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8 Nr. 3 – März 2011<br />

<br />

wur<strong>de</strong> jedoch ab 1941 von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Besatzungsmacht<br />

immer mehr isoliert. Doch trotz seines schlechten<br />

Gesundheitszustan<strong>de</strong>s (ab 1943 war er kaum noch<br />

in <strong>de</strong>r Lage sein Amt auszuüben) an <strong>de</strong>r Macht gehalten.<br />

Er diente gegenüber <strong>de</strong>n übrigen Staaten als „Aushängeschild“<br />

dafür, wie gut es die Reichsregierung mit<br />

<strong>de</strong>n Tschechen meinte und ihnen sogar <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>n-<br />

<br />

genommen. Unter nicht ganz geklärten Umstän<strong>de</strong>n ist<br />

er weinige Wochen danach in einem Gefängniskran-<br />

<br />

ein „Alibi“, <strong>de</strong>nn schon kurz nach <strong>de</strong>m Münchener<br />

Abkommen, bzw. <strong>de</strong>m „Anschluss“ <strong>de</strong>s Su<strong>de</strong>tenlan<strong>de</strong>s<br />

ans „Deutsche Reich“, im September 1938, hatte<br />

Hitler <strong>de</strong>r Wehrmachtsführung gegenüber erklärt, dass<br />

er „die Rest-Tschechei erledigen“ wolle. (Ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Tschechei ging an Polen, die Red.) So kam es, dass die<br />

Tschechei zwar eine eigene Armee und einen Präsi<strong>de</strong>nten<br />

hatte, aber bei<strong>de</strong> an die Weisungen <strong>de</strong>s „Reichsprotektors“<br />

Konstantin von Neurath gebun<strong>de</strong>n und damit<br />

Hitler unterstellt waren. Das nach „Außenhin“ so gute<br />

Verhältnis zwischen <strong>de</strong>n „Reichs<strong>de</strong>utschen“ und <strong>de</strong>r<br />

tschechischen Bevölkerung, zwischen bei<strong>de</strong>n Armeen,<br />

war nur „Schau“. Man ließ sogar eine ganze Weile zu,<br />

dass die Anweisungen <strong>de</strong>s „Reichsprotektors“ mit böhmischer<br />

Schlitzohrigkeit umgangen o<strong>de</strong>r verzögert umgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>n. Als es aber am 28. Oktober 1939, <strong>de</strong>m<br />

erstmals unter <strong>de</strong>utscher Besatzung gefeierten tschechischen<br />

Unabhängigkeitstag zu Massen<strong>de</strong>monstrationen<br />

gegen die Besatzer kam, bei <strong>de</strong>nen zwei Personen<br />

starben, wur<strong>de</strong>n neun „Rä<strong>de</strong>lsführer“ erschossen und<br />

1.200 Stu<strong>de</strong>nten (es waren hauptsächlich Stu<strong>de</strong>nten<br />

die <strong>de</strong>monstrierten, die Red.) ins KZ Oranienburg <strong>de</strong>portiert.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n ab diesem Tag die tschechischen<br />

Hochschulen geschlossen. Aber, das Leben<br />

„normalisierte“ sich wie<strong>de</strong>r und wer keinen Wi<strong>de</strong>rstand<br />

gegen die <strong>de</strong>utsche Besatzung leistete, hatte vergleichsweise<br />

wenig zu lei<strong>de</strong>n. Das wird auch in vielen<br />

Erzählungen unserer Landsleute so bestätigt. Es gab in<br />

<strong>de</strong>r Stadt, insbeson<strong>de</strong>re aber auf <strong>de</strong>m Land, aufgrund<br />

<strong>de</strong>r dort noch mehr vorhan<strong>de</strong>nen guten Nachbarschaft<br />

mit <strong>de</strong>n tschechischen Dorfbewohnern kaum Zwistigkeiten.<br />

Doch ab 1941, genauer gesagt am 24. September<br />

1941 än<strong>de</strong>rte sich das. „Reichsprotektor“ von Neurath<br />

wur<strong>de</strong> an diesem Tag „beurlaubt“. Formal wur<strong>de</strong> ihm<br />

als Vize SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich<br />

„zur Seite gestellt“. Heydrich hatte jedoch das Sagen.<br />

Hitler war das „leben und leben lassen“ Neuraths ein<br />

„Dorn im Auge“, also schickte er Heydrich. Dieser<br />

hatte bereits kurz nach seinem „Amtsantritt“ als SS-<br />

Obergruppenführer, am 2. Oktober 1939, also zwei<br />

Jahre bevor er „Reichsprotektor“ wur<strong>de</strong> erklärt (Zitat):<br />

„dass man <strong>de</strong>n tschechischen Arbeitern natürlich das an<br />

Fressen geben muss – wenn ich es also <strong>de</strong>utlich sagen<br />

darf – dass er seine Arbeit erfüllen kann.“ Man müsse<br />

aber „<strong>de</strong>n Tschechen zeigen, wer Herr im Hause ist.“<br />

Wohl um ein Exempel zu statuieren, ließ Heydrich <strong>de</strong>n<br />

damaligen tschechischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Alois<br />

chischen<br />

Wi<strong>de</strong>rstand verhaften und zum Tod verurteilen.<br />

Ebenso erging es 404 Oppositionellen. An<strong>de</strong>rer-<br />

seits verbesserte Heydrich die medizinische Betreuung<br />

tschechischer Arbeiter, ließ sie sozial besser absichern<br />

und schuf Stipendien, mit <strong>de</strong>nen tschechische Stu<strong>de</strong>nten<br />

an <strong>de</strong>utschen Hochschulen studierten konnten.<br />

<br />

auf „Linientreue“ eingeschworen. Und das Ganze war<br />

natürlich nicht ohne eigennützige Hintergedanken. In<br />

Wirklichkeit hatte Hitler das angeordnet, weil er dringend<br />

auf die tschechischen Facharbeiter und Wissenschaftler,<br />

<strong>de</strong>ren Fleiß und Wissen angewiesen war, um<br />

sie für die <strong>de</strong>utsche Rüstungsindustrie einzusetzen.<br />

Im Ausland jedoch entstand dadurch einmal mehr <strong>de</strong>r<br />

Eindruck, <strong>de</strong>n Tschechen ginge es unter <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

schen<br />

Exilregierung unter Edvard Beneš gar nicht. Im<br />

Gegenteil: Es wi<strong>de</strong>rsprach seinen, bzw. <strong>de</strong>n Interessen<br />

<strong>de</strong>r Exilregierung. Deshalb sandte die Exilregierung<br />

(per Flugzeug und Fallschirm) Agenten nach Prag, die<br />

am 27. Mai 1942 einen Anschlag auf Heydrich verübten.<br />

Eine Woche auch <strong>de</strong>m Anschlag starb Heydrich an<br />

<strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>r erlittenen Verletzungen. „Der Spiegel“<br />

(Son<strong>de</strong>rheft Geschichte 1/2011, das wir, neben Recherchen<br />

im Internet und bei Wikipedia als Quelle benutzen)<br />

schreibt dazu: „Grausam, wie es Beneš wohl erwartet<br />

hatte, übten die Deutschen Rache. Sie brannten<br />

das Dorf Lidice nie<strong>de</strong>r, erschossen 173 männliche Einwohner<br />

und verschleppten über 300 Frauen und Kin<strong>de</strong>r<br />

ins KZ. Lidice wur<strong>de</strong> zum Fanal. Die Weltmeinung<br />

über die scheinbar so schicksalsergebenen Tschechen<br />

schlug um. London und Paris annullierten ihre Unterschriften<br />

unter das Münchner Abkommen. Beneš war<br />

seinem Ziel, Zustimmung für die Vertreibung <strong>de</strong>r Su<strong>de</strong>ten<strong>de</strong>utschen<br />

zu gewinnen, ein Stück näher gekommen.“<br />

JG<br />

In <strong>de</strong>r Fortsetzung berichten wir, wieso die Russen<br />

(u.a.) so einen Hass auf die Deutschen hatten, über die<br />

„Wun<strong>de</strong>rgläubigkeit“ („Der Sieg ist unser“) <strong>de</strong>r Deutschen,<br />

die Wirksamkeit <strong>de</strong>r NS-Propaganda-Maschine<br />

(„Wollt ihr <strong>de</strong>n totalen Krieg?“), über Krieg und Vertreibung.<br />

Und ganz zum Schluss stellen wir, wie das<br />

Magazin „Der Spiegel“ die Frage: Warum gab es bis<br />

heute kein Vertreibungs-Tribunal, keine Anklage gegen<br />

die Vertreiber, wegen <strong>de</strong>s Verstoßes gegen das Völkerrecht?<br />

Bleiben sie uns treu!<br />

<br />

In <strong>de</strong>r Februar-Ausgabe hatten wir über die Gemein<strong>de</strong>ratssitzung<br />

in Dobrenz (Dobronin) informiert und<br />

darüber, dass dort das Thema „Ge<strong>de</strong>nkstein für die<br />

Opfer <strong>de</strong>s Massakers“ am 12. Februar auf <strong>de</strong>r Tagesordnung<br />

steht (stand). Landsmann Johann Niebler, <strong>de</strong>r<br />

die Hinterbliebenen <strong>de</strong>r Opfer vertritt, sollte zu diesem<br />

Tag die entsprechen<strong>de</strong>, beglaubigten Vollmachten vorlegen.<br />

Das ist, bis auf zwei Ausnahmen, geschehen.<br />

Bürgermeister Vlach hatte, auch das hatten wir berichtet,<br />

eine Bürgerbefragung angeregt. In <strong>de</strong>r Sitzung vom<br />

12. Februar 2011 wur<strong>de</strong> dieser Antrag <strong>de</strong>s Bürgermeisters<br />

vom Gemein<strong>de</strong>rat abgelehnt. Als dann auch keine<br />

generelle Ablehnung zur Aufstellung <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nksteins<br />

in Kreuzform im Gemein<strong>de</strong>rat erzielt wer<strong>de</strong>n konnte,

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