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Wissenschaftler widmen sich <strong>de</strong>m technologischen Transfer<br />

Immer mehr Län<strong>de</strong>r bestehen bei <strong>de</strong>r Vergabe größerer Aufträge für technische Güter<br />

auf einem präzise <strong>de</strong>finierten „Technologie-Transfer“. Dadurch laufen die exportieren<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen allerdings Gefahr, dass ihre Produkte langfristig in <strong>de</strong>n Absatzmärkten<br />

kopiert wer<strong>de</strong>n und die Nachfrage sinkt. Der Problematik, wie Unternehmen sich<br />

<strong>de</strong>nnoch einen „Vorsprung durch Technik“ sichern können, widmet sich ab sofort ein<br />

Team von Wissenschaftlern an <strong>de</strong>r Tanaka Business School in London: Dort wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

erste Lehrstuhl für technologischen Transfer eingerichtet.<br />

Vor allem Kun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Volksrepublik<br />

China o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren asiatischen Industrielän<strong>de</strong>rn<br />

knüpfen große Aufträge an<br />

ausländische Hersteller immer häufiger<br />

an einen umfassen<strong>de</strong>n technologischen<br />

Transfer. Dieser soll sie in die Lage<br />

versetzen, anfangs zumin<strong>de</strong>st Teile <strong>de</strong>r<br />

zu vergeben<strong>de</strong>n Aufträge selbst auszuführen<br />

und auf Dauer vergleichbare Produkte<br />

von <strong>de</strong>r einheimischen Industrie<br />

entwickeln und fertigen lassen zu können.<br />

Die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n, nicht<br />

nur komplette Produkte geliefert zu<br />

bekommen son<strong>de</strong>rn darüber hinaus auch<br />

tiefere Einblicke in die Entwicklung <strong>de</strong>rselben<br />

zu erhalten, bringt ausländische<br />

Lieferanten meist in einen Interessenskonflikt:<br />

Denn auch wenn <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rte<br />

Technologie-Transfer meist eine Grundvorraussetzung<br />

für <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />

Export von High-Tech-Produkten ist,<br />

min<strong>de</strong>rt er zugleich die künftigen<br />

Absatzchancen <strong>de</strong>s eigenen Hauses im<br />

jeweiligen Markt.<br />

Um sich mit dieser Problematik auf<br />

wissenschaftlicher Ebene zu befassen, ist<br />

in Großbritannien erstmals ein Lehrstuhl<br />

für technologischen Transfer eingerichtet<br />

wor<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>r Tanaka Business School,<br />

einem Zweig <strong>de</strong>s renommierten Imperial<br />

College in London, wer<strong>de</strong>n Wissenschaftler<br />

sich in Zukunft damit befassen,<br />

die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Innovationsprozessen<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Indu-<br />

strien und Teilbereichen zu untersuchen.<br />

Aus <strong>de</strong>n Ergebnissen sollen Konsequenzen<br />

für <strong>de</strong>n technologischen Transfer<br />

und die Kommerzialisierung neuer I<strong>de</strong>en<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Das Ziel ist, neue<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>lle und Verfahrensweisen<br />

zu entwickeln, die es ermöglichen, technische<br />

Forschungsergebnisse so rasch<br />

und effektiv wie möglich kommerziell<br />

anwendbar und <strong>de</strong>r Industrie zugänglich<br />

zu machen. Denn ohne systematische<br />

Vorgehensweise dauert es häufig viel zu<br />

lange, bis neue I<strong>de</strong>en und wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse wirtschaftlich genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re<br />

für <strong>de</strong>n Maschinenbau o<strong>de</strong>r physiknahe<br />

Industrien. Nur wenn die Prozesse in<br />

diesen Industriezweigen optimiert wer<strong>de</strong>n,<br />

können sich die industriellen Lieferlän<strong>de</strong>r<br />

für ihre High-Tech-Produkte langfristig<br />

einen technischen Vorsprung vor<br />

ihren Abnehmerlän<strong>de</strong>rn sichern.<br />

Erster Lehrstuhlinhaber ist <strong>de</strong>r finnische<br />

Professor Erkko Autio. Neben<br />

seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit an<br />

zahlreichen Universitäten in aller Welt<br />

qualifiziert ihn seine umfassen<strong>de</strong> Erfahrung<br />

aus <strong>de</strong>r Praxis: Autio war als Aufsichtsratmitglied<br />

mehrerer High-Tech-<br />

Unternehmen in Europa, Südostasien<br />

und <strong>de</strong>m amerikanischen Silicon Valley<br />

tätig. Darüber hinaus fungierte Autio<br />

unter an<strong>de</strong>rem als Berater sowohl <strong>de</strong>r<br />

McKinsey Unternehmensberatungsge-<br />

Stichwort<br />

sellschaft als auch <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Kommission in technisch-wirtschaftlichen<br />

Fragen. Zuletzt war er Professor für<br />

Technology Venturing am Strategie-Institut<br />

<strong>de</strong>r HEC-Hochschule in Lausanne.<br />

Dotiert ist <strong>de</strong>r neue Lehrstuhl in<br />

London zunächst mit einer Million<br />

Pfund (rund 1,45 Millionen Euro). Der<br />

größte Teil davon ist von <strong>de</strong>m britischen<br />

Forschungsunternehmen, <strong>de</strong>r heute privatisierten<br />

börsennotierten Qinetiq plc.,<br />

aufgebracht wor<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n Geldgebern<br />

zählt aber auch das britische Engineering<br />

and Physical Sciences Research Council<br />

(EPSRC). Um die Einrichtung <strong>de</strong>s ersten<br />

Lehrstuhls dieser neuen Fachrichtung<br />

hatte sich eine ganze Anzahl renommierter<br />

Hochschulen beworben. Dass die<br />

Wahl schließlich auf das Imperial College<br />

in London fiel, begrün<strong>de</strong>n die Geldgeber<br />

mit <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Rolle, die diese Universität<br />

auf zahlreichen Gebieten im Hinblick<br />

auf technische Innovationen spielt.<br />

Die Tanaka Business School kommentiert<br />

die Einrichtung <strong>de</strong>s neuen Lehrstuhls<br />

mit <strong>de</strong>n Worten: „Die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s technologischen Transfers für das<br />

Wachstum <strong>de</strong>r Wirtschaft in aller Welt<br />

kann kaum genug betont wer<strong>de</strong>n.“<br />

Peter Odrich<br />

Wirtschaftsjournalist<br />

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