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Spielplatz für Gross und Klein - Schweizer ... - Jungfrau Region

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Foto Keystone<br />

Ueli<br />

Kestenholz<br />

ugestern 14 Weltcupsiege,<br />

zwei Weltmeistertitel, zwei<br />

X-Games-Siege <strong>und</strong> Olympia-<br />

Bronze: Der Thuner Snowboardprofi<br />

sammelte von 1995<br />

bis 2006 zig Trophäen.<br />

uHeute Ueli Kestenholz, 36,<br />

lebt davon, «Verrücktes» zu tun.<br />

Zum Beispiel mit über 100 km/h<br />

von Bergen hinunterzufahren<br />

– Eiger, Mönch, <strong>Jungfrau</strong> <strong>und</strong><br />

Matterhorn. Und er hat mit<br />

Fre<strong>und</strong>in Petra Wolf eine Familie<br />

gegründet.<br />

Auf dem Zauberteppich<br />

Ueli Kestenholz lässt<br />

sich mit Sohn Kalani auf<br />

den Anfängerhügel von<br />

Grindelwald transportieren.<br />

46 schweizer illustrierte<br />

5. Folge<br />

Ferien in<br />

der Schweiz<br />

Mit den Ski-Stars<br />

auf die Piste<br />

Heute: Grindelwald<br />

<strong>Spielplatz</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Gross</strong><br />

<strong>und</strong> klein<br />

Ein Anfängerparadies <strong>für</strong> Sohn Kalani, Eiger,<br />

Mönch <strong>und</strong> <strong>Jungfrau</strong> als Adrenalinkick <strong>und</strong> das<br />

Schilthorn zum Abheben: Grindelwald ist <strong>für</strong><br />

Snowboard-Olympia-Star Ueli Kestenholz<br />

Ausgangspunkt <strong>für</strong> die schönsten Abenteuer.


«So ein Panorama!<br />

Das findest du nirgends<br />

sonst auf der Welt»<br />

Ueli Kestenholz<br />

text yvonne zUrbrüGG<br />

Fotos KUrt reichenbach<br />

Rückwärts fährt er den Hang hinunter.<br />

Die Arme ausgebreitet,<br />

jederzeit bereit, seinen Sohn<br />

aufzufangen. Kalani, 2, fährt seinem<br />

Vater kreischend entgegen. Die kurzen<br />

Ski schön parallel. Von Stemmbogen keine<br />

Spur. «Er ist ja auch kein Mädchen»,<br />

kommentiert Ueli Kestenholz, 36, grinsend<br />

die Technik seines Sohns. Auf der<br />

Bodmi drehen sich ein paar Mütter nach<br />

dem Männergespann um. Hier im Anfängergebiet<br />

am Sonnenhang von Grindelwald<br />

lernt <strong>Gross</strong> <strong>und</strong> <strong>Klein</strong> Ski fahren –<br />

aber ein so gewieftes Kerlchen wie<br />

Kalani? Selten gesehen.<br />

Man kennt Ueli im Dorf. Nicht nur als<br />

Olympia-Bronze-Gewinner von Nagano.<br />

Sondern auch als Einheimischen – zumindest<br />

zur Hälfte. Seine Mutter Gerda<br />

ist in Grindelwald aufgewachsen. Das<br />

Chalet Haselmus, einst von seinem<br />

<strong>Gross</strong>vater erbaut, besitzt die Familie<br />

noch immer. Es ist nur wenige Skibusstationen<br />

von der Bodmi entfernt, wo<br />

auch Ueli als Knirps Ski fahren gelernt<br />

hat. So gut, dass der Thuner Stadtbub<br />

schnell seinen Gschpändli um die Ohren<br />

sauste.<br />

Kalani steht unten am lift <strong>und</strong><br />

hält sich den Bauch. «Es sticht», sagt der<br />

<strong>Klein</strong>e, rollt die Unterlippe zum Kinn<br />

<strong>und</strong> guckt seine Mutter an. Petra, 38,<br />

lacht. Sie kennt das Schmerzmittelchen,<br />

das ihn vom Seitenstechen ablenken <strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> eine weitere Fahrt überzeugen könnte.<br />

Ein Gummibärchen. Auf dem Zauber-<br />

Rennfahrer<br />

Wer mit zwei<br />

Jahren<br />

schon auf<br />

den Stemmbogen<br />

verzichtet,<br />

wird schneller<br />

hungrig.<br />

Kalani mit<br />

seinen Eltern<br />

Ueli <strong>und</strong><br />

Petra im<br />

Restaurant<br />

Bodmi.<br />

teppich kaut Kalani auf dem grünen<br />

Bären herum – <strong>und</strong> oben auf dem<br />

Hügel will er vom Papa sogleich wissen:<br />

«Gömer de nächär no mal?»<br />

«Olympic Bronze Medal: Ueeeli Kestenholz!»<br />

«Mensch, dieser Vorname»,<br />

wird sich die Japanerin gedacht haben,<br />

die 1998 die Siegerehrung in Nagano<br />

moderierte. Snowboarden war erstmals<br />

olympisch, <strong>und</strong> die Schweiz hatte mit<br />

Pulversüchtig<br />

Grindelwald-First.<br />

Gleich unterhalb der<br />

Bergstation wartet<br />

um 9 Uhr das erste<br />

Abenteuer auf<br />

Ueli Kestenholz.<br />

Znünipause bei<br />

der Halfpipe auf<br />

Schreckfeld.<br />

ihrem Ueeeli im Riesenslalom schon<br />

Bronze. Vierzehn Jahre ists her – der<br />

Pionier besitzt nicht einmal ein Podestfoto<br />

von damals.<br />

2006 stellt er seine Rennbretter in<br />

den Keller <strong>und</strong> konzentriert sich ganz<br />

aufs Fahren abseits der Pisten. Heute<br />

lebt er von seinen Abenteuern – von<br />

den Fotos <strong>und</strong> Filmen, die dabei in aller<br />

Welt entstehen. Kaum ein anderer kennt<br />

die Pulverschneehänge in der <strong>Jungfrau</strong><br />

<strong>Region</strong> so gut wie er. Auf der First, der<br />

<strong>Klein</strong>en Scheidegg <strong>und</strong> dem Männlichen<br />

ist er meist mit seinem Bruder Reto<br />

auf dem Snowboard unterwegs. Von<br />

Whitehare schwärmt er, dem Hang,<br />

der unterhalb der Eigernordwand immer<br />

tief im Schatten liegt. Und er zeigt<br />

auf seinem iPhone ein Bild von einem<br />

Fuchs, der ihm beim letzten Ride seelenruhig<br />

zuschaute. Gehts aufs Schilthorn,<br />

wählt er Ski statt Snowboard <strong>und</strong> schnallt<br />

sich einen kleinen Gleitschirm an<br />

den Rücken. Der Hang unterhalb der<br />

Zwischenstation Birg nennt er gerne<br />

«meinen Privatspielplatz <strong>für</strong>s Speedflyen».<br />

Zweigeteilt durch eine Felswand,<br />

über die er jeweils am Schirm gleitet.<br />

Um unten aufzusetzen <strong>und</strong> weiter<br />

auf den Ski durch den Tiefschnee zu<br />

stieben.<br />

Kalani fährt seit Weihnachten Ski. Er<br />

übt fleissig, denn im März, wenn er dreijährig<br />

wird, möchte er hinauf auf den<br />

Berg. Seine Mama wird ihm ein Gschtältli<br />

anziehen müssen <strong>und</strong> ihn vorerst keine<br />

Sek<strong>und</strong>e loslassen. «Er hat die Geschwindigkeit<br />

im Blut», sagt Petra <strong>und</strong><br />

lacht. Sie zeigt ihrem Sohn das Video,<br />

das sie von seiner letzten Fahrt vom Hügel<br />

gemacht hat. Der <strong>Klein</strong>e quietscht<br />

vor Freude. Nächstes Jahr, wenn er ein<br />

paar Zentimeter grösser ist, kauft ihm<br />

Papa vielleicht das erste Snowboard –<br />

«jetzt macht er selbst auf dem kleinsten<br />

Modell noch den Spagat».<br />

eiger, Mönch <strong>und</strong> <strong>Jungfrau</strong>: Ueli<br />

Kestenholz sieht von seinem Haus in<br />

Gwatt bei Thun BE hinauf zum Dreigestirn.<br />

Ein Segen. «So ein Panorama! Das<br />

findest du nirgends sonst auf der Welt.»<br />

Mit seinem mehrfach ausgezeichneten<br />

Sportfilm «Play Gravity» trägt er 2007<br />

das Powderparadies <strong>Jungfrau</strong> <strong>Region</strong> in<br />

die Welt hinaus. Für die Dreharbeiten<br />

setzte er mit Fre<strong>und</strong> Mathias Roten zu einer<br />

spektakulären Jungfernfahrt an: Eiger,<br />

Mönch <strong>und</strong> <strong>Jungfrau</strong> an einem Tag.<br />

Auf Ski, mit dem Gleitschirm am Rücken.<br />

Verrückt. Ueli Kestenholz schüttelt den<br />

nächste woche<br />

Mit Maria walliser<br />

im toggenburg<br />

• Weshalb die Wahlbündnerin<br />

so gern in die alte Heimat kommt<br />

• Top Ten: Schlittelspass,<br />

Winterklänge, Schlafen im Iglu<br />

• Bescheiden, aber oho! Die<br />

7 Gipfel, Simon Ammann & Co.<br />

Kopf. Sagt: «Eher hohe Kunst.» Von der<br />

Station Eigergletscher, dem Lauberhorn<br />

<strong>und</strong> von Mürren aus hat er sich monatelang<br />

das Gelände ein geprägt. Eine Route<br />

zurechtgelegt, ein Tempo vorgenommen.<br />

Entschieden, wo er fährt. Wo er den<br />

Schirm ziehen wird <strong>und</strong> wo er wieder<br />

aufsetzt. Dann haben die beiden zwei<br />

Monate auf das richtige Wetter gewartet.<br />

Schwacher Wind aus der richtigen Richtung.<br />

«Wir fuhren genau die Route, die<br />

wir uns vorgestellt hatten.»<br />

zu viel improvisation heisst Gefahr.<br />

«Das Suchen nach der richtigen<br />

Linie ist mittlerweile eine Berufskrankheit.»<br />

Just ein Jahr nach der Jungfernfahrt<br />

verunglückte Mathias Roten beim Speedflyen<br />

im Lötschental tödlich. Uelis Erinnerungen<br />

an ihn werden immer wieder<br />

wach. Und es ist kein Zufall, dass Kalani<br />

– was auf Hawaiianisch Himmel heisst –<br />

auf den zweiten Namen Mathias getauft<br />

ist. Das Unglück hat Ueli nachdenklich<br />

gestimmt. Das Vatersein macht ihn noch<br />

vorsichtiger. «Aber ich will nicht aufhören,<br />

ich wäre nicht mehr ich selbst.»<br />

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FotoThomas Buchwalder

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