Newsletter - PFI Germany Start
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Wann paßt der Schuh?<br />
Wie entsteht Chrom VI<br />
in Leder und Lederartikeln?<br />
Schimmelpilzfestigkeit<br />
von Leder und Zwischenprodukten<br />
Der Traum vom echten<br />
Öko-Schuh<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.
2<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Inhalt<br />
Inhalt<br />
Inhalt ........................................................................ 02<br />
Editorial ................................................................... 04<br />
Nachrichten<br />
Ware aus Asien radioaktiv belastet? ........................ 05<br />
Point of Shoes kommt gut an .................................. 06<br />
Internationaler Schuhhandelsexperte/in ................. 08<br />
Kai Tinschert verstärkt die Physik ............................. 09<br />
Prof. Klaus Mattil 75 .................................................. 09<br />
DSF-Absolventen-Treffen im August ........................ 10<br />
Biotechnologie<br />
Der Traum vom echten Öko-Schuh .......................... 12<br />
<strong>Start</strong>schuss zum Energiepark Pirmasens ................... 16<br />
<strong>PFI</strong> weitet internationale<br />
Forschungsaktivitäten aus ........................................ 18<br />
Forschung<br />
01.2011<br />
01.2011<br />
Wann paßt der Schuh? .............................................. 20
Chemie<br />
Wie entsteht Chrom VI in Leder<br />
und Lederartikeln? .................................................... 24<br />
Mikrobiologie<br />
Schimmelpilzfestigkeit<br />
von Leder und Zwischenprodukten ......................... 28<br />
Aktualisierung ASTME2149 ...................................... 30<br />
Physik<br />
Schuh-Accessoire mit "Seele".................................... 36<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>PFI</strong> Prüf- und Forschungsinstitut<br />
Pirmasens e.V., Member of <strong>PFI</strong> Group<br />
Institutsleitung: Dr. Gerhard Nickolaus<br />
Adresse: Marie-Curie-Straße 19<br />
66953 Pirmasens / <strong>Germany</strong><br />
Telefon: +49 6331 2490 0<br />
Telefax: +49 6331 2490 60<br />
E-Mail: info@pfi-germany.de<br />
Internet: www.pfi-germany.de<br />
Redaktion: Elisabeth Rouiller<br />
Übersetzung: Tony Rackstraw<br />
Design Konzept und Gestaltung:<br />
Konzept fünf - Agentur für Werbung und Design<br />
Internet: www.konzept-fuenf.de<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Bilder:<br />
Fotolia (S. 5),<br />
August Herzog Maschinenfabrik GmbH & Co KG (S. 38),<br />
<strong>PFI</strong>, ISC<br />
Nachdruck, auch auszugsweise,<br />
nur mit Genehmigung des <strong>PFI</strong>.<br />
Der <strong>PFI</strong> <strong>Newsletter</strong> im Internet:<br />
www.pfi-group.org/newsletter.html<br />
3
4<br />
Editorial<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Liebe Leser,<br />
der neue <strong>PFI</strong>-<strong>Newsletter</strong> ist da. Wir hoffen, Ihnen auch<br />
diesmal wertvolle und interessante Informationen<br />
rund um das Forschungs- und Dienstleistungsangebot<br />
des <strong>PFI</strong> geben zu können. Wie jeder dynamische Betrieb<br />
ist auch das <strong>PFI</strong> immer in Bewegung; die traditionellen<br />
Bereiche schrumpfen, neue Bereiche wachsen.<br />
EDIToRIAl<br />
So zeigt sich derzeit unsere Abteilung Biotechnologie<br />
im Aufwind, zweifellos auch „gepusht“ durch die Ereignisse<br />
in Japan. Alternativen in der Energieerzeugung,<br />
dezentrale Lösungen zur Schonung der fossilen<br />
Rohstoffreserven und zur Verringerung des effektiven<br />
CO -Ausstoßes sowie die Synthese von Rohstoffen und<br />
2<br />
Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sind<br />
gefragt. Wir sind am Ball. Natürlich erheben wir nicht<br />
den Anspruch, die grundsätzlichen Probleme der Energieerzeugung<br />
lösen zu können, werden aber einen<br />
wichtigen Beitrag im Mosaik der künftigen Energieversorgung<br />
leisten können. Für unsere Stammbranche,<br />
die Schuhindustrie, ergeben sich attraktive Möglichkeiten<br />
beim Einsatz biologisch abbaubarer Polymere<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen, die neue Märkte erschließen<br />
können.<br />
Wir freuen uns sehr über Ihr Interesse am aktuellen Geschehen<br />
und den Projekten des <strong>PFI</strong>. Bitte kontaktieren<br />
Sie uns, wenn Sie Fragen oder Anregungen haben.<br />
Die Kontaktdaten unserer Abteilungsleiter finden Sie<br />
in diesem Heft. Und selbstverständlich stehe auch ich<br />
gerne zu Ihrer Verfügung.<br />
Ihr Dr. Gerhard Nickolaus<br />
<strong>PFI</strong> Group
NEWS<br />
Der Atomunfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima<br />
und die Freisetzung radioaktiver Strahlung, die<br />
die ganze Welt gespannt verfolgt, beunruhigt Unternehmen,<br />
die Ware in Fernost produzieren oder als<br />
Händler aus Produktionsstätten in dieser Region beziehen.<br />
letzten Endes tragen diejenigen, die Produkte<br />
in Verkehr bringen, auch die Verantwortung hierfür.<br />
Und sie stellen sich die Frage, ob und in wie weit die<br />
Ware verstrahlt ist. Zusätzlich ist zu klären, ob, und<br />
falls ja, welche Sicherheitsmaßnahmen sinnvoll sind,<br />
zum Beispiel, ob Untersuchungen auf radioaktive Belastung<br />
vor Versand anzuraten sind.<br />
Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung<br />
(BfR) und des Bundesministeriums für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) bestand bei<br />
Drucklegung keine konkrete Gefährdung von Ware<br />
aus anderen asiatischen Ländern (wie China oder Indien)<br />
durch radioaktive Kontamination. Somit müssen<br />
Schuhhersteller, die ihre Produktionsstätten zwar in<br />
Asien, nicht jedoch in Japan haben, nicht mit entsprechenden<br />
Risiken rechnen und daher auch keine zusätzlichen<br />
Maßnahmen ergreifen. Wie es sich jedoch<br />
mit Ware aus Japan verhält, ist schwer einzuschätzen.<br />
Reedereien und Flugunternehmen haben entsprechende<br />
Vorkehrungen getroffen und mieden beziehungsweise<br />
meiden das Gebiet.<br />
Güter, die aus Japan nach Deutschland eingeführt<br />
werden, prüft der Zoll stichprobenartig auf Radioaktivität.<br />
Für aus Japan eingeführte Lebensmittel, bei denen<br />
ein deutlich höheres Risiko radioaktiver Belastung<br />
und damit verbundener gesundheitlicher Gefährdung<br />
des Verbrauchers besteht, wurden EU-weit gültige Eilverordnungen<br />
erlassen und unmittelbare Sicherheitsvorkehrungen<br />
getroffen.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Mögliche Konsequenzen des Atomunfalls in Fukushima<br />
Ware aus Asien<br />
radioaktiv belastet?<br />
Eine unmittelbare Gefahr radioaktiver Belastung in<br />
und für Deutschland wird von Experten ausgeschlossen.<br />
Allerdings ist eine kurzfristige Änderung der<br />
Sachlage bezüglich Bedarfsgegenständen angesichts<br />
des dynamischen Verlaufs nicht auszuschließen.<br />
Aktuelle Information hierzu sowohl im Allgemeinen<br />
als auch zu sich daraus ergebenden Auswirkungen,<br />
insbesondere in Deutschland, ist abrufbar unter: http://<br />
www.bfr.bund.de oder http://www.bmu.de.<br />
Weitere Informationen:<br />
Dipl.-Biologin Michaela Würtz<br />
Telefon: +49 6331 2490 550<br />
E-Mail: michaela.wuertz@pfi-germany.de<br />
5
6<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Einen wirklich starken ersten Tag verzeichnete die<br />
dritte Auflage des Branchenforums Point of Shoes<br />
– International Fair for Fashion, Materials and Production<br />
(PoS), das am 19. und 20. April in Pirmasens<br />
stattfand. Trotz osterurlaubszeit wurden an den beiden<br />
Veranstaltungstagen knapp 450 Besucher registriert,<br />
die sich für das Angebot der 77 Aussteller interessierten.<br />
„Die deutschen Schuhhersteller waren fast<br />
ausnahmslos vertreten, womit wir ein wichtiges Ziel<br />
erreicht haben: Die inländischen Firmen wieder geschlossen<br />
nach Pirmasens zu bringen“, bilanziert PoS-<br />
Veranstalter Uwe Thamm. Ein PoS-Schwerpunkt lag<br />
auf Schuhmaschinen; 15 Firmen zeigten ihre Innovationen.<br />
Diese Technik-Plattform soll im Rhythmus von<br />
zwei Jahren angeboten werden. Und auch das PoS-<br />
Vortragsprogramm, das sich diesmal mit dem Thema<br />
Nachhaltigkeit beschäftigte, kam gut an.<br />
„45 Betriebe mit über 50 Beschäftigten zählte die deutsche<br />
Schuhindustrie laut der jüngsten verfügbaren Statistik<br />
im Jahr 2009 – und wir können anhand der Registrierung<br />
die Aussage treffen, dass die PoS-Besucher die<br />
gesamte deutsche Schuhindustrie repräsentieren“, sagt<br />
Uwe Thamm. „Es kommen inzwischen wieder Firmen<br />
nach Pirmasens, die seit Jahren nur noch nach Bologna<br />
fuhren. Und vor allem: Es kommen die Entscheider.“<br />
NEWS<br />
Gute Besucherakzeptanz, hochkarätige Vorträge<br />
Point of Shoes<br />
kommt gut an<br />
„Wir waren überrascht von der Qualität der Gespräche<br />
und konnten sogar Neukontakte machen", so Christopher<br />
Thornhill von Molina & Bianchi.<br />
Belegt wird das auch durch die O-Töne von Ausstellern:<br />
„Die Delegationen, die kommen, bestehen meist<br />
nur aus zwei bis drei Leuten, aber das sind exzellente<br />
Fachleute, die befugt sind, Entscheidungen zu treffen.<br />
Reines Schaupublikum, das Kekse und Kugelschreiber<br />
abgreift, findet man hier nicht“, so Sam Neuer von der<br />
Zweibrücker Firma Innovatec. „Wir waren überrascht<br />
von der Qualität der Gespräche und konnten sogar<br />
Neukontakte machen, womit unser Erwartungen<br />
mehr als erfüllt wurden“, sagte Christopher Thornhill<br />
von Molina & Bianchi. Doch ein „Aber“ gab es auch:<br />
„Es könnte etwas internationaler werden“, meinten<br />
mehrere Aussteller.
NEWS<br />
„Das nehmen wir gerne auf“, so die Replik von Uwe<br />
Thamm. „Nachdem unser erstes Ziel erreicht ist,<br />
nämlich die deutschen Schuhhersteller wieder nach<br />
Pirmasens zu bringen, und nachdem unter den PoS-<br />
Ausstellern italienische, spanische, portugiesische,<br />
tschechische und sogar chinesische Anbieter zu finden<br />
sind, wollen wir uns in Sachen Besucherwerbung zunächst<br />
auf die Nachbarländer Deutschlands konzentrieren.<br />
Wunder darf man allerdings keine erwarten:<br />
Besucher auf internationalem Niveau anzuziehen, das<br />
ist ein Ziel, dem man etwas Zeit geben muss. Aber wir<br />
arbeiten daran.“<br />
Den Schlusspunkt setzte die mittlerweile traditionelle<br />
PoS-Abschlussdiskussion, moderiert von Petra Salewski,<br />
der Chefredakteurin der Fachzeitschriften Schuhkurier<br />
und Steptechnik. Das Fazit dieses Gesprächs, zu dem<br />
sich hauptsächlich Aussteller einfanden, brachte vor<br />
allem zu Tage, dass in der Terminfrage wohl kein Konsens<br />
zu finden sein wird: Die Fraktionen der Befürworter<br />
eines frühen beziehungsweise eines eher späten<br />
Termins stehen sich recht unversöhnlich gegenüber.<br />
Dazu kommen Hemmnisse wie die Hallenbelegung<br />
und Feiertage. „Die nächste PoS findet am 3. und 4.<br />
November 2011 statt. So wurde anhand der Aussteller-<br />
und Besucherbefragung im September 2010 entschieden.<br />
Im November werden wir dann die Eckdaten<br />
für 2012 kennen und uns erneut bemühen, möglichst<br />
ideale Termine zu finden“, so Thamm.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
PoS-organisator und ISC-Chef<br />
Uwe Thamm zieht eine positive Bilanz<br />
der Point of Shoes im April<br />
Beschlossene Sache ist, dass im November am zweiten<br />
PoS-Tag bereits um 14 Uhr Schluss sein wird. Nötig ist<br />
der zweite Tag aber, denn wenn er auch nicht den<br />
starken Besucherzuspruch hat wie der erste: Immerhin<br />
rund ein Drittel der Besucher kommt erst am zweiten<br />
Tag. Entschieden wurde ebenfalls, die offene Diskussionsrunde<br />
mit Ausstellern und Besuchern auf 17 Uhr<br />
am ersten Tag vorzuziehen.<br />
Das neue Schwerpunktthema der November-PoS lautet<br />
übrigens „Quo vadis, Schuhindustrie? Globale Szenarien<br />
für die europäische Schuhbranche 2021“.<br />
„Und was uns sonst noch sehr am Herzen liegt, ist<br />
eine WLAN-Verbindung in den Messehallen“, so Uwe<br />
Thamm abschließend. „Wir hoffen sehr, dass die Stadt<br />
Pirmasens das zur nächsten PoS einrichten kann.“<br />
Kontakt<br />
Ansprechpartner für die Point of Shoes<br />
am ISC ist Steffen Korf.<br />
E-Mail: Steffen Korf@isc-germany.com<br />
Telefon: +49 6331 145334-17<br />
Telefax: +49 6331 145334-30<br />
Weitere Informationen auf www.point-of-shoes.com.<br />
Die PoS wird organisiert von:<br />
International Shoe Competence Center<br />
Pirmasens gGmbH<br />
leitung: Dipl.-Ing . (FH) Uwe Thamm<br />
Marie-Curie-Straße 20<br />
66953 Pirmasens<br />
Telefon: +49 6331 145334-0<br />
E-Mail: info@isc-germany.com<br />
7
8<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Die Industrie- und Handelskammer IHK und das Inter-<br />
national Shoe Competence Center Pirmasens haben<br />
gemeinsam einen neuen Zertifikatslehrgang aus der<br />
Taufe gehoben: Der „Internationale(r) Schuhhandelsexperte/in“<br />
schließt eine Bedarfslücke und kann an<br />
neun Wochenenden berufsbegleitend absolviert werden.<br />
Der Kurs „Internationale(r) Schuhhandelsexperte/in“<br />
wendet sich an Mitarbeiter von Schuhherstellern, Zulieferunternehmen<br />
der Schuhindustrie sowie Schuhhandelsunternehmen,<br />
die keinen Schuh-Hintergrund<br />
haben. Die Teilnehmer erarbeiten sich das allgemeine<br />
und das schuh-spezifische Rüstzeug für eine Tätigkeit<br />
im internationalen Schuh-Warenverkehr.<br />
72 Stunden, die es in sich haben<br />
Der neue Ausbildungsgang kann berufsbegleitend<br />
an neun Samstagen absolviert werden und endet mit<br />
einer Zertifikatsprüfung. Von den neun Unterrichts-<br />
Samstagen werden die Teilnehmer sechs am ISC <strong>Germany</strong><br />
mit seiner „Lernfabrik“ und drei an der IHK in<br />
Pirmasens verbringen. Die Inhalte gliedern sich wie<br />
folgt:<br />
Internationaler Warenverkehr und Zollverfahren<br />
Logistik<br />
Qualitätsanforderungen an Schuhe<br />
Ursprungszeugnisse<br />
Macharten, Herstellungsverfahren<br />
Schuhterminologie und Schuh-Englisch<br />
Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />
Reklamationsmanagement<br />
Schadstoffe<br />
NEWS<br />
Neuer Zertifikatslehrgang von IHK und ISC<br />
Internationale(r)<br />
Schuhhandelsexperte/in<br />
Noch 2011 können die ersten angehenden Schuhhandelsexperten<br />
die Ausbildung am ISC <strong>Germany</strong> aufnehmen<br />
„Die Schuhindustrie ist heute komplett internationalisiert,<br />
und das heißt auch, dass die Beschaffungswege<br />
immer länger und komplexer werden“, so Uwe Thamm,<br />
Leiter des ISC <strong>Germany</strong>. „ Der neue Zertifikatslehrgang<br />
schließt eine vorhandene Ausbildungslücke, indem er<br />
in kompakter und sehr praxisorientierter Form das nötige<br />
Fachwissen vermittelt, um in der Warenbeschaffung<br />
sattelfest zu sein.“<br />
Die ersten Schuhhandelsexperten können im vierten<br />
Quartal 2011 starten und erhalten ihr Zertifikat dann<br />
im ersten Quartal 2012. Die Lehrgangskosten liegen<br />
bei etwa 1700 Euro.<br />
Kontakt<br />
Dipl.-Ing. Uwe Thamm<br />
International Shoe Comeptence<br />
Center <strong>Germany</strong> gGmbH<br />
Marie-Curie-Straße 20<br />
66953 Pirmasens / Deutschland<br />
Telefon: +49 6331 14 53 34 0<br />
E-Mail: info@isc-germany.com<br />
Internet: www.isc-germany.com
NEWS<br />
Willkommen im Team<br />
Kai Tinschert<br />
verstärkt die Physik<br />
Kai Tinschert schloss im August 2009 sein Studium als<br />
Diplom-Ingenieur Textiltechnik mit Schwerpunkt Flächentechnologie<br />
an der Fachhochschule Kaiserlautern<br />
am Standort Pirmasens ab. Praktische Erfahrung sammelte<br />
er bei einem führenden Hersteller elastischer<br />
Spezialgewebe für Medizinprodukte.<br />
Seit Januar 2011 verstärkt er das Team der physikalischen<br />
Materialprüfung und Forschung am <strong>PFI</strong>, wo er<br />
zunächst alle Bereiche und Abläufe kennenlernt und<br />
im Anschluss seinen Schwerpunkt in den Bereichen<br />
Forschung und Textilprüfungen setzen wird.<br />
<strong>PFI</strong> gratuliert<br />
Prof. Klaus Mattil 75<br />
Ein Vollblutschuster, begnadeter Ingenieur und lehrer,<br />
immer hilfreicher Kollege und echter Pfälzer, damit<br />
beschreibt man Professor Klaus Mattil wohl am<br />
besten. 30 Jahre lang, von 1969 bis 1999, leitete er die<br />
Technische Abteilung des <strong>PFI</strong>. Am 3. Mai 2011 feierte<br />
er seinen 75. Geburtstag. Aus diesem Anlass gratuliert<br />
das gesamte <strong>PFI</strong>.<br />
Ungezählt sind die Projekte und Entwicklungen des<br />
Ideengenerators Klaus Mattil, und bis heute – weit<br />
über das übliche Berufsalter hinaus – arbeitet er mit<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
hohem Engagement. Beeindruckend ist die Energie,<br />
mit der er für das <strong>PFI</strong> viele Jahre bahnbrechend und<br />
richtungsweisend tätig war, genauso wie anschließend<br />
als Berater des <strong>PFI</strong> und als Professor an der Fachhochschule<br />
Kaiserslautern, wo er bis heute sein enormes<br />
Wissen den Studierenden vermittelt. „Ich wünsche der<br />
gesamten Schuhwelt, dass Professor Mattil noch lange<br />
sein Wissen und seine Energie zur Verfügung stellt“,<br />
so <strong>PFI</strong>-Leiter Dr. Gerhard Nickolaus. „Herzlichen Glückwunsch,<br />
Professor Mattil, und weiter so!“<br />
9
10<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Deutsche Schuhfachschule<br />
Absolventen-Treffen<br />
im August<br />
Vor etwas mehr als zwei Jahren unternahmen Schüler<br />
und lehrer der Deutschen Schuhfachschule eine Studienfahrt<br />
nach Portugal, um dort eine Reihe von Schuhfabriken<br />
zu besichtigen. Das war natürlich interessant<br />
und lehrreich. Auf Platz eins der „Reise-Highlights“<br />
jedoch landeten die Gespräche mit DSF-Absolventen,<br />
die mittlerweile in Portugal leben und arbeiten. Diese<br />
Treffen waren derart interessant, dass der Wunsch<br />
zum Austausch mit weiteren DSF-Absolventen aufkam,<br />
wo immer auf der Welt sie arbeiten. So entstand<br />
Idee, ein jahrgangsübergreifendes Treffen für DSF-<br />
Absolventen zu organisieren.<br />
Mechanische Tellerstanzmaschinen<br />
(das Bild entstand Mitte der<br />
fünfziger Jahre in den Räumen<br />
der Schuhfachschule)<br />
NEWS<br />
Inzwischen steht der Termin für dieses Treffen fest:<br />
Alle Jahrgänge der Deutschen Schuhfachschule sowie<br />
Freunde und Förderer der Schule sind herzlich zum<br />
großen Absolventen-Treffen am 20. August 2011 ab 17<br />
Uhr eingeladen. Treffpunkte sind die Räume der Deutschen<br />
Schuhfachschule im International Shoe Competence<br />
Center (ISC <strong>Germany</strong>, Marie-Curie-Straße 20,<br />
66953 Pirmasens) und ab 19 Uhr die Pirmasenser Festhalle.<br />
Ab 17 Uhr können die neuen Räumlichkeiten der<br />
Schuhfachschule am ISC im Rahmen eines Sektempfangs<br />
besichtigt werden. Eine Fotoausstellung wird<br />
die Geschichte der Schuhfachschule ab dem Gründungsjahr<br />
1927 bis heute dokumentieren. Die Bilder<br />
zeigen den Alltag sowie die Höhepunkte der Schulgeschichte,<br />
außerdem die Räumlichkeiten und Ausstattung<br />
der DSF im Verlauf der Zeit. Unverzichtbar sind<br />
natürlich die Klassenfotos aller Absolventen-Jahrgänge.<br />
Darüber hinaus wird eine Fülle von Exponaten einzelne<br />
Geschichten aus der langen Historie der Schule<br />
erzählen. Alle Teilnehmer erhalten eine Broschüre mit<br />
den Highlights dieser Ausstellung. Wer weitere Fotos<br />
oder Materialien besitzt, an den ergeht die Bitte, diese<br />
Dokumente für den 20. August zur Verfügung zu<br />
stellen.
Das bisherige Echo der „Ehemaligen“ fiel so überwältigend<br />
aus, dass der Hauptteil der Feier, die ursprünglich<br />
in den Räumen des ISC stattfinden sollte, in die<br />
Pirmasenser Festhalle verlegt wurde. Die Vorfreude<br />
auf diesen Abend, auf das Wiedersehen und die Gespräche<br />
unter Absolventen und Lehrern, ist enorm. Um<br />
das Treffen bestmöglich planen zu können, sollten sich<br />
alle Interessenten bitte umgehend anmelden und der<br />
DSF ihre Kontaktdaten per Mail oder Brief mitteilen.<br />
Das Anmeldeformular finden Sie auf der Homepage<br />
www.bbspirmasens.de. Bis zum Treffen am 20. August<br />
werden weitere Informationen aussendet werden.<br />
Und nicht vergessen: Informieren Sie bitte alle Absolventen,<br />
mit denen Sie noch in Verbindung stehen!<br />
Kontakt<br />
Deutsche Schuhfachschule<br />
in der BBS Pirmasens<br />
Adlerstraße 31<br />
66955 Pirmasens<br />
Telefon: +49 6331-24010<br />
Telefax: +49 6331-240120<br />
E-Mail: schuhfachschule@freenet.de<br />
Internet: www.bbspirmasens.de<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Moderne Stanzmaschinen und<br />
Schneidetische in der komfortablen<br />
Maschinenhalle des ISC, dem neuem<br />
Standort der Schuhfachschule<br />
11
12<br />
<strong>Newsletter</strong> BIoTECHNoloGIE<br />
Projekt von <strong>PFI</strong> und FH Kaiserslautern<br />
Der Traum<br />
vom echten Öko-Schuh<br />
Stellen wir uns vor, es gäbe ihn wirklich, den 100prozentigen<br />
Ökoschuh … keine Recycling-Probleme,<br />
tolle Verbraucherakzeptanz, das Wunschprodukt der<br />
Zukunft schlechthin. Die Gegenwart sieht anders<br />
aus: Schuhe sind bis heute entsorgungstechnisch ein<br />
echtes Problem. Das soll anders werden, und daher<br />
planen die <strong>PFI</strong>-Abteilung Biotechnologie und die FH<br />
Kaiserslautern gemeinsam ein Projekt mit dem Hauptziel,<br />
einen vollständig biologisch recycelbaren Schuh<br />
zu entwickeln.<br />
Zwei Tatsachen sind unbestritten: Die Nachfrage nach<br />
ökologisch sinnvollen Produkten steigt beständig,<br />
und die gesetzlichen Anforderungen verschärfen sich<br />
permanent. Daher hat das <strong>PFI</strong> ein Forschungsprojekt<br />
aufgesetzt mit dem Titel „Entwicklung einer Schuhfertigung<br />
auf Basis von nachwachsenden und fermentierbaren<br />
Rohstoffen“. Angestrebtes Ziel ist, dass die Schuhe<br />
am Ende ihrer Produktlebenszeit zusammen mit<br />
sämtlichen Produktionsabfällen vollständig biologisch<br />
recycelt werden können, und zwar unter Nutzung aller<br />
in den Werkstoffen vorhandenen stofflichen und<br />
energetischen Ressourcen. Ein weiteres Projektziel ist<br />
es, den Absatz von ökologisch hochwertigem Schuhwerk<br />
in Deutschland voranzubringen und somit einen<br />
neuen Markt für KMUs aus der Schuhindustrie und deren<br />
Zulieferer zu erschließen.<br />
Trend zu mehr<br />
ökologischem Bewusstsein<br />
Bei Schuhherstellern wie auch beim <strong>PFI</strong> gehen immer<br />
häufiger Anfragen nach ökologisch sinnvollen Produkten<br />
ein; Ausdruck dafür, dass das ökologische Bewusstsein<br />
der Verbraucher wächst. Themen wie nachhaltige<br />
Material- und Produktentwicklung, Energieeffizienz<br />
und Ressourcenschutz interessieren immer mehr Verbraucher<br />
beziehungsweise die immer größer werdende<br />
Gruppe derer, die sich im Alltag um ein umweltschonendes<br />
Verhalten bemühen. Ob ein Produkt<br />
nachhaltig entwickelt und hergestellt wurde, hat ganz<br />
klar einen Einfluss auf die Kaufentscheidung dieser<br />
Verbraucher. Gleichzeitig hat die Industrie – nicht zuletzt<br />
aufgrund steigender Rohstoff- und Energiepreise<br />
– begriffen, dass es sich rechnet, nachhaltig zu wirtschaften<br />
und die eingesetzten Ressourcen effektiv und<br />
nach Möglichkeit vollständig zu nutzen. Die Schuhindustrie<br />
hat daher in größerem Maßstab begonnen –<br />
besonders „ökige“ Nischenproduktionen gab es schon<br />
seit langem –, Werkstoffe einzusetzen, die zwei Dinge<br />
ermöglichen: zum einen ökologisch hochwertige Produkte<br />
und einen möglichst nachhaltigen Produktionsprozess<br />
und zum anderen das Recyceln möglichst aller<br />
Rohstoffe und Komponenten, die bei der Produktion<br />
verwendet werden und die am Ende eines Produktlebenszyklus<br />
vorhanden sind. Parallel zu dieser Entwicklung<br />
zwingen schärfer werdende gesetzliche Vorgaben<br />
die Unternehmen, einen immer größeren Anteil<br />
ihrer Abfälle wiederzuverwerten und ihre Produkte<br />
nach ökologischen Vorgaben zu gestalten.
DER TRAUM VoM ECHTEN ÖKo-SCHUH<br />
Problem am Schuh:<br />
Materialvielfalt und Stoffverbund<br />
Die Schuhindustrie sieht sich mit der Aufgabe, ökologisch<br />
hochwertige Produkte bei gleichzeitig effizienter<br />
Ressourcennutzung anzubieten, vor einer besonderen<br />
Herausforderung, da am Schuh unterschiedlichste<br />
Komponenten miteinander verbunden sind. Zudem<br />
werden ökologisch hochwertige Materialien zurzeit<br />
nur begrenzt eingesetzt.<br />
Eine automatisierte Trenneinrichtung für alle Werkstoffe<br />
würde ihrerseits gewisse ökologische Belastungen<br />
mit sich bringen. Außerdem würde sie die<br />
Entsorgungskosten stark ansteigen lassen. Anders<br />
als zum Beispiel die Elektroindustrie, die Edelmetalle<br />
verarbeitet, deren Recycling sich auf alle Fälle lohnt,<br />
kommen im Vergleich dazu in Schuhen keine ausgesprochen<br />
hochpreisigen Einzelmaterialien vor. Daher<br />
ist es fraglich, ob sich eine solche Sortiereinrichtung<br />
wirklich rechnen würde. Sicher ist: Soll eine solche<br />
Trenneinrichtung für Schuhe rentabel arbeiten, wird<br />
das erst bei größeren Abfallmengen der Fall sein. Das<br />
würde vor allem KMUs vor Entsorgungsprobleme stellen.<br />
Darüber hinaus wären von den getrennten Abfällen<br />
nur thermoplastische Kunststoffe und Metalle begrenzt<br />
wiederverwertbar, für alle anderen bliebe nur<br />
die thermische Verwertung. Dabei müsste zusätzlich<br />
nachgewiesen werden, dass die gewonnenen Energiemengen<br />
größer sind als die in den Trennvorgang<br />
investierte Energie.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Projektpartner des <strong>PFI</strong> ist das Institut für Kunststofftechnik<br />
Westpfalz, das am Pirmasenser Campus der FH Kaiserslautern<br />
angesiedelt ist<br />
Die bisherigen Verwertungsmöglichkeiten von Industrieabfällen<br />
aus der Schuhproduktion basieren entweder<br />
auf dem Prinzip der Wiederverwertung bestimmter<br />
Stoffgruppen, welche nur bis zu einem gewissen<br />
Anteil einem neuen Material beigemischt werden<br />
können, oder auf dem Prinzip der thermischen Verwertung.<br />
Beim Verbrennen gehen allerdings die stofflichen<br />
(zum großen Teil fossilen) Ressourcen verloren.<br />
Gleichzeitig entstehen sehr schwer entsorgbare Überreste<br />
wie Schlacke oder verbrauchte Filter von Verbrennungsanlagen.<br />
13
14<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Projekt von <strong>PFI</strong> und FH Kaiserslautern<br />
Der Traum<br />
vom echten Öko-Schuh<br />
Die neue Anlage für hydrothermalen und<br />
enzymatischen Aufschluss im <strong>PFI</strong>-Technikum<br />
BIoTECHNoloGIE<br />
Neue Materialien<br />
und Recyclingmethoden<br />
Das Projekt der biotechnologischen Abteilung des <strong>PFI</strong><br />
und der FH Kaiserslautern sieht vor, dass durch Entwicklung<br />
und Auswahl spezieller Materialien (Zellulose,<br />
Stärkeblends sowie anderer Biopolymere) und<br />
Verarbeitungsverfahren alle am Schuh eingesetzten<br />
Werkstoffe zusammen mit den bei der Produktion<br />
entstehenden Abfällen zuerst zerkleinert und dann<br />
zusammengeführt werden sollen. Dank eines hydrothermalen<br />
und enzymatischen Aufschlusses werden<br />
die eingesetzten Substanzen in kleinere Bausteine<br />
zerlegt und die so erhaltenen Monomere bzw. Oligomere<br />
mit Hilfe von Mikroorganismen über eine<br />
Fermentation zu neuen Ausgangsprodukten wie beispielsweise<br />
Biopolymeren verarbeitet. Sollten stofflich<br />
nicht weiter nutzbare Inhaltsstoffe übrig bleiben, werden<br />
diese zu Biomethan (aus Biomasse gewonnenes<br />
Methan) umgesetzt. Ziel ist, die in den Werkstoffen<br />
enthaltenen Energie- und Stoffressourcen optimal zu<br />
nutzen. Für die Polymerbestandteile des Schuhs dient<br />
die Fachhochschule Kaiserslautern am Campus Pirmasens<br />
im Institut für Kunststofftechnik Westpfalz (IKW)<br />
unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Jens Schuster als<br />
zweite Forschungsstelle. Im Laufe des Projektes soll<br />
insbesondere für Laufsohlen ein Werkstoff entwickelt<br />
werden, der die gummielastischen Eigenschaften eines<br />
herkömmlichen Laufsohlenmaterials aufweist und<br />
gleichzeitig alle Kriterien der biologischen Abbaubarkeit<br />
erfüllt.
DER TRAUM VoM ECHTEN ÖKo-SCHUH<br />
Materialdatenbank<br />
Die neu entwickelten Materialien werden je nach Einsatzgebiet<br />
am Schuh in der physikalischen Materialprüfung<br />
des <strong>PFI</strong> auf Eignung für die Schuhherstellung<br />
überprüft. Anschließend produziert das benachbarte<br />
ISC in enger Zusammenarbeit mit Schuhherstellern<br />
und Zulieferern Musterschuhe. Die im Laufe des Forschungsprojektes<br />
gesammelten Daten, wie zum Beispiel<br />
die Fermentierbarkeit oder die mechanischen<br />
Eigenschaften der biologisch abbaubaren Materialien,<br />
sollen in einer Datenbank gesammelt und anschließend<br />
veröffentlicht werden. Diese Informationen bieten<br />
den Schuhherstellern die Möglichkeit, ihre Produkte<br />
immer mehr nach ökologischen und zukünftigen<br />
gesetzlichen Vorgaben auszurichten. Die gewonnenen<br />
Erkenntnisse in Verbindung mit der Materialdatenbank<br />
für alle am Schuh verwendeten Werkstoffe<br />
sollen Unternehmen einen einfachen Einstieg in eine<br />
ökologisch sinnvolle Schuhproduktion ermöglichen,<br />
indem erstmals Komponenten wie beispielsweise Innenfutter,<br />
Obermaterial oder die Verklebung biologisch<br />
abbaubar gestaltet werden. Die Ergebnisse der<br />
Laufsohlenentwicklung zeigen die Möglichkeiten der<br />
Weiterentwicklung von elastischen Polymeren auf,<br />
welche biologisch abbaubar sind. Sie bilden auch die<br />
Grundlage für weitere Projekte zur Entwicklung von<br />
ökologisch hochwertigen Strapazierschuhen.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
<strong>PFI</strong> verknüpft Schuhkompetenz<br />
und Biotechnologie<br />
Mit diesem Projekt will das <strong>PFI</strong> eine Verknüpfung zwischen<br />
der ursprünglichen Kernkompetenz des Hauses,<br />
der Schuhtechnik, und der relativ jungen <strong>PFI</strong>-Abteilung<br />
Biotechnologie schaffen, im Bereich der Biopolymere<br />
weitere Erfahrungen sammeln und praktische Anwendungsmöglichkeiten<br />
für Entwicklungen aus dem aktuell<br />
laufenden Projekt zur PHB - Produktion mit der<br />
Johannes Gutenberg-Universität in Mainz aufzeigen<br />
(Bericht siehe <strong>Newsletter</strong> 1.2010 - S.37 ff).<br />
Das neue Forschungsvorhaben wurde bereits positiv<br />
begutachtet. Der Projektbeginn wird Ende 2011 angestrebt.<br />
Weitere Informationen:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Christian Schadewell<br />
Telefon: +49 6331 2490 - 843<br />
E-Mail: christian.schadewell@pfi-germany.de<br />
15
16<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
<strong>Start</strong>schuss zum Energiepark Pirmasens<br />
Mit dem Kauf eines Grundstücks im Industriegebiet<br />
Winzeln der Stadt Pirmasens schafft das <strong>PFI</strong> die<br />
Grundlage für praxisnahe internationale Forschung<br />
im Bereich der stofflichen und energetischen Nutzung<br />
von Biomasse.<br />
Mit dem Umzug des <strong>PFI</strong> auf die Husterhöhe im Jahre<br />
2003 wurde die Abteilung Biotechnologie ins Leben<br />
gerufen. Von Beginn an stand der schnelle und effiziente<br />
Aufschluss von Biomasse im Mittelpunkt der<br />
Forschungstätigkeit. Dabei beschränkte man sich nicht<br />
nur darauf, den Energieträger Biogas zu gewinnen,<br />
sondern suchte mit Hilfe von biotechnologischen Verfahren<br />
auch hochpreisige Fermentationsprodukte herzustellen.<br />
So wurde anfangs die Gewinnung von Xylose<br />
aus Stroh und die mikrobiologische Konversion zu<br />
Xylitol optimiert. Danach folgten weitere Zielprodukte<br />
wie Milchsäure und Polyhydroxibuttersäure (PHB), die<br />
zu Biopolymeren verarbeitet werden können. Im Laufe<br />
der Zeit wurde erkannt, dass eine wirtschaftliche<br />
Herstellung von Energie und Rohstoffen aus Biomasse<br />
nur dann möglich ist, wenn in dezentrale Anlagen die<br />
erforderlichen Herstellungsprozesse aufeinander abgestimmt<br />
werden und dadurch Synergieeffekte entstehen.<br />
Eine weitere Notwendigkeit besteht darin, verstärkt<br />
lignocellulosehaltige Restbiomassen wie Stroh<br />
als Kosubstrat zu verwenden, um landwirtschaftliche<br />
Flächen für die Lebensmittelproduktion zu schonen.<br />
BIoTECHNoloGIE<br />
<strong>PFI</strong> investiert in Pilotanlage<br />
zur Fermentation von Biomasse<br />
In verschiedenen Einzelprojekten wurden die wissenschaftlich-technischen<br />
Grundlagen für die praktische<br />
Umsetzung der Idee gelegt. So wurde an der Kläranlage<br />
Blümelstal in Pirmasens die Thermodruckhydrolyse<br />
für Belebtschlamm großtechnisch erprobt, die die<br />
Biogasproduktion bis zu 25 Prozent steigerte. An einer<br />
landwirtschaftliche Biogasanlage in Wallhalben bei<br />
Pirmasens wird die „Prozessgesteuerte Enzymatische<br />
Hydrolyse“ (PEH) zur Beschleunigung des Abbaus von<br />
Cellulose eingesetzt, damit der Durchsatz verdoppelt<br />
werden kann, ohne dass es zu Störungen der Prozessbiologie<br />
kommt. Weitere Versuchsanlagen zum Strohaufschluss<br />
wurden im Technikum des <strong>PFI</strong> getestet.<br />
Trotz der erfolgreichen Einzelprojekte war es bisher<br />
nicht möglich, alle technischen Entwicklungen der Abteilung<br />
Biotechnologie in einer einzigen Praxisanlage<br />
zu integrieren, um auch die erwarteten Synergieeffekte<br />
zu überprüfen. In Verbindung mit der Realisierung<br />
einer Demonstrationsanlage soll dieses ermöglicht<br />
und die Grundlage für weitere Forschungsprojekte<br />
und technische Entwicklungen geschaffen werden.<br />
In der geplanten Fermentationsanlage sollen jährlich<br />
5.000 t Zuckerrüben, 3.000 t Maissilage, 1.000 t Stroh,<br />
je 500 t Getreideganzpflanzensilage (GPS) und Grassilage<br />
verarbeitet werden. Angestrebt wird die jährliche<br />
Erzeugung von 100 t Xylitol und 400 t PHB. Darüber<br />
hinaus werden mit der Anlage 500 kW elektrischer<br />
Leistung zur Einspeisung ins Stromnetz und 500 kW<br />
thermischer Leistung für die Bereitstellung von Prozesswärme<br />
erzeugt. Das entspricht einem Nutzungsgrad<br />
von über 80 Prozent der eingesetzten Biomasse.<br />
Derzeit werden in Biogasanlagen durchschnittlich nur<br />
ca. 40 bis 60 Prozent der eingesetzten Biomasse zur<br />
Erzeugung von elektrischer und thermischer Energie<br />
verwendet.
<strong>PFI</strong> INVESTIERT IN PIloTANlAGE<br />
Zur Umsetzung des innovativen Konzeptes werden<br />
folgende neu entwickelten Anlagenkomponenten des<br />
<strong>PFI</strong> und seiner Partnerunternehmen eingesetzt:<br />
Erdbecken für pumpfähige Zuckerrübenmussilage<br />
zur automatischen Beschickung der Fermenter<br />
Aufschlussanlage zum hydrothermalen Aufschluss<br />
von Lignocellulosen<br />
PEH-Reaktor zum Anmaischen und Verflüssigen<br />
der strukturreichen Biomasse und Beschleunigung<br />
des Celluloseabbaus<br />
Festbettfermenter zur Milchsäureproduktion und<br />
Beschleunigung des Biogasprozesses<br />
Verdampfungsanlage zur Aufkonzentrierung von<br />
Hydrolyse- und Gärresten<br />
Blockheizkraftwerk zur energetischen Nutzung<br />
von wasserstoffreichem Biogas<br />
Hochtemperaturwärmepumpe zur Erzeugung von<br />
Prozesswärme für den Verdampfungsprozess<br />
Gärrestaufbereitungsanlage zur Fixierung des Am-<br />
moniumstickstoffs im Gärrest<br />
Im Zentrum der Demonstrationsanlage soll sich ein Gebäude<br />
mit einer Leitwarte und einem Schulungsraum<br />
befinden. Von hier aus können die Prozesse unter der<br />
Aufsicht von Ingenieuren und Wissenschaftlern gesteuert<br />
und optimiert werden. Praxisnah können auch<br />
Informations- und Schulungsveranstaltungen angeboten<br />
werden. Die Räumlichkeiten sollen auch Platz für<br />
Mitarbeiter verschiedener internationaler Forschungseinrichtungen<br />
bieten, die als Team an mehrjährigen<br />
Forschungsprojekten zusammenarbeiten. Insbesondere<br />
ist die enge wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />
zwischen Rheinland-Pfalz und Lothringen auf dem<br />
Gebiet der Biomassenutzung geplant. Aufgrund der<br />
Nähe zu Frankreich sollen auch Landwirte und Unternehmen<br />
beider Regionen in Verbindung mit der geplanten<br />
Demonstrationsanlage ihre Zusammenarbeit<br />
intensivieren. Dabei sollen die Landwirtschafts-, Industrie-<br />
und Handelskammern eine unterstützende Rolle<br />
einnehmen. Die Anteilsfinanzierung für die geplante<br />
Demonstrationsanlage soll aus dem Life+ Programm<br />
der europäischen Union erfolgen. Die Förderung der<br />
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen<br />
Rheinland-Pfalz und Lothringen soll über das Interreg-<br />
IV-Programm beantragt werden.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Mit dem Kauf des Grundstücks kann das <strong>PFI</strong> nun die<br />
Genehmigungsplanung in die Wege leiten. Dies erfolgt<br />
in enger Abstimmung mit der Stadt Pirmasens und der<br />
Bioenergie Pirmasens, einem Tochterunternehmen der<br />
Stadtwerke Pirmasens. Im Energiepark Pirmasens sind<br />
insgesamt drei Anlagen vorgesehen: Wasserdampfvergasung<br />
von Holz, Methanisierungsanlage für kommunale<br />
biogene Reststoffe und die zuvor beschriebene<br />
Fermentationsanlage für landwirtschaftliche Biomasse.<br />
Baubeginn der letztgenannten Demonstrationsanlage<br />
ist für Mitte 2012 vorgesehen.<br />
Fermentationstechnik und<br />
Produktaufbereitung<br />
Fahrsilo für Mais-<br />
und Grassilage<br />
Strohlager<br />
Gärrestlager<br />
Stroh-TDH-<br />
Anlage<br />
leitwarte und<br />
Schulungsraum<br />
Geplante Demonstrationsanlage des <strong>PFI</strong> im Energiepark<br />
Pirmasens-Winzeln<br />
Weitere Informationen:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Benjamin Pacan<br />
Telefon: +49 6331 2490 - 840<br />
E-Mail: benjamin.pacan@pfi-biotechnology.de<br />
PEH-Reaktor<br />
Methanreaktor<br />
Festbettfermenter<br />
BHKW-Container<br />
Erdbecken für<br />
Rübenmussilage<br />
17
18<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Das <strong>PFI</strong> hat in den vergangenen Jahren immer wieder<br />
EU-Projekte in Verbindung mit der Kernkompetenz<br />
Schuhtechnik initiiert. Es ist kein Geheimnis, dass die<br />
Fördermittel in diesem Bereich aufgrund der Verlagerung<br />
der Schuhproduktion nach Asien mittlerweile<br />
rückläufig sind. Die Alternative besteht darin, EU-Fördermittel<br />
in den neuen <strong>PFI</strong>-Forschungsschwerpunkten<br />
Biotechnologie und Regenerative Energien zu akquirieren.<br />
Zur Umsetzung dieses Vorhabens arbeiten die<br />
Abteilungen Technik und Biotechnologie noch enger<br />
zusammen.<br />
Viele der im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm festgelegten<br />
Fördermöglichkeiten sind durch die erwartete<br />
Beteiligung von mehr als sechs Ländern und eines<br />
hohen bürokratischen Aufwandes in der Antragsphase<br />
nur unter hohem Personaleinsatz zu bewerkstelligen.<br />
Die niedrige Erfolgsquote von häufig unter 15 Prozent<br />
stellt zudem für den Antragsteller ein hohes finanzielles<br />
Risiko dar. Um Aufwand und Risiken zu minimieren,<br />
wurde zunächst erwogen, grenzüberschreitende<br />
Projekte zu beantragen, die nur zwei bis drei europäische<br />
Partner erfordern. Aufgrund der aktuellen Ausschreibung<br />
wurde zuerst ein CORNET-Projekt mit dem<br />
Thema «Upgrading of Waste Heat to Process Heat for<br />
Different Industries» (oder kurz «From Waste Heat to<br />
Process Heat») zusammen mit der Papiertechnischen<br />
Stiftung aus München (Koordinator), University College<br />
of West Flanders, Ghent University, Université de<br />
Liège und der Flemish User Group beantragt.<br />
BIoTECHNoloGIE<br />
Neue EU-Projekte beantragt<br />
<strong>PFI</strong> weitet internationale<br />
Forschungsaktivitäten aus<br />
CORNET steht für Collective Research Networking, also<br />
die Vernetzung von nationalen und regionalen Programmen<br />
der Gemeinschaftsforschung in Europa. An<br />
dem von der AiF koordinierten ERA-NET CORNET sind<br />
21 Ministerien und Projektträger aus 17 Ländern und<br />
Regionen Europas beteiligt. Ziel ist es, die europäische<br />
Zusammenarbeit zwischen nationalen und regionalen<br />
Programmen für Gemeinschaftsforschung zu vertiefen.<br />
CORNET organisiert zwei Ausschreibungsrunden<br />
pro Jahr für gemeinsam geförderte Projekte der Gemeinschaftsforschung.<br />
Die in diesem Projekt zu entwickelnde Hochtemperaturwärmepumpe<br />
stellt ein wichtiges technisches<br />
Hilfsmittel zur Aufkonzentrierung von Zuckerlösungen<br />
durch zweistufige Vakuumverdampfer vor der anschließenden<br />
Fermentation dar. Darüber hinaus kann<br />
auch Prozesswasser für den Strohaufschluss zurückgewonnen<br />
werden. Durch die verbesserte Abwärmenutzung<br />
des Blockheizkraftwerkes kann mehr Stroh<br />
als Substrat für die Fermentationsanlage eingesetzt<br />
werden. Nach der Ermittlung der erforderlichen Wärmeenergie<br />
für die verschiedenen Teilprozesse der innovativen<br />
Biomasseaufbereitungsanlagen entwickelt<br />
die <strong>PFI</strong>-Abteilung Technik eine intelligente Steuerung<br />
für das Wärmemanagement in Verbindung mit der<br />
Hochtemperaturwärmepumpe. Die Abteilung Biotechnologie<br />
führt Praxisversuche durch und erarbeitet<br />
Optimierungsvorschläge. Die am Projekt beteiligten<br />
KMUs (beispielsweise ein Biogasanlagenbetreiber)<br />
sollen letztendlich in die Lage versetzt werden, die<br />
vorhandene Abwärme von Blockheizkraftwerken effizienter<br />
zu nutzen. Desweiteren sollen auch ökonomischen<br />
Aspekte und die Auslegungsparameter für den<br />
Einsatz von Hochtemperaturwärmepumpen ermittelt<br />
werden.
NEUE EU-PRoJEKTE BEANTRAGT<br />
Bioabfall<br />
Methanfermenter<br />
Geplanter Einsatz einer Hochtemperaturwärmepumpe in einer Biomasseaufbereitungsanlage<br />
Angesichts der Ziele der Europäischen Union, bis 2020<br />
den Anteil an regenerativen Energien an der Stromversorgung<br />
auf über 20 Prozent anzuheben und den<br />
Anteil biobasierter Produkte von derzeit acht bis zehn<br />
Prozent bis 2020 zu verdoppeln, geht das <strong>PFI</strong> davon<br />
aus, dass in den nächsten Jahren die Forschungsförderung<br />
in diesen Bereichen deutlich ausgebaut wird. Die<br />
Nuklearkatastrophe von Fukushima und der steigende<br />
Ölpreis werden diesen Trend sicherlich noch verstärken.<br />
Als Einstieg in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit<br />
zur verstärkten Nutzung von Biomasse ist die<br />
Durchführung eines Interreg-IV-Projektes geplant.<br />
Dabei möchte das <strong>PFI</strong> mit der Bauerngenossenschaft<br />
Lorca, dem Bauernverband von Lothringen und dem<br />
Institut "Ecole Nationale Supérieure d‘Agronomie“ sowie<br />
KMUs aus Rheinland-Pfalz und Lothringen zusammenarbeiten.<br />
Im geplanten Projekt sollen folgende<br />
Aufgaben bearbeitet werden:<br />
Beratung zum Pflanzenanbau, Erntetechnik<br />
und Transportlogistik<br />
Anbau, Lieferung und Konservierung<br />
von Energiepflanzen<br />
Aufbau, Betrieb und Weiterentwicklung<br />
der Aufschluss- und Fermentationsanlagen<br />
Optimierung der Düngerwirkung von Gärresten<br />
Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />
und Seminaren<br />
Xylitol<br />
als Zuckererstatz<br />
Biogas<br />
Abwärme<br />
Restbiomasse<br />
Elektrische<br />
Energie<br />
Blockheiz-<br />
Kraftwerk<br />
Motorkühlsystem<br />
Hochtemperatur-<br />
Wärmepumpe<br />
Fermentation<br />
Biotechnologische<br />
Umwandlung<br />
Abgaswärme<br />
Prozesswärme<br />
Restwärme<br />
Zuckerkonzentrat<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
lignocellulose<br />
TDH<br />
Vakuum-<br />
Verdampfer<br />
Biopolymere als Polyalkanoate (PHA)<br />
aus Glukose und organischen Säuren<br />
Durch die geplanten grenzüberschreitenden For-<br />
schungsprojekte soll die Grundlage für weitere europäische<br />
Forschungsaktivitäten gelegt werden. In Zukunft<br />
möchte das <strong>PFI</strong> jährlich mehrere Projektanträge<br />
im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU stellen. Zum<br />
Aufbau eines dafür erforderlichen Netzwerks sollen<br />
Mitarbeiter verschiedener europäischer Forschungseinrichtungen<br />
zeitweise am <strong>PFI</strong> beschäftigt werden.<br />
Zur Koordinierung dieser Aktivitäten soll mittelfristig<br />
ein europäischer Forschungs- und Entwicklungsleiter<br />
am <strong>PFI</strong> beschäftigt werden. Kleine und Mittelständische<br />
Unternehmen sind zur Zusammenarbeit eingeladen.<br />
Das <strong>PFI</strong> ist gerne bereit, bei der Erstellung der<br />
erforderlichen Projektunterlagen behilflich zu sein.<br />
Weitere Informationen<br />
Dipl.-Ing. (FH) Benjamin Pacan<br />
Telefon: +49 6331 2490 - 840<br />
E-Mail: benjamin.pacan@pfi-biotechnology.de<br />
19
20<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Innovative Methode zum Verpassen von Schuhen<br />
Wann passt der Schuh?<br />
Die Passform von Schuhen ist erfreulicherweise wieder<br />
ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Schuhherstellern,<br />
Handel und Kunden gerückt. Auslöser dafür<br />
waren die Ergebnisse der bundesweiten Fußmessaktion<br />
im Rahmen eines AiF-Forschungsvorhabens<br />
(dessen Ergebnisse in der Veröffentlichung „Der Fußreport“<br />
nachzulesen sind – Bestelladresse am Ende).<br />
Diese Studie hat gezeigt, dass durch die gängige Methode<br />
der Schuhauswahl kaum passende Schuhe gefunden<br />
werden können. Deshalb sollte im Rahmen eines<br />
weiteren AiF-Forschungsprojektes eine innovative<br />
Auswahlmethode für Schuhe entwickelt werden, die<br />
die Auswahl besser passender Schuhe ermöglicht und<br />
aus wirtschaftlicher Sicht praktikabel ist.<br />
Bild 1:<br />
Versorgungsgrad<br />
mit verschiedenen<br />
Weiten bei Frauen<br />
FoRSCHUNG<br />
Der Fuß ist ein Körperteil und naturgemäß dreidimensional.<br />
Bisher wird für die Schuhauswahl aber fast ausschließlich<br />
die Schuhgröße genutzt, ein eindimensionales<br />
Maß für die Fußlänge. Die Weite, also das Maß<br />
für den Ballenumfang, wird in nur wenigen Schuhen<br />
angegeben. Zudem existieren zur Bestimmung der<br />
Weite keine einheitlichen Tabellen, sondern es gibt<br />
viele Tabellen, die – wenn auch meist nur geringfügig<br />
– zudem Unterschiede aufweisen. Die meisten Menschen<br />
kennen ihre Weite nicht. Natürlich wissen die<br />
Kunden, ob sie breite oder sehr schmale Füße haben,<br />
allein schon deshalb, weil sie große Probleme haben,<br />
passende Schuhe zu finden.<br />
Um 90 Prozent der Bevölkerung mit passenden Schuhen<br />
zu versorgen, müsste jede Schuhgröße in acht<br />
Weiten angeboten werden. Das ist schon aus Kostengründen<br />
nicht machbar. Würde jede Schuhgröße in<br />
vier Weiten angeboten, könnten immerhin 60 Prozent<br />
der Kunden fußgerecht versorgt werden (Bild 1). Doch<br />
selbst dann besteht noch ein hohes Risiko, dass die<br />
Schuhe nicht passen. Weitere Fußmaße müssten für<br />
die Auswahl herangezogen werden, was den Kostenaufwand<br />
noch potenzieren würde.<br />
Anatomischer<br />
Ballenumfang<br />
260<br />
250<br />
240<br />
230<br />
220<br />
210<br />
200<br />
190<br />
Anatomischer Ballenumfang<br />
Frauen (alterabhängig)<br />
15-20 21-30 31-40 51-50 51-60 61-70<br />
Altergruppen (Jahre)<br />
- Sigma Mittelwert + Sigma<br />
Bild 2: Streuung des anatomischen Ballenumfangs<br />
bei Frauen
WANN PASST DER SCHUH?<br />
Suche nach<br />
Zusammenhängen<br />
Die Untersuchung für das neue Projekt erfolgte auf<br />
der Basis der Fußmaße, die im Rahmen der Fußmessaktion<br />
gewonnen worden waren. Dazu wurden diese<br />
Fußmaße analysiert und Abhängigkeiten gesucht,<br />
die für eine bessere Schuhauswahl von Bedeutung<br />
sein könnten. Interessant erschienen dafür neben Umfangs-<br />
auch Breiten- und Höhenmaße. Diese Untersuchungen<br />
führten aber zu keiner praktikablen Lösung,<br />
da die Maße eine riesige Streubreite, aber keine eindeutigen<br />
Abhängigkeiten aufwiesen. Als Beispiel sei<br />
hier der anatomische Ballenumfang, gemessen über<br />
den Groß- und Kleinzehenballen, genannt: Bei den<br />
Frauen betrug der Mittelwert 231,3 mm, wies aber bei<br />
allen Altersgruppen eine große Streuung auf (Bild 2).<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei Füßen<br />
alle Maßkombinationen auftreten können. Aus<br />
den Maßen lassen sich keine Fußtypen ableiten. Dieses<br />
Ergebnis war aber nicht befriedigend, vor allem da bei<br />
der Auswertung der Maße unterschiedliche Fußformen<br />
ins Auge fielen, wie Bild 3 zu entnehmen ist.<br />
Tabelle 1: Fußtypen<br />
Variante Grenzwert<br />
für Ferse-Rist-<br />
Breiten-<br />
Differenz<br />
in mm<br />
Grenzwert<br />
für Rist-Ballen-<br />
Breiten-<br />
Differenz<br />
in mm<br />
Anteil<br />
des Fußtyps<br />
A1<br />
in Prozent<br />
Anteil<br />
des Fußtyps<br />
A2<br />
in Prozent<br />
Anteil<br />
des Fußtyps<br />
B1<br />
in Prozent<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Unterschiedliche<br />
Fußformen definieren<br />
Daher wurde die Herangehensweise an<br />
die Untersuchung der Fußmaße geändert.<br />
Die Fragestellung lautete: Was macht die<br />
Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Fußformen aus? Die Antwort besteht in<br />
den Unterschieden der Breitenmaße. Untersucht<br />
wurden deshalb diese offensichtlichen<br />
Unterschiede. Verwendet wurden<br />
die maximalen Breiten des Fersenmaßes<br />
bei 20 Prozent der Fußlänge, die Ristbreite<br />
bei 50 Prozent der Fußlänge und der<br />
projizierten maximale Ballenbreite.<br />
Die Differenz zwischen den einzelnen Maßen wurde<br />
berechnet und bestimmten Fußtypen zugeordnet (Tabelle<br />
1). Es wurden die Fußtypen A1, A2, B1 und B2<br />
festgelegt. Dabei beschreibt der Buchstabe den Rückfuß,<br />
die Zahl den Vorfuß. Bei den Frauen wurde bei<br />
einer Differenz zwischen Fersenbreite und Ristbreite<br />
kleiner/gleich 17 mm der Fußtyp A zugeordnet. War<br />
der Wert größer als 17 mm, entsprach dies einem Typ<br />
B. Betrug die Differenz zwischen projizierter Ballenbreite<br />
und Ristbreite kleiner/gleich 11 mm, lag ein Typ<br />
1 vor; bei einer Differenz größer als 11 mm ein Typ 2.<br />
Anteil<br />
des Fußtyps<br />
B2<br />
in Prozent<br />
16_9 16 9 5% 31% 20% 44%<br />
16_11 16 11 10% 25% 35% 30%<br />
16_12 16 12 14% 21% 42% 23%<br />
16_13 16 13 18% 17% 49% 16%<br />
14_11 14 11 5% 15% 40% 40%<br />
15_11 15 11 7% 20% 38% 36%<br />
16_11 16 11 10% 25% 35% 30%<br />
17_11 17 11 14% 31% 31% 25%<br />
18_11 18 11 19% 36% 26% 19%<br />
Bild 3: Verschiedene Fußformen<br />
21
22<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Hier ein paar Beispiele zur Verdeutlichung:<br />
Bei einem Fuß betrug die maximale Fersenbreite 61<br />
mm, die maximale Ristbreite 77 mm und die projizierte<br />
Ballenbreite 86 mm. Somit beträgt die Differenz<br />
zwischen der Ristbreite und der Fersenbreite 77 - 61 =<br />
16 mm, das heißt die Differenz ist kleiner als 17 mm, es<br />
ist ein Rückfußtyp A.<br />
Die Differenz zwischen projizierter<br />
Ballenbreite und Ristbreite beträgt<br />
86 - 77 = 9 mm, das heißt die Differenz<br />
ist kleiner als 11, und somit liegt<br />
ein Vorfußtyp 1 vor. Dem Fuß wurde<br />
der Typ A1 zugeordnet (Bild 4).<br />
Bei einem anderen Fuß betrug<br />
die maximale Fersenbreite 64<br />
mm, die maximale Ristbreite 88<br />
mm und die projizierte Ballenbreite<br />
104 mm. Demzufolge beträgt<br />
die Differenz zwischen der<br />
Ristbreite und der Fersenbreite<br />
88 - 64 = 24 mm, das heißt die<br />
Differenz ist größer als 17 mm, es<br />
ist ein Rückfußtyp B (Bild 5).<br />
Die Differenz zwischen projizierter Ballenbreite und<br />
Ristbreite beträgt 104 - 88 = 16 mm, das heißt die Differenz<br />
ist größer als 11, es ist ein Vorfußtyp 2. Dem Fuß<br />
wurde der Typ B2 zugeordnet (siehe Bild 6).<br />
Diese verschiedenen Fußtypen können nicht durch<br />
konventionelles Gradieren gewonnen werden, da dabei<br />
die Ferse proportional zum Ballenmaß vergrößert<br />
oder verkleinert wird.<br />
FoRSCHUNG<br />
Innovative Methode zum Verpassen von Schuhen<br />
Wann passt der Schuh?<br />
Bild 4:<br />
Testperson mit<br />
Fußtyp A1<br />
Bild 5:<br />
Testperson<br />
mit Fußtyp B2<br />
leistenentwicklung<br />
Anschließend wurden die Fußmaße in allen Schuhgrößen<br />
nach diesen Fußtypen sortiert und nach Häufigkeiten<br />
der verschiedenen anderen Fußmaße gesucht,<br />
um diesen Typen weitere Maße zuordnen zu können.<br />
Anhand dieser Ergebnisse wurden die Maße für Leisten<br />
für Straßenschuhe mit Verschluss und einer flachen<br />
Sprengung festgelegt. Für die Mustergröße 37 wurde<br />
den Leisten vom Typ A eine Fersenbreite der Leistensohle<br />
von 58 mm zugeordnet, den Leisten vom Typ B<br />
55 mm. Für den Fußtyp A1 wurde die mittlere Weite,<br />
die Weite 5 mit 215 mm gewählt, für die Typen A2 und<br />
B1 die Weite 6 mit 220 mm und für den Typ B2 die<br />
Weite 7 mit 225 mm. Der Vergleich der Typen ergab,<br />
dass die Typen A2 und B1 sich nur in der Fersenbreite<br />
unterscheiden. Für die Tests wurde deshalb noch ein<br />
Leisten als Zusammenfassung dieser beiden kreiert.<br />
Der Typ A2B1 unterscheidet sich demnach nur in der<br />
Fersenbreite der Leistensohle, die 57 mm beträgt.<br />
Die Risthöhe war für alle Fußtypen gleich und betrug<br />
65 mm.<br />
Das gleiche erfolgte für Pumpsleisten, für die etwas<br />
andere, schmalere Werte bei der Fersenbreite gewählt<br />
wurden. Der Typ A erhielt eine Fersenbreite von 54<br />
mm und der Typ B 50 mm. Die Pumps wurden mit einer<br />
Fersensprengung von 60 mm gearbeitet. Dieses<br />
Mal wurde kein zusammengefasster Leisten A2B1 gefertigt,<br />
da die erhöhten Passformanforderungen an<br />
diesen Schuhtyp keine Kompromisse zulassen.<br />
Bild 6: Testperson mit Schuhtyp B2
WANN PASST DER SCHUH?<br />
Trageproben<br />
Über diese Leisten wurden Schuhe gefertigt, die für<br />
Trageproben verwendet wurden. Die Füße der Testpersonen<br />
wurden gemessen und dem entsprechenden<br />
Fußtyp zugeordnet. Für die Bewertung wurden alle<br />
Schuhtypen anprobiert beziehungsweise bei einem<br />
augenfällig klaren Fußtyp gleich der entsprechende<br />
Schuh ausgewählt. Die Bewertung erfolgte sowohl<br />
durch die Testperson als auch durch die Bearbeiterin.<br />
Die Trageproben zeigten, dass neben der Weite auch<br />
die Passform der Ferse sehr wichtig ist. Testpersonen<br />
mit einer schlanken Ferse passten die Schuhe des Typs<br />
B besser als der Typ A. Dagegen fühlten sich Testpersonen<br />
mit einer breiteren Ferse in Schuhen des Typs A<br />
wohler. Unter den Probanden fanden sich aber auch<br />
Personen, für die die angebotenen Weiten nicht in<br />
Frage kamen, da ihre Füße eine noch kleinere Weite<br />
benötigten. Durch Kombination der Ergebnisse dieses<br />
Projektes und größeren Gradierstufen (siehe Abschlussbericht<br />
des AiF-Forschungsprojekts 14993) kann<br />
ein deutlich besserer Versorgungsgrad mit passenden<br />
Schuhen erreicht werden.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Die detaillierten Ergebnisse sind dem Abschlussbericht<br />
des <strong>PFI</strong> zum AiF-Projekt 15857 zu entnehmen. Das Forschungsprojekt<br />
wurde über die AiF im Rahmen des<br />
Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung<br />
und -entwicklung vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Technologie auf Grund eines<br />
Beschlusses des deutschen Bundestages gefördert.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Monika Richter<br />
<strong>PFI</strong> Pirmasens e.V.<br />
Telefon: +49 6331 - 249027<br />
E-Mail: monika.richter@pfi-germany.de<br />
23
24<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Die hohe Toxizität von Chrom VI und die Einführung<br />
eines Grenzwertes für Chrom VI in Gebrauchsgegenständen<br />
aus leder machen es unabdingbar, die Mechanismen<br />
aufzuklären, die zur Chrom-VI-Bildung in<br />
leder führen. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt<br />
haben das Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens<br />
und das lederinstitut Gerberschule Reutlingen die Zusammenhänge<br />
von Gesamtchrom, löslichem Gesamtchrom<br />
und hauteigenen Inhaltsstoffen mit der Chrom-<br />
VI-Bildung in leder und lederartikeln untersucht.<br />
CHEMIE<br />
Forschungsprojekt <strong>PFI</strong> und LGR<br />
Wie entsteht Chrom VI<br />
in Leder und Lederartikeln?<br />
Bei der Prüfung von Schuhen und Lederartikeln auf<br />
Schadstoffe wird immer wieder das stark gesundheitsgefährdende<br />
Chrom VI gefunden. In einer aktuellen<br />
Laborstudie an 60 Schuhen unterschiedlicher Modelle<br />
mit teils mehreren Ledern wurden sechs Modelle mit<br />
erhöhten Chrom-VI-Werten entdeckt. Unter den restlichen<br />
54 Modellen ohne auffällige Chrom-VI-Werte<br />
konnte nach einer Alterungsbehandlung, bei der die<br />
Leder 24 Stunden bei 80 °C inkubiert werden, bei elf<br />
Modellen Chrom VI nachgewiesen werden. Das Bundesinstitut<br />
für Risikobewertung hatte schon seit längerem<br />
ein Verbot für die Anwesenheit von Chrom VI<br />
ab 3 mg/kg für Gebrauchsgegenstände aus Leder empfohlen.<br />
Deshalb wurde in die 18. Verordnung zur Änderung<br />
der Bedarfsgegenständeverordnung vom 3. August<br />
2010 eine Regelung für Chrom VI aufgenommen.<br />
Bei Überschreitung des Chrom-VI-Grenzwertes sind Bedarfsgegenstände<br />
nicht mehr verkehrsfähig und müssen<br />
vom Markt genommen werden. Das kann erheblichen<br />
Schaden für Hersteller und Handel bedeuten.<br />
Chrom als Gerbstoff<br />
Die Gerbung mit Chrom-III-Salzen ist die wichtigste<br />
Gerbmethode für Leder. Chromgegerbtes Leder<br />
zeichnet sich durch Festigkeit und Geschmeidigkeit<br />
aus. Dank seiner Eigenschaften wird Chromleder in<br />
vielen Produkten eingesetzt: für Schuhe und Bekleidung,<br />
aber auch für Möbel und für die Innenausstattungen<br />
von Autos.<br />
Welche Funktion erfüllt das Chrom<br />
beim Gerben?<br />
Leder ist ein Produkt aus Tierhäuten, die durch<br />
Gerbung haltbar gemacht werden. Der Gerbstoff
FoRSCHUNGSPRoJEKT <strong>PFI</strong> UND lGR<br />
Projekt und Projektziele<br />
Der vollständige Titel des Forschungsprojektes lautet<br />
„Untersuchungen zur Ermittlung der Zusammenhänge<br />
von löslichem Gesamtchrom sowie hauteigenen<br />
Inhaltsstoffen mit der Chrom(VI)-Bildung in leder und<br />
lederartikeln“. Es wurde als IGF-Vorhaben Nr. 15845 N<br />
der Forschungsvereinigung Leder (FGL) über die AiF im<br />
Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen<br />
Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
gefördert.<br />
Ziel des gemeinsamen Forschungsprojekts von <strong>PFI</strong> und<br />
dem Lederinstitut Gerberschule war es, die Zusammenhänge<br />
zwischen Gesamtchromgehalt, löslichem<br />
Gesamtchrom und hauteigenen Inhaltsstoffen mit der<br />
Chrom-VI-Bildung zu erkennen und die Mechanismen<br />
zu verstehen.<br />
Chrom lagert sich während der Gerbung an die Kollagenfasern<br />
der Tierhaut an. So schrumpft das Leder<br />
nicht ein, es bleibt geschmeidig und behält seine<br />
Festigkeit. Die bei der Chromgerbung verwendeten<br />
Chrom-III-Salze sind nur sehr geringfügig toxisch,<br />
da sie nur schlecht vom Körper resorbiert werden.<br />
Bei empfindlichen Menschen kann Chrom III lokale<br />
Hautreizungen verursachen. Das hochgefährliche<br />
Chrom VI kann – begünstigt durch Oxidationsprozesse<br />
und alkalische pH-Werte – aus Chrom III gebildet<br />
werden. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft<br />
verhält es sich so, dass Chrom VI im Gegensatz zu<br />
Chrom III die Zellmembran durchdringt. Chrom VI<br />
ist stark toxisch, allergen und kanzerogen.<br />
Vorgehensweise<br />
Chrom III<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Für das Projekt wurden zunächst unterschiedliche<br />
Ober- und Futterleder hergestellt: Leder mit hohen<br />
und niedrigen Chromgerbstoffgehalten, mit und ohne<br />
Fixierung, mit verschiedenen Fettungsmitteln sowie<br />
Leder hoher Schichtdicke und Leder mit hoher Chrom-<br />
VI-Belastung. Als Messgrößen wurden die Gehalte an<br />
Gesamtchrom, löslichem Gesamtchrom und Chrom VI<br />
herangezogen. Welche Aussagen liefern diese Messgrößen?<br />
Gesamtchrom bezeichnet die gesamte Menge an<br />
Chrom, die in einem Leder enthalten ist. Um dies zu<br />
bestimmen, muss das Leder durch Säureeinwirkung<br />
zerstört werden.<br />
lösliches Gesamtchrom ist der Chromanteil eines Leders,<br />
der durch das Einwirken von wässrigen Salzlösungen,<br />
die dem menschlichen Schweiß nachempfunden<br />
sind, aus dem Leder herausgelöst werden kann,<br />
ohne dabei die Leder zu zerstören. Dies simuliert die<br />
mögliche Chrombelastung für den Menschen, die beim<br />
Tragen der Lederprodukte entstehen kann.<br />
Chrom VI wird ebenfalls durch Einwirkung von wässrigen<br />
Salzlösungen aus dem Leder herausgelöst. Der<br />
Unterschied liegt darin, dass hier ausschließlich Chrom,<br />
das chemisch gesehen in der Oxidationsform Chrom VI<br />
vorliegt, ermittelt wird. Die wichtigste Frage war, ob,<br />
und wenn ja, wie die drei Messgrößen in Korrelation<br />
stehen. Im Allgemeinen werden die Labortests auf<br />
Chrom VI vor Beginn oder am Anfang der Schuhproduktion<br />
durchgeführt. Es war daher wichtig, den Einfluss<br />
von Lagerung, Hitze, Licht und Klebstoffen mit in<br />
die Untersuchungen einzubeziehen.<br />
oxidation<br />
Reduktion<br />
Vereinfachte Darstellung der Umlagerung<br />
von Chrom III in Chrom VI<br />
Chrom VI<br />
25
26<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Ergebnisse für verschiedene leder<br />
Fettung und Chromgerbstoffangebot<br />
Während der Lederherstellung war die Wahl des Fettungsmittels<br />
entscheidend für die Chrom-VI-Bildung.<br />
Ledereigene Hautbestandteile dagegen hatten bei<br />
den durchgeführten Untersuchungen keinen Einfluss<br />
auf die Chrom-VI-Werte. Der Einsatz hoher Mengen an<br />
Chromgerbstoff führte bei den Ledern zu hohen Gehalten<br />
an Gesamtchrom und löslichem Gesamtchrom.<br />
Durch Fixierung der Leder mit Dicarbonsäuren konnte<br />
die Menge an löslichem Gesamtchrom vermindert<br />
werden. Eine Korrelation von hohen Gesamtchromgehalten<br />
und hohen Gehalten an löslichem Gesamtchrom<br />
zum Chrom-VI-Gehalt der Leder konnte dabei<br />
nicht festgestellt werden.<br />
Alterung und UV-Bestrahlung<br />
Ein größerer Einfluss auf die Chrom-VI-Bildung in den<br />
Ledern konnte durch Alterung und UV-Bestrahlung<br />
erreicht werden. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen<br />
von Untersuchungen der Lederschichten wider.<br />
Die Leder wurden dazu vierfach gespalten. In den Lederaußenschichten,<br />
die den Umwelteinflüssen direkt<br />
ausgesetzt sind, waren die Chrom-VI-Gehalte höher<br />
als in den inneren Schichten.<br />
CHEMIE<br />
Forschungsprojekt <strong>PFI</strong> und LGR<br />
Wie entsteht Chrom VI<br />
in Leder und Lederartikeln?<br />
Klebstoffe und Hitze<br />
Des Weiteren wurde der Effekt von drei verschiedenen<br />
Klebstoffen auf die Chrom-VI-Bildung getestet. Hierzu<br />
wurden Leder mit Naturlatexklebstoff, Syntheselatexklebstoff<br />
und einem PU-Dispersionsklebstoff behandelt.<br />
Um die Schuhproduktion zu simulieren, wurden<br />
die Leder zusätzlich hitzebehandelt. Die Klebstoffbehandlung<br />
führte bei einigen getesteten Futterledern<br />
zu deutlich erhöhten Chrom-VI-Werten, Oberleder dagegen<br />
zeigten kaum einen Anstieg der Chrom-VI-Werte.<br />
Klebstoffbehandlung und Hitze führte bei Ledern<br />
mit hohen Chrom-VI-Ausgangsgehalten eher zu einer<br />
leichten Verringerung der Chrom-VI-Werte. Bei niedrigeren<br />
Chrom-VI-Ausgangsgehalten war eine leichte<br />
Zunahme der Chrom-VI-Werte zu beobachten.<br />
Reduktionsmittel<br />
Darüber hinaus wurde die Wirkung von Reduktionsmitteln<br />
auf die Chrom-VI-Gehalte der Leder untersucht,<br />
und zwar sowohl im Flottenprozess als auch<br />
nach Sprühapplikation. Reduktionsmittel verhindern<br />
zum einen die Bildung von Chrom VI und verringern<br />
die Konzentration an bereits vorhandenem Chrom<br />
VI. Der Einsatz der Reduktionsmittel führte durchweg<br />
zu niedrigeren Chrom-VI-Werten der Leder. Die reduzierende<br />
Wirkung konnte auch nach Hitze- und Klebstoffbehandlung<br />
aufrecht erhalten werden.<br />
Verarbeitete Futterleder<br />
am Schuhschaft
FoRSCHUNGSPRoJEKT <strong>PFI</strong> UND lGR<br />
Um schichtweise Untersuchungen<br />
durchführen zu können, wurden<br />
die leder vierfach gespalten<br />
Tests an Schuhen<br />
Neben den Untersuchungen an den Ledern wurden<br />
auch Schuhe hergestellt und die Leder anschließend<br />
im Labor untersucht. Für die Schuhproduktion wurden<br />
Ober- und Futterleder mit unterschiedlichen Gehalten<br />
an Chromgerbstoff ausgewählt und zwei verschiedene<br />
Klebstoffe verwendet. An einem Schuh befanden sich<br />
vier Oberleder und vier Futterleder in den Positionen<br />
Spitze, Ferse, Seite links und Seite rechts. Die verwendeten<br />
Leder hatten vor der Schuhproduktion keine<br />
Chrom-VI-Gehalte über 3,0 mg/kg. Insgesamt wurden<br />
von den Schuhen 32 Oberleder und 32 Futterleder auf<br />
ihren Chrom-VI-Gehalt untersucht. Keines der untersuchten<br />
Oberleder am Schuh zeigte erhöhte Chrom-<br />
VI-Werte. Bei den Futterledern wurden fünf Futterleder<br />
mit Chrom-VI-Werten über 3,0 mg/kg gefunden.<br />
Ein Langzeittest der Schuhe über drei Monate ergab<br />
einen leichten Anstieg der Chrom-VI-Werte in Abhängigkeit<br />
von der eingesetzten Chromgerbstoffmenge.<br />
Die erhöhten Chrom-VI-Werte in den Schuhen konnten<br />
durch Sprühapplikation von Reduktionsmitteln<br />
weitestgehend verringert werden. Nach einer vierwöchigen<br />
Behandlung der Schuhe mit Reduktionsmittel<br />
wurden einzelne Leder am Schuh nochmals hinsichtlich<br />
der Chrom-VI-Gehalte untersucht. Das Reduktionsmittel<br />
büsste etwas an Potential ein, die Chrom-VI-<br />
Werte der Leder an den Schuhen lagen aber immer<br />
noch unter dem gesetzlichen Grenzwert für Chrom VI<br />
von 3,0 mg/kg.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass mit gezielten<br />
Maßnahmen eine Minimierung des Risikos der<br />
Chrom-VI-Bildung in Lederprodukten – im Sinne des<br />
vorbeugenden Gesundheitsschutzes für Verbraucher<br />
– möglich ist. Der komplette Forschungsbericht kann<br />
über die Kontaktadresse angefordert werden.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Kerstin Schulte<br />
Abteilungsleiterin<br />
Chemische Analytik und Forschung<br />
Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens<br />
Marie-Curie-Straße 19<br />
66953 Pirmasens<br />
Telefon: +49 6331 2490 712<br />
Telefax: +49 6331 2490 60<br />
E-Mail: kerstin.schulte@pfi-germany.de<br />
27
28<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
<strong>PFI</strong> nimmt am Ringversuch zur Prüfung von Wet-white teil<br />
Schimmelpilzfestigkeit von<br />
Leder und Zwischenprodukten<br />
Immer wieder verursacht der Schimmelbefall von Rohstoffen<br />
und Fertigprodukten erhebliche wirtschaftliche<br />
Schäden und beeinträchtigt gegebenenfalls auch<br />
die Gesundheit von Mitarbeitern. Auslöser für Schimmelbefall<br />
sind oft ein hoher Wasser- bzw. Feuchtegehalt<br />
von mikrobiell anfälligen Zwischenprodukten<br />
und/oder nachteilige klimatische Verhältnisse (Regenzeit)<br />
in den Produktionsstätten in Fernost. Aus diesem<br />
Grund sind Prüfungen von lederzwischenprodukten<br />
auf Schimmelpilzfestigkeit im Rahmen von Qualitätskontrollen<br />
nicht nur hilfreich, sondern erforderlich. So<br />
können minderwertige Rohstoffe ausgemustert werden<br />
und einem möglichen Befall sowie einer weiteren<br />
Ausbreitung von Schimmelpilzen kann effektiv vorgebeugt<br />
werden.<br />
MIKRoBIoloGIE<br />
Tegewa e.V. (der Verband der Hersteller von Textil-,<br />
Papier-, Leder- und Pelzhilfs- und -farbmitteln, Tensiden,<br />
Komplexbildnern, Antimikrobiellen Mitteln, Polymeren<br />
Flockungsmitteln, Kosmetischen Rohstoffen<br />
und Pharmazeutischen Hilfsstoffen oder verwandten<br />
Produkten) befasst sich mit aktuellen Themen aus den<br />
genannten Bereichen mit dem Ziel, den Mitgliedern<br />
und dem Markt praxisgerechte Lösungen anbieten zu<br />
können.<br />
Im vergangenen Sommer wurde innerhalb der Tegewa-Fachgruppe<br />
Lederhilfsmittel die Projektgruppe<br />
„Schimmelpilzfestigkeit“ eingerichtet, die sich mit<br />
Fragen zu diesem Thema befasst. Die Mitglieder der<br />
Projektgruppe kommen aus der Industrie sowie von<br />
Forschungsinstituten.<br />
Im Laufe der Jahre haben sich die Konservierungsmethoden<br />
für Leder - und Lederzwischenprodukte gewandelt.<br />
So stellte sich auch die Frage, ob die 1996 von<br />
der oben genannten Fachgruppe veröffentlichten, zuverlässigen<br />
und dennoch relativ einfachen Labormethode<br />
zur Prüfung der Schimmelpilzfestigkeit von so<br />
genannten Wet-blue (chromgegerbte Lederprodukte)<br />
auch auf die mittlerweile weit verbreiteten Wet-white<br />
(Glutaraldehyd-gegerbte Lederprodukte) anwendbar<br />
ist.<br />
Hierzu wurde zu Jahresende 2010 ein Ringversuch<br />
durchgeführt, an dem fünf Partner teilnahmen, darunter<br />
auch das <strong>PFI</strong>.
Methodik des Ringversuchs<br />
Die Methode basiert auf einem Agardiffussionstest,<br />
der auch als Bewuchstest bekannt ist. Ausgestanzte<br />
Prüflinge werden sowohl mit der Fleisch- als auch mit<br />
der Narbenseite auf jeweils mit Sporen eines bestimmten<br />
Testkeimes gleichmäßig beimpften Agarplatten<br />
aufgelegt und bei erhöhter Temperatur und Feuchte<br />
bebrütet. Dadurch bewächst der Testkeim, ein Schimmelpilz,<br />
zunächst den Agar und je nach Konservierungszustand<br />
gegebenenfalls auch den Prüfling selbst.<br />
Jeweils wöchentlich erfolgte eine Bewertung. Hierzu<br />
wurde ein gegebenenfalls um den Prüfling herum bestehender<br />
Hemmhof erfasst und vermessen.<br />
Bei mangelnder Schimmelpilzfestigkeit (Bewertung<br />
1/A, A= Ausdehnung des Bewuchses) erfolgt ein meist<br />
randständig beginnender und allmählich fortschreitender<br />
Bewuchs des Prüflings, dessen Ausdehnung<br />
ebenfalls vermessen wurde.<br />
Bei ausreichender Konservierung weisen die Proben<br />
nach beendetem Inkubationszeitraum keinen Bewuchs<br />
auf (Bewertung 0/0) beziehungsweise eventuell zusätzlich<br />
eine Zone ohne Pilzwachstum unmittelbar um<br />
die Proben (Bewertung 0/H, H= Angabe des Hemmhofes<br />
in mm) und erfüllen damit über diese Zeitspanne<br />
die Anforderung der notwendigen Stabilität der Materialmuster<br />
gegenüber Schimmelbefall.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Prüfmuster, Glutaraldehyd gegerbte „Wet white“<br />
Kontrollplatten mit unterschiedlichen Testkeimen<br />
(von links nach rechts): Aspergillus niger, Penicillium sp.,<br />
Trichoderma viridae, Hormoconis resinae<br />
a b c d<br />
Schimmelbildung durch natürliche Keimfracht, ganz<br />
links auf unbehandelten Prüfmustern (a); Prüflinge<br />
mit drei unterschiedlichen, steigenden Konzentrationen<br />
eines Konservierungsmittels (rechts daneben, b<br />
bis d) weisen dagegen Schimmelpilzfestigkeit auf<br />
29
30<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
<strong>PFI</strong> nimmt am Ringversuch zur Prüfung von Wet-white teil<br />
Schimmelpilzfestigkeit von<br />
Leder und Zwischenprodukten<br />
Durchführung des Ringversuches<br />
Die ursprüngliche Methode wurde auf Grund neuer<br />
Erkenntnisse und Erfahrungen der Teilnehmer aktualisiert.<br />
Die Experten einigten sich auf einige Modifikationen,<br />
wie die Optimierung der Kulturbedingungen<br />
und die Verlängerung der Inkubationszeit von 21 auf<br />
28 Tage unter Beibehaltung der wöchentlichen Begutachtung.<br />
Zusätzlich wurde das Keimspektrum der<br />
eingesetzten Schimmel-Testkeime erweitert um Hormoconis<br />
resinae, ein Materialschädling, der häufig<br />
auf Lederprodukten zu finden ist. Dadurch umfasst<br />
das Spektrum der Testkeime vier Arten: Aspergillus<br />
sp., Penicillium sp., Trichoderma viridae und den bereits<br />
erwähnten Hormoconis resinae. Der Einsatz einer<br />
Pilzsporenmischung wurde (wie auch in der ursprünglichen<br />
Methode) definitiv ausgeschlossen, um repro-<br />
Schimmelpilzfestigkeit gegenüber Penicillium sp.<br />
nach sieben Tagen; Hemmhofbildung bei behandelten<br />
Prüfmustern (b bis d)<br />
MIKRoBIoloGIE<br />
duzierbare mikrobiologische Ergebnisse erzielen zu<br />
können. Bei der Überarbeitung des Verfahrens wurde<br />
auch die Erfassung der natürlichen Keimfracht (Bioburden)<br />
berücksichtigt, sowie die interne Kontrolle an<br />
nicht behandelten Prüflingen.<br />
Die Bereitstellung verschiedener Prüfmuster für den<br />
Ringversuch erfolgte durch das Unternehmen Südleder<br />
GmbH & Co. Untersucht wurden Proben ohne Wirkstoff<br />
beziehungsweise mit vier unterschiedlichen Konzentrationen<br />
des Hemmstoffes 2-(Thiocyanomethylthio)-<br />
Benzothiazol (TCMTB). Die chemische Überprüfung<br />
des Gehaltes an Wirkstoff erfolgte am ebenfalls am<br />
Ringversuch beteiligten Forschungsinstitut für Leder<br />
und Kunststoffbahnen (FILK).<br />
a b c d a b c d<br />
Schimmelpilzfestigkeit gegenüber Aspergillus niger,<br />
unbehandelte Proben werden vollständig bewachsen (a)<br />
und Proben mit geringer Konservierung randständig (b).<br />
Proben mit höherer Konzentration an Wirkstoff weisen<br />
ausreichende Schimmelpilzfestigkeit auf (c, d).
Ergebnisse und Fazit<br />
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der tatsächlich<br />
vorhandenen Wirkstoffkonzentration und der<br />
Schimmelpilzfestigkeit gegenüber den jeweiligen Testkeimen.<br />
Nicht behandelte Proben weisen gegenüber<br />
allen Schimmelpilzen meist schon nach wenigen Tagen<br />
Schimmelbefall auf. Ab einer gewissen Wirkstoffkonzentration<br />
weisen alle Prüflinge gegenüber den verschiedenen<br />
Schimmelpilzen entsprechende Festigkeit<br />
auf, so dass die Prüflinge selbst nach vier Wochen Inkubation<br />
frei von Bewuchs sind, teilweise sogar noch<br />
über einen Zeitraum von zwei Wochen Hemmhöfe aufweisen,<br />
wie im Falle von Hormoconis resinae. Fleischund<br />
Narbenseite weisen – sofern überhaupt vorhanden<br />
– nur geringe Unterschiede auf. Dennoch ist eine<br />
Untersuchung beider Seiten dringend zu empfehlen.<br />
1/A<br />
0/0<br />
Trichoderma viridae<br />
0% 0,05% 0,1% 0,2%<br />
Wirkstoffkonzentration (in %)<br />
Konzentrationsabhängige Schimmelpilzfestigkeit<br />
gegenüber Trichoderma viridae<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die oben<br />
beschriebene aktualisierte Methode sich eignet, um<br />
die Schimmelpilzfestigkeit von Wet-white zu prüfen<br />
und zu beurteilen.<br />
Dennoch ist zu beachten, dass eine vorab im Labor<br />
überprüfte Stabilität von Prüfmustern gegenüber<br />
Schimmelbefall keine absolute Garantie ist. Zusätzlich<br />
sind übliche Maßnahmen zur Vermeidung von Schimmelbefall<br />
sinnvoll und zweckmäßig.<br />
Die Ergebnisse des Ringversuches wurden auf der Jahrestagung<br />
des Vereins für Gerberei Chemie und Technik<br />
(VGCT) im Mai 2011 am ISC vorgestellt.<br />
Weitere Information:<br />
Dipl.-Biologin Michaela Würtz<br />
Telefon: +49 6331 2490 550<br />
E-Mail: michaela.wuertz@pfi-germany.de<br />
7d<br />
14d<br />
21d<br />
28d<br />
31
32<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Neuerungen beim Challengetestverfahren ASTM-E 2149<br />
Bestimmung der antibakteriellen<br />
Wirkung aktualisiert<br />
Ende 2010 wurde die amerikanische Norm zur Bestimmung<br />
der antibakteriellen Wirkung nach ASTM-E 2149<br />
aktualisiert. Hierbei handelt es sich um ein so genanntes<br />
Challengetestverfahren, das auch in der Schuhbranche<br />
zum Einsatz kommt, und zwar insbesondere<br />
bei Verbundmaterialien und komplexen Schuhteilen.<br />
Antibakteriell ausgerüstete Materialien sind Stand der<br />
Technik und werden vielfach im Bekleidungssektor<br />
einschließlich Schuhen und Schuhbestandteilen eingesetzt,<br />
um unerwünschte Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen<br />
durch Bakterien zu minimieren.<br />
Shake-Flask-test<br />
unter dynamischen Kontaktbedingungen<br />
MIKRoBIoloGIE<br />
Die weit über die USA hinaus verbreitete, international<br />
angewendete Norm ASTM-E 2149 dient zur Bestimmung<br />
der antibakteriellen Wirkung einer Vielzahl<br />
entsprechend ausgerüsteter Materialien und Verbundsysteme,<br />
wie zum Beispiel Einlegesohlen, bei denen<br />
der Wirkstoff immobilisiert ist und nicht diffundiert.<br />
Besonders häufig herangezogen wird diese Prüfung<br />
von Ausrüstern und Entwicklern antibakterieller Produkte<br />
sowie von Händlern, die entsprechend beworbene<br />
Ware in Verkehr bringen und im Rahmen der<br />
Qualitätssicherung stichprobenartig kontrollieren wollen.<br />
Probenahme
Verfahren in der Schuhindustrie<br />
weit verbreitet<br />
Vorteil dieses Challengetestverfahrens ist eine sichere<br />
labortechnische Durchführung vor allem an komplexen<br />
Verbundsystemen und Prüflingen und solchen,<br />
die nicht plan sind, so wie dies in der Regel bei Schuhkomponenten<br />
der Fall ist. Zudem ist hierbei – im Gegensatz<br />
zu anderen Verfahren – kein identisches, nicht<br />
ausgerüstetes Kontrollmaterial zur Durchführung der<br />
Prüfung und Bewertung der antibakteriellen Aktivität<br />
erforderlich. Diese Tatsachen haben dazu geführt,<br />
dass dieses Verfahren in der Schuhindustrie breite Anwendung<br />
findet.<br />
Ausplattieren der Proben<br />
zur Bestimmung der lebendkeimzahl<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Bei diesem quantitativen Verfahren werden antibakteriell<br />
ausgerüstete Prüflinge (und gegebenenfalls<br />
auch nicht ausgerüstete Kontrollmaterialien) in einer<br />
Bakteriensuspension mit definierter Keimzahl eines<br />
bestimmten Testorganismus geschüttelt. Daher ist das<br />
Verfahren im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch<br />
auch unter dem Namen „shake-flask-test“ bekannt.<br />
Zunächst erfolgt eine Bestimmung der Ausgangskeimzahl.<br />
Nach Inkubation über definierte Zeiträume unter<br />
dynamischen Bedingungen wird die Anzahl lebensfähiger<br />
Bakterien bestimmt und die antibakterielle Aktivität<br />
berechnet.<br />
33
KBE<br />
1,0E+08<br />
1,0E+07<br />
1,0E+06<br />
1,0E+05<br />
1,0E+04<br />
1,0E+03<br />
1,0E+02<br />
1,0E+01<br />
1,0E+00<br />
34<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
MIKRoBIoloGIE<br />
Neuerungen beim Challengetestverfahren ASTM-E 2149<br />
Bestimmung der antibakteriellen<br />
Wirkung aktualisiert<br />
Inkubation der Nährmedienplatten<br />
Beispiel eines Materials mit antibakterieller<br />
Wirkung am Beispiel von Klebsiella pneumoniae<br />
0h<br />
1h<br />
5,0E+05<br />
2h<br />
6,9E+04<br />
3h<br />
3,3E+06<br />
4h<br />
5h<br />
6h<br />
7h<br />
8h<br />
9h<br />
10h<br />
11h<br />
12h<br />
Zeit<br />
13h<br />
14h<br />
15h<br />
16h<br />
17h<br />
Antibakterielle Wirkung kann auch<br />
in „logstufen“ angegeben werden<br />
Die antibakterielle Wirkung kann gemäß aktualisierter<br />
Version wahlweise wie gewohnt als prozentuale<br />
Keimzahlreduktion angegeben werden oder als Differenz<br />
der dekadischen Logarithmen, umgangssprachlich<br />
auch als „Logstufen“ bekannt. Dabei handelt es<br />
sich lediglich um eine unterschiedliche mathematische<br />
Darstellung der tatsächlich ermittelten Laborwerte.<br />
Abhängig vom Material, vom Wirkstoff und dem jeweiligen<br />
Einsatzbereich sind unterschiedliche Anforderungen<br />
zu erfüllen, die zwischen den jeweiligen<br />
Vertragsparteien festzulegen sind. Daher erfolgt gemäß<br />
der genannten Norm die Bestimmung der antibakteriellen<br />
Aktivität, nicht jedoch eine Bewertung<br />
der Resultate.<br />
Eine Prüfung auf antibakterielle Wirksamkeit sollte<br />
grundsätzlich die unabhängige Prüfung gegenüber<br />
jeweils einem gram-positiven und einem gram-negativen<br />
Bakterium beinhalten, da diese sich grundsätzlich<br />
in ihrem Zellaufbau voneinander unterscheiden. Nur<br />
wenn gegenüber beiden Bakteriengruppen Wirksamkeit<br />
vorliegt, ist antibakterielle Wirksamkeit gegeben.<br />
18h<br />
19h<br />
20h<br />
21h<br />
22h<br />
23h<br />
4,2E+07<br />
24h 1,0E+00<br />
Material<br />
Kontrolle
Änderungen hinsichtlich<br />
der Testkeime<br />
Aktualisierungen der Norm betreffen vor allem den<br />
Testkeim. An Stelle des bisher in vorhergehenden<br />
Versionen der Norm eingesetzten, gram-negativen<br />
Testkeimes Klebsiella pneumoniae wird nun der nah<br />
verwandte Keim Escherichia coli angegeben, der labortechnisch<br />
einfacher zu handhaben ist. Prüfungen<br />
können dennoch nur von geschultem Personal und in<br />
einem mikrobiologischen Sicherheitslabor der Risikostufe<br />
2 durchgeführt werden, da es sich jeweils um potentielle<br />
Krankheitserreger handelt.<br />
Unverändert gegenüber der vorherigen Version bleibt<br />
der Nachteil, dass die in ihrem Zellaufbau unterschiedlichen<br />
gram-positiven Bakterien bei der Aktualisierung<br />
nicht ausdrücklich berücksichtigt wurden. In der<br />
Zielsetzung der überarbeiteten Norm wird jedoch auf<br />
eine Anwendung gegenüber einem breiten Spektrum<br />
von Mikroorganismen verwiesen, so dass der Einsatz<br />
weiterer beziehungsweise anderer Keime zulässig ist.<br />
Das <strong>PFI</strong> bietet daher weiterhin das bestehende, akkreditierte<br />
Verfahren mit den Testkeimen Staphylococcus<br />
aureus (gram-positives Bakterium) und entweder<br />
Klebsiella pneumoniae oder Escherichia coli (gramnegative<br />
Bakterien) an.<br />
Trotz der 2010 erfolgten Aktualisierung der Norm<br />
ASTM-E 2149 zur Bestimmung der antibakteriellen<br />
Aktivität von entsprechend ausgerüsteten Prüfgegenständen<br />
sind daher die Änderungen überschaubar.<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Bestimmung der lebendkeimzahl: Jede Kolonie<br />
(Punkt) entspricht einer lebensfähigen Bakterienzelle<br />
in der ursprünglichen Probe<br />
Über dieses und weitere Untersuchungsverfahren zur<br />
Bestimmung antimikrobieller Wirksamkeit gegenüber<br />
Bakterien und Mikropilzen informierten sich die Teilnehmer<br />
eines Ende Mai am International Shoe Competence<br />
Center in Pirmasens durchgeführten Seminars.<br />
Weitere Information:<br />
Diplom Biologin Michaela Würtz<br />
Telefon: +49 6331- 24 90 550<br />
E-Mail: michaela.wuertz@pfi-germany.de<br />
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36<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Gar nicht so banal<br />
Schuh-Accessoire mit „Seele“<br />
Jeder kennt sie. Jeder verwendet sie. Sogar Ötzi, die<br />
berühmte Gletschermumie, soll sich bereits ihres großen<br />
Vorteils bewusst gewesen sein und jedes Kind<br />
muss mühsam lernen, sie zu binden. Die Rede ist von<br />
Schnürsenkeln. Doch obwohl sie aus unserem Alltag<br />
kaum mehr wegzudenken sind, wissen die wenigsten,<br />
wie sie eigentlich hergestellt werden. Weil unsere<br />
Kunden uns die Frage stellten, wollen wir hier einen<br />
Einblick geben.<br />
Aufgeschnittener Schnürsenkel<br />
mit Gestrick als Seele<br />
PHySIK<br />
Ob „Schnürsenkel“, „Schnürbändel“, „Schnürriemen“,<br />
„Schuhbänder“ oder einfach nur „Senkel“ genannt –<br />
verwendet werden die zumeist geflochtenen oder gewebten<br />
textilen Erzeugnisse schon seit langer Zeit und<br />
das in verschiedensten Formen und Ausführungen:<br />
Runde und flache Varianten kommen genauso vor wie<br />
feine Senkel, die Hochzeitsschuhen würdig sind, oder<br />
grobe, robuste Bändel, die Arbeitsschuhe sicher schnüren.<br />
Manchmal ist ihre Oberfläche behandelt, manchmal<br />
nicht. Optisch wichtig ist außerdem die Farbe, so dass<br />
neben unifarbenen auch bunte Schnürsenkel auf<br />
dem Markt sind. Auch im Material unterscheiden sie<br />
sich: Während die einen aus Naturfasern wie Baumwolle<br />
hergestellt werden, bestehen die anderen aus<br />
Chemiefasern wie Polyethylen oder Polyamid, aus<br />
Fasermischungen oder sogar aus Leder. Aufbau und<br />
verwendeter Rohstoff bestimmen in hohem Maße die<br />
Eigenschaften des Schnürsenkels.
Welcher Schnürsenkel<br />
eignet sich für welchen Schuh?<br />
Oder besser gefragt: Was muss der Senkel aushalten<br />
und wie soll er aussehen? Damit sind schon die<br />
wesentlichen Aspekte genannt, die die Auswahl bestimmen:<br />
Da Arbeits-, Berufs-, Sicherheits- oder Wanderschuhe<br />
wesentlich höheren Beanspruchungen standhalten<br />
müssen als leichte Freizeitschuhe, versteht es<br />
sich, dass auch die Schnürsenkel den gehobenen Ansprüchen<br />
gerecht werden müssen. Empfehlenswert<br />
dafür sind dicke, stabile und reißfeste, kurz: robuste<br />
Senkel aus Synthesefaser. Im Idealfall sind sie außerdem<br />
rund, denn dann können sie – wie im Artikel<br />
beschrieben – in ihrem Inneren eine „Seele“ beherbergen,<br />
die ihre Stabilität erhöht. Auf diese Art gefertigte<br />
Schnürsenkel halten Scheuerbeanspruchungen<br />
und hohe Zugkräfte besser aus als flache Senkel,<br />
die aus Baumwolle gefertigt sind. Wie sinnvoll die<br />
hohe Festigkeit ist, dürfte jedem bewusst sein, der<br />
schon einmal Bergsteigen war und froh über sicheres<br />
und gut geschnürtes Schuhwerk.<br />
Deutlich weniger belastet werden lässige Freizeitschuhe<br />
oder Saisonware, die gerade in Mode ist. Hier<br />
sind der Phantasie hinsichtlich Material, Farbe und<br />
Verarbeitung keine Grenzen gesetzt. Sogar Schuhe<br />
mit Reißverschlüssen können zusätzlich Schnürsenkel<br />
haben. Deren ursprüngliche Funktion als Schuhverschluss<br />
spielt in diesem Fall keine Rolle mehr. Die<br />
Senkel dienen lediglich als Zierde. In den letzten Jahren<br />
spielen Optik, Farbe der Senkel und die Art ihrer<br />
Bindung eine immer wichtigere Rolle. Es gibt sogar<br />
Internetseiten, die sich der Kunst des Schuhbindens<br />
widmen und eine Vielzahl von außergewöhnlichen<br />
und ausgefallenen Bindemöglichkeiten vorstellen –<br />
googlen Sie mal „Schuhe binden“!<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Im Sportsektor haben sich für Laufschuhe flache, flexible<br />
und dehnbare Schnürsenkel bewährt, weil sie<br />
nicht so steif wie dicke, runde Senkel sind. Die Elastizität<br />
solcher Schuhbändel gewährleistet zusätzlich<br />
einen festeren Sitz der Schuhe. Außerdem öffnen<br />
sich ihre Knoten nicht so schnell. Dies hat einen klaren<br />
praktischen Vorteil, der die flache Variante auch<br />
für den Einsatz bei Kinderschuhen prädestiniert: weniger<br />
offene Senkel bedeuten weniger Stürze.<br />
Warum sich Schnürsenkel ungewollt öffnen, kann<br />
eine Vielzahl an Gründen haben: Zum einen spielt<br />
die Auswahl des Materials eine wichtige Rolle. Ist es<br />
eher rau, bietet es mehr Widerstand gegen ein Öffnen<br />
von Knoten und Schleifen. Zum anderen wirken<br />
sich Senkeldicke und -struktur (Dichte des Geflechts)<br />
auf die Steifigkeit von Schuhbändern aus. Je inflexibler<br />
die Schnürsenkel sind, desto leichter öffnen<br />
sich die zuvor mühsam gebundenen Schuhe wieder<br />
von selbst. Abgesehen von Rohstoff und Machart<br />
spielen aber auch Substanzen, die im Laufe der Fertigung<br />
auf das Material aufgebracht werden, eine<br />
wichtige Rolle. Sie können nicht nur auf die Rauheit,<br />
sondern auch auf die Flexibilität Einfluss nehmen.<br />
Ein genormtes Prüfverfahren, mit dessen Hilfe man<br />
beurteilen kann, wie leicht sich Schnürsenkel beim<br />
Tragen öffnen beziehungsweise welche in diesem<br />
Bereich bessere Eigenschaften haben als ihre Konkurrenten,<br />
gibt es zurzeit nicht. Bei welchem Bändel<br />
sich ein Knoten eher öffnet, kann – unter Berücksichtigung<br />
von Struktur, Aufbau, Steifigkeit und Reibungseigenschaften<br />
von Senkel und Material – lediglich<br />
ungefähr eingeschätzt werden.<br />
Nicht zu vergessen sind außerdem Schuhe, die besonderen<br />
Anforderungen standhalten sollen, wie zum<br />
Beispiel Feuerwehrstiefel. Diese müssen Hitze und Feuer<br />
trotzen, und natürlich dürfen sie niemals anfangen<br />
zu brennen. Deshalb werden sie bei der Herstellung<br />
mit flammhemmenden Substanzen ausgestattet.<br />
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38<br />
<strong>Newsletter</strong><br />
Wie ein geflochtener<br />
Schnürsenkel entsteht<br />
Produktionsort von Schnürsenkeln ist die Textilflechterei.<br />
Garne, die dort zur Weiterverarbeitung ankommen,<br />
müssen zunächst an sogenannten Spulmaschinen<br />
von der Ausgangsspule ab- und auf eine andere<br />
Hülse aufgewickelt werden, da für die Verwendung an<br />
der Flechtmaschine nur bestimmte Spulentypen geeignet<br />
sind. Die vollen Spulen werden nun auf Klöppel<br />
gesetzt. Diese befinden sich auf Flügelrädern, die sich<br />
während des Flechtprozesses beständig drehen.<br />
PHySIK<br />
Gar nicht so banal<br />
Schuh-Accessoire mit „Seele“<br />
Abb. 1: Herzog Flechtmaschine mit zwei Flechtstellen<br />
und je 16 Klöppeln (Bild: August Herzog Maschinenfabrik<br />
GmbH & Co. KG)<br />
Wird die Flechtmaschine (Abb. 1) in Gang gesetzt, so<br />
wandern die Klöppel – einige im und einige gegen<br />
den Uhrzeigersinn – in Schlangenlinien von Flügelrad<br />
zu Flügelrad (Abb. 2). Diese bilden bei der Herstellung<br />
von Rund- und auch den meisten Flachgeflechten einen<br />
Kreis, in dessen Mitte sich der „Flechtpunkt“ befindet.<br />
Dies ist der Ort, an dem alle Fäden zusammen<br />
laufen und das Geflecht gebildet wird. Während die<br />
Klöppel über die Flügelräder wandern, sind sie mal<br />
näher am Flechtpunkt und mal weiter davon entfernt.<br />
Dadurch entstehen Überkreuzungen von Fäden und<br />
somit die sichtbare Struktur des Geflechts.<br />
Abb 2: Darstellung des laufs der Klöppel (rot, blau)<br />
auf kreisförmig angeordneten Flügelrädern
Die unterschiedlichen Farb- und Struktureffekte der<br />
Schnürsenkel werden unter anderem durch Anzahl<br />
und Art der Flügelräder sowie durch das verwendete<br />
Garn erreicht. Zudem entscheidet sich an dieser Stelle,<br />
ob runde oder flache Schnürsenkel produziert werden.<br />
Runde Schnürsenkel warten mit einer weiteren Besonderheit<br />
auf: Neben dem sichtbaren Geflecht, welches<br />
den Mantel bildet, besitzen sie oftmals – gut versteckt<br />
in ihrem Innern – eine „Seele“. Hierbei handelt es sich<br />
überwiegend um weitere textile Materialien, also andere<br />
Garne, Zwirne oder Rundgestricke. Sie werden<br />
während der Produktion gesondert zugeführt und mit<br />
den später von außen sichtbaren Garnen umflochten.<br />
Doch wozu der ganze Aufwand? Die Schnürsenkel erhalten<br />
auf diese Weise andere gewünschte Eigenschaften:<br />
sie wiegen mehr, erreichen eine größere Zugfestigkeit<br />
oder sind besser dehnbar als ohne Seele.<br />
Die geflochtenen, viele Meter umfassenden Schnüre<br />
sind natürlich noch viel zu lang, um als Senkel zu dienen.<br />
Daher werden sie nun auf die gewünschte Länge<br />
beschnitten. Damit die Enden, „Nadeln“ genannt,<br />
nicht ausfransen, ist es nötig, sie zu fixieren. Hierfür<br />
wird Synthesefasermaterial mit Ultraschall zusammengeschweißt,<br />
so dass der typische „Stift“ entsteht. Alternativ<br />
können auch Stifte in Form von Kunststoff- oder<br />
Metallumhüllungen angebracht werden. Sie dienen<br />
nicht nur zum Schutz der Enden, sondern auch als Hilfe<br />
beim Einfädeln. Von diesem Komfort konnte Ötzi<br />
seinerzeit nur träumen!<br />
01.2011<br />
Magazin des Prüf- und Forschungsinstituts Pirmasens e. V.<br />
Prüfungen<br />
für Schnürsenkel am <strong>PFI</strong><br />
Das <strong>PFI</strong> bietet folgende Standardprüfungen<br />
für Schnürsenkel an:<br />
Scheuerfestigkeit (nach DIN EN ISO 22774)<br />
- Scheuern Senkel an Senkel<br />
- Scheuern Senkel an Öse<br />
Zugfestigkeit und Dehnung<br />
(in Anlehnung an DIN EN ISO 18691)<br />
- Prüfung im Anlieferungszustand<br />
- Prüfung nach Scheuerverschleiß<br />
Ausreißkraft Stiftelung<br />
Weiterhin kann das <strong>PFI</strong> in speziellen Fällen –<br />
jedoch nicht als Standardprüfung – testen:<br />
Wasserechtheit<br />
Feinheit, längenbezogene Masse<br />
Weitere Informationen:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Kai Tinschert<br />
Telefon: +49 6331 2490 - 16<br />
E-Mail: kai.tinschert@pfi-germany.de<br />
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<strong>Newsletter</strong><br />
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