4 Thema Burma - File Server - educa.ch
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eine junge burmesis<strong>ch</strong>e Flü<strong>ch</strong>tlingsfrau<br />
in Thailand erzählte,<br />
dass alle burmesis<strong>ch</strong>en Frauen<br />
einen satz auswendig lernen müssen:<br />
„Bediene deinen Ehemann<br />
wie einen Gott, deinen Sohn wie<br />
einen Meister.“ Sie fuhr fort: “Bevor<br />
i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Thailand gekommen<br />
bin, habe i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> nie etwas von<br />
Mens<strong>ch</strong>en- oder Frauenre<strong>ch</strong>ten<br />
gehört und habe immer geda<strong>ch</strong>t,<br />
es sei ganz normal die Männer in<br />
meiner Familie zu bedienen”.<br />
GLeI<strong>ch</strong>Bere<strong>ch</strong>TIGunG Der Ges<strong>ch</strong>Le<strong>ch</strong>Ter<br />
4<br />
Die traditionelle burmesis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft war dafür bekannt, dass sie den Frauen einen relativ hohen<br />
Status einräumte. Wenn si<strong>ch</strong> z.B. ein Paar s<strong>ch</strong>eiden lässt, werden die gemeinsamen Besitztümer halb<br />
halb aufgeteilt und die Frau kriegt ihre Aussteuer sowie die Einkünfte, die sie erwirts<strong>ch</strong>aftet hat, zurück.<br />
Kulturelle Stereotype in Bezug auf Arbeit sind eng verknüpft mit sozialen Normen, die Frauen als Mütter<br />
und Hausfrauen sehen. Obwohl si<strong>ch</strong> diese Stereotype bei der jüngeren Generation im Wandel befinden,<br />
wird die Hausarbeit immer no<strong>ch</strong> als Aufgabe der Frauen gesehen. Es gibt kaum Haushalte, in denen die<br />
Hausarbeit glei<strong>ch</strong> verteilt ist zwis<strong>ch</strong>en Mann und Frau, au<strong>ch</strong> wenn die Frau einer Arbeit ausser Haus<br />
na<strong>ch</strong>geht.<br />
Die angesehendsten Berufe für Frauen sind Lehrerin und Pflegefa<strong>ch</strong>frau, die eng einhergehen mit ihren<br />
Rollen als Mütter und Ernährerinnen. Die Entlöhnung ist sehr tief. Die meisten Frauen versu<strong>ch</strong>en auf informelle<br />
Weise ein Einkommen zu generieren, indem sie z.B. Abfälle sammeln und wiederverkaufen. Frauen<br />
arbeiten au<strong>ch</strong> auf dem Bau.<br />
Selbst wenn sie dieselben Arbeiten verri<strong>ch</strong>ten wie Männer, verdienen Frauen weniger und abgesehen<br />
vom Stellen im Ausbildungs- oder Pflegeumfeld gibt es kaum Jobs, die eine Sozialversi<strong>ch</strong>erung oder andere<br />
Vorsorgeleistungen eins<strong>ch</strong>liessen. Des Weiteren sind Frauen bei der Arbeit oft sexueller Belästigung<br />
ausgesetzt, getrauen si<strong>ch</strong> aber aus Angst, die Stelle zu verlieren, ni<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> zu wehren.<br />
Die Militärregierung hat den Status der Frauen untergraben. Die vollständig männli<strong>ch</strong>e Führung der Junta<br />
sorgt in den wi<strong>ch</strong>tigsten Institutionen des Landes dafür, dass Frauen ni<strong>ch</strong>t in Ma<strong>ch</strong>tpositionen gelangen.<br />
Die Armee hat die politis<strong>ch</strong>e Ma<strong>ch</strong>t inne, ist der grösste und vermögendste Arbeitgeber und im Besitz der<br />
einflussrei<strong>ch</strong>sten Unternehmen in <strong>Burma</strong>. Die Führungspositionen in den Unternehmen sind in der Hand<br />
von Männern. Wenn es Frauen in eine höhere Position s<strong>ch</strong>affen, dann stammen sie aus einer der führenden<br />
Familien und sind somit ni<strong>ch</strong>t repräsentativ für die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e burmesis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft.<br />
Frauen spielen eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle in der politis<strong>ch</strong>en Opposition gegen das Regime. Viele von ihnen wurden<br />
jedo<strong>ch</strong> einges<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>tert, festgenommen und inhaftiert. Oft wurden sie für s<strong>ch</strong>uldig gespro<strong>ch</strong>en ohne<br />
Prozess und zu willkürli<strong>ch</strong>en Gefängnisstrafen verurteilt. Einmal in Haft, müssen viele der Frauen Vergewaltigungen<br />
oder andere sexuelle Missbräu<strong>ch</strong>e über si<strong>ch</strong> ergehen lassen. In vielen Fällen vers<strong>ch</strong>winden<br />
die Frauen einfa<strong>ch</strong> und ihr Verbleib sowie die Details der Gefängnisstrafe bleiben unbekannt.<br />
mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>TsaKTIVIsTen<br />
Die Eins<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terung von politis<strong>ch</strong>en oder Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsaktivisten ist an der Tagesordnung in <strong>Burma</strong>.<br />
Die Anzahl politis<strong>ch</strong>er Gefangener stieg von 1’100 Mitte 2007 auf über 2‘100 per Ende 2008. Aung San<br />
Suu Kyi, die 1991 den Friedensnobelpreis bekam für ihren Bemühungen, ihr Land zurück zur Demokratie<br />
zu führen, hat den grössten der letzten zwei Jahrzehnte unter Hausarrest gestanden. Politis<strong>ch</strong>e AktivistInnen,<br />
Mön<strong>ch</strong>e, Nonnen, Gewerks<strong>ch</strong>after und Journalisten werden oft in geheimen Verfahren oder unter<br />
Auss<strong>ch</strong>luss der Öffentli<strong>ch</strong>keit vor Geri<strong>ch</strong>t gestellt. Viele erhalten harte Strafen. Anwälte, wel<strong>ch</strong>e die<br />
AktivistInnen vertraten, wurden ebenfalls wegen Missa<strong>ch</strong>tung der Anweisungen des Geri<strong>ch</strong>ts verurteilt.<br />
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