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Die Geschichte von dem Mann der den Tod suchte und das Leben ...

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in <strong>dem</strong> Augenblicke, wo du dich fühlst im Missgeschicke, vorbei ist’s mit <strong>dem</strong> großen<br />

Glücke!“<br />

Da jubelte <strong>der</strong> gute <strong>Mann</strong> <strong>und</strong> rief:<br />

„Das ist doch Kin<strong>der</strong>gram, an was soll’s fehlen? Kein Mühsal weit <strong>und</strong> breit! Alles<br />

scheint getan. Nur ein Narr, <strong>der</strong> hier sein ewiges Glück nicht findet.“<br />

„Ich wollt ja nur sagen, später hilft kein Klagen. Wenn du versagst, <strong>der</strong> Teufel auf<br />

dich wart.“<br />

Da fing <strong>der</strong> <strong>Mann</strong> an augenblicklich seinen ganzen Reichtum zu genießen. Lebte<br />

wahrlich in Saus <strong>und</strong> Braus, genoss all die lei<strong>den</strong>schaftlichen Blicke. Er ward<br />

bewun<strong>der</strong>t <strong>und</strong> bestaunt, er prahlte mit seiner ganzen Macht, stolzierte mit breiter<br />

Brust. Wie ein Gockel, geziert war sein Gehabe, völlig abgehoben dieser Rabe. Völlig<br />

vergessen war sein frühes Leid, all die Not <strong>und</strong> Einsamkeit – nicht mehr wie<strong>der</strong> zu<br />

erkennen dieser Maxe, trieb allerlei feudale Faxe.<br />

Das schnelle Glück auf Dauer konnte er so nicht ertragen, viel zu viel<br />

verschwen<strong>der</strong>ische Tage. Träge fühlt sich’s an um <strong>den</strong> eigenen Wamst, keine Frage<br />

- fette Keulen, schwere Weine, wenig Schlaf, jede Nacht ein Saufgelage. Dem<br />

Erbrechen nahe ver<strong>suchte</strong> er sein Glück zu halten, die Angst, die Freude zu<br />

verlieren, trieb ihm auf die Stirn <strong>den</strong> Schweiß. Ja, die Unfähigkeit, <strong>das</strong> geschenkte<br />

Glück zu leben, hat ihren Preis.<br />

So groß war seine Furcht, alles zu verlieren, <strong>das</strong>s es still <strong>und</strong> stiller wurde in diesem<br />

einst so tollen <strong>Mann</strong>. Ein je<strong>der</strong> konnte es erkennen, aber nicht benennen. Man fing<br />

an ihn zu mei<strong>den</strong>, ging ihm aus <strong>dem</strong> Wege, vorbei die Zeit bei je<strong>der</strong>manns<br />

Beliebtheit.<br />

Da fiel es ihm plötzlich ein: er dachte in seiner Not an die Stimme, an <strong>den</strong><br />

Feenhauch, was sie sagte <strong>und</strong> bestimmte, dacht an <strong>den</strong> Teufel an <strong>das</strong> schlimme<br />

Ende, <strong>das</strong> ihm drohte.<br />

Das wollte er nicht aushalten, zu groß die Furcht vor diesem satanischen Richter.<br />

Er trieb umher wie ein Irrer - geradewegs <strong>dem</strong> Felsen zu, an <strong>den</strong> er sich einst wollt<br />

zu <strong>Tod</strong>e stürzen. <strong>Die</strong> einst so schönen teuren Klei<strong>der</strong> – sie waren verschmutzt<br />

zerrissen <strong>und</strong> wirkten elend. Das ganze Bild <strong>von</strong> einem Edelmann war einfach<br />

traurig lächerlich, <strong>und</strong> wie er so taumelte in Richtung seines Schicksalsbergs –<br />

schon längst entschie<strong>den</strong> wohl zu springen – begegnete ihm ein alter weiser <strong>Mann</strong>.<br />

Er stand ihm im Wege - kein Platz für zwei auf diesem schmalen Pfad.<br />

„Lass mich vorbei ich kann nicht mehr!“„Du kannst nicht mehr? Du hast es<br />

überhaupt noch nie gekonnt! Was bist du für ein Versager, <strong>das</strong>s du nicht erkennst<br />

<strong>den</strong> Mittelweg!“<br />

„Aber ich kenn nur schwarz o<strong>der</strong> weiß, gut o<strong>der</strong> böse, kalt o<strong>der</strong> heiß.“<br />

„Das ist ja dein Dilemma, dein Herz ist blind für all die an<strong>der</strong>en Farben!<br />

Nicht Besitz <strong>und</strong> Vermögen machen dich reich, son<strong>der</strong>n was du bist, dein Fühlen<br />

<strong>und</strong> Denken, es sind die kleinen Dinge, die du gibst <strong>und</strong> die dir Menschen schenken.<br />

Du kannst die Sonne nur genießen, wenn du auch <strong>den</strong> Regen schätzest, die Freude<br />

nur erleben, wenn du auch die Trauer kennst, <strong>und</strong>, <strong>und</strong>, <strong>und</strong>… Ist <strong>das</strong> <strong>den</strong>n so<br />

schwer zu verstehen?“<br />

„Aber <strong>der</strong> Teufel, <strong>der</strong> Teufel…“, stammelte <strong>der</strong> <strong>Mann</strong>.<br />

„Der ist dir doch schon begegnet, du Tor! Wer sonst kommt auf diesen miesen<br />

Gedanken: man könnte sein <strong>Leben</strong> lang Glück aushalten?“<br />

Von Patient M.

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