Terminkalender 2012 Spiegelbilder der Seele – Terminkalender 2012
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genes als auch unsere Abneigung auflösen. Darum ist<br />
es befreiend, sich bewusst zu verabschieden. Wir spüren<br />
unsere Traurigkeit, vielleicht auch Wut o<strong>der</strong> Verzweiflung,<br />
Neid, Stolz, Wehmut, den Aufruhr <strong>der</strong> Gefühle,<br />
erleben unsere Bedürftigkeit, unsere Verletzlichkeit, das<br />
Aufbegehren und Wi<strong>der</strong>stände und überwinden sie. So<br />
entlassen wir die zurückgebliebenen Spuren des Alten,<br />
die unsere weitere Entwicklung behin<strong>der</strong>n. Am Ende<br />
des Prozesses steht eine Katharsis, die innere Reingung,<br />
das Abwerfen von Ballast. ... Abschiede können kreativ<br />
sein, und belebend. Wir können sie gestalten und dabei<br />
unsere inneren Tiefen erleben, Freude am Wachstum<br />
haben und <strong>der</strong> inneren Weisheit begegnen. ...<br />
Beim Abschiednehmen empfinden wir manchmal<br />
Hilflosigkeit, sind unsicher und befürchten, uns in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit zu blamieren, wenn wir schluchzend<br />
am Bahnhof stehen. Wir mögen unsere Gefühle nicht<br />
zeigen und wollen uns lieber zusammennehmen, stark<br />
sein. Solche Erwartungen und Ängste bestimmen unser<br />
Verhalten unter Umständen so sehr, dass wir uns entscheiden,<br />
solche öffentlichen Situationen zu vermeiden.<br />
Daraus entwickeln wir dann gewohnheitsmäßige Reaktionen,<br />
und kaum steht ein Abschied bevor, reproduzieren<br />
unsere Befürchtungen dieses Muster, was meist<br />
unbewusst geschieht. Solche Gewohnheiten können wir<br />
än<strong>der</strong>n, indem wir an<strong>der</strong>e Wege des Abschiednehmens<br />
Michaela Kaden<br />
Thema Leben&Sterben<br />
ausprobieren und unser Repertoire an Möglichkeiten<br />
beim Abschiednehmen erweitern.<br />
Auf <strong>der</strong> Schwelle<br />
Wenn wir Abschiede wirklich aus dem Herzen leben,<br />
richten wir unsere Aufmerksamkeit auf den Wert dessen,<br />
was sich aus unserem Leben entfernt. ... So schärfen<br />
wir unseren Blick für das Wesentliche und leben<br />
mehr die Tiefendimension des Seins, hören auf, Sklaven<br />
einer Verdrängungskultur zu sein. Kein Mensch<br />
kann vor <strong>der</strong> Vergänglichkeit davonlaufen. Sie ist ein<br />
Prinzip, welches das ganze Leben, das Universum<br />
durchwirkt. ...<br />
Mit Abschieden umzugehen, ist eine Lebenskunst. ...<br />
Den Zauber eines Neuanfangs erleben wir mit ganzem<br />
Herzen, wenn wir Unerledigtes abgeschlossen, das<br />
heißt, wirklich Abschied genommen, also losgelassen<br />
haben.<br />
Beim Abschied stehen wir auf einer Schwelle.<br />
Das Alte ist noch nicht abgeschlossen, das Neue erst<br />
im Keim vorhanden. Indem wir das Alte entlassen und<br />
aus den Erfahrungen lernen, kann <strong>der</strong> Samen des Neuen<br />
aufgehen und wachsen. ...<br />
Im Abschied von einem Menschen, <strong>der</strong> stirbt, drücken<br />
wir unsere Liebe aus, sagen noch ein letztes Mal,<br />
KGSBerlin 11/2011 15