Jenseits der Konflikte
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Jenseits der Konflikte
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14 Einführung<br />
phen Viktor von Weizsäcker. Das Fazit am Schluss <strong>der</strong> Arbeit integriert die<br />
verschiedenen Modelle in einem eigenen Vorschlag für das Gespräch <strong>der</strong> Disziplinen.<br />
Die Arbeit stößt in eine Forschungslücke, die darin besteht, dass <strong>der</strong> sehr<br />
umfassende angelsächsische Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften<br />
im deutschsprachigen Raum bislang noch zu wenig rezipiert worden<br />
ist. 1 Insbeson<strong>der</strong>e das Paradigma dieses Dialogs – <strong>der</strong> »Kritische Realismus« –<br />
wurde kaum untersucht o<strong>der</strong> zum deutschsprachigen Modell in Beziehung<br />
gesetzt. Ausgangsthese <strong>der</strong> Arbeit ist die Überlegung, dass <strong>der</strong> genannte Kritische<br />
Realismus, wie er dem angelsächsischen Gespräch zwischen Naturwissenschaften<br />
und Theologie zugrunde liegt, einiger Modifizierungen bedarf, um<br />
wesentliche Anliegen <strong>der</strong> deutschsprachigen Diskussion aufnehmen zu können.<br />
Ihm ist gewiss darin zuzustimmen, dass man heutzutage keinen naiven<br />
Realismus mehr vertreten kann, <strong>der</strong> die Rolle des Subjektes im Forschungsprozess<br />
ignoriert. Der Ansatz des Kritischen Realismus ist jedoch sehr von einer<br />
naturwissenschaftlichen Rationalität geprägt und ignoriert mit <strong>der</strong> ihm<br />
zugrunde legenden These eines durchgängigen Spektrums <strong>der</strong> Wissenschaften<br />
die exemplarisch von Dilthey herausgearbeiteten Eigenheiten <strong>der</strong> Geisteswissenschaften.<br />
Der Konstruktiv-Kritische Realismus, den ich vorschlagen<br />
möchte, sieht die Rolle des Subjektes nicht nur »kritisch«, son<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s<br />
in Bezug auf die Geisteswissenschaften als wesentlich konstruktiver an als es<br />
im Kritischen Realismus berücksichtigt wird. Das hat Auswirkungen auf das<br />
Verständnis <strong>der</strong> Theologie, <strong>der</strong> unabhängig davon jedoch auch ein Eigenraum<br />
zuzugestehen ist.<br />
Der Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie ist zwar auch in<br />
<strong>der</strong> deutschsprachigen Theologie ein klassisches Thema, aber eines, das einen<br />
neuen Ansatz braucht. Sigurd Martin Daecke hat auf die Unterschiede zwischen<br />
<strong>der</strong> angelsächsischen und kontinentaleuropäischen Literatur verwiesen: 2<br />
Während in <strong>der</strong> deutschsprachigen Literatur eine »indifferentistische« Sicht,<br />
ein Modell <strong>der</strong> Unabhängigkeit <strong>der</strong> beiden Disziplinen weit verbreitet ist, steht<br />
dem in <strong>der</strong> angelsächsischen Literatur meist eine ganzheitliche Betrachtungsweise<br />
gegenüber. Gott und Natur werden als eine Einheit gesehen und die<br />
»Eine Welt« wird betont. Der Unterschied zwischen den beiden Ansätzen<br />
wurde auch damit beschrieben, dass im angelsächsischen Bereich oft eine realistische<br />
Epistemologie dominiert, während man sich im kontinentaleuropäischen<br />
Bereich <strong>der</strong> nominalistischen Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> neuzeitlichen Wissenschaft<br />
zu stellen versucht. 3 Die Frage, die dahinter steht, ist die: Spiegeln<br />
1 Arbeiten zu angelsächsischen Autoren bieten <strong>der</strong>zeit Achtner, Physik; Predel, Sakrament;<br />
Dinter, Glauben; Berg, Theologie; Steinke, Polkinghorne.<br />
2 Daecke, Literatur.<br />
3 Link, Wahrnehmung.<br />
Andreas Losch, <strong>Jenseits</strong> <strong>der</strong> <strong>Konflikte</strong><br />
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 9783525563663 — ISBN E-Book: 9783647563644