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Nr. 4 – April 2012<br />

Osterbrief 2012<br />

Liebe Landsleute,<br />

liebe Schwestern<br />

und Brüder,<br />

Ostern ohne Ostereier?<br />

Unvorstellbar!<br />

Aber was hat Ostern<br />

eigentlich mit dem Ei<br />

zu tun? Zunächst sieht<br />

es so aus, als ob das Ei<br />

leblos, tot wäre. Wir<br />

wissen allerdings aus<br />

Erfahrung: wenn die<br />

Henne das Ei bebrütet,<br />

dann wächst unter der<br />

Schale neues Leben. Irgendwann ist das neue Leben,<br />

das Küken, so stark, dass es die Schale sprengt und<br />

schlüpft. Neues Leben aus dem scheinbar toten Ei.<br />

Schon lange verstehen die Christen das Ei als Zeichen.<br />

Jesus wird hingerichtet, stirbt am Kreuz und wird ins<br />

Grab gelegt. So tragisch endet ein hoffnungsvolles Leben.<br />

Doch dann machen seine Freunde eine unglaubliche,<br />

eine geradezu unheimliche Erfahrung: der Jesus,<br />

der tot im Grab lag, ist lebendig und wirkmächtig in<br />

ihrer Mitte. Sie mussten diese Erfahrung immer wieder<br />

machen bis sie sich sicher waren: Jesus lebt tatsächlich.<br />

Er ist bei uns und geht mit uns.<br />

Von diesem Augenblick an konnte sie nichts und niemand<br />

mehr halten. Von der Erfahrung des neuen Lebens<br />

waren sie so erfüllt und durchdrungen, dass sie es<br />

allen weitersagen mussten, die es hören wollten. Alle,<br />

die ihr Zeugnis angenommen haben, haben auf ihre<br />

Weise erfahren, dass Jesus lebt und ihnen helfend und<br />

schützend nahe ist.<br />

Immer noch ist das eine Botschaft, die uns eine Hoffnung<br />

schenkt, die uns sonst niemand geben kann: der<br />

Tod ist nicht unser endgültiges Aus, sondern der Übergang<br />

in ein neues Leben, in das wirkliche Leben. Deshalb<br />

feiern alle Christen Jahr für Jahr Ostern, den Tag,<br />

an dem Jesus den Stein vom Grab gleichsam weggesprengt<br />

hat wie das Küken die Schale des Eies und zu<br />

neuem Leben auferstand.<br />

Das Ei ist Zeichen des neuen Lebens. Das Bild zeigt es<br />

besonders deutlich: Auf die äußere Schale ist die Kreuzigung<br />

gemalt, der Tod. Außen der Tod, innen das neue<br />

Leben.<br />

Die Ostkirche färbt die Eier rot, purpurn. Sie hüllt das<br />

Ei gleichsam in einen Krönungs- oder Königsmantel:<br />

Christus ist der Sieger- über den Tod! Die Christen der<br />

Ostkirche rufen sich am Ostermorgen zu „Christus ist<br />

auferstanden“ und antworten „Er ist wahrhaft auferstanden.“<br />

Mit dem Osterei wünschen<br />

wir einander Leben,<br />

schenken wir einander<br />

Leben. Mehr und Besseres<br />

können wir einander<br />

gar nicht wünschen und schenken. Seit Christus auferstanden<br />

ist, ist das nicht nur ein frommer Wunsch. Wer<br />

sich ihm anvertraut, dem schenkt er Anteil an seinem<br />

neue Leben, der erfährt jetzt schon das neue Leben.<br />

Wir wünschen Ihnen von Herzen frohe und gesegnete<br />

Ostern, die Erfahrung neuen Lebens.<br />

Msgr. Dieter Olbrich, Visitator für die Sudeten-und<br />

Karpatendeutschen; Msgr. Karl Wuchterl, Visitator em.<br />

Erinnerungen an Ostern Daheim.<br />

Saatreiten in Stecken<br />

Liebe Bezieher und Freunde der Heimatzeitung. Schon<br />

oft haben wir zu Ostern über die heimatlichen Bräuche<br />

berichtet. Haben Ihnen erzählt von „Schmeckostern“<br />

und Karabatschen, vom Saatreiten und allerlei Sagen<br />

und Riten rund um dieses hohe christliche Fest, das<br />

auch in der Sprachinsel etwas Besonderes war. Erinnerungen<br />

wurden wach an die Jugendzeit, denn auch die<br />

„Stoderer“ nahmen zum großen Teil an den traditionellen<br />

Osterriten draußen auf dem Land teil, säumten z.B.<br />

die Straßen wenn der prächtige, stolze Zug der Saatreiter<br />

durchs Dorf hinaus in die Fluren zog. Diese Erinnerungen<br />

gehören zu uns. Sie sind Teil unseres Lebens,<br />

sind ein Teil der Quelle aus der wir die Kraft schöpften<br />

weiterzuleben, dahin zu kommen, wo wir heute sind.<br />

Dank gilt allen, die diese Erinnerungen bewahrt und<br />

insbesondere denjenigen, die sie aufgeschrieben haben.<br />

Anton Altrichter war so einer, dem wir z. B. festgehalten<br />

in seinem Buch, seiner Familien- und Lebensgeschichte,<br />

„Was ich im Kopfe hatte, konnten sie mir<br />

nicht nehmen“, einiges an Erinnerungen an unser „Daheim“<br />

zu verdanken haben. Am 4. Februar d. J. jährte<br />

sich zum 130. Mal der Geburtstag von Anton Altrichter.<br />

Ein würdiger Anlass, Ihnen liebe Leser an dieser<br />

Stelle einen Auszug aus seinem eben erwähnten Buch<br />

als Ostergeschichte zu präsentieren.<br />

„Ostern war mir immer ein Fest der Freude. Als Kind<br />

freute ich mich auf die roten und gewichselten Eier. Die<br />

Tante saß bei dem alten, dreifüßigen Kohlenreindl, das<br />

sie aus einer Ecke der „schwarzen Küche" geholt hatte<br />

und wir Kinder standen um sie. Wir sahen mit großer<br />

Spannung zu, wie im Löffel auf den Holzkohlen das<br />

Bienenwachs flüssig wurde, wie die Tante die Stecknadel,<br />

die sie in einen Gansfederkiel gesteckt hatte, in das<br />

Wachs tauchte und allerhand Zierrat (Blümlein, Blätter,<br />

Ranken) und Sprüchlein auf die Eier wichselte. Dann<br />

gab sie die Eier in einen großen Topf und kochte sie<br />

mit Zwiebelschalen. Von den heißen Eiern wurde das<br />

Wachs abgestreift. Leicht eingefettet, glänzten sie und<br />

3


4 Nr. 4 – April 2012<br />

wurden Ostergaben für die Jungen, die „Schmeckostem"<br />

gingen. Als Knirps schwang ich die Osterrute,<br />

die vierrutig geflochten und mit bunten Maschen geschmückt<br />

war. Etwas größer geworden, schnalzte ich<br />

mit der achtgertigen, gelbrötlichen Weidenrute, die in<br />

eine Hanfschnur endete. Welcher Stolz erfüllte das Jungenherz,<br />

wenn die Osterrute laut knallte! Ostern brachte<br />

neue Kleider. Der Winter war aus, und die Kinder<br />

waren nicht mehr drinnen zu halten, sie liefen hinaus<br />

zu Spiel und frohem Treiben.<br />

Wenn es zur Auferstehungsfeier ging, wurden die neuen<br />

Kleider zum ersten Mal angezogen. Wie war es, als ich<br />

die erste Lederhose erwartete? Der Handschuhmacher<br />

von Stecken hatte sie aus einer Ziegenhaut zu machen<br />

und sollte sie in der Karwoche liefern. Eine Lederhose<br />

war ein Zeugnis der Männlichkeit und die erste etwas<br />

ganz besonderes. Das Herz des Jungen war in großer<br />

Spannung. Sie wuchs mit jedem Tag der Karwoche.<br />

Am Sonnabend stand ich vor dem Hause und sah über<br />

den Teich. Der Handschuhmacher kam und kam nicht,<br />

so sehr ich mir die Augen ausschaute und jede Gestalt<br />

musterte, die sich beim Dorfeingang zeigte. Stunde um<br />

Stunde verrann. Sie wurden immer länger – und mein<br />

Gesicht auch. Ungern verließ ich zu Mittag meinen Posten.<br />

Kaum hatte ich einige Löffel von der Fastenspeise<br />

gegessen, stand ich schon wieder am Teichrand. Als es<br />

Zeit zum Kirchgang war, kam die Mutter und mahnte<br />

mit sanften Worten zum Aufbruch. Da wurden die Augen<br />

trüb. Ich sagte aber mit männlich fester, doch verschleimter<br />

Stimme: „Ich komme gleich." In der Stube<br />

musste ich mich mit der dunklen Tuchhose begnügen.<br />

Die neue geblümte Sammetweste konnte die Trauer<br />

um die erste Lederhose nur ein kleinwenig lindern. Mit<br />

dem Vater trat ich den Kirchweg an. Unter dem Hoftor<br />

murmelte ich noch einen Vorwand, lief schnurstracks<br />

durch Hof und Flur zurück zum Teich und äugte noch<br />

einmal nach den Lederhosen. Einsilbig holte ich den<br />

Vater ein. Mit der Zeit vergaß ich die Ledernen und<br />

als ich abends von der Auferstehung heimkam und Kuchen<br />

auf den Teller bekam, waren die Hosen und das<br />

Böcklein, aus dessen Fell sie gegerbt waren, vergessen.<br />

Zu den ersten Lederhosen bin ich, wenn auch verspätet,<br />

doch gekommen. Es waren die ersten und letzten.<br />

Die Erinnerung daran lebte am Karsamstag 1946 auf.<br />

Seit dem lederhosenlosen Sonnabend war mehr als ein<br />

halbes Jahrhundert verstrichen. Damals war viel Glück<br />

im Vaterhaus – trotz der verspäteten Lederhose.<br />

Ostern waren auch schöne Feiertage, wenn der Student<br />

vom Gymnasium und von der Universität heimkam.<br />

Wie dufteten da die Kuchen der Mutter und der Braten.<br />

Auch später gehörte die Osterfahrt zu den Eltern, die zu<br />

Großeltern wurden, zu dem Schönsten im Jahreslauf.<br />

Die Enkel sprangen wie einst die Kinder. Hof und Garten<br />

wurden zu eng. Es ging hinaus in den Wald. Dann<br />

schmeckte alles doppelt so gut, was die fürsorgliche<br />

Großmutter auftischte. Wenn ich Vater und Mutter auf<br />

dem Gang über die Felder begleitete und die Mutter<br />

geweihte „Palmzweige", die vor Hagelschlag schützen<br />

sollten, in die Ecken der Kornfelder steckte, war es<br />

ein besinnlicher Gang. Wir schritten ruhig auf festem<br />

Grunde der Väter, oben trillerten die Lerchen und es<br />

klang, als käme ihr Gesang aus dem Himmel.<br />

Im eigenen Heim bereitete der unsichtbare Osterhase<br />

Freuden. Auch als die Kinder groß waren und wir fern<br />

vom Geburtshause weilten, waren die Ostertage schöne<br />

Festtage, an denen wir Spaziergänge in das Frühlingserwachen<br />

unternahmen oder liebe Gäste kamen.“<br />

Dr. phil. Anton Altrichter<br />

war Lehrer in Iglau,<br />

Czernowitz und Brünn,<br />

von 1909-1928 unterrichtete<br />

er am Gymnasium<br />

in Iglau. Danach war<br />

er zuerst Direktor des<br />

Gymnasiums in Nikolsburg<br />

(Südmähren) und<br />

anschließend in Brünn.<br />

Von 1940 bis 1945 leitete<br />

er die Hauptabteilung<br />

Erziehung und Unterricht<br />

beim Landespräsidium<br />

für Mähren. Nach<br />

Krieg, Gefangenschaft und Zwangsarbeit wurde er<br />

im November 1946 nach Meitzendorf bei Magdeburg<br />

„ausgesiedelt“. Anton Altrichter (Foto, 1952) starb am<br />

30. Mai 1954.<br />

Tja, und dann gab es noch Osterhasen in Iglau (gseng<br />

homas hüpn mit dej longen Ohrn, dortn am Iglboch),<br />

genauer gesagt:<br />

Osterhasen im Igeltal<br />

Eine Geschichte von Jenny Reim-Nemetz,<br />

auch zum Vorlesen<br />

Liebe Kinder (und Erwachsene), lasst Euch ein kleines<br />

Märchen erzählen vom Igelland, das ein wunderbares<br />

Osterhasenland war. Die bewaldeten Kuppen, die<br />

Mulden in den sanften Wiesenhängen, die Sträucher an<br />

den Bächen waren wie geschaffen dazu, den Osterhasen<br />

Unterschlupf und Schutz zu bieten. Es waren die<br />

freundlichen Osterhasen, die es sich zur Aufgabe gemacht<br />

hatten, die Kinder der Stadt Iglau und der umliegenden<br />

Dörfer mit Osterüberraschungen zu versorgen.<br />

Mit hölzernen Butten waren sie zum Osterfest landauf,<br />

landab unterwegs, um die bunte Eierfracht zu den Kindern<br />

des Igellandes zu bringen.<br />

Vorher aber, jedes<br />

Jahr im Frühling,<br />

wenn sich Büsche<br />

und Bäume mit frischem<br />

Laub bedeckt<br />

hatten, versammelte<br />

sich im Heulostal<br />

am Rande der Stadt<br />

der Hohe Rat der<br />

Osterhasen. Es waren<br />

erfahrene, weise<br />

Osterhasen, die sich<br />

da zusammenfanden,<br />

um die Arbeit an das<br />

Osterhasenvolk zu<br />

verteilen. Nahe der<br />

alten Holzbrücke,<br />

unter der sich der<br />

kleine Igelfluss hin-


Nr. 4 – April 2012<br />

durch schlängelte, war der Versammlungsort. Hier<br />

reichten die Heuloshänge bis an das Ufer heran. Die<br />

Talsohle war schmal. Die untersten schweren Äste der<br />

hohen Fichten und Tannen schirmten die Stelle günstig<br />

ab. Hier beriet der Hohe Rat der Osterhasen zwei Tage<br />

lang allein und ungestört, um alles gerecht zu entscheiden.<br />

Am dritten Tag aber fand dann am rechten Ufer<br />

des kleinen Igelflusses ein lustiges Osterhasenvolksfest<br />

statt. Da regte es sich im Morgengrauen im hohen Gras,<br />

da raschelte es im Gestrüpp, da war ein leises Kichern<br />

der Osterhasenkinder zu hören am Waldesrand. In der<br />

Frühe, wenn die Menschen in der Stadt noch schliefen,<br />

strömten von allen Seiten die Osterhasenfamilien herbei.<br />

Übermütig, doch fast lautlos sprangen die größeren<br />

Osterhasenkinder über Steine und Gräben. Die kleineren<br />

hoppelten an der Pfote ihrer Eltern herbei. Selbst<br />

die Osterhasengreise kamen, auf Ahornstöcke gestützt,<br />

gemächlich die Wege hinunter ins Tal. Sie wollten auch<br />

noch dabei sein. Rund um den Hohen Rat lagerten sich<br />

alle im Gras. Es wimmelte nur so von Osterhasen in<br />

bunten Anzügen und Kleidchen. Sogar auf der alten<br />

Holzbrücke ließen sich einige nieder.<br />

Während die erwachsenen Osterhasen dann aufgerufen<br />

wurden und ihr Arbeitsfeld zugewiesen bekamen,<br />

vergnügten sich die Osterhasenkinder auf ihre Art. Sie<br />

schaukelten auf den Zweigen der Nadelbäume. Sie<br />

tanzten um die rauen Stämme der Eichen. Sie spielten<br />

mit den ersten Schlüsselblumen an der Uferböschung<br />

des kleinen Igelflusses.<br />

Unter einem Holderstrauch war auf einem großen<br />

Baumstumpf ein Stand mit Erfrischungen. Es gab Kohlblattsalat,<br />

frische gelbe Rübchen zum Knabbern, Radieschenzuckerln<br />

und Kleebäckerei. Aus einem großen<br />

grünen Kessel schenkte die Osterhasenwirtin heißen<br />

Igeltaltee aus, der aus köstlichen Kräutern des Igeltales<br />

aufgebrüht war. Nachdem die erwachsenen Osterhasen<br />

die Orte zugewiesen bekommen hatten, wo sie zu diesem<br />

Osterfest die Ostereier austeilen mussten, versammelten<br />

sich alle um den grünen Teekessel. Jeder und<br />

jede bekamen einen Blattbecher voll heißen Igeltaltees.<br />

Das tat gut, denn so früh am Morgen war es hier im Talgrund<br />

noch recht rau und frisch. Als die ersten Sonnenstrahlen<br />

über die hohen Bäume ins Heulostal kamen,<br />

und die Turmuhr der nahem Jakobskirche die sechste<br />

Stunde schlug, löste sich das Osterhasenvolksfest so<br />

schnell und leise auf, wie es begonnen hatte. Im Nu<br />

waren alle Osterhasen, groß und klein, davongehuscht<br />

und auf dem Weg zu ihren Verstecken. Das Heulostal<br />

lag ruhig da, wenn – ahnungslos – die ersten Menschen<br />

sich zeigten. Nur einmal, einmal hat ein ganz früher<br />

Spaziergänger, der von der Brünnerstraße herkam, eine<br />

Gruppe von Osterhasen auf ihrem Heimweg entdeckt.<br />

Eine Weile blieb er starr vor Staunen stehen, dann lief<br />

er schnell zu seinen Freunden und erzählte, was er gesehen.<br />

Aber niemand glaubte ihm. Niemand. Wir aber<br />

wissen von den Osterhasen im Igelland, nicht wahr?<br />

Heimattag 2012:<br />

Samstag 9. Juni, Heidenheim, 9.30 Uhr<br />

Eröffnung am Denkmal auf dem Schlossberg<br />

Einladung zum Sudetendeutschen Tag<br />

26. u. 27. Mai 2012 (Pfingsten) in Nürnberg<br />

Motto: Herkunft pflegen – Zukunft sichern<br />

63. Sudetendeutscher Tag<br />

Herkunft pfl egen<br />

Zukunft sichern<br />

26. und 27. Mai 2012 in Nürnberg<br />

5<br />

Liebe Landsleute,<br />

namens der Sudetendeutschen Landsmannschaft<br />

aber auch ganz persönlich<br />

lade ich zum Besuch des Sudetendeutschen<br />

Tages ein. Ich freue mich<br />

heute schon darauf, Sie, insbesondere<br />

auch die jüngeren unter uns, in Nürnberg zu begrüßen.<br />

Wir erwarten zum Sudetendeutschen Tag nicht nur<br />

Sudetendeutsche der Erlebnisgeneration, sondern vermehrt<br />

auch die zahlreichen Kinder und Enkel unserer<br />

Landsleute. Das bewährte und geschätzte abwechslungsreiche<br />

Angebot wird in diesem Jahr durch die<br />

„Kultur- und Tourismusbörse“ erweitert. Diese soll die<br />

Besucher über die wunderbare Vielfalt der sudetendeutschen<br />

Kulturlandschaften zwischen Nordböhmen<br />

und Südmähren, dem Egerland und den Beskiden, dem<br />

Isergebirge und dem Böhmerwald informieren und somit<br />

zu einem verstärkten Interesse an der Heimat der<br />

Sudetendeutschen beitragen.<br />

Die Stadt Nürnberg mit ihren Sehenswürdigkeiten und<br />

historischen Verbindungen zur Tschechischen Republik<br />

bietet ideale Voraussetzungen dafür, dass Menschen,<br />

die vor über sechs Jahrzehnten durch Krieg und<br />

Vertreibung gewaltsam getrennt wurden, wieder aufeinander<br />

zugehen und den begonnenen Weg der Verständigung<br />

fortsetzen. Die Stärke der Sudetendeutschen<br />

Volksgruppe war und ist die Gemeinschaft, gewachsen<br />

aus der Gemeinschaft in der Not, um zu überleben,<br />

hin zu einer Solidargemeinschaft, die für Recht<br />

und Gerechtigkeit gegenüber allen Volksgruppen und<br />

Minderheiten eintritt. Mit unserem Volksgruppentreffen<br />

bekennen wir uns zu unseren Wurzeln und beweisen<br />

unsere Dialogbereitschaft, indem wir mit unseren<br />

grenzüberschreitenden Aktionen mit Mut und Zuversicht<br />

Brücken der Verständigung in eine gemeinsame<br />

Zukunft mit dem tschechischen Volk bauen.<br />

In diesem Sinn lade ich herzlich zum Miteinander von<br />

Veranstaltern und Besuchern ein.<br />

Ihr Franz Pany, Bundesvorsitzender<br />

Zentrale Veranstaltungen sind wie jedes Jahr die Festliche<br />

Eröffnung am Samstag, 26. Mai 2012, um<br />

10.30 Uhr, der Große Volkstumsabend ebenfalls am<br />

Samstag um 19.00 Uhr und am Pfingstsonntag die<br />

Hauptkundgebung um 11.00 Uhr (Einzug der Fahnenabordnungen<br />

und Trachtengruppen um 10.30 Uhr).<br />

Hauptredner sind dabei der SL-Bundesvorsitzende<br />

Franz Pany, der Sprecher der Sudetendeutschen Bernd<br />

Posselt, MdEP, und der bayrische Ministerpräsident<br />

Horst Seehofer.<br />

Dazu gibt es als weitere zentrale Veranstaltungen am<br />

Samstag eine Informations- und Diskussionsveranstaltung<br />

der sudetendeutschen Organisationen (ab 13.00<br />

Uhr) und das „Sudetendeutsche Schatzkästlein" um<br />

18.30 Uhr sowie um 21.00 Uhr ein „Sudetendeutsches<br />

Volkstanzfest". Am Sonntag jeweils um 09.00<br />

Uhr kann ein römisch-katholisches Pontifikalamt oder<br />

ein evangelischer Gottesdienst besucht werden. Darü-


6 Nr. 4 – April 2012<br />

ber hinaus werden wieder zahlreiche Veranstaltungen<br />

sudetendeutscher Gemeinschaften stattfinden und es<br />

wird wieder das „Böhmische Dorf" geben mit Ausstellungsständen<br />

der verschiedensten Gemeinschaften, mit<br />

kulinarischen Angeboten und kulturellen Vorführungen.<br />

Als Neuigkeit ist in diesem Rahmen eine „Kultur-<br />

und Tourismusbörse" geplant.<br />

Der „Europäische Karlspreis der Sudetendeutschen<br />

Landsmannschaft wird in diesem Jahr im Rahmen der<br />

festlichen Eröffnung am Pfingstsamstag an den aus<br />

Neutitschein stammenden sozialdemokratisch-jüdischen<br />

Buchautor und Maler Dr. h.c. Max Mannheimer<br />

für „dessen Verdienste um eine gerechte Völkerordnung<br />

in Mitteleuropa" verliehen. Das Festabzeichen<br />

wird in diesem Jahr 15.00 Euro kosten.<br />

(Quelle: Nachrichten der sudetendeutschen in BW,<br />

Folge 1/2012)<br />

Aktenzeichen Budinka<br />

Zu 100 % identifiziert sind<br />

nun folgende 13 Opfer des<br />

Massakers vom Mai 1945.<br />

Erschlagen und Vergraben<br />

in der Budinka-Wiese bei<br />

Dobrenz: Altrichter Mathias<br />

*1895; Brosch Josef *1903;<br />

Niebler Franz *1906; Reznik Franz *1883; Rippl Franz<br />

*1898; Röhrich Josef *1894; Schimek Johann *1906<br />

und aus dem Grab am Bahndamm: Beer Anton *1899<br />

und Michelfeit Josef *1899. Noch nicht ganz abgeschlossen<br />

sind die Identifizierungen von Czepl Franz<br />

*1909 (?); Hondl Josef *1918; Polzer Josef *1890 sowie<br />

Suchy Johann *1900. Das Foto zeigt Kommisar<br />

Laška mit einem der gefunden Schädel, der deutlich<br />

sichtbare Spuren der Gewalteinwirkung aufweist.<br />

Inzwischen haben sich die Nachkommen mehrheitlich<br />

für eine Bestattung der sterblichen Überreste auf dem<br />

Zentralfriedhof in Iglau entschieden. Die Entscheidung<br />

ist nicht einfach gewesen, denn der Bürgermeister von<br />

Seelenz hatte in einem äußerst freundlich und versöhnlich<br />

formulierten Brief mittgeteilt, dass der Seelenzer<br />

Gemeinderat sich einstimmig (!) für eine Bestattung<br />

auf dem dortigen Friedhof ausgesprochen hat. Zuvor<br />

war allerdings das Ergebnis der Umfrage unter den<br />

Seelenzer Dorfbewohnern bekannt geworden. 113 Personen<br />

hatten sich für und 91 gegen eine Beerdigung der<br />

Toten auf dem Friedhof der Gemeinde ausgesprochen.<br />

Letztendlich entschied also die knappe Zustimmung<br />

der Seelenzer Dorfbewohner darüber, dass die Hinterbliebenen<br />

für eine Bestattung auf dem Hauptfriedhof<br />

in Iglau votierten. Als hauptsächliche Gründe für die<br />

Absage an Seelenz nannte Johann Niebler, „Sprecher“<br />

der Hinterbliebenen, dann auch die Rücksichtnahme<br />

auf die Gefühle der Dorfbewohner, die Vermeidung<br />

ähnlich emotionaler Befindlichkeiten wie in Dobrenz<br />

und letztendlich auch die für deutsche Besucher einfach<br />

zentralere Lage in Iglau. „Wir wollen“, schreibt<br />

Niebler, „einen friedlichen Abschluss finden“. Johann<br />

Niebler wurde übrigens in Seelenz getauft und erhielt<br />

dort auch, durch den damaligen Pfarrer Janko, die erste<br />

heilige Kommunion.<br />

Nachdem nun also<br />

der Bestattungsort<br />

soweit geklärt<br />

ist – wir hatten<br />

in der März-Ausgabe<br />

bereits über<br />

die Reservierung<br />

der Grabstelle<br />

auf dem Zentralfriedhof<br />

in Iglau berichtet – geht es nun an die Planung<br />

für die Beisetzung und die Gestaltung der Grabstätte.<br />

Nochmals zur Erinnerung: Die Grabstätte für die Budinka-Opfer<br />

wird ganz in der Nähe des Mahnmals für<br />

die Zivilopfer sein, genau gesagt links davon, wenn<br />

man vor dem Mahnmal steht. Landsmann Niebler hat<br />

dazu eine Skizze angefertigt (Foto). Das Grab ist für 10<br />

Jahre gemietet und bereits bezahlt. Jetzt geht es noch<br />

um die Grab-Gestaltung bzw. die Anfertigung und das<br />

Setzen des Grabsteines sowie der Bestattungszeremonie.<br />

Diese Dinge sind natürlich mit Kosten verbunden,<br />

die allein von den Hinterbliebenen nicht aufgebracht<br />

werden können. Deshalb ist hier die Solidärität von uns<br />

allen gefordert, auch wenn sich die Bitte um finanzielle<br />

Unterstützung auch ganz gezielt an die Landsleute<br />

aus den Herkunftsorten der Toten, wie Dobrenz, Bergersdorf,<br />

Neuhof, Bosowitz oder Schrittenz richtet. Es<br />

waren doch Freunde, Mitschüler, Nachbarn, von denen<br />

man schon immer wusste oder vermutete, dass sie unter<br />

den Budinka-Toten sind und die nun eine würdige Bestattung<br />

erhalten sollen. Daher unterstützt der Grenzbote<br />

gerne die Bitte der Angehörigen um finanzielle<br />

Unterstützung. Ihren Spendenbeitrag können sie gerne<br />

auf das Grenzboten-Konto Nr. 32 57 07 00, BLZ<br />

600 100 70 bei der Postbank Stuttgart einbezahlen/<br />

überweisen. Es wird nur noch ein bestimmter Betrag<br />

benötigt, denn die Angehörigen tragen selbstverständlich<br />

den größten Teil der Kosten selbst. Wenn der Betrag<br />

erreicht ist, melden wir es. Geben Sie bitte für ihre<br />

Spende das Stichwort „Budinka“ an. Der Grenzbote<br />

leitet die Spenden weiter, die Spender werden veröffentlicht,<br />

sofern sie nicht „anonym“ spenden wollen.<br />

Sollte mehr Geld eingehen als benötigt wird, werden<br />

die Spender informiert und gemeinsam entschieden,<br />

was mit dem Geld<br />

geschehen soll. Z.<br />

B. könnte ein Teil<br />

für die spätere<br />

Grabpflege oder<br />

für die Erneuerung<br />

der Grabplatten<br />

am Mahnmal<br />

oder gerne auch<br />

für das Denkmal<br />

in Heidenheim<br />

verwendet werden.<br />

Wenn alles<br />

klappt wie geplant<br />

könnte die Beerdigung<br />

im August<br />

oder September d.<br />

J. stattfinden.

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