamen Besitztümer halb<br />

halb aufgeteilt und die Frau kriegt ihre Aussteuer sowie die Einkünfte, die sie erwirts<strong>ch</strong>aftet hat, zurück.<br />

Kulturelle Stereotype in Bezug auf Arbeit sind eng verknüpft mit sozialen Normen, die Frauen als Mütter<br />

und Hausfrauen sehen. Obwohl si<strong>ch</strong> diese Stereotype bei der jüngeren Generation im Wandel befinden,<br />

wird die Hausarbeit immer no<strong>ch</strong> als Aufgabe der Frauen gesehen. Es gibt kaum Haushalte, in denen die<br />

Hausarbeit glei<strong>ch</strong> verteilt ist zwis<strong>ch</strong>en Mann und Frau, au<strong>ch</strong> wenn die Frau einer Arbeit ausser Haus<br />

na<strong>ch</strong>geht.<br />

Die angesehendsten Berufe für Frauen sind Lehrerin und Pflegefa<strong>ch</strong>frau, die eng einhergehen mit ihren<br />

Rollen als Mütter und Ernährerinnen. Die Entlöhnung ist sehr tief. Die meisten Frauen versu<strong>ch</strong>en auf informelle<br />

Weise ein Einkommen zu generieren, indem sie z.B. Abfälle sammeln und wiederverkaufen. Frauen<br />

arbeiten au<strong>ch</strong> auf dem Bau.<br />

Selbst wenn sie dieselben Arbeiten verri<strong>ch</strong>ten wie Männer, verdienen Frauen weniger und abgesehen<br />

vom Stellen im Ausbildungs- oder Pflegeumfeld gibt es kaum Jobs, die eine Sozialversi<strong>ch</strong>erung oder andere<br />

Vorsorgeleistungen eins<strong>ch</strong>liessen. Des Weiteren sind Frauen bei der Arbeit oft sexueller Belästigung<br />

ausgesetzt, getrauen si<strong>ch</strong> aber aus Angst, die Stelle zu verlieren, ni<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> zu wehren.<br />

Die Militärregierung hat den Status der Frauen untergraben. Die vollständig männli<strong>ch</strong>e Führung der Junta<br />

sorgt in den wi<strong>ch</strong>tigsten Institutionen des Landes dafür, dass Frauen ni<strong>ch</strong>t in Ma<strong>ch</strong>tpositionen gelangen.<br />

Die Armee hat die politis<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t inne, ist der grösste und vermögendste Arbeitgeber und im Besitz der<br />

einflussrei<strong>ch</strong>sten Unternehmen in <strong>Burma</strong>. Die Führungspositionen in den Unternehmen sind in der Hand<br />

von Männern. Wenn es Frauen in eine höhere Position s<strong>ch</strong>affen, dann stammen sie aus einer der führenden<br />

Familien und sind somit ni<strong>ch</strong>t repräsentativ für die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e burmesis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />

Frauen spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle in der politis<strong>ch</strong>en Opposition gegen das Regime. Viele von ihnen wurden<br />

jedo<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>tert, festgenommen und inhaftiert. Oft wurden sie für s<strong>ch</strong>uldig gespro<strong>ch</strong>en ohne<br />

Prozess und zu willkürli<strong>ch</strong>en Gefängnisstrafen verurteilt. Einmal in Haft, müssen viele der Frauen Vergewaltigungen<br />

oder andere sexuelle Missbräu<strong>ch</strong>e über si<strong>ch</strong> ergehen lassen. In vielen Fällen vers<strong>ch</strong>winden<br />

die Frauen einfa<strong>ch</strong> und ihr Verbleib sowie die Details der Gefängnisstrafe bleiben unbekannt.<br />

mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>TsaKTIVIsTen<br />

Die Eins<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terung von politis<strong>ch</strong>en oder Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsaktivisten ist an der Tagesordnung in <strong>Burma</strong>.<br />

Die Anzahl politis<strong>ch</strong>er Gefangener stieg von 1’100 Mitte 2007 auf über 2‘100 per Ende 2008. Aung San<br />

Suu Kyi, die 1991 den Friedensnobelpreis bekam für ihren Bemühungen, ihr Land zurück zur Demokratie<br />

zu führen, hat den grössten der letzten zwei Jahrzehnte unter Hausarrest gestanden. Politis<strong>ch</strong>e AktivistInnen,<br />

Mön<strong>ch</strong>e, Nonnen, Gewerks<strong>ch</strong>after und Journalisten werden oft in geheimen Verfahren oder unter<br />

Auss<strong>ch</strong>luss der Öffentli<strong>ch</strong>keit vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt. Viele erhalten harte Strafen. Anwälte, wel<strong>ch</strong>e die<br />

AktivistInnen vertraten, wurden ebenfalls wegen Missa<strong>ch</strong>tung der Anweisungen des Geri<strong>ch</strong>ts verurteilt.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 7


saFranreVOLuTIOn 2007<br />

4<br />

Im Herbst 2007 fanden eine Reihe Anti-Regierungsproteste statt, die am 15. August in Rangun starteten.<br />

Der unmittelbare Grund für die Proteste war der unangemeldete Ents<strong>ch</strong>eid der Junta, die Treibstoff-Subventionen<br />

aufzuheben, was innerhalb nur einer Wo<strong>ch</strong>e bei Diesel und Benzin zu Preisanstiegen von bis<br />

zu 100%, bei Erdgas für Busse bis zum Fünffa<strong>ch</strong>en führte. Die von Studierenden und politis<strong>ch</strong>en Oppositionellen<br />

angeführten Demonstrationen wurden von der Junta s<strong>ch</strong>nell und hars<strong>ch</strong> niederges<strong>ch</strong>lagen.<br />

Dutzende Demonstrierende wurden festgenommen.<br />

Mön<strong>ch</strong>e, die vor der Shwedagon Pagode in Rangun protestieren<br />

Am 18. September wurden die Proteste wieder aufgenommen, dieses Mal angeführt von tausenden buddhistis<strong>ch</strong>er<br />

Mön<strong>ch</strong>e. Die Demonstrationen mehrten si<strong>ch</strong> und füllten die folgenden Tage. Am 24. September<br />

füllten riesige Mens<strong>ch</strong>enmengen die Strassen von mehr als 25 Städten in ganz <strong>Burma</strong>, mit 100‘000<br />

friedli<strong>ch</strong>en Demonstrierenden alleine in Rangun. Die Proteste waren bis am 26. September erlaubt, als<br />

die Regierung brutal dur<strong>ch</strong>griff.<br />

Offiziell kamen 31 Personen ums Leben, unabhängige Quellen spre<strong>ch</strong>en aber von mindestens 138 Toten.<br />

Tausende wurden verletzte und unzählige Personen verhaftet. Viele Zeugen beri<strong>ch</strong>teten, dass Soldaten<br />

willkürli<strong>ch</strong> in die Menge s<strong>ch</strong>ossen. Diese Proteste gingen als “Safranrevolution” in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ein<br />

(Safran ist die Farbe der Bekleidungen der Mön<strong>ch</strong>e).<br />

Während der Unruhen hat die Regierung alles daran gesetzt, sämtli<strong>ch</strong>e Webseiten und andere elektronis<strong>ch</strong>e<br />

Medien zu blockieren, damit keine Informationen aus dem Land gelangen konnten. Es gelang<br />

jedo<strong>ch</strong> Bloggern in Rangun, die Zensur zu umgehen und Bilder und Videos unmittelbar na<strong>ch</strong> den Protesten<br />

aufzus<strong>ch</strong>alten.<br />

Die Nieders<strong>ch</strong>lagung der Proteste s<strong>ch</strong>lug weltweit hohe Wellen. Am 11. Oktober publizierte der UN-<br />

Si<strong>ch</strong>erheitsrat eine Stellungnahme und verurteilte die brutale Vorgehensweise des burmesis<strong>ch</strong>en Regimes.<br />

Die USA wie au<strong>ch</strong> andere Länder kündigten s<strong>ch</strong>ärfere Sanktionen an. Auf der ganzen Welt fangen<br />

Proteste gegen das grausame Dur<strong>ch</strong>greifen der burmesis<strong>ch</strong>en Junta statt.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 8


DIsKussIOnsThemen mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>Te<br />

• Lies die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tserklärung der UNO http://www.un.org/Overview/rights.html .<br />

• Wie sieht die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tssituation in deinem Land aus?<br />

• Gibt es Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>e? Falls ja, was wird dagegen unternommen?<br />

• Kommen dir Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen in den Sinn, die international Aufsehen erregen?<br />

• Kinderarbeit wird generell als inakzeptabel anges<strong>ch</strong>aut. Was denkst du, weshalb müssen so viele<br />

Kinder in Entwicklungsländern immer no<strong>ch</strong> arbeiten?<br />

4<br />

• Gibt es in deinem Land Kinderarbeit? Falls ni<strong>ch</strong>t, war das s<strong>ch</strong>on immer so? Denk an deine Eltern und<br />

Grosseltern. Mussten sie arbeiten, als sie Kinder waren?<br />

• Was könnten allfällige Auswirkungen sein für Kinder und ihre Familien, wenn Kinderarbeit untersagt<br />

wird (positive und negative)?<br />

• Wel<strong>ch</strong>e Auswirkungen können wiederholte und anhaltende Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen wie in <strong>Burma</strong><br />

auf ein Land, auf Gemeins<strong>ch</strong>aften, auf Haushalte, Familien und Individuen haben?<br />

• Kennst du andere Länder, in denen es Kindersoldaten gab oder gibt?<br />

• Gibt es Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terunglei<strong>ch</strong>heiten in deinem Land? Findest du Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tergere<strong>ch</strong>tigkeit wi<strong>ch</strong>tig?<br />

• Ist Meinungsfreiheit in deinem Land gewährleistet? Stell dir vor, wie si<strong>ch</strong> die Situation ändern würde,<br />

wenn die Meinungsfreiheit verboten wäre wie in <strong>Burma</strong>. Überlege dir, wie si<strong>ch</strong> z.B. Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten verändern<br />

würden.<br />

• Was sind wohl die Gründe für religiöse Verfolgung in vielen Ländern? Was könnte dagegen unternommen<br />

werden?<br />

• Gibt es in deinem Land Religionsfreiheit?<br />

• Sind die Mens<strong>ch</strong>en in diesem Land gegenüber anderen Religionen tolerant? Gibt es Gruppen, die ni<strong>ch</strong>t<br />

die glei<strong>ch</strong>e Anerkennung erhalten wie andere? An was könnte das liegen?<br />

• Wie könnte das geändert werden?<br />

4 THEMA BURMA SEITE 9


QueLLen<br />

4<br />

Belak, Brenda (2002): ‘Gathering Strength – women from <strong>Burma</strong> on their rights’. Images Asia, Chiang Mai.<br />

(www.ibiblio.org)<br />

International Confederation of Free Trade Unions (2003): Growing up under the Burmese dictatorship –<br />

the situation facing <strong>ch</strong>ildren after 41 years of military rule in <strong>Burma</strong> (http://www.icftu.org)<br />

www.alertnet.org/thenews/newsdesk/HRW/d9a1473313e528c807d8776711e8d2f0.htm<br />

news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/country_profiles/1300003.stm#media<br />

www.hrw.org<br />

www.unhcr.org<br />

burmacampaign.org.uk/aboutburma/humanrights.html<br />

www.un.org/Overview/rights.html<br />

www.wikipedia.org/wiki/Human_rights<br />

www.wikipedia.org/wiki/Political_prisoner<br />

www.wikipedia.org/wiki/Freedom_of_Spee<strong>ch</strong><br />

www.wikipedia.org/wiki/Freedom_of_religion<br />

http://www.ilo.org<br />

www.everyculture.com/Bo-Co/<strong>Burma</strong>.html<br />

www.economist.com/agenda/displaystory.cfm?story_id=9248223<br />

www.rsf.org/en-classement1003-2009.html<br />

www.aappb.org/<br />

www.tdh.de/content/themen/s<strong>ch</strong>werpunkte/kinderre<strong>ch</strong>te/kinderre<strong>ch</strong>tskonvention.htm#a32<br />

www.ilo.org/ilolex/german/docs/gc182.htm<br />

http://www.hrw.org/en/node/85644/section/9<br />

http://www.khrg.org/<br />

WeITere InFOrmaTIOnen<br />

www.un.org/Overview/rights.html<br />

web.amnesty.org/library/index/engasa160232005<br />

www.khrg.org<br />

www.state.gov/g/drl/rls/irf/2005/51506.htm<br />

nationmultimedia.com/2007/05/04/opinion/opinion_30033346.php<br />

“My gun was as tall as me” Child soldiers in <strong>Burma</strong>.: hrw.org/reports/2002/burma/<br />

License to rape: www.shanland.org/resources/bookspub/humanrights/LtoR/<br />

www.rsf.org/rubrique.php3?id_rubrique=639 (ranking of all countries)<br />

www.mizzima.com/edop/anslysis/1252-burma-and-the-farce-of-womens-rights-.html<br />

4 THEMA BURMA SEITE 10


FrIeDensnOBeLPreIsTrÄGerIn aunG san suu KYI<br />

“Als To<strong>ch</strong>ter meines Vaters konnte<br />

i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t unbeteiligt bleiben und<br />

und tatenlos zusehen.”<br />

Aung San Suu Kyi<br />

4<br />

Aung San Suu Kyi (ausgespro<strong>ch</strong>en Aung San Su Ts<strong>ch</strong>ii) wurde am 19. Juni 1945 geboren. Sie ist die<br />

To<strong>ch</strong>ter Aung Sans, des Helden der burmesis<strong>ch</strong>en Unabhängigkeitsbewegung, der ermordet wurde, als<br />

sie zwei Jahre alt war (vgl. Modul Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te). Suu Kyi absolvierte ihre Ausbildung in <strong>Burma</strong>, Indien und<br />

Grossbritannien. Als sie an der Universität in Oxford studierte, traf sie Mi<strong>ch</strong>ael Aris, der tibetanis<strong>ch</strong>e<br />

Kultur studierte. Die beiden heirateten 1972 und haben zwei Söhne, Alexander und Kim.<br />

Na<strong>ch</strong> vielen Jahren im Ausland kehrte Aung San Suu Kyi 1988 na<strong>ch</strong> <strong>Burma</strong> zurück, um ihre Mutter zu<br />

pflegen, die im Sterben lag.<br />

Sie wurde glei<strong>ch</strong> in die landesweite Bewegung für Demokratie involviert und trat der neu gegründeten<br />

National League for Democracy (NLD) bei. Inspiriert von den gewaltfreien Bürgerre<strong>ch</strong>tsbewegungen rund<br />

um Martin Luther King und Mahatma Gandhi organisierte sie Kundgebungen im ganzen Land und rief zu<br />

friedli<strong>ch</strong>en demokratis<strong>ch</strong>en Reformen und freien Wahlen auf.<br />

Das Militärregime s<strong>ch</strong>lug die Kundgebungen brutal nieder und tötete 5‘000 DemonstrantInnen. Unfähig,<br />

seine harte Hand beizubehalten, sah si<strong>ch</strong> das Regime 1990 gezwungen, allgemeine Wahlen auszurufen.<br />

Suu Kyi begann einen Wahlkampf für die NLD zu führen. Sie wurde zusammen mit vielen anderen vom<br />

Regime verhaftet. Obwohl sie unter Hausarrest stand, gewann die NLD sagenhafte 82% der Parlamentssitze.<br />

Das Regime hat das Resultat der Wahlen jedo<strong>ch</strong> nie anerkannt.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 11


hausarrest ist eine massnahme,<br />

bei der eine Person von der Regierung<br />

in ihrem Zuhause eingesperrt<br />

wird. Das Verlassen des Hauses<br />

ist, wenn überhaupt, nur in sehr<br />

bes<strong>ch</strong>ränktem Masse erlaubt.<br />

Hausarrest ist eine mildere Alternative<br />

zu Gefängnis oder Jugendstrafanstalt.<br />

Hausarrest kann bei allgemeinen<br />

Strafverfahren zum Einsatz kommen,<br />

wenn eine Gefängnisstrafe<br />

ni<strong>ch</strong>t angepasst s<strong>ch</strong>eint. Oft wird<br />

diese Massnahme jedo<strong>ch</strong> von<br />

autoritären Regimes angewandt,<br />

um politis<strong>ch</strong>e DissidentInnen zu<br />

unterdrücken. Typis<strong>ch</strong>erweise hat<br />

die betroffene Person in sol<strong>ch</strong>en<br />

Fällen keinen Zugang zu Kommunikationsmitteln.<br />

Ist Kommunikation<br />

erlaubt, dann nur in zensurierter<br />

Form.<br />

„Das einzige wirkli<strong>ch</strong>e Gefängnis<br />

ist Angst, und die einzige ri<strong>ch</strong>tige<br />

Freiheit ist Freisein von Angst“.<br />

Aung San Suu Kyi<br />

hausarresT<br />

4<br />

Aung San Suu Kyi wurde seither regelmässig unter Hausarrest gestellt und wieder daraus entlassen.<br />

Von 1989 bis 1995 sowie von 2000-2002 wurde sie permanent unter Hausarrest gehalten. Während des<br />

so genannten Depayin-Massakers im Mai 2003 wurde sie erneut gefangen genommen. Dabei wurden<br />

ungefähr 100 ihrer Anhänger von der Miliz des Regimes zu Tode geprügelt. Seit damals steht sie unter<br />

Hausarrest in Rangun.<br />

Im Mai 2009 musste sie vor Geri<strong>ch</strong>t, da sie einen US-Bürger in ihr am Ufer eines Sees gelegenes Haus<br />

gelassen hatte, na<strong>ch</strong>dem dieser dorthin ges<strong>ch</strong>wommen war. Sie wurde bes<strong>ch</strong>uldigt, gegen die Regeln des<br />

Hausarrests verstossen zu haben, indem sie den Mann aufgenommen habe, und zu 18 Monaten Hausarrest<br />

verurteilt.<br />

Dieses Urteil stellt si<strong>ch</strong>er, dass die Oppositionsführerin an den geplanten Wahlen im 2010 ni<strong>ch</strong>t wird<br />

teilnehmen können.<br />

Aung San Suu Kyi war während dieser Jahre oft in Einzelhaft. Sie hat in dieser Zeit viele Bü<strong>ch</strong>er ges<strong>ch</strong>rieben,<br />

darunter Letters from <strong>Burma</strong> und The Voice of Hope. Es war ihr ni<strong>ch</strong>t erlaubt, ihren Ehemann und<br />

die zwei Söhne zu sehen. Im März 1999 erlitt sie einen grossen Verlust: Mi<strong>ch</strong>ael Aris starb an Krebs. Das<br />

Militärregime hatte ihr erlaubt, na<strong>ch</strong> Grossbritannien zu reisen, um ihren Mann ein letztes Mal zu sehen.<br />

Do<strong>ch</strong> sie lehnte das Angebot ab aus Angst, ans<strong>ch</strong>liessend ni<strong>ch</strong>t wieder ins Land einreisen zu dürfen. In<br />

früheren Jahren war es ihr no<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>, andere NLD-Mitglieder zu treffen und ausgewählte Diplomaten<br />

zu empfangen.<br />

InTernaTIOnaLe unTersTÜTZunG<br />

Aung San Suu Kyi ist eine der bekanntesten Ikonen im gewaltfreien Kampf für Freiheit. Sie hat unzählige<br />

internationale Preise gewonnen, u.a. den Friedensnobelpreis 1991, den Sakharov-Preis des Europäis<strong>ch</strong>en<br />

Parlaments sowie die Ehrenmedaille für Freiheit des Präsidenten der Vereinigten Staaten. 2006 wurde sie<br />

im Magazin New Statesman zur „Heldin unserer Zeit“ gewählt.<br />

Suu Kyi erhält international Unterstützung von vielen Regierungen, multilateralen Organisationen wie<br />

au<strong>ch</strong> von den Medien und der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft, die immer wieder die Freilassung Suu Kyis fordern. Au<strong>ch</strong><br />

diverse internationale Kampagnen wie die <strong>Burma</strong> Campaign UK und die US Campaign for <strong>Burma</strong> verlangen<br />

Suu Kyis Freilassung.<br />

aufruf zu sanktionen<br />

Die Bangkok Post zitierte Aung San Suu Kyi am 4. Juni 1989 als sie ausländis<strong>ch</strong>e Regierungen dazu aufforderte,<br />

<strong>Burma</strong> einen kompletten wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Boykott aufzuerlegen bis das Regime seinem Verspre<strong>ch</strong>en<br />

na<strong>ch</strong>kommen würde, freie Wahlen abzuhalten. Im Februar 2003 besu<strong>ch</strong>te die Friedensnobelpreisträgerin<br />

Jody Williams Aung San Suu Kyi und kam mit no<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong>eren Aussagen zurück: „Die Bots<strong>ch</strong>aft,<br />

die wir der Welt verkünden sollten, war klar und unmissverständli<strong>ch</strong>: Bitte isoliert das Militärregime und<br />

helft, dass es dazu gezwungen wird, in einen sinnvollen Dialog zu treten und in eine Demokratie überzugehen...“<br />

Im September 2009 sandte Suu Kyi Senior General Than Shwe einen Brief und s<strong>ch</strong>lug eine Zusammenarbeit<br />

mit dem SPDC vor in Bezug auf die Sanktionen, die <strong>Burma</strong> auferlegt worden sind. Es wird zähe<br />

Verhandlungen brau<strong>ch</strong>en, bis Suu Kyi oder der Westen si<strong>ch</strong> bereit erklären werden, die Sanktionen fallen<br />

4 THEMA BURMA SEITE 12


4<br />

zu lassen. Seit der brutalen Nieders<strong>ch</strong>lagung der Safranrevolution der buddhistis<strong>ch</strong>en Mön<strong>ch</strong>e 2007<br />

seitens der Junta sowie der ans<strong>ch</strong>liessenden Verhaftung und Verurteilung politis<strong>ch</strong>er Gefangener herrs<strong>ch</strong>t<br />

im Westen Konsens, dass die Sanktionen gegenüber <strong>Burma</strong> ni<strong>ch</strong>t effektiv sind.<br />

heLDIn ODer nI<strong>ch</strong>T?<br />

Für die meisten BurmesInnen ist und bleibt Aung San Suu Kyi die grösste und viellei<strong>ch</strong>t einzige Hoffnung,<br />

dass die Unterdrückung dur<strong>ch</strong> das Militärregime irgendwann zu einem Ende kommen wird. Suu Kyi hat oft<br />

betont, dass die Gefangens<strong>ch</strong>aft sie no<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>iedener dazu treibt, den Rest ihres Lebens einzusetzen,<br />

um die Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsbürgerinnen und -bürger <strong>Burma</strong>s zu vertreten. Sie ruft die Mens<strong>ch</strong>en auf der Welt<br />

regelmässig dazu auf, den Kampf für Freiheit in <strong>Burma</strong> zu unterstützen, indem sie die Leute bittet, „die<br />

eigene Freiheit für die Förderung der Freiheit in <strong>Burma</strong> zu benützen“. Es gibt aber au<strong>ch</strong> kritis<strong>ch</strong>e Stimmen,<br />

z.T. sogar seitens ehemaliger Mitglieder der National League for Democracy. Sie werfen Suu Kyi vor,<br />

keine Kompromisse einzugehen und zu fest an ihren Prinzipien festzuhalten. Sie beziehen si<strong>ch</strong> dabei auf<br />

1993, als die Junta eine Zusammenkunft organisierte, um eine neue Konstitution zu verfassen. Suu Kyi<br />

liess ihre Partei ni<strong>ch</strong>t daran teilnehmen, womit sie in der Meinung einiger Parteimitglieder die Mögli<strong>ch</strong>keit<br />

vereitelte, das Dokument zu beeinflussen. Einige der Kritiker finden au<strong>ch</strong>, dass ihre Strategie ni<strong>ch</strong>ts<br />

errei<strong>ch</strong>t, sondern im Gegenteil das Leben vieler AnhängerInnen zerstört hat. Sie sei zu sehr zu einer Einfraushow<br />

verkommen und die NLD mittlerweile unwillig oder unfähig, ohne sie Ents<strong>ch</strong>eidungen zu treffen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 13


DIsKussIOnsThemen Zur FreIDensnOBeLPreIsTrÄGerIn<br />

aunG san suu KYI<br />

4<br />

• Kennst du andere berühmte Gefangene? Oder sol<strong>ch</strong>e, die unter Hausarrest standen oder im Gefängnis<br />

waren?<br />

• Was ist der Friedensnobelpreis? Kennst du weitere Namen von Friedensnobelpreisträgerinnen oder<br />

-trägern?<br />

• Für wel<strong>ch</strong>e anderen guten Zwecke setzen si<strong>ch</strong> Prominente ein? Denkst du, dass der Einsatz von Prominenten<br />

der Sa<strong>ch</strong>e dienli<strong>ch</strong> ist?<br />

QueLLen<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/1950505.stmwww.burmacampaign.org.uk/aboutburma/aung_<br />

san_suu_kyi.htm<br />

www.wikipedia.org/wiki/Aung_San_Suu_Kyi<br />

http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/asia/article6867787.ece<br />

http://www.irrawaddy.org/article.php?art_id=8920<br />

WeITere InFOrmaTIOnen<br />

www.burmacampaign.org.uk<br />

http://nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1991/kyi-bio.html<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/in_pictures/3004106.stm<br />

www.actionburma.com/<br />

www.economist.com/agenda/displaystory.cfm?story_id=9248223<br />

http://www.burmanet.org/news/2007/05/07/voice-of-america-doctors-say-aung-san-suu-kyi-in-goodhealth/<br />

4 THEMA BURMA SEITE 14


GeOGraPhIe<br />

Die se<strong>ch</strong>s asiatis<strong>ch</strong>en Regionen<br />

asIen<br />

4<br />

Asien ist der grösste Kontinent mit den meisten Einwohnerinnen und Einwohnern. Mit einer Flä<strong>ch</strong>e von<br />

44’413 000 km2 ma<strong>ch</strong>t er beinahe ein Drittel der gesamten Landmasse der Erde aus.<br />

Der grösste Teil der Landmasse Asiens ist auf der Nordhalbkugel. Das Klima wird beeinflusst von der<br />

Lage und der Grösse des Kontinents sowie von den anliegenden Ozeanen und den Eigenheiten der Oberflä<strong>ch</strong>e.<br />

Der Grossteil der Region besitzt ein kontinentales Klima mit deutli<strong>ch</strong>en Temperaturunters<strong>ch</strong>ieden<br />

zwis<strong>ch</strong>en Sommer und Winter. Trockenes, heisses Klima dominiert Zentral- und Südwestasien, während<br />

Süd- und Südostasien typis<strong>ch</strong>e Monsunklimen besitzen mit heftigen Regenfällen und häufigen Zyklonen.<br />

62.7% der Weltbevölkerung leben in Asien und spre<strong>ch</strong>en 2165 der 6700 auf der Welt vorkommenden<br />

Spra<strong>ch</strong>en. Mandarin Chinesis<strong>ch</strong> wird von 875 Millionen Mens<strong>ch</strong>en gespro<strong>ch</strong>en, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in<br />

China leben, und ist die meist verwendete Spra<strong>ch</strong>e der Welt.<br />

sÜDOsTasIen<br />

Asien ist unterteilt in se<strong>ch</strong>s Regionen: Nord-, West-, Zentral-, Süd-, Ost- und Südostasien. Südostasien<br />

ist das Gebiet südli<strong>ch</strong> von China, östli<strong>ch</strong> von Indien und nördli<strong>ch</strong> von Australien. In dieser Region stossen<br />

zwei tektonis<strong>ch</strong>e Platten aneinander mit starken seismis<strong>ch</strong>en und vulkanis<strong>ch</strong>en Aktivitäten.<br />

Südostasien kann no<strong>ch</strong>mals in zwei Regionen unterteilt werden: das asiatis<strong>ch</strong>e Festland, das aus Kambods<strong>ch</strong>a,<br />

Laos, Teilen Malaysias, <strong>Burma</strong>, Singapur, Thailand und Vietnam besteht sowie der Südostasiatis<strong>ch</strong>e<br />

Ar<strong>ch</strong>ipel, der aus Brunei, Ost-Timor, Indonesien, Malaysia und den Philippinen besteht.<br />

Das vorwiegen buddhistis<strong>ch</strong>e Festland wird hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von Tai und austroasiatis<strong>ch</strong>en Völkern bewohnt.<br />

Auf dem Ar<strong>ch</strong>ipel dagegen leben vor allem austronesis<strong>ch</strong>e Völkern und der Islam ist, gefolgt vom<br />

Christentum, die Hauptreligion.<br />

Südostasien umfasst eine Flä<strong>ch</strong>e von ungefähr 4’000’000km2. 2009 lebten ungefähr 583 Millionen Mens<strong>ch</strong>en<br />

in der Region, mehr als ein Fünftel von ihnen auf der indonesis<strong>ch</strong>en Insel Java (130 Millionen), der<br />

di<strong>ch</strong>t bevölkertsten Insel der Welt.<br />

<strong>Burma</strong><br />

<strong>Burma</strong> besitzt eine Gesamtflä<strong>ch</strong>e von 676’578km2, von denen 3.06% von Wasser bedeckt sind. <strong>Burma</strong><br />

ist na<strong>ch</strong> Indonesien das zweitgrösste Land Südostasiens. Es grenzt an Thailand, Laos, China, Indien und<br />

Banglades<strong>ch</strong> und hat einen no<strong>ch</strong> unberührten Küstenstri<strong>ch</strong> von ca. 2‘500 km mit mehr als 1‘000 Inseln.<br />

Es liegt zwis<strong>ch</strong>en dem zehnten und 28sten Breitengrad, mit dem grössten Teil der Flä<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en dem<br />

Nördli<strong>ch</strong>en Wendekreis und dem Äquator.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 15


Divisionen und Staaten <strong>Burma</strong>s<br />

DIVIsIOnen unD sTaaTen<br />

4<br />

<strong>Burma</strong> ist unterteilt in 14 Verwaltungsbezirke, die sieben Staaten (pyi-ne) und sieben Divisionen (tyne)<br />

umfassen. Die Namen der Divisionen sind bis auf zwei Ausnahmen dieselben wie deren Hauptstädte.<br />

Es gibt ein ethnis<strong>ch</strong>es Merkmal bezügli<strong>ch</strong> Unterteilung: in den Divisionen leben mehrheitli<strong>ch</strong> Bumanen,<br />

während die Staaten vor allem von ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten bewohnt werden.<br />

Die Division Ayeywarwady/Irrawaddy hat am meisten EinwohnerInnen, während die Division Rangun<br />

die am di<strong>ch</strong>testen bevölkerte ist. Die kleinste Bevölkerung hat der Kayah-Staat aufzuweisen. Bezügli<strong>ch</strong><br />

Landflä<strong>ch</strong>e ist der Shanstaat am grössten und die Division Rangun die kleinste.<br />

Die Staaten und Divisionen sind in Bezirke (kayaing) aufgeteilt, die wiederum in Gemeinden aufgesplittert<br />

sind, die aus Städten und Dörfern bestehen.<br />

Divisionen<br />

• Division Ayeyarwady<br />

• Division Bago<br />

• Division Magway<br />

• Division Mandalay<br />

• Division Sagaing<br />

• Division Tanintharyi<br />

• Division Yangon<br />

staaten<br />

• Chinstaat<br />

• Ka<strong>ch</strong>instaat<br />

• Kaarenstaat<br />

• Karennistaat<br />

• Monstaat<br />

• Arakanstaat<br />

DIe GrÖssTen sTÄDTe<br />

rangun<br />

Rangun, von der Junta Yangoon genannt, ist die grösste Stadt und frühere Hauptstadt <strong>Burma</strong>s. Obwohl<br />

die Militärregierung die Hauptstadt im März 2006 offiziell na<strong>ch</strong> Naypyidaw verlegt hat, bleibt Rangun mit<br />

vier Millionen EinwohnerInnen die grösste Stadt und das wi<strong>ch</strong>tigste Handelszentrum.<br />

Ranguns Infrastruktur ist ziemli<strong>ch</strong> unterentwickelt im Verglei<strong>ch</strong> zu derjenigen anderer grösserer Städte<br />

in Südostasien. Keine Stadt in Südostasien hat hingegen so viele Gebäude im Kolonialstil wie Rangun.<br />

Es sind zwar in der Innenstadt einige Ho<strong>ch</strong>häuser mit Wohnungen oder als Bürogebäude entstanden<br />

und au<strong>ch</strong> instand gehalten worden in den letzten zwei Dekaden, die meisten Vororte sind jedo<strong>ch</strong> sehr<br />

arm. Rangun ist <strong>Burma</strong>s Hauptknotenpunkt für internationale sowie Inlandtransporte per Luft, Zug oder<br />

Strasse.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 16


4<br />

mandalay<br />

Mandalay ist die zweitgrösste Stadt <strong>Burma</strong>s und war die letzte königli<strong>ch</strong>e Hauptstadt. Es liegt 716 km<br />

nördli<strong>ch</strong> von Rangun am Ostufer des Irrawaddys. Die Stadt hat eine Bevölkerung von beinahe einer<br />

Million.<br />

Mandalay ist das wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zentrum für Nordburma und wird als Zentrum für burmesis<strong>ch</strong>e Kultur betra<strong>ch</strong>tet.<br />

Ein kontinuierli<strong>ch</strong>e Einwanderungswelle <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>er Migranten, meist aus der Provinz Yunnan,<br />

über die letzten zwanzig Jahre hat sowohl das Stadtbild als au<strong>ch</strong> das wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Dynamik geprägt.<br />

Trotz der neuen Hauptstadt Naypyidaw bleibt Mandalay das Ausbildungs- und Gesundheitszentrum für<br />

das nördli<strong>ch</strong>e <strong>Burma</strong>.<br />

KLIma<br />

<strong>Burma</strong> liegt in der Monsunregion Asiens und hat drei Saisons: eine kalte von November bis Februar, eine<br />

heisse von April bis Mai und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Regensaison von Juni bis Oktober.<br />

Die Sommer in den tiefen Regionen sind wolkig, regneris<strong>ch</strong>, heiss und feu<strong>ch</strong>t, während die Winterzeit<br />

mild ist mit tieferer Luftfeu<strong>ch</strong>tigkeit und kaum Regen.<br />

In den höher gelegenen Gebieten variiert das Klima abhängig von der Höhe: subtropis<strong>ch</strong>es Klima bis<br />

2’500m, gemässigtes Klima bis 3’000m, kaltes alpines Klima bis 3,500m und darüber kaltes, hars<strong>ch</strong>es<br />

Tundra- oder arktis<strong>ch</strong>es Klima.<br />

Die Temperaturunters<strong>ch</strong>iede sind massiv: Die Nordregionen des Landes sind die kältesten mit einer<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittstemperatur von 21°C. Entlang der Küste und in den Deltaregionen liegen die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />

Temperaturen bei 32°C.<br />

TerraIn/FLOra<br />

Das Terrain <strong>Burma</strong>s weist alles auf von tropis<strong>ch</strong>en Regenwäldern im Süden bis zu den Ausläufern Himalaya<br />

im Norden. Im Ka<strong>ch</strong>instaat im Norden des Landes liegt der Hkakabo Razi, mit 5881m der hö<strong>ch</strong>ste Berg.<br />

Mit 2‘000 km ist der Irrawaddy der längste Fluss <strong>Burma</strong>s und der wi<strong>ch</strong>tigste S<strong>ch</strong>ifffahrtsweg des Landes. Der<br />

Salween fliesst dur<strong>ch</strong> <strong>Burma</strong> und weiter na<strong>ch</strong> Thailand. Der Mekong ist der dreizehntlängste Fluss der Welt<br />

und der zehntgrösste in Bezug auf die Wassermenge, die er transportiert. Au<strong>ch</strong> er fliesst dur<strong>ch</strong> <strong>Burma</strong>.<br />

49% <strong>Burma</strong>s ist mit Wald bedeckt, und zwar sowohl mit di<strong>ch</strong>tem tropis<strong>ch</strong>en Regenwald als au<strong>ch</strong> mit<br />

wertvollem Teakwald im Süden des Landes. In den höher gelegenen Gebieten im Norden sind Ei<strong>ch</strong>en,<br />

Föhren und vers<strong>ch</strong>iedene Sorten Rhododendron vorherrs<strong>ch</strong>end. Zentralburmas Ebenen sind sehr fru<strong>ch</strong>tbar:<br />

Der grösste Teil des Reises wird dort produziert. Das Land entlang der Küste bringt jede Menge tropis<strong>ch</strong>er<br />

Frü<strong>ch</strong>te hervor, während die Vegetation in den trockenen Regionen im Zentrum sehr karg ist.<br />

Fauna<br />

Typis<strong>ch</strong>e Ds<strong>ch</strong>ungeltiere, v.a. Tiger und Leoparden sind weit verbreitet in <strong>Burma</strong>. In Nordburma gibt es<br />

Nashörner, wilde Büffel, Wilds<strong>ch</strong>weine, Hirs<strong>ch</strong>e, Antilopen und Elefanten, die gefangen und gezähmt<br />

oder gezü<strong>ch</strong>tet werden, um als Arbeitstiere zu dienen, v.a. in der Holzindustrie. Au<strong>ch</strong> kleinere Tiere gibt<br />

4 THEMA BURMA SEITE 17


4<br />

es unzählige, von Gibbons und Affen über fliegende Fü<strong>ch</strong>se zu Tapiren. Die Anzahl Vogelarten ist mit über<br />

800 vers<strong>ch</strong>iedenen Spezies bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, inklusive Papageien und Reiher. Unter den Reptilien finden si<strong>ch</strong><br />

Krokodile, Geckos, Kobras, Pythons und S<strong>ch</strong>ildkröten. Hunderte Arten Fis<strong>ch</strong>e sind im Übermass zu finden<br />

und dienen als wi<strong>ch</strong>tige Nahrungsquelle.<br />

naTÜrLI<strong>ch</strong>e ressOurcen<br />

<strong>Burma</strong> ist ein ressourcenrei<strong>ch</strong>es Land mit einem starken landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Fundament. Es verfügt über<br />

riesige Vorräte an Holz, Erdgas und Fis<strong>ch</strong>en und ist eine der Hauptquellen von Edelsteinen und Jade.<br />

Andere erwähnenswerte natürli<strong>ch</strong>e Ressourcen sind Zink, Kupfer, Blei, Kohle, Zinn, Kalk, Wasserkraft und<br />

Erdöl.<br />

Trotz dieser Fülle an natürli<strong>ch</strong>en Ressourcen ist die Mehrheit der Bevölkerung völlig verarmt. Das Land<br />

wurde von der Junta über die letzten Jahrzehnte hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Bodens<strong>ch</strong>ätze ausgebeutet. Einerseits dienten<br />

die Mittel dazu, das persönli<strong>ch</strong>e Vermögen der Militäroffiziere zu vergrössern, sowie au<strong>ch</strong> die grösste<br />

stehende Arme Asiens auszurüsten.<br />

naTurKaTaTrOPhen<br />

Ein Bild der Verwüstung<br />

Dürre ist die beständigste Bedrohung für das Land. Zyklone beeinträ<strong>ch</strong>tigen drei Bezirke und haben einerseits<br />

einen riesigen Einfluss auf das BIP des ganzen Landes, andererseits führen sie zu vielen Todesfällen.<br />

Es leben ungefähr 2,5 Millionen Mens<strong>ch</strong>en in Gebieten, die weniger als zwei Kilometer von der Küste<br />

entlang liegen. Dort wird au<strong>ch</strong> rege Landwirts<strong>ch</strong>aft betrieben. Erdbeben und Übers<strong>ch</strong>wemmungen beeinträ<strong>ch</strong>tigen<br />

die zentralen und westli<strong>ch</strong>en Regionen. Au<strong>ch</strong> Erdruts<strong>ch</strong>e kommen im Westen häufig vor.<br />

Zyklon nargis<br />

In der ersten Maiwo<strong>ch</strong>e 2008 verwüstete der Zyklon Nargis mit Winden von bis zu 190km/h das Irrawad-<br />

4 THEMA BURMA SEITE 18


Der Salween<br />

4<br />

dy-Delta im Süden <strong>Burma</strong>s. Die BewohnerInnen konnten ni<strong>ch</strong>t fliehen. Es wird ges<strong>ch</strong>ätzt, dass mindestens<br />

146’000 Personen den Tod fanden, während 2,4 Millionen Mens<strong>ch</strong>en in 37 Städten obda<strong>ch</strong>los wurden.<br />

Der S<strong>ch</strong>aden wird auf über 10 Milliarden USD beziffert. Es handelte si<strong>ch</strong> dabei um den zerstöreris<strong>ch</strong>sten<br />

Zyklon sowie die s<strong>ch</strong>limmste Naturkatastrophe in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>Burma</strong>s.<br />

aKTueLLe umWeLTPrOBLeme<br />

49% der Landflä<strong>ch</strong>e <strong>Burma</strong>s ist mit Regenwald bedeckt. <strong>Burma</strong>s langsames wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Wa<strong>ch</strong>stum<br />

hat viel zum Erhalt der Umwelt und des Ökosystems beigetragen. Die Dinge ändern si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> rasant.<br />

Unkontrollierte Abholzung befindet si<strong>ch</strong> auf dem Rekordniveau von 1,4% pro Jahr – eine der hö<strong>ch</strong>sten Raten<br />

der Welt. Weitere beträ<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Umweltprobleme sind die industrielle Vers<strong>ch</strong>mutzung von Luft, Boden<br />

und Wasser wie au<strong>ch</strong> inadäquate Handhabung von sanitären Anlagen und Wasservorräten.<br />

erdgasvorkommnisse<br />

Über die letzten Jahre wurde entlang der westli<strong>ch</strong>en Küste <strong>Burma</strong>s ein massives Erdgasdepot entdeckt.<br />

Vermutli<strong>ch</strong> könnten die grössten Erdgasvorkommnisse in Südostasien der Junta bis zu 3 Milliarden USD<br />

jährli<strong>ch</strong> einbringen. Ein Plan, das Gas an die Oberflä<strong>ch</strong>e zu befördern, wurde vom Shwe Gas Entwicklungsprojekt<br />

entworfen, das eng mit Partnern aus Indien und Südkorea zusammenarbeitet. Mögli<strong>ch</strong>e<br />

Pipeline-Routen na<strong>ch</strong> Indien gehen dur<strong>ch</strong> die Chin- und Arkanstaaten in Westburma, Banglades<strong>ch</strong> und die<br />

nordöstli<strong>ch</strong>en Regionen Indiens.<br />

Die einheimis<strong>ch</strong>e Bevölkerung, auf deren Land die Pipelines gebaut werden sollen, wurde nie in die<br />

Planung mit einbezogen und wehrt si<strong>ch</strong> vehement gegen die Pläne. <strong>Burma</strong>s zensurierte Medien haben nie<br />

au<strong>ch</strong> nur grundlegende Informationen über das Projekt veröffentli<strong>ch</strong>t und es wurde nie eine Prüfung der<br />

Auswirkungen auf Bevölkerung und Umwelt vorgenommen.<br />

Der Fluss salween<br />

Der Salween ist der längste ungestaute Fluss auf dem südostasiatis<strong>ch</strong>en Festland. Momentan sind jedo<strong>ch</strong><br />

in <strong>Burma</strong> fünf Dämme im Bau oder in Planung. Vier werden Elektrizität na<strong>ch</strong> Thailand exportieren, einer<br />

na<strong>ch</strong> China. Die geplanten Dämme liegen alle in Bürgerkriegsgebieten. Seit Beginn der Projektvorbereitungen<br />

ist in der Nähe der Dammbaustellen eine Zunahme an Militärpräsenz zu verzei<strong>ch</strong>nen, die zu<br />

vermehrten Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>en gegenüber der einheimis<strong>ch</strong>en Bevölkerung führt. Ethnis<strong>ch</strong>e<br />

Minderheiten werden ni<strong>ch</strong>t nur systematis<strong>ch</strong> vertrieben, sondern au<strong>ch</strong> ausgeraubt, gefoltert, vergewaltigt<br />

oder umgebra<strong>ch</strong>t.<br />

Au<strong>ch</strong> hier wurde die Bevölkerung in keiner Weise in die Planung einbezogen. Wenn die Dämme einmal<br />

stehen, wird das Flutwasser laufend viele der bena<strong>ch</strong>barten Gemeinden vertreiben.<br />

Die Salween-Dämme passen in die Strategie von <strong>Burma</strong>s Militärregierung, mit “Entwicklungsprojekten”<br />

Profit zu s<strong>ch</strong>lagen und in Zusammenarbeit mit den Na<strong>ch</strong>barländern Widerstandsbewegungen ethnis<strong>ch</strong>er<br />

Minderheiten zu unterdrücken und die Bodens<strong>ch</strong>ätze in deren Gebieten auszubeuten. Das Regime missbrau<strong>ch</strong>t<br />

dabei die “Entwicklung” als Vorwand für seine Unterdrückung und Militärisierung der Gebiete,<br />

die unter der Kontrolle ethnis<strong>ch</strong>er Minderheiten sind. Die Öffentli<strong>ch</strong>keit sowohl im eigenen Land wie au<strong>ch</strong><br />

im Ausland wird dabei irregeführt, und die eigentli<strong>ch</strong>en Ursa<strong>ch</strong>en des Bürgerkriegs vertus<strong>ch</strong>t.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 19


DIssKussIOnsThemen GeOGraFIe<br />

• Was gibt es beim Bau eines Dammes für Folgen für Umwelt und Bevölkerung?<br />

• Wel<strong>ch</strong>e Folgen verursa<strong>ch</strong>en Abholzung für Umwelt und Bevölkerung?<br />

• Wel<strong>ch</strong>e Mögli<strong>ch</strong>keiten gibt es den Abbau von Rohstoffen so zu betrieben, damit es ökologis<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong>haltig und ökonomis<strong>ch</strong> gere<strong>ch</strong>t für die Bevölkerung des Landes ist?<br />

QueLLen<br />

www.goldenlandpages.com/hotspots/myitky.htm<br />

www.erdkunde-wissen.de/erdkunde/kontinent/asien/index.html<br />

www.interpares.ca/en/publications/bulletins/html/bul-june_2005/page2.php<br />

www.workmall.com/wfb2001/burma/burma_geography.html<br />

http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/5086056.stm<br />

www.state.gov/r/pa/ei/bgn/35910.htm<br />

www.wikipedia.org/wiki/Geography_of_Myanmar<br />

www.wikipedia.org/wiki/<strong>Burma</strong>#Administrative_divisions<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Southeast_Asia<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Cyclone_Nargis<br />

http://www.internationalrivers.org/en/southeast-asia/burma/salween-dams<br />

Bilder:<br />

www.spiegel.de/img/0,1020,708641,00.jpg,<br />

www.burmaexpeditions.com/map_burma.htm<br />

WeITere InFOrmaTIOnen<br />

4<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/6468451.stm; http://www.burmanet.org/news/2007/05/08/<br />

mizzima-news-salween-dams-price-to-be-paid-by-half-a-million-locals-mypo-mungpi/<br />

www.interpares.ca/en/publications/bulletins/html/bul-june_2005/page2.php<br />

4 THEMA BURMA SEITE 20


Ein Konbaung-König<br />

Ges<strong>ch</strong>I<strong>ch</strong>Te<br />

PrÄhIsTOrIs<strong>ch</strong>e VÖLKerWanDerunGen<br />

4<br />

<strong>Burma</strong>s Urges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te beginnt mit den Einwanderungen dreier Volksgruppen in das Land: Die Ersten waren<br />

die Mon aus dem heutigen Kambods<strong>ch</strong>a, gefolgt von den mongolis<strong>ch</strong>en <strong>Burma</strong>nen aus dem östli<strong>ch</strong>en<br />

Himalaja und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> den Thai Stämmen aus Nordthailand.<br />

Pagan-Dynastie 1044-1287<br />

Die erste Vereinigung der burmesis<strong>ch</strong>en Völker fand 1044 statt mit der Gründung der Pagan-Dynastie.<br />

Diese Ära wird in der burmesis<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Denktradition und Ar<strong>ch</strong>itektur als Goldenes Zeitalter<br />

bezei<strong>ch</strong>net. Während dieser Zeit kam der Theravada Buddhismus na<strong>ch</strong> <strong>Burma</strong>. Zudem bauten die Pagan-<br />

Könige eine riesige Stadt mit tausenden von Pagoden und Klöster entlang des Flusses Irrawaddy. Die<br />

Pagan-Dynastie dauerte bis 1287, als die Stadt bei einer Invasion der Mongolen zerstört wurde. Fürsten<br />

des Volks der Shan übernahmen die Ma<strong>ch</strong>t im entstandenen politis<strong>ch</strong>en Vakuum.<br />

Toungoo-Dynastie 1486-1752<br />

1486 gelang es der Toungoo-Dynastie, no<strong>ch</strong>mals ein grossflä<strong>ch</strong>iges multi-ethnis<strong>ch</strong>es Königrei<strong>ch</strong> unter<br />

burmanis<strong>ch</strong>er Herrs<strong>ch</strong>aft zu vereinen. Diese Dynastie hat wenig kulturelles Erbe hinterlassen, hat aber<br />

das Königrei<strong>ch</strong> um das Rei<strong>ch</strong> der Shan erweitert. Interne Ma<strong>ch</strong>tkämpfe und die Kosten für die lang anhaltenden<br />

Kriegshandlungen führten s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zum Fall der Toungoo im Jahre 1752.<br />

Konbaung-Dynastie 1752-1824<br />

Die letzte burmanis<strong>ch</strong>e Königsdynastie, die Konbaung-Dynastie, wurde 1752 begründet. Wie die Toungoo-<br />

Könige konzentrierten si<strong>ch</strong> die Konbaung-Herrs<strong>ch</strong>er auf Kriegsführung und Eroberungen. Kriege wurden<br />

geführt gegen die Mon und Arkanesen sowie gegen die Siamesen. Die Burmesen eroberten 1767 die<br />

Ayuthaya, die Hauptstadt des siamesis<strong>ch</strong>en Rei<strong>ch</strong>es, und zwangen damit die Siamesen, ihre Hauptstadt<br />

na<strong>ch</strong> Bangkok zu verlegen. Die Dynastie ging zu Ende, als die Briten 1824 die Ma<strong>ch</strong>t in <strong>Burma</strong> übernahmen.<br />

BrITIs<strong>ch</strong>e KOLOnIsaTIOn 1824-1948<br />

Die Briten begannen die Eroberung <strong>Burma</strong>s 1824 und erweiterten ihr Herrs<strong>ch</strong>aftsgebiet mit drei verheerenden<br />

Kriegen, die sie in den Jahren 1824, 1852 und 1883 führten. Na<strong>ch</strong> dem dritten Kriegen besassen<br />

die Briten die vollständige Kontrolle über <strong>Burma</strong> und gliederten es Indien als eine Provinz von Britis<strong>ch</strong>-<br />

Indien an. Die traditionelle burmesis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft sah si<strong>ch</strong> aufgrund des Niedergangs der Monar<strong>ch</strong>ie<br />

sowie der Trennung von Religion und Staat drastis<strong>ch</strong>en Veränderungen ausgesetzt. Au<strong>ch</strong> der ökonomis<strong>ch</strong>e<br />

Charakter der Gesells<strong>ch</strong>aft änderte si<strong>ch</strong> massiv: Na<strong>ch</strong> der Öffnung des Suez-Kanals stieg die Na<strong>ch</strong>frage<br />

für burmesis<strong>ch</strong>en Reis und weite Flä<strong>ch</strong>en Land wurden für dessen Kultivierung eingesetzt. Um jedo<strong>ch</strong> diese<br />

Gebiete für den Reisanbau herzuri<strong>ch</strong>ten, mussten die Bauern zu hohen Zinsen Geld von indis<strong>ch</strong>en Geldverleihern<br />

borgen. Viele von ihnen verloren dabei ihr Land und ihre Lebensgrundlagen. Die burmesis<strong>ch</strong>e<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft wu<strong>ch</strong>s zwar, Ma<strong>ch</strong>t und Rei<strong>ch</strong>tum blieben jedo<strong>ch</strong> in der Hand weniger britis<strong>ch</strong>er Firmen sowie<br />

Migranten aus Indien. Die öffentli<strong>ch</strong>e Verwaltung lag hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> in der Obhut von Indern und au<strong>ch</strong> vom<br />

Militärdienst waren die Burmesen fast gänzli<strong>ch</strong> ausges<strong>ch</strong>lossen. Obwohl das Land immer erfolgrei<strong>ch</strong>er<br />

wurde, gelang es der einheimis<strong>ch</strong>en Bevölkerung ni<strong>ch</strong>t, vom Wa<strong>ch</strong>stum zu profitieren.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 21


aung san: Der “Vater der burmesis<strong>ch</strong>en<br />

Unabhängigkeit” spielte<br />

eine zentrale Rolle auf <strong>Burma</strong>s<br />

Weg in die Unabhängigkeit; Vater<br />

von Aung San Suu Kyi.<br />

unaBhÄnGIGKeITsBeWeGunG<br />

4<br />

Ende 19. Jahrhundert bildete si<strong>ch</strong> die burmesis<strong>ch</strong>e Unabhängigkeitsbewegung und wurde immer mä<strong>ch</strong>tiger.<br />

Ähnli<strong>ch</strong> wie in vielen anderen kolonialisierten Ländern fanden zu dieser Zeit erste Aufstände gegen<br />

die britis<strong>ch</strong>e Besetzung statt.<br />

Aung San 1920 fand der erste Studentenstreik in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>Burma</strong>s statt. Der Protest ri<strong>ch</strong>tete si<strong>ch</strong><br />

gegen ein neues Universitätsgesetz, von dem in den Augen der Studenten nur die Elite profitieren und<br />

das zudem die Kolonialherrs<strong>ch</strong>aft aufre<strong>ch</strong>terhalten würde. Im ganzen Land wurden als Protest gegen das<br />

koloniale Erziehungssystem so genannte Nationale S<strong>ch</strong>ulen gegründet. Dem Streik wird als National Day<br />

(Nationaltag) gedenkt.<br />

Der zweite Studentenstreik wurde dur<strong>ch</strong> den Auss<strong>ch</strong>luss Aung Sans und U Nus, der Anführer/Vorsitzende<br />

der Rangoon University Students Union, von der Universität hervorgerufen. Die beiden hatten si<strong>ch</strong> geweigert,<br />

den Namen des Autors eines verni<strong>ch</strong>tenden Artikels in ihrer Universitätszeitung bekannt zu geben, in<br />

dem ein hoher Universitätsfunktionär s<strong>ch</strong>arf angegriffen worden war.<br />

Die Briten spalteten <strong>Burma</strong> 1937 von Indien ab und gewährten der Kolonie eine neue Konstitution die<br />

eine demokratis<strong>ch</strong> gewählte Versammlung garantierte. Dieser S<strong>ch</strong>ritt führte zu Uneinigkeiten unter den<br />

Burmesen: Einige glaubten, es handle si<strong>ch</strong> dabei um eine List, um die Burmesen von weiteren indis<strong>ch</strong>en<br />

Reformen auszus<strong>ch</strong>liessen. Andere sahen in jeder Massnahme, die <strong>Burma</strong> aus der Kontrolle Indiens<br />

bra<strong>ch</strong>te, eine positive Entwicklung.<br />

Eine Welle von Streiks und Protesten, die 1938 in Zentralburma startete, entwickelte si<strong>ch</strong> zu einem Generalstreik<br />

mit weit rei<strong>ch</strong>enden Konsequenzen. In Rangun wurden Studenten von der berittenen britis<strong>ch</strong>en<br />

Polizei mit S<strong>ch</strong>lagstöcken angegriffen, na<strong>ch</strong>dem sie einen Streikposten beim Kolonialregierungssitz<br />

eingeri<strong>ch</strong>tet hatten. In Mandalay s<strong>ch</strong>oss die Polizei in eine von buddhistis<strong>ch</strong>en Mön<strong>ch</strong>en angeführte<br />

protestierende Menge und tötete dabei etli<strong>ch</strong>e Personen.<br />

BrITen WerDen aus <strong>Burma</strong> VerTrIeBen<br />

<strong>Burma</strong> wurde während dem Zweiten Weltkrieg im Ans<strong>ch</strong>luss an die Öffnung der “<strong>Burma</strong> Road” strategis<strong>ch</strong><br />

wi<strong>ch</strong>tig, um die <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Truppen mit Na<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ub zu versorgen. Diese versu<strong>ch</strong>ten, die japanis<strong>ch</strong>en<br />

Eindringlinge zurückzudrängen. 1940 verliess Aung San <strong>Burma</strong> heimli<strong>ch</strong> zusammen mit 30 Mitgliedern<br />

seiner Bewegung, die später als “die dreissig Kameraden” bekannt wurden, um von den Japanern<br />

in der Kunst der Guerilla-Kriegsführung unterri<strong>ch</strong>tet zu werden. Im Dezember 1941 nahmen die Japaner<br />

<strong>Burma</strong> ein, wobei sie von der Burmese Liberation Army unter der Führung von Aung San unterstützt wurden.<br />

Während der japanis<strong>ch</strong>en Besetzung traten viele <strong>Burma</strong>nen der Befreiungsbewegung bei, während<br />

viele ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten den Alliierten treu blieben. Diese Uneinigkeit zwis<strong>ch</strong>en den ethnis<strong>ch</strong>en<br />

Gruppen war mit ein Grund für die Spannungen unter den vers<strong>ch</strong>iedenen Ethnien in <strong>Burma</strong>, die no<strong>ch</strong> heute<br />

zu sehen sind. Aung San wurde s<strong>ch</strong>nell klar, dass die Japaner keine wirkli<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>ten hatten, dem<br />

Land Unabhängigkeit zu gewähren. In 1945 we<strong>ch</strong>selten Aung San und seine ungefähr 10’000 Mann starke<br />

Armee die Fronten und halfen den Alliierten, die Japaner zu vertreiben. Na<strong>ch</strong> dem Krieg verlangten die<br />

Burmesen unter der Führung von General Aung San vollständige politis<strong>ch</strong>e und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Unabhängigkeit<br />

von Grossbritannien.<br />

Die Grenzstaaten realisierten, dass <strong>Burma</strong> bald unabhängig von den Briten sein würde und sie selbst Gefahr<br />

liefen, unter britis<strong>ch</strong>er Führung zu bleiben, da die Bergregionen als rückständig und no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bereit<br />

4 THEMA BURMA SEITE 22


union of <strong>Burma</strong>: Der offizielle<br />

Name <strong>Burma</strong>s na<strong>ch</strong> Erlangen<br />

der Unabhängigkeit 1948. 1974 in<br />

Social Republic of the Union of<br />

<strong>Burma</strong>, 1988 in Union of <strong>Burma</strong><br />

und 1989 in Union of Myanmar<br />

geändert.<br />

u nu: Der erste Premierminister<br />

des unabhängigen <strong>Burma</strong>s, von<br />

1948 bis 1962. In Haft von 1962 bis<br />

1966 und unter Hausarrest von 1989<br />

bis 1992.<br />

4<br />

für die Unabhängigkeit galten. So beteiligten si<strong>ch</strong> die Vertreter der Shan, Ka<strong>ch</strong>in, Chin und Karen in einer<br />

Reihe von Verhandlungen, um ihre Zukunft zu diskutieren.<br />

Ein erster Dur<strong>ch</strong>bru<strong>ch</strong> wurde errei<strong>ch</strong>t, als zwis<strong>ch</strong>en den Anführern der Shan, Ka<strong>ch</strong>in und Chin sowie<br />

Aung San als Führer des Governor‘s Executive Council am 12. Februar 1947 ein Abkommen unterzei<strong>ch</strong>net<br />

wurde. Dieses ging als Panglong Agreement in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ein. 23 Unterzei<strong>ch</strong>nende zeigten ihre Bereits<strong>ch</strong>aft,<br />

mit der interimistis<strong>ch</strong>en burmesis<strong>ch</strong>en Regierung zusammenzuarbeiten und stimmten grundsätzli<strong>ch</strong><br />

der Bildung der Union of <strong>Burma</strong> zu, um die angestrebte Unabhängigkeit errei<strong>ch</strong>en zu können. Das<br />

Abkommen wies jedo<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> einige Mängel auf: Es handelte si<strong>ch</strong> um eine Absi<strong>ch</strong>tserklärung, die no<strong>ch</strong><br />

hätte ausgearbeitet und in politis<strong>ch</strong>e Massnahmen umgesetzt werden müssen.<br />

Au<strong>ch</strong> fehlten einige ethnis<strong>ch</strong>e Gruppen wie die Karen, die Karenni, die Mon und Arkanesen, die in der<br />

Vergangenheit alle mit der burmanis<strong>ch</strong>en Mehrheit in Konflikt gestanden hatten. Das Panglong Agreement<br />

basierte auf persönli<strong>ch</strong>en Abma<strong>ch</strong>ungen zwis<strong>ch</strong>en Aung San und den Anführern der ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten.<br />

Mit dem Tod von Aung San wurde dem Abkommen ein s<strong>ch</strong>werer S<strong>ch</strong>lag versetzt. Trotz alledem wird<br />

von der pro-demokratis<strong>ch</strong>en und den Bewegungen der ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten bis heute auf das Panglong<br />

Agreement verwiesen: der „Geist von Panglong” bleibt für alle ein erstrebenswertes Ziel.<br />

unaBhÄnGIGKeIT erLanGT (1948)<br />

1947 wurde eine Konstitution verabs<strong>ch</strong>iedet und Aung San unterzei<strong>ch</strong>nete in London mit der britis<strong>ch</strong>en<br />

Regierung ein Abkommen, das <strong>Burma</strong>s Weg in die endgültige Unabhängigkeit besiegelte. Am 4. Januar<br />

1948 erlangte <strong>Burma</strong> offiziell Unabhängigkeit und die Union of <strong>Burma</strong> mit U Nu als Premierminister war<br />

geboren. Tragis<strong>ch</strong>erweise hat Aung San <strong>Burma</strong>s Unabhängigkeit nie erlebt, da er am 19. Juli zusammen<br />

mit den meisten Mitgliedern seines Kabinetts ermordet wurde, bevor die Konstitution in Kraft getreten<br />

war.<br />

VerFassunGsPerIODe (1948-1962)<br />

Während einer instabilen Verfassungsperiode von 1948 bis 1962 litt <strong>Burma</strong> unter weit rei<strong>ch</strong>enden Konflikten<br />

und internen Ma<strong>ch</strong>tkämpfen. Verfassungsstreite und ständige Spaltungen innerhalb politis<strong>ch</strong>en und<br />

sozialen Gruppen leisteten ihren Beitrag zur S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e der demokratis<strong>ch</strong>en Regierung. Unmittelbar na<strong>ch</strong><br />

der Erlangung der Unabhängigkeit fanden Aufstände vers<strong>ch</strong>iedener politis<strong>ch</strong>er und ethnis<strong>ch</strong>er Gruppen<br />

statt.<br />

1951 waren die Unruhen unter Kontrolle und die Anti-Fascist People‘s Freedom League (AFPFL) kam dank<br />

demokratis<strong>ch</strong>er Wahlen an die Ma<strong>ch</strong>t und regierte bis 1958, als si<strong>ch</strong> die Partei aufteilte. 1958 bat Premierminister<br />

U Nu das Militär, vorübergehend die Ma<strong>ch</strong>t zu übernehmen und die politis<strong>ch</strong>e Ordnung wieder<br />

herzustellen. General Ne Win wurde als Interimspremier eingesetzt bis zu den Neuwahlen 1960, als U Nu<br />

und seine Partei, eine Fraktion der AFPFL, wieder an die Ma<strong>ch</strong>t kam.<br />

mILITÄrPuTs<strong>ch</strong> (1962)<br />

Im März 1962 führte General Ne Win einen Militärputs<strong>ch</strong> an und stürzte die Regierung, um einen<br />

repressiven Einpartei-Militärstaat zu s<strong>ch</strong>affen, der rücksi<strong>ch</strong>tslos über jegli<strong>ch</strong>e Demokratie hinwegging. Er<br />

hob sowohl die Konstitution als au<strong>ch</strong> das Parlament auf und gründete im Juli 1962 die <strong>Burma</strong> Socialist<br />

4 THEMA BURMA SEITE 23


ne Win (General): Anführer des<br />

Militärputs<strong>ch</strong>es 1962 s<strong>ch</strong>uf einen<br />

repressiven Militärstaat. Gründete<br />

die <strong>Burma</strong> Socialist Programme<br />

Party (BSPP) als einizige erlaubte<br />

Partei im Land und wurde Präsident<br />

der neuen Regierung.<br />

u Thant: Ehemaliger UN Generalsekretär,<br />

Berater des Premierministers<br />

U Nu und Oppositionsfigur<br />

im Kampf gegen das Militärregime.<br />

Least Developed countries (LDcs):<br />

Bezei<strong>ch</strong>net Länder, die kein wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Wa<strong>ch</strong>stum verzei<strong>ch</strong>nen,<br />

sehr tiefe Prokopfeinkommen<br />

und tiefe Alphabetisierungsraten<br />

haben. Gemäss UN-Generalversammlung<br />

gibt es momentan 50<br />

LDCs.<br />

Das 8888 uprising: Die nationale<br />

Protestbewegung, die Demokratie<br />

forderte startete am 8. August 1988<br />

und dauerte bis zum 18. September<br />

1988 als sie einem blutigen Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

in Form eines Militärputs<strong>ch</strong>es<br />

beendet wurde. Wegen<br />

der Aufstände wurde das State<br />

Law and Order Restoration Council<br />

(SLORC) gebildet. Während der<br />

Krise wurde Aung San Suu Kyi zur<br />

nationalen Ikone im Kampf gegen<br />

das Militärregime.<br />

4<br />

Program Party (BSPP), wel<strong>ch</strong>e zur einzig anerkannten Partei des Landes wurde.<br />

Ne Win zögerte ni<strong>ch</strong>t lange, <strong>Burma</strong> auf dem so genannten Burmesis<strong>ch</strong>en Weg zum Sozialismus seine<br />

Vision eines sozialistis<strong>ch</strong>en Staates zu überführen und damit das Land von Kontakten zur restli<strong>ch</strong>en Welt<br />

zu isolieren. Unabhängige Zeitungen wurden untersagt und politis<strong>ch</strong>e Opposition war ni<strong>ch</strong>t toleriert. Die<br />

Eigentümers<strong>ch</strong>aft sämtli<strong>ch</strong>er privater Firmen und ents<strong>ch</strong>eidender Wirts<strong>ch</strong>aftszweige wie Industrie, Bankwesen,<br />

Ausbildung und Kommunikationssysteme wurde dem Regime übertragen. Diese S<strong>ch</strong>ritte hatten<br />

verheerende Auswirkungen auf die Wirts<strong>ch</strong>aft sowie das Wirts<strong>ch</strong>aftsklima des Landes.<br />

Eine neue Konstitution, ausgeri<strong>ch</strong>tet an den Idealen der BSPP, trat im Januar 1974 in Kraft und resultierte<br />

in der Bildung einer Volksversammlung, wel<strong>ch</strong>e zur alleinigen legislativen, exekutiven und juristis<strong>ch</strong>en Befehlsgewalt<br />

wurde. Ne Win war Premierminister bis 1981. Er blieb ans<strong>ch</strong>liessend Vorsitzender der BSPP.<br />

Anfang Mai 1974 ers<strong>ch</strong>ütterte eine Welle von Streiks Rangun sowie viele andere Städte im ganzen Land:<br />

Sie ri<strong>ch</strong>teten si<strong>ch</strong> gegen Korruption, Inflation und Nahrungsmittelverknappung vor allem von Reis. Im<br />

Dezember 1974 fanden die bislang grössten Antiregierungsdemonstrationen statt. Grund dafür war der<br />

Tod des früheren UN Generalsekretärs U Thant, dem ein Staatsbegräbnis verweigert wurde. In den Augen<br />

der Bevölkerung ges<strong>ch</strong>ah dies, weil er in den 50er Jahren der engste Berater des ehemaligen Premierministers<br />

U Nus war und stets als Symbol der Opposition im Kampf gegen das Militärregime gegolten hatte.<br />

WIrTs<strong>ch</strong>aFTsKrIse (1980er)<br />

In den 1980er begann die burmesis<strong>ch</strong>e Wirts<strong>ch</strong>aft wieder zu wa<strong>ch</strong>sen, da die Regierung ihre Restriktionen<br />

gegenüber der Auslandhilfe lockerte. Ende der 1980er führten jedo<strong>ch</strong> fallende Rohstoffpreise sowie<br />

wa<strong>ch</strong>sende S<strong>ch</strong>uldenberge zu einer Wirts<strong>ch</strong>aftskrise. Daraufhin versu<strong>ch</strong>te die Regierung, die Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

wieder in S<strong>ch</strong>wung zu bringen, indem sie sozialistis<strong>ch</strong>e Regelungen und ausländis<strong>ch</strong>e Investitionen förderte.<br />

Diese Massnahmen genügten jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, um die wa<strong>ch</strong>sende Unzufriedenheit in der Bevölkerung<br />

zu dämpfen zumal periodis<strong>ch</strong>e Geldentwertungen wie diejenige im September 1987 die Ersparnisse der<br />

Mehrheit der Bevölkerung verni<strong>ch</strong>teten.<br />

Versu<strong>ch</strong>e, Wirts<strong>ch</strong>aftsvorgänge (besser) zu kontrollieren, s<strong>ch</strong>lugen fehl und das ressourcenrei<strong>ch</strong>e <strong>Burma</strong><br />

wurde von einem der wohlhabendsten Ländern Asiens in den 50er Jahren zu einem der Ärmsten in den<br />

späten 80er Jahren. Die Aufnahme <strong>Burma</strong>s in die Liste der UN der Least Developed Country Status im<br />

Dezember 1987 unterstri<strong>ch</strong> seine wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Insolvenz und ma<strong>ch</strong>te die Lage für seine Bevölkerung nur<br />

no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>limmer.<br />

Das 8888 uPrIsInG (1988)<br />

Der 8888-Aufstand wurde hervorgerufen von den brutalen Nieders<strong>ch</strong>lagungen studentis<strong>ch</strong>er Anti-Regierungsdemonstrationen<br />

seitens der Polizei im März und Juni 1988. Das Eins<strong>ch</strong>reiten der Polizei forderte<br />

den Tod von mehr als hundert Studenten und Zivilpersonen im März und Juni 1988. Am 8. August 1988<br />

bra<strong>ch</strong>en im ganzen Land Proteste und Demonstrationen aus. Das Militär antwortete mit S<strong>ch</strong>üssen in die<br />

Menge mit der Begründung, kommunistis<strong>ch</strong>e Unterwanderung abwehren zu müssen. Tausende wurden<br />

getötet während des so genannten 8888 Uprisings.<br />

Gewalt, Chaos und Anar<strong>ch</strong>ie herrs<strong>ch</strong>ten, die staatli<strong>ch</strong>e Administration war lahm gelegt und im September<br />

1988 drohte dem Land eine Revolution. Unter der Führung von General Saw Maung inszenierten die<br />

Streitkräfte am 18. September einen Coup, um wieder Ordnung herzustellen. Die Konstitution von 1974<br />

4 THEMA BURMA SEITE 24


saw maung (General): Anführer<br />

des Militärputs<strong>ch</strong>es 1988. Vorsitzender<br />

des State Law and Order<br />

Restoration Council (SLORC) und<br />

Premierminister <strong>Burma</strong>s von 1988<br />

bis 1992.<br />

aung san suu Kyi: Vorsitzende der<br />

Oppositionspartei National League<br />

for Democracy (NLD). Friedensnobelpreisgewinnerin<br />

von 1991<br />

und <strong>Burma</strong>s am besten bekannte<br />

politis<strong>ch</strong>e Gefangene.<br />

Than shwe (senior General):<br />

Staats<strong>ch</strong>ef seit 1992 (bis heute).<br />

Vorsitzender des State Peace and<br />

Development Council (SPDC). Than<br />

Shwe ist bekannt als Hardliner, der<br />

jegli<strong>ch</strong>er Lockerung der strikten<br />

Kontrolle des Landes dur<strong>ch</strong> das<br />

Militär entgegensteht.<br />

4<br />

wurde ausgelös<strong>ch</strong>t und an ihre Stelle trat Kriegsre<strong>ch</strong>t in Kraft unter der Führung des kurz vorher gegründeten<br />

State Law and Order Restoration Council (SLORC) mit Saw Maung als Vorsitzender und Premierminister.<br />

DemOKraTIs<strong>ch</strong>e WahLen (1990)<br />

1989 änderte das neue Militärregime den englis<strong>ch</strong>en Namen des Landes von <strong>Burma</strong> in Myanmar. Es<br />

führte au<strong>ch</strong> die Wirts<strong>ch</strong>aftsreformen, die das vorherige Regime eingeleitet hatte, weiter und rief zu einem<br />

verfassungsgebendem Rat auf, um die Verfassung von 1974 zu überarbeiten. Dies führte im Mai 1990<br />

zu Wahlen, an denen mehrere Parteien teilnehmen durften. Die National League for Democracy (NLD)<br />

erlangte einen Erdruts<strong>ch</strong>sieg gegenüber der herrs<strong>ch</strong>enden BSPP sowie ungefähr einem Dutzend weiterer<br />

Parteien.<br />

Das Militär verweigerte der Versammlung jedo<strong>ch</strong>, zusammenzukommen und hielt Aung San Suu Kyi,<br />

Vorsitzende der NDL und To<strong>ch</strong>ter Aung Sans, unter Hausarrest, wel<strong>ch</strong>er ihr im vorherigen Jahr auferlegt<br />

wurde. Im selben Jahr wurde au<strong>ch</strong> der ehemalige Premierminister U Nu unter Hausarrest gestellt und<br />

tausende Personen, darunter viele Verfe<strong>ch</strong>ter von Demokratie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten, wurden verhaftet.<br />

<strong>Burma</strong>s Regime kam zunehmend unter internationalen politis<strong>ch</strong>en Druck, der au<strong>ch</strong> Sanktionen umfasste,<br />

die demokratis<strong>ch</strong>e gewählte Regierung umzusetzen. Der Druck nahm no<strong>ch</strong> mehr zu, als Aung San Suu Kyi<br />

1991 den Friedensnobelpreis erhielt.<br />

In den 1990er Jahren hatte das Militärregime zudem mit mehreren Aufständen ethnis<strong>ch</strong>er Minderheiten<br />

entlang der Grenze zu kämpfen. General Khin Nyunt s<strong>ch</strong>affte es, mit einer gewissen Anzahl der Bergvölker<br />

Waffenstillstandsabkommen auszuhandeln. Viele ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten weigerten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong>, und<br />

ethnis<strong>ch</strong>e Konflikte bleiben eines der Hauptprobleme <strong>Burma</strong>s (vgl. dazu das Modul Ethnis<strong>ch</strong>er Konflikt).<br />

Premierminister Saw Maung trat im April 1992 zurück und wurde abgelöst von General Than Shwe. Than<br />

Shwe liess U Nu aus der Haft frei und lockerte die Restriktionen gegenüber Aung San Suu Kyis Gefangens<strong>ch</strong>aft.<br />

In 1995 wurde sie sogar freigelassen, es war ihr aber ni<strong>ch</strong>t erlaubt, Rangun zu verlassen. Than<br />

Shwe erlaubte zudem der Volksversammlung, im Januar 1993 zusammenzukommen, verhinderte jedo<strong>ch</strong>,<br />

dass der Rat eine ents<strong>ch</strong>eidende Rolle bei der Regierungsges<strong>ch</strong>äften einnehmen konnte. Ab und zu wurden<br />

die Versammlungen au<strong>ch</strong> untersagt. Die NLD hatte die ständige Einmis<strong>ch</strong>ung des Militärs satt und<br />

nahm irgendwann ni<strong>ch</strong>t mehr an den Versammlungen teil. Im März 1996 bra<strong>ch</strong> die Versammlung definitiv<br />

auseinander, ohne eine neue Konstitution erarbeitet zu haben.<br />

InTernaTIOnaLer DrucK<br />

Na<strong>ch</strong> dem erfolglosen Versu<strong>ch</strong> des verfassungsgebenden Rates, eine neue Konstitution zu erarbeiten nahmen<br />

die Spannungen zwis<strong>ch</strong>en der Regierung und der NLD massiv zu. Zwei grosse Razzien wurden in den<br />

Kreisen der NLD in den Jahren 1996 und 1997 dur<strong>ch</strong>geführt. Das SLORC wurde im November 1997 aufgehoben<br />

und dur<strong>ch</strong> das State Peace and Development Council (SPDC) ersetzt. Es handelte si<strong>ch</strong> dabei jedo<strong>ch</strong><br />

bloss um einen kosmetis<strong>ch</strong>en Wandel. Anhaltende Beri<strong>ch</strong>te von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen bra<strong>ch</strong>ten<br />

die USA dazu, ihre Sanktionen 1997 zu verstärken. Die EU tat ihresglei<strong>ch</strong>en im Jahre 2000. Suu Kyi wurde<br />

im September 2000 erneut unter Hausarrest gestellt bis im Mai 2002, als au<strong>ch</strong> die Restriktionen, dass<br />

4 THEMA BURMA SEITE 25


General Than Shwe<br />

4<br />

sie Rangun ni<strong>ch</strong>t verlassen dürfe, aufgehoben wurden. Versöhnungsgesprä<strong>ch</strong>e mit der Regierung fanden<br />

ans<strong>ch</strong>liessend zwar statt, kamen aber bald wieder zum Stillstand, und Suu Kyi wurde, na<strong>ch</strong> einem Angriff<br />

aus dem Hinterhalt auf ihren Autokonvoi erneut in Verwahrung genommen. Sie ist bis heute unter Hausarrest.<br />

Die Regierung führte 2002 zudem einmal mehr eine grossangelegte Razzia gegen die NLD dur<strong>ch</strong> und<br />

verhaftete dabei viele ihrer Anführer und s<strong>ch</strong>loss die meisten ihrer Ges<strong>ch</strong>äftsstellen.<br />

FahrPLan Zur DemOKraTIe<br />

Im August 2003 kündigte der neue Premierminister Khin Nyut einen Fahrplan zur Demokratie (Roadmap<br />

to Democracy) in sieben S<strong>ch</strong>ritten an, von dem die Regierung angibt, es er sei in Umsetzung. Der<br />

Fahrplan enthält Verspre<strong>ch</strong>ungen, die Nationalversammlung wieder aufzunehmen, eine neue Konstitution<br />

zu entwerfen und umzusetzen, freie und faire Wahlen abzuhalten und eine moderne, entwickelte und<br />

demokratis<strong>ch</strong>e Nation zu bilden. Es gibt jedo<strong>ch</strong> weder einen Zeitplan, in dem diese S<strong>ch</strong>ritte umgesetzt<br />

werden sollten, no<strong>ch</strong> Konditionen oder unabhängige Stellen, die bezeugen könnten, dass Veränderungen<br />

stattfinden. Aus diesen Gründen zeigen si<strong>ch</strong> die meisten westli<strong>ch</strong>en Staaten sowie <strong>Burma</strong>s Na<strong>ch</strong>barn<br />

skeptis<strong>ch</strong> und kritis<strong>ch</strong> gegenüber dem Fahrplan.<br />

Khin Nyut wurde als moderater Pragmatiker angesehen, der die Notwendigkeit eines Dialogs mit der demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Opposition erkannte. Seine Ernennung zum Premierminister hat Hoffnungen geweckt, dass<br />

gewisse Liberalisierungstendenzen umgesetzt werden könnten. Diese Hoffnungen wurden jedo<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell<br />

zerstört: Na<strong>ch</strong> nur 14 Monaten im Amt wurde Khin Nyut von Soe Win, einem konservativeren Mitglied der<br />

Junta, verdrängt. Khin Nyut wurde sofort dana<strong>ch</strong> unter Hausarrest gestellt und 2005 aufgrund diverser<br />

Korruptionsvorwürfen zu 44 Jahren Gefängnis verurteilt.<br />

Im Februar 2005 rief die Regierung zum ersten Mal seit 1993 die National Convention zusammen, um<br />

einen erneuten Versu<strong>ch</strong> einer Neuverfassung zu starten. Den grossen pro-demokratis<strong>ch</strong>en Organisationen<br />

und Parteien, allen voran der NLD, wurde jedo<strong>ch</strong> die Teilnahme verwehrt. Das Militär erlaubte nur ausgewählten<br />

kleinen Parteien das Mitwirken. Im Januar 2006 wurde die Versammlung erneut vertagt.<br />

Im September 2007 formierten si<strong>ch</strong> Protestkundgebungen, zunä<strong>ch</strong>st angeführt von buddhistis<strong>ch</strong>en Mön<strong>ch</strong>en<br />

und Nonnen, denen si<strong>ch</strong> bald au<strong>ch</strong> Zivilisten ans<strong>ch</strong>lossen. Am 24. September wurden bereits über<br />

100‘000 Demonstranten gezählt.<br />

Anders als in der Vergangenheit s<strong>ch</strong>ritt die Militärführung zunä<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t ein, do<strong>ch</strong> am 25. September<br />

begann sie, gegen die Demonstranten vorzugehen. Na<strong>ch</strong> offiziellen Angaben kamen zehn Mens<strong>ch</strong>en ums<br />

Leben, inoffizielle Beoba<strong>ch</strong>ter spre<strong>ch</strong>en jedo<strong>ch</strong> Hunderte von Toten. Mehrere Hundert Mens<strong>ch</strong>en wurden<br />

verletzt. Zahlrei<strong>ch</strong>e Klöster in Rangun wurden von Soldaten gestürmt. Zudem wurden Oppositionspolitiker<br />

im ganzen Land verhaftet. Vier Tage später erklärte die Militärjunta s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Revolte als zers<strong>ch</strong>lagen<br />

und beendet.<br />

umZuG Der hauPTsTaDT<br />

Im November 2005 vers<strong>ch</strong>ob die Militärjunta die Hauptstadt von Rangun an einen unbenannten Ort<br />

ausserhalb Pyinmana in Zentralburma. Seit der Ankündigung des Umzugs wurde viel spekuliert über die<br />

Gründe dafür. Einige glauben, dass das Militär sein Hauptquartier ins Innere des Landes verlegt hat aus<br />

Angst vor Angriffen. Andere sind der Meinung, dass si<strong>ch</strong> Than Shwe ein Denkmal in der Tradition der Könige<br />

setzen wollte, indem er während seiner Amtsdauer eine neue Hauptstadt bauen liess. Ihr offizieller<br />

Name ist Naypyidaw Myodaw, was wörtli<strong>ch</strong> übersetzt Königli<strong>ch</strong>e Stadt des Sitzes der Könige heisst. Die<br />

4 THEMA BURMA SEITE 26


4<br />

neue Hauptstadt steht ni<strong>ch</strong>t allen offen, im Gegenteil, den meisten BurmesInnen sowie AusländerInnen,<br />

im Besonderen JournalistInnen, ist der Zutritt strikt verwehrt.<br />

<strong>Burma</strong> ODer mYanmar?<br />

Die Militärjunta hat im ganzen Land Änderungen von Ortsnamen vorgenommen. Seit 1989 heisst das Land<br />

offiziell Myanmar, eine burmesis<strong>ch</strong>en Kurzform des Namens Myanmar Naingngandaw. Die Junta fand,<br />

dass der alte Namen <strong>Burma</strong>s die Vorherrs<strong>ch</strong>aft von Kultur und Traditionen der <strong>Burma</strong>nen in den Mittelpunkt<br />

rücke. Dass die <strong>Burma</strong>nen aber nur eine der unzähligen ethnis<strong>ch</strong>en Volksgruppen sind, die in <strong>Burma</strong><br />

leben, wird dabei missa<strong>ch</strong>tet. Die NLD hat die Namensänderung aus diesen Gründen ni<strong>ch</strong>t anerkannt und<br />

fordert, dass das Land solange <strong>Burma</strong> genannt wird, bis wirkli<strong>ch</strong>e politis<strong>ch</strong>e Veränderungen stattfinden<br />

und Demokratie herrs<strong>ch</strong>t. Um ihre Unterstützung für die demokratis<strong>ch</strong> gewählten Oppositionspolitiker zu<br />

bekräftigen, weigern si<strong>ch</strong> viele Staaten den Namen Myanmar zu verwenden.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 27


DIsKussIOnsThemen Ges<strong>ch</strong>I<strong>ch</strong>Te<br />

4<br />

• <strong>Burma</strong> war während ungefähr 100 Jahren eine britis<strong>ch</strong>e Kolonie. Glaubst du, dass dies einen Einfluss<br />

auf den Lauf der Dinge na<strong>ch</strong> Erlangung der Unabhängigkeit hatte?<br />

• Worin liegen Chancen resp. Risiken der Kolonisation für ein Land wie <strong>Burma</strong>?<br />

• Su<strong>ch</strong>e andere Kolonien in Afrika, Asien oder Lateinamerika und verglei<strong>ch</strong>e deren aktuelle Situation mit<br />

derjenigen in <strong>Burma</strong>. Gibt es Gemeinsamkeiten? Oder Unters<strong>ch</strong>iede?<br />

• Hast du s<strong>ch</strong>on von anderen Studentenprotesten gehört? Oder von Aufständen von Zivilpersonen? Was<br />

waren die Ergebnisse?<br />

• Wo liegen deiner Meinung na<strong>ch</strong> die Hauptprobleme, warum <strong>Burma</strong> nie zu einer Demokratie wurde?<br />

• Was hat du in letzter Zeit in unseren Medien über <strong>Burma</strong> gelesen oder gehört? Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>iere.<br />

QueLLen<br />

www.apheda.org.au/campaigns/burma_s<strong>ch</strong>ools_kit/resources/1074471555_17416.html<br />

www.burmatoday.net/burmatoday2003/2004/02/040218_khinmgwin.htm<br />

www.wikipedia.org/wiki/History_of_Myanmar<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/country_profiles/1300003.stm<br />

Bilder:<br />

4dw.net/royalark/<strong>Burma</strong>/konbau19.htm<br />

WeITere LITeraTur<br />

www.economist.com/agenda/displaystory.cfm?story_id=9248223<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/6498029.stm<br />

http://www.scribd.com/doc/22655010/The-Myths-of-Panglong<br />

4 THEMA BURMA SEITE 28


POLITIK<br />

Burmesis<strong>ch</strong>e Soldaten<br />

4<br />

Historis<strong>ch</strong> gesehen, ist <strong>Burma</strong> eine Monar<strong>ch</strong>ie, die bis ins 19. Jahrhundert von vers<strong>ch</strong>iedenen Dynastien<br />

angeführt und dann von den Briten kolonialisierten worden ist. Es gehörte bis 1937 zur Geri<strong>ch</strong>tsbarkeit<br />

Britis<strong>ch</strong>-Indien. 1948 erlangte <strong>Burma</strong> die Unabhängigkeit von Grossbritannien und wurde basierend auf<br />

einem Parlamentssystem zu einem demokratis<strong>ch</strong>en Staat (vgl. Modul Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te).<br />

1962 kam das Militär mit einem Puts<strong>ch</strong> an die Ma<strong>ch</strong>t. Seither spielt si<strong>ch</strong> die Politik <strong>Burma</strong>s im Rahmen<br />

einer Diktatur ab, die von einigen wenigen Militärs geführt wird. Unter Ne Win und seinem Burmese Way<br />

to Socialism wurde das Land zu einem sozialistis<strong>ch</strong>en Militärstaat.<br />

TaTmaDaW<br />

Die Streitkräfte <strong>Burma</strong>s, Tatmadaw genannt, umfassen in Heer, Luftwaffe und Marine rund 428‘000<br />

Soldaten sowie 72‘000 paramilitäris<strong>ch</strong>e Kräfte (Grenztruppen und Polizeikräfte).<br />

Der Verteidigungsetat belief si<strong>ch</strong> 2005 auf ca. 285 Millionen US-Dollar und entspra<strong>ch</strong> 2,1% des Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP).<br />

Die Armee ist die führende Kraft im Lande und hat ni<strong>ch</strong>t nur die Toppositionen in der Regierung inne,<br />

sondern ist au<strong>ch</strong> führend in allen Berei<strong>ch</strong>en der Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />

Legislative, Exektive sowie das Geri<strong>ch</strong>tswesen liegen in den Händen der Junta. Senior-General Than<br />

Shwe ist Oberbefehlshaber der Tatmadaw seit April 1992 und glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> Staatsoberhaupt und<br />

Vorsitzender des State Peace and Development Council (SPDC). Die Junta ist ein Kollegium das aus elf<br />

Mitgliedern besteht und in dem Ents<strong>ch</strong>eide dur<strong>ch</strong> Übereinstimmung gefällt werden. Auf kommunaler<br />

Ebene sind die regionalen Kommandeure mit Re<strong>ch</strong>ten ausgestattet gemäss den jeweiligen Law and Order<br />

Restoration Councils‘<br />

Seit der Unabhängigkeit von Grossbritannien operieren die Tatmadaw mit einem weitgefassten Begriff,<br />

was das Konzept der nationalen Si<strong>ch</strong>erheit anbelangt, das sowohl internen als au<strong>ch</strong> externen Bedrohungen<br />

begegnen soll. Das Tatmadaw hat drei Hauptaufgaben inne, die einhergehen mit den drei „nationalen<br />

Angelegenheiten“, die von der Regierung folgendermassen festgelegt worden sind: Das Vermeiden des<br />

Zerfalls des Landes und der nationalen Solidarität sowie die Fortdauer der Eigenständigkeit (Non-disintegration<br />

of the Union; Non-disintegration of National Solidarity; and Perpetuation of Sovereignty). Damit<br />

wird die Armee ni<strong>ch</strong>t nur mit der Verteidigung des Landes beauftragt, sondern au<strong>ch</strong> mit der Aufgabe,<br />

Bedrohungen innerhalb des Landes zu begegnen und der Bevölkerung einen Sinn für nationale Loyalität<br />

einzuprägen.<br />

Das Konzept des Feindes wurde über die Jahre immer wieder angepasst. Waren früher Kommunisten und<br />

aufständis<strong>ch</strong>e Rebellen ethnis<strong>ch</strong>er Minderheiten die Feinde, umfasst das Konzept seit 1988 alle, die als<br />

„destruktive Elemente“, „ausländis<strong>ch</strong>e Strohmänner“ oder „Neokolonialisten“ eingestuft werden. Diese<br />

Bezei<strong>ch</strong>nungen werden oft im Zusammenhang mit der pro-demokratis<strong>ch</strong>en Bewegung gebrau<strong>ch</strong>t.<br />

Dem Regime werden massive Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen vorgeworfen. Der Zustand in Bezug auf die<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tssituation wird als dramatis<strong>ch</strong> eingestuft und gibt regelmässig Anlass zur Besorgnis.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 29


Flagge der NLD, die einen tanzenden<br />

Pfau zeigt als Zei<strong>ch</strong>en für Freiheit und<br />

Mut<br />

PrO-DemOKraTIs<strong>ch</strong>e BeWeGunG<br />

4<br />

Die National League for Democracy (NLD), die im September 1988 gegründet worden ist, gilt als die führende<br />

Kraft in der pro-demokratis<strong>ch</strong>en Bewegung. Mit ungefähr zwei Millionen im ganzen Land verteilten<br />

Mitgliedern ist die NLD bei weitem die grösste Partei. Es gibt zudem viele kleinere Parteien, die meist<br />

die Interessen einer ethnis<strong>ch</strong>en Minderheit vertreten. Die Aktivitäten sämtli<strong>ch</strong>er Parteien werden seitens<br />

Junta extrem einges<strong>ch</strong>ränkt – es herrs<strong>ch</strong>t wenig Toleranz gegenüber politis<strong>ch</strong>er Opposition und immer<br />

wieder werden Parteien verboten.<br />

1988 wurden landesweite Proteste gegen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Missmanagement und politis<strong>ch</strong>e Unterdrückung<br />

brutal niederges<strong>ch</strong>lagen. Am 8. August 1988 eröffnete das Militär das Feuer auf Demonstrierende<br />

– diese Ereignisse gingen als 8888 Uprising in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ein. Die Proteste ebneten immerhin den<br />

Weg für die Parlamentswahlen 1990.<br />

Die NLD gewann 83% der Sitze, aber das Resultat der Wahlen wurde von der Regierung nie anerkannt<br />

und Aung San Suu Kyi, die Vorsitzende der NLD wurde daran gehindert, das Amt der Premierministerin<br />

auszuüben. Suu Kyi bekam international Bea<strong>ch</strong>tung und Lob ges<strong>ch</strong>enkt für ihren Kampf, <strong>Burma</strong> wieder<br />

zu einem Demokratis<strong>ch</strong>en Staat werden zu lassen und gewann 1991 den Friedensnobelpreis für ihren<br />

“gewaltfreien Kampf für Demokratie und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te”. Sie wurde seit 1989 immer wieder unter<br />

Hausarrest gestellt und ist mittlerweile <strong>Burma</strong>s bekannteste politis<strong>ch</strong>e Gefangene (vgl. Modul Aung San<br />

Suu Kyi).<br />

Studierende und Mön<strong>ch</strong>e spielen in der burmesis<strong>ch</strong>en Oppositionspolitik seit den 1930ern eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rolle, und politis<strong>ch</strong>er Aktivismus ist auf viele Arten Teil der studentis<strong>ch</strong>en Identität. Die buddhistis<strong>ch</strong>en<br />

Mön<strong>ch</strong>e führten im September 2007 die sogenannte “Safranrevolution” an, eine Serie von Demonstrationen<br />

gegen die Militärdiktatur.<br />

Das oberste Traktandum der politis<strong>ch</strong>en Agenda der pro-demokratis<strong>ch</strong>en Bewegung sind freie Wahlen,<br />

die geprägt sind von Respekt für die Individuen und als Basis für die Einhaltung von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten<br />

dienen sollen. Ein Re<strong>ch</strong>tsstaatprinzip, eine Marktwirts<strong>ch</strong>aft, die ni<strong>ch</strong>t von Vetternwirts<strong>ch</strong>aft dur<strong>ch</strong>drungen<br />

ist, das Re<strong>ch</strong>t auf Privatsphäre und eine Regierung, die si<strong>ch</strong> um das tägli<strong>ch</strong>e Wohlbefinden der Bevölkerung<br />

wie genügend Nahrung, Unterkünfte, Arbeit und Ausbildung kümmert, sind die Hauptanliegen der<br />

Demokraten.<br />

eThnIs<strong>ch</strong>e BeWeGunG<br />

Das grösste Problem, mit dem si<strong>ch</strong> die ethnis<strong>ch</strong>e Bewegung konfrontiert gesehen hat über die letzten Dekaden,<br />

waren eine Reihe Waffenstillstandsabkommen, die zwis<strong>ch</strong>en diversen bewaffneten Gruppen und<br />

dem Militär ges<strong>ch</strong>lossen wurden. So bekam die burmesis<strong>ch</strong>e Armee Zugang zu Territorien, die no<strong>ch</strong> nie<br />

vorher unter der Herrs<strong>ch</strong>aft der Zentralregierung waren. Sie hat z.T. die burmesis<strong>ch</strong>en Oppositionskräfte<br />

über die Grenze na<strong>ch</strong> Thailand verdrängt. Die Gruppen sind nun der thailändis<strong>ch</strong>en Politik sowie Zwangsauss<strong>ch</strong>affungen<br />

na<strong>ch</strong> <strong>Burma</strong> ausgesetzt.<br />

Für die ethnis<strong>ch</strong>en Organisationen ist eine nationale Demokratie das Ziel der Bewegung: Ein Regierungssystem,<br />

das au<strong>ch</strong> die Interessen der ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten berücksi<strong>ch</strong>tigt, ja Vertretung der vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Ethnien in den politis<strong>ch</strong>en Strukturen des Landes institutionalisiert.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 30


4<br />

Der Standpunkt der ethnis<strong>ch</strong>en Organisationen beeinträ<strong>ch</strong>tigt die nationale Politik wie au<strong>ch</strong> den Demokratisierungsprozess.<br />

Die ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten ma<strong>ch</strong>en ungefähr einen Drittel der Bevölkerung<br />

aus und die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te hat gezeigt, dass verwehrte Unterstützung seitens der ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten<br />

Frieden und Stabilität gefährden kann (vgl. Modul Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te).<br />

WahLen 2010?<br />

Eine Verfassung der Armee wurde bei einer Abstimmung am 10. Mai 2008 – nur wenige Tage, na<strong>ch</strong>dem<br />

der Zyklon Nargis über das Land gefegt war und Tod und Verwüstung gebra<strong>ch</strong>t hatte – mit überwältigender<br />

Mehrheit angenommen (92.4% Wahlbere<strong>ch</strong>tigten stimmten dafür bei einer Wahlbeteiligung von<br />

99%). Die Abstimmung war die erste seit den Wahlen 1990. Als Resultat des angenommenen Referendums<br />

sind für 2010 freie Wahlen geplant. Die Wahlen gehören zum „Fahrplan zur Demokratie in sieben<br />

S<strong>ch</strong>ritten“ von General Than Shwe. Ein Datum für die Wahlen steht no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fest.<br />

Die Verfassung wird von der Militärregierung als Rückkehr zur Demokratie dargestellt. Die Opposition vertritt<br />

jedo<strong>ch</strong> die Meinung, dass es si<strong>ch</strong> um ein Werkzeug handelt, das Land weiterhin unter der Kontrolle<br />

des Regimes halten zu können. Der National League for Democracy war es ni<strong>ch</strong>t erlaubt, beim Erstellen<br />

der Verfassung mitzuarbeiten.<br />

Die Oppositionspartei hat eine Reihe von Bedingungen gestellt, die erfüllt sein müssen, damit ihre VertreterInnen<br />

an den Wahlen teilnehmen werden. Unter anderem fordern sie Änderungen in der Verfassung,<br />

damit der Einfluss der Armee reduziert wird, eine internationale Überwa<strong>ch</strong>ung, um freie und faire Wahlen<br />

zu garantieren, und ni<strong>ch</strong>t zuletzt die Freilassung aller politis<strong>ch</strong>er Gefangener inklusive Suu Kyi.<br />

Die Democratic Party wurde Ende 2009 gegründet von zwei Tö<strong>ch</strong>tern ehemaliger Premierminister <strong>Burma</strong>s,<br />

U Nu und Ba Swe. Die Partei hat vor, an den Wahlen teilzunehmen. Than Than Nu ist die Generalsekretörin<br />

der Partei. Die Medienberi<strong>ch</strong>terstattung über die Partei wird jedo<strong>ch</strong> von der Regierung unterbunden.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 31


DIsKussIOnsThemen POLITIK<br />

4<br />

• Kennst du andere Militärregime? Glaubst du, dass es Gründe gibt, eine Militärregierung zu re<strong>ch</strong>tfertigen?<br />

• Was sind die Hauptunters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en Sozialismus und Demokratie?<br />

QueLLen<br />

www.state.gov/r/pa/ei/bgn/35910.htm<br />

www.burmacampaign.org.uk/<br />

www.wikipedia.org/wiki/Politics_of_Myanmar<br />

www.wikipedia.org/wiki/<strong>Burma</strong>#Politics<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Burmese_general_election,_2010<br />

WeITere InFOrmaTIOnen<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/3755684.stm<br />

www.burmanet.org/news/2007/05/08/mizzima-news-burmas-federal-constitution-to-be-completed-in-<br />

2007-fcdcc-mungpi/<br />

4 THEMA BURMA SEITE 32


WIrTs<strong>ch</strong>aFT<br />

DIe “GreaTer meKOnG suB-reGIOn”<br />

4<br />

Die Greater Mekong Sub-Region (GMS) beherbergt ungefähr 257 Millionen Mens<strong>ch</strong>en und umfasst<br />

Thailand, <strong>Burma</strong>, Kambods<strong>ch</strong>a, Laos, Vietnam und die süd<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e Provinz Yunnan. Es handelt si<strong>ch</strong> um<br />

eine sehr vielfältige Region, und zwar ni<strong>ch</strong>t nur, was die Kulturen anbelangt, sondern au<strong>ch</strong> in Bezug auf<br />

die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Niveaus der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Entwicklung, der wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Strukturen und der<br />

Aussenorientierung. Thailand besitzt eine relativ breit gefä<strong>ch</strong>erte ökonomis<strong>ch</strong>e Struktur und ist stark na<strong>ch</strong><br />

aussen orientiert. Mit einem BIP pro von $8,400 befindet es si<strong>ch</strong> im Länderverglei<strong>ch</strong> an 118. Stelle (Zahlen<br />

2008 ges<strong>ch</strong>ätzt). Auf der anderen Seite steht Laos mit einem relativ tiefen BIP pro Kopf (US$2,100 im<br />

2008, ges<strong>ch</strong>ätzt), das abhängig von der Landwirts<strong>ch</strong>aft und kaum na<strong>ch</strong> aussen orientiert ist. Trotz dieser<br />

offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Unters<strong>ch</strong>iede besitzt die GMS grosses Potenzial, v.a. wegen der guten Lage, der Fülle an<br />

Rohstoffen und vielen jungen Arbeitskräften.<br />

Bis in die 1980er-Jahre s<strong>ch</strong>eiterten sämtli<strong>ch</strong>e Bemühungen, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit innerhalb<br />

der GMS zu fördern und na<strong>ch</strong>haltige Partners<strong>ch</strong>aften aufzubauen. Vers<strong>ch</strong>iedene Faktoren führten dazu,<br />

v.a. historis<strong>ch</strong>e Animositäten, unüberbrückbare ideologis<strong>ch</strong>e Differenzen und si<strong>ch</strong> widerstrebende<br />

nationale Interessen. Veränderungen in der politis<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aftssituation der Mekongregion in den<br />

1980ern bra<strong>ch</strong>ten die betroffenen Staaten jedo<strong>ch</strong> dazu, ihre Einstellungen zu ändern und vermehrt mit den<br />

Na<strong>ch</strong>barstaaten zusammenzuarbeiten.<br />

Die grossen Konflikte des ehemaligen Indo<strong>ch</strong>inas (Laos, Kambods<strong>ch</strong>a und Vietnam) waren Ende der<br />

4 THEMA BURMA SEITE 33


Least Developed countries (LDc;<br />

am wenigsten entwickelte Länder)<br />

ist ein von den Vereinten Nationen<br />

definierter sozialökonomis<strong>ch</strong>er<br />

Status, den eine Gruppe von 50<br />

besonders armen Ländern überall<br />

in der Welt besitzt. Diese am<br />

wenigsten entwickelten Länder der<br />

Welt werden oft au<strong>ch</strong> als „Vierte<br />

Welt“ bezei<strong>ch</strong>net.<br />

4<br />

1980er grösstenteils gelöst, Stabilität s<strong>ch</strong>ien gewährleistet und die Strategien dieser Länder bestand<br />

darin, die ökonomis<strong>ch</strong>en Entwicklung des eigenen Landes voranzutreiben, und zwar im Rahmen einer<br />

marktorientierter Herangehensweise. Die Partizipation in einem regionalen kooperativen System s<strong>ch</strong>ien<br />

ni<strong>ch</strong>t als widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zu den länderspezifis<strong>ch</strong>en Entwicklungsplänen, sondern verspra<strong>ch</strong> im Gegenteil<br />

beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Vorteile, wie z.B. die gemeinsame Risikoübernahme bei kostenintensiven Infrastrukturprojekten.<br />

Vor allem für Thailand, das zu diesem Zeitpunkt dabei war, den Gipfel des wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Booms zu<br />

errei<strong>ch</strong>en, ma<strong>ch</strong>ten sol<strong>ch</strong>e regionale Zusammenarbeiten extrem Sinn. Die indo<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Staaten<br />

verfügten zusammen mit <strong>Burma</strong> über einen no<strong>ch</strong> ungenutzten Vorrat an Ressourcen, die Thailands<br />

ökonomis<strong>ch</strong>es Wa<strong>ch</strong>stum würden unterstützen können. Die Provinz Yunnan in China betreibt seit 1984<br />

regen Grenzhandel mit seinen indo<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>barn. Die Partner der Region s<strong>ch</strong>lossen si<strong>ch</strong> 1992<br />

zusammen und unterzei<strong>ch</strong>neten ein Abkommen, das die Grundsätze und Konturen im so genannten GMS-<br />

Programm zur wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zusammenarbeit und Verfle<strong>ch</strong>tung in der Region festlegte.<br />

WIrTs<strong>ch</strong>aFT <strong>Burma</strong>s<br />

<strong>Burma</strong> lebt hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von der Landwirts<strong>ch</strong>aft. 55% des Bruttoinlandprodukts (BIP) werden mittels<br />

Ackerbau, Viehzu<strong>ch</strong>t, Fis<strong>ch</strong>erei und Forstwirts<strong>ch</strong>aft erwirts<strong>ch</strong>aftet. Gewerbe und Industrie ma<strong>ch</strong>en 10%,<br />

Dienstleistungen 34% des BIPs aus. Gemäss offiziellen Angaben lag die Wa<strong>ch</strong>stumsrate des BIP seit<br />

1999 bei über 10%. Die Zahlen der Regierung sind jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verlässli<strong>ch</strong> und die reale Wa<strong>ch</strong>stumsrate<br />

wird 2008 auf 0.9% ges<strong>ch</strong>ätzt. Landwirts<strong>ch</strong>aft, Lei<strong>ch</strong>tindustrie, Handel und Transport dominieren den<br />

privaten Sektor der Wirts<strong>ch</strong>aft. Staatli<strong>ch</strong> kontrollierte Aktivitäten fokussieren si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auf Energie,<br />

S<strong>ch</strong>werindustrie und Reishandel. Die Handelszweige des Militärs spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle in der<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft <strong>Burma</strong>s. Unternehmen des privaten Sektors sind hö<strong>ch</strong>st ineffizient und Privatisierungsversu<strong>ch</strong>e<br />

werden unterbunden.<br />

<strong>Burma</strong> war Jahrhunderte lang Knotenpunkt für die alten Handelsrouten zwis<strong>ch</strong>en China, Indien, Tibet<br />

und Südostasien. Im 19. Jahrhundert wurde es dem britis<strong>ch</strong>en Königrei<strong>ch</strong> einverleibt und als landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Produzent gefördert. So wurde <strong>Burma</strong> zu einem der führenden Reisexportländer. Als 1948 die<br />

Unabhängigkeit von Grossbritannien erlangt wurde, galt <strong>Burma</strong> immer na<strong>ch</strong> als “Reiss<strong>ch</strong>üssel Asiens”,<br />

obwohl es mit den Folgen des zweiten Weltkrieges zu kämpfen hatte.<br />

Während der Verfassungsperiode von 1948 bis 1962 ma<strong>ch</strong>te <strong>Burma</strong> zwar langsam, aber do<strong>ch</strong> stetig wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Forts<strong>ch</strong>ritte, die verglei<strong>ch</strong>bar waren mit denjenigen anderer Entwicklungsländer. 1962 bra<strong>ch</strong>te<br />

ein Militärputs<strong>ch</strong> <strong>Burma</strong> jedo<strong>ch</strong> auf einen anderen Kurs. Die vom Militär dominierte Regierung s<strong>ch</strong>lug<br />

den Burmese Way to Socialism ein, der während eines Vierteljahrhunderts als offizielle Staatsideologie<br />

staatli<strong>ch</strong>e Planung vors<strong>ch</strong>rieb und ausländis<strong>ch</strong>es Kapital zurückwies. Während seine südostasiatis<strong>ch</strong>en<br />

Na<strong>ch</strong>barn explosives wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Wa<strong>ch</strong>stum und ausländis<strong>ch</strong>e Investitionen zu verzei<strong>ch</strong>nen hatten,<br />

wurde <strong>Burma</strong> zusehends isolierter, fremdenfeindli<strong>ch</strong> und immer ärmer.<br />

1987 wurde <strong>Burma</strong> von den Vereinten Nationen als eines der am wenigsten entwickelten Länder eingestuft,<br />

und zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört <strong>Burma</strong> zu den Ländern mit dem niedrigsten Einkommen<br />

der Welt. Diese dramatis<strong>ch</strong>e Veränderungen hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Status von <strong>Burma</strong> über die<br />

letzten 50 Jahre hat zum grössten Teil die Militärdiktatur vers<strong>ch</strong>uldet.<br />

Na<strong>ch</strong>dem 1988 die Wirts<strong>ch</strong>aft total zusammengebro<strong>ch</strong>en war, verspra<strong>ch</strong> die Militärregierung, si<strong>ch</strong> in<br />

Ri<strong>ch</strong>tung Marktwirts<strong>ch</strong>aft zu bewegen und liess ausländis<strong>ch</strong>e Investitionen wieder zu. Trotz dieser und<br />

4 THEMA BURMA SEITE 34


Politis<strong>ch</strong>e Korruption ist der<br />

Missbrau<strong>ch</strong> von Befugnissen, die<br />

Inhabern von öffentli<strong>ch</strong>en Ämtern<br />

gesetzesmässig zustehen, für<br />

ihren privaten Nutzen. Formen<br />

von Korruption sind vielfältig und<br />

s<strong>ch</strong>liessen die folgenden Arten<br />

ein: Beste<strong>ch</strong>ung, Erpressung,<br />

Vetternwirts<strong>ch</strong>aft, Nepotismus und<br />

Veruntreuung.<br />

4<br />

anderer Veränderungen hin zu einer wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>eren Politik, bleibt die Junta stark in der Wirts<strong>ch</strong>aft des<br />

Landes involviert, die Infrastruktur vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert si<strong>ch</strong> zunehmend und es gibt kein unabhängiges Re<strong>ch</strong>tssystem<br />

im heutigen <strong>Burma</strong>. Die einges<strong>ch</strong>ränkten S<strong>ch</strong>ritte hin zu einer Marktwirts<strong>ch</strong>aft gehen einher mit<br />

einer massiven Zunahme an Vetternwirts<strong>ch</strong>aft, wobei eine Hand voll Unternehmen, die der Regierung<br />

gegenüber loyal sind, von Ri<strong>ch</strong>tlinien profitieren, die ihnen Monopole und Privilegien si<strong>ch</strong>ern.<br />

<strong>Burma</strong> ist heute ein sehr armes Land, in dem über die letzten Jahrzehnte keine Verbesserungen hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

Lebensstandards zu verzei<strong>ch</strong>nen waren. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung muss mit weniger als<br />

einem dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en Jahreseinkommen von US$200 pro Kopf auskommen. Inflation, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> Defizitfinanzierung im öffentli<strong>ch</strong>en Sektor verursa<strong>ch</strong>t wird, sowie der zerfallende Wert der<br />

lokalen Währung (des kyat) reduzieren den Lebensstandard fortwährend.<br />

ausLÄnDIs<strong>ch</strong>e InVesTITIOnen unD aussenhanDeL<br />

Ausländis<strong>ch</strong>e Unternehmen tätigten Anfang bis Mitte 1990er-Jahre Investitionen, diese nehmen aber<br />

seither stetig ab, da einerseits das Ges<strong>ch</strong>äftsumfeld immer unfreundli<strong>ch</strong>er wird, andererseits der politis<strong>ch</strong>e<br />

Druck seitens Konsumentens<strong>ch</strong>aft aus dem Westen sowie seitens Shareholder massiv zunimmt.<br />

In den letzten Jahren haben sowohl China als au<strong>ch</strong> Indien versu<strong>ch</strong>ten, in der Aussi<strong>ch</strong>t auf eigenen<br />

wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Profit die Zusammenarbeit mit der burmesis<strong>ch</strong>en Regierung zu festigen. Viele Nationen,<br />

eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die USA, Kanada und die EU haben <strong>Burma</strong> Investitions- und Handelssanktionen. Ausländis<strong>ch</strong>e<br />

Investitionen kommen hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von China, Singapur, Südkorea, Indien und Thailand.<br />

Die Regierung versu<strong>ch</strong>t, Devisen im Land zu halten, indem es Importe limitiert, Exporte dafür fördert. Veröffentli<strong>ch</strong>e<br />

Zahlen in Bezug auf <strong>Burma</strong>s Aussenwirts<strong>ch</strong>aft sind, v.a. auf der Importseite, wegen S<strong>ch</strong>warzmarkt<br />

sowie illegalem und ni<strong>ch</strong>t eingetragenem Grenzhandel massiv verzerrt.<br />

<strong>Burma</strong>s Hauptexportmärkte sind Thailand 52.3%, Indien 12.7%, China 8.9% und Japan 4.4% (2008).<br />

Exportgüter sind: Erdgas, Holz und Holzprodukte, Bohnen und Hülsenfrü<strong>ch</strong>te, Edelsteine und Jade, Kleidungsstücke<br />

und Fis<strong>ch</strong>produkte.<br />

<strong>Burma</strong> ist na<strong>ch</strong> Afghanistan der zweitgrösste Produzent von illegalem Opium – mit einem ges<strong>ch</strong>ätzten<br />

Anteil vom 14% der gesamten Menge. Die Opiumproduktion wurde in den letzten Jahren massiv<br />

zurückges<strong>ch</strong>raubt und wird heutzutage auf weniger als 15% der Menge ges<strong>ch</strong>ätzt, die in den 1990ern zu<br />

Hö<strong>ch</strong>stzeiten errei<strong>ch</strong>t wurde. <strong>Burma</strong> ist ferner einer der Haupthersteller von Amphetamin-Stimulanzien<br />

in Asien: Sie werden in s<strong>ch</strong>wer auffindbaren Ds<strong>ch</strong>ungel-Fabriken tonnenweise hergestellt und vor allem<br />

über Thailand und China in die ganze Welt exportiert. Die burmesis<strong>ch</strong>e Regierung hat si<strong>ch</strong> dazu verpfli<strong>ch</strong>tet,<br />

den Kampf gegen Drogen(produktion) zu verstärken.<br />

Das Tourismpotenzial ist riesig, bleibt jedo<strong>ch</strong> unterentwickelt wegen der s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Infrastruktur und<br />

<strong>Burma</strong>s Image, das wegen der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen und der Unterdrückung jegli<strong>ch</strong>er Opposition<br />

in einem s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Li<strong>ch</strong>t steht.<br />

Eines der neusten Projekte der Regierung ist es, die riesigen Erdgasvorkommen zu nutzen. Mit Erdgas<br />

werden beinahe 40% des Exportvolumens erwirts<strong>ch</strong>aftet. Der Hauptexportmarkt ist Thailand, und China<br />

wird bald ebensoviel erhalten. Das Erdgas hat zwar viel zu <strong>Burma</strong>s Exporteinnahmen beigetragen, ist aber<br />

au<strong>ch</strong> sehr anfällig gegenüber Kurss<strong>ch</strong>wankungen und sinkenden Preisen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 35


4<br />

Transparency International rangiert <strong>Burma</strong> auf dem zweiten Platz auf der Liste der korruptesten Länder<br />

der Welt. Nur Somalia gilt als korrupter.<br />

DIe rOLLe Der JunTa In Der WIrTs<strong>ch</strong>aFT<br />

Die Regierung ist stark involviert in den Aussenhandel: 60% des Exports laufen über den Staat. Obwohl<br />

<strong>Burma</strong> formal sehr niedrige Zollgebühren hat, gibt es rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ttarifäre und informelle Handelshemmnisse.<br />

Für Export und Import der meisten Güter müssen Lizenzen eingeholt werden. Weiter gibt es<br />

Restriktionen bezügli<strong>ch</strong> Gewinnrückführung sowie Devisenkontrolle.<br />

Die kommerziellen Firmen des Militärs spielen eine Hauptrolle in der Wirts<strong>ch</strong>aft <strong>Burma</strong>s. Die grösste<br />

Privatgesells<strong>ch</strong>aft ist die “Union of Myanmar Economic Holding Company Ltd.” (UMHE), bei der die Hälfte<br />

der Aktien im Besitz der Armee sind. Die UMEH kontrolliert die meisten Joint Ventures mit ausländis<strong>ch</strong>en<br />

privaten Investoren. Ein anderes grosses Unternehmen ist die “Union of Myanmar Economic Corporation<br />

Company”, die zu 100% im Besitz der Streitkräfte ist. Au<strong>ch</strong> die “Asia World Co., Ltd” gehört zu den grössten<br />

Mis<strong>ch</strong>konzernen in <strong>Burma</strong> und ist in eine grosse Anzahl Ges<strong>ch</strong>äftsaktivitäten involviert. Das Unternehmen<br />

agiert oft als Bindeglied zur Junta.<br />

Die “Htoo Group of Companies”, die au<strong>ch</strong> die “Htoo Trading Company” besitzt, betätigt si<strong>ch</strong> im Holzexports,<br />

bei Grundstückers<strong>ch</strong>liessungen, in der Palmölproduktion, im Waffenhandel und in der Luftfahrt.<br />

Htoo Trading war eine der beiden Baufirmen, die lukrative Verträge erhielt, um die neue Hauptstadt in<br />

Naypyidaw zu bauen. Der Vorsitzende der Htoo Group Tay Za ist ein enger Partner von General Than<br />

Shwe, dem Anführer der Junta. Tay Za ist zu finden auf einer Verfügung des Finanzministeriums der<br />

Vereinigten Staaten aus dem Jahre 2007, die zum Ziel hat, den Zugang zu seinem Vermögen zu sperren.<br />

Zudem sollen Ges<strong>ch</strong>äfte, die US-BürgerInnen mit ihm oder seinen Unternehmen tätigen, als illegal gelten.<br />

Mehrere seiner Firmen sowie Verwandte und Partner sind auf der S<strong>ch</strong>warzen Liste der USA.<br />

QueLLen<br />

www.state.gov/r/pa/ei/bgn/35910.htm<br />

www.burmacampaign.org.uk/<br />

www.wikipedia.org/wiki/Economy_of_Myanmar<br />

www.wikipedia.org/wiki/Economy_of_the_European_Union<br />

www.eppo.go.th/inter/GMS/gmsmap.gif<br />

www.adb.org/GMS/about.asp<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Economy_of_<strong>Burma</strong>#Trade<br />

https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/bm.html<br />

http://www.econ.mq.edu.au/Econ_docs/bew/<strong>Burma</strong>Economy2008.pdf<br />

http://www.icgg.org/corruption.cpi_2008.html<br />

http://www.treas.gov/offices/enforcement/ofac/programs/burma/burma.shtml<br />

http://www.icftu.org/www/PDF/<strong>Burma</strong>-ICFTUReport-January.pdf<br />

http://www.burmariversnetwork.org/investors/burmese.html<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/6430515.stm<br />

www.ilo.org<br />

4 THEMA BURMA SEITE 36


ausBILDunG<br />

Eine S<strong>ch</strong>ule in einem IDP-Dorf<br />

(IDP = internally displaced person;<br />

Binnenflü<strong>ch</strong>tling)<br />

Ein typis<strong>ch</strong>es burmesis<strong>ch</strong>es Holzs<strong>ch</strong>ulhaus<br />

BILDunGsKrIse<br />

4<br />

<strong>Burma</strong> steckt zurzeit in einer Bildungskrise, die aufgrund drastis<strong>ch</strong>er Eins<strong>ch</strong>ränkungen im Bildungsberei<strong>ch</strong><br />

seitens Militärregime über die letzten vierzig Jahre hervorgerufen wurde. Vor fünfzig Jahren no<strong>ch</strong> als<br />

Juwel Südostasiens bezei<strong>ch</strong>net, hat <strong>Burma</strong> in den 1970er Jahren zwei UNESCO-Preise für den Kampf<br />

gegen Analphabetismus erhalten. 1987 wurde <strong>Burma</strong> als eines der am wenigsten entwickelten Länder<br />

(engl.: LDC = least developed countries) der Welt eingestuft mit einem Bildungssystem, das permanent an<br />

Qualität verliert. Wegen der herrs<strong>ch</strong>enden Bildungspolitik gibt es eine ganze Generation junger Mens<strong>ch</strong>en,<br />

denen das Wissen und die Fähigkeiten fehlen, wel<strong>ch</strong>e für den Neuaufbau eines Landes notwendig<br />

wären, das s<strong>ch</strong>on so viel Leid ertragen musste.<br />

eInIGe sTaTIsTIs<strong>ch</strong>e anGaBen<br />

Das staatli<strong>ch</strong>e Bildungssystem <strong>Burma</strong>s ist eines der ineffizientesten in ganz Asien. Obwohl gemäss offiziellen<br />

Angaben <strong>Burma</strong>s die Alphabetisierungsrate 2003 bei 85% lag, s<strong>ch</strong>ätzen einige ExpertInnen diese<br />

eher bei 30% ein unter Hervorhebung der s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Bildungsqualität im Land und der S<strong>ch</strong>wierigkeit,<br />

Bildung aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten. Eine 1995 von UNICEF dur<strong>ch</strong>geführte Erhebung kam zu folgenden Ergebnissen<br />

für <strong>Burma</strong>:<br />

• 60% von denen, wel<strong>ch</strong>e die S<strong>ch</strong>ule beginnen, beenden ni<strong>ch</strong>t einmal die Primars<strong>ch</strong>ule.<br />

• 40% der Kinder im S<strong>ch</strong>ulalter besu<strong>ch</strong>en die Primars<strong>ch</strong>ule nie.<br />

• 26% der Eltern sind ni<strong>ch</strong>t in der Lage, für die Kosten für den Primars<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> ihrer Kinder<br />

aufzukommen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 37


“Obwohl wir Lehrkräfte von weit<br />

entfernten Orten kamen, stellten<br />

die lokalen Behörden keine Unterkunft<br />

zur Verfügung, so dass wir<br />

in den Häusern der Eltern unserer<br />

S<strong>ch</strong>üler wohnten. Wir wohnten mit<br />

Dorfleuten zusammen und mussten<br />

ihnen au<strong>ch</strong> bei der Arbeit helfen.<br />

Die Behörden konnten die S<strong>ch</strong>üler<br />

ni<strong>ch</strong>t mit genügend Bü<strong>ch</strong>ern ausstatten.<br />

Wir Lehrkräfte haben zwar<br />

Textbü<strong>ch</strong>er, aber da wir S<strong>ch</strong>ülerInnen<br />

unterri<strong>ch</strong>ten, die keine Bü<strong>ch</strong>er<br />

haben, müssen die Kinder wie<br />

Papageien lernen, nur aufsagen<br />

und auswendig lernen.“<br />

Eine burmesis<strong>ch</strong>e Lehrperson<br />

4<br />

Es gibt etwa 39‘000 staatli<strong>ch</strong>e Primars<strong>ch</strong>ulen, für zwei Dörfer jeweils eine, und nur 2‘000 Sekundars<strong>ch</strong>ulen<br />

und 1‘600 Mittels<strong>ch</strong>ulen im ganzen Land. Die UNESCO s<strong>ch</strong>ätzt, dass 2‘000 Dörfer mehr als drei<br />

Kilometer weit entfernt von einer S<strong>ch</strong>ule liegen. In Bergregionen, in denen es praktis<strong>ch</strong> keine Transportmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

gibt, können drei Kilometer ein Fussmars<strong>ch</strong> von mehreren Stunden bedeuten.<br />

Gemäss einer gemeinsamen Erhebung des burmesis<strong>ch</strong>en Bildungsministeriums, des UNDP (Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen) und der UNESCO sind 57% der S<strong>ch</strong>ulen infolge unzurei<strong>ch</strong>ender Gebäude<br />

überfüllt, nur 46% verfügen über sanitäre Einri<strong>ch</strong>tungen und ledigli<strong>ch</strong> 17% über fliessendes Wasser.<br />

ausGaBen FÜr BILDunG<br />

Sämtli<strong>ch</strong>e sozialen Einri<strong>ch</strong>tungen, im Speziellen das Gesundheits- und Bildungswesen, haben massiv<br />

unter der Diktatur gelitten, die das Sozialsystem zu Gunsten von Ausgaben für militäris<strong>ch</strong>e Angelegenheiten<br />

verna<strong>ch</strong>lässigte. Bildung ist jedo<strong>ch</strong> ein sehr wi<strong>ch</strong>tiger Faktor für die Entwicklung eines Landes und<br />

darf finanziell ni<strong>ch</strong>t verna<strong>ch</strong>lässigt werden. Denno<strong>ch</strong> setzt die burmesis<strong>ch</strong>e Junta weniger als 1.25% ihres<br />

Bruttosozialprodukts (BSP) für Bildung ein, während der westeuropäis<strong>ch</strong>e Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt im Jahr 2000 bei<br />

knapp 6% des BSP lag. Gemäss Statistiken der Vereinten Nationen gibt die burmesis<strong>ch</strong>e Regierung 222%<br />

mehr für das Militär aus als für Gesundheit und Bildung zusammen. Ledigli<strong>ch</strong> 1.25 USD pro Person und<br />

Jahr kommen Gesundheit und Bildung zu.<br />

KOsTen unD QuaLITÄT Der BILDunG<br />

Gemäss offiziellen Angaben bietet die Regierung allen Kindern eine kostenlose Ausbildung an. In Realität<br />

sieht es jedo<strong>ch</strong> anders aus: Die Eltern müssen für die meisten Kosten für Bau, Instandhaltung und Ausrüstung<br />

von S<strong>ch</strong>ulen aufkommen. Zudem müssen sie S<strong>ch</strong>ulmaterial, Uniformen und oft sogar die Löhne<br />

der Lehrkräfte bezahlen. Einige S<strong>ch</strong>ulen fordern neuerdings ausserdem Beiträge für die Ans<strong>ch</strong>affung von<br />

Computern, die oft gar ni<strong>ch</strong>t gekauft werden, oder die S<strong>ch</strong>ule kauft zwar die Geräte, verfügt aber ni<strong>ch</strong>t<br />

über Elektrizität oder über eine Lehrperson, die in der Lage ist, einen Computer zu bedienen.<br />

Die Kosten für einen Satz Lehrbü<strong>ch</strong>er pro Jahr belaufen si<strong>ch</strong> in der Primarstufe auf ungefähr 1 USD, in der<br />

Sekundarstufe auf etwa 2 USD, während Uniformen ungefähr 3 USD kosten. Bessergestellte S<strong>ch</strong>ülerInnen<br />

können ausserdem au<strong>ch</strong> Prüfungsfragen kaufen, einhergehend mit dem „Goodwill“ der Lehrkraft.<br />

Die Löhne der Lehrkräfte bewegen si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en 5 und 8 USD pro Monat, aber ein Minimum von<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 75 USD wird monatli<strong>ch</strong> alleine für die Ernährung einer dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en siebenköpfigen<br />

Familie benötigt. Die meisten Lehrpersonen sind folgli<strong>ch</strong> gezwungen, ihr Einkommen mittels Abendlektionen<br />

aufzubessern sowie Nahrungsmittel selbst anzubauen. Um die S<strong>ch</strong>ülerInnen dazu zu bringen, die<br />

Abendlektionen zu besu<strong>ch</strong>en, in denen sie Fragen stellen und Aufgaben lösen können, unterri<strong>ch</strong>ten viele<br />

Lehrkräfte während der regulären S<strong>ch</strong>ulstunden nur sehr oberflä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>. Die ges<strong>ch</strong>ätzten 50% der S<strong>ch</strong>ülerInnen,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Abendklassen besu<strong>ch</strong>en, haben weit bessere Chancen, ihre Prüfungen zu bestehen,<br />

entweder aufgrund von Bevorzugung oder besseren Verständnisses des S<strong>ch</strong>ulstoffes. Diejenigen, die es<br />

ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>affen, die monatli<strong>ch</strong>en Kosten von 2-6 USD pro Lektion aufzubringen, fühlen si<strong>ch</strong> bena<strong>ch</strong>teiligt<br />

und werden dadur<strong>ch</strong> oft demotiviert.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 38


Grundausbildung<br />

4<br />

Die Qualität des Unterri<strong>ch</strong>ts wird zudem negativ beeinträ<strong>ch</strong>tigt von der s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Qualität der Lehrerausbildung<br />

sowie der Tatsa<strong>ch</strong>e, dass 35% der Lehrpersonen unqualifiziert sind. Häufig sind die Lehrkräfte<br />

au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t anwesend, entweder weil sie si<strong>ch</strong> um ihre Ernte kümmern müssen oder weil sie bis zu drei<br />

Tage Fussmars<strong>ch</strong> auf si<strong>ch</strong> nehmen müssen, um bei den Behörden ihre Löhne einzuholen.<br />

Der Hauptgrund, die S<strong>ch</strong>ule abzubre<strong>ch</strong>en, ist klar finanzieller Natur, aber viele S<strong>ch</strong>ülerInnen geben au<strong>ch</strong><br />

von si<strong>ch</strong> aus auf, entweder aufgrund ungenügender Leistungen oder Unzufriedenheit mit dem Unterri<strong>ch</strong>t.<br />

Jährli<strong>ch</strong> hohe Dur<strong>ch</strong>fallsraten, Repetition sowie keine gezielte Eins<strong>ch</strong>ulung sind seit vielen Jahren die<br />

Regel.<br />

Ein unangemessener Aufbau des Lehrplans kombiniert mit einem System strikter landesweiter Prüfungen<br />

in der Primar-, Mittel- und Oberstufe beendet jährli<strong>ch</strong> für viele S<strong>ch</strong>ülerInnen (verfrüht) ihre s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>e<br />

Karriere. Diese Probleme zeigen, dass es si<strong>ch</strong> hier vielmehr um das Versagen des Systems, denn um<br />

dasjenige der Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>en handelt.<br />

PrOBLeme mIT Der unTerrI<strong>ch</strong>TssPra<strong>ch</strong>e<br />

In Regionen, die von ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten bewohnt werden, stellt die Unterri<strong>ch</strong>tsspra<strong>ch</strong>e ein grosses<br />

Problem dar: Burmesis<strong>ch</strong> ist die offizielle Spra<strong>ch</strong>e, aber viele Kinder von Minderheiten verstehen sie ni<strong>ch</strong>t.<br />

Dass der Unterri<strong>ch</strong>t in Burmesis<strong>ch</strong> abgehalten wird, verärgert die ethnis<strong>ch</strong>en Gruppen. Die Lehrpersonen,<br />

wel<strong>ch</strong>e in die abgelegenen Dörfer ges<strong>ch</strong>ickt werden, sind no<strong>ch</strong> weniger motiviert, da sie ni<strong>ch</strong>t einmal<br />

ri<strong>ch</strong>tig kommunizieren können.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 39


„I<strong>ch</strong> ging vier oder fünf Jahre<br />

zur S<strong>ch</strong>ule bis in die dritte Klasse.<br />

Na<strong>ch</strong>dem die burmesis<strong>ch</strong>en<br />

Truppen mein Dorf zerstört hatten,<br />

mussten wir versu<strong>ch</strong>en, ihnen aus<br />

dem Weg zu gehen. So liefen wir<br />

in den Ds<strong>ch</strong>ungel und ma<strong>ch</strong>ten<br />

unsere Prüfungen unter Bambussträu<strong>ch</strong>ern,<br />

zusammen mit meinen<br />

Mits<strong>ch</strong>ülerInnen und meinem<br />

Lehrer. Unsere S<strong>ch</strong>ule wurde<br />

während des Kampfes bes<strong>ch</strong>ädigt,<br />

und dana<strong>ch</strong> konnte i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

weiterlernen. Seither werden wir<br />

verfolgt.“<br />

Burmesis<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>üler<br />

aLTernaTIVen Zu sTaaTLI<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>uLen<br />

Ds<strong>ch</strong>ungels<strong>ch</strong>ule<br />

4<br />

Ausserhalb des staatli<strong>ch</strong>en Systems nehmen Klosters<strong>ch</strong>ulen Kinder auf, deren Eltern ni<strong>ch</strong>t in der Lage<br />

sind, sie in eine öffentli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule zu s<strong>ch</strong>icken. Gemäss UNICEF werden 1’500 sol<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulen, die si<strong>ch</strong><br />

um ungefähr 93’000 Kinder kümmern, von der Regierung offiziell anerkannt. Klosters<strong>ch</strong>ulen haben denselben<br />

Lehrplan wie öffentli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulen.<br />

Ländli<strong>ch</strong>e Gemeinden ohne eine öffentli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule versu<strong>ch</strong>en, eigene Primars<strong>ch</strong>ulen aufzubauen, indem<br />

sie sowohl die Löhne der Lehrkräfte (oft in Form von ein paar Säcken Reis) als au<strong>ch</strong> die Kosten für Bau<br />

und Unterhalt der Gebäude bezahlen. Diese S<strong>ch</strong>ulen erhalten man<strong>ch</strong>mal Unterstützung von ausländis<strong>ch</strong>en<br />

NROs oder von im Ausland lebenden BurmesInnen, die finanzielle Beiträge leisten oder S<strong>ch</strong>ulmaterial<br />

s<strong>ch</strong>icken. Aufgrund mangelnder Ressourcen gelingt es jedo<strong>ch</strong> vielen von ihnen ni<strong>ch</strong>t, den Kindern mehr<br />

als Lesen beizubringen. Teilweise sind die Lehrpersonen selbst nur bis zur 6. Klasse in die S<strong>ch</strong>ule gegangen,<br />

versu<strong>ch</strong>en mit viel Enthusiasmus, das wenige Wissen, das sie si<strong>ch</strong> angeeignet haben, weiterzugeben.<br />

Im Gegensatz zu Lehrkräften in staatli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulen unterri<strong>ch</strong>ten sie in der Spra<strong>ch</strong>e der entspre<strong>ch</strong>enden<br />

ethnis<strong>ch</strong>en Gruppen. Denno<strong>ch</strong> ist die Zahl sol<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>ulen bes<strong>ch</strong>ränkt und deren Prüfungszertifikate<br />

werden übli<strong>ch</strong>erweise von der Regierung oder den staatli<strong>ch</strong>en Sekundars<strong>ch</strong>ulen ni<strong>ch</strong>t anerkannt, was<br />

bedeutet, dass diese S<strong>ch</strong>ülerInnen wenig Zukunftsperspektiven haben.<br />

Gewisse NROs s<strong>ch</strong>ätzen, dass bis zu 2 Millionen Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge in den Ds<strong>ch</strong>ungeln <strong>Burma</strong>s Leben.<br />

Trotz harter Lebensbedingungen haben es einige DorfbewohnerInnen ges<strong>ch</strong>afft, mobile ‚Ds<strong>ch</strong>ungels<strong>ch</strong>ulen‘<br />

einzuri<strong>ch</strong>ten, in denen die am besten gebildeten Personen der Gemeins<strong>ch</strong>aft den Kindern einige<br />

Grundkenntnisse vermitteln. NROs und die Gewerks<strong>ch</strong>aften der Exil-BurmesInnen s<strong>ch</strong>icken mutige<br />

Freiwillige in diese Ds<strong>ch</strong>ungelregionen, ausgerüstet mit Medizintas<strong>ch</strong>en und Basiss<strong>ch</strong>ulmaterial, wel<strong>ch</strong>e<br />

sie den vertriebenen Mens<strong>ch</strong>en bringen.<br />

Die Ds<strong>ch</strong>ungels<strong>ch</strong>ulen sind ein lebendiger Beweis für die Ents<strong>ch</strong>lossenheit dieser Mens<strong>ch</strong>en, ihren Kin-<br />

4 THEMA BURMA SEITE 40


dern selbst unter den allers<strong>ch</strong>wierigsten Bedingungen eine Grundausbildung zu gewährleisten.<br />

unIVersITÄTen<br />

4<br />

UniversitätsstudentInnen spielten bei den 1988er Demonstrationen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle, wel<strong>ch</strong>e die<br />

Wiederherstellung der Demokratie forderten. Seither für<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> die Generäle der Militärregierung vor<br />

ihnen, und tun alles in ihrer Ma<strong>ch</strong>t stehende, um die Universitäten an einem normalen Betrieb zu hindern.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en 1998 und 2000 durften ni<strong>ch</strong>tmilitäris<strong>ch</strong>e Universitäten nur 3 Monate im Jahr geöffnet sein. Seit<br />

2000 herrs<strong>ch</strong>t theoretis<strong>ch</strong> wieder ein regulärer Betrieb, aber es fehlen ProfessorInnen und die finanziellen<br />

Mittel wurden drastis<strong>ch</strong> gekürzt. Zunehmender Na<strong>ch</strong>holbedarf zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> ab, was die Regierung vor ein<br />

Dilemma stellt. Die Reaktion der Junta auf diese Krise waren weitere S<strong>ch</strong>liessungen von Universitäten,<br />

womit si<strong>ch</strong> das Problem nur no<strong>ch</strong> weiter zuspitzt.<br />

Der Inhalt der Universitätskurse wurde um beinahe zwei Drittel gekürzt, was bedeutet, dass die verliehenen<br />

Abs<strong>ch</strong>lüsse von zweifelhaftem Wert sind. „Kleine Ges<strong>ch</strong>enke“ der StudentInnen werden rund um die<br />

Prüfungszeit dankbar angenommen, weswegen es keine Garantie gibt, dass die Prüfungen auf legalem<br />

Weg bestanden wurden.<br />

Eine Folge davon ist, dass viele Firmen den Qualifikationen junger AbgängerInnen burmesis<strong>ch</strong>er Universitäten<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr länger trauen. Die AbgängerInnen müssen zu niedrigen Löhnen für den Staat arbeiten<br />

oder Gelegenheitsjobs annehmen, die keinerlei Verbindung mit ihren Abs<strong>ch</strong>lüssen haben. Ein anderer<br />

entmutigender Faktor für StudentInnen ist, dass ihnen bei der Wahl der Fä<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t viel Freiheit gewährt<br />

wird: Das System s<strong>ch</strong>reibt vor, dass jene mit den besten Mittels<strong>ch</strong>ulnoten an der medizinis<strong>ch</strong>en oder<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Fakultät weiterfahren müssen, während der Rest anderen Fä<strong>ch</strong>ern zugewiesen wird.<br />

Aus Angst vor der Entwicklung eines neuen Widerstandherdes ri<strong>ch</strong>tete die Regierung Universitäten ein,<br />

die si<strong>ch</strong> weit entfernt voneinander und man<strong>ch</strong>mal ausserhalb des Stadtzentrum befinden, wo es nur wenige<br />

bezahlbare Studentenunterkünfte gibt. Einige StudentInnen müssen tägli<strong>ch</strong> mehrere Stunden pendeln,<br />

und viele können es si<strong>ch</strong> aufgrund der hohen Kosten der Busbillette ni<strong>ch</strong>t leisten, die Universität mehr als<br />

einmal pro Wo<strong>ch</strong>e zu besu<strong>ch</strong>en.<br />

s<strong>ch</strong>uLen FÜr KInDer VOn armeeanGehÖrIGen<br />

Die Regierung hat ein Bildungssystem aufgebaut, von dem auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Kinder ho<strong>ch</strong>rangiger Armeeoffiziere<br />

profitieren können. Diese S<strong>ch</strong>ulen sind gut ausgerüstet und bieten vers<strong>ch</strong>iedene Extras wie<br />

Computertraining und S<strong>ch</strong>ulausflüge. Die besten S<strong>ch</strong>ulen verlangen zwis<strong>ch</strong>en 100 und 200 USD Zulassungsgebühren<br />

pro Jahr, sodass die Türen für die breite Masse vers<strong>ch</strong>lossen bleiben.<br />

Militäruniversitäten für die Kinder der Armeeangehörigen blieben offen, während zivile Universitäten<br />

gezwungen waren zu s<strong>ch</strong>liessen. Kinder von Zivilpersonen können zwar zugelassen werden, müssen<br />

si<strong>ch</strong> aber einer äusserst strengen Prozedur unterziehen. Diese beinhaltet Empfehlungen von Staatsangestellten<br />

sowie das Verspre<strong>ch</strong>en, der Armee zu dienen und si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in politis<strong>ch</strong>e Angelegenheiten zu<br />

verwickeln. Die Gelegenheit, unter relativ zufrieden stellenden Bedingungen studieren zu können, bringt<br />

viele junge StudentInnen dazu, si<strong>ch</strong> in den Dienst der Armee zu stellen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 41


„Die Knaben helfen au<strong>ch</strong> in der<br />

Familie, aber die Mäd<strong>ch</strong>en ma<strong>ch</strong>en<br />

mehr. Die Pfli<strong>ch</strong>t der Knaben ist<br />

es, zur S<strong>ch</strong>ule zu gehen und eine<br />

Ausbildung zu erhalten, aber die<br />

Aufgabe der Mäd<strong>ch</strong>en ist es, den<br />

Haushalt zu besorgen. Die Knaben<br />

helfen, aber sie haben ni<strong>ch</strong>t viel<br />

Zeit, weil sie au<strong>ch</strong> ihre Hausaufgaben<br />

erledigen müssen, sodass sie<br />

gebildete Leute werden können.“<br />

KOnTrOLLe Der sTuDenTInnen<br />

4<br />

Die offizielle Haltung wiederspiegelnd – Wissen ist gefährli<strong>ch</strong> –, unternimmt die Regierung alles in ihrer<br />

Ma<strong>ch</strong>t stehende, um das geringste Anzei<strong>ch</strong>en von Opposition unter den StudentInnen zu unterdrücken.<br />

Die Dozenten müssen si<strong>ch</strong>erstellen, dass ihre StudentInnen ni<strong>ch</strong>t in antimilitäris<strong>ch</strong>e Aktivitäten involviert<br />

werden. S<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>er werden, wie sämtli<strong>ch</strong>e Literatur und Medien im Land, von der Junta zensuriert, und<br />

die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten wird zu Gunsten der <strong>Burma</strong>nisation verharmlost. Zudem fordert<br />

das Regime die StudentInnen dazu auf, si<strong>ch</strong> der von der Regierung protegierten Union Solidarity and<br />

Development Association anzus<strong>ch</strong>liessen sowie an vers<strong>ch</strong>iedenen sportli<strong>ch</strong>en und anderen Aktivitäten<br />

teilzunehmen, die von den Armeeoffizieren organisiert werden. Ebenso s<strong>ch</strong>ickt es si<strong>ch</strong>, für die ho<strong>ch</strong>rangigen<br />

Offiziere zu singen und tanzen, die der S<strong>ch</strong>ule einen Besu<strong>ch</strong> abstatten. Diejenigen StudentInnen, die<br />

ihre Pfli<strong>ch</strong>ten gegenüber dem Regime erfüllt haben, erhalten zusätzli<strong>ch</strong>e Punkte bei ihren Prüfungen.<br />

Ges<strong>ch</strong>Le<strong>ch</strong>TerunGLeI<strong>ch</strong>heIT<br />

Weniger als ein Drittel aller Mäd<strong>ch</strong>en, die si<strong>ch</strong> für die S<strong>ch</strong>ule eins<strong>ch</strong>reiben, s<strong>ch</strong>affen es dur<strong>ch</strong> die<br />

Primars<strong>ch</strong>ule. Angesi<strong>ch</strong>ts der düsteren Lage der burmesis<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aft sehen si<strong>ch</strong> viele Familien dazu<br />

gezwungen, die langfristige Bildungszukunft ihrer Tö<strong>ch</strong>ter für das kurzfristige, tägli<strong>ch</strong>e Überleben aufzugeben.<br />

Mäd<strong>ch</strong>en müssen arbeiten oder helfen, Nahrung für den Grundbedarf zu bes<strong>ch</strong>affen. Weil die<br />

wahrgenommene Rolle der Mäd<strong>ch</strong>en darin besteht, si<strong>ch</strong> um das Wohlergehen der Familie zu kümmern,<br />

werden Tö<strong>ch</strong>ter immer vor Söhnen aus der S<strong>ch</strong>ule genommen.<br />

Die kulturellen Hindernisse, denen Mäd<strong>ch</strong>en in der Primar- und Sekundarstufe begegnen, sind au<strong>ch</strong> auf<br />

der tertiären Bildungsstufe weit verbreitet. Weder der Lehrplan no<strong>ch</strong> das System als Ganzes präsentieren<br />

Modelle, die Frauen ermutigen, Karriere zu ma<strong>ch</strong>en oder si<strong>ch</strong> selbst als Akteurinnen in den öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Angelegenheiten ihrer Gemeins<strong>ch</strong>aft zu sehen. Ausserdem begegnen Studentinnen anderen Zulassungsprozeduren<br />

und Massstäben, insbesondere in traditionell von Männern dominierten Gebieten wie Te<strong>ch</strong>nik,<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft und Medizin. Oft müssen sie bessere Noten vorweisen können als ihre männli<strong>ch</strong>en Kollegen,<br />

um in gewisse Berufsinstitute aufgenommen zu werden. Elterli<strong>ch</strong>e Bedenken, ihre Tö<strong>ch</strong>ter zum Studieren<br />

wegzus<strong>ch</strong>icken, sowie die hohen Kosten im tertiären Bildungsberei<strong>ch</strong> hindern ebenfalls viele Studentinnen,<br />

vor allem sol<strong>ch</strong>e aus ländli<strong>ch</strong>en Gegenden, daran, die Universität zu besu<strong>ch</strong>en.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 42


DIsKussIOnsThemen ausBILDunG<br />

4<br />

• Die offizielle Haltung der burmesis<strong>ch</strong>en Regierung lautet: ‚Bildung ist gefährli<strong>ch</strong>‘. Was denkst du, was<br />

damit gemeint ist? Warum könnte die Regierung Bildung als Bedrohung ansehen?<br />

• Warum ist Bildung so wi<strong>ch</strong>tig? Denk darüber auf der Ebene eines Landes sowie auf der individuellen<br />

Ebene na<strong>ch</strong>. Bildung kann zum Beispiel verknüpft werden mit:<br />

- Ökonomis<strong>ch</strong>em Wa<strong>ch</strong>stum (Bildung stellt Fähigkeiten und ‚Verstand‘ für die Wirts<strong>ch</strong>aft bereit)<br />

- Gute Führungsqualitäten<br />

- Besserem Bildungsgrad (gut ausgebildete Lehrkräfte)<br />

- Gesundheit (ein höherer Bildungsgrad geht einher mit höheren Gesundheitsstandards)<br />

- Bevölkerung (ein höherer Bildungsgrad bewirkt ein geringeres Bevölkerungswa<strong>ch</strong>stum)<br />

- Wahlfreiheit und Selbstverwirkli<strong>ch</strong>ung (Bildung gibt Mens<strong>ch</strong>en mehr Wahlmögli<strong>ch</strong>keiten)<br />

- Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terglei<strong>ch</strong>heit (Bildung führt zu Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terglei<strong>ch</strong>heit)<br />

• Stell dir vor, du würdest in einer ländli<strong>ch</strong>en Gegend <strong>Burma</strong>s zur S<strong>ch</strong>ule gehen – wie würde dein<br />

S<strong>ch</strong>ultag si<strong>ch</strong> von deinem jetzigen unters<strong>ch</strong>eiden in deinem eigenen Land?<br />

QueLLen<br />

International Confederation of Free Trade Unions: Growing up under the Burmese dictatorship – the<br />

situation facing <strong>ch</strong>ildren after 41 years of military rule in <strong>Burma</strong>. 2003<br />

http://www.apheda.org.au<br />

http://www.unesco.org<br />

http://www.burmadebate.org<br />

http://www.ibiblio.org/obl/docs/GS10.<strong>educa</strong>tion.pdf<br />

http://www.khrg.org/<br />

WeITere InFOrmaTIOnen<br />

http://www.burmaissues.org/En/Newsletter/BINews2005-07-01.html<br />

http://www.ibiblio.org/obl/docs/GS10.<strong>educa</strong>tion.pdf<br />

4 THEMA BURMA SEITE 43


GesunDheITsWesen<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Lebenserwartung<br />

2009 (ges<strong>ch</strong>ätzt)<br />

S<strong>ch</strong>weiz 81 Jahre<br />

GB 79 Jahre<br />

Thailand 73 Jahre<br />

<strong>Burma</strong> 63 Jahre<br />

Laos 57 Jahre<br />

Swaziland 32 Jahre<br />

Quelle: CIA Factbook<br />

Bevölkerung mit Zugang zu<br />

Wasser 2004<br />

Switzerland: 100%<br />

UK: 100%<br />

Thailand: 99%<br />

<strong>Burma</strong> 78%<br />

Laos 51%<br />

Kambods<strong>ch</strong>a: 41%<br />

Quelle: Nationmaster<br />

4<br />

Die Gründe für einen s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Gesundheitszustand sind in einem Land wie <strong>Burma</strong> zahlrei<strong>ch</strong>. Faktoren<br />

wir fehlende Gesundheitsbildung, s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te sanitäre Einri<strong>ch</strong>tungen, anhaltende bewaffnete Konflikte<br />

zwis<strong>ch</strong>en der Regierung und vers<strong>ch</strong>iedenen ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten sowie die Verbreitung von HIV/AIDS<br />

sind massgebli<strong>ch</strong> für die Probleme in Bezug auf Gesundheit verantwortli<strong>ch</strong>.<br />

Au<strong>ch</strong> Minen und Gewalt in den Konfliktzonen sowie der Missbrau<strong>ch</strong> von Bürgerinnen und Bürger als<br />

ZwangsarbeiterInnen fürs Militär führen oft zu Verletzungen oder gesundheitli<strong>ch</strong>en Problemen.<br />

Die Mens<strong>ch</strong>en <strong>Burma</strong>s werden regelmässig gezwungen, unter halsbre<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>en Bedingungen zu<br />

arbeiten, da es die Regierung unterlässt, gültige Regeln für Gesundheit und Si<strong>ch</strong>erheit am Arbeitsplatz zu<br />

erlassen. Zudem hat die politis<strong>ch</strong>e Situation grossen Einfluss auf Migration und abertausende Personen<br />

wurden von der Militärregierung vertrieben oder zwangsumgesiedelt, was zu weit verbreiteter Mangelernährung<br />

und gesundheitli<strong>ch</strong>en Problemen führt.<br />

Es ist s<strong>ch</strong>wierig, in <strong>Burma</strong> Statistiken zu erstellen. Aufgrund des Zerfalls des öffentli<strong>ch</strong>en Gesundheitssystems<br />

kümmern si<strong>ch</strong> die meisten Personen um si<strong>ch</strong> selbst und berufen si<strong>ch</strong> auf private Heilmethoden oder<br />

traditionelle Heiler und ers<strong>ch</strong>einen demzufolge ni<strong>ch</strong>t in den öffentli<strong>ch</strong>en Statistiken.<br />

ursa<strong>ch</strong>en FÜr s<strong>ch</strong>Le<strong>ch</strong>Te GesunDheIT<br />

Frauen, die Wasser tragen<br />

Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären anlagen<br />

In ländli<strong>ch</strong>en Gebieten hat weniger als die Hälfte der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser,<br />

etwas mehr als ein Drittel zu sanitären Anlagen. Das Wissen um den Einfluss von sanitären Anlagen und<br />

sauberem Trinkwasser auf die Gesundheit ist kaum verbreitet.<br />

In den weiten, trockenen Zentralebenen sowie in den Grenzregionen gibt es in der Regel nur einen Brunnen<br />

pro Dorf, und die Wasservorräte werden während der Trockenzeit knapp.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 44


Typis<strong>ch</strong>e Kosten<br />

Arztbesu<strong>ch</strong> und Medikamente<br />

1‘000 bis 2‘000 kyats<br />

Operation in einem Spital<br />

mind. 150‘000 kyat<br />

Spitalgeburt 25,000 kyat<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>es monatli<strong>ch</strong>es<br />

Einkommen: 10’000 kyat<br />

Ärzte per 100’000 (2004)<br />

Italien: 606.5<br />

Deuts<strong>ch</strong>land: 361.7<br />

Südafrika: 69.2<br />

<strong>Burma</strong>: 30.2<br />

Ruanda: 1.9<br />

Quelle: WHO<br />

4<br />

Meist sind Frauen und Kinder verantwortli<strong>ch</strong> für die zeitaufwändige Aufgabe der tägli<strong>ch</strong>en Wasserversorgung.<br />

Sie müssen das Wasser oft über lange Distanzen s<strong>ch</strong>leppen, was zu Verletzungen, Kno<strong>ch</strong>enbrü<strong>ch</strong>en<br />

bei Stürzen oder Deformationen führen kann. Fehlende sanitäre Einri<strong>ch</strong>tungen und Mangel an<br />

sauberem Trinkwasser sind ein Hauptproblem <strong>Burma</strong>s und tragen zur hohen Sterbli<strong>ch</strong>keitsrate vor allem<br />

bei Kindern bei.<br />

Zugang zum Gesundheitswesen<br />

Es besteht grosse Unglei<strong>ch</strong>heit in Bezug auf den Zugang zu Gesundheitsversorgung und zu Informationen<br />

dazu. Der Zugang basiert auf finanziellem Status, ethnis<strong>ch</strong>er Zugehörigkeit, geographis<strong>ch</strong>er Lage sowie<br />

Verbindungen zum Militär.<br />

Mangelnde finanzielle Mittel sind der Hauptgrund, dass viele Mens<strong>ch</strong>en, die medizinis<strong>ch</strong>e Hilfe bräu<strong>ch</strong>ten,<br />

unversorgt bleiben, und steigern das Risiko, eine eigentli<strong>ch</strong> behandelbare Krankheit zu übertragen<br />

oder daran zu sterben.<br />

Obwohl Spitalbesu<strong>ch</strong>e für alle gratis sein sollten, müssen PatientInnen Ärzte direkt bezahlen, wenn sie<br />

von ihnen behandelt werden wollen, da die Saläre der Ärzte extrem tief sind. Einige von ihnen passen<br />

ihre Tarife entspre<strong>ch</strong>end der Zahlungsfähigkeit ihrer PatientInnen an. Aber au<strong>ch</strong> diejenigen Personen, die<br />

si<strong>ch</strong> eine Behandlung leisten können, sehen si<strong>ch</strong> konfrontiert mit einer Infrastruktur, die in einem sehr<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Zustand ist, mit einem Mangel an qualifiziertem Ärzte- und Pflegepersonal und demzufolge z.T.<br />

fragwürdigen Behandlungsmethoden.<br />

Gemäss offiziellen Zahlen der Regierung aus dem Jahr 1999, stehen pro 10’000 EinwohnerInnen 6 Spitalbetten,<br />

3 Ärzte und 2 Pflegefa<strong>ch</strong>personen zur Verfügung. In den Grenzregionen, in denen hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten leben, ist die Situation wesentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter: Es gibt gerade mal ein Spital pro<br />

132’500 EinwohnerInnen sowie ein ländli<strong>ch</strong>es Gesundheitszentrum pro 221’000 Personen (der nationale<br />

Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt bei den Zentren ist zehn Mal höher).<br />

Nur s<strong>ch</strong>on ein Krankenhaus zu errei<strong>ch</strong>en, kann eine Herausforderung sein, da es kaum Ambulanzfahrzeuge<br />

gibt – und in ländli<strong>ch</strong>en Regionen au<strong>ch</strong> gar keine Strassen. Viele abgelegene Dörfer haben gar<br />

keinen Zugang zu öffentli<strong>ch</strong>en Gesundheitszentren und müssen si<strong>ch</strong> auf Na<strong>ch</strong>barInnen mit grundlegenden<br />

Kenntnissen im medizinis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong> verlassen.<br />

In den Konfliktgebieten der Karen-, Karenni- und Monstaaten entlang der thai-burmesis<strong>ch</strong>en Grenze<br />

leisten so genannte RucksacksanitäterInnen grundlegende medizinis<strong>ch</strong>e Versorgung und Aufklärung.<br />

Teams von drei bis fünf SanitäterInnen sind zu Fuss unterwegs und tragen Material für die medizinis<strong>ch</strong>e<br />

Versorgung sowie Ausbildungsunterlagen mit. Personen aus der lokalen Bevölkerung helfen den Teams,<br />

ihre Arbeit zu koordinieren und das burmesis<strong>ch</strong>e Militär zu umgehen. Die SanitäterInnen übernehmen<br />

eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle in der Fors<strong>ch</strong>ung, indem sie Daten sammeln, um die Auswirkungen von Krieg und<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen auf die Zivilbevölkerung dokumentieren zu können.<br />

Medikamente sind ni<strong>ch</strong>t nur sehr teuer, sondern oft au<strong>ch</strong> nur s<strong>ch</strong>wer erhältli<strong>ch</strong> Der regierungseigene Medikamentenhersteller<br />

„Myanmar Pharmaceutical Factory“ stellt zwar qualitativ ho<strong>ch</strong>wertige Medikamente<br />

her, aber die produzierte Menge rei<strong>ch</strong>t bei weitem ni<strong>ch</strong>t aus, um das ganze Land damit zu versorgen.<br />

Ungefähr 95% aller Medikamente werden von Banglades<strong>ch</strong> und Indien na<strong>ch</strong> <strong>Burma</strong> ges<strong>ch</strong>muggelt und<br />

dann auf dem S<strong>ch</strong>warzmarkt verkauft. Von da aus gelangen sie in Spitäler und Apotheken. Vieler dieser<br />

Arzneien sind jedo<strong>ch</strong> nur Imitationen von gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Medikamenten, die in illegalen Fabriken hergestellt<br />

und nie auf ihre Qualität getestet wurden. Infolge fals<strong>ch</strong>er oder minderwertigen Inhaltsstoffen<br />

helfen die Medikamente oft ni<strong>ch</strong>t bei der Behandlung von Krankheiten, können im s<strong>ch</strong>limmsten Fall sogar<br />

zum Tod von PatientInnen führen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 45


Kleinkinder*sterbli<strong>ch</strong>keitsrate<br />

(pro 1’000 Lebendgeburten) 2006<br />

ges<strong>ch</strong>ätzt<br />

S<strong>ch</strong>weiz 4.18<br />

GB 4.85<br />

Thailand 17.63<br />

<strong>Burma</strong> 47.61<br />

Laos 77.82<br />

Swaziland 68.68<br />

Quelle: CIA World Factbook<br />

* Kleinkinder sind definiert als<br />

unter fünfjährig.<br />

Verbreitung von mangelernährung<br />

bei Kindern (prozentual untergewi<strong>ch</strong>tige<br />

unter fünf Jahren)<br />

Nepal: 48.3%<br />

<strong>Burma</strong>: 31.8%<br />

Sierra Leone: 27.2<br />

Swaziland: 10.3%<br />

USA: 1.6%<br />

Quelle: World Bank, 2006<br />

4<br />

mütter- und Kleinkindersterbli<strong>ch</strong>keit<br />

<strong>Burma</strong> hat eine der hö<strong>ch</strong>sten Mütter- und Kleinkindersterbli<strong>ch</strong>keitsraten Asiens. Es wird ges<strong>ch</strong>ätzt, dass<br />

die nationale Kindersterbli<strong>ch</strong>keitsrate bei 47 von 1’000 Lebendgeburten liegt. Ärzte in den Kriegszonen<br />

der Karen- und Shanstaaten spre<strong>ch</strong>en jedo<strong>ch</strong> von 200-300 Todesfällen pro 1‘000 Lebendgeburten.<br />

Wegen der hohen Kosten und der tiefen Qualität der Pflege verzi<strong>ch</strong>ten viele Frauen darauf, für die Geburt<br />

in ein Spital zu gehen. Zwis<strong>ch</strong>en 70% und 80% aller Frauen gebären zu Hause, wo sie von einer traditionellen<br />

Geburtshelferin oder gelegentli<strong>ch</strong> von einer Hebamme betreut werden.<br />

UNICEF geht davon aus, dass ungefähr 580 von 100’000 Geburten zum Tod der Mutter führen. Die Hälfte<br />

dieser Todesfälle findet in abgelegenen Gebieten statt, in denen es keinen Zugang zu öffentli<strong>ch</strong>en medizinis<strong>ch</strong>en<br />

Einri<strong>ch</strong>tungen gibt. Über ein Drittel fällt in öffentli<strong>ch</strong>en Krankenhäusern vor, die ni<strong>ch</strong>t genügend<br />

ausgerüstet sind, um mit Komplikationen umzugehen.<br />

WeITVerBreITeTe KranKheITen<br />

Behandel- oder sogar vermeidbare Krankheiten wie Lungenentzündung, Tuberkulose, Mangelernährung<br />

und Dur<strong>ch</strong>fall sind no<strong>ch</strong> immer die am meisten auftretenden Ursa<strong>ch</strong>en für Leiden und frühzeitigen Tod,<br />

gerade in ländli<strong>ch</strong>en Gegenden, wo ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten leben.<br />

manGeLernÄhrunG<br />

Was ist mangelernährung?<br />

Mangelernährung in all ihren Formen erhöht das Risiko einer Krankheit oder eines vorzeitigen Todes.<br />

Unterernährung, bei der die tägli<strong>ch</strong>e Nahrung ni<strong>ch</strong>t genügend Kalorien und Proteine für Wa<strong>ch</strong>stum und<br />

Aufre<strong>ch</strong>terhaltung der Körperfunktionen liefert, ist z.B. einer der Hauptgründe bei der Hälfte der Todesfälle<br />

von unter fünfjährigen Kindern in Entwicklungsländern.<br />

Von der so genannten sekundären Mangelernährung sind Personen betroffen, die an Dur<strong>ch</strong>fallerkrankungen<br />

leiden und infolge häufigen Stuhlgangs ni<strong>ch</strong>t in der Lage sind, alle benötigten Nährstoffe vollständig<br />

aufzunehmen. Personen, die s<strong>ch</strong>on an Mangelernährung leiden, sind anfälliger und erholen si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />

von Infektionskrankheiten. Gravierende Formen von Mangelernährung können infolge Jodmangel zu<br />

irreversiblen Hirns<strong>ch</strong>äden, Erblindungen oder Tod dur<strong>ch</strong> Vitamin A-Mangel führen.<br />

Mangelernährung ist sowohl ein medizinis<strong>ch</strong>es als au<strong>ch</strong> ein soziales Phänomen und führt als Resultat<br />

resp. in Kombination mit Armut zu einer Abwärtsspirale, die verstärkt wird dur<strong>ch</strong> Krankheiten, gehemmte<br />

Entwicklung und verminderter Fähigkeit zu arbeiten.<br />

Verhindern von mangelernährung<br />

Mangelernährung kann entgegengewirkt werden mittels der Versorgung mit sauberem Was¬ser, sanitären<br />

Anlagen, der Erhöhung von Hygienestandards, der Ausbildung über gesunde Ernährung und verbessertem<br />

Zugang zu Nahrung mit genügend Nährstoffen.<br />

Globale situation<br />

Weltweit ist eine von drei Personen von Mangelernährung betroffen, und zwar unabhängig von ihrem<br />

Alter. Mehr als 70% der Kinder mit Protein-Energie-Mangelernährung leben in Asien, 26% in Afrika und<br />

4% in Latein- und Mittelamerika.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 46


situation in <strong>Burma</strong><br />

Mangelernährte Kinder<br />

4<br />

Millionen von BurmesInnen sind infolge hoher Reispreise, Nahrungsmittelknappheit und Zwangsumsiedlungen,<br />

die normalerweise die Zerstörung von Essensvorräten eins<strong>ch</strong>liessen, mangelernährt.<br />

Eine Studie aus dem Jahr 2000 zeigt, dass in <strong>Burma</strong> mehr als ein Drittel der unter Fünfjährigen unterernährt<br />

sind und 35.3% weniger wiegen als der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt ihrer Altersgenossen, während 5.5% in<br />

städtis<strong>ch</strong>en und 8.5% in ländli<strong>ch</strong>en Regionen deutli<strong>ch</strong> weniger als der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt wiegen.<br />

maLarIa<br />

Was ist malaria?<br />

Malaria ist eine von Ste<strong>ch</strong>mücken übertragene Infektionskrankheit, die von einzelligen Parasiten der Gattung<br />

Plasmodium hervorgerufen wird. Die Parasiten gelangen in den Blutkreislauf einer Person, wenn sie<br />

von einer infizierten Ste<strong>ch</strong>mücke gesto<strong>ch</strong>en wird, und migrieren dann in die Leber, wo sie si<strong>ch</strong> vermehren.<br />

Von da aus gelangen sie erneut in den Blutkreislauf und befallen die roten Blutkörper<strong>ch</strong>en. Die Parasiten<br />

setzen die Vermehrung in den Blutkörper<strong>ch</strong>en fort, bis diese zerbersten und dabei grosse Mengen Parasiten<br />

ins Blutplasma freilassen. Dies ruft das für die Krankheit typis<strong>ch</strong>e Fieber hervor.<br />

symptome und Behandlung<br />

Typis<strong>ch</strong> für Malaria sind Fieber, grippeähnli<strong>ch</strong>e Symptome wie S<strong>ch</strong>üttelfrost, Kopf- und Glieders<strong>ch</strong>merzen<br />

sowie extreme Müdigkeit. Übelkeit, Erbre<strong>ch</strong>en und Dur<strong>ch</strong>fall können ebenfalls hervorgerufen werden.<br />

Malaria kann wegen des Verlusts von roten Blutkörper<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> zu Blutarmut und Gelbsu<strong>ch</strong>t führen. Die<br />

4 THEMA BURMA SEITE 47


malaria-Verbreitungsrate<br />

(pro 1’000)<br />

Uganda: 477.93<br />

<strong>Burma</strong>: 14.47<br />

Thailand: 0.56<br />

Quelle: WHO, 2005<br />

Poster einer afrikanis<strong>ch</strong>en Anti-Malaria-Kampage<br />

Eine Malaria-Ste<strong>ch</strong>mücke<br />

4<br />

Infizierung mit dem Typ Malaria, P. falciparum, kann zu Leberversagen, epileptis<strong>ch</strong>en Anfällen, mentaler<br />

Verwirrung, Koma und im s<strong>ch</strong>limmsten Fall sogar zum Tod führen, wenn sie ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>tzeitig behandelt<br />

wird.<br />

Eine Malariainfektion ist ein medizinis<strong>ch</strong>er Notfall und erfordert eine Hospitalisierung. Die Behandlung<br />

umfasst unterstützende Massnahmen wie au<strong>ch</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Anti-Malaria-Medikamente. Eine seriöse<br />

Behandlung führt in der Regel zu einer vollständigen Genesung.<br />

Vorbeugung von malaria<br />

Es gibt no<strong>ch</strong> keine Impfung gegen Malaria, aber die Übertragung kann reduziert werden, indem Moskitonetze<br />

und Insektens<strong>ch</strong>utzmittel verwendet werden, um Sti<strong>ch</strong>e zu verhindern.<br />

Zugang zu Gesundheitswesen, Aufklärung und Einbindung der BewohnerInnen in den betroffenen Gebieten<br />

sind ebenso wi<strong>ch</strong>tig. Die Erfahrung zeigt, dass si<strong>ch</strong> das Engagement und die Kontrolle der Bemühungen<br />

seitens Regierung als sehr wirksam zeigen.<br />

Globale situation<br />

Malaria ist weit verbreitet in tropis<strong>ch</strong>en und subtropis<strong>ch</strong>en Gebieten und gehört zu den geläufigsten<br />

Infektionskrankheiten und stellt ein riesiges Problem dar fürs Gesundheitswesen. Mehr als 41% der<br />

Weltbevölkerung laufen permanent Gefahr, si<strong>ch</strong> mit Malaria zu infizieren und jedes Jahr leiden ca. 10%<br />

der Weltbevölkerung an der Krankheit. Die Zahlen nehmen infolge si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ternden Gesundheitssysteme,<br />

wa<strong>ch</strong>sender Medikamenten- und Insektizidresistenzen, Klimaveränderungen und Kriegen stetig<br />

zu. Jährli<strong>ch</strong> sterben eine bis drei Millionen Mens<strong>ch</strong>en an der Krankheit, d.h. alle dreissig Sekunden eine<br />

Person. Am s<strong>ch</strong>wersten betroffen sind Kinder in der Sub-Sahara.<br />

situation in <strong>Burma</strong><br />

Beinahe die Hälfte aller Malariainfektionen in Asien ges<strong>ch</strong>ieht in <strong>Burma</strong>, wo die Krankheit eine der<br />

Hauptkrankheiten und -todesursa<strong>ch</strong>en ist.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 48


Ein burmesis<strong>ch</strong>er Mön<strong>ch</strong>, der an TB<br />

leidet<br />

4<br />

Offizielle Zahlen der Regierung aus dem Jahre 2001 zeigen, dass 1.2% der Bevölkerung infiziert ist und<br />

se<strong>ch</strong>s von 100’000 Todesfällen infolge Malaria erfolgen. Die Statistiken der Regierung gelten jedo<strong>ch</strong> als<br />

unzuverlässig. Die UN gehen von einer weit grösseren Zahl aus. Am s<strong>ch</strong>wersten betroffen sind Kinder<br />

unter fünf Jahren sowie S<strong>ch</strong>wangere und Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge.<br />

TuBerKuLOe<br />

Was ist Tuberkulose?<br />

Tuberkulose (TB) ist eine bakterielle Krankheit, die in der Regel die Lungen befällt, si<strong>ch</strong> aber über den<br />

Blutkreislauf au<strong>ch</strong> auf andere Organe sowie die Kno<strong>ch</strong>en, Gelenken, Kreislaufsystem und sogar die Haut<br />

ausdehnen kann. TB kann übertragen werden, wenn die Bakterien in Form von mikroskopis<strong>ch</strong> kleinen<br />

Tropfen, die von einer infizierten Person stammen, eingeatmet werden. Wenn eine infizierte Person<br />

hustet, niest oder au<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> spri<strong>ch</strong>t, können die Tröpf<strong>ch</strong>en in die Luft gelangen. Obwohl jene s<strong>ch</strong>nell<br />

austrocknen, können die Bakterien no<strong>ch</strong> für Stunden in der Luft übertragen werden.<br />

symptome, Prävention und Behandlung<br />

Chronis<strong>ch</strong>er oder hartnäckiger Husten, Ers<strong>ch</strong>öpfungszustände, Appetitlosigkeit, Gewi<strong>ch</strong>tsverlust, Fieber<br />

und Na<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>weiss sind typis<strong>ch</strong>e Symptome von TB. Studien zeigen, dass die TB-Impfung BCG einen<br />

ungefähr 70-80%-igen S<strong>ch</strong>utz bietet und die Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit, an einer s<strong>ch</strong>weren Form zu erkranken<br />

drastis<strong>ch</strong> reduziert. Die Impfung wird normalerweise Babies und kleinen Kindern verabrei<strong>ch</strong>t, aber au<strong>ch</strong><br />

Jugendli<strong>ch</strong>e und Erwa<strong>ch</strong>sene können si<strong>ch</strong> impfen lassen.<br />

Tuberkulose kann erfolgrei<strong>ch</strong> behandelt werden mit einer Kombination von drei oder vier Antibiotika, die<br />

über se<strong>ch</strong>s bis neun Monate eingenommen werden müssen. PatientInnen werden oft in für mindestens<br />

zwei Wo<strong>ch</strong>en von der Umwelt abges<strong>ch</strong>irmt.<br />

Globale situation<br />

Über ein Drittel der Weltbevölkerung trägt das TB-Bakterium in si<strong>ch</strong>. Jede Sekunde findet eine neue<br />

Infektion statt. Gemäss WHO (2000) sterben ungefähr 20’000 Personen pro Jahr an Tuberkulose. 99%<br />

der Todesfälle und 95% der Neuansteckungen erfolgen in Entwicklungsländern, wo Armut, fehlende Gesundheitssysteme<br />

und Fehlernährung das Ihre dazu beitragen, Tuberkulose zu verbreiten. Krankheits- und<br />

Todesfälle, die dur<strong>ch</strong> Tuberkulose ausgelöst werden verstärken wiederum die Armut in vielen Gemeins<strong>ch</strong>aften.<br />

Tuberkulose ist die auf der Welt meist verbreiteteste infektiöse Todesursa<strong>ch</strong>e bei Frauen im fru<strong>ch</strong>tbaren<br />

Alter und die Haupttodesursa<strong>ch</strong>e bei Mens<strong>ch</strong>en mit HIV/AIDS. Die Auftretenshäufigkeit von TB ist abhängig<br />

vom Alter. In Afrika, sind hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e und junge Erwa<strong>ch</strong>sene von TB betroffen, während<br />

in Ländern, in denen TB nur no<strong>ch</strong> selten auftritt, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ältere Mens<strong>ch</strong>en gefährdet sind.<br />

situation in <strong>Burma</strong><br />

Südostasien ist mit drei Millionen neuen Fällen pro Jahr die am s<strong>ch</strong>limmsten betroffene Region der Welt.<br />

Mit ungefähr 97’000 neuen Fällen pro Jahr ist die Rate in <strong>Burma</strong> besonders ho<strong>ch</strong>. Es wird angenommen,<br />

dass ungefähr 40% von <strong>Burma</strong>s Bevölkerung mit TB infiziert sind. 6.8% von ihnen haben HIV. Von<br />

HIV-positiven PatientInnen wiederum haben 60-80% TB. Es handelt si<strong>ch</strong> damit um die häufigste AIDS<br />

begleitende Krankheit. <strong>Burma</strong> hat in Südostasien die hö<strong>ch</strong>ste Sterbli<strong>ch</strong>keitsrate bei TB-PatientInnen, die<br />

au<strong>ch</strong> mit dem HI-Virus infiziert sind.<br />

Das TB-Programm der Regierung gibt Anlass zur Beunruhigung: Die Diagnosetests für TB sind unzuläng-<br />

4 THEMA BURMA SEITE 49


Poster aus den 30er-Jahrens<br />

4<br />

li<strong>ch</strong> und zeigen die die Infektion oft ni<strong>ch</strong>t an. TB-Medikamente sind auf dem S<strong>ch</strong>warzmarkt erhältli<strong>ch</strong> und<br />

werden oft ohne ärztli<strong>ch</strong>e Überwa<strong>ch</strong>ung eingenommen.<br />

situation im Westen<br />

In den Industrieländern ist Tuberkulose ni<strong>ch</strong>t mehr vorherrs<strong>ch</strong>end. Während des 19. Jahrhunderts war<br />

TB in Europa no<strong>ch</strong> für jeden vierten Todesfall verantwortli<strong>ch</strong>. Anfangs 20. Jahrhundert begann die Rate<br />

zu sinken einhergehende mit den si<strong>ch</strong> verbessernden Lebensbedingungen. Der Wendepunkt kam in den<br />

1940ern, als wirkungsvolle Medikamente entwickelt wurden. Die Rate fiel bis in die 80er-Jahre, seither<br />

stagniert sie resp. nimmt z.T. wieder zu. Die Hauptgründe dafür sind die hohe Anzahl von Immigranten aus<br />

Ländern mit immer no<strong>ch</strong> hohem TB-Vorkommen, Drogenmissbrau<strong>ch</strong> und HIV/AIDS sein. Anders als vielen<br />

armen Entwicklungsländern gelingt es den rei<strong>ch</strong>en Entwicklungsländern mit guten Gesundheitssystemen<br />

relativ lei<strong>ch</strong>t, TB unter Kontrolle zu halten.<br />

hIV/aIDs<br />

Was ist hIV/aIDs?<br />

HIV (Human Immunodeficiency Virus) ist das Virus, das die Krankheit AIDS (Acquired Immune Deficiency<br />

Syndrome) verursa<strong>ch</strong>t. Während viele Viren vom mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Immunsystem kontrolliert werden können,<br />

greift das HI-Virus genau diejenigen Zellen des Immunsystems an, die dafür verantwortli<strong>ch</strong> sind, uns<br />

vor Krankheiten zu s<strong>ch</strong>ützen. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um weisse Blutkörper<strong>ch</strong>en mit dem Namen CD4-<br />

Zellen. Das HI-Virus nimmt die CD4-Zellen ein und verwandelt sie in Virus-Fabriken, die Tausende viraler<br />

Kopien produzieren. Mit zunehmendem Wa<strong>ch</strong>stum bes<strong>ch</strong>ädigt oder tötet das HI-Virus die CD4-Zellen und<br />

s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t damit das Immunsystem.<br />

AIDS ist der fortges<strong>ch</strong>rittenste Zustand der HIV-Infektion. HIV verursa<strong>ch</strong>t AIDS, indem es die CD4-Zellen,<br />

sozusagen die Polizisten des Immunsystems, attackiert. Wenn das Immunsystem zu viele CD4-Zellen<br />

verliert, geht au<strong>ch</strong> die Fähigkeit, si<strong>ch</strong> gegen Infektionen zu wehren, verloren und s<strong>ch</strong>were, oft tödli<strong>ch</strong>e<br />

Infektionen können si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell verbreiten.<br />

Übertragung, Prävention und symptome<br />

HIV ist grundsätzli<strong>ch</strong> eine sexuell übertragene Krankheit, sie kann aber au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Bluttransfusionen,<br />

beim Teilen von Nadeln, um Drogen zu spritzen, sowie während der Perinatalphase von der Mutter auf<br />

den Fötus übertragen werden.<br />

Erste Symptome des Virus können zwei bis vier Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Ansteckung auftreten. Sie umfassen<br />

grippeähnli<strong>ch</strong>e Symptome wie Fieber, ges<strong>ch</strong>wollene Drüsen, Glieders<strong>ch</strong>merzen oder Hautauss<strong>ch</strong>läge. Die<br />

meisten Personen können jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sagen, wann sie si<strong>ch</strong> mit dem Virus angesteckt haben. Es kann<br />

bis zu zwölf Wo<strong>ch</strong>en dauern, bis ein Test das Virus na<strong>ch</strong>weisen kann. Oft tragen Personen das Virus über<br />

Jahre in si<strong>ch</strong>, ohne etwas zu bemerken, da si<strong>ch</strong> keine oder nur geringe Anzei<strong>ch</strong>en der Krankheit zeigen.<br />

Es gibt no<strong>ch</strong> keine Impfung gegen das HI-Virus. Aufklärung und Informationen über die Krankheit sind<br />

daher extrem wi<strong>ch</strong>tig, um die Verbreitung des Virus einzudämmen.<br />

Behandlung<br />

Ohne Behandlung s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t das HI-Virus in den meisten Fällen das Immunsystem der betroffenen Person<br />

so sehr, dass si<strong>ch</strong> andere infektiöse Krankheiten einfa<strong>ch</strong> ausbreiten können. Antiretrovirale Behandlung<br />

ist die am meisten angewendete Methode bei HIV/AIDS. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei ni<strong>ch</strong>t um ein Heilverfah-<br />

4 THEMA BURMA SEITE 50


hIV Verbreitungsrate bei erwa<strong>ch</strong>senen<br />

2007 ges<strong>ch</strong>ätzt<br />

S<strong>ch</strong>weiz 0.6<br />

Grossbritannien 0.2<br />

Thailand 1.3<br />

<strong>Burma</strong> 0.7<br />

Laos 0.2<br />

Swaziland 26.1<br />

Quelle: CIA Factbook<br />

Das rote Band wird als Symbol im<br />

internationalen Kampf gegen AIDS<br />

eingesetzt<br />

4<br />

ren, kann aber das Virus eindämmen und verhindern, dass die betroffene Person krank wird. Die Behandlung<br />

besteht aus Medikamenten, die tägli<strong>ch</strong> und für den Rest des Lebens eingenommen werden müssen.<br />

Globale Situation<br />

Mehr als 45 Millionen Mens<strong>ch</strong>en tragen das HI-Virus in si<strong>ch</strong>, 95% leben in Entwicklungsländern. Es ist<br />

die Haupttodesursa<strong>ch</strong>e in Afrika und weltweit verantwortli<strong>ch</strong> für jeden vierten Todesfall. Die Hälfte aller<br />

Neuinfizierten – beinahe 6’000 pro Tag – sind junge Mens<strong>ch</strong>en. Mehr als 15 Millionen Kinder unter 15<br />

Jahren sind AIDS-Waisen, 12 Millionen davon leben in der Sub-Sahara. HIV/AIDS bleibt zwar au<strong>ch</strong> in<br />

Europa und Nordamerika ein grosses Problem, kann aber eingedämmt werden dank breit angelegten<br />

Kampagnen und anderen Aktivitäten zur Bewusstseinssteigerung.<br />

Zudem haben die meisten HIV/AIDS-Patienten in den rei<strong>ch</strong>en Ländern des Westens Zugang zu qualitativ<br />

ho<strong>ch</strong>wertiger sowie finanziell ers<strong>ch</strong>wingli<strong>ch</strong>er Behandlung und Medikamenten, die ihnen ermögli<strong>ch</strong>t, au<strong>ch</strong><br />

mit der Krankheit ein langes und beinahe „normales“ Leben zu führen.<br />

situation in <strong>Burma</strong><br />

Zusammen mit Thailand und Kambods<strong>ch</strong>a gehört <strong>Burma</strong> zu den drei Ländern in Südostasien, in denen die<br />

HIV-Verbreitungsrate bei 15- bis 49-Jährigen über 1% liegt. AIDS-Statistiken sind in <strong>Burma</strong> s<strong>ch</strong>wierig zu<br />

verifizieren, und die Zahlen von Regierung, NGOs und internationalen Behörden gehen weit auseinander.<br />

Gemäss einem Beri<strong>ch</strong>t der International Crisis Group vom Dezember 2004 sind 1.3% der Erwa<strong>ch</strong>senen in<br />

<strong>Burma</strong> mit dem HI-Virus infiziert. UNAIDS s<strong>ch</strong>ätzt, dass 2007 620’000 Personen infiziert sind, wobei etwa<br />

80% ni<strong>ch</strong>ts von ihrem Status wissen.<br />

Die burmesis<strong>ch</strong>e Regierung hat lange gebrau<strong>ch</strong>t, der Ernst der Lage zu erfassen und hat stets darauf<br />

gebaut, dass die tadellose Moral seiner Bevölkerung eine Ausbreitung der Krankheit verhindern würde.<br />

No<strong>ch</strong> 2000 haben Polizisten regelmässig Kondome bes<strong>ch</strong>lagnahmt, weil sie als Indiz für Prostitution<br />

galten.<br />

Die vielen Wanderarbeiter, neue Transportrouten, gemeinsame Benutzung von Nadeln bei Drogenabhängigen,<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Gesundheitsversorgung sowie mangelndes Bewusstsein und demzufolge kaum Aufklärung<br />

hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Gefahren von AIDS trugen dazu bei, dass si<strong>ch</strong> die Krankheit rasant ausbreitet.<br />

2003 hat die Regierung 3.2 Millionen USD für ein nationales AIDS-Kontrollprogramm gespro<strong>ch</strong>en. Nur<br />

etwa 200 Personen erhalten jedo<strong>ch</strong> im Rahmen des Programms eine Gratis-Behandlung. So bleiben die<br />

meisten, die an der Krankheit leiden, unbehandelt und haben daher eine wesentli<strong>ch</strong> tiefere Lebenserwartung.<br />

Viele HIV-positive Mens<strong>ch</strong>en versu<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong>, ihre Krankheit zu verbergen, um ni<strong>ch</strong>t diskriminiert zu<br />

werden.<br />

Es gibt zwar seit der Initiierung des Programms regelmässig Präventionskampagnen für den Gebrau<strong>ch</strong> von<br />

Kondomen und die Verhinderung der HIV-Übertragung von der Mutter aufs Kind, aber die Epidemie in den<br />

Griff zu bekommen, bleibt trotz dieser Massnahmen ein grosses, kaum handhabbares Problem in <strong>Burma</strong><br />

und die Anzahl der Fälle nimmt stetig zu.<br />

Konsequenzen einer hIV/aIDs-epidemie<br />

UNAIDS hat davor gewarnt, dass <strong>Burma</strong> an der S<strong>ch</strong>welle zur s<strong>ch</strong>wersten HIV/AIDS-Epidemie in Asien<br />

steht. Sollte der Epidemie ni<strong>ch</strong>t frühzeitig entgegengewirkt werden können, läuft <strong>Burma</strong> Gefahr, auf einen<br />

ähnli<strong>ch</strong>en Pfad zu gelangen wie viele Länder der Sub-Sahara, wo die Verbreitung von HIV/AIDS verheerende<br />

Konsequenzen hat.<br />

Vor fünfzehn Jahren wies Südafrika eine HIV-Verbreitungsrate von 1% bis 2% auf, etwa glei<strong>ch</strong>viel wie<br />

<strong>Burma</strong> heute. Infolge Glei<strong>ch</strong>gültigkeit und Na<strong>ch</strong>lässigkeit hat si<strong>ch</strong> die Infektionsrate in rasantem Tempo<br />

auf beinahe das Zehnfa<strong>ch</strong>e ausgedehnt und Südafrika sieht si<strong>ch</strong> konfrontiert mit dem Teufelskreis der<br />

4 THEMA BURMA SEITE 51


Ein Mann mit Geflügel<br />

4<br />

HIV-Traumas. Ohne AIDS würde die Lebenserwartung in Südafrika 66 Jahre betragen, mit AIDS liegt sie<br />

gerade mal bei 33. Die Situation ist in vielen Ländern der Sub-Sahara ähnli<strong>ch</strong>.<br />

HIV/AIDS verbreitet si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> unter den sexuell aktiven Personen einer Gesells<strong>ch</strong>aft, somit sind<br />

Personen zwis<strong>ch</strong>en 15 und 49 Jahren am meisten betroffen. Diese Altersgruppe ist glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> die<br />

werktätige Bevölkerung. Da HIV/AIDS Personen in ihren besten Jahren beeinträ<strong>ch</strong>tigt, unterläuft es au<strong>ch</strong><br />

die Basis der Volkswirts<strong>ch</strong>aft eines Landes: Die Produktivität wird einges<strong>ch</strong>ränkt, während die Lohnkosten<br />

steigen.<br />

HIV/AIDS zerstört au<strong>ch</strong> Haushalte und Gemeins<strong>ch</strong>aften, wenn Familien ihre Verdiener verlieren und dazu<br />

hohe Beträge für Medikamente ausgeben müssen. Länder wie <strong>Burma</strong> haben kein Sozialsystem, das in sol<strong>ch</strong>en<br />

Fällen unterstützt bieten könnte. Um für diese riesigen finanziellen Bürden tragen zu können, müssen<br />

Kinder oft auf den S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong> verzi<strong>ch</strong>ten und einer Arbeit na<strong>ch</strong>gehen und so kranke Familienmitglieder<br />

unterstützen.<br />

anDere GesunDheITsPrOBLeme In <strong>Burma</strong><br />

Vogelgrippe: Das H5N1-Virus wurde in <strong>Burma</strong> erstmals im März 2006 entdeckt. Im ersten Quartal 2006<br />

und während des Jahres 2007 gab es immer wieder kurze Vogelgrippeausbrü<strong>ch</strong>e, die zu Todesfällen bei<br />

Geflügel und wilden Vögeln führten. Im Dezember 2007 wurde der erste Fall eines infizierten Mens<strong>ch</strong>en<br />

gemeldet.<br />

Obwohl Geflügelzu<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t zu den Haupteinnahmequellen gehört, bietet es do<strong>ch</strong> vielen Haushalten<br />

ein verlässli<strong>ch</strong>es Einkommen. Die Hühner werden im Innenhof gehalten und kommen so regelmässig in<br />

Kontakt mit Mens<strong>ch</strong>en wie au<strong>ch</strong> mit wilden Vögeln.<br />

Viele Mens<strong>ch</strong>en nehmen kaum Notiz von öffentli<strong>ch</strong>en Ankündigungen und Warnungen und halten und<br />

transportieren weiterhin Geflügel.<br />

Filariose ist eine Krankheit, die in Säugetieren dur<strong>ch</strong> parasitis<strong>ch</strong>e Fadenwürmer ausgelöst wird, die von<br />

Ste<strong>ch</strong>mücken übertragen werden. Sie ist mit ca. zwei Millionen Fällen pro Jahr weit verbreitet in <strong>Burma</strong>.<br />

Denguefieber ist eine akute infektiöse Fieberkrankheit, bei der ein plötzli<strong>ch</strong>er Ausbru<strong>ch</strong>, Fieber über<br />

drei bis fünf Tage, wahnsinnige Kopfs<strong>ch</strong>merzen, Glieder- und Gelenks<strong>ch</strong>merzen, Übelkeit und Erbre<strong>ch</strong>en<br />

typis<strong>ch</strong> sind. Es wird übertragen von Ste<strong>ch</strong>mücken und ist in den meisten tropis<strong>ch</strong>en Ländern verbreitet.<br />

Tendenziell nimmt die Zahl der Fälle in Südostasien zu. Es gibt keine spezifis<strong>ch</strong>en Medikamente. Eine<br />

frühzeitige und sa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te Behandlung kann die Symptome lindern und Komplikationen verhindern.<br />

<strong>ch</strong>olera ist eine bakterielle Krankheit, die akuten Dur<strong>ch</strong>fall auslöst, und wird in der Regel verursa<strong>ch</strong>t<br />

dur<strong>ch</strong> die Aufnahme von verseu<strong>ch</strong>ter Nahrung oder Wasser. Sie kann einfa<strong>ch</strong> verhindert werden dur<strong>ch</strong> sanitäre<br />

Anlagen, Nahrungsmittelsi<strong>ch</strong>erheit, sauberes Wasser und ausrei<strong>ch</strong>ende Hygiene. Ohne Behandlung<br />

kann es s<strong>ch</strong>nell zu einer Dehydration, und daraus resultierend in 30-50% zum Tode kommen. Wird Cholera<br />

re<strong>ch</strong>tzeitig behandelt, fällt die Sterberate auf unter 1%.<br />

Obwohl Choleraausbrü<strong>ch</strong>e in <strong>Burma</strong> regelmässig vorkommen, meldet die Regierung sie der WHO oft<br />

ni<strong>ch</strong>t.<br />

Geistige Gesundheit<br />

Es gibt in <strong>Burma</strong> keine offizielle Statistik, was die Zahl der Personen angeht, die psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Probleme<br />

4 THEMA BURMA SEITE 52


4<br />

haben. Es wurden jedo<strong>ch</strong> einige Erhebungen dur<strong>ch</strong>geführt bei Flü<strong>ch</strong>tlingen, Binnenflü<strong>ch</strong>tlingen und MigrantInnen.<br />

Experten zeigen si<strong>ch</strong> beunruhigt über die starke Zunahme psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Problem bei Personen, die entlang<br />

der thai-burmesis<strong>ch</strong>en Grenze leben. Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge, die in den Wäldern in der Nähe der Grenze leben,<br />

sind Opfer von Zwangsarbeit, von der Armee verordneten Zwangsumsiedlungen und Kämpfen zwis<strong>ch</strong>en<br />

dem burmesis<strong>ch</strong>en Militär und Rebellen ethnis<strong>ch</strong>er Minderheiten. Diejenigen Personen, wel<strong>ch</strong>e aus<br />

<strong>Burma</strong> in Flü<strong>ch</strong>tlingslager fliehen, begeben si<strong>ch</strong> auf eine bes<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong>e und gefährli<strong>ch</strong>e Reise.<br />

Eine Datenerhebung zu psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Problem, die 2001 bei Karenni-Flü<strong>ch</strong>tlingen in einem Lager in Mae<br />

Hong Son, Thailand, dur<strong>ch</strong>geführt worden ist, hat gezeigt, dass Depressionen, Angstzustände und posttraumatis<strong>ch</strong>e<br />

Stresserkrankungen oft vorkommen. Die meistgenannten Ursa<strong>ch</strong>en für Traumata waren<br />

Verstecken im Ds<strong>ch</strong>ungel, Zwangsumsiedlungen, verlorenes Hab und Gut sowie die Zerstörung von Haus<br />

und Feldern. Die meisten Flü<strong>ch</strong>tlinge leiden unter mehrfa<strong>ch</strong>en Traumata. NGOs unterstützen die betroffenen<br />

Personen mit gezielten Behandlungen.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Studien zeigen, dass vermutli<strong>ch</strong> ein grosser Teil der burmesis<strong>ch</strong>en Bevölkerung an psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

Problemen leidet als Folge des anhaltenden Bürgerkrieges sowie der damit einhergehenden Gewaltakten.<br />

Die Regierung geht das Problem ni<strong>ch</strong>t an und wie bei anderen Krankheiten sind die betroffenen Personen<br />

auf si<strong>ch</strong> selbst gestellt, da von der Regierung keine Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Behinderungen<br />

Die meisten BurmesInnen sind BuddhistInnen und gemäss ihrem Glauben sind Behinderungen Folgen negative<br />

Handlungen in einem früheren Leben. Denno<strong>ch</strong> ist die allgemeine Einstellung gegenüber Personen<br />

mit einer Behinderung in <strong>Burma</strong> positiv.<br />

Krieg und Konflikte sind die Hauptgründe für körperli<strong>ch</strong>e Behinderungen. Es gibt keine verlässli<strong>ch</strong>en<br />

Statistiken, es wird aber davon ausgegangen, dass pro Jahr ungefähr 1‘500 Personen Opfer von Minen<br />

werden.<br />

Personen mit einer Behinderung sind in <strong>Burma</strong> bere<strong>ch</strong>tigt, gratis medizinis<strong>ch</strong>e Unterstützung zu erhalten.<br />

Au<strong>ch</strong> Prothesen werden gratis zur Verfügung gestellt. Für Personen, die im Krieg verletzt wurden,<br />

bietet das Militärspital medizinis<strong>ch</strong>e wie au<strong>ch</strong> Rehabilitationsbetreuung an. Behinderte Kriegsveteranen<br />

erhalten in der Regel eine Stelle als Beamten mit dem glei<strong>ch</strong>en Gehalt wie in der Armee. Die Regierung<br />

hat jedo<strong>ch</strong> keine Vorsorge für den privaten Sektor, sodass Personen mit einer Behinderung meist auf die<br />

Unterstützung ihrer Familie angewiesen sind.<br />

Gemäss “Re<strong>ch</strong>te des Kindes” haben au<strong>ch</strong> Kinder mit einer Behinderung das Re<strong>ch</strong>t auf eine Ausbildung.<br />

Es gibt jedo<strong>ch</strong> in <strong>Burma</strong> nur drei S<strong>ch</strong>ulen für Kinder mit Sehbehinderung, zwei für sol<strong>ch</strong>e mit Hörbehinderung,<br />

eine für Mens<strong>ch</strong>en mit einer geistigen Behinderung sowie eine mit Mehrfa<strong>ch</strong>behinderung. Es<br />

gibt zwei Rehabilitationszentren für Erwa<strong>ch</strong>sene und zwei für Kinder. Die Integration von Kindern mit<br />

Behinderungen in öffentli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulen gestaltet si<strong>ch</strong> als äusserst s<strong>ch</strong>wierig, da S<strong>ch</strong>ulhäuser nie behindertenfreundli<strong>ch</strong><br />

gebaut sind und es nur wenig Lehrpersonen gibt, die eine Ausbildung haben, um mit den<br />

spezifis<strong>ch</strong>en Bedürfnissen behinderter Kinder umgehen zu können.<br />

Erwa<strong>ch</strong>sene mit Behinderungen zwis<strong>ch</strong>en 18 und 45 Jahren können eine öffentli<strong>ch</strong>e Berufss<strong>ch</strong>ule besu<strong>ch</strong>en,<br />

die Kurse in Radio- und Fernsehelektrik, S<strong>ch</strong>neidern, Siebdruck und Photographie anbietet. Es gibt<br />

jedo<strong>ch</strong> nur 100 Ausbildungsplätze.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 53


DIsKussIOnsThemen GesunDheITsWesen<br />

4<br />

• Kommen psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Problems in deinem Heimatland oft vor? Wie unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> deren Ursa<strong>ch</strong>en<br />

im Verglei<strong>ch</strong> zu denjenigen in einem Entwicklungsland?<br />

• Woran liegt es wohl, dass die Industrieländer kaum Interesse zeigen, etwas gegen Malaria zu unter<br />

nehmen, wohingegen sie versu<strong>ch</strong>en, HIV/AIDS einzudämmen?<br />

• Haben in deinem Land alle den glei<strong>ch</strong>en Zugang zum Gesundheitssystem?<br />

• Wel<strong>ch</strong>e sind die meist verbreitetesten Krankheiten in deinem Heimatland?<br />

QueLLen<br />

International Confederation of Free Trade Unions: Growing up under the Burmese dictatorship – the<br />

situation facing <strong>ch</strong>ildren after 41 years of military rule in <strong>Burma</strong>. 2003 http://www.icftu.org/www/PDF/<br />

report_burma<strong>ch</strong>ildren_2003.pdf)<br />

www.ibiblio.org/obl/show.php?cat=247&lo=d&sl=0;<br />

www.ibiblio.org/obl/docs3/smithpaper.htm;<br />

www.who.int/whr/2001/<strong>ch</strong>apter1/en/index.html<br />

www.who.int/water_sanitation_health/diseases/malnutrition/en/<br />

www.news-medical.net<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/6418645.stm<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/5080026.stm<br />

www.searo.who.int/en/Section10/Section332/Section1631.htm, , http://www.alertnet.org/thenews/<br />

newsdesk//SP268326.htm<br />

3.whothai.org/Link<strong>File</strong>s/Border_Health_Karenni_refugees_living_in_Thai_Burmese_border_camps_<br />

Mental_Health.pdf<br />

www.burmawat<strong>ch</strong>.org/com-bma-1st-conf-bangkokpost.html<br />

www.idealist.org/if/idealist/en/SiteIndex/AssetViewer/view?asset=Org&asset-id=137820-297-<br />

&sid=45622336-90-Exryz<br />

https://www.cia.gov/<br />

http://www.nationmaster.com/graph/hea_imp_wat_sou_of_pop_wit_acc-improved-water-sourcepopulation-access<br />

www.avert.org<br />

www.uh.edu/engines/epi1769.htm<br />

www.ugandadish.org/images/malpregp.jpg, www.khrg.org/photoreports/2005photos/set2005a/section8.<br />

html#Section%208.4<br />

www.apcdproject.org/countryprofile/myanmar/myanmar_stat.html<br />

www.jyi.org/articletools/print.php?id=394<br />

www.searo.who.int/en/Section10/Section332/Section1631.htm<br />

4 THEMA BURMA SEITE 54


KuLTur<br />

<strong>Burma</strong>nen: Die Hauptgruppe von<br />

<strong>Burma</strong>s Bevölkerung, die Burmesis<strong>ch</strong><br />

spri<strong>ch</strong>t.<br />

Pagoda: Ein religiöses Gebäude<br />

aus dem Fernen Osten, v.a. ein<br />

vielstöckiger buddhistis<strong>ch</strong>er Turm,<br />

der als Gedenkstätte oder S<strong>ch</strong>rein<br />

erri<strong>ch</strong>tet worden ist.<br />

Die zehn Gebote des Buddhismus<br />

1. Unterlasse es, Lebewesen zu<br />

töten.<br />

2. Unterlasse es zu stehlen.<br />

3. Unterlasse es, unkeus<strong>ch</strong> zu<br />

sein.<br />

4. Unterlasse es zu lügen.<br />

5. Unterlasse es, Betäubungsmittel<br />

zu nehmen.<br />

6. Unterlasse es zu essen während<br />

unangemessenen Zeiten<br />

(ausserhalb Essenszeiten).<br />

7. Unterlasse es zu singen, zu<br />

tanzen, Musik zu ma<strong>ch</strong>en oder<br />

unterhaltenden Darbietungen<br />

beizuwohnen.<br />

8. Unterlasse es, Parfum, Kosmetik<br />

und S<strong>ch</strong>muck zu tragen<br />

(dekorative Accessoires).<br />

9. Unterlasse es, auf hohen<br />

Stühlen zu sitzen und in<br />

luxuriösen, wei<strong>ch</strong>en Betten zu<br />

s<strong>ch</strong>lafen.<br />

10. Unterlasse es, Geld anzunehmen.<br />

4<br />

In <strong>Burma</strong> gibt es eine riesige Bandbreite indigener Kulturen. Die Hauptkultur ist eine buddhistis<strong>ch</strong>-burmanis<strong>ch</strong>e,<br />

die stark beeinflusst ist von den Kulturen der Na<strong>ch</strong>barländer. Dies zeigt si<strong>ch</strong> in Spra<strong>ch</strong>e, Kü<strong>ch</strong>e,<br />

Musik, Tanz und Theater. Künste, vor allem die Literatur, wurde ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> geprägt von der burmesis<strong>ch</strong>en<br />

Form des Theravada Buddhismus.<br />

Unter der britis<strong>ch</strong>en Kolonialherrs<strong>ch</strong>aft wurden Elemente der westli<strong>ch</strong>en Kultur eingebra<strong>ch</strong>t. Z.B. ist<br />

das burmesis<strong>ch</strong>e Ausbildungssystem na<strong>ch</strong> britis<strong>ch</strong>em Vorbild aufgebaut. Ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>e Einflüsse aus<br />

Kolonialzeiten sind no<strong>ch</strong> heute si<strong>ch</strong>tbar in grossen Städten wie Rangun.<br />

reLIGIOn<br />

Buddhismus ist die offizielle Religion <strong>Burma</strong>s. Er wird von fast 90% der Bevölkerung praktiziert, wobei die<br />

Ri<strong>ch</strong>tung „Theravada“ am populärsten ist. Theravada heisst wörtli<strong>ch</strong> “der Weg der Älteren” und ist eine<br />

konservative Ri<strong>ch</strong>tung des Buddhismus, die in Thailand, Kambods<strong>ch</strong>a, Laos, Sri Lanka und eben <strong>Burma</strong><br />

praktiziert wird.<br />

Die Bedeutung des Buddhismus für die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kultur <strong>Burma</strong>s ist augens<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> in einer Lands<strong>ch</strong>aft,<br />

die von Pagoden geprägt ist. Darum wird <strong>Burma</strong> au<strong>ch</strong> oft “Land der Pagoden” genannt.<br />

Buddhismus wird gemeinsam mit der Verehrung von Geistern (nat) praktiziert, die in Form ausgeklügelter<br />

Rituale stattfindet. Viele DorfbewohnerInnen haben einen S<strong>ch</strong>utzgeist, und Aberglaube ist etwas dur<strong>ch</strong>aus<br />

Gewöhnli<strong>ch</strong>es im burmesis<strong>ch</strong>en Alltag. In einem traditionellen burmesis<strong>ch</strong>en Dorf ist das Kloster das<br />

Zentrum des kulturellen Lebens.<br />

Die Rolle von Laien besteht im Theravada Buddhismus aus Aktivitäten, die als „Verdienst erlangen“<br />

bezei<strong>ch</strong>net werden. Zu Verdiensten gelangt man, indem man Mön<strong>ch</strong>en Nahrung oder Gebrau<strong>ch</strong>sgegenstände<br />

anbietet, für Tempel oder Klöster spendet, Räu<strong>ch</strong>erstäb<strong>ch</strong>en abbrennt oder Kerzen anzündet vor<br />

Buddhafiguren und s<strong>ch</strong>ützende oder Verse singt.<br />

Alle BuddhistInnen sind angehalten, si<strong>ch</strong> an die ersten fünf der zehn Gebote zu halten, die als „moralis<strong>ch</strong>e<br />

Leitlinien“ dienen. Für Mön<strong>ch</strong>e gelten alle Gebote sowie weitere 227 klösterli<strong>ch</strong>e Disziplinregeln.<br />

Mön<strong>ch</strong>e, im Allgemeinen bekannt als Sangha, sind verehrte Mitglieder der burmesis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />

Sie dienen der Gemeins<strong>ch</strong>aft als religiöse Lehrer und Führer, an die si<strong>ch</strong> die Mens<strong>ch</strong>en in Krisenzeiten<br />

mit ihrem Problem wenden und um Rat bitten können. Mön<strong>ch</strong>e halten vier Mal im Monat eine “Predigt”:<br />

wenn der Mond zunimmt, wenn er abnimmt und jeweils einen Tag vor Neu- und Vollmond. Religiöse<br />

Rituale und Zeremonien, die in Klöstern abgehalten werden, sind immer begleitet von gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Aktivitäten.<br />

Die wi<strong>ch</strong>tigste Pfli<strong>ch</strong>t burmesis<strong>ch</strong>er Eltern ist es, si<strong>ch</strong>erzustellen, dass ihre Söhne, wenn sie mehr als<br />

sieben Jahre alt sind, einmal als Novizen in ein Kloster gehen. Novizen rasieren ihre Haare, tragen<br />

orange Roben und halten si<strong>ch</strong> an die zehn Gebote. Mön<strong>ch</strong> zu sein, wenn au<strong>ch</strong> nur für kurze Zeit, wird für<br />

einen jungen Mann als Mögli<strong>ch</strong>keit angesehen, seinen Eltern „zurückzubezahlen”, was sie an Arbeit und<br />

Anstrengungen in ihn gesteckt haben, um ihn aufzuziehen, indem er Verdienste erlangt für seine Eltern.<br />

Mäd<strong>ch</strong>en haben Ohrring-Ste<strong>ch</strong>-Zeremonien zur selben Zeit.<br />

BurmesInnen s<strong>ch</strong>icken ihre Kinder au<strong>ch</strong> in Klöster, um eine Ausbildung zu erhalten. Mön<strong>ch</strong>e waren traditionellerweise<br />

Lehrer für Jung und Alt, bis unter britis<strong>ch</strong>er Herrs<strong>ch</strong>aft staatli<strong>ch</strong>e und Missionarss<strong>ch</strong>ulen<br />

4 THEMA BURMA SEITE 55


4<br />

entstanden.<br />

Andere Religionen sind weniger vertreten: gemäss offiziellen Zahlen ma<strong>ch</strong>en Christentum und Islam je<br />

4%, Animismus 1% aus. Sie Militärregierung dürfte jedo<strong>ch</strong> die Zahlen zu tief angeben. Andere Quellen<br />

s<strong>ch</strong>ätzen nämli<strong>ch</strong> die muslimis<strong>ch</strong>e auf 20% der Gesamtbevölkerung.<br />

Die Junta s<strong>ch</strong>ränkt die religiöse Freiheit für ChristInnen und MuslimInnen stark ein. Beide Gruppen erfahren<br />

regelmässig Diskriminierungen seitens Staats und sehen si<strong>ch</strong> mit S<strong>ch</strong>wierigkeiten konfrontiert, wenn<br />

es um den Unterhalt oder Neubau von Kir<strong>ch</strong>en und Mos<strong>ch</strong>een geht.<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsgruppen gehen davon aus, dass es si<strong>ch</strong> bei der Behandlung der ChristInnen und MuslimInnen<br />

um einen Teil der Strategie handelt, die gegenüber den ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten eingesetzt<br />

wird, um eine uniforme Gesells<strong>ch</strong>aft zu ers<strong>ch</strong>affen, deren Spra<strong>ch</strong>e Burmesis<strong>ch</strong> und deren Religion der<br />

Buddhismus ist. Viele der ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten praktizieren nämli<strong>ch</strong> eine andere Religion als den<br />

Buddhismus.<br />

sPra<strong>ch</strong>e<br />

Obwohl Burmesis<strong>ch</strong> am meisten gespro<strong>ch</strong>en wird (ca. 32 Millionen Spre<strong>ch</strong>erInnen), haben andere ethnis<strong>ch</strong>e<br />

Gruppen ihre Kulturen und Spra<strong>ch</strong>en behalten.<br />

Burmesis<strong>ch</strong> gehört zu den tibeto-burmanis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en. Es ist eine tonale und analytis<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e mit<br />

vier kontrastiven Tönen (tief, ho<strong>ch</strong>, geknarrt und gehemmt). Die burmesis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift besteht aus runden<br />

und halbrunden Bu<strong>ch</strong>staben und wird au<strong>ch</strong> in vielen Spra<strong>ch</strong>en ethnis<strong>ch</strong>er Minderheiten verwendet (Shan,<br />

diverse Karendialekte und Karenni), die sie jeweils mit ihren eigenen Charakterzügen versehen.<br />

LITeraTur<br />

Die Literatur <strong>Burma</strong>s umfasst Werke aus über einem Jahrtausend. Burmesis<strong>ch</strong>e Literatur wurde beeinflusst<br />

von der indis<strong>ch</strong>en und der thailändis<strong>ch</strong>en Kultur und wiederspiegelt die lokale Folklore und Kultur.<br />

Literatur war s<strong>ch</strong>on immer ein wi<strong>ch</strong>tiger Teil des burmesis<strong>ch</strong>en Alltags eingebaut in die Pali-Regeln des<br />

Buddhismus.<br />

Klassis<strong>ch</strong>e Literatur<br />

Die frühesten Formen burmesis<strong>ch</strong>er Literatur sind in Stein eingeritzt und markieren spezielle Ereignisse<br />

wie den Bau eines Tempels oder eines Klosters. Später wurden Palmblätter als Papier verwendet, die zu<br />

den runden Formen des burmesis<strong>ch</strong>en Alphabets beitrugen. Während der Pagan-Dynastie wurde der Theravada<br />

Buddhismus als Staatsreligion angenommen und viele Pali-Texte wurden von Ceylon importiert.<br />

Mön<strong>ch</strong>e hatten stets grossen Einfluss bei der Entwicklung burmesis<strong>ch</strong>er Literatur.<br />

Na<strong>ch</strong> der Eroberung Siams dur<strong>ch</strong> die Toungoo-Dynastie wurde Thailand eine burmesis<strong>ch</strong>e Kolonie. Diese<br />

Eroberung bra<strong>ch</strong>te viele thailändis<strong>ch</strong>e Elemente in die burmesis<strong>ch</strong>e Literatur.<br />

Kolonialliteratur<br />

Als <strong>Burma</strong> eine britis<strong>ch</strong>e Kolonie Indiens wurde, hörte die burmesis<strong>ch</strong>e Literatur ni<strong>ch</strong>t auf zu florieren.<br />

Englis<strong>ch</strong>e Literatur war immer no<strong>ch</strong> relativ unzugängli<strong>ch</strong>, obwohl sowohl Englis<strong>ch</strong> als au<strong>ch</strong> Burmesis<strong>ch</strong><br />

unterri<strong>ch</strong>tet wurde in der S<strong>ch</strong>ule.<br />

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4<br />

In den 1920er Jahren entstand eine nationale Bewegung, deren Einfluss in modernen Romanen, Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

und Gedi<strong>ch</strong>ten offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wurde. An der Universität Rangun entwickelten Studierende, die<br />

si<strong>ch</strong> als AutorInnen betätigten, neue Formen burmesis<strong>ch</strong>er Poesie. Ein Meilenstein in der Entwicklung der<br />

burmesis<strong>ch</strong>en Literatur war die so genannte Hkit san-Bewegung, eine Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> neuem Stil und neuem<br />

Inhalt, die in der Dekade vor dem Zweiten Weltkrieg stattfand.<br />

Postkoloniale Literatur<br />

Na<strong>ch</strong> der Erlangung der Unabhängigkeit <strong>Burma</strong>s wurden weiterhin westli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>reibstile in die burmesis<strong>ch</strong>e<br />

Literatur übernommen oder integriert. Viele zeitgenössis<strong>ch</strong>e Arbeiten sind historis<strong>ch</strong>e und biographis<strong>ch</strong>e<br />

Beri<strong>ch</strong>te. Wegen strikter Zensur seitens Regierung seit den 1960ern hat die burmesis<strong>ch</strong>e Literatur<br />

viele ihrer <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>en Merkmale verloren und ist oft von nü<strong>ch</strong>terner Natur. Einzig (traditionelle)<br />

Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten in Magazinen werden no<strong>ch</strong> immer publiziert und sind au<strong>ch</strong> sehr populär.<br />

DarsTeLLenDe KÜnsTe<br />

Eine pwe-Darstellerin<br />

Burmesis<strong>ch</strong>e pwe (Shows) werden an Messen, religiösen Festivals, Ho<strong>ch</strong>zeiten, Beerdigungen und Sportanlassen<br />

dargeboten. Sie finden in der Regel in der Na<strong>ch</strong>t statt and können die ganze Na<strong>ch</strong>t hindur<strong>ch</strong><br />

dauern. Ein pwe umfasst typis<strong>ch</strong>erweise Darbietungen, die auf Legenden und buddhistis<strong>ch</strong>en Epen basieren:<br />

komödiantis<strong>ch</strong>e Satiren, Gesang, Tänze, Musik und man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> Marionettentheater.<br />

Es gibt au<strong>ch</strong> die Tradition populärer öffentli<strong>ch</strong>er Darbietungen wie das nebhatkhin (ein Pfau, der die Geburt<br />

Buddhas darstellt) und das weltli<strong>ch</strong>ere myai-waing (eine erdumkreisende Reise), das dargestellt wird<br />

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4<br />

von reisenden S<strong>ch</strong>auspielerInnen und MusikerInnen.<br />

Bühnens<strong>ch</strong>auspiele im westli<strong>ch</strong>en Stil wurden Ende 19. Jahrhundert eingeführt. Diese Aufführungen<br />

endeten aber mit dem Ausbru<strong>ch</strong> des Zweiten Weltkrieges. Na<strong>ch</strong> der Erlangung der Unabhängigkeit lebte<br />

das Interesse an traditionellen Tänzen, Dramen und Musik wieder auf. In den 1950er-Jahren entstand<br />

eine neue Form modernen Melodramas, die si<strong>ch</strong> pya-zat nannte. Während weltli<strong>ch</strong>e darstellende Künste<br />

heutzutage die gängigen Unterhaltungsformen sind, unterstützt das Militärregime weiterhin die eher<br />

traditionellen Darbietungen, und Kunsts<strong>ch</strong>ulen lehren immer no<strong>ch</strong> traditionelle Formen von Tanz und<br />

Drama, obwohl, die Zus<strong>ch</strong>auers<strong>ch</strong>aft dafür fast nur aus TouristInnen, AusländerInnen, die in <strong>Burma</strong> leben,<br />

und Mitgliedern der Junta besteht.<br />

musIK<br />

Saung (Harfe) Linkwin (CInellen) Kyey Naung (Messinggong)<br />

Traditionelle burmesis<strong>ch</strong>e Musik ist melodiös, aber ohne Harmonien. Sie ist eine Mis<strong>ch</strong>ung aus vielen<br />

regionalen Vers<strong>ch</strong>iedenheiten aus der <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en, indis<strong>ch</strong>en und thailändis<strong>ch</strong>en Musik. Heutzutage,<br />

sind moderne Pop-, Rap- und Rockkünstler beliebt, vor allem in grossen Städten.<br />

Traditionelle Musikinstrumente sind Trommeln (pat waing), ein Gong (kyi waing), ein Bambusxylophon<br />

(pattala), Cinellen, Blasinstrumente wie hnè oder Oboe und Flöte, Bambuscastagnetten und Saiteninstrumente,<br />

die oft in einem Or<strong>ch</strong>ester angeordnet werden, das saing waing genannt wird. Die saung gauk,<br />

ein bootförmiges Saiteninstrument, das Seidensaiten besitzt und entlang des Halses mit Glimmerglas<br />

dekoriert ist, galt lange als das burmesis<strong>ch</strong>e Instrument s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin. Die burmesis<strong>ch</strong>e Harfe ist von spezieller<br />

Bedeutung. Sie datiert zurück ins neunte Jahrhundert, obwohl sie si<strong>ch</strong> ziemli<strong>ch</strong> verändert hat über<br />

die Jahrhunderte, so wurde z.B. die Anzahl Saiten von drei auf 16 erweitert.<br />

anDere KÜnsTe<br />

Andere traditionelle Künste sind Tempelskulpturen aus Holz, Gips und Stein, Tempelmalereien meist mit<br />

Temperafarben, vers<strong>ch</strong>iedene Formen von Holzs<strong>ch</strong>nitzereien, Elfenbeins<strong>ch</strong>nitzereien, Bronze-, Eisen- oder<br />

Metallskulpturen, S<strong>ch</strong>muckstücke, Keramik, Glas, Lackwaren, Stoffe und Kleider sowie Gegenstände aus<br />

Palm- oder Bambusholz und Gemälde auf Papier oder Leinwand.<br />

Lackwaren sind Objekte aus Holz (meist Bambus), die mit einer Flüssigkeit aus Pflanzensaft überzogen<br />

worden sind. Es handelt si<strong>ch</strong> meist um Behälter, Tis<strong>ch</strong>e, S<strong>ch</strong>irme und ges<strong>ch</strong>nitzte Holztiere. Der Lackier-<br />

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Traditionelle lackierte Gefässe<br />

4<br />

prozess konserviert, stärkt und ma<strong>ch</strong>t die Gegenstände wasserdi<strong>ch</strong>t. Über die Jahrhunderte wurde aus<br />

dieser praktis<strong>ch</strong>en Vorgehensweise eine Kunstform.<br />

Au<strong>ch</strong> Weben ist eine weitentwickelte Kunstform. Die BurmesInnen haben dabei eine ausgeklügelte Form<br />

entwickelt für die Produktion von lun-taya a<strong>ch</strong>eik-Kleidern. Die Te<strong>ch</strong>nik wurde im 18. Jahrhundert aus<br />

Indien herübergebra<strong>ch</strong>t, aber die komplexen Motive sind klar burmesis<strong>ch</strong>. Dieser Typ von Kleidern wird<br />

in Mandalay immer no<strong>ch</strong> gewoben und an die Elite verkauft. Es gibt zudem <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e Stile bei<br />

Stoffen der vers<strong>ch</strong>iedenen ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten.<br />

Traditionelle Malerei auf Papier, das aus Baumrinde oder Bambusfasern hergestellt worden ist, ist<br />

bekannt als parabaik-Malerei. Es werden Temperafarbstoffe verwendet mit Gold- und Silbertinte, die von<br />

Künstlern am Königshof verwendet wurden.<br />

Traditionelle Malerei verlor an Popularität in den 1920ern als lokale Patrons und Künstler si<strong>ch</strong> immer<br />

mehr für den europäis<strong>ch</strong>en Stil interessierten. Na<strong>ch</strong> dem Militärcoup 1962 lebten vermehrt traditionelle<br />

Themen wieder auf. Das neue Regime organisierte jährli<strong>ch</strong> eine Ausstellung, um bevorzugte Maler<br />

auszustellen. Die Ausstellungen endeten 1988, aber das Militär erlaubte der S<strong>ch</strong>ule für Künste, weiterhin<br />

zu Unterri<strong>ch</strong>ten. Heutzutage sind Maler davon abhängig, dass einige der wenigen privaten Galerien ihre<br />

Werke ausstelle. Die Kunds<strong>ch</strong>aft ma<strong>ch</strong>en vor allem AusländerInnen aus, die in <strong>Burma</strong> leben. Die Themen<br />

neuerer Malerei sind na<strong>ch</strong> wie vor typis<strong>ch</strong> burmesis<strong>ch</strong>, vor allem bei religiösen Malereien und Lands<strong>ch</strong>aften.<br />

namen<br />

BurmesInnen haben keine Familiennamen. Ein Kind wird in der Regel na<strong>ch</strong> dem Wo<strong>ch</strong>entag, an dem es<br />

geboren worden ist, benannt, wobei jedem Tag gewisse Bu<strong>ch</strong>staben zugeordnet sind. Eine weitere Mögli<strong>ch</strong>keit,<br />

ein Kind zu benennen, ist na<strong>ch</strong> dem Geburtsdatum.<br />

Eine Person wird in der Regel entspre<strong>ch</strong>end ihres Alters angespro<strong>ch</strong>en. Vor die Namen älterer Mens<strong>ch</strong>en<br />

wird ein U (Herr) oder Daw (Frau) gestellt. Eine junge Person wird mit Ko (männli<strong>ch</strong>) oder Ma (weibli<strong>ch</strong>)<br />

adressiert. Ein Kind wird Maung oder Ma gerufen, wobei beide Formen für Knaben und Mäd<strong>ch</strong>en gelten.<br />

KÜ<strong>ch</strong>e<br />

Die Kü<strong>ch</strong>e <strong>Burma</strong>s besitzt Einflüsse von China, Indien und Thailand, hat aber einmalige Vorbereitungste<strong>ch</strong>niken<br />

und <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>mäcke. Vers<strong>ch</strong>iedene Regionen des Landes haben vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Varianten von „Standardgeri<strong>ch</strong>ten“. Meerestiere werden eher entlang der Küste verwendet, während<br />

Fleis<strong>ch</strong> und Geflügel für die Städte im Landesinnern typis<strong>ch</strong> sind. Fis<strong>ch</strong> und Crevetten aus Flüssen und<br />

Seen versorgen die BurmesInnen traditionellerweise mit Protein: Sie werden fris<strong>ch</strong>, gesalzen (als Ganzes<br />

oder filetiert), eingelegt in eine Salzpaste oder fermentiert (sauer und gepresst) zubereitet. Vegetaris<strong>ch</strong>e<br />

Geri<strong>ch</strong>te sind au<strong>ch</strong> sehr gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, vor allem während der dreimonatigen buddhistis<strong>ch</strong>en Fastenzeit,<br />

wenn nur am Vormittag gegessen wird und viele auf Fleis<strong>ch</strong> verzi<strong>ch</strong>ten.<br />

Die burmesis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e verfügt au<strong>ch</strong> über eine Menge Salate, die aus Reis, Nudeln oder Glasnudeln bestehen,<br />

aber oft au<strong>ch</strong> Kartoffeln, Ingwer, Tomaten, Kafirlimette, lahpet (eingelegte Teeblätter) und ngapi<br />

(Fis<strong>ch</strong>paste) enthalten. Diese Salate sind als Fastfood vor allem in den Städten sehr beliebt.<br />

Das gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ste Hauptnahrungsmittel ist weisser Reis. Klebreis (kauk hnyin) ist, au<strong>ch</strong> als violette<br />

Variante (nga <strong>ch</strong>eik), ebenfalls sehr beliebt und zwar vor allem als Morgenessen. Vers<strong>ch</strong>iedene Arten von<br />

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Nudeln werden gebrau<strong>ch</strong>t für Salate und Suppen oder gebraten serviert.<br />

4<br />

Palata, ein flockiges gebratenes Fladenbrot wird oft gemeinsam mit Curries gegessen, während nan-bya,<br />

ein gebackenes Fladenbrot mit indis<strong>ch</strong>en Geri<strong>ch</strong>ten verzehrt wird. Ein weiterer Favorit der BurmesInnen<br />

ist aloo poori – aufgeblähtes gebratenes Brot, das mit Kartoffelcurry gegessen wird.<br />

<strong>Burma</strong> verfügt über eine Unmenge vers<strong>ch</strong>iedener Frü<strong>ch</strong>te wie Mango, Bananen, Jackfrü<strong>ch</strong>te, Pflaumen,<br />

Ly<strong>ch</strong>ees, Papayas, Pomelos, Wassermelonen, Granatäpfel, Mangostanen, Zuckeräfpel, Rambutan, Durian<br />

und Guavas.<br />

essGeWOhnheITen<br />

Traditionellerweise nehmen BurmesInnen ihre Mahlzeiten auf Bambusmatten sitzend an tiefen Tis<strong>ch</strong>en<br />

ein, wobei alle Geri<strong>ch</strong>te ungefähr zur selben Zeit serviert werden. Aus Respekt werden die ältesten<br />

Anwesenden zuerst bedient. Selbst wenn die älteste Person abwesend ist, wird das erste Häpp<strong>ch</strong>en<br />

Reis, das ges<strong>ch</strong>öpft wird, als Respektsbezeugung beiseite gestellt. BurmesInnen essen mit der re<strong>ch</strong>ten<br />

Hand. Sie formen mit den Fingerspitzen kleine Reisbäll<strong>ch</strong>en und mis<strong>ch</strong>en diese mit dem restli<strong>ch</strong>en Essen.<br />

Stäb<strong>ch</strong>en und ein Löffel im <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Stil werden für Nudelgeri<strong>ch</strong>te gebrau<strong>ch</strong>t, obwohl die Nudelsalate<br />

dann meist nur mit dem Löffel gegessen werden. Messer und Gabeln kommen nur selten zum Einsatz.<br />

Getränke werden selten zusammen mit dem Essen serviert. Als Flüssigkeiten gibt es lei<strong>ch</strong>te Brühen, die in<br />

einer grossen S<strong>ch</strong>üssel serviert werden, aus denen si<strong>ch</strong> alle bedienen. Das Lieblingsgetränk der BurmesInnen<br />

ist ein heller Grüntee.<br />

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DIsKussIOnsThemen KuLTur<br />

4<br />

• Was sind spezielle Merkmale deiner Kultur? Gibt es Eigenheiten bei Essen, Kunst usw., die si<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden<br />

von denjenigen anderer Länder?<br />

• Weisst du, woher deine Spra<strong>ch</strong>e stammt?<br />

• Informiere di<strong>ch</strong> über die Kulturen der Na<strong>ch</strong>barländer <strong>Burma</strong>s: Was ist ähnli<strong>ch</strong>, wie unters<strong>ch</strong>eiden sie<br />

si<strong>ch</strong> von der burmesis<strong>ch</strong>en?<br />

• Inwiefern sind die Kulturen deiner Na<strong>ch</strong>barländer ähnli<strong>ch</strong> wie diejenige deines Landes? Inwiefern<br />

unters<strong>ch</strong>eiden sie si<strong>ch</strong>?<br />

• Su<strong>ch</strong>e einen burmesis<strong>ch</strong>en Roman, eine Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te oder ein Gedi<strong>ch</strong>t. Inwiefern wiederspiegelt es<br />

die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Kultur <strong>Burma</strong>s?<br />

QueLLen<br />

www.wikipedia.org/wiki/Myanmar_literature<br />

www.wikipedia.org/wiki/Music_of_Myanmar<br />

www.wikipedia.org/wiki/Cuisine_of_Myanmar<br />

www.everyculture.com/Bo-Co/<strong>Burma</strong>.html<br />

www.yangonow.com/eng/culture/traditional_music/instrument.html<br />

www.myanmarmtetours.com/8_days.htm<br />

www.yadanabon.com/culture_custom.htm<br />

http://asiarecipe.com/burname.html<br />

WeITere InFOrmaTIOnen<br />

www.george-orwell.org/Burmese_Days/0.html<br />

www.harpercollins.com/author/authorExtra.aspx?isbn13=9780060505233&displayType=rea¬dingGuide<br />

Musik online: www.yangonow.com/eng/culture/traditional_music/online_music.html<br />

www.yangonow.com/eng/culture/nat/37_nat.html<br />

4 THEMA BURMA SEITE 61


eThnIs<strong>ch</strong>er KOnFLIKT<br />

ethnis<strong>ch</strong>e minderheit bezieht si<strong>ch</strong><br />

auf eine Person oder Gruppe, die<br />

eine andere Kultur, Religion oder<br />

Spra<strong>ch</strong>e haben als die Mehrheit<br />

des Ortes oder Landes, in dem sie<br />

leben.<br />

Übersi<strong>ch</strong>t über die ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten<br />

in <strong>Burma</strong><br />

<strong>Burma</strong>s ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten<br />

4<br />

Da es keine verlässli<strong>ch</strong>en offiziellen Statistiken gibt, kann sowohl die Anzahl Einwohnerinnen und<br />

Einwohner wie au<strong>ch</strong> die ethnis<strong>ch</strong>e Zusammensetzung der Bevölkerung <strong>Burma</strong>s nur ges<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />

Die <strong>Burma</strong>nen ma<strong>ch</strong>en ungefähr zwei Drittel der ges<strong>ch</strong>ätzten 45-55 Millionen EinwohnerInnen aus, über<br />

hundert ethnis<strong>ch</strong>e Gruppen den Rest.<br />

Die <strong>Burma</strong>nen, lebten ursprüngli<strong>ch</strong> in den zentralen und oberen fla<strong>ch</strong>en Teilen des Landes, während die<br />

Minderheiten entlang der Grenzen lebten. Die Isolation, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die zahlrei<strong>ch</strong>en Berge und Hügel<br />

ergab, half die Eigenständigkeit der Gruppen beizubehalten und resultierte in einem aus geografis<strong>ch</strong>er<br />

Si<strong>ch</strong>t zwar kleinen, aus ethnis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> zu einem der vielfältigsten Länder Südostasiens. Karen<br />

und Shan sind mit 9% resp. 7% die grössten ethnis<strong>ch</strong>en Gruppen während die Akha, Chin, Chinesen,<br />

Danu, Inder, Ka<strong>ch</strong>in, Karenni, Kayan, Kokang, Lahu, Mon, Naga, Palaung, Pao, Rakhine, Rohingya, Tavoyan<br />

und Wa jeweil 5% oder weniger ausma<strong>ch</strong>en.<br />

Die “ethnis<strong>ch</strong>e Frage” gehört zu Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>Burma</strong>s und ist Kern der seit langem andauernden politis<strong>ch</strong>en,<br />

sozialen und humanitären Krise. Unter britis<strong>ch</strong>er Kolonialherrs<strong>ch</strong>aft (1826–1948) wurde die<br />

politis<strong>ch</strong>e und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung der vers<strong>ch</strong>iedenen Volksgruppen <strong>Burma</strong>s unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />

vorangetrieben. Die Beziehungen vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terten si<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> während des Zweiten Weltkrieges,<br />

als viele ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten gegenüber den Briten loyal blieben, während si<strong>ch</strong> andere gegen die<br />

Kolonialherrs<strong>ch</strong>aft auflehnten. Im Vorfeld der unter turbulenten Umständen erlangten Unabhängigkeit von<br />

1948 wurden viele Probleme in Bezug auf soziale und politis<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>te, territoriale<br />

Aufteilung sowie hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Auswirkungen des Krieges nie abs<strong>ch</strong>liessend gelöst.<br />

Die Hauptforderung <strong>Burma</strong>s ethnis<strong>ch</strong>er Minderheiten ist einerseits die Erlangung<br />

e<strong>ch</strong>ter Autonomie für ihre Gebiete und andererseits ein Mitspra<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>t zu erhalten<br />

in den politis<strong>ch</strong>en Angelegenheiten des Landes. Wenige erklären vollständige Unabhängigkeit<br />

als ihr eigentli<strong>ch</strong>es Ziel.<br />

<strong>Burma</strong>nIsIerunG<br />

1962 entstand eine neue föderative Bewegung, da die Unzufriedenheit unter den Shan,<br />

Ka<strong>ch</strong>in und anderen Volksgruppen zunahm. Zum Militärputs<strong>ch</strong>, der von General Ne Win<br />

und seiner neu gegründeten <strong>Burma</strong> Socialist Programme-Partei dur<strong>ch</strong>geführt wurde,<br />

gehörte au<strong>ch</strong> das brutale Dur<strong>ch</strong>greifen gegenüber politis<strong>ch</strong>en Anführern ethnis<strong>ch</strong>er<br />

Minderheiten und pro-demokratis<strong>ch</strong>en Aktivisten. Die Distanzierung gegenüber der<br />

Zentralregierung wie au<strong>ch</strong> die bewaffnete Opposition nahm erneut zu, vor allem in den<br />

Grenzregionen, dem Zuhause der ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten.<br />

Seit ihrer Ma<strong>ch</strong>tübernahme versu<strong>ch</strong>t die Armee, die ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten zu<br />

unterdrücken und die rebellendominierten Grenzgebiete unter ihre Kontrolle zu bringen.<br />

Die Strategie hat sowohl militäris<strong>ch</strong>e als au<strong>ch</strong> ethnis<strong>ch</strong>e Dimensionen: Es werden ni<strong>ch</strong>t<br />

nur Minderheitengemeins<strong>ch</strong>aften zerstört und ihre Fähigkeit, Widerstand zu leisten,<br />

ges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t, sondern es wird damit au<strong>ch</strong> die staatsgesponserte <strong>Burma</strong>nisation ermögli<strong>ch</strong>t,<br />

bei der die Kulturen, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten und politis<strong>ch</strong>en Aspirationen der Minderheiten<br />

zugunsten einer „nationalen Identität“ eliminiert werden. Das burmesis<strong>ch</strong>e Regime<br />

sieht sämtli<strong>ch</strong>e ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten als potentielle Bedrohung der Si<strong>ch</strong>erheit.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 62


TaKTIKen<br />

Ein zerstörtes Dorf<br />

4<br />

Seit 1963 setzt das Militär eine so genannte Vier-S<strong>ch</strong>nitte-Strategie ein, um Aufstände niederzus<strong>ch</strong>lagen<br />

und ethnis<strong>ch</strong>e Minderheiten aus ihren Dörfern zu vertreiben. Eine Rebellengruppe gilt als vollständig<br />

“abges<strong>ch</strong>nitten”, wenn sie keinen Zugang zu neuen Rekruten, Informationen, Nahrungsmitteln und finanziellen<br />

Mitteln mehr hat. Diese Vorgehensweise dient dazu, “s<strong>ch</strong>warze” (von Rebellen gehaltene) Gebiete<br />

zuerst in „braune“ (umkämpfte) und ans<strong>ch</strong>liessend „weisse“ (von der Regierung gehaltene) Gebiete zu<br />

verwandeln.<br />

Des Weiteren setzt die Armee (Massen-)Vergewaltigungen als gängige Taktik ein, um ethnis<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aften<br />

zu s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en.<br />

Als Antwort darauf wehren si<strong>ch</strong> die Rebellen und wenden dabei Guerilla-Taktiken an, was wiederum<br />

oft zu Vergeltungss<strong>ch</strong>lägen gegen die Zivilbevölkerung seitens der Regierung führt. So befindet si<strong>ch</strong> das<br />

ländli<strong>ch</strong>e <strong>Burma</strong> seit einem halben Jahrhundert in einem permanenten kriegsähnli<strong>ch</strong>en Zustand, in dem<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen weit verbreitet sind.<br />

WaFFensTILLsTanDsaBKOmmen<br />

Seit 1989 hat die burmesis<strong>ch</strong>e Armee mit ungefähr 30 bewaffneten Gruppen ethnis<strong>ch</strong>er Minderheiten<br />

Waffenstillstandskommen abges<strong>ch</strong>lossen Es gibt kein allgemeingültiges Abkommen, in allen Fällen<br />

haben jedo<strong>ch</strong> die ehemaligen Aufständis<strong>ch</strong>en ihre Waffen behalten und kontrollieren no<strong>ch</strong> immer<br />

bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Territorien (in Anerkennung der militäris<strong>ch</strong>en Situation vor Ort). Die Waffenstillstände sind<br />

keine Friedensverträge und lassen grundsätzli<strong>ch</strong> alles vermissen ausser einem minimalsten Entgegenkommen<br />

gegenüber den politis<strong>ch</strong>en und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Forderungen der ehemaligen Aufständis<strong>ch</strong>en.<br />

Die Abkommen werden denn au<strong>ch</strong> von vielen abgetan als die Umsetzung eigennütziger Interessen seitens<br />

Militärregime wie au<strong>ch</strong> der Ranghohen der Rebellen. Die Bevölkerung dieser Gebiete hat weiterhin mit<br />

4 THEMA BURMA SEITE 63


4<br />

grossen Problemen zu kämpfen.<br />

Denno<strong>ch</strong> lassen si<strong>ch</strong> in vielen Fällen gewisse Verbesserungen der Situation ausma<strong>ch</strong>en: Es sind in diesen<br />

Gebieten deutli<strong>ch</strong> weniger Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen, Umsiedlungen und Beeinträ<strong>ch</strong>tigungen des<br />

tägli<strong>ch</strong>en Lebens zu verzei<strong>ch</strong>nen. Als Folge davon nimmt die Anzahl Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge zu, da viele von<br />

bena<strong>ch</strong>barten Kampfzonen in die ruhigeren Gebiete fliehen. Es finden trotz Abkommen na<strong>ch</strong> wie vor viele<br />

Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>e statt wie Zwangsarbeit, Enteignung oder willkürli<strong>ch</strong>e Besteuerung. S<strong>ch</strong>were<br />

Verletzungen gegenüber der Integrität einer Person wie Folter oder Exekutionen nehmen jedo<strong>ch</strong> massiv<br />

ab.<br />

KOnseQuenZen Der InTernen KOnFLIKTe<br />

Die Folgen von Waffenstillstandsabkommen, grossflä<strong>ch</strong>igen Umsiedlungen, und weiteren Mens<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>en<br />

sind für die Zivilbevölkerung verheerend. Da traditionelle und na<strong>ch</strong>haltige Formen<br />

von Landwirts<strong>ch</strong>aft kaum mehr mögli<strong>ch</strong> sind, sehen si<strong>ch</strong> viele DorfbewohnerInnen gezwungen, eine Art<br />

nomadis<strong>ch</strong>e Existenz anzunehmen. Viel ents<strong>ch</strong>liessen si<strong>ch</strong> zu einer Flu<strong>ch</strong>t aus dem Land.<br />

Human Rights Wat<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>tet, dass 2008 im Karen- und Shanstaat 40‘000 Personen vertrieben worden<br />

sind. Es wird davon ausgegangen, dass si<strong>ch</strong> allein in Ostburma ungefähr 450‘000 bis eine halbe Million<br />

Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge (internally displaced people) befinden. Gemäss dem Thai Burmese Border Consortium<br />

(TBBC) leben per Ende Oktober 2009 108‘000 beim UNHCR offiziell registrierte Flü<strong>ch</strong>tlinge in den neun<br />

Flü<strong>ch</strong>tlingslagern entlang der thai-burmesis<strong>ch</strong>en Grenze. Die Zahlen, wie viele burmesis<strong>ch</strong>e Migranten<br />

Thailand leben, s<strong>ch</strong>wanken zwis<strong>ch</strong>en zwei und fünf Millionen. Ledigli<strong>ch</strong> 500‘000 waren 2008 offizielle<br />

registriert, der Rest hält si<strong>ch</strong> illegal im Land auf.<br />

BInnenFLÜ<strong>ch</strong>TLInGe<br />

Personen, die zwangsumgesiedelt werden, und dabei keine Grenze überqueren, sind per Definition keine<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge, obwohl sie mit denselben Umständen und Herausforderungen zu kämpfen haben. Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge<br />

sind Personen, die gezwungen wurden, ihr Zuhause zu verlassen, normalerweise aufgrund<br />

bewaffneter Konflikte, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen oder Naturkatastrophen, aber immer no<strong>ch</strong> im selben<br />

Land leben.<br />

Weltweit gibt es momentan etwa 25 Millionen Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge, ungefähr doppelt so viele wie anerkannte<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge. Die grosse Mehrheit der Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge sind Frauen und Kinder, die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen<br />

in besonders starkem Masse ausgesetzt sind. Oft bleiben Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge in der<br />

Nähe von Konfliktzonen, sind so gefangen im Kreuzfeuer und riskieren, von den Kriegsparteien als<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>utzs<strong>ch</strong>ilder oder Ziels<strong>ch</strong>eiben benutzt werden.<br />

Binnenflü<strong>ch</strong>tlingen steht kein international anerkanntes re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>es Instrument zur Verfügung, wie dies<br />

bei Flü<strong>ch</strong>tlingen der Fall ist. Das Problem ist, dass jeder Versu<strong>ch</strong> eines aussenstehenden Organes, einer<br />

Nation vors<strong>ch</strong>reiben zu wollen, wie sie ihre BürgerInnen behandeln soll, als Verletzung des Prinzips der<br />

nationalen Souveränität und Selbstbestimmung era<strong>ch</strong>tet wird. Dieses Prinzip gerät immer wieder ins<br />

Kreuzfeuer der Kritik, da es au<strong>ch</strong> eine moralis<strong>ch</strong>e Verpfli<strong>ch</strong>tung gibt gegenüber den Mens<strong>ch</strong>en, die von<br />

einer Regierung systematis<strong>ch</strong> missbrau<strong>ch</strong>t und ausgenützt werden.<br />

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Ein Binnenflü<strong>ch</strong>tling mit seinem Hab<br />

und Gut<br />

Interne Vertreibung in <strong>Burma</strong> 2009<br />

umsIeDLunG In <strong>Burma</strong><br />

4<br />

<strong>Burma</strong> leidet unter der s<strong>ch</strong>limmsten Zwangsumsiedlungssituation in ganz Asien. Offizielle Statistiken sind<br />

ni<strong>ch</strong>t verfügbar, aber S<strong>ch</strong>ätzungen spre<strong>ch</strong>en von bis zu zwei Millionen Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge in ganz <strong>Burma</strong>.<br />

Die grosse Mehrheit dieser Personen gehört ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten an.<br />

Die Gründe für Vertreibungen sind vor allem Militäroperationen oder -attacken, Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen,<br />

Enteignung und Bes<strong>ch</strong>lagnahmung oder Zerstörung von Feldern sowie die Streuung von Minen in<br />

eigentli<strong>ch</strong> fru<strong>ch</strong>tbaren Landstri<strong>ch</strong>en.<br />

Ferner fliehen Mens<strong>ch</strong>en vor Zwangsarbeit und willkürli<strong>ch</strong>er Steuererhebung. Zwangsumsiedlungen<br />

werden au<strong>ch</strong> vorgenommen, um so genannten Entwicklungsprojekten oder dem Bau von Strassen Platz zu<br />

ma<strong>ch</strong>en. Ganze Gemeinden werden ohne Ents<strong>ch</strong>ädigung zwangsumgesiedelt, um so genannten Entwicklungsprojekten<br />

wie Minen, Bewässerungssystemen oder Erdgas- und Ölgewinnung Platz zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

WIe eIne umsIeDLunG VOr sI<strong>ch</strong> GehT<br />

Der Umsiedlungsprozess startet in der Regel mit einer Anordnung seitens Militär, meist mündli<strong>ch</strong> bei<br />

einem Treffen mit den Dorfvorstehern. Die BewohnerInnen haben ans<strong>ch</strong>liessend in der Regel einige Tage<br />

Zeit, ihre Dörfer zu verlassen, zum Teil muss dies aber au<strong>ch</strong> auf der<br />

Stelle ges<strong>ch</strong>ehen. Man<strong>ch</strong>mal wird den Mens<strong>ch</strong>en ein bestimmter<br />

Ort angegeben, an den sie umsiedeln sollen, normalerweise<br />

erhalten sie aber keine sol<strong>ch</strong>e Hinweise, sondern nur den Befehl,<br />

ihr Zuhause zu verlassen.<br />

Oft werden die Umsiedlungsgebiete zu Kampfzonen erklärt. Häuser,<br />

Tiere und Getreidefelder werden geplündert und ans<strong>ch</strong>liessend<br />

zerstört, die Mens<strong>ch</strong>en werden vergewaltigt oder ers<strong>ch</strong>ossen. Die<br />

BewohnerInnen der Gebiete, in denen bewaffnete Auseinandersetzungen<br />

stattfinden, sind in der Regel stets vorbereitet, innert<br />

kürzester Zeit zu fliehen. Oft haben sie an versteckten Orten im<br />

Ds<strong>ch</strong>ungel geheime Reislager angelegt. Das Militär su<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong><br />

dana<strong>ch</strong> und zerstört sie.<br />

Typis<strong>ch</strong>erweise ziehen eine oder zwei Familien von Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge<br />

gemeinsam um, in einigen Fällen sogar ganze Dörfer, die si<strong>ch</strong><br />

aber aufteilen, um Armeepatrouillen besser aus dem Weg gehen<br />

zu können. Sie sind gewöhnli<strong>ch</strong> zu Fuss unterwegs, verstecken si<strong>ch</strong><br />

im Ds<strong>ch</strong>ungel und gehen nur na<strong>ch</strong>ts ein Stück weiter. Sie haben<br />

die wenigen Dinge, die sie mittragen können in Bündeln verpackt,<br />

damit sie s<strong>ch</strong>nell laufen können. Es handelt si<strong>ch</strong> dabei um kleine<br />

Pfannen und etwas Reis, damit sie unterwegs ko<strong>ch</strong>en können,<br />

man<strong>ch</strong>mal haben sie no<strong>ch</strong> einige Kleidungsstücke dabei. Oft verzi<strong>ch</strong>ten<br />

sie si<strong>ch</strong> aber darauf, ein Feuer anzuma<strong>ch</strong>en aus Angst, es<br />

könnte die Aufmerksamkeit der Armee erregen.<br />

Man<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en verstecken si<strong>ch</strong> während der unmittelbaren<br />

Umsiedlungsphase einige Tage im Wald und kehren dann in ihre<br />

Dörfer zurück. Die Armee kommt aber regelmässig in die “gesäuberten<br />

Gegenden” zurück, um zu verhindern, dass si<strong>ch</strong> die<br />

4 THEMA BURMA SEITE 65


Temporäre Unterkunft<br />

ein Flü<strong>ch</strong>tling ist eine Person, die<br />

in einem fremden Land um Asyl<br />

bittet, um Verfolgung, Krieg, Terrorismus,<br />

extremer Armut, Hunger<br />

und/oder einer Naturkatastrophe<br />

zu entkommen.<br />

4<br />

BewohnerInnen dort wieder niederlassen. In den seltenen Fällen, in denen das Militär ni<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong>mals<br />

vorbeis<strong>ch</strong>aut, kehren die BewohnerInnen zurück und bauen ihre Häuser und Reiskammern wieder auf.<br />

Während si<strong>ch</strong> gewisse Binnenflü<strong>ch</strong>tlinge an einem neuen Ort niederlassen – sei dies in vorübergehenden<br />

Ds<strong>ch</strong>ungelsiedlungen, in nahe gelegenen Städten oder Dörfern oder in einem Flü<strong>ch</strong>tlingslager – verstecken<br />

si<strong>ch</strong> andere zum Teil über mehrere Jahre im Ds<strong>ch</strong>ungel.<br />

Vertriebene, die si<strong>ch</strong> verstecken, sind Ziel von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsverletzungen jegli<strong>ch</strong>er Art, da sie verdä<strong>ch</strong>tigt<br />

werden, Rebellen zu unterstützen. Sie ri<strong>ch</strong>ten ihre temporären Unterkünfte, die oft nur aus einigen<br />

Bambusstangen und Blättern bestehen, an abgelegenen Stellen ein, um Militärpatrouillen aus dem Weg<br />

zu gehen. Sie ma<strong>ch</strong>en kleine Flä<strong>ch</strong>en des Ds<strong>ch</strong>ungels urbar, wo sie Reis, Tapioka, Yams und andere Gemüse<br />

anbauen, su<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong>en Nahrungsmitteln und fis<strong>ch</strong>en in den Bä¬<strong>ch</strong>en.<br />

Zum Teil s<strong>ch</strong>affen sie es, mit Familien und Freunden in Umsiedlungsgebieten oder anderen von der Regierung<br />

kontrollierten Zonen Kontakt aufzunehmen, was ihnen den Zugang Nahrung und anderen Dingen<br />

ermögli<strong>ch</strong>en kann.<br />

Es gibt Mens<strong>ch</strong>en, die mehrere Umsiedlungen pro Jahr über si<strong>ch</strong> ergehen lassen müssen. Vertriebene<br />

Eltern lassen ihre Kinder oft in der Obhut von Kir<strong>ch</strong>en oder Klöstern in grösseren Dörfern oder Städten.<br />

Die ermögli<strong>ch</strong>t zwar den Kindern eine Ausbildung und mehr Si<strong>ch</strong>erheit, führt aber au<strong>ch</strong> zum Bru<strong>ch</strong> vieler<br />

Familien. Denno<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>eint diese Massnahme in umkämpften Regionen für das Wohl der Kinder oft die<br />

einzig sinnvolle.<br />

FLÜ<strong>ch</strong>TLInGe<br />

Die führende internationale Agentur, die si<strong>ch</strong> um den S<strong>ch</strong>utz von Flü<strong>ch</strong>tlingen kümmert, ist das UN-Flü<strong>ch</strong>tlingsho<strong>ch</strong>kommissariat<br />

(UNHCR), das per Ende 2008 15.4 Millionen Flü<strong>ch</strong>tlinge zählte. Bis Mitte 2009<br />

wurden 50‘000 Personen in Drittstaaten umgesiedelt.<br />

Die praktis<strong>ch</strong>e Festlegung, ob eine Person als Flü<strong>ch</strong>tling angesehen wird oder ni<strong>ch</strong>t, obliegt meist der<br />

Regierung des jeweiligen Aufnahmeland. Dies kann zu unsa<strong>ch</strong>gemässer Umsetzung führen in einem Land<br />

mit sehr restriktiven offiziellen Einwanderungsregeln. So kann es ges<strong>ch</strong>ehen, dass ein Land weder den<br />

Flü<strong>ch</strong>tlingsstatus der Asylsu<strong>ch</strong>enden anerkennt no<strong>ch</strong> die Betroffenen als legale Einwanderer betra<strong>ch</strong>tet<br />

und sie folgli<strong>ch</strong> als illegale Migranten behandelt.<br />

BurmesIs<strong>ch</strong>e FLÜ<strong>ch</strong>TLInGe In LaGern In ThaILanD<br />

<strong>Burma</strong> verfügt über den grössten Flü<strong>ch</strong>tlingsstrom in Südostasien und den zweitgrössten in ganz Asien<br />

(na<strong>ch</strong> Afghanistan). Thailand beherbergt die meisten der Flü<strong>ch</strong>tlinge. Per Ende Oktober 2009 leben gemäss<br />

TBBC 108‘000 Personen in den Lagern.<br />

Thailand hat das seit 1951 geltende Abkommen zum Status von Flü<strong>ch</strong>tlingen nie unters<strong>ch</strong>rieben und besitzt<br />

au<strong>ch</strong> kein Gesetz in Bezug auf Flü<strong>ch</strong>tlinge. Die thailändis<strong>ch</strong>e Regierung erklärt, dass “Personen, die<br />

vor Kampfhandlungen fliehen müssen” auf thailändis<strong>ch</strong>em Boden leben dürfen, solange sie si<strong>ch</strong> in einem<br />

Flü<strong>ch</strong>tlingslager aufhalten.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 66


Mae La Camp (Thailand)<br />

4<br />

Die Bewegungsfreiheit dort ist extrem einges<strong>ch</strong>ränkt, da Flü<strong>ch</strong>tlinge und Asylsu<strong>ch</strong>ende eine s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e<br />

Bewilligung benötigen, um das Lager verlassen oder betreten zu dürfen. Die thailändis<strong>ch</strong>e Polizei verhaftet<br />

regelmässig Flü<strong>ch</strong>tlinge ausserhalb der Lager, klagt sie des illegalen Aufenthalts an und deportiert<br />

sie. Flü<strong>ch</strong>tlingen und Asylsu<strong>ch</strong>enden ist es in Thailand offiziell ni<strong>ch</strong>t erlaubt, zu arbeiten, denno<strong>ch</strong> gehen<br />

ungefähr 40% einer illegalen Arbeit ausserhalb des Lagers na<strong>ch</strong>. Sie laufen dabei stets Gefahr, verhaftet<br />

und deportiert zu werden, in der Regel während des Transports zu den Arbeitsstellen. Flü<strong>ch</strong>tlinge erhalten<br />

keine internationale Reisedokumente, es sei denn sie werden offiziell umgesiedelt.<br />

NGOs und CBOs (Community based Organisations) spielen eine ents<strong>ch</strong>eidende Rolle bei der Versorgung<br />

der Flü<strong>ch</strong>tlinge in den Lagern mit Nahrungsmitteln, Wasser, sanitären Anlagen, Grundsausbildung und<br />

medizinis<strong>ch</strong>er Grundversorgung. TBBC ist ein Programm, das von Dutzenden internationalen NGOs,<br />

religiösen Gruppen, Regierungen und internationalen Organisationen finanziert wird, und die Flü<strong>ch</strong>tlinge<br />

über die letzten Jahre mit denjenigen grundlegenden Ressourcen ausgestattet hat, die ein Leben ermögli<strong>ch</strong>en,<br />

das demjenigen in einem burmesis<strong>ch</strong>en Dorf ähnli<strong>ch</strong> kommt. Die Philosophie von TBBC ist es, die<br />

Mens<strong>ch</strong>en zu Selbstversorgung zu ermutigen und in der Führung des Lagers ein maximales Mitwirken der<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge zu ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 67


umsIeDLunG VOn FLÜ<strong>ch</strong>TLInGen<br />

4<br />

Umsiedlung ist neben eine der drei gängigen dauerhaften Lösungen, die das UNHCR befürwortet (die anderen<br />

sind Rückführung ins Herkunftsland sowie Integration ins Zuflu<strong>ch</strong>tsland mit der Idee einer späteren<br />

Rückführung). Flü<strong>ch</strong>tlinge siedeln in der Regel in eine Industrienation über. Das UNHCR kümmert si<strong>ch</strong> um<br />

die Formalitäten und versu<strong>ch</strong>t, den Einstieg in der neuen Umgebung zu vereinfa<strong>ch</strong>en. Umsiedlung kann<br />

ein sehr langer Prozess sein mit dem Ziel der vollständigen Integration in eine neue Gemeins<strong>ch</strong>aft.<br />

Momentan nehmen 16 Staaten Flü<strong>ch</strong>tlinge im Rahmen von Umsiedlungsprogrammen auf, die meisten<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge starten aber in einem der folgenden neun Ländern ein neues Leben: Australien, Kanada,<br />

Dänemark, Finnland, Holland, Neuseeland, Norwegen, S<strong>ch</strong>weden und die USA.<br />

Umsiedlung hat das Leben Tausender Flü<strong>ch</strong>tlinge verändert, die im Westen neu angefangen haben. Viele<br />

Flü<strong>ch</strong>tlinge erfahren aber au<strong>ch</strong> Diskriminierung, Langzeit-Arbeitslosigkeit sowie Kultur- und Spra<strong>ch</strong>probleme.<br />

Oft haben sie au<strong>ch</strong> einen Kulturs<strong>ch</strong>ock, wenn in ihrem neuen Heimatland alles anders ist, als sie<br />

es si<strong>ch</strong> gewohnt sind. Burmesinnen und Burmesen sind si<strong>ch</strong> z.B. ni<strong>ch</strong>t gewohnt an Sitz-Toiletten, Aufzüge<br />

und Türen.<br />

Umsiedlung kann denn au<strong>ch</strong> keine Lösung sein für mehr als eine kleine Minderheit (1-2%) aller Flü<strong>ch</strong>tlinge.<br />

Die meisten Umsiedlungsländer nehmen am liebsten die am besten ausgebildeten Flü<strong>ch</strong>tlinge auf, da<br />

sie davon ausgehen, dass si<strong>ch</strong> diese einfa<strong>ch</strong>er integrieren. Lehrkräfte, Personen mit einer Ausbildung im<br />

Gesundheitswesen oder sol<strong>ch</strong>e mit führenden Rollen werden in der Regel als Erste ausgewählt. Einige<br />

Länder sind abgeneigt gegenüber grossen Familien mit ungebildeten Erwa<strong>ch</strong>senen, au<strong>ch</strong> wenn diese<br />

besonderen S<strong>ch</strong>utz bedürften.<br />

Einmal in ihrem neuen Heimatland müssen ho<strong>ch</strong>qualifizierte Personen wie Ärzte oder Anwälte oft Hilfsarbeiten<br />

verri<strong>ch</strong>ten, da sie auf ihrem ursprüngli<strong>ch</strong>en Gebiet ni<strong>ch</strong>ts finden können oder ihre Ausbildung ni<strong>ch</strong>t<br />

anerkannt ist. Und die Lager wiederum sehen si<strong>ch</strong> mit Engpässen an qualifiziertem Personal, vor allem an<br />

Ärzten, konfrontiert.<br />

auBILDunG In FLÜ<strong>ch</strong>TLInGsLaGern<br />

Die internationale Gemeins<strong>ch</strong>aft hat in den letzten Jahren eingesehen, dass die Situation in <strong>Burma</strong> eine<br />

freiwillige Rückkehr der Flü<strong>ch</strong>tlinge nahezu verunmögli<strong>ch</strong>t und dass Alternativen gesu<strong>ch</strong>t werden müssen<br />

zum langjährigen Eingesperrtsein in den Lagern. Die thailändis<strong>ch</strong>e Regierung sowie die UN haben daher<br />

neue Ri<strong>ch</strong>tlinien verfasst, die Flü<strong>ch</strong>tlingen den Zugang zu Ausbildung und Berufstraining ermögli<strong>ch</strong>t.<br />

Im Moment besu<strong>ch</strong>en ungefähr 30’000 Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>e den Unterri<strong>ch</strong>t in einem Flü<strong>ch</strong>tlingslager<br />

entlang der thai-burmesis<strong>ch</strong>en Grenze. Die Ausbildung ist gratis. Die Lehrpersonen sind jedo<strong>ch</strong> meistens<br />

selbst Flü<strong>ch</strong>tlinge und oft ni<strong>ch</strong>t genügend ausgebildet. Ungefähr 200 junge Mens<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>liessen pro<br />

Jahr die Sekundars<strong>ch</strong>ule ab. Einige von ihnen haben die Mögli<strong>ch</strong>keit, ihre Ausbildung in einem von NGOs<br />

finanzierten Programm für höhere Ausbildung weiterzuführen. Einige wenige dürfen das Lager verlassen<br />

und Trainings zu Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ten oder Medien in Chiang Mai oder Mae Sot besu<strong>ch</strong>en. Die meisten<br />

haben jedo<strong>ch</strong> keine Chance auf eine Fortführung ihrer Ausbildung und arbeiten im Lager als Lehrpersonen<br />

oder im Gesundheitswesen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 68


mIGranTInnen<br />

Burmesis<strong>ch</strong>e MigrantInnen, die von der Polizei verhaftet worden sind<br />

4<br />

Ein/e MigrantIn ist eine Person, die von einem Ort an einen anderen zieht, um temporär oder permanent<br />

dort zu leben und in der Regel au<strong>ch</strong> zu arbeiten. MigrantInnen verlassen ihr Land, weil sie ni<strong>ch</strong>t genügend<br />

Nahrung, Wasser oder keine Unterkunft haben, oder um si<strong>ch</strong> und ihre Familien in Si<strong>ch</strong>erheit zu bringen.<br />

Sie migrieren, um eine Arbeit zu finden oder um si<strong>ch</strong> mit ihren Familien wieder zu vereinen. Bei vielen gibt<br />

es eine Kombination von Gründen.<br />

BurmesIs<strong>ch</strong>e mIGranTInnen In ThaILanD<br />

Migration ist in der Regel eine Antwort auf eine Kombination von Push- und Pull-Faktoren. In <strong>Burma</strong> sind<br />

die Push-Faktoren die jahrelangen Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>e und die wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> immer s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter<br />

werdende Lage. Die Pull-Faktoren liegen bei den starken Volkswirts<strong>ch</strong>aften der Na<strong>ch</strong>barländer, die permanent<br />

billige Arbeitskräfte brau<strong>ch</strong>en. Für den Grossteil der Bevölkerung <strong>Burma</strong>s, die bereits in grosser Armut<br />

lebt, werden die Push-Faktoren mit jedem Jahr stärker und Migration wird ein Mittel zum Überleben.<br />

Neben den wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Faktoren sind Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten von Verwandten, die in Thailand leben, dass es<br />

einfa<strong>ch</strong> sei, die Grenze zu überqueren und Arbeit zu finden, zusätzli<strong>ch</strong>e Pull-Faktoren. Viele reisen mit einem<br />

Ein-Tages-Pass legal ein und bleiben dann einfa<strong>ch</strong> illegal im Land. Die thailändis<strong>ch</strong>e Einwanderungsbehörde<br />

beri<strong>ch</strong>tet, dass sie allein am Grenzübergang in Mae Sot pro Tag 1’500 Eingangs-, aber nur 1’000<br />

Ausgangsstempel verteilt. Andere reisen illegal ein, z.B. in einem Fahrzeug versteckt oder überqueren die<br />

Grenze in unbewa<strong>ch</strong>ten Ds<strong>ch</strong>ungelregionen. Es gibt daher keine verlässli<strong>ch</strong>e Zahlen über burmesis<strong>ch</strong>e<br />

MigrantInnen in Thailand.<br />

Da sie weder einen re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en no<strong>ch</strong> sozialen Status besitzen, nehmen burmesis<strong>ch</strong>e MigrantInnen oft<br />

Jobs an, die s<strong>ch</strong>mutzig, anstrengend und gefährli<strong>ch</strong> sind. In der Regel verdienen sie einen Drittel oder die<br />

Hälfte des Minimalgehalts. Es kommt ni<strong>ch</strong>t selten vor, dass ihnen die Arbeitgeber den Lohn verweigern.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 69


“Die Situation der burmesis<strong>ch</strong>en<br />

Gastarbeiter ist tragis<strong>ch</strong>: Viele verlassen<br />

ihre Heimat, um Mens<strong>ch</strong>re<strong>ch</strong>tsverletzungen<br />

zu entkommen,<br />

nur um erneut die Verweigerung<br />

der grundlegendsten Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te<br />

und eine mens<strong>ch</strong>enunwürdige<br />

Behandlung zu erfahren. Wir<br />

träumen davon, dass die Dinge<br />

besser werden, und verlassen unser<br />

Land. Wir wussten aber ni<strong>ch</strong>t,<br />

dass wir hier mit anderen Problem<br />

konfrontiert werden und nur ein<br />

biss<strong>ch</strong>en mehr Wert sind als ein<br />

Hund.“<br />

Burmesis<strong>ch</strong>er Bauarbeiter<br />

Burmesis<strong>ch</strong>e Migranten in der Fis<strong>ch</strong>industrie<br />

4<br />

Zudem leben viele MigrantInnen in einem re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>webezustand und stets in Angst, verhaftet oder<br />

deportiert zu werden. Zu all dem sehen sie si<strong>ch</strong> in den Gastländern meist mit negativen Einstellungen<br />

ihnen gegenüber konfrontiert.<br />

Für MigrantInnen gelten in den Gastländern ni<strong>ch</strong>t die glei<strong>ch</strong>en Ri<strong>ch</strong>tlinien im Gesundheitswesen wie für<br />

deren BewohnerInnen. Oft muss S<strong>ch</strong>miergeld bezahlt werden, um eine Registrierung bei den Behörden zu<br />

vermeiden. Für viele ist eine Behandlung in einem Spital au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tweg zu teuer.<br />

ausBILDunGsWesen FÜr KInDer VOn mIGranTInnen In ThaILanD<br />

Gemäss einem thailändis<strong>ch</strong>en Gesetz ist Ausbildung für alle Kinder, die im Land leben, zugängli<strong>ch</strong>. Bei<br />

beendeter Ausbildung wird ein Zertifikat ausgestellt. Die Realität ist bei der Umsetzung dieses Gesetzes<br />

jedo<strong>ch</strong> eine andere, da es immer no<strong>ch</strong> viele Faktoren gibt, die Kinder burmesis<strong>ch</strong>er MigrantInnen davon<br />

abhalten, eine öffentli<strong>ch</strong>e thailändis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ule zu besu<strong>ch</strong>en. Der Hauptgrund liegt bei den Kosten für<br />

den S<strong>ch</strong>ulbesu<strong>ch</strong>, die für eine Migrantenfamilie kaum erforderli<strong>ch</strong> sind. Viele Kinder können keine S<strong>ch</strong>ule<br />

besu<strong>ch</strong>en, weil sie arbeiten und zum Familieneinkommen beitragen müssen. Es ist au<strong>ch</strong> bekannt, dass<br />

Migranteneltern es vorziehen, wenn ihre Kinder informellen Unterri<strong>ch</strong>t in burmesis<strong>ch</strong>er Kultur und Spra<strong>ch</strong>e<br />

erhalten, die beide ni<strong>ch</strong>t im offiziellen thailändis<strong>ch</strong>en Lehrplan vorgesehen sind.<br />

Organisationen burmesis<strong>ch</strong>er MigrantInnen bauen ihre eigenen S<strong>ch</strong>ulen auf, die oft von NGOs unterstützt<br />

werden. Der grösste Missstand ist jedo<strong>ch</strong>, dass diese jungen Mens<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss der Sekundars<strong>ch</strong>ule<br />

keine Perspektive haben, eine Universität besu<strong>ch</strong>en zu können, da ihr Abs<strong>ch</strong>luss vom thailändis<strong>ch</strong>en<br />

Ausbildungsministerium ni<strong>ch</strong>t offiziell anerkannt ist. Ohne Identitätskarte und ohne Abs<strong>ch</strong>luss<br />

werden Hoffnungen auf eine bessere Zukunft relativ s<strong>ch</strong>nell zers<strong>ch</strong>lagen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 70


aKTIVITÄTen eThnIs<strong>ch</strong>er GemeIns<strong>ch</strong>aFTen<br />

4<br />

Die ethnis<strong>ch</strong>en Minderheiten sind aber ni<strong>ch</strong>t nur in Kampfhandlungen und Vertreibungen involviert, sondern<br />

engagieren si<strong>ch</strong> in vielen positive Aktivitäten. Der Fokus liegt dabei auf der Zur-Verfügung-Stellung<br />

von Gesundheitsversorgung, Ausbildung und Gemeins<strong>ch</strong>aftsentwicklung für Mens<strong>ch</strong>en in Konfliktzonen<br />

oder in Gebieten, wo die Regierung keine Unterstützung bieten kann oder will und die UN oder internationale<br />

NGO ni<strong>ch</strong>t zugelassen sind. Infolge Restriktionen und Verfolgung seitens Regime agieren viele<br />

Organisationen von den bena<strong>ch</strong>barten Ländern her, und zwar vor allem aus Thailand.<br />

Lokale Organisationen in Ost-<strong>Burma</strong> haben gut dokumentierte Malariakontrollprogramme, die si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

den Vorgaben der WHO ri<strong>ch</strong>ten. Sie bieten Trainings hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Malariavorsorge, frühzeitige Diagnose<br />

und Behandlung wie au<strong>ch</strong> Moskitonetze für Zehntausende Mens<strong>ch</strong>en pro Jahr. Ferner haben sie in<br />

Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wirkungsvolle Programme aufgezogen, um die hohe<br />

Mütter- und Kindersterbli<strong>ch</strong>keitsrate im Mon-, Karen-, Karenni- und Shanstaat zu senken. Die National<br />

Health Worker Teams, die Mae Tao-Klinik, die <strong>Burma</strong> Medical Association sowie die Backpack Health<br />

Worker Teams sind nur einige der vielen ethnis<strong>ch</strong>en Gruppen, die im Gesundheitswesen aktiv sind.<br />

An der Ausbildungsfront führen viele Organisationen ni<strong>ch</strong>t nur S<strong>ch</strong>ulen, sondern entwickeln Lehrpläne<br />

und Ausbildungsri<strong>ch</strong>tlinien. Organisationen wie die “Karen Tea<strong>ch</strong>er Working Group” bieten Ausbildungen<br />

für Lehrpersonen und Beguta<strong>ch</strong>tungen von S<strong>ch</strong>ulen. Mit Hilfe von lokalen Organisationen bündeln die<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aften ihre finanziellen, Material- und Humanressourcen systematis<strong>ch</strong> und effektiv, um in ihren<br />

S<strong>ch</strong>ulen für Saläre für Lehrpersonen und Material aufkommen zu können.<br />

Dieselben Organisationen betreiben au<strong>ch</strong> Fors<strong>ch</strong>ung und dokumentieren die Auswirkungen der zerstöreris<strong>ch</strong>en<br />

Entwicklungspraktiken des Regimes. Sie tun die vor allem, um mehr internationale Unterstützung<br />

zu erhalten im Kampf gegen die humanitäre Katastrophe, die si<strong>ch</strong> in <strong>Burma</strong> abspielt. Der Aufruf für Spenden,<br />

um Leistungsvermögen und Rei<strong>ch</strong>weite der Programme ausweiten zu können, s<strong>ch</strong>liesst immer au<strong>ch</strong><br />

die Aufforderung an die international Gemeins<strong>ch</strong>aft mit ein, gegenüber dem Regime mehr politis<strong>ch</strong>en<br />

Druck auszusetzen, um seinen fur<strong>ch</strong>tbaren Vorgehensweisen ein Ende zu setzen.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 71


DIsKussIOnsThemen eThnIs<strong>ch</strong>er KOnFLIKT<br />

• Wie ist die Flü<strong>ch</strong>tlingspolitik deines Landes?<br />

• Mit wel<strong>ch</strong>en Problemen haben in der S<strong>ch</strong>weiz Flü<strong>ch</strong>tlinge zu kämpfen?<br />

4<br />

• Was ist der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en einem illegalen Migranten, einem Flü<strong>ch</strong>tling und einem Binnenflü<strong>ch</strong>tling?<br />

Wie unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> die Probleme, mit denen sie konfrontiert werden? Gibt es Gemeinsamkeiten,<br />

die bei allen drei Gruppen glei<strong>ch</strong> sind?<br />

• Was sind die Auswirkungen von interner Vertreibung auf das Leben der betroffenen Mens<strong>ch</strong>en?<br />

• Kennst du Flü<strong>ch</strong>tlinge? Falls ja, finde heraus,<br />

- woher sie kommen.<br />

- weshalb sie ihre Heimat verlassen mussten.<br />

- wie si<strong>ch</strong> ihre Kultur von der unseren unters<strong>ch</strong>eidet.<br />

- wel<strong>ch</strong>e Probleme sie hier haben.<br />

- was die Leute im Allgemeinen über Flü<strong>ch</strong>tlinge denken.<br />

QueLLen<br />

www.refugeesinternational.org<br />

www.hrw.org/<br />

www2.soros.org/burma/CRISIS/ethnic.html<br />

www.wikipedia.org/wiki/Karen_National_Union<br />

www.<strong>ch</strong>ur<strong>ch</strong>worldservice.org/Immigration/asiastats.html<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/in_depth/health/2002/bma_conference/2072501.stm<br />

Pictures: www.khrg.org/;Child’s Dream<br />

http://www.burmaissues.org/En/ethnicgroups1.html<br />

http://www.burmacampaign.org.uk/index.php/burma/about-burma/about-burma/ethnic-groups<br />

http://www.time.com/time/world/article/0,8599,1874981,00.html<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Karen_people<br />

http://www.tbbc.org/idps/idps.htm<br />

http://www.ncgub.net/BHRY/2007/migrants.html<br />

http://www.globaljusticecenter.net/projects/burma/ceasefire<strong>ch</strong>art.pdf<br />

http://www.irrawaddy.org/article.php?art_id=17207<br />

http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/sear<strong>ch</strong>?page=sear<strong>ch</strong>&docid=4a375c426&query=global%20refugee%20trends%202008<br />

http://www.unhcr.org/refworld/country,,USCRI,,MMR,,485f50d6c,0.html<br />

http://www.burmaissues.org/En/Newsletter/BINews2006-02-03.html<br />

maps: http://www.burmacampaign.org.uk/index.php/burma/gallery/322/image/Map-of-ethnic-groups-in-<br />

Burm2.gif<br />

http://www.tbbc.org/camps/2009-10-oct-map-tbbc-unhcr.pdf<br />

4 THEMA BURMA SEITE 72


WeITere InFOrmaTIOnen<br />

http://www.globalpost.com/dispat<strong>ch</strong>/worldview/091125/opinion-burma-minorities<br />

www.ibiblio.org/obl/docs/License_to_rape.pdf<br />

www.ibiblio.org/obl/docs3/smithpaper.htm<br />

www.kotan.org/press/29jun02.html<br />

www.interpares.ca/en/publications/bulletins/html/bul-june_2005/page2.php<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/6407305.stm<br />

www.shanland.org/resources/bookspub/humanrights/LtoR/<br />

www.burmaissues.org/En/Infobooklet.pdf<br />

www.burmaissues.org/En/idp.html<br />

http://web.amnesty.org/library/index/engasa160232005<br />

www.alertnet.org/thenews/newsdesk/UNHCR/5678590d8e19efe4903b868b6724cd9f.htm<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/6397243.stm<br />

http://web.amnesty.org/pages/refugees-migrantsday-eng<br />

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/5301736.stm<br />

http://www.unhcr.org/publ/PUBL/3f7a9a2c4.pdf<br />

http://www.unhcr.org/publ/PUBL/3da150087.pdf<br />

4<br />

Information kit about Burmese refugees resettled in Australia: www.ncca.org.au/cws/rdp/refugee_and_<br />

migrant_sunday Includes good classroom activities<br />

4 THEMA BURMA SEITE 73


<strong>Burma</strong> unD DIe WeLT<br />

Der Verband südostasiatis<strong>ch</strong>er<br />

nationen, kurz asean, ist eine<br />

internationale Organisation südostasiatis<strong>ch</strong>er<br />

Staaten. Mitglieder sind<br />

Brunei, Kambods<strong>ch</strong>a, Indonesien,<br />

Laos, Malaysia, <strong>Burma</strong>, Philippinen,<br />

Singapur, Thailand und Vietnam.<br />

aussWÄrTIGe BeZIehunGen<br />

4<br />

Während des Kalten Krieges basierte die Aussenpolitik <strong>Burma</strong>s auf dem Prinzip der Neutralität, oft mit<br />

der Tendenz zur Fremdenfeindli<strong>ch</strong>keit. Seit 1988 hat <strong>Burma</strong> jedo<strong>ch</strong> seine regionalen Beziehungen ausgebaut.<br />

Es ist ein Mitglied der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) sowie von diversen anderen<br />

regionalen Organisationen und Initiativen.<br />

Obwohl si<strong>ch</strong> die internationale Gemeins<strong>ch</strong>aft darin einig ist, dass es dringend politis<strong>ch</strong>e Reformen<br />

brau<strong>ch</strong>t in <strong>Burma</strong>. Bis Anhin gab es no<strong>ch</strong> keine Einigung darin, mit wel<strong>ch</strong>en Massnahmen dies errei<strong>ch</strong>t<br />

werden soll.<br />

Die Länder im Westen inklusive USA und EU bevorzugen die Isolierung des Regimes und stellen eine<br />

zukünftige Zusammenarbeit in Aussi<strong>ch</strong>t unter der Bedingung politis<strong>ch</strong>er Liberalisierung. Die meisten<br />

asiatis<strong>ch</strong>en Länder hingegen unterstützen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e und andere Formen der Zusammenarbeit mit<br />

den Ma<strong>ch</strong>thabern der Junta. China spielt dabei eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle als Hauptunterstützung des Landes.<br />

Die burmesis<strong>ch</strong>e Militärführung stösst die internationale Gemeins<strong>ch</strong>aft regelmässig vor den Kopf. So hat<br />

das Militär einen internationalen Aufs<strong>ch</strong>rei ausgelöst, als es im Herbst 2007 die Demonstrationen der so<br />

genannten Safranrevolution brutal nieders<strong>ch</strong>lug. Die Fassungslosigkeit der Welt steigerte si<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong><br />

im Mai 2008, als das Regime, na<strong>ch</strong>dem der Zyklon Nargis das Irrawaddy-Delta total verwüstet hatte,<br />

sämtli<strong>ch</strong>en humanitären Hilfsorganisationen den Zugang zum Land verweigerte und die geplante Abstimmung<br />

über eine neue Verfassung dur<strong>ch</strong>führte.<br />

asean<br />

Die ASEAN und ihre Mitgliederstaaten verfolgen den Grundsatz der Ni<strong>ch</strong>t-Einmis<strong>ch</strong>ung in <strong>Burma</strong>s Politik.<br />

Sanktionen waren nie eine Option. Die Art und Weise, wie die Junta mit Problemen umgeht, hat den<br />

Verband jedo<strong>ch</strong> in der Vergangenheit s<strong>ch</strong>on mehrmals in Verlegenheit gebra<strong>ch</strong>t.<br />

Obwohl es si<strong>ch</strong> als s<strong>ch</strong>wierig erweist, das Regime im Hinblick auf Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsangelegenheiten zu<br />

beeinflussen oder das Land zu öffnen, hält die ASEAN an ihrer Strategie fest, si<strong>ch</strong> in <strong>Burma</strong> konstruktiv zu<br />

engagieren. Zwei Monate na<strong>ch</strong> der brutalen Nieders<strong>ch</strong>lagung der Demonstrationen im September 2007,<br />

als am 13. ASEAN-Gipfel über die Probleme in <strong>Burma</strong> diskutiert wurde, verurteilten jedo<strong>ch</strong> vor allem<br />

Malaysia und die Philippinen die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tssituation sowie die fehlenden Forts<strong>ch</strong>ritte in dieser<br />

Angelegenheit. Bis zu diesem Zeitpunkt war innerhalb des Verbandes no<strong>ch</strong> nie explizite Kritik geäussert<br />

worden. Die ASEAN-Länder hatten stets gehofft, dass ihre Vorgehensweise, <strong>Burma</strong> zu integrieren und<br />

Handelsbeziehungen aufre<strong>ch</strong>t zu erhalten, helfen würde, das Land zu öffnen. Die ASEAN-Länder sind<br />

na<strong>ch</strong> wie vor Haupthandelpartner <strong>Burma</strong>s, allen voran Thailand, Singapur und Malaysia. Die ASEAN hat<br />

bis anhin no<strong>ch</strong> keinen Konsens errei<strong>ch</strong>t in der Frage, wel<strong>ch</strong>e Strategie angewendet werden solle in einem<br />

konstruktiven Umgang mit <strong>Burma</strong>.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 74


Aung San Suu Kyi trifft den UNO-Sonderbeauftragten<br />

Gambari im Februar<br />

2009<br />

DIe VereInTen naTIOnen<br />

4<br />

Die Situation in <strong>Burma</strong> wird jährli<strong>ch</strong> diskutiert beim Flü<strong>ch</strong>tlingsho<strong>ch</strong>kommisariat (UNHRC) sowie an<br />

der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Seit 1991 wurden sukzessive Resolutionen erlassen,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Übergabe der Ma<strong>ch</strong>t an die demokratis<strong>ch</strong> gewählten VolksvertreterInnen, die Wiederherstellung<br />

der Demokratie und die Bea<strong>ch</strong>tung der Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te fordern. Bedenken bezügli<strong>ch</strong> mangelnder<br />

politis<strong>ch</strong>er und ziviler Re<strong>ch</strong>te waren dabei lange vorherrs<strong>ch</strong>end, im April 2000 rief eine UNHCR-Resolution<br />

aber au<strong>ch</strong> zur Wiederherstellung sozialer und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Re<strong>ch</strong>te auf. Seit 1992 ist ein eigens dafür<br />

eingesetzter Beri<strong>ch</strong>terstatter damit beauftragt, die Vereinten Nationen über die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tssituation<br />

sowie die Forts<strong>ch</strong>ritte hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Demokratie auf dem Laufenden zu halten.<br />

In den letzten Jahren haben si<strong>ch</strong> die Vereinten Nationen zusammengetan mit der internationalen Gemeins<strong>ch</strong>aft<br />

und fokussieren auf die Freilassung von Aung San Suu Kyi und anderen politis<strong>ch</strong>en Gefangenen,<br />

der Einstellung von Feindli<strong>ch</strong>keiten, den Zugang von humanitären Organisationen ins Land sowie das<br />

Vorantreiben einer Entwicklung von Ausbildung und Gesundheit. Der UNO-Sondergesandte Abrahim<br />

Gambari eröffnete na<strong>ch</strong> seinem siebten Besu<strong>ch</strong> im Februar 2009, der Teil der Anstrengungen der UN ist,<br />

eine nationale Aussöhnung und Demokratie voranzutreiben, dass Veränderungen wahrzunehmen seien,<br />

aber ihre Zeit bräu<strong>ch</strong>ten.<br />

DIe eurOPÄIs<strong>ch</strong>e unIOn<br />

Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en der EU und <strong>Burma</strong> sind festgelegt im „Gemeinsamen Standpunkt der EU“. Das<br />

Hauptziel der EU ist es, dass <strong>Burma</strong> zu einer re<strong>ch</strong>tmässigen, demokratis<strong>ch</strong> gewählten Regierung kommt,<br />

die soziale und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung verfolgt, die Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>te respektiert und dabei wieder<br />

Beziehungen mit der internationalen Gemeins<strong>ch</strong>aft aufbaut.<br />

Die EU hat auf die bedenkli<strong>ch</strong>en Regierungsstandards wiederholt mit Sanktionen reagiert. Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Sanktionen wurden erstmals 1996 auferlegt. Die momentan gültigen Sanktionen umfassen die Ausweisung<br />

burmesis<strong>ch</strong>er Militärs auf diplomatis<strong>ch</strong>en Missionen, ein Waffenembargo, ein Ausstellungsstopp<br />

für Visa für die Führer des Landes sowie die Publikation deren Namen, die Einstellung aller ni<strong>ch</strong>t-humanitären<br />

Hilfe und Staatsbesu<strong>ch</strong>e, ein Exportverbot sämtli<strong>ch</strong>en Materials, das für die interne Unterdrückung<br />

oder für terroristis<strong>ch</strong>e Zwecke missbrau<strong>ch</strong>t werden kann, die Einfrierung von Konten, die Vertretern der<br />

Junta gehören sowie das Verbot direkter Investitionen.<br />

Diese restriktiven Massnahmen drücken die kritis<strong>ch</strong>e Si<strong>ch</strong>t der EU aus gegenüber mangelnder Forts<strong>ch</strong>ritte<br />

im Hinblick auf Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tssituation und grundlegende Freiheit. Die Massnahmen sollen aber<br />

au<strong>ch</strong> verhindern, dass die sonst s<strong>ch</strong>on gebeutelte Bevölkerung darunter leidet. Mit einer unauswei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

längerfristigen Perspektive hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>er Prozesse ri<strong>ch</strong>tet die EU ein besonderes Augenmerk auf<br />

die Entwicklung der Zivilgesells<strong>ch</strong>aft und der Reduktion der Isolierung der Bevölkerung. Kontakte mit der<br />

Regierung bes<strong>ch</strong>ränken si<strong>ch</strong> auf ASEM- und EU-ASEAN-Treffen, bei denen die Besorgnis der EU regelmässig<br />

zum Ausdruck kommt.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 75


Präsident Hu of China mit dem Vorsitzenden<br />

des State Peace and Development<br />

Council of the Union of Myanmar<br />

Senior General Than Shwe bei der<br />

Feier des 55ten Jahrestages der diplomatis<strong>ch</strong>en<br />

Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en der<br />

Volksrepublik China und <strong>Burma</strong><br />

VereInIGTe sTaaTen<br />

4<br />

Die politis<strong>ch</strong>en Beziehungen zwis<strong>ch</strong>en den Vereinigten Staaten und <strong>Burma</strong> vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terten si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der<br />

brutalen Unterdrückung der prodemokratis<strong>ch</strong>en Demonstrationen 1988. Die seither verfolgte Repression,<br />

eins<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> der brutalen Nieders<strong>ch</strong>lagung der friedli<strong>ch</strong>en Proteste der Safranrevolution im September<br />

2007 belastete die Beziehungen zusätzli<strong>ch</strong>.<br />

Die Vereinigten Staaten haben <strong>Burma</strong> unter vers<strong>ch</strong>iedenen Regierungen weit rei<strong>ch</strong>ende Sanktionen<br />

auferlegt, die ein Importverbot, ein Exportverbot von finanziellen Dienstleistungen sowie das Einfrieren<br />

aller Anlagen bestimmter burmesis<strong>ch</strong>er Finanzinstitute, Individuen und Unternehmen, die bestimmten<br />

Führungspersonen der Junta mit Material oder finanzieller Unterstützung versorgen.<br />

Des Weiteren verbietet die US-Regierung seit 1997 in <strong>Burma</strong> neue Investitionen seitens US-amerikanis<strong>ch</strong>er<br />

BürgerInnen oder Firmen. Eine Anzahl US-Firmen hat dem burmesis<strong>ch</strong>en Markt von vor der Einführung<br />

dieser Regelung den Rücken gekehrt, da si<strong>ch</strong> einerseits das Ges<strong>ch</strong>äftsklima permanent vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terte,<br />

andererseits immer mehr kritis<strong>ch</strong>e Stimmen von Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsgruppen, KonsumentInnen und<br />

Shareholdern laut wurden. Die Vereinigten Staaten haben au<strong>ch</strong> Gegenmassnahmen eingeleitet in Bezug<br />

auf die ungenügenden Vorkehrungen <strong>Burma</strong>s, Geldwäs<strong>ch</strong>erei zu verhindern. Zudem gibt es seit vielen<br />

Jahren Eins<strong>ch</strong>ränkungen bei der Ausstellung von Visa.<br />

Wegen seiner s<strong>ch</strong>weren Verletzungen von Religionsfreiheit ist <strong>Burma</strong> “ein Land von besonderer Besorgnis”<br />

(Country of Particular Concern) unter dem internationalen Religionsfreiheitsgesetz. <strong>Burma</strong> ers<strong>ch</strong>ien<br />

au<strong>ch</strong> als “Drittstufe-Land” im Mens<strong>ch</strong>enhandel-Beri<strong>ch</strong>t wegen seines konstanten Einsatzes von Zwangsarbeit<br />

und wurde dafür mit weiteren Sanktionen bestraft.<br />

<strong>ch</strong>Ina<br />

Während der meisten Zeit des Kalten Krieges unterstützte China unverhohlen die Kommunistis<strong>ch</strong>e Partei<br />

<strong>Burma</strong>s, die si<strong>ch</strong> gegen die Regierungskräfte auflehnte. <strong>Burma</strong>s Militärführer General Ne Win leitete<br />

1980 eine Annäherung zu China ein und seither ist das Na<strong>ch</strong>barland ein strategis<strong>ch</strong>er Verbündeter der<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Militärregierungen.<br />

Heutzutage investiert China grossflä<strong>ch</strong>ig in <strong>Burma</strong>s Infrastruktur, Unternehmen und Bodens<strong>ch</strong>ätze. China<br />

verfolgt als Na<strong>ch</strong>barland strategis<strong>ch</strong>e Interessen: Es erhielt vom Regime die Re<strong>ch</strong>te, von einem riesigen<br />

Feld im Bengalis<strong>ch</strong>en Meer Erdgas abzubauen, obwohl es andere Angebote aus Indien und Südkorea<br />

gab. Das Gas wird mit Pipelines dur<strong>ch</strong>s nördli<strong>ch</strong>e <strong>Burma</strong> in die von Land ums<strong>ch</strong>lossene Provinz Yunnan im<br />

Südwesten Chinas transportiert. Eine parallele Pipeline wird Öl transportieren, das China aus dem Mittleren<br />

Osten und Afrika importiert, während eine S<strong>ch</strong>nellstrasse den Handel zwis<strong>ch</strong>en Yunnan und einem<br />

Tiefwasserhafen an der Küste <strong>Burma</strong>s ermögli<strong>ch</strong>en wird. Diese Energie-Transporte dur<strong>ch</strong> die Hintertür<br />

werden Chinas Anhängigkeit von Südostasien Meeresstrasse ents<strong>ch</strong>ärfen. Peking für<strong>ch</strong>tet, dass diese in<br />

Krisenzeiten ges<strong>ch</strong>lossen werden könnte.<br />

China wird im S<strong>ch</strong>nelltempo zu <strong>Burma</strong>s wi<strong>ch</strong>tigstem Handelpartner, indem es S<strong>ch</strong>uldenerlass, finanzielle<br />

Unterstützung für wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung und gestützte Kredite für den Bau von Infrastruktur und<br />

für die Lei<strong>ch</strong>tindustrie anbietet. Au<strong>ch</strong> die Zusammenarbeit der Militärs der beiden Länder ist si<strong>ch</strong> am<br />

Entwickeln. Gemeinsam mit Singapur gehört China zum Hauptzulieferer von Waffen für die burmesis<strong>ch</strong>e<br />

Armee. 1990 lieferte es Waffen im Wert von 1,2 Milliarden USD. Ein weiteres Abkommen über 400 Millionen<br />

USD wurde 1994 abges<strong>ch</strong>lossen. China spielte au<strong>ch</strong> eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle bei der Aufstockung der<br />

4 THEMA BURMA SEITE 76


4<br />

burmesis<strong>ch</strong>en Kriegsmarine und Beri<strong>ch</strong>te über <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e Kriegss<strong>ch</strong>iffe im Bengalis<strong>ch</strong>en Meer, die aus<br />

der engeren Zusammenarbeit resultieren, wecken Alarm in der Region.<br />

Als <strong>Burma</strong>s grösster Na<strong>ch</strong>bar und dauerndes Mitglied des UN-Si<strong>ch</strong>erheitsrates spielt China eine S<strong>ch</strong>lüsselrolle<br />

bei der Regulierung der Druckausübung auf die Militärherrs<strong>ch</strong>aft und hilft, die Isolierung, die<br />

dem Regime zuteil wird, zu limitieren. Auf internationale Forderungen, Druck auf das Regime auszuüben,<br />

gibt China an, es verfolge eine Strategie der Ni<strong>ch</strong>t-Einmis<strong>ch</strong>ung. Der <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>e UN-Beauftragte Wang<br />

Guangya gestand einige Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> der Safranrevolution 2007 in seiner Rede vor dem UN-Si<strong>ch</strong>erheitsrat<br />

ein, dass es in <strong>Burma</strong> Probleme gebe. Er drückte aber au<strong>ch</strong> Pekings festen Glauben aus, dass diese<br />

Probleme den internationalen Frieden ni<strong>ch</strong>t bedrohen würden, und dass in der momentanen Situation<br />

erneute Sanktionen des Westens ni<strong>ch</strong>ts nützen würden. Dies folgte auf Chinas Blockierung einer Initiative<br />

der USA, <strong>Burma</strong>s Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsbilanz auf die Traktandenliste des UN-Si<strong>ch</strong>erheitsrates zu setzen.<br />

Chinas politis<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eidungsträger wissen, dass der Wirkungsgrad der westli<strong>ch</strong>en Sanktionen<br />

untergraben wird von seiner Bereits<strong>ch</strong>aft, si<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> im Land zu betätigen. Indessen zeigt <strong>Burma</strong>s<br />

Militärregierung bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Standhaftigkeit angesi<strong>ch</strong>ts der Sanktionen, die vor allem die arme und s<strong>ch</strong>on<br />

arg gebeutelte Bevölkerung treffen und die Junta unbes<strong>ch</strong>adet lassen. In der momentanen Situation kann<br />

eine Veränderung nur von innerhalb des Militärs kommen. China könnte Kanäle, Kontakte und Einfluss<br />

nutzen, um das Regime zu überzeugen, dass es Zeit ist für Veränderungen.<br />

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DIsKussIOnsThemen <strong>Burma</strong> unD DIe WeLT<br />

4<br />

• Was ist die ASEAN? Ist dein Land Mitglied eines regionalen Staatenbundes ähnli<strong>ch</strong> wie die ASEAN?<br />

• Finde Folgendes heraus über die Vereinten Nationen (UN):<br />

• Weshalb und wann wurden sie gegründet und wie sind sie gewa<strong>ch</strong>sen?<br />

• S<strong>ch</strong>aue dir ihre Strukturen an und vers<strong>ch</strong>affe dir einen Überblick über die Aktivitäten der UN.<br />

• Was versu<strong>ch</strong>en die UN zu errei<strong>ch</strong>en?<br />

• Mit wel<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wierigkeiten können die UN zu kämpfen haben, vor allem, wenn es um Ents<strong>ch</strong>eidungsfindung<br />

geht? (Berücksi<strong>ch</strong>tige dabei die eigenen politis<strong>ch</strong>en Interessen der Mitgliedstaaten den Einfluss<br />

der mä<strong>ch</strong>tigsten gegenüber dem mangelnden Einfluss der s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>eren Staaten, fehlende finanzielle<br />

Ressourcen, dass die Resolutionen ni<strong>ch</strong>t bindend sind etc.)<br />

• Erkundige di<strong>ch</strong> über den UN-Si<strong>ch</strong>erheitsrat und seine Mitglieder. Weshalb waren wohl gewisse Mitglieder<br />

(China und Russland) dagegen, <strong>Burma</strong> auf die ständige Traktandenliste des Rates zu nehmen?<br />

• Lies einige der unter “Sanktionen” aufgeführten Webseiten und su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> weiteren Informationen zu<br />

diesem <strong>Thema</strong>. Was können Sanktionen errei<strong>ch</strong>en? Können sie negative Konsequenzen haben? Weshalb<br />

sind sie im Fall von <strong>Burma</strong> umstritten?<br />

QueLLen<br />

http://ec.europa.eu/external_relations/myanmar/index_en.htm<br />

www.state.gov/r/pa/ei/bgn/35910.htm<br />

www.accessmylibrary.com/coms2/summary_0286-23812835_ITM<br />

www.burmacampaign.org.uk/<br />

www.wikipedia.org/wiki/Politics_of_Myanmar<br />

www.wikipedia.org/wiki/<strong>Burma</strong>#Politics<br />

www.wikipedia.org/wiki/Economy_of_Myanmar<br />

www.wikipedia.org/wiki/Economy_of_the_European_Union<br />

www.eppo.go.th/inter/GMS/gmsmap.gif<br />

www.iss.europa.eu/index.php?id=138<br />

www.atimes.com/atimes/China/IJ03Ad03.html<br />

http://www.state.gov/r/pa/ei/bgn/35910.htm<br />

http://www.thirdworldtraveler.com/<strong>Burma</strong>/China_HasItWrong_<strong>Burma</strong>.html<br />

http://www.atimes.com/atimes/China/IJ03Ad03.html<br />

WeITere InFOrmaTIOnen<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Sanktion<br />

http://www.eda.admin.<strong>ch</strong>/eda/de/home/topics/intorg/un/sanct.html<br />

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,511623,00.html<br />

http://www.evb.<strong>ch</strong>/p25000397.html<br />

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