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4 Thema Burma - File Server - educa.ch

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“Obwohl wir Lehrkräfte von weit<br />

entfernten Orten kamen, stellten<br />

die lokalen Behörden keine Unterkunft<br />

zur Verfügung, so dass wir<br />

in den Häusern der Eltern unserer<br />

S<strong>ch</strong>üler wohnten. Wir wohnten mit<br />

Dorfleuten zusammen und mussten<br />

ihnen au<strong>ch</strong> bei der Arbeit helfen.<br />

Die Behörden konnten die S<strong>ch</strong>üler<br />

ni<strong>ch</strong>t mit genügend Bü<strong>ch</strong>ern ausstatten.<br />

Wir Lehrkräfte haben zwar<br />

Textbü<strong>ch</strong>er, aber da wir S<strong>ch</strong>ülerInnen<br />

unterri<strong>ch</strong>ten, die keine Bü<strong>ch</strong>er<br />

haben, müssen die Kinder wie<br />

Papageien lernen, nur aufsagen<br />

und auswendig lernen.“<br />

Eine burmesis<strong>ch</strong>e Lehrperson<br />

4<br />

Es gibt etwa 39‘000 staatli<strong>ch</strong>e Primars<strong>ch</strong>ulen, für zwei Dörfer jeweils eine, und nur 2‘000 Sekundars<strong>ch</strong>ulen<br />

und 1‘600 Mittels<strong>ch</strong>ulen im ganzen Land. Die UNESCO s<strong>ch</strong>ätzt, dass 2‘000 Dörfer mehr als drei<br />

Kilometer weit entfernt von einer S<strong>ch</strong>ule liegen. In Bergregionen, in denen es praktis<strong>ch</strong> keine Transportmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

gibt, können drei Kilometer ein Fussmars<strong>ch</strong> von mehreren Stunden bedeuten.<br />

Gemäss einer gemeinsamen Erhebung des burmesis<strong>ch</strong>en Bildungsministeriums, des UNDP (Entwicklungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen) und der UNESCO sind 57% der S<strong>ch</strong>ulen infolge unzurei<strong>ch</strong>ender Gebäude<br />

überfüllt, nur 46% verfügen über sanitäre Einri<strong>ch</strong>tungen und ledigli<strong>ch</strong> 17% über fliessendes Wasser.<br />

ausGaBen FÜr BILDunG<br />

Sämtli<strong>ch</strong>e sozialen Einri<strong>ch</strong>tungen, im Speziellen das Gesundheits- und Bildungswesen, haben massiv<br />

unter der Diktatur gelitten, die das Sozialsystem zu Gunsten von Ausgaben für militäris<strong>ch</strong>e Angelegenheiten<br />

verna<strong>ch</strong>lässigte. Bildung ist jedo<strong>ch</strong> ein sehr wi<strong>ch</strong>tiger Faktor für die Entwicklung eines Landes und<br />

darf finanziell ni<strong>ch</strong>t verna<strong>ch</strong>lässigt werden. Denno<strong>ch</strong> setzt die burmesis<strong>ch</strong>e Junta weniger als 1.25% ihres<br />

Bruttosozialprodukts (BSP) für Bildung ein, während der westeuropäis<strong>ch</strong>e Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt im Jahr 2000 bei<br />

knapp 6% des BSP lag. Gemäss Statistiken der Vereinten Nationen gibt die burmesis<strong>ch</strong>e Regierung 222%<br />

mehr für das Militär aus als für Gesundheit und Bildung zusammen. Ledigli<strong>ch</strong> 1.25 USD pro Person und<br />

Jahr kommen Gesundheit und Bildung zu.<br />

KOsTen unD QuaLITÄT Der BILDunG<br />

Gemäss offiziellen Angaben bietet die Regierung allen Kindern eine kostenlose Ausbildung an. In Realität<br />

sieht es jedo<strong>ch</strong> anders aus: Die Eltern müssen für die meisten Kosten für Bau, Instandhaltung und Ausrüstung<br />

von S<strong>ch</strong>ulen aufkommen. Zudem müssen sie S<strong>ch</strong>ulmaterial, Uniformen und oft sogar die Löhne<br />

der Lehrkräfte bezahlen. Einige S<strong>ch</strong>ulen fordern neuerdings ausserdem Beiträge für die Ans<strong>ch</strong>affung von<br />

Computern, die oft gar ni<strong>ch</strong>t gekauft werden, oder die S<strong>ch</strong>ule kauft zwar die Geräte, verfügt aber ni<strong>ch</strong>t<br />

über Elektrizität oder über eine Lehrperson, die in der Lage ist, einen Computer zu bedienen.<br />

Die Kosten für einen Satz Lehrbü<strong>ch</strong>er pro Jahr belaufen si<strong>ch</strong> in der Primarstufe auf ungefähr 1 USD, in der<br />

Sekundarstufe auf etwa 2 USD, während Uniformen ungefähr 3 USD kosten. Bessergestellte S<strong>ch</strong>ülerInnen<br />

können ausserdem au<strong>ch</strong> Prüfungsfragen kaufen, einhergehend mit dem „Goodwill“ der Lehrkraft.<br />

Die Löhne der Lehrkräfte bewegen si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en 5 und 8 USD pro Monat, aber ein Minimum von<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 75 USD wird monatli<strong>ch</strong> alleine für die Ernährung einer dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en siebenköpfigen<br />

Familie benötigt. Die meisten Lehrpersonen sind folgli<strong>ch</strong> gezwungen, ihr Einkommen mittels Abendlektionen<br />

aufzubessern sowie Nahrungsmittel selbst anzubauen. Um die S<strong>ch</strong>ülerInnen dazu zu bringen, die<br />

Abendlektionen zu besu<strong>ch</strong>en, in denen sie Fragen stellen und Aufgaben lösen können, unterri<strong>ch</strong>ten viele<br />

Lehrkräfte während der regulären S<strong>ch</strong>ulstunden nur sehr oberflä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>. Die ges<strong>ch</strong>ätzten 50% der S<strong>ch</strong>ülerInnen,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Abendklassen besu<strong>ch</strong>en, haben weit bessere Chancen, ihre Prüfungen zu bestehen,<br />

entweder aufgrund von Bevorzugung oder besseren Verständnisses des S<strong>ch</strong>ulstoffes. Diejenigen, die es<br />

ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>affen, die monatli<strong>ch</strong>en Kosten von 2-6 USD pro Lektion aufzubringen, fühlen si<strong>ch</strong> bena<strong>ch</strong>teiligt<br />

und werden dadur<strong>ch</strong> oft demotiviert.<br />

4 THEMA BURMA SEITE 38

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