Z e i t s c h r i f t f ü r i n n o v a t i o n - Lemmens Medien GmbH
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des Dezernats Bau und Immobilien der Tech-<br />
nischen Universität Darmstadt. Die Verfahrens-<br />
dauern werden signifikant verk<strong>ü</strong>rzt. Ungeachtet<br />
dessen bewegen sich die Hochschulen nicht im<br />
rechtsfreien Raum. „Die in den Vergabeordnungen<br />
vorgegebenen Regeln f<strong>ü</strong>r den Einkauf von<br />
Bau- und baunahen Leistungen bestehen zwar<br />
weiterhin, dienen aber sinnvollerweise auch der<br />
Korruptionsvermeidung“, so Schmidt weiter.<br />
Denken in Lebenszyklusmodellen<br />
Einen wichtigen Kernpunkt der Autonomie bildet<br />
die <strong>ü</strong>bergreifende Finanzierung der Bauprojekte<br />
und des Bauunterhaltes. Im Rahmen des<br />
Globalbudgets sind kalendarische und projekt<strong>ü</strong>bergreifende<br />
Verschiebungen möglich. In diesem<br />
Budget sind Elemente wie Werterhalt, Bauunterhalt,<br />
zusätzlicher Flächenbedarf und ein<br />
Abbau des Instandhaltungsstaus teils parametergest<strong>ü</strong>tzt,<br />
teils maßnahmenbezogen verankert.<br />
Die Transfermöglichkeiten eines globalen Baubudgets<br />
unterst<strong>ü</strong>tzen das Denken in Lebenszyklusmodellen.<br />
Die Einheit aus Planen, Bauen,<br />
Betreiben, Instandhalten und R<strong>ü</strong>ckbau stellte<br />
daher auch Hans-Ulrich Hilpert, Geschäftsf<strong>ü</strong>hrer<br />
der Firma Raidhoplan in den Vordergrund seiner<br />
Ausf<strong>ü</strong>hrungen zum Thema Bauen in der Industrie.<br />
Danach umfasst wirtschaftliches Handeln<br />
auch die Einbindung des Kunden und insbesondere<br />
den Blick auf ein langfristiges Betreiben.<br />
Hilpert berichtete von Untersuchungen, denen<br />
zufolge die kumulierten Betriebskosten die Erstellungsinvestitionen<br />
bereits nach 15 Jahren<br />
<strong>ü</strong>bersteigen können. Seiner Einschätzung nach<br />
ist der ganzheitlichen Betrachtung des Lebenszyklus<br />
einer Immobilie bei einer Kostenbetrachtung<br />
deshalb oberste Priorität einzuräumen.<br />
Den ganzheitlichen Ansatz und die Nähe zwischen<br />
den Nutzenden und Bauenden betonte<br />
auch Frank Schulz-Nieswandt, Dekan der Wirtschafts-<br />
und Sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />
der Universität zu Köln. Vor dem Hintergrund<br />
eines sich rapide ändernden Wissenschaftsumfelds<br />
m<strong>ü</strong>sse die horizontale Abstimmung aller<br />
Beteiligten – Wissenschaftler wie Baufachleute<br />
– in eine Balance gebracht werden. Bauen<br />
werde dadurch zur „gelebten und gelungenen<br />
Kommunikation“. Seiner Auffassung nach ist<br />
dies nur in einer Organisation umsetzbar, die<br />
nah am Kunden agiert, das heißt, in einem<br />
eigenständigen Management der jeweiligen<br />
Universität. Nur auf diese Weise werde das<br />
teils chaotische, aber kreative System Universität<br />
<strong>ü</strong>berhaupt beherrschbar, denn, so Schulz-<br />
Nieswandt, „die Universität ist ein Zoo, es gibt<br />
alle Arten“. Insoweit ist zu w<strong>ü</strong>nschen, dass,<br />
unabhängig von dem Kölner Projekt sowie den<br />
eigenständig bauenden Hochschulen Göttingen<br />
und Darmstadt, generell mehr Wettbewerb im<br />
Liegenschaftsmanagement zugelassen wird.<br />
Impulse setzen<br />
Als gemeinsame Erkenntnis des Workshops<br />
wurde die Nähe zur Wissenschaft, die Nähe<br />
zu den Nutzern sowie Professionalität und<br />
Wirtschaftlichkeit als Grundelemente eines dezentralen<br />
Liegenschaftsmanagements herausgestellt.<br />
„Der heutige Austausch hat deutlich<br />
gemacht, dass das komplexe System Universität<br />
nur durch wissenschaftsadäquate Managementkompetenzen<br />
gesteuert werden kann,<br />
sowohl zentral als auch in den Fakultäten. Dar<strong>ü</strong>ber<br />
hinaus ist auch das Wohlgef<strong>ü</strong>hl der Menschen,<br />
das durch den Zustand der Gebäude, die<br />
technischen Möglichkeiten und die Architektur<br />
maßgeblich beeinflusst wird, ein nicht zu unterschätzender<br />
Faktor f<strong>ü</strong>r den Arbeitsplatz Universität“,<br />
res<strong>ü</strong>mierte Johannes Neyses, Kanzler<br />
der Universität zu Köln. Der Erfahrungsaustausch<br />
„Eigenständiges Bauen an Hochschulen“<br />
bildet einen weiteren Meilenstein auf dem<br />
Weg zur Stärkung der Hochschulautonomie. F<strong>ü</strong>r<br />
die Zukunft gilt es, das bisher Erreichte weiter<br />
zu festigen: Die erarbeiteten Strukturen m<strong>ü</strong>ssen<br />
gelebt werden und sich bewähren, die Qualifikationen<br />
und das Know-how m<strong>ü</strong>ssen – nach<br />
dem Prinzip einer „lernenden Organisation“<br />
– weiterentwickelt werden. Ein Schwerpunkt<br />
bleibt die Notwendigkeit zur Deregulierung. Aus<br />
diesem Grunde ist die Universität zu Köln in intensivem<br />
Kontakt und Austausch mit den Partneruniversitäten<br />
und Ministerien.<br />
andreas Kaiser<br />
news & facts 5<br />
Modellversuch zum Dezentralen<br />
Liegenschaftsmanagement<br />
Der Modellversuch zum Dezentralen Liegenschaftsmanagement<br />
wurde im Rahmen einer<br />
Zielvereinbarung zwischen dem Ministerium f<strong>ü</strong>r<br />
Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />
des Landes NRW und der Universität zu<br />
Köln im Februar 2008 ins Leben gerufen. Über<br />
das Hochschulfreiheitsgesetz hinaus ist der Universität<br />
zu Köln weitgehende Autonomie im Gebäude-<br />
und Liegenschaftsmanagement eingeräumt<br />
worden. Diese Entscheidung beruht im<br />
Wesentlichen darauf, dass die Kölner Universität<br />
Eigent<strong>ü</strong>merin des größten Teils ihrer Liegenschaften<br />
(einschließlich Klinikum) ist und,<br />
nach einer zwischenzeitlichen rechtlichen Auseinandersetzung<br />
mit dem Land, auch als Eigent<strong>ü</strong>merin<br />
im Grundbuch eingetragen wurde.<br />
Ein zentrales Anliegen des Modellversuchs ist<br />
die Erarbeitung einer im Vergleich zu zentralen<br />
Modellen deutlich verbesserten Lösung f<strong>ü</strong>r die<br />
Organisation und Finanzierung der Planungs-,<br />
Bau- und Bauunterhaltungsaufgaben im Hochschulbereich.<br />
Autor:<br />
Dipl.-Kfm. Andreas Kaiser ist Referent des Kanzlers<br />
der Universität zu Köln f<strong>ü</strong>r den Modellversuch<br />
Dezentrales Liegenschaftsmanagement.<br />
wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2010